Kultur
Vom Schrammacher bis zum Wilden Freiger „Ich war auf der Suche nach dem besonderen Reiz, der vom Wipptal und seinen Seitentälern ausgeht – und ich glaube, das Geheimnis liegt in der Ruhe“, erzählt Regisseurin Stefanie Fuchs begeistert. Mit einer zweiteiligen Berg-Dokumentation über das Wipptal hat die gebürtige Pfitscherin gerade ihr Regiedebüt gefeiert. Der erste Teil „Das Wipptal – Ein Winter am Brenner“ wird am 30. November ausgestrahlt, der zweite Teil wird am 17. Mai 2021 auf Sendung gehen. Für Fuchs, die bereits seit sieben Jahren für den Sender „Servus TV“ tätig ist, war die Regiearbeit über ihre eigene Heimat ein langgehegter Traum. „Ich komme von hier und kenne die Leute, ich möchte diese Aufgabe übernehmen“, erklärte die 38-Jährige ihrem Vorgesetzten, als die Entscheidung für eine Berg-Dokumentation über das Wipptal fiel. Fuchs führte dabei nicht nur Regie, sondern schrieb auch das Drehbuch und war für die Suche und Auswahl der Protagonisten sowie der Drehorte verantwortlich. Im Fokus des Zweiteilers, finanziert u. a. auch mit Mitteln des Interreg-Programms, stehen bergbegeisterte Menschen, die entlang der Brennergrenze le-
© Servus TV
Servus-TV-Doku über das Wipptal
Am Sandesjoch mit Manfred Pranger und Arthur Lanthaler
ben, und ihre Geschichten. Der Grenzverlauf zieht sich dabei wie ein roter Faden durch den Film und hat die Menschen dies- und jenseits des Brenners, einer Region, die einst zusammengehörte, stark geprägt – und obwohl die Grenzbalken längst gefallen sind, ist das Trennende immer noch spürbar. So verfolgt die Dokumentation auch das Ziel, die Wipptaler einander wieder näher zu bringen. Beispielhaft ist dafür die Geschichte von Natalie Ploner aus Pflersch, deren größter Wunsch es war, einmal in ihrem Leben den Tribulaun zu besteigen. Gemeinsam mit einem Nordtiroler Bergführer ist das Film-Team mit Ploner vom
ANGEKOMMEN „Ich habe das große Glück, dass ich meine Leidenschaft zum Beruf machen konnte“, so Stefanie Fuchs über ihren beruflichen Werdegang. Nach der Oberschule arbeitete sie in Sterzing in einer Bankfiliale, bevor sie sich zu einem Studium der Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt Journalismus, Rhetorik und Neue Medien in Salzburg entschied, das sie 2014 mit dem Doktorat abschloss. Im Rahmen eines Journalistenaustauschs arbeitete Fuchs als Fellow Producer beim Nachrichtensender CNN in Washington DC und war anschließend für Servus TV als Reporterin tätig. Nach der Geburt ihres Sohnes wechselte sie in die Redaktion „Bergwelten“ des österreichischen Privatsenders, wo sie für die inhaltliche Gestaltung von Dokumentarfilmen – vorrangig Bergdokus mit Südtirol-Bezug – zuständig ist. Fuchs lebt mit Mann11/20 und ihrem dreijährigen Sohn am Attersee in Oberösterreich. 46ihremErker
Skitour auf den Schrammacher mit der Nordtiroler Fotografin Viktoria Hörtnagl
Gschnitztal aufgebrochen, um den Pflerer Hausberg vom nördlichen Wipptal her kennenzulernen. „Als wir den Gipfel erreichten, sind Tränen geflossen“, erzählt Fuchs. „Wir mussten nichts inszenieren, sondern diese emotionalen Momente einfach nur mit der Kamera einfangen.“ Auch für sie selbst, die sich seit ihrer Jugend fürs Bergsteigen begeistert und zum ersten Mal auf dem Gipfel des Tribulaun stand, sei dieser Moment sehr bewegend gewesen. Corona, „neue alte“ Grenzen und perfekte Schneebedingungen Die Dreharbeiten zu „Das Wipptal – Ein Winter am Brenner» begannen bereits im Dezember letzten Jahres – noch vor Corona. „Zum Glück“, so Fuchs, „konnten wir den Großteil der Dreharbeiten abschließen.“ Allerdings fehlte noch eine Frühjahrs-Skitour auf das Sandesjoch, die am 7. Mai dann doch noch bei perfekten Bedingungen nachgeholt werden konnte. Eigentlich hätte dafür der ehemalige Skirennläufer Patrick Staudacher aus Pflersch vor der Kamera stehen sollen, aufgrund der Einreisebestimmungen war es jedoch nicht möglich. Und da war sie wieder –
die Grenze. „Als ich am Sandesjoch stand und in das Pflerschtal hinuntergeschaut habe, hatte ich plötzlich große Sehnsucht nach meiner Familie und meinen Freunden“, so Fuchs. Ein sehr schlimmer Moment, wie die Pfitscherin erzählt. Für die Szene konnte Arthur Lanthaler gewonnen werden, der neben Manfred Pranger das winterliche Wipptal von seiner schönsten Seite zeigt. Der österreichische Ski-Star hat nebenbei bemerkt ein wenig die Hauptrolle übernommen und wird den Zuschauer durch den ersten Teil der Dokumentation führen. Gezeigt wird der Winter in den Brenner Bergen in all seiner Pracht und was man in den Wipptaler Seitentälern zu dieser Jahreszeit alles unternehmen kann: vom Frühwinter über den Hochwinter bis zum Hereinbrechen des Frühlings – sogar im Mai kann man bei den perfektesten Bedingungen noch Skitouren machen. Das Wipptal von Ost nach West Der zweite Teil, die Sommer-Doku, nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise von Ost nach West. Der dramaturgische Bogen wird vom Sonnenaufgang am Schrammacher bis