körpert das Flusspferd beispielsweise an den Wänden des Tempels von Edfu den Götterfeind Seth, der vom Königsgott Horus gejagt und harpuniert wird. Auch dämonische Torwächter oder Ammit, die «Fresserin», die beim Jenseitsgericht als Verkörperung der Strafe die fehlbaren Verstorbenen verschlang, konnten die Züge eines Flusspferds annehmen. Parallel zu dieser Verfemung wurden dem Flusspferd auch positive Aspekte beigemessen. So galt dieses Tier seit der Vorgeschichte als wichtiger Rohstofflieferant. In erster Linie wurde es seines Fleisches wegen gejagt, aber auch das Fett, der Balg und vor allem die Zähne, aus denen unter anderem magische Messer oder Klappern geschnitzt wurden, fanden Verwendung. Ferner wurde das Flusspferd als Bewohner der lebensspendenden Nillandschaft Fruchtbarkeit- und Regenerationssymbol. Das trächtige Flusspferdweibchen und dessen Fürsorglichkeit für seine Jungtiere mag überdies dazu beigetragen haben, dass der Göttin Thoëris, deren Erscheinungsform ein Mischwesen aus Flusspferdkörper, Löwentatzen und Krokodilsrücken darstellt, der Schutz der schwangeren oder stillenden Mütter oblag. Die Himmelsgöttinnen Nut, Isis und Hathor konnten im Sinne des Fruchtbarkeitsaspekts ebenfalls als flusspferdköpfige Göttinnen in Erscheinung treten.
◁ Abb. 8 Kennzeichnend für das alte Ägypten ist die Darstellung von Gottheiten mit menschlichem Körper und Tierhaupt. Der Mondgott Thot, Götterbote und Erfinder der Schreibkunst, präsentiert sich unter anderem als Mensch mit Ibiskopf. Statuette aus stuckiertem Holz, 7.–6. Jh. v. Chr., Ägypten Inv. BSAe 1094 © Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig / Foto: Andreas F. Voegelin
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