ERKER 11 2020

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Wipptaler Sumserin

Long hot’s getaurt, jo frisch iber dreißig Johr hobmer wortn gemießt, dass sich der Erker endlich amol mit ins Fraudn beschäftigt. Und derbei warn mir Weiber schun wichtig! Unhebm tat i schun amol lei dermit, dass sich die Mander schun bewusst sein mießn, dass mier die Kinder kriegn und meahr oder wieniger a foscht alluene auziechn. Sischt hearat die Menschheit boldamol wieder au. Ober nebm die häuslichn und familiärn Aufgobm sein genau mier de, de wos in olle Bereiche gor eppas leischtn. Schaug her, wievl Fraudn Gschäftsfiererin vin a groaßer Firma sein, wer olls Bankdirekterin isch und a wer olls a Goschthaus oder a Hotel zi fiehrn hot. Und a in Spitol wur’s woll epper letz ausschaugn, wenn nit mier Fraudn den Betrieb aufrecht erholtn tattn. Iatz nit um zi larmen, ober uens mueß man festholtn: Grod ba die Ungschtelltn isch’s asou, dass a Frau fir die gleiche Orbat olm wieniger verdient as wie a Louter. Nemp zin Beischpiel an Koch: Der weard olm meahr kriegn as wie die gleich guete Köchin, und sou geaht’s olm weiter. Und wenn mer noar va der Rente oder holt der Pension redn, dert schaug’s nou letzer aus. Deswegn terfn mir Weiber nit augebm und mießn ins wehrn. Weil „Frauenpauer“ soll nit lei a moderns Wort bleibm. Ober ba den longin Artikl über die Weiber hon i woll long gsuecht, ober iber mi hobmse wieder nicht gschriebm. A bissl enttaischt bin i woll, ober i wear’s iberlebm.

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Erker 11/20

„Was wollt ihr Frauen eigentlich?“ Die Einstellung, sich eine Aufgabe nicht zuzutrauen, scheint eines der größten Hindernisse für Frauen zu sein, verantwortungsvolle Aufgaben in der Politik zu übernehmen. Auch Elsa Pürgstaller Ralser hätte 1999 das Angebot, das Amt der Vize-Bürgermeisterin in der Gemeinde Freienfeld zu übernehmen, beinahe abgelehnt. Erker: Frau Pürgstaller Ralser, 1999 wurden Sie zur ersten Vize-Bürgermeisterin des Wipptales ernannt. Was waren ihre Erfahrungen? Elsa Pürgstaller Ralser: 1990 befand ich mich in einer ungewohnten Situation, als ich nicht nur als erste Frau in den Freienfelder Gemeinderat gewählt wurde, sondern auch als einzige. Ich sah mich damals 14 Männern gegenüber, habe aber bald die Erfahrung gemacht, dass das Geschlecht keine allzu große Rolle spielt. Es ging um die Zusammenarbeit vieler Personen mit verschiedenen Ansichten und Meinungen. Nachdem ich mich für die Anliegen der Bevölkerung eingesetzt, mich vor allem für die Probleme der Bürger interessiert und mich dementsprechend auf die Sitzung vorbereitet habe, wuchs der Respekt meiner männlichen Kollegen mir gegenüber. Ich habe die mir übertragenen Aufgabenbereiche entsprechend meiner Wertehaltung und so, wie ich es für richtig hielt, übernommen und so kam es schließlich 1990 dazu, dass ich vom damaligen Bürgermeister Ferdinand Rainer gefragt wurde, ob ich das Amt der Stellvertreterin übernehmen möchte. Welche Gedanken sind Ihnen da durch den Kopf gegangen? Ich war mir der großen Verantwortung bewusst und der Gedanke daran ließ mich im ersten Moment zurückschrecken. Das habe ich Bürgermeister Rainer auch so erklärt, worauf er mich fragte: „Was wollt

ihr Frauen eigentlich? Zuerst beklagt ihr euch, dass euch die Männer keine Verantwortung übertragen, und sobald ihr die Möglichkeit dazu bekommt, wollt ihr sie nicht!“ Ich musste ihm Recht geben und habe daraufhin das Amt übernommen. Ich habe dies als Anerkennung meiner Person empfunden und als einen Beitrag für die Stärkung der Frau. Ich habe versucht, mich in den verschiedenen Gremien der Gemeinde bestmöglich einzubringen. Nachdem ich sehr vom sozialen Gedanken geprägt war, habe ich mich stark für die Belange von Familien und Menschen mit Problemen, aber auch für Umweltbelange eingesetzt. Als Frau ist man sensibler, Solidarität wird gelebt. Dadurch unterscheiden wir uns von den Männern. Es ist wichtig, dass Entscheidungsgremien mit Vertretern beider Geschlechter besetzt werden, weil dadurch die unterschiedlichen Sichtweisen zum Tragen kommt. Allerdings mache ich in der heutigen Zeit immer wieder die Beobachtung, dass Frauen, die in höhere Positionen aufsteigen, zu knallharten Managerinnen werden, es den Männern gleichtun, sie sogar übertrumpfen wollen. Vielleicht glauben sie, dass sie dadurch mehr Anerkennung erhalten. Ich bin der Meinung, dass wir als Frauen diese unsere ureigene Haltung und Sensibilität bewahren sollten, denn Menschlichkeit und Solidarität sind in unserer Gesellschaft mehr denn je gefragt. Heute wie damals übernehmen Gemeinderätinnen Sozialressorts, aber nicht Bereiche wie Wirtschaft, Finanzen oder Straßenbau. Das mag zutreffen, allerdings war ich als Vize-Bürgermeisterin nicht nur für die Seniorenthemen, Schulen, Kindergärten und Umwelt zuständig, sondern konnte auch sehr

viele Ideen und Projekte wie den Bau der Grundschule und des Kindergartens von Trens, die Errichtung der Altenwohnungen in Trens oder des Recyclinghofes in der Gemeinde Freienfeld umsetzen. Von der Planung über die Baustellenleitung bis zur Inbetriebnahme war ich in den verschiedenen Projekten maßgeblich eingebunden und dafür verantwortlich. Ich hatte in dieser Hinsicht das volle Vertrau-

en des Bürgermeisters und auch den vollen Respekt seitens der Architekten, Ingenieure und Baufirmen erfahren. Man hat mir nie zu verstehen gegeben: „Du bist nur eine Frau, du verstehst von all dem nichts!“ Dennoch besteht noch immer das vielleicht auch begründete Vorurteil, dass sich Frauen zu wenig für technische Belange interessieren. Viele Frauen trauen sich immer noch nicht zu, auch technische Fachbereiche zu übernehmen. Männer scheuen sich nicht vor solchen Aufgaben, obwohl ihnen manchmal die nötigen Kompetenzen und das erforderliche Wissen fehlen. Wir Frauen haben das Problem, uns selbst viel zu kritisch zu sehen und uns selbst nicht genügend Wertschätzung für unsere Leistung entgegenzubringen. Dass Frauen auch technische Aufgaben kompetent verwalten können, dass beweisen viele tagtäglich in ihren Berufen. at


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