Die Möglichkeit der Kurzarbeit respektive die Unterstützung durch Kurzarbeitsentschädigungen entpuppten sich als Erfolgsmodell in der Corona-Krise.
unterstützt das AWA, als Vollzugsbehörde des Staatssekretariates für Wirtschaft SECO, die Firmen mittels Kurzarbeitsentschädigungen für die Angestellten. Außerdem bieten wir in Zusammenarbeit mit Banken ein COVID-19-Kreditprogamm an. Damit erhielten zahlreiche Unternehmen innert 24 Stunden garantierte Kredite zur Liquiditätssicherung. Weiter entwickelten der Bund und die Kantone für Härtefälle spezielle Zusatzhilfen. Konkret setzte der Bundesrat die Spielregeln und den finanziellen Rahmen fest; die föderale Umsetzung lag anschließend nach Schweizer Tradition bei den Kantonen. Dies ist sinnvoll, denn die Kantone kennen ihr Umfeld bestens. Stützungsmaßnahmen sind und waren wichtig für die Wirtschaft. Dennoch haben Sie diesbezüglich auch Bedenken. Warum? Ich sehe gleich mehrere Gefahren. Einerseits befürchte ich Wettbewerbsverzerrungen. Zudem ist die Missbrauchsgefahr hoch und ich habe auch Bedenken, dass Firmen in eine staatliche Abhängigkeit geraten. Meines Erachtens werden unsere Stützungsmaßnahmen, so wichtig und dringend sie auch sind, Verzögerungen im natürlichen Strukturwandel bewirken - und dies alles auf Kosten der Steuerzahlenden. Welche Rolle spielt die Kurzarbeit im Thurgau? Die Möglichkeit der Kurzarbeit respektive die Unterstützung durch Kurzarbeitsentschädigungen entpuppten sich als Erfolgsmodell in der Corona-Krise. Schnell und einfach konnten Unternehmerinnen und Unternehmer ein COVID-19-Kurzarbeitsgesuch stellen und profitierten in der Regel von einer unkomplizierten Auszahlung der Kurzarbeitsentschädigung. Die Kurzarbeit konnte in vielen Fällen Kündigungen verhindern. Zwischen März und November 2020 gingen allein im AWA Thurgau rund 7'200 Voranmeldungen für Kurzarbeit ein. Insgesamt bezogen 3'882 Firmen Kurzarbeitsentschädigung. Ausbezahlt wurden in dieser Zeit 151 Millionen Franken an COVID-19-bedingten Kurzarbeitsentschädigungen.
Die Corona-Krise hat den Digitalisierungsschub in allen Branchen massiv beschleunigt. Mit nachhaltiger Wirkung? Ja. Die Digitalisierung befindet sich in einem unaufhaltbaren Megatrend. Ich bin aber sicher – und erlebe dies auch persönlich – das Bedürfnis nach „realen” Erlebnissen wie Konzerte, Theater, Sport oder anderen Live-Events wird weiterhin bestehen. Es werden künftig auch nicht alle im Homeoffice arbeiten wollen oder müssen. Da werden sich individuelle Lösungen anbieten, die eine Win-Win-Situation sowohl für Arbeitnehmende als auch für Arbeitgebende ergeben. Und natürlich werden nach Corona auch die Einkaufserlebnisse vor Ort wieder an Attraktivität gewinnen. Was ist Ihnen wichtig in dieser anspruchsvollen Zeit? Es ist ein schwieriger Weg zurück in die Normalität, auch wirtschaftlich. Die Staatsschulden sind sehr hoch und noch ist unklar, wie wir die Refinanzierung lösen werden. Für mich ist klar: Wir können die ganzen Lasten nicht einfach den nächsten Generationen überlassen. Mir ist die Zuversicht der Menschen wichtig. Dies braucht es, um sich auch in schwierigen Lagen auf positive Dinge zu fokussieren und Ziele zu erreichen. Und ich möchte, dass die bürgerlichen Freiheiten so rasch als möglich zurückkehren und sich der Staat wieder auf seine Kernaufgaben konzentriert. Das Interview wurde am 25. November 2020 geführt
Daniel Wessner, Leiter des AWA Kanton Thurgau, setzt sich für möglichst liberale Marktbedingungen ein, auch während der Corona-Krise.
Die Thurgauer Baubranche trotzte der Corona-Pandemie. Erstaunt Sie das? Ich bin nicht unbedingt erstaunt, aber ich freue mich darüber. Die Schweiz – und vor allem auch der Thurgau - haben immer noch eine hohe Zuwanderung; die Region ist attraktiv, sowohl als Lebens- wie auch als Unternehmensstandort. Das tiefe Zinsniveau sorgt zudem weiterhin für Investitionen in Immobilien und begünstigt dadurch die Baubranche. Der Thurgauer Detailhandel profitierte phasenweise von den geschlossenen Grenzen und dem damit verhinderten Einkaufstourismus. Dennoch plädieren Sie für offene Grenzen. Der Rückgang der grenzüberschreitenden Einkäufe, vor allem während der Zeit der Grenzschließung, stützte unser lokales Gewerbe tatsächlich. Konstanz spürte dies schmerzlich. Der Solidaritätsgedanke der Thurgauer Bevölkerung zum regionalen Detailhandel hat seither an Bedeutung gewonnen. Vielen ist erst durch die Corona-Krise bewusst geworden, wie wichtig gute, lokale Angebote sowie Arbeits- und Ausbildungsplätze sind. Dennoch sind offene Grenzen sehr wichtig, insbesondere auch für die exportorientierte Industrie. Als Schweizer war ich erstaunt, wie schnell im Frühsommer 2020 – quasi über Nacht – alle Grenzen geschlossen wurden, trotz dem von der EU stets hochgehaltenen Prinzip der Personenfreizügigkeit. Thurgau | Standort D-A-CH-LI 125