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ehl.at Wir leben Immobilien. Vermittlung | Verwaltung | Bewertung | Baumanagement Weiterwachsen Coverinterview mit Karina Schunker Mit 14 Seiten extra!

Wir stellen uns jeden Tag der spannenden Herausforderung, maßgeschneiderte Lösungen zu finden, um jedes individuelle Wohnbedürfnis zu befriedigen – von 500 Euro Miete bis zum 10-MillionenPenthouse, vom Hotelzimmer bis zum Serviced Apartment.

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VON EG BIS

PALAIS

ImmoFokus

04 ImmoFokus Event
Digital Edition
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05 Ausgabe 03|2022

DER NATO-AMTSSITZ IN BRÜSSEL

Kommentar von Otmar Lahodynsky

Kommentar von Frank Brün

DIE BOTSCHAFT HÖR ICH WOHL …

Kommentar von Georg Flödl

WIE WERDEN IMMOBILIEN WERTHALTIG?

Kommentar von Stefan Schleicher

KLIMASCHUTZ JETZT ENDLICH!

Kommentar von Alexander Passer

FEMINA

Kommentar von Martina Maly-Gärtner

DIGITALISIERUNG IM FM

Kommentar von Mikis Waschl 66 BEWEGTE IMMOBILIENWIRTSCHAFT

Kommentar von Philipp Kaufmann 67 ANREIZE SCHAFFEN!

Kommentar von Michael Pisecky

KEIN SCHERZ

Kommentar von Hans Jörg Ulreich

DER MARKETER

Kommentar von Philipp Kaufmann

EIGENTUM BENÖTIGT RENDITE

Kommentar von Louis Obrowsky

ZIELSCHEIBE MITTELSTAND

Kommentar von Martin Prunbauer

INSEL DER SELIGEN?

Kommentar von Wolfgang Fessl

BEDARF

Kommentar von Jasmin Soravia

BLICK AUF DIE ASSETKLASSE

Stabile Renditen und Sicherheit

DIE GOLDENE GENERATION

Kommentar von Henrik von Bothmer

06 ImmoFokus ImmoFokus.Rubrik AUSGABE INHALT Weiterwachsen COVERINTERVIEW MIT KARINA SCHUNKER 38 14 Wohnen im Alter Luxuriöse Alterssitze Rubriken 08 VOM HERAUSGEBER 10 EDITORIAL 178 VORSCHAU/IMPRESSUM Unternehmen & Projekte 14 BILDERSTRECKE LUXUSALTERSSITZE 30 START-UP 32 TOP DEAL 33 PROBLEMLÖSER 34 IMMOBILIE IM FOKUS 35 AUFSTEIGER
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Positionen & Meinungen
COVERINTERVIEW MIT ... Karina Schunker
ZU TISCH MIT ... Jenni Wenkel
WEIN UND IMMOBILIEN
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ImFokus: Gesundheitsimmobilien 88 REAL CIRCLE Gesundheitsimmobilien 94 STEIGENDER
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Fotos: Tertianum, Christian Meixner, Caroline Minjolie, Adobe Stock
07 Ausgabe 03|2022 03|2022 50 Zu Tisch mit ... Jenni Wenkel 88 Der 26. Real Circle Gesundheitsimmobilien 118 Über den Tellerrand Gin und Tonic aus Österreich 101 INVESTMENTMARKT 2022 Kommentar von Markus Mendel 102 FRECH GESAGT Kolumne von Anita Körbler 118 ÜBER DEN TELLERRAND Der Gin und sein Tonic 123 IMMO FUTURELAB 126 RECYCLING-BAUSTOFFE 2030 128 DIE NULL EMISSIONSTHERME 130 ÖSTERREICH IST ZU KLEIN Interview mit Silvia Schmitten-Walgenbach 134 DAS TRIUMVIRAT Interview mit Alexander Bosak, Matthias Grosse und Maximilian Rath 138 HOMEOFFICE FÜR MAKLER 140 ROUND TABLE Digitalisierung im Facility Management 146 DIALOGFORUM BAU Abriss nur als Ultima Ratio 152 ROUND TABLE Dach, Fenster, Beschattung und Fassade 156 MINERALWOLLE IN DER VERGABE Kommentar von Berthold Hofbauer 157 RECHTSSICHER DÄMMEN Kommentar von David Suchanek 158 COPA REAL 2022 166 30 JAHRE EHL 168 EVENTS 175 BUCHTIPPS 176 OBSERVER Blueprint 106 VORWORT Thomas Malloth 108 DAS CO2KOSTAUFG? Magdalena Weißmann 110 INFLATION Franz Gschiegl 114 PATIENT ZERO? Christian Janisch 116 ILLMITZER GESPRÄCHE 2022 Das Programm

Falsche Signale!

Eergieministerin Leonore Gewessler berichtet von Plänen, das derzeit stillgelegte Fernheizkraftwerk Mellach in der Steiermark so umzurüsten, dass dort im Notfall wieder aus Kohle Strom und Wärme erzeugt werden kann. Mellach, gelegen südlich von Graz, war das letzte Kohlekraftwerk Österreichs. Im Frühjahr 2020 wurde dort zum letzten Mal aus Kohle Strom erzeugt. Ziel sei es, die Abhängigkeit von Russland zu verringern, um nicht erpressbar zu sein, sagte die Ministerin. Sie betonte aber gleichzeitig, dass dies „für Österreich Jahre dauern“ könne. Auch in Deutschland wird überlegt, Strom wieder vermehrt mit Kohle- statt mit Graskraftwerken zu erzeugen.

Man fragt sich: Sind auf einmal die höheren CO2-Emissionen durch die Verfeuerung der Braunkohle kein Problem mehr? Der Immobilienwirtschaft wurden erst vor einigen Wochen in einem Handstreich die Gasheizungen

abgedreht. Damals wurde vor allem das CO2Argument ins Treffen geführt, von der Reduzierung der Abhängigkeit von fossilem und russischem Gas war damals noch keine Rede.

Vielleicht wäre das für das Hochfahren des Fernheizkraftwerks Mellach notwendige Kapital in gezielten Förderungen besser eingesetzt.

Nachdem Leonore Gewessler den (genehmigten) Lobautunnel einer neuerlichen Überprüfung unterzogen hat, stellt sich natürlich auch die Frage, ob dies auch bei Mellach passieren wird. Braucht’s da vielleicht eine neue Umweltverträglichkeitsprüfung?

08 ImmoFokus
„Sind auf einmal die CO2-Emissionen durch die Verfeuerung von Braunkohle kein Problem mehr?“
Fotos: Adobe Stock

Immobilien. Wir leben

ehl.at 30 Jahre. Vertrauen. Kompetenz. Leidenschaft. Und immer gerne für unsere Kunden da.

Endlich Sommer … oder?

Naturgemäß freuen wir uns alle auf den Sommer, verbinden wir doch damit Sonne, im Gastgarten sitzen, Urlaub und viele andere angenehme Gefühle. Was dabei etwas stört, sind die Wetterkapriolen, Stürme und sintflutartigen Regenfälle. Was uns die Natur damit sagen will: Es ist fünf nach zwölf. ESG, EU-Taxonomie und ein in Aussicht gestelltes Aus für Autos mit Verbrennungsmotor schwirren immer noch zu sehr als Begriffe herum. Es braucht Taten. Allen voran von der Bau- und Immobilienwirtschaft. Und es braucht Alternativen, vor allem bei den Heizsystemen. Die Endverbraucher schauen mit Entsetzen auf die Kosten. Galoppierende Gaspreise, 95 Prozent Steigerung bei der Fernwärme (diese wird zu 60 Prozent mit Gas beheizt) etc. Jetzt, da es kein billiges Gas mehr gibt, will auch der Endverbraucher raus aus Öl und Gas. Damit wären wir wieder bei ESG und der EU-Taxonomie und der nächsten Frage: Wer baut die Alternativen ein? Arbeitskräfte, die wir nicht haben? Doch damit zum nächsten Thema, das uns beschäftigt: die Gesundheit und in unserem Fall die Gesundheitsimmobilien.

Gesundheitsimmobilien

In dieser Ausgabe haben wir den Schwerpunkt Gesundheitsimmobilien gewählt. Warum? Weil es eine spannende Assetklasse ist und uns das Thema irgendwann selbst betreffen wird. Ins Heft steigen wir mit einer Fotostrecke über Luxusalterssitze ein. Weiter geht es mit

dem Coverinterview mit EHL-Shootingstar Karina Schunker. Sie spricht über Expansion, Entwicklungen am Wohnungsmarkt, ein Jahr Geschäftsführung und private Ziele. Beim 26. Real Circle wurde mit Immobilienexperten die Assetklasse Gesundheitsimmobilien aus verschiedenen Blickwinkeln diskutiert und in einer weiteren Geschichte von Investmentseite betrachtet. Bei zwei Round Tables zu den Themen Facility Management und Dach, Fassade, Fenster debattierten die eingeladenen Gäste über aktuelle Themen, Herausforderungen und Nachhaltigkeit. Beim Blick über den Tellerrand haben wir uns mit Gin, hergestellt in Österreich, auseinandergesetzt und festgestellt, Gin boomt nicht nur bei den Genießern, sondern auch bei den Herstellern. Jedenfalls ist er ein herrliches Sommergetränk mit unzähligen Facetten.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine angenehme Lektüre und einen wunderschönen Sommer.

Herzlichst

10 ImmoFokus
im Zeichen der Assetklasse Gesundheitsimmobilien: unsere Sommerausgabe.“ Foto: Adobe Stock
„Ganz

Digital

Spezialisiert

Bernadette Fellner | Senior Manager

Assurance

Spezialisiert auf die Prüfung von Immobilienunternehmen Marius Richter | Partner

Legal

Spezialisiert auf Immobilienrecht

Karl Koller | Partner - PwC Legal

Advisory

Spezialisiert auf Immobilienberatung Peter Fischer | Director

Tax

Spezialisiert auf Immobilienrecht

Franz Rittsteuer | Director

www.pwc.at/real-estate „PwC“ bezeichnet das PwC-Netzwerk und/oder eine oder mehrere seiner Mitgliedsfirmen. Jedes Mitglied dieses Netzwerks ist ein selbstständiges Rechtssubjekt. Weitere Informationen finden Sie unter pwc.com/structure.

to Real Estate, focused on solutions.
Dedicated
Bernadette FellnerMarius RichterFranz Rittsteuer Peter Fischer Karl Koller
auf Digitalisierung in der Immobilienbranche

Unternehmen & Projekte

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PROBLEMLÖSER: NEVISQ

Best-Ager, MasterConsumer, Silver-Surfer, Generation 50Plus – viele Unternehmen haben längst ältere Menschen als eigene Zielgruppe erkannt. Der Bedarf an Wohnraum für ältere Menschen steigt und damit die Nachfrage. Ein Blick auf das Angebot im Premiumbereich zeigt, wo luxuriös gealtert werden kann.

NevisQ entwickelt unter der Marke nevisCura Sensorlösungen mit dem Fokus auf Sturzprävention, Sturzerkennung und Sturzanalyse, die die Lebens- und Arbeitssituation der Menschen im Pflegesektor erheblich verbessern.

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IMMOBILIE IM FOKUS: OWP 12

Drees & Sommer zeigt mit seinem selbst genutzten Bürogebäude in den Oberen Waldplätzen 12 in Stuttgart (OWP12), wie innovative Technologien ideal kombiniert werden können. Im neuen Bürogebäude werden Zukunftstechnologien der Baubranche selbst erprobt und vorgelebt, um sie künftig für Kunden zu realisieren.

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BILDSTRECKE LUXUSALTERSSITZE
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Foto: Adobe Stock

Luxuriöses Wohnen im Alter

Foto: Tertianum Premium Group

Zielgruppe Senioren. Best-Ager, Master-Consumer, Silver-Surfer, Generation 50Plus viele Unternehmen haben längst ältere Menschen als eigene Zielgruppe erkannt und definieren diese liebevoll als „Menschen mit Lebenserfahrung“. Dabei ermöglicht genau diese Lebenserfahrung, knallhart kompromisslose Entscheidungen zu treffen. Mit steigendem Bedarf an Wohnraum für ältere Menschen steigt auch die Nachfrage. Das Angebot im Premiumbereich hingegen hinkt hinterher: ein Wachstumsmarkt.

Autor: Amelie Miller

BESTE AUSSICHT

Nur wenige Minuten von Luzern entfernt, mitten im Grünen zwischen See und Bergen, befindet sich die Seniorenresidenz Sonnmatt. Im November 1999 wurde die Residenz nach eineinhalb Jahren Bauzeit eröffnet. Die Pläne für den zeitgenössischen Bau stammen vom Architekturbüro Scheitlin-Syfrig und Partner mit Sitz in Luzern. Heute beherbergt die Residenz Sonnmatt insgesamt 33 Ein-ZimmerApartments zwischen 79 und 106 Quadratmetern mit Rundblick ins Alpenpanorama. Neben einem umfassenden Serviceangebot punktet die Residenz mit einer 24-Stunden-Präsenz von Arzt und Pflege im Haus. Zudem können die Bewohner alle Angebote des angrenzenden Kurhotels frei nutzen, wie zum Beispiel die Wellnesszone. Sonnmatt Luzern wurde 1908 als Kurhotel gegründet und im Jugendstil erbaut. Das Hotel wurde 2005 stilgerecht renoviert und verfügt über jeden nur erdenklichen Komfort der Vier-Sterne-Kategorie.

Standort: Luzern, Schweiz

Betreiber: keine Angabe

Preise: 2½-Zimmer-Apartment mit 79 Quadratmetern und 15 Quadratmetern Balkon ab CHF 6.050

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www.sonnmatt.ch
Fotos: Judith Stadler und André Uster

DOLCE VITA AM ZÜRICHSEE

Ein mediterranes Lebensgefühl verspricht die Parkresidenz Meilen in bester Lage zwischen Zürichsee und Pfannenstiel. Nicht nur die Aussicht auf viele herrliche Sonnenstunden und den See fördern dieses Versprechen, sondern auch die Farbakzente sowohl im Inneren als auch am Äußeren des Gebäudes. So verleiht die Fassade aus hellem Sirkwitzer Sandstein dem Haus an der Zürcher Goldküste eine ganz besondere Ausstrahlung. Im Inneren ist eine von Konrad Knebel inspirierte Wandmalerei nur einer vieler Farbtupfer, die im Zuge der Sanierung 2021 umgesetzt wurden. Neben 53 Apartments und 27 Pflegezimmern, davon acht Pflegesuiten, bietet die Residenz unter anderem einen privaten Weinkeller zu jedem Apartment sowie ein umfassendes Wellness- und Sportangebot, das auch der Öffentlichkeit zugänglich ist.

Standort: Meilen, Schweiz Betreiber: Tertianum AG Preise: Ab CHF 6.850 für eine Person pro Monat

www.tertianum.ch

Fotos: Tertianum, Christian Meixner, Caroline Minjolie

KOSMOPOLITISCHES FLAIR

First-Class-Pflege dafür steht auch die Seniorenresidenz der Tertianum Premium Group im Münchener Glockenbachviertel. Neben einem großen Garten und einer Dachterrasse beherbergt das pastellfarbene Wohnhaus in unmittelbarer Nähe des Gärtnerplatzes 106 Wohnungen und 20 Einzelpflegeapartments. Auch diese Pflegeimmobilie bietet wie die beiden Häuser in Berlin und Konstanz einen Fünf-Sterne-Service für ihre Bewohner. So sorgt der Zwei-Sterne-Koch Tim Raue mit einer modern interpretierten französischen Küche für das leibliche Wohl. Zahlreiche Kulturveranstaltungen sowie ein eigener Spabereich inklusive Schwimmbad und Physiotherapie runden das Angebot ab.

Standort: München, Deutschland

Betreiber: Tertianum Premium Group

Preise: Zwei-Zimmer-Wohnung mit 56 Quadratmeter ab 5.490 Euro pro Monat

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www.tertianum-muenchen.de
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Fotos: Tertianum Premium Group

Unternehmen & Projekte

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ZUHAUSE AM BODENSEE

Mitten in der Konstanzer Altstadt unmittelbar am Bodensee befindet sich die Tertianum Premium Residenz in Konstanz mit 83 Wohnungen und 23 Einzelpflegeapartments. Die Wohnungen verfügen über zwei bis vier Zimmer und eine Wohnfläche von 44 bis 132 Quadratmetern. Die Einzelpflegeapartments sind jeweils bis zu circa 30 Quadratmeter groß. Für den Fünf-Sterne-Service vor Ort sorgen rund 87 Mitarbeiter, wobei das Angebot zahlreiche Annehmlichkeiten bietet: angefangen von modern interpretierter französischer Küche bis hin zum Concierge- und Post-Service sowie zahlreichen Kulturveranstaltungen vor Ort. 2020 wurde die Residenz Konstanz zum Haus des Jahres gekürt und zählt damit zu den besten Häusern der Premium Residenzen.

Standort: Konstanz, Deutschland

Betreiber: Tertianum Premium Group

Preise: Zwei-Zimmer-Wohnung mit 53 Quadratmetern inklusive Terrasse ab 3.700 Euro

www.tertianum-konstanz.de

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Tertianum
Group
Fotos:
Premium

URBAN UND SELBSTBESTIMMT LEBEN

Bei Kerzenschein und französischer Haute Cuisine vis-à-vis dem KaDeWe in Berlin dinieren? Nein, es handelt sich keineswegs um ein nobles Hotelrestauraunt, sondern um die Premium Residenz der Tertianum Premium Group mit Hauptsitz in Berlin. Hier können Senioren wie im Fünf-Sterne-Hotel residieren. Dafür sorgen nicht nur ein Conciergeund Room-Service sowie ein hauseigenes Schwimmbad inklusive Spa, sondern auch die zeitlos elegante Architektur des Hauses mit lichtdurchfluteten Wintergärten und offenen Loggien. Die Residenz in zentraler Innenstadtlage verfügt über 78 Wohnungen und 25 Einzelpflegeapartments mit jeweils bis zu 156 Quadratmetern Wohnfläche. Neben betreutem Wohnen inklusive ambulantem Pflegedienst beherbergt das Haus einen stationären Pflegewohnbereich.

Standort: Berlin, Deutschland

Betreiber: Tertianum Premium Group

Preise: Möblierte Zwei-Zimmer-Wohnung mit circa 70 Quadratmetern ab 4.950 Euro

www.tertianum-berlin.de

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Unternehmen & Projekte
Fotos: Tertianum Premium Group

BESTENS UMSORGT

Genießen, während man bestens umsorgt wird? Das bietet der Rundumservice in der Vitality Residenz Veldidenapark umgeben von der atemberaubenden Bergkulisse in Innsbruck. Die Gesundheitseinrichtung der Vamed in Tirol verfügt über 109 größtenteils neu sanierte Apartments sowie ein Restaurant, das Café Veldidena mit Terrasse, einen Clubraum, eine Bibliothek und eine Weinstube. Darüber hinaus gibt es im Haus einen eigenen Physiotherapeuten sowie eine Arztordination. Zusätzliche Services, die den Bewohnern das Leben erleichtern, unterstützen bei der Bewältigung des Alltags: zum Beispiel Verwaltungshilfen im Behördenverkehr, Therapien und Krankentransporte, kulturelle Veranstaltungen, Ausflüge und Konzerte oder Maniküre und Pediküre im Haus.

Standort: Innsbruck, Österreich

Betreiber: Vamed Care

Preise: Ein-Zimmer-Apartment mit 25 Quadratmetern ab 1.802 Euro pro Monat

www.innsbruck.vitalityresidenz.at

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Fotos: Vamed Care gemeinnützige Betriebs-GmbH
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Fotos: Bettina Futter, www.detailsinn.at, Mischa Nawrata

DER WOHLFÜHLFAKTOR

In der Seniorenresidenz im Herzen Wiens, genau genommen in der Josefstadt, wird der Wohlfühlfaktor groß geschrieben. Ein Punkt, der bereits bei der Planung des Gebäudes und dessen Infrastruktur eine entscheidende Rolle spielte: barrierefreie Wegstrecken, eine hauseigene Gartenanlage, Bibliothek, Restaurant, Mehrzweckraum und Therapie- und Bewegungsraum sind selbstverständlich. Jedes einzelne der 57 Apartments mit Wohnflächen von 40 bis 103 Quadratmetern kann individuell nach den Wünschen der Bewohner gestaltet werden. Unterstrichen wird das Ambiente eines Fünf-SterneHotels in der Residenz durch einen ganztägigen Concierge-Service.

Standort: Wien, Österreich

Betreiber: Residenz Josefstadt GmbH

Preise: Zwei Zimmer ohne Balkon mit 40 Quadratmetern ab 2.670 Euro pro Monat

www.residenz-josefstadt.at

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Unternehmen & Projekte

NEUES WOHNGEFÜHL

Selbstständig und unabhängig wohnen, mit dem sicheren Gefühl, jederzeit Unterstützung zu bekommen, wenn nötig ¬ das verspricht die Kursana Residenz am Tivoli in unmittelbarer Nähe des Schlossparks Schönbrunn. Wer nicht in Schönbrunn flanieren will, kann dies in der hauseigenen rund 17.000 Quadratmeter großen Grünanlage mit Teich tun. Das Angebot der Seniorenresidenz umfasst aber auch die Möglichkeit, betreutes Wohnen mit Hilfestellungen und intensive Betreuung in der Pflege in Anspruch zu nehmen. Neben einem Reinigungs-, Wäsche- und Einkaufsservice bietet die Residenz ein abwechslungsreiches kulturelles Veranstaltungsprogramm sowie kreative Freizeit-Aktivtäten.

Standort: Wien, Österreich

Betreiber: Kursana

Preise: Ein-Zimmer-Apartment mit circa 28 Quadratmetern ab 2.519 Euro pro Monat

www.kursana.at

Fotos: Kursana, Bildagentur Zolles KG/Christian Hofer

Die Park Residenz Wien Döbling des Fonds der Wiener Kaufmannschaft besticht mit einem traumhaften Blick auf die Wiener Hausberge und die Stadt. Über 400 Senioren finden in der Seniorenresidenz inmitten einer 17.000 Quadratmeter großen Parkanlage im grünen Herzen des Döblinger Cottageviertels ein Zuhause und das auch für befristete Aufenthalte, etwa nach Spitalaufenthalten, um danach wieder in die eigenen vier Wände zurückzukehren. Die Residenz beherbergt 282 Einzel- und Doppelapartments und Luxuswohnungen zwischen 30 und 80 Quadratmetern mit Balkonen, Terrassen und Wintergärten. Neben der Naturnähe spielt auch das Miteinander eine große Rolle. Platz für einen entspannten Plausch bietet das hauseigene Café, das auch für externe Besucher zugänglich ist.

Standort: Wien, Österreich

Betreiber: Fonds der Wiener Kaufmannschaft

Preise: Ein-Zimmer-Apartment mit circa 30 Quadratmetern ab 1.858 Euro im Monat

www.park-residenz.at

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MIT Fotos: Fonds der Wiener Kaufmannschaft

Kontakt

Tel.: +43 1 890 72 51-0

E-mail: centermanagement@wienmitte.at Facebook: www.facebook.com/WIENMITTE.TheMall Instagram: www.instagram.com/wienmittethemall/ YouTube: www.youtube.com/user/WIENMITTETheMall www.wienmitte-themall.at

Honig für den guten Zweck fließt in WIEN MITTE The Mall, wenn 280.000 neue Bienen zu Gunsten der Stiftung Kindertraum ausschwärmen.

WIEN MITTE The Mall ist Vorreiter beim Thema Nachhaltigkeit

Vorbildlich. WIEN MITTE The Mall setzte weitere Schritte in Richtung Nachhaltigkeit. Nach der Errichtung des „BürgerInnen-Solarkraftwerks“, der mit 3100m² größten innerstädtische Photovoltaik-Anlage Wiens, und einer hochmodernen E-Tankstelle wird am Dach nun sogar Stadthonig produziert.

Seit der Eröffnung 2012 setzt WIEN MITTE The Mall auf zukunftsorientierte Lösungen, die schadstofffrei, klimafreundlich und nachhaltig sind. „Unser ,BürgerInnen-Solarkraftwerk` am Dach der Mall versorgt nicht nur bis zu 130 Haushalte sondern auch 10 E-Ladestationen am Parkdeck mit sauberem Strom. 130 Tonnen CO2 können so im Jahr eingespart werden. Dank einer Leistung von 11 KW garantiert die Tankstelle nicht nur

schnelle Ladezeiten, sie ist auch via Wien Energie-Ladekarte bzw. App komfortabel zu bedienen“, so Roland Pinz, Managing Director CC Real. CC Real ist ein international tätiges Unternehmen, das alle integrierten Dienstleistungen im Bereich Bau, Immobilienentwicklung und -management mit Fokus auf Shopping Center anbietet. Der Fokus liegt primär auf Asset Management, Projektentwicklung, Projektleitung, Centermanagement, Revitalisierung und Ver-

mietung von Einkaufscentern. Neben WIEN MITTE The Mall betreibt CC Real das Center West in Graz sowie die Millennium City in Wien.

280.000 neue „Bewohner“ sammeln Honig am Dach für kranke Kids Die neueste Innovation in Sachen Nachhaltigkeit sind vier Bienenstöcke mit 280.000 Insekten, die am Dach des größten, innerstädtischen Einkaufzentrums Honig zur Erfüllung

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Fotos: ROBIN CONSULT Moni Fellner/Lepsi, Wien Mitte

der Herzenswünsche schwerkranker Kinder sammeln. Erwartet werden ca. 160 kg Honig, der direkt in The Mall verkauft wird. Der Erlös geht an die Stiftung Kindertraum, die schwerkranken Kindern und Kindern mit Handicap Herzenswünsche erfüllt. Der so gewonnene Stadthonig ist nicht nur nachhaltig, sondern auch gesund. „Parks, Dachterrassen, Alleen, große und kleine Gärten mit Blumen sind ein Paradies für meine Völker. Es war auch für mich als Imker eine erstaunliche Entdeckung, wie gut dieser Stadthonig schmeckt und wie-

Über CC Real

Seit 2015 ist CC Real für das Center Management von WIEN MITTE The Mall verantwortlich. Das 2006 gegründete Unternehmen CC Real mit Hauptsitz im Wiener Millennium Tower und 180 Mitarbeitern in mehreren Ländern, ist ein Investor und Betreiber von Gewerbeimmobilien mit verwalteten Assets von 2,7 Milliarden Euro und einem dynamischen und ständig wachsenden Portfolio. CC Real bietet ein Full-Service-Paket aus umfassenden INVESTMENT- (Transaktions-, Fonds- und Portfoliomanagement, einschließlich eigener AIFMGesellschaft) und REAL ESTATE MANAGEMENT- (Asset-, Center-/Property-, Facility-, Construction-Management, Leasing) Dienstleistungen an. Darüber hinaus verfügt das Unternehmen über nachgewiesene Erfahrung bei Co-Investitionen in europäische Vermögenswerte mit internationalen institutionellen Investoren sowie mit Family Offices. Anfang 2021 hat sich CC Real zudem mit 50 Prozent am Non-Banking Debt Fund Manager Madigan Capital (Sydney, Australien) beteiligt.

viel Nektar die Bienen an so einem urbanen Standort sammeln können. Da in der Stadt weniger Insektizide zum Einsatz kommen, ist der Stadthonig auch gesund!“, freut sich Imker Thomas Zelenka schon auf die süße Ernte.

Gastronomie wird weiter ausgebaut Viel Neues gab es in den letzten Monaten auch im Food-Courts. So nützt „Fat Monk“ die hohe Frequenz der Verkehrsdrehscheibe im Herzen der Stadt, um die Besucher mit Bowls zu verwöhnen. Eine enorme Auswahl an

Bubble-Teas findet sich bei TEEAMO, wo man individuellen Milk Tea, Fruit Tea, Soda, Pure Tea oder Smoothie mixen lassen kann. Viele der bereits bestehenden Betriebe setzen auf ein Refreshment. So erstrahlen der Asia-Spezialist „Sternzeichen“ oder die beliebte RAUCH Juice Bar im Foodcourt des Einkaufszentrums auf Ebene 1 in neuem Glanz. Roland Pinz: „Im Herbst werden wir unsere Besucher mit einem neuen Gastrokonzepten überraschen. Zwei neue Shopkonzepte sind ebenfalls in Planung. Mehr möchte ich aber noch nicht verraten.“

Factbox

Daten und Fakten ∙ 30.000 m2 Geschäftsflächen ∙ 70.000 m2 Büroflächen ∙ ca. 60 Shops ∙ 470 Auto-Stellplätze (täglich ab 17:00 Uhr und am Wochenende nur 2,50 Euro pro Stunde) ∙ E-Tankstelle auf Deck 5 mit 10 Schnelladern der WIEN ENERGIE

Architektur von WIEN MITTE THE Mall: Büro Neumann + Steiner und Ortner & Ortner

Kernöffnungszeiten der Shops:

Mo - Fr 09:00 - 20:00 Uhr Sa 09:00 - 18:00 Uhr

Interspar: Mo - Fr 08:00 - 20:00 Uhr Sa 08:00 - 18:00 Uhr

Interspar-pronto: Mo - So 06:00 - 23:00 Uhr

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10 Wallboxen auf Parkdeck 5 sorgen für kurze Ladezeiten v.li.: Johannes Stadler, David Berger von Wien Energie und Centermanager Florian Richter

Start-Up ImFokus

Quartiersapp vernetzt urbane Lebensräume

Voll digitalisiert. Mit der App von Animus wird Leben und Arbeiten mittels einer B2B2C-Software verknüpft und Verwaltungsprozesse vereinfacht.

Animus ist ein PropTech aus Ratingen, das mit seiner Quartiersapp dafür sorgt, dass urbane Lebensräume digital vernetzt, nachbarschaftlich, komfortabel und nachhaltig werden. Aus einem Stadtquartier entsteht so ein digitales Ökosystem rund um die Immobilie. Das junge Unternehmen Animus hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Immobilienwirtschaft zu revolutionieren. Mit ihrer Quartierssoftware richten sie sich an Entwickler, Verwalter, Eigentümer und Betreiber moderner, hochwertiger Quartiere. Verwaltungsprozesse werden optimiert, digitale Kommunikation ermöglicht und spürbarer Mehrwert für die Bewohner durch die Anbindung von quartiersnahen Services geschaffen. Der Fokus liegt auf innovativen Wohn- und Mixed-Quartieren in urbaner Lage mit Service- und Community-Aspekt.

Eine App, viele Möglichkeiten

Die Software umfasst die vier Module Verwal-

tung, Social, Services und Urban Living. Der Bereich Verwaltung sichert einen reibungslosen Informations- und Datenfluss zwischen Verwalter und Nutzer. Hier können wichtige Dokumente digital verwaltet und Beanstandungen schnell und effizient abgewickelt werden. Ebenso fördert die App die Gemeinschaft im Quartier: Nutzer können miteinander über einen Chat in Kontakt treten oder im Homefeed Beiträge veröffentlichen. Für eine gesteigerte Lebensqualität sorgt ein umfangreiches Serviceangebot, das über die App buchbar ist. Möglich sind z. B. ein Wäscheservice oder die Abbildung von Informationen zum ÖPNV. Im Bereich Urban Living werden zukunftsweisende Themen adressiert. Nutzer können Smart-Home-Elemente direkt über die App steuern oder E-Mobilitätsangebote buchen. Zudem liefert die App wichtige Daten für Projektentwickler oder Eigentümer und generiert Insights für zukünftige Projekte.

Gründung

Das PropTech Animus wurde 2014 in Ratingen bei Düsseldorf gegründet mit der Idee, durch digitale Unterstützung lebenswerte Immobilien zu erschaffen. Ihre Mission: Das Wohnen und Arbeiten in Immobilien zu einem neuen Erlebnis machen – durch digitale Services, automatisierten Datenfluss, moderne Kommunikation und soziale Gemeinschaft.

Gründer

Das Start-up hat seine Wurzeln in der Projektentwicklung und wurde von Dr. Thomas Götzen (Co-CEO) und Dr. Chris Richter (Co-CEO) gegründet. Beide sind nach wie vor Geschäftsführer des Unternehmens.

Marktvolumen

Animus hat über 50 Kunden im DACHRaum, die insgesamt über 150 Immobilien mit der Software ausgestattet haben.

Mitarbeiter 30

Die Meinung des Profis

Die Digitalisierung macht auch vor klassischen B2B/B2C Themen in einem Wohnquartier nicht halt. Ob eine weitere Kommunikations-App hier tatsächlich den großen Nutzen bringt, muss das Entwicklerteam aber erst unter Beweis stellen.

Die Lösung, die die meisten Extrameilen geht, und sich letzten Endes durchsetzt wird uns allen eine große Hilfe sein.

30 ImmoFokus
TIMING
IDEE GESCHÄFTSMODELL
Nicolas
Foto: Animus, EyeCandy

Raum und Wirklichkeit

Wir haben Gegenwart und Zukunft von Architektur, Bauen und Wohnen im Blick. Jeden Samstag in Ihrer „Presse“ oder jederzeit unter: DiePresse.com/immobilien

31 Winter 2021

Xior kauft Studentenheim-Portfolio um eine Milliarde Euro

Landmark. Mit dem Deal kräftigt der belgische Bestandshalter von Studentenheimen die Marktführerschaft in Kontinentaleuropa.

Aufsehenerregende Immobilientransaktionen hat es in den vergangenen Wochen in Europa nicht viele gegeben. Die Zinswende lässt grüßen. Zur Veranschaulichung: In Deutschland hat Savills im Mai weniger als hundert Transaktionen gezählt – wie zuletzt im März 2011. Vor allem große Portfoliodeals wären zurückgegangen, so die Experten des Immobiliendienstleisters. Wie immer gibt es jedoch Ausnahmen: Xior Student Housing hat sich von seinen ambitionierten Expansionsplänen nicht abbringen lassen und ein knapp eine Milliarde schweres Portfolio mit Studentenheimen in Deutschland, Polen, Dänemark und Schweden erworben.

Konkret setzt sich das Portfolio aus insgesamt elf hochwertigen Studentenheimen mit 5.341 Einheiten in Top-Studentenstädten der vier Länder zusammen. Davon sind acht mit 3.635 Wohnungen und einer Gesamtauslastung von 97 Prozent in Deutschland, Dänemark und Polen bereits in Betrieb. Drei weitere mit 1.706 Einheiten werden gerade in Deutschland, Dänemark und Schweden entwickelt. Die Anfangsrendite soll bei 5,21 Prozent liegen. Bei den Verkäufern handelt es sich um die Basecamp Group, einem europaweiten Betreiber

und Entwickler von Studentenheimen, dem European Student Housing Fund I und dem European Student Housing Fund II. Betrieben werden die Häuser weiterhin von Basecamp.

Marktführerschaft ausgebaut

Der Deal bedeutet für Xior den Markteintritt in Deutschland, Dänemark und Schweden und nachfolgend die uneingeschränkte Marktführerschaft bei Studentenheimen in Kontinentaleuropa. Damit umfasst das Portfolio des belgischen Bestandshalters 26.526 Einheiten in 43 Top-Universitätsstädten in acht Ländern. Der Zielmarkt soll sich auf 8,5 Millionen Studenten belaufen. Die Wachstums-Story von Xior

ist mit der Transaktion nicht vorbei, wie CEO Christian Teunissen erklärt. Er sei davon überzeugt, dass die Zusammenarbeit mit Basecamp erfolgreich verlaufen und sein Unternehmen auf das „nächste Level“ bringen werde.

Xior machte den Deal auf Basis einer weitverbreiteten Unterversorgung an Studentenheimen in Deutschland, Polen und den nordischen Ländern aus. Vor allem Deutschland sei mit 2,9 Millionen Studenten ein hochattraktiver Markt. Im vergangenen Jahrzehnt ist dort der Anteil internationaler Studierender auf 60 Prozent angestiegen. Dahinter stünden hochqualitative Curricula, ein steigendes Angebot an englischsprachigen Studiengängen sowie nicht zuletzt Studiengebührenfreiheit, so Xior. Der polnische Markt, der sich noch in einer frühen Entwicklungsphase befinde, soll hohes Wachstumspotenzial aufweisen. In den nordischen Ländern gebe es wiederum bei der Qualität des Angebots Luft nach oben.

Dass die erworbenen Studentenheime ESG-Anforderungen entsprechen, versteht sich in Zeiten wie diesen von selbst: Sie wurden mit der BREEAM-Zertifizierung „Sehr gut“ oder vergleichbaren Standards ausgezeichnet.

32 ImmoFokus ImmoFokus.Rubrik
Foto: Xior Top Deal ImFokus CHART: Basecamp-Portfolio STATUS:Objekt Land Einheiten In Betrieb Potsdam Deutschland263 Leipzig Deutschland385 Lodz I Polen 487 Lodz II Polen 631 Kattowitz Polen 733 South Campus (Kopenhagen) Dänemark350 Lyngby Student Dänemark639 Lyngby Residential Dänemark 147 In Entwicklung Aarhus Dänemark663 Malmö Schweden583 Aachen BlueGate Deutschland460 Gesamt 5.341 Quelle: Xior Student Housing

Mitgründer und Geschäftsführer nevisQ Christian Kind

1. DAS PROBLEM

Laut der letzten offiziellen Pflegestatistik von 2019 gibt es mittlerweile 4,1 Millionen pflegebedürftige Personen in Deutschland, davon werden 818.317 Menschen vollstationär betreut – Tendenz steigend. Demgegenüber steht der Fachkräftemangel, der Pflegeeinrichtungen neben den hohen Krankenständen jeden Tag vor neue Herausforderungen stellt. Den Spagat zwischen einer leistungsstarken, sicheren Pflege und einer wirtschaftlichen Organisation zu schaffen, ist für die meisten Einrichtungen eine herausfordernde Aufgabe.

2. DIE LÖSUNG

Der Schlüssel zur Bewältigung dieser Herausforderungen liegt in der Pflege. Aus diesem Grund unterstützt nevisQ Pflege- und Gesundheitseinrichtungen dabei, die Pflege mithilfe von intelligenten Technologien effektiver und effizienter zu gestalten. Unter der Marke nevisCura entwickeln sie seit 2016 Sensorlösungen mit dem Fokus auf Sturzprävention, Sturzerkennung und Sturzanalyse, die die Lebensund Arbeitssituation der Menschen im Pflegesektor erheblich verbessern. Die technischen Assistenzsysteme wurden dabei speziell für Pflegeeinrichtungen entwickelt, um ihnen eine kostengünstige und effiziente Lösung für mehr Entlastung und Sicherheit bieten zu können. Das Feedback aus zahlreichen Pilotprojekten mit langjährigen Kunden ist dabei immer wieder in die Weiterentwicklung eingeflossen, um sicherzugehen, dass die Lösungen Pflegekräfte im Alltag unterstützten und sie nachhaltig entlasten.

DIE ZAHL

50 Prozent der Heimbewohner stürzen einmal im Jahr, 30 Prozent sogar mehrmals. Jedes Jahr erleiden 4 Prozent der Bewohner Knochenbrüche nach einem Sturz. Stürze sind traumatische Situationen für ältere Menschen, insbesondere wenn keine direkte Hilfe erfolgt.

33 Ausgabe 03|2021 Problemlöser
ImFokus
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Fotos: nevisQ

7.500

Bei der Errichtung von zukunftsfähigen Gebäuden müssen auf Themen wie Klimawandel, Rohstoffknappheit und zurückgehende Biodiversität Antworten gefunden werden. Drees & Sommer zeigt mit seinem selbst genutzten Bürogebäude in den Oberen Waldplätzen 12 in Stuttgart (OWP12), wie innovative Technologien ideal kombiniert werden können. Im neuen Bürogebäude werden auf 7.500 Quadratmetern Zukunftstechnologien der Baubranche selbst erprobt und vorgelebt, um sie künftig für Kunden zu realisieren.

22.000.000

Die Errichtung des Customized Smart Buildings hat 22 Millionen Euro gekostet. Besonderer Fokus lag auf Nachhaltigkeit, einem geringen Abfallaufkommen, einer „Cradle to Cradle®“-Konzeption und der Prüfung aller Baustoffe auf Herkunft, Recyclingfähigkeit oder Trennbarkeit.

7Das neue Headquarter beherbergt auf zwei Untergeschossen, dem Erdgeschoss, auf drei Obergeschossen und dem Dachgeschoss viele Büromodule, mehrere Konferenzräume, eine Caféteria, eine Kantine sowie eine Tiefgarage.

2Durch den Einsatz von vormodularisierten Bauelementen und erstmalige Verknüpfung der digitalen Planungsmethoden LCM digital und BIM (Level 2) konnte die Effizienz auf der Baustelle gesteigert werden. Die Bauzeit betrug genau zwei Jahre.

100Eine rund 100 Quadratmeter große Fläche an der Außenfassade bietet Platz für heimische Pflanzen. Dies wirkt sich positiv auf Faktoren wie Mikroklima und Biodiversität aus.

Im OWP12 finden 200 Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze. Diese können per App reserviert beziehungsweise gebucht werden. In den kleinen Büroeinheiten kann die Raumtemperatur per App vorab eingestellt werden.

250

Das OWP12 ist ein Plusenergiehaus. Die hybride Energieversorgung erfolgt aus Erd- und Luftwärmepumpen sowie Photovoltaik auf Dach und Fassade. Die Photovoltaikanlage erzeugt 250 kWp.

34 Ausgabe 03|2022
ImFokus
Immobilie
200
OWP12
Fotos: Drees & Sommer

Aufsteiger Absteiger

Herr der Dächer

Top Job. Alexander Rössler verantwortet bei der Immofinanz die operative Umsetzung der neuen Marke On Top Living.

1 1998

Nach dem Abschluss seines Studiums der Rechtswissenschaften an der Universität Wien und eines MBA an der Johannes Kepler Universität Linz sowie ersten beruflichen Erfahrungen als Konzipient in einer Wiener Anwaltskanzlei und als Kundenbetreuer bei der GiroCredit Bank wird Rössler Vorstand und später CEO der S-Tourismusfonds Management, einer auf Eigenmittelfinanzierungen im Tourismus spezialisierten Tochter der Erste Group

2 2001

Der gebürtige Wiener wird darüber hinaus CEO der S-Tourismus Services und ist unter anderem für Restrukturierungen für Landesbanken und Sparkassen im Erste Bank Konzern sowie die Restrukturierung und Durchführung von Hotel-Verkaufsprozessen zuständig.

5 2020

Rössler startet als selbständiger Rechtsanwalt in der Kanzlei Felfernig & Graschitz und deckt dabei unter anderem die Bereiche Immobilientransaktionen und -development, Insolvenzrecht und Sanierungen und ausgewählte Fragen des Zivilrechts ab.

Mit September übernimmt Rössler die Rolle des Head of Group Development bei der Immofinanz. Damit verantwortet er abgesehen vom Aus- und Umbau der Stop ShopFachmärkte die Entwicklung sämtlicher neuer Development-Projekte beziehungsweise das laufende Refurbishment der Bestandsobjekte im Konzern und ist maßgeblich für die weitere Stärkung der Portfolioqualität und für die Kooperation mit anderen Entwicklern zuständig.

3 2010

Rössler wechselt in den Vorstand der Falkensteiner Michaeler Tourism Group, wo er das operative Geschäft des Konzerns einschließlich Budgetierung, Reporting und Controlling verantwortet, ebenso wie die operative Führung der eigenen und gemanagten Hotelbetriebe und die Entwicklung neuer Immobilienprojekte im In- und Ausland.

4 2013

Als Restructuring Manager Corporate & Real Estate verantwortet Rössler den Abbau großvolumiger Non-performing loans sowie die Restrukturierung von problematischen Geschäftskunden bei der Erste Group. Daneben beschäftigt er sich mit der Thematik und dem Roll-out von Finanzierungen mittels sogenannter Pay-per-Use-Kredite als zukunftsorientiertes Finanzierungsvehikel.

Foto: Immofinanz 1 5 2 3 4

Positionen & Meinungen

38

COVERINTERVIEW

Karina Schunker, Geschäftsführerin der EHL Wohnen erzählt im Coverinterview über Expansion, Entwicklungen am Wohnungsmarkt, ein Jahr Geschäftsführung und private Ziele. Sie freut sich über die Marktentwicklungen im Bereich Wohnen und möchte ihr Team weiter verstärken.

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WEIN UND IMMOBILIEN

teamneunzehn setzt auf eine umfassende Betreuung von Vermittlung bis Hausverwaltung. Warum das für ein nachhaltiges Wachstum gesorgt hat, erzählen die Geschäftsführer Markus Ringsmuth und Kevin Dzieza bei ein paar guten Achterln vom Weingut Hagn, Domaines Kilger und Schwertführerinnen.

ZU TISCH MIT ...

36 ImmoFokus
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Beim Lunch im Restaurant Hansen spricht Jenni Wenkel über ihren Wechsel zur Union Investment, welche Herausforderungen auf sie warten, wie sie dort ihre Kompetenzen einbringen kann, über das Thema Nachhaltigkeit und warum sie ihr Gemüse selber anbaut.
Foto: Adobe Stock
CENTRAL HUB „1010 IST COOL, ABER TWENTY ONE IST COOLER.“ SIEMENSSTRASSE 89 1210 WIEN 48° 16' 15.052" WWW.TWENTYONE.IMMO EIN PROJEKT VON BONDI CONSULT

Weiterwachsen

Ambitioniert. Karina Schunker im Coverinterview über Expansion, Entwicklungen am Wohnungsmarkt, ein Jahr Geschäftsführung und private Ziele.

Das Gespräch führte: Lisa Grüner

Wie ist die momentane Lage am Immobilienmarkt?

Karina Schunker: Der Immobilienmarkt ist sehr vielfältig, weshalb die Frage nicht pauschal beantwortet werden kann. Aber für den Wohnimmobilienbereich ist die Lage, egal ob Miete oder Eigentum, jedenfalls erfreulich. Wir haben in den vergangenen beiden Jahren nicht trotz, sondern wegen der Pandemie eine starke Nachfrage von Menschen registriert, die ihre Wohnsituation optimieren wollen. Eine Wohnung muss nämlich veränderten und neuen Anforderungen gerecht werden –Wohnen, Arbeiten und Freizeit verschmelzen immer mehr. Daher wird uns beispielsweise das Thema Homeoffice weiterhin begleiten, weshalb die Nachfrage nach Wohnungen mit einem zusätzlichen Zimmer zum Arbeiten gestiegen ist. Natürlich, wer mehr Zeit zu Hause verbringt, wünscht sich mehr Wohnraum und auch die private Freifläche hat einen großen Stellenwert wie nie zuvor.

Hat sich der Markt verändert?

Der Markt verändert sich ständig. Was besonders auffällt, ist, dass viele neue Wohnprojekte, die auch ursprünglich für den Einzelverkauf vorgesehen waren, als Pakete an institutionelle Investoren verkauft werden. Daher entfällt ein unerwartet hoher Teil der Wohnungen, die während der letzten starken Baujahre entstanden sind, auf den Mietbereich. Für Mietwoh-

nungssuchende ist das ein großer Vorteil, da ein besonders vielfältiges und großes Wohnungsangebot zur Auswahl steht. Ob das noch lange so anhält, ist abzuwarten, da wir durch die steigenden Herstellungskosten verstärkt registrieren, dass Bauträger beim Baustart zurückhaltender sind. Außerdem sind die

Gibt es bereits Projekte, die aufgrund der Marktsituation nicht umgesetzt werden? Abgesagt werden Projekte, die in einem bereits fortgeschrittenen Planungsstadium sind, nicht so schnell. Was es aber sehr wohl und gar nicht so wenig gibt, sind Verzögerungen. Diese sind schon allein deswegen

Karina Schunker, EHL Wohnen

Baubewilligungszahlen seit Pandemiebeginn rückläufig. Ich rechne daher damit, dass sich das Angebot in den nächsten Jahren wieder deutlich verknappen wird.

unvermeidlich, weil es nicht mehr leicht ist, seitens der Bauunternehmen Preise zu bekommen, mit denen ein Entwickler positiv kalkulieren kann. In einigen Fällen müssen

38 ImmoFokus Positionen & Meinungen
„Die Nachfrage und die Preisentwicklung bei Vorsorgewohnungen korrelieren immer mit der Situation bei eigengenutzten Eigentumswohnungen.“
39 Ausgabe 03|2022

deutlich mehr Bauausschreibungen, zum Teil mit mehreren Runden gemacht werden. Dazu kommt, dass immer öfter Angebote mit Preisänderungsklauseln vorgelegt werden, und falls doch noch Fixpreise vereinbart werden, bleibt die Verunsicherung, ob am Ende alle vertraglichen Bedingungen eingehalten werden können. Unter diesen Umständen ist es wenig verwunderlich, dass es den einen oder anderen Entwickler gibt, der jetzt lieber auf bessere Zeiten wartet und ein Projekt für ein, zwei Jahre verschiebt.

Für Private ändern sich ab Juli die Kreditbedingungen. Können sich Normalverdiener noch eine Eigentumswohnung leisten?

Die Leistbarkeit großer Anschaffungen ist im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld mit Konjunktursorgen und hoher Inflation natürlich generell ein großes Thema, aber

ich denke nicht, dass die Änderung der Kreditbedingungen eine wesentliche Zäsur darstellen wird. Bei den Personen, die sich für eine Eigentumswohnung interessieren, ist die Kapitalbeschaffung meist kein besonders großes Thema, da grundsätzlich viel Eigenkapital im Umlauf ist.

Wie geht es mit den Preisen für Eigentum weiter?

Die Preise haben vor allem im städtischen Raum eine starke Dynamik entwickelt und ich gehe von einem weiteren, wenn auch nicht steilen Aufwärtstrend bei Eigentumswohnungen aus. Und zwar deswegen, weil bei den meisten Investoren Sicherheit nach wie vor wichtiger ist als die Rendite. Schaut man sich das Umfeld an, das wenig attraktive Alternativveranlagungen etwa auf Anleihenoder Aktienmärkten, hohe Inflation sowie

steigende Baukosten und Grundstückspreise bietet, dann kann man auch ganz objektiv festhalten, dass Immobilien nach wie vor eine hochinteressante Investmentklasse darstellen – auch wenn sich die Preise im Miet- und Eigentumsbereich unterschiedlich stark entwickeln.

Sieht man wieder einen verstärkten Trend zur Miete?

Die Nachfrage am Mietwohnungsmarkt ist stark und das hat mehrere Gründe. Zuerst einmal ganz klar finanzielle: Die Mieten sind bei Weitem nicht so stark gestiegen wie die Kaufpreise, daher gibt es viele Interessenten, die auch bewusst jetzt erst einmal mieten und dann weiterschauen, ob sie später Eigentum erwerben möchten. Und dann ist es der in volatilen Zeiten vielleicht noch stärkere Wunsch, flexibel zu bleiben. Wer nicht sicher ist, wie

40 ImmoFokus
Positionen & Meinungen

sich die berufliche Situation entwickelt, oder wer sich vielleicht auch örtlich verändern könnte, möchte sich ungern an eine Eigentumswohnung binden.

Es wurden sehr viele Wohnungen fertiggestellt. Werden dadurch die Mieten sinken?

Das nehmen wir derzeit nicht wahr. Wir haben letztes Jahr ca. 1100 Mietwohnungen vermittelt, davon auch zahlreiche Nachbezugswohnungen. Unabhängig von der Lage müssen wir die Preise der Vormieter nicht senken, um neue Mieter ansprechen zu können. Allenfalls beobachten wir, dass die

Mieten nicht ganz so stark steigen werden wie die allgemeine Inflationsrate. Wir haben in den letzten zwei Jahren in Wien sehr viele Fertigstellungen verzeichnet, für heuer sind um die 19.000 Wohnungen, davon 60 Prozent freifinanzierte Miete, prognostiziert. Mietwohnungssuchende haben also eine sehr große und hochwertige Auswahl, aber die Mietpreise sinken nicht, sondern bewegen sich nur etwas zurückhaltender. In den nächsten Jahren erwarten wir ohnehin wieder deutlich weniger Fertigstellungen und dadurch wird sich auch das Angebot verknappen und der Preisauftrieb wieder etwas stärker werden.

Dennoch gibt es Angebote wie den Verzicht auf die Mieterprovision oder eine Gratis-Miete.

Diese Angebote gibt es bei großen Objekten, bei denen mit einem Schlag viele Wohnungen auf den Markt kommen. Da will man

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Eine
IMMOFINANZ
my hive am Wienerberg | my
hive Ungargasse
Marke der

natürlich für Wohnungssuchende einen besonderen Anreiz schaffen, um zugleich die Vermarktungszeit bis zur Vollverwertung zu verkürzen. Wir sehen nämlich, dass Wohnungssuchende das derzeit große Angebot nutzen und umfassend vergleichen, sodass wir mit Kunden oft mehrmals eine Wohnung besichtigen, bis sie sich definitiv entscheiden. Mit den angesprochenen Incentives kann die Vermarktung natürlich befeuert werden.

Stichwort Vorsorgewohnungen: Wie ist die Nachfrage und wie entwickeln sie sich?

Die Nachfrage und die Preisentwicklung bei Vorsorgewohnungen korrelieren immer sehr stark mit der Situation bei eigengenutzten Eigentumswohnungen. Da der Eigentumsmarkt knapper geworden ist, sehen wir hier auch Preissteigerungen. Auch zu den aktuel-

len Marktbedingungen sind sie für Anleger immer noch eine attraktive Anlageform, da sie den bestmöglichen Schutz gegen Inflation darstellen, den man derzeit finden kann.

Wie sieht die Situation in den Bundesländern aus?

In Graz wurde in den letzten Jahren sehr viel gebaut und große Objekte wurden fertiggestellt. Daraus hat sich kurzfristig ein Angebotsüberhang ergeben. Mittlerweile hat sich das aber wieder relativiert, sodass Angebot und Nachfrage wieder ausgeglichener sind. Es sind aber weitere größere Stadtentwicklungsgebiete wie beispielsweise das Brauquartier geplant, wo künftig wieder ein größeres Angebot verfügbar sein wird. Natürlich sind aber auch andere Landeshauptstädte für Investoren und Anleger sehr spannend,

beispielsweise Linz und Innsbruck, die stärker in den Fokus rücken.

Wir sind jetzt im „The Metropolitan“. Wie lange ist es schon in der Vermarktung? Seit letztem Spätsommer. Das Projekt liegt direkt beim Hauptbahnhof mit einem phänomenalen Ausblick und 19 Stockwerken, mit Blickachsen in alle vier Himmelsrichtungen, sodass sich Mieter ihre Aussicht aussuchen können. Abgerundet werden die hochwertig ausgestatteten Wohnungen mit Gemeinschaftsräumen wie einem Co-Working-Bereich, Fitnessstudio und einer großzügigen Dachterrasse mit Blick zum Stephansdom. Also eine ideale Kombination aus Wohnen, Arbeiten und Freizeit, was immer stärker nachgefragt wird. Perfekt ist natürlich auch die öffentliche Anbindung durch den Hauptbahnhof mit den S-, U- und

Positionen & Meinungen
43 Ausgabe 03|2022 my hive am Wienerberg | my hive Ungargasse Eine Marke der IMMOFINANZ Ihr schnellster Weg zur individuellen Bürolösung: myhive-offices.com

Straßenbahnen sowie Bushaltestellen. Mit dem nahegelegenen Schweizergarten oder Helmut-Zilk-Park ist hier also eine perfekte Kombination aus Nähe zum Stadtzentrum und zu Naherholungsräumen. Das Haus hat einiges zu bieten und ist mittlerweile trotz der beachtlichen Dimension – immerhin haben wir hier 360 Wohnungen – zum Großteil vermarktet.

Welche Großprojekte sind derzeit noch in der Vermarktung?

Wir dürfen bei der Vermarktung von tollen Projekten in unterschiedlichen Lagen unterstützen. Neben dem „The Metropolitan“ haben wir im 22. Bezirk bei der Großenzersdorfer Straße das Projekt „Der Ballon“ mit über 200 Wohneinheiten in der Vermarktung. Hier sind neben Single- und Pärchenwohnungen auch Familienwohnungen bis zu 108 Quadratmeter Wohnfläche verfügbar. Oder auch im 11. Bezirk das Projekt „Wohngarten“ – ein Areal mit ca. 17.900 Quadratmetern und einem großzügig begrünten Innenhof als unmittelbare Naherholungsfläche. Dort wurden ca. 680 Wohnungen errichtet, die zwischen 31 und 80 Quadratmeter groß sind.

Wie ist Ihre Meinung zum Bestellerprinzip?

Es ist in den letzten Jahren immer wieder darüber gesprochen worden und damit war es keine große Überraschung, dass das Bestellerprinzip kommen wird. Die Frage war eigentlich nur wann, und jetzt wissen wir, dass

das Anfang 2023 der Fall sein wird. Wir haben uns demnach bereits auf eine Umstellung gut vorbereiten können, indem wir verstärkt und etwas abgeändert unsere Serviceleistungen kommunizieren sowie unsere Maßnahmen an die Bedürfnisse des Auftraggebers anpassen müssen. Auf der anderen Seite bieten wir bereits einige Objekte ohne mieterseitige Provision an, dort bedarf es auch keiner Umstellung mehr.

Wie empfinden Sie die Leerstandsabgabe?

Auf der einen Seite sehe ich hier einen immensen Eingriff in die Eigentumsrechte.

Auf der anderen Seite frage ich mich, wer tatsächlich davon betroffen sein wird. Es wird nämlich pauschal vermutet, dass Eigentümer ihre Wohnungen bewusst bestandsfrei halten. Ich kenne nämlich tatsächlich keinen Investor oder Anleger, der nicht höchst interessiert ist, seine Wohnung zu vermieten und einen etwaigen Leerstand so kurz wie möglich zu halten. Denn das ist immer ein wirtschaftliches Thema, da monatlich Betriebskosten zu bezahlen sind. Außerdem muss aus steuerlicher Sicht in den meisten Fällen schon aufgrund der Liebhaberei-Regelung vermietet werden.

Hat sich die Zeitdauer, bis etwas vermietet oder verkauft wird, verlängert oder verkürzt?

Wie schon erwähnt, dauert es bei großen Projekten natürlich immer etwas länger, bis auch die letzte Wohnung verwertet ist. Bei Nachvermietungen ist immer unser Ziel,

Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient? Samstags als Verkäuferin in einer Drogerie während der Schulzeit.

Wenn Sie das Radio im Auto aufdrehen, was läuft?

Meist eine eigene Playlist mit einer bunten Vielfalt aus Pop, Rap und Rock.

Mit welcher Person (lebend oder bereits verstorben) würden Sie gerne einen Abend verbringen?

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Positionen & Meinungen
James Corden, denn Lachen ist gesund.
Ihr größtes Laster? Zu wenig Wasser zu trinken.
„Wir wollen noch digitaler werden und gehen demnächst mit einer Kundenserviceplattform online.“

WORDRAP MIT KARINA SCHUNKER

Morgen- oder Abendmensch? Abendmensch

Lieblingshobby?

Städte bereisen und Rätsel in Escape Rooms lösen.

Meinen Kaffee trinke ich am liebsten…

Obwohl ich Wienerin bin und es hier eine tolle Kaffeehauskultur gibt, trinke ich keinen Kaffee.

Wenn Sie zehn Millionen Euro im Lotto gewinnen würden, was machen Sie damit? Karitative Organisationen unterstützen und in zukunftsweisende Projekte gegen den Klimawandel investieren.

In den nächsten zehn Jahren möchte ich unbedingt… Möglichst viele besondere Momente mit meinen Liebsten verbringen.

Welches Buch liegt auf Ihrem Schreibtisch? Bestandsgebäude. Chancen und Herausforderungen der Zukunft.

Nehmen Sie gerne Risiko in Kauf? Kommt immer auf die Situation drauf an, aber grundsätzlich ja.

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innerhalb der dreimonatigen Kündigungsfrist einen Nachmieter zu finden. Corona hat die Besichtigungsmöglichkeiten während der Kündigungsfrist leider etwas erschwert – da sind wir natürlich auf die Kooperation des Vormieters angewiesen. Im Eigentumsbereich hingegen ist das Angebot zurzeit sehr klein, weshalb sich die Vermarktungsdauer bei guten Projekten deutlich verkürzt hat.

Die Themen Verdichten, Versiegeln, Flächenfraß sind Dauerbrenner. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Es braucht immer eine Ausgewogenheit. Einerseits müssen wir neuen Wohnraum schaffen, um den Bedarf an Wohnraum zu decken. Das ist durch die Bebauung von Greenfields möglich, aber noch wichtiger wäre andererseits die Aktivierung von Brownfields. In diesem Zusammenhang bedarf es einfach neuer grüner Konzepte, die das Thema Nachhaltigkeit mit einem langfristigen Nutzungsgedanken vereinen. Wenn beispielsweise Flächen neu bebaut und versiegelt werden, sollte gleichzeitig eine angemessene grüne Maßnahme gesetzt werden, wie beispielsweise eine Begrünung von Dächern.

Ist Homeoffice noch Thema?

Das Thema Homeoffice ist durch die Coronapandemie jedenfalls sehr groß geworden, jedoch sehen wir wieder einen deutlichen

Rückgang bei der Anzahl der Wochentage. Der Trend und Wunsch nach hybriden und flexibleren Arbeitsmodellen ist aber deutlich spürbar. So verschmelzen die Themen Wohnen und Arbeiten immer mehr ineinander. Daher sind Projekte mit Co-Working-Spaces sehr attraktiv, aber auch ein zusätzliches Arbeitszimmer in der Wohnung ist weiterhin gefragt.

Angeblich werden vermehrt AirBnBWohnungen zum Arbeiten angemietet … Das führe ich verstärkt auf den Trend „Workation“– sprich arbeiten und zugleich Urlaub machen – zurück. Je nach Möglichkeit und Arbeitsbereich haben wir nämlich in den letzten Monaten jedenfalls gelernt, wie ortsunabhängiges Arbeiten funktioniert. Daher ist es möglich, von jedem Ort oder jeder

46 ImmoFokus
Meinungen
Positionen &

Stadt aus zu arbeiten und nach getaner Arbeit die jeweilige Umgebung zu erkunden bzw. Urlaub zu machen.

Wie sehen Sie die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf den Wiener Immobilienmarkt?

Das ist keine einfache Frage und erfordert einen Blick in die Glaskugel. Jedenfalls hofft

man jeden Tag, dass sich die Situation wieder bessert und Friede einkehrt. Wir spüren natürlich den Zustrom von ukrainischen Menschen und helfen bei der Wohnungssuche, wo wir nur können. Andererseits sehen wir starke Auswirkungen im Immobiliensektor durch die steigenden Energiekosten, von denen jeder betroffen ist. Dadurch bekommen Themen wie Energieunabhängigkeit, erneuerbare

Energiequellen und raus aus fossilen Brennstoffen neue Bedeutung. Die besondere Herausforderung in der Zukunft wird dabei sein, Bestandsgebäude entsprechend auszurichten und damit auch zukunftsfit zu machen.

Sind Wohnungen mit Gasheizungen schwerer zu vermieten?

In Kundenterminen wird die Gesamtsituation vermehrt hinterfragt, auch wie ein Haus oder eine Wohnung beheizt wird. Dabei ist das Feedback durchwegs positiv, wenn es keine Gasheizung gibt bzw. falls doch mit Gas geheizt wird, wird deutlich öfter eine zukünftig notwendige Umrüstung bei der Miet- oder Kaufentscheidung zum Thema. Zurzeit fehlt es jedoch gerade im urbanen Raum wie Wien, vor allem bei Altbauobjekten, an einer gesamtheitlichen Lösung und Alternativen. Nicht überall sind ein Fernwärmeanschluss, Tiefenbohrungen oder die Installation einer Wärmepumpe möglich. Es fehlt hier noch an Lösungen. Zumindest bis dahin werden auch weiterhin Wohnungen mit Gasheizungen verkauft und vermietet werden.

Die EHL nimmt derzeit viele Mitarbeiter auf. Wie ist die Wachstumsstrategie? Das Schöne ist, wir dürfen wachsen. Im Zentrum unserer Dienstleistungserbringung stehen immer der Mensch und seine Zufriedenheit. Wir arbeiten täglich daran, mit viel

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Freude unsere Dienstleistungsqualität hochzuhalten und unsere Kunden ganz individuell zu betreuen. Wir reflektieren sehr viel, sind dynamisch und stellen unsere Prozesse um, wenn es bedeutet, ein noch besseres Service anbieten zu können. Sind nämlich unsere Kunden zufrieden, bin ich davon überzeugt, dass der Erfolg von selbst kommt.

Insgesamt dürfen wir eine ganze Reihe von kleinen und großen Projekten sowie zahlreiche einzelne Wohnungen vermarkten – in Summe also eine sehr gute Auftragslage. Derzeit habe ich mit 21 Mitarbeitern ein schlagkräftiges Team, bin aber immer auf der Suche nach weiteren motivierten, engagierten Mitarbeitern. Auch Young Professionals sind bei uns herzlich willkommen.

Sie sind jetzt ein Jahr Geschäftsführerin. Wie lautet Ihr Resümee?

Ich konnte mit der Übernahme der Geschäftsführung meine große Leidenschaft für Immobilien noch stärker vertiefen. Mein Zuständigkeitsfeld ist gewachsen und damit ist mein Berufsalltag noch vielseitiger und interessanter geworden. Die größte Freude habe ich jedenfalls daran, in engem Austausch mit unseren Kunden und Geschäftspartnern zu sein und mit einem hoch motivierten Team gemeinsame Ziele zu verfolgen. Wir wollen uns stets verbes-

sern, uns neu positionieren und dabei auch moderner, digitaler werden. Beispielsweise gehen wir demnächst mit einer Kundenserviceplattform online, mit der unsere Kunden schon während des Anmietungs- und Kaufprozesses mit Zusatzservices und Produkten rund um den Umzug begleitet werden. Von Umzugsfirmen und Versicherungsmaklern über Finanzierungsservices, Internetanbieter bis Küchen- und Möbelausstatter – wir haben hier für unsere Kunden ganz besondere Rabatte und Gutscheine mit den jeweiligen Unternehmen ausverhandeln können. Damit möchten wir unsere Dienstleistung optimal abrunden und Kunden noch intensiver bei der gesamten Umzugsplanung unterstützen. All das mitgestalten zu können, macht mir sehr viel Spaß, und ich darf diesen Sommer darauf anstoßen, bereits zehn Jahre ein Teil der EHL-Familie sein zu dürfen.

Was sind Ihre Ziele für die nächsten fünf Jahre, sowohl beruflich als auch privat? Beruflich freue ich mich auf weiterhin spannende und erfolgreiche Jahre bei der EHL und darauf, gemeinsam mit herausragenden Kollegen ganz viel Neues zu gestalten. Ich komme wirklich tagtäglich mit sehr viel Freude zur Arbeit, was ja auch nicht selbstverständlich ist. Privat plane ich derzeit vor allem meine Hochzeit, die im kommenden Jahr stattfinden soll.

48 ImmoFokus Positionen & Meinungen
„Mieter können derzeit aus einem großen Angebot wählen und sich das passende Objekt aussuchen.“
Karina Schunker, EHL Wohnen

Karina Schunker startete ihre Karriere in der EHL-Gruppe vor zehn Jahren im Vertrieb von Miet- und Eigentumswohnungen. 2019 wurde ihr für EHL Wohnen die Prokura verliehen und übernahm die Bereichsleitung des Eigentums- und Vorsorgewohnungsvertriebs und im Juni 2021 die Geschäftsführung der EHL Wohnen.

Schunker studierte berufsbegleitend an der FH Wien Immobilienwirtschaft und Immobilienmanagement und schloss dort auch ihr Masterstudium erfolgreich ab. Sie ist Member of the Royal Institution of Chartered Surveyors, Präsidiumsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft sowie Mentorin an der FH Wien.

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Karina Schunker

Zu Tisch mit …

50 ImmoFokus
Jenni Wenkel Gedanken zu einem Menü verfasst

Herausforderung angenommen

Karriereschritt . Im Interview spricht Jenni Wenkel über ihren Wechsel zur Union Investment, Nachhaltigkeit und warum sie ihr Gemüse selber anbaut.

Das Gespräch führte: Lisa Grüner

Im Hansen herrscht geschäftiges Treiben. Obwohl es bereits 14 Uhr ist, ist das Lokal gesteckt voll. Eine Duftwolke des Blumengeschäfts Lederleitner, mit dem sich das Restaurant das Untergeschoss der alten Börse teilt, hüllt uns bereits beim Betreten ein und mischt sich mit dem Geruch frisch gekochten Essens. Ein flinker Kellner huscht an uns vorbei, während uns ein weiterer begrüßt und zu unserem Tisch bringt. Schnell sind wir Teil der ungewohnten Geräuschkulisse. Jenni Wenkel ist hier Stammgast. „Das Hansen ist quasi meine Kantine“, zwinkert sie mir zu, die Speisekarte kennt sie auswendig.

Nach 13 Jahren in unterschiedlichen Positionen in der ERSTE Bank Group, ist sie im September 2021 als Vorstandsmitglied in die Union Investment Real Estate Austria gewechselt. Nach den ersten Monaten im neuen Job zieht sie ein positives Resümee: „Ich bin sehr froh, dass ich den Schritt gemacht habe, und fühle mich beruflich angekommen, der Job ist wie auf mich zugeschnitten.“ Auf ihrem Wunschzettel an die neue berufliche Herausforderung standen selbständiges Arbeiten, Entscheidungen treffen zu können und ein Team zu führen. Auch wollte sie weiter in Wien leben und arbeiten. Ihr deutscher Akzent ist auch nach 20 Jahren

unüberhörbar. „Das ist auch was Schönes“, lacht die gebürtige Rheinländerin. „Ich kann jetzt weiter dieses korrekte, strenge und manchmal pingelige Deutsche mit dem österreichischen Entspannteren, Gemütlicheren verbinden.“ 2021 wurde sie von ihrem jetzigen Vorgesetzten angesprochen, ob sie nicht Teil des Teams werden wollte. „Und ich wollte“, so Wenkel. „Einige Kollegen in der Union Investment kenne ich seit zehn Jahren. Sie haben mir von Anfang an das Gefühl vermittelt, dass es Spaß macht, mit ihnen und für die Union Investment zu arbeiten. Schließlich sind manche Kollegen selber seit knapp 20 Jahren im Unternehmen.“ Wenig Fluktuation, ein Mutterkonzern in Hamburg, ein Mega-Karriereschritt und die Sichtbarkeit des Vorstandspostens überzeugten sie schnell, wechseln zu wollen. Wir stoßen mit einem Gläschen Prosecco darauf an.

Neue Aufgaben

Unsere Vorspeise wird gebracht. Wenkel hat einen orientalischen Teller mit Hummus, Falafel, Oliven und Paprikadip bestellt, ich ein Rote-Rüben-Risotto. Während ich genüsslich mein Risotto esse, ist Wenkel mit dem Beantworten weiterer Fragen beschäftigt. „Seitens der Union Investment bin ich mit

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Union Investment Real Estate Austria

zwei Aufgaben losgeschickt worden: einerseits deutlich mehr am Markt anzukaufen und zu investieren, aber auch die Union Investment in Österreich sichtbarer zu machen“, erklärt Wenkel ihre Doppelfunktion. „Ich bin Vorstand im immofonds 1 und damit direkt verantwortlich vor Ort, aber auch Investmentmanagerin für alle anderen Union-Investmentfonds, die hier in Österreich investieren. Das ist schon eine Bandbreite.“

Zittern in der Pandemie

Wie der immofonds 1 durch die Pandemie gekommen sei, will ich wissen. „Erstaunlich gut“, antwortet Wenkel. „Wir sind divers aufgestellt. Die große Sorge am Anfang der Pandemie waren die Büromieten und dass diese hinuntergehen, wenn Flächen zurückgegeben werden.

Man hat von großen Veränderungen in der Bürolandschaft gesprochen und dass man in Zukunft nur noch 50 Prozent der Büros brauchen wird. Die große Sorge war da berechtigt, weil wir über 50 Prozent in Büros investiert sind. Gott sei Dank hat sich das Szenario nicht bewahrheitet. Es ist nicht eingetreten, dass wir weniger Flächenabsatz haben. Mittlerweile sind aber die Anforderungen an die Flächen andere. Auch wenn vermehrt im Homeoffice gearbeitet wird, so wird nicht weniger Fläche gebraucht, sie wird nur anders genutzt.“

Die Union Investment ist auch in den Assetklassen Logistik, Retail, Fachmarkt, Wohnen und Hotel investiert. „Im immofonds 1 haben wir uns in der Pandemie in den Bereichen Hotel und Retail mit allen Mietern gut einigen können“, erzählt

Wenkel. „Aber das sind nicht meine Lorbeeren, das haben die Kollegen sehr gut gemanagt.“

Im Vorstand hat sich ein neues, junges Team zusammengefunden. Die drei Vorstände sind letztes Jahr in diese Positionen gewechselt. „Ich betreue das Investment-Management, meine Kollegin Petia Zeiringer ist schon lange im Konzern und hat intern Karriere gemacht, sie ist für das Fondsmanagement zuständig. Stefan Süschetz, der auch einmal in der Erste Immobilien KAG war, hat das Risikomanagement über. Wir passen gut zusammen, und das erzeugt eine unglaubliche Dynamik.“

Nachdem die Union Investment Real Estate Austria AG ein Sonderkreditinstitut ist und wir FMA-zertifiziert sind, musste ich bei der FMA den Fit-&-Proper-Test machen“, lacht Wenkel „Ich habe schon lange nicht mehr so viel gelernt, aber das neue Wissen hat mich auch gereizt.“

Die Dynamik des ESG

Wenkel sieht derzeit eine starke Dynamik im Markt, die durch die EU-Taxonomie und ESG ausgelöst worden ist. „Es ist vergleichbar mit dem Bio-Trend, das hat vor 20 Jahren mit den Bio-Läden angefangen, und jetzt ist Bio in allen Supermärkten vertreten“, so Wenkel. „Jetzt heißt der Trend ESG, da stehen wir auch am Anfang, und wir müssen einen einheitlichen Standard finden, der fehlt noch.“

Nachhaltigkeit

„Wir sind seit letztem Juli auch Artikel-8-Fonds und unterstellen uns den Nachhaltigkeitskriterien“, so Wenkel weiter. „Ich glaube ernsthaft,

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„Wir haben uns mit allen Mietern gut einigen können.“
Jenni Wenkel
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Studium der Architektur, Immobilienökonomie, Certified Real Estate Investment Analyst. Seit 1. September 2021 ist Jenni Wenkel Mitglied des Vorstandes der Union Investment Real Estate Austria AG und für das Investment Management des „immofonds 1“ und der weiteren Immobilienfonds von Union Investment in Österreich verantwortlich. Die gebürtige Rheinländerin lebt und arbeitet seit über 21 Jahren in Wien. Darüber hinaus ist sie Vorstandsvorsitzende der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS).

dass wir um das Thema nicht herumkommen. Hätten wir, wie vorher erwähnt, einheitliche Standards, dann könnten wir als Branche am gleichen Strang ziehen.“ Das ESG-Thema treibt bereits erste Blüten. „Wir haben jetzt eine Immobilie verkauft, weil sie ESG-mäßig nicht weiter zu uns passt, gekauft hat sie ein Nachhaltigkeitsfonds“, so die Vorständin. „Das hat uns natürlich überrascht. Aber es hat jeder andere Kriterien, nach denen er kauft.“ Wenkel ist auch RICS-Vorstandsvorsitzende.

„Da diskutieren wir unter anderem, wie sich ESG-Kriterien auf die Bewertungen auswirken

werden. Unsere erste Interpretation war, dass der Markt auseinanderfallen wird, und sich verschiedene Lager bilden. Für uns gesprochen können wir gar keine Objekte mit C-/- oder D-Rating ankaufen, sehen aber, dass es den privaten Investoren derzeit noch nicht wichtig ist. Sollte es aber, denn die Immobilie soll ja handelbar sein.“

Die Zukunft

Während unsere Hauptspeisen serviert werden, frage ich, wo Wenkel die größte Dynamik sehe. Meine Interviewpartnerin hat ein Cho-

rizo-Risotto bestellt, ich einen im Ganzen gebratenen Freiner-Biosaibling mit Petersilerdäpfeln und kleinem grünen Salat. „Vor dem Ukraine-Krieg hätte ich gesagt, dass es einen starken Fokus auf Umwelt und Nachhaltigkeit gibt und auch bei der Verwendung von Plastik, beim Tierwohl, bei den Lieferwegen, und wie das alles zusammenhängt, weitergeht“, so Wenkel. „Das wird jetzt alles ausgebremst und überschattet, aber ich hoffe sehr, dass dieser Trend weitergeht.“ Die Vorständin selbst setzt auf Umweltschutz und Bio-Lebensmittel. „Ich habe ein Selbstversorgerbeet und baue mein Gemüse selber an“, verrät die begeisterte Hobbygärtnerin. „Das macht mir großen Spaß und erdet mich im wahrsten Sinne des Wortes.“

Doch zurück zu den Finanzen. Offene Immobilienfonds erzielen hierzulande Jahr für Jahr Rekordmittelzuflüsse. Warum die Beliebtheit? „Wir hatten in den letzten Jahren dieses konstant niedrige Zinsniveau“, antwortet Wenkel. „Damit waren die Fonds eine klassische Alternative zum Sparbuch.“ Interessant wird es, wenn die EZB in nächster Zeit die Zinsen anheben wird. „Dann wird sich zeigen, wie sich das auf die Mittelzuflüsse auswirken wird“, erzählt sie weiter. „In den letzten Jahren mussten wir Kontingentphasen einführen, weil wir nicht hinterherkamen, die Gelder gewinnbringend und wirtschaftlich sinnvoll zu veranlagen.“

Hat es im Fonds gröbere Änderungen bei der Gewichtung der Assetklassen gegeben? Wurde vielleicht etwas Risiko rausgenommen? „Rausgenommen nicht“, so Wenkel. „Nachdem die Märkte immer überlasteter sind und immer mehr Privat-Institutionelle in die Märkte drängen, haben wir versucht, unsere Asset-Location zu erweitern. Die Union Investment achtet darauf, dass die

54 ImmoFokus
Jenni Wenkel

„Die Kombination aus Asset- und Investmentmanagement verlangt nach Expertise und die kann ich miteinbringen.“

Lokal

DAS SAGT DER FALSTAFF

Seit Jahren eine verlässliche Adresse für moderne Regionalküche mit internationalen Akzenten. Anita und Leo Doppler sind perfekte Gastgeber, und das Ambiente in der ehemaligen Börse ist ohnehin ein Traum. (86 Punkte, 2 Gabeln)

DAS SAGT DER IMMOFOKUS

Es gibt eine kleine, feine Auswahl an Speisen, Spezialität des Hauses sind die verschiedenen Risottos. Das Ambiente ist außergewöhnlich, durch die hohe Decke hallt es ein bisschen, und es hat einen entsprechenden Geräuschpegel. Alles in allem eine angenehme Stimmung und gutes Essen.

Restaurant Hansen Wipplingerstraße 34 – 1010 Wien

Öffnungszeiten

treuhändisch verwalteten Gelder optimal und risikoarm veranlagt werden. Ideal wäre die Core-Büroimmobilie, innerstädtisch und langfristig vermietet. Da es die aber immer seltener gibt, müssen wir uns breiter aufstellen. Derzeit sehen wir uns zum Beispiel die Assetklasse Seniorenimmobilien an.“

Neue Assetklassen

Aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen ist es in Deutschland einfacher, in eine Seniorenimmobilie einzusteigen. „In Österreich ist es noch schwierig, ich bin aber fest davon überzeugt, dass immer mehr Projektentwickler sich auf das Thema setzen.“

Beim Granny-Smith-Apfelsorbet mit Prosecco sprechen wir über das Thema Revitalisierung im Bestand, also selber sanieren statt rausdrehen. Das ist ein Thema, das immer mehr auf die Branche zukommt, vor allem unter der Prämisse, das Renditeniveau zu halten. „Die Punkte Manage-to-Green und Manage-to-Core sehe ich als herausfordernd und spannend. Mit dem Bestand zu arbeiten, die Kombination aus Asset- und Investmentmanagement verlangt nach Expertise, und die kann ich nach der Zeit in der Erste Bank miteinbringen“, so Wenkel. Ein heißes Thema, denn vor ein paar Jahren hätte jeder gesagt, die Renditen können nicht weiter runter gehen.

Montag bis Freitag: 9 bis 23 Uhr (Küche bis 21.30 Uhr)

Samstag: 9 bis 16 Uhr (Küche bis 15 Uhr)

Sonn- und Feiertag geschlossen. www.hansen.co.at

ImmoFokus Restaurantguide

PUNKTE

55 Ausgabe 03|2022
Essen: Service: Weinkarte: Ambiente: 17
Jenni Wenkel Union Investment Real Estate Austria

Frisch von der Leber weg

Ein lockeres Gespräch bei einem Weinstreifzug im 44. Stock des Millennium-Towers mit den Geschäftsführern der teamneunzehn-Gruppe Markus Ringsmuth und Kevin Dzieza.

Kunden wünschen sich Gesamtpakete

Streben nach Erfolg. teamneunzehn setzt eine umfassende Betreuung von Vermittlung bis Hausverwaltung. Warum das für ein nachhaltiges Wachstum gesorgt hat, erzählen die Geschäftsführer bei ein paar guten Achterln.

Perspektivenwechsel sind spannend, vor allem, wenn es sich um ein paar Stockwerke handelt. Und so brachte die „Reise“ vom 17. Stock des Millennium-Towers in den 44. nicht nur interessante Gesprächspartner, sondern auch besondere Ausblicke. Das Interview mit Weinverkostung im Büro von teamneunzehn durchzuführen, erwies sich als gute Idee mit neuen Rundumblicken in höchster Höhe bei strahlendem Sonnenschein. Als ersten Wein öffnen wir einen Weinviertel DAC Classic, 2021 vom Weingut Hagn Der elegante, fruchtige Weißwein zeigt sich würzig in der Nase und am Gaumen, mit einem typischen „Veltlinerpfefferl“ und einem angenehmen Abgang mit animierender Säure und passt perfekt zum frühlingshaften Wetter.

Auswirkungen des Bestellerprinzips

Als erstes Thema drängt sich die Neueinführung des Bestellerprinzips auf. „Wie wird der Markt reagieren?“, will ich wissen. Markus Ringsmuth, Gesellschafter und Geschäftsführer von teamneunzehn geht von einem weiterführenden, guten Geschäft aus: „Wir haben uns auf die Situation gut vorbereitet“, erzählt er. „Kurzfristig werden wir das alle

spüren, aber mittel- und langfristig wird der Vertrieb eine höhere Wertschätzung bekommen.“ Teamneunzehn vermittelt jetzt schon viele institutionelle Objekte für den Mieter provisionsfrei.

„Zukünftig ist es zu wenig, nur Vermittler sein zu wollen“, so Kevin Dzieza, Geschäftsführer von teamneunzehn „Deswegen setzen wir verstärkt auf Beratung. Das sichert uns Folgegeschäfte mit den Abgebern.“ Dzieza geht davon aus, dass viele versuchen werden, anfangs ihre Immobilie selbst zu vermarkten, und dann lernen werden, wie aufwändig das ist. „Es ist auch davon auszugehen, dass die Fluktuation höher wird, denn für viele Mieter war die bezahlte Maklerprovision ein Grund, länger in einer Wohnung zu bleiben.“

Eine weitere Auswirkung des Bestellerprinzip wird sein, dass sich viele Anleger aus dem Vermietungsmarkt, der dem Mietrechtsgesetz (MRG) unterliegt, zurückziehen. „Es wird starke Portfolioumstrukturierungen geben“, so Ringsmuth. „Raus aus dem Altbau, rein in den Neubau.“

Neue Projekte

„Am Donaukai, ein Mietwohnprojekt mit über 400 Wohnungen, sind die Übergaben unserer Hausverwaltung nach erfolgreicher Vermietung an die ersten Mieter erfolgt, viele weitere spannende Projekte befinden sich bereits in den Startlöchern“, so Dzieza. „Bei der Seeoase Velm haben wir bereits den Großteil verkauft.“ Wasser und die Möglichkeit des Homeoffice zieht immer mehr Menschen aufs Land. In Grafenwörth entsteht ein privat angelegter See und Häuser auf Eigengrund. „300 Lkw Aushub waren für den See notwendig. Jetzt entsteht dort ein sehr spannendes Projekt mit 207 Häusern. Vor allem im Frühjahr und Sommer wird der Verkauf dort boomen.“ Derzeit wird der erste Bauabschnitt gebaut, insgesamt sind fünf geplant.

Darauf stoßen wir mit einem Sauvignon blanc, 2021 Südsteiermark DAC von Domaines Kilger an. Bei diesem Wein haben Hans Kilger und Walter Polz im Zeichen des steirischen Weins ihre Kräfte gebündelt. Der Sauvignon blanc ist trocken, würzig, mit einer floralen Note und holzig im Abgang. Dabei erzählt Ringsmuth stolz über das Jahr 2021:

ImmoFokus.Rubrik 56 ImmoFokus
Kolumne: Lisa Grüner
Wein & Immobilien

Die Weine

Weinviertel DAC Classic, 2021, Weingut Hagn www.hagn-weingut.at

Sauvignon blanc, 2021, Südsteiermark DAC, Domaines Kilger www.domaines-kilger.com

Rotgipfler Ried Saxerl, 2019, Die Schwertführerinnen www.dieschwertfuehrerinnen.at

Top Sigrid, 2017, Die Schwertführerinnen www.dieschwertfuehrerinnen.at

„Wir haben 2350 Objekte vermittelt, im freifanzierten Bereich ist das Marktrekord. Dieses Jahr wollen wir die 3000er-Marke knacken.“ Bei teamneunzehn setzt man auf gute Kundenbeziehungen und Stammkundenpflege. „Wirtschaftliche Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig“, so Dzieza. „Wir werden in Kauf- und Verkaufstransaktionen eingebunden und können unsere Expertise abgeben, wenn ein Projekt in Planung geht bzw. bei der technischen Planung für die Hausverwaltung.“ Dzieza sieht sich hierbei als Sparringspartner für den Kunden.

Ausbau der Hausverwaltung

Der nächste zu verkostende Wein ziert sich mit dem klingenden Namen „Die Schwertführerinnen“. Die Schwestern Kerstin und Sigrid Schwertführer aus Soos/Thermenregion geben dem Wein eine weibliche Note und betreiben auch einen Heurigen. Wir öffnen einen Rotgipfler Ried Saxerl, der sich im Glas strahlend Gelb, am Gaumen mineralisch und mit einer feinen Frucht nach reifen Äpfeln und Mango zeigt. Ringsmuth schwenkt zum Thema Hausverwaltung. „Wir konnten knapp 400.000 Quadratmeter dazugewinnen“, erzählt er. „Eine Million Quadratmeter haben wir in der aktiven Verwaltung, daher haben wir im 10. Stock des Millennium-Towers für unsere 50 Mitarbeiter noch eine Bürofläche dazu genommen.“

Insgesamt sind derzeit 104 Mitarbeiter in der Gruppe beschäftigt. Froh ist man, mit Michaela Hofbauer (MRG-Abteilung) und Markus König (WEG-Abteilung) zwei sehr erfahrende leitende Immobilienmanager an Bord geholt zu haben. Neu ist auch der Einsatz der eigenen Teamneunzehn-Immobilien-App, um mehr Transparenz in der Immobilienverwaltung zu schaffen. Stolz sind die beiden Geschäftsführer auch auf den Teamgeist ihrer Mitarbeiter. „Fehler werden von allen gemeinsam ausgebessert, das schätzen unsere Kunden“, so Dzieza. Das Zusammenspiel wird auch beim Copa Real des ImmoFokus unter Beweis gestellt. „Da sind wir als Team wieder fix dabei und streben den Titel an.“

Zum Ausklang öffnen wir einen Top Sigrid, 2017, ebenfalls von Die Schwertführerinnen. Der Duft nach reifen Zwetschken und Kirschen erfreut bereits vor dem ersten Schluck. Im Glas präsentiert sich der Top Sigrid mit dunklen Beerenfarben und überzeugt mit einem kräftigen Körper und feiner Mineralik. „Ich glaube, dass die nächsten Jahre spannend werden“, so Ringsmuth. „Die EU-Richtlinien, ESG und Klimaziele, neue österreichische Gesetze und die starke Nachfrage nach Immobilien erzeugen Veränderung und neue Marktvoraussetzungen und verlangen Anpassung und Dynamik von den Playern. Vor allem da ein gewisser Veranlagungsdruck vorhanden ist.“

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GEBÄUDE mit GeschichteGESCHICHTEN über Gebäude

(Folge 3)

Zum Autor

Otmar Lahodynsky war Journalist beim „profil“, EU-Korrespondent der „Presse“ und Außenpolitik-Chef beim „Kurier“. Er ist Ehrenpräsident der „Association of European Journalists“ (AEJ) und Dr-Karl-Renner-Preisträger.

Der Nato-Amtssitz in Brüssel

Das neue Hauptquartier der Nato in Brüssel ist groß genug für die Aufnahme neuer Mitglieder.

Errichtet als niedriger Plattenbau nach der Übersiedlung aus Paris 1967, entsprach das alte Hauptquartier der Nato in Brüssel längst nicht mehr den Anforderungen an ein modernes Bürogebäude. Zudem hatte sich die Zahl der Mitglieder des Nordatlantik-Paktes über die Jahrzehnte von 15 auf 30 verdoppelt. Daher wurde gleich gegenüber nahe dem Flughafen Zaventem ein modernes Verwaltungszentrum gebaut und 2017 eröffnet.

Das neue Gebäude beherbergt auf rund 245.000 Quadratmetern Büros für 4.000 Mitarbeiter und Diplomaten, ein Rechen- und Konferenzzentrum, Restaurants sowie Sport- und Freizeitanlagen. Über Sicherheitseinrichtungen wie Luftabwehr wird nichts verraten. Doch was bekannt ist, ist, dass es ausreichend Platz für Neuzugänge gibt. Seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine wollen auch die bislang neutralen Länder Finnland und Schweden dem westlichen Verteidigungsbündnis beitreten.

Das US-amerikanische Architekturbüro Skidmore, Owings and Merrill LLP und die belgische Architektenvereinigung ASSAR Architects gewannen 2003 den internationalen Wettbewerb für das neue NatoHauptquartier. Das Gebäude besteht aus ineinander verschränkten Bauteilen und soll so Kooperation symbolisieren. Die Baukosten be-

trugen 750 Millionen Euro, die Gesamtkosten über 1,1 Milliarden Euro. Sie wurden von den Mitgliedsstaaten anteilig übernommen. Auch Österreich ist in dem Gebäude mit einer Vertretung präsent, da wir an der militärischen Kooperation, etwa im Rahmen der „Partnerschaft für den Frieden“, teilnehmen.

Mein erster Besuch im alten Hauptquartier erfolgte im Jahr 1988, als noch die Sowjetunion, der langjährige Hauptgegner des Bündnisses, existierte. Ich fragte damals, wie viele der zu dieser Zeit 2.000 Beamten russisch beherrschten. Insgesamt fünf, hieß es, was mich damals doch erstaunte. Nach dem Fall der Berliner Mauer im November 1989 ging alles sehr schnell. Eröffnet wurden Kooperationsbüros mit den alten Mitgliedern des aufgelösten „Warschauer Pakts“, die bald darauf NatoMitglieder wurden. Österreichs Außenminister Alois Mock besuchte die Nato erstmals 1991 mit großen Berührungsängsten: Das Treffen mit dem damaligen Nato-Chef Manfred Wörner fand nicht im Hauptquartier, sondern auf neutralem Boden in der bilateralen Botschaft Österreichs in Brüssel statt.

Ende 1991 nahm ich an der historischen Pressekonferenz im alten NatoHauptquartier teil, bei der ein russischer Diplomat das Ende der Sowjetunion verkündete und einen Brief von Boris Jelzin verlas. Dieser nannte darin eine spätere Mitgliedschaft Russlands in der Nato ausdrücklich als Option. Es sollte anders kommen.

Bei der Eröffnung des Gebäudes im Mai 2017 forderte der damalige US-Präsident Donald Trump bei seinem ersten Nato-Gipfel von allen Mitgliedsländern mehr Verteidigungsausgaben. Wladimir Putin beendete bald darauf die militärische Kooperation Russlands im Rahmen der „Partnerschaft für den Frieden“. Inzwischen herrscht zwischen Russland und der Nato wieder Eiszeit. Und das westliche Bündnis erlangte durch Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine wieder höchste Bedeutung.

Kommentar: Otmar Lahodynsky
Fotos: Nato

Mieterinvestition

Die Umsatzsteuer. Sie sollte nicht vergessen werden.

Abschlüsse von Mietverträgen inkludieren häufig auch Regelungen zu Mieterinvestitionen. Sind beide Parteien umsatzsteuerliche Unternehmer (zum Beispiel bei Vermietung, Geschäftslokal oder Büro), stellt sich die Frage, ob es durch die Mieterinvestition zu einem (zusätzlichen) Leistungsaustausch zwischen Mieter und Vermieter kommt.

Ein Leistungsaustausch liegt jedenfalls vor, wenn der Mieter die Investition durchführt, um den Mietvertrag zu bekommen. Wird vereinbart, dass für die Mieterinvestition das monatliche Mietentgelt reduziert wird, so liegt ein tauschähnlicher Umsatz vor. Der Vermieter hat daher in die Bemessungsgrundlage nicht nur die in Geld vereinbarte Miete, sondern auch den anteiligen monatlichen Tauschwert einzubeziehen. Umgekehrt erbringt der Mieter an den Vermieter ebenfalls eine Leistung. Die Leistung des Mieters an den Vermieter wird im Regelfall mit Übertragung der Verfügungsmacht erbracht (zum Beispiel bei Beendigung des Mietverhältnis-

ses und Rückstellung des Mietobjekts samt der Mieterinvestition).

Eigenverbrauch bei Zurücklassen von Gegenständen Aber auch wenn keine Verpflichtung vorliegt, kann ein umsatzsteuerlicher Tatbestand vorliegen. In einem kürzlich entschiedenen Fall hatte ein Restaurantbetreiber das Recht, aber nicht die Verpflichtung, bestimmte Investitionen durchzuführen (Bundesfinanzgericht (BFG) 17.1.2022, GZ RV/7101588/2015). Eine Reduktion der Miete oder eine Ablöse bei Beendigung des Mietvertrags waren nicht vereinbart. Der Mieter errichtete auf eigene Kosten einen Wintergarten und schaffte eine Buffetanlage und dazugehörige Maschinen (zum Beispiel einen Dunstabzug) an. Bei der (vorzeitigen) Beendigung des Mietvertrags sind die Gegenstände dann ohne Ablöse zurückgeblieben. Wäre eine Ablöse vereinbart gewesen, so wäre es zu einer umsatzsteuerpflichtigen Lieferung in Höhe des vereinbarten Entgelts (Ablöse) gekommen. Da die Gegenstände im vorliegenden Fall

unentgeltlich übergegangen sind, lag laut Bundesfinanzgericht ein Eigenverbrauch vor. Ein Eigenverbrauch liegt nicht nur bei Überführung ins Privatvermögen vor, sondern bei jeglicher Verwendung eines Gegenstands für Zwecke außerhalb des Unternehmens oder bei unentgeltlichen Zuwendungen für Zwecke des Unternehmens. Der Mieter musste daher nachträglich 20 Prozent Umsatzsteuer abführen. Die Bemessungsgrundlage sind die Selbstkosten zum Zeitpunkt des Eigenverbrauchs (das heißt in der Regel der Restwert).

Um die grundsätzliche Neutralität der Umsatzsteuer zu erreichen, kann in einem solchen Fall nach Paragraph 12 Absatz 15 des Umsatzsteuergesetzes die auf den Eigenverbrauch entfallende Umsatzsteuer dem Vermieter in Rechnung gestellt werden. Dieser hat nach den allgemeinen Regeln einen Vorsteuerabzug.

Harald Galla, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater bei LeitnerLeitner Wien. Er ist spezialisiert auf Immobilientransaktionen.

59 Ausgabe 03|2022 Advertorial www.leitnerleitner.com +43 1 718 98 90 harald.galla@leitnerleitner.com A 1030 Wien, Am Heumarkt 7
Fotos: zhu difeng/AdobeStock, Michael Königshofer

Autor Frank Brün ist Managing Partner bei Phorus Management und Gründungsvorsitzender der AREAMA - Austrian Real Estate Asset Management Association.

Livestyle-Allergene

Zum

Ich habe quasi keine Unverträglichkeiten: ich bin gluten- und laktosetolerant, Nüsse und Sojaprodukte tun mir nichts- das Menü Nummer S23 mit scharfer Soße beim Chinesen um die Ecke schmeckt mir folgenlos.

Alleinig bei zwei Ereignissen bekomme ich einen stark juckenden inneren Ausschlag: Volksmusik und politisch korrekte Rechthaberei. Umpapamusik muss nicht näher beschrieben werden. Wenn jedoch jeder woke Checker bei dem Versuch etwas Besonderes zu sein, seine Wortspende mit diversen flashy Hashtags versieht, um andere zu belehren, fehlt mir das Verständnis.

Wo fängt Diskriminierung an?

In der Identitätsdebatte wird manchen unterstellt, der Grad einer Diskriminierung träte an die Stelle des Leistungsprinzips, der darüber entscheiden solle, an welcher Stelle im Leben man landet. Es hat lange genug gedauert, bis die Ständegesellschaft des Mittelalters überwunden war und die Erkenntnis kam, dass es völlig egal ist, wo man herkommt, welche Hautfarbe man hat oder welchem Geschlecht jemand zugehörig ist. Und das ist gut so. Kompliziert wird es oft in Detail: Letztens, als ich im Zoo bei den Erdmännchen vorbeigekommen bin, habe ich mich gefragt, ob die Beschilderung des Geheges nicht die Gefühle der Erdweibchen verletzt. Oder die des süßen Erdmännchens, das eigentlich lieber ein Pinguin-Weibchen wäre.

Hippe Randgruppenzugehörigkeit? Mittlerweile erliegen einige bei der Identitätsfindung der Versuchung, sich einer besonderen Randgruppe zuzuordnen: Ich beispielsweise könnte da vielleicht den einen oder anderen Joker ziehen, da selbst, möglicherweise zwei in Wien als diskriminiert empfundene Gruppen zugehörig: Migrationshintergrund. Zwar nur EU-Bürger, aber immerhin. Wobei das Land der Verlierer von Cordoba wiederum einen Punktabzug bedeuten könnte. Und „alter weißer Mann“. Kein Witz. Was? Zählt nicht? Unfair? Fragen Sie mal die noch älteren Herren der Schöpfung. Ständig kommen blöde Witze über Boomer von eigentlich ahnungslosen Rotzlöffeln - vereinzelt leider sogar von den eigenen, um dann zusehen zu dürfen, wie andere gefühlt vorgereiht an einem vorbeiziehen. Was hat der normale, in Wien eingeborene weiße Mann noch für Möglichkeiten? Er könnte sich als Indigener auf die Menschenrechtskonventionen berufen. Eher nicht, aber ein interessanter Gedanke ist das schon.

Im nächsten Leben werde ich Förster, ein Job ohne Menschen: Im Wald sind Bäume, die stehen fest verwurzelt, laufen nicht weg, wenn ich sie brauche und widersprechen nicht. Wenn ich sie umarme, geben sie mir positive Energie und kein Covid. Die Luft ist gut und das manchmal vorbeiziehende Wildschwein ist eine Bereicherung. Zurzeit habe ich eher mit Menschen zu tun, die blöd rumstehen, wenn ich sie nicht gebrauchen kann und weglaufen, wenn es was zu tun gibt. Eine Wildsau ist öfters auch dabei.

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Kommentar: Frank Brün Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock

Zum Autor ÖVI Präsident Georg Flödl ist geschäftsführender Partner von Funk Immobilien, seit langem in unterschiedlichen Funktionen in der Immobilienbranche tätig und Mitbegründer der ÖVI Young Professionals.

Die Botschaft hör ich wohl…

Kommentar: Georg Flödl

Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Dennoch – der Weg von der Idee zur Umsetzung ist noch weit. Das zeigt sich nicht nur, wenn konkrete Projekte für die Umrüstung von Heizsystemen im großen Wiener Althausbestand diskutiert werden. Auch die Asset-Management--Umfrage, die der Österreichische Verband der Immobilienwirtschaft gemeinsam mit RICS Austria, Areama und dem Beratungsunternehmen Drees und Sommer jährlich durchführt, hinterlässt einen gemischten Eindruck.

Alibi-Handlungen

Peter Fischer von PricewaterhouseCoopers, ein engagierter Vertreter der SustainabilityThematik, konnte und wollte seine Enttäuschung darüber anlässlich der jüngsten Präsentation der Studienergebnisse nicht verbergen. Der Eindruck, dass Nachhaltigkeitsmaßnahmen bisweilen zu AlibiAktionen degradiert werden, ist nicht von der Hand zu weisen. Eine eindeutige Bewegung gibt es hin zu zwingenden Mindeststandards für Nachhaltigkeit. Immerhin für rund die Hälfte der Portfolios sind verpflichtende Mindeststandards für die Nachhaltigkeit bei Ankauf oder Betrieb definiert. Im Vorjahr war dies lediglich bei 40 Prozent der Fall. Dieses Ergebnis steht aber nach wie vor im Gegensatz zum Bekenntnis zur Nachhaltigkeit und deutet weiter auf den Nachholbedarf in der Branche hin. Bei den Mindeststandards selbst dominiert klima:aktiv, die Klimaschutzinitiative des österreichischen Klimaschutzministeriums, gefolgt von unternehmensinternen Standards. Erstaunlich ist auch, dass etliche Studienteilnehmer schon ein Überengagement beim Thema Nachhaltigkeit erkennen…

Erste Auswirkungen erkennbar Und dennoch: Erstmalig ist auch am Markt zu beobachten, dass die Auswirkungen der ESG-Kriterien und der Taxonomie-Verordnung wahrnehmbar sind. Bislang war der Tenor der Immobiliensachverständigen vor allem, dass, solange diese Maßnahmen am Markt nicht eingepreist werden, sie als Sachverständiger keine andere Aussage treffen können ¬ ganz nach dem Motto: „Ich bilde nur den Markt ab, ich mache den Markt nicht.“

Seit so manche große Bank in ihren internen Kreditvergabe-Prozessen bei der Projektprüfung von Bauträgern auch einen Sustainability-Officer mit Vetorecht in den jeweiligen Gremien installiert hat, ist Bewegung in die Sache gekommen. Es wird aber nicht ausreichen, zentnerschwere Nachhaltigkeitsberichte zu produzieren, die anstatt auf Hochglanzpapier nun auf edlem Öko-Papier daherkommen.

Wesentlich wird sein, messbare Kriterien zu identifizieren, über die ein Konsens der Marktteilnehmer besteht. So warten wir alle noch auf eine Reihe von verbindlichen Dokumenten, Rechtsakten und Gesetzesvorhaben auf europäischer und nationaler Ebene, die den weiteren Weg verbindlich aufzeigen. Allein die Diskussion um das Erneuerbare-Wärme-Gesetz in Österreich zeigt, dass es offensichtlich mühsam ist, einen Kompromiss, ja, vielleicht sogar einen für viele Stakeholder sinnvollen Konsens zu schaffen. Wenn zum x-ten Mal vorbereitende Dokumente groß im auflagenstärksten kleinformatigen Medium zu finden sind, ist das Ziel offenbar noch lange nicht erreicht.

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Adobe Stock
Fotos: Stephan Huger,

Zum Autor

Stefan Schleicher ist Professor am Wegener Center für Klima und Globalen Wandel an der Karl-Franzens-Universität Graz. Er begleitet seit Jahren die österreichische und internationale Energie- und Klimapolitik.

Wie werden Immobilien werthaltig?

Werthaltigkeit: Was sie bei einer Immobilie bedeutet, hängt sehr von den Interessen der Eigentümer ab. Worst Case ist ein Investor, der seine Rendite aus billigem Bauen und teurem Verkaufen an den nächsten Eigentümer schöpft. Dessen Rendite wiederum resultiert aus hohen Mieten und – wie in vielen Großstädten sichtbar – einem erneuten Verkauf der Immobilie schon nach wenigen Jahren an den nächsten Eigentümer, der oftmals allein an der Lage der Immobilie ein Interesse hat. Nach dem Abriss des Baubestandes wiederholt sich dieser Eigentümer-Zyklus.

Noch ist dieser unter vielen Aspekten destruktive Umgang mit Immobilien bei uns eher eine Ausnahme. Die Entdeckung von Innovationen, die einen anderen Umgang mit Immobilien sichtbar machen, der ihnen mehr Werthaltigkeit verleiht, lohnt sich aber. Darüber gibt das internationale Forschungsprojekt ReConstruct Orientierung (www.rethinkconstruction.net).

Aktive Rolle von Bauten im Energiesystem. Derzeit geltende Rollen von Energie in Gebäuden beschränken sich weitgehend auf ein passives Verhalten mit Empfehlungen für eine hohe thermische Qualität bei der Gebäudehülle und einem Energiebezug aus erneuerbaren Quellen. Radikal innovativ ist die Erkenntnis, dass Gebäude eine aktive Rolle in einem lokalisierten Energiesystem übernehmen können. Unter der Bezeichnung von Energy Hubs ergänzen sich Gebäude hinsichtlich der Verwendung und Bereitstellung von erneuerbarer Energie über Sonne, Wind und Geothermie.

Multifunktionales Design von Bauten.

Nicht zuletzt die Lockdowns der Covid-Pandemie machten darauf aufmerksam, dass die Grenzen der bisherigen Baustrukturen verwischen. Wohnungen sollten auf einmal auch die Funktion eines Home-Offices erfüllen, waren dazu aber meist nicht ausreichend vorbereitet. Künftig sollten sich Wohnungen nicht nur den Arbeitsbedingungen, sondern auch den Lebensabschnitten der nutzenden Personen besser anpassen, von den Phasen Single über Partnerschaften mit Kindern bis zu den Herausforderungen einer Aging Society.

Integration von mit Gebäuden verbundenen Abläufen. Die Integration ist eine Erweiterung des multifunktionalen Designs einzelner Gebäude auf einen Komplex solcher Gebäude, erkennbar unter den Bezeichnungen „Quartiere“ und „Areale“. In diesen findet sich in fußläufiger Distanz von Kinderbetreuung bis zum Golfklub und von der Elementarpädagogik bis zu universitären Forschungseinrichtungen die Infrastruktur für die täglichen Abläufe. Mit der Technologie von 3D-Printing könnten außerdem viele Produkte in kurzen geografischen Distanzen bereitgestellt werden.

Wegen ihres Verlustes an Werthaltigkeit werden heute gebaute Immobilien schon bald umgebaut oder sogar rückgebaut werden müssen, wenn sie diese zukunftsfähigen Perspektiven nicht erfüllen.

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Foto: AdobeStock
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Zum Autor Alexander Passer ist Professor für nachhaltiges Bauen und Vorsitzender des Nachhaltigkeitsbeirats der TU Graz und ist im Vorstand des Climate Change Centre Austria (CCCA)

Klimaschutz jetzt endlich!

Der erste Teil des neuen IPCC-Berichts (AR6) zeigte mehr als deutlich, dass es den Klimawandel gibt und dass er menschengemacht ist. Der zweite Teil führt uns die Folgen drastisch vor Augen. Der jüngste dritte Teil des Berichts zeigt uns auf, was wir tun können und müssen, um die Klimakrise zu vermeiden. Wir kennen die Mittel und Wege, haben das Wissen sowie die notwendigen Technologien, um die von uns gesteckten und vereinbarten Klimaziele zu erreichen. Doch selbst vor einer drohenden Versorgungskrise werden die Weichen nicht eindeutig und unausweichlich in die richtige Richtung gestellt.

Die Bau- und Immobilienwirtschaft gilt als großer Einzelverursacher von Treibhausgasen und hat somit großes Potenzial im Kampf gegen die Klimakrise. Die wissenschaftliche Forderung seit Jahren ist: keine fossilen Energieträger im Neubau und Bestand (jedenfalls beim ohnehin anstehenden Tausch von Heizungen), idealerweise gleich in Kombination mit einer bestmöglichen thermischen Sanierung.

Maßnahmenbündelung

Für das 1,5-Grad-Ziel von Paris müssen die globalen Treibhausgasemissionen (und damit auch die in Österreich) bis 2030 um ca. 45 Prozent unter das Niveau von 2019 und bis 2050 um ca. 90 Prozent sinken. Hier braucht es dringend eine Bündelung aller erforderlichen Maßnahmen in Neubau und Sanierung, um diesen Zielen näherzukommen, geschweige denn sie zu erreichen.

Um die Dekarbonisierung im Gebäudesektor voranzutreiben, wurde von der Europäischen Kommission ein gemeinsamer europäischer Ansatz zur Bewertung der Umweltverträglichkeit von Gebäuden über deren Lebenszyklus entwickelt. Hierzu wurde das Bewertungssystem Level(s) als EU-einheitlicher Berichtsrahmen für Büro- und Wohngebäude entwickelt. Level(s) ist Teil der übergeordneten europäischen Strategie. So legt es den Fokus auf die Themenfelder Umwelt, Gesundheit und Wohlbe-

finden sowie Kosten, Wert und Risiko. Die Nachhaltigkeitsperformance zu sechs zentralen umweltpolitischen Makrozielen wird mit nur neun Kernindikatoren für Gebäude messbar.

Thema Lebenszyklus

Last but not least, Level(s) wird die (neue) Grundlage im Rahmen der Überarbeitung der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD). Im Entwurf ist festgelegt, dass neue Gebäude ab 2030 Nullemissionsgebäude sein müssen; neue öffentliche Gebäude müssen ab 2027 emissionsfrei sein. Das Lebenszyklus-Treibhauspotenzial muss dann im Einklang mit dem Level(s)-Rahmen berechnet werden. Eine spannende Aufgabe, auf die man sich besser jetzt schon vorbereiten sollte. Denn im EU-Klimaschutzplan ist dargelegt, dass die Richtlinie ein wichtiges Rechtsinstrument zur Verwirklichung der Dekarbonisierungsziele für 2030 und 2050 ist. Gebäudezertifizierungen und -deklarationen können schon heute den Planungsprozess unterstützen.

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Kommentar: Alexander Passer
Foto: Lunghammer, Adobe Stock

Zum Autor Martina Maly-Gärtner ist COO, Member of the Board bei UBM AG Sie verantwortet den Hotelbereich, Human Resources sowie Versicherungen und ist Mitglied im Salon Real, dem Verein von Frauen in Führungspositionen der österreichischen Immobilienwirtschaft.

Der Zahn der Zeit

Der üppig gefüllte Korb mit knackigem Obst zur freien Entnahme? Längst schon Standard. Ein Firmenauto, gerne auch elektrobetrieben? Maximiertes Einkommen? Muss nicht sein. Die neue Generation strebt nach Jobs mit einem hohen Grad an Selbstbestimmung sowie einer gesunden Work-Life-Balance. Und: die Arbeit soll sinnstiftend sein, sie soll einen „Purpose“ bieten.

Die Personalabteilungen stellt die Arbeitswelt 4.0 vor völlig neue Herausforderungen. Im sogenannten „War for talents“, dem Wettbewerb um die besten (Nach wuchs-)Köpfe am Arbeitsmarkt, ist mehr denn je eine konsequente und konsistente Unternehmensstrategie gefragt. Im di gitalen Zeitalter muss diese auch klar und zeitgemäß kommuniziert werden. Das Zauberwort heißt „Employer Branding“, die Positionierung eines Unternehmens als attraktiver Arbeitgeber, nach außen wie nach innen. UBM Development tut dies primär über Social-Media-Kanäle wie LinkedIn oder Instagram, um auch tatsächlich die richtige Zielgruppe am richtigen Ort zu treffen.

green. smart. and more. UBM hat ihre Konzernstrategie in der Folge der Pandemie kompromisslos auf „green. smart. and more.“ ausgerichtet: auf die Entwicklung nach haltiger, intelligenter und ästhetisch anspruchsvoller Immobilien. Nachhaltigkeit darf keine Modeerscheinung, sondern eine Haltung eines Unternehmens sein. Und diese Haltung gibt den Jobs bei der UBM Sinn, ökologisch wie letztlich auch ökonomisch.

Wie wir in den letzten Monaten beim Recruiting feststellen durften, trifft dieser „Purpose“ auf dem Arbeitsmarkt exakt den Zahn der Zeit. Junge Menschen suchen eine sinnhafte Tätigkeit, mit der sie aktiv einen Beitrag zur Gesellschaft leisten können. Auf der Payroll eines glaubwürdig auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Unternehmens können sie diesen „Purpose“ finden.

Community statt Work from home

Wir glauben aber nicht nur daran, dass ein Unternehmen sinnstiftende Jobs offerieren muss, um im „War for talents“ letztlich siegreich sein zu können. Sondern wir wollen unseren Kolleginnen und Kollegen auch Gemeinschaft bieten. Die Pandemie hat durch die schier endlosen Lockdowns und monatelangen Home-OfficeZeiten die Mitarbeiter voneinander entfremdet. Ein Zusammengehörigkeitsgefühl und manchmal wohl auch die Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber gingen zumindest teilweise verloren.

Das muss nicht so sein. Die UBM tritt dem entgegen, indem sie versucht, eine „Community“ zu schaffen, die menschliche Interaktion und kreativen Spirit fördert. Räumlich haben wir weite Teile des Büros zu attraktiven Arbeitsbereichen mit offenen Büros und gemütlichen Gemeinschaftsflächen umgestaltet. Auch die Gemeinschaftsterrasse wurde neu geplant, trendig möbliert und mit einem mächtigen Griller bestückt. Insofern könnte das „and more.“ unseres Firmenclaims auch als „inspirierend“ gedeutet werden.

64 ImmoFokus ImmoFokus.Rubrik
Fotos: Adobe Stock, UMB

Zum Autor Mikis Waschl ist Unternehmer im Bereich der Digitalisierung der Bau- und Immobilienwirtschaft, Vizepräsident der IFMA Austria und Working Group Chair für BIM im Facility Management bei buildingSMART Austria

Digitalisierung im Facility Management

Kommentar: Mikis Waschl

Aufgepasst: It´s crunch time! Nach teilweise opulenter Beobachtungs- und Evaluierungszeit scheint es nun schnell zu gehen. Nach den vielbesungenen Möglichkeiten und Potenzialen der Digitalisierung wurden diese nun um Notwendigkeiten ergänzt, wie beispielsweise um steigenden Kostendruck und das Thema ESG (Environment, Social, Governance). Der Rahmen der Betrachtung hat sich dadurch erweitert. Hieß es lange „ohne Daten kein (Computer-Aided) Facility Management (CAFM)“, wird dies nun ergänzt um „ohne Daten keine Nachhaltigkeit“.

ESG hat sich in Windeseile zu einem maßgeblichen Digitalisierungstreiber im Facility Management entwickelt. Die Fülle und Vielseitigkeit der Anforderungen ist mit Excel nicht zu bewältigen, schnell geborene Proptechs einerseits und etablierte CAFM-Systeme andererseits bekommen dadurch einen völlig anderen Stellenwert. Sie bilden die Klammer, um die Fülle der (Daten-) Anforderungen für ESG zu sammeln, zu aggregieren und zu berichten.

E von ESG Insbesondere das E von ESG ist dabei eng mit der Gebäudeausstattung verbunden. Gebäudeautomation, Smart Meter oder Sensorik beziehungsweise das Internet der Dinge (IoT) stellen in diesem Kontext eine wesentliche Datenquelle dar.

Weniger „laut“, aber nicht minder konsequent findet auch die Methodik Building Information Modeling (BIM) im Facility Management Verbreitung. Naheliegend ist, dass man mit Daten und Informationen (beispiels-

weise aus einem Gebäudemodell) effizienter, nachhaltiger und transparenter wirtschaften kann als ohne Daten. Seit begonnen wurde, die Frage zu stellen, wie hoch dieser Kostenvorteil ist und in welchen Bereichen er sich einstellt, ist die Innovationskraft in der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle und -prozesse deutlich gestiegen.

Optimierung

Kürzlich wurde von den Fachverbänden FMA (Facility Management Austria) und IFMA Austria (International Facility Management Association Austria) gemeinsam mit der Plattform für digitale Innovationen der Bau- und Immobilienwirtschaft „Digital Findet Stadt“ eine Umfrage zu den „Anforderungen an den digitalen Immobilienlebenszyklus Planen, Bauen und Betreiben aus Sicht des Gebäudebetriebes“ durchgeführt. Die Teilnehmenden aus Österreich, Deutschland und der Schweiz sahen neben Kosten/Nutzen-Betrachtungen und fehlenden Ressourcen auch den Aspekt fehlender Daten beziehungsweise Standards und fehlendes Bewusstsein und spezifisches Know-how als größte Hürden. Die Optimierung der Maßnahmenplanung und des Auftragsmanagements wurde mit großem Abstand als größte Chance gesehen, gefolgt von der Verbesserung der Bau- und Gebäudedokumentation und des Ressourcenverbrauchs beziehungsweise Energiemanagements.

Nützlich für alle Interessierten: Bald veröffentlichen FMA und IFMA Austria das Leitdokument „Digitalisierung für das Facility Management“, ein Nachschlagewerk zu den vielfältigen und weitreichenden Aspekte eines Digitalisierungsprojekts. www.ifma.at

65 Ausgabe 03|2022
Foto: Kkhoss, Adobe Stock

Die bewegte ImmoWirtschaft

Regelmäßige Kolumne über Fakten und Inhalte, die verändern und prägen.

Reisen „nach“ Corona

Ich war letzte Woche mit meiner jungen Familie in Florenz. Nach der Coronakrise war die Vorfreude riesig. Endlich wieder Toskana, endlich wieder mit der gesamten Familie fliegen und endlich wieder gemeinsam Urlaub ohne Maske, ohne Einschränkungen. Gleich vorweg: die Tage waren anstrengend, erholsam und ich würde es jedes Mal wieder machen. Es hat sich aber gleichzeitig gezeigt, dass Urlaub auch etwas mit Routine zu tun hat, und diese haben wir über die letzten Monate seit 2020 gänzlich verloren. Dies begann beim Einpacken und änderte sich nicht bei der Vorbereitung beziehungsweise der Anreise. Doch es hat einfach gut getan, endlich wieder schulfreie Zeit gemeinsam nicht zu Hause, sondern unter Menschen zu verleben. Mir ist es wichtig, dass meine Kinder Lust an Neuem haben und offen für andere Kulturen und Lebensweisen sind. Diesen Tatendrang haben wir in vollen Zügen genießen können. Schön war es, wie die Kinder dies genossen haben. Sie haben es wie Schwämme aufgesogen und spielerisch verstanden, warum es so wichtig ist, Sprachen zu lernen. In anderen Ländern ist Deutsch einfach nicht genug und auch Englisch ist immer nur die zweitbeste Wahl. So richtig ins Reden sind wir in Florenz mit Italienisch gekommen, und die Herzen fliegen einem zu, wenn das ernsthafte Interesse am anderen wahrgenommen und die Sprache so recht und schlecht gesprochen wird. Aber das Bemühen wird geschätzt und gewürdigt.

Die wenigen Tage, in Wahrheit sollten wir besser von Stunden sprechen, haben kulinarisch gezeigt, wie einzigartig Italien ist: fast jedes Lokal ist einen Besuch wert, guten Kaffee gibt es an jeder Ecke und das Leben spielt sich im öffentlichen Raum ab. Wir haben es genossen: Endlich wieder italienisch zu essen, Nudeln, deren Geschmack mir noch im Traum unterkommen wird, und als krönenden Abschluss ein Steak, für das Florenz berühmt ist, und das ich vor allem mit meinem ältesten Sohn genossen habe.

Corona: vorher versus nachher?

Eine Frage hat mich auf dem Kurzurlaub auch noch beschäftigt: Ist nach Corona alles besser oder zumindest wieder so, wie es vorher war? Ich wäre gespannt, wie Sie diese Frage beantworten. Ich für meinen Teil bin zum

Entschluss gekommen, die Chance des Stillstandes, des Lockdowns, des Neustarts ist eindeutig verpasst worden. In dem Hotel, in dem ich immer gerne abgestiegen bin, ist eindeutig erkennbar, dass die CapEx heruntergefahren waren. Statt die Zeit ohne Gäste für notwendige Reparaturen zu nutzen, war der Pool ausgelassen und das Haus in einem durchaus tristen Zustand, an dem der Investitionskostenrückstau deutlich erkennbar ist. Dank der Lockerungen sind die Gäste aber jetzt da, das Hotel, wie ich vor Ort erfahren habe, seit Wochen ausgebucht – Reservierungen gibt es bis über den Sommer hinaus. Das Geschäft brummt und alle sind hungrig aufs Leben, aufs Reisen, auf das Schöne, und viele sind offensichtlich bereit, Geld dafür auszugeben. Haben die Verantwortlichen damit nicht gerechnet? War eine schnelle Erholung nicht eingeplant? Dieses Hotel ist in bester Lage, trägt eine internationale Marke und hat die einmalige Chance verpasst. Jetzt zu reparieren, heißt, Gäste zu verärgern beziehungsweise auf Umsatz zu verzichten. Nicht zu investieren, verärgert die Kunden aber noch mehr. Zumindest ich werde nicht mehr kommen. Gleiche Erfahrungen haben wir bei so manchem Lokal machen dürfen. Dort waren wir aber dank dem Essen und dem Alkohol in der Beurteilung großzügiger. In Summe ist es nach Corona noch nicht wie früher, wie ein Erlebnis am Flughafen eindrücklich zeigte: Beim Gate vom Flughafen Toscana (Florenz) mussten wir erneut unsere Reisepässe abgeben. Unsere Tickets wurden abgerissen, was ich seit Jahren nicht mehr erlebt habe, und dieses Prozedere dauerte ewig. Die zuständige Person war völlig überfordert und ich hatte den Eindruck, sie rechnete einfach nicht mit Gästen, die an diesem Tag wegfliegen wollten. Die gesamte Abfertigung aller Passagiere dauerte derart lange, dass wir mehr als eine halbe Stunde Zeit verloren haben, und unser Pilot die Zeit nicht mehr zur Gänze aufholen konnte. Der Höhepunkt war aber die Ansage, dass wir für den Transfer-Bus zum Flugzeug erstmals wieder eine Maske tragen müssen. Nach langem Suchen haben wir eine gefunden und durften diese für eine Fahrt von wenigen Minuten und einigen hundert Metern bis zum Flugzeug am Rollfeld direkt vor dem Terminal aufsetzen. Was für ein Schildbürgerstreich und was für Verwirrungen, die sich hoffentlich bald auflösen werden.

66 ImmoFokus Fotos: Gottfried Poessl
Kommentar: Philipp
#31

Zum Autor Michael Pisecky ist Geschäftsführer der s Real und Obmann der Wiener Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder

Nicht regulieren, sondern Anreize schaffen!

Mietervertreter in Sachen Mieten und Wohnkosten zu verstehen, ist schwer. Wobei es schon damit beginnt, ob sie wirklich die Konsumenten vertreten. Da stehen die Forderungen im Raum, das Bestellerprinzip als Beitrag zur Kostensenkung einzuführen, die gesetzliche Anpassung der Kategorie- und Richtwertmieten nicht durchzuführen, den Lagezuschlag beziehungsweise dessen Reste im Richtwertsystem abzuschaffen und am besten überhaupt für den gesamten Mietwohnungsbereich gesetzlich die Preise zu regeln.

Wenn wir also dann den Wünschen der Mietervertreter entsprechend das preislich geregelte Einheitswohnen erreicht hätten, wer vergibt dann die Wohnungen nach welchen Kriterien und, vor allem, wer schafft dann das ausreichende Angebot und wer stemmt die eigentliche Herausforderung, die vor uns steht, nämlich die enormen Investitionen, die erforderlich sind, damit wir auch im Immobilienbereich die Umweltziele erreichen?

Kritik an der Vergabe im sozialen Wohnbau Wie die Vergabe im sozialen Wohnbau, also im durchgängig mit öffentlichen Mitteln gebauten Bereich funktioniert, soll nicht Vorbild sein. Zum Beispiel müssen Menschen in Wien schon mindestens zwei Jahre an einer Adresse gewohnt haben, um einen Vormerkschein für sozialen Wohnbau zu erhalten. Immerhin werden 15 Prozent der Wohnungen von Wiener Wohnen an sehr einkommensschwache, das heißt im unteren Einkommensquartil befindliche Personen vergeben. Mehr als 50 Prozent dieser Personen leben jedoch im gewerblichen, privaten Wohn-

bau. Ein anderes Beispiel ist, dass ausbezahlte, ehemals wohnbaugeförderte Wohnungen, die überwiegend von gemeinnützigen Bauvereinigungen errichtet werden, zwar preisgeregelt und wirklich sehr günstig sind, es aber der Bauvereinigung obliegt, an wen sie diese sehr günstigen Mietwohnungen vergibt.

Die Forderungen der Mietervertretungen treffen nahezu ohne Einkommenskorrelation vor allem Personen, die bereits privilegiert wohnen. Das gefährdet die Planbarkeit seitens der Vermieter und damit die Investitionsbereitschaft. Es verhindert den gewerblichen Neubau. Es führt zu einem Ansteigen von Befristungen wegen steigender Rechtsunsicherheit. Es führt zu einer laufenden Verschlechterung des Bestands an mehrgeschossigen Wohnhäusern. Es wird ein größerer Teil der Wohnungen leistbar sein, aber irgendwann nicht mehr beheizbar. Preisregelungen per Region, Alter, Stichtagsdaten und andere Kriterien können nicht treffsicher sein und lösen nicht die Probleme für einkommensschwache Gruppen in der Bevölkerung. Wir brauchen eine Subjetförderung, um sozial ins Schwarze zu treffen. Die günstigen Wohnungen bekommen bisher nämlich eher die mittleren und höheren Einkommensbezieher.

Aktuelle Forderungen helfen den Mietern nicht Ausstattung, Lage, vor allem aber der ökologische Zustand von Wohnung, Haus und Wärmequelle sollte preisbildend und investitionsfördernd sein. Dazu brauchen wir neue Rahmenbedingungen, und nicht mehr Regulierungen.

Wir haben ein weltweit beachtetes System der dualen Wohnungswirtschaft: den sozialen und den gewerblichen Wohnbau. Das System funktioniert gut und trägt zur Lebensqualität in unserem Land bei. Es sollte uns aber nicht davon abhalten, im sozialen Wohnbau treffsicherer zu werden und den gewerblichen Bereich weniger zu regulieren. Wir brauchen alle im Boot, um die Herausforderungen, die vielfältig auf uns zukommen, zu meistern.

67 Ausgabe 03|2022
Foto: AdobeStock

Kein Scherz

Während in der durch einen Angriffskrieg zutiefst erschütterten Ukraine ein Komiker zu politischen Höchstleistungen aufläuft, passiert bei uns täglich aufs Neue genau das Gegenteil.

Als am Sonntag zu bester Lesezeit der jüngste Altkanzler unserer Geschichte mit einem exklusiven Interview einen Einblick in sein neues Leben und seine zukünftigen politischen Pläne gab, hielt ich kurz inne, aber blätterte mit einer traurigen Gewissheit weiter: Ich glaube ihm und allen anderen österreichischen Politikerinnen und Politikern genau gar nichts mehr.

Ulreich

Zum Autor

Hans Jörg Ulreich, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Ulreich Bauträger GmbH, Bauträgersprecher Österreich, Lektor an der TU Wien und FH Wien

Aber das liegt nicht an Chatskandalen oder an der besagten Nacht auf Ibiza. Es liegt schlicht und ergreifend an dem täglichen Blödsinn, der – Sie entschuldigen – verzapft wird um uns Weiß für Schwarz zu verkaufen.

Reform gefordert

Und ausgerechnet jetzt, in einer Zeit, in der unsere Politik nur mehr oberflächlich, kurzsichtig und populistisch agiert, ausgerechnet jetzt steht eine Reform des österreichischen Mietrechts in ihren Startlöchern. Dass ich, als einer, der seit Jahrzehnten eine solche Reform einfordert, gerade jetzt eine solche wirklich nicht will, sollte auch Ihnen einen Denkanstoß zu dem aktuellen Unzustand der österreichischen Volksvertreter geben. Aber ich kann leider nicht anders. Täglich ist vom systematischen Marktversagen am Immobilienmarkt die Rede, immer wieder werden Leerstandsabgaben und Mietpreisregulierungen gefordert, ob es nun Sinn macht oder nicht.

Mit vernünftigen Argumenten, auch gegenüber Meinungsbildnern, ist man erstens alleine und zweitens fällt es schwer, damit durch die jahrzehntelang aufgebauten falschen Meinungen durchzudringen.

Hausverstand wäre gefragt Dabei würde ein einziger Blick über den eingefleischten Tellerrand, vielleicht eine Stunde Recherche, genügen, um die alten Denkmuster einmal neu zu überdenken. Man könnte sich zum Beispiel die tatsächliche Situation am Immobilienmarkt genauer ansehen, statt – getrieben durch Schlagzeilen, dass Wohnen nicht mehr leistbar ist – gleich mit Begriffen wie Marktversagen um sich zu werfen.

In Wien zum Beispiel gibt es derzeit rund 900.000 Mietwohnungen. 43 Prozent aller Wienerinnen und Wiener wohnen in rund 200.000 Gemeindewohnungen und in gemeinnützig erbauten Mietwohnungen, also in Genossenschaftswohnungen. Ein Drittel aller Wienerinnen und Wiener mietet am privaten Wiener Wohnungsmarkt. 50 Prozent der

68 ImmoFokus
Kommentar: Hans Jörg Fotos: Sebastian Philipp, Adobe Stock

Ärmsten in Wien mieten – wegen diverser Zugangshürden -privat. Das Meridianjahreseinkommen in Wien liegt bei rund 21.500 Euro netto, eine Person mit bis zu 49.000 Euro Nettojahreseinkommen hat das Recht, eine Gemeindewohnung zu bekommen. Dafür bekommen Menschen, die weniger als 997 Euro netto im Monat verdienen, keine Wohnbeihilfe. Wohnbeihilfe kann auch nur beantragt werden, wenn eine Wohnung bereits bewohnt wird.

Im Wiener Wohnungsanzeiger, in dem freie oder freiwerdende Gemeindewohnungen zu finden sind, wird eine 45 Quadratmeter große Ein-Zimmer Wohnung mit 3500 Euro Ablöse und 460 Euro Bruttomiete inseriert, allerdings inklusive eines Heizwärmebedarfes von 226 HWB – ein solcher ist in Frankreich zukünftig sogar verboten! Im gegenüberliegenden, privat vermieteten, topsanierten Erstbezugsaltbau kostet eine nur 42 Quadratmeter große Wohnung, die dafür aber 1,5 Zimmer hat, 590,00 Euro – zu einem Heizwärmebedarf von weniger als 40 HWB!

Nur ein kleiner Blick über den Rand zeigt, dass es beim Thema Wohn- und Wohnbaupolitik um so vieles geht, doch übrig bleiben wird eine medial gut zu verkaufende Robin-Hood-Mietrechtsreform gegen eine vermeintlich geldgierige Branche, statt der Versuch, echte Probleme, soziale wie ökologische, mutig anzugehen.

Wir als Branche haben schon viele solcher Konzepte ausgearbeitet. Immer auch mit dem umsichtigen Blick für sozialen Ausgleich und ökologische Nachhaltigkeit, natürlich unter der Prämisse, unternehmerisch sorgfältig und wirtschaftlich sinnvoll zu handeln.

Und ja, wir sind gegen Preisregulierungen am privaten Wohnungsmarkt, weil dieser nämlich bestens funktioniert. Die Mieten werden, angesichts des Überangebots, in Wien im Neubau in den nächsten Jahren weiter nach unten gehen.

Aber von langfristigen, weitsichtigen Lösungen profitieren Komiker nun einmal nicht. Nur vom Applaus in der aktuellen Show.

Medien- und Steuerungstechnik auf einer Plattform: mit PC-based Control

Medientechnik neu gedacht: Als Spezialist für PC-basierte Steuerungssysteme ermöglicht es Beckhoff mit einem umfassenden und industrieerprobten Automatisierungsbaukasten, Multimedia, Gebäudeautomation sowie Entertainmentkonzepte vernetzt und integriert umzusetzen. Mit der modularen Steuerungssoftware TwinCAT und direkter Cloud- und IoT-Anbindung werden alle Gewerke von der A/V-Technik über die Gebäudeautomation bis hin zu Digital Signage Control, Device Management und Condition Monitoring, auf einer Plattform kombiniert. Hinzu kommt die maximale Skalierbarkeit aller Komponenten und die Unterstützung aller gängigen Kommunikationsstandards. So schafft Beckhoff die Grundlage für neue mediale und architektonische Erlebniswelten.

Mediensteuerung Gerätemanagement Video Audio Fassade Heizung, Lüftung, Klima
Control
MT12-02G Scannen und die Beckhoff-Highlights für die AV- und Medientechnik entdecken IoT
Beleuchtung
Panel

Präsent, um gefunden zu werden

Marketer dürfen seit der endgültigen Etablierung von Marketing in den 60er Jahren die Entscheidung zwischen Kontinuität und Werbedruck treffen. Seitdem mich Marketing begeistert, beschäftigt auch mich diese Fragestellung und ich frage oft Partner, Werbeagenturen und Experten, wie sie dieses Verhältnis einschätzen. Die Antworten sind so vielfältig wie das Leben: Sehen die einen einzig in der Kontinuität, sprich der regelmäßigen Präsenz der Werbebotschaften, das Geheimnis für den langfristigen Erfolg, schwören andere auf möglichst geballte Aktivitäten über alle Kanäle, um einen maximalen Werbedruck zu erzeugen und die Zielgruppe auch tatsächlich mehrmals gleichzeitig zu erreichen. Patentrezepte dürfte noch keiner erfunden haben, und wie man beim Erfolg von unterschiedlichen Marken sieht, sind auch durchaus unterschiedliche Vorgehensweisen zielführend.

Kontinuität versus Werbedruck

Ich habe für mich nach Jahrzehnten in der Praxis die Entscheidung getroffen, dass Kontinuität wichtiger als Werbedruck ist, und es für fast alle Marken gilt, laufend präsent zu sein. Dies ist insbesondere auf den Social Media-Kanälen sinnvoll und notwendig. Ein Facebook-Auftritt ohne laufende Postings ist einfach undenkbar und eine permanente Interaktion mit der Community ist das Fundament der täglichen Arbeit. In Abwägung der Möglichkeiten ist es aber darüber hinaus mehr als sinnvoll, Aktivitäten zu bündeln und zu konzentrieren. Ich vertrete den Ansatz, sich zu fokussieren und Schwerpunkte zu setzen, bei denen mit voller Kraft die Zielgruppen zu erreichen sind, bevor das Jahresbudget fürs Marketing in vielen kleinen Blöcken ausgegeben wird und zum Teil damit verpufft. Meine Gedanken ausformuliert, ist mir selber bewusst, dass auch in meiner Brust zwei Seelen wohnen und der Konflikt Kontinuität versus Werbedruck nicht schlüssig aufgelöst ist.

Handlungsempfehlungen

Lassen Sie mich das Problem mit folgenden Empfehlungen angehen: • Kontinuität ist King: Wenn es das Budget ermöglicht, ist Kontinuität zu wählen. Unternehmen Sie alles, um möglichst regelmäßig bei Ihren Kunden präsent zu sein und sich immer wieder in Erinnerung zu rufen.

• Schwerpunkte setzen: Planen Sie das Jahr mit Schwerpunkten und konzentrieren Sie alles Geld darauf, das Sie nicht für die Kontinuität brauchen. Abhängig von Ihren Möglichkeiten setzen Sie einen oder mehrere Schwerpunkte pro Jahr. Bei diesen Schwerpunkten gilt es, die Zielgruppen über möglichst viele Kanäle zu erreichen.

• Kreativität siegt: Langweilen Sie nicht mit einer faden Werbung. Seien Sie kreativ und überraschen Sie Ihre Kunden. Gute Ideen sind gefragt, und diese kosten oftmals nicht mehr als schlechte.

• Guerilla-Marketing: Oftmals hilft es, unorthodoxe Ideen umzusetzen und auf überraschende Ideen zu bauen; beispielsweise können Sie mit Gegengeschäften den Werbedruck erhöhen und mehr Werbeleistung in Anspruch nehmen, als wenn Sie die Gegenleistungen nur mit Geld eingekauft hätten. Diese Aktivitäten sind jedoch nicht immer planbar und es gilt, offen für Neues zu sein und auch einmal etwas auszuprobieren, was nicht funktionieren könnte.

• Hausaufgaben erledigen: Wie in dieser Kolumne in den letzten Jahren ausgeführt, ist die Einrichtung eines Newsrooms notwendig und laufende Medienarbeit ein Muss. Hier nur Schwerpunkte zu setzen, ist einfach unvorstellbar.

• Immobilien nutzen: Beim Immobilienmarketing haben wir spezielle Chancen, und diese nicht zu nutzen, wäre eine Schande. So kann ich in keiner Weise nachvollziehen, warum es immer noch Bauträger beziehungsweise Makler gibt, die nicht auf Baustellenmarketing setzen. Es ist nichts einfacher, als bei der jeweiligen Immobilie, die es zu bewerben gilt, präsent zu sein. Nichts funktioniert besser und fast immer kommen (Teil-)Zielgruppen an unseren Immobilien vorbei.

Eine finale Antwort auf eine der entscheidenden Fragen konnte ich Ihnen leider doch nicht geben, aber vielleicht den einen oder anderen Gedanken. Bleiben Sie interessiert und erfolgreich.

70 ImmoFokus
Kommentar: Philipp Kaufmann

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71 ImmoFokus Event

Zum Autor

Louis Obrowsky ist Präsident des Verbandes der Institutionellen Immobilieninvestoren und Geschäftsführer der LLB Immo Kapitalanlagegesellschaft

Eigentum benötigt Rendite

Kommentar: Louis Obrowsky

ons- und Vorsorgekassen sowie offene Immobilienfonds – veranlagen in Immobilien nicht zum Selbstzweck, sondern halten diese treuhändig für und managen diese im Interesse ihrer Kunden. Diese Kunden sind bei den genannten Institutionen die sprichwörtlichen kleinen Leute, deren Abfertigungen aufgrund gesetzlicher Vorgaben veranlagt werden, oder jene, die für ihre private Zusatzpension vorsorgen. Es ist also ein Treuhandauftrag einer Anlagegemeinschaft. Das Pensionskassengesetz zum Beispiel sagt auch ganz präzise: Die Pensionskasse hat die Pensionskassengeschäfte im Interesse der Anwartschafts- und Leistungsberechtigten zu führen und hierbei insbesondere auf die Sicherheit, Rentabilität und auf den Bedarf an flüssigen Mitteln sowie auf eine angemessene Mischung und Streuung der Vermögenswerte Bedacht zu nehmen.

Wichtige Einkünfte

Betrachten wir das Inflationsmilderungsgesetz: bereits dreimal wurde in den letzten Jahren die Indexierung von Richtwertmieten ausgesetzt. Diese stellt aber nicht ein „Körberlgeld“ für Immobilieninvestoren und Eigentümer dar, sondern ist eine gesetzlich geregelte Indexanpassung der Mieten, die alle zwei Jahre erfolgen und unter anderem Instandhaltung und Sanierung ermöglichen soll. Das Aussetzen von gesetzlich vorgesehenen Indexanpassungen ¬ Immobilienbesitzer sollen im Sinne der „Solidarität“ auf Einkünfte verzichten ¬ schädigen jenes Klientel, welches Politiker und sonstige Institutionen zu unterstützen vorgeben. Der Immobilieneigentümer braucht eine gewisse Mindest-Rendite, um seinen Verpflichtungen nachkommen zu können, ebenso wie die öffentliche Hand, die ohne Wimpernzucken jährlich valorisiert und Gebühren für Wasser, Müllabfuhr et cetera ohne zu zögern anhebt, mit dem Argument, dass alles teurer werde. Dem Immobilieneigentümer wird dies aber, wie oben beschrieben, immer wieder durch rechtspolitisch bedenkliche gesetzliche Eingriffe verwehrt.

Die Folgen

Was passiert aber, wenn diese Eingriffe vorgenommen werden? Institutionelle Vermieter – dazu zählen unter anderem Versicherungen, Pensi-

Das Aussetzen von gesetzlich vorgesehenen Indexanpassungen, wonach Immobilienbesitzer auf Einkünfte verzichten sollen, schädigt in Wahrheit und hindert rechtschaffene Marktteilnehmer daran, gesetzliche Vorgaben zu erfüllen. Die durch gesetzliche Eingriffe bedingte geringere Rendite wird dann zum Vorwurf erhoben und der Kapitalmarkt per se schlechtgeredet. Vergessen wird auch nicht, dass es die Immobilieninvestoren sind, die das österreichische Bau- und Baunebengewerbe maßgeblich beauftragen. Wenn es aber weniger Einkünfte gibt, von denen ein beträchtlicher Teil reinvestiert wird, gibt es auch weniger Sanierungen. Das schlägt sich wiederum negativ auf den Arbeitsmarkt nieder.

Wir stehen am Ende eines langen Zinssenkungszyklus, in Zukunft ist wohl mit tendenziell höheren Zinsen zu rechnen. Davon werden auch Kapitalisierungszinssätze und damit die Bewertung von Immobilien betroffen sein. Ein kontinuierlicher realer Werterhalt der Mieteinkünfte kann diese Schwankungen zumindest teilweise ausgleichen. Wird dieser durch politische Intervention sabotiert, wird dies den von institutionellen Immobilieninvestoren vertretenen Kleinanlegern nicht zum Vorteil gereichen. Die Politik wird dann wieder mit dem Finger auf die Immobilienbranche zeigen, hat jedoch in Wahrheit das Dilemma selbst zu verantworten.

72 ImmoFokus
Foto: AdobeStock

Um den historischen Charakter des Gebäudes zu bewahren, wurde behutsam restauriert und adaptiert.

Der Glanz der Monarchie kehrt zurück nach Prag

Das jüngst eröffnete Andaz Prague gleicht einer Schatztruhe, gefüllt mit Mythen Zurück in die Zukunft. und Legenden. Ein wahres Schmuckstück mit Geschichte ist aber auch das Gebäude selbst.

Ein Rundgang durch das Andaz Prague gleicht einer Entdeckungsreise. Immer wieder begegnen einem auf den Fluren und in den Zimmern ein Löwenkopf oder ein Schwert, die gleichsam aus den Wänden wachsen. All das ist eine Reminiszenz an die Geschichte Prags, die wie kaum eine andere Stadt Europas von Mythen und Legenden geprägt ist. Das im März eröffnete Hotel bringt aber auch den Glanz der Monarchie zurück in die tschechische Hauptstadt – eine Ära, in der Prag das intellektuelle und industrielle Zentrum Österreich-Ungarns war. In nur zweieinhalb Jahren verwandelte der Immobilienentwickler UBM Development ein neoklassizistisches Palais in ein Lifestyle-Luxury-Hotel der Marke „Andaz“. Das vom Hotelgiganten Hyatt betriebene exklusive Fünf-Sterne-Haus liegt im historischen Zentrum von Prag direkt am Heuwaagsplatz (Senovážné námeˇstí) und bietet 152 Zimmer, 24 Suiten und fünf Konferenzräume. Die Marke „Andaz“ steht als designbetontes Hotel „für das Unkonventionelle, das Überraschende, das Außergewöhnliche“, so Hotel-Direktorin Doris Hecht.

Geschichte und Kultur

Den Gästen stehen statt einer herkömmlichen Lobby drei gemütliche „Wohnzimmer“ zur Verfügung, die jeweils ein anderes Thema umsetzen: eine Bibliothek, die Bezug auf die bekannte Kloster-Bibliothek Strahov nimmt. Ein weiteres Zimmer spielt mit der Glasbläser-Kunst Tschechiens, die den Gast auch schon beim Eintritt in das Hotel in Form einer Glas-Installation von der Decke begrüßt. Und der dritte Raum ist

den Alchimisten gewidmet, die im Auftrag von Kaiser Rudolf II. nach Prag geholt wurden, um aus verschiedenen Metallen „künstlich“ Gold herzustellen. Kurz: ein Haus als Spiegelbild von Geschichte und Kultur.

Ein wichtiger Bestandteil im Gesamtkonzept war ein Food & Beverage-Angebot, das auch die lokale Bevölkerung ansprechen soll. Im von der Straße separat zugänglichen Restaurant „ZEM“, das die Design-Handschrift von Blue Sky Hospitality trägt, wird die traditionelle tschechische Küche modern interpretiert, und in der Bar „MEZ“ gibt es neben exquisiten Cocktails unter anderem auch das „Pioneer“-Bier aus der lokalen Brauerei Žatec. Ein perfekter Ort zum Entspannen ist das „Klára Rott“-Spa, das mit Produkten der tschechischen Bio-Kosmetikmarke Klára Rott verwöhnt.

Das Gebäude selbst ist ein freistehender Komplex mit zwei Innenhöfen, der zwei Straßen und einen Platz prägt. Und das Hotel hat eine imposante Historie. Errichtet wurde es 1912 bis 1916 für die „Versicherung der Zuckerindustrie“, damals eine überaus bedeutende und profitable Branche, und daher auch bekannt als „Zuckerpalast“.

Die Zuckerbarone hatten einen Stellenwert, der dem der heutigen Internet- und DigitalUnternehmer entsprach. Später waren erst das Ernährungsministerium, dann die tschechische Postsparkasse in dem Gebäude untergebracht. An Letztere erinnern etwa „Tresortüren“ in den Badezimmern. Seit 1993 steht das Gebäude teilweise unter Denkmalschutz.

Marmor und Wintergärten

Die Umgestaltung des historischen Gebäudes war durchaus eine Herausforderung. Die Fassade und die Marmor-Treppenhäuser mussten erhalten bleiben, die Innenhöfe in das Hotel einbezogen werden. So kommt es, dass einige Eckzimmer eigene kleine Wintergärten haben, was in Prag schon etwas Besonderes darstellt. Die originalen Fenster wurden behutsam restauriert, um den historischen Charakter des Gebäudes zu erhalten. Auch in den Konferenzräumen ist die alte Holzvertäfelung weitgehend erhalten. Das Andaz Prague ist aber auch ein sichtbares Zeichen für das geänderte Verständnis von Tourismus und Reisen. Viele Jahrzehnte waren Sicherheit, Sauberkeit und Bequemlichkeit die zentralen Bedürfnisse von Touristen. Mittlerweile sind aus Touristen Entdecker geworden, die nicht in gesichts- und geschichtslosen Nächtigungsbetrieben absteigen wollen, sondern authentische Erlebnisse und Erfahrungen suchen und sich auf die jeweilige Stadt einlassen wollen. Insofern müssten die Gäste das Hotel für Entdeckungsreisen gar nicht verlassen – was dann aber auch wieder schade wäre, weil Prag derart viel zu bieten hat.

© CRISTINA GARCÍA LEE, WOOW
Gebäude hat als „Zuckerpalast“ eine imposante Historie.
Das
ADVERTORIAL

Zum Autor

Martin Prunbauer ist seit 2012 Präsident des Österreichischen Haus­ und Grundbesitzerbundes (ÖHGB), seit 2020 Präsident des Zentralverband Haus und Eigentum und im Zivilberuf als Rechtsanwalt in Wien tätig.

Zielscheibe Mittelstand

Kommentar: Martin Prunbauer

Die Diskussionen rund um eine Besteuerung von Leerstand und Zweitwohnsitzen reißen nicht ab. Einige Bundesländer haben bereits entsprechende Landesgesetze beschlossen beziehungsweise sind solche in Umsetzung begriffen. Stimmen werden laut, sogar eine Änderung der Kompetenzverteilung der österreichischen Bundesverfassung durchzuführen, um höhere (Leerstands-)Steuern lukrieren zu können. Es gibt keine Definition des Leerstandes; deshalb ist es den Legisten des Landes praktisch nicht möglich, Regelungen zu formulieren.

Gebrochene Versprechen

Das politische Versprechen „Keine neuen Steuern“ scheint bei Landespolitikern vergessen. Es gibt viele Gründe, warum eine Wohnung unbenützt ist. Diese reichen von einem Mieterwechsel, aufwendigen Umbauten und Sanierungen bis zu einer längeren Abwesenheit aus beruflichen Gründen. Eine Wohnung steht auch dann leer, wenn jemand in ein Altersheim zieht und sich die Türe offenhalten möchte, wieder in die eigene Wohnung zurückzukehren, oder einen längeren Spitalsaufenthalt hat beziehungsweise ein Auslandssemester im Studium absolviert.

Mangels Definition von Leerstand können auch die kolportierten Zahlen über leerstehende Wohnungen keine seriöse Grundlage abgeben. Abgesehen davon ist mit einem enormen bürokratischen und zeitlichen Aufwand zu rechnen. Dies stellte auch das Finanzministerium fest. Die vom Ministerium ins Tref-

fen geführten Indizien ohne Beweiskraft – etwa anhand einer Stromrechnung – sagen nichts über die reale Situation eines Leerstandes aus.

Showpolitik und Geldbeschaffung Leerstandsbesteuerung ist reine Showpolitik und Geldbeschaffung. Wer sich eine Wohnung – auch als Ferienwohnsitz – über viele Jahre mühsam erspart hat, also nicht vermögend ist, und berechtigte Gründe hat, diese nicht ständig zu benützen, den trifft die Steuer mit aller Wucht, denn so viele Ausnahmen lassen sich nicht in ein Gesetz gießen. Hatte die Politik noch vor Jahren Eigentum als Sicherheit im Alter propagiert, wird es jetzt mit Füßen getreten, anstatt dort anzusetzen, wo die Probleme liegen: Eine eklatante Fehlbelegung im sozialen Wohnbau und der massive mieterbedingte Leerstand durch Horten von günstigen Wohnungen für den Opernbesuch, Liederabende oder die Enkelkinder. Diese Punkte bleiben aber undiskutiert.

Die österreichische Bundesverfassung ist ein wohldurchdachtes und mit äußerster Sorgsamkeit erstelltes Regelwerk, das man aus Gründen von Showpolitik nicht zum Spielball von Anlassgesetzgebung machen darf. Leerstand kann viele Gründe haben und dessen Besteuerung ist ein unzulässiger Eingriff ins Eigentum. Getroffen werden nicht diejenigen, die spekulativ leer stehen lassen, sondern der Mittelstand.

Letztlich muss es jedem Eigentümer überlassen sein, was er mit seinem Eigentum macht.

74 ImmoFokus
Fotos: Michael Büchling, Adobe Stock

Nachhaltiger und lebenswerter Holzwohnbau

Weiter gedacht. Trotz derzeit hoher Rohstoffpreise setzt DIE WOHNKOMPANIE auf nachhaltigen Holzwohnbau. Dabei orientiert sie sich nicht an der Pflicht, sondern fokussiert auf die Kür.

Größere Projekte in Holzbauweise: wie kann man sie umsetzen? Dieser Aufgabenstellung hat sich DIE WOHNKOMPANIE gewidmet. Nun sind ihre beiden ersten Projekte in der Klederinger Straße in 1100 Wien und in der Ketzergasse in 1230 Wien bereits in der Umsetzung beziehungsweise in der finalen Planungsphase. Roland Pichler, Geschäftsführer von DIE WOHNKOMPANIE: „Mit unseren beiden Projekten nehmen wir in Österreich sicher eine Vorreiterrolle ein. Der Baustart von TIMBER*LAA in Wien Favoriten ist bereits im Frühjahr erfolgt. Daraus lassen sich schon jetzt viele Schlüsse für weitere Projekte ziehen.”

Eine wesentliche Erkenntnis des Wohnbauträgers: Holzwohnbau ist noch viel stärker von schwankenden Rohstoffpreisen abhängig als herkömmliche Bauweisen. Aber auch damit lässt sich arbeiten. „Wir haben Partner und Lieferanten, die an unsere Projekte glauben langfristige Partnerschaften sind die Grundlage, gemeinsam auch in schwierigen Zeiten Lösungen zu finden, die für alle Projektbeteiligten annehmbar sind”, so Roland Pichler weiter.

Für DIE WOHNKOMPANIE liegt der Fokus in der Schaffung von nachhaltigem und dennoch leistbarem Wohnraum. Pichler erklärt: „Holzwohnbau, besonders der Vollholzwohnbau, ist für die zukünftigen Bewohner und Bewohnerinnen in der Anschaffung etwas teurer. In der langfristigen Betrachtung amortisiert sich aber der höhere Anschaffungspreis durch die im Lebenszyklus der Immobilie durchgerechnet niedrigeren Betriebskosten.”

Nachhaltigkeit

Beim Wohnprojekt TIMBER*LAA bestehen alle Wände und Decken aus Vollholzelementen. Damit ist dieses Projekt nicht nur nachhaltig,

sondern setzt auch Maßstäbe beim positiven Wohngefühl für die zukünftigen Bewohner und Bewohnerinnen inklusive einer hervorragenden Raumakustik. Die 38 freifinanzierten Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen mit großzügigen Freiflächen werden mittels Luftwärmepumpen beheizt und mit Warmwasser versorgt, Photovoltaik-Anlagen optimieren den erforderlichen Stromverbrauch. Die Fertigstellung im zehnten Bezirk ist für das zweite Quartal 2023 vorgesehen.

Hoher Vorfertigkeitsgrad

Roland Pichler schildert die Vorteile des Projekts: „Alleine durch die Konstruktionsweise mit einem hohen Grad an Vorfertigung entstehen viele positive Effekte: Durch die Herstellung in einem Werk ist die Passgenauigkeit deutlich besser, zudem ist die Standfestigkeit der Holzwände selbst durch die Konstruktionsart deutlich höher. Das bringt einige Vorteile mit sich: Zunächst einmal wird der Verkehr rund um die Baustelle deutlich reduziert, was für die Anrainer eine geringere Lärm- und Staubbelastung bedeutet. Zusätzlich leisten wir auch damit einen Beitrag zu einem gerin-

geren CO2-Ausstoß nicht nur durch die geringere Anzahl an Fahrzeugen, sondern auch beim Maschinenbetrieb vor Ort.”

In der Ketzergasse in Wien Liesing setzt DIE WOHNKOMPANIE ab dem dritten Quartal 2022 bereits ein weiteres Projekt mit 38 Einheiten in Holzbauweise um. „Bei diesem Bauvorhaben gehen wir noch einen Schritt weiter“, kündigt Pichler an, „Neben der Holzbauweise und der hochmodernen Energieversorgung soll eine Fassadenbegrünung und Grauwassernutzung zum Einsatz kommen. Das Projekt wird außerdem während der gesamten Bauphase von einem Chemiker begleitet, um sicherzustellen, dass die Bewohner und Bewohnerinnen ein schadstoffarmes Zuhause erhalten.”

Über DIE WOHNKOMPANIE

DWK Die Wohnkompanie GmbH entwickelt als inhabergeführter, unabhängiger Wohnbauträger nachhaltige urbane Lebensräume. Der Fokus liegt dabei in der Realisierung freifinanzierter, nachhaltiger Wohnbauprojekte.

Als Tochterunternehmen der Zech Group – eines der stärksten Bau- und Immobilienunternehmen Deutschlands – steht DIE WOHNKOMPANIE für umfassende Kompetenz im Wohnungsbau, einzigartige Expertise und sichere Bonität.

www.wohnkompanie.at www.zech-group.com

75 Ausgabe 03 | 2022
Foto: DIE WOHNKOMPANIE
Advertorial
Roland Pichler, Geschäftsführer

Insel der Seligen?

Nachgedacht. Nach den sinnlosen Aggressionen an der osteuropäischen Außengrenze ist man geneigt, Österreich weiterhin als ein sicheres Land mit hohem Wohlfühlfaktor zu betrachten.

Die letzte Pressekonferenz der Regierung zum Bestellerprinzip wirft auf diese Annahme ein anderes Licht. Ich kann dem Bestellerprinzip durchaus viel abgewinnen aber deswegen gleich eine ganze Branche zu diskreditieren, ist auch ein starkes Stück. Und wie tun sich andere Länder in Europa mit ihren Regierungen?

Da gibt es zum Beispiel Länder, in denen die Parteienfinanzierung nicht auf Spenden oder Mitgliedsbeiträgen basiert, sondern sich die jeweils regierenden Parteien das Geld aus den Steuertöpfen selbst zuteilen, ohne Kontrolle von außen. Auch die Besetzung von Aufsichtsratsposten des staatlichen Rundfunks mit Mitgliedern der aktuellen Regierungsparteien passiert nicht nur in totalitären Regimen. Es ist auch schon vorgekommen, dass ein Parlamentspräsident (gegen den aktuell wegen Amtsmissbrauch ermittelt wird) eine Untersuchung gegen die eigene Fraktion geleitet hat.

Dann gibt es Länder, in denen die Korruptionsanfälligkeit von Regierungsmitgliedern besonders hoch sein dürfte und in denen seit

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Wolfgang M. Fessl ist Geschäftsführer bei Reinberg & Partner. Insgesamt verfügt er über mehr als 20 Jahre Erfahrung im nationalen und internationalen Immobiliengeschäft. Fessl ist allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger, Immobilientreuhänder (Makler), Member der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS), zertifiziert nach CIS Immozert und Recognised European Valuer (REV).

dem Jahr 2000 mehr als ein Drittel der Minister Gegenstand von Ermittlungen der örtlichen Staatsanwaltschaft waren, nämlich exakt 32 von 89 Regierungsmitgliedern.

Das kann andernorts dann auch so weit gehen, dass hohe Beamte in der Justiz die eigene Staatsanwaltschaft (nämlich jene für Korruption zuständige) überwachen lassen möchten. Anderswo wurden im letzten Jahr nicht weniger als drei Kanzler und drei Gesundheitsminister verbraucht.

Besonders in Zeiten der Pandemie, in der man der Gesellschaft einen drastischen Lockdown auferlegt hat, konnte sich ein Land dadurch profilieren, dass sich die Regierungsspitze in entlegenen Bergtälern feiern ließ, während man dem gewöhnlichen Volk die öffentlichen Grünflächen versperrte.

Andernorts hatte der Arbeitsminister während der Corona-Krise sogar Zeit, sein Studium voranzutreiben und seine Doktorarbeit zu schreiben. Als Entschuldigungsgrund könnte nur gelten, dass die Arbeit gekauft war und er daher recht wenig Aufwand damit gehabt haben dürfte.

Es gibt auch Länder, in denen der Kanzler offen im Fernsehen zugibt, das man sich dessen bewusst ist, dass die jüngsten Entschlüsse der Legislative in krassem Widerspruch zur Verfassung stehen, man dies aber als Spitzfindigkeit betrachte und man davon ausgehe, dass die Rüge des Verfassungsgerichtes ohnehin länger dauert als die Gültigkeit des Gesetzes. Nein, ich spreche hier nicht von einer Diktatur.

In einigen Ländern spielt der Postenschacher eine große Rolle, da kann es schon passieren,

dass ein kleiner Vermögensberater die staatliche Gesellschaft für Glücksspiel (Umsatz 1,2 Milliarden Euro) leiten soll. Oder dass ein eigenes Ressort für Daseinsvorsorge geschaffen wird, bei welchem der örtliche Rechnungshof jedoch keine Aktivitäten feststellen kann. Einmal ist es vorgekommen, dass ein Finanzbeamter, der für den Vorstand der größten staatlichen Beteiligungsgesellschaft (diese verwaltet fast 10 Prozent des Bruttoinlandsproduktes) kandidiert hat, nicht nur die Stellenausschreibung auf seine Person zugeschnitten hat, sondern – wie sich nachträglich herausgestellt hat – nicht einmal sein Mobiltelefon richtig bedienen konnte. Vor allem mit der Löschfunktion soll er so seine Probleme gehabt haben.

Es gab auch schon Politiker, die, schon bevor sie Regierungsmitglied wurden, konkrete Vorstellungen hinsichtlich ihrer zukünftigen Korruption hatten und versucht haben, Teile der Infrastruktur, wie zum Beispiel ganze Tageszeitungen, zu verkaufen. Es soll auch Länder geben, in denen die jeweilige Regierung nicht von Meinungsumfragen abhängig ist, sondern solche Umfragen – inklusive einem günstigen Ergebnis selbst gestaltet.

All das würde ich gerne im Ausland verortet sehen, dem ist aber nicht so. Sind das wirklich jene Leute, die über andere Berufe urteilen? Leben wir wirklich auf einer Insel der Seligen?

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CERHA HEMPEL ist eine der führenden Rechtsanwaltskanzleien Österreichs mit integrierter Praxis in Mittel- und Osteuropa. Seit fast 100 Jahren steht der Anspruch höchster Qualität im Mittelpunkt unserer Beratung.

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ImFokus

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Beim 26. Real Circle stand auf Einladung von ERSTE BANK, ERSTE Immobilien KAG, IMMOunited, PwC Österreich und ImmoFokus ein Thema auf dem Programm, das zuletzt unter deutschen Investoren einen Boom verzeichnet hat: Gesundheitsimmobilien.

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REAL

ÜBER DEN TELLERRAND

Seit Gin als Trendgetränk immer mehr trinkfreudige Anhänger findet, versuchen zahlreiche heimische Hersteller dem Wacholderschnaps feinste Geschmacksnuancen abzuringen. Beim Brennen des perfekten Gins mischen auch immer mehr Frauen mit. Und Tonic-Hersteller ziehen mit.

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COPA
Beim Fußballevent der Immobilienbranche, organisiert vom ImmoFokus, traten 17 Teams gegeneinander an. Als Sieger konnte sich die Örag durchsetzen.
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Nischeninvestment mit Potenzial

Newcomer-Assetklasse. Beim 26. Real Circle stand auf Einladung von ERSTE BANK, ERSTE Immobilien KAG, IMMOunited, PwC Österreich und ImmoFokus ein Thema auf dem Programm, das zuletzt vor allem in Deutschland unter Investoren einen Boom verzeichnet hat: Gesundheitsimmobilien.

Während sich Gesundheitsimmobilien, zu denen auch Seniorenimmobilien gezählt werden, am deutschen Investmentmarkt in den letzten Jahren zu einer gefragten Assetklasse entwickelt haben, was von hohen Transaktionsvolumina unterstrichen wird, feiern sie in Österreich bestenfalls ein Nischendasein. Allerdings auch mit einigen AusreißerJahren, wie zuletzt 2020, als allein in Pflegeimmobilien anstatt der üblichen plus/minus 30 Millionen Euro pro Jahr aufgrund eines Portfolioverkaufs 130 Millionen Euro investiert wurden (siehe dazu Artikel auf Seite 124).

Anders als beim Real Circle normalerweise üblich, wurde diesmal nicht an jedem Tisch ein anderer Aspekt des Themas des Abends behandelt, sondern alle Teilnehmer mehr oder weniger mit denselben Fragen konfrontiert. Da Gesundheitsimmobilien beziehungsweise Seniorenimmobilien ein Fall für Spezialisten sind und hierzulande bislang auch von den meisten Fachmedien eher stiefmütterlich behandelt wurden, ging es beim 26. Real Circle darum, grundlegenden Fragen auf den Grund zu gehen. Dazu gehört unter anderem, wie viel Potenzial diese Immobilieninvestments wirklich haben, wieso sie nach wie vor eher nicht

im Anlegerfokus stehen und ob sie vielleicht vom sich anbahnenden ESG-Boom „wachgeküsst“ werden.

So viel darf bereits jetzt gesagt werden: Auch wenn viele Teilnehmer im Vorfeld nicht müde wurden zu betonen, dass sie nicht viel Erfahrung mit der Assetklasse gemacht hätten, so lieferten sie dennoch überaus interessanten Input.

Stabile Renditen

Bei der Bank Gutmann verfügt man über einige Erfahrung mit Investments in Pflege- und Seniorenimmobilien. Vor mehr als 20 Jahren hat man erstmals einen entsprechenden Fonds aufgelegt. In Kürze soll ein weiterer folgen. „Aus unserer Erfahrung, haben gut geführte Seniorenimmobilien seit 2005 auch in Krisen immer stabile Erträge geliefert“, sagt Kurt Hafenscher von der Bank Gutmann. Investiert sei man zu fast 95 Prozent in Deutschland und die Vorgehensweise sehr ähnlich: Man investiert in qualitativ hochwertige und gut geführte Objekte, um diese zu halten beziehungsweise nach einer gewissen Haltedauer wieder am Markt zu platzieren. Bei zwei Fonds ist das bereits erfolgt und eine IRR (Internal Rate of Return) von mehr als acht Prozent konnte realisiert werden.

80 ImmoFokus ImFokus Real Circle #26
Autoren: Patrick Baldia, Gerhard Fritz, Lisa Grüner, Amelie Miller, Rudolf Oezelt und Charles Steiner
„Gut geführte Seniorenimmobilien haben seit 2005 auch in Krisen immer stabile Erträge geliefert.“
Kurt Hafenscher, Bank Gutmann

Gute und stabile langfristige Renditen sind auch nach Einschätzung von Harald Galla von LeitnerLeitner der Grund dafür, dass Klienten der Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzlei, wie eben deutsche Investoren aus dem Fondsbereich, versuchen, auch in Österreich geeignete Objekte zu finden. „So verschieden die Rahmenbedingungen in

beiden Ländern auch sein mögen, sehe ich durchaus auch hierzulande einen Markt für private Investoren abseits des breiten Angebots der öffentlichen Hand“, sagt der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer und führt als Beispiel Häuser an, die über das normale Angebot hinaus einen gewissen Luxus bieten würden.

„Alleine schon aufgrund der demographischen Entwicklung ist der Bedarf an Seniorenimmobilien gegeben beziehungsweise weiter im Steigen begriffen“, bringt es Peter Vcelouch von Cerha Hempel Rechtsanwälte auf den Punkt. Selbst im Zuge der Corona-Pandemie in den letzten zwei Jahren habe die Nachfrage weiter angehalten und ältere Menschen wären weiterhin aufgenommen worden. Allerdings könnte gerade im aktuellen von hoher Inflation geprägten Umfeld die Frage der Leistbarkeit für weite Bevölkerungskreise zum Thema werden, räumt der Rechtsanwalt ein. „Alles, was in Richtung echte Pflegebedürftigkeit geht, ist für viele Menschen ohne die Unterstützung der öffentlichen Hand nicht zu finanzieren.“

Treiber ESG

Christoph Gutknecht von der United Benefits Holding glaubt, dass mit der zunehmenden

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„Ich sehe auch in Österreich einen Markt für private Investoren abseits des Angebots der öffentlichen Hand“
Harald Galla, LeiterLeitner

Bedeutung von ESG, Pflegeimmobilien einen weiteren Boost erfahren könnten. Denn grundsätzlich sei es bei Immobilienprojekten relativ leicht, das Kriterium Umwelt beziehungsweise Ökologie abzudecken. Anders schaut die Ausgangslage beim „S“, sprich dem Sozialen aus. „Die Beimengung von solchen Objekten würde sich daher positiv auf das NachhaltigkeitsReporting der Investoren auswirken, die das auch benötigen“, hält Gutknecht fest.

„Ich bin optimistisch, dass das Thema Pflegeimmobilien künftig mehr und mehr an Professionalität gewinnen und auch das Angebot an Objekten zunehmen wird“, so Marvin Stallinger von der ERSTE Immobilien KAG, die 2020 für ihren nachhaltig orientierten Immobilienfonds eine Seniorenresidenz im Ortskern von Fischamend gekauft hat. Auch habe die Pandemie gezeigt, dass sich die allgemeine Wertschätzung von Pflegearbeit in der Gesellschaft deutlich verbessert habe. Nichtsdestotrotz waren sich die Diskutanten auf Tisch E einig, dass der Personalmangel ein Problem bleiben würde, für das dringend Lösungen benötigen werden. Klar sei, dass nur ein ganzheitliches Konzept von Erfolg gekrönt sein werde, so der Grundtenor.

Unterschiedliche Pflegesysteme Dass es in Deutschland im Gegensatz zu Österreich einen relevanten Markt für Seniorenim-

mobilien gibt beziehungsweise ein größeres Angebot an Investmentmöglichkeiten, liegt auf der Hand: Laut Hafenscher macht allein der Marktanteil der kommunalen Betreiber hierzulande rund 40 Prozent aus. In Deutschland hingegen vier Prozent. Zudem sei der österreichische Markt aufgrund der Rahmenbedingungen ungleich politischer als der Deutsche. Dazu kommen völlig unterschiedliche Finanzierungssysteme der Pflege: Während in Österreich bekanntlich der Pflegeregress abgeschafft wurde, ist in Deutschland verpflichtend Pflegeversicherung abzuschließen. „Reicht das nicht aus, so greift der Staat ein“, spricht Hafenscher von einer Mindestabsicherung.

„Ich befürchte, da wird man sich bei den Menschen nicht besonders beliebt machen, wenn man ihnen zusätzlich zur Sozialversicherungspflicht vorschreibt, wie in Deutschland ihr ganzes Leben lang in eine Pflegeversicherung einzuzahlen“, so Vcelouch zur Frage, wieso die Politik in Österreich seit Jahrzehnten einen großen Bogen um das Thema macht und bislang verabsäumt hat, entsprechende Gesetze und rechtliche Regelungen in die Wege zu leiten.

Mehr Nachfrage

Wolfgang Fessl von Reinberg & Partner hat in der jüngeren Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass die Nachfrage nach der Bewertung

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„Im aktuellen Umfeld könnte die Frage der Leistbarkeit für viele zum Thema werden.“
Peter Vcelouch, Cerha Hempel Rechtsanwälte
„Mit der zunehmenden Bedeutung von ESG könnten Pflegeimmobilien einen weiteren Boost erfahren.“
Christoph Gutknecht, United Benefits Holding
„Ich bin optimistisch, dass das Thema Pflegeimmobilien künftig an Professionalität gewinnen wird.“
Marvin Stallinger, ERSTE Immobilien KAG

von Gesundheitsimmobilien massiv gestiegen ist. „Schließlich reden wir vom Prinzip her von Betreiberimmobilien mit einer gesicherten Nachfrage“, erklärt er den Hintergrund. „Im Gegensatz zu Hotels.“ Dass Gesundheitsimmobilien kein Nischenprodukt mehr sind und die

Assetklasse bei Investoren angekommen ist, sieht man auch bei den Renditen. Vor einigen Jahren wären mit Pflegeheimen noch um die sechs bis 6,5 Prozent zu lukrieren gewesen. Heute ist man auf dem Renditeniveau von Wohnimmobilien angekommen.

Auch Gernot Ressler von EY hat in den letzten Jahren einige Transaktionen von Pflegeheimen mit mehr oder weniger betreutem Wohnen beobachtet. „Dabei hat es sich um kleinere, strukturierte Einheiten in den Bundesländern gehandelt. Sprich Portfolios, die auf den Tischen von internationalen Investoren gelandet sind. Diese Fonds aus Übersee investieren beispielsweise an der US-Ostküste in Luxus-Altersheime,“, berichtet er. Ganz große Healthcare-Deals, „jenseits der Seniorenobjekte“, wie in anderen Ländern üblich, habe er dagegen nicht erlebt. Nachsatz: „Das wird aber früher oder später wahrscheinlich auch bei uns kommen.“

Bei Arnold Immobilien unterteilt man Healthcare in Kliniken, Ärztezentren, Senior Living und Pflegeimmobilien, erklärt Marcel Weber. Zu Letzteren zählt der Leiter der Abteilung Hospitality-Pflegeheime beziehungsweise Altersheime, in denen alle Pflegestufen abgehandelt würden, die vom Senior Living nicht abgedeckt werden. Was die Renditen betrifft, sieht er Senior Living auf demselben Niveau wie Wohnen. Mit klassischen Pflegeheimen wären in Österreich mehr als vier Prozent drinnen. „Aber die Tendenz geht wie in Deutschland Richtung 3,8 Prozent“, sagt er. Die meisten Deals wären wiederum im Bereich betreutes Wohnen auszumachen.

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„Die Nachfrage nach der Bewertung von Gesundheitsimmobilien ist massiv gestiegen“
Wolfgang M. Fessl, Reinberg & Partner
„Wir werden auch bei uns große Healthcare-Deals jenseits der Seniorenobjekte sehen. “
Gernot Ressler, EY Österreich

3,8 bis 4,3 Prozent Rendite Laut Alexander Kornfeld hat man sich bei der ERSTE Immobilien KAG in letzter Zeit viele Pflegeheime in Österreich angeschaut. „Und zwar nicht nur Bestandsobjekte, sondern auch neue Projekte“, sagt er. Je nach Standort und Betreibervertrag – die meisten wären auf 25 Jahre abgeschlossen, einige auch auf 30 Jahre mit namhaften und bonitätsstarken Betreibern – würden die derzeitigen Angebots-Renditen bei 3,8 bis 4,3 Prozent liegen. „Es ist uns dabei auch ganz wichtig, dass die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit des Betreiberkonzepts (inkl. öffentliche Bzuschussung) gesichert ist“, erklärt er.

„Beim Bauen wird sich die Entwicklung wahrscheinlich in Richtung eines systematisierten und elementierten Bauens bewegen“, meint Matthias Prichzi von Turner & Townsend Dafür würden sich Gesundheitsimmobilien sehr gut eignen, weil man schöne Raster, Zimmer und daher auch einen entsprechenden Vervielfältigungsgrad verwirklichen könne. Auf der anderen Seite sei es mit Hinblick auf das Thema ESG ein Gebot der Stunde, nicht nur neu zu bauen, sondern auch umzunutzen. Beispielsweise könnte man so manches Hotel gut in ein Pflegeheim verwandeln. Eventuell sei das auch bei Bürogebäuden möglich. Letztlich wären Pflegeimmobilien jedenfalls auch aus ESG-Überlegungen – vor allem, was das „S“ betreffe – ein wichtiges Thema.

Auch Andreas Hawlik von Hawlik Gerginski Architekten kann sich vorstellen, dass Hotels für Senior Living umgenutzt werden. Grundsätzlich wären die baulichen Anforderungen

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„Ohne öffentliche Zuschüsse könnten stationäre Pflegeeinrichtungen nicht überleben.“
Alexander Kornfeld, ERSTE Immobilien KAG
„Mit Pflegeheimen sind in Österreich mehr als vier Prozent Rendite drinnen.“
Marcel Weber, Arnold Immobilien
„Das Gebot der Stunde ist nicht nur neu zu bauen, sondern auch umzunutzen.“
Matthias Prichzi, Turner & Townsend

recht ähnlich. Natürlich komme es darauf an, wie das betreffende Objekt organisiert sein soll und in welchen Abteilungsgrößen man denke. „Es werden sicher Umbaumaßnahmen erforderlich sein, um Gruppen beziehungsweise Stationen schaffen zu können“, so der Architekt.

Architekt Hawlik plädiert jedenfalls dafür, geclusterte Projekte zu entwickeln – sprich kleinere Einheiten, die aber von einer gemeinsamen zentralen Infrastruktur und einer Zentrale für den Betreiber profitieren. So würden für die Bewohner nicht einfach nur große Kästen entstehen, sondern eine familiäre Umgebung. Wichtig sei auch, dass sich diese Einheiten in Zentrumsnähe befänden. „Ich denke, dass Ortskerne im städtischen Umfeld eine gute Lage wären“, so Hawlik. Vielleicht sei das auch eine Chance für Ortskerne, die sich auf der wirtschaftlichen Seite mit Handel und ähnlichen Dingen schwertäten, aber viel-

leicht mit einer Pflegeimmobilie wieder Leben bekommen könnten.

Begrenztes Angebot

„Viele Institutionelle halten in Österreich nach Pflege- oder Healthcare-Immobilien Ausschau, stoßen jedoch auf ein sehr begrenztes Angebot“, so Weber. Wäre das Angebot da, so wäre

auch das Transaktionsvolumen viel höher. In Deutschland würden sich Investoren Städte ab hunderttausend Einwohner anschauen. „Wie viele größere Städte haben wir dagegen in Österreich, in denen sich betreutes Wohnen für Institutionelle wirklich lohnen würde? Ganz zu schweigen von der kleinteiligen Ticketgröße“, so der Investmentexperte. Ein weiterer

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„Es ist vorstellbar, dass Hotels für Senior Living umgenutzt werden.“
Andreas Hawlik, Hawlik Gerginski Architekten

Hemmschuh sei die Tatsache, dass Betreiber hierzulande zwar gerne den Betrieb von Objekten übernehmen, aber keine Pachtverträge eingehen wollen. „Das ist für Institutionelle meist nicht interessant.“

„Bei all der Euphorie für stationäre Pflegeeinrichtungen darf man nicht vergessen, dass diese ohne öffentliche Zuschüsse nicht überleben können“, spricht Kornfeld die Realität an. Deswegen gebe es auch in den Bundesländern, die ja in Österreich für die einschlägige Gesetzgebung verantwortlich wären, Tendenzen, verstärkt auf die mobile Pflege umzuschwenken.

Für Fessl wird bei Gesundheits- und Pflegeimmobilien gerne auf ein Thema vergessen, das eigentlich von zentraler Bedeutung sei: das Problem, geeignetes Personal zu finden. Er beruft sich auf einschlägige Studien, wie etwa vom IFO-Institut für Wirtschaftsforschung, die in den kommenden Jahrzehnten eine Lücke von zehntausenden Pflegekräften ausmachen. „Es gibt kaum gute Ideen, wie diese Lücke ge-

schlossen werden könnte“, so Fessl. Nachsatz des Experten: „Ich warte darauf, dass da endlich angesetzt wird.“

Schwellen-Assetklasse?

Was es für Walter Eichinger von Silver Living schwer macht, Gesundheits- beziehungsweise

Sozialimmobilien als eigene Assetklasse zu bezeichnen, ist das geringe Transaktionsvolumen. „Wenn man sehr positiv denken möchte, könnte man von einer Schwellen-Assetklasse sprechen, die vielleicht auf längere Sicht zu einer eigenen Assetklasse werden könnte“, sagt er. Treffender sei die Bezeichnung Serviceim-

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„Beim Generationenwohnen ist die räumliche Durchmischung der verschiedenen Altersgruppen oft nicht gewünscht.“
Walter Eichinger, Silver Living

„In anderen Ländern sind Gesundheitsimmobilien seit vielen Jahren eine klar definierte Assetklasse.“

IMMOunited

„Im Vergleich zu anderen Ländern ist unser Sozialsystem dermaßen gut, dass eigentlich jeder versorgt ist.“

Peter Fischer, PwC Österreich

mobilie. „Solche Objekte ¬ und die Bandbreite, die darunterfällt, ist sehr groß ¬ benötigen zur Umsetzung immer einen dritten Partner mit an Bord – sprich einen Betreiber oder eine betreuende Organisation“, so Eichinger.

„Für Pflegeimmobilien ist unglaublich viel Spezialwissen gefragt.“

Johannes Endl, ÖRAG

Andreas Millonig von IMMOunited hat nach eigenen Angaben im Vorfeld des Real Circle noch einmal nachgeschaut, ob es zuletzt nennenswerte Transaktionen im Bereich Healthcare-Immobilien gegeben hat. „Es ist so wenig, dass wir das nicht einmal explizit erfassen“, hält er fest und gibt zu, dass ihn dies etwas verwundert hat. Denn es sei ja bekannt, dass es Länder gebe, wie zum Beispiel die USA, in denen das Thema präsenter sei, beziehungsweise Gesundheitsimmobilien seit vieln Jahren eine klar definierte Assetklasse wären und die Betreuung von älteren Menschen seitens der Anbieter als Service gelebt werde.

Spezialwissen gefragt

Peter Fischer von PricewaterhouseCoopers (PwC) spricht im Falle von Seniorenwohnen,

betreutem Wohnen und Alten- und Pflegeheimen von einem „hochspezialisierten Gewerbe, das sich hinter dem Mantel der Immobilie verbirgt“. „Von anderen Immobilienklassen grenzen sich solche Objekte völlig ab, weil sie einerseits stark abhängig von Förderungen sind und andererseits Spezialwissen beziehungsweise Spezialpersonal voraussetzen“, erklärt Fischer. Nachsatz: „In Österreich kann man aus einem bestimmten Grund nicht von einer Assetklasse sprechen: Im Vergleich zu anderen Ländern ist unser Sozialsystem dermaßen gut, dass eigentlich jeder versorgt ist.“

„Für Pflegeimmobilien ist unglaublich viel Spezialwissen gefragt“, sagt auch Johannes Endel von der ÖRAG. Die meisten Investoren, mit denen er über das Thema Gespräche geführt habe, hätten dies schlichtweg nicht gehabt – etwa, was Themen wie Förderungen, einschlägige Technik oder die Abhängigkeit von Betreibern betrifft. Sehr wohl räumt er ein, dass neue Ideen im Bereich altersgerechten Wohnens gefragt wären. Denn viele Woh-

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nungen, vor allem in Altbauten, wären für die Bedürfnisse älterer Menschen einfach nicht zugeschnitten. Ganz zu schweigen vom durch die demographische Entwicklung getriebenen erhöhten Bedarf an Pflegeimmobilien.

Alternative Wohnkonzepte

„In den letzten Jahren ist es ein paar Mal vorgekommen, dass man uns auf alternative Wohnkonzepte angesprochen hat, wie zum Beispiel kleine Wohnungen neben mehreren größeren zu realisieren, um dort später einmal bei Bedarf Pflegekräfte unterbringen zu können“, berichtet Evgeni Gerginski von Hawlik Gerginski Architekten. Persönlich würde er durchaus vermehrt solche Projekte begrüßen, bei denen ältere Menschen so lange wie möglich in ihren Wohnungen bleiben könnten, beziehungsweise dort betreut werden. „Diese Dezentrali-

Evgeni Gerginski, Hawlik Gerginski Architekten

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„Begrüßenswert wären mehr Projekte bei denen ältere Menschen so lange wie möglich in ihren Wohnungen bleiben könnten.“

sierung halte ich für den besseren Zugang als am Stadtrand vier-, fünf- oder sechsgeschossige Altenheime zu bauen“, so Gerginski.

So schön manche Hybridmodelle auch wirken mögen, die in Österreich realisiert wurden und die sich beispielsweise aus Betreutem Wohnen und Pflege zusammensetzen ¬ die Erfahrung habe gezeigt, dass viele nicht funktionieren, weil das Land schlichtweg zu klein für einen kostendeckenden Betrieb sei, meint Eichinger. In Deutschland schaue das schon anders aus. Beim Generationenwohnen gebe es in Österreich hingegen andere Möglichkeiten, auch wenn es besonders wichtig wäre, mit einem guten Architekten zusammenzuarbeiten. „Denn oft ist eine räumliche Durchmischung der verschiedenen Altersgruppen einfach nicht gewünscht“, berichtet Eichinger aus seinem Erfahrungsschatz. Mit Silver Living habe er einige solcher Modelle für Tirol konzipiert, die einfach nicht Fuß gefasst hätten.

„Was wir machen müssen ist, uns in der Architektur eine gewisse Flexibilität zu geben“, regt Fischer an. Noch wichtiger sei es jedoch, ganz offen mit dem Thema Älterwerden umzugehen. Auch er berichtet von spannenden Healthcare-Konzepten wie Reha-Kliniken oder

Ärztezentren. „Assetklassen, in denen der Fokus auf Gesundheit liegt, können durchaus interessant sein“, hält der PwC-Experte fest und verweist im selben Atemzug auf bestehende gesetzliche Rahmenbedingungen, die die Realisierung von einschlägigen Projekten erschweren würden. Für Endel bedarf es insgesamt eines Masterplans seitens der Politik – auch, um dem Problem des Pflegekraftmangels entgegenzutreten: „Wenn hier nicht rechtzeitig begonnen wird, werden wir sehr bald nicht genügend Pflegekräfte haben.“

Neue Lösungen benötigt Kein Zweifel bestand für die Experten bei dem von Charles Steiner moderierten Tisch hinsichtlich der Frage, ob die 24-StundenBetreuung pflegebedürftiger Menschen in ihren Wohnungen überhaupt leistbar bleiben würde. Für Petra Grell-Kunzinger, Gründerin der Pflegeplattform miazorgo, ist die Leistbarkeit aktuell noch aus nur einem Grund der Fall: „Die Eins-zu-eins-Betreuung funktioniert deshalb, weil wir Menschen aus osteuropäischen Ländern beschäftigen, deren Gehaltsgefüge noch unter dem unseren liegt.“ Künftig müssten also neue Lösungen für die Betreuung zu Hause gefunden werden, wie etwa die einer Grätzelbetreuung.

Petra Grell-Kunzinger, miazorgo

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„Künftig müssen neue Lösungen für die 24-Stunden-Betreuung gefunden werden.“

Auch Michael Priebsch, Leiter der Abteilung Großvolumiger Wohnbau bei der ERSTE BANK, hält die 24-Stunden-Pflege nicht für langfristig leistbar und spricht sich daher ebenfalls für eine Versorgung im Grätzel aus, um sicherzustellen, dass die Menschen möglichst lange selbstbestimmt leben können. „Ich glaube, dass hier der Verbund beziehungsweise die Gemeinschaft eine entscheidende Rolle spielen werden, weshalb Generationenwohnen beziehungsweise Generationenhäuser an Bedeutung gewinnen werden.“

Insgesamt sei in diesem Zusammenhang mehr Mut gefragt, was die Entwicklung solcher Immobilien betrifft. Zwar gebe es auch in Österreich Generationen-Wohnprojekte, diese wären allerdings bisher nur Einzelfälle. In Deutschland geschehe da deutlich mehr – sprich einschlägige Baugruppen oder Bauherrenmodelle stoßen auf mehr Nachfrage – und das auch, weil mehr gefördert werde. Allerdings gibt sich Priebsch optimistisch, dass sich der Status Quo ändern wird: „Ich sehe auf meinem Tisch schon

viel Marktbewegung beziehungsweise mache zu dem Thema viele Gedanken aus.“

Vermehrt Kundenanfragen „Bei solchen Wohnkonzepten sind andere Länder, wie etwa die Niederlande oder Deutschland, schon viel weiter, da gibt es sehr schöne Projekte beziehungsweise Wohnungen“, sagt auch Gerald Kerbl, Partner und Steuerberater bei TPA. Er sei seit 20 Jahren im Immobilienbereich tätig und Gesundheitsimmobilien wären bis vor kurzem alles andere als eine gefragte Assetklasse gewesen. Aktuell merke man jedoch schön langsam, dass zu dem Thema vermehrt Anfragen von Kunden (Developern sowie Investoren, wie internationale Fonds) kommen würden“, so Kerbl.

Die Experten waren sich jedenfalls einig, dass hinsichtlich der Wohnformen in verschiedenen Lebensabschnitten nicht in starren Kategorien gedacht werden sollte – sprich, dass von der Studenten- in die Familienwohnung und in weiterer Folge über die Zwei- und Ein-Perso-

90 ImmoFokus ImFokus
„Private Initiativen im Pflegebereich müssen einzigartig sein.“
Michael Priebsch, ERSTE BANK

Gerald Kerbl, TPA

„In Deutschland wurde das Errichten und Betreiben von Pflegeheimen an die private Hand ausgelagert.“

Martin Scheiber, Bank Gutmann

nen-Wohnung ins Pflegeheim gezogen wird. Da würden sich die Grenzen mehr und mehr verschieben. So oder so stehe jedenfalls fest: Bedingt durch die demographische Entwicklung müsse in den nächsten zehn, 15 beziehungsweise 20 Jahren massiv gebaut werden, um den Bedarf an Pflegeplätzen zu decken.

Deutschland: Mehr Planungssicherheit

„Die Abschaffung des Pflegeregresses hat sich massiv auf die Finanzierbarkeit der Pflege ausgewirkt.“

Harald Kopertz, AURIS Immo Solutions

„In Deutschland hat der Gesetzgeber gesagt, dass das Errichten und Betreiben von Pflegeheimen nicht Aufgabe des Staates ist, und hat das an die private Hand ausgelagert“, erklärt Martin Scheiber von der Bank Gutmann. Die heimische Privatbank investiert seit mehr als 15 Jahren erfolgreich in Pflegeheime sowie auch in Betreutes Wohnen, und zwar überwiegend in Deutschland, wo sich rund 95 Prozent der Assets befinden. Dort sei auch die Planungssicherheit um einiges größer – und vor allem wären weniger politische Risiken gegeben.

In Österreich erschwert neben der ohnehin schon weit verbreiteten Skepsis gegenüber privaten Aktivitäten im Pflegebereich die

Gesetzeslage die Situation für institutionelle Anleger. So bedürfen etwa neue Projekte des Sanktus der jeweiligen Gemeinde beziehungsweise des Bürgermeisters. Dennoch sehen Experten Platz für private Initiativen. „Diese müssen allerdings einzigartig sein“, hält Priebsch fest. Ein Beispiel: ein Kärntner Demenzzentrum, das ein Fonds der Bank Gutmann gekauft hat. „Bei solchen Nischen ist es fast nicht möglich, ein Konkurrenzangebot aufzubauen“, bringt es Scheiber auf den Punkt.

Mehrgenerationen-Wohnen Lösung?

Eine Folge des demographischen Wandels ist, dass die Pflege zu Hause, die früher im Familienverband erfolgte, heute zunehmend von der Gesellschaft erledigt werden muss. Daher plant Harald Kopertz von Auris Immo Solutions, in Purkersdorf ein Projekt für MehrgenerationenWohnen zu realisieren. „Jeder soll dort einbringen, was er am besten kann: Ältere passen beispielsweise auf die Kinder auf und Jüngere gehen für alle einkaufen“, sagt er. Das würde die älteren Menschen jung und fit halten und

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„Bis vor kurzem waren Gesundheitsimmobilien nicht die gefragteste Assetklasse.“

das Gefühl verstärken, in der Gesellschaft noch eine Funktion zu haben.

Daniel Thum von der ERSTE Immobilien KAG bekräftigt, dass bei solchen Projekten sehr auf die soziale Durchmischung geachtet werden muss – sprich: von Kindergärten über Schulen

bis hin zu betreutem Wohnen müsse alles Platz finden. Für ihn steht jedenfalls fest, dass einerseits die demographische Entwicklung und andererseits der Mangel an Produkten, die nachhaltig Rendite abwerfen, die Assetklasse Healthcare durchaus interessant machen. „Dabei ist aber privates Kapital gefragt, da die öffentliche Hand den Bedarf an Pflegeimmobilien langfristig nicht finanzieren kann“, so Thum.

Mehr private Investments

Für mehr private Investments im Pflegebereich plädiert auch Franz Pöltl von EHL Immobilien. Um dies zu forcieren, und damit letztlich auch die Produktion von Pflegeheimen zu steigern, wären allerdings einige Maßnahmen notwendig. Dazu zählt der Immobilieninvestment-Experte vor allem die Vereinheitlichung der Gesetzeslage – bekanntlich gelten in Österreich neun unterschiedliche regulatorische Rahmenbedingungen. Förderlich für private Investitionen wäre auch, wenn die öffentliche Hand die Betreiber von Pflegeimmobilien besser unterstützt. „Diese verfügen oft nicht über eine kapitalmarktfähige Bonität“, hält Pöltl fest und verweist auf die wichtige Rolle der Zuzahlungsvereinbarungen durch die Länder.

Als gebürtige Steirerin kann Anita Körbler von trovato noch immer große Unterschiede zwischen Stadt und Land feststellen. Früher habe es am Land die Seniorenresidenzen gegeben, die vor allem für diejenigen gedacht waren, die keine Kinder hatten, die sie einmal versorgen würden. Für sie sei das Angebot heute breit ge-

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„Die Betreiber von Pflegeimmobilien verfügen oft nicht über eine kapitalmarktfähige Bonität.“
Franz Pöltl, EHL Investment Consulting
„Im Sinne der Nachhaltigkeit muss der Fokus künftig auf der Nachnutzung von alten Strukturen liegen.“
Daniel Thum, ERSTE Immobilien KAG

fächert. Typisch für die heutigen Senioren sei, dass diese sehr fit und rüstig wären und oft das halbe Jahr auf Reisen. „Viele ältere Menschen wollen nicht mehr alleine wohnen, daher gibt es heute überraschend viele Anfragen für Alters-WGs“, sagt Körbler. Vor allem seit der Coronakrise sei vielen die soziale Einbettung wichtiger geworden.

Tabuthema Pflege

Für Körbler ist es bedeutend, über das Tabuthema Pflege hinwegzudenken, da es nicht mit einem speziellen Alter verbunden sei.

„Man muss klar zwischen Seniorenbedürfnissen und Pflegebedürfnissen unterscheiden“, meint sie. Auch Pöltl betont, dass der Aspekt der Pflege beim Seniorenwohnen meist erst in den letzten Lebensjahren wirklich wichtig sei. „Die überwiegende Zeit sollte ein seniorengerechtes Leben mit diversen Freizeit- und Gesundheitsdienstleistungen im Fokus stehen“, sagt er. Derselben Meinung ist auch Kopertz: „Die Frage ist, ob man pflegebedürftige Menschen dann nicht lieber in ihren Quartieren pflegen soll“, stellt er in den Raum. Schließlich gebe es genügend mobile Pflegedienste. Er be-

klagt in diesem Zusammenhang die Abschaffung des Pflegeregresses. „Das hat sich massiv auf die Finanzierbarkeit der Pflege ausgewirkt, die in Österreich vor allem in der Hand gemeinnütziger Betreiber liegt.“

„Man muss klar zwischen Seniorenbedürfnissen und Pflegebedürfnissen unterscheiden.“

Was den Bedarf an zusätzlichen Pflegeplätzen betrifft, sind für Kopertz die hohen Grundstücks- und Baukosten wenig hilfreiche, ebenso wie die steigenden Ansprüche älterer Menschen. Früher hätte ein Bett Investitionskosten von weniger als 100.000 Euro verursacht, heute sei von 150.000 bis 170.00 Euro die Rede. Ein Problem in diesem Zusammenhang: Als Spezialimmobilie sei eine Alternativnutzung von Pflegeheimen sowie eine Umnutzung anderer Immobilien zu Pflegeeinrichtungen so gut wie nie möglich. ERSTE Immobilien KAG-Experte Thum hat hingegen gute Erfahrungen mit der Umrüstung von Büro- beziehungsweise Verwaltungsobjekten zu Pflegeimmobilien gemacht. Vor allem aus Gründen der Nachhaltigkeit sei das zu begrüßen. „Um gute Lösungen zu finden, müssen sich Projektentwickler und Architekten anstrengen. Das ist jedoch nicht immer der einfache Weg, aber in Zukunft der gefragtere“, bringt es Thum auf den Punkt.

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Hier geht‘s zum Video www.immo-timeline.at

Zum Autor

Jasmin Soravia ist seit 2019 Vorsitzende des Urban Land Institut Austria. Sie ist Geschäftsführerin bei der Kollitsch & Soravia Immobilien, Beirat im Advisory Board GRÜNSTATTGRAU und Vorstand beim Travel Industry Club Austria.

Steigender Bedarf an Gesundheitsimmobilien

In Österreich nimmt der Anteil an älteren Personen weiter zu. Aufgrund des damit verbundenen Bedarfs an medizinischen und Pflegedienstleistungen steigt auch die Nachfrage nach Gesundheitsimmobilien, was sich bereits seit Jahren deutlich abzeichnet. Damit folgt diese Entwicklung auch einem starken internationalen Trend. Zudem bieten in Österreich Primärversorgungszentren vor allem in ländlichen Bereichen einen Lösungsansatz zur Sicherung einer flächendeckenden medizinischen Versorgung und werden entsprechend gefördert. Insgesamt sind Healthcare-Investments damit auf lange Sicht empfehlenswert.

Die Bandbreite bei Gesundheitsimmobilien ist groß und reicht von Alten- und Pflegeheimen und betreutem Wohnen bis zu medizinischen Gemeinschaftspraxen, interdisziplinären Primärversorgungszentren, Rehabilitationszentren und Kliniken. Die Abbildung 1 zeigt die Prognose für die Zunahme an älteren und pflegebedürftigen Personen bis 2030, wobei auch darüber hinaus bis zum Jahr 2050 mit steigenden Zahlen zu rechnen ist. Damit erweist sich der Bedarf an Pflegeimmobilien in der Zukunft als besonders hoch – wie auch die Bereitschaft von Investoren zu Healthcare-Investments. Auch für die großen Immobilien-Investoren wie beispielsweise Fonds sind die HealthcareInvestments nicht mehr wegzudenken: In den letzten Emerging Trends notierten die Healthcare-Immobilien bereits auf Platz 5 der Top-Investment-Assets. In einer Umfrage zeigten sich 92 Prozent der befragten Experten davon überzeugt, dass Healthcare ein langfristig wichtiger Faktor bleiben wird (PWC 2022, S. 14).

Dennoch ist Österreich bis dato nicht im Fokus von größeren Investoren. Dazu sind die Projekte hierzulande tendenziell zu klein. Interessante Projekte werden am ehesten in Wien in Angriff genommen. Dazu kommt, dass bei Pflegeimmobilien die Bundesländer eine entscheidende Rolle spielen. Deshalb ist es für Bauträger oft schwierig,

auf eigene Initiative solche Immobilien zu entwickeln. Ausländische Investoren werden oft gänzlich abgeschreckt. Doch viele Aspekte sprechen für diese Projekte.

Vorteile bei der Lage können genutzt werden Während bei Wohn- und Gewerbeimmobilien in guten Lagen weiterhin mit steigenden Preisen für die Grundstücke zu rechnen ist, können vor allem Pflegeimmobilien auch in bislang weniger stark genutzten Lagen entwickelt werden. Ein weiteres vorteilhaftes Lagekriterium ist die Verfügbarkeit von Personal: Auch hier ist bei einer entsprechenden Anbindung an den öffentlichen Verkehr im Vergleich mit dem Wohnbau ein weiter Umkreis rund um Ballungsgebiete und Städte möglich. Damit ergibt sich ein erheblich größerer Suchradius. Zudem sollte die Auswahl eines Standorts mit dem bestehenden Angebot an Gesundheitseinrichtungen abgestimmt werden. Insgesamt zeigt sich jedoch, dass es bei Pflegeimmobilien erheblich leichter ist, erschwingliches Bauland zu erwerben – vor allem auch, wenn die regionalen Vertreter der Kommunen Interesse zeigen. Dafür spricht nicht nur der nachhaltig steigende Bedarf an diesen Einrichtungen. Auch die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Gemeinde ist ein Thema, das für erfolgreiche Kooperationen mit Projektentwicklern sorgen sollte. Angesichts des langfristigen Bedarfs und der positiven Effekte sollten diese Kooperationen also entsprechend gefördert werden.

Primärversorgungszentren als attraktive Alternative zum Gemeindearzt Vor allem am Land zeigen sich immer mehr Lücken in der Gesundheitsversorgung, hauptsächlich bei Hausärzten. Aktuell gehen viele Mediziner der Babyboomer-Generation in Pension und verschärfen das Problem mittelfristig. Jedoch gilt es auch hier, dieses Problem langfristig zu lösen. Der wichtigste Ansatz dabei ist, die Attraktivität des Berufs für junge Ärzte und Ärztinnen zu steigern. Einen wichtigen

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Kommentar: Jasmin Soravia

Beitrag dafür können Primärversorgungszentren leisten, in denen mehrere Ärzte mit Therapeuten zusammenarbeiten. Dadurch wird der hohe Arbeitsdruck der Landärzte deutlich gemindert. Das sorgt für physische und psychische Entlastung beim gesamten medizinischen Personal. Zudem wird die medizinische Betreuung der Menschen im Sinne eines „One-Stop-Shops“ erheblich verbessert.

So ist es auch das Ziel des Bundes, bis 2023 zumindest 75 Primärversorgungseinheiten (PVE) zu schaffen. Daraus resultiert ein erheblicher

Bedarf an Neubau, da laut dem Dachverband der Sozialversicherungsträger aktuell bundesweit erst 36 PVEs in Betrieb sind – in Tirol und Vorarlberg gibt es sogar noch keine einzige dieser Einrichtungen.

Für Investoren und Entwickler bedeutet dieser Umstand, dass die öffentliche Hand erheblich an neuen Projekten interessiert ist und jegliche Initiative aktiv unterstützen wird ¬ und das zusätzlich zur neuen Projektförderung von bis zu 200.000 Euro, die seit März 2022 in Kraft ist.

Quellen: Bundesministerium für Arbeit , Soziales und Konsumentenschutz (2019): Pflegepersonal-Bedarfsprognose für Österreich. Wien: Gesundheit Österreich GmbH. Bundesministerium für Arbeit , Soziales und Konsumentenschutz (2022): Projektförderung PVE Förderungsrichtlinie für den österreichischen Aufbau- und Resilienzplan gemäß VO 2021/241. Wien: Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz; Sektion VII, Gruppe B, Abteilung 5. Dachverband der Sozialversicherungsträger (2020): Teambasierte Primärversorgung. URL: https://www.sv-primaerversorgung.at/ PWC – PricewaterhouseCoopers (2022): Emerging Trends in Real Estate. London: Urban Land Institute. Riedel, M. (2021): Ausbau der Pflege aus gesamtwirtschaftlicher Sicht. Policy Brief Nr. 2/2021. Wien: Institut für Höhere Studien.

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Quelle: Bundesministerium für Arbeit , Soziales und Konsumentenschutz

Stabile Renditen bei hoher Investitionssicherheit

Gesundheitsimmobilien. Während die Assetklasse in Deutschland seit einigen Jahren heiß begehrt ist, führt sie am österreichischen Investmentmarkt noch ein Schattendasein. Nach und nach genießt sie aber immer mehr Aufmerksamkeit.

Gesundheitsimmobilien haben sich in Deutschland in den letzten Jahren zu einer relevanten Assetklasse gemausert. Vor allem seit Mitte der Zehnerjahre, als innerhalb von kurzer Zeit zuerst die Zwei- und dann die Drei-MilliardenEuro-Grenze geknackt wurde, hat das Investoreninteresse sichtlich zugenommen. Auch die Pandemie konnte diesen Trend nicht aufhalten: Sowohl 2020 als auch 2021 wurden mit 3,4 beziehungsweise 3,76 Milliarden Euro neue RekordTransaktionsvolumen erzielt. Und dass im ersten Quartal 2022 mit 600 Millionen Euro um fast ein Drittel weniger investiert wurde als im Startquartal 2021, ist nur dem Produktmangel und nicht einem Nachfragerückgang geschuldet.

Szenenwechsel nach Österreich. Laut CBRE wurden im Vorjahr hierzulande rund 75 Millionen Euro in Healthcare-Immobilien investiert. Streng genommen handelte es sich ausschließlich um Pflege- und Seniorenheime. Den Besitzer wechselten unter anderem ein

Pflegeheim in Maria Lanzendorf und ein weiteres in Pernegg an der Mur sowie zwei Seniorenzentren in Seeboden am Millstätter See und in Purkersdorf bei Wien. Auch in Deutschland sind Pflegeheime im langjährigen Durchschnitt die dominante Sub-Assetklasse unter den Gesundheitsimmobilien, wenngleich der Transaktionskuchen dort breiter gefächert ist und betreutes Wohnen, Ärztehäuser sowie Kliniken und Reha-Kliniken eine vergleichsweise größere Rolle spielen.

Seit Anfang 2022 wurde im heimischen Healthcare-Sektor noch keine Transaktion verzeichnet, so CBRE. Wie aus dem Bericht „Pflegeimmobilien in Österreich“ des Immobiliendienstleisters hervorgeht, wurden seit 2015 jährlich um die 30 Millionen Euro in Pflegeobjekte investiert. 2018 waren es sogar nur sechs Millionen Euro. Mit Investitionsvolumina von rund 85 beziehungsweise 130 Millionen Euro stechen nur 2016 und 2020 hervor. Das allerdings nur wegen zweier großer Portfolio-

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Fotos: CBRE, Adobe Stock
„Wir sehen eine sehr gute und professionelle Nachfrage nach heimischen Pflegeimmobilien – auch seitens internationaler Anleger.“
Georg Fichtinger, CBRE

Deals. „Pflegeimmobilien sind in Österreich noch eine totale Nische“, bringt es Georg Fichtinger, Head of Investment Properties bei CBRE Österreich, auf den Punkt.

Interesse steigt Selbst wenn Gesundheits- beziehungsweise Pflegeimmobilien noch Nischeninvestments sind, so ist es für Experten nicht zu leugnen, dass das Interesse an der Assetklasse zuletzt merklich zugenommen hat. „Wir sehen eine sehr gute und professionelle Nachfrage nach heimischen Pflegeimmobilien – auch seitens internationaler Anleger“, berichtet Fichtinger. Vor allem letztere würden sich nach größeren Tickets von 15 Millionen Euro oder mehr umsehen, die hierzulande noch schwerer zu finden wären als solche um die zehn Millionen Euro. Aber auch insgesamt ist das Angebot an einschlägigen Immobilien nicht umfangreich und für Franz Pöltl, Geschäftsführer EHL Investment Consulting, der Grund für die normalerweise überschaubaren Investmentumsätze.

Was vor allem Pflegeimmobilien so attraktiv macht, liegt auf der Hand. Es sind die zu lukrierenden sicheren und stabilen Renditen bei gleichzeitig hoher Investitionssicherheit. Dahinter steht der maßgebliche Treiber für das mittel- und langfristige Wachstum der dominanten Sub-Assetklasse unter den Gesundheitsimmobilien: die demographische Entwicklung beziehungsweise die sukzessive steigende Lebenserwartung der Bevölkerung. „Pflege ist ein Thema, das uns früher oder später alle beschäftigen wird“, hält Fichtinger fest.

Laut Prognosen der Statistik Austria wird die österreichische Gesamtbevölkerung zwischen 2020 und 2030 um drei Prozent wachsen, die Altersgruppe der ab 80-Jährigen hingegen um 30 Prozent. Über den Betrachtungszeitraum 2020 bis 2040 soll letztere sogar um fast 65 Prozent ansteigen (Gesamtbevölkerung: plus sechs Prozent). 2040 soll sich der Anteil der ab 80-Jährigen an der Gesamtbevölkerung dann auf knapp zehn Prozent belaufen.

Mit der steigenden Lebenserwartung wird auch die Zahl der Pflegebedürftigen zunehmen und damit in weiterer Folge auch der Bedarf an stationären Pflegeplätzen. In diesem Zusammenhang spielt sicherlich auch der Anstieg der Ein-Personen-Haushalte oder die zunehmende Vollzeit-Berufstätigkeit unter Frauen eine Rolle, die noch großteils für die Pflege von Angehörigen im häuslichen Bereich verantwortlich sind. Schätzungen zufolge werden in Österreich bis 2030 rund 30.000 zusätzliche Pflegeplätze benötigt, bis 2040 sogar 63.000. Allein bis 2030 würden – bei einer durchschnittlichen Zahl von 86 Plätzen je Objekt – nicht weniger als 350 Pflegeheime benötigt, um diesen Bedarf zu decken, heißt es im CBRE-Report.

Hohe Auslastung

Für die konstant hohe Auslastung von 90 bis 95 Prozent in stationären Pflegeheimen, und damit auch für Investitionssicherheit, sorgt in Österreich auch das Fördersystem. Mithilfe der Einnahmen aus dem laufenden Betrieb sowie

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Renditenentwicklungen

5,25 5,00

4,25 3,45 3,20 3,00

5,25 5,00

4,25 3,45 3,20 3,00

öffentlichen Förderungen begleichen die Betreiber die Pachtzahlungen an die Eigentümer. Im Falle einer Insolvenz würde entweder ein anderer Betreiber einspringen oder das Land beziehungsweise die Gemeinde übernehmen. Die Pflegebedürftigen zahlen die Heimkosten wiederum mithilfe ihrer Pensionen (bis zu 80 Prozent), sonstigen Einkommen und dem staatlichen Pflegegeld. Sollte das nicht ausreichen, kommt der Staat für den fehlenden Betrag auf.

Für Pöltl sind auch gewisse Herausforderungen, die mit Investments in Pflegeimmobilien verbunden sind, nicht zu leugnen. Dazu zählt sicherlich, dass die Pflege in Österreich Ländersache ist, was neun unterschiedliche regulatorische Rahmenbedingungen bedeutet. „Eine weitere Herausforderung für viele Investoren ist, dass die Betreiber oft bonitätsmäßig schwer zu beurteilen sind und es noch wenig etablierte Ketten mit starkem Rating, wie beispielsweise im Hotelbereich, gibt“, erklärt der EHL-Experte. Ein weiteres Problem, das sich in Zukunft noch verschärfen könnte: akuter Personalmangel.

Zu den relevanten Playern im Bereich Seniorenimmobilien im deutschsprachigen Raum hat sich in den letzten Jahren die Bank Gutmann

entwickelt. Die Wiener Privatbank hat die Assetklasse 2005 für sich entdeckt und seitdem ein Transaktionsvolumen von mehr als einer Milliarde Euro bewegt. Aktuell werden für institutionelle Investoren und Family Offices drei Gesellschaften verwaltet, die in Österreich und Deutschland Pflegeimmobilien halten. Ein weiterer ausfinanzierter Alternative Investment Fonds (Startkapital: 50 Millionen Euro) mit Seniorenimmobilien, betreutem Wohnen und Schwerpunkt Deutschland startet im Juli.

Intensive Diskussionen „Als wir 2005 begonnen haben, war nicht allen institutionellen Anlegern klar, dass Pflegeeinrichtungen gute Investments sind, die sich sehr gut als Ergänzung für ein Portfolio mit anderen Immobilienarten eignen“, so Adolf Hengstschläger, CFO der Bank Gutmann. Er erinnert sich an „sehr intensive“ Diskussionen im Aufsichtsrat darüber, ob diese Investments Sinn machen. Mit der Zeit sei dann das Vertrauen gestiegen und die dahinterstehende Systematik besser verstanden worden. „Überzeugungsarbeit“ dürften wohl auch die guten Renditen geleistet haben. Diese lagen laut Hengstschläger im Durchschnitt um 400 Basispunkte über jenen von Anleihen. Pflegeimmobilien hätten aber auch aus einem weiteren Grund an Bedeutung gewonnen: der Tatsache,

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„Dass es in Österreich neun unterschiedliche regulatorische Rahmenbedingungen gibt, stellt für viele Investoren durchaus eine Herausforderung dar.“
Franz Pöltl, EHL Investment Consulting
Fotos: EHL. Bank Gutmann , Adobe Stock

„Pflegeheime haben auch an Bedeutung gewonnen, weil nachhaltige und soziale Investments einen immer größeren Stellenwert einnehmen.“

Adolf Hengstschläger, Bank Gutmann dass nachhaltige und soziale Investments einen immer größeren Stellenwert einnehmen.

Wie groß muss ein Objekt mindestens sein, damit es sich rechnet? Für Hengstschläger ist das immer etwas von der Lage abhängig. „Aber die Erfahrung der letzten 16 Jahre hat gezeigt, dass die Untergrenze bei rund 80 Betten liegt“, erklärt er. Die meisten klassischen Pflegeeinrichtungen hätten 100 bis 120 Betten. Und im städtischen Raum wären die Kapazitäten teilweise noch größer. In einigen Großstädten im deutschsprachigen Raum gehe es auch in Richtung 200 Betten und mehr. Nachsatz von Hengstschläger: „In solchen Fällen muss man darauf achten, dass so ein Haus nicht nur in betriebswirtschaftlicher, sondern auch in menschlicher und atmosphärischer Hinsicht attraktiv wirkt.“

Hintergrund

Aktuell gibt es laut der CBRE-Studie „Pflegeimmobilien in Österreich“ in der Alpenrepublik mehr als 900 Pflegeheime mit knapp 80.000 Betten. Davon werden 38 Prozent von der öffentlichen Hand, 32 Prozent von gemeinnützigen Vereinen und Organisationen und 30 Prozent von privaten Betreibern geführt. Die meisten Pflegeheime gibt es in Ostösterreich, wo auch der Pflegebedarf am größten ist und in den kommenden 20 Jahren am schnellsten wachsen wird. Laut der CBRE-Analyse werden 2030 in ganz Österreich um rund 30.000 Pflegebetten mehr benötigt als heute, im Jahr 2040 dann rund 63.000. Für die SubAssetklasse Pflegeimmobilien sprechen die sicheren und stabilen Renditen von rund fünf Prozent bei hoher Investitionssicherheit. Die Auslastung liegt konstant bei 90 bis 95 Prozent.

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Kennzahlenvergleich zwischen den Regionen Ostregion Südregion Region Nordwest WestregionÖsterreich Pflegeheime/100.000 Einwohner | 2021 7,4 14,5 10,3 12,9 10,2 Pflegebetten/100.000 Einwohner | 2021 780 1.150 830 800 870 Zusätzlich benötigte Pflegebetten bis 2030 | bis 2040 11.800 | 24.3008.000 |16.5006.600 | 13.7003.600 | 7.50030.000 | 62.000
32
% | 60 %29 % | 70
% | 72
% | 64 % 42 83 32 6 34 130 28 Investmentmarkt
Wachstum der Bevölkerung ab 80 Jahren 2020 – 2030 | 2020 – 2040
% | 74 %25
%35
%30
in Mio. Euro
* Zahl der Pflegeheim-Transaktionen für das Gesamtjahr 2021 nicht verfügbar.
* 201520162017201820192020 Juli 2021

Zum Autor

Henrik von Bothmer ist Functional Head of Investment Management Healthcare bei Union Investment Real Estate. Er ist studierter Wirtschaftsjurist sowie gelernter Immobilienkaufmann und verfügt über mehr als 20 Jahre Berufserfahrung, mehr als zehn Jahre davon bei Union Investment.

Die goldene Generation

Die Asset-Klasse Senior-Living rückt immer stärker in den Fokus von Immobilien-Investoren. Warum liegt liegt auf der Hand - die Bevölkerung altert zunehmend. Allein in Deutschland leben laut Statistischem Bundesamt aktuell rund 18,3 Millionen Menschen, die 65 Jahre oder älter sind. Die Senioren kommen damit auf einen Anteil von rund 22 Prozent an der deutschen Gesamtbevölkerung. In Österreich liegt ihr Anteil bei 19,5 Prozent. Tendenz steigend: Laut Prognose wird ihr Anteil im Jahr 2030 in Deutschland bereits bei 29 Prozent zur verorten sein, in Österreich bei 23 Prozent. Zusätzliche Dynamik in den demografischen Wandel bringt die steigende Lebenserwartung. Allein bis 2030 wird sie sich um zehn Jahre erhöhen. Auch die Zahl der Haushalte mit Mobilitätseinschränkungen steigt dementsprechend deutlich: In Deutschland beispielsweise wächst sie laut Institut Wohnen und Umwelt (IWU) bis zum Jahr 2035 um 25 Prozent auf 3,7 Millionen Menschen an.

Die Folgen?

Allein im Segment des barrierefreien Wohnens entsteht eine Versorgungslücke von rund zwei Millionen Wohnungen im Jahr 2035, haben die Experten des IWU berechnet. Hinzu kommt, dass die große Mehrheit der älteren Menschen ihren Lebensabend selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden verbringen und im Falle des Falles durch Pflegedienstleistungen unterstützt werden möchte. Auch dafür wird passender Wohnraum benötigt. Angesichts der Knappheit ist es nicht weiter erstaunlich, dass sich diese Asset-Klasse während der Corona-Pandemie als recht stabil erwiesen hat, ¬ zumal die aktuelle Gemengelage aus Zinserhöhungen und steigenden Baukosten die Angebotsseite noch zusätzlich unter Druck setzt.

Nachfrage nach Servicewohnungen

Laut einer Studie des Entwicklers Pantera können sich zudem 54 Prozent der Deutschen vorstellen, in höherem Alter in eine Servicewohnung zu

ziehen. Die kommende Generation der Ruheständler ist wohlhabend. Doch auch hier ist das Angebot knapp, insbesondere im gehobenen Segment: In Deutschland gibt es laut Terragon, einem auf den Bau von Seniorenwohnungen spezialisierten Unternehmen, rund 30.000 Servicewohneinheiten im gehobenen Segment. Nach seiner Schätzung werden jedoch noch 80.000 bis 90.000 weitere Einheiten benötigt.

Bei Anlegern bleiben diese Entwicklungen nicht unbemerkt. Sie diversifizieren ihre Immobilienportfolios mit der Asset-Klasse Senior Living, um sie so noch besser gegen künftige Krisen abzusichern. Zumal die Renditen auch in schwierigen Zeiten wie diesen vergleichsweise attraktiv sind: Analysen von Savills zufolge liegen die Spitzenrenditen für selbst vermietete Senior-Living-Immobilien zwischen 3,5 und fünf Prozent.

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Foto: Adobe Stock
Kommentar: Henrik von Bothmer

Zum Autor

Markus Mendel ist Geschäftsführer der EHL Investment Consulting und in dieser Funktion ganzheitlich für den Bereich Investment/Capital Markets verantwortlich.

Investmentmarkt 2022 – Starke Nachfrage bei Trendinvestments Gesundheitsimmobilien

Sowohl vergangenes Jahr als auch im ersten Quartal 2022 verzeichnete der österreichische Immobilieninvestmentmarkt ein hohes Transaktionsgeschehen und eine starke Nachfrage seitens privater und institutioneller Investoren.

Trotz der Nachwirkungen der Pandemie und der Ukrainekrise ist das Interesse der Investoren an österreichischen Immobilien ungebrochen. Neben der stetig wachsenden Nachfrage in den Top-Segmenten Wohnen, Büro und Logistik entsteht auch ein immer stärkeres Interesse der Investoren im Segment der sogenannten „Gesundheitsimmobilien“. Dazu zählen unter anderem Pflegeheime, betreutes und betreubares Wohnen sowie Ärztehäuser.

Fehlendes Angebot

Die stetig wachsende Nachfrage in diesem Bereich von Seiten privater Investoren und Family Offices, als auch insbesondere von institutioneller Seite, übersteigt das vorhandene Angebot seit Monaten bei Weitem. Eine Entspannung ist nicht in Sicht.

Die hohen Baulandpreise und die signifikant gestiegenen Baukosten führen dazu, dass die Neubauaktivität weiterhin auf einem äußerst geringen Niveau liegt. Die gestiegene Nachfrage kann somit trotz des verfügbaren Kapitals für diese Assetklasse und der gesellschaftlichen Nachfrage von Seiten der Nutzer nicht befriedigt werden.

Die fundamentale Nachfrage nach Gesundheitsimmobilien führt jedoch auch dazu, dass in neuen Entwicklungsprojekten diese Nutzung in einem immer stärkeren Ausmaß bedacht wird. Neue, hochwertige

und integrative Konzepte entstehen oftmals in gemischt genutzten Immobilienentwicklungen, die dem Wunsch einer wachsenden Zahl älterer Menschen nach einem flexiblen Serviceangebot und einer gewissen Betreuung entgegenkommen.

Nachfrage nach Dienstleistung

Der fortschreitende demographische Wandel sowie das stark gewachsene Gesundheitsbewusstsein auch der jüngeren Bevölkerung beflügeln die Nachfrage nach Dienstleistungen und Serviceangeboten im Gesundheitswesen zusätzlich. Das führt zu deutlichen Umsatzsteigerungen und einer fortschreitenden Professionalisierung und Institutionalisierung dieses Bereichs.

Mit der steigenden Anzahl professioneller Betreiber und der Langfristigkeit der in diesem Segment abgeschlossenen Verträge sowie der daraus resultierenden sicheren Cashflows nehmen die Vorbehalte von Investoren gegenüber den Betreibern zunehmend ab, und das trotz der oft nicht final einschätzbaren Bonität von Seiten der Investoren.

Gesundheitsimmobilien haben sich dadurch mittlerweile einen festen Platz im Portfolio-Mix einer steigenden Zahl von Käufern gesichert. Das Interesse auf Investorenseite wird demzufolge nicht nur anhalten, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit weiter zunehmen. Aufgrund des begrenzten Neubauvolumens spricht jedoch vieles dafür, dass die Angebotsseite das Nadelöhr bleiben wird. Das wird folglich zu sinkenden Renditen führen, die auch das gewachsene Vertrauen der Anleger reflektieren.

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Kommentar: Markus Mendel
Foto: AdobeStock

„... Gesundheit!

Zum Nachdenken. Solange alles funktioniert, wird sie als Selbstverständlichkeit gesehen. Erst wenn sie schwindet, wird sie als höchstes Gut empfunden. Warum nur gehen wir so leichtfertig mit ihr um?

Auch den härtesten Kalibern unter uns haben die zwei vergangenen Jahre gezeigt, dass alles nichts ist, wenn eine Krankheit oder in dem Fall eine Pandemie uns eiskalt erwischt und wir erkennen, dass Attribute wie Arbeit, Erfolg und Ruhm verschwindend geringwertig erscheinen, wenn die Gesundheit plötzlich geht.

Zeit, um das Gesundheitslevel unserer Branche, die sich als (noch) krisenresistent entpuppt hat und sich scheinbar im ständigen Wachstumsmodus befindet, einmal näher zu betrachten: Wo „krankt“ es in unseren Systemen, wo sehen wir akuten Bedarf an entsprechender Medikation?

Vorsorgen ist preiswerter als Heilen Der Boom in Richtung Neubau erwies sich in den vergangenen Jahren als anhaltend. Der reale Zeitpunkt der schlüsselfertigen Übergabe eines Objekts allerdings entspricht wie erste Auswertungen für 2021/2022 belegen – immer seltener dem geplanten.

Neben der schon länger bekannten Schwierigkeit, qualifizierte Fachkräfte zu finden, kommen nun die enormen Kostenerhöhungen für

Rohstoffe und Energie geballt hinzu. Das wird die Wohnraumkosten nicht unbedingt senken.

Zudem wird der Platz für Neubau in großen Ballungszentren nicht nur teurer, sondern gleichzeitig immer knapper. Höchste Zeit also, sich vermehrt dem Bestand zu widmen, was ja in den vergangenen Jahren bereits erfolgreich realisiert worden ist ¬ etwa mit dem Ausbau von Dachgeschoßen.

Rund um Umnutzungen, Sanierungen oder Nachverdichtungen werden dem Eigentümer nachhaltige Anreizsysteme geboten, um sinnvoll in seinen Bestand zu investieren. Allerdings wird er dafür längerfristig etwas erhalten müssen. Die jüngsten Diskussionen hinsichtlich brisanter Themen wie Mietbremse oder Leerstandsrate sehe ich hier eher als Schwächung der Attraktivität einer raschen Umsetzung.

Künftig werden wir wohl auch „gesündere“ Konzepte in der Projektentwicklung finden spätestens mit der Umsetzung der Kriterien, welche die EU-Taxonomie-Verordnung enthält. Cradle to Cradle bleibt somit nicht nur ein moderner Begriff unserer Zeit. Die konse-

quente Kreislauffähigkeit wird vielmehr im Rahmen von qualifizierten Zertifizierungen auch durchgängig gelebt.

Jeder Wert hat seinen Preis Wie heißt es so treffend: der Gesunde hat tausend Wünsche, der Kranke nur einen. In meinen Teenagerjahren habe ich aus nächster Nähe mitbekommen wie ein Mensch sich fühlt, der in seiner Arbeit aufgeht, diese allerdings quasi von heute auf morgen nicht mehr ausführen kann, weil sich ein unangenehmer Zeitgenosse namens Krebs genau seine Zellen ausgesucht hat, um sich dort recht hartnäckig anzusiedeln. Die Verzweiflung über den Gesundheitszustand gepaart mit dem Gefühl der Nutzlosigkeit, der Hilfsbedürftigkeit und darüber hinaus die Welle des Mitleids der Umgebung, obwohl man ja eigentlich so normal wie möglich weiterleben möchte – mit all dem gilt es erstmal, fertig zu werden. Da sind nicht nur Familienmitglieder und Freunde gefordert, auch ein starkes Netz im Kollegenkreis und die Unterstützung des Arbeitgebers kann in so einem Fall zumindest vieles erleichtern.

Leben neuere Generationen heute von Haus aus gesünder, weil sie natürlich mit voller

102 ImmoFokus ImmoFokus.Rubrik Frech gesagt
Fotos: REMG/trovato GmbH

Anita Körbler ist ideenreiche Branchenkennerin und Managerin mit Herz und Hirn. Körbler kann auf langjährige Erfahrung in Immobilienunternehmen sowie exklusive Projekte im öffentlichen Bereich (PPP) zurückblicken. Berufsbegleitend absolvierte sie erfolgreich zwei Studien im Bereich Wirtschaft und Public Communications, zeichnete jahrelang für verschiedene PropTech-Unternehmen als Geschäftsführerin verantwortlich und widmet sich der Beratung und Immobilienvermarktung sowie der Realisierung von Digitalisierungsprozessen in der Immobilienbranche.

Ganz frech gesagt:

Erst die Arbeit UND das Vergnügen: Wir dürfen hoffentlich noch lange unserer Passion nachgehen. Gestalten wir diese Zeit doch gemeinsam mit unseren Arbeitgebern, Kunden und Mitarbeitern so gesundheitsfördernd wie möglich.

Anita Körbler trovato.immo

Wucht mitbekommen haben, wohin eine ungenügende Achtsamkeit ihre Eltern teilweise geführt hat? Die Arbeitsweise und der Lebensstil meiner Altersklasse stellen sich gerade jetzt als nicht unbedingt die gesündesten heraus. Ich bin meinem wissbegierigen Wesen, dem resilienten Geist und meinem belastungsfähigen Körper sehr dankbar, welches Leistungsausmaß ich erbringen kann. Gleichzeitig darf man auch gewisse Zeichen nicht übersehen. Denn egal, ob es sich um physische oder psychische Beschwerden handelt: Je eher man sich selbst erlaubt, diese wahrzunehmen, desto rascher kann (re-)agiert werden, um das Leben langfristig energiereich und freudig zu gestalten.

Und hilft es nicht auch einem Unternehmen, wenn Mitarbeiter achtsam mit ihrer Gesundheit, ihrer Ernährung und ihrer Lebensweise umgehen? Verstehen erfolgreiche Betriebe es besser, ihre Mitarbeiter entsprechend zu fördern und so gemeinsam an den Unternehmenszielen zu arbeiten?

Wie wir wissen, stellen Personalaufwendungen einen großen Bestandteil der Unternehmenskosten dar. Insofern gilt es hier, sinnvoll in Vorsorgeprozesse zu investieren und gemeinsam mit dem Mitarbeiter, beispielsweise hinsichtlich einer bewussteren Wahrnehmung des Verhältnisses Workload zu Arbeitszeit, bestmöglich einen Weg zu einer langfristigen, gesunden Zusammenarbeit zu finden. Das scheint besser zu sein, als mit langen Ausfallszeiten zu jonglieren und im schlimmsten Fall auf die Leistung großartiger, talentierter Mitarbeiter vorzeitig verzichten zu müssen.

Hard Facts wie Arbeitsplatz-Optimierung rund um die Behaglichkeit treffen auf immer signifikanter werdendes empathisches Führungsverhalten sowie die Fähigkeit, optimale Team-Gruppierungen zusammenzustellen. Je nach Archetyp-Muster der operierenden Führungskräfte werden sich manche Unternehmen früher, manche später umorientieren.

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Illmitzer Gespräche

105 Frühling 2021
Inflation Gekommen um zu bleiben Illmitzer Gespräche 31. August - 02. September 2022
Creating
31. August
02. September 2022 CO2KostAufG Verteilung der Kosten für CO2
the Future now
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Verdammt nochmalJetzt!!!

Farbe bekennen. Während der letzten Jahre ertappe ich mich aber dabei, auf einmal klarer zu werden, stringenter, dort und da auch unbeugsamer.

Zeit meines bisherigen, nunmehr annähernd 60 Jahre dauernden Lebens wurde mir immer wieder, wohin ich auch gestellt wurde oder mich gestellt habe, vorgeworfen, ich würde immer den Mittelweg gehen, zu konsensorientiert sein, keine Entscheidungen treffen. Nun, das entspricht meinem Sternzeichen – der Waage. Für mich sind Dissonanzen, negativ aufgeladene Situationen, furchtbar und ich versuche, ihnen aus dem Weg zu gehen. Während der letzten Jahre ertappe ich mich aber dabei, auf einmal klarer zu werden, stringenter, dort und da auch unbeugsamer. Ist es das Älterwerden oder sind es die Umstände, die uns veranlassen müssen deutlicher zu werden, Farbe zu bekennen, das Gerede auszulassen zugunsten nicht des kleinsten gemeinsamen Nenners, sondern der unabdingbaren Lösung?

Coca Cola erzeugt pro Jahr 88 Milliarden Einwegflaschen ¬ nicht Millionen, Milliarden! In den Ozeanen befinden sich aktuell 275 Millionen Tonnen Plastik. Es gibt eine „Plastikinsel“ so groß wie Frankreich und wir können Plastikweichmacher bereits im menschlichen Blut nachweisen.

In Österreich sind 600.000 Menschen übergewichtig, 24 Prozent der sieben- bis 14-jährigen krankhaft adipös, und das Zuckerkarussel dreht sich weiter. Fünf bis sieben Bauern geben täglich ihre Betriebe auf. Die Selbstmordrate im landwirtschaftlichen Bereich ist vor allem in Schwellenländern signifikant erhöht, drei Prozent der bäuerlichen Betriebe bewirtschaften in Europa 50 Prozent des Ackerlandes, und es gibt Betriebe mit bis zu 50.000 Tieren.

Seit 1970 sind 88 Prozent der großen Süßwassertiere ausgestorben, 40 Prozent der Insekten werden in den kommenden Jahrzehnten aussterben. Die Frage der natürlichen Bestäubung – und damit des Erhalts der menschlichen Nahrungskette – steht unmittelbar vor der Türe. Es wird nicht möglich sein, Roboter zu schaffen, die die Bienenarbeit übernehmen.

30 bis 40 Prozent der Treibhausgasemissionen werden in Gebäuden verursacht, zwei Drittel der CO2-Menge geht auf das Konto der Verbrennung fossiler Brennstoffe.

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Fotos: REMG, Adobe Stock
Autor: Thomas Malloth

Das ist keine Jammer-Litanei, das ist der Befund. Und vor diesem Befund erdreisten sich tatsächlich Politiker, weiteren Straßen, weiteren Flughäfen, einer weiteren Intensivierung der Landwirtschaft das Wort zu reden. Das einzige was wir hören, ist, dass das Wirtschaftswachstum nicht mehr so stark ist wie früher. Nie, exakt nie, hören wir, dass es Formen des alternativen Wachstums gibt: Umdenken, Umplanen, anderes anbauen, die Fruchtfolge ändern, diversifizieren. Wirtschaftswachstum im bislang gekannten Sinn ist keine Alternative.

Ich wiederhole: Verdammt nochmal – jetzt! Kettet euch an wie damals in Hainburg, glaubt nicht an die Schlagkraft irgendeines – politisch-wirtschaftlichen – Systems, glaubt euren eigenen Sinnen, wenn ihr hinunter zum See fahrt und die Schilfinseln mangels Wasser aus dem Schlamm herauswachsen, die Lacken längst gestorben sind und der Schilfgürtel das Wasser verdeckt.

Ein namhafter Wissenschaftler hat vor wenigen Tagen zu mir gesagt: „Wissen sie, wenn wir das 1,5- bis Zwei-Grad-Ziel nicht erreichen, und die Chance ist sehr gering, dann ist es ziemlich egal, was wir weiter tun!“

Warum ist der Ort, an dem ich lebe – Illmitz, das Herz des Seewinkels und des Unesco-Weltkulturerbes – so einzigartig? Früher hätten wir gesagt: „Wegen der Fauna und Flora, des pannonischen Klimas, des Weines“, heute bleibt übrig: „Weil es ein Ort ist an dem wir ¬ vor vielen anderen Orten ¬ die Auswirkungen unseres (Nicht-)Tuns fußfrei beobachten können.“

Ich zitiere Paragraph 1 des Bundesverfassungsgesetzes zur Nachhaltigkeit: „Die Republik Österreich…bekennt sich zum Prinzip der Nachhaltigkeit bei der Nutzung von natürlichen Ressourcen, um auch zukünftigen Generationen bestmögliche Lebensqualität zu gewährleisten.“

Verdammt noch mal – JETZT!

Ihr Thomas Malloth

P.S. Lesen sie das Buch „Das leise Sterben“ von Martin Grassberger, aus diesem habe ich viel an Datenmaterial und Anregungen übernommen. Und kommen Sie zu den Illmitzer Gesprächen, Martin Grassberger wird auch da sein.

Prof. Mag. Thomas N. Malloth, FRICS ... ist Jurist und hat sich auf die Bereiche Immobilienbewertung, Immobilienconsulting, Immobilienverwaltung, und -vermarktung und auf die Projektentwicklung, v.a. im dichten städtischen Raum, spezialisiert. Er ist ständiges Mitglied des Bundesdenkmalbeirates und Lehrbeauftragter an 7 Universitäten. Im November 2016 wurde Prof. Malloth in den Vorstand des österreichischen Chapters der Royal Institution of Chartered Surveyors berufen.

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Das CO2KostAufG ?

Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetze. Ab 2023 sollen Vermieter am CO2-Preis von fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas beteiligt werden. Geplant ist eine Aufteilung zwischen Mietern und Vermietern, Basis hierfür sind die CO2-Emissionen der Gebäude.

Seit 2021 wird in Deutschland ein Preis für die Emission von Kohlendioxid (CO2) erhoben, um diese klimaschädlichen Emissionen zu senken. Bisher können Vermieter diese Kosten vollständig an ihre Mieter weitergeben. Doch was bedeutet das genau?

a. Allgemeines

Ziel des Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetzes (CO2KostAufG) ist es, die aufgrund der Kostenbelastung des CO2-Preises bestehenden Bestrebungen und Energieeinsparungen in die Praxis umzusetzen. Die Anreize betreffen hinsichtlich Mietern ein energieeffizientes Verhalten, währenddessen Gebäudeeigentümer dazu bewegt werden sollen, in klimaschonende Heizungssysteme und energetische Sanierungen zu investieren.

Die Verteilung der Kosten für CO2 erfolgt je nach energetischer Qualität des Gebäudes, also dem Ausstoß pro Quadratmeter Mietfläche. Somit soll eine Aufteilung in jene Bereiche, die Vermieter beziehungsweise Mieter tatsächlich beeinflussen können, erfolgen und eine langfristige Reduktion von Emissionen und somit ein Beitrag zum Klimaschutz erreicht werden.

b. Wohngebäude

Derzeit geplant ist ein Stufenmodell mit zehn Abstufungen, anhand derer sich der von den Vermietern zu tragende Anteil reduziert. Bei Mietwohnungen mit einem Ausstoß von über 52 Kilogramm CO2/ Quadratmeter pro Jahr – und somit einer sehr schlechten Energiebilanz – sollen Mieter zehn Prozent und Vermieter 90 Prozent der CO2-Kosten tragen. Im Gegensatz dazu sollen bei sehr energieeffizienten Gebäuden –beispielsweise solchen mit dem Energiestandard E55, die nur 55 Prozent der Energie von Standardgebäuden verbrauchen – die Mieter weiterhin alleine für die Kosten aufkommen.

Auch die Heizkostenabrechnung spielt bezüglich der Frage, in welche Stufe ein Objekt einzuordnen ist, eine Rolle. Um hinsichtlich der Erhebung von Energiebilanz und CO2-Ausstoß ungebührliche finanzielle Belastungen für die Vermieter zu vermeiden, wird derzeit geprüft, ob das vorgeschlagene Modell auf die in den Energieausweisen vorhandenen Daten umgestellt werden kann. In Zukunft sollen Energieversorger die Informationen und Daten zum CO2-Austoß einholen und ausweisen müssen.

c. Nichtwohngebäude

Handelt es sich um Gebäude mit Geschäftslokalen und Büroräumlichkeiten, soll es zur Anwendung einer 50-50-Regelung kommen. Vermie-

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tern und Mietern steht es jedoch frei, vertraglich andere Aufteilungen vorzusehen. Doch auch in diesem Bereich ist die Umsetzung eines Stufenmodells bis Ende 2025 geplant.

d. Ausnahmen

Stehen staatliche Vorgaben einer energetischen Sanierung entgegen beziehungsweise schränken sie diese zumindest erheblich ein, müssen sich Vermieter in geringerem Umfang beziehungsweise gar nicht am CO2-Preis beteiligen. Denkbar sind in diesem Zusammenhang Vorgaben durch den Denkmalschutz oder die Lage in sogenannten Milieuschutzgebieten, die strengere Anforderungen hinsichtlich Änderungen an das Erscheinungsbild stellen.

e. Hintergründe und Kritik

Nach noch geltender Rechtslage müssen allein die Mieter für den CO2Preis aufkommen. Nachdem die große Koalition der letzten Legislaturperiode betreffend der Aufteilung des CO2-Preises keine Einigung erzielen konnte, vereinbarten die Ampel-Parteien diese bereits im Koalitionsvertrag.

Die Reaktionen der Verbände sind gemischt: Obwohl der Großteil dem Stufenmodell zwar grundsätzlich positiv gegenübersteht, wird die Aussetzung der CO2-Abgabe für mindestens ein Jahr gefordert. Grund dafür seien die explodierenden Preise und der mit der Umsetzung verbundene Bedarf an Beratung.

Gegner kritisieren das Stufenmodell aufgrund der bürokratischen Hindernisse und zweifeln an der Lenkungswirkung. Zudem wird in Frage gestellt, ob den Mietern somit ein Anreiz für die Reduzierung des Energieverbrauchs entzogen wird und Vermieter keinen Einfluss mehr auf dieses Verhalten haben könnten.

f. Ausblick

Das Bundeskabinett beschloss am 25. Mai. 2022 den Gesetzesentwurf zum Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz (CO2KostAufG), die Verabschiedung im Bundestag ist noch ausständig.

Univ. Ass. Mag.a Magdalena Weißmann, LL.M. Magdalena Weißmann studierte Rechtswissenschaften und absolvierte den postgradualen Universitätslehrgang Wohn- und Immobilienrecht an der Universität Wien. Seit 2018 ist sie Universitätsassistentin am Institut für Europarecht, Internationales Recht und Rechtsvergleichung und engagiert sich im Bereich der Nachhaltigkeit.

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Inflation, Stagflation, Zinswende und die Nachhaltigkeit

Inflation. Gekommen um zubleiben. Als Schreckgespenst, wird uns die Inflation wohl noch länger in Schach halten.

Nach Jahren und sogar Jahrzehnten niedrigster bis negativer Raten klettern die Preise seit dem Jahreswechsel, und extrem beschleunigt seit dem Krieg in der Ukraine, raketenartig nach oben. Verteuerungen um acht, neun und mehr Prozent werden uns noch etliche Monate begleiten, die Erhöhungen betreffen ja nicht nur den Energiebereich, sondern generell die meisten Rohstoffe. Allein dadurch ergeben sich zeitverzögert Zweitrundeneffekte, die uns alle treffen. Die im Jahresvergleich um über 30 Prozent höheren Produzentenpreise im EU-Raum sind ein Vorlaufindikator. Die großen Supermarktketten werden wohl den Großteil der Erhöhungen weitergeben, da sie natürlich auch betriebswirtschaftlich denken. Die Konsumenten weichen bereits auf Billigprodukte und günstigere Eigenmarken bei ihren Einkäufen aus.

Klar, ohne Energie, Lebensmittel und deren Transport sowie damit auch der Mobilität werden wir nicht auskommen.

Bedingt durch den „Basiseffekt“ (die Inflationsraten werden in erster Linie im Zwölfmonatsvergleich angegeben, die aktuell hohen Werte werden dann als „Basis“ für 2023 genommen) sind zwar im nächsten Jahr deutlich niedrigere Inflationswerte zu erhoffen, der „Sockel“ der aktuellen Preisauftriebe bleibt aber erhalten – außer es käme zu extremen Preiseinbrüchen und damit zu einer sehr negativen Inflation, also einer Deflation. Wird der „Aufschrei“ vieler Medien und in erster Linie der Gewerkschaften nach einem „Preisausgleich“, in erster Linie durch Lohnerhöhungen, gehört und umgesetzt, beginnt sich die „Preis-LohnSpirale“ zu drehen. Die jetzt (noch) gut laufende Wirtschaft wird wohl

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Lohnerhöhungen genehmigen und versuchen, diese in ihren Preisen wieder weiterzugeben – solange die Konsumenten das akzeptieren.

Hier kommt es natürlich auf die Marktmacht und damit auch Preisfestsetzungsmacht eines Unternehmens an.

Gestiegenes Risiko einer Stagflation

Kühlt sich die Konjunktur ab, womit zu rechnen ist (die Vereinigten Staaten weisen bereits für das erste Quartal 2022 negative Zahlen aus), bleibt gleichzeitig aber die Inflation hoch, sprechen wir von einer „Stagflation“. Diese Stagflation ist wirtschaftspolitisch eher schwer in den Griff zu bekommen. Um Sozialkonflikte zu vermeiden, gilt es dann, besonders dem Arbeitsmarkt Aufmerksamkeit zu schenken. Eine geringere Beschäftigtenrate reduziert automatisch den Privatkonsum.

Bitter wird es auch dann, wenn die Forderungen nach Lohn- und Gehaltserhöhungen nur zum Teil oder gar nicht erfüllt werden können ¬ dann droht uns ein Kaufkraft- und Wohlstandsverlust. Der deutsche Bundesfinanzminister Christian Lindner sprach bereits im Mai mit der Aussage „…wir werden alle ärmer“ die Problematik direkt an und wies darauf hin, dass der Staat nicht alles auffangen kann. Unsere Regierung gibt sich da noch zögerlich hinsichtlich derartiger Statements. Aktuell profitiert die österreichische Wirtschaft noch von den Aufholeffekten nach den Lockdowns, aber mit den Preiserhöhungen auf breiter Front wird unsere Wirtschaft bald eine langsamere Gangart einschlagen. Eine Rezession (definitionsgemäß mindestens zwei aufeinanderfolgende negative Quartale des Bruttonationalproduktes) ist nicht mehr auszuschließen.

Zinswende als „Heilmittel“?

Während bekanntlich die USA und andere Nationen bereits Zinserhöhungen vorgenommen haben, ist die EZB (die Europäische Zentralbank) noch zögerlich. Erste Schritte wurden für Juli angekündigt, weitere werden wohl folgen müssen. Stärkere Zinsanstiege sind wohl nicht zu erwarten, da die EZB die schwierige Aufgabe hat, die nötige Balance zu finden, um auf die Inflation zu reagieren, aber andererseits nicht schwer verschuldete Staaten in Schwierigkeiten zu versetzen.

Dies bedeutet, dass wir als Konsumenten vorerst noch länger auf höhere (Sparbuch-)Zinsen warten müssen und daher nun sichtlich an Kaufkraft verlieren. Da spricht man dann von negativen Realzinsen, eben wenn die Zinsen unter der Inflation liegen und die Kaufkraft rasch dahinschmilzt. Davon sind etwa 300 Milliarden Euro, die in Österreich auf Sparbüchern, Girokonten oder bar gehortet werden, betroffen.

Profiteure davon sind die meisten Schuldner, und vor allem der Staat als größter Kreditnehmer. Eine für den Fiskus sehr angenehme Art der Entschuldung („financial repression“ genannt), wenn man bedenkt, dass auch unsere Republik langlaufende Anleihen mit null oder geringsten Zinsen aufgelegt hat.

Auf der Kreditseite kommen die Zinsen jedoch schon in Bewegung, daher sollte man bei bestehenden Krediten mit variabler Verzinsung versuchen, noch auf fixe Sätze umzusteigen, und bei Neuabschlüssen sowieso. Damit bleiben negative Überraschungen fern und die periodischen Rückzahlungen sind fixiert.

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Immobilienpreise am Zenit?

Die Immobilienpreise dürften auch ihren Zenit anpeilen oder demnächst überschritten haben, einerseits im Neubau aufgrund von Kostensteigerungen im Ausmaß von 20 bis 30 Prozent, andererseits auch im Bestand, wo die zumeist indexierten, also der Inflationsrate angepassten Mieten entsprechend steigen und die Mieter ohnehin an dem erwähnten Wohlstandsverlust leiden. Auch die Finanzierungen werden schwieriger werden.

Preise zu fixieren (auf beiden Seiten), wo es geht, ist die Devise in Inflationszeiten. In der Baubranche ist das aktuell eher ein Wunschdenken.

Energiewende als Profiteur

Die extrem gestiegenen Energiepreise haben nun doch bereits zu einer geringeren Nachfrage geführt. Nur die höchsten Einkommensschichten sind da wohl lediglich gering berührt. Unbeliebte und daher immer wieder aufgeschobene Maßnahmen seitens der Regierung und Politik sind nun ausgeblieben, das Korrektiv der Märkte wirkt. Sparmaßnahmen und großzügige Förderungen alternativer Energieanlagen tragen das Übrige bei.

Der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel nimmt zu, auch wenn das Sitzplatzthema in den Zügen für Schlagzeilen sorgte.

Im Supermarkt beschränkt zwar der Griff zu preiswerteren Produkten die Wachstumsraten der Bioprodukte, aber beispielsweise eine Reduktion des Fleischkonsums hilft der persönlichen Brieftasche wie auch der Gesundheit.

Herr und Frau Österreicher konsumieren im Durchschnitt nahezu das Dreifache der von der WHO vorgeschlagenen Fleischmenge. Insbesondere Rindfleisch und Milch(produkte) sind ein ausgewiesener „CO2Schädling“, umso mehr, wenn man noch die für den Futtermittelanbau benötigte Fläche und die Importe, etwa von Futtersoja, berücksichtigt. Im Sinne der Nachhaltigkeit sollte der Blick auf saisonale und regionale Produkte geschärft werden, insbesondere in den Sommermonaten, in denen heimische Agrargüter ausreichend geerntet werden können.

In Summe gilt es wohl für uns, auf den persönlichen „Footprint“ zu achten und diesen zu reduzieren, ohne gleich wegen eines möglichen Verzichtes eine Abwehrhaltung einzunehmen. Gelingt es dann, sowohl Ausgaben als auch CO2 zu reduzieren, darf man mit Recht auf sich stolz sein.

Mag. Dr. Franz Gschiegl

Seit über 40 Jahren Börsen-, Finanz- und Wirtschaftsexperte mit Vorstandspositionen in der ERSTE-Group. Ständiger Autor im Wirtschaftsmagazin „GEWINN“. Co-Autor zahlreicher Fachbücher. Jüngst in Alterspension als konzessionierter Unternehmensberater aktiv. Von Beginn an im Vorstand des „Nachhaltigkeitsforums Illmitz“ für die Bereiche Finanzen und Wirtschaft zuständig. Sein Ziel: In unserem „Thinktank“ mitwirken um „etwas zu bewegen“ und einen nachhaltigen „positiven Footprint“ zu hinterlassen.

113 Ausgabe 03|2022

Patient Zero?

Inflation. Keine Sorge, liebe Leser, es kommt jetzt kein Artikel über die Covid-Pandemie, ich ersuche Sie also, vorerst weiterzulesen.

Ich werde nämlich nur den Begriff des Patient Zero bewusst entführen, und ihn mit den klimatischen Veränderungen im Pannonischen Raum in Verbindung bringen, wie Sie erkennen werden. Ich darf Sie daher einladen, mir bei dieser „Entführung“ zu folgen.

Klimatologen haben bereits vor Jahrzehnten vorausgesagt beziehungsweise vielmehr wissenschaftlich belegt, dass der Großraum rund um den Neusiedler See die Folgen der Erderhitzung als erste Region in Österreich und sogar in ganz Zentraleuropa knallhart zu spüren bekommen wird.

Aufgrund der Tatsache, dass eine Steppenlandschaft grundsätzlich klimatologisch äußerst labil ist, führen Veränderungen von Temperatur und Niederschlag rasch zu gravierenden Veränderungen in Fauna und Flora.

Nun, die Wissenschaft hat recht behalten und Sie können mittlerweile die dramatische Situation rund um den Neusiedler See in sämtlichen Medien mitverfolgen.

Fieberhaft laufen Bemühungen, der Lage Herr zu werden – von Wasserzuleitungen zum See und vor allem im Seewinkel ist zu lesen. Auch werden schon die ersten Sündenböcke für den Wassermangel in der Region ausgemacht – die Bewässerung in der Land- und Weinwirtschaft wird bereits ins Visier genommen, dies aber eher emotional als fachlich belegt.

Hier taucht dann wieder das Synonym des Patient Zero auf – niemand von den Entscheidungsträgern weiß so recht, wo man anfangen soll.

Fakt scheint zu sein, dass es trotz aller Bestrebungen unserer technologiegetriebenen Generation aber nicht gelingen wird, die negativen Auswirkungen des Temperaturanstieges zur Gänze zu verhindern beziehungsweise mit in Wahrheit noch gar nicht bekannten Maßnahmen zu kompensieren.

Die Menschen werden also nicht darum herumkommen, sich an die neuen Situationen ganz einfach auch anzupassen, wenn sie in diesem Lebensraum weiterhin bleiben und leben wollen.

Anpassen bedeutet aber auch, dass unter Umständen der eine oder andere Landstrich in eine kritische Schieflage kommen wird, und größere Transformationen nicht ausbleiben können.

Viele von uns haben bereits in der Arbeitswelt eine große Transformation erlebt, die vor kurzem noch vor allem bei der älteren Generation, zu der ich mich zähle, für denkunmöglich gehalten wurde – das mobile Arbeiten.

Klar, noch weiß auch die Wissenschaft zu wenig über die langfristigen Effekte dieser neuen Arbeitsform, aber vieles deutet darauf hin, dass die

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Angst vor dem Homeoffice, bei wohl dosierter Anwendung, eher unbegründet war.

Lassen Sie mich nach dem Abstecher zum mobilen Arbeiten nunmehr den Bogen in eine in Österreich doch noch neue Wohnwelt spannen, nämlich in die Welt des mobilen Wohnens.

Vor kurzem wurde im ORF über eine jüngere Dame berichtet, die aus privaten Gründen ihre Wohnung verlassen hat und kurzerhand in ihr Wohnmobil übersiedelt ist. Die Dame, die definitiv keine Aussteigerin im klassischen Sinne ist, berichtete über ein vollkommen neues und positives Lebensgefühl, das sie erfahren hat.

Ich möchte da jetzt nicht so weit gehen und das Übersiedeln in ein Wohnmobil als die kommende Lebensform bezeichnen, aber ein mobiles Wohnen wird in Anbetracht der klimatischen Veränderungen in Teilen der Welt möglicherweise künftig erforderlich sein. Ich denke, dass wir uns davor absolut nicht fürchten müssen, auch wenn es selbstverständlich um gravierende Veränderungen geht.

Für die Immobilienwelt bedeutet das, dass es zu einer echten Angebotsentwicklung kommen wird, die weit über die Schaffung romantischer Abenteuer hinausgeht ¬ denn die Nachfrage für mobiles Wohnen wird es definitiv geben.

Auch für Grundstückseigentümer wird sich mit Sicherheit ein neues Geschäftsfeld auftun. Gute und womöglich autarke Standorte für mobile Wohneinheiten werden gefragt sein.

Ich darf Ihnen trotz meiner Zugehörigkeit zur älteren Generation zum Schluss noch mitteilen, dass ich mich vor diesen möglicherweise anstehenden Veränderungen eigentlich nicht fürchte.

Stv. Dir. Christian Janisch Groß geworden bin ich in einer Zeit, als das Lebensmotto lautete, „macht euch die Welt untertan“ – und genauso hat dann auch meine Generation ohne Rücksicht auf Natur und Umwelt mit Vollgas gelebt. In der Immobilienwelt war Nachhaltigkeit nicht im Entferntesten ein Thema – in Wahrheit ist sie es auch heute noch immer nicht wirklich. Auch ich habe bis dato nicht viel zu einer besseren Welt beigetragen – ich befürchte, dass ich mit meinen 57 Jahren meinen persönlichen Earth Overshoot Day schon längst überschritten habe. Ich ersuche die junge Generation vor allem für die letzten 30 Jahre um Entschuldigung, denn so lange wissen wir ehrlicherweise, dass wir so nicht weiterleben dürfen.

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Das Programm

„Komm wir brechen morgen aus und dann stellen wir uns gegen den Wind.“ – singt Konstantin Wecker und so wollen wir es auch mit den 3. Illmitzer Gesprächen halten. Wir müssen uns jenen entgegenstellen, die meinen „Das wird schon!“, jenen die sagen „Das sehen wir uns an!“ und vor allem jenen die meinen „Das kann nicht funktionieren!“ Lassen Sie uns wieder drei Tage anders denken, anders reden und dann anders handeln.

Mittwoch, 31. 08. 2022

17:00 Come Together

17:15 Prof. Mag. Thomas Malloth, FRICS Ziele und Ablauf

Donnerstag, 01. 09. 2022

09:00 Prof. Mag. Thomas Malloth, FRICS Ziele und Ablauf

09:45 BM Eleonore Gewessler, BA Was bisher geschah und werden soll

10:15 RiverWatch Die Lebensadern der Erde

11:15 Mag. Werner Gruber, Ao.Univ.-Prof.i.R. Dr. Wolfgang Kromp ATOM - Nein, danke! - oder - Ja, bitte!

Pause

13:00 DI Dr. Peter Holzer Raus aus Öl und Gas Pause

18:30 FH-Prof. Dr. Markus Scholz, Gerhard Weißgrab Ethik der Nachhaltigkeit

20:00 Treffpunkt am See Musik Steve Haider - Abendessen

14:00 DI Dr. Harald Frey Von A nach B, aber wie?

15:00 DI Christian Sailer (angefragt) War´s das mit dem See?

Pause

16:00 Bürgermeister*innen - Forum

Moderation: Arch. DIin Dr.in Renate Hammer, MAS Pause

17:45 Prof. Mag. Thomas Malloth FRICS Energiegemeinschaften ein neuer Weg

19:30 Empfang in der Pusztascheune, Apetlonerstraße 6 Abendessen und geselliges Beisammensein

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Freitag, 02. 09. 2022 09:30 11:00

LAbg. Mag.a Regina Petrik, Abg.z.NR Johann Singer

Pause

12.30 Univ. Prof. Mag. Dr. Dr. Martin Grassberger Das leise Sterben

Samstag, 03. 09. 2022

10.00

Anschlussprogramm

17.30 DI Dr. Harald Frey Abschlussnote und Zusammenfassung

Es besteht die Möglichkeit, etwas mehr über den Weinbau im Seewinkel zu erfahren. Namhafte Winzer*innen führen durch ihre Weingärten und Weinkeller und werden Ihnen bei dem einen oder anderen Glas Wein die Besonderheiten des Seewinkels, das Terroir und die Vinifikation näherbringen.

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Der Gin und sein Tonic

Gelebte Leidenschaft. Seit der Gin als Trendgetränk immer mehr trinkfreudige Anhänger findet, versuchen zahlreiche heimische Hersteller dem Wacholderschnaps feinste Geschmacksnuancen abzuringen. Beim Brennen des perfekten Gins mischen auch immer mehr Frauen mit. Und Tonic-Hersteller ziehen mit.

Wie kommt man auf die Schnapsidee, selbst einen Gin zu kreieren? Einerseits die pure Lust am Genuss, andererseits die Selbstverwirklichung, die Erfüllung eines langgehegten Traums oder Zeit und Zufall. So ist es nicht verwunderlich, dass während der Lockdowns eifrig experimentiert und kreiert wurde. Natürlich dominiert beim Gin ganz klassisch der Wacholder, bei der Auswahl der Botanicals, also der Gewürze, fängt die persönliche Handschrift der Hersteller an. Hier gibt es die unterschiedlichsten Ansätze: Die einen sammeln, was sie auf ihrem Grundstück oder in der Natur finden, die anderen haben eine Geschichte im Kopf, die sie mit ihrem Gin erzählen möchten – sei es von Reisen, Erlebnissen, Liebe oder Landschaften. Eines haben alle Hersteller gemeinsam: Monatelanges Experimentieren und Tüfteln, bis sie „ihren“ Gin kreiert haben.

Der Großteil von ihnen ist in einer völlig anderen Branche tätig und erzeugt den Gin „nebenher“. Wobei genau in dieses „Nebenher“ viel Liebe und Herzblut hineingesteckt wird. Produziert wird in kleinen Chargen, Flaschendesign und Vermarktung sind hochprofessionell, die meisten Flaschen gehen im Bekanntenkreis weg, der Rest verkauft sich über Direktvermarktung oder über die Website. Viele der Hersteller reichen auch regelmäßig bei Bewerben ein, und da heimsen die Gins made in Austria eine Medaille nach der anderen ein.

Wie man bei dieser Fülle seinen Lieblings-Gin findet? Durch Kosten und Gustieren direkt bei den Herstellern, bei Verkostungen oder bei Veranstaltungen wie dem Vienna Gin Festival, dem Ginmarkt-Festival in Wien oder bei anderen Gin-Festivals. Bleibt nur noch

die Frage nach dem Tonic zu klären: Welches Tonic passt zu welchem Gin? Natürlich hat jeder Hersteller so seinen Favoriten, den er empfiehlt, doch viel mehr gilt es die Frage zu beantworten, wie man seinen Gin trinken will: lieblich, fruchtig oder herb? Dementsprechend wählt man das Tonic dazu aus. Auch hier gibt es bereits Produkte aus Österreich, wie die Tonics von Franz von Durst, Organics by Red Bull oder Tonic Water Classic Dry von 1404 sowie den Sirup Stonic der Winzerin Birgit Wiederstein.

Wer will, kann seinem Gin Tonic noch seine persönliche Note geben – mit Beeren, Gurken, Rosmarin, Zitrone, Pfeffer und Nelken und vielem mehr. Auch hier gilt es: Sich damit auseinandersetzen, experimentieren und kosten, denn genau das macht das Gin-Trinken so besonders.

118 ImmoFokus Über den Tellerrand
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Blue Orange

Wolfgang Dielacher und Markus Haase wurden quasi über Nacht zu Gin-Herstellern, nachdem sie bei einer geselligen Runde meinten, den ausgeschenkten Gin leicht toppen zu können. „Logo und Name waren schnell gefunden, ‚Die Zwoa mim Vogel‘“, lacht Haase. „Herausfordernd war, in der Kürze ein hoch qualitatives Produkt ohne Abstriche in einer ansprechenden Flasche zu einem moderaten Preis zu kreieren.“ Das Spiel aus Wacholder und Orange in Verbindung mit der blauen Farbe kommt gut an, und so stehen sie aktuell bei sechs Gin-Sorten, die von einer unabhängigen Jury wie Destillata mehrfach prämiert wurden. Der Orange Blue Gin spielt mit dem Farbwechseleffekt in Verbindung mit einem Tonic, was für einen netten Showeffekt sorgt. www.diezwoa.at

Drytun Gin

Ernst Wallner, ein bekennender Gin-Trinker, wollte seinen eigenen Gin nach seinen Wünschen und Vorstellungen schaffen. „Ich hatte im Frühjahr 2014 eine Idee mit einem klaren Ziel“, so Wallner. Es folgten zwei Jahre intensiver Arbeit. Heute verleihen insgesamt 17 handverlesene „Botanicals“ sowie die speziell entwickelte Mazerationstechnik seinem Drytun Gin eine unvergleichliche Komplexität, Qualität und Eigenständigkeit mit einer vorrangigen Wacholdernote und einem dezenten, erfrischenden Zitrusaroma. „Einmal was zu schaffen, ist möglicherweise Glück“, plaudert Wallner aus dem Nähkästchen. „Ein Naturprodukt reproduzierbar herzustellen, ist Können.“ Wallners Drytun Gin soll Sonne, Meer, Erholung und Entspannung vermitteln und Urlaubsfeeling suggerieren. www.drytungin.com

father & son

Friedrich Csörgits wollte mit seinem Gin father & son eine mediterrane Note erreichen. „Das Meer, der Sommer, die Sonne waren unser Leitgedanke“, so Csörgits, der den Gin gemeinsam mit seinem Sohn produziert. „Wir haben daher die ersten Proben mit Zitrone und Orangenzesten versucht, letztendlich haben wir uns jedoch für Cymbogon Citratus entschieden, besser bekannt als Lemongrass.“ Wichtig war Vater und Sohn der puristische Ansatz. „Wir wollten nicht, dass mit zu vielen Botanicals die beiden Hauptnoten Wacholder und Zitrus verloren gehen.“ So sind neben Wacholder nur fünf weitere Botanicals im father & son und geben ihm so die einzigartige Note. Welche vier weiteren Botanicals neben Lemongrass noch vorhanden sind, bleibt natürlich ein Geheimnis. Father & son wird im Niedertemperaturdestillationsverfahren unter Vakuum produziert, also bei 38 Grad statt den üblichen 83 Grad. Damit bleiben Aromen, Fruchtgeschmack und Inhaltsstoffe auch bei den sensibelsten Früchten nahezu vollständig erhalten. www.fathersongin.com

GRANAT Dry Gin

„Bei einer Gin-Verkostung in Melk stach mir ein technisches kupfernes Gestell ins Auge“, erzählt Nicolas Brugger, Hersteller von GRANAT Dry Gin. „Ich analysierte deren Funktionalität und war sogleich fasziniert vom Zusammenspiel dieses relativ einfachen physikalischen und chemischen Prinzips, welches Alkohol in den verschiedensten Geschmacksrichtungen entstehen lässt.“ Keine drei Tage später stand eine voll funktionsfähige Miniatur-Destille mitten in seinem Studentenzimmer. „Mit großer Neugierde begann ich, mit unterschiedlichen Gewürzen und Früchten zu experimentieren, und je mehr ich das Potenzial für die vielfältigsten Kreationen erkannte und geschmacklich erleben durfte, umso größer wurde meine Begeisterung für diese Welt der Essenzen“, so Brugger. Das Rezept für den Granat-Gin entstand in unzähligen täglichen Versuchen an der Mini-Destille mit der namensgebenden Hauptnote Granatapfel. Jeder einzelnen Flasche ist ein Granat-Stein aus dem Radentheiner Museumsbergstollen, dem Granatium, beigefügt, wo der Gin drei Monate reifen darf. www.liquet.at

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Foto: Blue Orange Foto: Drytun Gin Foto: father & son Foto: Liquet

Herzbergland Dry Gin

1404 Manufacturing ist nicht nur der Name des Unternehmens und der Markenname des Gins, sondern verweist auf den Geburtstag der ersten Gin-Rezeptur. „Manufaktur verspricht, dass heute wie am ersten Tag viel Handarbeit mit der Herstellung verbunden ist“, erklärt Alexander Krauser. „Von der sorgfältigen Auswahl bester Zutaten, die ausschließlich pflanzlichen Ursprungs sind, bis zum schonenden Destillationsvorgang, der die feinen Aromen der Gewürzmischung erhält.“ Die ausgewählten Kräuter werden in den obersteirischen Bergen und Almen gesammelt und ergeben pfeffrige und süß-herbe Noten, harmonisch verbunden mit einem feinen Bouquet aus frischen Zitrusfrüchten und aromatischem Wacholder. „Da trifft zuerst das wunderbare Aroma der Wacholderbeeren ein, schon verspürt die Zunge das Zitrusaroma und wird langsam auf das Bouquet der pfeffrigen Noten, das den Alpenkräutern entspringt, gelenkt“, schwärmt Krauser. 1404 Manufacturing hat mittlerweile eine umfangreiche Produktpalette herausgebracht: vier verschiedene Gin-Sorten, Tonic Water, Gin Tonic ready2drink in smarten Gläsern und eine SimSalaGin-Box mit Gin, Tonic und Botanicals. www.gin1404.at

„M“

Bei so manchem spielte die Corona-Pandemie, aber auch der Zufall die Glücksfee. „Während der Lockdowns habe ich mich aber auch intensiv mit den Gräsern und Kräutern rund um unseren Hof auseinandergesetzt und konnte feststellen, dass es in den Wiesen viel interessante Pflanzen gibt, die sich zum Ansetzen von Spirituosen eignen“, erklärt Thomas Malloth, Winzer und Hersteller des „M“-Gins. „So haben wir begonnen, uns mit Gin auseinanderzusetzen.“ Er verwendet ausschließlich Kräuter aus den Wiesen des Seewinkels bis hin zur Wurzel des Schilfs, Salbei und Lavendel. Trifft sein dunkelblauer Gin auf das Tonic, dann färbt er um und wird rosa. Trotz der Spielerei ist der Gin herb und ein wenig streng. „Der Lavendel fängt ihn ein, er ist im Abgang lang und entspricht damit genau dem, was ich unter Gin verstehe, kein Likör, kein gekünsteltes Aroma, sondern eine klare Aussage von Wacholder.“ www.haider-malloth.at

Mattari

Auch Michael Madreiter träumte den Traum eines eigenen Gins. Und so folgten lange Nächte des Tüftelns und Abschmeckens, um gemeinsam mit seiner Frau Sandra einen neuen und innovativen Gin namens Mattari zu kreieren. Da die beiden im Naturresort Puradies arbeiten, stand eines fest: Er muss bio sein und die drei Länder Italien, die Niederlande und Österreich widerspiegeln. „Von der Wurzel bis zum Blatt sind die verwendeten Botanicals alle zu 100 Prozent bio und nur in diesen drei Ländern zu finden“, verrät Michael Madreiter. „Die sanfte Wacholder-Note umschmeichelt den Gaumen und lässt Raum für die Frische der Bio-Amalfi-Zitrone, die man nicht nur schmeckt, sondern auch riecht, und die im Abgang anhält.“ Die Wurzel- und Erdtöne stehen sanft im Hintergrund und runden den Mattari-Gin ab. www.mattari.at

Pannonia Spirits Dry Gin

Auch bei den Jungen trifft das Gin-Machen deren Geschmack. „Die Idee entstand noch in der Oberstufe, in der ich gemeinsam mit meinem jetzigen Geschäftspartner Grundlagen über das Führen von Unternehmen gelernt habe“, erzählt Nicolas Ernst. „Im Zuge dieser Ausbildung haben wir beide ein Semester im Ausland verbracht. Co-Gründer Jakob Schappelwein hatte als Gastfamilie die Inhaber von „The Newfundland Destillery“ – der größten und renommiertesten Destillerie in Neufundland. Dort wurde das Interesse für Spirituosen und deren Herstellung geweckt.“ Zurück in Österreich ging es sofort ans Werk: „Die ersten Anfänge und Tests fanden noch in den landwirtschaftlichen Betrieben unserer Großeltern statt.“ 2020 gründeten sie ihre Gesellschaft, ein Jahr später wurde der Pannonia Spirits Dry Gin herausgebracht – ein klassischer Dry Gin mit dominanten Wacholdernoten, fruchtigen Nuancen von Orange und Zitrone und Neudörfler Holunderbeere. www.pannonia-spirits.at

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Foto: Schreinlechner Foto: Weingut Malloth Foto: Mattari Gin Foto: Pannonia Spirits

purest Sail Gin

„Wir wollten ein Getränk, das unser Gefühl beim Segeln wiedergibt“, schwärmt Michael Potutschnig, der seine Leidenschaft fürs Segeln in einen Gin gesteckt hat. „Unser Sail Gin wird ausschließlich mit biologisch und fair gehandelten Rohstoffen hergestellt und plastikfrei verpackt. Der Naturkork ist mit dem ‚Ginstek‘ verknotet, der mit natürlichem Hanfseil aus einer kleinen regionalen Seilerei von einer sozialen, gemeinnützigen Einrichtung geknüpft wird.“ Auf den Etiketten sind unterschiedliche Koordinaten abgebildet, die zu verschiedenen Orten der Inspiration führen. Der Geruch des Gins ist wie eine Reise durch die Alpen bis zum Mittelmeer. „Ein ausgeprägtes Wacholderaroma bildet den alpinen Ausgangspunkt“, so Potutschnig. „Über mediterrane Zitrusaromen und Rosmarin gelangt man bis zum Mittelmeer, wo man eintaucht in eine frische Brise aus Minze und einen Hauch Gurke.“ www.SAILGIN.at

Steinhorn Gin

„Wir entstammen einer Familie, die seit vielen Generationen am niederösterreichischen Wagram Wein und Spirituosen produziert“, erzählt Johannes Steiner. „Aus Ausgleich zu unseren Jobs im digitalen Marketing und bei Softwareprojekten wollten wir etwas Handwerkliches machen.“ So begannen sie am am eigenen Gin zu tüfteln, der eine durchgängig starke Wacholdercharakteristik aufweist. In der Nase sind Zitrusnoten spürbar, am Gaumen zeichnet ihn eine vielschichtige, ausgewogene Struktur aus. „Bei 44 Alkoholprozenten bleibt Steinhorn Gin auch im kräftigen Finish durch seine hohe Qualität angenehm mild“, so Steiner. „Wir haben an diesem Geschmack lange gearbeitet, neben Wacholder und klassischen Botanicals haben wir auch Kräuter aus der Region und aus unserem eigenen Garten eingearbeitet. So kommen die Zitrusnoten nicht von Zitrusfrüchten, sondern von Zitronenmelisse, die direkt neben der Steiner Bros. Distillery prächtig gedeiht.“ www.steiner.store

Wien Gin

„Wir, drei Freunde, hatten uns entschlossen, unsere Liebe zur Stadt Wien auf eine ganz spezielle Art und Weise der Öffentlichkeit näherzubringen“, verrät Flo Koller. „Unser Leitsatz sagt sehr selbstbewusst schon alles aus: Wir sind Wiener Kesselbrüder. In der Laborbrennerei entstand über langjähriges Experimentieren unser Wien Gin, welcher durch seine Holundernote und seine exzellente Fruchtnote den typischen Wacholderbeeren-Geschmack positiv unterstützt.“ Die drei wollten von Beginn an einen Gin von Genießern für Genießer machen, nichts Überkanditeltes, kein übertriebenes Design, eine einfache Flasche und qualitative Rohstoffe. Der Gin wurde mehrfach eingereicht und konnte einige Awards abräumen. Nach dem WienGin und dem KlimtGin kam als Nächstes eine florale Edition, der Violet WienGin auf den Markt – mit Veilchen und Rosen als Hommage an den Wiener Prater. www.wiengin.at

5020 London Dry Gin

„Ein Bekannter hat behauptet, ich könne das nicht“, lacht Stephan Koudelka. „Was soll ich sagen, challenge accepted.“ Es folgten drei Jahre geprägt von schlaflosen Nächten, Recherche und viel trial and error. „Gin-Herstellung war für mich völliges Neuland.“ Koudelka wollte einen London Dry Gin herstellen. Dieser darf nur aus natürlichen Zutaten hergestellt, und nach dem Destillieren darf nichts mehr verändert werden, außer der Herabsetzung auf Trinkstärke. Nach vielen Brennvorgängen war es Ende 2017 endlich soweit, und der 5020 wurde im Freundeskreis präsentiert. „Er kam sehr gut an, und damit war das Thema Gin-Herstellung für mich erledigt“, so Koudelka. Als die erste Charge ausverkauft war und immer wieder Nachfragen kamen, produzierte er die nächste. Seit April 2020 produziert er seinen Gin in einem kleinen Shop im Herzen der Salzburger Altstadt. www.5020-gin.at

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Foto: Steinhorn Gin Foto:
Sail Gin
Foto:
Wien Gin
Foto: 5020 London Dry Gin

Gin aus Frauenhand

Geschmackserlebnisse voller Raffinesse. Immer mehr österreichische Brennerinnen stürmen die männliche Bastion der Gin-Herstellung. Sie geben ihren Gins eine weibliche Note, verwenden Frauenkräuter und regionale Botenicals, sie tüfteln und experimentieren und haben Spaß daran, ihre Kreativität auszuleben.

Catch a Coffee

„Im Sommer 2018 lernte ich die damals 22-jährige Helen Stewart in Pitlochry kennen und erhielt zum ersten Mal Einblick in die Erzeugung der Spirituose“, erzählt Alexandra Ghuneim, die Gründerin von HabibiDryGin. „Zu diesem Zeitpunkt hatte die leidenschaftliche junge Schottin schon ihr eigenes Gin-Label.“ Zuhause beschloss sie, keine ausgetretenen Gin-Wege zu gehen, sondern ihren eigenen Pfad zu verfolgen. „Wichtig waren mir Passion, Emotion und das Verewigen besonderer Momente“, so Ghuneim. „Bei mir geht es um eine Erinnerung, ein Bild, ein Gefühl, ein Geruch, der bei mir abgespeichert ist. Wie in einer Kommode mit unzähligen Schubladen.“ Diese Schubladen führten zu mittlerweile zehn verschiedenen Gins. „Ich verkaufe keinen Gin, sondern Gefühle, Sehnsucht, vielleicht sogar Hedonismus, Exklusivität und vor allem hohe Qualität“, schmunzelt Ghuneim. Mit einem HabibiDryGin erhält man ein handgefertigtes Produkt ohne maschinelle Erzeugung. Und „Catch a Coffee“? „Bei diesem Gin ist es der genussvolle Moment, den mein Mann beim ersten Espresso auf italienischem Boden verspürt, an der Raststation „Autogrill“ in Campiolo“, verrät Ghuneim. „Die ist vielen Wienern bekannt.“ Getrunken wird Catch a Coffee pur oder in der noch heißen benutzten Kaffeetasse oder mit Kaffee.

https://habibidrygin.business.site

Die Ginin

Helene Kreidl ist Edelbrand-Sommelière und eine von 4000 Schnapsbrennern in Tirol. Die Idee, Gin zu machen, kam ihr in den Sinn und ließ sie nicht mehr los. Mit ihrer Tochter besuchte sie einen Brennkurs. Nach drei Tagen Lernen, Testen, Probieren und Kosten war sie beeindruckt, wie viel Kreativität in die Gin-Herstellung fließt. Damit war es fix: Es war an der Zeit, einen weiblichen Gin zu kreieren. „Wacholderbeeren, Gewürze, Zitronen, Orangen und viele weibliche Kräuter wie Lavendel, Frauenmantel, Augentrost, Quendel, Spitzwegerich, Erika, Minze und Sternanis mussten da hinein“, erzählt Kreidl, die 2016 die Ginin als Marke schützen ließ. Das Etikett spiegelt sie selbst wider: „Dirndl, Hut und viel gute Laune.“ Mittlerweile gibt es auch eine antialkoholische Ginin, eine handgeschöpfte Gin-Schokolade und ein männliches Pendant, den Gin-Bua.

Auf Facebook vertreten

Gini bezaubernd

Die „Weiberwirtschaft“ der Wiederstein-Frauen in Göttlesbrunn produziert Weine, aber auch Gin. „Meine Gins sind mit 36 Botanicals ausgestattet“, erzählt Mutter Grete Wiederstein. „Wie im Orchester spielt die zarte Veilchenwurz die Triangel neben dem trommelnden Wacholder, und genau diese Unterschiedlichkeit braucht es, um zu beeindrucken. Die Bestandteile sind über viele Jahre miteinander abgestimmt worden, und in der Feineinstellung liegt das Geheimnis guter Gins.“ Die Tochter Birgit Wiederstein ist Winzerin. Sie hat das passende Tonic zum Gin kreiert. „Wir fanden, dass alle herkömmlichen Tonics aromatisiert und viel zu süß schmecken“, erzählt sie. „Irgendwie metallisch, bitter mit einem langen Süßeschweif. Das hat uns gestört, und wir wollten einen perfekten Filler für unsere Gins.“ Bis zum fertigen Rezept brauchte es ungefähr ein halbes Jahr, das Feintuning nahm nochmal 12 Monate in Anspruch. Das Stonic wird als Sirup in 0,375-Liter-Flaschen verkauft und ist komplett aus echten natürlichen Rohstoffen hergestellt, die Säure stammt aus dem hauseigenen Verjus, die Bitterkeit von der Chinarinde. www.wiederstein.at

122 ImmoFokus Über den Tellerrand
Foto: catch a
coffee
Foto: Gini bezaubernd
Foto: Die Ginin

Foto: Gin Jeanie

Gin Jeannie

„Meine Freunde nennen mich Jeannie, und irgendwann im Zuge eines feuchtfröhlichen Abends lief der Bowie-Song ‚The Jean Genie‘“, plaudert Sabine Zorn aus dem Nähkästchen. „Nach dem vierten Gin Tonic wollte ich meinen eigenen Gin Jeannie.“ Für Zorn war klar, ihr Gin musste Glam-Rock-Flair und etwas Rock ’n’ Roll haben. „Mit einem knallbunten Blitz von David Bowie, der einfährt wie der Inhalt der Flasche, wenn man 0,5 Liter nicht sensibel portioniert“, lacht Zorn. Gin Jeannie vereint drei Faktoren, erstens die preisgekrönte Qualität der Distillery Krauss, einer feinen Manufaktur in der Weststeiermark, die den Gin nach Zorns Vorgaben herstellt, zweitens den Verve von Zorn und drittens ihren Spitzname Jeannie. Was nach einer Schnapsidee klang, wurde wirklich eine. Gin Jeannie schmeckt mild und kompakt, nach erfrischenden Wacholderbeeren, mit Zitrusnoten und floralen Anklängen. Gemischt werden kann er mit Tonic, Schilerol, Holunderblütensaft, Champagner und vielem mehr. Hier kann man der Fantasie freien Lauf lassen www.ginjeannie.at

Gin Rose

Rosi Huber hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und brennt an einem wunderschönen Platz am Attersee in Weyregg gehaltvolle Destillate und setzt Liköre an. Neu im Sortiment ist ihr Gin Rose. „Ich trinke im Sommer gerne einen guten Sundowner“, erzählt sie, „da bin ich auf die Idee gekommen, einen Gin zu kreieren, der mir schmeckt.“ Herausgekommen ist ihr Gin Rose, der bei Falstaff mit 93 Punkten bewertet wurde. „Der Sieger hatte 94, das bringt Freude“, so Huber. Die Kopfnoten beim Gin Rose sind neben Wacholderbeeren Rosen, im Abgang kommt rosa Pfeffer. „Idealerweise wird er mit einem Fever Tree und ein paar Himbeeren genossen“, empfiehlt die Brennerin. „Das Tonic darf nicht zu bitter sein.“ www.brennerin.at

LoRe BlueVelvet Gin

In der LoRe Cocktailmanufaktur|Destillerie werden über 60 verschiedene Sorten Edelbrände, Liköre und nun auch Gin produziert. „Wir lieben es, mit unseren Produkten leckere Mixgetränke zu zaubern“, schwärmt Regina Priglinger-Simader. „Gin ist eine wichtige Zutat in ganz vielen Cocktails.“ In ihr neues Produkt hat sie viel Zeit und Geduld gesteckt. „Gin verändert sich in den Wochen nach der Destillation stark“, so die Gin-Macherin. „Manche Botanicals werden intensiver, manche runder.“ Der BlueVelvet Gin ist ein natürlich gefärbter Farbwechsel-Gin. Die blitzblaue Farbe dieses Gins entsteht durch Mazeration mit Schmetterlingsblüten. Die Farbpigmente dieser Blüten oxidieren, sobald sie mit Säure wie zum Beispiel einem Tonic in Verbindung kommen, und ändern ihre Farbe in einen rosa-violetten Ton. Die Wacholderbeere steht stark im Vordergrund, abgerundet wird der Gin, neben zahlreichen weiteren Botanicals, mit Koriander und Granit-Lavendel. Getrunken wird er mit einem neutralen Tonic oder auch Grapefruitlimonade. www.lore-schnaps.at

Tschauner Tschin

„Da ich seit Jahren Gin sammle und immer wieder verkoste, spiele ich schon lange mit der Idee, auch einmal einen Gin selbst zu kreieren“, erzählt Monika Erb, Geschäftsführerin von Basiskultur Wien und der Tschauner Bühne. Heute wird der Tschauner Tschin mit Wiener Kräutern und der „hochprozentigen“ Expertise von Frau Horvath und Herrn Kantor von der jinmanufaktur im 18. Bezirk hergestellt. Klar, duftig mit zart rauchiger und eleganter Zitrusnote der Bergamotte zeigt sich der Tschauner Tschin typisch würzig. Getrunken wird er pur, Gurke und ein bisschen Pfeffer passen auch gut. Der Tschauner Tschin ist beim Verein Freund!nnen der Tschauner Bühne für eine Spende zu erstehen und trägt zum Erhalt der Tschauner Bühne bei. Das macht ihn zu einem beliebten Geschenk und Produkt zum Mit-nach-Hause-Nehmen.

www.tschauner.at

Österreichische Tonics:

Franz von Durst Tonic, www.franzvondurst.at Organics by Red Bull Tonic Water, www.redbull.com Stonic Sirup, www.wiederstein.at Tonic Water Classic Dry, www.gin1404.at

Verkostungsmessen:

Ginmarkt – Das Festival www.ginmarkt-festival.at

Vienna Gin Festival www.viennaginfestival.at

123 Ausgabe 03|2022
Foto: Brennerin
Tschauner
Foto: LoRe Blue Velvet Foto:
Gin
Fotos: Franz von Durst, ORGANICS by Red Bull, Stonic Sirup, 1404 Gin

Wir brauchen Allianzen

IMMO FutureLab 2022. Beim Innovationskongress IMMO FutureLab diskutierten Experten aus der Immobilienwirtschaft die Funktionsweise von Kooperationsprinzipien.

Immobilienprojekte aufgrund fehlerhafter Planung oder unterschiedlicher Zielausrichtung der Stakeholder ins Schwanken. Aus diesen Gründen sind Allianzen aus Immobilienprojekten nicht mehr wegzudenken. Unter dem Veranstaltungsthema „Allianzen – Zusammen Stärken für die Zukunft der Immobilienwirtschaft entwickeln“ fanden sich daher rund 100 Branchenexperten und zwölf Speaker zusammen, um diesem wichtigen Thema auf den Grund zu gehen.

Peter Engert, ÖGNI

Grundsätze erfolgreicher Kooperationen „Kooperationen sind für die Zukunft der Immobilienwirtschaft notwendig, um die Herausforderungen der Nachhaltigkeit bewältigen zu können. Um jedoch eine Allianz nachhaltig gestalten zu können, müssen wir in erster Linie nach drei Grundsätzen vorgehen: Fairness, Win-win und langfristiges Denken“, leitet Peter Engert, Geschäftsführer der ÖGNI (Österreichische Gesellschaft für nachhaltige Immobilienwirtschaft) ins Thema.

Herbert Hetzel, Beyond Carbon Energy

Wolfgang Kradischnig,

Zunehmende Baukosten, hohe Energiepreise und eine steigende Inflation sind nur ein paar der aktuellen Herausforderungen, denen sich die Wirtschaft und insbesondere die Immobilienwirtschaft in den kommenden Jahren stellen muss. Nicht erst seit den jüngsten Krisen kommen

„Allianzen sind nicht nur wichtig, um unsere Ziele zu erreichen, sondern auch für unser persönliches Wohlbefinden“, so Wolfgang Kradischnig, Geschäftsführer der DELTA „Funktionierende Partnerschaften verbessern die Schlafqualität, senken die Ausschüttung des Stress- und Alterungsbotenstoffes und erhöhen obendrein die Erfolgsaussichten ganz wesentlich. Ich denke, das sind Argumente genug für ein Ja zu Allianzbildungen.“

Herausforderungen bewältigen Neue Technologien und Digitalisierung sowie steigende rechtliche Vorgaben erhöhen jährlich die Komplexität bei der Entwicklung von Immobilienprojekten. Viele Keynote-Speaker kamen daher aus den unterschiedlichsten Bereichen der Branche, um dem Publikum das Allianzprinzip näherzubringen. So erklärte

Karin Fuhrmann, TPA Steuerberatung

zum Beispiel Karin Fuhrmann, Partnerin bei TPA Steuerberatung, welche Rolle ESG für Kooperationen spielt und welche neuen Allianzen im Finanzierungsbereich es gibt.

Speaker Herbert Hetzel, CEO von Beyond Carbon Energy, ist davon überzeugt, dass nur eine

124 ImmoFokus ImFokus
„Kooperationen sind für die Zukunft der Immobilienwirtschaft notwendig.“
„Allianzen sind wichtig für unser persönliches Wohlbefinden.“
DELTA
„Der Klimawandel braucht eine ganzheitliche Betrachtung und neue Lösungen.“
„ESG spielt für Kooperationen eine wesentliche Rolle.“

ganzheitliche Betrachtung des Immobiliendevelopment die Chance bietet, für Nutzer und Developer eine CO2-freie Wärme- und Kälteversorgung preisgleich zu traditionellen Energieversorgungssystemen anzubieten. „Der Klimawandel erfordert neue Lösungen“, so Hetzel, „Lösungen, die weder in alten Strukturen entstehen können noch allein zu bewerkstelligen sind.“

Prozesse nachhaltig gestalten Das Thema Nachhaltigkeit betrifft jedoch nicht nur umweltschonende Praktiken. Mithilfe von Allianzen können auch interne Prozesse nachhaltiger gestaltet werden, weswegen Kevin Soemmer, Leiter des Baumanagements bei WINEGG, sich unter anderem dem Thema der Allianzen innerhalb des eigenen Unternehmens annahm. Er ist der Meinung, dass schnelle Entscheidungswege und eine gezielte Vernetzung von Abteilungen Projektlaufzeiten maßgeblich verkürzen können und diese Allianzen somit entscheidend zur Entwicklung von nachhaltigen Lebensräumen beitragen.

Best-Practice-Beispiel

Gerald Beck, Geschäftsführer der UBM Development Österreich, lieferte mit dem Leopoldsquartier ein Best-Practice-Beispiel, wie man Allianzen am besten umsetzen kann. Weiters wurde der Aspekt der Digitalisierung in den Vordergrund gerückt: Dominik Wegmayer, CoFounder und Co-CEO von PAYUCA, mit der Keynote „Digitalisierung und E-Mobilität im Mietwohnhaus“, Julia Wawrik, Geschäftsführerin von puck, über die Werthaltung bzw. -steigerung von Immobilien durch Smart Building und Multi-Chanel-Kommunikationssystemen und Markus Bittner, Geschäftsführer von Neotwin, über den Mehrwert offener Plattformen für das Building Lifecycle Management. Bernd Troppmann, Sales Director Building Solutions Stora Enso, erzählte über Holzbaukonzepte und wie sie durch Allianzen ermöglicht werden, und Rechtsanwalt Bernhard Marold (HSP.law) gab über die Abstimmung zwischen öffentlich-rechtlicher Projektentwicklung und zivilrechtlicher Umsetzung Auskunft. Alexander Redlein, Professor für Real Estate und Facility Management an der TU Wien, beleuchtete abschließend, was man von einer Partnerschaft mit einer Universität erwarten kann, sowie die „Dos and Don’ts“ in einer Partnerschaft.

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125 Ausgabe 03|2022
„Digitalisierung und E-Mobilität im Mietwohnhaus werden zunehmend zum Thema.“
Dominik Wegmayer, PAYUCA
kone.at

Recycling-Baustoffe 2030

Kreislaufwirtschaft. Der EU-Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft zeigt den Wert der Recyclingwirtschaft im Baubereich, denn mit mehr als zwei Drittel aller Abfälle ist das Potenzial im Bauwesen groß.

Im Rahmen der IFAT, einer der größten Umweltmessen Europas, veranstaltete die European Quality Recycling Association (EQAR) und der Österreichische Baustoff-Recycling Verband Anfang Juni einen Baustoffrecycling-Kongress zum Thema „Recycling-Baustoffe 2030“. Betont wurde dabei der Zusammenhang zwischen Klimaschonung und Recycling. Über zehn Prozent der mineralischen Rohstoffe können durch Recycling ersetzt werden. Bei einem mobilen Recycling vor Ort werden einerseits Transporte, andererseits Energie bei der Baustoffproduktion eingespart. Gerade der EU-Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft zeigt den Wert der Recyclingwirtschaft im Baubereich auf, denn mehr als zwei Drittel aller Abfälle stammen aus dem Bauwesen.

Nachhaltige Beschaffung

„Durch den Ministerratsbeschluss wurde 2021 für den Bund verpflichtend ein Kriterienkata-

log für den Beschaffungsvorgang mit besonderer Berücksichtigung der Nachhaltigkeit beschlossen“, so Christian Öhler, nationaler Experte im Klimaministerium Österreich. „Ein Paradigmenwechsel erfolgt vom Billigstbieter- zum Bestbieterprinzip.“ Paragraf 20 Absatz 5 Bundesvergabegesetz fordert, dass im Vergabeverfahren auf die Umweltgerechtigkeit der Leistung Bedacht zu nehmen ist.

Für den Hoch- und Tiefbau gibt es verpflichtende ökologische und zusätzlich optionale ökologische Kriterien: So wird beispielsweise ein Anteil an rezyklierter Gesteinskörnung an der gesamten für die Betonherstellung verwendeten Gesteinskörnung mit zehn Prozent vorgeschrieben. Optional wird ein Zuschlagkriterium für den Transport empfohlen: Über eine Formel werden dabei Recyclingbaustoffe bevorzugt, da deren Transportwege mit dem Abminderungsfaktor 0,7 versehen werden können; das bedeutet, dass bei vergleichbaren

Transportentfernungen von Primärrohstoffen und Recyclingbaustoffen ein Vorteil von 30 Prozent für das Recycling zum Tragen kommt.

Armin Grieder, Leiter Fachstelle Ingenieurwesen, Amt für Hochbauten der Stadt Zürich (AHB), stellt die hohen Recyclingquoten in der Ausschreibungspraxis der Stadt Zürich vor: Betonrecycling habe einen besonderen Stellenwert, seit November 2021 legt die neue SIA-Norm „Beton mit rezyklierten Gesteinskörnungen“ Konkretes fest. Eigene Recyclingbetonklassen werden dort beschrieben. Wenngleich der Recyclinganteil keinen großen Gewinn bei Treibhausgasemissionen bringt, kann bei Zement eine Reduktion von 30 Prozent an Treibhausgasemissionen erreicht werden. In der Ausschreibungspraxis der Stadt wird Folgendes vorgeschrieben: „Bauteile aus Beton sind gemäß Vorgabe des Amtes für Hochbauten der Stadt Zürich in Recyclingbeton (mindestens RC-C, wo technisch möglich RC-M) mit Zement CEM III/B zu erstellen.“ Seit 2002 sind sämtliche Bauten des AHB aus Recyclingbeton (Anm.: i. d. R. 25 % Anteil an Recyclinggranulat) hergestellt.

Altes Thema Asbest

Christine Buddenbohm, Vertreterin der deutschen Baustoff-Recycling-Wirtschaft und Geschäftsführerin des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes, stellt das Thema „Asbestfreiheit“ aufgrund eines neuen Entwurfs des LAGA-Merkblatts 23 vor: Ein „Abschneidekriterium“ mit 0,01M-Prozent für Asbestkonzentration wird darin vorgeschlagen – unter dieser Grenze wird ein Abfall als „asbestfrei“ angesehen. Weiters wird für Deutschland ein Stichtag – der 31.10.1993 – vorgesehen. Bis dahin errichtete Bauten werden als potenziell asbesthaltig angesehen; Bauunternehmer müssen Bauherren bei diesen Bauten im Falle

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Foto:
BRV Martin Car

des Abbruchs auf die Asbesterkundungspflicht verweisen. Dies ist auch für das Recycling wichtig – Betreiber von Baustoffrecyclinganlagen haben bei Anlieferung die Asbestfreiheit zu überprüfen, eine entsprechende Dokumentation dazu bietet das LAGA-Merkblatt an.

Best Cases

Aus der Schweiz wurde ein Beispiel für eine bestmögliche Verwertung von Sekundärrohstoffen im Beton gezeigt: Beste Aufbereitungsgüte (hohe Eingangsqualität, Absiebung Unterkorn, Siebungen und Windsichtung), ein Minimieren (z. B. des Zementeinsatzes) und eine hohe Qualitätssicherung sind Voraussetzung dafür, dass Beton mit einem Anteil an Recyclingmaterial bis 70 Prozent in der Praxis möglich ist.

Michael Wistuba von der TU Braunschweig zeigt die Möglichkeit der mehrmaligen Verwendung von Asphalt auf: Ein D-A-CHForschungsprojekt geht auf die Alterung des Bitumens ein – durch Rejuvenatoren, die Teil

des Forschungsprojekts sind, soll eine Umkehr der Alterung geschehen, d. h., es ist möglich, Asphalte trotz „spröder“ Bindemittel mehrfach einer Verwertung zuzuführen und damit eine längere Lebensdauer zu ermöglichen – dies ist eine wichtige Basis für 53 Millionen Tonnen Altasphalt, die jährlich in Europa anfallen.

Angelika Mettke von der TU Brandenburg stellte den Link zum Klimaschutz her: 839 Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfälle fielen 2018 in der EU an. Ihre Studien zeigten, dass für die Trockenaufbereitung 19,6 MJ/t (mit Windsichtung 29,3 MJ/t), für die Nassaufbereitung 21,1 MJ/t notwendig sind. Im Vergleich mit der Produktion von Gesteinskörnungen zeigt sich, dass bei Recycling eine Einsparung zu erwarten ist. 1.000 Tonnen Recyclingbaustoffe sparen 36 Quadratmeter Abbaufläche an Rohstoffquellen – am Beispiel Deutschlands sind das jährlich 2,7 Quadratkilometer Fläche! Die neuesten Berechnungen zeigen, dass das bislang qualitativ schon öfters aufgezeigte Potenzial nun quantifiziert wurde und Einsparungen

im zweistelligen Prozentbereich an Treibhausgasen zu erzielen sind.

Neue Bauprodukteverordnung

Ein weiteres Thema des EQAR-Kongresses war die Novelle der Bauprodukteverordnung. Diese wird derzeit aufgrund der Vorgaben des EU-Green-Deals (COM [2019] 640) und der gewünschten stärkeren Berücksichtigung des Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft (COM [2020] 98 final) überarbeitet. Der Entwurf enthält daher folgende recyclingrelevante Forderungen:

Produkte sind so herzustellen, dass Klimaverträglichkeit dem Stand der Technik entspricht, also Rezyklate und rezyklierbare Materialien zu bevorzugen sind, auf leichte Reparierbarkeit von Produkten zu achten ist und Produkte so zu gestalten sind, dass Wiederverwendung und Recycling erleichtert werden. Besonderer Wert wird auf Wiederverwendung oder Recyclingfähigkeit von Baustoffen, Bauteilen und Bauwerken gelegt.

Ziel: Null-Emissions-Therme

Grüne Zukunft. Die Alpentherme Gastein hat mit umfassenden Investitionen den Weg in Richtung klimaneutrale Therme geebnet.

Interessant ist die Entwicklung, die die Alpentherme Gastein in Bad Hofgastein in ihrer ein halbes Jahrhundert andauernden Geschichte durchgemacht hat: 1972 als Thermalhallenbad eröffnet, wurde sie über die Jahre um ein Kur- und Gesundheitszentrum erweitert und gehört heute zweifellos zu den modernsten Thermen- und Freizeit-Anlagen Europas. Das wird nicht zuletzt von einer jährlichen Besucherzahl von fast 450.000 Gästen in der Alpentherme sowie 300.000 Therapien pro Jahr unterstrichen. Mit den im Vorjehrabgeschlossenen Arbeiten darf sich das Haus nun auch als State-of-the-Art-Projekt in Sachen Energieeffizienz und Klimaneutralität bezeichnen.

Konkret wurden für insgesamt 1,7 Millionen Euro unter anderem die gesamte Heizungshydraulik und die Schwimmbadlüftungen adaptiert sowie das Heizregister vergrößert. Durch die Anpassung der Systemhydraulik ist es nun möglich, einen großen Teil der benötigten Wärmeenergie mittels NiedertemperaturWärmepumpen zu erzeugen. Dadurch werden zurückgewonnene thermische Energiequellen genutzt und die Energieerzeugungskosten

reduziert. Nicht schlecht: Bereits jetzt spart die Alpentherme durch das Investitionsprogramm pro Jahr 82.000 Euro an Kosten und reduziert den CO2-Austoß um fast 370 Tonnen.

Vorreiter-Therme

„Als nachhaltiges Unternehmen möchten wir auch in Sachen Energieeffizienz Vorreiter sein mit dem großen Ziel der Null-EmissionsTherme“, sagt Klaus Lemmerer, Geschäftsführer der Alpentherme Gastein, und gibt gleichzeitig die weitere Marschrichtung vor. Dass sein Haus nun zu den Vorzeigebetrieben punkto Energieeffizienz, Ressourcenschonung und Klimaneutralität zählt, liegt aber zweifellos auch an den in den letzten Jahren vorgenommenen technischen Optimierungsmaßnahmen, an denen auch Siemens Smart Infrastructure, ein Gesamtanbieter von Nachhaltigkeitsprojekten und Energieeffizienzlösungen, mitgewirkt hat.

Die Alpentherme Gastein bietet ihren Besuchern insgesamt sechs Themenwelten: darunter die Family World mit mehreren Rutschen und Strömungskanälen, in der der Badespaß

im Vordergrund steht, die Sauna World mit ihren zwölf Saunakammern, bei denen Erholung und Entspannung angesagt sind, und die Frauen vorbehaltene Ladies World. Dazu kommen noch Sports und Beauty World sowie das Gesundheitszentrum, in dem Thermalwasser als natürliches Heilmittel eingesetzt wird –ganz zu schweigen von zwei ThermalwasserBadeseen mit einer gemeinsamen Wasserfläche von fast 1.700 Quadratmetern.

Zum beliebten Ziel für Touristen und Einheimische machen die Alpentherme Gastein anhaltende Investitionen. Allein zwischen 2008 und 2021 wurden mehr als 12 Millionen Euro in eine Eventsauna und neue Saunakammern, die Modernisierung und Erweiterung des Kurzentrums, die beiden Thermalwasser-Badeseen, eine Vierbahnen-Rutsche sowie KleinkinderAußenbecken investiert. „Der intensive Markenprozess aus dem Jahr 2019 lieferte wichtige Erkenntnisse zum Status quo und für zukünftige Investitionen“, erklärt Lemmerer und verweist auf den neuen Bewegungspark, der im Mai eröffnet wurde. Dabei handelt es sich um ein Therapiesetting im Freien, ergänzt durch

128 ImmoFokus
Fotos: Alpentherme Gastein

eine wetterfeste Dachterrasse für Kraft- und Motoriktraining. Der Kostenpunkt: 150.000 Euro.

Wärmepumpe nutzt Ökostrom

In das Projekt „Grüne Therme“ sind darüber hinaus seit 2020 bislang 1,7 Millionen Euro geflossen. Schon bald soll nämlich die Therme Gastein wie geplant als „Null-EmissionsTherme“ funktionieren. So soll eine mit Ökostrom betriebene Wärmepumpe die gesamte Wärmeversorgung sicherstellen – und das Ganze CO2-neutral durch Nutzung des Thermalwassers, wohlgemerkt. Laut Siemens Smart Infrastructure werden die gebäudetechnischen Prozesse in der Alpentherme künftig mit Desigo CC visualisiert und optimiert. Dabei handele es sich um das technologische Rückgrat für smarte Gebäudeinfrastruktur, das die Kommunikation der verschiedenen Energieerzeuger mit einer offenen, leistungsfähigen

und stets aktuellen Plattform ermöglicht. Das würde Komfort, Effizienz, Resilienz und Sicherheit erhöhen.

Künftig werden die Energieverbräuche und Betriebssituationen zur laufenden Optimierung und Leistungssteigerung der technischen Anlagen hinsichtlich Funktion und Energieeffizienz mit dem Siemens Navigator abgebildet und ausgewertet. Dieser kombiniert verschiedene Anlagen- und Wartungsinformationen mit Leistungsdaten, um unnötige Energieverbräuche auszumachen und zu beheben. Die im gerade erfolgten Modernisierungsschritt realisierten Lösungen sollen nun weiter optimiert werden, um das Ziel zu erreichen, die erste „Null-Emissions-Therme“ Österreichs zu werden. „Am Puls der Zeit. Da wollen wir sein und natürlich bleiben“, sagt AlpenthermeGeschäftsführer Lemmerer.

Factbox

Mit rund 160 ganzjährig beschäftigten Mitarbeitern ist die Therme Gastein in Bad Hofgastein ein wichtiger Infrastrukturbetrieb in der Tourismus- und Gesundheitsregion Gastein. Pro Jahr zählt sie 450.000 Besucher und 300.000 durchgeführte Therapien. Das Haus, das eine Fläche von 36.000 Quadratmetern einnimmt, bietet in sechs Themenwelten ein breites Angebot rund um die Themen Kur und Therapie, Sport und Fitness sowie Beauty und Massagen. In sechs Gesundheits- und Erlebniswelten finden sich unter anderem 15 Saunakammern, zehn Wasserbecken und zwei Thermalwasser-Badeseen. Künftig soll die Therme Gastein zur „Null-Emissions-Therme“ werden.

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129 Ausgabe 03|2022
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Eugen
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„Österreich ist zu klein für unser Geschäftsmodell“

Macherin. Silvia Schmitten-Walgenbach, CEO der CA Immo, über ihre Pläne mit dem Immobilienkonzern, Risiken für das Geschäftsmodell sowie den Unmut vieler Aktionäre über das Auftreten des Mehrheitsaktionärs Starwood

Wie haben Sie die ersten Wochen und Monate seit Ihrem Dienstantritt“ bei der CA Immo erlebt?

Silvia Schmitten-Walgenbach: Anfang Jänner hat Corona meine Pläne, möglichst viele Mitarbeiter persönlich zu treffen und die Immobilien und Entwicklungsprojekte zu besichtigen, stark beeinflusst. Erst in den folgenden Monaten hatte ich die Möglichkeit, mir vor Ort ein Bild des Portfolios zu machen. Es ist das eine, die Gebäude auf Bildern zu sehen, aber erst bei der Besichtigung und dem Gespräch mit den Nutzern wurde mir die Qualität im Detail bewusst. Die kleinen Dinge machen wie so oft den Unterschied. Gleichzeitig waren die vergangenen Monate natürlich überschattet von der fundamentalen Veränderung der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen. Hier sind vor allem die steigende Inflation, das veränderte Finanzierungsumfeld und die geopolitischen Verschiebungen mit Einfluss auf Lieferketten und Investorenverhalten zu nennen. Summa summarum waren es sehr interessante, aber auch intensive erste Monate.

Welche „Fußabdrücke“ wollen Sie im Unternehmen hinterlassen beziehungsweise welche persönliche Note wollen Sie einbringen?

Mir ist ein kollegiales, kooperatives Miteinander, bei dem die Mitarbeiter über alle Hierarchieebenen und Abteilungsgrenzen hinweg Verantwortung übernehmen, wichtig; eine inklusive Unternehmenskultur, die abgestimmte und vertrauensvolle Zusammenarbeit fördert, bei der Ideen, Wissen und Können des Einzelnen eingesetzt werden.

Ich denke es ist heute wichtiger denn je, alle Sichtweisen einzubeziehen und als Team über die gesamte Wertschöpfungskette auf die neuen und schwierigeren Rahmenbedingungen zu reagieren. Dabei sollten wir eines nicht vergessen: unsere Kunden, die Nutzer unserer Immobilien, in den Mittelpunkt zu stellen.

Etwas Anderes: Was sind die großen geschäftlichen Ziele beziehungsweise Meilensteine für die kommenden Jahre? Wir haben unseren Geschäftsbericht 2021 mit dem Titel „Die Zukunft beginnt, wo Menschen heute ins Morgen investieren“ überschrieben – das langfristige Ziel sind zukunftsfähige Immobilien. Neben der Erfüllung breiter ESG-Kriterien, vor allem Nachhaltigkeitsanforderungen, bedeutet das auch, dass sie einen positiven Beitrag für alle Stakeholder leisten: Die Mitarbeiter, Investoren, Geschäftspartner und die Gesellschaft beziehungsweise Community. Wir wollen Partner für die Unternehmen sein, die den Anspruch haben, ihren Mitarbeitern Arbeitsflächen in den besten Immobilien anzubieten.

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Das Gespräch führte: Patrick Baldia
„Wir sind schon seit langem ein internationales Unternehmen, das an der Wiener Börse notiert und das Headquarter in Wien hat.“
Silvia Schmitten-Walgenbach, CA Immo

Silvia Schmitten-Walgenbach

Die studierte Betriebswirtin ist seit erstem

war sie seit Juni 2014 bei der Barclays Bank Europe als Chief Operating Officer für die Aktivitäten in Deutschland, den Niederlanden und Schweden zuständig. Von 2010 bis Mitte 2014 war die Deutsche in der Geschäftsführung der Morgan Stanley Real Estate Investment und verantwortete die Abwicklung des Immobilienfondsgeschäfts der Kapitalanlagegesellschaft. Zwischen 2005 und 2009 leitete sie wiederum den Bereich Immobilienstrategie bei der Dresdner Bank als Teil der Allianz-Gruppe, bis sie in die Geschäftsführung der Deutschen Gesellschaft für Immobilienfonds (DEGI)/Aberdeen Property Investors Holding berufen wurde.

Ihr von Analysten gelobtes „widerstandsfähiges Geschäftsmodell“ hat sich bislang in der Pandemie bewährt. Allerdings verschärft sich mit dem Krieg in der Ukraine das Umfeld merklich. Wie gehen Sie mit Inflation sowie steigenden Zinsen, Bau- und Finanzierungskosten um? Sind Sie darauf vorbereitet?

In der Tat hat sich das Umfeld seit meinem Amtsantritt fundamental verändert – für unsere Branche und das gesamte Wirtschaftssystem. Rund 96 Prozent aller unserer Finanzierungsverbindlichkeiten sind derzeit

in Form von Fixzinsvereinbarungen und Hedging gegen steigende Zinsen abgesichert. Und wir sehen auch bei aktuellen Finanzierungsaktivitäten, dass die Kapitalgeber die Qualität unserer Immobilien schätzen und uns weiterhin gerne finanzieren.

Unsere laufenden Bauprojekte sind größtenteils durch frühzeitige Auftragsvergabe und Verträge, die noch in einem günstigeren Marktumfeld abgeschlossen wurden, abgesichert. Aber natürlich spüren wir Preisanstiege und Lieferengpässe im Bau. Von

Vorteil ist dabei für uns, dass wir mit unserer Tochtergesellschaft Omnicon schon sehr lange und gut am Markt positioniert sind. Dadurch haben wir das direkte Feedback von der Baustelle auch von mehreren Projekten und können selbst bei kleineren Einzelmengen Skaleneffekte und lange etablierte Kundenbeziehungen nutzen.

Insgesamt ist erkennbar, dass vor allem hochwertige Büroflächen eher steigende Mieten und stabile Werte verzeichnen als Class-B-Gebäude. Daher sehen wir uns mit

131 Ausgabe 03|2022
Fotos: CA Immo Jänner CEO der CA Immo. Davor

unserem Fokus auf hochwertige Büros in guten Lagen gut positioniert.

Welche anderen Risiken für Ihr Geschäftsmodell machen Sie aus –etwa eine längere Rezession?

Natürlich ist eine längere Rezession oder Stagflation ein Risiko für Büroanbieter und das allgemeine Wirtschaftsgeschehen, da sich ein Rückgang der Konjunktur immer auch auf den Arbeitsmarkt und die Investitions-

tätigkeit von Unternehmen auswirkt. Wir gehen allerdings aus heutiger Sicht davon aus, dass sich dadurch der aktuelle Trend hin zu höherer Qualität bei den Büroflächen noch weiter verstärkt. Denn während der Pandemie und aktuell ändert sich der Ansatz der Unternehmen bei den Büroflächen ¬ mit „Work from Home“ oder jetzt „Work from Anywhere“ werden Immobilien in verkehrsgünstiger Lage, Flächenzuschnitte sowie flexible Nutzungsmöglichkeiten immer

wichtiger. Die Arbeitsflächen werden als zentraler Ort der kultur- und identitätsstiftenden Zusammenarbeit eingerichtet, der einzelne Mitarbeiter hat oft keinen festen „eigenen“ Arbeitsplatz mehr. Dadurch werden Mitarbeitereinstellungen und -entlassungen keine sofortige einseitige Wirkung auf die Mietflächen mehr haben.

Neben den traditionellen Key Risk-Indikatoren wie beispielsweise Lage, Vermietungsgrad und Mietniveau finden zunehmend auch nachhaltigkeitsrelevante Faktoren wie Klimawandel und die daraus entstehenden Risiken und neue regulatorische Vorgaben Berücksichtigung. Auf Konzernebene sind gute Bonität und konservativer Verschuldungsgrad, also eine in Summe stabile Bilanz, wichtig, um für die sich aktuell verändernden Rahmenbedingungen gut gerüstet zu sein.

Gibt es Neues aus Rumänien zu berichten? Sie prüfen dort ja alle strategischen Optionen inklusive einem totalen Exit der CA Immo. Täuscht der Eindruck, dass es stark nach Letzterem ausschaut?

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ImFokus
„Wir prüfen in Rumänien alle strategischen Optionen – aber nicht um jeden Preis und vor allem ohne Zeitdruck.“
Silvia Schmitten-Walgenbach, CA Immo

Wir prüfen in Rumänien alle strategischen Optionen, einschließlich eines Verkaufs einzelner Gebäude, eines Teils oder des gesamten Portfolios inklusive des lokalen ManagementTeams – aber nicht um jeden Preis und vor allem ohne Zeitdruck. Ein breit aufgestellter Vermarktungsprozess läuft und wir sehen erfreulicherweise starkes Interesse von guten, bonitätsstarken Investoren.

Sie haben kürzlich Ihre erste Hauptversammlung als CEO der CA Immo erlebt. Wie waren Ihre Eindrücke beziehungsweise geht es in der Generaldebatte hierzulande wirklich emotionaler zu als in Deutschland? Sehen Sie im Kontakt mit Mitarbeitern gewisse landesspezifische Eigenheiten?

Leider war meine erste Hauptversammlung virtuell und lässt sich daher schwer mit den Hauptversammlungen in Präsenz verglei-

chen, die ich früher besucht habe. Grundsätzlich konnte ich jedoch keine großen landestypischen Unterschiede feststellen – obwohl die CA Immo ja ein internationales Unternehmen ist, mit Investoren und Mitarbeitern aus vielen europäischen Ländern und auch aus den USA.

Bleiben wir bei der Hauptversammlung. Dort war es unschwer zu erkennen, dass viele mit dem Auftreten von Mehrheitsaktionär Starwood – Stichwort: Sonderausschüttung und deren Folgen wie Rating-Herabstufung, Kursschwäche und Dividenden-Ausfall – nicht gerade glücklich sind. Auch ein Squeeze-Out wird befürchtet. Ist das ein realistisches Szenario?

Wir können das zukünftige Verhalten unseres Kernaktionärs nicht vorhersagen. Aber ein Squeeze-Out ist erst ab 90 Prozent

Beteiligung möglich, und diese Schwelle hat der Mehrheitsaktionär Starwood noch nicht erreicht.

Immer wieder ist von verschiedenen Seiten zu hören, dass die CA Immo kein österreichisches Unternehmen mehr sei. Was entgegnen Sie diesen Stimmen?

Die CA Immo hat 1999 begonnen, international zu investieren und ein europäisches Portfolio aufzubauen. Diese regionale Diversifizierung hat unser Wachstum und die erfolgreiche Entwicklung erst ermöglicht – Österreich ist einfach ein zu kleiner Markt für ein Unternehmen mit unserem Geschäftsmodell. Somit sind wir schon seit langem ein internationales Unternehmen, das an der Wiener Börse notiert und das Headquarter in Wien hat. Unsere internationale Ausrichtung ist die Basis für unseren Erfolg.

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Ihr Experte für Betreutes Wohnen.

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Betreutes Wohnen von Silver Living steht für eine zukunftssichere Assetklasse. Neben dem demografischen Wandel sorgt unser bewährtes Konzept für den betriebswirtschaftlichen Erfolg.

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Sie profitieren von unserer langjährigen Expertise und fundiertem Know-How in Konzeption, Umsetzung und Betrieb von Betreuten Wohnanlagen. Darüber hinaus bieten wir Ihnen ein umfassendes Serviceangebot aus einer Hand. Nachhaltigkeit durch Vorbeugung der Landversiegelung runden unser Consultingangebot ab.

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Dipl. Ing. Marina Woitek | Leitung Consulting +43 (0) 50 323 318 | mw@silver-living.at

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Die erste Adresse für Betreutes Wohnen.

Das Triumvirat

Im Gespräch. Alexander Bosak, Matthias Grosse und Maximilian Rath starten jetzt mit Exploreal Future durch. Das Ziel ist, rund um die Exploreal neue Produkte zu entwickeln.

Das Gespräch führte: Michael Neubauer

Drei Profis, ein Ziel: Wie wurden die Aufgaben verteilt?

Alexander Bosak: Ganz klar! Ich bin für die Marke Exploreal - die zukünftig alle Produkte umfasst - und die Bereiche Kunden, Vertrieb und Customer Care zuständig. Gemeinsam mit Matthias Grosse, dessen Hauptkompetenz in der Produktkonzeption liegt, kümmern wir uns um die Produktweiterentwicklung. Maximilian Rath verstärkt unsere Kompetenz im Bereich Technologie. Will man uns Funktionen zuschreiben, dann bin ich der Chief Marketing Officer (CMO), Matthias Grosse der Chief Product Officer (CPO) und Maximilian

Rath der Chief Technical Officer (CTO). Wobei sich Maximilian nicht nur um die Programmierung kümmert, sondern um das gesamte Framework. Aus dieser Kompetenzbündelung ist die Exploreal Future entstanden.

… um neue Produkte zu entwickeln? Bosak: Um neue Produkte zu konzipieren und zur Marktfähigkeit zu bringen. Maximilian Rath bringt gleich zum Start zwei Produkte seines Unternehmens ein. Einzelkämpfer gehören der Vergangenheit an - im 21. Jahrhundert geht es um Kooperation. Wir sprühen vor Ideen und sind stolz auf das, was Matthias

und ich zu zweit in vier Jahren erreicht haben. Jetzt haben wir gespürt, dass wir uns verstärken und noch besser Aufstellen müssen, um das nächste Level zu erreichen. Dieser Schritt muss aber wohlüberlegt sein.

Kernprodukt ist die Bauträgerdatenbank. War von Anfang an geplant, die Bauträgerdatenbank von Wien aus über das gesamte Bundesgebiet auszurollen?

Matthias Grosse: Aufgrund der Größe des Marktes war es ein logischer Schritt, in Wien zu beginnen. Die Datenbank ist von Beginn an auf großes Interesse gestoßen und die Nach-

134 ImmoFokus

frage nach Daten aus dem Wiener Umland war seitens der Projektentwickler gleich da. Ohne Übertreibung kann man sagen: Das Angebot hat voll eingeschlagen. Geholfen hat auch die Kooperation mit der Wirtschaftskammer.

Die Entscheidung, die Datenbank auf ganz Österreich auszurollen, war schnell getroffen, und auch die, dass wir uns ausschließlich darauf konzentrieren.

Was sind die Hauptpunkte für den Erfolg?

Bosak: Neben dem Produktdesign vor allem Datenqualität, Vollständigkeit und Zuverlässigkeit. Wir haben angekündigte Terminpläne immer eingehalten. Das schafft Vertrauen. Aber jetzt ist für uns der logische Schritt, dass wir die Bauträgerdatenbank hin zu einer Immobiliendatenbank entwickeln und in Zukunft auch zusätzliche Produkte anbieten werden.

Zum Beispiel?

Bosak: Wir werden Informationen bereitstellen, die unsere Kunden tagein- tagaus brauchen, also alle Daten rund um die Immobilien, Eigentümerdaten wie zum Beispiel Grundbuchsdaten, Einpreisung - und ganz wichtig – Vergleichswerte. Wir wollen und werden als Vollanbieter von Immobiliendaten wahrgenommen werden.

Ein ambitioniertes Programm, das nur mit hohem Programmieraufwand und Einsatz von Künstlicher Intelligenz realisierbar ist. Daher auch die Kooperation mit Maximilian Rath?

Grosse: Auch noch so intelligente Programme können keine Kaufverträge auslesen. Da müssen Menschen ran. Unsere Research-Abteilung ist von Jahr zu Jahr gewachsen. Aktuell ist ein 30-köpfiges Inhouse-Team mit Recherchen beschäftigt. Jedes Projekt wird von diesem Team wöchentlich aktualisiert. Das kostet Zeit und Geld, macht aber auch die Qualität aus. Sich nur auf den Bauträger zu verlassen, ist zu wenig, das macht die eigene Recherche unerlässlich.

Bosak: Noch einmal kurz zur Ausrollung der Bauträgerbank zurück.: Seitdem wir in ganz Österreich vertreten sind, wissen auch die Banken unser Angebot zu schätzen, aber unsere Hauptzielgruppe sind und bleiben die Bauträger.

Grosse: Im Juni kommt mit dem Exploreal Classic Plus eine um zahlreiche Features erwei-

terte Bauträgerdatenbank auf den Markt. Die Bauträgerdatenbank wie wir sie kennen wird dann unter Exploreal Classic firmieren.

Welche Features verstecken sich hinter dem Plus?

Grosse: Projektübergreifende statistische Auswertungen – und das auf Knopfdruck. Nicht nur für das Bundesland und Bezirksebene.

Es geht immer weiter runter auf Mikrolagen?

Bosak: Bis auf Grätzelebene können Auswertungen zur Pipeline, zu Preistrends und

Einpreisungen, zum Wohnungsmix sowie Zielgruppenanalysen abgerufen werden.

Wie viele Datenpunkte werden pro Projekt abgefragt?

Bosak: Hunderte. In Summe werden 28 Quellen herangezogen. Das geht nicht nur vom Schreibtisch aus. Nicht alle Informationen sind im Internet zu finden. Auf den Maklerseiten finden sich zwar viele Projekte – manchmal aber auch mit widersprüchlichen Angaben. Da ist dann die Projektwebsite – sofern es eine gibt – das Maß aller Dinge. In Wien lassen sich die Projekte mit dem Fahrrad abfahren, – in

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den Bundesländern ist das schon bedeutend schwieriger.

Grosse: Mittlerweile haben wir 3.500 Seiten auf unserem Radar, die von unserem wöchentlichen Monitoring erfasst werden. Erkennt das System Änderungen, wird eine automatische Meldung an die ResearchAbteilung erstellt. Da kommen dann wieder unsere Mitarbeiter ins Spiel, die erheben, was sich geändert hat, und in Folge diese Änderungen händisch in die Datenbank eintragen.

Bosak: Da gibt es keinen Algorithmus, keinen Hokus-Pokus, wie manche vielleicht glauben. Keine Künstliche Intelligenz und ich weiß nicht was alles andere noch. Bei uns sorgen intelligente Mitarbeiter für die Top-Qualität unserer Daten. Oft lässt sich die Wohnnutzfläche nur aus einem Plan auslesen – da ist Spitzfindigkeit gefragt.

Grosse: Ganz zu schweigen vom Grundkostenanteil. Dieser kann oft nur durch Vergleiche oder Einsicht in den historischen Grundbuchauszug ermittelt werden.

Bosak: Die Datenqualität, ist in Wahrheit das Entscheidende. Die Applikation kann noch

so toll sein, wenn die Qualität der Daten nicht stimmt, ist die ganze Anwendung ohne Nutzen.

Das Angebot richtet sich aktuell nur an Profis, also nicht an den Endkonsumenten? Bosak: Genau so ist es und wird auch so bleiben. Unser Fokus liegt auf professionellen Anwendern – für die wir unsere Produktpalette erweitern wollen.

Grosse: Auch bisher gab es Weiterentwicklungen mit zusätzlichen Features für unsere Kunden, die wir unseren Kunden kostenfrei zur Verfügung gestellt haben. Exploreal Plus ist im Kern die um Statistik-Features erweiterte Basis-Version.

Bosak: Dahinter steckt aber viel, viel Arbeit. Jeder, der einmal mit Statistiken gearbeitet hat, weiß,: Statistik ist die Nagelprobe für die Daten und dort zeigt sich, wie gut die Daten wirklich sind.

Grosse: Aber jetzt sind wir so weit, dass wir uns trauen, unseren Kunden mit der Plus-Version ein mächtiges Tool in die Hand zu geben, mit dem er selbst Statistiken generieren kann - direkt aus der Datenbank. Durch die Kooperation mit Maximilian Rath sind wir nun in der Lage, auch noch weitere Produkte entwickeln

und anbieten zu können. Produkte, die ineinandergreifen.

Rath: Was uns verbindet, ist der hohe Anspruch an die Konzeption der Produkte, daran, wie sie funktionieren und wie sie miteinander funktionieren. Das ist auf der technischen Ebene genauso eine Herausforderung, wie konzeptionell. Wie greift denn das ineinander? Wie kann das schneller funktionieren, wie kann es gut aussehen und für den User Sinn machen? Wir bringen unter anderem eine Grundstückskarte ins Portfolio ein. In Exploreal wird diese Search heißen. Über dieses Tool können Grundbuchsauszüge und Eigentümerdaten herausgezogen werden. Dazu kommen Flächenwidmungspläne, soweit diese von den Gemeinden eingemeldet wurden.

In Zukunft wird man über Exploreal Search Zugriff auf sämtliche öffentliche Karten haben, die in einem Tool miteinander verknüpft werden, und über umfangreiche Filtermöglichkeiten aus dem Grundbuch, speziell genutzt werden können. Der wesentlichste Unterschied zwischen Exploreal und der Rath IT, ist, dass wir als Technologieunternehmen keine Daten erfassen. Wir greifen auf Daten zu, die von Kooperationspartnern wie dem ZT Datenforum oder Exploreal oder öffentlichen Anbieten zur Verfügung gestellt wird. Unser Fokus liegt auf der Funktionsebene von Applikationen.

Bosak: Durch die Verbindung dieser beiden Welten entsteht Mehrwert für unsere Kunden.

Grosse: Aktuell entwickeln wir gemeinsam Exploreal Smart. Ein Wohnungseinpreisungstool unter Heranziehung unserer Daten sowie sämtlicher Kaufvertragsdaten vom ZT Datenforum.

Ziel ist also, alle Daten einer Immobilie zu erfassen …

Grosse: Genau darum geht es. Von Bauträgerdaten, Angebotsdaten für Neubauwohnungen, über Verkaufsdaten – bis hin zu denen für die aufgerufenen Mieten. Mit all diesen Daten

136 ImmoFokus
ImFokus

wird es mit Exploreal Smart möglich sein, auf möglichst einfache Art und Weise Einpreisungen vorzunehmen. Adresse eingeben – und auf einen Klick werden durch schlaue Filter – relevante Daten angezeigt.

Ein Produkt, das auf den Makler als abzielt?

Bosak: Das wird ein massentaugliches Produkt für Makler. Der Makler kann rasch, validierte Einpreisungen vornehmen und seinen Endkunden zur Verfügung stellen.

Wann wird das Tool zur Verfügung stehen?

Bosak: Das Einpreisungstool wird im Herbst zur Verfügung stehen. Unser Ziel ist es, im September in den Probemodus zu gehen, um mit dem Ausrollen im vierten Quartal beginnen zu können.

Grosse: Generell ist dieses Tool für Makler, die auf der Suche nach Vergleichswerten sind, interessant. Aktuell ist das sehr mühsam.

Bosak: Unsere DNA besteht aus Vergleichswerten. Wir sind aktuell die einzigen am Markt, die die Gegenwart, die Zukunft und die Vergangenheit abbilden. Wir wissen, was aktuell am Markt, ist, – wie es sich verkauft und was demnächst auf den Markt kommt. Die Herausforderung, auf die wir uns sehr freuen, ist die Verzahnung der Angebote. Stand-Alone-Produkte werden zu einem Ganzen zusammengefügt. Hier kommt wieder Maximilian ins Spiel.

Rath: Integration ist mein Stichwort. Den Kunden ein umfassendes Tool anzubieten, aus dem er Module auswählen kann. Technisch-inhaltlich gibt es eine große Schnittmenge mit vielen Ähnlichkeiten. Da ist es naheliegend, dass man da vom einen ins andere hineinwechseln kann, schnell, und unkompliziert. Daraus ergibt sich ein wahnsinnig hoher Gesamtnutzen, der auf der Strecke bleibt, wenn man das nicht macht.

Bosak: Auf den Punkt gebracht: Wir bieten eine Datenbank von Immobilien-Experten für Immobilien-Profis, die damit rascher, besser und fundierter entscheiden können.

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Alexander Bosak Matthias Grosse Maximilian Rath

Home-Office für Makler

Rentabel. Eine intelligente, webbasierte Immobiliensoftware lohnt sich vor allem für Immobilienmakler, die viel unterwegs sind. Nun spielt sie auch bei den Angestellten im Backoffice ihre Vorteile aus, die vermehrt in ihren eigenen vier Wänden arbeiten.

Wer vordenkt und vorsorgt, hat oft einen ordentlichen Mehraufwand – im Falle des Falles allerdings auch einen riesigen Vorteil. Beispiel: Die Maklersoftware onOffice enterprise. Sie wurde von Anfang an als webbasierte Software entwickelt. Was damals noch als Neuland galt, etablierte sich in den kommenden Jahren und ist heutzutage kaum noch wegzudenken. Gerade die Angestellten, die viel unterwegs waren und mobil arbeiten wollten, lernten die Vorzüge einer Online-Software schnell kennen. Sie wurden in die Lage versetzt, überall auf Kunden-und Objektdaten zugreifen zu können, um beispielsweise möglichst schnell zu reagieren, eingegangene E-Mails und Interessentenanfragen rasch beantworten zu können. Diese Möglichkeiten wurden in Folge ständig erweitert und perfektioniert, etwa mit einer App, die auch das Arbeiten am Smartphone ermöglicht, oder mit der Synchronisation von Terminen, die unmittelbar auf allen Geräten angezeigt werden.

Der Fall tritt ein So, und dann ist es soweit, und eine saudumme Situation tritt ein – Sie wissen schon, das mit dem Coronavirus … Den Vorteil einer durchdachten Software lernen gerade in dieser Zeit auch die Angestellten aus dem Backoffice zu schätzen. Sie konnten und können auch danach problemlos im Home-Office oder mobil tätig sein, ohne dass hierfür technische Anpassungen nötig sind. Die Tätigkeiten, die sie

normalerweise im Büro verrichten, können sie zumeist 1:1 vom heimischen Arbeitsplatz aus bewerkstelligen. Ebenso wie viele andere Branchen erkennen derzeit auch Maklerunternehmen, dass Home-Office in vielen Fällen einfacher umsetzbar ist als gedacht.

Nicht wenige Skeptiker, die einer Büropräsenz lange Zeit den Vorzug gaben, wurden durch die Coronakrise eines Besseren belehrt, meint

zusätzliche Tablets und Smartphones für die Innendienst-Angestellten in den zurückliegenden Monaten nicht ohne waren.

Der Geschäftsführer der Schürrer & Fleischer Immobilien, die 140 Mitarbeiter in zehn Filialen beschäftigt, ergänzt: „Wir setzen seit einigen Jahren auf den Prozessmanager von onOffice. Er hat uns geholfen, nahezu reibungslos unser gesamtes Personal von heute auf morgen ins

„Ich war lange Zeit kein Fürsprecher von Home-Office. Ich dachte immer, dass viele Mitarbeiter eher eine enge Führung benötigen. Nun weiß ich, dass dem nicht so ist. Wenn sie motiviert sind und Spaß an der Arbeit haben, ist es egal, wo sie tätig sind.“

Peter Schürrer, Mitglied des Immobilienverbandes IVD

etwa Peter Schürrer aus Deutschland. Schürrer ist Mitglied des Immobilienverbandes IVD und onOffice enterprise-Anwender: „Ich war lange Zeit kein Fürsprecher von Home-Office.

Ich dachte immer, dass viele Mitarbeiter eher eine enge Führung benötigen. Nun weiß ich, dass dem nicht so ist. Wenn sie motiviert sind und Spaß an der Arbeit haben, ist es egal, wo sie tätig sind.“ Wenngleich der Immobilienprofi nicht verhehlt, dass die Investitionen in

Home-Office zu schicken, ohne dass Abläufe und Produktivität litten.“ onOffice-Geschäftsführer Stefan Mantl unterstützt diese Aussage: „Unternehmen, die bereits vor der Coronakrise klare betriebliche Abläufe hatten, die in der Software hinterlegt sind, und bei denen jeder Mitarbeiter genau weiß, was er wann zu tun hat, taten sich mit der Umstellung der gesamten Belegschaft auf Homeoftice leicht.“ Bei der Aufnahme eines neuen Objekts wird

138 ImmoFokus ImFokus

beispielsweise mithilfe des Prozessmanagers klar definiert, wer sich jeweils um fehlende Unterlagen, die Aufbereitung der Grundrisse, Objektfotos, 360°-Panoramatouren, den Energieausweis und Exposétexte kümmert. Dank dieses Automatismus, der klare Arbeitsschritte und Verantwortlichkeiten vorgibt, müssen nur selten Rückfragen an Kollegen gestellt werden. Zudem ist ersichtlich, an welcher Stelle das Projekt steht und wo es eventuell hakt, etwa weil ein Grundbuchauszug auf sich warten lässt.

Auch bei der Einarbeitung neuer Mitarbeiter ist dieser selbsterklärende Prozessmanager eine große Hilfe. Gibt es dennoch Rückfragen, können die Mitarbeiter auf einen eigenen Messenger der Software zurückgreifen und darüber kommunizieren. Der Vorteil: Die Kommunikation ist unmittelbarer und wird in der Regel schneller übertragen als eine E-Mail.

Telefonverbindung mit einem Klick

Die Spezialsoftware, deren Firmensitz in Wien liegt, unterstützt außerdem Internet-Telefonie (Voice over IP, kurz VoIP), die ebenfalls einen großen Mehrwert beim mobilen Arbeiten bietet. Internettelefonie bedeutet, dass mobil arbeitende Angestellte über das Internet telefonieren. Zwei große Vorteile sind damit verbunden: Beim Telefonieren wird die Bürotelefonnummer übertragen, nicht die Handyoder private Telefonnummer. Das wirkt gegenüber den Maklerkunden professionell. Zweitens wird die Telefonrechnung des privaten Festnetzanschlusses der Angestellten nicht belastet. Gleichzeitig sind damit weitere praktische Vorteile verknüpft: Bei eingehenden Telefonaten erkennt die Software den Anrufer und öffnet seine Kontaktdaten am Bildschirm. Auch umgekehrt, aus der Software heraus, ist damit eine Arbeitserleichterung verbunden. Die Nutzer können über die Kundendaten durch Klicken auf einen Button eine InternetTelefonverbindung aufbauen. Gleichzeitig öffnet sich ein Aktivitäten-Fenster, in dem anschließend eine Gesprächsnotiz eingetragen werden kann.

Hilfreich für Angestellte im Home-Office sind die Erklärvideos mit dem Titel „OnOffice effizient nutzen“. Gerade wer noch nicht lange mit der Software arbeitet oder neue Aufgaben übernommen hat, kann sich hier schnell in-

formieren und muss sich nicht an erfahrene Kollegen wenden. Die bei YouTube hochgeladenen Videos erläutern zum Beispiel Tools wie die Adressvervollständigung, geben Tipps für die effiziente Suche nach E-Mails oder erklären den Anfragenmanager, der automatisiert eingehende Exposé-Anfragen bearbeitet.

Über das Erfolgscockpit von onOffice enterprise können Führungskräfte den Workflow auf einem Blick prüfen, vorausgesetzt sie verwenden den Prozessmanager. Auf diese Weise erhält die Firmenleitung Kennzahlen und Statistiken zur Effizienz: Auf Umsatzschwankungen und Kostentreiber kann frühzeitig reagiert werden. Mitarbeiter lassen sich besser gemäß ihren Stärken und Schwächen einsetzen. Insbesondere wenn der Großteil der Mitarbeitenden seit Wochen nicht im Büro ist, kurze Abstimmungen in der Küche oder am Kaffeeautomaten wegfallen, wird so ein Überblick über die wichtigsten Unternehmenskennzahlen aufrechterhalten. Auftragsvolumen und Produktivität der Angestellten im Home-Office sind über die Distanz hinweg ersichtlich.

Neuentwicklungen, die als Folge der Corona-Erfahrungen entstanden Selbstredend blieben die Softwareentwickler auch während der Pandemie nicht untätig und schufen neue Anwendungen, die insbesondere den wichtigen Erstkontakt mit Verkäufern und Kaufinteressenten, aber auch die Kommunikation innerhalb der eigenen Belegschaft vereinfachen. Mit ReadyToMeet lassen sich Videokonferenzen mit wenigen Klicks organisieren

Die entsprechenden Einladungen können mit onOffice enterprise per E-Mail oder Messenger verschickt werden. Dabei unterstützt die Technik alle gängigen Anwendungen wie Google Meet oder GoTo-Meeting. Für welche davon sich das Maklerbüro entscheidet, sollte von seinen Prioritäten abhängen. Manche Meeting-Anwendungen laufen über den Browser, für andere muss man sich eine kleine Datei herunterladen. Wieder andere Anbieter ermöglichen es, gemeinsam in Dokumenten zu arbeiten. Schließlich unterscheiden sich auch die Abo-Laufzeiten und Preise bei den einzelnen Videokonferenz-Systemen.

Dass den Technikern auch in den nächsten Monaten die Ideen und Verbesserungen nicht ausgehen, dafür sorgt alleine schon, dass auch die über 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von onOffice selbst jeden Tag mit der Software arbeiten und auch in ihrem Unternehmen nahezu alle seit Monaten im Home-Office sind. Durch die praktische Anwendung ergeben sich oft Verbesserungen und Vereinfachungen, von denen alle Nutzer profitieren.

Nicht zuletzt, weil seit über einem Jahr nahezu keine Branchenevents als Präsenzveranstaltung stattfinden, hat das Unternehmen außerdem verschiedene virtuelle Formate entwickelt, um über Neuentwicklungen, Tipps & Tricks sowie Branchenneuigkeiten zu informieren. Dazu zählt der monatlich stattfindende „immo. Talk“ sowie die „web.Con“ in der Anwender und Experten einmal im Quartal über Innovationen, neue Gesetze und mehr berichten.

139 Ausgabe 03|2022 Fotos: Adobe Stock

Digitalisierung im Facility Management nicht mehr wegzudenken

Round Table. In einer hochkarätig besetzten Diskussionsrunde sprechen Dirk Christophel (COO Simacek Facility Management), Michael Freitag (Geschäftsführer Sodexo Service Solutions Austria), Ingo Hörnecke (Betriebsleiter Reiwag), Michael Lackner (Geschäftsführer Dr. Sasse Gruppe) und Werner Moldaschl (Geschäftsführer Wisag) über die digitale Transformation im Facility Management.

Das Gespräch führte: Patrick Baldia

Wie weit fortgeschritten ist die Digitalisierung in der Facility Managementbranche?

Michael Freitag: Im kaufmännischen Bereich, wie etwa beim Reporting, wo es unter anderem darum geht, Kosteneinsparpotenziale offenzulegen, ist die Digitalisierung weit vorangeschritten. Da bringen digitale Tools einen wirklichen Wettbewerbsvorteil - auch gegenüber dem Kunden, dem man beispielsweise aufzeigen kann, wie er den Lebenszyklus eines Gebäudes optimieren kann. Bei den Facility ManagementDienstleistungen an sich steht der Mitarbeiter nach wie vor im Vordergrund. Auch wenn Themen wie Robotik im Kommen sind.

Dirk Christophel: Da muss man zwischen technischem und infrastrukturellem Facility Management unterscheiden. Im technischen Facility Management, wo etwa Gebäudeautomationslösungen betreut werden, ist die Digitalisierung viel weiter fortgeschritten. Auch weil dort digitale Tools leichter eingesetzt werden können. Im infrastrukturellen Bereich ist hingegen eine gewisse Ambivalenz auszumachen. Einerseits möchten Kunden Optionen aufgezeigt bekommen und wissen,

Dirk

was wir mit den gesammelten Daten machen können. Andererseits ist unser Eindruck, dass sie sich nicht ganz durchringen können, mit uns gemeinsam das Potenzial digitaler Tools auszuschöpfen.

Ingo Hörnecke: Die Digitalisierung ist in unserer Branche nicht mehr wegzudenken. Dabei spielen drei Faktoren eine Rolle. Einer davon ist Optimierung. Vom Markt kann man sich am besten absetzen, indem man die Qualität verbessert. Dazu muss man seine Kosten unter Kontrolle haben und auch wissen, wo man ansetzen kann, um diese zu reduzieren. Das geht wiederum nur über das Sammeln von Daten und deren Analyse. Und je länger die Baseline der Daten, umso mehr sprechen die Daten Ihre Sprache. Der zweite Faktor ist Kommunikation. Da sollte man nicht zwischen interner und externer Kommunikation unterscheiden. Digitale Tools helfen hier, schneller und vor allem transparenter zu kommunizieren. Der dritte Faktor ist Transparenz. Ihm wird noch nicht so viel Beachtung geschenkt. Hier geht es um Themen wie unter anderem digitalisierte Zeiterfassung oder Wartungsprotokolle.

140 ImmoFokus ImFokus
„Der größte Verhinderer des Datenaustausches ist die Datenschutzverordnung.“
Christophel, Simacek Facility Management

Ingo Hörnecke, Reiwag

Dass die Pandemie den digitalen Transformationsprozess zusätzlich beschleunigt hat, ist aus vielen Branchen zu hören. Gilt das auch für das Facility Management?

Michael Lackner: Ja, die Pandemie war in unserer Branche sicherlich ein Treiber, der die Digitalisierung um einige Jahre vorangebracht hat. Was den Status quo der Transformation betrifft, muss man zwischen den einzelnen Anbietern und den Kunden unterscheiden.

Intern schreitet die Digitalisierung unserer Prozesse rasant voran. Wenn es aber um den digitalen Roll-out bei unseren Kunden geht, gibt es bestimmt noch Aufholbedarf. Es wird künftig noch vieles geben, was wir uns jetzt noch gar nicht vorstellen können.

Werner Moldaschl: Wir haben vor allem gemerkt, dass im Zuge der Pandemie die Akzeptanz für die Digitalisierung wesentlich gestiegen ist. Die mittlerweile weit verbreitete Kommunikation über Videokonferenzen ist hier nur ein Beispiel. Allerdings ist es nicht immer so einfach, die Mitarbeiter von den Vorteilen, die die Nutzung digitaler Tools für sie bringt, zu überzeugen und etwa Reini-

gungsmitarbeitern, die gewohnt sind, Zettel auszufüllen, Tablets in die Hand zu drücken. Das ist nicht nur eine altersspezifische Frage. Am Ende des Tages gilt es natürlich, sowohl Kunden als auch Mitarbeiter so weit zu bringen, sich für die Möglichkeiten und Vorteile digitaler Tools zu öffnen.

Immer öfter kommen im infrastrukturellen Facility Management Roboter zum Einsatz. Werden sie früher oder später den Menschen ersetzen?

Christophel: Ich glaube, dass Roboter in der Reinigung noch sehr lange nicht in der Lage sein werden, menschliche Arbeitskräfte zu ersetzen. Das Einsatzgebiet ist einfach zu klein, als dass man von großem Optimierungsbeziehungsweise Einsparpotenzial sprechen könnte, da wir nicht so viele große Flächen haben. Aber sehr wohl können Roboter zur Qualitätssteigerung und Effizienzverbesserung beitragen. Im Bürobereich sehe ich das im Übrigen genauso.

Hörnecke: Wir sehen die Robotik – und wir als Reiwag haben zu dem Thema aufgrund

unserer Beteiligung an Lionsbot, einem Hersteller von Reinigungsrobotern aus Singapur, eine besondere Beziehung – nicht als Möglichkeit, um Mitarbeiter zu ersetzen. Sie soll sie vielmehr dabei unterstützen, die Qualität zu verbessern. Die Roboter können von langwierigen und monotonen Aufgaben entbinden. Währenddessen können die Mitarbeiter andere, wertvolle Dinge erledigen, um die Qualität der Dienstleistung zu steigern. Dazu gehört etwa, die Ecken und Kanten zu reinigen, was Roboter nach dem aktuellen Stand der Konstruktion noch nicht können.

Lackner: Auch die Dr. Sasse Gruppe setzt bereits Roboter von Lionsbot und anderen Herstellern ein. Drei davon sind beispielsweise auf einem bekannten Flughafen in England im Einsatz. Und zwar tagtäglich. Früher wurden die Flächen händisch vielleicht zwei, drei Mal pro Woche gereinigt. Aber jetzt hat man die Roboter und setzt sie auch ein, was natürlich die Qualität verbessert. Die Kollegen in England gehen sogar noch einen Schritt weiter: Am betreffenden Flughafen ist in der Nacht nur ein Terminal aktiv. Die anderen werden

141 Ausgabe 03|2022
„Die Mitarbeiter-Fluktuation ist aktuell auch im Reinigungsbereich enorm.“

den Facility Management

Michael Freitag, SSS Austria

geschlossen und das Licht wird abgedreht. Die Roboter reinigen also im Dunkeln. Und zwar 4.000 bis 5.000 Quadratmeter. Ein Mensch könnte das nicht. Reinigungsroboter schaffen also bereits jetzt Mehrwert.

Den Fachkräftemangel werden Roboter aber trotzdem so schnell nicht lösen können?

Moldaschl: Ich glaube, es wird mit der Digitalisierung bei uns so sein wie auch in anderen Branchen: Mitarbeiter mit keiner oder nur einer einfachen Ausbildung, die nicht dazulernen wollen, werden ersetzt werden. Wer sich dagegen fortbilden möchte, etwa im Bereich Gebäudetechnik und Digitalisierung, wird sehr wahrscheinlich einen sicheren Arbeitsplatz haben und beispielsweise an der Gebäudeleittechnik und Anlagen - auch von zu Hause aus - steuern.

Freitag: Man darf nicht vergessen, dass es alleine schon aufgrund der demographischen Entwicklung beziehungsweise der alternden Bevölkerung immer schwieriger werden wird, geeignete Arbeitskräfte zu finden. Da helfen digitale Lösungen, vor allem im Verwaltungsbereich. Aktuell, glaube ich, würde es grundsätzlich genug Fachkräfte geben, allerdings muss man sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren. Man muss gut bezahlen und insgesamt ein schönes Package

schnüren, das der Zielgruppe entspricht, weil künftige Generationen andere Anforderungen an uns als ihre Arbeitgeber haben werden als die, die heute für uns arbeiten.

Also wird es höherer Löhne bedürfen? Christophel: Wir befinden uns zweifellos in einer schwierigen Situation. Einerseits ist natürlich auch in unserer Branche der Schrei nach mehr Gehalt groß. Andererseits können wir nicht einfach die Löhne, und damit auch die Preise, anheben. Schließlich befinden wir uns in einem hart umkämpften Wettbewerbsmarkt. Wichtig wäre es, dass der Kunde Verständnis zeigt und einsieht, dass er, wenn er entsprechende Qualität haben möchte, dafür auch angemessen bezahlen muss.

Womit wir uns als Branche im Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel ein Eigentor schießen, ist unsere Positionierung, unser Image. Leider ist es nach wie vor so, dass sich jede Firma, die einen VW Caddy mit drei Besen und etwas Werkzeug im Kofferraum besitzt, als Facility Management-Dienstleister oder sogar als Facility Management-Serviceprovider bezeichnet. Das erleichtert die Suche nach Mitarbeitern nicht gerade.

Lackner: Im War for Talent müssen wir in der Facility Management Branche aktiver sein und

uns attraktiver präsentieren. Es geht wie bei allemm um Information und die richtige Kommunikation. Damit unsere Nachwuchstalente wissen, dass wir einen sicheren Arbeitsplatz bieten und sie sogar in der Reinigung digitale Apps steuern dürfen oder mit Robotern arbeiten können. Ein ganz wichtiges Thema sind für uns Lehrlinge. Wenn bei uns Mitarbeiter einen Lehrabschluss haben, dann haben sie den in der Regel nicht über den ersten Bildungsweg gemacht, sondern wir Arbeitgeber haben dafür gesorgt und sie dabei unterstützt. Gerade die Lehre lässt junge Menschen den ersten Schritt in eine Branche machen. Auch beim Thema Lehrlinge müssen wir uns am Arbeitsmarkt attraktiver präsentieren. Ich glaube, dass wir da über die Grenzen der eigenen Unternehmen hinaus zusammenarbeiten sollten, um Ideen zu entwickeln.

Christophel: Das sehe ich genauso. In Deutschland hat der Branchenverband GEFMA (für: „German Facility Management Association“) mit den Möglichmachern vor einigen Jahren eine Initiative gegründet, um die Branche bei potenziellen Mitarbeitern und Kunden bekannter zu machen. Die war sehr breit gefasst und wurde von vielen Dienstleistern unterstützt. In Österreich gibt es, was das Image der Branche betrifft, noch sehr viel zu tun, um vor allem von potenziellen Arbeitskräften positiver gesehen zu werden.

142 ImmoFokus ImFokus
„Bei
Dienstleistungen, steht der Mitarbeiter nach wie vor im Vordergrund.“

Ich würde hierzulande sehr gerne einen Weg mitgestalten, um dieses Image auf ein neues Level zu heben.

Hörnecke: Vom Fachkräftemangel ist nicht nur das Facility Management betroffen ist, sondern viele anderen Branchen auch. Egal, ob Empfangsdienste, Sicherheitsmitarbeiter oder Hotel- und Gastronomiemitarbeiter – die Leute wollen einfach viele Jobs nicht mehr machen. Gleichzeitig sagen aber auch viele Firmen: „Ich will mir den ganzen Aufwand der Ressourcenbeschaffung einfach nicht mehr antun.“ Denn die Fluktuation ist aktuell enorm. Das trifft unter anderem auch auf den Reinigungsbereich zu.

Wie reagieren Sie darauf?

Hörnecke: Wir sehen uns als Firma, die breiter aufgestellt ist als andere. So müssen wir auch in die Zukunft gehen. Wir sind nicht nur eine Reinigungsfirma. Wir sind ein Dienstleistungsbetrieb, der mit der Zeit und neuen Anforderungen wächst. Wir wollen uns, basierend auf unseren bestehenden

Fähigkeiten und Erfahrungen, aber auch durch Digitalisierung, Innovation und Lernen weiterentwickeln. Wir müssen uns vor Augen halten, dass wir uns gerade mitten in einem Veränderungsprozess befinden und die Chance haben, uns breiter aufzustellen.

Lackner: Man darf auch nicht vergessen, dass wir aufgrund der Digitalisierung um Mitarbeiter kämpfen, die in unserer Branche früher gar nicht tätig waren, wie IT-Spezialisten oder Projektleiter, die sich mit digitalen Prozessen auseinandersetzen. Auch Mitarbeiter für die Verwaltung, Buchhalter oder Finanzbuchhalter, die derzeit auch jeder zu suchen scheint, haben sich rar gemacht. In gewisser Weise verschärft die Digitalisierung also auch den Personalmangel.

Lassen Sie uns wieder näher an das Thema Digitalisierung rücken. Sind ergebnisorientierte Verträge, bei denen der Fokus auf dem Ergebnis liegt und nicht auf dem Abarbeiten einzelner Leistungen, wirklich

die bessere Basis für die Implementierung digitaler Services?

Freitag: Das wäre tatsächlich der Fall. Wir sehen das bei unseren internationalen Verträgen, die um Welten weiter sind als die auf nationaler Ebene. Da geht es beispielsweise darum, Inflation zu kompensieren, Kosten kontrollierbar und den Kunden am Ende des Tages wettbewerbsfähiger zu machen. Das Schlüsselargument, das man dem Kunden bieten kann, ist insgesamt Transparenz. Insgesamt gibt es in dem Zusammenhang am österreichischen Markt noch viel Luft nach oben.

Christophel: Ich bin überzeugt, dass sich der Markt stärker in Richtung Output-orientierter Dienstleistung entwickeln wird. Bei den Bestandskunden ist das aber noch nicht auszumachen. Viele denken sich möglicherweise, dass sie bislang ganz gut mit leistungsorientierten Verträgen gefahren sind, ein Vertrauensverhältnis zum Dienstleister aufgebaut haben, dass die Zusammenarbeit funktioniert und letztlich auch die Qualität passt. Bei neuen Kunden erkennt man aber gerade

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143 Ausgabe 03|2022
Digitalisiert statt kompliziert.
„Im War for Talent müssen wir als Branche aktiver sein und uns besser präsentieren.“
Michael Lackner, Dr. Sasse Gruppe

bei internationalen Unternehmen, dass das Top-Down-Prinzip wesentlich präsenter ist. Für die Anbieter bedeutet das, dass man sich am Wettbewerbsmarkt nur dann behaupten wird können, wenn man entsprechendes Datenmaterial zur Verfügung hat, das man entweder selbst generiert oder vom Kunden bekommen hat. Ansonsten wäre das ein Blindflug.

Lackner: Weil wir über War for Talent gesprochen haben: Damit sich der Kunde wohlfühlt (beziehungsweise die Mitarbeiter unseres Kunden) ist es wichtig, ein ergebnisorientiertes Vertragsverhältnis zu schaffen. Langfristig wird es sich auch in diese Richtung bewegen. Es wird aber noch dauern, man erkennt aber sehr wohl schon einen globalen Trend bei internationalen Kunden, die ergebnisorientierte Arbeitserfassung anzuwenden.

Es geht hier also um Überzeugungsarbeit beim Kunden?

Moldaschl: Das Mindset der Kunden muss auf jeden Fall geändert werden. In vielen Fällen arbeiten wir mit unseren Kunden, die überwiegend im Hotelbereich tätig sind, seit vielen Jahren zusammen. Mit manchen seit fast zwei Jahrzehnten. Da hat sich mittlerweile ein partnerschaftliches Verhältnis entwickelt. In der Pandemie war es so, dass wir in Österreich gemeinsam ein Notprogramm entwickelt haben. Nachdem keiner wusste, wie lange der

Lockdown dauern wird, haben viele Hotels den Betrieb runtergefahren, aber nur so weit, dass er schnell wieder hochgefahren werden kann. Die Anlagen konnten also nicht alle abgedreht werden. Eine Grundbetreuung war notwendig. Die Frage war nur: Was gehört dazu?

Wie sind Sie vorgegangen?

Moldaschl: Auch, wenn es die Verträge hergegeben hätten, dass wir die volle Pauschale verrechnen, haben wir das nicht gemacht. Wir haben gesagt: Der Kunde verdient nichts, da kann er uns auch nicht alles zahlen. Wir haben jedenfalls einen sehr schönen Mittelweg gefunden. Und jetzt, wo diese Kunden wieder zwischen 85 und hundert Prozent ausgelastet sind, danken sie es uns. Das gegenseitige Vertrauen ist durch die Pandemie jedenfalls gestiegen, daher will der Großteil der Kunden auch weiterhin mit uns arbeiten.

Muss man ESG und Digitalisierung gemeinsam denken?

Freitag: Die Digitalisierung erleichtert natürlich, den Kunden Daten zur Verfügung zu stellen. Wir arbeiten etwa schon seit Jahren mit Cloud-Lösungen, die wir mit Microsoftund IBM-Programmen abdecken, ebenso wie mit Supply-Chain-Programmen, wo auch die ESG-Komponente drinnen ist. Da wird etwa abgefragt, woher ein eingesetztes Produkt kommt, wie ethisch die Lieferkette ausgerichtet ist und so weiter. Bei den Kunden sehen wir, dass einige beim Thema ESG weiter sind als andere, weil sie Erfahrung mit konzerninternen Audits haben. Sie ziehen mit und fragen uns schon heute nach einschlägigen Daten. Für den Großteil der Kunden gilt das freilich nicht.

Hörnecke: Wir sehen bei unseren Kunden aus dem US-amerikanischen Raum, dass sie im ESG-Bereich mit ganz anderen Auflagen in der Datenbereitstellung arbeiten. Also ist das auch für uns ein Muss. Dabei kommt es einem oft so vor, als ob monatlich etwas dazukommt, was in den Berichten angegeben werden muss: Risk Assessment, Method Statements, Energieparameter und vieles mehr. Trotzdem können wir nicht sagen: „Nein, das machen wir nicht, das wird in Österreich nicht verlangt.“ Dem Kunden ist das egal, er muss diese Informationen bei seinen Quality-Audits liefern.

Lackner: Die Frage, die wir uns bereits vor vielen Jahren gestellt haben, ist, wie man es als Facility Management-Unternehmen schafft, CO2-neutral zu werden. Bei der Reinigung werden Materialien verbraucht und Verpackungen verwendet, das ist keine Frage. Ein weiterer und viel größerer „Posten“ in der CO2-

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„Als CyberangriffBetroffener, bin ich mir nicht sicher, ob eine gemeinsame Cloud eine gute Idee ist.“
Werner Moldaschl, Wisag

Bilanz ist aber, wie der Mitarbeiter aus seinem privaten Umfeld zum Arbeitsplatz kommt. Das können wir nur bedingt beeinflussen, wie etwa mit Jahreskarten für die öffentlichen Verkehrsbetriebe oder E-Fahrzeugen als Dienstwagen.

Moldaschl: Ich kann da nur an meine Vorredner anschließen: Teile der aus ESG abzuleitenden Maßnahmen werden durch die Digitalisierung unterstützt, es macht daher Sinn, die Themen gemeinsam zu denken. Da die meisten großen Immobilieneigentümer internationale Konzerne sind, wird uns gar nichts anderes übrigbleiben, als bei dieser Entwicklung mitzuziehen und sie auch eigenständig weiter voranzutreiben. Sofern wir diese Kunden behalten wollen.

Nicht nur in der Facility ManagementBranche wird häufig beklagt, dass zwar Unmengen an Daten gesammelt, diese aber nicht richtig genutzt beziehungsweise geteilt werden … Freitag: Das Sammeln von Daten ist natürlich aufgrund der Datenschutzgesetze ein sehr heikles Thema. In der Vergangenheit haben etwa die Auftraggeber oft vergessen, bei Ausschreibungen in die Verträge hineinzuschreiben, dass man die Daten in einem für andere CFM- oder ERP-Programme kompatiblen Format liefern muss. Davon waren wir betroffen, wie viele andere auch. Wir mussten von null beginnen und die Daten nochmals neu sammeln, was natürlich mit hohen Kosten verbunden war. Um das Problem zu lösen, müssten am Ende des Tages auch die Anbieter der diversen Soft- und Hardware-Lösungen mit ins Boot geholt werden.

Christophel: Wichtig wäre es, im Vertrag festzuhalten, wer die Datenhoheit hat und in welcher Form die Daten zur Verfügung stehen müssen. Das könnte vertraglich sicherlich schnell gelöst werden. Und einschlägige technische Lösungen gibt es ohnehin zuhauf. Der größte Verhinderer des

Datenaustausches ist die Datenschutzverordnung. Geht es beispielsweise in Richtung der Mitarbeiter und deren Verhalten bei der Arbeit, können wir Daten nur eingeschränkt auswerten und nutzen, ganz zu schweigen von der Weitergabe.

Wäre eine eigene Cloud für das Facility Management wünschenswert?

Christophel: Da wäre ich absolut dafür, weil das unsere Arbeit um einiges erleichtern würde. Die Frage ist nur: Wie wird diese Cloud aufgesetzt werden? Wir kennen ja alle die Problematik der Cybersicherheit. Eine Cloud müsste hundertprozentig sicher sein.

Hörnecke: Ich habe hier einen etwas anderen Zugang: Ich glaube man sollte zuerst einmal im Vertrag festhalten, welche Parameter relevant sind beziehungsweise was überhaupt gemessen werden soll – auch, um nicht Unmengen an nicht benötigten Daten sammeln zu müssen. Die Amerikaner arbeiten mit KPI, also Schlüsselindizes, anhand derer festgestellt werden kann, ob die vertraglich

geregelten Anforderungen des Kunden erledigt wurden. Gleichzeitig muss im Vertrag auch geregelt werden, wie der Kunde zu den Daten kommt. Und ich gebe Herrn Christophel Recht, dass da die Datenschutzgesetze noch sehr statisch aufgesetzt sind.

Moldaschl: Als Betroffener vom Thema Cyberangriffe bin ich mir nicht so sicher, ob eine gemeinsame Cloud wirklich so eine gute Idee ist. Hundertprozentige Sicherheit gibt es da ja nicht, was wir – wie unzählige andere Betroffene – erst lernen mussten. Das zweite Thema, das mich beschäftigt: Wenn man Daten anderen zur Verfügung stellt oder teilt, dann müssen sie auch klar definiert sein. Jeder, der darauf zugreift, muss wissen, was sie aussagen. Sonst haben sie keinen Wert. Als Gegner von Datenfriedhöfen bin ich auch dafür, dass nur jene Daten gesammelt werden, die auch wirklich benötigt werden.

Zwischen den Zahlen lesen.

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Abriss nur als Ultima Ratio

Schwarz-Weiß-Denken nicht erlaubt. Wie gehen wir mit dem Gebäudebestand um, der nicht kreislauffähig gebaut wurde? Welche Hürden und Hebel bewegen nachhaltiges Sanieren? Diesen und weiteren Fragen ging das Expertenpanel beim dritten Virtuellen Baustammtisch von Austrian Standards nach.

Kreislaufwirtschaft ist im Bausektor ein Schlüsselelement für den klimaschonenden Ressourcenverbrauch. Mittlerweile sollte die Langlebigkeit und Recyclingfähigkeit schon in die Planungsphase von Neubauten einfließen. Auch das Abfallaufkommen kann mit geschlossenen Baustoff- und Baumaterialkreisläufen verringert werden. Fünf Experten gingen unter anderem der Frage nach, wie mit dem Gebäudebestand umgegangen werden soll, der nicht kreislauffähig geplant und gebaut wurde.

Diesmal am Podium des dritten virtuelle Baustammtisch: Peter Bauer, stellvertretender Vorsitzender Sektion Ingenieurkonsulenten der Kammer der ZiviltechnikerInnen für Wien, Niederösterreich und Burgenland, Georg Hofmann, Experte für Digitalisierung & Regulative, DoTank Circular City, Stadt Wien, Armin Knotzer, Projektleiter bei AEE INTEC,

Peter Bauer, Kammer der ZiviltechnikerInnen für Wien, Niederösterreich und Burgenland

Vorstand renowave.at, Thomas Pipp, Fachreferent der Österreichische Bundesbahnen (ÖBB), und Franz Schwendemann, Teamleiter OFM Gebäudedaten & -zustände, Bundesimmobiliengesellschaft (BIG).

Abriss ist die Ultima Ratio

In diesem Punkt ist sich das Panel sofort einig: Beim nachhaltigen Planen, Bauen und Sanieren gibt es nicht nur schwarz und weiß, richtig und falsch. Wir müssen die Grauzonen nutzen.

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„Zwischen Sanierung, Rückbau oder Abriss gibt es jede Menge Graubereiche.“

Einigkeit herrscht auch darüber, dass der Abriss letzte Wahl sein sollte.

So betont etwa Peter Bauer: „Zwischen Sanierung, Rückbau oder Abriss gibt es jede Menge Graubereiche, zum Beispiel die Adaptierung der Flächen in jeder Schattierung von sanft bis radikal. Die Umnutzung ist aus meiner Sicht sehr wichtig und ich glaube, dass sich das Feld Nachhaltigkeit in dieser gesamten Bandbreite aufspannt.“ Im direkten Vergleich sei die Sanierung in der Regel nachhaltiger als jeder Abriss.

„Wir stehen tagtäglich vor dem Entscheidungsdilemma: Sanierung oder Rückbau“, berichtet Franz Schwendemann aus der Praxis. „Dabei sind drei Faktoren zu bedenken: Der kulturhistorische Wert – ist er hoch, wird ein Rückbau nicht stattfinden. Die Sanierung ist aber auch auf stabile Gebäudestrukturen angewiesen. Ein sehr wesentlicher Faktor ist zudem die Möglichkeit einer Umnutzung. Ich denke, wir am Podium sind uns einig, dass nach der Sanierung ein Umbau oder wenigstens Rückbau das Ziel sein sollte und der Abriss nur die

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„Es ist auch eine Frage der Kostenwahrheit.“
Franz Schwendemann, Bundesimmobiliengesellschaft BIG

Ultima Ratio ist. Das ist aber auch eine Frage der Kostenwahrheit.“

Jedes Gebäude ist eine Rohstoffquelle Für Bauer sind Bestandsgebäude wertvolle Rohstoffquellen: „Wir dürfen alte Gebäude nicht mehr als etwas Lästiges empfinden. Für ihre Errichtung wurde bereits viel CO2 ausgestoßen. Insofern tut es weh, wenn Stahlbetongebäude noch immer einfach abgerissen werden. Gründerzeithäuser sind zum Beispiel

fantastische Gebäude, aber ihre Wärmedämmung ist nicht optimal. Hier gibt es nicht nur zwei Lösungen, null oder hundert. Auch in Bezug auf Behaglichkeit müssen wir die Grauzonen nutzen. Wenn ein Gebäude seit hundert Jahren bewohnt ist, braucht es dann wirklich unbedingt plötzlich einen modernen Schallschutz?“ Traditionelle Holzverbindungen, die ohne Nägel auskommen, sind für Bauer ein weiterer Schritt am Weg in die Kreislaufwirtschaft. „Solche Technologien wurden leider

aufgegeben, weil die handwerkliche Tradition aufgegeben wurde. Aber heutige Maschinen könnten das wieder, und zwar mit einer unglaublichen Präzision und Geschwindigkeit. Wir können sehr viel aus der Geschichte und von traditionellen Techniken lernen.“

Georg Hofmann kann in diesem Punkt nur zustimmen: „Wenn wir sanieren, dann ist die Frage immer auch wie wir sanieren. Auch für den Bestand brauchen wir nachhaltige Materialien und neue Verbindungsstoffe statt Verklebungen, um in die Kreislaufwirtschaft einzusteigen. Wiederverwendung und zumindest die stoffliche Wiederverwertung müssen das Ziel jedes Bauprojekts sein. Das ist eine große Herausforderung, die einfacher zu meistern wäre, wenn wir genau wüssten, welche Massen und Materialien wo verbaut sind.“

Problemzone Verbundmaterialien Hinter einer Bestandsaufnahme steckt großer Aufwand, weiß Franz Schwendemann. Derzeit sei die energetische Bewertung aller Gebäude im Bestand in Vorbereitung: „Das ist durchaus

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ImFokus
„Auch für den Bestand brauchen wir nachhaltige Materialien und neue Verbindungsstoffe statt Verklebungen, um in die Kreislaufwirtschaft einzusteigen.“
Georg Hofmann, DoTank Circular City, Stadt Wien

eine Anstrengung, sollte aber relativ zeitnah passieren können, um dann festzulegen, wo eine Nachrüstung nötig ist.“ Problemzonen sieht auch er bei den Verbundmaterialien in den Fassaden und Fenstern, bis hin zu Tragkonstruktionen. Um solche Bauteile sinnvoll im Materialkreislauf zu behalten, werde man noch „ein gewisses Gehirnschmalz“ benötigen. Ein Teil der Lösung sieht Schwendemann im Deponierungsverbot für bestimmte Baustoffe. Eine Verschärfung sei in den nächsten Jahren zu erwarten, wodurch der Kostendruck bei der Entsorgung steigen werde.

Thomas Pipp teilt diese Meinung und ist sicher, dass es künftig viel mehr Initiativen im Sinne

Rechnet sich.

der Kreislaufwirtschaft geben werde. Nachhaltige Baustoffe und Teile zumindest zu recyceln und einem neuen Baustoff zuzuführen statt sie zu deponieren oder einzugraben, werde eine ganz neue Sparte der Bauwirtschaft entstehen lassen – inklusive der Zertifizierungen dieser Baustoffe.

Kostenwahrheit und gemeinsames Mindset Für Armin Knotzer sind allerdings viele Bemühungen der Gegenwart nicht ausgereift: „Solange wir nicht wissen, in welchem Bestand wir welche Maßnahmen setzen wollen, und konkrete Ziele fehlen, sind viele Initiativen zumindest ineffizient. Es fehlt ein umfassender

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„Das Recyceln nachhaltiger Baustoffe wird neue Sparten in der Bauwirtschaft entstehen lassen – inklusive der Zertifizierungen dieser Baustoffe.“
Thomas Pipp, Österreichische Bundesbahnen

Information

Der 3. Virtuelle Baustammtisch fand am 4. Mai unter dem Titel „Rückbau oder Sanierung, was ist wirklich nachhaltiger?“ statt. Die Veranstaltung wurde von Austrian Standards durchgeführt – gemeinsam mit dem ImmoFokus und der Kammer der ZiviltechnikerInnen für Wien, Niederösterreich und Burgenland.

Plan, das Gesamtbild, und ich glaube, es fehlt der politische Wille.“ Georg Hofmann gibt zu bedenken, dass es eine sehr große Vielfalt an Bewertungsmatrizen und Bewertungssystemen gebe. „Deswegen ist es auch noch einmal wichtig, hier wirklich zielorientiert die tatsächlichen Kennzahlen zu evaluieren.“

Knotzer sieht deutlichen Handlungsbedarf: „Da gibt es sicher Diskrepanzen, auch in der Methodik. Und ich gebe Ihnen völlig recht, aber ich denke, viel wichtiger sind Ziele, die man definieren muss. Dann wird man auch die Methoden finden. Man weiß ja gar nicht genau, warum gewisse Vorgaben und Kennzahlen, wie die in der EU-Taxonomieverordnung,

überhaupt definiert wurden, wenn das große Ziel fehlt.“

Peter Bauer ergänzt: „Um die Ziele zu erreichen, brauchen wir aber auch Lenkungsmittel. Ich hoffe sehr auf eine entsprechende Gesetzgebung inklusive Kostenwahrheit. Im Mietrechtsgesetz sind alle Kosten im Zusammenhang mit Energie einfach auf die Mieter zu wälzen. Nötig sind aber Modelle, die alle Kosten auch im Sinne der Umweltbelastung in die Lebenszyklusberechnung einkalkulieren und Auftraggeber motivieren, langfristig zu rechnen. Wir brauchen wirklich ein großes Gesamtbild mit wenigen, aussagekräftigen Kennzahlen, die uns Richtlinien vorgeben.

Voraussetzung ist das Mindset, dass Nachhaltigkeit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die wir gemeinsam erledigen müssen.“

Sanierung bedeutet: Kompromisse finden Ein Stolperstein für die nachhaltige Sanierung oder Adaptierung sind auch immer wieder die technischen Möglichkeiten. „In Zeiten von Wohnraumknappheit möchte man verdichten. Wenn ein Dachgeschossausbau oder mehrere Geschosse aber aus technischen Gründen nicht von der vorhandenen Substanz getragen werden können, bleibt nur ein Rückbau. Gerade im Wohnungsbereich wird Verdichtung wahrscheinlich in den nächsten Jahrzehnten

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fehlt ein umfassender Plan, das Gesamtbild, und ich glaube, es fehlt der politische Wille.“

Armin Knotzer, AEE INTEC, Vorstand renowave.at

ein Riesenthema sein“, erklärt Schwendemann. Hoffmann ergänzt: „Nicht nur in den bestehenden Städten, sondern vor allem auch in den Stadterweiterungsgebieten.“

Beim Thema nachhaltige Sanierung sei es deshalb sinnvoll, die Grauzonen auszunutzen und in Verhandlung zwischen Behörden und Partnern, wie Arbeitsinspektorat, Feuerwehr, Baupolizei und Denkmalschutz, sowie unter Wahrnehmung der Interessen von Mieterinnen und Mietern alle rechtlichen Möglichkeiten auszuloten, um die beste Lösung zu finden. Die Basis sei ein „für alle gerade noch tragbarer Kompromiss“, so Schwendemann. Dass gerade in solchen Grauzonen viele Haftungsfragen aufkommen können, sieht nicht nur Schwen-

demann als Hürde. Umso wichtiger sei die umfassende Expertenberatung bei jedem Projekt.

Bewährtes schätzen, aber auch überdenken Abschließend steht für alle Diskutanten fest: Wenn wir nicht jetzt umdenken und in nachhaltige Gebäude investieren, werden spätestens die nächsten Generationen einen hohen Preis zahlen müssen. Was fehlt, sei eine gesicherte Datenlage über den Bestand und die Definition eines großen Gesamtziels. Um in eine kreislauffähige Wirtschaft zu gelangen, sind bewährte Technologien ebenso gefragt wie Innovationen. Letztlich werden wir nicht nur Kennzahlen und Berechnungsmodelle, sondern auch unsere Ansprüche überdenken müssen.

Immobilien-Know-Wow!

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„Es

Den Naturgewalten ausgesetzt

Round Table. Drei Diskutanten tauschten sich zu den Themen Dach, Fenster, Beschattung und Fassade aus, den Gebäudeteilen, die jederzeit Sonne, Wind und Wetter trotzen müssen. Technische Neuerungen, ESG und Wartungsmöglichkeiten standen dabei im Vordergrund.

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ESG wird immer mehr zum Thema“, so Stephan Messner, Prokurist von AluKönigStahl. „Deswegen sehen wir einen starken Trend in Richtung Energiegewinnung über die Fassade.“ Roland Pinz, Managing Director der CC Real, sieht das aus Facility-Management-Sicht: „Es macht Sinn, einen Teil der Fassade zur Energienutzung zu verwenden, aber nur, wenn die technischen Parameter ausgereift sind. Da muss man Acht geben, dass es nicht zum Green Washing kommt. Viele unserer Investoren fragen beispielsweise Grünstrom nach, aber Fakt ist, dass gar nicht so viel Grünstrom produziert werden kann, um den Bedarf zu decken. Also kauft man Zertifikate, z. B. aus Skandinavien ein, das geht am Sinn vorbei.“

Messner hakt in das Thema ein. „Beim Neubau wird es sowohl den Einsatz von Grünstrom als auch den Zukauf von Zertifikaten geben, weil

es hilft, die ESG-Kriterien zu erfüllen.“ Messner gibt zu bedenken, dass man nicht aus jedem Projekt ein ESG-konformes Projekt machen kann. Für ihn ist auch der Einsatz von Holz so ein Thema. „Ich sehe diesen schnellen Trend zum Holz auch ein wenig als Greenwashing, dennoch sieht man ganz klar, dass jeder, vom Auftraggeber bis zum Endkonsumenten, diesen Werkstoff gerne mag. Ressourcentechnisch ist und bleibt die Abholzung ein Problem.“

Andreas Klotzner, Geschäftsführer von Valetta bringt einen weiteren Trend ins Rennen, den Textilsonnenschutz auf der Fassade. „Wenn die Sonne wieder freundlich lacht, dann wollen alle gleichzeitig einen Sonnenschutz. Und, keine Frage, ohne diesen heizen sich die Räume viel stärker auf. Die neuen Außenrollos aus Stoff sind schienengeführt und müssen alle Wetterkapriolen aushalten.“ Messner ergänzt,

dass sich auch die Zippmarkisen derzeit großer Beliebtheit erfreuen. Es wird nachgefragt, aus welchem Material diese gefertigt werden. Klotzner ergänzt, dass diese aus Glasfaser gefertigt werden. Es entbrennt eine Diskussion über die Nachhaltigkeit des Materials, da es nicht verrottet. Es gilt bei der Entsorgung als Sondermüll und muss verbrannt werden. Klotzner ergänzt, dass auch schon spezielle recyclingfähige Gewebe auf den Markt kommen.

Markisenstoffe halten 10 bis 20 Jahre, je nach Verarbeitung. Klotzner wirft ein, wie wichtig es wäre, die Bauherren in diesem Bereich zu schulen. „Eine Beschattung kann und sollte man warten, das erhöht ihre Lebensdauer. Leider ist die Beschattung so lange im Einsatz, bis sie kaputt ist.“ Er ergänzt, dass es früher üblich war, Teile auszutauschen, und dass dies bei Valetta immer noch möglich ist. Messner ergänzt,

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„Die Lebensdauer von Fenstern und Sonnenschutz kann durch das Verwenden von Systemprodukten und regelmäßige Wartungen verlängert werden.“

dass teilweise die Motoren oft komplett ausgewechselt werden, obwohl diese mit einfachen Ersatzteilen wieder flott zu bekommen wären.

Sonderfall Glasdächer

Pinz bringt den Sonderfall Glasdächer ins Rennen. „Da ist die Beschattung einerseits durch die vermehrte Hitzeentwicklung eine besondere Notwendigkeit, andererseits auch eine große Herausforderung, denn dunkel will es niemand haben. Als Beispiel bringt er ein Objekt bei Wien Mitte: „Dort ist die Beschattung nicht energieeffizient, sie hält nur das Sonnenlicht ab. Nun suchen wir eine Lösung für unsere Glasdächer.“ Klotzner bringt als Beispiel die Beschattung der Glasdächer in der Linzer Pluscity. „Da wird die Luft zwischen Glasdach und Beschattung abgesaugt, weil sie sich dort am stärksten erhitzt.“ Zusätzlich wird sie beduftet, damit eine angenehme Atmosphäre erzeugt wird. Pinz bedauert, dass bei der Millennium City keine Außenabdeckungen möglich sind, da sie dem Wind und Düseneffekt zu stark ausgesetzt ist.

Hauptaugenmerk Kühlung

„Da schon mehr Energie zum Kühlen als zum Heizen gebraucht wird, werden die Außenbeschattungen immer wichtiger“, so Klotzner. Messner ergänzt, dass beim Neubau die Beschattung bereits fixer Bestandteil der Planung von Fenster- und Fassadenkonstruktionen ist.

Generell muss man damit rechnen, dass die Betriebskosten bei älteren Projekten nach oben schießen. „Man muss zwischen Wohnen und Büro unterscheiden“, wirft Klotzner ein. „Wir haben es noch nicht geschafft, eine Anlage so zu programmieren, dass es für alle passt, da oft Frauen und Männer ein unterschiedliches Wärme-/Kälteempfinden haben.“ Auch die Abwärme durch Computer und Geräte wird immer mehr zum Thema, vor allem bei großen Büroflächen. Da gibt zu wenig die Möglichkeiten, die Zonen unterschiedlich zu heizen, viele stören sich auch an Deckenkühlungen und Lüftungsauslässen. „Der Trend geht wieder zu kleineren Büroräumen. Damit bekommt der Nutzer mehr Individualität bei z. B. der Temperatureinstellung“, so Messner. Klotzner ergänzt, dass das hybride Arbeiten die Nutzung der Büroflächen weiter verändern wird.

Beschattung

Die Diskutanten sind sich einig, dass vermehrt sommertauglich gebaut werden muss. Sonnen- und Sichtschutz sind zwar schon

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„Da schon mehr Energie zum Kühlen als zum Heizen gebraucht wird, werden die Außenbeschattungen immer wichtiger.“

ESG-Zertifikate bekommt man im Officebereich keine internationalen Mieter eingemietet, da scheiden die Objekte bereits am Papier aus.“

lange Standard, dennoch gibt es derzeit einen Paradigmenwechsel: Der Sonnenschutz wird schon standardmäßig mitgeplant. Auch hier zeigt sich der Trend zum modularen Bau, Systemprodukte werden immer wichtiger. Doch, so führen die Diskutanten an, muss man in der Planung früh wissen, was gewollt und ge-

braucht wird und dass man dem Nutzer nicht die volle Freiheit lassen darf, da das die Kosten hinauftreibt.

Dach und Fenster „Fassade und Dach sind die Seele des Gebäudes“, so Pinz. „Aber auch die Schwachstelle,

z. B. wenn dort Schäden auftreten. Ist das Gebäude außerhalb der Gewährleistung, stehen hohe Kosten für Wartung und Reparatur ins Haus.“ Messner ergänzt, dass speziell Fenstern in puncto Qualität häufig wenig Beachtung geschenkt wird und auch die Wartung dieser vernachlässigt wird. „Bei Fenstern ist es wichtig, diese ideal einzustellen, um sie leicht bedienen zu können und damit sie auch bauphysikalisch funktionieren.“ Klotzner wirft ein, wie wichtig es ist, sich zu überlegen, wo man die Fenster kauft, und sich zu fragen, woher bei Schäden Ersatzteile kommen. „Kauft man Fenster aus einer heimischen Produktion, bleibt die Wertschöpfung im Land, und man kann einzelne Teile immer wieder austauschen. Bei Produkten aus dem Ausland kann es sein, dass man weder Wartung noch Service erhält und schlussendlich teuer kauft.“

Die Diskutanten einigen sich darauf, dass man umdenken muss und mit dem Investor, dem Planungsunternehmen, dem Facility Management, dem Beschattungsunternehmen und Fassadenbauer vorab an einem Tisch sitzen und die Themen der Wartung und Erhaltung besprechen sollte.

ESG-Kriterien

Pinz meint, dass alles nur mehr in Richtung Zertifizierungen geht: „Die Banken haben das ESG-Thema in den Finanzierungen, und im Officebereich bekommt man ohne Zertifikate keine internationalen Mieter mehr ins Büro. Da scheiden die Objekte bereits am Papier aus, unabhängig von der Lage.“

„Ein Gebäude soll ja nachhaltig genutzt werden können“, bestätigt Messner. „Es braucht kreislauffähige und ökologische Materialien, die man reparieren, reinigen und am Ende 1:1 wiederverwerten kann.“ Klotzner ergänzt, dass Aluminium schon sehr lange recycelt wird. Für Messner wäre es wichtig, dass man mehr Effizienz in die Produkte bringt und Gebäude zum Materiallager werden.

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„Ohne

Zum Autor Berthold Hofbauer ist Partner bei Heid & Partner Rechtsanwälte. Seine Spezialgebiete sind Vergaberecht, Vergabe-Compliance und Nachhaltigkeitsrecht (insbesondere Green Public Procurement). Zudem ist er Herausgeber des Kommentars zum Vergaberecht „BVergG 2018“ und der Fachzeitschrift „Nachhaltigkeitsrecht“.

Zertifizierte Mineralwolle als Pflicht der nachhaltigen Vergabe

Kommentar: Berthold Hofbauer

Zunächst ist festzuhalten, dass nach der Grenzwerteverordnung „nichtfreigezeichnete“ Mineralwolle den normativ verankerten Verdacht innehat, krebserzeugendes Potenzial zu besitzen. Nur „freigezeichnete“ Mineralwolleprodukte gelten gesetzlich als unschädliche Arbeitsstoffe; der „Freizeichnungsnachweis“ kann wiederum mittels Gütezeichen erbracht werden (zum Beispiel das RAL-Gütezeichen und das EUCEB-Markenzeichen). Die Verwendung nichtfreigezeichneter Mineralwolle steht somit im direkten Konflikt mit dem EU-Primärrecht, das potenzielle Schadstoffe auf ein Maß reduzieren möchte, das unschädlich für Mensch und Umwelt ist: das sogenannte Vorsorgeprinzip. Demnach ist im Ermessensfall (wenn also eine Wahlmöglichkeit besteht) immer einer Maßnahme der Vorzug zu geben, die dem Schutz der menschlichen Gesundheit und/oder der Umwelt förderlich ist.

Umweltgerechtheit der Leistung

In vergaberechtlicher Hinsicht schlägt dieses Vorsorgeprinzip gleich mehrfach durch und verpflichtet den öffentlichen Auftraggeber im Ergebnis dazu, nur freigezeichnete Mineralwolleprodukte zuzulassen. So ist bei Ausschreibungen zwingend auf die „Umweltgerechtheit der Leistung“ Bedacht zu nehmen. Nichtfreigezeichnete Mineralwolle ist jedoch als „gefährlicher Abfall“ iSd AVVO zu qualifizieren (potenzielle Gefahr für die Gesundheit und/oder die Umwelt), der ähnlich den Vorgaben für asbesthaltige Abfälle entsorgt und abgelagert werden muss. Darüber hinaus kann im Vergabeverfahren auch auf sozialpolitische Belange Bedacht genommen werden. Öffentliche Auftraggeber haben somit die gesetzliche Möglichkeit, im Rahmen der Auftragsvergabe auf ein weites Spektrum sozialer Anliegen Rücksicht zu nehmen. Ein derartiges soziales Anliegen ist zweifellos auch die Gewährleistung einer höchstmöglichen Sicherheit der Arbeitnehmer.

Substitutionsgebot

Die Verwendung von nichtfreigezeichneten Mineralwolleprodukten mit einer – gesetzlich verankerten – potenziellen karzinogenen Gefahr

steht der Verwirklichung dieses wichtigen sozialpolitischen Aspekts diametral entgegen. Darüber hinaus hat die öffentliche Hand zwingend das aus dem Arbeitnehmerschutz stammende „Substitutionsgebot“ zu beachten, wonach krebserzeugende Arbeitsstoffe nicht verwendet werden dürfen, wenn mit vertretbarem Aufwand ein gleichwertiges Arbeitsergebnis mit nicht gefährlichen Arbeitsstoffen erreicht werden kann, ¬ gegenständlich beispielsweise die Heranziehung von zertifizierter Mineralwolle anstelle von „nicht nichtfreigezeichneter“ Mineralwolle. Im Ergebnis ist der öffentliche Einkauf nicht freigezeichneter Mineralwolleprodukte mit einer sozialen Beschaffung („potenziell karzinogenen Gefahr“) und einer umweltgerechten Beschaffung („gefährlicher Abfall“) nicht in Einklang zu bringen beziehungsweise ist der Beschaffung von freigezeichneter Mineralwolle somit klar der Vorzug zu geben.

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Fotos: Michael Büchling, Adobe Stock

Zum Autor

David Suchanek ist Partner bei der Niederhuber & Partner Rechtsanwälte und seit 12 Jahren im Bereich des Umweltrechts tätig. Seine Tätigkeitsschwerpunkte liegen im Produkt- und Abfallrecht sowie im Anlagenrecht.

Rechtssicher Dämmen

Vorliegender Beitrag zeigt zwei wichtige Aspekte im Hinblick auf Mineralwollen (Glas- und Steinwolle) auf, die es beim Einbau sowie bei einem künftigen Rückbau dieser Materialen für Bauherren und Baufirmen zu beachten gilt. Und eines kann schon vorweggenommen werden: Die Verwendung von Mineralwolle mit anerkannten Gütezeichen macht Bauen rechtssicherer.

Zunächst ist ein Blick in das europäische Chemikalienrecht sowie das österreichische Arbeitnehmerschutzrecht geboten. Beide Regelungsregime stufen Mineralwolle grundsätzlich als Material ein, das unter dem Verdacht steht, krebserzeugendes Potential zu besitzen. Gleichzeitig normieren diese Regelungen aber auch Ausnahmen. Ist eine dieser Ausnahmen erfüllt, besteht der Verdacht auf krebserzeugendes Potential nicht. Mineralwolleprodukte, die mit dem RAL-Gütezeichen oder dem EUCEB-Markenzeichen gekennzeichnet sind, belegen, dass eine dieser Ausnahmen besteht und somit kein Verdacht auf krebserzeugendes Potential gegeben ist.

Arbeitnehmerschutz

Unabhängig davon, dass man als Bauherr wohl nur solche Produkte einbauen möchte, die nicht unter dem Verdacht stehen, krebserzeugendes Potential zu haben, gibt es auch eine Regelung, die dies verbietet: §42 des Arbeitnehmerschutzgesetzes in Verbindung mit

§11 Grenzwerteverordnung 2021 normiert nämlich ein sogenanntes Substitutionsgebot. Konkret bedeutet das, dass Mineralwolleprodukte, die den Freibeweis, wie zum Beispiel durch eines der genannten Gütesiegel, nicht erbringen können, nicht von Arbeitnehmern eingebaut werden dürfen. Liegt keines der Gütezeichen vor, müsste ein aufwendiger Freibeweis angetreten werden, der wohl nur schwer erbracht werden kann. Diese Regelung ist an die ausführenden Bauunternehmen als Arbeitgeber adressiert, bei deren Nichteinhaltung Verwaltungsstrafen drohen.

Abfallrechtliche Vorgaben Auch im Abfallrecht (wenn das Gebäude saniert oder rückgebaut wird) kommt es wieder darauf an, ob das ursprünglich eingebaute Mineralwolleprodukt eine der Ausnahmen erfüllt, also nicht dem Verdacht unterliegt, krebserzeugendes Potential zu haben. Anhang 2 Abfallverzeichnisverordnung 2020 ordnet Abfälle von Mineralwollen, die mit dem RAL-Gütezeichen oder dem EUCEB-Markenzeichen gekennzeichnet sind, der nicht gefährlichen Abfallart SN31416 zu. Abfälle von Mineralwollen, die diesen Nachweis nicht erbringen können, unterliegen im Zweifel der Einstufung als gefährlicher Abfall und damit strengeren Anforderungen bei ihrer Entsorgung als nicht gefährlicher Abfall. Es liegt auf der Hand, dass die strengeren Vorgaben für gefährliche Abfälle zu höheren Entsorgungskosten führen können.

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Kommentar: David Suchanek Fotos: Michael Büchling, Adobe Stock
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Örag sichert sich Copa Real 2022

Copa Real 2022. In einem packenden Finale bezwang der diesjährige Champion

Teamneunzehn in der Verlängerung mit 3:2. Vorjahressieger Buwog setzte sich im Spiel um Platz drei gegen Glorit mit 3:0 durch.

Zwei Wochen vor dem Champions League Finale und wenige Tage vor dem Endspiel der Euro League wurde in der Westside Soccer Arena um den wichtigsten und prestigereichsten Fußballpokal der heimischen Immobilienbranche gespielt: den Copa Real. 17 Teams waren bei traumhaftem Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen in Wien-Penzing angetreten und schnell war klar, dass das hohe Niveau der Vorjahre heuer nochmals übertroffen werden sollte. Viele Mannschaften hatten sich akribisch vorbereitet, der Kreis der Favoriten war nicht kleiner geworden. Kurz: Es war angerichtet. Einem weiteren fußballerischen Highlight stand nichts im Wege.

In der Gruppe A fegte Teamneunzehn durch die Vorrunde und ging in sieben von acht Spielen als Sieger vom Platz und das bei keiner einzigen Niederlage. Besonders erwähnenswert waren unter anderem ein 11:2 gegen Colliers, ein 8:1 gegen Wieninvest sowie ein 6:0 gegen

Planradar. Ebenfalls in starker Form präsentierte sich Titelverteidiger Buwog, der die Vorrunde mit sechs Siegen, einem Unentschieden und einer Niederlage beendete. Letztere fiel denkbar knapp aus: Im ersten großen Highlight des Nachmittags musste sich das Team des Wohnbauspezialisten Teamneunzehn mit 5:6 geschlagen geben. Davor zeigte man unter anderem Colliers (12:0), Wieninvest (10:3) und Auris (6:1) doch recht deutlich die Grenzen auf. Aber auch 3SI Immogroup, Otto Immobilien und TPA erhoben in Gruppe A sichtbaren Anspruch auf den Titel.

Als absolut titelwürdig präsentierte sich in der Vorrunde in Gruppe B mit sieben Siegen in sieben Spielen die Örag, die erfreulicherweise von einer Frau verstärkt wurde. Diese erwies sich als alles andere als eine Lückenfüllerin und setzte immer wieder spielerische Akzente. Besondere Verstärkung holte sich im Übrigen auch die Wieninvest: Wenngleich Austria

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ImFokus 160 ImmoFokus 3SI IMMOGROUP 6B47 AON AURIS BUWOG CC REAL COLLIERS EHL EY GLORIT ÖRAG IMMOBILIEN OTTO IMMOBILIEN

Wien-Legende und Jahrhunderttorschütze Felix Gasselich, wie er dem ImmoFokus im Interview verriet, mit seinem Auftritt alles andere als zufrieden war. Er gelobte, beim nächsten Mal mehr zu trainieren, woraus zu schließen war, dass er wohl einen längerfristigen Vertrag bei der Wieninvest unterschrieben hatte.

Halbfinal-Ticket gebucht Neben der Örag waren in der Vorrunde in Gruppe B auch Glorit und 6B47 stark unterwegs. Sie mussten sich nur zwei Mal geschla-

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PLANRADAR TPA WIENINVEST SCHINDLER TEAMNEUNZEHN

gen geben – wenig überraschend verloren sie beide gegen die Örag. Während 6B47 mit 2:3 verlor, bekam Glorit zwei Mal „eingeschenkt“. Im direkten Aufeinandertreffen behielt wiederum Glorit mit 1:0 die Oberhand. Im letzten Spiel der Vorrunde verlor der spätere Vierte etwas überraschend mit 2:4 gegen AON. Da auch 6B47 im letzten Spiel gegen die Örag als Verlierer vom Platz ging – konkret mit 2:3 – war das Ticket ins Halbfinale dennoch gebucht.

Im Anschluss ginge es um den Einzug ins Finale: Im Spiel des Ersten der Gruppe A gegen den Zweiten der Gruppe B setzte sich Teamneunzehn gegen Glorit klar mit 4:0 durch. Im Parallelspiel beziehungsweise einer ersten Vorentscheidung schlug die Örag (Erster Gruppe B) die Buwog (Zweiter Gruppe A) mit 7:3. Das Team des Wohnbauspezialisten zeigte sich jedoch unmittelbar nach dem Abpfiff mit der Leistung des Unparteiischen alles andere als glücklich, und auch die Copa Real-Funktionäre mussten beschwichtigend eingreifen. Doch die Emotionen sollten sich rasch beruhigen und man räumte ein, gegen die Besseren verloren zu haben.

Im Spiel um Platz drei setzte sich der Vorjahressieger Buwog gegen Glorit relativ klar mit

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TORSCHÜTZENKÖNIG EDI BRAHIMI (BUWOG)
ImFokus 164 ImmoFokus Hier geht‘s zum Video www.immo-timeline.at

3:0 durch. Als Final-würdig präsentierte sich das unmittelbar darauffolgende Aufeinandertreffen von Teamneunzehn und Örag. Lange Zeit sahen die „Grünen“ (Teamneunzehn) wie sichere Sieger aus, doch der Örag gelang kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit noch der Ausgleich zum 2:2. In der Verlängerung krönten sich die „Dunkelblauen“ dann zum verdienten Halter des Copa Real 2022. Bester Torschütze wurde mit 20 Treffern wie im Vorjahr Edi Brahimi.

Markus Ringsmuth, Kapitän von Teamneunzehn, zeigte sich als fairer Verlierer, kündigte allerdings gleich nach dem Finale an, die „Mission Copa Real“ im kommenden Jahr nochmals in Angriff zu nehmen und vor allem die Trainingsintensität drastisch zu erhöhen.

Aber auch die Ansage der Örag-Spieler lässt auf ein spannendes Folgeturnier hoffen: Man habe nicht nur vor, den Titel zu verteidigen, sondern wolle sich mit einem Zweitteam auch den zweiten Platz sichern. Ob diese Ankündigung dem einen oder anderen Siegerbier geschuldet war, sei an dieser Stelle dahingestellt. Ohnehin bleibt abzuwarten, ob auch die Turnierleitung bei diesem Vorhaben mitspielen wird.

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30 Jahre EHL: Geburtstagsfest mit viel Prominenz in der Orangerie Schönbrunn

Bei schönstem Frühsommerwetter fand die große 30-Jahres-Geburtstagsfeier der EHL Immobilien Gruppe, gegründet 1991, mit einem Jahr Verspätung in der Orangerie Schönbrunn statt. Vielleicht lag es an der einjährigen Vorfreude auf das Fest, vielleicht am traumhaften Wetter, möglicherweise daran, dass es eine gefühlte Ewigkeit kaum Gelegenheit zum Feiern gegeben hatte, aber jedenfalls herrschte einen langen Abend über beste Stimmung unter den mehr als 600 Gästen aus Wirtschaft, Kunst und Kultur, die der

Einladung von Michael Ehlmaier und seinem Team gefolgt waren. Für Unterhaltung war an dem von ORF-Journalistin Rosa Lyon moderierten Abend in der eleganten Orangerie des Schloss Schönbrunns jedenfalls reichlich gesorgt. Wer sich kurze Zeit von der von DJane Colette aufgelegten Musik losreißen konnte und bei der bestens frequentierten Fotobox bereits originelle Erinnerungsfotos hatte knipsen lassen, konnte sich bei einer Fiakerfahrt durch den Schlosspark in die Zeit der barocken Schlossfeste aus Kaisers Zeiten versetzen lassen.

166 ImmoFokus
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Viele Gastgeber: Das EHL-Kernteam im Schlosspark Schönbrunn

Immobilenrechtsexperte

Christoph Kothbauer, Anton Holzapfel (ÖVI), Andrea Dissauer (EHL Immobilien Management), Harald Kopertz (Auris), Markus Mendel (EHL Investment Consulting), Michael Ehlmaier, Franz Pöltl (EHL Investment Consulting), Dieter Wasserburger (REWE)

167 Ausgabe 03|2022
Fotos: EHL Immobilien Herwig Schwarz (Strabag Real Estate), Hans-Peter Weiss (BIG), Christine Dornaus (Wiener Städtische), Michael und Manuela Ehlmaier, Josef Ostermayer (Imfarr) Familie Ehlmaier beim Tortenanschnitt Michael Ehlmaier, Robert Löw (LLB), Daniel Riedl (Vonovia/BUWOG), Karina Schunker (EHL Wohnen), Franz Pöltl (EHL Investment Consulting) Franz Pöltl (EHL Investment Consulting), Ferdinand Spies (Art Invest), Astrid Grantner (EHL Immobilien Bewertung), Mark Leiter (Art Invest), Markus Mendel (EHL Investment Consulting) Nemat und Nazli Farrokhnia (Imfarr), Peter Schaider sen. (Auhof Center/Riverside), Josef Ostermayer (Imfarr) EHL-Gäste bei Kutschenfahrt durch den Schlosspark Cathy Nimni mit Kulturmanager Daniel Serafin, Peter Ulm (allora Immobilien), Petra Teufelsdorfer, Rechtsanwalt Stefan Artner

Die Partys der Immobilien-Society

AFULL HOUSE BEI DER ATTENSAM SUMMERTIME

Attensam lud ins Strandrestaurant wake_up an der Neuen Donau. Auf der Speisekarte standen unter anderem Halloumi, Marinierter Tofu, Schweinssteak, Hühnerkeule oder Zanderfilet. Stimmungsvoller Auftakt der Attensam Summertime war die offizielle Eröffnung durch Geschäftsführer Oliver Attensam, der sich sehr freute, gemeinsam mit Kunden und Partnern den nahenden Sommer gebührlich einzuläuten.

„Die Menschen haben nach zwei Jahren Pandemie das Bedürfnis, wieder unter die Leute zu kommen – es ist schön zu sehen, dass so viele Gäste unserer Einladung zur Summertime gefolgt sind: Die Möglichkeit, sich mit anderen aus der Immobilienbranche spontan auszutauschen, ob nun im VierAugen-Gespräch oder in einer größeren Runde mit Kollegen, haben viele genutzt“, so Oliver Attensam.

168 ImmoFokus Events & Awards

LEYRER+GRAF CHARITY TURNIER

Bei strahlendem Wetter und frühsommerlichen Temperaturen haben rund 70 Teilnehmer beim 2. Leyrer + Graf Charity Golfturnier vergangenen Samstag im Golfclub Weitra-Hausschachen teilgenommen. Der Gesamterlös von 10.000 Euro wurde an die St. Anna Kinderkrebsforschung gespendet. Eine besondere Herausforderung wartete auf die Teilnehmer am Loch 19, denn passend für ein Bauunternehmen, hatte man gegen eine kleine Spende drei Versuche in eine Mischmaschine zu chippen. Mit einem erfolgreichen Treffer nahm man an einer Tombola teil. Als kleine Erschwerniszulage mussten die Spieler den Golfhandschuh gegen Bauhandschuhe tauschen und einen Bauhelm aufsetzen. 38 bewährte Namen als Garant für erfolgreiche Architektur.

Amin Abdel-Kader, Andreas Ettmayer, Andreas Hawlik, Andreas Westhausser, Anna Arens-Hawlik, Bernhard Schnetz, Daniela Manolova, Evgeni Gerginski, Evgenia Shekerova, Fabian Siedl, Georg Denninger, Johann Peck, Johannes Newald, Josef Ulram, Julia Palyoova, Karin Rezar, Kenan Yildirim, Krisztina Adamy, Malina Malinova, Margarita Linkova, Mariana Borisova, Mariya Lecheva, Martin Sirakov, Manuel Wachter, Michael Pitsch, Miranda Grasberger, Natalia Scharaeva, Neda Zaghian, Nikolaus Gutscher, Radomir Racic, Rene Stadler, Serden Sürmeli, Sladjana Petrusic, Tuba Cetindag, Vanessa Werner, Viktoria Khoshobin, Yanaki Yordanov, Yoanna Pometkova

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eins und eins ist drei

AND THE WINNERS ARE …

... hieß es am 14. Juni im Stöckl am Park, wo bei ausgezeichneter Stimmung und frühsommerlichem Wetter der Ausbildungspreis der FMA I IFMA Austria verliehen wurde.

Bereits zum 19. Mal wurde der Preis in drei Kategorien an Projekt-, Bachelor- und Masterarbeiten, die in Bezug auf Wissenschaftlichkeit, Praxisrelevanz und Innovationsgrad herausragend sind, vergeben. Heuer wurde erstmals die Aufmerksamkeit auch auf Arbeiten, deren Themen eine direkte oder indirekte Auswirkung auf die „Nachhaltigkeitsbilanz“ von Gebäuden haben, gerichtet.

Der Hauptpreis ging an Dominik Maierhofer, Absolvent der TU Graz, für seine Masterarbeit mit dem Titel „On the Environmental Sustainability of Buildings“ Im Anschluss an die Verleihung ging es in den Garten, wo das traditionelle Sommerfest wieder viel Raum für Austausch und angeregte Gespräche gab..

Bei den Vorstandswahlen im Rahmen der ordentlichen Mitgliederversammlungen der FMA I IFMA Austria, die am Nachmittag stattfanden, wurde Mikis Waschl zum neuen Präsidenten der IFMA Austria gewählt. Gemeinsam mit Doris Bele, die als Vorstandsvorsitzende der FMA bestätigt wurde, werden die beiden wichtige Themen vorantreiben.

170 ImmoFokus

PROPSTER.SOMMERFEST

Der Sommer 2022 hat wieder das möglich gemacht, was lange Zeit nicht möglich war oder nur unter strikten Auflagen. Auch Propster hat es sich nicht nehmen lassen und endlich das lange geplante Kunden-Event von 2020 umgesetzt. Ort des Schauplatzes war wie schon 2019 der Schauraum der Vola Vertriebs GmbH. Das zahlreiche Publikum eine interessierte Mischung aus Immobilienprojektentwicklern und Architekten sowie auch Kooperationspartnern, Investoren und Maklern. Gleich zu Beginn wurde ein Thema in Form einer Podiumsdiskussion vorgegeben, welches dann in diversen Konstellationen vertieft wurde. Moderiert wurde die Diskussion von Martin Szelgrad. Speaker waren, Kerstin RobauschHead of Development und Prokuristin bei der Value One, Susanne Formanek- IBO Präsidentin, Willi Tuscher - Geschäftsführer von Vola und Propster CEO & Founder Milan Zahradnik.

Arbeitswelten neu entdecken.

Countdown Klimaneutralität starten.

Kompetenzen bewusst ausbauen.

Digitalisierung effizient nutzen.
www.fm-day.at SAVE THE DATE 21. September 2022 Park Hyatt Vienna Innovationen fördern. Werte pflegen.

QUESTER-SPARGELFEST

Nach einer zweijährigen, coronabedingten Pause fand am 10. Juni bereits zum 28. Mal das traditionelle Quester-Spargelfest statt. Zahlreich und gut gelaunt erschienen die Gäste aus der heimischen Baubranche. Das kulinarische Highlight: Spargel in vielen köstlichen Varianten.

Am 10. Juni lud Baustoff- und Fliesenhändler Quester Kund:innen, Lieferant:innen und Freund:innen des Hauses zum jährlichen Branchentreff. Mehr als 400 Gäste erschienen beim Spargelbauern Mazzucato-Theuringer in Raasdorf und genossen die entspannte Atmosphäre. Barbara Bernsteiner, die im Vorjahr die Geschäftsführung bei Quester übernahm: „Es war schön, hier alle wieder persönlich begrüßen zu dürfen. Das Spargelfest hat eine besondere Tradition in der Branche und bietet die ideale Gelegenheit zum Austausch abseits der täglichen Arbeitsroutine. Wir freuen uns auch über den Besuch aus den Bundesländern, der bestätigt, wie besonders diese Veranstaltung ist.“

CONNECTEN

Unter dem Motto „Connect - good to be back“ lud Arbeitswelten- und Immobilienberater teamgnesda am 19. Mai zur Jubiläumsfeier auf der RooftopTerrasse des Justizcafés. Nach zwei Jahren Pandemie gab es mehr als genug Gründe für den Arbeitswelten- und Immobilienberater teamgnesda zu feiern: 50 Jahre am Büromarkt, 30 Jahre in der Planung und Beratung, 20 Jahre Lehrtätigkeit, 10 Jahre seit der Gründung der ersten internationalen Niederlassung in München und vieles mehr. „CONNECTED“ wurde von den beiden Geschäftsführern Andreas Gnesda und Oliver Bertram zum Motto des Abends erklärt. Connecten unter den Gästen konnten sich u.a. Gabriele Straka, Mitglied des Vorstandes der Brauunion, Architekt Markus Spiegelfeld, ZHS-Manager Jürgen Scheicher, RWA-Immobilienchef Karl Hofbauer, WKÖ-Personalchef Christoph Mandl, Aufsichtsrätin Christine Catasta, Firmenkundenchefin Michaela Rammel von der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, Digital-Unternehmer Lorenz Edtmayer, GF EHL Gewerbeimmobilien Stefan Wernhart, CBRE Manager Patrick Schild und Nationalratsabgeordnete Bettina Rausch.

THE REAL 100

Die Digital Real Estate Marketing Agentur enteco empfing zum 8. Mal bei #TheREAL100 bei blendendem Wetter 100 Immobilienprofis. Das edle Event fand dieses Mal in den modernen Räumlichkeiten der Buwog Group statt. Die persönlich geladenen Gäste lauschten einer Keynote zum Thema „Die Gegenwart aus der Zukunft denken“ des renommierten Vordenkers Prof. Dr. René Schmidpeter um sich im Nachgang in entspannter Atmosphäre über gelebte Nachhaltigkeit austauschen.

In seinem Vortrag sprach der Wirtschaftswissenschafter über die Risiken verpasster Nachhaltigkeit und die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Chancen für Unternehmen, die sich heute bereits damit beschäftigen, welchen Effekt ihr Handeln morgen haben wird. „Nachhaltigkeit ist rentabler als kurzfristiges Profitstreben, nicht nur ökologisch und sozial, sondern auch wirtschaftlich!“ so Schmidpeter, der eine Professur für Nachhaltiges Management an der UI München innehat, und spielt damit auf die Notwendigkeit des Umdenkens für Unternehmen an, Prozesse von hinten an zu denken.

In der neuen Location, dem edlen Hauptsitz der BUWOG am Rathausplatz fanden sich geladene Top-Gäste der Immobilienbranche ein, gesehen wurden unter anderem Roland Schmid (RS Group/IMMOunited), Sascha Haimovici (Immocontract), Martina Hirsch (s REAL), Karina Schunker (EHL Wohnen), Roland Pichler (Die Wohnkompanie), Friedrich Csörgits und Sabina Berloffa (APROM Real Estate Group).

173 Ausgabe 03|2022

VIENNA AIRPORT BUSINESS NIGHT

Über 300 interessierte Gäste aus den Bereichen Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft verfolgten die spannenden Beiträge mit Statements der Flughafen Wien-Vorstände Julian Jäger und Günther Ofner, sowie von Wolfgang Scheibenpflug, Bereichsleiter des Immobilien- und Standortmanagements der Flughafen Wien AG. Mit großem Interesse verfolgten die Eventgäste den Vortrag von Stefan Karner (Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung) zu den aktuellen Entwicklungen und möglichen geopolitischen Folgen des UkraineKrieges. Unter den zahlreichen Eventgästen dabei waren unter anderem: Spitzengastronom Toni Mörwald, Helmut Saller (Swatch Group), Gerhard Starsich (Münze Österreich), Annette Mann (Austrian Airlines), Roland Falb (Roland Berger), Daniel Serafin (Kulturmanager), Christian Pöttler (Echo Medienhaus), Marcin Kotlowski (WH Medien) und viele mehr.

174 ImmoFokus
& Awards
Events

NEU!

Immobilienmaklerrecht kompakt

Florian Knotek 172 Seiten ISBN: 9783707344974

Linde Verlag | 2022 € 39,00

Immobilienmakler sind ein wichtiges Bindeglied zwischen Veräußerer oder Vermieter und Interessenten einer Immobilie oder eines Grundstücks. Sie haben zahlreiche Aufgaben und Funktionen. Dabei sind Aufgabenprofil und Tätigkeitsfeld weit gestreut und umfassen unter anderem die Vermittlung von Eigentumswohnungen, Geschäftsräumlichkeiten, klassischen Bestandverhältnissen oder andere auf Liegenschaften bezogene Rechte wie Pacht oder Fruchtgenuss. Ebenso breit gefächert sind auch die Rechte und Pflichten der Immobilienmakler, die sowohl Quereinsteiger als auch erfahrene Profis immer wieder mit Fragen konfrontieren. Dieser praktische Leitfaden geht unter anderem auf praxisrelevante Themen wie den Maklervertrag, Provisionsanspruch, Haftung und Rechtsfolgen und steuerrechtliche Grundlagen ein. Die jeweils geltenden Rechtsvorschriften werden gut strukturiert sowie einfach und verständlich aufgeschlüsselt, sodass alle Fragen sowohl praxisnah als auch rechtlich fundiert beantwortet werden. Auch auf die häufigsten Fallen und Fehler in der Praxis wird eingegangen. Zahlreiche Musterformulare runden das Gesamtpaket ab..

627 Seiten ISBN: 9783707345452

Linde Verlag | 2022 € 59,00

Crypto Assets

Dieses Werk informiert über Kryptowerte aus rechtlicher und steuerrechtlicher Sicht. Neue Technologien führen immer auch zu neuen rechtlichen Fragestellungen. Dies gilt auch für die sogenannten „Crypto Assets“, in deren Kontext noch zahlreiche rechtliche Fragen ungeklärt sind und noch keine gefestigte Rechtsprechung existiert. In verschiedenen Bereichen gibt es daher Bestrebungen, „Crypto Assets“ fassbar zu machen und in das bestehende Normengefüge einzugliedern. So wurden im Zuge der ökosozialen Steuerreform 2022 gesetzliche Regelungen für die Besteuerung von Kryptowährungen geschaffen, um diese an die Besteuerung von sonstigem Kapitalvermögen anzugleichen. Das Buch bietet eine spannende Auseinandersetzung mit der vielschichtigen Materie und erörtert wesentliche Fragen im Zusammenhang mit „Crypto Assets“ aus unterschiedlichen rechtlichen Blickwinkeln. Der Themenbogen reicht dabei von der zivilrechtlichen Einstufung über gesellschafts- und aufsichtsrechtliche Fragestellungen bis hin zur steuerrechtlichen Behandlung und möglichen strafrechtlichen Risiken. Nutzen Sie das Expertenwissen und bleiben Sie auf dem Laufenden!

576 Seiten ISBN: 9783707335798

Linde Verlag | 2022 € 89,00

Fachlexikon Begriffe im Bauprozess

Das Lexikon bietet rund 2.000 juristische und technische Begriffe und Fachausdrücke, die für Juristen und Techniker in Zusammenhang mit dem Bauprozess relevant sind. Doch das durch zahlreiche Abbildungen und Skizzen ergänzte Nachschlagewerk beschränkt sich nicht nur auf die Auflistung und Auslegung von Begriffen des Bauprozesses. Vielmehr bringt es Juristen, Technikern und sonstigen Interessierten das praktische Verständnis von Fachtermini des Bauprozesses aus unterschiedlichen Blickwinkeln anhand von nützlichen Tipps für die tägliche Praxis und Verweisen auf Judikatur und Behördenpraxis näher. Ein leicht verständlicher, von erfahrenen Fachexperten aus Recht und Baupraxis verfasster Leitfaden, der in keiner Bibliothek fehlen darf!

Wohnrecht 2022 – Band I + II

Während die jährliche Gesetzesausgabe in Band 1 des „Wohnrechts“ in bewährter Form alle wichtigen Wohnrechtsgesetze (Stand 1. 1. 2022) inklusive aller Neuerungen (Novellen, Entscheidungen, Literatur) bietet, komplettiert das Jahrbuch in Band 2 die Ausgabe mit umfassenden Informationen zum aktuellen Wohnrecht (MRG, WEG, WGG), Bauträgervertragsrecht sowie Immobiliensteuerrecht und Fachbeiträgen zu:

• Die WEG-Novelle 2022, das MPFLG und weitere erfolglose Normenkontrollanträge

• Die Geltendmachung von Gewährleistungsansprüchen gegen den Bauträger im Wohnungseigentumsrecht • ÖNORM B1802-1, eine Überarbeitung der Überarbeitung

760 Seiten

ISBN: 9783214021429

Manz Verlag | 2022 € 74,00

175 Ausgabe 03|2022
Eveline Artmann, Thomas Bieber, Michael Mayrhofer, Niklas Schmidt, Michael Tumpel
Buchtipps EDITOR´S CHOICE: Lesenswert!
Herbert Gartner, Nikolaus Humpel, Johannes Stabentheiner, Andreas Vonkilch Martin Koczy, Matthias Nödl

Kritische Wahrnehmung der Immobilienbranche

Emotionale Diskussion: Leerstandsabgaben, Bestellerprinzip und die verschärfenden Maßnahmen bei der Kreditvergabe sind Instrumente, die den Wohn- und Immobilienmarkt regulieren sollen. Im Netz werden sie emotional diskutiert.

Obwohl das Angebot an neuen Wohnungen die Nachfrage übersteigt, gehen sowohl die Mieten als auch die Preise für Eigentum in Österreich nach oben. Leerstandsabgaben, Bestellerprinzip und die verschärfenden Maßnahmen bei der Kreditvergabe sind Instrumente, die den Wohn- und Immobilienmarkt regulieren sollen. Im Netz werden sie emotional diskutiert. Eine Bestandsaufnahme der Brand Intelligence Agentur „OBSERVER“.

Die Branche beklagt sich schon seit längerem über steigende Baukosten (255 Clippings Print und Online) bei mangelnder Verfügbarkeit durch unterbrochene Lieferketten (93 Clippings Print und Online). Gleichzeitig werden auch steigende Zinsen in journalistischen Beiträgen thematisiert (142 Clippings Print und Online).

Betrachtet man das Sentiment der österreichischen Bevölkerung zum Thema „Immobilien“ auf Twitter, so wiederholt sich die Tendenz. 19,8 Prozent negative Ergebnisse stehen 10,1 Prozent positiven gegenüber. Im vergangenen Jahr war die Verteilung von positiven und negativen Resultaten noch sehr ausgeglichen. Dementsprechend be-

richten 255 Print- und Onlineartikel im Laufe dieses Jahres von einer „Immobilienkrise“. Bei einem Medientypenverhältnis von zwei Dritteln Web- und einem Drittel Printergebnissen ist diese Thematik etwas unausgeglichen. Die berechnete potentielle Reichweite an Lesern der Krisenberichterstattung liegt bei etwa 400 Millionen. Das Zusammenfallen mehrerer Problematiken bewegt in dieser Sache jedenfalls die Bevölkerung und die Immobilienbranche seit Jahresbeginn.

Gegenmaßnahmen und Lösungsansätze sind für eine nüchterne Debatte essenziell. Mit 1.900 Beiträgen stehen Online-Artikel zur Leerstandabgabe im medialen Fokus. An zweiter Stelle folgt die Berichterstattung zum Bestellerprinzip, welches seit Anfang des Jahres 725 Berichte und Posts im Netz generierte. Die Verschärfungskriterien bei Kreditvergabe stehen kurz vor der Umsetzung und sind auch medial mit 239 Berichten ein wichtiges Thema. Besonders negativ wird in der Online-Berichterstattung das Thema Leerstandsabgabe gesehen. Positiv hingegen finden viele Autoren und User sogar die verschärften Kriterien bei der Kreditvergabe. So könnten diese zu einer preislichen Entspannung beim Immobilienkauf führen.

Um verschiedene Problematiken in der Immobilienbranche aufzulösen, werden unterschiedliche Maßnahmen gesetzt. Mit der Abschaffung der Maklerprovision für Mieterinnen und Mieter sollen diese unterstützt werden. Ins Visier genommen wird auch das Problem des Leerstands – Salzburg will schon bis Jahresende eine umstrittene Abgabe für nicht genutzten Wohnraum auf den Weg bringen.

Sicherlich braucht es einen präzisen und nüchternen Blick auf Gegenwart und Zukunft sowie den Dialog über eine ehrliche und mutige Bestandsaufnahme, um die Problematiken zu entschärfen. Leerstandsabgaben, Bestellerprinzip und die Anpassung der Kreditvergabekriterien werden emotional diskutiert, und das wird voraussichtlich auch weiterhin so bleiben.

*Die Medienresonanzanalyse über die Branchenkommunikation wird exklusiv von der Brand Intelligence Agentur „OBSERVER“ zur Verfügung gestellt. In die Analyse fließen die Berichterstattungen der Print- und Onlinenewspaper, -magazine, Newsseiten, Radio und TV sowie Presseaussendungen in Österreich ein. Der Beobachtungszeitraum umfasst das erste Halbjahr 2022.

176 ImmoFokus Branchen & Services
177 Ausgabe 03|2022

Lesen Sie im ImmoFokus Ausgabe 04/2022

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Real Estate Media Group GmbH Handelskai 94-96 1200 Wien

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Herausgeber Mag. Michael Neubauer

Chefredaktion Mag. Lisa Grüner Grafik Sophie Frenzel Lektorat Dr. Melanie Knünz Michaela Hocek Ingeborg Morawetz, BA

Autoren dieser Ausgabe Mag. Patrick Baldia, Mag. Lisa Grüner, Amelie Miller, BA, Mag. Michael Neubauer, Gerhard Fritz, Charles Steiner, sowie die Kommentatoren

Sales & Relation Rudolf E. Oezelt Relations Management Tanja Klingseis

Fotos wenn nicht anders angegeben: Real Estate Media Group/Katharina Schiffl, Michael Hetzmannseder, Richard Tanzer, Gabriel Alarcón - Rizar

Der IMMOFOKUS wendet sich im Sinne der Gleichstellung gleichermaßen an Frauen und Männer. Aus Gründen der Übersichtlichkeit und Verständlichkeit kann es bei den Beiträgen vorkommen, dass nur die maskuline Ansprechform verwendet wird.

178 ImmoFokus ImmoFokus.Rubrik Vorschau
2030. New World of Work - Kaffehaus- statt Büroatmosphäre; EXPO - SnapShot Immobilienmarkt, Projekt-Pipeline Österreich; Die wichtigsten Marktteilnehmer - Die Etablierten & Newcomer Interviews mit österreichischen Experten und internationalen Entscheidungsträgern Lift & Co - Moderne Liftanlagen, Personensteuerung; Engineering, Procurement und Construction Management (EPCM)
Druck Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H
ERSCHEINUNGSTERMIN: September
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30 JAHRE EHL

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COPA REAL 2022

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OBSERVER

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RECHTSSICHER DÄMMEN

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DIE GOLDENE GENERATION

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