VERSICHERUNGEN | ALTERSVORSORGE MIT FONDSPOLICEN
Unvorhersehbare Marktrisiken, wie aktuell die Corona-Pandemie, stellen auch die private Altersvorsorge auf eine Bewährungsprobe. Bei Fondspolicen kommt es mehr denn je auf intelligent gemanagte Portfolios an. Und auf die Flexibilität von Maklern und ihren Kunden. Für die freien Vermittler geht es aber auch darum, Haftungsrisiken zu vermeiden. Das gute Börsenjahr 2019 hat den Anbietern von fondsgebundenen Renten- und Lebensversicherungen ein außergewöhnliches Geschäftsjahr beschert. Fondsportfolios mit Wertzuwächsen von 20 % und mehr waren keine Seltenheit. Die anhaltend schlechte Fondsqualität des Anlagestocks der deutschen Versicherer mache jedoch deutlich, dass Anbieter und mandatierte Fondsgesellschaften diesen Erfolg nicht für sich reklamieren könnten, denn auch 2019 sei das durch die positive Marktentwicklung vorgelegte Renditepotenzial für die anvertrauten Kundengelder nicht ausgeschöpft worden. Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste Studie des Ratingunternehmens f-fex AG über den Fondspolicen-Markt in Deutschland, bei der 77 FondspolicenAnbieter und 176 Fondsgesellschaften im Detail analysiert und bewertet wurden. „Immerhin gibt es beim Neugeschäft inzwischen vielversprechende Anlagekonzepte, die den Kunden über den Tag des Vertragsabschlusses hinaus mit intelligent gemanagten Portfolios oder kontinuierlich bereitgestellten, digitalen Beratungstools versorgen, so dass die Wahrscheinlichkeit, nachhaltig Outperformance zu generieren, zunehmen sollte“, so Dr. Tobias Schmidt, 28
CEO der f-fex AG. Viele Portfolios des Bestandsgeschäfts blieben jedoch ohne Unterstützung durch Versicherer oder Berater, so dass ungünstige Zusammenstellungen von unterdurchschnittlichen Fonds häufig dauerhaft weiter bespart würden, so Schmidt. „Hier werden Renditepotenziale verschenkt, die unbedingt gehoben werden sollten, wenn die Ablaufleistung zum Vertragsende halbwegs mit den Projektionen, die bei Vertragsabschluss in Aussicht gestellt wurden, übereinstimmen soll.“ Unter Einbeziehung unvorhersehbarer Marktrisiken, wie aktuell mit der Corona-Krise, gelte dies noch viel mehr. Die Unterschiede in der Fondsqualität des Anlagestocks sind zwischen den anbietenden Lebensversicherern laut der Studie zum Teil erheblich. Auch bei den Fondsgesellschaften ist die Qualitätsspanne der bei Fondspolicen eingesetzten Fonds groß.
Offensichtlich kommt es auch auf Flexibilität an – bei Kunden und bei Maklern. Jens Göhner, Leiter Produkt- und Vertriebsmarketing Vorsorge und Investment bei der Stuttgarter Lebensversicherung a. G., erklärt dazu: „Der Erfolg fondsgebundener Riester-Versicherungen hängt stark davon ab, wie sich die
ausgewählten Fonds entwickeln. Dabei sollte – neben der Frage, ob der Fonds noch zum Risikoprofil des Kunden passt – vor allem ihre Performance regelmäßig überwacht und die Auswahl der Fonds entsprechend angepasst werden.“ Wenn man auf beides achte, könnten sich Fondswechsel lohnen. In das gleiche Horn stößt Jens Arndt, Vorstandsvorsitzender der myLife Lebensversicherung AG: „In der Regel wählen Finanzberater mit ihren Kunden ein Fondsportfolio aus, das ihren Renditeerwartungen und ihrer Risikoneigung entspricht.“ Ein Trend gehe hierbei mehr und mehr in Richtung passiver Investments, also ETFs. Denn auch hier seien geringe Kosten oder die mögliche Outperformance aktiv gemanagter Fonds die Gründe. Arndt: „Ein Fondswechsel kommt daher dann immer in Betracht, wenn z. B. mit dem neuen Fonds eine bessere Rendite erzielt werden soll, der Investmentfokus gewechselt wird, das Risiko während der Laufzeit beispielsweise zum Vertragsende minimiert oder in Form eines Rebalancing die ursprüngliche Allokation wiederhergestellt werden soll.“ In jedem Fall lohne sich ein stetiger Blick auf die fortlaufende Entwicklung der jeweiligen Vermögenswerte. Manche Kunden und sogar Makler dürften damit überfordert sein. Doch Göhner wirbt um eine entspanntere
Jens Arndt Vorstandsvorsitzender myLife Lebensversicherung AG
Jens Göhner Leiter Produkt- und Vertriebsmarketing Stuttgarter Lebensversicherung a. G.
Flexibilität muss sein
finanzwelt 03 | 2020
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Intelligenz ist Trumpf