SONDERSTRECKE bAV
Die Corona-Pandemie hat die Welt in eine heftige Wirtschaftskrise gestürzt. Während in Deutschland viele kleine Betriebe dichtmachen mussten und Kurzarbeit eines der am häufigsten genutzten Wörter ist, jagt ein Hilfspaket das andere. Das muss sich doch zwangsläufig auch auf die betriebliche Altersversorgung auswirken. Oder? Im Mai waren rund 20 % der Beschäftigten in Deutschland in Kurzarbeit. Im Durchschnitt fielen bei den Betroffenen 58 % der Arbeitszeit aus. Bei knapp der Hälfte der Kurzarbeiter stockte der Arbeitgeber durch eigene Zahlungen das Kurzarbeitergeld auf. Das zeigen aktuelle Befragungsergebnisse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Eine beunruhigende Nachricht auch für die betriebliche Altersversorgung (bAV). Denn die Kurzarbeit kann sich direkt auf die Zahlung der Beiträge auswirken. Doch damit nicht genug – viele kleinere Betriebe mussten ihren Geschäftsbetrieb während des Lockdowns erheblich einschränken oder gleich ganz und oft auch dauerhaft einstellen. Hierfür bieten die Gewerbeversicherer zwar Policen an, doch die Nachfrage danach ist gelinde gesagt katastrophal niedrig. Nur 5,5 % der KMU in Deutschland haben beizeiten eine Betriebsschließungsversicherung abgeschlossen. 14 % verfügen zumindest über eine Betriebsunterbrechungsversicherung. Das zeigt eine kürzlich veröffentlichte Studie des KuBI e.V., einem Verein, der sich als Konzeptentwicklungs- und Beratungs-/In50
novationswerkstatt der Assekuranz und Finanzdienstleister versteht. Zwar sagt Maximilian Buddecke, Vorstand bei der Bayerische Pro Kunde AG, Corona habe nur teilweise Beeinträchtigungen für die bAV gebracht: „Wir haben mit dWerk zusammen einen digitalen Ansatz zur Beratung und können daher sehr gute Alternativen für die Beratung bieten.“ Aufgrund der Krise seien Unternehmen unterschiedlich betroffen. Es gebe natürlich auch Firmen, die mehr als vorher zu tun hätten. Dies biete auch Chancen in der bAV.
Wirtschaftliche Verluste gefährden die bAV Bei den großen Versorgungswerken beurteilt man die Folgen sehr unterschiedlich, wie die Beispiele MetallRente und KlinikRente zeigen. Hubertus Mund etwa, Geschäftsführer der KlinikRente Versorgungswerk GmbH, sieht sogar erhebliche Folgen der Pandemie für die bAV: „Ein noch nie dagewesener Lockdown muss sich ganz einfach auf die betriebliche Altersversorgung auswirken – und das ganz massiv. Es gibt sehr viele Unternehmen und ganz Industriezweige, die während und im Nachgang der Coronapandemie von deutlichen wirtschaftlichen Verlusten geprägt sind.“ Das habe selbstverständlich auch Auswirkungen auf die bAV. Es blieben allerdings die Entwicklung der Insolvenzen infolge Corona und die damit verbundenen Wirkungen auf die SicherungsMechanismen abzuwarten. Die hohe
Verbreitung der Kurzarbeit werde sich auf die Entgeltumwandlung auswirken. Besonderheiten gebe es in dieser Hinsicht bei KlinikRente: Die Zielgruppe Krankenhäuser, Reha- und Pflegeeinrichtungen sei durch die Pandemie nicht nur in den Fokus gerückt, sondern habe weiter an Bedeutung gewonnen. Corona habe auch gezeigt, wie wichtig ein starkes und sehr gut funktionierendes Gesundheitswesen in solch einer für alle sehr bedrohlichen Situation sei. Der Wettbewerb um die Köpfe gerade im Gesundheitswesen unterstütze die bAV als ein wesentliches Attraktivitätsmerkmal von Arbeitgebern. Gleichzeitig steige in Krisenzeiten der Bedarf nach Versorgungssystemen mit hoher Sicherheit und langfristiger Stabilität. Mund: „Und genau deshalb setzen immer mehr Unternehmen auf die großen Branchenversorgungswerke mit Konsortialstruktur. Für Makler die beste Möglichkeit, sich von anderen ‚normalen‘ Versicherungsangeboten abzuheben.“ Heribert Karch, Geschäftsführer der MetallRente GmbH, führt einen interessanten Vergleich an: „Wir verzeichnen in den Lockdown-Wochen immer noch mehr Neuzusagen als im Vergleichszeitraum der schweren
Heribert Karch Geschäftsführer MetallRente GmbH
finanzwelt 04 | 2020
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Von wegen Krisenstimmung