FINANZPLATZ WIRTSCHAFT
sungen werden teurer und dauern länger. Westliche Firmen, die in Russland produzieren, sind insofern betroffen, weil Im- und Exporte sowie Einkäufe im Land nicht mehr einfach möglich sind.
China als Profiteur
„Abhängigkeit von russischem Gas bleibt bis 2030.“
die Sanktionen erst mittel- bis langfristig wirken und kurzfristig nicht zum Rückzug Russlands aus der Ukraine führen.
Wer sitzt am längeren Hebel? Bleibt die Gretchenfrage: Wem schaden die Sanktionen mehr, was steht für beide
KARLHEINZ KOPF
Russland hat aber schon Alternativen
Seiten auf dem Spiel? In einer ersten Ein-
entwickelt und arbeitet an Umgehungs-
Als mindestens so wirksam wie Swift
schätzung des Kiel Instituts für Weltwirt-
lösungen. China ist so ein Land und wird
erachten Experten die Maßnahmen ge-
schaft (IfW) und des Wifo wird Russland
laut Felbermayr von den Umgehungs
gen die Zentralbank, deren Vermögens-
langfristig deutlich im Nachteil gesehen.
geschäften profitieren. Nach der Annexi-
werte eingefroren wurden. Damit kann
„Halten Sanktionen lange an und sind
on der Krim, als Russland schon mit dem
die Zentralbank ihre Devisenreserven
sie umfassend, kann sich ihr politisches
Swift-Ausschluss bedroht wurde, entwi-
und Goldbestände im Gesamtwert von
Wirkungspotenzial vergrößern. Nach ei-
ckelte die russische Zentralbank das ei-
640 Milliarden US-Dollar zur Stabilisie-
ner Anpassungsphase im Welthandel
gene System SPFS. Die Bank of China ist
rung der Wirtschaft und vor allem zur
wird Russland deutlich geschwächt da-
ihr bislang einziger Kooperationspart-
Stützung des rasant abwertenden Rubel
stehen, der Schaden für die Alliierten
ner außerhalb Russlands. Mit China ent-
nicht mehr einsetzen. Das Worst-Case-
ist dagegen überschaubar“, sagt Felber-
wickelte Russland auch eine eigene Kre-
Szenario wäre ein Währungscrash und
mayr. Man könne hoffen, dass die Sank-
ditkartenfirma, die den Rückzug von Visa
ein Zahlungsausfall des Landes. Auch da-
tionen auch dahingehend wirkten, dass
und Mastercard abfedern soll.
rauf setzt der Westen – im Wissen, dass
der Widerstand im Land wachse.
DIE WELT BRAUCHT ÖSTERREICH JETZT Die Alpenrepublik hat stets eine Sonderrolle in den Beziehungen des Westens zu Moskau gespielt. Das muss sie jetzt erst recht.
Ö
VITA OLIVER STOCK Korrespondent Deutschland „Börsianer“ Als Korrespondent (55) des „Börsianer“ berichtet der gebürtige Deutsche über spannende Entwicklungen in der Finanz- und Wirtschaftswelt Deutschlands.
sterreich ist der engste Verbün-
koil vorbei, wo gerade dessen Westeuro-
seinem System kann Österreich nicht ab-
dete Russlands im Westen. Sei-
pa-Zentrale errichtet wird. Und ganz EU-
seitsstehen. Es macht mit, auch wenn es
ner Regierung gelang es 1955, die
Europa erinnert sich daran, als in Wien
wehtut. Aber es könnte seine guten Be-
russischen Besatzer zum Abzug zu bewe-
dem russischen Potentaten Putin 2014
ziehungen zu beiden Kriegsparteien nut-
gen, wozu Deutschland 35 Jahre länger
der rote Teppich ausgerollt wurde, gerade
zen. Es könnte seine Neutralität, die es
und eine Revolution im Osten brauchte.
als sich Russland auf der Krim anschickte,
immer hervorholt, wenn es nichts kostet,
Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs
die Ukraine zum ersten Mal anzugreifen.
einmal aktiv ausspielen und zum Mak-
ist das Land die Brücke nach Moskau.
„Wir gehören nicht zu jenen, die ständig
ler zwischen den Kriegsparteien werden.
Zahlreiche Unternehmen wie der Öl-
diese Sanktionskeule schwingen, in dem
Nicht Ankara, nicht Tel Aviv und schon
und Gasriese OMV, der Baukonzern Stra-
Vertrauen, das würde das Problem lösen“,
gar nicht Peking sind der Ort für Friedens-
bag, das Öltechnologieunternehmen Pe-
sagte der damalige Kanzler Faymann.
verhandlungen, die diesem Krieg mitten
trowelt oder Banken wie Raiffeisen und
Und heute? Angesichts der Kriegs
in Europa ein Ende setzen müssen. Son-
Unicredit Bank Austria sind im Reich von
gräuel in der Ukraine sowie der weltwei-
dern es ist Wien. Die Welt braucht Öster-
Wladimir Putin stark engagiert. Wer durch
ten Empörung über Putins Angriffskrieg
reich jetzt. Österreich muss endlich seine
Wien schlendert, kommt am Schwar-
und angesichts harter Sank tionen des
Sonderrolle nutzen. Doch davon ist offizi-
zenbergplatz am neuen Palast von Lu-
Westens und der EU gegenüber Putin und
ell bisher nichts zu vernehmen. n
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