ImmoFokus Ausgabe 01/2022

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Zum Autor Michael Pisecky ist Geschäftsführer der s Real und Obmann der Wiener Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder.

Günstig und bald kalt – teuer und noch zeitgemäß? Kommentar: Michael Pisecky

Wir (er)leben in einer Branche, der es seit 15 Jahren trotz Finanzkrise und nun Gesundheitskreise ziemlich gut geht. Dazu kommen noch externe Faktoren, die immer wieder diese Entwicklung gefördert haben: Nach der Finanzkrise der Wunsch in Sachwerte zu veranlagen. Das extrem niedrige Zinsniveau und die Erhöhung der Geldmenge durch die Zentralbanken, welche die Nachfrage und das Investment in Immobilien gesteigert haben. Der Wunsch im Eigentum und auch im Grünen zu wohnen. Wie gehen wir als Gesellschaft und auch als Mitglieder der Branche damit um? Die Investitionen in Immobilien stiegen jährlich, mittlerweile auf über 40 Milliarden Euro in Österreich. Die Neubauleistung ist so hoch wie noch nie, die Preise steigen getrieben von der Nachfrage, der Grundstücksknappheit und den steigenden Baupreisen weiter.

Grundlegende Denkfehler

Das leistbare Wohnen, seit über zehn Jahren politscher Dauerbrenner, erhält durch die Entwicklung im Immobilienmarkt laufend neue Treiber. Es ist falsch, dass die Mietkosten, wie AK und Mietervereinigung publizieren, um 100 Prozent gestiegen sind. Es ist unverständlich, warum die Indexanpassung bei Richtwertmieten wieder ausgesetzt werden soll. Es ist in einer sozialen Marktwirtschaft nicht adäquat eine Mietpreisregelung für alle Wohnungen zu erreichen, Stichwort Universalmietrecht. Es führt zu einer weiteren Senkung der Sanierungsrate und damit zu einer Verschlechterung der Häuser sowie einem Stopp der Verbesserungsinvestitionen – somit läuft es gegen alle Bemühungen rund um die Klima- und Umweltpolitik. Wir laufen Gefahr, dass günstig Wohnen bald nicht mehr beheizbar ist, was dem Wort Kaltmiete eine neue zynische Bedeutung einräumt. Der Immobilienbereich ist zwar „nur“ für ein Drittel der CO₂- Emissionen verantwortlich, aber die Umstellung erfordert mehr als zwei Drittel der Investitionen, die insgesamt für

die Erreichung der Klimaziele erforderlich sind. Warum sollen all jenen, die jetzt schon günstig wohnen, auch noch eine reale Mietermäßigung beschert, Investitionen verhindert und der Bestand an Wohnungen verschlechtert werden? Da ist die Sache der Mietervertreter nicht zu Ende gedacht. Soll am Ende die öffentliche Hand mit Riesenförderungen sanieren müssen? Das ist ein teurer Weg!

Weltfremdheit der Politik

Die Forderung der Wiener FPÖ, die Stadt Wien möge garantieren, dass die Mieten im Gemeindebau nicht indexiert werden, ist der Gipfel dieser Forderungen. Die Stadt Wien kann jetzt schon die Erhaltung und Verbesserung ihrer Häuser nicht zur Gänze aus den Mieteinnahmen finanzieren, sondern braucht dazu auch Sanierungsförderungen aus dem Budget. Und zum Universalmietrecht: Jetzt gilt die Preisregelung nach dem Errichtungsjahr des Wohnhauses, das wirkt mittlerweile willkürlich. Im Universalmietrecht soll es nach 20, 30 oder mehr Jahren automatisch erfolgen. Die Vergemeinschaftung des Wohnbaus ist die Folge, nur noch die Erhaltung nicht die Verbesserung der Häuser ist die Folge, somit wiederum Sanierungsrückstand. Es wäre nahliegend den Zustand des Hauses als Kriterium heranzuziehen, um in Zukunft alle Gebäude in einem Zustand zu wissen, die den Klimaerfordernissen standhalten. Das ist billiger als nachher öffentlich zu sanieren. Und um die Leistbarkeit zu gewährleisten, hören wir bitte mit dem Gießkannenprinzip auf. Aktuell sind alle Altmieter die Profiteure des geltenden Mietpreisregimes. In Zukunft sollen alle beitragen, dass die Häuser einen zeitgemäßen Zustand aufweisen und Personen, die eine Unterstützung brauchen und diese im sozaalen Wohnbau nicht finden, soll ein Mietzuschuss solange er wirklich benötigt wird, gewährt werden. Das wäre günstiger, umweltadäquat und sozial treffsicher. Ich freue mich drauf!

Ausgabe 01|2022

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