Umwelt
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Borkenkäferexplosion im Wipptal Wer sich zurzeit durch die verschiedenen Talschaften des Wipptales bewegt, kann in verschiedenen Tallagen, Hangseiten und Höhenstufen kleinflächige Waldbestände mit einer fahl grünen, leicht orangen bis hin zu einer braunen Färbung beobachten. In vergangenen Jahren ist dieses Phänomen erst im Herbst aufgetreten. Der Grund dafür ist eine hohe Borkenkäferpopulation, welche die Fichtenbestände bedroht. Die erste Generation des europaweit bedeutendsten Forstschädlings, des Buchdruckers, hat sich nämlich bereits vollständig entwickelt und ist Mitte Juli ausgeflogen, um eine zweite Generation zu bilden. Während sich im vergangenen Jahr im Wipptal aufgrund der vorwiegend kühlen Witterung im Frühsommer keine zweite Generation entwickeln konnte, spielt dem Borkenkäfer das heurige Wetter in die Karten. Bereits der Mai war überdurchschnittlich warm, gefolgt von
einem heißen und trockenen Juni und Juli – ideale Entwicklungsbedingungen für den Forstschädling. Wenn der Sommer in dieser Form weiterverläuft, kann sich im Frühherbst sogar eine dritte Generation – zumindest im Ansatz – entwickeln.
chen so die Leitungsbahnen der Bäume (Transport der Nährstoffe von den Blättern in die Feinwur-
ab. Von Woche zu Woche steigt die Zahl der betroffenen Bäume in den Wäldern.
Massenvermehrung des Borkenkäfers Die Massenvermehrung des Borkenkäfers ist in den letzten Jahren schleichend vorangegangen. Stehende Bäume sind damals kaum befallen worden. Doch während in den vergangenen Jahren noch das liegende Sturm- und Schneedruckholz von 2018 bis 2020 als Brutmaterial zur Verfügung stand, taugt dieses Schadholz aufgrund der fortgeschrittenen Trocknung heuer nicht mehr zur Vermehrung. Als Alternative dazu werden nun stehende Bäume, die aus verschiedensten Gründen geschwächt sind, befallen. Die Borkenkäfer legen Brutsysteme unter der Rinde an und unterbre-
Die Brutsysteme unter der Rinde unterbrechen die Leitungsbahnen der Bäume.
zeln). Die Feinwurzeln bekommen dadurch keine Nährstoffe mehr und sterben ab. Dies ist für den Baum verheerend, da diese Feinwurzeln hauptsächlich für die Wasseraufnahme zuständig sind. Der Baum bekommt kein Wasser mehr, vertrocknet und stirbt schließlich
Die Käferexplosion wurde besonders von Schadholz, das längere Zeit im Wald verblieben ist, begünstigt. Nach den Sturm- und Schneedruckschäden von 2018, 2019 und 2020 wurde das sich anbahnende Problem der Käferschäden durch liegenbleibendes Schadholz von
Erker 08/22
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