Titelgeschichte
Auf der
Karriereleiter nach oben
Im Jahr 2020 bleibt den Frauen in vielen Bereichen von Wirtschaft, Forschung und Technik über das Finanzwesen bis hin zu politischen Ämtern der Ein- oder sogar Aufstieg in Führungspositionen immer noch verwehrt. Von einer Gleichberechtigung ist man in Italien und Südtirol genauso wie in den meisten europäischen Ländern noch weit entfernt. Doch woran liegt es, dass „Frau“ keinen Fuß in die Tür bekommt?
Im 5. Forschungsbericht zur Beschäftigungslage von Frauen, der 2019 erschienen ist und den bezeichnenden Titel „Viel Prekariat, wenig Führungskräfte“ trägt, heißt es, dass vor allem die Unvereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Geschlechter-Klischees dafür verantwortlich sind: „Weiterhin ist der Weg der Frauen mühsam und reich an Hindernissen, sei es in der Präsenz am Arbeitsmarkt (Quantität) als auch in Bezug auf die mögliche berufliche Weiterentwicklung und Laufbahn (Qualität). Weibliche Führungskräfte sind selten; Ursache dafür sind die fortwährend bestehenden Probleme, wie fehlende Dienste, um Familie und Beruf vereinbaren zu können, und die sich hartnäckig haltenden Geschlechter-Klischees.“ Kindererziehung sowie die Pflege
18
Erker 11/20
von Angehörigen liegen hauptsächlich in den Händen der Frauen und sind damit tatsächlich ein großes Hindernis für einen beruflichen Aufstieg. Abhilfe könnten hier, wie vom Beirat zur Förderung des weiblichen Unternehmertums gefordert, mehr und besser abgestimmte Bildungs- und Betreuungsmodelle von null bis 14 Jahren sein, wobei auch Betriebe einen Beitrag dazu leisten könnten. Davon abgesehen liegt es aber auch an den Frauen selbst, sich neue Wege und berufliche Perspektiven zu erschließen oder, wie Landesrätin Waltraud Deeg es formuliert, „sich breit aufzustellen“. Es herrscht keine homogene Verteilung der Geschlechter in den einzelnen Wirtschaftssektoren, in einigen sind Frauen stark unter-,
in anderen dagegen überrepräsentiert, gleichzeitig bleibt ihnen der Aufstieg in Führungspositionen verwehrt – sie stoßen an die sogenannte „Gläserne Decke“. Ein Aufbrechen dieser Geschlechtertrennung, zumindest auf politischer Ebene, sollte das im März 2010 in Kraft getretene Gleichstellungsgesetz bewirken, das die Einhaltung eines ausgewogenen Geschlechterverhältnisses bei der Besetzung von Gremien durch den Landtag oder die Landesregierung vorsieht; dasselbe gilt im übrigen auch für die Gesellschaften mit Landesbeteiligung. Frauen als Unternehmerinnen Frauen sind zwar im Handwerkssektor auf dem Vormarsch, wie
Petra Holzer, Vorsitzende der Frauen im lvh, berichtet, dennoch sind sie in den Entscheidungsprozessen der Wirtschaftsunternehmen kaum eingebunden und in den Führungspositionen unterrepräsentiert, so zumindest das Fazit der Handelskammer, der es ein zentrales Anliegen ist, die Rolle der Frau in der Wirtschaft zu stärken – denn: Nur jedes fünfte Unternehmen in Südtirol ist weiblich. Ende 2019 waren 10.680 Frauenunternehmen bei der Handelskammer Bozen gemeldet. Dies entspricht 18 Prozent der Gesamtzahl der Unternehmen in Südtirol. Der Großteil von ihnen ist im Hotel- und Gastgewerbe (26,7 %), in der Landwirtschaft (26,2 %) und