finanzwelt Ausgabe 03/2020

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03/2020 Einzelpreis 4,50 Euro – G48695 – www.finanzwelt.de

Exklusiv: Interview mit Dr. Winfried Gaßner, Leiter Produktmanagement, Rainer Gebhart, Vertriebsvorstand und Thomas Heß, Marketingchef und Organisationsdirektor Partnervertrieb – WWK Versicherungen


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EDITORIAL

Liebe Freunde der finanzwelt, in der Krise beweist sich der Charakter. So ein sinniger Spruch kann nur von Altkanzler Helmut Schmidt kommen. Er musste es wissen. Hatte er doch viele Krisen gemeistert. Und er ist an ihnen stets gewachsen. Die Sturmflut 1962 als Hamburger Innensenator. Terrorismus durch RAF und radikale Palästinenser. Dieser gipfelte 1977 im Hijacking der Lufthansa Maschine „Landshut“ sowie deren Befreiung. Und parallel in der Entführung und anschließender Ermordung eines Freundes von Schmidt, dem Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer. Die Älteren von uns werden sich erinnern. Auch wir stehen inmitten einer Krise, an der wir nur wachsen können. Die gesundheitlichen, aber vor allem die wirtschaftlichen Folgen können wir noch gar nicht absehen. Aber während Ray Dalio, Gründer des weltgrößten Hedgefonds Bridgewater, über 3 Mrd. Euro auf fallende Kurse bei Dax-Werten mit Leerverkäufen auf Münchener Rück, Bayer, BASF und Adidas setzt, verbreiten andere verhaltenen Optimismus. Natürlich hat Corona und der daraus resultierende wirtschaftliche Einbruch zu einer nie da gewesenen Stimmungseintrübung in der Wirtschaft geführt. Aber laut aktuellem ifo Geschäftsklimabericht scheinen viele Unternehmen

inzwischen wieder Licht am Horizont zu erkennen. Und auch in unserer Branche sehen viele in Krisen auch große Chancen. So einfach das klingt. Es gibt viele Beispiele, wie aus der Not eine Tugend gemacht worden ist. Wie zum Beispiel die Online-Messe MMM der Fonds Finanz. Oder der Erfolg von Onlineberatungen oder Webinaren. Viele Vermittler, Gesellschaften und Maklerpools entdecken ihre digitale Power (ja, ja... Wladimir, habe ich mir mal kurz ausgeliehen, den Begriff). Ich habe Erfolgsgeschichten vom digitalen Vertrieb gehört, wo ich selber niemals dran geglaubt hätte, dass das klappen kann. Also nutzen wir doch die Chance und probieren Neues aus, gehen wir neue Wege, blicken wir über unseren Tellerrand. In der Krise zeigt sich der Charakter, Mr. Dalio. Ich hoffe, Sie verspekulieren sich diesmal. Und wir anderen zeigen Rückgrat, Empathie, Phantasie und viel Mut. In diesem Sinne, Ihr Lenard von Stockhausen

Umweltfreundlich verpacken – wir verwenden zertifizierte kompostierbare Biofolie, die zu 100 % biologisch abbaubar ist.

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INHALT

36 Mit Engagement und Leidenschaft – Interview mit Stefanie Schlick, Vorstand Dialog Versicherung AG

Foto Titel: © WWK

22 Titelstory „Das Jahresendgeschäft beginnt jetzt!“

44 Exchange Traded Funds (ETFs) – Der Weg ist vorgezeichnet

BERATER 06 08 10 12 14 16 18

DIN-Norm – Ein Gewinn für alle Seiten Social Networking – In der Krise sind Netzwerke überlebenswichtig Auf zu neuen Ufern – Interview mit Carsten Möller, ehemaliger Gründer und Chef von maxpool Die finanzwelt-Software-Transparenz-Offensive – Online-Beratung beginnt im Kopf Urteil des EUGH – Können Millionen Kreditverträge widerrufen werden? Wildwuchs am Trainermarkt! – Interview mit Hans D. Schittly und Dr. oec. h.c. Horst Steppi Bürohunde – So ein Hundeleben!

VERSICHERUNGEN 22

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Titelstory „Das Jahresendgeschäft beginnt jetzt!“ – Interview mit Rainer Gebhart, Thomas Heß und Dr. Winfried Gaßner von der WWK Altersvorsorge mit Fondspolicen – Intelligenz ist Trumpf Dread Disease – Helfer in der Not

48 Wandelanleihen – Erprobtes Sicherheitsnetz

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Corona-Krise – Betriebsschließung versichert? Mit Engagement und Leidenschaft – Interview mit Stefanie Schlick, Vorstandsmitglied der Dialog Versicherung AG und Head of Broker der Generali Deutschland AG Nachhaltig versichern – Grüne Rendite Versicherungen für Kleingewerbe – Ansprüche wie die Großen Versicherung von Expatriates – Schutz auch bei Corona

INVESTMENTFONDS 44 46

48 50 52 54

Exchange Traded Funds (ETFs) – Der Weg ist vorgezeichnet Gegenwind und Rückenwind – Interview mit Markus Peters, Senior Portfolio Manager – Fixed Income bei AllianceBernstein Wandelanleihen – Erprobtes Sicherheitsnetz Income-Fonds – Stetiger Geldfluss? Deutschlandfonds – Relativer Vorteil „Gut durch die Krise manövriert“ – Interview mit Patrick Vogel, Portfoliomanager MainFirst

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52 Deutschlandfonds – Relativer Vorteil

64 Bausparen – Keine Angst vor der Zukunft

56 Energieeffizienzförderung – Kundennutzen aufzeigen!

84 Private Equity / Venture Capital – In potenzielle Erfolgsgeschichten investieren

IMMOBILIEN

BRANCHENNEWS & BRANCHENEVENTS

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60 64 66 70 74

Energieeffizienzförderung – Kundennutzen aufzeigen! Logistikimmobilien – Veränderung ist nötig Bausparen – Keine Angst vor der Zukunft Pflegeimmobilien – Selbstständigkeit ist gefragt Corona und der Immobilienmarkt – Winzige Ursache, massive Wirkung Einzelhandelsimmobilien – Die Gewinner der Panik

SACHWERTINVESTMENTS 82

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Ein Meilenstein für die MIG-Fonds – Interview mit Kristian Schmidt-Garve, General Partner und Vorstand der MIG Verwaltungs AG Private Equity / Venture Capital – In potenzielle Erfolgsgeschichten investieren Nachhaltig investieren – dort, wo der Hebel am größten ist – Interview mit Michael Sieg, Chairman und CEO der ThomasLloyd Group Fondscheck – Vorteil Systemrelevanz

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News, Events und Sales-Tipps

ADVERTORIALS 58

62 67 69 72

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DNL Vertriebsgesellschaft GmbH & Co. KG – Investieren wie die Institutionellen – besondere Chancen für Privatanleger gerade jetzt nutzen! publity AG – Mit Büro-Immobilien an Top Standorten auch in der Corona-Krise stark aufgestellt Prohyp GmbH – Corona-Krise: Unterstützung für Prohyp-Partner und deren Kunden DEGAG Deutsche Grundbesitz AG – Sinnstiftend und ertragreich The Simpson Organization, Inc. (TSO) – Die Attraktivität von US-Immobilienbeteiligungen auch in schwierigen Zeiten BIG direkt gesund – Geld zurück bei Leistungsfreiheit

RUBRIKEN 03 81

Editorial Impressum

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BERATER | DIN-NORM

Finanzen sind Vertrauenssache und nur wenig sorgt für mehr Vertrauen als eine Norm. Deshalb kommt die DIN-normierte Finanzanalyse sowohl bei Kunden als auch Beratern bislang gut an. Letztere werden damit auch von einer großen Befürchtung befreit – der Teufel steckt hier aber wie so oft im Detail.

wir reichlich positives Feedback unserer Kunden erhalten. Sie schätzen vor allem das individuelle finanzielle Gesamtkonzept, das sie durch die Finanzanalyse nach DIN-Norm erhalten. Viele sind auch neugierig, wie eine DIN-Norm und Finanzen überhaupt zusammenpassen und sind offen für diesen neuen Ansatz.“ Durch die DIN-Norm würden sich zudem die Prioritäten der Kunden verändern – zu deren eigenem Nutzen. „Ebenso erfreulich ist, dass sich Kunden nach einer Finanzanalyse nach DIN-Norm häufig bedarfsgerechter absichern. Durch die neutrale Auskunft über den persönlichen Absicherungsbedarf tritt die Frage nach dem Preis in vielen Fällen in den Hintergrund. Wir sind daher überzeugter Anwender der DIN-Norm 77230 und setzen auch in Zukunft auf die neutrale Finanzanalyse“, so Volkmann weiter.

Der verstärkte Einsatz von Maschinen während der Industriellen Revolution sorgte dafür, dass zunehmend das Bedürfnis nach einheitlichen Standards für diese entstand und deshalb viele Normen entwickelt wurden. Genormt sind aber längst nicht nur materielle, sondern auch immaterielle Dinge, wie seit Anfang vergangenen Jahres die Finanzanalyse für Privathaushalte. Die VPV Versicherungen setzen aber schon länger auf vereinheitlichte Standards, wie Lars Georg Volkmann erläutert: „Das Institut für Normung hat die DIN 77230 vor über einem Jahr veröffentlicht. Wir analysieren die Finanzsituation unserer Kunden aber bereits seit 2015 nach DIN-Standard – damals noch nach DIN-Spec 77222.“ Laut dem Vertriebsvorstand ist der Stuttgarter Versicherer damit bislang sehr erfolgreich gewesen: „In diesen fünf Jahren haben

Eine wesentliche Eigenschaft von Normen ist, dass diese auf gesicherten Erkenntnissen von Wissenschaft und Erfahrung berufen, was auch rechtliche Konsequenzen hat. „Grundsätzlich ha-

ben DIN-Normen enthaftende Wirkung. Ein Bauunternehmer, der unter präziser Umsetzung aller dafür geltenden DINNormen eine Brücke gebaut hat, kann grundsätzlich für deren Einsturz nicht haftbar gemacht werden. Es wird anerkannt, dass er sich an den geltenden „Stand der Technik“ gehalten hat“, erläutert Dr. Klaus Möller, Vorstand des DEFINO Instituts für Finanznorm. Weniger vor materiellen als vor immateriellen Gefahren fürchten sich hingegen Finanzvermittler. So zählt die Furcht, für einen Beratungsfehler haftbar gemacht zu werden, zu den größten Ängsten, die diese im Berufsalltag begleitet. Durch die Anwendung der DIN-Norm für die Finanzanalyse können Vermittler einen großen Schritt unternehmen, um dieser Furcht den Schrecken zu nehmen. „Für die DIN 77230 ist festzuhalten, dass sie die Finanzanalyse regelt, nicht aber die darauf aufsetzende Produktauswahl. Wenn also ein Berater mit seinem Kunden eine Analyse nach der Norm erstellt und dabei ungedeckte Risiken identifiziert, handelt er normkonform und enthaftet sich, wenn er die Deckung dieser Risiken nach der vorgegebenen Rangfolge und entsprechend den vorgegebenen Orien-

Dr. Klaus Möller Vorstand DEFINO Institut für Finanznorm AG

Lars Georg Volkmann Vertriebsvorstand VPV Versicherungen

Norbert Porazik Geschäftsführender Gesellschafter Fonds Finanz Maklerservice GmbH

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DIN kann vor Haftung schützen

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Ein Gewinn für alle Seiten


tierungswerten empfiehlt“, so Dr. Klaus Möller, der zudem darauf verweist, dass der Vermittler auch keine Haftung trage, wenn der Kunde der Empfehlung aus der Norm nicht folgt. „Vom Kunden gewollte Abweichung von der Norm sollte dokumentiert werden“, empfiehlt der Experte daher. Das bedeutet jedoch nicht, dass Berater durch die Anwendung der DIN 77230 vollständig vor Haftung geschützt sind. „Bei Vorwürfen bezüglich der Auswahl eines unpassenden Tarifes mit mangelnder Deckung im Sinne falscher oder fehlender qualitativer Tarifmerkmale enthaftet die Anwendung der Norm nicht“, gibt Dr. Möller zu bedenken.

Gern genutzt von Beratern Die Nutzung der Norm bietet für Vermittler also insgesamt einige Vorteile. Dass dies auch von den Vermittlern erkannt wird, wird am Beispiel der Fonds Finanz deutlich. So bietet der Maklerpool seit vergangenem Herbst seinen Vermittlern ein kostenloses Tool, mit dem sie den gesamten Prozess der Finanzanalyse durchlaufen können. „Das DIN-Tool von VorFina wurde von unseren Vermittlern von Beginn an sehr gut angenommen. Bislang wurden monatlich mehrere hundert Analysen nach DIN 77230 durchgeführt“, berichtet Norbert Porazik. Der geschäftsführende Gesellschafter der Fonds Finanz erwähnt zudem, dass das Tool sich auch bei anderen Gruppen großer Beliebtheit erfreut. „Von VorFina selbst wissen wir, dass das Tool aber nicht nur von einer größeren Zahl von Vermittlern, sondern auch von Versicherern und Vertrieben genutzt wird. Damit wurden die Erwartungen bislang voll und ganz erfüllt.“ Laut Porazik lasse sich allerdings nicht abschließend beurteilen, inwieweit die Nutzung des DIN-Tools tatsächlich Rückschlüsse auf die Zertifizierung der Vermittler und den kompletten Beratungsprozess beim Endkunden zulasse. Laut dem Poolchef stellt VorFina den Vermittlern auf seiner Webseite BasisKnow-how zur Verfügung, darunter auch ein Einführungs-Webinar, das zwar keine Zertifizierung ersetze, aber helfen könne, den Themenkomplex der Norm besser zu verstehen – und damit auch deren Chancen. (ahu) finanzwelt 03 | 2020


BERATER | SOCIAL NETWORKING

In der Krise sind Netzwerke überlebenswichtig

Niemals sollten Unternehmer an Kontakten und Vertrieb sparen – digitale Netzwerke funktionieren auch im Homeoffice Kontakte sind soziales Kapital. Soziales Kapital übersteht nicht nur Krisen, es hilft auch, besser durch sie hindurch zu kommen. Das erfahren gerade viele Selbstständige, Unternehmer und Führungskräfte, aber auch jeder Berufstätige. Wer im Homeoffice sitzt, ein technisches Problem hat oder mal eben eine Frage beantwortet haben möchte, braucht mehr denn je ein schnelles und belastbares Netzwerk. „Gemeinsam da durch“, lautet ein viel beschworenes Motto. Und gemeinsam bedeutet eben auch in einem tragfähigen Verbund. Das gilt für Selbstständige und deren Auftraggeber, Unternehmen und deren Lieferanten und für die kleinen Tipps des Alltags. Wer seine Kontakte in der Zeit gepflegt hat, profitiert von ihnen in der Not. 8

Wer im Homeoffice sitzt, sollte trotzdem und gerade jetzt nicht vergessen, seine Kontakte zu pflegen. Bislang dienten dazu regelmäßige Treffen, Veranstaltungen und persönlicher Austausch. Geschäftsreisen und Treffen in Restaurants waren das Mittel der Wahl, Online-Tools eher ein Werkzeug für die schnelle Kommunikation zwischendurch. Viele merken aber jetzt, dass Netzwerken auch mit Zoom, WhatsApp und Facetime gut funktioniert, vor allem aber durch die intelligente Nutzung der Social Media. XING und LinkedIn sind bestens geeignet, haben sie doch einen beruflichen Fokus und werden überwiegend von Angestellten und Unternehmern genutzt, die überdurchschnittlich verdienen und deren Karriere gefestigt ist. Die Zielgruppe wäre also gegeben, eine weite Verbreitung und hohe Nutfinanzwelt 03 2020


zungsfrequenz ebenso. Kontaktanbahnung, intensiver Austausch mit Gleichgesinnten, möglichen Kooperationspartnern, Kollegen und potenziellen Neukunden ist möglich und sinnvoll. In Gruppen gibt es schnell und unkompliziert Tipps und Hilfestellungen. Es gibt Fachwissen in Foren und aktuelle Neuigkeiten aus aller Welt oder dem beruflichen Mikrokosmos. Und es gibt Millionen Menschen, die potenziell ansprechbar sind. Mal eben jemanden fragen ist möglich und gerade jetzt auch sozial akzeptiert. Digitales Netzwerken hat Konjunktur. Das wird wahrscheinlich auch nach Corona so bleiben. Social Networking wird ebenso zum Alltag werden wie Video-Konferenzen und kollaboratives Arbeiten. Diese Art zu arbeiten wird den „Nerd-Charakter“ verlieren und schon sehr bald als normal empfunden werden. Das zeigt sich allerorten. Menschen treffen sich abends online zum gemeinsamen Abendessen. Webinare und OnlineMeetings stehen als feste Größen in den meisten Terminkalendern. Gemeinsames Spielen am heimischen PC, ja selbst Weinverköstigungen finden inzwischen online statt. Digitale Events bis hin zu Konferenzen und Messen verlieren den Charakter des Schrecklichen und Anonymen. Der Wunsch nach Begegnung ist stärker als die Sorge vor der Technik. Früher hätten viele gesagt: Online, da fehlt doch das Persönliche. Aber in Zeiten des Physical Distancing steigt der Wunsch nach Social Relating. Die sozialen Netzwerke verdienen plötzlich ihren Namen. XING, oft totgesagt im Vergleich zu anderen Portalen, erlebt eine Renaissance – mehr Anmeldungen, mehr Besuche, mehr Interaktion.

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Viele merken jetzt, wie wichtig Kontakte sind. Diejenigen, die lange nicht in Kontakte und Beziehungsmanagement investiert haben, spüren heute, was ihnen fehlt. Mehr Kontakte bedeuten auch immer mehr Kunden, bessere Kundenbeziehungen und schnellere Lösungen. Krisen sind nichts für Einzelkämpfer. Mehrwerte lassen sich oft nur gemeinsam schaffen. Niemals sollten Unternehmer deswegen an Kontakten sparen oder diese vernachlässigen. Man muss immer miteinander reden können – gerade in schweren Zeiten. Miteinander reden aber erfordert eine intensive Kontaktbasis, eine vertrauensvolle Beziehungsebene. Das ist wie ein Konto, auf das man erst einzahlen muss, um dann abheben zu können. Wer Reputation aufgebaut und seine Kontakte gepflegt hat, ist heute eindeutig im Vorteil. Es ist aber auch nicht zu spät für jene, die bislang eher passiv waren. Im Gegenteil: Auch jetzt kann der Einstieg in das strategische Netzwerken noch gelingen, lohnen sich XING, LinkedIn und andere Social Media. Es sind nicht allein die, mit tausenden Kontakten, Followern und Freunden, die jetzt reüssieren – gerade, weil der Wunsch nach Austausch derzeit groß und die Suche nach neuen Informationen und Lösungen gestiegen ist. Jeder kann etwas Sinnvolles ge-

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ben, um andere zu unterstützen – ganz konkret und gerade jetzt. Beispiele sind Hilfsaktionen für lokale Einzelhändler oder Charity-Konzepte – auch die boomen derzeit online. „Man kennt sich, man hilft sich“, wird zum globalen Motto, das lokal gelebt wird. Jeder hat auch jetzt eine gesellschaftliche Verpflichtung. Dabei ist es nicht schlimm, bereits an spätere eigene Vorteile zu denken. Wer jetzt positiv in Erscheinung tritt, hat es verdient, später dafür belohnt zu werden. Verpflichtung und Verantwortung sind keine Synonyme für Selbstlosigkeit und Altruismus. Geben und Nehmen prägt die Gesellschaft und den Erfolg in der Krise. Das ist ein Wesenskern tragfähiger Gesellschaften und guter Netzwerke. Man muss einfach nur die Vorteile aller im Blick behalten. Nehmen ist keineswegs unselig.

Fazit Diese kommunikativ zu vermitteln und Kundennutzen zu verkaufen, ist Aufgabe des Vertriebs. An dem sollten Unternehmen jetzt nicht sparen. Der Reflex, Kosten zu senken und damit bei Marketing und Vertrieb zu beginnen, ist falsch. Krisenzeit ist Chancenzeit. Der Vertrieb ist die Kontaktschnittstelle Nummer eins zum Kunden und zum Markt. Wer hier spart, sägt den Ast ab, auf dem er sitzt. Aktuell gilt es zu investieren, um als erster wieder am Start zu sein. Die Aufgabe ist jetzt, positiv aufzufallen, vor Ort zu sein, Lösungen zu schaffen, flexibel zu agieren und dem Kunden das Gefühl einer starken Gemeinschaft zu vermitteln. In Zeiten der Kontakt- und Reisebeschränkungen geht das mit XING und anderen Online-Tools optimal. Es gibt jede Menge Potenziale, jetzt die Weichen zu stellen, effektiver zu werden, digitaler, und gerade deswegen näher am Kunden zu sein. Netzwerke und digitale Kommunikationsstrategien waren selten so gefragt wie heute.

Martin Müller Vortragsredner, Autor und Dozent www.muellerconsult.com

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BERATER | INTERVIEW

Auf zu neuen Ufern Er ist wieder da: Carsten Möller, ehemaliger Gründer und Chef vom Maklerpool maxpool, dann Head of Sales bei carglass und treibende Kraft beim Oldtimerversicherer OCC. Und jetzt? Im finanzwelt-Interview erzählt der Hamburger Unternehmer, wie sein Ausstieg bei OCC war und was er alles als nächstes macht. finanzwelt: Herr Möller, es ist recht ruhig um Sie geworden seit Ihrem Ausstieg bei OCC (finanzwelt berichtete) im September 2019. Carsten Möller» Das stimmt! Für mich war es wirklich wichtig, erst einmal zur Ruhe zu kommen und die Ereignisse der Monate zuvor verarbeiten zu können. finanzwelt: Was genau meinen Sie damit? Möller» Das war für mich wahrlich keine einfache Entscheidung, die ich für mich treffen musste. Mir hat meine Aufgabe bei OCC bis etwa November 2018 extrem gut gefallen. Wir haben ein tolles Team entwickelt, waren unglaublich erfolgreich und konnten unsere Bekanntheit im Markt erheblich steigern. Im April/Mai 2018 wurde die Übernahme von 75 % durch die Provinzial NordWest bekanntgegeben und ab dem Spätherbst 2018 veränderten sich einige Themen doch wesentlich für mich. Vielleicht ist es normal, wenn ein Konzern mehrheitlich einsteigt und sich dann einbringen will, für mich war es jedoch zunehmend „anders“ und veränderte meine persönliche Einstellung mit jedem Tag mehr. Die Menschen, die mich wirklich kennen, bemerkten es recht schnell unter anderem daran, dass meine grundsätzlich positive Art weg war, sich meine Lebensfreude reduzierte und ich mich immer mehr zurückzog. Als dann im Februar 2019 die neue Geschäftsführerin präsentiert wurde und ich merkte, dass sich das Unternehmen in eine Richtung verändern soll, die für mich so nicht richtig erschien, musste ich eine Entscheidung fällen. Und die musste ich nur für mich treffen. Schlimm dabei war für mich immer wieder der Gedanke: ‚Ich lasse mein Team im Stich!‘ Aber irgendwann geht es halt nicht mehr! finanzwelt: Das scheint Ihnen ja wirklich zugesetzt zu haben? Möller» Das war definitiv keine schöne Zeit für mich, aber die Erfahrung musste/durfte ich jetzt auch mal machen. 10

finanzwelt: Herr Möller, wir kennen Sie ja alle inzwischen ganz gut. Sie haben sich sicherlich nicht bis jetzt nur ausgeruht, oder? Möller» Nein, natürlich nicht. Es ist dann sehr viel passiert. Es gab im August/September 2019 eine kurze Pressemitteilung und dann geschah etwas, womit selbst ich, als großer Optimist, nicht gerechnet hätte! Mich riefen viele liebe Menschen an und wollten aus völlig unterschiedlichen Gründen mit mir reden. Die einen nur, um sich als Gesprächspartner anzubieten, was ich auch sehr gerne genutzt habe. Und andere um sich zu informieren, ‚was denn da los ist‘. und natürlich kamen auch viele interessante Angebote aus dem Markt. Und so begann dann eine längere Sondierungsphase. Vor allem musste ich mir klarwerden, was ich eigentlich wirklich machen will. finanzwelt: Wie sind Sie vorgegangen? Und was waren die Gründe, die für oder gegen ein Angebot gesprochen haben? Möller» Drei Aspekte waren für mich klar: Erstens muss das, was ich zukünftig tun will, mir Spaß bringen. Zweitens muss ich die eigene realistische Einschätzung haben, dass ich das jeweilige Thema auch wirklich erfolgreich gestalten kann. Und drittens will ich nur noch mit Menschen arbeiten, die es wert sind, dass man wechselseitig zusammenarbeiten darf! Für mich bedeutet das unter anderem, dass man sich immer mit Fairness und Respekt auf Augenhöhe begegnet. Das Gegenteil hatte ich ja gerade erleben müssen! So kristallisierte sich recht schnell heraus, dass es einige total interessante und inspirierende Aufgaben gab, derer ich mich sehr gerne stellen will. Klar war somit auch, dass ich mich nicht wieder in ein Angestelltenverhältnis begeben werde, sondern als externer Berater Unternehmen und Unternehmern bei der Entwicklung von Produkten oder bei Themen in Vertriebs- und Marketingbereichen unterstütze. finanzwelt: Nun mal Butter bei die Fische! Was genau machen Sie jetzt alles? Möller» Das, was bereits in die Öffentlichkeit gelangt ist, dass ich als Generalbevollmächtigter der Deutsche Assekuradeur GmbH, eine 100 % Tochter der Apella AG, eine megainteressante Aufgabe übernommen habe. Dieses zurzeit noch eher kleine Unternehmen bietet alles, was man für eine erfolgreiche Weiterentwicklung benötigt. Dazu gehören unfinanzwelt 03 | 2020


ter anderem eine vorhandene Basis von fast 50.000 Kunden, tolle Mitarbeiter und die Einbindung in einen der größten Pools Deutschlands. Ausschlaggebend für meine endgültige Zusage zu dieser Aufgabe waren aber die Menschen, die hinter Apella stehen! Bodenständige, ehrliche Inhaber, extrem enge Bindungen zu den angeschlossenen Maklern und eine totale Unabhängigkeit. Das sind nur einige der wesentlichen Attribute der Apella AG. finanzwelt: Aber Sie haben ja noch andere Beratungsmandate, oder? Möller» Ich berate zum Beispiel einen Dienstleister aus der Kommunikationsbranche, der sehr viele Auftraggeber aus dem Bereich der gesetzlichen und privaten Versicherungswirtschaft hat. Auch das von mir 1998 mitbegründete Unternehmen Care Concept AG aus Bonn, dem Spezialisten für internationale Krankenversicherungen, darf ich in einigen Themen begleiten. Darüber hinaus erarbeite ich für eines der Top Unternehmen aus dem Bereich der medizinischen Hilfsmittel neue vertriebliche Konzepte. Zur Abrundung meiner Tätigkeiten diskutiere ich gerade mit einem Versifinanzwelt 03 | 2020

cherer eine ebenfalls sehr interessante Tätigkeit, die mir und meinen beruflichen Erfahrungen sehr entsprechen würde. finanzwelt: Nun sind Sie mit Ihren neuen beruflichen Herausforderungen genau in einer Phase gestartet, die wohl zu den schwierigsten Zeiten gezählt werden darf. Hat das Einfluss auf Ihre Mandate? Möller» Natürlich ist die aktuelle Situation nicht Vergnügungssteuerpflichtig! Aber haben wir nicht immer wieder vor neuen Herausforderungen gestanden? Manche auch als extrem schwierig definiert? So ist es halt auch momentan, aber jetzt kommt mein permanenter Optimismus wieder zur Geltung und der führt dazu, dass vieles auch als Chance betrachtet werden kann. Auf zu neuen Ufern, heißt es doch. Und genauso arbeite ich gerade auch mit meinen Kunden. Neues erkennen, ausprobieren, wieder überarbeiten, usw. Erstaunlich dabei ist: es macht viel Spaß! finanzwelt: Schönes Schlusswort und schön, dass Sie wieder da sind, Herr Möller! Möller» Ich war ja nie ganz weg. (lvs) 11


BERATER | DIE FINANZWELT-SOFTWARE-TRANSPARENZ-OFFENSIVE

Online-Beratung ist nichts Neues. Allerdings entdecken viele Berater aufgrund der aktuellen Kontakteinschränkung diesen Weg in der Beratung für sich und ihren Kunden erst jetzt. Für andere ist es seit Jahren das normalste der Welt, mit dem Kunden mal eben eine Videoschalte zu machen. Selbst unsere Bundeskanzlerin hat sich des Öfteren mit den Länderchefs dieses Mediums bedient und die Beschlüsse und Ergebnisse haben dadurch offensichtlich nicht gelitten. 12

Bei vielen Ärzten erweitert eine „Online-Beratung“ das Portfolio. Gut, das geht nicht immer, werden jetzt die Zweifler denken. Ein Zahnarzt kann bei einer Wurzelbehandlung nur bedingt über dieses Medium helfen. Genauso ist es, wenn z. B. Industrierisiken bewertet werden sollen. Eine reine Online-Beratungswelt wird es somit nicht geben. Daraus ergibt sich die erste Frage, die Sie sich stellen sollten: „Ist das, was ich und mein Kunde zu besprechen oder zu entscheiden haben, ohne einen Vor-Ort-Termin möglich?“ finanzwelt 03 | 2020

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Online-Beratung beginnt im Kopf


bekunden. Er legt sehr viel Wert darauf, sein kostbarstes Gut, die Zeit, sehr effektiv zu nutzen. Überschlagen Sie für sich einmal, wieviel Zeit und auch Geld Sie sparen würden, wenn Sie keine Fahrzeiten mehr hätten. Wenn Sie diese Zeit in weitere Beratungsgespräche investieren würden, dann bleibt nur die Entscheidung: Mehr Freizeit oder mehr Einkommen?

persönlich in Ihrem Büro Videoschalte mit Bildschirmübertragung

Telefon Homepage (Kalender)

kurze Entscheidung / Informationen

zu Hause

erklärungsbedürftiger Sachverhalt

Terminvereinbarung

persönlich beim Kunden

Beratung / Verkauf

Ihre Kommunikationskanäle Begutachtung notwendig (Risiko, Schaden…)

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Beratung / Verkauf

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Terminvereinbarung

Frank Bettgers Kommunikationskanäle

persönlich beim Kunden zu Hause persönlich in Ihrem Büro

Chat

Videoschalte mit

E-Mail

Bildschirmübertragung

Fax

Telefon

schriftlich per Post

Homepage (Kalender) Chat

Kommunikationswege und Zeit Ohne Kundenkommunikation lösen Sie für Ihre Kunden keine Probleme und machen auch kein Geschäft. Der legendäre Lebensversicherungsverkäufer Frank Bettger (1888 – 1981) war in seiner Zeit bei der Fidelity Mutual Life Insurance Company der beste und fleißigste Verkäufer. Er vereinbarte seine Beratungstermine persönlich vor Ort und führte diese dann auch persönlich beim Kunden durch. In seinen 13 Jahren als Verkäufer hat er rund 70.000 Dollar Provisionsumsatz generiert. Das entspricht inflationsbereinigt circa einer Million Dollar. Das macht umgerechnet pro Jahr etwa 71.000 Euro. Mein erster Gedanke zu der Zahl war: „Mehr nicht?“ Frank Bettger war dafür bekannt, seine Quoten im Verkaufsprozess zu dokumentieren und er arbeitete stets an deren Verbesserung. Leider kann man Frank nicht mehr persönlich fragen, aber ich bin mir sicher, dass er alles gegeben hat. Zurück in die Gegenwart. Mir sind mehrere Marktteilnehmer bekannt, deren Einkünfte aus Ihrer persönlichen Beratungstätigkeit bei über 500.000 Euro p. a. liegen. Einer von ihnen, ein Versicherungsmakler, hat z. B. den Grundsatz Beratungstermine nur noch in seinem Büro durchzuführen. Ausnahmen sind einige Gewer-

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E-Mail Fax schriftlich per Post

Turbo-Online-Beratung Mit weniger Reisezeit haben Sie die Chance, mehr Beratungstermine durchzuführen. Das dürfte Sie deutlich schneller an Ihr Ziel bringen. Doch wie gehen Sie das Thema an? Welche Hardware und welche Tools sind am passendsten? (cje)

Info Antwort auf diese Fragen sowie eine Checkliste der benötigten Tools finden Sie im ausführlichen Beitrag unter: www.finanzwelt.de

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BERATER | URTEIL DES EUGH

Können Millionen Kreditverträge widerrufen werden?

Ausgangspunkt war ein Vorabentscheidungsersuchen des Landgerichts Saarbrücken zur Auslegung der Verbraucherkreditrichtlinie (RL 2008/48/EG). Das Landgericht wollte wissen, ob die für ein Immobiliardarlehen verwendete Widerrufsbelehrung dem Erfordernis der Richtlinie, die Modalitäten für die Ausübung des Widerrufsrechts in „klarer, prägnanter“ Form anzugeben, genügt, wenn die Belehrung die notwendige Information lediglich durch Verweis 14

auf eine Gesetzesnorm (§ 492 Abs. 2 BGB) erteilt, die selbst wieder auf eine andere Norm verweist (sogenannte „Kaskadenverweisung“). Die Vorlagefrage hätte nicht diese besondere Aufmerksamkeit erfahren, wenn die gegenständliche Belehrung nicht dem im Zeitraum vom 10.06.2010 bis 20.03.2016 (für Immobiliendarlehen) bzw. bis heute (für sonstige Verbraucherdarlehen) geltenden gesetzlichen Muster entsprochen und der für das Bankrecht zuständige 11. Zivilsenat des Bundesgerichtshof (BGH) den Kaskadenverweis nach den Maßstäben des nationalen Rechts nicht bereits mehrfach für klar und verständlich gesehen hätte.

Zur Entscheidung des EuGH Der EuGH sah sich in dieser Sache für zuständig und hielt zunächst fest, dass ein Verbraucher vor Vertragsschluss die Bedingungen, Fristen und Modalitäten für die Ausübung seines Widerrufsrechts kennen muss, andernfalls würde die (praktische) Wirksamkeit des in der Richtlinie vorgesehenen Widerrufsrechts ernsthaft geschwächt. Sodann urteilte er, dass im Fall der vorliegend verwendeten Kaskadenverweisung der Verbraucher auf der Grundlage seines Vertrags weder den Umfang seiner vertraglichen Verpflichtung bestimmen noch überprüfen könne, ob der von finanzwelt 03 2020

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Am 26.03.2020 wurde in Luxemburg ein Urteil (Rs. C-66/19) verkündet, dass die Bankwelt und den Deutschen Gesetzgeber wachgerüttelt hat. Gegenstand der Entscheidung war eine Widerrufsbelehrung eines deutschen Kreditinstitutes, welche dem seit Juni 2010 gültigen gesetzlichen Muster 1:1 entsprach. Nach Auffassung des Europäischen Gerichtshof (EuGH) sei die vom deutschen Gesetzgeber gewählte Belehrung nicht mit der Verbraucherkreditrichtlinie vereinbar. Hiervon betroffen wären danach mehrere Millionen, seit 2010 abgeschlossene Kreditverträge, die ggf. noch heute widerrufen werden könnten. Der Bundesgerichtshof hat sich zwischenzeitlich mit der Entscheidung des EuGH auseinandergesetzt und versucht, deren weitreichende Folgen einzufangen. Mit Erfolg?


ihm abgeschlossene Vertrag alle erforderlichen Angaben enthalte, und erst recht nicht, ob die Widerrufsfrist, über die er verfügen kann, für ihn zu laufen begonnen habe.

Reaktion des BGH Die Reaktion aus Karlsruhe ließ nicht lange auf sich warten. Der BGH hat wenige Tage später zwei Beschlüsse veröffentlicht, welche die Entscheidung des EuGH – mit teilweise zweifelhafter Begründung – in ein anderes Licht rücken sollten. Da die Verbraucherkreditlinie auf Immobiliardarlehensverträge keine Anwendung finde, sei der EuGH zur Entscheidung über die Vorlagefrage nicht zuständig gewesen (Az. XI ZR 581/18). Der EuGH hatte jedoch seine Zuständigkeit damit begründet, dass der deutsche Gesetzgeber die Entscheidung getroffen habe, die von der Richtlinie vorgesehene Regelung auf Immobiliardarlehensverträge durch Beibehaltung innerstaatlicher Vorschriften anzuwenden und ein klares Interesse der Europäischen Union daran bestünde, dass die aus dieser Richtlinie übernommenen Bestimmungen einheitlich ausgelegt würden, um künftige Auslegungsunterschiede zu verhindern. In einem anderen Beschluss gleichen Datums (31.03.2020) hat der BGH festgehalten, dass die Verpflichtung zur richtlinienkonformen Auslegung der betroffenen Normen im Übrigen auch nicht als Grundlage für eine Auslegung dienen dürfe, die dem nationalen Recht widerspreche, und daher ausscheide (Az. XI ZR 198/19). Die Frage ist aber weniger, ob die betroffene Norm Auslegungsspielräume eröffnet, sondern vielmehr, ob eine (sogenannte teleologische) Reduktion der betroffenen Norm dahingehend möglich ist, dass unter Berücksichtigung der Richtlinie ein ausreichender Anwendungsbereich der gesetzgeberischen Sachentscheidung verbleibt. So hat etwa ein anderer Senat des BGH (4. Zivilsenat, Versicherungssachen) den Anwendungsbereich des § 5a Abs. 2 Satz des Versicherungsvertragsgesetzes (VVG) richtlinienkonform dergestalt eingeschränkt, dass die Vorschrift im Bereich der Lebens- und Rentenversicherung und der Zusatzversicherungen zur Lebensversicherung nicht anwendbar sei (Az. IV ZR 76/11). Auch hat das Bundesverfassungsgericht die vom 4. Zivilsenat insoweit vorgenommene Reduktion innerhalb der Grenzen zulässiger richterlicher Rechtsfortbildung gesehen (1 BvR 2230/15). Es bleibt daher abzuwarten, ob der zuständige 11. Zivilsenat des BGH eine entsprechende Reduktion der betroffenen Normen auch im Hinblick auf die jüngste EuGHEntscheidung prüfen wird. Dann käme es für alle von der Richtlinie erfassten Verbraucherkreditverträge – also etwa nicht grundpfandrechtlich gesicherte Darlehen mit einem Gesamtkreditbetrag zwischen 200 und 75.000 Euro – zu einer Reduktion der betroffenen Normen mit der Maßgabe, dass das gesetzliche Muster für diese Verträge nicht

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gilt und auch keine Schutzwirkung entfalten dürfte. Konsequenterweise müsste auch für solche Kreditverträge eine Reduktion zu bejahen sein, die nicht von der Richtlinie erfasst sind, wenn – wie vorliegend der deutsche Gesetzgeber – von der Möglichkeit Gebrauch gemacht hat, die in der Richtlinie vorgesehenen Bestimmungen auf nicht in den Geltungsbereich der Richtlinie fallende Bereiche anzuwenden. Ferner ist der Zuständigkeitsstreit zwischen dem EuGH und dem BGH möglicherweise noch nicht abschließend beendet. Denkbar wäre, dass der EuGH im Nachhinein seine Zuständigkeit nochmals klarstellt und die Verbraucherkreditrichtlinie auch auf Immobiliardarlehensverträge in Deutschland anwendet. So hat der EuGH auch im Hinblick auf das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu EZB-Anleihekäufen vom 05. Mai 2020 (Az. 2 BvR 859/15 u.a.) auf seine ausschließliche Zuständigkeit gepocht (vgl. Pressemitteilung des EuGH Nr. 58/20).

Welche Verträge sind betroffen? Die Entscheidung des EuGH führt damit im Ergebnis nicht zu mehr Rechtssicherheit. Mit den beiden Beschlüssen des BGH wurde zumindest vorerst höchstrichterlich entschieden, dass alle diejenigen Darlehensverträge, welche nicht unter die Verbraucherkreditrichtlinie fallen oder das gesetzliche Muster der Widerrufsbelehrung 1:1 übernommen haben, von der EuGH-Entscheidung nicht betroffen sein dürften. Damit wurden die Immobiliardarlehen vor den weitreichenden Folgen der Entscheidung gerettet. Bei allen anderen Darlehensverträgen müssen die deutschen Gerichte die Entscheidung des EuGH im Hinblick auf die Frage, ob die vom Kreditinstitut gewählte Belehrung (auch) mit der Verbraucherkreditlinie vereinbar ist, künftig berücksichtigen. Betroffen sind demnach insbesondere nicht grundpfandrechtlich gesicherte Verbraucherdarlehen mit einem Gesamtkreditbetrag zwischen 200 und 75.000 Euro, sofern die Bank vom gesetzlichen Muster der Widerrufsbelehrung abgewichen ist. Hier könnte sich der Verbraucher im Einzelfall mit Hilfe des ‚Widerrufsjokers‘ nunmehr leichter und ohne Vorfälligkeitsentschädigung von einem Kredit befreien. Viele Anwälte sehen daher auch unter Berücksichtigung der jüngsten BGH-Entscheidungen nach wie vor mehrere Millionen Autokredit- und Leasingverträge auf dem erneuten Prüfstand.

Martin Kühler Rechtsanwalt TILP Rechtsanwaltsgesellschaft mbH

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BERATER | INTERVIEW

Wildwuchs am Trainermarkt! Corona verändert die Welt: Von heute auf morgen wurden alle Veranstaltungen, Seminare, Trainings, Vorträge storniert. Da höhere Gewalt eine Haftung ausschließt, stehen viele Trainer und Coachs mit leeren Händen da. In Windeseile wird ein Buch geschrieben und kostenlos über die sozialen Medien angeboten. Es werden darin Versprechungen abgegeben, die niemals eingehalten werden können, wie beispielsweise laufend neue Kunden, mehr Umsatz, mehr Einkommen, in einer Woche zum Verkaufsmanager usw. Die gleichen Versprechungen geben die Speaker, Redner, Motivatoren großmundig ab und sichern ihren Zuhörern gigantische Aussichten auf persönliche und finanzielle Erfolge zu. Wenn man sich dann näher mit den Personen beschäftigt, die solche Zusicherungen geben, dann wird man ganz schnell stutzig. Warum begeben sich Menschen, die ihren Angaben zufolge großartige Vertriebserfolge erzielt haben, plötzlich auf ein Gleis, das sie gar nicht erlernt haben, nämlich der beruflichen Weiterentwicklung? Warum verlassen sie ein Terrain, das ihnen Anerkennung und Erfolg eingebracht hat und begeben sich auf ein Gebiet, das ihnen fremd ist? Glauben sie etwa, dass hier leicht Geld zu verdienen sei? Es ist an der Dr. oec. h.c. Horst Steppi

Zeit, einmal daran zu erinnern, was einen guten Trainer und Coach ausmacht. finanzwelt hat mit Hans D. Schittly und Dr. oec. h.c. Horst Steppi, zwei der erfolgreichsten und erfahrensten Trainern, gesprochen. finanzwelt: Trainer und Speaker berichten immer wieder über ihre herausragenden Verkaufsergebnisse, dass sie tief gefallen sind und wieder ganz oben sind. Es gibt gute und weniger gute Trainer. Wodurch unterscheiden sie sich? Woran erkennt man gute Trainer? Hans D. Schittly» Es gibt hervorragende Fußballspieler, die Höhen und Tiefen durchlaufen sind. Deshalb sind sie noch lange keine guten Trainer! Jeder Fußballtrainer muss eine hochqualifizierte Trainer-Ausbildung an der Sporthochschule in Köln erfolgreich absolviert haben, um seine Lizenz zu erhalten. Verkaufstrainer, Coach oder Persönlichkeitstrainer kann sich jeder schon morgen nennen. Ein guter Trainer verfügt über praktische Erfahrungen. Ein guter Fußballlehrer hat Erfahrungen auf dem Spielfeld gesammelt nicht auf der Tribüne! Dr. oec. h.c. Horst Steppi» Ich glaube, es geht sehr schnell, einen Dampfplauderer von einem seriösen Trainer und Coach zu unterscheiden, es sei denn, man will es gar nicht, weil man sich lieber sagen lässt, wie toll man ist, als sich sagen zu lassen, dass man noch viel lernen könnte. Es ist einfach, theoretische Ratschläge, gewürzt mit ein paar abgedroschenen Allerweltsprüchen, von einer Bühne herunter zu erteilen, praktisch umsetzbare jedoch viel schwerer, weil sie überprüfbar sind. Egal, ob ein Trainer Sie besser machen soll, einerlei, ob Ihnen ein ‚Top Speaker‘ etwas erzählt, authentisch muss er sein und Ahnung haben von dem, was er Ihnen erzählt. Schauen Sie sich die Vita an, steckt Erfahrung dahinter, oder ist alles nur heiße Luft. Verzeihen Sie den Vergleich, aber es gibt zu viele Theoretiker, die alle Stellungen das Kamasutras auswendig kennen, aber selbst noch keine einzige ausprobiert haben. Den Menschen, die dafür bares Geld zahlen, in der Hoffnung, dass Sie außer dem Kugelschreiber tatsächlich noch etwas für ihr Leben mitnehmen, zu erzählen, du kannst Alles, du musst nur an dich glauben etc., ist einfach unseriös! finanzwelt: Reicht denn Erfahrung alleine schon aus, um sich Trainer nennen zu dürfen? Schittly» Die Berufsbezeichnung ‚Trainer‘ ist nicht geschützt. Um ein guter Trainer zu sein, bedarf es einer psychologischen, pädagogischen, didaktischen und rhetorischen Ausbildung. Ein guter Trainer und Coach gestaltet die Lernprozesse. Neues Verhalten kann nicht verordnet werden, es

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finanzwelt 03 | 2020


muss entwickelt werden. Im Grunde genommen kann jeder verkaufen, überzeugen, eigene Vorstellungen durchsetzen. Wenn sie es jedoch nicht tun, dann hindern sie negative Glaubenssätze daran, ihre Potenziale zu nutzen. Diese Hinderungsgründe sind Ängste, Unsicherheiten, Gedanken an Misserfolge, unliebsame Erfahrungen in der Vergangenheit. Die vorhandenen Fähigkeiten wurden ‚eingewickelt‘, so dass sie nicht zur Entfaltung kommen können. Im Coaching- oder Trainingsprozess müssen – step by step – diese ‚Wickel‘ beseitigt werden, damit der Auszubildende Zugang findet zu seinen Fähigkeiten. Steppi» Wie Herr Schittly schon sagte, die Bezeichnung Trainer ist nicht geschützt und jeder darf sich Trainer oder Coach nennen und Erfahrung alleine reicht sicher nicht aus. Wie bei allen anderen Dingen im Leben, die zum Erfolg führen sollen, spielen Fähigkeiten und Fertigkeiten eine große Rolle. Meine ganze Erfahrung hilft mir nichts, wenn ich nicht reden kann. Ich spiele gerne Golf, aber mir in einem Seminar zu erzählen, ich könnte im nächsten Jahr bei den Masters mitspielen, nur weil ich an mich glaube oder mein Unterbewusstsein darauf programmiert habe, wäre barer Unsinn. Ohne Empathie kann ich kein guter Trainer oder Coach werden. Es gibt leider zu viele psychopathische Narzissten in dieser Branche, denen die Menschen im Prinzip egal sind, Hauptsache der Rubel rollt und die Publicity stimmt. finanzwelt: Warum wollen denn so viele junge Verkäufer Trainer oder Coach werden? Schittly» In der Aussage ‚Als Trainer oder Coach muss ich nicht mehr verkaufen!‘ ist die Antwort auf Ihre Frage. Die Anzahl der Vermittler und Verkäufer ist rückläufig, dabei nimmt die Beratungsqualität zu. In unserer Branche ist es umgekehrt, die Anzahl der Coach und Trainer steigt und damit sinkt die Qualität. ‚Ich kann gut reden, ich möchte auf der

Hans D. Schittly

Schittly» Speaker und Trainer rühmen sich mit markigen Sprüchen: ‚Ich bin der Beste in Europa, ich fülle Stadien und Hallen, ich führe dich an die Spitze usw.‘ Die Zuhörer sind begeistert, die Botschaften der Speaker sind richtig und nachvollziehbar: ‚Du kannst es schaffen…‘ So manch einer sagt sich: ‚Das kann ich auch!‘ Wenn man dann erfährt, dass ein Speaker für seinen Auftritt 10 oder 20.000 Euro erhält, dann erhöht dies den Wunsch, es auch zu tun ganz, erheblich.

» Geballte Ladung Kompetenz, Erfahrung und Nachhaltigkeit. Von tausenden begeisterten Teilnehmern bestätigt! ‚Die Zwei‘ beweisen seit vielen Jahren wie Erfolg machbar ist. « Bühne stehen, ich kann Menschen begeistern…‘, sagen viele junge Leute, wenn sie sich bei mir bewerben. Steppi» im Prinzip ist diese Frage leicht zu beantworten. Sie stellen es sich ganz einfach vor. Einfach auf die Bühne, bisschen was erzählen, viel Geld verdienen. Dreimonatiger Online-Kurs, schon ist man zertifizierter Mental- oder systemischer Coach. Klingt gut, ist aber in vielen Fällen einfach alter Wein in neuen Schläuchen. Das Netz ist voll von Selbstdarstellern, die zertifiziert alles können. Die Gabe, gut reden zu können, Menschen mitzureißen und zu begeistern ist toll, aber eben nur ein Mosaiksteinchen. Allein die Gabe reicht nicht, man muss das Ganze auch mit Wissen und Erfahrung unterlegen, nur dann wird ein Schuh daraus. finanzwelt: Und was macht diesen Beruf für junge Leute so reizvoll? finanzwelt 03 | 2020

Steppi» Wie bereits gesagt, die Macht des Geldes, des Ansehens in der Öffentlichkeit, davon zu träumen, Hallen mit jubelnden Menschen zu füllen, das kann doch nicht so schwer sein, der Guru für seelisch und mental labile Menschen zu sein und dafür auch noch viel Geld zu bekommen. Aber Vorsicht, wie viele Schauspieler in Deutschland können von ihrem Beruf gut leben, wie viele Fußballspieler gibt es und wie viele davon verdienen diese horrenden Gehälter? (fw)

Info Woran man einen guten Trainer erkennt und wodurch sich die beiden von anderen unterscheiden, lesen Sie online unter www.finanzwelt.de

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BERATER | BÜROHUNDE

So ein Hundeleben! Wann genau die Domestizierung stattfand, ist umstritten. Während sie früher zur Bewachung des Hauses gehalten wurden, leben sie heute überwiegend im Haus, sie sind also an das Zusammenleben mit Menschen gewöhnt. Und ihre Aufgaben sind seither vielseitig: sie sind nicht nur der beste Freund des Menschen, sondern manchmal auch Therapeut. Und wenn sie einen Großteil ihres Hundedaseins in einem Büro verbringen, tragen sie nicht selten zu einem entspannten Betriebsklima bei. In unsere Bürohunde-Reihe stellen wir Ihnen diesmal weitere knuffige Fellnasen vor. (as)

Corona? Interessiert uns AMEX-Bürohunde nicht! Wie haben wir uns gefreut, wir lieben Vierbeiner der AMEX Mitarbeiter. Vor knapp einem Jahr führte Vorstand Boris Beermann die Bürohunde-Regelung ein. Unser einsames Hundeleben, während Herrchen oder Frauchen bei der Arbeit waren, hatte ein Ende! Ab sofort durften wir den ganzen Tag an ihrer Seite sein. Natürlich nur, wenn wir uns artig benahmen. Aber wir sind alle gut erzogen und durften somit die heiligen Hallen der AMEXPool AG jeden Morgen zusammen mit Herrchen oder Frauchen betreten. Dort wartete dann am Arbeitsplatz unser Körbchen und während Herrchen oder Frauchen der Arbeit nachgingen, chillten wir gemütlich an ihrer Seite und waren nicht mehr einsam. Wenn wir mal mussten, haben Herrchen oder Frauchen kurz ausgestempelt und sind mit uns Gassi gegangen. Was für ein Hundeleben! Dann kam Corona! Hilfe, dachten wir Vierbeiner uns alle! Jetzt ist unser tolles Hundeleben vorbei und wir müssen alle zu Hause bleiben. Und so kam es! Was für ein Schreck! Doch was war da los? Herrchen und Frauchen gingen auch nicht mehr zur Arbeit?! Unser Schwanzwedeln nahm gar kein Ende mehr! Wegen der Corona-Krise müssen aktuell auch Herrchen und Frauchen zu Hause bleiben. Natürlich müssen sie weiterhin arbeiten. Das komplette AMEX-Angebot von der Beratung über Policierung bis zur Schulung per Webinar erledigen sie aktuell vom Homeoffice aus. So machen sie nicht nur uns, sondern auch die Makler weiterhin glücklich. Was sollen wir sagen? Corona hat für uns Bürohunde keinen Nachteil und wenn die ganze Sache hoffentlich bald vorüber ist, dann begleiten wir unsere Herrchen und Frauchen auch liebend gerne wieder ins Büro. Hauptsache wir sind an ihrer Seite und Sie alle bleiben gesund!

Fenja, Pintado, Eldorado, Mia, Dea, Carlos, Cooper, Amelie, Bobby, Sunny, Yosie

Carlos (1 J.) Pintado (6 J.), Eldorado (7 J.), Mia (8 J.) v.l.n.r.

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Fenja (9 J.)

Yosie (5 J.)

Dea (12 J.) Bobby (3 J.)

Sunny (15 J.) Cooper (10 J.)

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Amelie (3 J.)

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BERATER | BÜROHUNDE

Hoch2 Versicherungsmakler OHG in Markt Schwaben Wir haben mittlerweile drei vierbeinige Kollegen, zwei Labradore („Butzi“, Rüde und „Holly“, Hündin) und eine Mischlingsdame, die Amelie. Butzi ist die grau-blonde Eminenz und der Buddha unter den Hunden. Den bringt nichts aus der Ruhe. Durch seine ruhige und gelassene Art hat er sogar die extreme Hundeangst unserer ersten Mitarbeiterin geheilt. Butzi ist knapp 9 Jahre alt. Holly ist die junge Wilde, ca. 2,5 Jahre und immer für ein Spielchen oder für Streicheleinheiten zu haben. Ein echter Sonnenschein. Amelie ist die feine Dame. Etwas schüchtern am Anfang und sie muss erst erobert werden und Vertrauen fassen, bevor sie Nähe zuletzt. Wenn sie das dann tut, geht einem das Herz auf.

Butzi, Holly, Amelie

Butzi, Holly, Amelie

Bürohund und freiwillige Sicherheitsbeauftragte bei KENSINGTON Bremen Mimi ist unser kleinstes Team-Mitglied und sorgt jederzeit für den nötigen Ausgleich. Täglich kümmert sich die kleine Dame um das Wohlbefinden aller Mitarbeiter und bringt fröhliche und positive Stimmung ins Team. Sie strahlt die innere Ruhe aus, die wir im lebhaften Büroalltag manchmal verlieren. Sie übernimmt oft auch den Empfang: Besucher werden freundlich und sehr persönlich begrüßt – dabei lässt sie gerne ihren Charme sprühen.

Mimi

Mimi

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finanzwelt 03 | 2020


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VERSICHERUNGEN | TITELSTORY

Das Jahresendgeschäft beginnt jetzt! WWK IntelliProtect® ab Juli mit vielen neuen Features. Indexfonds, optimierte Fondskosten, Kursgewinnabsicherung und Bruttohochrechnung im Fokus. Sinkende garantierte Renten ab 2021 durch Rechnungszinsabsenkung. Um diese und noch viel mehr Themen geht es im großen finanzwelt-Interview mit Vertriebsvorstand Rainer Gebhart, Marketingchef Thomas Heß und Produktchef Dr. Winfried Gaßner von der WWK. finanzwelt: Corona hat einen großen Impact, auch auf die Finanz- und Versicherungsbranche. Bei der privaten Altersvorsorge wird es eventuell schwieriger werden. Fokussieren Sie sich jetzt eher auf den bAV-Markt oder welche Strategie verfolgen Sie? Rainer Gebhart» Wir haben unseren vertrieblichen Schwerpunkt klar auf alle geförderten Altersvorsorgeprodukte gelegt. Bei Riester sind wir Marktführer im fondsgebundenen Segment. Wir bieten mit WWK IntelliProtect® seit nunmehr über zehn Jahren ein geniales Riester-Produkt. Es hat unseren Kunden in allen Marktphasen überdurchschnittlich hohe Investitionsquoten in Aktienfonds ermöglicht und zudem die geforderte Garantie aller eingezahlten Beiträge und Zulagen sichergestellt. Hinzu kommt, dass sich viele Marktteilnehmer aus der Riester-Rente zurückgezogen haben, weil sie die Garantie im Niedrigzinsumfeld nicht effizient darstellen können. Gerade angesichts der Kleinverträge mittelbar Zulagenberechtigter gelingt dies nur mit optimalen Prozessen und einer äußerst leistungsfähigen IT. Thomas Heß» Auch in der bAV verzeichnen wir seit Jahren starke Umsatzzuwächse. Unser Produktkonzept WWK IntelliProtect® ist hier ebenso der wesentliche Erfolgsfaktor. Das innovative Garantiesystem basiert auf einem iCPPIMechanismus, der börsentäglich und kundenindividuell die Vertragsguthaben zwischen frei wählbaren Investmentfonds und unserem Sicherungsvermögen umschichtet. Dadurch können wir hohe Investitionsquoten und damit hohe Renditechancen für unsere Kunden erreichen. Das Konzept hat sich in der Corona-Krise übrigens bestens bewährt. So wurden die Guthaben unmittelbar in das sicher verzinste Sicherungsvermögen umgeschichtet und die folgenden Auf22

wärtsbewegungen an den Aktienmärkten sofort zum Wiedereinstieg in die gewählten Fonds genutzt. finanzwelt: Ihre Strategie geht auf. Die WWK steigerte die Produktion im Jahr 2019 deutlich um 8,3 %. Worauf führen Sie dieses außergewöhnliche Wachstum neben Ihrem erfolgreichen Produktkonzept zurück? Gebhart» Die WWK wächst im Bereich der Lebensversicherung seit vielen Jahren mit hohen Zuwachsraten. Das aus unserer Sicht relevante Geschäft mit laufenden Beiträgen hat sich sogar deutlich stärker entwickelt, als das der Branche. Die starken Zuwächse spiegeln die insgesamt hohe Wettbewerbsfähigkeit unseres Unternehmens wider. Zu nennen ist insbesondere unsere hohe Substanzkraft, die einerseits Produktinnovationen auch bei kostenintensiven IT-Kapazitäten und andererseits einen fairen Umgang mit unseren Vertriebspartnern ermöglicht. Gepaart mit einer hervorragenden Produkt- und Servicequalität sowie der Schlagkraft unserer gesamten Vertriebsmannschaft sind das sicherlich die Hauptfaktoren für den Erfolg. finanzwelt: Wir finden es sehr spannend, wie der Garantiemechanismus der WWK in der Corona-Krise funktioniert hat. Können Sie uns noch mehr dazu sagen? Gibt es keine Cash-Lock-Gefahr bei dem System? Dr. Winfried Gaßner» Unser Motor konnte auch in dieser herausfordernden Zeit durch seine börsentägliche und kundenindividuelle Umschichtung der Guthaben deutlich früher reagieren als trägere Produkte im Markt. Die Gefahr eines sogenannten Cash-Locks wird durch die spezielle Funktionsweise ausgeschlossen. Selbst wenn ein Vertrag nach mehreren Jahren Laufzeit aufgrund einer lang anhaltenden, extrem schlechten Börsenphase komplett ins konventionelle Sicherungsvermögen investiert wäre, würden neue Beiträge und die Überschussverzinsung dafür sorgen, dass das individuelle Vertragsguthaben allmählich wieder in chancenreiche Aktienfonds umgeschichtet wird. Das ist ein weiterer Unterschied zu vielen anderen Modellen, die es am Markt gibt. Heß» Und, Sie haben es gerade schon angesprochen, in der Corona-Krise hat der Motor extrem gut funktioniert und gefinanzwelt 03 | 2020


Rainer Gebhart

» Bei Riester sind wir Marktführer im fondsgebundenen Segment. « nau das gemacht, was er tun soll. Wir haben genau beobachtet und analysiert, wie das Gesamtvolumen, das in den Verträgen an Fondsguthaben ist, zwischen Sicherungsvermögen und freier Fondsanlage pendelte. Es wurden Volumina im höheren Millionenbereich umgeschichtet und damit das Guthaben der Kunden im Sinne der zugesicherten Garantie geschützt. finanzwelt: Was hoch kann man sich so eine Umschichtung prozentual im Vertrag vorstellen? Können Sie eine Größenordnung nennen? Dr. Gaßner» Das kommt natürlich immer auf den einzelnen Vertrag an. Wir haben Verträge, vor allem Verträge in der Anfangsphase, die zeitweise komplett ins Konventionelle gegangen sind. Wir haben aber auch durchaus Verträge, die bereits länger laufen und trotz der teilweise starken Verluste am Aktienmarkt zu einem großen Teil oder sogar komplett in Fonds geblieben sind. Hier war eine Umschichtung nicht notwendig. Die Verträge hatten aufgrund der vielen guten Börsenjahre der Vergangenheit einen entsprechend großen Puffer aufgebaut. Auch hier zeigt sich die Leistungsfähigkeit unseres Garantiesystems deutlich. Weil es das Produkt bereits seit zehn Jahren gibt, können wir das an realen Verträgen nachvollziehen und belegen. finanzwelt 03 | 2020

finanzwelt: Arbeitet der iCPPI-Motor vollautomatisch oder schaut da jemand drüber? Wie muss man sich das vorstellen? Dr. Gaßner» Nein, es ist ein rein mathematischer Algorithmus ohne jeglichen individuellen Einfluss. Das sehen wir als großen Vorteil, weil wir uns nicht anmaßen, die zukünftige Marktentwicklung voraussagen zu können. Die Corona-Krise hat aus meiner Sicht belegt, dass auch ausgewiesene Kapitalmarktexperten bestimmte Entwicklungen nicht vorhersehen können. Unter Fachleuten wird ja auch oft diskutiert, ob Garantiemodelle mit täglicher Umschichtung wirklich besser sind als Modelle mit Umschichtung am Monatsanfang. Ich glaube, durch die Corona-Krise kann man gut sehen, warum das tägliche Umschichten so wichtig ist. Am 6. März sind die Kurse bereits deutlich eingebrochen, der große Crash war am 13. März. Wenn ein Produkt erst am Monatsende umschichtet, dann schaut der Algorithmus sozusagen den ganzen Monat zu bei der Abwärtsbewegung, bleibt aber komplett im Fonds investiert. Schichtet das Produkt dann Ende März endlich um in das sichere Guthaben, ist der Zug abgefahren. finanzwelt: Die WWK hat mit einem umfangreichen Relaunch die Produktreihe WWK IntelliProtect® noch einmal verbessert. Was wurde bessert und wann wird damit gestartet? 23


VERSICHERUNGEN | TITELSTORY Heß» Wir haben unsere Fondsrenten mit Garantie stark überarbeitet und mit vielen Neuerungen für die Kunden ausgestattet. Gleich geblieben ist der kundenindividuelle, börsentäglich arbeitende iCPPI-Garantiemechanismus, der Kunden seit über zehn Jahren hohe Renditechancen ermöglicht und gleichzeitig in schwierigen Marktphasen den vollständigen Erhalt aller eingezahlten Beiträge sicherstellt. Wir starten im Juli mit allen Schichten der Altersvorsorge, also in der Privatrente, der bAV und der Riester- und Rürup-Rente. finanzwelt: WWK IntelliProtect® ist das erfolgreichste Produkt der WWK. Was hat Sie dazu bewogen, eine komplette Runderneuerung durchzuführen? Gebhart» Mit über 350.000 abgeschlossenen Verträgen und einer abgerechneten Beitragssumme von über zehn Milliarden Euro ist WWK IntelliProtect® in der Tat das absatzstärkste Produkt, das die WWK je für ihre Kunden auf den Markt gebracht hat. Nach über zehn Jahren ergänzen wir die Produktreihe nun um viele Features und machen sie damit noch zukunftsfähiger. Im Fokus steht dabei eine völlig neue Fondspalette, mit der wir unseren Kunden nicht nur ausgewählte, renditestarke Anlagemöglichkeiten zur Verfügung

stellen, sondern auch Kostenaspekte deutlich stärker berücksichtigen. Darüber hinaus tragen wir dem starken Wachstum von indexorientierten und nachhaltigen Investments Rechnung durch ein entsprechend erweitertes Angebot.

finanzwelt: Wie sehen die neuen Anlagemöglichkeiten konkret aus? Was für Vorteile ergibt das für die Kunden? Dr. Gaßner» Unser Fondsangebot besteht nun aus über 50 Investmentfonds. Bei der Auswahl der aktiv gemanagten Fonds wurde neben qualitativen Kriterien in Bezug auf die Leistungsfähigkeit der Fondsmanager und die Konsistenz des Investmentprozesses insbesondere auf die Fondskosten geachtet. Zum Einsatz kommen kostenreduzierte FondsTranchen, wo immer diese existieren. Es wurde sogar eine feste Kostenobergrenze definiert, oberhalb derer wir keine Fonds in unser Angebot aufnehmen. Der Vorteil für die Kunden: Es werden noch größere Teile der Sparbeiträge angelegt, die möglichen Ablauf- und Rentenleistungen steigen deutlich. Heß» Darüber hinaus bietet die WWK ab sofort auch sieben passiv gemanagte Indexfonds des Anbieters Vanguard an.

» Die Bestätigung unserer ratingorientierten Produktpolitik: FFF+ bei Franke & Bornberg! «

Thomas Heß

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Fondsguthaben Beispiel März 2015: Rekordstände an den Börsen Renditechancen nutzen! Das Guthaben ist überwiegend in Fonds investiert.

des Investments an jedem Bankarbeitstag

Konventionelles Guthaben

Beispiel März 2020: Corona-Krise Vermögen schützen! Das konventionelle Guthaben steigt und die Beitragsgarantie ist gesichert.

Konventionelles Guthaben

Wertentwicklung Fondskurs Fondsguthaben Konventionelles Guthaben

Indexierte Wertentwicklung (02.11.2009 = 100)

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Vertragsguthaben in EUR 20.000

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18.000

250

16.000 14.000

200

12.000 10.000 150

8.000 6.000

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4.000 2.000

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11/2011

11/2013

11/2015

11/2017

11/2019

Berechnungsgrundlagen: Tarif RR01 NT, Grundphase: 30 Jahre, Beitrag: 100 EUR mtl. zzgl. 154 EUR Grundzulage p. a., Fonds: DWS Akkumula, 02.11.09 – 31.03.20

AKTIVIERUNG KURSGEWINN-ABSICHERUNG finanzwelt: Wie muss man sich die Fondsauswahl vorstelDiese bilden verschiedene Indizes kostenoptimal ab. Es sind len? Wie flexibel werden die vielen Möglichkeiten genutzt? dies unter anderem MSCI World, MSCI Europe, der MSCI Aktuelles Garantieniveau Heß» Mit einer breiten Fondspalette haben unsere Kunden Emerging Markets Index, der MSCI Pacific ex Japan Index Gesamtguthaben nach Kursgewinnund Berater natürlich die komplette Flexibilität. Sie können sowie der S&P 500. Gleichzeitig integrieren wir auch zwei Absicherung frei wählen und sind nicht begrenzt in der Anzahl der Fonds. Indexfonds zu Nachhaltigkeit (ESG) von Vanguard in unser Es kann beliebig oft geshiftet und geswitcht werden, ganz Fondsportfolio. Auch die populären Enhanced Index Fonds ohne Zusatzkosten. Ob das genutzt wird, hängt natürlich von JP Morgan nehmen wir auf. Indexfonds sind deutlich vorstark vom einzelnen Berater und Vermittler ab. Speziasehr kosteneffizienter als ein aktiv gemanagter Aktienfonds.Garantieniveau DaKursgewinn-Absicherung lisierte Berater können sich durch die neuen Möglichkeiten rüber hinaus bieten wir die Managed Index Portfolios von bei ihren Kunden profilieren und sich durch qualifizierte BeBlackRock an. Das sind aktiv gemanagte und äußerst kosratung aktiv von der standardisierten Leistung wie beispielstengünstige Dachfonds, die nur aus ETFs verschiedener Asweise der eines Robo-Advisors unterscheiden. setklassen bestehen.

finanzwelt: Die Kosteneffizienz ist also in den Vordergrund gerückt? Dr. Gaßner» So würde ich das nicht formulieren. Aus meiner Sicht sollten bei der Produktauswahl die möglichen Renditechancen und das gewünschte Sicherheits-Level einer Anlage im Zentrum stehen. So ist das auch bei unserem Produkt. Der Kostenaspekt ist dabei aus meiner Sicht eine wichtige Rahmenbedingung. Mit dem neuen Fondsportfolio reduzieren wir die Fondskosten in der Tat deutlich. Die Indexfonds liegen bei ungefähr 0,2 % Kosten. Bei den BlackRock Managed Index Portfolios liegen wir bei 0,5 % und bei den gemanagten Fonds geht es etwas höher. Wir haben in unserem Fondsportfolio bisher durchschnittliche ‚Ongoing Charges‘, also laufende Fondskosten, von 1,72 %. Diese konnten wir durch die neue Fondspalette auf 0,89 % nahezu halbieren. finanzwelt 03 | 2020

finanzwelt: Das klingt sehr professionell, aber auch durchaus anspruchsvoll. Wie behalten Kunden und weniger versierte Vertriebspartner hier den Überblick? Dr. Gaßner» Für Kunden, die ihr Portfolio nicht selbst zusammenstellen wollen, stehen eine Reihe neu konzipierter Fonds-Baskets zur Verfügung. ‚WWK Basket Offensiv‘ und ‚WWK Basket moderat‘ berücksichtigen unterschiedliche Risikoneigungen und können jeweils mit aktiv gemanagten Fonds oder Indexfonds gewählt werden. Interessant sind zudem auch drei spezielle Themen-Baskets. Wer beispielsweise seine Sparbeiträge unter sozialen, ethischen und umweltbezogenen Kriterien anlegen möchte, ist im ‚WWK Basket Nachhaltigkeit‘ gut aufgehoben. Darüber hinaus erleichtert der im Rahmen der neuen Angebotssoftware AVANTI eingeführte Fondsfinder die Fondsauswahl deutlich. Mit seiner 25


VERSICHERUNGEN | TITELSTORY

Hilfe lässt sich vom Vermittler anhand weniger Kriterien ein passgenaues Portfolio nach den Wünschen und Bedürfnissen des jeweiligen Kunden zusammenstellen.

zwischen verschiedenen Produktanbietern, aber vor allem auch Intransparenz zwischen den Vorsorgeschichten, wenn man Hochrechnungen mit abweichenden Annahmen miteinander vergleichen möchte. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, einen Hochrechnungssatz variabel zu gestalten. Der Vermittler kann ihn in der Beratung so wählen, wie er ihn braucht.

finanzwelt: Gibt es darüber hinaus weitere Neuerungen? Heß» Ein weiteres interessantes Merkmal der neuen Policen-Generation ist die sognannte ‚Kursgewinnabsicherung‘. Damit kann der Kunde während der Laufzeit auf Wunsch bereits erreichte Kursgewinne sichern und sein Garantieniveau, also die Höhe der garantierten Ablaufleistung bzw. der garantierten Rente, anheben. Diese Option gibt den Kunden weiteren Schutz vor Aktienkursrückgängen auch während der Laufzeit, nicht nur am Ende, wie das ebenfalls verfügbare Ablaufmanagement oder die bereits bestehende, mögliche Höchststandsabsicherung. Neu sind auch die Hochrechnungen für die Ablaufleistungen nach der sogenannten Bruttomethode. Diese berücksichtigt auch die Kosten der eingeschlossenen Fonds. Damit erhöhen sich die Vergleichbarkeit und die Transparenz gegenüber anderen Anbietern deutlich. Dr. Gaßner» Heute ist die Situation so, dass es Gesellschaften am Markt gibt, die Nettohochrechnung machen und andere rechnen brutto hoch. Deshalb sind die Produkte nicht miteinander vergleichbar, was die Beratung für Vermittler und Makler erschwert. Bei uns wird der Berater zukünftig frei wählen können, ob er Bruttohochrechnung haben will, das ist Standard, oder ob er sich parallel noch die Nettohochrechnung anzeigen lassen möchte. Dann können sich die Produkte wirklich einem fairen Vergleich stellen und man vergleicht nicht Äpfel mit Birnen. Die nächste Hürde für den Vermittler in der Beratung sind die Hochrechnungssätze. Wir haben im Produktinformationsblatt bei Riester und Rürup die vorgegebenen Hochrechnungssätze je nach Chance-Risiko-Klassen, bei Schicht 3 rechnen einige Anbieter mit 0 %, 3 %, 6 % und 9 % hoch, es gibt aber auch Versicherer am Markt, die verwenden andere Wertentwicklungssätze für die Fondsanlage. Das erzeugt natürlich Intransparenz

finanzwelt: Die WWK ist am Markt auch für ihre hohen Rentengarantiefaktoren bekannt. Wie sieht es bei der neuen Produktgeneration aus? Heß» Die WWK gehört zu den wenigen Anbietern am gesamten deutschen Markt, die auf Basis der aktuellen Sterbetafeln und des aktuellen Rechnungszinses den Rentenfaktor zu 100 % auf das Gesamtguthaben garantieren. Einfacher gesagt erhalten Kunden bei uns pro 10.000 Euro Ansparvermögen in der Rentenphase deutlich höhere Rentenleistungen als bei anderen Wettbewerbern. Das bleibt selbstverständlich auch bei der neuen Produktgeneration so. Darauf können sich unsere Kunden und Vermittler verlassen. Gebhart» An dieser Stelle möchte ich hervorheben, dass die private Rentenversicherung als einziges Produkt das Langlebigkeitsrisiko absichert. Dies bedeutet, dass die Versicherung bis zum Tode des Versicherten die monatliche Rente ausbezahlt. Bei jedem anderen Vorsorgeprodukt wird das Kapital aufgezehrt. Die private Rentenversicherung bietet daher Versorgungssicherheit bis ans Lebensende. Aus diesem Grunde greift es auch zu kurz, einfach die Rendite eines Investmentsparplans zu vergleichen mit der einer Lebensversicherung. Das sind wieder die sprichwörtlichen Äpfel und Birnen. finanzwelt: Wurde die neue Produktreihe bereits von anerkannten Rating-Häusern bewertet? Heß» Natürlich haben wir uns auch viele Gedanken um möglichst faire und kundenfreundliche Versicherungsbe-

So funktioniert WWK IntelliProtect®

So reagiert WWK IntelliProtect® auf veränderte Rahmenbedingungen

Schematische Darstellung der Funktionsweise des tagesaktuellen und kundenindividuellen Managements der Garantie (iCPPI)

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2 Fondsguthaben

Was passiert bei steigenden Kursen? Beispiel März 2015: Rekordstände an den Börsen Renditechancen nutzen! Das Guthaben ist überwiegend in Fonds investiert.

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Fondsguthaben

Überprüfung des Investments an jedem Bankarbeitstag

Konventionelles Guthaben

Fondskurs Fondsguthaben Konventionelles Guthaben Vertragsguthaben in EUR 20.000

Und wenn die Kurse sinken? Beispiel März 2020: Corona-Krise Vermögen schützen! Das konventionelle Guthaben steigt und die Beitragsgarantie ist gesichert.

Konventionelles Guthaben

Indexierte Wertentwicklung (02.11.2009 = 100)

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Dr. Winfried Gaßner

» Die Corona-Krise hat aus meiner Sicht belegt, dass auch ausgewiesene Kapitalmarktexperten bestimmte Entwicklungen nicht vorhersehen können. « dingungen gemacht. Moderne Rentenversicherungen sollten für Kunden viele Möglichkeiten zur Vertragsanpassung bieten. Das branchenweit anerkannte Rating-Institut Franke & Bornberg überprüft regelmäßig, ob bei den Tarifen wirklich alle notwendigen Gestaltungsoptionen vorhanden sind. Alle von der WWK neu angebotenen Tarife, egal ob Riester- oder Rürup-Rente, Privatrente oder Direktversicherung, werden dabei durchgängig mit der Bestnote FFF+ bewertet. Das Institut für Vermögensaufbau (IVA) hat bereits Ende 2019 die bewährte Produktgeneration WWK IntelliProtect® mit dem Titel ‚Beste Fondsrente mit Garantie‘ ausgezeichnet. Die Tarife bieten laut den Experten die besten Renditechancen unter allen fondsgebundenen Hybridprodukten am Markt. Die neue Generation wertet die bewährten und etablierten Produkte für Kunden und Vermittler noch einmal deutlich auf. Insofern können Sie davon ausgehen, dass unserem Haus auch hier Bestbewertungen winken. Unser Haus gestaltet ja ein neues Produkt nicht ohne Blick auf renommierte Produktratings – für die Makler sind das ja die relevanten Qualitätsindikatoren.

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finanzwelt: Zum Abschluss möchten wir noch einmal auf den Vertrieb eingehen. Warum sollten Vermittler genau jetzt – in Zeiten von Corona – mit der neuen Produktgeneration von WWK IntelliProtect® auf ihre Kunden zuzugehen? Gebhart» Der aktuell gültige Rechnungszins von 0,9 % ermöglicht in unseren Altersvorsorgeverträgen selbst bei kurzen Laufzeiten nach wie vor vernünftige Aktienquoten. Je niedriger der Rechnungszins wird, desto schwieriger wird die Barwertmethode zur Garantieabbildung und desto geringer sind die Aktienquoten und damit natürlich auch die Renditechancen der gewählten Altersvorsorge. Wir gehen davon aus, dass der Rechnungszins am 1. Januar oder spätestens am 1. Juni 2021 auf 0,5 % oder sogar auf ein noch niedrigeres Niveau gesenkt wird. Kein Kunde hat dann mehr die Chance, ein Altersvorsorgeprodukt zu den vergleichsweise attraktiven Konditionen zu erhalten. Denn bereits bei einem Rechnungszins von 0,5 % sinkt der Aktienanteil signifikant. Das Jahresendgeschäft beginnt also bereits jetzt! (lvs)

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VERSICHERUNGEN | ALTERSVORSORGE MIT FONDSPOLICEN

Unvorhersehbare Marktrisiken, wie aktuell die Corona-Pandemie, stellen auch die private Altersvorsorge auf eine Bewährungsprobe. Bei Fondspolicen kommt es mehr denn je auf intelligent gemanagte Portfolios an. Und auf die Flexibilität von Maklern und ihren Kunden. Für die freien Vermittler geht es aber auch darum, Haftungsrisiken zu vermeiden. Das gute Börsenjahr 2019 hat den Anbietern von fondsgebundenen Renten- und Lebensversicherungen ein außergewöhnliches Geschäftsjahr beschert. Fondsportfolios mit Wertzuwächsen von 20 % und mehr waren keine Seltenheit. Die anhaltend schlechte Fondsqualität des Anlagestocks der deutschen Versicherer mache jedoch deutlich, dass Anbieter und mandatierte Fondsgesellschaften diesen Erfolg nicht für sich reklamieren könnten, denn auch 2019 sei das durch die positive Marktentwicklung vorgelegte Renditepotenzial für die anvertrauten Kundengelder nicht ausgeschöpft worden. Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste Studie des Ratingunternehmens f-fex AG über den Fondspolicen-Markt in Deutschland, bei der 77 FondspolicenAnbieter und 176 Fondsgesellschaften im Detail analysiert und bewertet wurden. „Immerhin gibt es beim Neugeschäft inzwischen vielversprechende Anlagekonzepte, die den Kunden über den Tag des Vertragsabschlusses hinaus mit intelligent gemanagten Portfolios oder kontinuierlich bereitgestellten, digitalen Beratungstools versorgen, so dass die Wahrscheinlichkeit, nachhaltig Outperformance zu generieren, zunehmen sollte“, so Dr. Tobias Schmidt, 28

CEO der f-fex AG. Viele Portfolios des Bestandsgeschäfts blieben jedoch ohne Unterstützung durch Versicherer oder Berater, so dass ungünstige Zusammenstellungen von unterdurchschnittlichen Fonds häufig dauerhaft weiter bespart würden, so Schmidt. „Hier werden Renditepotenziale verschenkt, die unbedingt gehoben werden sollten, wenn die Ablaufleistung zum Vertragsende halbwegs mit den Projektionen, die bei Vertragsabschluss in Aussicht gestellt wurden, übereinstimmen soll.“ Unter Einbeziehung unvorhersehbarer Marktrisiken, wie aktuell mit der Corona-Krise, gelte dies noch viel mehr. Die Unterschiede in der Fondsqualität des Anlagestocks sind zwischen den anbietenden Lebensversicherern laut der Studie zum Teil erheblich. Auch bei den Fondsgesellschaften ist die Qualitätsspanne der bei Fondspolicen eingesetzten Fonds groß.

Offensichtlich kommt es auch auf Flexibilität an – bei Kunden und bei Maklern. Jens Göhner, Leiter Produkt- und Vertriebsmarketing Vorsorge und Investment bei der Stuttgarter Lebensversicherung a. G., erklärt dazu: „Der Erfolg fondsgebundener Riester-Versicherungen hängt stark davon ab, wie sich die

ausgewählten Fonds entwickeln. Dabei sollte – neben der Frage, ob der Fonds noch zum Risikoprofil des Kunden passt – vor allem ihre Performance regelmäßig überwacht und die Auswahl der Fonds entsprechend angepasst werden.“ Wenn man auf beides achte, könnten sich Fondswechsel lohnen. In das gleiche Horn stößt Jens Arndt, Vorstandsvorsitzender der myLife Lebensversicherung AG: „In der Regel wählen Finanzberater mit ihren Kunden ein Fondsportfolio aus, das ihren Renditeerwartungen und ihrer Risikoneigung entspricht.“ Ein Trend gehe hierbei mehr und mehr in Richtung passiver Investments, also ETFs. Denn auch hier seien geringe Kosten oder die mögliche Outperformance aktiv gemanagter Fonds die Gründe. Arndt: „Ein Fondswechsel kommt daher dann immer in Betracht, wenn z. B. mit dem neuen Fonds eine bessere Rendite erzielt werden soll, der Investmentfokus gewechselt wird, das Risiko während der Laufzeit beispielsweise zum Vertragsende minimiert oder in Form eines Rebalancing die ursprüngliche Allokation wiederhergestellt werden soll.“ In jedem Fall lohne sich ein stetiger Blick auf die fortlaufende Entwicklung der jeweiligen Vermögenswerte. Manche Kunden und sogar Makler dürften damit überfordert sein. Doch Göhner wirbt um eine entspanntere

Jens Arndt Vorstandsvorsitzender myLife Lebensversicherung AG

Jens Göhner Leiter Produkt- und Vertriebsmarketing Stuttgarter Lebensversicherung a. G.

Flexibilität muss sein

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Intelligenz ist Trumpf


Haltung: „Unseren Geschäftspartnern bieten wir regelmäßige Schulungen zum aktuellen Fondsangebot an, damit sie ihre Kunden bestmöglich unterstützen können.“ Den Kunden selbst biete man ein Ablaufmanagement an. Sie würden automatisch vor Ende der Beitragszahlungsdauer angeschrieben. Damit könnten sie ihr Fondsguthaben sukzessive von chancenorientierten in defensivere Fonds umschichten. Laut Arndt stehen mehrere Aspekte im Fokus: „Für Kunden und Berater sind unserer Ansicht nach vier Dinge elementar, erstens: volle Transparenz.“ Mit dem hauseigenen ‚myInfoPoint‘ biete man Kunden und Beratern ein onlinebasiertes Auskunftssystem, das tagesaktuelle Vertrags- und Fondswerte, einen Überblick über die laufenden und geplanten Transaktionen, die genaue Fondsaufteilung, die Fondsentwicklung über verschiedene

Dr. Tobias Schmidt Vorstand f-fex AG

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Zeithorizonte, sämtliche Dokumente, exportierbare Berichte und vieles mehr vorhalte. Zweitens gehe es um größtmögliche Flexibilität für Beitragserhöhungen, -reduzierungen, -pausen oder Zuzahlungen und auch bei den Fonds selbst. myLife bietet hiervon gleich 200 für die individuelle Altersvorsorge an, darunter über 120 ETFs. Ein dritter Aspekt seien geringe Kosten. Und letztlich seien digitale Prozesse vorteilhaft. So biete man beispielsweise für den Abschluss mit dem ‚dSign‘ ein vollelektronisches SMS-TAN-Verfahren an, mit dem die Berater eine ortsunabhängige Beratung und Vermittlung vornehmen könnten.

Die Maklerhaftung vermeiden Es bleibt die Frage nach der Maklerhaftung. Göhner erklärt dazu: „Makler sollten bei einem Fondswechsel im Rahmen ihres bestehenden Maklerauftrags darauf achten, dass der neue Fonds für den Kunden hinsichtlich seiner Altersvorsorge passend ist.“ Bei der Haftungsfrage komme es zunächst einmal darauf an, ob der Makler mit seinem Kunden überhaupt eine laufende

Fondsprüfung vereinbart habe. Sei dies der Fall, sei der Makler verpflichtet, die aktuelle Lebenssituation des Kunden hinsichtlich dessen Risikoneigung oder finanzieller Lage genauso wie die restliche Vertragslaufzeit immer im Blick zu behalten. Wichtig für eine Begrenzung der Haftung sei, dass sämtliche vom Makler beratenen Fondswechsel vollständig dokumentiert sein sollten. Und auch Arndt mahnt an: „Fondsänderungen müssen dem Kundenbedarf entsprechen. Hierbei spielen die Risikoneigung und veränderte Lebenssituationen der Kunden und die jeweilige, und auch unter Umständen veränderte, Risikoklasse der einzelnen Fonds eine entscheidende Rolle.“ In der Begleitung des Kunden müsse der Makler auf diese Umstände eingehen und er sollte einen dem Kunden auch während der Vertragslaufzeit erteilten Rat zum Fondswechsel und die zugehörigen Gründe nachweislich dokumentieren. Dies könne in Form einer ordentlichen Beratungsdokumentation erfolgen. Wenn der Makler hier nachlässig agiere und erforderliche Pflichten vernachlässige, könne die Maklerhaftung greifen. Arndt: „Der Einzelfall ist entscheidend.“ (hdm) 29


VERSICHERUNGEN | DREAD DISEASE

Gerade in Zeiten wie diesen wird deutlich, wie hoch der Wert von Arbeitskraft ist. Das gilt im privaten Bereich genauso wie im unternehmerischen. Fallen in einem Betrieb wichtige Schlüsselpersonen aus, kann dies das Überleben der gesamten Firma in Frage stellen. Vor diesem Hintergrund gewinnt plötzlich ein Versicherungsprodukt an Relevanz, das bisher weitgehend vernachlässigt wurde.

bestehenden Vertrag beraten hatte. So wird sich der ein oder andere Unternehmer vielleicht für seine Weitsicht glücklich schätzen, dass er beizeiten für seine Führungscrew eine Dread Disease-Versicherung abgeschlossen hatte, die das Risiko schwerer Erkrankungen abdeckt. Wenn sie denn keinen Pandemie-Ausschluss vorsieht.

Plötzlich im Scheinwerferlicht

Viele Unternehmen in Deutschland leiden derart unter den COVID19-Schutzmmaßnahmen, dass sie ihren Betrieb nur mit Mühe aufrechterhalten konnten oder können. Mitunter drohen gar Betriebsschließungen – auch weil wichtige Entscheidungsträger selbst ausgefallen sind oder waren. Was in diesen Wochen oft übersehen wird: Es ist zweifelsfrei die Stunde, um vorhandene Deckungskonzepte der Versicherer auf ihre Belastbarkeit hin zu überprüfen. Sind dort auch Seuchen oder Infektionskrankheiten ausdrücklich benannt oder besteht eine Allgefahrendeckung? Dies sind ganz entscheidende Fragen, die in den Bedingungen der Policen beantwortet werden. Jetzt zeigt sich auch die Qualität desjenigen Maklers, der zum

So rückt plötzlich ein Absicherungsmodell in die allgemeine Aufmerksamkeit, das bislang eher im Zusammenhang mit der privaten Versicherung der Arbeitskraft genannt wurde – selbst dort aber eher als Nischenprodukt. Doch welche Risikoabdeckung hinsichtlich der Human Resources ist mit Dread Disease eigentlich möglich? Markus Drews, Hauptbevollmächtigter der Canada Life Deutschland, erläutert dies: „Es gibt sehr gute Einsatzmöglichkeiten für die Dread Disease-Absicherung im Personalbereich. Insbesondere die finanzielle Absicherung des Risikos, dass für das Unternehmen wichtige Personen ausfallen, kann so ausgelagert werden.“ Und in der Tat können damit etwa Unternehmer, Geschäftslei-

Markus Drews Hauptbevollmächtigter Canada Life Deutschland

Dr. Michael Martin Leiter Produkt- und Marktmanagement Leben NÜRNBERGER Versicherung

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ter oder andere Keypersons gegen das finanzielle Risiko schwerer Erkrankungen wie Krebs, Schlaganfall oder Herzinfarkt abgesichert werden. Beim Ausfall dieser Personen kann ein Unternehmen schnell in Schwierigkeiten kommen. Dann stehen z. B. wichtige Projekte still – es muss schnell ein ebenbürtiger Ersatz gefunden werden. Im Versicherungsfall bekommen die Unternehmen eine vertraglich festgelegte Summe als Einmalbetrag ausbezahlt. Diese Soforthilfe können sie genau so verwenden, wie sie es brauchen. Jedoch wird das Produkt nur von einer überschaubaren Zahl an Versicherern angeboten. Zu ihr gehört – neben CanadaLife – z. B. die NÜRNBERGER. Für sie sagt Dr. Michael Martin, Leitung Produktmanagement und Marktmanagement Privat, Produkt- und Marktmanagement Leben des Unternehmens: „Die NÜRNBERGER bietet seit 2016 eine Dread Disease-Versicherung – den NÜRNBERGER Ernstfallschutz – zur privaten Absicherung an. Im zweiten Quartal 2020 werden wir unser Angebot auf das Firmenkundengeschäft ausweiten und die Möglichkeit bieten, Schlüsselpersonen in Unternehmen zu versichern. Mit der NÜRNBERGER Keyperson-Versicherung leisten wir bei schwerer Erkrankung oder Tod eines Leistungsträgers (Schlüsselperson) ein einmaliges Kapital an das Unternehmen.“ Damit könnten etwa die Kosten für eine qualifizierte Vertretung und die Personalsuche finanziert oder Umsatzeinbußen beim Ausfall eines Mitarbeiters kompensiert werden. Und er ergänzt: „Bei der KeypersonVersicherung handelt es sich um ein relativ neues Versicherungsprodukt in Deutschfinanzwelt 03 | 2020

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Helfer in der Not


land, welches unter den Vermittlern bisher noch keine große Bekanntheit und Aufmerksamkeit genießt.“ Eine schwere Krankheit oder der Tod von Leistungsträgern zählten jedoch mit zu den elementarsten Risiken für ein Unternehmen. Laut Statistik sei circa jede vierte Unternehmensinsolvenz auf den Ausfall einer Schlüsselkraft zurückzuführen. Dr. Martin: „Wir verstehen unseren Auftrag darin,

Produktverkauf einer Berufsunfähigkeitsversicherung im Vordergrund gestanden habe, komme heute zunehmend die Produktlösung erst als Ergebnis einer umfassenden Beratung auf den Tisch. Das gelte auch für die private wie die betrieblich veranlasste Vorsorgeberatung. Mit welchen Mitteln aber unterstützen die Versicherer Makler und Kunden bei den Beratungsschritten, etwa bei der Ri-

könnten Vermittler direkt am Rechner, Tablet oder Handy blitzschnell individualisierte Flyer erstellen, speichern und per E-Mail versenden. Das Tool eigne sich gut dafür, Menschen für die frühzeitige Absicherung ihrer Arbeitskraft zu sensibilisieren. Der Flyer-Generator könne nach Berufen selektieren, aber auch nach Zielgruppen: Familien, aber auch Selbstständige und wichtige Mitarbeiter

Unternehmen auf die vorhandenen Risiken aufmerksam zu machen und eine bedarfsgerechte, attraktive Versicherungslösung anzubieten.“

sikoanalyse? Hierzu erklärt Drews: „Auf unserer Website halten wir für Vermittler spezielle Tools für die Beratung in Sachen Arbeitskraftabsicherung in unserem Biometrie-Werkzeugkasten bereit. So können sie z. B. mit dem ‚VorsorgePLANER‘ den genauen Bedarf individuell für den Kunden ermitteln und dann passende Lösungen vorschlagen. Damit wird beispielsweise ermittelt, ob man – etwa als Unternehmer – im Ernstfall mit einem größeren Einmalbetrag gut versorgt wäre. Auch die Höhe der Absicherung kann man, exakt auf den Bedarf zugeschneidert, berechnen und passgenau einstellen – und natürlich wie hoch die monatliche Prämie für die jeweilige Lösung ist.“ Wer Interessenten und Kunden mit einer maßgeschneiderten, etwa auf den Beruf zugeschneiderten Broschüre ansprechen möchte, könne den ‚Online Flyer-Generator‘ einsetzen. Damit

eines Unternehmens, wo die Keyperson -Absicherung besonders sinnvoll sei. Dr. Martin sieht den freien Vertrieb auch bei seinen Angeboten gut aufgehoben: „Die NÜRNBERGER hat ein professionelles Beratungstool für die Risikoanalyse und Ermittlung der bedarfsgerechten Versicherungssumme entwickelt. Unsere Vermittler zeigen dem Unternehmen die konkreten Risiken auf, die mit dem Ausfall von Schlüsselpersonen durch schwere Krankheit oder Tod entstehen können und berechnen die benötigte Versicherungssumme.“ Bei Ermittlung der individuellen Versicherungssumme würden Faktoren wie das Gehalt der Schlüsselkraft, Ertragsausfälle, laufende Betriebskosten, Lohnkosten für Interimsmanager und so weiter einbezogen. Für so manche Firma ist es aktuell sicher vorteilhaft gewesen, gut über eine derartige Police aufgeklärt worden zu sein. (hdm)

Deutlicher Schwenk bei der Beratung Aber wie stark wird das Produkt unter diesem Blickwinkel nachgefragt? Drews sagt: „Wir merken, dass Unternehmen und oft die Unternehmer selbst ein verstärktes Interesse an der ‚Schweren Krankheiten Vorsorge‘ haben. Dieses Feld entwickelt sich gut neben der Nutzung als private Absicherung. Insgesamt lässt sich feststellen, dass in den letzten Jahren ein deutlicher Schwenk in der Beratung stattgefunden hat.“ Immer öfter stehe heute die produktneutrale Beratung zur Absicherung der Arbeitskraft im Focus. Wo früher oft stur der finanzwelt 03 | 2020

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VERSICHERUNGEN | CORONA-KRISE

Betriebsschließung versichert? Ja, nein, vielleicht, weiß nicht!

Viele Unternehmen leiden unter den gravierenden Corona-Folgen. Betriebe, die vorab Unterbrechungs- oder Betriebsschließungsschutz beim Makler ihres Vertrauens abgeschlossen hatten, hofften auf umfassende Regulierung durch die Versicherer. Doch die meisten Versicherer wollen die volle Leistung nicht zahlen.

Für viele Firmenkunden sind die Corona-Folgen noch lange nicht ausgestanden. Obgleich die politischen Entscheider KfW-Schnellkredite für den Mittelstand, Schutzschirme für die Wirtschaft oder zahlreiche Unterstützungspakete versprachen, stehen etliche Betriebe vor großen Problemen – manche bereits vor dem Aus. Mit der Belegschaft in Kurzarbeit und ausgeschöpften Sonderhilfetöpfen, bestreiten Unternehmer die eigene Lebenshaltung aus schrumpfenden Privatschatullen oder bei knapper Kasse sogar per Grundsicherung von der Sozialbehörde.

Umfassender Schutz oder keine Deckung? Um sich vor den finanziellen Folgen von behördlich erzwungenen Schließungen – etwa aufgrund bakterieller und viraler Infektionen – und somit für den Ernstfall zu schützen, statteten sich Unternehmen mit Betriebsschließungs- oder -unterbrechungsschutz aus. Einige Betriebe und Praxen konnten sich an dieser Stelle auch nicht über ihren ausgewählten Versicherungsschutz in Bezug auf die Corona-Folgen beklagen. So zahlten einzelne Versicherungsgesellschaften umfassend die entstandenen finanziellen Nachwehen. Vertragsgemäß sind dort Schließungsschäden für ein bis zwei Monate oder Unterbre32

chungsschäden sogar für sechs Monate und länger versichert. Angesichts AIDS, BSE, SARS oder Vogelgrippe leisten einzelne Risikoträger für die Folgen neuartiger Bakterien und Viren. Andere Versicherer sehen u. a. in Bezug auf eine Allgemeinverfügung keinen Anlass für einen Leistungsfall und argumentieren zudem, dass der auslösende Krankheitserreger namentlich im Vertrag erwähnt sein müsse. Immerhin: Zur bayerischen Landes-Chefsache gemacht, boten Versicherer für Firmen mit Bedingungslücken rund 15 % Kulanzersatz gegen Aufgabe der weitergehenden Ansprüche. Bundesweit zogen Versicherer nach. Zufrieden schienen die Betriebe indes nicht. Ende April berichtete das Magazin Spiegel über hunderte klagebereite Mitgliedsunternehmen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes. Rechtsexperten bescheinigten gute Chancen vor Gericht und die ersten Versicherer besserten mit Ersatzquoten bis 50 % auf das Niveau gerichtlicher Vergleiche nach. Infolgedessen benötigen Vermittler und Versicherer gute Argumente, wenn eigene Firmenkunden leer ausgehen oder auf das Entgegenkommen der Assekuranz angewiesen sind. Maklern mit Pflichten als Sachwalter und hinreichender Angebotsauswahl stehen schwierige Kundentermine bevor, sollten die Corona-Ausfälle nicht wie vom Betreiber gewünscht, durch das Versi-

cherungsunternehmen bezahlt werden. Denn entgegen manch vorschneller Expertenäußerung gehören unbekannte Infektionen in der Schaden- und Unfallversicherung durchaus zu den tragbaren Risiken. Ebenso sind die Nachteile einer namentlichen Gefahren- und Risikoauflistung in Bedingungen bestens bekannt und seit den 1980er-Jahren ein Schlüsselargument für Allgefahrenschutz. Versicherer sind frei in ihrer Risikotragung. Die sich daraus ergebenden Bedingungsunterschiede sind elementar für das Beratungsgespräch des Maklers mit seinem Kunden. Aus gutem Grund ringen Maklerverbände mit Versicherern um die Bedingungslücken. Schließlich sind die Berufshaftpflichtversicherer der Vermittler schnell mit im Spiel: Drohende Firmeninsolvenzen verpflichten Inhaber und Unternehmensorgane zur Ausschöpfung aller Staatshilfen sowie möglichen Ansprüche auf Schadensersatz. Bei Versäumnis folgen Aufsichtsräte, Insolvenzverwalter und D&O-Versicherer auf das Parkett, um alle Haftungssachverhalte genauer aufzudecken.

Krisenkommunikation gefragt Einigen Zielgruppenvermittlern mit gleich gelagerten Beratungen drohen in diesem Zusammenhang sogenannte Serienschäden. Erhielten finanzwelt 03 | 2020


Hotelbetriebe aus gleichartigen Gründen einen einheitlichen oder keinen Betriebsschließungsschutz und pochen die Hoteliers auf die ersehnte COVID19-Deckung, prüfen die Berufshaftpflichtversicherer den Serienvorfall. Abhängig von deren Einschätzung und dem Klauseltext schwankt dabei der Höchstersatz zwischen voller Deckung für jeden Einzelfall und nur einmaliger Deckungssumme für alle Schäden. Bei 2 Mio. Euro Berufshaftpflichtdeckung mit dreifacher Jahreshöchstentschädigung variiert der Höchstersatz zwischen maximal 6 Mio. Euro, bzw. 2 Mio. Einzelfallschutz, und lediglich 2 Mio. Euro Deckungssumme bei ungünstiger Serienschadenklausel. Experten aus der Gastronomiebranche taxieren das Gros der Ausfallschäden zwischen 60.000 und 600.000 Euro. Mit geringen Deckungssummen könnte somit das Vermittlervermögen in den Fokus geraten. Waren solche Fälle bisher eher ein theoretisches Gedankenspiel,

bedrohen die Folgen der Corona-Maßnahmen über Monate hinweg jetzt zahlreiche Betriebe. Mit vorab wohlüberlegten Schritten zum Firmenkunden sollten viele Krisentermine rund um Corona glimpflich verlaufen. So könnten die Beteiligten an einem Tisch mit dem Firmenkunden offensichtliche Beratungsfehler mit außergerichtlichen

Leistungskompromissen aus der Welt schaffen. Vor Gericht haben Firmenkunden, Vermittler und deren betroffene Versicherer oft gleichwertige Klagerisiken, die in höheren Schadenanteilen münden. Mit einer praxisgerechten Moderation ziehen dann Kunde, Vermittler und Versicherer lieber am gleichen Strang. (gg/mo)

Fazit Selbst wenn es schlimmer kommt als es aussieht, schafft eine offene Kommunikation mit vermittlereigenen Berufsversicherern sowie mit den betroffenen Ausfallversicherern und Kunden oftmals negative Schadenentwicklungen abzuwenden. Leisten die Versicherer annehmbaren Ersatz, glätten sich die Wogen schnell außergerichtlich. Für die Bestandspflege und Neukundengewinnung bietet Corona reelle Chancen, wenn das Vertriebs-Timing stimmt. Solange die COVID19-Folgen wüten, stehen viele Unternehmen vor anderen Themen als neu gefassten Versicherungen. Aufgrund der CoronaAusfälle wird sich jeder Unternehmer mutmaßlich später daran erinnern, dass weiter gefasste Versicherungsbedingungen und nicht die billigsten Vergleichsportalbeiträge einen günstigen Versicherungsschutz ausmachen.

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VERSICHERUNGEN | CORONA-KRISE

Zum Thema Betriebsschließung sprach finanzwelt mit Experten

Armin Bajus Handlungsbevollmächtigter WIFO GmbH

finanzwelt: Wie wird sich die Nachfrage für Betriebsschließungsversicherungen angesichts der aktuellen Infektionswelle verändern? Armin Bajus» Viele Betriebe der klassischen Zielgruppen, z. B. Lebensmittelbranche oder Gastronomie, verfügen über eine Betriebsschließungsversicherung. Eine nicht unerhebliche Zahl dürfte aber unversichert sein. Schäden dieses Segments schienen übersichtlich, die Versicherung wurde als Randsparte und ‚nicht so wichtig‘ wahrgenommen. Andere Branchen, die bisher keinen Bedarf sahen (und überwiegend auch keine Versicherungsmöglichkeit hatten), sind jetzt aber sensibilisiert. Unsere Annahme: Die Zahl der Anfragen unserer Gewerbekunden wird aufgrund der aktuellen Situation deutlich steigen und wir rechnen mit einer Erhöhung der Prämien und des Beratungsbedarfs. Hinsichtlich einer Mitversicherung dürfte es ausschlaggebend sein, ob und wenn ja, in welchem Umfang eine Pandemie als mitversichert gilt.

Norbert Porazik Geschäftsführender Gesellschafter Fonds Finanz Maklerservice GmbH

finanzwelt: Einige Betriebsschließungsversicherungen leisten, andere gewähren Kulanz. Wie stehen Sie im Schadenfall dem Makler und seinem Firmenkunden zur Seite? Norbert Porazik» Wir stehen unseren 34

Maklern in Zusammenarbeit mit der renommierten Kanzlei Wirth-Rechtsanwälte mit verschiedenen Unterstützungsangeboten zur Seite, die sie und ihre Kunden bestmöglich schützen, u. a. beim Thema Betriebsschließungsversicherungen. In Bezug auf die aktuelle Situation rund um das Thema Corona haben wir auf unserer eigens dafür eingerichteten Webseite alle wichtigen Informationen zusammengefasst und transparent dargestellt. Darüber hinaus bieten wir generell einen Abwehrservice für unsere Makler und einen Leistungsservice für deren Kunden. Im Falle einer Schadenersatzforderung prüft die Kanzlei Wirth den Sachverhalt und versucht, die Forderung außergerichtlich abzuwehren. Den Leistungsservice beinhaltet die vollständige Aufbereitung des Leistungsantrags des Kunden durch Wirth-Rechtsanwälte.

Karsten Körwer Direktor Versicherungen Apella AG

finanzwelt: Was bedeuten die CoronaFolgen für Ihre Leistungsbausteine in der Betriebsschließungs- und Betriebsunterbrechungsversicherung? Karsten Körwer» Die Corona-Pandemie stellt die Versicherungsbranche vor eine Zerreißprobe. So muss im Fall von SARS-Cov-2 diese nicht zwangsläufig deklariert sein, um einen Versicherungsschutz auszulösen. Das bedeutet dann aber auch, dass man hier professionelle (Rechts-)Beratung in Anspruch nehmen muss. Viele Versicherer nehmen diese konkreten Anfragen als Argument der Ablehnung. Andere führen großläufige Änderungskündigungen durch, die eben unmissverständlich den Ausschluss als Folge nach sich ziehen. Wir unterstützen unsere Makler an dieser Stelle, indem wir aktiv zwischen unse-

ren Maklern und den Versicherern vermitteln. Hierbei stehen wir ganz klar im Lager der Maklerpartner und setzen uns umfassend für sie ein. In Zukunft werden wir jedoch bei Pandemien andere oder auch andersartige Risikoschutzschilder benötigen. Und auch hier sind wir konzeptionelle Träger und Gesprächspartner der Versicherer.

Ulf Papke CEO bi:sure GmbH

finanzwelt: Welche Unterstützung rufen Makler bei Ihnen ab, um Firmenkunden geeignete Versicherungen, wie z. B. für Betriebsschließungen, anzubieten? Ulf Papke» Mithilfe der Integrationen von blau direkt ist eine selbstständige, digitale Angebotserstellung der Makler für die Betriebsschließungsversicherung möglich. bi:sure als Gewerbespezialist bietet für die Risikoanalyse einen digitalen Fragebogen, der von den Gesellschaften durchgehend akzeptiert wird und stellt Risikoanalysen der Gesellschaften zur Verfügung. Makler erfahren dank einer Orientierungshilfe, welche Versicherer bestimmte Risiken annehmen, bevorzugt zeichnen oder ablehnen. Handlungsempfehlungen, zu bestehenden Verträgen oder Vorschadensituationen, rechnen sich für den Makler in klingender Münze. Fallen uns gravierende Leistungsunterschiede ins Auge, informieren wir proaktiv unsere Partner. Mit Produkthighlights und dem Fachwissen unserer Makler gespickt, ist die Knowledge Base auf die jeder Makler bei uns Zugriff hat. Der Knaller ist der bi:side – business insurance sideletter. Er schenkt unserem Makler ein Plus an Leistungsverbesserungen für alle wichtigen Gewerbeversicherungen seiner Kunden. finanzwelt 03 | 2020


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VERSICHERUNGEN | INTERVIEW

Mit Engagement und Leidenschaft Etwa 100 Tage ist es her, da fragten wir Stefanie Schlick, Vorstandsmitglied der Dialog Versicherung AG und Head of Broker der Generali Deutschland AG, wie sie rückblickend ihren Einstieg bei der Dialog Versicherung sieht. Unsere Fragen konnte keiner besser beantworten, zeichnete doch Stefanie Schlick bereits im Vorfeld verantwortlich für die Konzeption und den Aufbau der neuen Makler Marke der Generali. Ein spannender Blick hinter die Kulissen und in die Zukunft. finanzwelt: Sehr geehrte Frau Schlick, Sie haben rückwirkend zum 1. Januar 2020 die Verantwortung für Vertrieb und Verkaufsmanagement im Vorstand der Dialog Versicherung AG übernommen. Welches Resümee ziehen Sie nach den ersten 100 Tagen? Stefanie Schlick» In der Funktion sind es in der Tat rund 100 Tage, aber der Aufbau und die Umstrukturierung liegen schon länger in meiner Verantwortung. Nach der offiziellen Zulassung durch die BaFin hat die Dialog Versicherung AG im Oktober 2019 ihren Betrieb aufgenommen. Alle Kompo-

finanzwelt: Also nicht nur eine Sache von 100 Tagen? Schlick» Es hat ein ‚bisschen‘ länger gedauert. Wir haben für die Vorbereitung rund drei Jahre gebraucht, um die neue Dialog organisatorisch samt neuer Corporate Identity und unter dem Motto ‚Kompetenz auf Augenhöhe‘ an den Start zu bringen. Wir haben ein tolles Team, das mit Leidenschaft an diesem herausfordernden Projekt gearbeitet hat und jetzt exklusiv für den Maklervertrieb arbeitet. finanzwelt: War die Dialog Leben die Blaupause für die Maklerkommunikation, wo es bei der Generali noch ein bisschen Schwierigkeiten mit der Ansprache gab? Schlick» Die Dialog Leben hat ein sehr positives Image, vor allem was das Thema Service angeht. Sie war bereits spezialisiert auf den Maklermarkt. Diese klare Ausrichtung hat bei der Generali ehemals gefehlt, weil alles unter einem Dach war und die Mitarbeiter nicht, wie jetzt, exklusiv nur für die Servicierung von Maklern verantwortlich waren. Daher hat die Dialog Leben schon eine gewisse Vorlage geboten. Aber mehr noch: Im Zuge der Umstellung haben wir die Marke

» Um im Markt erfolgreich zu sein, muss man in Produkten, Prozessen und Service gut aufgestellt sein und sich an den Bedürfnissen und Wünschen der Kunden orientieren. « sitverträge der ehemaligen Generali Versicherung, die von Maklern betreut worden sind, wurden auf die Dialog Versicherung abgespalten. Damit haben wir das gesamte Maklergeschäft auf diesen Versicherer übertragen und einen neuen starken Sachversicherer speziell für unabhängige Vermittler geschaffen. Gleichzeitig erfolgte der Startschuss für eine komplett neue Dialog: Unter dem Dach der Marke Dialog haben wir das Komposit- und bAV-Geschäft der Generali und das bereits zuvor bestehende Biometrie-Geschäft der Dialog Leben vereint. Jetzt sehen wir das Ergebnis: Die Dialog ist DER Maklerversicherer der Generali in Deutschland. Die Neuorganisation steht und die Basis dafür ist die zusammengeführte Kompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Bereichen Sach, Biometrie und bAV. Damit sind wir heute einer der ganz großen Anbieter im Maklermarkt und haben – das zeigen die Reaktionen im Markt – eine hohe Akzeptanz bei den unabhängigen Vertriebspartnern. 36

und die Kommunikation komplett überarbeitet. Damit wurde die Dialog frischer aufgestellt: mit neuem Markenversprechen, Internetauftritt und digitaler Ausrichtung. Aber die Basis beruht immer noch auf einem regional strukturierten Außendienst und einem persönlichen Service. finanzwelt: Ist das ein Vorteil für den Konzern, wenn man kleine, spezialisierte Töchter hat, als einen großen Generalisten? Gerade wenn man spezifisch die Makler ansprechen will oder als 100 %-iger Onlineversicherer da stehen will? Schlick» Ich glaube ja. Um im Markt erfolgreich zu sein, muss man in Produkten, Prozessen und Service gut aufgestellt sein und sich an den Bedürfnissen und Wünschen der Kunden orientieren. So können wir uns als Spezialist auf die Anforderungen der unabhängigen Vertriebspartner einrichten und gemeinsam – wie wir sagen: auf Augenhöhe – ein individuelles Angebot schaffen. finanzwelt 03 | 2020


finanzwelt: Bei der Dialog als kleine, aber feine, auf Makler spezialisierte Versicherung läuft sichtlich einiges etwas anders als bei der großen Konzernmutter. War das für Sie überraschend? Schlick» Eine wirkliche Überraschung war das nicht. Ich habe das Ganze schließlich mit vorbereitet. Ja, wir sind eine eigene Marke, jetzt mit eigenen Risikoträgern, und einer eigenen Organisation, die ausschließlich für die Makler arbeitet. Aber wir sind Teil der Generali in Deutschland und profitieren damit auch von der Generali – nicht nur von der Finanzstärke, sondern auch von der Innovationskraft. Und was klein aber fein betrifft: Das war die Dialog Leben. Wir sind jetzt deutlich breiter aufgestellt. Mit 900 Mitarbeitern, die ausschließlich für die Dialog arbeiten, rund 60 Produkten und 19.000 Vertriebspartner sind wir jetzt einer der großen Player im Markt. Wir können uns nun speziell auf die Bedürfnisse aller (!) Vertriebspartner ausrichten. Und das hatten wir uns mit der Umsetzung der neuen Strategie vorgenommen.

Schlick» Der Makler ist seinem Kunden und nicht dem Versicherungsunternehmen verpflichtet. Das heißt, er vertritt die Interessen seiner Kunden, berät sie nach bestem Wissen und Gewissen und haftet selbst bei eventuellen Beratungsfehlern. Um hier zu bestehen, muss ein Maklerversicherer nicht nur gute Produkte haben, sondern auch durch die Kompetenz seiner Mitarbeiter überzeugen. Zusätzlich unterstützt ein intuitiver Internetauftritt – hier können Makler benötigte Informationen schnell online finden. Immer wichtiger wird es dabei, unsere Partner bei der Digitalisierung zu unterstützen. Meiner Meinung nach ist der Maklermarkt gerade bei den Produkten, die sehr beratungsintensiv sind, bestens aufgestellt und sehr zukunftsorientiert, gerade weil die Makler ‚Best Advice‘ geben müssen. (lvs)

finanzwelt: Sie haben langjährige Erfahrung im Makler- wie auch im Direktvertrieb. Als Maklermagazin interessiert uns natürlich, was Sie an der Zusammenarbeit mit den Maklern schätzen.

Wie die Dialog in Zeiten von InsurTech und Digitalisierung ein treuer Partner des Maklers wird, lesen Sie online auf www.finanzwelt.de

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Info

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VERSICHERUNGEN | NACHHALTIG VERSICHERN

Grüne Rendite

Nicht erst Greta Thunberg musste kommen, damit die Bundesbürger ihre Beziehung zu Klima und Umwelt entdecken. Mittlerweile sind sie sogar dazu bereit, für ökologisch wertvolle Versicherungsprodukte auf ein Stück Rendite zu verzichten. Bei vielen Versicherern hat dieser Wunsch längst Einzug in die Geschäftspolitik gehalten. Das Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz ist bei Frauen besonders ausgeprägt. Auf die Frage, welche 38

Facette von Nachhaltigkeit – Umweltund Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit oder verantwortungsvolle Unternehmensführung – ihnen am wichtigsten sei, nannten 47 % der deutschen Frauen den Umwelt- und Klimaschutz. Die Männer liegen mit knapp sechs Prozentpunkten dahinter (41 %). Das sind einige Ergebnisse einer repräsentativen Studie zum Anlageverhalten der Deutschen, die die Gothaer Asset Management AG (GoAM) im Januar von forsa bereits zum elften Mal durchführen ließ. Jeweils 28 % der Frauen und

Männer messen bei der Geldanlage der sozialen Gerechtigkeit die zweitgrößte Bedeutung zu. Eine verantwortungsvolle Unternehmensführung ist nur 22 % der befragten Frauen am wichtigsten. Die Männer liegen dabei mit vier Prozentpunkten mehr weiter vorne (26 %). Auch wenn das Thema Nachhaltigkeit bei den befragten Frauen hoch im Kurs steht, sind sie bei der Investition in nachhaltige Geldanlagen etwas zurückhaltender als Männer. Die Hälfte der weiblichen Befragten wäre bereit, zugunsten der Nachhaltigkeit finanzwelt 03 | 2020


auf Rendite zu verzichten, bei den Männern sind es 57 %. Zusammengefasst: 47 % der Frauen sehen Umweltund Klimaschutz als wichtigste Facette von Nachhaltigkeit. Noch mehr, nämlich 50 %, sind bereit, trotz geringerer Rendite in nachhaltige Geldanlagen zu investieren. Und wie sieht die Realität aus? Insgesamt investieren derzeit erst 6 % der Deutschen in nachhaltige Fonds. „Aus den Ergebnissen unserer Befragung lässt sich aber ein neuer Zukunftstrend bei der Geldanlage ablesen, der wahrscheinlich mit der politischen Debatte zum Klimawandel in den letzten Monaten zusammenhängt. Besonders für Frauen hat der Umweltund Klimaschutz offensichtlich einen hohen Stellenwert“, erläutert Carmen Daub, Fondsmanagerin bei GoAM. Aber wie „grün“ sind die Versicherer eigentlich?

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Ökonomie, Soziales und Ökologie Stephan Bongwald, Nachhaltigkeitsbeauftragter der Barmenia Versicherungen, sagt: „Die Barmenia nimmt ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft wahr und betrachtet Ökologie neben der Wirtschaftlichkeit und sozialen Aspekten insgesamt ganzheitlicher.“ Die Wissenschaft spreche vom Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit. Ökonomie, Soziales und Ökologie würden dabei gleichrangig betrachtet. Und Martina Westholt, Konzernsprecherin der VHV Gruppe, erklärt: „Die VHV Gruppe arbeitet kontinuierlich daran, ihre Umweltbilanz durch effiziente Ressourcennutzung und den Einsatz möglichst umweltfreundlicher Technologien weiter zu verbessern.“ Maßnahmen in den letzten Jahren seien z. B. Projekte zur Erhöhung der Energieeffizienz und Reduzierung von CO2-Emissionen gewesen. Und in der Tat wurde das Versicherungsunternehmen beispielsweise mit dem Umweltzertifikat des Programms ÖKOPROFIT Hannover ausgezeichnet. Auch dem 2009 bezogenen Neubau liegt laut Westholt ein hochmodernes, kombiniertes Energieund Fassadenkonzept zugrunde. Die Fassade umfasse Dreifachverglasung finanzwelt 03 | 2020

Stephan Bongwald Nachhaltigkeitsbeauftragter Barmenia Versicherungen

Martina Westholt Konzernsprecherin VHV Gruppe

sowie hoch wärmedämmende Elemente. Hinzu kämen thermoaktive Decken. Zum Heizen und Kühlen des Gebäudes nutze man überwiegend Erdwärme (Geothermie).Natürlich reicht es jedoch nicht, nur ökologisch zu denken und zu bauen. Laut der Gothaer-Studie legen die Kunden ja gerade auch auf nachhaltige Investments viel Wert – und sind dafür sogar bereit, auf ein Stück Rendite zu verzichten. Es ist daher die Frage erlaubt, wie ökologisch nachhaltig die angebotenen Produkte ausgerichtet sind. Für die Barmenia ist das offensichtlich kein Problem, wie Bongwald erläutert: „Im Jahr 2014 haben wir uns international verpflichtet, bei Investitionen auf Umwelt- und Sozialaspekte sowie auf gute Unternehmensführung zu achten. Wir haben die Grundsätze für verantwortungsbewusstes Investieren der Vereinten Nationen gezeichnet.“ Danach seien Ausschlusskriterien definiert worden, in welche Staaten und Unternehmen man nicht investieren werde. Die Prinzipien des UN Global Compact hätten hier eine besondere Bedeutung. Bongwald weiter: „Die nachhaltige Ausrichtung unserer Kapitalanlage tangiert automatisch alle Barmenia-Produkte, unter anderem auch die gesamte Krankenversicherung mit ihren Alterungsrückstellungen.“ Bei der Entwicklung der Versicherungsprodukte sehe man die gesellschaftlichen Herausforderungen und versuche durch Versicherungslösungen präventiv tätig zu werden. So sei beispielsweise die private Rentenversicherung eine sinnvolle Ergänzung zur Vorbeugung von Altersarmut. Die eigentliche Versicherungsleistung sei die Auszahlung der Rente. Dabei sei wichtig, so Bongwald: „Unseren nachhaltigkeitsaffinen Kunden bieten wir in unserer Fondsauswahl ein entspre-

chendes Angebot an ökologischen und nachhaltigen Fonds.“ Umweltkriterien lasse man allerdings nur in die Produkte einfließen, wenn es aus Kundensicht sinnvoll sei. Auch die VHV Gruppe handelt ähnlich, erklärt Westholt: „Bei der Kapitalanlage berücksichtigen wir ethische und ökologische Belange: Die VHV Gruppe hat in ihrem Investmentprozess ESG Kriterien (Environmental, Social und Governance) eingebunden. Wir berichten jährlich in unserer ‚Nichtfinanziellen Erklärung‘ des Geschäftsberichts auch zum Thema Nachhaltigkeit.“

Die Verantwortung trägt der Vorstand Die Barmenia hat sich schon sehr frühzeitig einen Namen im Hinblick auf das Thema Nachhaltigkeit erworben. Und sie hat aus diesem Standing und aus der Einsicht in die Erfordernisse unserer Zeit auch organisatorische Konsequenzen gezogen, wie Bongwald ausführt: „Die Barmenia verfügt über ein Nachhaltigkeitsmanagement. Die Verantwortung trägt der Vorstand, der durch die Fachbereiche und durch den Nachhaltigkeitsbeauftragten unterstützt wird. Die Barmenia-Vorstände werden in Nachhaltigkeitsfragen vom Nachhaltigkeitsbeirat beraten, der aus externen Experten besteht.“ Den Vorläufer dazu mit Fragestellungen der ökologischen Fondsauswahl habe es bereits im Jahr 2001 gegeben. Im Jahr 2012 sei der Nachhaltigkeitsbeirat thematisch und personell breiter aufgestellt worden. Den ersten Nachhaltigkeitsbericht habe die Barmenia bereits für das Jahr 2009 veröffentlicht. Bongwald: „Um Transparenz sicherzustellen, wurde die Internetseite www.nachhaltige. versicherung geschaffen. (hdm) 39


VERSICHERUNGEN | VERSICHERUNGEN FÜR KLEINGEWERBE

Ansprüche wie die Großen Ein kleines Unternehmen zu versichern, kann manchmal so anspruchsvoll sein, als wäre es ein großes. Von den Maklern ist deshalb nicht nur eine individuelle Risikoanalyse gefragt, sondern auch eine detaillierte Marktkenntnis. Der Wert einer exakt passenden Inhaltsversicherung darf dabei auf keinen Fall unterschätzt werden. Jedes Jahr macht sich etwa eine halbe Million Bundesbürger selbstständig; viele von ihnen gründen kleinere Unternehmen. Einer der wichtigsten Aspekte ist der passende Versicherungsschutz. Dieser muss auf die individuellen Risiken abzielen und enthält in der Regel auch eine Police 40

für die Ausstattung der Räumlichkeiten. Vielfach geht es dabei nicht nur um Büromöbel, sondern auch um die technische Ausstattung oder z. B. Ladentheken. Zu denken, man könne im Notfall alles mit relativ überschaubarem Aufwand ersetzen, führt schnell ins Desaster, denn gerade bei Neugründungen ist das Geld meist knapp. Es stellt sich unwillkürlich die Frage, ob Schäden am Inhalt der Geschäftsräume proportional gesehen sogar gefährlicher für die wirtschaftliche Existenz als bei größeren Firmen sind. Lars Fuchs jedenfalls, Bereichsleiter Maklervertrieb bei rhion.digital, bejaht dies: „Weil die existenzielle Bedrohung bei kleinen Unternehmen durch einen Totalschaden im Verhält-

nis zur Bilanzgröße oder Eigenkapitalquote wesentlich höher ist. Andreas Hemme hingegen, Leiter der Produktentwicklung Firmenkunden MultiLine bei der R+V, will das so nicht stehen lassen: „Diese Frage lässt sich so pauschal nicht beantworten – es kommt immer auf die jeweilige Risikosituation des Kunden an. Fraglich ist, ob der

Lars Fuchs Bereichsleiter Maklervertrieb Rhion Versicherung AG

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Andreas Hemme Leiter Produktentwicklung R+V Versicherungen

finanzwelt 03 | 2020

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Viele Fragen zu klären Und auch Fuchs empfiehlt eine persönliche Risikobesichtigung vor Ort. Laut Hemme sind dabei einige Fragen zu klären: Wo kann das Risiko verbessert werden? Wie sieht es mit Einbruchdiebstahl-Sicherungen (massive Tür, bündiges Zylinderschloss, gesicherte Fenster, Einbruchmeldeanlage und so weiter) aus? Wie ist der Brandschutz? Gibt es Probleme mit den Wasserrohren? Besteht ein Überschwemmungsrisiko? Was sind die existenziellen

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Kunde (egal ob klein oder groß) nach dem Schadenfall die Räumlichkeiten weiter nutzen kann.“ Sei das Gebäude z. B. abgebrannt, dann sei dies nicht möglich, und es müssten neue Räumlichkeiten her. Dann ist natürlich ein Kleinbetrieb im Vorteil, wird er doch sicherlich schneller seinen Bedürfnissen entsprechende Räume finden und anmieten können. Andererseits hat ein Großbetrieb aber vielleicht einen zweiten Standort und kann so einen Teil der Tätigkeiten auf den intakten Standort umswitchen. Wichtig ist auch, wie speziell die Inhaltswerte sind. Sind diese schnell ersetzbar, oder handelt es sich um schwer erwerbbare Sonderanferti-

gungen mit langen Lieferfristen? Auch hier kann in der Tat nicht pauschal auf die Unternehmensgröße abgestellt werden. Hemme sagt jedoch: „Grundsätzlich lässt sich vermuten, dass Kleinbetriebe wahrscheinlich eher ihre Inhaltswerte nach einem Schadenfall ersetzen können.“ Das sieht Stephan Best, Leiter Maklervertrieb MAILO, ganz anders: „Das hängt im Einzelfall von verschiedenen Faktoren ab, aber kleine Unternehmen haben oftmals geringere Ressourcen, bei Inhaltsschäden ihren Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten oder ihn wieder aufzunehmen, als dies für Großunternehmen möglich ist.“ Diese hätten auch in vielen Fällen ein deutlich ausgefeilteres Risikomanagement, das dazu beiträgt, dass Schäden seltener eintreten oder vergleichsweise glimpflicher verlaufen. “ Um einen Schaden von vornherein auch bei Kleinunternehmen kalkulierbarer zu machen, empfiehlt Christian Kussmann, Leiter des Bereichs Komposit Gewerbekunden der Gothaer, unbedingt den Abschluss einer Betriebshaftpflichtversicherung und einer Inhaltsversicherung mit Ertragsausfall. Denn letztlich gehe es immer um die Frage, welche Summe im Schadenfall von einem Unternehmen aus Eigenmitteln tragbar sei. Das scheint natürlich vielfach leichter gesagt als getan. Schließlich kommt es darauf an, wie sehr eine individuelle Risikoanalyse möglichst einfach durchführbar ist. Laut Kussmann ist es ratsam, einen Ausschließlichkeitsvertreter oder Makler damit zu betrauen.


VERSICHERUNGEN | VERSICHERUNGEN FÜR KLEINGEWERBE

Christian Kussmann Leiter Komposit Gewerbekunden Gothaer Allgemeine Versicherung AG

Gefahren und welche möchte der Kunde absichern? Wenn ein größerer Schaden eintritt, wie schnell kann der Betrieb wieder aufmachen? Kann der Betrieb einfach in andere Räumlichkeiten umziehen? Wie schnell können die Inhaltswerte und Waren wiederbeschafft werden? Welchen Schaden kann der Kunde selbst tragen und wo benötigt er Versicherungsschutz? Fuchs: „Hier bedarf es einer kundenindividuellen Analyse.“ Der Aufwand für einen solchen Check ist natürlich bei kleineren Gewerben niedriger als bei größeren Firmen. Entsprechend sagt Best: „Im Gewerbesegment gehört für qualifizierte Versicherungsmakler eine individuelle Risikoanalyse zum Tagesgeschäft und kann somit durch die Betrachtung insbesondere der Haftungssituation, Lieferketten, Produktions- und Lagerorte durchgeführt werden.“ Bei größeren Unternehmen kämen oftmals noch Spezialisten wie Risikoingenieure von Versicherern sowie externe Dienstleister hinzu. Das bedeutet jedoch nicht unisono, dass Makler von Kleingewerbetreibenden nicht auch gefordert würden. So sagt Kussmann: „Auch vermeintlich Kleingewerbetreibende können hohe Anforderungen an die Beratung eines Maklers stellen, insbesondere bei Unternehmen die sich über neue Geschäftsmodelle im Markt etablieren

Stephan Best Leiter Maklervertrieb mailo Versicherung AG

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wollen.“ Hier könnten sich neue Fragen für den Makler stellen, mit denen er bisher noch nicht viel Kontakt hatte. Als Beispiel könne man hier sicherlich den Umgang von Unternehmen mit Cyber-Risiken nennen. Fuchs geht sogar noch einen Schritt weiter: „Es ist immer sinnvoll, bei der Absicherung seiner Risiken einen Fachmann hinzuzuziehen. Gerade Kleinbetriebe betrifft dies in besonderem Maße, denn mittlere und große Unternehmen haben oft diese Fachexpertise im eigenen Hause.“ Best warnt in jedem Fall davor, nachlässig mit diesen Fragen umzugehen: „In jedem Fall benötigen gerade Kleingewerbetreibende einen professionellen Risikomanager, der sie zur Identifikation, Minimierung und dem Transfer von Risiken umfassend berät. Diese anspruchsvolle Aufgabe können Versicherungsmakler wie auch Ansprechpartner von Versicherern oder auch Versicherungsberater leisten.“ Denn kleine Unternehmen würden beim Eintritt von nicht versicherten größeren Schäden oftmals vom Markt verschwinden oder aber zumindest in ihrer unternehmerischen Entwicklung weit zurückgeworfen.

Volldigitale Customer Journey Eine Risikoanalyse muss also auch in einfacher Form die wesentlichen Haftungsszenarien eines (Klein-)Unternehmens erfassen und die zu bilanzierenden Vermögenswerte auf ihre Risiken untersuchen und bewerten. Aber wie lassen sich Risikoanalyse und die darauf folgende Absicherung vereinfachen? Laut Best gibt es „eine Reihe von Instrumenten, die oftmals standardisierte Fragebögen nutzen. Versicherungskonstrukte, die sehr individuelle Tarifierungsmöglichkeiten wie unterschiedliche Versicherungssummen oder Selbstbeteiligungen je Risikoart bieten, und die eine volldigitale Customer Journey für den Kunden und dessen Berater ermöglichen, bieten hier die einfachsten Lösungen“. Hemme hält spartenübergreifende Versicherungslösungen, die im Rah-

men einer ganzheitlichen Beratung die Bedürfnisse des Kunden voll und ganz absicherten, für besonders empfehlenswert. Er verweist z. B. auf die ‚GewerbePolice‘ und die ‚UnternehmensPolice‘ seines Unternehmens. Hemme: „Die R+V-GewerbePolice wurde speziell für Geschäfts- und Gewerbekunden der Volks- und Raiffeisenbanken bis zu einem Umsatz von 500.000 Euro entwickelt.“ Ihr Fokus liege auf den Branchen Handel, Handwerk, Bau und Hotel/Gastronomie. Das zentrale Merkmal der GewerbePolice sei die einfache und einheitliche Produktgestaltung durch feste Deckungsbausteine samt eines einheitlichen Selbstbehaltes von 250 Euro über alle Bausteine. Die vorkonfektionierten Bausteine könnten je nach Kundenbedarf und -wunsch zusammengestellt werden. Die Beitragskalkulation erfolge ausschließlich auf Basis des Umsatzes. Die Deckungsbausteine der R+V-GewerbePolice basierten in der Regel auf Höchstentschädigungen, die auf die Zielgruppe der Geschäfts- und Gewerbekunden abgestimmt seien. Hierdurch werde grundsätzlich eine Unterversicherung des Kunden vermieden. Sollte die ein oder andere Höchstentschädigung im Einzelfall mal nicht ausreichen, habe man die UnternehmensPolice, die wieder individuelle Lösungen ermögliche. In der UnternehmensPolice könnten bis zu 16 Verträge nach Bedarf und Wunsch unseres Kunden zusammengestellt werden. Hemme: „Diese breite Bündelkombination ist einzigartig am deutschen Markt.“ Auf Zielgruppenkonzepte setzt auch rhion.digital. Und auch die Gothaer bietet Kussmann zufolge ein Produkt abseits der Stange an: „Wir bieten mit der neuen ‚GewerbeProtect‘ die Möglichkeit, auf die individuelle Risikosituation – sowohl von Kleingewerbetreibenden als auch bei großen Unternehmen – einzugehen.“ Die Police könne flexibel auf Veränderungen eines Unternehmens bezüglich seiner Risikosituation angepasst werden. Dabei werde der Vertriebspartner über einen Online-Angebotsrechner in der Beratung unterstützt. (hdm) finanzwelt 03 | 2020


VERSICHERUNG VON EXPATRIATES | VERSICHERUNGEN

Schutz auch bei Corona Das Thema COVID-19 hat die Welt nach wie vor im Griff – und sehr persönlich davon betroffen sind all jene Bundesbürger, die von ihrer Firma ins Ausland abgestellt wurden. Sie beschäftigen viele Fragen rund um ihre Gesundheit, um mögliche Rückkehrhilfen und auch die Sorge vor einem Worst Case, sollten sie in der Ferne ernsthaft am Virus erkranken. Angesichts einer möglichen zweiten Welle sind klare Antworten erforderlich.

ne derzeit die Frage: Was leistet meine Auslandskrankenversicherung in Bezug auf Corona und COVID-19? „Die BDAE Gruppe hält auch im Corona-Fall ihren Leistungskatalog ein“, versichert Philipp Belau, Geschäftsführer der auf Auslandsversicherungen spezialisierten BDAE Gruppe. Und er stellt klar, medizinisch notwendige Behandlungen, Untersuchungen sowie Medikamente im Rahmen einer COVID-19-Erkrankung seien selbstverständlich gedeckt.

Die Corona-Krise ist natürlich für viele Expatriates ein Thema, die von ihren Arbeitgebern für eine bestimmte Zeit ins Ausland versetzt worden sind. Zumal niemand weiß, wann sie zu Ende gehen wird. Viele Versicherer haben in ihren Vertragsbedingungen festgelegt, dass ihre Versicherungsleistungen ausdrücklich nicht gelten, wenn die Gesundheitsgefährdung durch eine Pandemie erfolgt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die aktuelle Ausbreitung des Coronavirus als eben eine solche Pandemie klassifiziert. Den in großer Zahl betroffenen Reisenden und Expats wird dies nun immer klarer. Sowohl Klarstellungen der Versicherer wie auch die Berichterstattung darüber nehmen zu. Neben der eigentlichen Sorge um eine Ansteckung stellen sich Betroffe-

ca. 180.000

„Dies schließt natürlich den ärztlich verordneten Corona-Test ein.“ Inzwischen sind aber auch viele BDAE-Versicherte ins Ausland zurückgekehrt und fragen sich, ob sie dort auch dann weiter versichert sind, wenn das Land noch immer als ein Risikogebiet eingestuft ist. „Die Versicherungsbedingungen gelten weitestgehend unabhängig von den Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes. Insbesondere unseren Kunden, die

Philipp Belau Geschäftsführer BDAE Holding GmbH

Markus Willmes Leiter Produkte, Fachservice und Leistung AXA Lebensversicherung AG

finanzwelt 03 | 2020

Deutsche wandern jedes Jahr aus

Quelle: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

ihren Lebensmittelpunkt im Ausland haben, verwehren wir nicht, in ihr Aufenthaltsland zurückzukehren.“ Demzufolge seien die im Versicherungsvertrag festgelegten Leistungen versichert, erklärt Belau.

Rücktransport kann Probleme bereiten Wer aufgrund der Corona-Epidemie sein derzeitiges Aufenthaltsland verlassen möchte, habe jedoch nicht automatisch Anspruch auf einen Rücktransport ins Heimatland – auch dann nicht, wenn er an COVID-19 erkrankt ist. Gemäß den BDAE-Versicherungsbedingungen seien medizinisch notwendige Rücktransporte in das Land versichert, in dem die versicherte Person ihren gewöhnlichen Aufenthalt oder Wohnsitz habe. Ein Rücktransport nach Deutschland sei somit nicht pauschal im Versicherungsschutz eingeschlossen. Sollte man sich aber in einem Land aufhalten, in dem bei einer COVID-19-Infizierung eine ausreichende medizinische Versorgung nicht gewährleistet sei, so sei der Transport zu einem nächsterreichbaren Krankenhaus versichert, in dem die medizinische Versorgung sichergestellt ist. Natürlich ist als Worst Case vorstellbar, dass eine COVID-Erkrankung zur Berufsunfähigkeit führt. Was dann? Markus Willmes, Leiter Produkte, Fachservice und Leistung der AXA Lebensversicherung AG, erklärt dazu: „Der Schutz für Kunden mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung von AXA gilt weltweit. Die Dauer eines Auslandsaufenthaltes sei dabei unerheblich. Sobald laut der Bedingungen eine Berufsunfähigkeit vorliege, leiste sein Unternehmen. (hdm) 43


INVESTMENTFONDS | EXCHANGE TRADED FUNDS (ETFs)

ist vorgezeichnet

Indexfonds sind eine vergleichsweise junge Industrie. In den USA schon seit einiger Zeit etabliert, kam vor 20 Jahren die Welle über den Atlantik nach Europa. Im April 2000 wurden erstmal zwei neue Produkte an der Deutschen Börse gelistet. Es handelte sich um ETFs, die die beiden Indizes Dow Jones Stoxx 50 und Dow Jones EuroStoxx 50 abbildeten. „Zwanzig Jahre später und mehr als 1.600 allein auf XETRA gelistete ETFs weiter, erreichte der europäische ETF-Markt kurz vor dem Markteinbruch infolge von COVID-19 ein Volumen von über 900 Mrd. Euro“, bemerkt Thomas Meyer zu Drewer, Leiter öffentlicher Vertrieb von ETFs bei Lyxor Deutschland, an dieser Stelle. Fürwahr ein Quantensprung und eine Art Revolution im Investmentuniversum. Denn bis zu diesem Zeitpunkt gingen viele Investoren davon aus, dass nur die Einzeltitelauswahl (aktives Management) eine attraktive Rendite einbringen könne, die letztlich über der zugrundeliegenden Marktrendite ist. Mittlerweile, zwei Dekaden weiter, gelangen einige Marktteilnehmer zum Schluss, dass passives Investieren (Grundlage war die Abbildung eines Index) unter Zugrundelegung wesentlicher Aspekte (Kosten und Rendite) nicht nur eine Bereicherung der bisherigen Investmentmöglichkeiten ist, sondern vielmehr der Kern des sinnvollen Vermögensaufbaus. Daher verwundert es kaum, dass ein regelrechtes Verschieben der Assets von aktiv gemanagten Fonds hin zu passiven Lösungen stattgefunden hat. Zu teuer, zu komplex und oftmals zu sehr 44

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Der Weg

In diesen Wochen blickt die ETF-Branche auf ihr 20-jähriges Jubiläum seit der ersten Listung in Europa zurück. Seitdem sind börsennotierte Indexfonds und Exchange Traded Funds (ETFs) sozusagen in aller Munde. Mittlerweile setzen demzufolge auch immer mehr private Investoren und Vermögensverwalter diese Anlageinstrumente im Rahmen ihrer Portfolioallokation ein. Und die junge Industrie entwickelt sich stetig weiter. Ein Rück- und Ausblick.


Thomas Meyer zu Drewer Leiter öffentlicher Vertrieb ETFs Lyxor Deutschland

Peter Scharl Leiter Privatkundengeschäft und iShares BlackRock Investment Management

Dag Rodewald Head Passive & ETF Specialist Sales UBS Deutschland GmbH

an dem Vergleichsindex (Benchmarkt) klebend, das sind die nicht so einfach zu widerlegenden Vorwürfe an Befürworter aktiven Managements. Verläuft dieser Trend so weiter, auch in Zeiten von Corona?

flüsse jedoch abgenommen. Neben institutionellen und privaten Investoren waren es auch sogenannte Robo-Advisor, die für diesen deutlichen Rücksetzer sorgten. Netto-Zuflüsse gab es hingegen bei Geldmarkt-ETFs. Wer im Crash-Abverkauf seine Anteile abgestoßen hat, sitzt allerdings jetzt auf realisierten Verlusten, während die Börsenkurse nach ihrem Tiefpunkt am 16. März wieder angestiegen sind. Dennoch blicken die Emittenten optimistisch in die Zukunft. „Wenn wir uns den Allokationsmix aus aktiven und passiven Investments anschauen, sehen wir, dass dieser immer mehr in Richtung passiv geht. Der passive Anteil wird also größer“, so Dag Rodewald, Head Passive & ETF Specialist Sales Deutschland & Österreich bei UBS. So ist deren Handelbarkeit ein wesentlicher Vorteil. Der passive Indexfonds kann, ähnlich wie ein Direktinvestment, an verschiedenen Börsenplätzen oder auch außerbörslichen Handelsplätzen in rasender Geschwindigkeit gehandelt werden. Die Emittenten sorgen dabei neben den restlichen Marktteilnehmern für die erforderliche Liquidität.

weltweit betrachtet auch während der Marktturbulenzen im März deutliche Nettomittelzuflüsse verbucht, während Anleger aus den klassischen Pendants unterm Strich Mittel abzogen“, stellt BlackRock-Experte Scharl fest. Und bei der UBS heißt es, Nachhaltigkeit werde langfristig zum neuen Standard. Aber auch weitere thematisch zentrierte ETFs werden laut Marktstimmen bei den Anlegern punkten. Investmentthemen wie Digitalisierung ermöglichen es, die Portfolien nach individuellen Überzeugungen zu gestalten. „Neben Robotics, das schon länger im Fokus steht, bieten auch die veränderte Mobilität und die Digitalisierung von Infrastruktur, auch bekannt unter dem Begriff Smart Cities, Chancen für Anleger“, fügt Meyer zu Drewer an. Im Trend sind auch Produkte unter dem Label Smart Beta. Smart-Beta-ETFs bilden statt der klassischen nach Marktkapitalisierung gewichteten Indizes faktorgewichtete Indizes ab. „Dabei können sich Investoren einzelne Renditefaktoren wie Momentum, Value, Quality oder Volatility rauspicken oder in sogenannte Multifaktor-ETFs investieren. Wie ist nun die Frage „Passives Investieren, aber wie?“ zu beantworten? Zum einen müssen Sie in Ihrem Beratungsalltag die Funktionsweise von passiven Indexfonds kennen. Börsennotierte Indexfonds sind zweifelsfrei Core-Investments, allerdings nicht in jeder Marktphase bedenkenlos empfehlenswert. Auch thematisch zentrierte ETFs laufen gut, insbesondere mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit. Zu bemerken ist, dass es eine zunehmende Machtkonzentration größerer Anbieter gibt, die sich in einem schier gnadenlosen Verdrängungswettbewerb befinden. (ah)

Sparpläne pushen Nachfrage und Sektorenrotation „Ursprünglich kamen ETFs fast ausschließlich bei institutionellen Investoren zum Einsatz. Parallel zur Verbreitung im institutionellen Segment haben sich börsennotierte Indexfonds auch im Wealth- und Retail-Bereich fest etabliert. Dort sind sie nicht nur bei Selbstentscheidern angekommen, die gerade auch über ETF-Sparpläne kontinuierlich Vermögen aufbauen – etwa im Rahmen der Altersvorsorge, quasi als „Sparbuch des 21. Jahrhunderts“. Auch im Beratungs- und Filialgeschäft sind ETFs inzwischen selbstverständlich“, konstatiert Peter Scharl, Leiter Privatkundengeschäft und iShares in Deutschland, Österreich und Osteuropa bei BlackRock in diesem Kontext. So wuchs allein die Anzahl der ETF-Sparpläne in Deutschland im vergangenen Jahr um satte 40 % auf insgesamt 1,5 Mio. Ergo: Immer mehr Anleger entdecken ETFSparpläne als ideales Investmentvehikel für sich. Natürlich hat die einsetzende Corona-Epidemie auch den ETF-Markt erfasst. So ist das ETF-Handelsvolumen beispielsweise im März geradezu explodiert. Insgesamt zogen Anleger in diesem Monat circa 23 Mrd. US-Dollar aus europäischen ETFs ab, wovon Aktien- und Anleihefonds in etwa gleichstark betroffen waren. Seitdem, so die Marktteilnehmer, haben die Mittelabfinanzwelt 03 | 2020

Branche setzt auf Nachhaltigkeit Die vergleichsweise junge IndexfondsBranche besticht geradezu durch ihre Innovationsfähigkeit. So wurde das omnipräsente Megathema Nachhaltiges Investieren längst von der ETF-Industrie aufgegriffen. „Gerade auch durch die Marktentwicklungen der vergangenen Wochen erkennen immer mehr Anleger, dass nachhaltige börsennotierte Indexfonds zur Portfoliooptimierung beitragen können. So haben nachhaltige ETFs

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INVESTMENTFONDS | INTERVIEW

Gegenwind und Rückenwind Auch die Anleihemärkte sind von den Verwerfungen im Zuge der Corona-Pandemie nicht verschont geblieben. Im Gegenteil. Zu den allgemeinen Aussichten auf der Rentenseite und der Wichtigkeit aktiven Portfoliomanagements stand Markus Peters, Senior Portfolio Manager – Fixed Income bei AllianceBernstein im Interview Anfang Mai Rede und Antwort. finanzwelt: Das Corona-Virus hat die Marktteilnehmer in Art und Heftigkeit überrascht. Welche volkswirtschaftlichen Folgen erkennen Sie? Markus Peters» Wir erwarten, dass alle bedeutenden entwickelten Länder eine scharfe Kontraktion der Wirtschaftsleistung in 2020 erleben werden. Eine wirtschaftliche Erholung wird 2021 folgen, deren Ausmaß jedoch noch mit Unwägbarkeiten versehen ist. Wie stark und vor allem wie schnell wir uns von dem wirtschaftlichen Einschnitt erholen, hängt auch von der Effizienz der Geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen ab. In diesem Zusammenhang muss aber auch klar gesagt werden: Die Geschwindigkeit und die Höhe der unterstützenden Maßnahmen durch Regierungen und Notenbanken ist beeindruckend.

finanzwelt: Vor diesem Hintergrund, welche Entwicklungen erwarten Sie für das Anleihesegment? Peters» Die Anleihenmärkte erfahren gerade Gegenwind von der Makroseite und Rückenwind durch die Notenbanken. Es kommt ein großes Anleihen-Angebot auf den Markt, weil die Haushaltsdefizite finanziert und Liquiditätspuffer bei Unternehmen aufgebaut werden müssen. Die Notenbanken helfen aber dabei, dieses zu absorbieren. Die EZB und Fed sind sogar recht explizit darin, dass sie es nicht zulassen werden, dass sich Staatsanleihenrenditen merklich erhöhen. Denn sonst ist der ganze Stimulus und Schuldenberg nicht wirklich finanzierbar. Eine Rezession bedeutet auch, dass es etliche Ratingherabstufungen geben wird und auch die Zahlungsausfälle zunehmen. Das ist aber nicht nur ein Risiko, sondern auch eine gute Investmentopportunität, denn viel ist bereits eingepreist. finanzwelt: Hochzinsanleihen bieten derzeit überaus attraktive Renditen. Bevorzugen Sie diese gegenüber Investment-Grade-Anleihen mit Blick auf das RisikoErtrags-Profil? Peters» Wir mögen den Crossover-Bereich. Das sind die BBB- und BB-Anleihen. Im High Yield-Segment macht es keinen Sinn, zu stark in den wirklich schwachen Bonitätsbereichen zu investieren. Bei den High Yield-Anleihen ist insbesondere der ‚Short Duration‘-Bereich interessant, weil wir sehr flache Spreadkurven haben. Das heißt, die Prämien unterscheiden sich nicht sonderlich entlang der Fälligkeiten. Und dann sind da noch die BBB-Anleihen und die Fallen Angels. Viele Anleger haben sich perspektivisch von diesen Anleihen getrennt, weil sie diese im Rahmen ihrer Anlagerichtlinien nicht halten können. Dadurch entsteht eine Spreadausweitungsdynamik, die oftmals überzogen ist und diese Anleihen attraktiv werden lässt. finanzwelt: Wie wichtig erscheint Ihnen generell aktives Portfoliomanagement in diesen herausfordernden Zeiten? Peters» Das aktive Management ist in diesen Zeiten unabdingbar. Nehmen wir den März am US High Yield-Markt als Beispiel. Da wollte ich nicht in einem High Yield-ETF investiert sein: Ich sehe den ins Bodenlose sinkenden Ölpreis und habe mehr als 11 % im Energiesektor investiert. Darüber hinaus erlebe ich extreme Liquiditätsengpässe und dadurch riesige Geld-Brief-Spannen, und der ETF muss zu irgendeinem Kurs aufgrund von Mittelabflüssen veräußern. Da sitze ich lieber mit einem flexiblen, aktiven Ansatz auf der anderen Seite und kann diese Marktverwerfungen als Chance nutzen. (ah)

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INVESTMENTFONDS | WANDELANLEIHEN

Erprobtes Turbulente Wochen liegen hinter uns. Als im März die Aktienkurse abstürzten, kehrten viele Anleger dem Aktienmarkt den Rücken und suchten ihr Heil in Staatsanleihen. Wer sich im Zuge der einsetzenden Erholung an die Börse zurückwagt, riskiert jedoch ein nicht abzuschätzendes Verlustpotenzial, sobald die Kurse im Zuge eines möglichen COVID-19-Rückfalls noch einmal sinken. Wandelanleihen (Convertible Bonds) haben in diesen unsicheren Zeiten ihren Ruf als ertragreiche Alternative bestätigt.

Mitte/Ende März abgenommen hat. Ob der DAX allerdings dauerhaft seine Erholungstendenz unvermindert fortsetzen kann, bleibt in des abzuwarten.

Die Corona-Epidemie offenbart einmal mehr, dass wir in verrückten Zeiten leben. Ein Blick auf die Situation an den Anleihemärkten zeigt das. Führende Industriestaaten wie die USA oder auch stabile Euroländer begeben seit dem Corona-Ausbruch so viele neue Anleihen wie noch nie. Das alles zur Finanzierung der Folgen der Coronakrise. Diese Schwemme an Staatsanleihen ist kaum zu überbieten. Dabei bieten beispielsweise US-Anleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren aktuell nur eine sehr dürftige Rendite von etwa 0,6 %. Und der Aktienmarkt? Das Geschehen bleibt zumindest volatil, auch wenn die Schwankungsintensität seit den Höchstständen von

Und schon werden wir bei der Suche nach einträglichen Anlagealternativen bei Wandelanleihen fündig. Diese haben die Krise per se gut gemeistert, zumindest bis dato. „Der Rückschlagschutz und die Partizipation an steigenden Aktienmärkten funktionierten mit Blick auf die Geschehnisse im März und April wie gewünscht. Wandelanleihen gaben deutlich weniger nach als Aktien. Angesichts der volatilen Aktien- und Kreditmärkte ist das automatische Timing von Wandelanleihen der momentan wichtigste Aspekt für Investoren“, kommentiert Stephanie Zwick, Leiterin Convertibles bei Fisch Asset Management. Swisscanto Invest-Wandelanleiheexperte Stefan Krause führt in diesem Kontext aus, dass globale Aktien (gemessen am MSCI AC World Daily TR Gross USD) seit Jahresanfang über 14 % verloren hätten, wohingegen Wandelanleihen die Abschläge mit einem Verlust von lediglich knapp 3 % (gemessen am Thomson Reuters Global

Focus Hedged Convertible Bond Index USD) gut abfedern konnten. Und MarcAlexander Knieß, Senior Portfolio Manager Global Convertible Bonds bei der Investmentboutique Lupus alpha ergänzt, dass Wandelanleihen zudem durchaus Diversifikation in ein (Anleihe-)Portfolio brächten, da die Emittenten häufig nur Aktien und keine sonstigen Anleihen ausstehen hätten. „Gerade wachstumsstarke junge Unternehmen begeben Wandelanleihen, um sich schnell und günstig refinanzieren zu können“, so Knieß. Und schaut man sich die angesprochenen Merkmale dieser Anlageklasse an, ist es tatsächlich das asymmetrische Kursverhalten – die Kombination aus garantiertem Rückzahlungspreis (= limitiertes Risiko) und unlimitiertem Kurspotenzial nach oben – das einen besonderen Reiz in unsicherem Gefilden sein könnte. Dank des Wandlungsrechts nimmt der Besitzer eines Wandlers auch an steigenden Aktienmärkten teil. Da aber kein Zwang zur Wandlung besteht, kann auch bei schlechter Börsenlage die Anleihe behalten werden. Die Rückzahlungsgarantie bleibt. Das ist der für viele Anleger unabdingbare Kapitalschutz. Der Unterschied zu einer klassischen Anleihe besteht hingegen im besagten Wandlungsrecht. Der Käufer einer Wandelanleihe hat die Op-

Stefan Krause Portfolio Manager Wandelanleihenfonds Swisscanto Invest

Marc-Alexander Knieß Senior Portfolio Manager Lupus alpha

Stephanie Zwick Leiterin Convertibles Fisch Asset Management

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Eingehaltenes Versprechen

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Sicherheitsnetz


tion, die Anleihe in eine bestimmte Anzahl Aktien zu wandeln. Er sollte jedoch zwingend auf die Wandlungsfrist (Umtauschfrist) achten, d. h. klären, innerhalb welcher Zeiträume die Wandelung durchgeführt werden kann bzw. ob dies zu jedem Zeitpunkt möglich ist. Nur wenn Letzteres gewährleistet ist, kann eine positive Kursentwicklung der Unternehmensaktie auch zur Wandlung genutzt werden. Ein Blick in die Historie zeigt auch, dass Krisensituationen für Convertibles durchaus gut zu meistern sind. Sowohl im Bärenmarkt 2000 bis 2002 als auch während der Finanzmarktkrise 2008/2009 haben sich Wandelanleihen im Vergleich zu Aktien deutlich stabiler gezeigt.

Neuemissionen ziehen an Auch das Neuemissionsgeschäft hat zumindest im ersten Quartal deutlich an Fahrt aufgenommen. Mit einem Volumen von circa 30 Mrd. US-Dollar war die Emissionstätigkeit in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres überraschen hoch, bemerkt Fisch Asset Management-Spefinanzwelt 03 | 2020

zialistin Zwick an dieser Stelle. Dabei dominierten Unternehmen aus dem Technologie-, Gesundheits- und zyklischen Konsumgütersegment das Geschehen. „Angesichts des schwierigen Marktumfeldes kamen viele der Titel zu sehr attraktiven Konditionen an den Markt und brachten schnelle Kursgewinne. Aber auch die Emittenten haben profitiert. Denn mit der schnellen Beschaffung von Liquidität auf diesem Weg konnte eine verwässernde Kapitalerhöhung über den Aktienmarkt auf sehr niedrigem Kursniveau vermieden werden, ebenso wie eine Anleihemission mit überdurchschnittlich hoher Belastung über den Zinskupon, um den geforderten Risikoaufschlägen gerecht zu werden“, fügt Lupus alpha-Experte Knieß hinzu. Zu beachten gilt indes das Kreditprofil der emittierenden Unternehmen, zumal Ausfälle erst recht in der jetzigen gesamtwirtschaftlichen Lage zu vermeiden sind. Insofern sind jene Firmen zu favorisieren, die über eine geringe Verschuldung, ordentliche Cashbestände und eine gute Marktliquidität verfügen. Wandelanleihen gelten als komplexere Papiere. Für Investoren bietet es sich deshalb eher an, über Fonds in die Anlage-

klasse zu investieren statt per Einzeltitel. Eingehende Expertise ist hier unabdingbar. Ein besonderes Auge sollte auf die Volatilität des Fonds gelegt werden und wie das Fondsmanagement positioniert ist – beispielsweise eher aktien- oder anleihenah. Sie eignen sich bevorzugt für Anleger, bei denen die Verlustangst größer ist als der Reiz hoher Kursgewinne. Die Schweizer Fisch Asset Management gilt gemeinhin als Marktführer. Aber auch andere Fondshäuser wie Schroders, Jupiter Asset Management oder spezialisierte deutsche Boutiquen wie Lupus alpha oder Salm-Salm bieten das notwendige Know-how und Branchenerfahrung. (ah)

Fazit Wandelanleihen(-fonds) sind eine Möglichkeit, die Berater aufgrund des durchaus attraktiven RisikoRendite-Profils im Rahmen ihrer Portfolioüberlegungen durchaus in Betracht ziehen könnten. In der heftigen Corona-Marktreaktion haben sie sich bewährt.

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INVESTMENTFONDS | INCOME-FONDS

Stetiger Geldfluss?

Berater und ihre Kunden befinden sich seit Jahren mehr oder weniger in einem Dilemma. Als tendenziell eher konservative Anleger (ein Großteil der Deutschen gilt gemeinhin als konservativ) suchen sie Produkte, die bei geringstem Risiko dennoch einen Ertrag versprechen. Diejenigen, die es gewohnt waren, in Zinsprodukte oder festverzinsliche Papiere zu investieren, schauen derweil in die Röhre. Bundesanleihen mit staatlicher Verzinsung sehen wir auf absehbare Zeit nicht. Dennoch ist ein Grundbedürfnis bestehen geblieben; das der Sehnsucht nach regelmäßigen/planbaren Erträgen. Ein Lösungsansatz bietet die Fondsindustrie mit sogenannten (Multi-Asset-)Income-Fonds. Hinter dem Begriff verbergen sich Produktkonzepte, die oftmals

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in eine Reihe von Anlageklassen investieren und die anfallenden Zinsen oder Dividenden kontinuierlich an die Anleger auszahlen. Auch das kein einfaches Unterfangen in Zeichen von Corona, gedämpfter wirtschaftlicher Aussichten und dem Kürzen von Dividendenzahlungen. Jakob Tanzmeister, Investment Specialist für Multi-Asset-Solutions bei J.P. Morgan Asset Management, fasst die zugrundeliegende Investmentphilosophie wie folgt zusammen: „Wir definieren ‚Income‘ (bei J.P. Morgan Asset Management) als ‚regelmäßige Erträge‘. Angesichts des anhaltenden Niedrigzinsumfelds können diese bereits seit einigen Jahren nicht mehr mit klassischen, sicheren Anlagehäfen erwirtschaftet werden. Und so bieten Income-Fonds den Vorteil, dass sie weiterhin ein attraktives Ertragsniveau ermöglichen. Der Nachteil ist, dass es derzeit keinen risikolosen Zins mehr gibt. Das heißt, der Preis der Chance ist das Risiko und Anleger müssen sich für das Income ein wenig stärker in risikoreichere Anlageklassen wagen.“ Corona stellt in diesem Kontext sicherlich eine Zäsur dar. Denn der massive Abverkauf erfasste nahezu alle Asset-

klassen in rasender Geschwindigkeit, wie auch Karen Watkin, Portfolio Manager of All Market Income (AMI) bei AllianceBernstein (AB) darlegt. „Globale Aktien erlebten den schnellsten Ausverkauf seit 55 Jahren, die Kreditmärkte erlebten einige der größten Spreadausweitungen an einem einzigen Tag in der Geschichte und die Volatilität erreichte ein Niveau, das wir seit der Finanzkrise nicht gesehen haben. Teile des Marktes, die normalerweise in Zeiten breiter Ausverkäufe geschützt sind und zur Diversifizierung beitragen, erfüllten diese Rolle diesmal nicht.“ Glücklicherweise haben sich die Märkte zwischenzeitlich wieder (etwas) erholt und ein wenig Normalität ist zurückgekehrt.

Breite Diversifikation über Anlageklassen Grundsätzlich ist es sogenannten Income-Fonds möglich, beispielsweise in hochverzinsliche Anleihen aus den aufstrebenden Staaten zu investieren oder auch vermehrt immobiliennahe Anlagemöglichkeiten ins Visier zu nehmen. Da diese Einzelinvestments für sich genom-

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Den deutschen Anlegern wird per se eine große Risikoaversität attestiert. Insofern sollten Strategien Anklang finden, die definierte Zahlungsströme während der Fondslaufzeit in Aussicht stellen. Die Ausgestaltung dieser „Income“-Fonds ist sehr vielschichtig. Ihre Popularität ist speziell im andauernden Zinstief besonders gestiegen.


Jakob Tanzmeister Investment Specialist für Multi-Asset-Solutions J.P. Morgan Asset Management

Karen Watkin Portfolio Manager of All Market Income (AMI) AllianceBernstein (AB)

Talib Sheikh Head of Strategy Multi-Asset Jupiter Asset Management

men mitunter zu riskant wären, setzen die Fonds eben auf eine breite Diversifikation. Somit wird das Gesamtrisiko reduziert und es entsteht idealerweise ein wetterfestes Portfolio. Alternative Investments wie Infrastruktur oder erneuerbare Energien sind inzwischen wertvolle Bestandteile dieser MultiAsset-Income-Fonds. Sie verbinden das Renditeversprechen und tragen dank ihrer verhältnismäßig niedrigen Korrelation gegenüber traditionellen Anlageklassen zur beschriebenen Risikodiversifizierung bei. Als Richtwert streben diese Fonds eine jährliche Ausschüttung von 4 bis 5 % an. Die Zahlungen haben dabei jedoch keinen Garantiecharakter, es ist vielmehr eine Richtlinie. Talib Sheikh, Head of Strategy, Multi-Asset bei Jupiter Asset Management, positioniert sich derzeit wie folgt: „Im Hinblick auf unser Ziel, regelmäßige Einkommen zu generieren, halten wir derzeit Hochzins- und Investment-Grade-Anleihen, Anleihen von Finanztiteln, Schwellenländeranleihen sowie alternative Investments und einkommensorientierte Aktien. Wir halten auch so genannte flexible Vermögenswerte. Dazu gehören Termingeschäfte mit Aktien, die sowohl

long als auch short sein können, ausgewählte Währungen und Staatsanleihen, um das Portfolio zu diversifizieren, das Risiko zu managen und zum Kapitalwachstum beizutragen. Eine wichtige Konsequenz der Coronavirus-Krise war eine bescheidene Verlagerung der Vermögensallokation von Aktien hin zu Anleihen.“ Hier wird es spannend sein zu beobachten, ob dieser „Shift“ von Aktien hin zu Anleihen dauerhaft ertragreich sein wird, ohne ein erhöhtes Risiko einzugehen. Denn in der Vergangenheit war es mitunter so, dass einige Fonds stärker auf Aktien als auf Anleihen setzen, um das Ausschüttungsziel zu erreichen. Und nun eröffnet sich Ihnen ein weites Feld an entsprechenden Fondslösungen. Mittlerweile bietet jede größere Fondsgesellschaft entsprechende Fonds an, die eben den Charakter von gemischten Lösungen aufweisen. Der Global Income Fund aus dem Hause J.P. Morgan ist hier beispielhaft zu nennen, da er bereits über einen Track Record von mehr als elf Jahren verfügt und bewusst auf regelmäßige Ausschüttungen hin gemanagt wird. „Damals mit sechs Anlageklassen aufgelegt – heute sind es 15 aus den Bereichen Anleihen, Ak-

tien und der gesamten Kapitalstruktur dazwischen. Diese sind über mehr als 3.500 Einzeltitel gestreut“, so JPMAMExperte Tanzmeister. Und AB-Portfoliomanagerin Watkin ergänzt, dass man in ihrem Hause die Engagements in diesen Anlageklassen taktisch anpasse, um sowohl das kurzfristige Risiko zu managen als auch – und das sei wichtig – die Veränderungen des Renditevorteils zwischen den Anlageklassen im Laufe der Zeit erfassen zu können.

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Allzweckwaffe? Bleibt letztlich die Frage im Raum, ob diese Produkte jeglichen Turbulenzen standhalten und immer ihr Versprechen der attraktiven Erträge abliefern. Das macht insbesondere den Charme dieser Fonds für tendenziell eher vorsichtige Anleger aus. Bei der Suche nach dem geeigneten Produkt sollten sie zumindest gezielt in das Factsheet reinschauen. So sollte der Anteil von Anleihen mit schlechterer Bonität im Fonds nicht zu groß sein. Stichwort Ausfallquote. Flexibles Agieren ist hierbei die Basis im Fondsmanagement, um Risiken möglichst zu antizipieren. (ah)

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INVESTMENTFONDS | DEUTSCHLANDFONDS

Die deutsche Wirtschaft startete vergleichsweise gut ins neue Jahr. Die Rahmendaten waren zwar nicht überschwänglich, aber zu großer Sorge bestand kein Anlass. Mit dem Ausbruch der Corona-Krise sind diese Vorhersagen nur noch Makulatur. Dessen ungeachtet bleiben Investments in deutsche Aktien im Berateralltag fast schon unverzichtbar. Defensive Sektoren und Unternehmen mit einer starken Digitalisierungsstrategie sind dabei auf der Überholspur. Noch zum Jahreswechsel waren die Aussichten für die deutsche Wirtschaft per se gut. Das Bundeswirtschaftsministerium meldete, dass unserer Ökonomie 2019 das zehnte Jahr in Folge gewachsen war. Die konjunkturelle Dynamik hatte sich, bedingt durch eine teilweise angespannte weltwirtschaftliche Gemengelage, spürbar verlangsamt. Dennoch nahm das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vergangenen Jahr preisbereinigt um 0,6 % zu. Mittlerweile sind die Vorzeichen anders. Vorbei mit Milliardenüberschuss und einer Arbeitslosenquote, die sich weiter im Sinkflug befand. Die Welt steht wegen der Corona-Pandemie vor der größten Rezession seit einigen Dekaden. Auch für Deutschland und die Eurozone ist der Ausblick des IWF und weiterer führender Forschungsinstitute düster. „Der konjunkturelle Einbruch dürfte für das Gesamtjahr knapp 8 % führen. Wir erwarten aber für das kommende Jahr einen recht kräftigen Aufschwung um knapp 6 %. Das Vorkrisen-Niveau dürften wir also erst 2022 wieder erreichen“, gibt Andreas Strobl, Fondsmanager des Berenberg Aktien-Strategie Deutschland und des Berenberg-1590-Aktien Mittelstand zu bedenken. Ivan Mlinaric, Geschäftsführer des Risikomanagers Quant.Capital Management, stimmt in diesen Tenor ein und ergänzt, dass die Rezession auch alle wichtigen Handelspartner beträfe, was kurzfristig erschwerend hinzukäme. Dennoch sei es von Vorteil, dass die Regierungen in Deutsch52

Relativer

Vorteil

land, aber auch die der meisten europäischen Partner, in den vergangenen Jahren eine solide Haushaltspolitik betrieben hätten. „Die Staaten haben somit nicht nur den Willen, sondern auch die Möglichkeiten, weitreichende Maßnahmen zur Stützung der Wirt-

schaft zu ergreifen. Die Chancen auf eine mittelfristige Erholung der deutschen Wirtschaft sind daher ausgesprochen gut“, so Mlinaric. Mittel- bis langfristig wieder gute Aussichten, das sollte die Marktteilnehmer erfreuen. Dies, zumal die Börse tendenziell der finanzwelt 03 | 2020


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Volkswirtschaft vorwegläuft und die Zukunft antizipiert. Ein Blick auf die Verläufe der deutschen Aktienindizes während und unmittelbar nach dem rasanten Abverkauf an den Märkten macht diese Annahme deutlich. Binnen zwei Wochen gab der deutsche Leitindex DAX im März um rund 3.500 Zähler in der Spitze nach. In dieser Heftigkeit ein zuvor nicht bekannter Ausverkauf. Das war schon atemberaubend. Und die danach einsetzende Erholung erwischte wohl einige Investoren völlig auf dem falschen Fuß. Denn bis Mitte Mai hat der DAX rund 2.500 Zähler wieder gutgemacht und hangelt

sich an die 11.000er-Marke. Ähnliches Bild auch beim M-DAX, der nach dem Sinkflug auf 18.000 Zähler mittlerweile wieder bei 24.000 Punkten steht. Fürwahr ein Comeback. Sicherlich hat das beherzte Engagement der Notenbanker in diesem Zusammenhang finanzwelt 03 | 2020

Ivan Mlinaric Geschäftsführer Quant.Capital Management GmbH

Andreas Strobl Fondsmanager Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG

geholfen. „Die bisher beschlossenen Maßnahmen sind gut geeignet, die Liquiditätskrise zu überbrücken. Wenn die Konjunkturkrise tiefer geht und länger dauert als wir derzeit erwarten, wird die EZB flexibel darauf reagieren und ihre Anleiheankaufprogramm entsprechend anpassen. Daran wird auch die jüngste Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes wenig ändern“, so Berenberg-Experte Strobl. Gleichwohl gilt, dass die nahezu schwindelerregende Erholungsrallye der vergangenen Wochen keine überschäumende Begeisterung für deutsche Aktien auslöst – mitunter scheinen die Märkte die Geschwindigkeit der wirtschaftlichen Erholung zu überschätzen. Eine Frage, die sich dennoch stellt, ist die nach der Vorteilhaftigkeit einzelner Sektoren. Während der Ausverkauf per se auf breiter Basis stattfand, war die Wertentwicklung vieler Sektoren sehr wohl überraschend. Immobilien- und Versorgeraktien, entgegen früherer Krisenverläufe, zeigten sich beim Coronavirus-Abverkauf nicht so widerstandsfähig wie in der Vergangenheit. Technologiewerte haben sich hingegen besser als erwartet gehalten, da die Unternehmen oftmals ihre IT-Infrastruktur verbessern. Der klassisch defensive Sektor, die Pharmasparte, hat sich zurückliegend sehr gut entwickelt. Grund hierfür sind geplante höhere Ausgaben für die medizinische Vorsorge; gepaart mit soliden Unternehmensbilanzen. So beispielsweise die Aktie der Fresenius Medical Care. Das Unternehmen gab jüngst bekannt, dass es inmitten der sich ausbreitenden Corona-Pandemie sogar Gewinne und Umsatz steigern konnte. Fondsmanager Strobl betont in diesem Zusammenhang, dass Pharma- und Medizintechnikunternehmen

nicht nur langfristig von einer alternden Bevölkerung profitieren, sondern auch aktuell von einem signifikanten Bedarf an Testkapazitäten in Laboren und persönlicher Schutzausrüstung. „Gleiches gilt aber auch für die zukünftig effizientere Aufstellung der IT-Landschaften im Gesundheitsweisen, wo Unternehmen wie Compugroup tätig sind“, so Strobl. Weitere Profiteure der Krise sind zweifellos auch in der fortschreitenden Digitalisierung auszumachen. So ist der hohe Investitionsbedarf für die IT-Architektur insbesondere im deutschen Mittelstand augenfällig. Auf 1-Jahressicht kommen laut Finanzportal finanztreff.de Aktienfonds mit Schwerpunkt Deutschland auf eine durchschnittliche Wertentwicklung von minus 11 %. (Stand: 12.05.2020). Der Aktienfonds Paladin ONE sticht dabei als einer der wenigen Fonds mit einem positiven Ergebnis (plus 9 % auf Zwölf-Monatssicht) hervor. Das sehr konzentrierte Portfolio besteht dabei aus circa 15 bis 25 Aktien mit Fokus auf Unternehmen im deutschsprachigen Raum. Eine benchmarkorientierte Denkweise wird vermieden; der absolute Vermögenserhalt steht im Vordergrund. Deutschland zentrierte Fonds aus den Häusern Aberdeen Standard Investments und DWS folgen mit ebenfalls positiven Resultaten auf den Plätzen. Grundsätzlich sind die nahezu alle Marktteilnehmer dahingehend einig, dass Deutschland relativ betrachtet im Vorteil ist und etwas besser aus der Krise kommen als die meisten Euro-Partner. Insofern sind Deutschland-Fonds in Ihrem Berateralltag ein Kerninvestment. (ah) 53


INVESTMENTFONDS | INTERVIEW

„Gut durch die Krise manövriert“ Speziell gemischte Fondslösungen sind in schwierigen Zeiten bei Anlegern populär. Doch wie steuert man diese Produkte erfolgreich durch die Krise? Patrick Vogel, Portfoliomanager des MainFirst Global Equities Fund, MainFirst Global Equities Unconstrained Fund sowie des MainFirst Absolute Return Multi Asset, ging hierauf ausführlich ein. Das Gespräch fand Anfang Mai statt. finanzwelt: Herr Vogel, Multi Asset war schon vor dem Corona-Ausbruch ein beliebtes Thema im Fondsvertrieb. Wie hat sich der MainFirst Absolute Return Multi Asset in den vergangenen Wochen geschlagen? Patrick Vogel» Mit unseren Portfolien kamen wir bisher recht gut durch die Krise durch. Dafür gibt es in erster Linie drei Gründe. Unsere Aktien-Investments verfolgen generell das Ziel, durch ihre thematische Ausrichtung deutlich über dem Markt-Durchschnitt zu wachsen. Dies geht einher mit einer üblicherweise höheren Bewertung bezogen auf das Kurs-Gewinn Verhältnis (KGV). Nun ist der Abverkauf an den Aktienmärkten diesmal recht typisch verlaufen: Wachstumsaktien mit hoher KGV-Bewertung haben besser abgeschnitten als Aktien mit günstiger Bewertung. Das gleiche Muster sahen wir schon in der Lehman-Krise 2007-2009 und 1990. Die einzige Krise, in der Werte mit höherer Bewertung deutlich schlechter abschnitten, war die IT-Blase von 2000-2002. Die Qualität unseres Rentenbestandes ist überdurchschnittlich hoch. Mit einem Durchschnittsrating von A+ half dieser Anteil, unseren Multi Asset Fonds zu stabilisieren. Die Ausrichtung, hier eher auf Rendite zu verzichten, hatte sich wieder einmal in Krisenzeiten ausgezeichnet und ließ sogar zu, vereinzelte Investments in attraktive Unternehmensanleihen zu tätigen, die mit einer höheren Verzinsung an den Markt gekommen sind. Aktien-Marktabsicherungen zunächst durch Optionen, dann auch durch Futures trugen ebenfalls zu einer Stabilisierung des Portfolios bei. In der Summe führten diese drei Faktoren zu einem akzeptablen Drawdown in unseren Produkten. finanzwelt: Ein kurzer Blick auf die Assetklassen. Wie hoch ist Ihre Aktienquote aktuell und welche Titel prägen das Portfolio? Vogel» Aktuell sind wir mit einer Brutto-Aktienquote von circa 45 % investiert. Um den Schwankungen gerecht zu werden, haben wir teilweise abgesichert. Entscheidend ist aber vielmehr die Ausrichtung unserer Aktien. So sind wir weiterhin in Themen investiert, die langfristig für den Investor profitabel 54

sein sollten – Gesundheit ex Pharma mit 10 %, Cloud-Computing mit 7 % und Digitale Werbung mit 5% sind die Investmentthemen mit der höchsten Gewichtung. Diese und Themen wie Online-Apotheken oder Essens-Lieferdienste sollten durch die aktuelle Krise eher eine Beschleunigung erfahren und langfristig als Gewinner hervorgehen. finanzwelt: Gold als Wertsicherungsmittel erfreute sich zuletzt größerer Beliebtheit. Mischen Sie das Edelmetall in Ihrem Fonds bei? Vogel» Gold ist ein strategischer Bestandteil unseres Portfolios. Was sehen wir? Die Haushaltsdefizite der Staaten haben beinahe Kriegsniveaus erreicht und die Staatsschuldenberge lassen Erinnerungen an die 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wachwerden. Damals wurde das Bretton-WoodsAbkommen ausgehandelt. Wir rechnen zwar nicht mit der Rückkehr einer stark erhöhten Inflation, Bretton-Woods oder der Wiedereinführung des Gold-Standards, jedoch geht ein Vertrauensverlust in das sogenannte Fiat-Geld mit steigenden Goldpreisen einher. Um dem fiduziarischen Gedanken nachzukommen, möchten wir daher eine Position in Gold langfristig halten. Aktuell liegt die Gewichtung bei 6 % des Fondsvermögens. (ah) finanzwelt 03 | 2020


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IMMOBILIEN | ENERGIEEFFIZIENZFÖRDERUNG

Kundennutzen aufzeigen! Zum Wohle der Nachhaltigkeit soll weniger Energie verbraucht und das Klima besser geschützt werden. Mittels Einführung von staatlich subventionierten Förderungsprogrammen sollen daher Immobilienbesitzer energieschonende Initiativen ergreifen und z. B. auf klimafreundliche Heizungsanlagen oder eine bessere Wärmedämmung setzen. Baufinanzierungsvermittler können an dieser Stelle passgenaue Unterstützung bieten. Unlängst ist das Megathema Nachhaltigkeit im Immobiliensegment angekommen. So setzen nicht nur institutionelle Anleger oder Großinvestoren auf „Grüne Immobilieninvestments“. Vielmehr erfahren auch Publikumsfonds (mit dem Anlageziel auf nachhaltige Immobilien) zuletzt mehr Zuspruch. Folglich sind sich Experten einig, dass eine Einhaltung der ESG-Kriterien (Environmental, Social und Governance) die Wertentwicklung einer Immobilie positiv beeinflusst. Demgegenüber ist das Thema auch bei Eigentümern von selbst genutztem Wohneigentum als auch bei privaten Immobiliensuchenden angekommen. „Befeuert durch die öffentliche Debatte rückt das Thema Nachhaltigkeit auch bei unseren Baufinanzierungskunden mehr in den Fokus. Dazu kommt, dass immer mehr Kunden

Thomas Hein Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung ING

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bei ihrer zu erwerbenden Immobilie auch auf eine nachhaltige Ausgestaltung achten“, so Thomas Hein, Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung bei der ING Deutschland. Insbesondere bei Bestandsimmobilien dürfte das Thema an Fahrt durch den Umstand gewinnen, dass es seit 2020 verbesserte Zuschüsse für Sanierungen, Investitionen in klimafreundliche Heizungstechnik sowie steuerliche Förderungen für energieeffizientes Bauen gibt. Hintergrund ist die Tatsache, dass die Bundesregierung mit der verbesserten Förderung für Energieeffizienz und energetische Sanierung einen Schritt zur Umsetzung der Eckpunkte des Klimaschutzprogramms 2030 machen möchte. Kurzum: Über staatlich subventionierte Investitionsförderprogramme möchte man zur Reduzierung von CO2-Emissionen beitragen.

Förderung bei energieeffizientem Bauen und Sanieren Von den etwa 18 Millionen Heizanlagen in Deutschlands Wohngebäuden sind immer noch ca. 5,7 Millionen Ölheizungen. Weiterhin sind rund 40 % der Heizkessel in Deutschlands Wohnungen älter als 20 Jahre. Hierbei untersagt die Energieeinsparverordnung den weiteren Betrieb von veralteten Wärmeerzeugern und verlangt allgemein (es gibt Ausnahmen) den Wechsel von Anlagen, die älter als 30 Jahre sind. In diesem Sinne setzen politische Entscheider mittels Förderungen bzw. Prämien Anreize, damit Immobilienbesitzer ineffiziente Anlagen gegen klimafreundlichere und leistungsfähigere Optionen austau-

schen. Wer anstatt auf Öl künftig auf eine Wärmepumpe beim Heizen setzt, könnte unter Umständen einen Zuschuss in Höhe von 45 % (max. 22.500 Euro) auf die Investitionskosten erhalten. Wer sich im Rahmen eines Neubaus für die Wärmepumpe oder Biomassenanlage entscheidet, erhält immerhin bis zu 35 % Zuschuss (max. 17.500 Euro). Des Weiteren lassen sich Förderungen für klimafreundliche Anlagen, die keine alte Ölheizung ersetzen, beantragen: 35 % für Heizungen, die vollständig mit erneuerbaren Energien betrieben werden, 30 % für Gas-Hybridheizungen mit einem Erneuerbaren-Anteil von mindestens 25 % und 20 % für Gas-Brennwertheizungen. Damit nicht genug. Wer sich für die Gebäudesanierung entscheidet, profitiert von den seit 2020 eingeführter Verbesserungen, indem die KfW-Bank unter Einhaltung entsprechender Voraussetzungen entweder einen Zuschuss im Rahmen der Investition oder einen Kredit mit Tilgungszuschuss ermöglicht. Hierbei sind 20 % Zuschuss bzw. 50.000 Euro Kredit (Sollzinssatz 0,75% bei einem Tilgungszuschuss von 20 %) bei Einzelmaßnahmen bis zu 40 % Zuschuss bzw. 120.000 Euro Kredit (Sollzinssatz 0,75 % bei einem Tilgungszuschuss von 40 %) bei einer Komplettsanierung zum Effizienzhaus 55 möglich. Im Ergebnis erhoffen sich die verantwortlichen Politiker durch diese Impulse ein Anwachsen der seit Jahren stagnierenden Sanierungsrate.

Unterstützung anbieten Vielen Immobilienbesitzern sind die regulatorischen Änderungen und Möglichkeiten in Bezug auf das Thema finanzwelt 03 | 2020


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zend hierzu arbeitet die ING mit der Politik zusammen, um den Energiepass – wie schon in den Niederlanden – für alle offen zugänglich zu machen.

Energieeffizienzförderung jedoch nicht bekannt. Ein Umstand, den inzwischen einige Baufinanzierungsberater aktiv nutzen und bestehende wie neue Kunden über die Neuerungen informieren. So können die staatlichen Verbesserungen bestenfalls auch als Beratungsansatz dienen. „Im Moment geht es vor allem darum, die Kunden zu informieren. Viele Menschen denken, das Investment in eine Solaranlage oder in die Dämmung des Hauses sei zu teuer – und schieben die Entscheidung auf

Auch wenn die Förderprogramme der KfW bzw. staatlichen Zuschüsse somit Bestandteile einer Kundenberatung ganz im Sinne der Nachhaltigkeit sind, spielt das ökologische Bewusstsein bei

das Schlagwort Nachhaltigkeit in der Zukunft auch in der Baufinanzierung eine stärkere Rolle einnehmen, prognostiziert Hein. Unlängst hat Europa damit begonnen, Investitionen unter dem Schlagwort Sustainable Finance zu regulieren aber auch nachhaltige Investments (indirekt) zu stärken. Einhergehend hierzu werden – u. a. unter Berücksichtigung der Energieeffizienz – neue, nachhaltige Baufinanzierungsangebote entstehen. Aus diesem Grund widmet sich die ING derzeit

die lange Bank. Hier geht es darum, aufzuklären, dass ein derartiges Investment nicht nur kostet, sondern auch oft schon nach sehr kurzer Zeit Kosten einspart“, erklärt Hein und hält zudem fest: „Damit unsere Kunden wissen, wo sie mit einer sinnvollen Finanzierung anfangen können, braucht es flächendeckend einen Energieausweis, der den Status-Quo abbildet. Und eine Energieberatung, die auf diesen Erkenntnissen aufbaut. Zu beidem haben wir gemeinsam mit unseren Vermittlern erste Ideen entwickelt, die wir aktuell auf ihre Umsetzbarkeit prüfen.“ Ergän-

einer klassischen Bau- bzw. Anschlussfinanzierung auf Seiten der Verbraucher noch keine besondere Rolle. Wie Auskünfte von Baufinanzierungsprofis zeigen, achten Kunden bei Baufinanzierungslösungen zuallererst auf Konditionen, Leistungen sowie digitalen Services. Nachhaltige Aspekte haben – wenn überhaupt – nur eine Nebenrolle. „Allerdings spricht die steigende Bedeutung von Smart-Home-Technologien oder Photovoltaikanlagen dafür, dass auch die Baufinanzierung in nächster Zeit grüner werden wird“, betont Hein. Aus diesem Grund wird

sehr intensiv diesem Thema. In enger Zusammenarbeit mit den Vermittlern und mit der internen Vertriebsmannschaft werden derzeit die Weichen gestellt, wie die „Grüne Baufinanzierung“ der ING in Zukunft aussehen wird. „Viele unserer Vermittler sind für eine nachhaltige Baufinanzierung bereit. Wir wollen ein nachhaltiges Produkt auf die Beine stellen. Doch nicht nur für unseren Bereich Baufinanzierung, auch für die Gesamtbank ist Sustainability ein Thema. Es gibt ein eigenes Team, das die nachhaltige Finanzierung in der ING Deutschland vorantreibt.“ (mo)

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Baufinanzierung noch nicht grün

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ADVERTORIAL

DNL Vertriebsgesellschaft mbH & Co. KG

Investieren wie die Institutionellen – besondere Chancen für Privatanleger gerade jetzt nutzen!

In schwierigen Wirtschaftslagen, wie 2008 - 2012 und gerade jetzt, ist es mehr als riskant, in Gewerbeimmobilien mit hohen Leerständen zu investieren. Leerstände unter 85 % Vermietung bedeuten hohes Risiko. Büroimmobilien, in die noch viel investiert werden muss oder gar teure Umbauten erfordern, sind in schwierigen Situationen ebenfalls sehr riskante Investments. Grundsätzlich muss man vorab unterscheiden, ob es sich – egal ob Wohn- oder Gewerbeimmobilie – um vermietete Immobilien oder Immobilien, die sich im Bau befinden, handelt. Hiervon sind alle im Bau befindlichen Immobilien von zwei Risiken behaftet: 1. Das Fertigstellungsrisiko wegen Ausfall von Mitarbeitern der Baufirmen oder Baustoffen. 2. Das Kostenrisiko, da Werkstoffe wie beispielsweise derzeit Stahl wesentlich teurer geworden sind.

ger, trotz der Pandemie, große Umsatzsteigerungen zu verzeichnen. Einziger Nachteil dieser Lebensmitteldiscounter ist, dass sie zwar stabile und langfristige Mietverträge haben, jedoch relativ geringe Renditen für die Investoren erzielen. Gerade wegen der stabilen Mieten bieten erstklassige Büroimmobilien den Investoren auch höhere Renditen. Die Büroimmobilien sollten langfristige Mietverträge mit bonitätsstarken – am besten börsennotierten – Mietern haben. Solche Mieter werden an die Büroimmobilien insbesondere dann langfristig gebunden, wenn sie hier Annehmlichkeiten, wie zum Beispiel ein 200 m² großes Fitness-Center, frei verfügbare Konferenzräume mit entsprechend moderner Technik und zusätzlich eine Cafeteria für ihre Mitarbeiter vorfinden. Langfristige Mietverträge werden insbesondere dann von den Mietern akzeptiert, wenn sie, außer den oben genannten Vorzügen, obendrein noch günstige Nebenkosten zahlen. Um dies zu erzielen, sollte die Immobilie ein LEED Zertifikat (also ein nachhaltig gebautes Gebäude), vorweisen. Eine solche Immobilie spart beim Energie- und Wasserverbrauch sowie weitere Nebenkosten. Es gibt diesen Mietern nicht nur ein gutes Gefühl für die Wahl ihres Firmensitzes, sondern die Adresse wirkt nach außen wie ein Aushängeschild mit zusätzlichem Marketing-Effekt. Columbia, South Carolina

Bei allen vermieteten Immobilien haben Wohnimmobilien den Nachteil, dass Mieter, falls sie arbeitslos werden, ihre Miete nicht mehr zahlen können. In den USA hat man zwar die Möglichkeit, diesen Mietern relativ einfach zu kündigen. Man hat dann als Vermieter jedoch den Nachteil, dass die Mieteinnahmen entfallen. Bei einer Neuvermietung entstehen Kosten für Makler und Renovierung. Man darf ebenfalls nicht vergessen, dass leerstehende Wohnungen nicht nur keine Mieten erzielen, sondern, trotz Leerstand, weiterhin Nebenkosten verursachen. Dieses Problem der Leerstände entsteht auch bei Gewerbeimmobilien. Bei Handelsimmobilien sind leerstehende Flächen von teilweise sehr hohen Mietausfällen und ebenso Nebenkosten belastet. Bei ShoppingCentern fallen nur die Lebensmittelgeschäfte (sogenannte Neighbourhood Shopping-Center) positiv aus der Reihe. Wie in Deutschland und wahrscheinlich ganz Europa, haben in den USA Lebensmittelgeschäfte, wie z. B. Publix oder Kro58

RISIKOHINWEIS Investitionen in Immobilien sind mit erheblichen Risiken verbunden und können zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen.

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Die internationale Presse berichtet immer wieder darüber, dass finanzstarke Investoren schon jetzt damit starten, gezielt in den USA zu investieren. Vor allem wird in der Region investiert, in der die DNL mit Partnern bereits seit 2002 investiert – im Südosten – und zugleich noch bei keinem Investment Geld für die Anleger verloren hat. Oberster Leitsatz hierfür ist die Tatsache, dass die Sicherheit der deutschen Investoren vorne ansteht und die Qualität der Immobilien erstklassig ist.


Die DNL Gruppe vermittelt seit 2002 sehr erfolgreich US-Investments und bietet hier sowohl privaten Investoren als auch institutionellen Anlegern, wie Family Offices, Banken und Versorgungswerken, die Möglichkeit, professionell in wertstabile und dennoch renditestarke Gewerbeimmobilien im Südosten der USA zu investieren. Mit ihrem ersten KAGB-regulierten Alternative Investment Fund (AIF) legt die DNL Exclusive Opportunity GmbH & Co. KG ihren Fokus vor allem auf ertragreiche Gewerbeimmobilien aus dem Bereich Office und Retail und bietet ihren Anlegern eine Investitionsmöglichkeit in Immobilien mit großem Wertsteigerungspotential. Unterstützend fungiert die DNL US-Invest, L.P., mit Sitz in Atlanta, welche die Interessen der deutschen Anleger in den USA vertritt und in enger Kooperation mit unserem Asset Manager Glenfield Capital, Atlanta, zusammenarbeitet.

Investitionen sollten grundsätzlich nur dort vermittelt werden, wenn das Geld der Anleger kontrolliert wird. Institutionelle Investoren setzen all das voraus, was ich zuvor beschrieben habe. Gepflegte Büroimmobilien an erstklassigen Standorten – möglichst Innenstadtlagen, hoher Vermietungsstand mit erstklassigen und solventen Mietern, langfristige Mietverträge unter der Marktmiete, AAA Immobilie ohne Renovierungsstau, umweltfreundlich – das heißt energieeffizient, etc. und last but not least eine Nettorendite von wenigstens 5 % p. a. Unser Partner Glenfield Capital steht momentan sogar täglich mit seinen Mietern in Kontakt. Glenfield Capital verfügt derzeit über ein Portfolio, bestehend aus allen Asset Typen, von aktuell 150 Mio. US-Dollar. Die gesamte Transaktion der

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Jahresveranstaltung 2020 (v. r. n. l.): Wolfgang J. Kunz, Kathrinchen van der Biezen – Kunz, James Cate und Andrew O’Brien, beide Manager der Glenfield Capital LLC /

seit 2005 aktiven Gesellschaft beläuft sich auf mittlerweile 325 Mio. US-Dollar. Am 6. Mai erhielten wir von Manager James Cate die gute Nachricht „Es wird Sie interessieren, dass wir alle Mieten in unserem gesamten Portfolio sowohl für April als auch für Mai erhalten haben, mit Ausnahme eines kleinen Cafés.“ Kurzfristig erhält Glenfield Capital auch diverse Bewertungen nach deutschem Standard von namhaften Ratingagenturen, ein Asset Management Rating ist derzeit in Bearbeitung. Alle positiven Argumente bietet die DNL Vertriebsgesellschaft in unserem aktuellen AIF in einer erstklassigen Immobilie an. Weitere Vorteile für den Anleger in Kürze: Beteiligung an einer deutschen Fondsgesellschaft mit Absicherung durch deutsches Recht, Mindestbeteiligung ab 10.000 USDollar, Geld bis zur Investition festgelegt bei der Verwahrstelle, Vorzugsausschüttung von geplanten 7 % p. a. – Investitionsjahr 2020 5 % p. a. Weitere detaillierte Informationen stelle ich bei meinen Online-Präsentationen oder demnächst auf unserer Homepage www.dnl-exclusive.de vor. Bleiben Sie gesund! Ihr Wolfgang J. Kunz - Vertriebsdirektor -

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Kontakt DNL Vertriebsgesellschaft mbH & Co. KG Burggrafenstraße 5 40545 Düsseldorf Tel. 0211 / 52 92 22 - 0 Fax 0211 / 52 92 22 - 20 www.dnl-exclusive.de info@dnl-exclusive.de

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IMMOBILIEN | LOGISTIKIMMOBILIEN

Veränderung ist nötig Der Markt für Logistikimmobilien profitiert vom boomenden Onlinehandel. Zugleich wird er aber auch durch die zunehmende Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit entscheidend beeinflusst. Auch die Corona-Krise dürfte einen starken Einfluss auf den Markt haben – nicht unbedingt im negativen Sinne. 3,5 Milliarden: So groß war laut Bundesverband Paket und Expresslogistik

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im Jahr 2018 die in Deutschland transportierte Anzahl an Sendungen. Viele Pakete treten die Reise sogar gleich mehrfach an. So gibt es laut einer Studie der Universität Bamberg jährlich ca. 280 Mio. Retouren. Einen großen Anteil daran hat das Segment Fashion, wo laut der Untersuchung etwa jede zweite Bestellung wieder beim Online-Händler ankommt. Wenig verwunderlich, denn bei einer kostenlosen Rücksendung ist es ja kein Problem, sich mehrere Aus-

führungen nach Hause liefern zu lassen, alles anzuprobieren und dann den Rest zurückzuschicken – wenn man den Nachhaltigkeitsaspekt außer Acht lässt. Dabei spielt längst nicht nur der erhöhte CO2-Ausstoß durch den Transport eine Rolle, sondern auch die großen Mengen an Verpackungsmaterial, die anfallen. Vom Nachhaltigkeitsaspekt werden aber nicht nur der Transport und die beförderten Güter berührt, sondern auch das Rückgrat des Online-Handels: Logistik-

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Peter Kunz FRICS Geschäftsführer Head of Industrial & Logistics EMEA Colliers International

Nicolai Soltau Fund Manager Logistics PATRIZIA Immobilien KVG mbH

immobilien. So wird laut Meinung von Peter Kunz das Thema Nachhaltigkeit für Städte und Gemeinden ein wichtiger Faktor dabei sein, wenn es darum geht, Baurecht für Logistik-Entwicklungen zu schaffen. „Größere Projekte sind aktuell sehr schwierig darzustellen. Von daher kann auch in Zukunft ein Nachhaltigkeitskonzept der Schlüsselfaktor sein“, meint der Geschäftsführer und Head of Industrial & Logistics | EMEA bei Colliers International. Dass Nachhaltigkeitskonzepte bei Logistikimmobilien immer mehr an Bedeutung gewinnen, bestätigt auch Nicolai Soltau. „Gleichzeitig steigen jedoch auch die Anforde-

rungen an die Logistik, immer schneller und zuverlässiger bestellte Waren zuzustellen und dem Kunden ein größeres Angebot ohne Mehraufwand zur Verfügung zu stellen. So gesehen hat der Trend zur Nachhaltigkeit auch Auswirkungen auf den Markt für Logistikimmobilien und deren Prozessabläufe“. Der Fund Manager Logistics bei der PATRIZIA Immobilien sieht dabei vor allem Immobilien im Vorteil, die sowohl geografisch als auch technisch so gelegen bzw. angelegt seien, dass sie die Anforderungen an die Nachhaltigkeit bedienen können. „Konkret bedeutet das, dass sie so konzeptioniert sind, dass sie mit neuesten Technologien aufgerüstet werden können. Weiterhin sind Citylösungen notwendig, um auch hier eine Reduzierung des CO2-Verbrauches zu ermöglichen“, erläutert Soltau. Laut Peter Kunz können auch Regionen abseits der A-Städte Nutznießer der aktuellen Entwicklung sein: „Insgesamt werden zukünftig auch die kleineren Logistikregionen der B- und C-Städte und Standorte im erweiterten Umfeld der großen Logistikregionen von der aktuellen Marktlage profitieren und eine erhöhte Nachfrage erfahren.“

Krise als Chance In den vergangenen Jahren hat die wirtschaftliche Verflechtung zwischen China und Europa deutlich zugenommen. Anfang des Jahres wurde jedoch eine Schattenseite der engen Verbindung zwischen den beiden Volkswirtschaften offensichtlich: Weil außerhalb Südostasiens die Gefahr völlig unterschätzt wurde, dass das in der chinesischen Millionenstadt Wuhan ausgebrochene Virus COVID-19 sich global verbreiten könnte, stürzte die Weltwirtschaft in die erste Krise des noch jungen dritten Jahrfinanzwelt 03 | 2020

zehnts des 21. Jahrhunderts. Peter Kunz sieht die Assetklasse Logistikimmobilien von dem Wirtschaftseinbruch jedoch nur in geringem Maße betroffen. „Trotz der Corona-Krise ist die Nachfrage nach Logistikimmobilien weiterhin hoch. Die Automobil-Industrie hat zwar derzeit mit erheblichen Herausforderungen zu kämpfen und macht teilweise Flächen frei, wir kommen aber aus einer Situation mit quasi null Leerstand, so dass diese Objekte ihre Mieter finden wer-

3,2

Millionen Menschen

arbeiten in Deutschland in der Logistikbranche Quelle: Bundesvereinigung Logistik

den.“ Der Immobilienexperte sieht sogar Chancen, die sich durch die Krise ergeben würden. „Vor Corona hatten wir es mit extrem hohen Bau- und Grundstückspreisen zu tun, es gab kaum verfügbare Grundstücke und Mieter waren nicht in der Lage, ihren Flächenbedarf zeitnah zu decken. Aufgrund der aktuellen Lage wird sich diese Situation – positiv ausgedrückt – entspannen. Ich gehe zum Beispiel davon aus, dass Städte und Gemeinden wieder eher bereit sein werden, Grundstücke für neue Projekte zur Verfügung zu stellen – insbesondere auch, wenn sich der Arbeitsmarkt eintrüben sollte. In Zeiten von Quarantäne und sozialer Distanz boomt naturgemäß der Online-Handel. Auch die Abhängigkeit vom Handelspartner China wird man sicherlich kritisch hinterfragen. Auch das wird sich positiv auf die Nachfrage von Logistikflächen auswirken.“ Sollte tatsächlich durch die Corona-Krise die Bedeutung des Handelspartners China sinken und wieder mehr in Deutschland produziert werden, hätte das auch anderweitig positive Folgen für die Nachhaltigkeit: Einerseits ist das „Reich der Mitte“ alles andere als das „Reich des Umweltschutzes“ und der CO2-Ausstoß durch die tausenden Containerschiffe, die aktuell unsere Waren aus Ostasien zu uns bringen, würde sinken. (ahu) 61


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publity AG

Mit Büro-Immobilien an Top Standorten auch in der Corona-Krise stark aufgestellt Die ersten Monate des Jahres 2020 waren weltweit und auch in Deutschland von der Corona-Pandemie geprägt und noch immer ist kein Ende der Krise absehbar. Aber bereits jetzt wird deutlich, dass am Immobilienmarkt nicht alle Segmente gleichermaßen betroffen sind und stark differenziert werden muss. Gerade im Hotelwesen und Einzelhandel brechen die Umsätze weg und diese Asset-Klassen geraten zunehmend unter Druck, da Investoren bei solchen Immobilien immer vorsichtiger agieren. Anders zeigt sich die Lage bei attraktiven Büroimmobilien in Deutschland, einem Marktsegment, in dem die börsennotierte publity AG (ISIN DE0006972508) sehr erfolgreich aktiv ist – als Asset Manager und Investor gleichermaßen.

Erfolgreich und transaktionserfahren Mit Assets under Management von insgesamt mehr als 5,5 Mrd. Euro und über 1.100 An- und Verkäufen von Immobilien für Kunden oder den eigenen Bestand gehört publity zu den erfolgreichsten und transaktionsstärksten Playern im deutschen Gewerbeimmobilienmarkt. Auch die unlängst veröffentlichten Finanzkennzahlen 2019 mit einem Gewinnsprung auf rund 64 Mio. Euro nach Steuern liefern ein

imposantes Bild. Mit Top-Büroimmobilien in den Top-7-Städten Deutschlands hat publity den Fokus auf ein überdurchschnittlich preisstabiles Marktsegment mit hoher Nachfrage gelegt. Aber das allein erklärt den Erfolg nicht gänzlich. Insbesondere machen ein guter Zugang zu attraktiven Immobilien sowie die Fähigkeit, vorhandene Potenziale heben zu können, den entscheidenden Unterschied aus. Essentiell sind auch eine breite Positionierung, ein belastbares Netzwerk und ein ausbalanciertes Geschäftsmodell. Bereits lange vor der CoronaKrise hat der CEO und Großaktionär, Thomas Olek, das Geschäft von publity auf zwei Säulen gestellt und das Unternehmen dadurch für unterschiedlichste Marktphasen bestens gerüstet. Das zahlt sich auch im aktuellen Marktumfeld aus. Zum einen erhält publity stetige Fees aus dem Management von Immobilien für institutionelle Kunden aus aller Welt, mit denen die Gesellschaft bereits seit Jahren erfolgreich zusammenarbeitet. Zum anderen hat publity einen Eigenbestand von mittlerweile rund 1,1 Mrd. Euro an Top-Immobilien mit namhaften Mietern und langjährigen Mietverträgen aufgebaut, der in der Konzerntochter PREOS Real Estate AG gebündelt ist. So zählen z. B. die Polizei Essen mit einem 30-jährigen Mietvertrag zu den Mietern von publity als auch Sky-Deutschland mit dem Headquarter in einem publity-Objekt. Durch den Eigenbestand erzielt publity einen kontinuierlichen Cashflow aus Mieteinnahmen und profitiert zudem vollumfänglich von den Wertsteigerungen durch profitable Verkäufe.

Einzigartige Datenbank deutscher Büroimmobilien Was publity ganz erheblich von anderen Unternehmen der Branche abhebt, ist nicht nur das stabile Netzwerk, das die Gesellschaft im Laufe ihrer 20-jährigen Firmengeschichte aufgebaut hat, sondern vor allem die eigene umfangreiche Datenbank mit rund 9.500 Büroimmobilien, wodurch nahezu 90 % des relevanten deutschen Büroimmobilienmarkt abgedeckt werden. Diese Datenbank und der hohe Grad an Digitalisierung sind eine erhebliche Stärke und machen OffMarket-Deals möglich, durch die publity Immobilien zu attraktiven Konditionen einkauft, die über ein Wertsteigerungspotenzial verfügen. Zudem ist es die Basis der Transaktionsgeschwindigkeit, da geeignete Objekte schnell identifiziert werden können. Auch potenzielle Mieter können somit auf einem höchst effizienten Weg adressiert werden, was zur zü62

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Frankfurt

gigen Verbesserung der Vermietungssituationen in den Objekten und schließlich auch zur wertsteigernden Entwicklung der Immobilien beiträgt.

Eigenes Portfolio wächst rasant Welches Potenzial der Markt bietet und dass publity vorhandene Opportunitäten nutzt, zeigt sich in der dynamischen Erweiterung des Portfolios. Allein seit Jahresbeginn 2019 hat publity deutsche Büroimmobilien im Wert von rund einer Milliarde Euro für das eigene Buch gekauft. Dazu gehören die 100.000 m² große Immobilie in Essen-Bredeney, die SkyZentrale bei München mit über 30.000 m² und der 21.000 m² große Access Tower in Frankfurt. Bereits zwei großvolumige Objekte konnten aus dem eigenen Bestand deutlich über dem Einkaufspreis veräußert werden. So der 26.000 m² große St. Martin Tower in Frankfurt, der in 2019 nach nur wenigen Monaten Haltedauer zu attraktiven Konditionen verkauft wurde.

Für die weitere positive Geschäftsentwicklung sehr gut gerüstet Auch für die Zukunft sieht sich publity sehr gut positioniert – mit einem erstklassigen Eigenbestand, einer guten Finanzbasis, einem tragfähigen Netzwerk und der umfangreichen Datenbank. So soll auch das eigene Immobilienportfolio nochmals deutlich erweitert werden. publity verfügt dafür über eine kontinuierlich aktualisierte Dealpipeline. Und auch die finanzielle Schlagkraft hat die Gesellschaft durch eigene Mittel und durch Kooperationen mit renommierten Finanzierungspartnern wie die Hamburg Commercial Bank (HCOB) finanzwelt 03 | 2020

Opernturm

und die Helaba. Beim Verkauf von Objekten – was selbstverständlich auch künftig geplant ist – wirkt sich positiv aus, dass bereits beim Ankauf darauf geachtet wird, dass ein entsprechender Markt und die Nachfrage vorhanden sind. Dass auch der Konzernlenker und Firmengründer Thomas Olek Vertrauen in die Perspektiven der Gesellschaft hat, bewies er bereits eindrucksvoll durch massive Aktienkäufe. Im Verlauf der vergangenen 24 Monate hat der Vorstandsvorsitzende über insgesamt 130 Mio. Euro in publity-Aktien investiert, auch während der Börsenturbulenzen der vergangenen Wochen. Olek hält mittlerweile 87 % aller publity-Anteile. Mit Substanz und Werthaltigkeit ist publity auch für die Zukunft bestens aufgestellt. Insbesondere Core-Immobilien in Deutschland stehen weiterhin im Visier von Investoren. publity wird ihren Wachstumsweg in diesem Marktumfeld mit dem Fokus auf Top-Büroimmobilien in deutschen Metropolen weitergehen.

Kontakt publity AG OpernTurm, Bockenheimer Landstraße 2-4 60306 Frankfurt am Main Tel. 069 / 69 59 73 - 500 Fax 069 / 69 59 73 - 555 Landsteinerstraße 6 04103 Leipzig Tel. 0341 / 26 17 87 - 0 Fax 0341 / 26 17 87 - 31 info@publity.de www.publity.org

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IMMOBILIEN | BAUSPAREN

Der deutliche Zinsverfall hat die Kapitalmärkte in den vergangenen Jahren kräftig durcheinander gewirbelt und manches einst sehr gefragtes Produkt unattraktiv gemacht. Die Bausparkassen zeigen sich von dieser Situation aber wenig beeindruckt und sind der Meinung, sogar zu den Profiteuren dieser Entwicklung zu gehören – auch mit politischer Unterstützung. 64

„Wenn ich groß bin, will ich auch mal Spießer werden“, sagte ein kleines Mädchen in einer Mitte der 2000er Jahre ausgestrahlten Werbung der LBS. Damals lagen die Zinsen deutlich über den heutigen, weshalb ein Bausparvertrag noch viel höhere Erträge einbrachte und sich deshalb nicht nur zur Finanzierung der eigenen vier Wände eignete, sondern auch ein gern genutztes Inst-

rument der Kapitalanlage war. Laut Dr. Bernd Dedert hat sich das auch durch die aktuelle Niedrigzinsphase nicht grundsätzlich geändert – im Gegenteil. „Mit fortschreitender Niedrigzinsphase sind nicht nur die Guthabenzinsen im Bausparen gesunken, sondern auch die Guthabenzinsen anderer sicherer Geldanlagen im Finanzmarkt. Im April 2010 lagen die Zinsen für 10-jährige Bundesfinanzwelt 03 | 2020

Foto: © Sergey Nivens - stock.adobe.com

Keine Angst vor der Zukunft


artige Nutzen des Bausparens. Gerade in Zeiten von Wohnungsknappheit und hohen Immobilienpreisen kommt dem Bausparen von daher eine noch gesteigerte Bedeutung für unsere Kunden zu. Insbesondere Durchschnittsverdiener können mit einem Bausparvertrag die erforderlichen Eigenmittel zur Umsetzung aller Pläne rund um Bauen und Wohnen auf flexiblem, spezialgesetzlich geschützten Weg verlässlich ansparen.“

Bausparen rettet Niedrigzinsen

Aufgrund der Niedrigzinsphase sind die Ertragsmöglichkeiten bei allen sicheren Anlagen deutlich gesunken, weshalb Investoren auf der Suche nach Renditen immer häufiger auf Sachwerte ausweichen. Der wichtigste Sachwert ist dabei die Immobilie, weshalb vor allem in den Ballungsgebieten die Preise hierfür in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sind und der Traum vom Haus für viele Normalverdiener immer schwerer zu realisieren wird. Für Dr. Immo Dehnert ist genau diese Tatsache ein wesentlicher Grund, der Bausparen auch aktuell attraktiv macht: „Die Bildung von Eigenkapital und die Inanspruchnahme von Bauspardarlehen sind aus Sicht von Wüstenrot der einzig-

Derzeit ist es alles andere als absehbar, dass die Zinsen in den kommenden Jahren steigen werden. Bekanntlich sind Prognosen aber schwierig, weil sie die Zukunft betreffen und vor 15 Jahren hätte wohl niemand im Traum daran gedacht, dass eine Zinssituation, wie sie heute besteht, bereits wenige Jahre später Realität werden könnte. Warum sollte sich das Ganze also nicht auch in die umgekehrte Richtung entwickeln können und die Zinsen bald wieder steigen? Auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist, bedeutet das noch lange nicht, dass es unmöglich ist. Sicher ist hingegen, dass mittels eines Bausparvertrags die aktuell für Darlehensnehmer als „paradiesisch“ zu bezeichnenden Zinsen auch für die Zukunft gesichert werden können. So gibt Dr. Bernd Dedert zu bedenken, dass durch die Absenkung der Darlehenszinsen im Bausparvertrag Bausparen für die späteren Finanzierer attraktiv geblieben ist und das bei voller Zinssicherheit. „Und dies ist für die Menschen auch wichtig, da im Gefolge der Corona-Krise niemand voraussagen kann, wie hoch die Zinsen in fünf bis zehn Jahren sein werden“, so der BKM-Chef. Auch Henning Göbel sieht Bausparen besonders mit Blick auf die Zukunft als attraktiv an. „Bausparen ist auch heute eine solide Basis für den

Dr. Bernd Dedert Sprecher des Vorstandes BKM Bausparkasse Mainz AG

Dr. Immo Dehnert Leiter Kommunikation Wüstenrot & Württembergische AG

Bausparen profitiert vom Immobilienboom

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Henning Göbel Vorstandsvorsitzender BHW Bausparkasse AG

Schritt ins Wohneigentum. Viele zukünftige Bauherren verfügen nicht über so viel Eigenkapital, dass die Zinsentwicklung für sie keine Rolle spielt. Mit einer bausparunterlegten Finanzierung erhält der Kunde einen Sofortkredit und kann direkt sein Haus beziehen. Zu Beginn bespart er den Bausparvertrag, in einer zweiten Phase löst dieser die bisherige Finanzierung ab. Dies gibt Finanzierungssicherheit, denn durch den Bausparvertrag steht die Zinshöhe für das Darlehen über die gesamte Laufzeit fest“, erläutert der Vorstandsvorsitzende der BHW Bausparkasse, der zudem lobende Worte für die Politik findet. „Attraktiv ist auch die staatliche Förderung: Wohnriester-Bausparer können ihre Zulagen sofort nutzen – im Unterschied zu anderen Riester-Angeboten. Durch die Erhöhung der Wohnungs-

ca.

27

Mio.

anleihen noch bei +3,1 %, heute muss man mit -0,40 % noch Geld draufzahlen. Die Guthabenzinsen für Bausparverträge sind nicht einmal so stark gesunken. Sie liegen wie die Zinsen klassischer Sparbücher heute etwa bei 0 %, bei der BKM mit 0,5 % leicht darüber. Also ist Bausparen für zinssicheres Sparen relativ gesehen attraktiver geworden“, erläutert der Sprecher des Vorstandes der Bausparkasse Mainz AG (BKM). Etwas anders sieht Dr. Immo Dehnert die Situation. So hat laut dem Leiter Kommunikation der Wüstenrot & Württembergischen AG der Bausparvertrag durch die Veränderung der Zinssituation in den vergangenen Jahren einen Bedeutungswandel erfahren: „Angesichts des Niedrigzinsumfeldes ist die Kernfunktion des Bausparens als Instrument zur finanziellen Vorbereitung und Durchführung wohnwirtschaftlicher Vorhaben wieder klar ins Zentrum des Kundeninteresses gerückt. Eine ausschließlich renditeorientierte Betrachtung tritt demgegenüber deutlich in den Hintergrund.“

Bausparverträge gibt es in Deutschland Quelle: Verband der Privaten Bausparkassen e.V.

bauprämie wird das in einem Bausparvertrag angesparte Kapital ab Januar 2021 mit 10 % verzinst.“ Deshalb sieht er Bausparen auch weiterhin als attraktiv an und rechnet damit, dass dieses Jahr für die BHW das erfolgreichste Jahr der Unternehmensgeschichte sein wird und damit die positive Entwicklung des Jahres 2019 fortsetzen wird: „Unser Bausparneugeschäft wuchs im vergangenen Jahr auf 12,2 Mrd. Euro – das bedeutet ein Plus von 2,3 %.“ Auch Dr. Bernd Dedert ist davon überzeugt, dass auch in Zukunft viele Menschen „Spießer“ werden wollen: „Bausparen bleibt attraktiv – und das werden wir auch bei den Neuabschlüssen sehen.“ (ahu) 65


IMMOBILIEN | PFLEGEIMMOBILIEN

Selbstständigkeit ist gefragt

Das Thema Betreutes Wohnen gewinnt eine immer größere Bedeutung, auch in der Kapitalanlage. Je nach Investitionsvehikel gibt es hierbei Unterschiede zu Pflegeapartments. „Pflegebedürftigkeit“ ist ein sehr weit gefasster Begriff: Einerseits fallen hierunter Menschen, die rund um die Uhr auf Pflege angewiesen sind, andererseits aber auch solche, die ihren Alltag noch relativ selbstständig bewältigen können. Für letztere gibt es die Möglichkeit des Betreuten Wohnens, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut: So gibt es laut der Untersuchung „Betreutes Wohnen 2019“ von Jones Lang LaSalle (JLL) bundesweit 7.000 Einrichtungen hierfür, was es zur zweithäufigsten Sonderwohnform nach Heimen macht. In den nächsten Jahren dürfte die Bedeutung weiter steigen, denn der demografische Wandel wird für eine wachsende Zahl an Pflegebedürftigen sorgen, von denen viele auch so lange wie möglich einigermaßen eigenständig ihren Alltag gestalten möchten. Auch als Kapitalanalage spielen Betreute Wohnungen eine immer stärkerer Rolle: Laut CBRE lag das Investmentvolumen für diese mit 46 Mio. Euro um 131 % über dem Vorjahreswert. Die steigende Bedeutung von Betreutem Wohnen im Bereich der Kapitalanlage sieht der Immobiliendienstleister in der Tatsache begründet, dass dieses Segment noch weniger starker Regulatorik unterworfen ist als Pflegeheime.

Vollstationäre Pflegeapartments und Betreute Wohnungen unterschieden sich nicht nur in Bezug auf ihre Zielgruppe, sondern auch in rechtlicher Hinsicht, was auch Folgen für ihre Eigenschaft als Investmentobjekte hat. „Da es sich – im Gegensatz zu Pflegeheimen – um tatsächliche Wohnungen handelt, die eine baurechtliche Abgeschlossenheitsbescheinigung verdienen und Drittverwendungsmöglichkeiten 66

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Unterschiede und Gemeinsamkeiten


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Prohyp GmbH

Corona-Krise: Unterstützung für Prohyp-Partner und deren Kunden

Prohyp bietet u. a. Schulungen zur Online-Beratung an

Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus haben umfassende Auswirkungen auf Arbeitsabläufe, Unternehmen und die Wirtschaft insgesamt. finanzwelt sprach mit den Prohyp-Geschäftsführern Dirk Günther und André Lichner darüber, was die aktuelle Situation für Baufinanzierungsvermittler bedeutet und wie Prohyp seine Partner unterstützt. Wie beurteilen Sie mit Blick auf die Corona-Krise die Lage für den Baufinanzierungsmarkt und damit für Baufinanzierungsvermittler? André Lichner» Die Lage umfassend einzuschätzen, ist nach wie vor schwierig, da die Effekte in der Baufinanzierung nachlaufend sind. Grundsätzlich gilt: Die Nachfrage nach Baufinanzierungen ist weiterhin insgesamt hoch. Manche Prohyp-Partner melden uns aber auch zurück, dass die Dynamik etwas zurückgegangen ist. Was raten Sie Prohyp-Partnern in der jetzigen Situation? Dirk Günther» Ein Ansatz ist, auf Bestandskunden zuzugehen, bei denen in absehbarer Zeit eine Anschlussfinanzierung ansteht. Ein weiterer, auf Anfragen, denen kein weiteres Gespräch oder kein Antrag folgte, mit dem Angebot einer Beratung zu reagieren. Nicht wenige Prohyp-Partner setzen vermehrt auf Cross-Selling-Effekte, wiederum andere auf den Leadseinkauf. Uns ist aber bewusst, dass es trotz erster Lockerungsmaßnahmen schwieriger als sonst ist, neue Kunden zu gewinnen. Wie unterstützt Prohyp seine Vermittler zurzeit? André Lichner» Wie vor der Corona-Krise bereiten unsere Finanzierungsberater und Key Accounter den Prohyp-Partnern den Zugang zu Banken. Außerdem haben wir z. B. unser Schulungsangebot Prohyp Academy erweitert. So gibt es zwei neue Kurse zur Online-Baufinanzierungsberatung, schließlich ist sie zurzeit das Mittel der Wahl. Darüber hinaus finanzwelt 03 | 2020

stellen wir unsere etablierte Veranstaltungsreihe Prohyp-Impulse in Kürze auf digitale Formate um. Welche Folgen haben veränderte Prozesse aufgrund der Corona-Krise bei den Banken? Dirk Günther» Insgesamt sehen wir bzw. haben wir wenige Beeinträchtigungen bei unseren Kreditgebern gesehen. Wir stehen in engem Kontakt mit den Instituten und unterstützen diese sowie unsere Prohyp-Partner, damit Anträge so schnell wie möglich genehmigt werden. Von Vorteil ist hier für Prohyp-Partner und deren Kunden, dass unsere Finanzierungsplattform eHyp den Zugriff auf zahlreiche Kreditgeber ermöglicht und so unter Umständen zwischen mehreren Angeboten ausgewählt werden kann. Was macht Ihnen im Allgemeinen Hoffnung? André Lichner» Gerade in Krisenzeiten ist die Immobilie als Sachwert gefragt. Und gerade in Krisenzeiten sehnen sich viele Menschen nach einem sicheren Ort, der wiederum für viele idealerweise die eigenen vier Wände sind. Viele beschäftigen sich vielleicht auch deshalb mit einer eigenen Immobilie, weil sie gerade mehr Zeit als sonst zu Hause verbringen und deshalb den Wunsch nach Veränderung verspüren. Diese Faktoren werden die Nachfrage nach Immobilien und der Baufinanzierungsberatung weiter begünstigen.

Kontakt Prohyp GmbH Domagkstraße 34 80807 München Tel. 0800 / 200 15 15 28 info@prohyp.de www.prohyp.de

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IMMOBILIEN | PFLEGEIMMOBILIEN

Foto: © denisismagilov - stock.adobe.com

treute Wohnungen investieren würde, nicht die laufende Ausschüttung, sondern der spätere Exit für eine hohe Rendite sorgen würde. „Aufgrund der Veräußerung im Teileigentum kann ein deutlich höherer Veräußerungserlös erzielt werden“, so der IMMAC-Vorstand. Eine solche Strategie könnte auch Vorteile für Investoren haben. „Das ist dann weniger eine vermögenserhaltende, sondern eher eine vermögensbildende Investition für den Anleger und daher durchaus eine denkbare Alternative“, meint Roth.

haben, vermarkten wir sie im Teileigentum“, erläutert Thomas F. Roth, Vertriebsvorstand der IMMAC Group, die bislang noch nicht über einen AIF in Betreutes Wohnen investierte. „Wir haben jedoch AIF initiiert, die neben Pflege auch in einen kleineren Anteil Betreutes

Wohnen investiert hat. Da die Rendite im Wohnbau um 20 bis 30 % niedriger ist als bei Spezialimmobilien wirkt sich das in Relation zum Beimischungsverhältnis natürlich auf die Rendite aus“, so Roth weiter, der zudem erklärt, dass bei einem AIF, der ausschließlich in Be-

Thomas F. Roth Vorstand IMMAC Holding AG

Sandro Pawils Chief Sales Officer Carestone Group GmbH

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Deutlich kleiner sind die Unterschiede zwischen Pflegeapartments und Betreuten Wohnungen hingegen bei Direktinvestments. „Für den Anleger weisen die verschiedenen Objekte keine signifikanten Unterschiede auf: Die Renditen sind ähnlich und weichen – wenn überhaupt – nur gering voneinander ab. Daher ist das Interesse privater Investoren sowohl an Pflegeapartments als auch an betreutem Wohnen in etwa gleich groß“, so Sandro Pawils, Chief Sales Officer und Geschäftsführer der Carestone Group GmbH. Das Unternehmen sorgt auch dafür, dass Kapitalanleger bei einer Investition nicht darauf angewiesen sind, wie gerade die Nachfrage nach den unterschiedlichen Arten von Pflegeimmobilien ist. So erklärt Sandro Pawils, dass die verschiedenen Wohnformen in der Regel über einen Globalmietvertag verfügen würden. „Das bedeutet, dass die Einrichtung als Ganzes an einen Betreiber – und nicht wie Eigentumswohnungen an einzelne Parteien – vermietet ist. Hieraus ergibt sich eine wichtige Absicherung für den Anleger: die Zahlung der Miete auch bei Nicht-Belegung.“ Der Experte rät zudem bei einer Investition in Pflegeimmobilien dazu, das Objekt als Ganzes zu sehen. „Auch die Betreiber wissen das: Um einen Standort nachhaltig zu bewirtschaften, bevorzugen erfolgreiche Gesellschaften heute ein breites Spektrum an Pflege- und Service-Leistungen in einer Einrichtung.“ Somit können Betreiber auf die sehr unterschiedliche Ausprägungen eines weit gefassten Begriffs reagieren. (ahu) finanzwelt 03 | 2020


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Sinnstiftend und ertragreich Wohnen ist ein Grundbedürfnis. Doch der Durchschnittsverdiener muss sich schon ordentlich strecken, um dieses existenzielle Bedürfnis zu stillen. Zumal wenn er die Wohnung/das Haus sein Eigen nennen möchte. Daher liegt es sozusagen auf der Hand, sich nicht direkt, sondern indirekt in das nach wie vor boomende Segment zu engagieren. Mit Genussrechten ist dies einfach und rentabel möglich. Die DEGAG Unternehmensgruppe wartet hier mit einer längeren Historie und Detailkenntnissen auf.

Foto: © Tiberius Gracchus- stock.adobe.com

Blättert man durch die Gazetten, so wird viel über die aktuelle Corona-Krise und etwaige Belastungen für den Wohnimmobilienmarkt prognostiziert. Viele Finanzinstitute werden ihre Anforderungen an die Kreditvergabe wohl anziehen und manch ein potenzieller Käufer wird sich aufgrund möglicher Unsicherheiten mit einem Direktinvestment schwertun. Doch das sollte nicht zum Schluss führen, dem durchaus nach wie vor attraktiven Wohnimmobiliensegment den Rücken zu kehren. Denn Wohnimmobilien werden nicht schlagartig an Wert verlieren, sondern wie in jeder Krise am Ende als Gewinner dastehen. Optional bietet es sich an, in dieses Segment indirekt mittels Kapitalanlage mit durchaus sehr attraktiven Zinssätzen zu investieren. Die eigentümergeführte DEGAG-Unternehmensgruppe weiß um die Befindlichkeiten des deutschen Wohnimmobilienmarkts. Ihr Kerngeschäft ist seit mehr als einer Dekade die Vermietung des eigenen, langfristig gehaltenen Immobilienvermögens sowie der Ankauf und die Entwicklung neuer Immobilien für die langfristige wohnwirtschaftliche Bestandshaltung. „Aufgrund unseres Know-hows legen wir bei den Objekten einen regionalen Fokus und sind erpicht darauf, dass die gekauften Immobilien in der Regel im Konzernportfolio mit einer sehr langfristigen Haltedauer verbleiben“, gibt Hans-Peter Hierse, Vertriebsdirektor bei der DEGAG Deutsche Grundbesitz AG finanzwelt 03 | 2020

zu bedenken und betont die Langfristigkeit und Werthaltigkeit eines Investments in Wohnimmobilien. Sozusagen generationenüberdauernd. Daneben sieht sich die DEGAG-Gruppe auch bei der Sanierung revitalisierungsbedürftiger Immobilien in der Pflicht und sorgt dafür, dass aus alt neu wird. Wie lässt sich nun an diesem Erfolgsmodell partizipieren? Hierzu hat die DEGAG 2019 ihre Vermögensanlage DEGAG WohnInvest 8 aufgelegt, die von den Ausgestaltungsmerkmalen dem Vorgängerangebot DEGAG WohnInvest 7 ähnelt. Anlegern steht es frei, zwischen zwei verschiedenen LaufzeitModellen zu wählen. Die Vermögensanlage ist mit 6,5 % p. a. (bei einer Laufzeit von fünf Jahren) bzw. 6,9 % p. a. (bei einer Laufzeit von zehn Jahren) bezogen auf den Anlagebetrag verzinst. Die Zinszahlungen erfolgen monatlich. Hervorzuheben ist, dass das Anlagekapital als festverzinsliches Genussrecht an die Emittentin DEGAG WI8 GmbH vergeben wird, einer 100 %-igen Tochter der DEGAG AG. Diese wiederum hat gegenüber der Emittentin eine allumfassende harte Patronatserklärung abgegeben. Zudem existiert ein Rangrücktritt beider Gesellschafter gegenüber den Genussrechtsinhabern. Mit diesem Angebot können Sie mit überschaubarem Kapitaleinsatz in das lukrative Segment der Wohnimmobilien investieren und haben mit der DEGAG-Gruppe einen Partner an Ihrer Seite, der über die nötigen Detailkenntnisse verfügt und sein Handwerk versteht.

Kontakt DEGAG Deutsche Grundbesitz AG Theaterstraße 13 30159 Hannover Tel. 0511 / 53 35 599 - 0 Fax 0511 / 53 35 599 - 11 hierse@degag-wohnen.de www.degag-wohnen.de

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Winzige Ursache,

massive Wirkung Im Laufe der vergangenen Jahrtausende hat der Mensch dafür gesorgt, dass zahlreiche große Tierarten wie Mammuts von der Erde verschwanden. Gegen Kleinstlebewesen wie Viren sind wir hingegen machtlos – das führt uns die aktuelle Corona-Pandemie einmal mehr vor Augen. Es handelt sich dabei längst nicht nur um eine gesundheitliche, sondern um eine gravierende wirtschaftliche Krise, die sich sehr unterschiedlich auf den Immobilienmarkt auswirkt.

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„Neuartige Lungenkrankheit in China entdeckt“. So oder so ähnlich lauteten in den letzten Tagen des vergangenen Jahres die ersten Schlagzeilen über das neuartige Coronavirus, das bald den Namen COVID-19 erhielt. Wohl niemand konnte damals auch nur ansatzweise die krassen Auswirkungen auf die weltweite Wirtschaft erahnen. Nachdem die Gefahr zunächst vollkommen verharmlost wurde, zeigte sich plötzlich, wie eklatant schlecht Deutschland und Europa auf die Pandemie vorbereitet waren. Des-

halb sah sich die Politik gezwungen, eine beispiellose Einschränkung des wirtschaftlichen und sozialen Lebens zu verordnen. Die Folgen davon sind auch auf dem Immobilienmarkt deutlich zu spüren, wenn auch ungleichmäßig. „Nicht alle Immobiliensegmente sind gleich stark von der Krise betroffen“, meint Thomas Olek, CEO der publity AG. Laut Statistischem Bundesamt gab es im vergangenen Jahr in deutschen Beherbergungsbetrieben 495,6 Mio. Übernachtungen, pro Tag also ca. 1,3 Mio. Weil durch die Corona-Pandemie in allen Bundesländern touristische Übernachtungen über Wochen verboten wurden und wegen der Absage von Großveranstaltungen und der Kontaktsperre auch der Geschäftsreiseverkehr fast vollständig zum Erliegen kam, standen Hotels wochenlang fast leer. Dass sich die Situation schnell wieder ins Gegenteil verkehrt, ist derzeit nicht absehbar: Zwar ist das Beherbergungsverbot in einigen Bundesländern wieder gelockert

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IMMOBILIEN | CORONA UND DER IMMOBILIENMARKT


oder aufgehoben (Anmerkung: Text entstand Anfang Mai). Jedoch sind alle Großveranstaltungen bis Ende August abgesagt und ob im Herbst die Messesaison, die ebenfalls für eine hohe Nachfrage nach Hotels sorgt, wie gewohnt stattfinden kann, steht derzeit noch in den Sternen. Etwas besser geht es da schon den Einzelhändlern, die nun alle wieder öffnen dürfen. Vom Shutdown waren jedoch ausschließlich Geschäfte des nicht-täglichen Bedarfs betroffen die deshalb auch sehr konjunkturabhängig sind und die Krise somit in doppelter Hinsicht zu spüren bekommen. Thomas Olek geht davon aus, dass Hotel- und Einzelhandelsimmobilien die Segmente sein werden, die durch die Krise am meisten unter Druck geraten dürften. Als Grund hierfür führt er die über einen längeren Zeitraum weggebrochenen Umsätze sowie die damit verbundene Zurückhaltung von Investoren an. „Das wird sich bei der Entwicklung der Kauf- und Mietpreise und auch bei Leerstandsraten deut-

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Thomas Olek CEO publity AG

Jörg Kotzenbauer CEO ZBI Zentral Boden Immobilien Gruppe

lich bemerkbar machen. Bei Transaktionen mit Hotels könnten die Preisund Wertabschläge bei bis zu 40 % und bei Einzelhandelsobjekten bei 10 bis 20 % liegen“, prognostiziert der publity-Chef. Wenn die Corona-Krise vorbei ist, dürften auch die Zeiten für Hotelimmobilien wieder besser werden, schließlich ist derzeit keine Technik in Sicht, die deren Funktion auch nur ansatzweise ersetzen kann. Ganz anders sieht es hingegen im Einzelhandel aus, wo bereits heute ein großer Teil des Non-Food-Geschäfts im Internet gemacht wird. Laut Thomas Olek könnte es durch die Krise eine strukturelle Verschiebung zugunsten des Online-Handels kommen: „Fan-

den die Einzelhandelsumsätze bisher zu 70 % im stationären Bereich und 30 % online statt, könnte das Verhältnis nach der Krise bei 50/50 liegen.“ Völlig gegensätzlich dürfte laut dem Immobilienexperten die Entwicklung bei einer anderen Art von Gewerbeimmobilien verlaufen: „Anders schätze ich die Lage bei Büroimmobilien ein. Denn die Nachfrage von internationalen Investoren nach Top-Immobilien in Top-7-Städten Deutschlands ist nach wie vor sehr hoch. Für die nächsten zwölf Monate halte ich Preissteigerungen insbesondere bei großen Büroobjekten von mehr als 20 % für möglich.“ Eher skeptisch für das gesamte Segment der Gewerbeimmobilien ist man hingegen bei der ZBI Gruppe und justiert deshalb die Investmentprioritäten neu. „Aufgrund der aktuellen Lage fokussieren wir uns stärker auf Wohnimmobilieninvestments mit möglichst geringen Anteil an Gewerbeeinheiten“, erläutert CEO Jörg Kotenzbauer, der aktuell aber durchaus Opportunitäten sieht: „Wir profitieren dabei von der Zurückhaltung einiger anderer Marktteilnehmer. Denn während der Kreis der Investoren, die in Wohnimmobilien investieren, zurzeit eher abnimmt, bleibt unser Interesse an dieser Anlageklasse konstant.“ Die Krise sorgt aber auch dafür, dass die ZBI bei der Auswahl der Investmentobjekte anders vorgeht. So achtet das Unternehmen laut Jörg Kotzenbauer bei den Investments derzeit insbesondere darauf, dass es den Mietern der Objekte eine für sie bezahlbare Miete anbieten kann. „Daher sollte der Kaufpreis noch mehr als bisher in einem gesunden Verhältnis zu den realisierbaren Mieten stehen.“ (ahu) 71


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The Simpson Organization, Inc. (TSO)

Die Attraktivität von US-Immobilienbeteiligungen auch in schwierigen Zeiten „Sind US-Immobilienbeteiligungen das Richtige für mich?“ Eine Frage, die sich Anleger, die in Produkte von The Simpson Organization, Inc. (TSO) investiert haben, nicht stellen. Seit vielen Jahren können sie die Früchte ihres finanziellen Engagements ernten. Denn TSO hat eine 30 Jahre währende Erfahrung, beschäftigt über 120 Mitarbeiter, die Experten in ihren jeweiligen Bereichen sind, und investiert in einer nach wie vor aufstrebenden Region – dem Südosten der USA. Bereits seit 13 Jahren ist TSO in Deutschland präsent. Nun möchte das US-Unternehmen den Kontakt zu seinen deutschen Anlegern und Vertriebspartnern weiter stärken. Dafür wurde im Oktober 2019 die TSO Capital Advisors GmbH (TSO CA) gegründet. Die Vertriebsgesellschaft hat am Finanzplatz Frankfurt am Main ihre Zentrale und in Düsseldorf ein weiteres Büro.

Erfolgreicher Start des AP III: Deutsche Kunden vertrauen TSO Ebenfalls im Oktober 2019 kam der TSO Active Property III (AP III) auf den Markt. Das neueste Produkt der TSO fand binnen kürzester Zeit großen Zuspruch. „Dank einer erfolgreichen Frühzeichnerphase konnten wir bereits die ersten Akquisitionen vornehmen“, so Christian Kunz, Sales & Marketing Manager bei TSO Capital Advisors. „So haben wir in Alpharetta, im Bundesstaat Georgia, hochwertige Büroimmobilien mit einer Mietflä-

che von ca. 21.800 m² zum Preis von rund 36,5 Mio. US-Dollar erworben.“ TSO setzt seit geraumer Zeit sowohl in der Anlagestrukturierung als auch im Asset Management auf Selbstlagerzentren, daher wird auch der AP III ergänzend in diese AssetKlasse investieren. TSO arbeitet hier eng mit einem der größten Anbieter für Selbstlagerzentren in den USA zusammen, CubeSmart. Gemeinsam planen sie, auf ca. 10.000 m² kürzlich erworbener Grundstücksfläche in Naples (Florida), einer besonders wohlhabenden Gegend der USA, ein viergeschossiges Selbstlagerzentrum der Premiumklasse mit ca. 11.700 m² vermietbarer Fläche zu errichten. Mit der attraktiven Zusammensetzung des AP III baut TSO auf ihre bewährten Strategien. Auch hier investiert TSO partnerschaftlich mit den deutschen Anlegern, womit ein Gleichlauf der Interessen stets sichergestellt ist.

Gewinnbringende Verkäufe Seit Ende 2019 hat TSO mittlerweile mehrere Objekte aus den Vermögensanlagen lukrativ veräußern können, so z. B. eine hochwertige Büroimmobilie in Duluth (Georgia) aus dem TSO RE Opportunity. Das Objekt wurde im Oktober 2017 erworben und nach einer Haltezeit von 25 Monaten verkauft. Auf Gesellschaftsebene wurde dabei für die Limited Partner eine Rendite von 11,13 % (IRR) bei einer durchschnittlichen Rendite von 8,18 % p. a. erzielt. Auch der Verkauf des Objekts „Olive Garden“, Teil des Einkaufszentrums „Winchester Station“ in

Hochwertige Immobilien im Südosten der USA sind die Spezialität von TSO. In einer Region, die zu den wachstumsstärksten der USA gehört, wird attraktiver und repräsentativer Büroraum, wie die Bürogebäude Mansell in Alpharetta (Georgia), stark nachgefragt. (Foto: TSO)

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Virginia, kann sich sehen lassen. Der Verkauf dieses Objekts aus dem TSO-DNL Active Property II (AP II) für ca. 2,24 Mio. USDollar nach nur zwölf Monaten Haltezeit konnte deshalb besonders profitabel realisiert werden, da TSO diesen Grundstücksteil einzeln parzelliert hatte – eine Strategie, die die Attraktivität des Objekts für Erwerber deutlich steigert. Aus dem TSO-DNL Fund III wurde ein Shopping- und Bürocenter mit einer vermietbaren Fläche von rd. 19.000 m² in Cary (North Carolina) für einen Bruttoverkaufspreis von ca. 34,9 Mio. US-Dollar veräußert. „Auch hier haben wir zwei Teilgrundstücke als sogenannte ‚Outparcels‘ abgetrennt. Diese werden wir separat verkaufen können und so weitere Sonderausschüttungen für unsere Anleger generieren“, erläutert Kunz. „Für uns ist klar, dass wir nicht nur beim Kauf von Immobilien, sondern auch bei den Verkäufen unterschiedliche Strategien verfolgen müssen. Unsere Flexibilität in der Ausgestaltung der Beteiligungs- und Objektgesellschaften sorgt dafür, dass wir uns wechselnden Marktgegebenheiten schnell anpassen können.“ Im Februar 2020 konnte TSO dann das „American Business Center & White Water Business Center“ in Marietta (Georgia) aus dem TSO-DNL Active Property verkaufen – für ca. 60 Mio. US-Dollar bei einem Ankaufspreis von ca. 44,9 Mio. US-Dollar. Für Christian Kunz ein ganz besonderer Erfolg: „Dieser Verkauf hat zur bislang größten Sonderausschüttung an die deutschen Anleger, die bisher in TSO-Vermögensanlagen investiert haben, geführt.“

Kluge Anlagestrategie Auch und vor allem in Krisenzeiten hat sich das Anlagekonzept von TSO als solide erwiesen. Die strengen Vorgaben und Richtlinien führen dazu, dass nur hochwertige Immobilien zu einem niedrigen Einkaufspreis erworben werden. Die Regel ist: Von ca. 1.200 Objekten, die jährlich an TSO herangetragen werden, werden lediglich sechs bis zehn Objekte erworben. Bei jeder Immobilie wird der Grund für den Verkauf geprüft, es wird darauf geachtet, dass der Kauf grundsätzlich unter den Wiederherstellungskosten liegt und dass eine positive Wirtschaftlichkeitsprognose erstellt wurde. Kombiniert man dieses Vorgehen mit der Tatsache, dass Immobilien nicht so anfällig für Schwankungen im Markt wie andere Anlagemöglichkeiten sind, bietet sich für den Anleger eine erhöhte Sicherheit.

Digitalisierte Abläufe, mehr Transparenz Digitalisierung ist auch im Immobilieninvestment ein wichtiger Aspekt. Doch neben der Arbeitserleichterung in der Anlegerverwaltung geht es TSO vor allem um eines: um maximale Transparenz. „Unser Ziel ist, dass unsere Anleger und Vertriebspartner immer einen kompletten und detaillierten Überblick über ihre Investments haben – 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr“, erklärt Kunz. Über ein Investorenportal werden Anleger und Vertriebspartner einen abgesicherten Zugang zu ihren gezeichneten Anlagen erhalten und dort die Beteiligungen verfolgen können. Auf den Gesellschafterversammlungen in Deutschland stellt sich das Management zudem persönlich den Fragen der Anleger. finanzwelt 03 | 2020

Auch in Krisenzeiten nicht nachlassen, sondern sie als Herausforderung betrachten: Christian Kunz, Sales & Marketing Manager bei TSO Capital Advisors, kennt das Geschäft bestens, um aufzuzeigen, wo auch in schwierigen Zeiten Chancen liegen. (Foto: Kai Funck)

Corona als Stresstest „Wir haben bereits die Finanzkrise erlebt – und haben sie gut bewältigt. Und so werden wir auch die Corona-Krise als Herausforderung annehmen“, stellt Allan Boyd Simpson, Gründer und Präsident von TSO klar. „Unser solides und erfahrenes Management sorgt dafür, dass wir für unsere Anleger zusätzliche Sicherheiten geschaffen haben.“ Melody Mann-Simpson, Domestic Acquisitions Director USA bei TSO, und ihr Mann haben schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt umfassende Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, um die Renditen für die Anleger zu sichern. Es wurden zahlreiche Gespräche mit Kreditgebern auf Objektebene in Bezug auf Möglichkeiten von Anpassungen zur Kostenreduzierung geführt. Und auch mit den Mietern der Objekte hat man Wege gefunden, in Krisenzeiten flexibel und partnerschaftlich miteinander umzugehen. Darüber gelingt es auch, wichtige Ankermieter längerfristig für die Objekte zu gewinnen. Mann-Simpson bekräftigt: „Wir sind der Meinung, dass US-Immobilienbeteiligungen nach wie vor das Richtige für Anleger sind. Sowohl unsere Anlagestrategie als auch unsere Erfolgsbilanz zeigen deutlich: Wir waren auch in Krisenzeiten bisher immer erfolgreich. Und das ist auch unser Ziel in der gegenwärtigen Krise.“

Kontakt TSO Capital Advisors GmbH TaunusTurm, Taunustor 1 60310 Frankfurt Tel. 069 / 870 006 560 info@tso-europe.de www.tso-europe.de

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IMMOBILIEN | EINZELHANDELSIMMOBILIEN

Die Gewinner der Panik Jede Katastrophe, so groß sie auch ist, hat immer ihre Gewinner. In der aktuellen Corona-Krise zählt auf jeden Fall der Nahversorgungsbereich dazu, der durch Hamsterkäufe eine unerwartete Sonderkonjunktur erlebte. Nicht nur diese Einnahmen sind für den Einzelhandel eine positive Folge der Krise. Es sind Bilder, wie man sie in Deutschland eigentlich überhaupt nicht kennt: Wo sonst Toilettenpapier in allen möglichen Variationen liegt, herrschte gähnende Leere. Ein ähnliches Bild gab es bei anderen Hygieneartikeln sowie lange haltbaren Lebensmitteln. Der Grund: Am Anfang der Pandemie hatte die Bundesregierung die Bürger dazu aufgerufen, für mindestens 14 Tage Vorräte im Haus zu haben, was dann entsprechend zu Hamsterkäufen führte. Von diesen haben die Nahversorger profitiert. „Der Nachfrageanstieg bei Hygieneartikeln und haltbaren Lebensmitteln hat allein im Februar im Lebensmitteleinzelhandel zu zweistelligen Um-

satzzuwächsen gegenüber dem Vorjahr geführt“, berichtet Thomas Kuhlmann, Vorstandsvorsitzender der Hahn-Gruppe. Obwohl sich die Lage in den Supermärkten wieder beruhigt hat und bei so manchem Kunden der Bedarf an gewissen Produkten für eine lange Zeit gedeckt sein dürfte, bedeutet das nicht, dass der Einzelhandel keinen Nutzen mehr aus der Corona-Krise ziehen kann. „Wir beobachten stattdessen eine andere Entwicklung, von der die Händler durchaus längerfristig profitieren könnten: Der Außer-Haus-Konsum ist im Zuge der Pandemie-Eindämmung deutlich zurückgegangen. Statt das fertige Lunch am Arbeitsplatz zu kaufen oder sich abends im Restaurant zu treffen, wird verstärkt Zuhause gegessen. Die Lebensmitteleinzelhändler können davon erheblich profitieren, zu Lasten der Großhändler, die üblicherweise die Gastronomie beliefern“, so Thomas Kuhlmann, der nicht glaubt, dass der stationäre Einzelhandel dabei ernsthafte Konkurrenz fürchten muss: „Der Online-Handel, der im letzten

Thomas Kuhlmann Vorstand Hahn-Gruppe

Manuel Jahn Head of Business Development Habona Invest GmbH

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Jahr einen Umsatzanteil von 1 % hatte, verfügt nicht über die Infrastruktur für ein schnelles Hochfahren der Kapazitäten, zumal den Händlern aufgrund der geringen Margen die Anreize für einen Ausbau des E-Commerce fehlen.“ Eine Mischform zwischen stationärem Einzelhandel und E-Commerce ist Click & Collect, also die Möglichkeit, Produkte im Internet zu bestellen und dann im stationären Einzelhandel abzuholen. Laut Manuel Jahn werden bei einem Schwergewicht der Branche die Umsätze aus der Corona-Sonderkonjunktur in die weitere Stärkung dieses Modells investiert. „Das bereits vor Corona aufgebaute Click & Collect-Netz von REWE soll schneller als vorgesehen ausgebaut und verdichtet werden. Schon kurzfristig sollen mehr als 700 Filialen mit den Abholstationen ausgestattet sein“, erläutert der Head of Business Development der Habona Invest GmbH.

Trends werden verstärkt Auch wenn die Corona-Pandemie seit Wochen die Schlagzeilen dominiert, ist das zuvor beherrschende Dauerthema Nachhaltigkeit nicht vollständig aus dem Fokus geraten. Und wenn die Pandemie irgendwann vorbei ist, dürfte das Nachhaltigkeitsthema schnell wieder in aller Munde sein – im wahrsten Sinne des Wortes: Es geht dabei längst nicht nur um Energieerzeugung und Mobilität, sondern auch um die Ernährung. So finanzwelt 03 | 2020


hat der Marktanteil von Bioprodukten in Deutschland innerhalb des vergangenen Jahrzehnts kontinuierlich zugenommen und liegt bei mittlerweile über 5 %. Auch die Herkunft der Lebensmittel wird ein immer wichtigerer Faktor für die Verbraucher: So gaben in der von Consors Finanz in Auftrag gegebenen Studie „Konsumbarometer 2019“ 93 % der deutschen Verbraucher an, dass die sie Produkten aus der eigenen Region vertrauen würden und 64 % finden es laut der Studie wichtig, dass es mehr Unterstützung und Förderung heimischer Produkte gibt. Dieser Trend dürfte laut Manuel Jahn ebenso auch künftig weitergehen. „War die Anfangsphase des Shutdowns noch vom Mengenwachstum einfacher Hortungsprodukte geprägt, setzt sich nun der langfristige Trend nach frischen, regionalen und Bioprodukten fort. Vor diesem Hintergrund sind die Entscheidungen der Lebensmittelfilialisten zu bewerten, ihre

Investitionsprogramme trotz bzw. gerade wegen Corona fortzusetzen. So verfolgt die Kölner REWE Group seit 2018 ihre zusammen rund 6 Mrd. Euro schweren Investitionsprogramme ‚REWE 2020‘ und ‚PENNY 2020‘. Herzstück der Konzepte ist der modulare Aufbau von Frische- und Convenience-Elementen, die eine individuelle Anpassung an die Flächengröße sowie die regionalen und lokalen Besonderheiten ermöglichen soll.“ Einer anderen großen Einzelhandelskette kommen die zusätzlichen Umsätze durch die Hamsterkäufe ebenfalls gelegen: „Auch EDEKA hält am Investitionsbudget fest. Nach 1,7 Mrd. Euro im Vorjahr werden im laufenden Jahr noch einmal 2 Mrd. Euro für Verkaufsflächenerweiterungen, Ersatzstandorte und optimierte Logistik zur Verfügung gestellt. Bei der Discountschiene Netto sollen Umstellungen auf das neue Konzept im Vordergrund stehen. Darüber hinaus hält man am Ausbau des neuen

Bio-Formats ‚Naturkind‘ sowie am Ausbau der BUDNI-Drogeriemärkte fest“, berichtet Manuel Jahn. Der Kunde ist vor allem deshalb König, weil er die Macht hat, durch seine Nachfrage über die Existenz von Handelsunternehmen zu entscheiden. Um die Bedürfnisse des Kunden nicht nur auf Produktebene zu befriedigen, haben gerade die Discounter in den vergangenen Jahren große Summen investiert. Manuel Jahn geht davon aus, dass die Corona-Sonderkonjunktur auch diesen Trend weiter fördern wird: „Angesichts der klaren Konsumtrends ist davon auszugehen, dass auch ALDI Nord sein Programm fortführt, insgesamt 3,8 Mrd. Euro für die Umstellung des Sortiments, veränderte Verpackungen und freundlichere Filialen in Deutschland aufzuwenden.“ Somit könnte schlussendlich auch der Endkonsument langfristig zumindest in einem Aspekt Vorteile durch die CoronaKrise haben. (ahu)

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BRANCHENNEWS & BRANCHENEVENTS

NEWS / EVENTS Kostet die BaFin-Aufsicht jeden Vermittler jährlich über 4.000 Euro? Diese Summe hat der Bundesverband Finanzdienstleistungen AfW errechnet. Damit würden die Kosten deutlich höher liegen als die ca. 1.000 Euro pro Kopf, von der die Bundesregierung derzeit ausgeht. Der Verband geht davon aus, dass aufgrund der enormen Kosten die drohen, ein Großteil Finanzanlagenvermittler nach § 34f ihre Zulassung zurückgeben wird, so dass von den aktuell ca. 38.000 Finanzanlagenvermittlern nur noch eine vierstellige Zahl übrig bleiben dürfte.

Veränderung und Kontinuität bei W&W Gruppe Zum 1. Juli wird Jacques Wasserfall im Vorstand der Württembergischen Lebensversicherung AG das Leben-Ressort übernehmen. Er wird damit Thomas Bischof ablösen, der das Ressort im Jahr 2019 interimsweise für den verstorbenen Norbert Heinen geleitet hatte. Neu im Vorstand der Dachgesellschaft Wüstenrot & Württembergische Gruppe (W&W) ist ab 1. September Alexander Mayer, der von Dr. Michael Gutjahr das Ressort Kapitalanlagen und Rechnungswesen übernimmt. An der Spitze der W&W wird bis 2026 Jürgen A. Junker stehen: Der Vertrag mit dem VorstandsvorJacques Wasserfall wird neuer Vor- sitzenden wurde um fünf Jahre verstand bei der WürttLeben längert. Foto: © W&W

Sales-Tipp Was machen Marktführer anders – was sind ihre Verkaufsgeheimnisse? Was auffällt, ist: Marktführer sind mutiger und kreativer. Und zwar dauerhaft. Sie ruhen sich nicht auf einem Erfolg aus, sondern sind laufend auf der Suche nach dem Bestmöglichen. Sehen Sie an diesem Beispiel wie clevere Kundenbindung funktioniert – Überraschungseffekt garantiert!

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Probieren Sie es doch mal mit einem etwas anderen „Geburtstagsanruf“. Denn klassisch zum eigentlichen Ehrentag klingelt ja jeder an. Überraschen Sie Ihren Kunden am Jahrestag Ihres ersten Kontakts! In etwa so:

„Herr Kunde, wissen Sie eigentlich, welchen Tag wir heute haben?“ Der Kunde nennt das Datum – und Sie fragen: „Und wissen Sie auch, was genau vor einem Jahr war? Da haben wir uns auf Empfehlung von Herrn XY kennengelernt. Und deshalb für die gute Zusammenarbeit in den vergangenen zwölf Monaten ein herzliches Dankeschön.“ Witzig, sehr persönlich – und Ihrem Kunden wird gratuliert, wenn er gar nicht damit rechnet. So einfach und doch originell geht Beziehungspflege!

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Geld zurück bei Leistungsfreiheit Auch in der gesetzlichen Krankenversicherung können Kunden einen Monatsbeitrag zurückbekommen, wenn sie ein Jahr lang keine Leistungen in Anspruch genommen haben. cash.smart heißt dieser Wahltarif bei BIG direkt gesund und er bringt dem Versicherten viele Vorteile bei null Risiko: Er kann Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen und weitere Präventions-Leistungen nutzen und erhält dann im folgenden Jahr eine Prämie von einem kompletten Monatsbeitrag. Und zwar Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil zusammen, bis zum Höchstbetrag von 600 Euro. Nur wenn doch eine Behandlung beim Arzt, Zahnarzt oder Krankenhaus nötig wird, fällt die Prämie weg.

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BRANCHENNEWS & BRANCHENEVENTS

Versicherer kalkulieren mit völlig unrealistischer Lebenserwartung In einer Untersuchung des Bundes der Versicherten wird bei Riester- und Rürup-Verträgen ein Rentenfaktor unterstellt, der von einer Lebenserwartung von 95 bis 142 Jahren ausgeht. Dabei liegt die tatsächliche Lebenserwartung in Deutschland gerade einmal bei 81 Jahren und das höchste nachgewiesene Alter, das ein Mensch jemals erlebt hat, ist 122 Jahre.

Abschied von Bonnfinanz

Foto: © Bonnfinaz

Ende April hat der Vorstandsvorsitzende Martin Lütkehaus die Bonnfinanz AG verlassen, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen. Der Bonner Finanzvertrieb wird nun von den Vorstandsmitgliedern Dirk Benz (Vertrieb und Marketing) und Stefan Mertes (Produkte, Finanzen und IT) gemeinsam geleitet. Lütkehaus saß seit 2012 im Vorstand von Bonnfinanz und hatte vor seiner Berufung zum Vorstandsvorsitzenden die Position des Chief Operation OfMartin Lütkehaus verlässt ficers inne. Bonnfinanz

Sales-Tipp Von Andreas Buhr Unternehmer, Redner und Autor www.andreas-buhr.com

Auch wenn sich die Welt wieder normalisiert, wird sich am Markt vieles geändert haben. Die Arbeit wird digitaler und ortsunabhängiger bleiben, das Verhalten wird „amazoniger“ werden. Darin liegt eine Chance, der Konkurrenz voraus zu sein. Statt darauf zu warten, dass wir zum Status Quo zurückkehren, ist es sinnvoll, die eigene Produktpalette aus Kundensicht zu betrachten: Welche Dienstleistungen und Produkte fehlen? Was lässt sich digital oder hybrid abbilden? Wie können wir einen echten Mehrwert für solche Kunden schaffen, die die „C-Zeit“ als Weckruf dafür verstanden haben, dass sie digitaler werden müssen, um bestehen zu können? Wer jetzt Produkte entwickelt, die ein akutes Problem lösen, wird auch in der aktuellen Situation gebucht werden.

So wenige Beschwerden wie noch nie Im vergangenen Jahr haben sich beim Versicherungsombudsmann 261 Kunden über ihren Versicherungsvermittler beschwert, 22 weniger als im Vorjahr und ein neuer Tiefstand. Die Zahl der zulässigen Beschwerden sank sogar um 44 Stück auf 131 – eine verschwindend geringe Zahl angesichts von ca. 400 Mio. vermittelten Versicherungsverträgen pro Jahr.

Versicherungsbetrug wegen Ehering aufgedeckt Im vergangenen Herbst ist ein Mann auf einer Bootstour von Kiel nach Dänemark vermeintlich verschwunden um gemeinsam mit seiner Mutter und seiner Ehefrau die Summe aus der Lebensversicherung zu kassieren. Aufgedeckt wurde der Betrugsversuch, als der Mann quicklebendig auf dem Dachboden einer alten Stadtvilla im niedersächsischen Schwarmstedt von Polizisten gefunden wurde. Überführt hatte ihn sein Ehering, den einer der Beamten aufblitzen sah, als er mit seiner Taschenlampe herumleuchtete. Dass der Mann ausgerechnet bei einer Bootstour vermeintlich verschwand, ist alles andere als Zufall: So kann eine bei einem Seeunfall verschwundene Person bereits nach sechs Monaten für tot erklärt werden, normalerweise sind es fünf Jahre.

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Die Verifort Capital Gruppe ist ein Immobilien- und Beteiligungsunternehmen mit Standorten in Berlin, Düsseldorf, Offenbach, Frankfurt (Oder) und Hauptsitz in Tübingen. Als Fonds- und Asset-Manager sind wir hauptsächlich auf die Bewirtschaftung und den Handel von Gewerbeimmobilien spezialisiert. Wir stehen mit unserem Investmentansatz für Verlässlichkeit, Transparenz und Werthaltigkeit. Mit rund 18.000 privaten Kapitalanlegern gehören wir in Deutschland zu einem der führenden Anbieter im Segment

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BRANCHENNEWS & BRANCHENEVENTS

Mehr Umsatz trotz Corona Webinarreihe u. a. mit Norman Wirth, Dr. Klaus Möller und Jörg Laubrinus finanzwelt startet mit dem Kooperationspartner HALLESCHE/ALTE LEIPZIGER und spannenden Referenten die „finanzwelt Webinar-Woche“ vom 15. - 17. Juni 2020. Am Montag; den 15. Juni fängt die Digital Media Expertin Katharina Heder um 9:00 Uhr zum Thema „Social Media Marketing – warum Du Deine Inhalte jetzt überdenken solltest“ an. Die Fachanwälte für Versicherungsrecht Norman Wirth und Tobias Strübing referieren über Makler-Mehrwert-Recht ab 11:00 Uhr, gefolgt von Nadine Lange (ALTE LEIPZIGER ) ab 12:00 Uhr, die Makler mit dem Thema „BU: Online Abschluss mit der AL“ digital durch Corona führen will. Den Abschluss am Montag macht Dr. Klaus Möller (Defino). Er referiert zum Thema „Krisenfest in die Zukunft – Nie war die DIN 77230 so hilfreich wie heute“. Und das war erst der Montag! Weitere Referenten und spannenden Themen, sowie die Anmeldung unter: webinar.finanzwelt.de

Vermittlerumsätze brechen wegen Corona ein Wegen der Corona-Krise zögern viele Kunden derzeit beim Abschluss von Versicherungen oder stornieren diese. Welche Folgen das für die Vermittler hat, zeigt eine Studie des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute: In dieser gaben zwei Drittel der Befragten an, aktuell weniger Umsatz zu haben als sonst. Der durchschnittliche Rückgang liegt bei 38 %. Während Mehrfachvertreter im Schnitt sogar 43,4 % weniger umsetzen als sonst, sind es bei Maklern 38,9 % und bei Einfirmenvertretern 37,8 %. Bei kleineren Betrieben ist der Rückgang zudem tendenziell stärker als bei größeren. Am stärksten von Storni und Vertragskündigungen sind die Bereiche Lebensversicherung und Krankenversicherung betroffen, wo 90 % der Befragten von Umsatzeinbußen berichteten.

blau direkt übernimmt Bestand von Knip

Generationswechsel bei bbg abgeschlossen

Foto: © bbg Betriebsberatungs GmbH

Seit Anfang Mai ist Konrad Schmidt alleiniger Geschäftsführer der bbg Betriebsberatungs GmbH. Er ist seit 2014 beim DKM-Veranstalter tätig und wurde 2018 dritter Geschäftsführer neben Dieter Knörrer und Jürgen Neumann. Die beiden haben sich nun aus der Geschäftsführung zurückgezogen, bleiben dem Bayreuther Unternehmen aber als Gesellschafter erhalten.

Die automatisierte Bestandsverwaltung von Knip gehört bereits länger zu blau direkt. Nun erwerben die Lübecker auch den Bestand von Knip. Somit kann auch die aktive Kundenbetreuung durch die RoboTechnologien von blau direkt erfolgen. Für die Kunden des Digitalmaklers ändert sich zunächst nichts, denn der Service wird weiterhin unter der Marke Knip erfolgen. Durch die Transaktion möchte Knip seine Kernkompetenz noch weiter fokussieren und noch stärker wachsen.

Neuer Kooperationspartner für Deutsche Lichtmiete

Konrad Schmidt ist inzwischen alleiniger Geschäftsführer der bbg Betriebsberatungs GmbH

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Die Deutsche Lichtmiete erweitert ihr Partnernetzwerk um die Zumtobel Group Deutschland, die damit ihre Lösungen im Rahmen eines Mietmodells mit Full-Service im Bereich Light-as-a-Service anbietet. Somit erweitert die Deutsche Lichtmiete ihr Lösungsangebot auf industrieferne Bereiche und erschließt damit neue Kundensegmente.

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Foto: © VOTUM-Verband

Martin Klein neuer FECIF-Präsident Am 7. Mai hat der europäische Dachverband der unabhängigen Finanzberater und -vermittler FECIF Martin Klein zum Chairman des Board of Directors gewählt. Der Vorstand des VOTUM Verbandes löst den Franzosen David Charlet ab und will in seiner dreijährigen Amtszeit einen Fokus auf Nachhaltigkeit in der Finanzberatung legen, die von der Europäischen Kommission aufgenommene Überprüfung der MiFID-IIMartin Klein ist neuer Chairmann des Richtlinie sowie die ErarbeiBoard of Directors von FECIF tung eines Aktionsplans für FinTechs begleiten.

Foto: © Canada Life

Markus Drews ist neuer CEO

Markus Drews ist neuer CEO der Canada Life Assurance Europe plc.

Mit Markus Drews leitet erstmals ein Deutscher die Canada Life Assurance Europe plc. Er war zuvor beim kanadischen Lebensversicherer Hauptbevollmächtigter des deutschen Unternehmenszweigs und löst Declan Bolger ab, der als CEO zur Irish Life Group wechselte.

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Zwei digitale MMM-Messen Die Fonds Finanz hat aus der Not eine Tugend gemacht und ihre MMM-Messe digital veranstaltet – und das gleich zwei Mal: Nachdem am 24. und 25. März ca. 5.200 Besucher virtuell an 23 Webinaren, Online-Vorträgen und Interviews teilnahm, folgte vom 21. bis 23. April die erste IDD-Edition der MMMMesse digital. An den drei Tagen nutzen ca. 2.900 Teilnehmer die Möglichkeit, an 24 Webinaren und drei Online-Vorträgen teilzunehmen. Bei allen drei Vorträgen und 17 Webinaren konnten die Teilnehmer IDD-relevante Weiterbildungszeit sammeln.

IMPRESSUM CHEFREDAKTION Lenard von Stockhausen (lvs) stockhausen@finanzwelt.de ART DIRECTOR wirkungswerk Werbeagentur Jan Risch Jonas Reggelin Yannick Reggelin kontakt@wirkungswerk.com BILDREDAKTION Sabrina Henkel s.henkel@finanzwelt.de ANZEIGENLEITUNG Uschi Meinert meinert@finanzwelt.de LEKTORAT/LESERSERVICE Angela Schnell (as) schnell@finanzwelt.de

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REDAKTION Christian J. Enpich (cje) redaktion@finanzwelt.de Alexander Heftrich (ah) a.heftrich@finanzwelt.de Armin Huber (ahu) huber@finanzwelt.de Hans-Dieter Meyer (hdm) redaktion@finanzwelt.de AUTOREN DIESER AUSGABE Günter Giese (gg) Markus Gotzi Martin Kühler Martin Müller Marc Oehme (mo) DRUCK Silber Druck oHG Otto-Hahn-Straße 25 34253 Lohfelden

VERKAUFSPREIS Einzelheft 4,50 Euro Jahresabonnement: 25,– Euro inkl. Versandkosten, inkl. MwSt. (Inland). Die finanzwelt kann nur direkt beim Verlag abonniert werden und ist nicht im Handel erhältlich. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Magazins darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikrofilm, die Aufnahme in elektronische Datenbanken oder andere Verfahren – vervielfältigt oder verbreitet werden.

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EXPERTENBEIRAT Prof. Dr. Hans-Wilhelm Zeidler (Vorsitzender) Prof. Dr. Hans-Peter Schwintowski Dr. Franz-Josef Liesenfeld

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SACHWERTINVESTMENTS | INTERVIEW

Ein Meilenstein für die MIG-Fonds Ausgesprochen positive Nachrichten sind in schwierigen Zeiten besonders gerne gesehen. So können sich Anleger mehrerer MIG-Fonds die Hände reiben. Das Management des Venture Capital Investors hat einen Teil der BioNTechAktien aus den Fonds höchst lukrativ veräußert. Zu den Hintergründen sprach finanzwelt exklusiv mit Kristian Schmidt-Garve, General Partner und Vorstand der MIG Verwaltungs AG. finanzwelt: Corona hat die Investmentlandschaft gehörig durcheinandergebracht. Impfstoffhersteller waren gefragt. Im Zuge dessen auch die BioNTech-Aktie. Nunmehr trennen Sie sich von einem Teil Ihrer Anteile an diesem Portfoliounternehmen. Können Sie uns die Gründe näher erläutern? Kristian Schmidt-Garve» In der Tat hat sich der Börsenwert der BioNTech-Aktie in den vergangenen Monaten ausgesprochen positiv entwickelt. BioNTech profitierte sicherlich von dem Fakt, dass es bei diesem Unternehmen grundsätzlich um Medikamentenentwicklung geht. Im Speziellen aber auch davon, dass BioNTech an einem Impfstoff gegen das Sars-CoV-2 Virus arbeitet und das Team um Prof. Ugur Sahin eine außergewöhnliche wissenschaftliche Reputation genießt. Mit unseren Fondsgesellschaften MIG 7, 8 und 9 haben wir uns gemeinsam mit einem weiteren Investor bereits 2008 an der BioNTech als Gründungsgesellschafter beteiligt. Die Fondsgesellschaften 7 und 9 sind zwischenzeitlich am Ende ihrer Laufzeit angekommen und somit streben wir zumindest eine Teilverwertung an. Mit dem aktuellen Verkauf von rund 20 % und den damit einhergehenden Ausschüttungen an die Anleger sind die beiden Fondsgesellschaften bereits in der Gewinnzone für die Investoren. finanzwelt: Gab es sozusagen einen ausschlaggebenden Punkt für die Veräußerung oder stand diese Entscheidung schon länger zur Debatte? Schmidt-Garve» Der aktuelle Teilverkauf beruht auf dem Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Nachdem die Gesellschaft im Oktober einen erfolgreichen Börsengang an der New Yorker Nasdaq absolviert hat und der Aktienkurs sich gut entwickelt hat, kommt nach Ablauf der üblichen LockupPeriode grundsätzlich der Zeitpunkt, an dem man sich als 82

Finanzinvestor überlegt, sich von Teilen seines Aktienpaketes zu trennen, sofern die Rahmenbedingungen stimmen. Hinzu kommt, dass wir ja weiterhin einen erheblichen Teil unserer ursprünglichen Aktien in unserem Portfolio halten und unsere Anleger somit von einer künftigen Wertsteigerung der BioNTech profitieren können. Wir haben uns also nicht in einem Schritt aus unserem Engagement zurückgezogen, sondern sind auch weiterhin ein größerer Anteilseigner. finanzwelt: Was bedeutet nun diese Teilveräußerung für die MIG-Fonds und die Investoren? Schmidt-Garve» Der Verkauf von rund 20 % unserer Anteile an BioNTech ist ein Meilenstein für die MIG-Fonds. Es bedeutet nicht nur, dass wir mit rund 110 Mio. Euro an Rückflüssen an unsere Anleger die höchste Einzelausschüttung unserer Geschichte realisieren können. Wir setzen damit zudem eine sehr aktive Exit-Performance der vergangenen Jahre fort. Insbesondere in den vergangenen fünf Jahren haben wir uns von einer ganzen Reihe an Beteiligungsunternehmen erfolgreich getrennt. Ich darf an die Verkäufe von SuppreMol an Baxter International, sunhill technologies an Volkswagen, Ganymed an Astellas Pharma und Siltectra an Infineon erinnern. Zudem haben wir BRAIN und Nfon zusammen mit anderen Investoren an die Börse gebracht und anschließend unsere Aktien am Kapitalmarkt verkauft. Mit BioNTech ist uns aber sicherlich die bislang bedeutendste Erfolgsgeschichte der MIG-Fonds gelungen. Last but not least: Der Teilverkauf ist für die Anleger der Fondsgesellschaften MIG 7, MIG 8 und MIG 9 eine sehr gute Nachricht. Wir können damit erhebliche Ausschüttungen an die Anleger vornehmen. Bei MIG 7 und MIG 9 werden die Anleger mit dieser Ausschüttung bereits deutlich mehr als ihre Einlage erhalten und dies, obwohl diese Fondsgesellschaften noch weitere Unternehmensbeteiligungen halten sowie über eine erhebliche Anzahl von Aktien an der BioNTech SE verfügen. finanzwelt: Sind weitere Exits in der Planung? Schmidt-Garve» Derzeit halten die MIG-Fonds Beteiligungen an 26 jungen, vielversprechenden Unternehmen. finanzwelt 03 | 2020


» ...dass wir mit rund 110 Mio. Euro an Rückflüssen an unsere Anleger die höchste Einzelausschüttung unserer Geschichte realisieren können. « Unserer Portfoliofirmen bewegen sich im Bereich der Hightech, die disruptive Marktveränderungen anstreben. Diese Deeptech-Ansätze besitzen ein überdurchschnittlich großes Potenzial und können in der Post-Corona-Zeit besonders attraktiv sein. Bei einigen unserer Beteiligungsfirmen sind wir deshalb in spannenden Gesprächen und Prozessen, die im Verkauf unserer Beteiligung beziehungsweise des Gesamtunternehmens münden könnten. Die aktuelle Wirtschaftslage, bedingt durch die Corona Pandemie, hat in den vergangenen Monaten die Fahrpläne jedoch verändert. Wir erwarten im zweiten Halbjahr eine langsame Rückkehr zur Normalität und damit auch wieder zu der Möglichkeit, M&A-Transaktionen realisieren zu können. Wir müssen aber wie die meisten Marktteilnehmer die Entwicklungen der kommenden Monate abwarten. finanzwelt: Corona, wie anfangs erwähnt, hat die Welt verändert. Inwiefern trifft dies auch auf die Venture CapitalBranche zu? Schmidt-Garve» Die VC-Branche ist wie die meisten Wirtschaftssektoren massiv durch die Pandemie betroffen. Einzelne VC-Gesellschaften haben beispielsweise Probleme, ihre Fonds zu schließen, da einige Investoren kurzfristig ausfallen. Hier hat das Bundeswirtschaftsministerium über finanzwelt 03 | 2020

die KFW Programme initiiert, die Abhilfe schaffen sollen. Es bleibt abzuwarten, ob und in welchem Ausmaß diese Programme greifen. Die wirtschaftlichen Folgen der CoronaPandemie betreffen aber natürlich auch die Geschäftsmodelle im Einzelnen, in denen VC-Investoren engagiert sind. Wir sehen beispielsweise in unserem Portfolio sehr unterschiedliche Entwicklungen. Beteiligungsunternehmen mit digitaler Ausrichtung können möglicherweise durch die stärkere Ausrichtung der Wirtschaft auf neue Kommunikationsformen profitieren. Auch für KI-orientierte Start-ups kann die aktuelle Krise nicht nur eine Herausforderung, sondern eine echte Chance sein. Dasselbe gilt für Apps im Bereich der Gesundheit und der Telemedizin. Eine weitere Beobachtung ist, dass in der Entwicklung tätige junge Unternehmen in der Regel weniger von den Folgen der Pandemie betroffen sind, da ihr Fokus noch mehr nach innen als auf Kundenbeziehungen ausgerichtet ist. Startups, die bereits Vertriebswege erschlossen haben und damit Umsätze generieren, sind hingegen stärker betroffen, vergleichbar mit klassischen arrivierten Marktteilnehmern. Die Corona Pandemie wird also eine Reihe von sehr differenzierten Auswirkungen auf die VC-Branche und Start-upSzene haben, die heute in ihrer Gesamtheit jedoch noch nicht abzuschätzen sind. (ah) 83


SACHWERTINVESTMENTS | PRIVATE EQUITY / VENTURE CAPITAL

In potenzielle

Die Börse steht ständig im Fokus der Berichterstattung. Weniger beachtet wird hingegen der Markt für außerbörsliches Eigenkapital, obwohl auch hier viel Bewegung ist und ein nicht unbeträchtlicher Teil der Wirtschaftsleistung geschaffen wird – mit positiven Folgen für die gesamte Gesellschaft. Im Jahr 1981 beendete Fielmann durch den Abschluss eines Sondervertrages mit der AOK Esens die Ära der Einheitskassengestelle für Brillen in Deutschland – und legte damit den Grundstein für den Aufstieg zum europäischen Marktführer unter den Optikern. Finanziert wurde die in den Jahren darauf erfolgte Expansion über die Grenzen Deutschlands hinaus u. a. mittels Private Equity. Fielmann ist somit ein sehr prominentes Beispiel dafür, welche Erfolgsgeschichten mit außerbörslichem Eigenkapital ermöglicht werden können. Auch der-

Tibor von Wiedebach und Nostitz-Jänkendorf

Geschäftsführer BVT Holding Verwaltungs GmbH

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zeit spielt Private Equity (PE) eine bedeutende Rolle in der deutschen Wirtschaft, wie aus dem Marktbericht des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) hervorgeht: Demnach gab es im vergangenen Jahr mehr als 300 Beteiligungsgesellschaften, die 14,3 Mrd. Euro in mehr als 5.000 Portfoliounternehmen investierten, die mit ca. 1,1 Mio. Beschäftigten einen Gesamtumsatz von ca. 206 Mrd. Euro erwirtschafteten. Dieses Kapital kommt laut Tibor von Wiedebach und Nostitz-Jänkendorf vor allem aus einer bestimmten Gruppe von PE-Fonds: „Nach wie vor beobachten wir, dass das Fundraising-Umfeld für deutsche Private Equity Fonds ‚zweigeteilt‘ ist: Während eine Platzierung von Private Equity Publikums-AIF weiterhin schwierig erscheint, erfahren Private Equity Spezial – AIF zunehmendes Interesse von Vertrieben und Investoren.“ Der Geschäftsführer der BVT Holding er-

läutert zudem, dass deutsche PE-Fonds international zunehmend begehrt sind. „Im Vergleich zu den vergangenen Jahren lässt sich beobachten, dass die Investorenbasis nunmehr zumeist breiter diversifiziert ist, da zunehmend auch Investoren aus dem Ausland (Europa, Nordamerika oder Asien) mit einem konkreten Fokus auf Investitionen in Deutschland, ‚deutsche‘ Private Equity Fonds zeichnen.“

Michael Motschmann General Partner und Vorstand MIG AG

Norman Lemke Vorstand RWB Group AG

Gleich in mehrere PE-Fonds gleichzeitig können Anleger mittels Dachfonds investieren, wie sie beispielsweise die RWB Group anbietet. „Der wichtigste Erfolgsfaktor bei unseren Dachfonds ist die Auswahl der vielversprechendsten Private-Equity-Fonds, die sich wiederum jeweils an 10 bis 15 Unternehmen beteiligen. Wir arbeiten dabei mit einem mehrstufigen Auswahlverfahren“, erläutert Mitgründer und Vorstand Norman Lemke, nach welchen Krite-

finanzwelt 03 | 2020

Foto: © missty - stock.adobe.com

Erfolgsgeschichten investieren


Eine spezielle Form von Private Equity ist Venture Capital (VC), also Geld, mit dem junge, aufstrebende Unternehmen finanziert werden. Das Geschäft hiermit entwickelte sich in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA und in Großbritannien und fasste hierzulande im Jahr 1975 mit der Gründung der ersfinanzwelt 03 | 2020

ten Wagniskapitalgesellschaft Fuß. Gerade in den vergangenen Jahren ist der hiesige Markt für VC rasant gewachsen, wie aus den BVK-Zahlen hervorgeht: Nachdem im Jahr 2012 noch 574 Mio. Euro investiert wurden, wurde im Jahr 2016 die Milliardenschwelle überschritten. Bis zum vergangenen Jahr wuchs die Investitionssumme auf ca. 1,74 Mrd. Euro. Ein Teil dieser Investitionssumme kommt von den MIG Fonds, die mit ihren Investitionen die Zukunft fördern möchten. „Die MIG Fonds sind im Bereich der sogenannten Deep-Tech VC-Investitionen tätig und vertrauen auf Gründerpersönlichkeiten, die belastbare Geschäftsmodelle umsetzen. Unsere Beteiligungsfirmen verfolgen technologisch höchst anspruchsvolle Ansätze, die deshalb über das Potenzial verfügen, Märkte zu verändern und tiefgreifende Fortschritte zu erzielen“, erläutert Michael Motschmann, General Partner der die MIG Fonds verwaltenden MIG AG. Die Beteiligungsunternehmen der Fonds decken dabei ein sehr breites Feld ab. „Siltectra etwa, ein Start-up, das wir 2018 an Infineon verkauft haben, ist führend bei einer Technologie, mit der sich Wafer im Nanomillimeter-Bereich weiter spalten lassen. BioNTech, eine junge Firma,

die wir zusammen mit Co-Investoren im Oktober 2019 an die Nasdaq gebracht haben, entwickelt Immuntherapien gegen Krebs und arbeitet derzeit an einem ersten Impfstoff gegen das SARS-CoV-2-Virus. Mit diesem technologieorientierten Fokus konzentrieren sich die MIG Fonds auf Branchen der

36%

aller

rien die Zielfonds für die Dachfonds ausgesucht werden. Die Wahrscheinlichkeit für den einzelnen Fonds, in die RWB-Fonds aufgenommen zu werden, ist dabei äußerst gering: „Seit Juli 2011 haben wir über 2.500 Fonds geprüft. Nur 84 davon konnten unsere strengen Kriterien erfüllen, so dass wir investiert haben. Zu diesen Kriterien gehören u. a. erstklassige Ergebnisse in früheren Fonds der Manager – auch in konjunkturschwächeren Phasen. Besonders im aktuellen Umfeld ist außerdem eine nachweislich hohe Expertise bei der operativen Verbesserung der Unternehmen wichtig. Wir arbeiten auch deshalb ausschließlich mit etablierten, erfahrenen Managementteams zusammen. Eine signifikante Eigenbeteiligung der Fondsmanager ist zudem Pflicht. So wird die Interessensgleichheit mit unseren Anlegern gewahrt“, so Lemke weiter.

PE-finanzierten Unternehmen hatten 2019 zwischen 20 und 99 Beschäftigte Quelle: Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK)

Zukunft wie Life Science, Medizintechnik, ressourcenschonende Materialund Umwelttechnik, Digitalisierung und IoT-Lösungen. Der Großteil des Portfolios strebt dabei Geschäftsmodelle der Nachhaltigkeit an, die im Einklang mit den ESG-Zielen stehen und gesellschaftlichen Nutzen erzeugen“, führt Motschmann weiter aus. Und wer weiß, vielleicht wird eines dieser Unternehmen in den nächsten Jahrzehnten ähnlich prominent wie Fielmann. (ahu) 85


BERATER | INTERVIEW

Nachhaltig investieren – dort, wo der Hebel am größten ist

finanzwelt: Die globale Corona-Krise sorgt derzeit für große Verunsicherung auf Anlegerseite. Was empfehlen Sie Investoren in dieser Situation?

Michael Sieg» Meine Empfehlung lautet ganz klar: Volatilität und Klumpenrisiken aus korrelierenden Anlageklassen sollten spätestens jetzt raus aus dem Depot – Stabilität und Krisenresilienz sind dagegen heute wichtiger denn je. Anleger sollten ihren Fokus daher auf Sachwerte, vorzugsweise der Infrastruktur, ausrichten und deren robuste Stärken als Depotanker und Stabilisatoren nutzen. Nehmen Sie unsere nachhaltige Sachwert-Vermögensverwaltung: Sie investiert entlang einer Multi-Asset-Strategie in ein umfassendes, internationales Spektrum konkreter, krisenfester und nach-

Biomasse-Kraftwerk North Negros Biopower, Philippinen

Solarkraftwerk Maharashtra, Indien

Fotos: © Thomas Lloyd

Für Michael Sieg, Chairman und CEO der ThomasLloyd Group, ist es im Kampf gegen Klimawandel und soziale Ungleichgewichte entscheidend, Projekte in Schwellenländern zu finanzieren. Nachhaltige Sachwerte bieten Anlegern dabei die Stabilität, die sie in Zeiten der CoronaPandemie brauchen.

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haltiger Sachwertprojekte und kombiniert damit verschiedenste Anlageklassen von Infrastruktur und Immobilien über Agrarwirtschaft bis hin zu nachhaltigen Finanzierungen. Dank ihres Investmentfokus – mit aktuellem Schwerpunkt auf Energieversorgung – zeigt sie gerade in diesen Zeiten die erforderliche Robustheit gegenüber externen Störungen. Sachwerte helfen jedoch nicht nur, das Investmentportfolio zu stabilisieren, das Verlustrisiko und die Volatilität zu reduzieren, sondern steigern durch ihre regelmäßigen Cashflows auch das Renditepotenzial. finanzwelt: Welchen Stellenwert nimmt in diesem Zusammenhang das Thema Nachhaltigkeit bei den Anlegern ein? Sieg» Wir beobachten seit einiger Zeit, dass Nachhaltigkeitsaspekte immer mehr in den Mittelpunkt der Anlageprozesse sowohl privater als auch institutioneller Investoren rücken. Der intensive gesellschaftliche Dialog über die immensen Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Lebensbedingungen beschleunigt diesen Trend erheblich. finanzwelt: Inwiefern wirkt sich dieser Trend heute auf die Finanzierung Ihrer Klimaprojekte aus? Sieg» Immer mehr private und institutionelle Anleger kommen zu der Erkenntnis, dass die öffentliche Hand allein die notwendigen Investitionen in den Klimaschutz nicht leisten kann. Und immer mehr wissen, dass verantwortungsvolles Handeln auch mit einer durchaus ansprechenden Rendite belohnt wird. Die Entwicklung unseres verwalteten Vermögens bestätigt das ganz deutlich: Im Geschäftsjahr 2019 konnten wir mit unseren nachhaltigen Anlagelösungen Kapital in Höhe von 339 Mio. Euro akquirieren – das bedeutet für uns ein Plus von ganzen 63 % gegenüber dem Vorjahr und damit einen neuen Höchststand. finanzwelt: Dieses positive Ergebnis spiegelt sich sicherlich auch im Wachstum Ihres Portfolios wider. Wie entwickelt sich dieses? Sieg» In Indien konnten wir kürzlich den Baubeginn unseres mittlerweile sechsten Solarkraftwerks auf dem indischen Subkontinent bekanntgeben. Mit einer Leistung von 75 Megawatt entsteht es im Bundesstaat Uttar Pradesh und trägt damit stark zur regionalen Diversifikation unseres indischen Solarportfolios bei. Mittlerweile finden sich unsere Kraftwerke in vier unterschiedlichen Bundesstaaten und damit auch in verschiedensten Klimazonen. Besonders beeindruckend waren die Fortschritte auf den Philippinen. Dort erhielten im vergangenen Jahr alle drei Kraftwerke unseres südostasiatischen Biomasseportfolios ihre Betriebserlaubnis. Damit konnten wir die Voraussetzungen für die Sicherung attraktiver, gesetzlich garantierter Einspeisevergütungstarife für die kommenden 20 Jahre schaffen. Ich möchte in diesem Zufinanzwelt 03 | 2020

sammenhang noch einmal auf die Krisenfestigkeit nachhaltiger Sachwerte zurückkommen. Wir sprechen aktuell sehr viel darüber, was sich ändert oder nicht mehr so ist, wie es war. Eines ist jedoch sicher: Weltweit wird trotz der aktuellen Krise weiterhin elektrischer Strom ge- und verbraucht – und selbstredend auch dafür bezahlt. Im Falle unserer Kraftwerke sogar zu staatlich garantierten Preisen. Erfreulich für unsere Investoren – denn diese Erträge kommen bei ihnen in Form regelmäßiger Cashflows und einer hohen Wertstabilität unserer Kraftwerke – also ihrer Vermögenswerte – an. finanzwelt: Sie investieren derzeit schwerpunktmäßig in Indien und auf den Philippinen. Woher rührt dieser Fokus? Sieg» Seit rund einem Jahrzehnt fokussieren wir mit unseren Investitionen in nachhaltige Infrastrukturprojekte insbesondere diejenigen Länder und Regionen, in denen unser Kapital den größtmöglichen Nutzen für Umwelt und Gesellschaft erbringt. Gemeinhin sind dies Entwicklungs- und Schwellenländer, die ein konstant hohes Wachstum bei der Bevölkerung und in der wirtschaftlichen Entwicklung aufweisen. In vorderster Reihe stehen hier Indien und die Philippinen, die zudem stabile politische, rechtliche sowie hervorragende klimatische Rahmenbedingungen mitbringen. Gerade letztere begünstigen insbesondere unsere Energie-Infrastrukturprojekte im Solar- und Biomassesektor zusätzlich. Wir sind stolz darauf, dass wir in diesen Ländern gemeinsam mit unseren Investoren einen Beitrag zu einer sauberen Energieversorgung und einer positiven gesellschaftlichen Entwicklung leisten können. (fw) 87


SACHWERTINVESTMENTS | FONDSCHECK

Vorteil Systemrelevanz „Systemrelevant“ ist das Adjektiv der Stunde. Die Verkäuferin bei Aldi und Edeka schiebt Überstunden, das Personal im Sportgeschäft bekommt Kurzarbeitergeld. Für jeden, der in den vergangenen Wochen nach Klopapier gefragt hat und mit Einkaufswagen voll mit Mehl und Nudeln in der Kassenschlange stand, ist offensichtlich, welches Immobiliensegment Hauptgewinner der Corona-Krise ist: Der Lebensmittelmarkt. Das zeigt sich auch im Angebot der Immobilienfonds für private und institutionelle Kapitalanleger – wobei sich die Konzepte teilweise deutlich voneinander unterscheiden.

Euro gekostet“, so Habona in seinem aktuellen Report. Die Hälfte davon ging ans Internet verloren, die andere Hälfte an den Nahversorgungssektor. Experten sind sich weitgehend einig, dass die Coronakrise den Niedergang angeschlagener Handelsunternehmen beschleunigt, während Profiteure des strukturellen Wandels aus der Krise gestärkt hervorgehen werden. Manuel

Jahn, Mitglied des Management Boards von Habona ist sich sicher: „Der Lebensmitteleinzelhandel wird die Erträge aus der aktuellen Sonderkonjunktur weitgehend in die weitere Aufwertung seiner Formate und Filialen stecken. Im Einzelhandel trennt sich endgültig die Spreu vom Weizen.“ Was sollte ein Anbieter, der sich auf Fonds mit Supermärkten und Discountern spezialisiert hat, auch anderes sagen? Wobei die Argumente

„Nun regiert die Angst“, schreibt Fondsanbieter Habona in seinem gemeinsam mit Statista und Jones Lang LaSalle fertiggestellten Report 2020 und berücksichtigt dabei die behördlich erzwungenen Ladenschließungen im Einzelhandel aufgrund des CoronaVirus. Sind fehlende Umsätze, säumige Mieter und schrumpfende Cashflows ein Problem für Textilketten und Schuhgeschäfte, kommen die Lebensmittelhändler weitgehend unbeschadet aus dieser Ausnahme-Situation. Dabei verstärkt COVID-19 lediglich die Sorgen im Einzelhandel, der sich schon seit Jahren in einem tiefgreifenden Umbruch befindet. Stichwort: Online-Handel. Mit wachsenden Ansprüchen an Schnelligkeit, Bequemlichkeit und Authentizität haben sich die Kunden zunehmend vor allem von wenig inspirierenden Non Food-Läden in Shoppingcentern und Fußgängerzonen abgewendet. „Dies hat den Handel in den vergangenen zehn Jahren bereits mehr als 100 Mrd. 88

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Foto: © Sondem - stock.adobe.com

Supermärkte und Discounter: Ausnahmestellung im Einzelhandel


in diesem Fall nur schwer zu leugnen sind. Daher hatte Habona auch kein Problem damit, die Platzierung seines jüngsten AIF, des „Habona Einzelhandelsfonds 07“, trotz Kontaktsperre der vergangenen Wochen zu starten. Die – telefonische – Kundenansprache der Berater dürfte einfach sein: „Sie erleben doch gerade selbst, welche Immobilien immer benötigt werden.“ Wie seine Vorgänger, investiert der Anleger mit dem Einzelhandelsfonds 07 in ein Portfolio aus Supermärkten und Discountern. Auch ohne Corona zählt das Segment der Lebensmittelhändler zu den Gewinnern des ansonsten gebeutelten Einzelhandels. So zeigen sich Edeka und Co. z. B. robust gegenüber dem Online-Handel. Schuhe und Blusen bei Amazon kaufen ist ok – aber geht es um Obst, Frischwurst und Gemüse, wollen die Konsumenten lieber vor Ort prüfen, ob die Ware in Ordnung ist. Der Fonds ist als Blind-Pool konzipiert.

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Manuel Jahn Head of Business Development Habona Invest GmbH

Susanne Klaußner Geschäftsführerin DIR Deutsche Investment Retail GmbH

Zeichner wissen also noch nicht, welche Supermärkte letztlich das Portfolio füllen, sondern sie überlassen die Auswahl dem Management. Dabei muss es sich an eine Reihe von Vorgaben halten: So kommen ausschließlich Immobilien mit einer Fläche von mindestens 800 Quadratmetern und einem bonitätsstarken Lebensmittelhändler als Ankermieter in Frage. Der Löwenanteil der Objekte muss einen Mietvertrag mit mindestens zwölf Jahren Restlaufzeit haben, wobei der Fokus auf Neubauten und revitalisierte Immobilien liegt. Die bisherigen

Habona-Einzelhandelsfonds haben sich auf drei Ankermieter fokussiert. Das sind Netto mit einem Anteil von 35 %, gefolgt von Edeka und Rewe mit jeweils 20 %. Es liegt nahe, dass diese Unternehmen auch im aktuellen Fonds als Mieter auftauchen. Sind Zinsen, Tilgung und laufende Kosten bezahlt, bleiben Anlegern gemäß der Prognoserechnung Ausschüttungen von 4,5 % p. a., die halbjährlich ausgezahlt werden. Läuft alles wie geplant, kommen die Zeichner bis zum geplanten Verkauf im Jahr 2032 auf Rückflüsse von 155 %

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SACHWERTINVESTMENTS | FONDSCHECK

Thomas Kuhlmann Vorstand Hahn-Gruppe

vor Steuern. Mit drei bereits aufgelösten Habona-Fonds haben Anleger Ergebnisse zwischen 131 und 159 % erzielt. Die drei laufenden AIF haben ihre Ausschüttungsprognose erreicht. Wobei auffällt, dass die prognostizierten Ausschüttungen Kontinuierlich sanken, von 6,5 % beim Fonds mit der Nummer vier und 6,25 % beim Nachfolger auf 5,0 % beim Fonds 06 und schließlich 4,5 % beim aktuellen Angebot – ein Beleg dafür, dass die Fondsobjekte im Laufe der Jahre deutlich teurer geworden sind. Ein Fragezeichen steht daher hinter der Objektbeschaffung, und das nicht nur, weil auch andere Anbieter auf den Zug aufspringen wollen. Denn Habona macht sich zusätzlich mit einem offenen Immobilienfonds für private Investoren Konkurrenz, der ebenfalls in Supermärkte und Discounter investiert. Habona argumentiert, der Markt sei groß genug. Nach Angaben von Colliers International wechselten 2019 in Deutschland Einzelhandelsimmobilien für 10,1 Mrd. Euro ihren Besitzer. Das Ergebnis lag damit leicht über dem Vorjahreswert von 9,8 Mrd. Euro und 7 % über dem fünfjährigen Mittel. Schon seit Jahrzehnten tummelt sich die Hahn-Gruppe auf dem Markt und besetzt eine ganz spezielle Nische: Den großflächigen Einzelhandel. Er stellt im Zusammenhang mit der baurechtlichen Genehmigung bei der Ansiedlung eine eigenständige Kategorie dar, in die alle Betriebe ab 800 Quadratmeter Verkaufsfläche fallen. Die Grenze bei 800 Quadratmetern ist nicht willkürlich gewählt, sondern beruht auf der Überlegung, bestehende kleinteiligere Strukturen des Einzelhandels in den In90

nenstädten zu schützen. (So erklärt sich auch die begrenzte Flächen bei den Einzelhändlern, die im Zusammenhang mit Corona zuerst wieder ihre Geschäfte öffnen durften.) Aus diesem Grund genehmigen die Kommunen weitere zusammenhängende Flächen dieser Größe nur sehr restriktiv. Die Standorte des großflächigen Einzelhandels genießen daher einen hohen Schutz gegen die Ansiedlung von Wettbewerbern. Sie sind nicht beliebig vermehrbar und somit ein knappes Gut. Diese besondere Nachfrage belegt das aktuelle Angebot der Hahn-Gruppe. Anders als bei den Blind-Pool-Konzepten der Konkurrenz weiß der Anleger beim „Pluswertfonds 175“, was mit seinem Geld geschieht. Er beteiligt sich an einem riesigen Fachmarkt mit knapp 14.000 Quadratmetern Mietfläche in Langenfeld, nicht weit von Düsseldorf entfernt. Hauptmieter mit rund 90 % der Einnahmen ist Real, ein Unternehmen, das der russische Investor SCP kürzlich übernommen hat. Seitdem herrscht einigermaßen Unsicherheit, wie es mit der Supermarktkette weitergeht. Gibt das Kartellamt seinen Segen, gehen 88 Real-Märkte an Kaufland, weitere 53 Filialen an Edeka. Doch was tatsächlich mit den Supermärkten geschieht, kann den Anlegern des Pluswertfonds 175 letztlich egal sein, denn die Hahn-Gruppe hat bereits einen Vertrag mit Kaufland abgeschlossen für den Fall, dass Real ausfällt. Mit einem geplanten Eigenkapitalvolumen von rund 30 Mio. Euro ist der AIF deutlich größer als die vergangenen Angebote für private Investoren. Dennoch ist Hahn-Vorstand Thomas Kuhlmann zuversichtlich, die Anteile zügig zu platzieren. „Wir haben eine sehr hohe Wiederanlagequote, und unsere Vermittler haben bereits vor der Corona-Krise erste Gespräche mit ihren Kunden geführt“, sagt er. Will der potenzielle Anleger sein Geld in diesen Zeiten überhaupt langfristig binden, oder möchte er sein Kapital lieber trocken halten? „Der typische Investor bei uns hat viel Liquidität auf dem Konto und fürchtet eher, dass das Geld in absehbarer Zeit an Wert verliert“, so Kuhlmann.

Chancen mit Lebensmittelmärkten erwartet sich erstmals auch die Deutsche Investment KVG. Sie legt nach fünf Wohn- und einem Büroimmobilienfonds ihren ersten Fonds in der Assetklasse Food Retail auf. Bei dem „Deutsche Investment – Food Retail I“ handelt es sich um einen offenen ImmobilienSpezial-AIF mit einem geplanten Investitionsvolumen von 300 Mio. Euro. Die angestrebte Ausschüttungsrendite auf Gesamtfondsebene beträgt durchschnittlich 5,25 bis 5,50 % p. a. Als erstes Investitionsobjekt für den Fonds wurde ein Combi-Verbrauchermarkt in Neuenkirchen-Vörden in Niedersachsen mit einem Ankermieter der Bünting Gruppe in den Bestand übernommen. Weitere Ankäufe befinden sich in fortgeschrittenem Stadium und sollen in diesen Tagen beurkundet werden. Das Transaktions-, Asset- und Property Management übernimmt die DIR Deutsche Investment Retail GmbH. Geschäftsführerin Susanne Klaußner singt das bekannte Lied: „Der Lebensmitteleinzelhandel stellt aufgrund seiner langfristigen Mietverträge mit bonitätsstarken Mietern und stabilen Renditen ein attraktives und nachhaltiges Anlageprodukt für institutionelle Anleger dar.“ Besonders in der aktuellen Krisensituation zeige sich, dass die Versorgung der Bevölkerung durch den stationären Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland eine zentrale Rolle spielt und sich im Vergleich zu anderen Einzelhandelssegmenten als deutlich robuster gegenüber der Konkurrenz durch den Online-Handel erweist. Oder anders ausgedrückt: Der Supermarkt ist systemrelevant.

Markus Gotzi Chefredakteur „Der Fondsbrief“

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Private Equity / Venture Capital – In potenzielle

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Ein Meilenstein für die MIG-Fonds – Interview

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größten ist – Interview mit Michael Sieg, Chairman

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Impressum

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Nachhaltig investieren – dort, wo der Hebel am

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Die Attraktivität von US-Immobilienbeteiligungen auch in schwierigen Zeiten

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The Simpson Organization, Inc. (TSO

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