Zum Autor Verbandsobmann Bernd Rießland studierte Klavier und Bauingenieurwesen. Nach Stationen im Wirtschaftsministerium, bei Erste Bank und Wirtschaftsagentur Wien ist er seit 2010 Vorstandsmitglied der SOZIALBAU AG.
Was kann die Bauwirtschaft zur Erreichung der Klimaziele beitragen? Kommentar: Bernd Rießland
Unterschiedliche Auswirkungen
Diese neuen Kriterien werden sich einerseits auf große Wohnbauunternehmen auswirken, da diese einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen müssen und dieser auch geprüft wird. Andererseits
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ImmoFokus
wird sich die Verordnung auf die Vergabe von Kapitalmarktdarlehen auswirken. Eine nachhaltige Klassifizierung könnte zu besseren Kreditkonditionen führen. Offen ist, wie hoch der bürokratische Aufwand diesbezüglich wird.
Energieeffizienz um jeden Preis?
Eine zweite europäische Richtlinie ist zwar nicht neu, wird aber momentan überarbeitet: Die Gebäuderichtlinie. Auch hier wird einiges wieder an die Nationalstaaten zurückgespielt, die nun für die praktische Umsetzung Rahmenbedingungen konkretisieren müssen. Wichtigstes Ziel dieser neuen Richtlinie ist es, dass bis 2050 alle Häuser in der EU emissionsfrei sein sollen. Wie das in der Praxis aussehen soll, ist noch offen. So wird sich der akute Facharbeitermangel bei diesem Sanierungsvolumen noch weiter verstärken. Auch stellt sich die Frage, ob eine Energieeffizienz um jeden Preis sinnvoll ist oder ob nicht eher eine Dekarbonisierung der Energieträger für Heizen und Strom im Vordergrund stehen sollte. Was bringt ein Haus, das perfekt gedämmt ist, aber Strom aus Kohle, Öl, Gas oder Kernenergie nutzt? Die Umdefinition von Gas durch die EU als grüne (fossilfreie?) Energie dürfte hier nicht mit der Wirklichkeit der Klimaprobleme, aber auch nicht mit den Anforderungen des Kapitalmarktes, der von immer größerem Klimabewusstsein geprägt ist, zusammenpassen. Zuletzt hat sich der Chef der Europäischen Investitionsbank dazu sehr klar ablehnend geäußert. Langfristig denkende Sektoren wie der Baubereich sollten hier die langfristige ökonomische Wirklichkeit nicht aus den Augen verlieren und weiter den Umstieg auf fossilfreie Energieträger forcieren. Nicht zuletzt sind auch die Kosten ein wichtiges Thema was auch klar für diesen Weg spricht, wenn man die Preisentwicklungen bei Gas der letzten Monate verfolgt. Klar ist: Wir als gemeinnützige Bauvereinigungen müssen weiterhin leistbares Wohnen ermöglichen.
Fotos: Horst Dockal, Adobe Stock
Auf europäischer Ebene wurde im Rahmen des Green Deals die EUTaxonomie-Verordnung geschaffen, um das einheitlich zu definieren. Die EU will mit solchen Maßnahmen den wirtschaftlichen Aufschwung vorantreiben und den Klimawandel aufhalten. Die neue Verordnung, die demnächst in nationale Gesetze gegossen wird, betrifft alle Wirtschaftsbereiche und somit auch den Gebäudesektor – im Neubau, bei Sanierung und beim Erwerb von Gebäuden. Der Primärenergiebedarf im Neubau muss demnach mindestens zehn Prozent unter dem Schwellenwert eines Niedrigstenergiehauses liegen. Auch beim Sanieren ändert sich etwas: Diese müssen den Bedingungen für umfangreiche Renovierungen nach nationaler Definition entsprechen. Beim Kauf von neu errichteten Gebäuden gelten dieselben Regeln wie beim Neubau.