Natur+Umwelt 1-2023

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NATUR UMWELT

+ FAKTEN, PORTRÄTS, AKTIONEN UND TIPPS FÜR UMWELTBEWUSSTE
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GEMEINSAM FÜR UNSEREN WALD

VIELEN DANK FÜR IHR ENGAGEMENT

GEWINNEN SIE FREUNDE FÜR DEN BN!

Wussten Sie, dass Bayerns Wälder ursprünglich hauptsächlich Buchen-

wälder waren?

Von diesen riesigen uralten Wäldern ist heute nicht mehr viel übrig. Zu intensiv hat der Mensch sie genutzt und viele durch Nadelforste ersetzt. Fatal für viele Tier- und Pflanzenarten, deren Lebensraum die alten Buchenwälder sind. Das wollen wir ändern!

Je mehr Menschen uns mit ihrer Mitgliedschaft unterstützen, desto mehr können wir bewegen. Bitte helfen Sie uns dabei. Sprechen Sie Ihre Freunde und Bekannten auf eine Mitgliedschaft im BUND Naturschutz an.

DIE NATUR SAGT DANKE!

JANDA+ROSCHER, Die WerbeBotschafter Foto: Thomas Stephan, Getty www.bund-naturschutz.de/mitglied
MITGLIEDER WERBEN MITGLIEDER

INHALT

Ehrenamtliches Engagement bewegt! Mit vielen Aktionen wie hier einer »Roten Linie« konnte der Grünten im Allgäu bislang vor weiterer Erschließung bewahrt werden.

LIEBE LESERINNEN UND LESER,

rasant ging es los, das neue Jahr. Traditionell zur Grünen Woche bahnte sich am 21. Januar ein bunter Protestzug durchs Berliner Zentrum: »Wir haben es satt« lautete wieder die Parole. Satt, dass der sozial-ökologische Umbau der Landwirtschaft so quälend langsam vor sich geht.

Eine Woche zuvor beherrschte das Dörfchen Lützerath die Schlagzeilen. Auch hier war der BUND sehr präsent vor Ort. Und auch hier die Frage: Warum nutzt die Politik ihre Spielräume nicht besser? Wie kann sie zulassen, dass noch Hunderte Millionen Tonnen Kohle gefördert werden, wo doch das Weltklima immer rascher aus der Balance gerät?

Am 24. Januar erhob der BUND Klage gegen die Bundesregierung. Der Grund: Die Regierung leistet speziell im Bereich Verkehr und Gebäude zu wenig für den Klimaschutz. »Wir können nicht weiter mit ansehen, wie Teile der Regierung die eigenen Klimaziele ignorieren. Uns rennt die Zeit davon«, sagte der BUNDVorsitzende Olaf Bandt. Zu unserem Rechtsbeistand zählt Franziska Heß. Ein Interview mit ihr finden Sie in unserem Schwerpunkt »Zusammen verändern«.

Die Natur+Umwelt ist das Mitgliedermagazin des BUND Naturschutz und die bayerische Ausgabe des BUNDmagazins.
4–6 Aktuelle Meldungen 7 Gerettete Landschaft 8/9 Aktuelle Meldungen aus Bayern 10 Später Sieg für die Natur 11 Kommentar TITELTHEMA 12/13 Gemeinsam verändern 14 Vielfältig aktiv 15–21 Sieben Porträts 22 Franziska Heß im Gespräch 23 Großes Herz für die Natur NATUR IM PORTRÄT 24 Pflanzenporträt: Küchenschelle 26/27 Schutz für gefährdete Arten 28 Auszeichnung für Grünes Band 29 Libelle und Schmetterling des Jahres 30/31 Außenweser: Da muss noch Salz dran 32/33 Gefährdet: Riesenregenwurm LANDWIRTSCHAFT 34 Gentechnik AKTIONEN
Atomkraft: Endlich abschalten! INTERNATIONALES
Biodiversität retten
Green Deal unter Druck MOBILITÄT
Dieselfahrverbot in München 39 Studie zum Deutschlandtakt KLIMASCHUTZ 40 Solarenergie vom Balkon 41 Kommentar URLAUB & FREIZEIT 42 Wanderung 43 Reise: Albanien AUS DEM VERBAND 44 Naturschutzpreis verliehen 45 Editorial des Vorstands 46–49 Meldungen 50/51 BN vor Ort aktiv 52–58 Regionalseiten 59 Bildung 60 Porträt SERVICE 61 Leserbriefe 62 Ratgeber 63 Buchtipps und Reisen 66 Ansprechpartner/Impressum 24
Luise Frank Redaktion Natur+Umwelt Severin Zillich Redaktion BUNDmagazin
AKTUELLES
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Foto: Christoph Bosch
Foto: privat
Foto: T. Bäuerle
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Kunststoffe sind das (nicht mehr ganz) neue Geschäft der Öl- und Gasindustrie. Wer Plastik spart, entlastet nicht nur die Umwelt von Müll, sondern stemmt sich auch gegen die Energiekrise. Das Bündnis #BreakFreeFromPlastic, dem der BUND

AKTUELLES

UMWELT- UND KLIMASCHÄDLICH

angehört, überprüft, wie viele fossile Rohstoffe unser Plastikkonsum beansprucht. In Deutschland ist die Plastikindustrie mit rund einem Viertel des Gasverbrauches der größte industrielle Abnehmer. Auch EU-weit verschlingt sie am weitaus meisten Öl und Gas (und Strom) und stellt damit Branchen wie Stahl, Automobil- und Maschinenbau in den Schatten. Würde die Hälfte der Kunststoffverpackungen in der EU vermieden und der Rest zu 90 Prozent recycelt, ließe sich damit der Gesamtverbrauch Tschechiens an fossilem Öl und Gas sparen. Wie man der Plastikflut begegnet, kann sich Deutschland bei

VOGELFREUNDLICH BAUEN

Weltweit werden pro Jahr 800 Millionen Quadratmeter Glas als Außenhaut von Gebäuden verbaut. Diese Bauweise hat eine Schattenseite. Die Deutschen Vogelschutzwarten schätzen, dass fünf bis zehn Prozent unserer heimischen Vögel durch den Aufprall an Glasflächen sterben. Die Broschüre »Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht« räumt mit weit ver-

breiteten Irrtümern auf und zeigt, wie sich der Massentod verhindern ließe. Wann bilden Glasfassaden ein tödliches Risiko für Vögel? Auf 64 Seiten veranschaulichen viele Beispiele die Gefahr. Vor allem liefert die Broschüre eine umfangreiche Übersicht wirksamer Schutzmaßnahmen, als unverzichtbares Handwerkszeug für Architektinnen und Planer.

Spanien und Schweden abschauen. Beide Länder wollen ihre Plastikverpackungen bis 2026 halbieren.

Nicht zu vergessen: Einwegverpackungen aus Aluminium oder Glas benötigen ebenfalls viel Energie. Und auch Papier ist wegen seines Holz-, Chemikalien- und Wasserverbrauchs keinesfalls »öko«. Nur wenn Produkte unverpackt oder in Mehrweg gehüllt angeboten werden, dient das dem Ressourcen- und Klimaschutz.

www.bund.net/plastik

Die Neuauflage der Broschüre der Schweizerischen Vogelwarte, entstanden u.a. mit Fachleuten des BUND, ist das aktuellste und umfassendste deutschsprachige Werk zum Thema. »Ein verantwortungsvoller Einsatz des Baustoffes Glas würde weltweit Milliarden Vögeln das Überleben sichern. Wer unsere Broschüre beachtet, kann entscheidend zum Schutz der biologischen Vielfalt beitragen«, so BUNDExpertin Claudia Wegworth.

iMehr zum Thema

> www.bund.net/vogelfreundlich-bauen

Hier ist die Broschüre gratis herunterzuladen oder in gedruckter Form zu bestellen. Kontakt zur Expertin Claudia Wegworth: wegworth@bund-berlin.de

Diese Waldschnepfe starb wie schon Hunderte Vögel an einer Glasfassade des Berliner Flughafens BER; siehe BUND-Blog: umweltzoneberlin.de/vogelsterben Foto: BUND Berlin
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Foto: GettyImages

WIR HABEN ES SATT!

Eine artgerechte Tierhaltung statt Megaställe, und gutes Essen für alle – dafür gingen am 21. Januar rund zehntausend Menschen in Berlin auf die Straße. Zum Auftakt der Grünen Woche forderte der BUND in einem breiten Bündnis aus Landwirtschaft und Gesellschaft, bäuerliche Betriebe besser zu unterstützen und das Insektensterben und die Klimakrise zu stoppen. Im Schulterschluss mit ökologisch und konventionell wirtschaftenden Bäuer*innen richtete sich der Protestzug gegen die fatalen Folgen der industriellen Landwirtschaft.

Die Lage ist ernst: Jeden Tag geben hierzulande durchschnittlich zehn landwirtschaftliche Betriebe auf. Ein Zehntel der Weltbevölkerung hungert mittlerweile.

Gleichzeitig konnten die größten 95 Energie- und Lebensmittelkonzerne 2021 ihre Gewinne mehr als verdoppeln.

Um eine sozial gerechte Ernährungsund Agrarwende voranzubringen, forderten die 60 Bündnispartner eine Übergewinnsteuer auch für Agrar- und Lebensmittelkonzerne. Die Mehrwertsteuer bei Obst und Gemüse müsse auf Null sinken.

Und die Agrarsubventionen müssten eine ökologische und das Klima schonende Landwirtschaft fördern.

81 Prozent der Vermögensgewinne aus den letzten beiden Jahren gingen auf das Konto des obersten (einen!) Prozents der Deutschen. Für die Finanzierung der Agrarwende sind auch gerechte Steuern notwendig. Die Demonstration stand daher unter dem Motto: »Wir haben Krisenprofite satt! Gutes Essen für alle – statt Profite für wenige«.

NATURERBE IM BLICK

Alte Wälder, weite Moore und Heiden, bizarre Felsen und wilde Strände –Deutschland besitzt einzigartige Naturlandschaften. Sie sind der Lebensraum vieler bedrohter Tiere und Pflanzen. Rund 181 500 Hektar wertvolle Naturflächen hat die Bundesregierung seit 2005 von der Privatisierung ausgenommen. Als Nationales Naturerbe wurden und werden sie unentgeltlich für den Schutz der Natur gesichert.

Zu den Flächen zählen einstiges Militärgelände, Teile des Grünen Bandes an der ehemaligen innerdeutschen Grenze, die Treuhandflächen aus DDR-Volksvermögen sowie Folgelandschaften des Bergbaus.

»Wir erwarten deutlich mehr von Agrarminister Özdemir und der Bundesregierung. Das ist bisher zu wenig ehrgeizig, zu mutlos und zu langsam«, sagte Myriam Rapior mit Blick auf das erste Jahr Agrarund Ernährungspolitik der Ampelkoalition. Die stellvertretende BUND-Vorsitzende sprach auf der Abschlusskundgebung.

www.bund-naturschutz.de/ landwirtschaft

Die Naturstiftung David unseres Landesverbandes in Thüringen hilft seit Langem, dieses Naturerbe zu bewahren.

Der BUND sucht nun bundesweit nach Aktiven, die sich ehrenamtlich an der Untersuchung der Flächen beteiligen wollen. Auf der Online-Plattform »MonitoringBörse« können Sie recherchieren, ob auch in Ihrer Nähe Gebiete liegen, für deren Kartierung Unterstützung benötigt wird, und welche Artengruppen hier betrachtet werden sollen. Helfen Sie mit!

www.naturschutzflaechen.de/ nne-monitoring-boerse

Auch der BUND-Vorstand demonstrierte in Berlin für eine rasche Agrarwende. Foto: J. Farys Auf der Suche nach Tagfaltern im Grünen Band
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Foto: Naturstiftung David

Wundersam wiederentdeckt: Im Jahr 2008 erklärte die internationale Naturschutzorganisation IUCN den Tiefensaibling für ausgestorben. Dieser Fisch kam weltweit nur im Bodensee vor. In den 1970er Jahren war der See stark überdüngt, der einst häufige Saibling konnte sich nicht mehr fortpflanzen, mehrere Suchaktionen nach der Art blieben erfolglos. 2014, mehr als 40 Jahre nach der letzten Sichtung, ging Schweizer Forscherinnen der Fisch wieder ins Netz. Und die Zoologische Staatssammlung München bestätigte nun: Die Art hat in den Tiefen des Bodensees tatsächlich überlebt. Ihre DNA entspricht jener von früher gesammelten Exemplaren und hat wenig gemein mit den seither im See eingesetzten Zuchtsaiblingen.

KURZ & GUT

Shell muss für Verschmutzung

Haie und Rochen geschützt: Eine Entscheidung von historischer Tragweite trafen 184 Länder Ende November auf der Weltartenkonferenz in Panama. Sie schnürten ein Schutzpaket für rund einhundert Hai- und Rochenarten – gegen den Widerstand von Fischerei-Nationen wie Japan und Peru. Die Aufnahme von etwa 90 Prozent der weltweit gehandelten Haie in das CITESAbkommen lässt hoffen, dass der Raubbau in den Meeren zumindest für diese faszinierende Tiergruppe ein Ende hat. Haie und Rochen sind Schlüsselarten mariner Ökosysteme und vielfach hoch gefährdet.

zahlen: Vier nigerianische Bauern und ihre Gemeinden muss der Ölkonzern Shell mit 15 Mio. Euro entschädigen. Leckgeschlagene ShellPipelines hatten ihr Land verseucht. Unterstützt vom BUND-Partner »Friends of the Earth Niederlande« verklagten die Betroffenen 2008 den Konzern am Hauptsitz in Den Haag. Nun endlich widerfuhr ihnen Gerechtigkeit. Allerdings haben die Öllecks zahllose weitere Dörfer im Nigerdelta ihrer Lebensgrundlage beraubt. Immerhin setze die Entschädigung einen neuen Maßstab, so Donald Pols von FoE Niederlande. Konzerne seien künftig besser zur Rechenschaft zu ziehen.

Mehr Unterstützung denn je: Trotz weiterhin erschwerter Bedingungen in der Corona-Pandemie ist es dem BUND auch 2022 gelungen zu wachsen, um über zwei Prozent. Damit geht die Zahl unserer Unterstützer*innen zügig auf die 700000 zu. Wir danken all jenen, die neu zu uns gefunden haben, sowie allen, die uns die Treue gehalten haben. Nie nämlich war der Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen dringlicher als heute. Helfen Sie uns, noch mehr Menschen für die Anliegen des BUND zu gewinnen: www.bund.net/ mitgliedwerden

Kein Schlick nach Scharhörn: Seit der jüngsten Elbvertiefung fallen im Hafen von Hamburg enorme Mengen Schlick an. Die Hansestadt wollte das mit Schadstoffen belastete Baggergut teilweise bei der Vogelschutzinsel Scharhörn abladen, am Rande des Nationalparks und Weltnaturerbes Wattenmeer. (Das BUNDmagazin berichtete.) Nach lauten Protesten sagte die Stadt nun zu, dafür vorerst einen weniger sensiblen Standort zu wählen. Der BUND begrüßte die Entscheidung, forderte angesichts der kollabierenden Tideelbe aber, das hausgemachte Problem rasch zu lösen. Die ständigen Baggerarbeiten in dem empfindlichen Ökosystem müssten auf ein Minimum verringert werden.

»Only bad news is good news« heißt es, vor allem schlechte Nachrichten erregen also unsere Aufmerksamkeit.
Doch positive Neuigkeiten aus dem Naturund Umweltschutz tun einfach gut. Einige aus jüngster Zeit haben wir wie immer für Sie ausgewählt.
EURO 15 Mio.
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+ 2%

GERETTETE LANDSCHAFT

1300 heimische Bäume und Büsche pflanzte der BUND Mitte November entlang der Lossa in Sachsen. Dank der Hilfe von mehr als 120 Freiwilligen entstand ein neuer Korridor für die Wildkatze und andere Waldbewohner. Als grüner Pfad wird er künftig zwei große Waldgebiete verbinden. Die Fläche wie auch die Geräte stellte der Landwirt Johannes von Carlowitz bereit, gefördert hat die Pflanzung der Freistaat Sachsen. Mehr dazu unter: www.bund-sachsen.de/wildkatze. Mit dem Projekt »Rettungsnetz Wildkatze« setzt sich der BUND seit vielen Jahren für den Schutz und die Ausbreitung der scheuen Art ein.

Fotos: Martin Jehnichen

RAPPENALPBACH ZERSTÖRT

Es ist einer der schlimmsten Naturskandale der vergangenen Jahre: Im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen wurde der Rappenalpbach durch Bauarbeiten zerstört. Der einstige Wildbach ist einem ausgebaggerten Kanal gewichen. Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln. Der Rappenalpbach war einer der wenigen noch verbliebenen Wildbäche Bayerns, der intakt und in ökologisch sehr gutem Zustand war – ein seltener und wertvoller Naturschatz. Früher floss er verzweigt in Schleifen durch das Rappenalptal, jetzt zwängt er sich durch einen

schmalen, kanalisierten Lauf, die Uferbereiche wurden rigoros eingeebnet. Damit wurde der Wildbach durch Baggerarbeiten auf rund 1,5 Kilometern zerstört. Auch unterhalb des Gebiets sind die Auswirkungen auf den Rappenalpbach drastisch. Aufgedeckt hat den Naturfrevel der BUND Naturschutz. Alfred Karle-Fendt von der BN-Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu erklärt: »Am dramatischsten ist die Zerstörung der Bachsohle. Gewässerkleinlebewesen wie seltene Insektenlaven sind vollständig verschwunden. Seltene Arten wie alpine Steinfliege, Kö-

cherfliege, Eintagsfliege, Idas-Bläuling, Rotflügelige Schnarrschrecke oder Flussuferläufer sind entweder direkt getötet oder deren Lebensraum vernichtet worden. Auch der Alpensalamander ist sicher bei den Baggerarbeiten getötet worden.«

Durch die Eingriffe sieht der BN verschiedene Gesetzesverstöße. Der Bachabschnitt ist Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet (FFH), europäisches Vogelschutzgebiet (SPA) und liegt im Naturschutzgebiet »Allgäuer Hochalpen«. Außerdem ist der Bachlauf nach § 30 Bundesnaturschutzgesetz zu 100 Prozent als Biotop geschützt. Der BN hofft, dass die Verantwortlichen strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen und für die Kosten des Rückbaus und des Ausgleichs haftbar gemacht werden.

Für den Rückbau fordert der BN eine gutachterliche Feststellung und Bewertung durch unabhängige Fachbüros, die Erstellung einer Rückbauplanung mit Orientierung am Vorzustand, eine durchgängige ökologische Baubegleitung durch ein unabhängiges Fachbüro und ein langjähriges Monitoring der Entwicklung der Gewässerdynamik und der Wiederbesiedelung des Baches, außerdem Ausgleichsmaßnahmen etwa durch die Erweiterung des Flussbettes auf bestehende Alpweiden.

Der Bio-Fachhandel erlebte 2022 den dramatischsten Umsatzeinbruch seiner Geschichte. Einige Bio-Fachmärkte hatten auf den Monat bezogen im ersten Halbjahr 2022 Umsatzeinbußen bis zu 40 Prozent.

UMSATZEINBRUCH IM BIO-FACHHANDEL

Wegen des Krieges in der Ukraine und der Inflation wird versucht zu sparen. Nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes liegt die Inflationsrate für 2022 bei 7,9 Prozent – ein dramatischer Anstieg. Lebensmittel sind mit durchschnittlich 9,5 Prozent Preissteigerung 2022 überdurchschnittlich teurer geworden. Bei einzelnen Produkten wie Butter lag die Steigerung bei bis zu 40 Prozent. Die als »teurer« abgespeicherten Bio-Lebensmittel haben 2022 hingegen eine weitaus geringere Preissteigerung erlebt. Hier sind die Preise bei Bio-Lebensmitteln im Durchschnitt um 5,2 Prozent gestiegen. So wurde Bio-Käse nur um 3,3 Pro-

zent teurer, Bio-Obst hat sich nur um 1,3 Prozent und Bio-Möhren sowie Bio-Paprika sind im Vergleich zum Vorjahr sogar günstiger geworden. Dennoch orientieren sich die Verbraucher*innen offenbar mehr am gefühlten Sparen als an den tatsächlichen Preisen, also werden die Bio-Lebensmittel jetzt dort gekauft. So verzeichnete Aldi 2022 eine Umsatzsteigerung von 14,5 Prozent bei Bio-Lebensmitteln.

Es lohnt sich, reale Preise zu vergleichen statt nach Gefühl einzukaufen. Der Bio-Fachhandel ist ein wichtiger Partner der ökologischen Landwirtschaft, der nicht zum Kollateralschaden der Inflation werden darf!

2010 –
Foto: rh
stock.adobe.com
8 Natur+Umwelt 1 | 23 › AKTUELLES › Meldungen aus Bayern
Foto: Udo Schmitz

DAS 49-EUROTICKET KOMMT

Der BUND Naturschutz begrüßt die Einigung auf ein 49-Euro-Ticket. Ergänzend muss die Verkehrsinfrastruktur in Bayern deutlich verbessert werden.

Der BN-Vorsitzende Richard Mergner betont in diesem Zusammenhang, dass Bayern bei der Co-Finanzierung keinen Rückzieher machen darf. »Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter hat in der Verkehrsministerkonferenz seine Zustimmung zu dem Ticket gegeben – eine richtige und wichtige Entscheidung. Wir erwarten, dass Bayern zu seinem Wort steht und die Umsetzung des Tickets jetzt auch nach Kräften unterstützt und es nicht zu Angebotseinschränkungen kommt.«

»Anstatt das Autoland Bayern zu preisen, sollte sich Ministerpräsident Markus Söder endlich zum öffentlichen Verkehr bekennen und diesen fördern«, betont Martin Geilhufe, Landesbeauftragter des BN. »Wir brauchen nicht noch mehr Straßen, sondern ein flächendeckendes Busund Bahnnetz mit engen Taktungen und ausreichenden Kapazitäten.«

Eine Online-Umfrage des BUND Naturschutz zum 9-Euro-Ticket mit rund 10 000 Teilnehmer*innen hat die Schwachstellen deutlich aufgezeigt: Anschlüsse und Takt sind insbesondere in Ostbayern sehr schlecht.

Gemeinsam mit Greenpeace, Fridays for Future und Christians for Future machte der BN vor dem Bayerischen Landtag deutlich: Das Klimaschutzgesetz ist vor allem heiße Luft.

KLIMASCHUTZGESETZ: UNZUREICHEND

Das bayerische Klimaschutzgesetz bleibt ein zahnloser Tiger. Das ist die traurige Bilanz der Sitzung des Umweltausschusses im Landtag, die im November stattgefunden hat.

Der BUND Naturschutz hat seine Kritik am Bayerischen Klimaschutzgesetz unterstrichen und zeigt sich enttäuscht, dass das Gesetz nicht an die Klimaschutzherausforderungen angepasst wurde. Durch die Beschlussempfehlung des Ausschusses wird das Gesetz in den nächsten Wochen aller Voraussicht nach verabschiedet.

Der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe sagte dazu: »Mit diesem windelweichen Gesetz schafft es Bayern nicht, der Klimakrise etwas Substantielles entgegenzusetzen. Wir sind wirklich schockiert,

dass die Bayerische Staatsregierung den Ernst der Lage offensichtlich immer noch nicht erkannt hat. Mit einem Gesetz welches auf Empfehlungen und Freiwilligkeit, statt verbindliche Maßnahmen und Kontrollmechanismen setzt, werden wir die Lebensgrundlagen der nachfolgenden Generationen nicht erhalten können.« Dabei werden auch in Bayern die Folgen der Klimakrise immer deutlicher.

Geilhufe betonte, dass das Klimaschutzgesetz bei einer Expert*innen-Anhörung Anfang November im Landtag heftige Kritik einstecken musste. »Nachgebessert wurde trotzdem nicht. Da drängt sich die Frage auf, ob es der Staatsregierung mit dem Klimaschutz ernst ist.«

RADENTSCHEID NIMMT ERSTE HÜRDE

Von Mitte Juni bis Ende Oktober 2022 hat das Bündnis

Radentscheid Bayern in allen bayerischen Gemeinden

Unterschriften für die Zulassung eines Volksbegehrens gesammelt. Dieses fordert ein Gesetz, das den Rahmen für eine echte Radverkehrsförderung im Freistaat schafft.

Mit über 100 000 Unterschriften kamen in nur vier Monaten vier Mal mehr Unterschriften zusammen als erforderlich. In

über 100 Städten und Gemeinden übergaben im November Radentscheid-Aktive ihrer Verwaltung Unterschriftenbögen. Im Anschluss an die Prüfung durch die Kommunen gehen die Unterschriften an das bayerische Innenministerium, das über die Zulassung und die 14-tägige Eintragungsfrist entscheiden wird.

Voraussichtlich im Frühjahr oder Sommer dieses Jahres sind die Menschen in Bayern dann aufgerufen, sich in ihrem Rathaus für den Radentscheid einzutra-

gen. Der BN-Landesbeauftragte Mar tin Geilhufe erklärt: »Das Rad ist neben dem ÖPNV der wichtigste Baustein für eine natur- und umweltverträgliche Mobilität. Um den Autoverkehr zu reduzieren und Anreize zu schaffen, aufs Rad umzusteigen, ist der Ausbau der Radinfrastruktur deshalb von zentraler Bedeutung!«

radentscheid-bayern.de

Foto: BN
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GERICHTSURTEIL ZUM KRAMERTUNNEL

SPÄTER SIEG FÜR DIE NATUR

Was passiert, wenn durch die Bautätigkeit von Behörden ein Umweltschaden entsteht?

Ein Gericht legte jetzt erstmal fest: Der Schaden muss saniert werden!

Landesgeschäftsführer des BUND Naturschutz

Mit einem Urteil vom November 2022 verpflichtet der Bayerische Verwaltungsgerichtshof den Freistaat Bayern, ein Sanierungskonzept für die massiven Umweltschäden, die durch den Bau des Kramertunnels bei GarmischPartenkirchen entstanden sind, zu erarbeiten. Im Zuge der Baumaßnahme sind im Naturschutzgebiet zahlreiche Quellen versiegt, Quellmoore trockengefallen und der Grundwasserspiegel abgesackt. Der BUND Naturschutz hatte den Freistaat Bayern wegen der entstandenen Schäden verklagt. Bereits seit den 2000er-Jahren kämpft der BN unter der Leitung von Andreas Keller  gegen den vierspurigen Tunnelbau der B 23 bei Garmisch-Partenkirchen durch die Bergflanke des Kramers. Aufgrund der instabilen geologischen Verhältnisse an diesem

Bergmassiv befürchtete die BN-Ortsgruppe, dass durch den Tunnelbau das Wasser aus dem Berg geleitet würde und tiefer gelegene Hangquellen-Moore, die unter dem Schutz der FFH-Richtlinie stehen, austrocknen werden.

MOORE ZERSTÖRT

Diese fachliche Einschätzung wurde im Gerichtsverfahren gegen den Tunnelbau ignoriert. Der BN verlor das Verfahren in zwei Instanzen. Es kam, wie es kommen musste: Der Tunnel wurde gebaut, und die wertvollen Hangquellen-Moore liefen trocken und sind erst einmal zerstört. Daraufhin stellte der BN einen Antrag auf Durchführung eines Umweltschadensverfahrens. Ziel war es, dass der Tunnel, der für den Verkehr noch nicht freigegeben ist, abgedichtet wird, so wie es im Planungsverfahren versprochen, aber aus Kostengründen nicht eingehalten wurde.  Die Behörde lehnte ein Umweltschadensverfahren mit Hinweis auf die vorliegende Genehmigung ab, so dass der BUND Naturschutz erneut vor Gericht zie-

hen musste. Er bekam nun in der zweiten Instanz vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof recht: Der Freistaat muss geeignete Maßnahmen festsetzen, um den Umweltschaden zu sanieren. Der BN hofft, dass jetzt in diesem Verfahren angeordnet wird, den Tunnel abzudichten.

WEGWEISENDES URTEIL

Dieses Urteil ist ein großer Teilerfolg für den BUND Naturschutz. Die bayerischen Behörden und Gerichte haben bisher stets bestritten, dass ein justiziabler Umweltschaden überhaupt durch »berufliche Tätigkeit der Straßenbaubehörden« entstehen kann. Inzwischen hat der Europäische Gerichtshof aber klargestellt, dass auch staatliche Behörden im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit belangt werden können. Daher wurde nun das Verfahren am Bayerischen Verwaltungsgerichtshof wieder aufgenommen. Insofern ist dieses Urteil wegweisend, weil es staatliche Behörden auch bei genehmigten Baumaßnahmen im Falle eines Umweltschadens zu einem Umweltschadensverfahren verpflichten kann. Das Gericht ließ keine Revision zu. Der Freistaat Bayern hat aber eine Nichtzulassungsbeschwerde beim Bundesverwaltungsgericht erhoben, so dass diese unendliche Geschichte in eine weitere Runde geht - hoffentlich mit gutem Ende!

Bauarbeiten ohne Rücksicht auf die Natur: Hier am Kramertunnel muss nun ein Sanierungskonzept für entstandene Schäden erarbeitet werden. Foto: Axel Doering
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Der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt mit seinen Stellvertreterinnen Myriam Rapior (links) und Verena Graichen (rechts). KOMMENTAR

WAS WIR BEWEGEN WOLLEN

In Berlin regiert die Ampel in schwerem Fahrwasser. Mehr denn je ist der BUND als kritische Stimme gefragt. Als neu gewählte

Vorsitzende nehmen wir diese Herausforderung gerne an.

Bei der Vorstandswahl im November haben uns die Bundesdelegierten einen großen Vertrauensvorschuss gewährt. Gemeinsam waren wir uns damals einig: Viele Regierungsentscheidungen nehmen die heftigen Krisen dieser Zeit zu wenig als Ganzes in den Blick. Dabei erlauben die Klimakapriolen und die schwindende natürliche Vielfalt keinen Verzug mehr. Auch ein drohender Energiemangel darf kein Vorwand sein, sich vor dem nötigen Umbau unserer Gesellschaft zu drücken. Doch eben das passiert in Berlin noch zu oft, auch unter Rot-Grün-Gelb.

Statt Deutschlands Energieversorgung gegen den Schutz unserer Lebensgrundlagen auszuspielen, fordern wir rasche politische Korrekturen. So wollen wir dafür kämpfen, die neu anlaufenden Kohlekraftwerke mit Rücksicht auf die nationalen Klimaziele schnell wieder vom Netz zu nehmen. Die fossile Renaissance in Form von Flüssiggas-Terminals und Lieferverträgen für Frackinggas muss deutlich vor 2040 beendet werden, auch durch mehr Schub für den grünen Wasserstoff.

Eine ganz zentrale Bedeutung für den Klimaschutz hat die Verkehrspolitik. Es scheint gerade so, als wolle der zuständige FDPMinister Wissing sein Profil durch den Ausbau überflüssiger Autobahnen schärfen, statt den Wandel zu einer klimagerechten Mobilität voranzutreiben. Seinen Fokus auf den Individualverkehr werden wir ihm auf keinen Fall durchgehen lassen. Wir möchten klimafreundliche Mobilitätskonzepte voranbringen.

Eine Wende bei Landwirtschaft und Ernährung ist uns ein weiteres großes Anliegen. Denn eine fortschrittlichere Agrarpolitik hätte enormen Einfluss auf Natur, Klima und unsere Gesundheit. Ein zentrales Ziel des BUND bleibt es hier, den Fleischkonsum und die Zahl der Nutztiere deutlich zu senken. Wir wollen ein Ende der alltäglichen Tierquälerei und die weitere Industrialisierung der Landwirtschaft stoppen. Dazu gehört, den Einsatz von Pestiziden stark zu verringern und speziell das Totalherbizid Glyphosat zu verbieten. Und wir wollen verhindern, dass uns die EU-Kommission gentechnisch veränderte Lebensmittel aufzwingt, indem sie deren Zulassung erleichtert.

Als Vorstandsteam sind wir bewusst mit drei Generationen angetreten. Wir möchten Menschen jedes Alters und jeder Herkunft für den BUND begeistern und den Weg für neues Engagement ebnen. Es ist wichtig, dass Menschen die vielfältigen Angebote unseres basisdemokratischen Verbandes erleben und gestalten können. Das macht uns wirksamer auf allen Ebenen, in der Vielfalt liegt unsere Stärke. Auch möchten wir unsere internationalen Partner unterstützen. Denn Umweltschutz kann weltweit nur mit vitalen Zivilgesellschaften gelingen, und wenn wir Umweltverbände zusammenhalten.

Olaf Bandt, Verena Graichen und Myriam Rapior

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Foto: Annika Holthaus

zusammen VERÄNDERN

Foto: Jörg Farys

Das Jahr begann mit zwei Großdemonstrationen. Am 14. Januar protestierten Zehntausende bei Lützerath dagegen, dass RWE mit dem Segen der Bundes- und Landespolitik noch Millionen Tonnen Braunkohle fördern darf (unser Titelbild). Eine Woche später hieß es in Berlin einmal mehr: Wir haben es satt! Ob für den Klimaschutz oder eine bäuerliche und ökologische Landwirtschaft – für unsere Anliegen zusammen und zahlreich auf die Straße zu gehen, zählt zu den sichtbaren Höhepunkten vieler BUND-Aktiver.

Weit weniger auffällig, doch oft sehr beharrlich setzen sich zahllose unserer Mitglieder für Umwelt, Natur und Nachhaltigkeit ein. Auf den nächsten Seiten stellen wir Ihnen Menschen vor, die sich auf ganz unterschiedliche Weise im BUND engagieren. Sie alle zeigen, dass wir nicht machtlos sind in einer Zeit der Krisen. Vielleicht öffnet sich damit auch für Sie ein Weg, aktiv zu werden. Lassen Sie sich anregen. Lassen Sie uns die Welt zusammen verändern!

VIELFÄLTIG AKTIV

Im BUND ist eine tatkräftige Zivilgesellschaft am Werk. Er bildet einen Ort, wo wir uns begegnen und austauschen und zusammen etwas bewegen können. Wer im BUND aktiv ist, bringt im Großen wie im Kleinen den Schutz der Umwelt und Natur voran. Sei es durch eine gewonnene Klage für den Klimaschutz vor dem Bundesverfassungsgericht oder durch eine Energieberatung vor Ort.

EINEN UNTERSCHIED MACHEN

Wir leben in einer Zeitenwende, nicht nur politisch. Können wir da weitermachen wie bisher? Sprich: Aufklären, Stellungnahmen schreiben, Demos organisieren? Oder Hecken pflanzen, Wiesen mähen, Nistkästen bauen? Wir meinen:

Engagement heißt Stellung zu beziehen und die eigene Stimme zu erheben. Dafür bietet der BUND einige Möglichkeiten. Sei es mit der Unterschrift unter eine Petition, einem Kommentar auf Instagram oder beim Klimastreik auf der Straße.

In jedem Fall verändert es die Welt. Eine Spende, die Pflege einer Streuobstwiese oder das Einsammeln von Plastikmüll machen einen Unterschied!

Der Einsatz im BUND verändert auch uns selbst und kann uns ermutigen. Wir schauen nicht tatenlos zu, sondern gehen Herausforderungen gemeinsam an. So können wir Ungewissheiten besser bewältigen. Ob mit fachlichen Denkanstößen oder neuen Aktionsformen – jeder Impuls, den Engagierte in unseren Verband tragen, bereichert den BUND und stellt uns besser auf für die großen Aufgaben, die vor uns liegen.

WIR LADEN SIE EIN

Zusammen erreichen wir unsere Ziele. Jung und Alt, aus der Wissenschaft und Praxis, in einem Streich oder mit langem Atem, in neuen Bündnissen. Nicht alles können wir besser machen. Doch können wir vieles versuchen.

Und gelingt uns etwas nicht gleich, verfolgen wir doch gemeinsam ein Anliegen, mit Blick auf die akuten Herausforderungen dieser Zeit, den Schutz des Klimas und der natürlichen Vielfalt.

Als Mitmachverband misst der BUND dem Ehrenamt auf allen Ebenen eine herausragende Bedeutung bei, sei es dauerhaft oder zeitlich begrenzt. Die Stärke des BUND beruht darauf, dass sich derart viele Menschen beteiligen. So entwickeln wir uns weiter und laden Sie ein, mit uns

Mehr denn je brauchen Natur- und Klimaschutz eine starke Interessensvertretung. Diese bietet der BUND seit jeher, dank der Unterstützung und dem Engagement seiner Mitglieder.
OLAF BANDT ist der Vorsitzende des BUND. MARTINA LÖW leitet die Abteilung Freiwilligenmanagement.
ZUSAMMEN VERÄNDERN Foto: Anke Hofmeister 14 Natur+Umwelt 1 | 23 › TITELTHEMA
Nicht nur beim Strandputz auf Juist: In der Gemeinschaft mit anderen ziehen Sie im BUND an einem Strang.

nicht so deR grEMIENmensch

Naturschutz ist wichtig. Auch und gerade im Landkreis mit der zweithöchsten Bevölkerungsdichte Deutschlands. Und zumal, wenn ein besonders bedrohtes Tier in der Nachbarschaft lebt.

Aufgewachsen ist Nicola Böye auf einem Obsthof bei Cuxhaven. Als Kind darf sie viel draußen spielen, Fische und Frösche fangen, Insekten beobachten.

Zum Studium in Berlin tritt sie dem BUND bei, vorerst als »stilles Mitglied«, wie sie sagt. Als sie später nach Flörsheim bei Frankfurt zieht, freut sie sich, dass dort eine BUND-Gruppe existiert. Sie steigt dann gleich mit ein – und ist seitdem vielseitig aktiv.

Rund 40 Jahre existiert der Ortsverband schon. Damit es nicht an Nachwuchs fehlt, engagiert sich Nicola Böye seit 2013 für die Kindergruppe BUND-Spechte. »Meine Mitstreiterin und ich legen großen Wert darauf, in der Natur zu sein und spielerisch Wissen und Neugier zu vermitteln«, so die Umweltpädagogin. Wichtig sei ihr, dass die Kinder einen Sinn entwickeln für die Schönheit all der kleinen und großen Naturschauspiele.

AUF SPURENSUCHE

Einen regelmäßigen Anlaufpunkt bilden die drei von der Ortsgruppe betreuten Streuobstwiesen. Bei der winterlichen Säuberung von Meisenkästen stößt auch

sie immer wieder auf ruhende Gartenschläfer. Die Spurensuche nach der Schlafmaus (siehe Seite 26/27) kommt da wie gerufen.

Als der BUND Hessen nach einer Probefläche fahndet, ist Nicola Böye rasch dabei. Mit anderen Aktiven aus Flörsheim übernimmt sie die Kontrolle von 25 speziellen Nistkästen. Einmal im Monat gilt es nun genau hinzusehen: Sind Gartenschläfer im Kasten? Finden sich Kotproben, die Aufschluss über die Nahrung der Tiere geben, und somit ihre Lebensweise?

DRAUSSEN AKTIV

Da sie hauptberuflich beim Landschaftspflegeverband angestellt ist, kann sie die Erkenntnisse aus dem »Citizen Science«Projekt direkt umsetzen. Zum Beispiel Hecken pflanzen lassen, weil die für die gefährdete Schlafmaus besonders wertvoll sind.

Beim Pflegeverband arbeitet Nicola Böye nur halbtags. So bleibt ihr genug Zeit, um als freiberufliche Referentin im Naturschutzhaus des Main-Taunus-Kreises für das »Schuljahr der Nachhaltigkeit« tätig zu sein. Oder, wie im Mai wieder, einen

Workshop zum Bau von Nistkästen für den Gartenschläfer zu betreuen.

Was wiederum an ihr Ehrenamt beim BUND Flörsheim anknüpft. Die Fülle der Möglichkeiten, im Grünen aktiv zu werden, kommt ihr entgegen. »Ich bin nicht so der Gremienmensch.«

Lieber läuft sie in einer Kleingartenkolonie von Tor zu Tor, fragt, wer dem Säuger schon begegnet ist, und informiert über seine Schutzwürdigkeit. Oder sammelt eben winzige schwarze Kotköttel, wenn das der Erforschung des Gartenschläfers und seinem Überleben bei uns dient. sz

Aktiv werden

Einfach einsteigen in die Citizen Science können Sie, indem Sie Beobachtungen melden: zum Beispiel Gartenschläfer und andere Bilche unter www.gartenschlaefer.de; bayerische Eichhörnchen unter www.bund-naturschutz.de/ eichhoernchen-melden; Tiere, Pflanzen und Pilze in Rheinland-Pfalz unter artenfinder.rlp.de; oder bundesweit Vögel auf www.ornitho.de.

»Ich will die Schönheit und Vielfalt der Natur vermitteln«
Natur+Umwelt 1 | 23 › TITELTHEMA 15
Foto: Rolf K. Wegst

gut VERNETZt

SOLARPIONIER

Von Anfang an war Bruno Sing daher von der Sonnenenergie begeistert. Da nicht jede*r auf dem eigenen Dach Solarstrom gewinnen kann, trieb er mit seinem BUNDTeam die Gründung von Bürger-Solarkraftwerken voran. Und er brachte einen Freiflächen-Solarpark mit einer Leistung von vier Megawatt auf den Weg. Dank ihm wandeln heute mehr als 80 regionale Anlagen Sonnenstrahlen in Energie um.

Was ein autofreier Sonntag ist, weiß man. In Aulendorf, Kreis Ravensburg, gibt es sogar einen »nachhaltigen Sonntag«. Bruno Sing hat ihn mitinitiiert. Der Ortsvorsitzende des BUND zählt zu den Vorreitern in Sachen Umweltbildung und Energieberatung und ist ein gefragter Referent.

Als Lokalpolitiker und einstiger 2. Bürgermeister weiß er, wie man auf Menschen zugeht und sie dafür gewinnt, einem zuzuhören. Überhaupt vernetzt er sich mit viel Elan, um gemeinsam mit anderen etwas zu bewegen. So rief die Stadt Aulendorf 2022 mit der BUND-Gruppe und anderen Akteuren ihren ersten Nachhaltigkeitstag aus. An diesem Sonntag verwandelte sich Aulendorfs Innenstadt in ein großes grünes Infozentrum: Wie können wir das Klima schützen? Und wie die siebzehn Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen praktisch umsetzen?

Mittendrin: Bruno Sing. Hat er doch den »Sozialladen Aulendorf« mitbegründet und die Steuerungsgruppe »Fairtrade-Stadt«. Denn Ökologie, Ökonomie und Soziales müssen sich nicht ausschließen. Außerdem, wer könnte besser über Nachhaltigkeit referieren als er?

VORBILDLICH UMWELTFREUNDLICH

Der 62-Jährige weiß, wovon er spricht. 1998 wurde seine Familie als umweltfreundlichster Haushalt Baden-Württembergs ausgezeichnet, bundesweit kam sie auf Platz 3. Obwohl die drei Töchter damals noch klein waren, verbrauchte die Familie im Jahr nur rund 1500 Kilowattstunden Strom und 39 000 Liter Wasser. Wie er das geschafft hat, interessiert die Menschen. Bruno Sing erklärt es gerne. Jeder, den er dafür gewinnen kann, hilft Ressourcen zu sparen.

So wäscht die Waschmaschine im Hause Sing zum Beispiel mit Regenwasser. »Nachhaltig leben bedeutet nicht, sich vom Fortschritt abzukoppeln«, erläutert er im Gespräch immer wieder. Im Gegenteil, Technik kann einen dabei unterstützen, umweltbewusst zu leben. Deshalb berät er öffentliche Einrichtungen wie Kliniken oder Schulen, wie sie innovativ Kosten senken und zugleich das Klima schonen können.

Mehr geht kaum, könnte man meinen. Doch, doch, würde er sagen. Denn wenn man ihn nach seinen Hobbys fragt, antwortet er: »Nach Möglichkeiten suchen, um noch klimafreundlicher zu leben.«

Natürlich müsse man jeden Tag Kompromisse finden, zwischen den eigenen Bedürfnissen und denen der Umwelt. Aber Bruno Sing fand da bisher immer eine Lösung, ohne sich selbst zu kasteien. »Nachhaltigkeit muss schließlich auch Spaß machen.« cro

Aktiv werden

Überlegen auch Sie in Ihrem Umfeld aktiv zu werden? Dann finden Sie doch in einem ersten Schritt heraus, ob in Ihrer Nähe eine BUND-Gruppe existiert:

SING
Er lebt vor, dass man nachhaltig und zugleich komfortabel leben kann. Wie er das schafft, daraus macht Bruno Sing kein Geheimnis. Im Gegenteil.
BRUNO
Foto: Bernd Jaufmann
»Nachhaltigkeit muss schließlich Spaß machen«
16 Natur+Umwelt 1 | 23 › TITELTHEMA

Sie will einfach mal wissen, wie es ist, für eine Nichtregierungsorganisation tätig zu sein. Erst arbeitet sie als Bundesfreiwillige für ProVeg (also pflanzliche Ernährung). Dann vermittelt die BUNDZentralstelle sie zur »workstation ideenwerkstatt berlin e.v.« und ihrem Projekt »BodenschätzeN«. Sarah Kraus möchte enger mit der Natur verbunden sein, weg von der reinen Kopfarbeit kommen, mehr mit den Händen tun. Beim SchnupperWorkshop impft sie Stroh mit Austernpilzen und merkt: Hier ist sie richtig. Ein permanenter Strom von Autos ergießt sich durch die Neuköllner Hermann- und Karl-Marx-Straße. Wer dem Lärm entgehen will, kann sich auf den Alten St. JacobiFriedhof zurückziehen, der zwischen den Straßen liegt. Er birgt eine Oase für gemeinschaftliches Gärtnern, den Prinzessinnengarten. Von April bis Oktober bietet das Team von BodenschätzeN hier wöchentliche Kompostiertage an. Jede und jeder kann sein Biogut mitbringen, die

Prozesse der Kompostierung verfolgen und sich mit Methoden wie Wurmkisten und Bokashi für den Balkon vertraut machen. Zu denen, die dann freundlich mit Rat und Tat bereitstehen, wird in dieser Saison Sarah Kraus zählen.

Dabei experimentiert Sarah Kraus auch mit Pilzen. »Wir haben einen riesigen Haufen Straßenlaub hier, durchzogen von Plastikmüll. Mal gucken, ob wir den nicht mithilfe von Austernpilzen kleinkriegen. Angeblich können die ja auch Kunststoffe zersetzen.«

IN GEMEINSCHAFT

Neben ihrer praktischen Tätigkeit im Grünen schätzt sie das Miteinander an ihrem Einsatzort: »Man trifft auf Leute anderer Initiativen, erschließt sich gemeinschaftliche Räume, unterstützt sich gegenseitig.« Und sie genießt ihren Freiraum, um Dinge auszuprobieren, dazuzulernen oder eigene Projekte zu starten.

Ohne Büroarbeit läuft auch hier nichts, gerade im Winter. Da stellt sie Leitfäden zu verschiedenen Arten des Kompostierens online, oder Antworten auf die Frage, was alles in eine Wurmkiste gehört.

BODENBEWUSST

Worum geht es ihr bei dem Freiwilligendienst? »Mit meinen Kolleginnen will ich dem Lebensraum Boden in der Stadt zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen. Warum ist ein gesunder, gut durchwurzelter Boden so wichtig? Und was benötigt er?«

Gleich nach dem Meer sei der Boden der zweitwichtigste Speicher von Kohlenstoff. Dennoch würde er so oft vernachlässigt. Um dies bewusster zu machen, bietet BodenschätzeN regelmäßige Mitmach-Aktionen an, mit etwas Theorie und viel Praxis.

Demnächst geht es draußen wieder los. Die 27-Jährige freut sich schon auf das Frühlingserwachen. In der hektischen Stadt die eher schleichenden Prozesse der Natur zu verfolgen, empfindet sie als angenehm entschleunigend.

Aktiv werden

Mehr zum Projekt BodenschätzeN unter workstation-berlin.org/bodenschaetzen; Interessieren Sie sich für einen Bundesfreiwilligendienst im Bereich Umwelt- und Naturschutz? Dann kontaktieren Sie die BUND-Zentralstelle: www.bund.net/bfd

sz
»Ich wollte mal was mit den Händen schaffen«
Foto: Jörg Farys
Nach einem Studium der Informatik war ihr nach Abwechslung. Den Wunsch, im Grünen zu arbeiten, hat sich Sarah Kraus mit einem Bundesfreiwilligendienst erfüllt.
Natur+Umwelt 1 | 23 › TITELTHEMA 17
GERN DRAU ß EN

DIE WICHTIGSTE AUFGABE

Schon zwei Jahre nach seiner Ankunft in Deutschland engagierte er sich in der BUNDjugend. Und hat seitdem ungewöhnlich viel bewegt. Bis vor Kurzem auch im Bundesvorstand des Jugendverbands.

Es ist kurz vor Jahresende. Vor den Fenstern der WG in Münster glitzert der Frost, irgendwo blinkt eine Lichterkette. Über die dampfende Teetasse hinweg erzählt Kawa Eibesh, was er bei der BUNDjugend alles gemacht hat. Wer ihm zuhört, kommt nicht umhin, beeindruckt zu sein. Politisches Engagement nimmt den größten Teil seines Lebens ein – und damit ist er sehr erfolgreich. Derart viel Einfluss wie der 25-jährige Student der Philosophie und Politikwissenschaften üben nur wenige Gleichaltrige aus.

GEFRAGT

Allein während seiner Zeit im Bundesvorstand diskutiert Kawa mit Angela Merkel, Frank Walter Steinmeier und etlichen Abgeordneten. Er ist Sachverständiger der Kinderkommission des Bundestags und gestaltet parlamentarische Abende. Er gründet den Arbeitskreis »Global Health & Migration« und treibt den Prozess »Diskriminierungssensible BUND- jugend« voran. In den Medien ist er immer wieder zu dem Thema Umweltrassismus gefragt.

Spricht er über seine Fokusthemen, wird er ernst. Seine Worte sind gewählt und klar. Schnell wird deutlich, dass er sich eingehend mit den Folgen der Klimakrise beschäftigt hat. »Es ist wichtig, dass wir die Demokratie verteidigen und globale Gerechtigkeit schaffen, indem wir Länder und Gesellschaften unterstützen, die jetzt schon stark von der Krise betroffen sind.«

KRITISCH

Kawa gelangt 2015 aus dem syrischkurdischen Afrin nach Deutschland. Zwei Jahre später stößt er auf ein Schulungsangebot der BUNDjugend NRW. Einen so kritischen Blick auf die Zusammenhänge von Klimakatastrophe und Flucht habe er anderswo kaum gefunden, schon gar nicht auf der Jugendebene. 2019 wird er

in den Landesvorstand der BUNDjugend gewählt, 2020 in den Bundesvorstand.

Sein Engagement auf eine strukturelle Ebene zu heben, ist für ihn der notwendige nächste Schritt. Im Gespräch wird immer wieder sein Wunsch deutlich, den Verband und die Gesellschaft mit Vielfalt zu konfrontieren. Offener und inklusiver zu werden, sei für alle Seiten wichtig. »Wir bekommen es wohl mit einer großen Migrationsbewegung zu tun. Konzepte dafür gibt es noch keine, auch für den Klimaschutz passiert zu wenig.«

ANSTECKEND

Kawa streicht sich über das Gesicht. Das Jahr war ereignisreich. Auf die Frage, wie er seine Batterien auftankt, lächelt er. Die BUNDjugend biete eine politische Heimat und den Raum, wirklich was zu verändern. Und man könne hier viel Spaß haben und sich Motivation und Inspiration in der Gruppe holen.

Seine Haltung zum Ehrenamt wirkt ansteckend. »Aktiv sein für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit, das ist die wichtigste politische Aufgabe unserer Zeit.«

Aktiv werden

Willst auch du dich bei der BUNDjugend für eine bessere Welt einsetzen? www.jbn.de/mitmachen

»Wir müssen die Demokratie verteidigen«
Foto: Henri Mengler
KAWA EIBESH
18 Natur+Umwelt 1 | 23 › TITELTHEMA

RUNTER VOM GAS RUNTER VOM GAS

Gernot Hartwig will die Erde für die bewahren, die nach ihm kommen. Er wünscht sich ordentlich Druck, um den CO2-Ausstoß zu senken, und weniger Druck aufs Gaspedal.

Unser Verkehr stößt einfach zu viel CO2 aus«, meint Gernot Hartwig, »das kann so nicht weitergehen.« Er will seinen vier Enkelkindern keinen kaputten Planeten hinterlassen. »Auch kommende Generationen haben das Recht zu leben«, sagt er mit fester Stimme. Der Verkehrssektor müsse endlich runter vom Gas. Und das meint der 76-Jährige wörtlich.

DEN ENKELN ZULIEBE

Warum sich gerade unser Land so schwer mit einem Tempolimit auf Autobahnen tut, kann Gernot Hartwig nicht nachvollziehen. »Es ist doch kein Verzicht, sondern eine Bereicherung, langsamer fahren zu können.« Deshalb rollt er auch über Landstraßen entspannt mit 80 dahin. »Ich spare dabei nicht nur Energie und Geld, sondern komme auch viel gelöster ans Ziel.« Doch diese Erkenntnis scheint noch nicht überall angekommen zu sein.

Dass es auf dem Land selten ganz ohne Auto geht, weiß er selbst. Auch er wohnt in einer Gegend, wo das Bus- und Bahnangebot besser sein könnte. Rund 6000 Menschen zählt sein Heimatort Buttenwiesen im Landkreis Dillingen, am Rande des Donaurieds. Wer eine so lebenswerte Gegend um sich weiß, will sie erst recht für die Nachwelt erhalten.

BESSERE ALTERNATIVE

Deshalb engagiert sich Gernot Hartwig seit über vier Jahrzehnten beim BUND Naturschutz. Dem Sprecher des Landesarbeitskreises Verkehr macht beim Thema Mobilität so schnell keine*r was vor.

Dabei kommt der pensionierte Lehrer eigentlich aus einem anderen Fach. 14 Jahre lang hat er den Arbeitskreis Abfall geleitet. Als in seiner Heimat eine Umgehungsstraße geplant wird, die viel Natur zu zerstören droht, setzt er sich zur Wehr. Mit Erfolg.

Lang ist die Liste der Straßen, die seitdem – auch dank seinem Einsatz – nicht oder zumindest schmaler gebaut wurden. »Über 20 Vorhaben sind es bestimmt, an denen unser Arbeitskreis beteiligt war. Uns geht es immer um konstruktive Vorschläge, um die bessere Alternative. Nicht bloß darum, etwas zu verhindern.«

WENIGER SCHWÄTZEN

Hartwig wirbt für ein neues Mobilitätskonzept. »Nicht nur wir Bürger, auch der Staat muss umdenken«, betont er. Doch die Politik kümmere sich weiter vor allem um die Autofahrer. »Dabei brauchen wir nicht noch mehr Straßen, die unsere

Natur zerstören, nur um ein paar Minuten schneller von A nach B zu kommen.«

Die Politik solle lieber für attraktive öffentliche Verkehrsmittel sorgen und ein besseres Radwegenetz. Neue Planungsgrundsätze müssten her, um den Verkehr zu entschleunigen, den Lärmschutz zu verbessern, die Schiene auszubauen.

Der bayerischen Verkehrspolitik stellt er kein gutes Zeugnis aus: »Bei der Mobilität ist sie noch auf dem falschen Dampfer. Sie muss uns helfen, unseren Lebensstil zu ändern. Da genügt es nicht zu schwätzen oder Bäume zu umarmen. Die Ausrede, es fehle für ein Tempolimit an Verkehrsschildern, war erbärmlich.«

Wirklich, so könne es nicht weitergehen. Sein ehrenamtliches Engagement mit der Zeit aufzugeben, daran denkt Gernot Hartwig noch lange nicht.

Aktiv werden

Beteiligen auch Sie sich an der BUNDFacharbeit: www.bund.net/arbeitskreise. Über regionale AKs informieren unsere Landesverbände auf ihren Seiten.

cro
GERNOT HARTWIG
»Der Staat muss umdenken«
Natur+Umwelt 1 | 23 › TITELTHEMA 19
Foto: Bernd Jaufmann

ISABELLA WALDORF

AUSPROBIEREN

Wie sie damals vom Vorläufer der Dialoglabore, der digitalen Schreibwerkstatt, erfahren hat, weiß sie gar nicht mehr. Jedenfalls fand Isabella Waldorf es schon im Herbst 2020 »total spannend und inspirierend«, sich mit ganz unterschiedlichen Menschen neuen Formen der Demokratie zu widmen. Wieso lädt der BUND dazu ein, frei über Zukunftsthemen zu diskutieren? Und wieso beschäftigt er sich mit Demokratie? »Vielleicht ist das nicht offensichtlich, aber Demokratie und Umwelt haben viel miteinander zu tun«, so die heute 24-Jährige. »Nur mit demokratischer Teilhabe können wir klären, wie wir künftig zusammenleben wollen.«

THEORIE UND PRAXIS

Die Schreibwerkstatt erlebt Isabella Waldorf als »eher theoretisch«, da ging der Blick aufs große Ganze und die Krisen unserer Zeit. Das anschließende Dialoglabor soll den Schritt in die Praxis schaffen. »Was können wir den Menschen anbieten, im Verband und außerhalb?« Eine Antwort ist der neue Werkzeugkasten, der Ortsgruppen bei der Arbeit mit oder in einem Bürger*innenrat unterstützt.

Im Dialoglabor kommen verschiedenste Perspektiven zusammen, ob von Aktiven

aus dem BUND oder von LobbyControl und Mehr Demokratie e.V. Und der Austausch verläuft über die Generationen hinweg. Eine bereichernde Erfahrung für alle.

Auch das Laborhafte sagt Isabella Waldorf zu, der Freiraum, einfach etwas zu probieren und sich ergebnisoffen in ein Thema zu vertiefen. Weil der Austausch digital passiert, kann die Oberbayerin selbst während eines mehrmonatigen Aufenthalts in Kanada dabeibleiben.

WER PROFITIERT?

Derzeit schreibt Isabella Waldorf an ihrer Masterarbeit. Nicht von ungefähr hat sie sich ein umweltpolitisches Thema ausgesucht, das auch im BUND diskutiert wird: das 9-Euro-Ticket. »Meine Perspektive ist die der Mobilitätsgerechtigkeit. Ich schaue mir an, ob von diesem Ticket auch marginalisierte Gruppen profitiert haben.«

Soziale Aspekte liegen der Münchnerin ebenfalls am Herzen. Während der ärgsten Corona-Zeit hat sie sich ehrenamtlich für die Tafeln engagiert. Dort fehlten plötzlich etliche ältere Freiwillige, um Lebensmittel an Bedürftige zu verteilen. Über eine digitale Plattform half sie junge Leute als Ersatz zu finden.

VIELE PERSPEKTIVEN

Was könnte andere dazu ermuntern, auf gleiche Weise im BUND aktiv zu werden? Zwei Gründe hebt die Studentin hervor: »Eine gute Voraussetzung war, dass die Mitarbeit digital funktioniert hat.« Gerade Menschen, die häufiger den Wohnort wechseln oder die mit kleinen Kindern nicht so flexibel sind, käme das entgegen. Erleichtert habe ihr den Einstieg auch, dass sie nicht auf langjährige Strukturen gestoßen sei. »Mir hat gefallen, dass ich mich in neuen Formaten ausprobieren und gleich Ideen einbringen konnte. Und dass ich über die Schnittstelle Natur- und Umweltschutz so verschiedene Aspekte und Lebensrealitäten erfahre.«

Wie es nach dem Studium weitergeht?

Ihr Plan ist, weiter im Themenbereich der Nachhaltigkeit zu arbeiten. Erst einmal will sie aber ein, zwei Monate per Interrail durch Europa reisen.

Aktiv werden

Falls auch Sie sich in einem Dialoglabor des BUND engagieren wollen, wenden Sie sich an: lia.polotzek@bund.net

sz
Isabella Waldorf studiert Politikwissenschaften und engagiert sich in einem Dialoglabor des BUND für die Demokratie.
»Wie wollen wir zusammenleben?«
Foto: Felix Hälbich
20 Natur+Umwelt 1 | 23 › TITELTHEMA

Rund 22 Jahre lang war der gebürtige Nordrhein-Westfale Stadtrat in seiner badischen Wahlheimat Leimen. Damals entsteht der Kontakt zu gleich gesinnten BUND-Aktiven. Sie kann er bei Naturschutzfragen immer um Rat bitten. Der Hard- und Software-Entwickler – der heute im brandenburgischen Bad Belzig wohnt – ist überzeugt: Der westliche Lebensstil zerstört die Grundlage unseres Daseins. Die Wirtschaft dürfe nicht noch weiter wachsen, sie müsse vielmehr gesundschrumpfen. Als Siegward Jäkel entdeckt, dass er sein Geld mithilfe der BUNDstiftung dem Wachstumsmarkt entziehen kann, zögert er nicht lange.

GLEICHGESINNT

WILDNIS ERLEBT

Der langjährige Spender lebt bewusst umweltgerecht. Sein Motto: so wenig wie möglich Schaden anrichten. Und darauf achtet er nicht nur bei der Geldanlage. Um Verpackungsmüll zu vermeiden, unterstützt er das Konzept der »solidarischen

Landwirtschaft«, bezieht seine Lebensmittel von Höfen aus der Region und baut selbst Gemüse an. In seinem Garten bleibt Platz für die Natur: »Ich freu mich über die wilde Vielfalt und all die Vögel und Insekten, die davon angelockt werden.«

Wildnis in einer ganz anderen Dimension erlebt er vergangenen Sommer in der Goitzsche bei Bitterfeld. Auf einer Exkursion der BUNDstiftung in diese BergbauFolgelandschaft bekommt er erstmals eine genaue Vorstellung, wohin sein Geld geflossen ist.

»Mich hat beeindruckt, wie schnell Tiere und Pflanzen sich ihre Welt zurückholen, wenn der Mensch sie lässt. Vor allem gefällt mir, dass der BUND hier nur ganz behutsam eingreift.«

AKTIV WERDEN IM BUND

Es muss ja nicht gleich das Vorstandsamt sein. Aktiv werden können Sie bei uns auch im Kleinen. Zum Beispiel hier:

• Ehrenamtlich aktiv werden: www.bund-naturschutz.de/spenden-helfen/mitmachen

• Petitionen unterzeichnen, etwa gegen den Bau neuer Autobahnen: aktion. bund.net/keine-neuen-autobahnen

• Umweltfreundlich einkaufen: www.bund-naturschutz.de/ oekologisch-leben/einkaufen

• Energie sparen:

www.bund-naturschutz.de/ oekologisch-leben/energie-sparen

• Giftfrage stellen: www.bund.net/toxfox

• Bienenparadiese schaffen:

www.bund-naturschutz.de/ oekologisch-leben/naturgarten

• Themennewsletter abonnieren: www.bund-naturschutz.de/newsletter

Aktiv werden Sie möchten die Stiftung des BUND Naturschutz unterstützen, aber Ihr Geld vorerst nicht aus der Hand geben? Dann informieren Sie sich unter: www.bund-naturschutz-stiftung.de

• Uns auf Facebook, Instagram und Twitter folgen. Wir freuen uns über Likes, Shares und Kommentare!

gw
»Ich will möglichst wenig Schaden anrichten«
Um zu verhindern, dass sein Geld das Wirtschaftswachstum anfacht, hat Siegward Jäkel der BUNDstiftung ein großzügiges Darlehen überlassen.
SIEGWARD JÄKEL Foto: Jörg Farys
Natur+Umwelt 1 | 23 › TITELTHEMA 21

Franziska, wie kamst du dazu, dich juristisch für Natur und Umwelt zu engagieren?

Schon im Studium hat mich vor allem das öffentliche Recht interessiert. Nach dem Staatsexamen habe ich die Würzburger Kanzlei entdeckt, deren Partnerin ich heute bin. Nach großen Atomprozessen wie Wackersdorf lag damals gerade der Flughafen BER auf dem Tisch. Ich fand das spannend und begann mich ins Umweltrecht einzulesen.

Gibt es seitdem Urteile, an die du dich besonders gern erinnerst?

So einige. Beim BER gelang es uns damals 25 000 Haushalten den besten Schallschutz Deutschlands zu sichern. Im Verfahren um den Polder Altrip in der Pfalz konnten wir die Klagerechte gegen fehlerhafte Umweltverträglichkeitsprüfungen massiv ausweiten. Das größte Ding war natürlich die erfolgreiche Verfassungsbeschwerde gegen Deutschlands Klimapolitik vor dem Bundesverfassungsgericht.

HE ß

Was motiviert dich bei deinem Einsatz?

Ich bringe gerne ein, was ich kann, auch neben meiner Tätigkeit als Anwältin. In Umweltverfahren sind Betroffene und Verbände juristisch oft schlechter aufgestellt als Behörden und Konzerne. Doch diese David-gegen-Goliath-Situation muss ja nicht sein. Ich will hier ein bisschen für Waffengleichheit sorgen. Es macht Spaß zu sehen, dass man Einfluss hat. Jedes Verfahren wirkt sich auf die Rechtslage aus. Wir sorgen für Gesetzesänderungen und neue Klagerechte.

Wo muss unser Recht aus Umweltsicht vor allem reformiert werden? Oh je, wo soll ich da anfangen? Teilweise haben wir schon ganz gute Standards. Die stehen in der Energiekrise aber erheblich unter Druck. Im nationalen, aber auch im Europarecht – als unserer schärfsten Waffe bisher –, erleben wir ein echtes Rollback. Im Moment liegt unser Fokus im BUND darauf zu verteidigen, was über Jahrzehnte erkämpft wurde.

Ansonsten sehe ich gerade in der Landund Forstwirtschaft starke Defizite. So unterläuft die »gute fachliche Praxis« viele rechtliche Standards. Und mit Blick auf die Stoffkreisläufe (Stickstoff, Phosphor etc.) fehlt es an ganzheitlichen rechtlichen Lösungen. Oder nehmen wir den Bundesverkehrswegeplan und die Gesetze zum Straßenausbau – die sind aus meiner Sicht verfassungswidrig.

Du engagierst dich im Arbeitskreis Recht, bist Vorsitzende unseres Schiedsgerichts und aktiv im Vorstand des BUND Sachsen. Wie bist du beim BUND gelandet? Über die Kanzlei. Wir führten im sächsischen Riesa Klage gegen ein Stahlwerk. Um unseren Argumenten vor Ort mehr Kraft zu verleihen, hatte ein Kollege vorgeschlagen, die Anwohner mit dem BUND zusammenzubringen.

Bei einer Fachkonferenz drückte mir der damalige Vorsitzende Hubert Weiger einen Mitgliedsantrag in die Hand und meinte, ich müsse unbedingt Mitglied werden. Stimmt eigentlich, dachte ich mir. Ein Mitgliederverband, eng verknüpft mit den Betroffenen vor Ort, diese Struktur gefällt mir. Gerade das lokale Engagement löst oft wesentliche Veränderungen aus. Dazu kann ich gut beitragen.

Was rätst du angehenden Jurist*innen, die sich für Natur und Umwelt einsetzen wollen?

Einfach machen – es gibt so viele spannende Themenfelder, die man beackern kann. Und nicht abschrecken lassen von der oft komplexen Materie. Natur- und Umweltschutz sind nicht nur rechtlich anspruchsvoll, nebenbei wird man noch zur halben Biologin oder Anlagentechnikerin. Dieses interdisziplinäre Arbeiten ist aber auch reizvoll, da lerne ich viel dazu neben der Juristerei, und das schätze ich. sz

Mit viel Energie und Geschick sorgt die Leipziger Rechtsanwältin dafür, dass Natur und Umwelt zu ihrem Recht gelangen.
Franziska Heß vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. 2021 verlieh ihr der BUND – Anwalt der Natur – seine Ehrennadel.
IM GESPRÄCH MIT FRANZISKA
22 Natur+Umwelt 1 | 23 › TITELTHEMA
Foto: Martin Jehnichen

Großes Herz für die Natur

Feuerwehrmann wollte Sebastian

Haas nie werden und doch ist der 44-Jährige aus Feucht bei Nürnberg Lebensretter geworden. Er schützt bedrohte Arten und gibt ihnen Lebensraum zurück.

Die Natur hat Sebastian Haas schon immer fasziniert. »Als Kind wollte ich nicht Feuerwehrmann werden, sondern wie Bernhard Grzimek oder Heinz Sielmann die Welt bereisen und über Tiere und Landschaften berichten, um diese zu erhalten«, sagt der 44-Jährige aus Feucht bei Nürnberg. Er ist hauptberuflich Biologielehrer, aber im Ehrenamt leidenschaftlicher Artenschützer, dem viele Tiere ihr Leben zu verdanken haben.

Als Teenager entdeckte er sein Herz für alles, was da kreucht und fleucht. Er begann damit, Hornissennester zu schützen, Fledermauskästen zu bauen und im eigenen Garten Feuchtbiotope anzulegen. Bei so viel Liebe zur Natur musste Sebastian Haas auch nicht lange nach dem passenden Studienfach suchen. Er studierte Biologie und Chemie für das Lehramt am Gymnasium und schloss das Biologie-Studium zusätzlich mit dem Diplom ab.

Zum BUND Naturschutz kam er erst vor zwölf Jahren. Zu verdanken ist das aufmerksamen Mitgliedern, die ihn auf die vielen Nistkästen in seinem Garten an-

sprachen. Sebastian Haas wurde bald BN-Mitglied und vor acht Jahren zum stellvertretenden Vorsitzenden der Ortsgruppe Feucht gewählt. Seitdem hat er viel bewegt.

WANDERFALKEN ANGESIEDELT

Beispielsweise hat er zusammen mit der BN-Ortsgruppe Feucht und weiteren Partnern ein Gewerbegebiet an der »Moser Brücke« verhindern können. Nicht nur in der Schule vermittelt er seinen Schüler*innen, wie wichtig Artenschutz ist, auch beim Ferienprogramm für Kinder oder bei den jährlichen BN-Aktionen zu den Tagen der Artenvielfalt ist er ein Fürsprecher der bedrohten Arten. Durch den Einbau eines Großraumnistkastens in der Kirche »HerzJesu« in Feucht ist ihm die Ansiedlung von Wanderfalken gelungen.

Wenn er im Sommer in seinem Garten steht und die »Kja-kja«-Rufe der Dohlen im Kirchturm hört, weiß er: Diese Brutpaare in Feucht gibt es, weil er dort Nistkästen einbauen konnte. Jede zweite Mehlschwalbe in seiner Gemeinde ist in einem der Kunstnester aus dem Ei geschlüpft,

die er angebracht hat. Auch der Wendehals im Nürnberger Reichswald hat ihm viel zu verdanken.

Doch allein mit Nistkästen gibt sich Sebastian Haas nicht zufrieden. »Indem ich seltene Arten kartiere und in verschiedenen Projekten Vögel mit Ringen individuell markiere, versuche ich den Naturschutzbehörden Daten zur Verfügung zu stellen. Im Idealfall können diese Daten Eingriffe in besonders sensible Biotope verhindern«, erklärt er.

Dann ist er doch sowas wie ein »fränkischer« Heinz Sielmann? Er winkt bescheiden ab und lacht. »Nein, das wären zu große Schuhe. Als Lehrer und dreifacher Vater werde ich nicht mehr bedrohte Ökosysteme in Afrika retten.« Doch die heimische Natur sei nicht weniger spannend. »Schließlich kann man durch das Bereitstellen von Nisthilfen sowie den Schutz und die Entwicklung von Lebensräumen auch vor der eigenen Haustüre eine Reihe von Arten in ihrem Bestand stabilisieren und fördern.«

cro
Mit Nistkästen ist es Sebastian Haas gelungen, bedrohte Vogelarten wie Wanderfalken und Mehlschwalben wieder anzusiedeln.
AKTIV FÜR DEN ARTENSCHUTZ
Foto: privat
Natur+Umwelt 1 | 23 › TITELTHEMA 23

PFLANZENPORTRÄT

KÜCHENSCHELLE

Der nektarreiche, pelzige Frühblüher wird immer seltener, denn es gibt immer weniger magere Böden, auf denen die Küchenschelle gedeiht.

Rachen verätzt – erst im Heu verliert sich die Giftigkeit.

bekannt – so kennen wir Küchenschellen als auffällige, frühblühende, seltene Art auf trockenen, mageren Böden. Sie wurzeln besonders tief (bis zu 1 Meter) und ihr Haarpelz schützt vor Austrocknung. Die weltweit 40 Arten, neun davon in Europa, sind schwierig voneinander abzugrenzen mit vielen Unterarten, Hybriden und Gartenzüchtungen. Den Namen aufgrund der Blütenform von der Schelle einer kleinen Kuh (Küh-chen) und Pulsatilla von pulsare = schlagen abzuleiten, scheint naheliegend, könnte aber auch auf das im Süddeut schen gebräuchliche »Krucke« als leere Eierschale zurückzuführen sein. In der Mythologie sollen Küchenschellen aus den Tränen der Aphrodite gewachsen sein, die sie um den geliebten Adonis weinte und als »blaue Osterblume« mit Auferstehung und Neuanfang in Verbindung stehen.

Mit reichlich Pollen und Nektar werden Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge im zeitigen Frühjahr belohnt, Ameisen profitieren als Nektarräuber. Weidevieh meidet Küchenschellen, weil ihr Saft den

Foto:ChristophBosch

Interessant sind die verschiedenen Ausbreitungsarten, die die Pflanze mit ihren Federschweiffliegern nutzt: vom Wind fortgetragen, von Felltieren befördert, selbständig kriechend und sich mit scharfen Spitzen in den Boden bohrend. Trotzdem ist sie als konkurrenzschwache und lichthungrige Gattung gefährdet, weil Magerrasen vielerorts verschwunden sind und sie von Pflanzen, die Nährstoffe schneller aufnehmen und verwerten können, überwuchert wird. Die Verwendung getrocknet als Tee taucht bereits in alten Kräuterbüchern auf (frisch sind Küchenschellen giftig!). Bei den Kelten wurden Tinkturen gegen Flechten und Geschwüre verwendet. Heute hat sich die homöopathische Anwendung durchgesetzt. Hier ist Pulsatilla vor allem ein wichtiges Kinder- und Frauenmittel. Sie gilt als nervenstärkend, keimtötend, fiebersenkend, menstruationsfördernd und fruchtbarkeitssteigernd.

IRMELA FISCHER

Die Autorin arbeitet selbstständig als Naturbegleiterin und Umweltpädagogin. Sie bietet auch für den BUND Naturschutz und das NEZ Allgäu Exkursionen und Kräuterwanderungen an.

KÜCHENSCHELLENARTEN

• Hahnenfußgewächse, alle geschützt, mindestens Vorwarnstufe, Rote Liste 1 – 3, je nach Art und Standort

• Wunderschöne Steingarten- und Insektenpflanze, giftig – bitte keine Selbstanwendung!

• Gewöhnliche Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) – leuchtend violett, auf Kalk, v. a. Mittelgebirge, im Bereich der Schotterterrassen im Bayerischen Alpenvorland, Grundlage aller Gartenzüchtungen

• Alpen-Küchenschelle oder AlpenAnemone (Pulsatilla alpina, Syn.: Anemone alpina L.) – weiß, außen bläulich oder rötlich überlaufen, auf Kalk, bis 2800 Meter, nördliche Kalkalpen, Stengelblätter am Grund nicht miteinander verwachsen

• Gelbe Alpen-Küchenschelle oder Schwefelanemone (Pulsatilla apiifolia) – Kalkarme Böden, v. a. westliche und mittlere Inneralpen, im Bay. Alpenraum sehr selten

• Frühlings-Küchenschelle oder Pelzanemone (Pulsatilla vernalis)

– Grundblätter nur einfach gefiedert, goldfarbig behaart (Goldpelz), innen weiß, außen rosa, violett oder blau, auf sauren Böden, bis 3600 Meter, Rote Liste Deutschland: 1

24 Natur+Umwelt 1 | 23 › NATUR IM PORTRÄT › Pflanzenporträt
Foto: AdobeStok/Ars Ulrikus

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INSEKTENSTERBEN

GEFÄHRDET GARTENSCHLÄFER

Zurzeit befinden sich

Tiere noch im Winterschlaf,

nutzen diese Strategie, um die nahrungsarmen Monate zu überstehen. Die ersten Erkenntnisse aus dem bundesweiten Artenschutzprojekt »Spurensuche Gartenschläfer« legen allerdings nahe, dass dieses System aus dem Gleichgewicht gerät.

Er ist einer der unzähligen »Einfälle« der Evolution: der Winterschlaf, in der Fachsprache »Torpor« genannt. Auch die sogenannten Schlafmäuse Siebenschläfer, Gartenschläfer und Haselmaus

Um sich ein Fettpolster für den Winter anzufressen, sind Gartenschläfer auf tierische Nahrung wie Insekten, Spinnen und Schnecken als Nahrungsquelle angewiesen. Im Spätherbst fahren sie dann ihren Stoffwechsel herunter und verschlafen die nahrungsarme Zeit mit nur fünf statt 500 Herzschlägen pro Minute in ihren Quartieren.

ENERGIERESERVEN FEHLEN

Das Problem: Diese Überlebensstrategie greift nur, wenn sich die Tiere über den

Sommer einen ordentlichen Fettvorrat anfressen können. Wissenschaftler*innen der Uni Hohenheim haben nun festgestellt, dass die im Herbst gefundenen Gartenschläfer immer dünner werden und führen das darauf zurück, dass die Tiere im Sommer nicht mehr so viele Insekten finden wie früher. Zudem sind die Winterschläfer mit zunehmenden winterlichen Wärmephasen konfrontiert. Sie wachen dadurch öfter auf und verbrauchen viel Energie, die ihnen im Spätwinter fehlt, um bis in das Frühjahr hinein zu überleben. Dies ist einer der vielen Gründe für den Rückgang des Gartenschläfers in Bayern.

SCHUTZ FÜR GEFÄHRDETE ARTEN
viele
auch der Gartenschläfer. Diese Überlebensstrategie wird für die stark gefährdete Schlafmaus jedoch zunehmend zum Problem.
Foto: Rudi Leitl
26 Natur+Umwelt 1 | 23 › NATUR IM PORTRÄT › Naturschutz
Aufgewacht? Ein störungsfreier Winterschlaf ist für den Gartenschläfer lebenswichtig.

VIELE VORKOMMEN VERSCHWUNDEN

Im Freistaat sind heute nur noch im Frankenwald, im Fichtelgebirge, vereinzelt im Bayerischen Wald, in den Alpen und mit einem kleinen Vorkommen im Nordwesten Bayerns (siehe Interview) Gartenschläfer zu finden. Die vom Bundesamt für Naturschutz im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt und vom Bayerischen Naturschutzfonds geförderte »Spurensuche Gartenschläfer« hat in den vergangenen drei Jahren ergeben, dass viele lokale Vorkommen bereits erloschen sind.

Doch trotz der negativen Entwicklung hat der BN-Artenschutzreferent Uwe Friedel Hoffnung: »Wenn wir die Lebensräume der Art in ihrem Verbreitungsgebiet optimal gestalten, könnte es gelingen, den Gartenschläfer in Bayern vor dem Aussterben zu bewahren.« Wichtig sind struktur- und artenreiche Waldränder, viel Totholz und Beerensträucher sowie eine gute Vernetzung der kleinräumigen Vorkommen. Außerdem gilt es, bei der Holzernte Rücksicht auf die Winterquartiere des Gartenschläfers zu nehmen. »Im nächsten Schritt werden wir auf die staatlichen und privaten Personen mit Waldbesitz in den Gartenschläfergebieten zugehen«, berichtet Friedel weiter. »So können wir hoffentlich eine Allianz für den Schutz der Schlafmaus mit der Zorromaske schmieden.«

Das Projekt »Spurensuche Gartenschläfer« wird durchgeführt vom BUND und seinen Landesverbänden Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Thüringen, der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung sowie der Justus-Liebig-Universität Gießen. ht

IM INTERVIEW

RIESIGES INTERESSE

Manchmal steckt der Artenschutz voller Überraschungen. In Miltenberg rechnete niemand mit Gartenschläfern – bis 2020 verwaiste Babies in einem Ferienhäuschen auftauchten. Plötzlich war die BN-Kreisgruppe mittendrin in der »Spurensuche Gartenschläfer«.

N+U: Frau Kuhn, Sie sind Geschäftsstellenleiterin des BN-Miltenberg. Was wusste man zur Zeit des Fundes über den Gartenschläfer in der Region?

Jacqueline Kuhn: Nicht viel. In den letzten 30 Jahren hat sich niemand um die Art gekümmert. Unser Vorsitzender Steffen Scharrer hat dann initiiert, dass wir in das bundesweite Artenschutzprojekt »Spurensuche Gartenschläfer« einsteigen und im gesamten Spessart auf die Suche gehen.

Wie schaffen Sie es, den gesamten Spessart abzudecken?

Der Gartenschläfer hat unheimlich viel neue Ehrenamtliche zum BN gebracht. Inzwischen unterstützen uns mehr als 30 Freiwillige aus den Landkreisen Miltenberg, Aschaffenburg und Main-Spessart. Wir haben viele Wildkameras und auch ein paar Nistkästen und Spurtunnel aufgehängt. Das Interesse ist riesig, weil es natürlich wahnsinnig viel Spaß macht, die Kameras zu kontrollieren. Man sieht ja nicht nur Gartenschläfer, sondern auch Waschbären, Dachse, Rehe, Wildschweine oder Marder, die oft sehr putzig in die Kamera gucken.

Welche neuen Erkenntnisse gibt es?

Wir haben eine stabile Gartenschläferpopulation in Unterfranken nachgewiesen, eben jene in Großheubach. Außerdem gibt es Nachweise von Einzeltieren aus Aschaffenburg und Eschau. An diesen beiden Standorten werden wir die Nachsuche 2023 intensivieren. Wir hoffen, dort noch mehr Gartenschläfer zu finden.

Was finden die Bilche in Großheubach, was sie woanders nicht finden?

Es gibt dort Weinberge mit sehr steilen, sonnigen Terrassen und zwischendrin viele Hecken mit Beerenfrüchten und Krabbeltierchen. Die sind für die Gartenschläfer als Rückzugsmöglichkeit, Wanderkorridor und Futterlieferant enorm wichtig. Es ist selten, dass Weinberge so strukturreich sind.

Wie reagieren die Landbesitzer*innen auf die Gartenschläferfunde?

Wir haben sehr positive Erfahrungen gemacht. Die Bewohner*innen der Ferienhäuschen freuen sich über ihre Bilche. Auch einen Großteil der Winzer*innen haben wir im Boot und dürfen deren Flächen betreten. Jetzt brauchen wir ein langfristiges Managementkonzept, um zum Beispiel radikale Rückschnitte der Hecken zu vermeiden.

Foto: Rolf K. Wegst, Projekt »Spurensuche Gartenschläfer« Jacqueline Kuhn (re.) und eine BN-Aktive bringen einen Spurentunnel im Weinberg an. Foto: BN Miltenberg
Natur+Umwelt 1 | 23 › NATUR IM PORTRÄT › Naturschutz 27
Erwischt! Dieser Gartenschläfer tappte am 9. Mai 2021 in eine Fotofalle des BN Miltenberg.

GRÜNES BAND

WÜRDIGES WELTERBE

Das Grüne Band Deutschland soll als UNESCO-Welterbe nominiert werden.

Das beschloss die Umweltministerkonferenz von Bund und Ländern im November.

Im vergangenen Jahr wurde das Grüne Band Deutschland 33 Jahre alt. Für die Zukunft des ehemaligen Eisernen Vorhangs gibt es große Pläne: Er soll die erste gemischte Welterbestätte des Landes werden, also Weltnatur- und -kulturerbe. Der Naturschutz kommt derweil weiter voran: Ein Projekt wurde 2022 sogar ausgezeichnet.

Der jahrzehntelange Einsatz des BUND mit seinem Fachbereich Grünes Band hat

das größte Naturschutzprojekt Deutschlands zu einer Erfolgsgeschichte gemacht: Über vier Fünftel des Biotopverbundes sind heute als Nationales Naturmonument geschützt. Es ist damit das längste durchgängige Schutzgebiet am Grünen Band Europa. Wegen der außergewöhnlichen Bedeutung des Grünen Bandes als länderübergreifender Biotopverbund und Hotspot der Artenvielfalt stimmten auf der Umweltministerkonfe-

er

renz Ende November Bund und Länder einstimmig für die Nominierung des Grünen Bandes für die deutsche Vorschlagsliste als UNESCO-Weltnaturerbe – es wäre das erste Weltnaturerbe in Bayern.

Bayern hat einen Anteil von 422 Kilometern zu Thüringen und Sachsen sowie 343 Kilometern zu Tschechien. Gerade für das von Bayern selbst gesetzte Ziel, bis 2030 auf 15 Prozent Offenland der Landesfläche ein Netz aus verbundenen Biotopen zu schaffen und so das massive Artensterben zu stoppen, ist das Grüne Band als Anknüpfungspunkt bestens geeignet. Der BUND Naturschutz begrüßt die Welterbe-Pläne ausdrücklich.

In Bayern bestehen leider noch zu große Lücken, um den Biotopverbund und die Erinnerungslandschaft am Grünen Band nachhaltig zu entwickeln. Es gibt aber regionale Projekte, die zeigen, wie das Grüne Band als Rückgrat des länderübergreifenden Lebensraumverbunds gestärkt werden kann: Im BUND-Projekt »Quervernetzung Grünes Band« (gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt und durch den Bayerischen Naturschutzfonds) wurden im »Inneren Bayerischen Wald« auf mehr als 50 Hektar Fläche artenreiche Bergwiesen und -weiden und naturschutzfachlich wichtige Kulturlandschaftsrelikte, wie Wässerwiesen oder Lesesteinriegel, wiederhergestellt. Gut für gefährdete Arten wie Waldbirkenmaus, Kreuzotter, Arnika, Silberdistel, Fieberklee und Breitblättriges Knabenkraut. Das Projekt wurde 2022 vom Bundesumweltministerium und dem Bundesamt für Naturschutz unter bundesweit 50 Projekten als eines der drei besten im Rahmen der UNDekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen ausgezeichnet. lf

Das Grüne Band (hier bei Coburg) ist ein einzigartiger Lebensraumverbund. Foto: Klaus Leidorf
Foto:MarkusGrünzing 28 Natur+Umwelt 1 | 23 › NATUR IM PORTRÄT
Biotope am Grünen Band bieten Lebensraum für bedrohte Arten wie Kreuzotter und Waldbirkenmaus. Foto:RichardKraft

SCHMETTERLING DES JAHRES

ANSPRUCHSVOLL

Das hübsche Ampfer-Grünwidderchen ist der Schmetterling des Jahres 2023, ernannt vom BUND und der Naturschutzstiftung des BUND NRW.

LIBELLE DES JAHRES

Die Alpen-Smaragdlibelle ist die Libelle des Jahres 2023. Gekürt haben die seltene Großlibelle der BUND und die Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen (Libellenkundler). Sie zählt zu den Verliererinnen des Klimawandels und ist vom Aussterben bedroht. Als kälteliebende Art kommt diese Libelle bei uns nur über 750 Meter Meereshöhe vor. In den Mittelgebirgen bewohnt sie Hochund Zwischenmoore, in den Alpen auch Weiher und kleine Seen. Nach dem Schlupf ab Mai fliegt sie meist nur bis August umher. In ihren unzugänglichen Lebensräumen wird sie nicht häufig beobachtet. Zudem lässt sie sich nur anhand von Details wie der Kopfzeichnung und der Flügeladern von anderen Smaragdlibellen unterscheiden.

Groß ist dieser Falter nicht gerade. Doch aus der Nähe betrachtet entpuppt sich das metallisch türkis schimmernde Widderchen als echte Schönheit. Viele seiner buntblumigen Lebensräume sind bereits der intensiven Landwirtschaft zum Opfer gefallen. Darum ist der Schmetterling auf die Vorwarnliste der gefährdeten Arten gerückt.

ÜBERDÜNGT UND GEMÄHT

Seltener wird das Grünwidderchen zum einen, weil seine Raupen immer weniger Nahrung finden. Sie fressen Sauerampfer, der meist als »Unkraut« bekämpft wird. Der Falter saugt außerdem Nektar auf mageren Wiesen, an Kuckucks-Lichtnelke, Disteln oder Flockenblumen.

Schnellwüchsige Gräser verdrängen diese Pflanzen, weil in Deutschland viel zu viele Schweine und Rinder gehalten werden, deren Gülle das Grünland überdüngt. Werden dann noch Zufluchtsorte wie Wegränder und Böschungen zu oft, zu früh oder auf zu großer Fläche gemäht, verschwindet das Widderchen.

Dazu der BUND-Experte Jochen Behrmann: »Wir brauchen eine nachhaltige Landwirtschaft mit blütenreichen Wiesen. Wo unser anspruchsvoller Schmetterling noch vorkommt, bieten sich für viele gefährdete Insekten und Pflanzen passende Bedingungen.«

WIE EIN WIDDER

Die Flügel des Ampfer-Grünwidderchens erreichen eine Spannweite von knapp drei Zentimetern. Mit auffällig gefiederten Fühlern nehmen die Männchen den Duft der Weibchen wahr. Die Form ihrer Fühler erinnert an das Gehörn eines Widders, daher der Name.

Es gibt übrigens mehrere sehr ähnliche Arten von Grünwidderchen. Nur Fachleute können sie sicher bestimmen. Unser in Europa und Teilen Asiens weit verbreiteter Schmetterling des Jahres gilt – noch –als häufigste Art dieser Widderchen.

www.bund.net/ schmetterling-des-jahres

Gefährdet ist die Smaragdlibelle, weil ihre Lebensräume von Natur aus selten sind und die Gewässer der Larven im Zuge der Klimakrise immer häufiger austrocknen. Auch liegen ihre Vorkommen meist isoliert, und in den Mittelgebirgen kann die Art nicht mehr nach oben in kältere Regionen ausweichen. Hier also dürfte die Libelle bald verschwinden – wenn Deutschland nicht ernsthafter das Klima schützt.

www.bund.net/ libelle-des-jahres

Foto: H. G. Neuhoff Foto: Michael Post Foto: W. Wagner Die Raupe frisst an Sauerampfer.
Natur+Umwelt 1 | 23 › NATUR IM PORTRÄT › Libelle und Schmetterling des Jahres 29
Ampfer-Grünwidderchen an einer Distel

AUSSENWESER

DA MUSS NOCH

SALZ DRAN

Drei schwere Militärhubschrauber dröhnen am Ostufer der Wesermündung flussaufwärts. Über Kilometer folgen sie der Uferlinie, bevor sie zum nahen Fliegerhorst Nordholz abdrehen. Weil sie langsam und niedrig fliegen und einen Höllenlärm verursachen, scheuchen sie Tausende von Vögeln auf. Ob Nonnen- oder Brandgänse, Kiebitze, Brachvögel und Goldregenpfeifer: Alles, was an diesem sonnigen Novembertag im Uferschlick und den angrenzenden Wiesen frisst oder rastet, sucht in Panik das Weite. Dabei schützt nicht nur ein FFH-Gebiet diesen Teil der Außenweser, sondern auch der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, bekanntlich ein Weltnaturerbe.

In den 1990er Jahren flossen Millionen in den Schutz von Salzwiesen an der Außenweser, auch der BUND war beteiligt. Doch bis heute lässt der Zustand der Wiesen im Nationalpark und FFH-Gebiet zu wünschen übrig.

Strafbar machen sich die Piloten nicht. Sofern sie eine Mindesthöhe von 150 Metern einhalten (was kaum zu kontrollieren ist), müssen sie sich an keine Auflagen halten. Gerade in den Nationalparks des Wattenmeers hat das Methode. Viele alte Nutzungsrechte – vor allem der Fischerei und der Landwirtschaft – sind auch Jahrzehnte nach der Gründung der Parks kaum eingeschränkt. Ein Trauerspiel, das der BUND immer wieder kritisiert.

BRACKIG STATT SALZIG

Doch nicht deshalb haben Eike Rachor und Winfried Gusky vom BUND Unterweser heute einen Polder nördlich von SpiekaNeufeld angesteuert. Hier im Wurster Land zwischen Bremerhaven und Cuxhaven

setzt sich der BUND seit Jahrzehnten für die Salzwiesen vor dem Hauptdeich ein. Wobei: Von echten Salzwiesen kann nicht die Rede sein. Zwischen ihnen und dem Watt liegt noch ein Sommerdeich. Und der ist so hoch, dass nur im Winter bei heftigen Sturmfluten das Meerwasser einströmt.

Von Natur aus wären die Wiesen hier, am Übergang zum Meer, den Gezeiten ausgeliefert. »In manchen Jahren werden sie gar nicht mehr überschwemmt«, so Eike Rachor. Nur durch ein (in den 90ern errichtetes) Siel dringe hin und wieder etwas Salzwasser ein. Darum sei die Vegetation höchstens etwas brackig geprägt. Zwar ist es gelungen, den Polder extensiv beweiden zu lassen, auch von Biobauern

Am Ententief zwischen Haupt- und Sommerdeich halten sich regelmäßig Säbelschnäbler auf, mitunter brüten sie hier sogar. Unsere Fachleute vor Ort: Winfried Gusky und Eike Rachor (rechts). Foto: B. Quellmalz

Niedersächsisches Wattenmeer

vor Ort. Doch weil das Salzwasser fehlt, sind die Wiesen rund um das Ententief, einen alten Priel im Polder, längst nicht so vielfältig wie früher.

ÖFFNEN ODER VERLEGEN?

Damit wieder überall Strandaster, Strandnelke und der salzliebende Erdbeerklee blühen, fordert der BUND Unterweser den Sommerdeich zu öffnen. Dazu Winfried Gusky: »Über das jetzige Siel fließt mehr Wasser aus den Wiesen als Salzwasser hinein. Eine breitere Öffnung des Deichs mit einer Schwelle würde die ökologische Situation stark verbessern.«

Der Aufwand dafür wäre überschaubar. Doch selbst für kleine Maßnahmen fehle den Naturschutzbehörden heute das Geld. »Hier passiert fast nur noch etwas, um Naturschäden andernorts ausgleichen zu können, etwa bei einer erneuten Vertiefung der Weser«, erklärt Eike Rachor. Für einen derartigen Handel aber möchte die Kreisgruppe ihre zehn Hektar eigene Polderflächen nicht hergeben.

Derweil verfolgt die Nationalparkverwaltung einen anderen Plan. Sie will den Sommerdeich an mehreren Stellen öffnen

und einen neuen Sommerdeich kurz vorm Hauptdeich bauen. Ein unnötig schwerer Eingriff in den nassesten Teil der Wiesen, sind sich die beiden BUND-Aktiven einig. Warum viel Erdreich bewegen, wenn doch schon eine Deichöffnung Erfolg verspricht und den Küstenschutz wahrt?

VIEL

POTENZIAL

Wie gut sich mit einer solchen Öffnung das ökologische Potenzial der Küstenwiesen heben lässt, zeigt ein Stopp drei Kilometer südlich. Rund um einen Beobachtungsturm bei Cappel-Neufeld ist das Gelände deutlich von Ebbe und Flut geprägt. Kleinräumig wechseln sich nasse Senken und staudenreiche Kuppen ab. Neben einigen robusten Rindern weiden Pfeifenten am Rand der Priele. In den trockenen Stauden fressen Scharen von Goldammern und Stieglitzen, eine Kornweihe streicht flach über das Gelände.

Dieser Vielfalt wollen Eike Rachor und Winfried Gusky lieber heute als morgen auch in »ihrem« Polder den Weg ebnen. Und damit ein Versprechen einlösen, das bald 30 Jahre seiner Erfüllung harrt.

WELT DES WATTS

Die wichtigste touristische Anlaufstelle an der Wurster Nordseeküste ist das Nationalparkhaus in DorumNeufeld. Der BUND Niedersachsen betreibt es gemeinsam mit der Gemeinde. Im Angebot sind regelmäßige Wattexkursionen und eine Ausstellung mit Aquarien. Neben Spiel- und Bastelaktionen können Kinder mit Lupe und Mikroskop die Welt des Watts erkunden. Über das Außengelände führt ein Lehrpfad durch ein Schaubiotop mit Salzwiesen.

www.nationalparkhauswursternordseekueste.de  Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer ist bestens per Bahn erreichbar: www.fahrtziel-natur.de

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Die Küstenwiesen des BUND Unterweser liegen oberhalb von Spieka-Neufeld. Nationalpark
Foto: J. Gerking
IIllustration: J+R Natur+Umwelt 1 | 23 › NATUR IM PORTRÄT 31
Foto: Hans Glader/BIA

Bedroht

Der Badische Riesenregenwurm kommt ausschließlich in einem kleinen Teil des  Südschwarzwalds vor. Rund um den Feldberg besiedelt er bodensaure Wälder zwischen 300 und 1400 Metern Höhe. Mit bis zu 60 Zentimeter Länge ist er der größte Regenwurm Mitteleuropas.

Wenige Tiere leben weltweit nur in Deutschland. Für sie tragen wir eine besondere Verantwortung. Gefährdet ist der Riesenregenwurm bislang nicht. Mit den steigenden Temperaturen dürfte sich sein schmales Verbreitungsgebiet aber noch verkleinern.

Von den 47 heimischen Regenwurm-Arten gelten 14 als extrem selten. Auf die Verdichtung der Böden in der großmaschinellen Land- und Forstwirtschaft reagieren sie genauso empfindlich wie auf Pestizide. Auch ihretwegen setzt sich der BUND für einen besseren Bodenschutz ein.

Foto: Otto Ehrmann, Bildarchiv Boden

NEUE GENTECHNIK

BAHN FREI?

Neue gentechnische Verfahren wie CRISPR-Cas und Co. sind zu Recht umstritten, auch was ihren Nutzen für Naturschutz und Landwirtschaft betrifft.

Die EU plant nun offenbar den Abbau gesetzlicher Hürden.

ist Mitarbeiterin des BUND-Teams Landnutzung.

Die neuen Verfahren unterliegen dem strengen EU-Gentechnikgesetz, was bislang einen verantwortungsvollen Umgang damit gewährleistet. Wegen vieler offener Fragen erscheint dies auch sehr angebracht, etwa mit Blick auf die Risiken für Natur und Umwelt.

BALD WENIGER REGELN?

Von enormer Bedeutung ist das EU-Gesetz auch für die gentechnikfreie Landwirtschaft. Müsste gentechnisch verändertes Saatgut zum Beispiel nicht als solches gekennzeichnet werden, entstünden ihr massive Nachteile. Eine Abgrenzung wäre dann nicht mehr möglich. Die meisten

Deutschen legen jedoch viel Wert auf Transparenz beim Einkauf. Sie wollen sich weiter gegen gentechnisch manipulierte Lebensmittel entscheiden können.

Dennoch könnte nun eine Aufweichung der Gentechnikregeln bevorstehen. Noch gilt für CRISPR-Cas und Co. das Gleiche wie für andere, ältere Gentechniken auch. Für das Frühjahr hat die EU-Kommission aber angekündigt, ihre Gesetzgebung zu überarbeiten.

RISIKEN KAUM ABSCHÄTZBAR

Wahrscheinlich wird sie eine Lockerung vorschlagen. Betroffen sein könnten zum Beispiel Sicherheitsprüfungen und die Kennzeichnungspflicht für Pflanzen, die mit bestimmten Methoden der neuen Gentechnik erzeugt wurden.

Das hätte gravierende Folgen für die Umwelt sowie alle Beteiligten entlang der Lebensmittelkette – Erzeugerinnen, Handel, Verbraucher. Das Fazit des BUNDHintergrunds »Ökologische Risiken der neuen Gentechnikverfahren«: Auch die neuen Techniken bringen (zum Teil sogar größere) Risiken mit sich. Ihr Nutzen sei weiter fragwürdig.

Zumal sich die neue Gentechnik nicht allein im Agrarbereich anwenden lässt. Angesichts der Biodiversitäts- und Klima-

krise preist die Biotech-Branche auch im Naturschutz ihre Dienste an. Etwa um wildlebende Tier- und Pflanzenarten gegen Krankheiten zu stärken, um invasive Arten einzudämmen oder ausgestorbene Arten zu rekonstruieren.

Das Bundesamt für Naturschutz hat untersucht, ob die neuen Verfahren für den Schutz der biologischen Vielfalt nützlich sein könnten. Wie der BUND warnt es eindringlich davor, wildlebende Organismen in Unkenntnis der möglichen Schäden gentechnisch zu verändern. Der Kosmos der biologischen Vielfalt sei zu komplex, um das Risiko solcher Eingriffe wirklich abschätzen zu können. Eine Anwendung der Gentechnik im Naturschutz sei weder zweckmäßig noch zulässig.

Darüber hinaus widerspräche ein Einsatz der Gentechnik übergeordneten Zielen, besonders was die schutzwürdige Eigenart und Eigendynamik der Natur betrifft. Weit wichtiger bleibt es also, die Ursachen des Artensterbens und der fortschreitenden Klimakrise zu beheben.

Den BUND-Hintergrund zu den Risiken der neuen Gentechnikverfahren können Sie herunterladen unter: www.bund.net/ neue-gentechnik

PIA VOELKER Foto: smellypumpy/pixabay Gentechnik für den Schutz der Natur? Ein gefährlicher Holzweg. Mehr zum Thema
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34 Natur+Umwelt 1 | 23 › LANDWIRTSCHAFT
Foto: KRiemer/pixabay

ENDLICH ABSCHALTEN!

Eigentlich hätte die Erzeugung von deutschem Atomstrom am Silvestertag 2022 ein für alle Mal enden sollen. Doch die fest eingeplante Freudenfeier zur Abschaltung der letzten Atommeiler musste ausfallen. Denn Neckarwestheim 2, Emsland und Isar 2 dürfen noch bis 15. April im sogenannten Streckbetrieb weiterlaufen.

Trotz eines Machtworts des Bundeskanzlers wurden schon Forderungen laut, die Laufzeit der drei Kraftwerke langfristig zu verlängern. Zu hören war dies unter anderem von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) und den Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU) und Markus Söder (CSU). Damit stellen sie den vereinbarten Atomausstieg jetzt grundsätzlich in Frage.

Nicht mit uns! Der BUND wird gegen eine weitere Verlängerung der Laufzeiten mit

aller Kraft protestieren. Wir rufen einen heißen Anti-Atom-Frühling aus, um den gesellschaftlichen Druck zu erhöhen. Spätestens am 15. April muss Schluss sein mit der Atomkraft in Deutschland.

Der Winter hat klar gezeigt: Wir brauchen die drei Atomkraftwerke auch in Zeiten der Krise nicht für die Stromversorgung. Gutachten der Bundesregierung belegen, dass Deutschland seine Versorgung ohne AKW sichern kann, selbst bei einem schnellen Kohleausstieg. Real ist dagegen das Risiko: Die verbliebenen Kraftwerke sind nicht sicher. Alle drei zeigen Risse in Rohren oder nähren den Verdacht auf weitere Rissbildung. Seit Jahren unterbleiben nötige Investitionen in ihre Sicherheit. Eine umfassende Überprüfung fand letztmalig 2009 statt, nach einem Regelwerk der frühen 1980er Jahre.

Zusammen mit ».ausgestrahlt« werden wir deshalb bundesweit aktiv:

Am 11. März, dem Jahrestag der Reaktorkatastrophe in Fukushima, werden wir auf Straßen, Plätzen und vor Parteizentralen präsent sein. Am 15. April werden wir im Emsland, am AKW Neckarwestheim und in München mit vielen Menschen auf die Straße gehen, um uns für die Stilllegung der drei Atommeiler einzusetzen.

Schließen Sie sich uns an. Gemeinsam wollen wir ganz deutlich machen: Schluss mit der gefährlichen Atomkraft!

www.bund.net/

Im November vor dem Bundestag: Trommeln für den Atomausstieg Foto: annebarthphoto
anti-atom-frühling
ATOMAUSSTIEG
Mit einem Anti-Atom-Frühling will der BUND sicherstellen, dass spätestens Mitte April Schluss ist mit dem Kapitel »Atomkraft in Deutschland«.
Natur+Umwelt 1 | 23 › AKTION 35

NATUR RETTEN AB(GE)KOMMEN

Die Verhandlungen verliefen zäh. Doch am Ende war es beschlossen, das neue Abkommen, um die Natur weltweit zu schützen, nachhaltig zu nutzen und wiederherzustellen. Auf einem UN-Gipfel in Montreal einigte sich die Weltgemeinschaft im Dezember darauf, das Schwinden der biologischen Vielfalt bis 2030 zu stoppen und umzukehren.

23 ZIELE

Eines der 23 Ziele lautet, mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresfläche bis 2030 wirksam unter Schutz zu stellen. Auch sollen geschädigte Ökosysteme auf mindestens 30 Prozent ihrer

Fläche renaturiert werden. Ländern des globalen Südens will man dafür mit 20 bis 30 Milliarden US-Dollar pro Jahr helfen.

Zudem verpflichtet sich die Staatengemeinschaft, die Rechte indigener und lokaler Gemeinschaften zu stärken, die Risiken durch Pestizide und Düngemittel bis 2030 zu halbieren und naturschädliche Subventionen schrittweise abzubauen.

Viel zu wenig in die Pflicht nimmt das Abkommen die Verursacher der Krise, sei es in der Land- und Forstwirtschaft oder im Wirtschafts- und Finanzsektor. So müssen Unternehmen auch künftig weder messen noch veröffentlichen, wie ihre Geschäfte die Natur beeinträchtigen.

Vor allem aber fehlen konkrete Vorgaben und Kontrollmechanismen zur Umsetzung des Abkommens. Zwar müssen die Staaten berichten, welche Fortschritte sie mit Blick auf die vereinbarten Ziele erreichen. Doch sind sie nicht (wie ursprünglich geplant) verpflichtet nachzubessern, wenn zu wenig passiert. Damit droht auch dieser Plan zur Rettung der Natur zu scheitern.

Der BUND fordert die Bundesregierung auf, sich für eine rasche Umsetzung der Ziele zu verwenden. Und das Abkommen beim folgenden UN-Gipfel in zwei Jahren nachzuschärfen.

KLIMA RETTEN

(K)EIN ERFOLG

Zuerst zum Tagungsort: Ägyptens Regime hält wohl mindestens 60 000 Menschen aus politischen Gründen gefangen. Der BUND beteiligte sich in Sharm el Sheikh an Aktionen und Solidaritätsbekundungen. Wer die Menschenrechte nicht wahrt und der Zivilgesellschaft keinen Spielraum lässt, wird weder Klimagerechtigkeit schaffen noch die Klimakrise als Ganzes eingrenzen können.

Die Staatengemeinschaft bleibt weit entfernt davon, den Ausstoß von Klimagasen auf das nötige Maß zu senken. Der jüngste UN-Klimagipfel rückte den Aspekt der Klimagerechtigkeit in den Vordergrund.

KLIMAKILLER OHNE ENDE

Immerhin einen Erfolg brachte der Klimagipfel. Erstmals bekannten sich alle UNStaaten dazu, dass an bestimmte menschengemachte Klimaschäden keine An-

passung mehr möglich ist. Die betroffenen Menschen und Regionen sollen nun angemessen unterstützt werden. Erkämpft haben dies die Staaten des globalen Südens und die Umweltverbände. Wer wann wie viel zahlt, ist noch ungeklärt.

Erschütternd ist es, dass Öl, Kohle und Gas noch immer kein Ende gesetzt wurde. Das wusste die mächtige Wirtschafts- und Industrielobby zu verhindern. Erfreulich waren der Einsatz und Zusammenhalt der kritischen Zivilgesellschaft vor Ort. 27 Jahre nach dem ersten Klimagipfel bleiben wir dabei: Es ist noch nicht zu spät, die Erderhitzung global gerecht einzudämmen. Jedes Zehntel Grad ist wichtig!

www.bund.net/klimawandel/ un-konferenzen

Vor allem um Menschenrechte und Klimagerechtigkeit ging es in Ägypten. Mit Verbündeten vor Ort: Till Groth, Susann Scherbarth und Celia Zoe Wicher vom BUND.
36 Natur+Umwelt 1 | 23 › INTERNATIONALES
Foto: FoE Malaysia Im Vorfeld der Montrealer Konferenz rückten BUNDPartner aus aller Welt ihre Forderungen ins Bild, hier in Malaysia.

BESUCH AUS BRASILIEN

Am 11. November statteten Aktivisten aus Brasilien dem BUND einen Besuch ab. Sie warnten eindringlich vor den Folgen des geplanten Freihandelsabkommens der EU mit den MercosurStaaten. Damit würden Landnahme, Rodungen und Monokulturen der Agrarkonzerne noch zunehmen. Menschen würden schon heute von ihrem Land vertrieben und aus Flugzeugen mit Pestiziden besprüht. Einheimische Naturschützer*innen müssten um ihr Leben fürchten.

PESTIZIDE

Unsere Gäste, oben 2. und 3. von links: Luana Hanauer (FoE Brasilien) und Kretã Kaingang (Articulação dos Povos Indígenas do Brasil); unten von links: Umwelt- und Menschenrechtsanwalt Emiliano Maldonado und Graciela Almeida (Movimento Sem Terra).

Das Treffen hatte unser Dachverband Friends of the Earth (FoE) organisiert. Der BUND setzt sich dafür ein, das Mercosur-Abkommen und den Export gefährlicher Pestizide zu stoppen.

GREEN DEAL UNTER DRUCK

Juni 2022 erklärte die EU-Kommission, wie sie den Einsatz von Pestiziden bis 2030 halbieren will. Im Zentrum steht der integrierte Pflanzenschutz. Agrargifte sollen erst zum Einsatz kommen, wenn Vorsorge und nicht-chemische Methoden fehlgeschlagen sind. In Stadtparks und Grünanlagen sowie Naturschutzgebieten sollen Pestizide ganz verboten werden. Zwar bleibt der Vorschlag hinter dem zurück, was über 1,1 Millionen Menschen in der Initiative »Bienen und Bauern retten!« gefordert hatten. Aus Sicht des BUND weist er aber in die richtige Richtung. Derzeit befassen sich Ministerrat und EUParlament mit dem Gesetzesentwurf. Industrieverbände halten nun massiv dagegen. Mit Verweis auf Russlands

Angriffskrieg warnen sie, ein Weniger an Pestiziden gefährde unsere Ernährungssicherheit. Dabei ist das Gegenteil richtig: Pestizide untergraben die Grundlagen der Ernährung, indem sie das Bodenleben, natürliche Bestäuber und die biologische Vielfalt schädigen.

Leider verfangen die Argumente der Industrie. Just am Tag, an dem in Montreal ein neues Naturschutzabkommen beschlossen wurde, traten die EU-Agrarminister*innen in Brüssel auf die Bremse. Sie forderten die Kommission dazu auf, zunächst mehr Daten zu liefern, eine reine Verzögerungstaktik. Der BUND wird weiter für eine starke Verringerung der Pestizide kämpfen.

André Prescher-Spiridon

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Der BN hat eine Studie bei dem renommierten Büro Vieregg und Rösler in Auftrag gegeben, die untersucht, welche Infrastrukturprojekte am wichtigsten für die Verkehrswende sind, denn der Verkehr ist das große Sorgenkind im Klimaschutz.

Seit vielen Jahren ist der Verkehrssektor der einzige ohne Emissionsreduktionen. Laut Bundesklimaschutzgesetz müssen die verkehrsbedingten CO2-Emissionen bis 2030 halbiert werden. Für die Verkehrsverlagerung gibt es das Ziel, die Fahrgastzahlen der Bahn bis 2030 zu verdoppeln und den Transportanteil des Bahngüterverkehrs auf 25 Prozent zu steigern. Das bedeutet einen deutlichen Ausbau der Schienenkapazitäten – auch für den Güterverkehr.

Doch wie soll dieser Ausbau erfolgen? Welche Maßnahmen sind sinnvoll? Viele Bahnreisende schätzen die pünktliche und verlässliche Schweizer Bahn. Die Schweiz hat neben den hohen Pro-Kopf-

IM TAKT, BITTE!

Viele Menschen nutzen den ÖPNV nicht, weil die Anschlüsse nicht passen. Aber eine deutschlandweite Vertaktung wäre rasch möglich, belegt eine neue Studie.

Investitionen (440 Euro in der Schweiz, 88 Euro in Deutschland) das Konzept des »Integralen Taktfahrplans«. Es handelt sich um einen Fahrplan, der sogenannte Taktknoten vorsieht. Zu diesen Uhrzeiten treffen sich die Züge, und die Fahrgäste können ohne lange Wartezeiten zwischen allen Zügen umsteigen.

Es gibt auch hierzulande bereits einen Entwurf für einen solchen Fahrplan, den sogenannten Deutschlandtakt. Kernidee ist, dass die Pläne zum Ausbau der Bahnstrecken an den Ansprüchen des Fahrplans inklusive der Taktzeiten für Güterzüge orientiert werden. Mit mehr Verbindungen, mehr und besseren Anschlüssen. Dieser bisherige sieht neben kleinen Maßnahmen auch viele Schnellfahrstrecken vor, die hohe Kosten verursachen würden, aber nicht unbedingt einen großen Beitrag zu einem integralen Taktfahrplan leisten. Eine Umsetzung aller Projekte würde Jahrzehnte dauern. Aber für wirksamen Klimaschutz muss Verkehr schnell verlagert werden.

Die neue Studie besagt, dass diejenigen Projekte Priorität bekommen müssen, die einen geringen Aufwand bedeuten, aber erhebliche Kapazitätsausweitungen erzielen. Dazu gehören die Ausbauten von

Knotenpunkten wie München, Ingolstadt und Donauwörth oder Überholgleise an vielen Bahnhöfen der Donautalbahn zwischen Ingolstadt und Günzburg, um Kapazitäten für den Güterverkehr zu schaffen. In die zweite Prioritätenstufe werden große Ausbaumaßnahmen eingeordnet, die trotz überschaubarem Aufwand kapazitätssteigernde Wirkung haben. Beispiele hierfür sind Ausbauten der Strecken Regensburg–Landshut oder Schwandorf–Furth im Wald. Wenig Priorität haben sehr aufwendige Neubau-Schnellfahrstrecken wie die geplante Neubaustrecke Würzburg–Nürnberg. Der Nutzen für den Klimaschutz ist bei diesen Projekten eher gering, weil die Klimaauswirkungen von Bau, Anlage und Hochgeschwindigkeit sehr hoch sind.

Fazit: Ein Deutschlandtakt ist möglich, wenn der politische Wille da ist. Klar ist aber auch: Wenn Verkehr nur verlagert und nicht auch deutlich eingespart wird, sind die Klimaziele im Verkehrssektor nicht zu schaffen.

Mehr Infos zur
www.bund-naturschutz.de/mobilitaet/ bus-und-bahn i
Studie
MARTIN GEILHUFE
38 Natur+Umwelt 1 | 23 › MOBILITÄT
BN-Landesbeauftragter

VERKEHRSWENDE: NOCH VIEL ZU TUN

STOPP FÜR STICKOXIDE

Zum 1. Februar wurde in Teilen Münchens ein Dieselfahrverbot eingeführt. Die Probleme waren lange bekannt und wurden von der Staatsregierung verschleppt.

JENS HILGENBERG

BUND-Verkehrsreferent

MARTIN GEILHUFE

BN-Landesbeauftragter

Dass Dieselabgase in Städten große Probleme verursachen, ist lange bekannt. Bereits seit 2005 kämpft der BUND Naturschutz intensiv für saubere Luft in München. Der BN hat die Einführung der Umweltzone, deren Ausweitung auf den Bereich innerhalb des Mittleren Ring 2010 und deren Verschärfung 2012 maßgeblich mit vorangetrieben.

Der Grund zur Einführung der Umweltzone waren seinerzeit die hohen Feinstaubwerte. Schon damals war klar, dass es für diese Probleme eine Lösung gibt: weniger Autoverkehr, mehr ÖPNV und Radfahren-

de. Doch in den vergangenen zehn Jahren ist der Autobestand in München statt zu sinken um weitere rund 100 000 Fahrzeuge angestiegen. Unter ihnen auch vermeintlich saubere Diesel-Pkw mit Euronorm 5 oder 6.

Bei genaueren Untersuchungen zeigte sich jedoch, dass viele dieser Fahrzeuge die gesetzlichen Abgasvorgaben für die gesundheits- und klimaschädlichen Stickoxide (NOx) im Betrieb auf der Straße nicht einhalten. Dies führt dazu, dass vor allem bei niedrigeren Temperaturen Teile der Abgasnachbehandlung in vielen Fahrzeugen nicht wirksam sind und diese Fahrzeuge dann große Mengen Stickoxide in die Luft blasen. Sie tragen damit dazu bei, dass die gesetzlichen Grenzwertwerte für Stickstoffdioxid in München überschritten werden.

Das Phänomen hat durch die Berichterstattung um den sogenannten Dieselskandal weltweite Berühmtheit erlangt. 2021 hatte der Europäische Gerichtshof (EuGH) Deutschland verurteilt, weil viele

Jahre lang mehrere Städte die Grenzwerte teils erheblich überschritten haben. Aktuell erfüllt nur noch München die gesetzlichen Vorgaben nicht und muss jetzt durch die kommenden Fahrverbote die Konsequenzen für eine über Jahrzehnte falsche, weil autozentrierte Verkehrspolitik tragen.

Seit 1. Februar sind der Mittlere Ring und die Innenstadt für Dieselfahrzeuge der Abgasnorm Euro 4 verboten. Anwohner*innen, Liefer- und Handwerksverkehr sowie Schichtdienstleistende, Menschen mit Behinderung und pflegerische Dienste sind von der Regelung ausgenommen. Ab Oktober 2023 werden auch Euro-5Fahrzeuge einbezogen und ab April 2024 an sollen alle Ausnahmegenehmigungen wegfallen. Die Stadt München hatte sich in Vergleich mit dem Verkehrsclub Deutschland und der Deutschen Umwelthilfe geeinigt, die geklagt hatten.

Die Staatsregierung, gegen die die Deutsche Umwelthilfe erfolgreich geklagt hatte, hat das Problem lange verschleppt und an die Landeshauptstadt weitergereicht. Die Lösung, die München jetzt gefunden hat, ist für den Gesundheitsschutz der Bürger*innen längst überfällig. Anfang 2023 ist München erneut zu Deutschlands Stauhauptstadt gewählt worden. Es muss also noch einiges passieren für eine echte Mobilitätswende in München!

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Stickoxide in Abgasen können eine Gefahr für die Gesundheit sein. Foto:
–stock.adobe.com
Der BN fordert schon seit Jahren, dass in München etwas gegen die hohe Stickoxid-Belastung getan wird – hier eine Aktion vor der Bavaria 2017.
Natur+Umwelt 1 | 23 › MOBILITÄT 39
Foto: BN

ENERGIEWENDE VORANBRINGEN SOLARSTROM VOM BALKON

Klimaschutz und grüner Strom sind in aller Munde, aber was kann man selbst für die Energiewende tun? Die einfachste Möglichkeit: eine Solaranlage auf dem Balkon.

Bei einer Balkonsolaranlage handelt es sich um eine kleine PhotovoltaikAnlage (PV), die schnell und einfach an Balkon oder Fassade montiert werden kann. Somit können auch Mieter*innen klimaneutral und kostengünstig ihren eigenen Strom produzieren, CO2 einsparen und den Geldbeutel entlasten.

Die Systeme werden an das Stromnetz im eigenen Haus angeschlossen und können bis zu 600 Watt einspeisen. Den Strom nutzt man vor allem direkt im eigenen Haushalt. Der kleine übrige Stromüberschuss wird ins Stromnetz eingespeist, aber meist nicht vergütet, da sich der Abrechnungsaufwand nicht lohnt.

KOSTEN

Ein verschattungsfreies Standardmodell mit 380 Watt produziert ungefähr 280 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr. Bei einem Strompreis von 50 Cent/kWh können so über 100 Euro gespart werden! Bei einem

Kostenpunkt von 400 bis 500 Euro zahlt sich so eine Anlage also schon durchschnittlich nach 4 bis 5 Jahren selbst ab. Je nach Bundesland, Gemeinde oder Stadt gibt es für Balkonsolaranlagen sogar eine Förderung. Ein Anruf im Rathaus oder eine Internetrecherche lohnen sich!

WAS IST ZU TUN?

Bevor man die Balkonsolaranlage anbringt, ist eine Klärung mit dem Vermietenden nötig. Auch bei einer Eigentümergemeinschaft ist eine kurze Absprache nötig. Oft reicht jedoch schon die Zustimmung der Hausverwaltung. Die Anlage muss dann beim Netzbetreiber angemeldet und bei der Bundesnetzagentur registriert werden. Hierfür gibt es Standardformulare. Falls man einen alten Stromzähler hat, muss möglicherweise auch noch der Stromzähler getauscht werden. Für die Kosten kommt jedoch der Netzbetreiber auf.

Ökostrom produzieren auch in der Mietwohnung: kleine Solaranlagen für Balkone machen’s möglich.

Balkonsolaranlagen sind eine tolle Alternative, wenn eine PV-Anlage auf dem Eigenheim nicht möglich ist und man dennoch Geld sparen und gleichzeitig das Klima schützen möchte. Finanziell rechnet sich die Anlage nach wenigen Jahren. So können auch Mieter*innen eigenen Ökostrom produzieren und Teil der Energiewende werden.

Strommengen sind so gering dass sich der Abrechnungsaufwand eine -Vergütungnicht lohn würde daher es hierfür keine Vergütung. wieweit ein Balkonsolaranlage Ihnen lohnt,können onlineaustesten FINANZIELLE UND ANDERE VORTEILE Ein verschattungsfreies Standardmodell mit Watt produziert ungefähr kWh im Jahr. B einemStrompreis Cent/kWhkönnen über gespartwerden einemKostenpunkt 40 – 00 zahltsichso ein Balkonsolargerät somit schon durchschnittlich nach bisfünfJahren ab Herstellergeben inderRegeleinelangeGarantievonmindestens25 ahren sodass Anschaffung und Betrieb auf jedenFallrechnen

Stromnetz eigenen Haus angeschlossen und können zu 600 einspeisen.Meh istgesetzlichfür vereinfachte Anmeldung nicht erlaubt Die Einspeisungbegrenzung wird durch den entsprechenden Wechselrichtergewährleistet Balkonsolargeräte besitzen standa dmäßig keine Speicher. wird ein Stromüberschuss nicht gespeich sonderninsStromnetzeingespeist.D

Detaillierte Infos und eine Schritt-fürSchritt Anleitung gibt es unter: www.bund-naturschutz.de/ energiewende/erneuerbare-energien oder als Broschüre zum Herunterladen: www.bund-naturschutz.de/publikationen

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Foto:
Maryana
stock.adobe.com
FAZIT
EIGENERZEUGTERGRÜNERSTROMFÜRJEDEWOHNSITUATION …………………………………………………… ……….………..... .......... BALKONSOLARANLAGEN W überhaupteineBalkonsolaranlage? essich einesolcheAnlagezuinvestieren Hier findenSiealleAntwortenundaucheineAnleitungfür SchrittevonKauf Installation WAS IST DAS UND ARUM SOLLTE DAS HABEN? – EINEKURZEEINFÜHRUNG einerBalko solaranlagehandelt sich ein kleine Photovoltaikanlage welche SonnenstrahlungEnergieerzeugtund schnell und einfach Balkon Fassade montiert werden kann. Somit können auch Mieter*innen klimaneutral und kostengünstig eigene Stromproduzieren. DieSystemewerdenan
40 Natur+Umwelt 1 | 23 › KLIMASCHUTZ

ES NERVT? GUT SO!

Ja, es nervt zu spät zur Arbeit zu kommen, den Arzttermin zu verpassen oder den Museumsbesuch nicht antreten zu können. Aber muss ein Protest nicht Aufsehen erregen, um zu wirken?

Muss nicht das Land aufgerüttelt werden, um endlich Verkehrswende, Erneuerbare Energien und Klimaschutzmaßnahmen ernst zu nehmen?

Wer Menschen als Terrorist*innen bezeichnet, weil sie mit Kartoffelbrei auf Kunstwerke hinter Glas werfen oder den Verkehr für eine halbe Stunde blockieren, hat in einer Zeit, in der Rechtsterrorismus eine echte Gefahr für deutsche Politiker*innen ist, die Verhältnismäßigkeit verloren. Wenn gewaltfreier sozialer Ungehorsam zu wochenlanger Präventivhaft führt, wehrt sich ein fossiles Establishment gegen ein neues Zeitalter der dezentralen Erneuerbaren Energien.

Als 2019 und 2020 Landwirt*innen mit 5000 Traktoren zum Teil ganz Berlin lahmlegten, sprach niemand von »krimineller Vereinigung« und es wurde auch niemand in Präventivhaft genommen. Stattdessen sagte Ministerpräsident Markus Söder: »Die ganzen Demonstrationen, die waren, müssen ja eine Wirkung haben.« Und hierbei ging es in erster Linie um wirtschaftliche Interessen.

Die sogenannten »Klimakleber« setzen sich hingegen für die Rechte aller ein und verlangen konkrete Maßnahmen wie ein Tempolimit um gesetzlich festgelegten

und vom Bundesverfassungsgericht eingeforderte Ziele zu erreichen. Wer wie Söder nach harten Strafen ruft oder wie Alexander Dobrindt von Klima-RAF spricht, hat jegliches Maß verloren und versucht, verzweifelte Menschen zu kriminalisieren. Umso peinlicher ist, wenn das bayerische Klimaschutzgesetz keine adäquaten Lösungsansätze für die Klimakrise bietet. Die Verbesserungsvorschläge des BUND Naturschutz und einer Vielzahl anderer Verbände wurden nicht berücksichtigt.

Klar ist: Von zivilem Ungehorsam dürfen weder Gewalt noch Sachbeschädigungen ausgehen und er muss alles für die Sicherheit von Beteiligten wie Unbeteiligten tun. Ziviler Ungehorsam gehört zur Demokratie und ist oft ein Treiber für progressive, gesellschaftliche Fortentwicklung gewesen: Das Ende von Kolonialismus und Apartheid, das Frauen-Wahlrecht, die Überwindung von Rassenschranken, der Atomausstieg – all diese gesellschaftlichen Veränderungen sind ohne Aktionen zivilen Ungehorsams kaum denkbar.

Im Fokus der öffentlichen Diskussion sollten statt Ablenkdebatten über die Form des Protestes Maßnahmen gegen die Klimakrise stehen. Stopp für neue Schneekanonen, ein Tempolimit auf Autobahnen und ein Straßenbaumoratorium könnten sofort umgesetzt werden. Auch wenn diese Form des Protestes nicht die des BN ist, habe ich großen Respekt vor engagierten Menschen, die im Einsatz für das Gemeinwohl massive persönliche Nachteile riskieren. Die Klimaproteste sind Teil der demokratischen Kultur in Deutschland und nehmen das von der Verfassung geschützte Demonstrationsrecht wahr.

KOMMENTAR
Natur+Umwelt 1 | 23 › KLIMASCHUTZ 41

GIPSHÜGEL UND STEPPENFLORA

Einen Einblick in voreiszeitliche Vegetation

bietet sich bei Sulzheim. Der BN und seine Mitstreiter konnten hier ein botanisches Schatzkästchen bewahren.

Ein paar Schritte rauf, ein paar Schritte runter, und dann ein paar Schritte durch eine Senke hin zum nächsten Hügel und zum übernächsten: So verläuft der schmale Pfad durch die Sulzheimer Gipshügel, eine Landschaft, die durch Erosion der wasserlöslichen Gipsschicht entstanden ist und weiter entsteht. Immer noch sinkt der Boden ein und bildet eine neue Senke, wenn sich der Gips darunter aufgelöst hat.

An der aufgerissenen Stelle ist sichtbar, wie dünn und verletzlich die Humusschicht ist. Bedeckt sind diese skurrilen Wellen, Einbrüche und Buckel von einer »pontischen Pflanzengesellschaft«, einer voreiszeitlichen Steppenvegetation. Die Eiszeitgletscher reichten nicht bis ins Schweinfurter Becken, sodass sich eine unglaubliche Fülle an Pflanzenarten erhielt.

Im Frühling sieht es aus, als wäre jeder der Hügel von einer eigenen blühenden Art erobert worden: Da gibt es Schlüsselblumenhügel und Küchenschellenbuckel,

dazwischen Traubenhyazinthenwiesen, Lerchenspornsenken und Veilchenhänge, und immer wieder leuchtende Büschel von Adonisröschen. Im Sommer blüht es farbenfroh mit Wolfsmilch, Lauch, Doldenblühern und mehr. Gräser mit seidigen Grannen lockern das bunte Durcheinander auf.

Dieses botanische Schatzkästlein als Naturschutzgebiet auszuweisen, wurde schon 1925 in der BN-Zeitschrift »Blätter für Naturschutz« gefordert. Ein Jahr später konnte über einen Pachtvertrag zwischen der Gemeinde Sulzheim und dem BUND Naturschutz sowie zwei weiteren Vereinen berichtet werden, »um das reizvolle Florenbild zu erhalten«.

EMPFINDLICHE VEGETATION

Obwohl der Pachtvertrag nur für zehn Jahre geschlossen wurde, galt das Gebiet in der Bevölkerung dann als Naturschutzgebiet. Die Überraschung war recht groß, als es erst 1979 offiziell wurde: Die Sulzheimer Gipshügel sind Naturschutzgebiet.

Wer sich vor Ort ein eigenes Bild von diesen erstaunlichen Hügeln und ihrer Vegetation machen will, nutzt am besten den »Gipsrundweg«, den das Gipsinformationszentrum gestaltet hat. Er beginnt im Zentrum von Sulzheim und führt so-

INFOS ZUR

WANDERUNG

• Ausgangspunkt: Sulzheim (zwischen Schweinfurt und Gerolzhofen)

• Länge /Gehzeit: ca. 7 Kilometer/2 Stunden

• Wegcharakter: Straßen, Feldwege, markierte Pfade

• Einkehr: Sulzheim, KolitzheimHerlheim

wohl zu den Steinbrüchen, in denen auch heute noch Gips industriell abgebaut und verarbeitet wird, als auch durch Renaturierungsflächen sowie zum botanischen Höhepunkt des Weges, dem Naturschutzgebiet, und von dort zurück nach Sulzheim.

Leider lässt die Besucherlenkung sehr zu wünschen übrig. Nicht einmal auf das strikte Wegegebot wird vor Ort deutlich erinnert. Das ist fatal, denn die Adonisröschen und Küchenschellen locken zum Fotografieren, so dass an schönen Frühlingstagen oft Hunderte von Besuchern –in aller Regel ohne jede böse Absicht –quer durch die trittempfindliche Vegetation laufen. Es ist dringend erforderlich, auf den erkennbaren Pfaden zu bleiben, damit man die wertvollen Flächen, die zehntausende von Jahren überstanden haben, vor ihrer unbeabsichtigten Zerstörung schützt!

Winfried Berner, Uli Rohm-Berner

Mehr entdecken

Winfried Berner, Ulrike Rohm-Berner: Gerettete Landschaften

Wanderführer, Verlag Rother, 14,90 Euro

Bestellung: service.bund-naturschutz.de

GERETTETE
LANDSCHAFTEN ENTDECKEN
Foto: Winfried Berner Frühlingszauber in den Sulzheimer Gipshügeln Foto: Kornelia Rößner

LAND DER KONTRASTE

Kultur und Natur im Südosten

Ein Highlight ist dabei der Besuch an der Vjosa, einem Wildfluss, frei und artenreich, und einzigartig in Mitteleuropa. Neu im Programm ist ein Grenzübertritt nach Griechenland, denn im Pindusgebirge suchen wir den Aoos auf, den Quellfluss der Vjosa. Auf unseren Wanderungen entdecken wir ursprüngliche Bergregionen, artenreiche Blumenwiesen, kleine Dörfer und gastfreundliche Menschen. Unser Reiseleiter ist ein ausgewiesener Kenner der regionalen Botanik.

Mit dem Nachtzug ab München reisen wir nach Ancona.Von hier aus queren wir per Fähre die Adria und landen in der Hafenstadt Durres. Nach einem Abstecher in die pulsierende Hauptstadt Tirana zieht es uns an die albanisch-nordmazedonische Grenze, an den Ohridsee, einen der tiefsten Seen Europas. Dort besichtigen wir das

Kloster Sveti Naum mit seinen farbenprächtigen Fresken, das zum UNESCOWeltkulturerbe zählt.

Über den Galica-Pass fahren wir zum fisch- und vogelreichen Presba-See. Hier können wir, angeleitet von einem albanischen Ornithologen, den Dalmatinischen Pelikan und verschiedene Entenarten beobachten.

Unser Bus bringt uns über die Grenze nach Griechenland in die Stadt Konitsa. Wir wollen den Aoos sehen, den Quellfluss der Vjosa. Wir wandern hinauf zum Kloster Panagias Stomiou. Eine zweite Wanderung führt auf einem historischen Eselweg hinauf nach Vradeto. Von dort bieten sich Blicke in die bis zu 1000 Meter tiefe Vikos-Schlucht.

Unsere Reise führt zurück nach Albanien ans Ufer der Vjosa, die breit in ihrem Kiesbett strömt. Dass dieser Fluss nun doch nicht durch Wasserkraftwerke verbaut werden wird, sondern Nationalpark werden soll, ist ein Sieg albanischer und europäischer Umweltschutzorganisationen.

Allmählich steuern wir die albanische Riviera an. Wir übernachten vorher in Gjirokastra, deren ottomanische »Wehrhäuser« zum UNESCO-Welterbe zählen. Von Himara aus fahren wir hoch zum Llogara-Pass. Wir steigen, vorbei an Panzerkiefern und Molikaföhren, hinauf zum Thanas-Berg. Einer der schönsten Meerblicke der Region breitet sich vor uns aus! Am nächsten Tag führt uns ein alter Schäferpfad hinauf nach Alt-Queparo. Nach dem Abstieg durch Olivenplantagen wartet eine Erfrischung in der Bucht von Porto Palermo auf uns.

Ein Höhepunkt zum Ende der Reise ist die Ausgrabungsstätte von Butrint: Tempel, Theater, Kollonade und Marktplätze aus griechischer, römischer und byzantinischer Zeit zeigen, wie sehr diese Kulturen Albanien neben dem osmanischem Reich geprägt haben. Es ist eine Reise, die Kopf und Herz öffnet für ein Land, das tiefe Wurzeln in der Geschichte hat und nun auf dem Weg in die Moderne ist.

REISETERMIN

19. Mai bis 4. Juni 2023

Infos zu Reisepreis und Anmeldung

BUND-Reisen

ReiseCenter am Stresemannplatz

Stresemannplatz 10, 90489 Nürnberg

Tel. 09 11/5 88 88-20

www.bund-reisen.de

UMWELTFREUNDLICH REISEN
Europas: Endlich ist es BUND-Reisen wieder möglich, diese 17-tägige Wander- und Kulturreise durch Albanien anzubieten.
Foto: Harry Karpp
Natur+Umwelt 1 | 23 › URLAUB & FREIZEIT › Reise 43
Ein Höhepunkt der Reise sind die Wehrhäuser in Gjirokastra.

BN AKTIV + NAH

CLAUDIA KEMFERT MIT BAYERISCHEM NATURSCHUTZPREIS GEEHRT

Bei der Überreichung des Naturschutzpreises: Claudia Kemfert (Mitte) sowie vom BN (vo. Li.) die stellvertretende Vorsitzende Beate Rutkowski, der Vorsitzende Richard Mergner, die stellvertretende Vorsitzende Doris Tropper und der Ehrenvorsitzende Hubert Weiger

»Prominente Stimme für die Energiewende«: Preisträgerin

Fotos: Toni Mader Claudia Kemfert
44 Natur+Umwelt 1 | 23 › BN AKTIV + NAH › Meldungen
Für die Rede von Claudia Kemfert gab es im voll besetzten Münchner Künstlerhaus stehende Ovationen.

Bei einer feierlichen Preisverleihung im Münchner Künstlerhaus hat der BUND Naturschutz in Bayern im Oktober Professor Dr. Claudia Kemfert mit dem Bayerischen Naturschutzpreis ausgezeichnet.

Claudia Kemfert leitet seit 2004 die Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. An der Leuphana Universität Lüneburg ist sie Professorin für Energiewirtschaft und Energiepolitik, seit 2016 Mitglied im Sachverständigenrat für Umweltfragen und im Präsidium der deutschen Gesellschaft des Club of Rome.

Der BN-Vorsitzende Richard Mergner sagte in seiner Laudatio: »Claudia Kemfert ist eine prominente Stimme für die dezentrale Energiewende. Als Wirtschaftsund Energieexpertin setzt sie sich mit den volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Klimakrise auseinander und fordert auf dieser Grundlage den Ausstieg aus den fossilen und nuklearen Energien. Mit ihrem Engagement ist sie eine wichtige Akteurin auf dem Weg Deutschlands und Bayerns hin zur Klimaneutralität. So hat sie mit ihren zahlreichen Forschungsprojekten und Publikationen zum Kohle- und Gasausstieg sowie zur Vollversorgung aus Erneuerbaren Energien einen bedeutsamen Anteil an der sozial-ökologischen Transformation unseres Landes.«

Claudia Kemfert erklärte in ihrer Dankesrede: »In Zeiten von Populismus, Desinformation und Fake News mit diesem bedeutenden Preis ausgezeichnet zu werden, freut mich besonders, denn es zeigt, dass Zivilgesellschaft und Wissenschaft im Engagement für Natur, Klima und Demokratie eng zusammenstehen.«

Der Bayerische Naturschutzpreis ist die höchste Auszeichnung des BUND Naturschutz. Der BN verleiht den Preis seit über 30 Jahren an hoch verdiente Persönlichkeiten für ihr herausragendes Wirken im Natur- und Umweltschutz.

LIEBE MITGLIEDER,

trotz Inflation, Krieg und Covid-Pandemie ist der BUND Naturschutz gut durch das Jahr 2022 gekommen, denn die Bereitschaft in der Bevölkerung, sich für die Erhaltung unserer Heimat und unseres Planeten einzusetzen, ist nach wie vor groß. Allein die erneut gestiegenen Mitgliederzahlen unseres Verbandes zeigen dies: Rund 265 000 Mitglieder und Förderer zählte der BN zum Jahresende – ein neuer Rekord. Gleichzeitig freuen wir uns über Erfolge für die Erhaltung von Bayerns Natur und Umwelt, zum Beispiel, dass Bürgerentscheide gegen Ortsumgehungen gewonnen wurden oder, dass der Radentscheid Bayern mit über 100 000 Unterschriften erfolgreich auf den Weg gebracht worden ist. An dieser Stelle gilt unser Dank vor allem den tausenden ehrenamtlich tätigen Umweltschützer*innen im BN, die sich teilweise gegen massive Widerstände nicht von ihrem Weg abbringen lassen.

Unter großem Protest musste der BN die politische Entscheidung für den Streckbetrieb der drei noch laufenden Atomkraftwerke in Deutschland, darunter das AKW Isar 2 bei Landshut, hinnehmen. Wir werden den Kampf gegen diese hochgefährliche und überteuerte Technologie so lange fortsetzen, bis auch das letzte AKW für immer abgeschaltet ist! Hierzu laden wir am 11. März, dem Fukushima-Gedenktag, zu Mahnwachen und am 15. April nach München zu einer Großdemo ein.

Ein Arbeitsschwerpunkt in diesem Jahr wird die Landtagswahl sein. Als demokratischer und überparteilicher

Verband wird sich der BN die Wahlprogramme der Parteien sehr genau ansehen und die Kandidatinnen und Kandidaten auf den umweltpolitischen Prüfstand stellen.

Auch die Energiewende in Bayern wird der BN weiterhin begleiten. Das kürzlich verabschiedete bayerische Klimaschutzgesetz ist nicht ausreichend, um Bayern vor den dramatischen Auswirkungen der Klimakrise zu schützen. Bayern kann mehr tun!

Abgesehen davon hat der BUND Naturschutz zahlreiche Erfolge im Jahr 2022 zu verzeichnen. So konnte die Abschussgenehmigung des Traunsteiner Wolfes per Klage abgewendet werden. Die Bayerische Staatsregierung wurde per Gerichtsbeschluss dazu verpflichtet, die Umweltschäden durch den Bau des Kramertunnels bei Garmisch zu beheben.

Für dieses Jahr hat sich der BN unter anderem zum Ziel gesetzt: einen Nationalpark Steigerwald, ein naturverträglicher Umgang mit den Alpen, Kampf gegen den Flächenverbrauch und die Renaturierung der Salzach als Naturfluss statt eines Wasserkraftausbaus oder den Stopp zahlreicher Straßenbauprojekte. Der BN bleibt dran!

Richard Mergner Landesvorsitzender Beate Rutkowski stv. Vorsitzende Doris Tropper stv. Vorsitzende
Natur+Umwelt 1 | 23 › BN AKTIV + NAH › Meldungen 45
Foto: Toni Mader

ENDLICH ABSCHALTEN!

Der Vorstand des BUND Naturschutz hat im November vor dem Atomkraftwerk Isar 2 bei Landshut für das Ende der Atomkraft in Deutschland demonstriert. Dabei unterstrich der Landesvorsitzende Richard Mergner, dass es zwischen der

Höhe des Strompreises und dem Betrieb der verbliebenen AKW in Deutschland nur einen vernachlässigbaren Zusammenhang gibt: »Wenn der Weiterbetrieb der Atomkraftwerke angeblich so einen starken Effekt hat, dann ist es schon komisch,

SCHUTZ FÜR DIE SALZACH

Der BUND Naturschutz setzt sich zusammen mit der Aktionsgemeinschaft Lebensraum Salzach (ALS) seit Jahrzehnten für einen Naturfluss Salzach ein. Dass die Staatsregierung bei den Erneuerbaren Energien auch verstärkt auf die Wasserkraft setzt, hält der BN für falsch. Nach Einschätzungen des BUND Naturschutz ist die zu erwartende Leistung eines Fließkraftwerkes an der Unteren Salzach mit einer einzigen modernen

Windenergieanlage auszugleichen. Gegen die Wasserkraft an der Salzach haben sich beispielsweise CSU-Generalsekretär Martin Huber und sein Parteikollege Landrat Erwin Schneider aus Altötting ausgesprochen.

Eine Untersuchung sollte klären, inwieweit eine Querverbauung an der Unteren Salzach als Sanierungsmaßnahme zur Sohlsicherung notwendig ist. Diese Untersuchung wurde der deutsch-österreichischen ständigen Gewässerkommission bereits im April vorgestellt, doch noch nicht veröffentlicht. »Die Untersuchung sollte vom Umweltministerium jetzt veröffentlicht werden. Nach unseren Informationen kommt sie zum Ergebnis, dass keine Querverbauung an der Unteren Salzach notwendig ist. Damit erübrigen sich auch die Wasserkraftluftschlösser von Ministerpräsident Söder«, betont der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe.

dass der Strompreis zuletzt nach unten gegangen ist, obwohl Isar 2 derzeit wegen Reparaturarbeiten gar keinen Strom liefern kann. Die Behauptung, dass es nur die Atomkraft ist, die uns vor hohen Strompreisen und einem angeblichen Blackout schützen kann, ist eine Märchenstunde von Söder, Aiwanger, Lindner und Co.«

Die Laufzeitverlängerung spart aus Sicht des BN kaum Erdgas ein, drängt grünen Strom aus dem Netz und behindert den Ausbau der Erneuerbaren Energien. »Die Atomkraft ist es, die uns die hohen Strompreise beschert«, erklärt Mergner. »Denn die maroden Atomkraftwerke in Frankreich, die reihenweise in Revision sind, zwingen uns, Strom zu unserem Nachbarn zu liefern. Atomkraft macht den Strom in diesem Fall nicht billiger, sondern teurer!«

Der BUND Naturschutz plädiert für Energiesparen, effizientere Energienutzung und einen möglichst schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien.

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Soll ein Naturjuwel bleiben: die Salzach, hier am Zusammenfluss mit der Saalach Foto: Rita Rott
Foto: Erich Prechtl
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46 Natur+Umwelt 1 | 23 › BN AKTIV + NAH › Meldungen

DORIS TROPPER IM

RUNDFUNKRAT

Die stellvertretende BN-Vorsitzende Doris Tropper ist seit dem vergangenen Jahr Mitglied des bayerischen Rundfunkrates. Sie folgt damit dem BN-Ehrenvorsitzenden Hubert Weiger nach.

Der Rundfunkrat zählt 50 Mitglieder, die von den im Bayerischen Rundfunkgesetz festgelegten politischen und gesellschaftlichen Gruppen für jeweils fünf Jahre entsandt werden. Der Rundfunkrat wacht im Interesse der Allgemeinheit über die Erfüllung des Programmauftrags des Bayerischen Rundfunks. Er besitzt Beratungs-, Entscheidungsund Kontrollfunktion und hat die derzeitige Intendantin Dr. Katja Wildermuth an die Spitze des BR gewählt.

»Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat eine zentrale Funktion in der Demokratie und für die Gesellschaft«, betont Doris Tropper. »Es gilt zu verhindern, dass politische Parteien den öffentlich-rechtlichen Rundfunk einschränken oder gar abschaffen. Durch qualitativ hochwertige und ausgewogene Programmgestaltung und hohe Transparenz bei den Entscheidungsprozessen wird es gelingen, Vertrauen zurückzugewinnen und mehr Akzeptanz bei den Bürgerinnen und Bürgern zu erreichen.«

MOORSCHUTZ VERHINDERT

Es ist ein Paradebeispiel für den Umgang mit Natur- und Klimaschutz in Bayern: Politiker*innen fast aller Couleur beteuern, für Naturschutz zu sein, doch in der konkreten Umsetzung vor Ort ist eine Baumaßnahme oft wichtiger. Besonders tragisch, wenn kommunales Handeln dieser Art den Moorschutz betrifft, denn gerade der Schutz und die Renaturierung von Mooren leisten einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz.

So auch in Nassenfels im Landkreis Eichstätt: Dort entsteht im Schuttermoos ein Sportgelände mit Bebauung und Sportplätzen. Die Fläche war früher, wie die meisten bayerischen Moore, entwässert worden. Eine Untersuchung wies jedoch einen noch vorhandenen Moorkörper von bis zu drei Meter Dicke nach. Obwohl dieser Fakt bekannt war, entschied sich die

Gemeinde für eine Bebauung. Die BNKreisgruppe hatte in ihrer Stellungnahme das Projekt abgelehnt. Es gründete sich eine Bürgerinitiative, in der auch viele BNMitglieder aktiv sind. Ein Bürgerentscheid wurde knapp verloren, seitdem schreiten die Bauarbeiten voran. Die Aktiven der BI beobachten den Fortgang sehr genau.

Die weichen Böden und der hohe Wasserstand sind denkbar ungeeignet für eine Bebauung und für Sportplätze, es ist mit Absenkungen und Verwerfungen zu rechnen. An eine Renaturierung ist jetzt im Umkreis der Bebauung wegen des dann ansteigenden Wasserpegels nicht mehr zu denken.

Aktuelle Infos rettet-das-schuttertal.webador.de

TAGUNG BÄUME IN DER STADT

»Bäume in der Stadt« hieß die Fachtagung, die der BUND Naturschutz und die Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege zum zweiten Mal gemeinsam veranstalteten. Mit 100 Teilnehmenden war die Tagung, die im Oktober in Nürnberg stattfand, ausgebucht. Zur Einführung sprach der BNVorsitzende Richard Mergner, und Baumschutzfachleute des BN waren vor Ort und informierten über Möglichkeiten, Stadtbäume zu schützen. Besonders er-

freulich: Neben Baumpfleger*innen und Baumsachverständigen waren auch kommunale Angestellte dabei. Informiert wurde unter anderem über das Thema Bäume an Feldwegen und Verkehrssicherung, über Baumschutzverordnungen sowie über die Bedeutung von Stadtbäumen in der Klimakrise. Bäume leisten mit ihrer Wasserverdunstung und Beschattung einen wichtigen Beitrag zur Abkühlung unserer Städte.

Kontakt: stadtbaum@bund-naturschutz.de

Foto: Kerstin Merkel
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Foto: Thomas Stephan
Natur+Umwelt 1 | 23 › BN AKTIV + NAH › Meldungen 47
Foto: Toni Mader

NEUE ARTENSCHUTZ-EXPERTEN IM BN

Der Bereich Arten- und Biotopschutz ist die Herzkammer des BUND Naturschutz. Für dieses zentrale Fachgebiet hat sich der BN zwei Experten an Bord geholt. Andreas Zahn und Stefan Ossyssek werden – jeweils in Teilzeit – die Nachfolge von Kai Frobel antreten, der nicht mehr Vollzeit im Naturschutzreferat arbeiten wird, aber dem BN für besondere Aufgaben erhalten bleibt.

Dr. Andreas Zahn ist vielen bereits bekannt als Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Mühldorf, als einer der regionalen Amphibien-Ansprechpartner im BN und in seiner Funktion als Koordinationsstelle Südbayern für Fledermausschutz. Mit ihm hat der BUND Naturschutz einen erfahrenen und bestens im Verband verankerten Mitarbeiter gewonnen.

Beim BN ist der gebürtige Oberbayer schon seit seiner Jugend aktiv. Sein Einstieg war – wie bei vielen Aktiven – die Amphibienrettung. Er hat in Regensburg und München Biologie studiert. Seine Promotion und Habilitation erfolgten an

der LMU München. Als Biologe beschäftigte er sich unter anderem mit Amphibien, Reptilien, Fledermäusen, Libellen, Beweidung und Habitatmanagement. Wenn Andreas Zahn mal nicht am Schreibtisch sitzt, kann man ihn oft in der BN-Kiesgrube bei Ampfing oder auf der BN-Büffelweide bei Jettenbach finden. »In Jetten-

VOLLER EINSATZ

Ende Oktober verstarb in Nürnberg Hartmut Hoffmann. Der promovierte Chemiker hat sich über Jahrzehnte für Alternativen zur Müllflut und für das Recycling von Rohstoffen engagiert.

Er war Sprecher der Arbeitskreise Abfall und Rohstoffe (BUND) sowie Abfall und Kreislaufwirtschaft (BN). Ein Fixpunkt seines Einsatzes war die Initiative »Das bessere Müllkonzept«, die er 1988 in Bayern mitbegründete. Sie mündete zwei Jahre später in ein erfolgreiches Volksbegehren,

bach gibt’s jedes Jahr ein Wasserbüffelfest, hierzu lade ich schon mal alle herzlich ein«, sagt der neue BN-Referent.

Dr. Stefan Ossyssek stammt aus der Passauer Gegend. Wie so viele aktive Naturschützer war er schon von Kindesbeinen an viel draußen. Das beeinflusste auch die Wahl seiner Studienfächer: Gewässerökologie und Umweltingenieur. Seine Forschungsthemen waren Bergseen und Kieselalgen. Bisher war er beim WWF für das Projekt Alpenflusslandschaften tätig und war zuständig für Deichrückverlegung an der Ammer und die politische Arbeit für frei fließende Flüsse. Zudem arbeitete er beim Nationalpark Gesäuse im Bereich Umweltbildung. Nachdem Stefan Ossyssek bereits vor Jahren bei der Kreisgruppe München ein Praxissemester gemacht hat, fühle sich die neue Stelle beim BN »ein bisschen wie ein Heimkommen an«, sagt er.

Mit Gewässern wird Stefan Ossyssek auch beim BN zu tun haben: Frei fließende Flüsse und speziell der Schutz der Salzach und das Zukunftskonzept für den Lech werden einer seiner Arbeitsschwerpunkte sein. Aber auch Moorschutz und Biotopvernetzung gehören zu seinen Themen. »Als Gewässerökologe begeistern mich frei fließende Flüsse, lebendige Auen und Seen. Davon gibt es leider nur mehr wenige. Dass sich das ändert, dafür will ich mich beim BN einsetzen«, sagt Stefan Ossyssek. lf

mehr als eine Million Unterschriften kamen damals landesweit zusammen. Endliche Ressourcen schonen und wiederverwerten – das war Hartmut Hoffmanns Anliegen. Für seine Einsatzfreude, seine Hilfsbereitschaft und seine vielen Impulse für die Arbeit im Wissenschaftlichen Beirat wird ihn der Verband in dankbarer Erinnerung behalten.

Die neuen Artenschutz-Experten des BN: Stefan Ossyssek (li.) und Andreas Zahn Foto: Luise Frank
48 Natur+Umwelt 1 | 23 › BN AKTIV + NAH › Meldungen

BUNDESDELEGIERTENVERSAMMLUNG

WIEDER VEREINT

kam im großen Sitzungssaal des Hygienemuseums wieder den richtigen Rahmen.

ENTSCHIEDEN

Genau drei Jahre hatten sich viele Delegierte nicht mehr live gesehen. Die Stimmung war also ausgelassen, als die Bundesdelegiertenversammlung am 18. November in Präsenz starten konnte. Nach zwei digitalen Treffen war die BDV diesmal als Hybridformat angelegt. Doch fast alle erschienen persönlich in Dresden, nur ein Dutzend war online zugeschaltet.

GEWÄHLT

Was sind schon Zahlen – über Inhalte wollen wir reden! Doch auch beim BUND müssen die Zahlen stimmen. Dafür sorgte zwölf Jahre lang Andreas FaehnsenThiebes. Nachdem »sein« Haushalt ein letztes Mal fast einstimmig angenommen war, verabschiedeten die Delegierten den Schatzmeister mit viel Applaus. Und der war ernsthaft gerührt. »Wirklich toll« sei es, diesen Tag mit allen gemeinsam zu

erleben. Als sein Nachfolger wurde Jens Klocksin aus Potsdam gewählt. Zuvor waren schon die Vorsitzenden bestimmt worden. Olaf Bandt und seine Stellvertreterin Verena Graichen stellten sich nach drei Jahren wieder zur Wahl. Eine große Mehrheit der Stimmen war ihnen ebenso sicher wie Myriam Rapior als weiterer Stellvertreterin. Die 26-Jährige nahm den Platz von Johanna Baehr ein. Der Landesverband Bayern wird weiterhin durch Doris Tropper im Bundesvorstand vertreten. Die stellvertretende BN-Vorsitzende wurde als Beisitzerin wiedergewählt.

GERAHMT

Ob die Ehrung besonders verdienter Aktiver (siehe Foto), die feierliche Verleihung der Forschungspreise oder die Diskussion der inhaltlichen Anträge – all das be-

Um genug Zeit für die Anträge zu haben, trafen sich die Delegierten sonntags schon eine halbe Stunde früher. In ihrem Leitantrag kritisierten sie die Politik der Ampelkoalition, sprachen sich gegen Fracking und verlängerte AKW-Laufzeiten aus. Zudem lehnten sie den schmutzigen Kohle-Deal mit RWE ab. Dazu Olaf Bandt: »Dass RWE noch viele Millionen Tonnen Kohle abbauen darf, widerspricht dem 1,5Grad-Ziel. Die Kohle unter Lützerath muss im Boden bleiben!«

Einstimmig forderten die Delegierten in einer Resolution, die Landschaft nicht länger zu entwässern und den natürlichen Wasserrückhalt zu stärken. Nach lebhafter Debatte beschlossen sie auch die Position des BUND zum zivilen Ungehorsam neu zu fassen und bei Veranstaltungen den Anteil veganer Verpflegung zu erhöhen.

So diszipliniert ging es zu, dass kein einziger Antrag unentschieden blieb –selbst für erfahrene Delegierte war das ein Novum. Ein kämpferisches Schlusswort des alten und neuen Vorsitzenden verabschiedete sie. Auf Wiedersehen im nächsten Herbst! sz

Mit einem neu gewählten Vorstand und vielen Beschlüssen zeigt sich der BUND auch dieses Jahr gut aufgestellt.
Foto: B. Braun
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Im Park vor dem Hygienemuseum forderten die Delegierten Natur und Klima besser zu schützen.

DARF’S WENIGER SEIN?

Einmal die Woche kein Fleisch essen? Das kann jeder, hat sich Werner

Zirkel vom BN Lindau überlegt. Nun sammelt er unter dem Titel »Fleisch fasten« Verbündete für eine klimaschonende und gerechtere Ernährung.

Mit dem Bus ist es schon eine kleine Reise von Lindau hinaus zur Camping-Gaststätte Gitzenweiler Hof. Und wo sich im Sommer um diese Uhrzeit die Urlauber tummeln, herrscht heute tiefe Dunkelheit. Nur die Wirtshausfenster leuchten uns den Weg zum Eingang. Hoffentlich bewährt sich Werner Zirkels Optimismus und es finden genügend Interessierte den Weg hier heraus, um mehr über das Thema Ernährung, Fleischverzehr und Klimawandel zu hören. Er selbst würde nahezu überallhin fahren, um »sein« Thema voranzubringen, soviel ist klar. Der Mann brennt für seine Sache. Seit Anfang des Jahres ist er in Rente, was eigentlich ganz schön sei, meint er. »Aber dann hat dieser depperte Krieg angefangen.« Und mit ihm gelangte das Thema Hunger wieder in die Schlagzeilen. »Da kann man nicht einfach zuschauen«, findet Werner Zirkel. »Die im Süden hungern und wir verfüttern nach wie vor fast 60 Prozent des in Deutschland produzierten Getreides zuzüglich des importierten Kraftfutters an die Viecher. Das ist doch zynisch!«

NICHT MISSIONARISCH

Werner Zirkel und seine Frau essen schon lange kein Fleisch mehr. Und doch waren sie nie »missionarisch«. »Letztendlich muss jeder für sich entscheiden, ob er Fleisch isst oder nicht«, sagt Christiane Zirkel. Sie hat vor zehn Jahren einen Veggie-

Stammtisch in Lindau ins Leben gerufen. Einfach so, über eine Zeitungsannonce – mit erstaunlicher Resonanz. Am ersten Abend sind 30 Menschen der Einladung gefolgt, heute trifft sich der Kreis immer noch jeden Monat in verschiedenen Gaststätten. Ein sehr willkommener Nebeneffekt: Sie tragen ihr Thema damit von Restaurant zu Restaurant. Heute müssen sie sich längst nicht mehr so erklären wie am Anfang, wenn sie in der Speisekarte nach vegetarischen Alternativen suchen. Für Christiane Zirkel ist das Ziel klar: »Wenn wir es schaffen, dass mehr Leute auch nur einmal die Woche auf Fleisch verzichten, dann ist schon viel fürs Klima und gegen den Hunger in der Welt erreicht.«

Dass das Ehepaar mit diesem offenen Ansatz Erfolg hat, zeigt sich wenig später in der Gaststube: Der Raum füllt sich bis zum letzten Platz. Da ist Dietmar Stoller, ein distinguierter älterer Herr mit Halstuch, der im Arbeitskreis für Entwicklungspolitik und Selbstbesteuerung aktiv ist. Für ihn ist schon lange klar, dass es mit einem Fleischverzehr auf dem heutigen Niveau keine Gerechtigkeit zwischen Nord und Süd geben kann. Ganz einfach, weil wir unsere Nutztiere gar nicht ernähren könnten, würden wir nicht im Globalen Süden wertvolles Ackerland dafür in Anspruch nehmen. Ackerland, das den Menschen dort für ihre Ernährung fehlt. Er findet, das ist schlichtweg koloniales Verhalten.

Oder Helga Semrau. Sie ist aktiv für den Verein »Tier und Mensch«. Der Kontakt besteht seit dem Klimastreik im Septem-

EHRENAMT
Werner Zirkel gibt die Richtung vor.
IM BUND NATURSCHUTZ
50 Natur+Umwelt 1 | 23 › BN AKTIV + NAH › BN vor Ort aktiv
Emma Heyen liefert die Fakten.

ber 2022 in Lindau. Damals war sie sehr glücklich, dass auf dieser Veranstaltung die Klimarelevanz unserer Ernährung thematisiert wurde. Und die katholische Dekanatsrätin Christina Gentili berichtet, dass sie für das Fleischfasten in kirchlichen Einrichtungen wirbt. Hierbei ist es für sie eine große Hilfe, dass sie sich auf die Tradition des fleischlosen Freitags beziehen kann. Maximilian Schuff, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Lindau, ergänzt, dass der durchschnittlich hohe Fleischkonsum auch unserer Gesundheit nicht zuträglich ist.

MEHR ALS KÄSSPATZN

Inzwischen nimmt die Kellnerin die Bestellungen auf. Die Speisekarte spiegelt die Realität in vielen traditionellen Gasthäusern wider: Ente, Gans, Wiener Schnitzel, Zwiebelrostbraten … An vegetarischen Gerichten bleiben die unvermeidlichen Kässpatzn oder Süßkartoffelspalten. Aber immerhin: Auf Nachfrage zaubert die Küche vegane Ofenkartoffeln mit Salat.

Nicht nur nach Österreich, auch über die Landesgrenzen hinweg hat Werner Zirkel für heute Abend sein Netz gesponnen: Emma Heyen studiert Umweltbildung und ist Praktikantin beim BUND im baden-württembergischen Ravensburg. In ihrem Vortrag zum Thema Ernährung und Klimawandel fasst sie die wichtigsten Fakten für uns zusammen – und schon ist die Versammlung mittendrin in der Diskussion. »Bio ist gut, aber damit kön-

nen wir die Welt nicht ernähren. Das braucht viel zu viel Fläche«, meint Peter Triloff, der sich im Klimabeirat der Stadt engagiert. Wenn wir weniger tierische Produkte essen, geht das sehr wohl, kontern andere. »Aber ganz sollten wir auf Nutztiere auch nicht verzichten«, findet Isolde Miller vom BN Lindau. »Kühe sind als ›Landschaftspfleger‹ für die ökologisch wertvollen Grünflächen immens wichtig. Und sie produzieren dabei sogar noch gute Nahrungsmittel für uns.« Da stimmt Diana vom österreichischen »Verein gegen Tierfabriken« zu. Allerdings findet sie, die Kühe könnten dort auch grasen, ohne dass man sie ausbeutet. Die Diskussion ist offen, lebendig und bleibt immer wertschätzend, trotz teils sehr unterschiedlicher Ansätze. Der Herr, der gerade einen Wurstsalat verspeist, bekommt genauso viel Raum wie die bekennenden Vegetarier oder Veganer in der Runde. Und das ist genau der Ansatz, den sich Werner Zirkel gewünscht hat: möglichst alle erreichen, einen Querschnitt durch die Gesellschaft. Und weil er genau weiß, was er will, lässt er die Leute nicht gehen, ehe er eine Handvoll Namen auf seinem Zettel stehen hat. Mit Datum und Uhrzeit des ersten Treffens einer kleinen Arbeitsgruppe, die sich für ein nachhaltiges Ernährungskonzept für Lindau starkmachen soll: weniger Fleisch in Kitas, Kindergärten, Mensen und anderen öffentlichen Einrichtungen. Ein kleiner Schritt mehr hin zu einer klimafreundlicheren und gerechteren Ernährung.

Christiane Zirkel ist schon lange überzeugte Vegetarierin. Dietmar Stoller mahnt mehr globale Gerechtigkeit an. Tierärztin Karin Ulich engagiert sich für mehr Tierwohl.
Natur+Umwelt 1 | 23 › BN AKTIV + NAH › BN vor Ort aktiv 51
Peter Triloff vom Klimabeirat Lindau weiß, wie klimarelevant unsere Ernährung ist.

KREISGRUPPE AUGSBURG

FRAGWÜRDIGER KAHLSCHLAG

Unter Polizeischutz wurde im Oktober 2022 wertvoller Bannwald nahe der Lechstahlwerke gerodet. Als Begründung diente eine Ausnahmegenehmigung der Regierung von Schwaben.

Die Erweiterung des Stahlwerks in den geschützten Lohwald bei Meitingen im Landkreis Augsburg ist seit Jahren umstritten. Mit der Rodung hat das Unternehmen nun Fakten geschaffen – auf fragwürdige Weise.

Im Sommer vergangenen Jahres hatte der BUND Naturschutz gegen den Bebauungsplan der Gemeinde Meitingen für die geplante Erweiterung geklagt (siehe N+U 4/2022). Der Eingriff in den Bannwald sollte über eine Ausgleichsfläche kompensiert werden. Vor einer Rodung hätte diese nach geltendem Naturschutzrecht auf ihre Ausgleichswirkung hin kontrolliert werden müssen – und zwar nach drei Fortpflanzungsperioden, im Jahr 2024.

Im Vertrauen auf diese Rechtslage hatte der BN bei seiner Klage auf einen Eilantrag mit aufschiebender Wirkung verzichtet. Doch Mitte Oktober standen plötzlich schwere Harvester am Bann-

wald und begannen unter Polizeischutz mit den Fällarbeiten. Die Polizei berief sich auf eine Genehmigung der Regierung von Schwaben. Tatsächlich hatte diese, auf Antrag der Lechstahlwerke, eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung für die Rodung erteilt – ein Skandal, denn so wurden das im Bebauungsplan vorgeschriebene Prozedere und der effektive Rechtsschutz des BN als Kläger ausgehebelt.

Auch unabhängig von der Ausnahmegenehmigung war die Fällaktion nach Auffassung des BN nicht rechtmäßig, da etliche weitere Bedingungen dafür noch nicht vorlagen. Der Verband fordert daher eine umfangreiche Aufklärung durch die Behörden und hat gegen die Ausnahmegenehmigung der Regierung geklagt, Anzeige erstattet und ein Sanierungsverfahren nach Umweltschadengesetz beantragt. Thomas Frey (as)

NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN

1500 KLIMABÄUME: Unter dem Motto »Günzburgs Klima, pflanzen wir’s an« setzt die Kreisgruppe Günzburg des BN gemeinsam mit Schulklassen neue Bäume. Insgesamt haben die vielen Ehrenamtlichen seit 2021 bei Aktionen im Landkreis schon rund 1500 Setzlinge in die Erde gebracht. Gepflanzt wird, wo immer es geht: Laubbäume in Wäldern für einen klimaresistenten Mischwald, Obstbäume auf Streuobstwiesen und Stadtbäume in Kooperation mit der Stadt Günzburg. Weil die Aktiven leider nicht so schnell nachpflanzen können, wie Bäume gefällt werden, setzt sich der BN in Günzburg auch nachdrücklich für den Erhalt gewachsener alter Bäume ein.

WERTVOLLES STREUOBST: Um die ökologisch wertvollen Streuobstwiesen im Landkreis zu bewahren, setzt die BNKreisgruppe Lindau auf ein vielschichtiges Programm. Dazu zählen Exkursionen in die Streuobstwiesen für Schulklassen ebenso wie das Apfelsaft-Projekt, in dem die Kreisgruppe, Landwirte und die Lindauer Bodensee-Fruchtsäfte GmbH seit Jahren erfolgreich zusammenarbeiten. Auch die Sammelbestellung ausgewählter Baumsorten trägt zum Erhalt der Streuobstwiesen bei. Im Herbst 2022 gelangten so 330 neue Obstbäume in den Landkreis. Bis 2035 sollen es bayernweit eine Million Bäume werden, im Rahmen des »Streuobstpaktes«, den die Staatsregierung 2021 mit Umweltverbänden geschlossen hat.

IHR ANSPRECHPARTNER

Schwaben: Thomas Frey

Tel. 0 89/54 82 98-64

thomas.frey@bund-naturschutz.de

Foto: Uwe Breitmoser Der Erweiterung des Stahlwerks im Meitinger Ortsteil Herbertshofen fielen bereits knapp sechs Hektar Bannwald zum Opfer.
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Foto: Gabriele David

KREISGRUPPE KELHEIM

SCHUTZ ODER SCHIFFFAHRT?

Der Tourismus setzt der Weltenburger Enge stark zu. Dennoch lockerte das Landratsamt Kelheim im vergangenen Sommer die Bestimmungen für die Schifffahrt. Der BUND Naturschutz hat dagegen Klage eingereicht.

Die neue Genehmigung gilt bis 2031 und erlaubt den Schiffen der »Weißen Flotte« im Sommerhalbjahr knapp

3000 Fahrten zwischen Kelheim und Kloster Weltenburg — obwohl die Weltenburger Enge nach EU-Recht geschützt ist und für die Schifffahrt daher strenge Beschränkungen gelten.

Ende September 2022 legte die Kreisgruppe Kelheim beim Verwaltungsgericht Regensburg Klage gegen den Bescheid ein. Auch der Landesbund für Vogelschutz und der Landesfischereiverband klagten. Aus Sicht der Umweltverbände gefährdet die Schifffahrt das Naturdenkmal allmählich in seinem Bestand. Das Landratsamt gab dennoch grünes Licht.

Nach dem touristischen Ansturm in den Pandemiejahren hatte der BN vom neuen Bescheid eigentlich Auflagen für eine naturverträglichere Schifffahrt erwartet.

Stattdessen genehmigte das Landratsamt höhere Fahrgeschwindigkeiten und mehr Fahrten — auch bei Niedrigwasser. Das trifft vor allem die ohnehin seltenen Donaufische wie den Huchen: Dessen Eier und Larven werden vom Rücksog der Schiffe aus dem seichten Ufer in die Flussmitte gezogen, hinzu kommen Lärm und Vibrationen unter Wasser durch die Schiffsmotoren.

Der BN fordert eine breite Diskussion darüber, wie sich in der Weltenburger Enge Naturschutz, Naherholung und Tourismus vereinbaren lassen. Angesichts von Hitzewellen, Niedrigwasser und hohen Wassertemperaturen gilt es neu abzuwägen, wie man dem Schutzauftrag für dieses einzigartige Naturdenkmal gerecht werden kann.

NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN

NACHRUF: Der BN nimmt Abschied von Rudolf Fahrer, der bereits im September 2022 im Alter von 96 Jahren verstarb. Fahrer war von 1996 bis 1999 Vorsitzender der Kreisgruppe Deggendorf. Als hoch geschätzter Gewässerexperte war er viele Jahre im BN-Landesarbeitskreis Wasser aktiv. Seine Leidenschaft und sein Engagement galten dem Schutz der Fließgewässer, insbesondere dem Erhalt einer frei fließenden Donau ohne Staustufen.

KLEINOD DER ARTENVIELFALT: Mit dem Besuch des Landesvorstands Anfang November letzten Jahres wurde das BN-Biotop am Sulzbach offiziell eingeweiht. Gemeinsam mit dem Vorstand befestigten Aktive der beteiligten Kreisgruppen eine Tafel, die auf die Pflege des Areals durch den BN hinweist. Das knapp sieben Hektar große Auengrundstück liegt auf der Grenze der Landkreise RottalInn und Passau und war von den dortigen Kreisgruppen gemeinsam mit der Kreisgruppe Dingolfing Landau vor drei Jahren

erworben worden. Bislang hat sich das Biotop mit seinen Kleingewässern, Feuchtflächen, Großseggen und Totholzbäumen erfreulich entwickelt. Die unterschiedlichen Lebensräume bieten wertvolle Refugien für seltene Pflanzen und Tiere. IHRE

Niederbayern: Rita Rott

Tel. 0 89/54 83 01 12

rita.rott@bund-naturschutz.de

ANSPRECHPARTNERIN
Foto: Wolfgang Hascher Schifffahrt, Wassersport und Erholungssuchende setzen die Weltenburger Enge zunehmend unter Druck. Foto: Peter-Michael Schmalz
Natur+Umwelt 1 | 23 › BN AKTIV + NAH › Niederbayern 53
Foto: privat

KREISGRUPPE HÖCHSTADT-HERZOGENAURACH

GEGEN DEN FLÄCHENFRASS

Höchstadt an der Aisch zählt bislang zu den Kommunen, in denen Flächensparen oder Landschaftsschutz Fremdwörter sind. Das soll sich nun ändern.

Mit zwei Bürgerbegehren haben die Bürgerinitiative »Rettet den Häckersteig und den Schwarzenbachgrund«, die BN-Kreisgruppe HöchstadtHerzogenaurach, der Ortsverband von Bündnis 90-Die Grünen und weitere Bündnispartner 2021 den Kampf um die herrliche Landschaft des Aischgrundes aufgenommen. Anlass dafür war der Entwurf eines neuen Flächennutzungsplans. Gleich mit dem ersten Begehren, es richtete sich gegen ein neues Gewerbegebiet am Schwarzenbach, war das Bündnis erfolgreich. Die konservative Mehrheit im Stadtrat zog die Planung aufgrund der Proteste zurück. Angesichts der 106 Hektar Gewerbeflächen, die in den vergangenen 20 Jahren in Höchstadt ausgewiesen wurden, ein kleiner Lichtblick.

Im zweiten Bürgerbegehren geht es um ein mehr als 40 Hektar großes Wohngebiet, das am Häckersteig entstehen soll. In dem reich strukturierten Heckengebiet finden sich artenreiche Blühwiesen mit bis zu 200 zum Teil streng geschützten Pflanzen – ein Paradies für Heckenbrüter. Hier sollen nach dem Willen der Planer unzählige Einfamilienhäuser entstehen.

Im Januar 2023 hatte das Bündnis weit mehr als die erforderlichen 960 Unterschriften gesammelt und das Bürgerbegehren wurde eingereicht. Nun kommt es im Frühjahr zum Bürgerentscheid und alle hoffen, dass sich die Mehrheit der Höchstädter*innen für Klima- und Artenschutz und für ihre Landschaft starkmacht.

NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN

JUBILÄUM: Die BN-Kreisgruppe Weißenburg-Gunzenhausen dürfte eine der ältesten in ganz Bayern sein. Es war ein Lehrer, Ferdinand von Wissel, der sie als »Bezirksgruppe Weißenburg« zwischen 1922 und 1923 gründete. Bis 1969 blieb er ihr erster Vorsitzender. Die Kreisgruppe konnte sich der »Gleichschaltung« aller Vereine in der NS-Zeit entziehen und sogar den Verein für Heimatkunde durch Überführung in den BN vor einem Verbot bewahren.

Anlässlich des hundertjährigen Jubiläums pflanzten die aktuelle Kreisvorsitzende Brigitte Löffler und ihr Stellvertreter Karl-Heinz Schork Anfang Oktober 2022 eine Esskastanie im Stadtpark am Seeweiher und begrüßten zahlreiche Ehrengäste im wunderschönen Wildbadsaal Weißenburg.

KIRCHWEIH: Mit dem Motto »Baum, Bäume, Wald – wertvoll und unersetzbar« beteiligten sich etliche Mitglieder der BNKreisgruppen Fürth Land und Fürth Stadt Anfang Oktober am Fürther Kirchweihzug. Die Aktiven zogen geschmückte Handwagen hinter dem als Wald gestalteten Traktoranhänger her. Mit ihrem Beitrag machten sie auf die Bedeutung von Stadtbäumen und Wäldern aufmerksam. Als Bäumchen verkleidete Kinder waren dabei ein besonderer Hingucker.

IHR ANSPRECHPARTNER

Mittelfranken: Tom Konopka

Tel. 09 11/8 18 78-24

tom.konopka@bund-naturschutz.de

Foto: Marian Konsky Foto: Andreas Steibl
54 Natur+Umwelt 1 | 23 › BN AKTIV + NAH › Mittelfranken
Der Häckersteig: Diese wunderbare Heckenlandschaft will Höchstadt einem Wohngebiet opfern.

NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN

WÖHRDELAUF: Nachahmenswert für Kreis- und Ortsgruppen im ganzen Freistaat ist der von der BN-Ortsgruppe Lohr im Landkreis Main-Spessart organisierte Wöhrdelauf. Er führte Jung und Alt auf einer Distanz von ein bis fünf Kilometern durch die Wöhrdewiesen. Den Sieger*innen überreichte Michael Pfister, der 2. Vorsitzende der BUND-Naturschutz-Kreisgruppe Main-Spessart, eine lasergravierte Holztafel. Im Anschluss wurde mit biologischen, lokalen beziehungsweise regionalen Produkten gegrillt. Das Startgeld in Höhe von fünf Euro ging an die Kindergruppe des BN Lohr-Lohrtal.

KREISGRUPPE WÜRZBURG

TEMPO BEIM TRINKWASSERSCHUTZ

Seit über 100 Jahren liefern die Quellen in Zell am Main Trinkwasser für die Stadt Würzburg und versorgen heute die Hälfte der Stadtbevölkerung, rund 65 000 Menschen. Nun soll das Wasserschutzgebiet von acht auf 66 Quadratkilometer erweitert werden.

Im März 2022 ging der entsprechende Antrag beim Landratsamt Würzburg ein –nach 30 Jahren Planungszeit. Der BN unterstützt das Vorhaben ausdrücklich, machte bei einem Pressegespräch Mitte November 2022 aber klar, dass nun unverzüglich gehandelt werden müsse.

Vor allem ein geplantes Bergwerk der Firma Knauf stellt ein großes Risiko für das Trinkwasser dar. Auf einer Fläche von 7,4 Quadratkilometern soll das größte Bergwerk Bayerns entstehen. Rund neun Meter unter dem für die Zeller Quellen

wichtigen mittleren Grundwasserleiter möchte das Unternehmen rund 40 Millionen Tonnen Gips abbauen. Zudem gibt es Planungen für eine Deponie für toxisch belasteten Bauschutt im Schutzgebiet. Zusätzliche Risiken entstehen durch Planungen wie die Erdkabelverlegung für die SüdLink-Trasse und die Westumfahrung von Würzburg (B 26 n).

»Der BN fordert die rasche Ausweisung des vergrößerten Wasserschutzgebietes und einen Stopp für die vorgesehenen Eingriffsplanungen«, so Norbert Herrmann, Vorsitzender der Ortsgruppe Zell. Der BN-Vorsitzende Richard Mergner bekräftigt: »Mit dem Voranschreiten der Klimakrise sinken insbesondere in Unterfranken die Grundwasserspiegel. Trinkwasservorkommen sind daher besonders zu schützen.«

ÖKOMARKT: Vor der herrlichen Kulisse des Aschaffenburger Schlosses hielt der BN Aschaffenburg nach der CoronaPause endlich wieder einen erfolgreichen Ökomarkt ab. 45 Marktaussteller*innen und lokale Vereine präsentierten sich zusammen mit dem BN und boten ökologisch nachhaltige Produkte, Dienstleistungen sowie Informationen zu verschiedenen umwelt- und naturschutzbezogenen Themen an.

IHR ANSPRECHPARTNER

Unterfranken: Steffen Jodl Tel. 01 60/5 61 13 41 steffen.jodl@bund-naturschutz.de

Der BN fordert eine schnelle Erweiterung des Wasserschutzgebietes »Zeller Quellen« im Landkreis Würzburg. Geplante schädliche Eingriffe müssen sofort gestoppt werden.
Hier, an der Hettstadter Steige, beginnt das bestehende Wasserschutzgebiet »Zeller Quellen«. Es liefert die Hälfte des Würzburger Trinkwassers. Foto: C. Baumann
Natur+Umwelt 1 | 23 › BN AKTIV + NAH › Unterfranken 55
Foto: Patty Varasano

Mit einer kilometerlangen Autoschlange durch die Felder verdeutlichte das Aktionsbündnis

»Beste Gegend« Ende Oktober den geplanten Trassenverlauf der Umfahrung.

NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN

KREISGRUPPE MIESBACH

BLECHLAWINE VERHINDERT

Nun ist es amtlich: Es wird keine Ortsumfahrung Holzkirchen geben. Dies entschied eine Mehrheit bei zwei Bürgerentscheiden am 21. November 2022.

Mit 56 Prozent beteiligte sich mehr als die Hälfte der knapp 13 000 Holzkirchener Wahlberechtigten. Rund 60 Prozent davon votierten in der ersten Abstimmung mit Nein zur Südumfahrung.

Die Nordwestumfahrung der Ortsteile Großhartpenning und Kurzenberg wurde im zweiten Entscheid sogar mit 70 Prozent der Stimmen abgelehnt. Das zuständige Bauamt kündigte an, sich an das Bürgervotum zu halten.

Damit endet eine nahezu unendliche Geschichte: Seit 1966 tobte der Streit um eine Ortsumfahrung von Holzkirchen, mit der eine schnelle Verbindung von Bad Tölz zur Autobahn A 8 entstehen sollte. Erst im Jahr 2013 schied die ortsferne Variante als nicht genehmigungsfähig aus. Doch das Projekt war damit noch nicht erledigt, denn der Bundesverkehrswege-

plan 2030 enthielt eine neuerliche Prüfung von Ausbauvarianten.

Mit dem Bürgervotum gegen die beiden verbliebenen Trassenoptionen war der jahrzehntelange Kampf von BN und Bürgerinitiativen erfolgreich. Nicht nur ein Naherholungsgebiet, sondern auch landwirtschaftliche Nutzflächen wurden vor Überbauung und Zerschneidung gerettet.

Mit dem Votum setzt Holzkirchen einen bayrischen Trend zu mehr Klima- und Landschaftsschutz fort – kurz zuvor hatten bereits die Bürger*innen Weilheims gegen eine geplante Umgehungsstraße gestimmt.

Annemarie Räder (as)

Weitere Infos www.beste-gegend.com/ und www.miesbach.bund-naturschutz.de/ ortsgruppen/holzkirchen

VERSCHENKEN IST BESSER: Gut erhaltene Gegenstände nicht wegwerfen, sondern in einer Wertstoffbörse abliefern und so weitergeben an Menschen, die sich darüber freuen – das spart Rohstoffe und Energie und hilft unkompliziert, Gebrauchtes weiterzuverwenden. Auch in Icking im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen gibt es seit 2022 eine solche Möglichkeit, organisiert von der BN-Ortsgruppe Icking. Die Börse befindet sich im bislang angemieteten blauen Bauwagen am Ickinger Wertstoffhof und wird sehr gut angenommen. Eine CrowdfundingKampagne Ende Dezember brachte genug Geld für den Kauf des Bauwagens ein, so dass die Einrichtung nun dauerhaft etabliert werden soll.

WÄRMEVERBUND: Die BN-Kreisgruppe Altötting hat Ende Oktober 2022 ihr Konzept eines nachhaltigen Wärmeverbunds für den Landkreis vorgestellt. Durch die energetische Kombination von Geothermie, Industrieabwärme, Hackschnitzel- und Biogasanlagen ließe sich die Wärmeversorgung für über 80 Prozent der Einwohner*innen sichern – besonders in der kalten Jahreszeit. Ein Großteil der etwa 30 000 Wohngebäude und 50 000 Wohnungen im Landkreis könnte so versorgt werden. Durch die vorgesehene Ringleitung, die auch den Landkreis Mühldorf streift, könnte dieser ebenfalls vom Wärmeverbund profitieren.

IHRE ANSPRECHPARTNERIN

Oberbayern: Annemarie Räder Tel. 0 89/54 83 01 14 annemarie.raeder@bund-naturschutz.de

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Foto: Beatrice Wagner
56 Natur+Umwelt 1 | 23 › BN AKTIV + NAH
› Oberbayern
Foto: Fred Langer

NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN

RENATURIERUNG: Dank der guten Pflege des BN Wunsiedel lebt nun der Moorfrosch am Breiten Teich bei Selb. Im Jahr 2021 hatte die Kreisgruppe das Gewässer gekauft und große Flachwasserzonen am Uferbereich geschaffen. Die Maßnahmen griffen. Die neu ausgehobenen Tümpel hat der Moorfrosch bereits als Laichplätze angenommen.

Der Breite Teich ist eines der ökologisch wertvollsten und nach dem Weißenstädter See das zweitgrößte Gewässer im Fichtelgebirge. Die Naherholung der Bürger*innen am Teich ist auf Wegen weiterhin möglich.

KREISGRUPPE FORCHHEIM

SANDABBAU TROTZ WIDERSTAND

Die BN-Aktiven ließen nichts unversucht, um den Sandabbau in Kleinsendelbach und Dormitz zu verhindern. Doch das Bergrecht berücksichtigt Umweltschutzbelange schlicht zu wenig. »Wir konnten den Sandabbau nicht verhindern, aber einige Einwände fanden Gehör« resümiert Günter Schulze Vowinkel-Schwedler, Co-Vorsitzender der der BN-Ortsgruppe.

Vor sieben Jahren erlaubte das Landratsamt Forchheim der Firma Hammerand, basierend auf alten Genehmigungen und ohne nennenswerte Auflagen für den Natur- und Artenschutz, den Sandabbau auf der über 30 Hektar großen Fläche am Rande der Sandachse Franken.

»Bis zu diesem Zeitpunkt war das hier ein wertvoller Lebensraum für sandtypische Arten wie das Silbergras oder die Blauflügelige Ödlandschrecke«, erinnert

sich Dirk Petersen von der Ortsgruppe. Nach Jahren der Auseinandersetzung übertrug das Landratsamt die Zuständigkeit an das Bergamt Nordbayern. Dieses setzte im Jahr 2022 einen neuen sogenannten fakultativen Rahmenbetriebsplan, womit sich der Öffentlichkeit die Möglichkeit bot, sich zu beteiligen. Allein 30 Seiten an Einwänden kamen daraufhin vom BUND Naturschutz. »Wir haben viele Mängel aufgezeigt und einige wichtige Vorschläge wurden auch angenommen. So können wir nun etwa den unvermeidbaren Sandabbau aktiv begleiten«, erklärt Schulze Vowinkel-Schwedler abschließend. Eine von der Otrsgruppe betreute Vergleichsfläche direkt neben dem Abbaugebiet zeigt, welches Potenzial im Lebensraum Sand steckt und ist ein wahrer Arten-Hotspot.

JUBILÄUM: Seit zehn Jahren betreuen der BN Lichtenfels und der Obst- und Gartenverein (OGV) zwischen Neuensee und Neuensorg im Landkreis Lichtenfels die Amphibienwanderung. Zum Jubiläum präsentierte Werner Schilling vom OGV die Zahlen: 2378 Grün- und Braunfrösche, 49 Teichmolche, 12 Bergmolche sowie 20 748 Erdkröten haben die Ehrenamtlichen über die Jahre hinweg sicher über die Straßen gebracht. Der BN-Kreisvorsitzende Anton Reinhardt bedankte sich herzlich bei den fleißigen Aktiven.

IHR ANSPRECHPARTNER

Oberfranken: Jonas Kaufmann

Tel. 09 11/8 18 78-24

jonas.kaufmann@bund-naturschutz.de

Sieben Jahre lang kämpfte der BN Neunkirchen am Brand gegen einen riesigen Sandabbau. Letztendlich konnte er den zerstörerischen Eingriff nur abmildern.
Zerstörte Vielfalt: der Sandabbau in Kleinsendelbach Foto: Günter Schulze Vowinkel-Schwedler Foto: Johanna Machala
Natur+Umwelt 1 | 23 › BN AKTIV + NAH › Oberfranken 57
Foto: Michal/stock.adobe.com

KREISGRUPPE REGENSBURG

NEUES BÜNDNIS FÜR

DIE BESTEN BÖDEN BAYERNS

Der BN ist Teil des neuen »Bündnis zur Bewahrung der besten Böden Bayerns« (BBBB). Dieses spricht sich gegen weitere maßlose Versiegelung im Südosten von Regensburg aus.

Entstanden ist das BBBB Mitte November 2022 anlässlich der Planungen für eine erweiterte Ortsumfahrung von Niedertraubling, das im Regensburger Gäuboden liegt. Das Bündnis will dieses Projekt verhindern, die Öffentlichkeit informieren und bewirken, dass diese Landschaft in der Landesplanung als »Vorrangfläche für die Landwirtschaft« ausgewiesen wird. Der Gäuboden ist die »Kornkammer« von Regensburg und Bayern und sicherte über Jahrhunderte die Ernährung der Menschen in der Region. Seine tiefgründigen, humusreichen Böden gehören zu den fruchtbarsten in Bayern und ganz Europa. Sie bringen nicht nur hohe Erträge, sondern können auch besonders viel Regenwasser speichern, Luftfeuchtigkeit und

Abkühlung in heißen Sommern spenden und in ihrer dicken Humusschicht große Mengen Kohlendioxid binden.

»Statt Straßenplanung ist hier Landschaftsplanung erforderlich, um den Gäuboden auch ökologisch und für mehr Lebensqualität aufzuwerten«, sagen BNAgrarexperte Michael Maly sowie Waltraud Kanzelsberger von der Ortsgruppe Obertraubling und Kreisvorsitzender Raimund Schoberer.

Das Bündnis fordert deshalb allenfalls einen bestandsorientierten Ausbau von Straßen, insbesondere aber die Stärkung des öffentlichen und nicht motorisierten Nahverkehrs und vermehrte Anstrengungen zur Verkehrsvermeidung.

Reinhard Scheuerlein, Raimund Schoberer (ht)

SCHAFWOLLE: Schafwolle ist ein wertvoller Pflanzendünger, eignet sich zum Mulchen und vertreibt sogar Schnecken. Daher freute sich Sigrid Schindler vom BN Neumarkt sehr darüber, als der Schafhalter Johann Georg Glossner die Wolle der Frühjahrsschur seiner fast 500 Schafe der BN-Kreisgruppe Neumarkt überließ. Diese gab das wertvolle Naturmaterial gegen Spenden ab, wodurch die Kreisgruppe bis zum Herbst rund 2000 Euro einnehmen konnte.

FLÄCHENFRASS: Ist der Bau jahrelang in Aussicht gestellter Umfahrungsstraßen heute noch zu verantworten? Mit dieser Frage beschäftigte sich Ende November 2022 eine Podiumsdiskussion in Amberg zur Westumfahrung Kümmersbruck. Obwohl die Straße an einer einzelnen Stelle schon im Bau ist, will die Interessengemeinschaft »Leben statt Asphalt«, in der auch die BN-Kreisgruppe Amberg-Sulzbach aktiv ist, nicht resignieren. Rückendeckung erhielt sie durch den anwesenden BN-Ehrenvorsitzenden Hubert Weiger, der meinte: »Lange verfolgte Planungen unter veränderten Rahmenbedingungen auf den Prüfstand zu stellen, das ist die Kraft, die eine Demokratie im Gegensatz zu einer Diktatur haben muss.«

IHR ANSPRECHPARTNER

Oberpfalz: Reinhard Scheuerlein

Tel. 09 11/8 18 78-13

reinhard.scheuerlein@ bund-naturschutz.de

NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ
Foto: BN-Kreisgruppe Neumarkt Foto: BN-Kreisgruppe Regensburg
58 Natur+Umwelt 1 | 23 › BN AKTIV + NAH › Oberpfalz
Die fruchtbaren Böden des Gäubodens sind ein wichtiges Naturgut. Sie dürfen nicht weiter unter Beton und Asphalt verschwinden.

BILDUNG

DIE WELT DER INSEKTEN

Wer jetzt schon an den Sommer denkt und Pläne macht für Balkon und Garten, der ist gut beraten mit bienen- und insektenfreundlichen Pflanzen kleine Nektarparadiese und »Schatzecken für Schmetterlinge« zu schaffen.

Unter diesem Motto bietet die BN-Kreisgruppe Bad Kissingen Bildungsprogramme in Schulen und Kindergärten an. Expert*innen stellen Schmetterlinge und ihre Lebensräume vor und werben für naturnahe Gärten. Dazu lohnt sich ein Besuch in Euerdorf im Garten des Museums Triassica, dort haben die aktiven Mitglieder eine öffentlich einsehbare Schmetterlingsvoliere angelegt.

Wer sich einen Schmetterlingsgarten in Natura ansehen will und Tipps für dessen Anlage und Pflege braucht, der ist richtig bei der Umweltstation im Ökohaus Würzburg. Auch hier gibt es die Möglichkeit, mit Schulklassen oder anderen Gruppen an Bildungsprogrammen teilzunehmen. Ein neues Angebot der anerkannten Umweltstation richtet sich speziell an Naturfotograf*innen.

Die Kreisgruppe Main-Spessart zeigt im April die Ausstellung »Libellen – geflügelte Juwelen« in der Stadtbücherei Marktheidenfeld, ergänzt mit einem vielfältigen Bildungsprogramm.

Für Lehrer*innen oder Umweltpädagogen verleiht das Bildungswerk gut gefüllte Insektenboxen mit Spielanleitungen, ein Insektenbingo, Facettenaugen und ein lehrreiches Insektenpuzzle, Insektenfotokarten und dazu Faltanleitungen für Origami-Falter. Schulen, die Interesse an einem Insektenworkshop haben, wenden sich an die Kreisgruppe vor Ort. Dank der Postcode-Lotterie können Workshops über die Kreisgruppen noch bis Mai bezuschusst werden. Bei Interesse gibt es weitere Infos beim BN-Bildungswerk.

Infos www.bund-naturschutz.de/ Umweltbildung

www.bad-kissingen.bund-naturschutz. de/umweltbildung/ www.wuerzburg.bund-naturschutz.de/ umweltbildung

TERMINE

BILDUNG ZWISCHEN STADT UND LAND

Die Jugendorganisation JBN bietet wieder die Ausbildung als konsumkritische*r Stadtführer*in an. Wer die Welt ein Stück besser machen will und seine Stadt einmal mit anderen Augen sehen, ist herzlich willkommen.

WELTbewusst – Ausbildung als konsumkritische*r Stadtführer*in

• 25. März 2023, München

• Zielgruppe: Jugendliche und junge Erwachsene von 16 bis 26 Jahren sowie Gruppenleiter*innen

• Infos: https://www.jbn.de/termine

Naturbegeisterte Gruppenleiter*innen kommen beim Spiele- und Methodenseminar ganz sicher auf ihre Kosten, und das mit jeder Menge Spaß und Bewegung.

Wald und Wiese spielerisch entdecken

• 6. Mai 2023, Gauting

• Zielgruppe: Kinder- und Müpfegruppenleiter*innen, Aktive in der Arbeit mit Kindern

• Infos: https://www.jbn.de/termine/ wald-und-wiese-spielerischentdecken

Für alle, die gerne in der Natur sind, bietet sich der Wildnis- und Survivaltag am 13. Mai im Naturerlebniszentrum Allgäu an. Im Kurs lernen Sie die wichtigsten Wildnistechniken und Naturmaterialien kennen. Sie lernen, auf verschiedene Arten Feuer zu machen, eine einfache Schutzbehausung zu bauen, Schnüre drehen und einfache Kochutensilien herzustellen. Ergänzt wird der Tag mit Achtsamkeitsübungen.

Wildnis- und Survivaltag

• Samstag, 13. Mai 2023, Gunzesried

• Zielgruppe: interessierte Naturliebhaber*innen, Aktive in der Umweltbildung

• Infos: www.nez-allgaeu.de/ veranstaltungen

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Fotos: Elisabeth Assmann, Sonja Kreil
Natur+Umwelt 1 | 23 › URLAUB & FREIZEIT › Bildung 59
Foto: Jan Ebert

IMMER NEUE IDEEN

Helmut Scharpf leitet seit 2012 die BN-Kreisgruppe

Memmingen-Unterallgäu. Für den Naturschutz kommen ihm immer neue Ideen.

Es gibt Menschen, die verfügen über eine rare Eigenschaft, nämlich die, vorausschauend Veränderungen anzustoßen, wohlwissend, dass diese ihre Früchte erst zehn oder noch mehr Jahre später abwerfen. Die sich trauen, immer wieder für ihre Ideen zu werben – bis diese plötzlich en vogue werden.

Helmut Scharpf ist so ein Ideenstifter und Projekte-Anstoßer im Unterallgäu. Der Realschullehrer für Musik und Englisch engagiert sich seit fast 40 Jahren im BN, die meiste Zeit davon in Verantwortung in Vorständen von Orts- und Kreisgruppen. »Mir fällt immer viel ein, das ist Fluch und Segen zugleich«, lacht der 61-Jährige. Einen langen Atem bräuchte man schon für alles, was mit ökologischer Verbesserung zu tun habe. Er gibt ein Beispiel: »Bis die überdachte Fahrradabstellanlage am

Schulzentrum Ottobeuren fertig war, sind zehn Jahre ins Land gegangen«, erinnert er sich. »Aber auch das gehört zur Verkehrspolitik: dass Schüler, die bereit sind, auch bei Regen zu radeln und aufs Elterntaxi verzichten, bei der Heimfahrt wenigstens auf einem trockenen Sattel sitzen können.«

Scharpf ist es wichtig, Kindern und Jugendlichen zu zeigen, wie praktisch umgesetzter Umweltschutz aussieht. Als Umweltbeauftragter der Realschule mähte er mit Schulklassen Streuwiesen, grub Tümpel und pflanzte Hecken. Die Kinderund Jugendarbeit ist auch eine Stärke der BN-Kreisgruppe.

EINSATZ FÜR

DIE BACHMUSCHEL

Ein anderer Schwerpunkt der Gruppe sind Biodiversitätsprojekte. Auf vielen Hektar Wiesen und Weiden arbeitet die Kreisgruppe mit ihren zehn Ortsgruppen Hand in Hand mit Landwirten und pflegt Magerwiesen, auf denen Orchideen gedeihen oder zurückkommen dürfen. »Es kann 20 Jahre dauern, bis so eine überdüngte Wiese abgemagert ist und wieder artenreich blüht«, erklärt Scharpf. Frühere Projekte halfen dem bayerischen Löffelkraut, Libellen oder der Bachmuschel. »Diese Süßwassermuschel kam in der Region so häufig vor, dass sie an Schweine verfüt-

tert wurde«, weiß Helmut Scharpf. Inzwischen ist die Art durch die intensive Landwirtschaft und die Klimakrise bedroht.

MUSIK ALS AUSGLEICH

Neben seiner BN-Arbeit ist Scharpf seit 36 Jahren als Naturschutzwächter für die Untere Naturschutzbehörde unterwegs. Im Allgäu verbreitet sich die von ihm entwickelte, Vereine-basierte Mitfahrplattform fahrmob.eco. Seit 2008 leitet er das Energieteam Ottobeuren, politisch engagiert er sich für die Grünen im Kreistag. Für seine Heimatgemeinde Ottobeuren betreibt er seit zehn Jahren ein »virtuelles Museum«. Für sein vielfältiges Engagement wurde Helmut Scharpf 2022 auf der BN-Delegiertenversammlung mit der Bayerischen Naturschutzmedaille ausgezeichnet.

Die Musik ist sein seelischer Ausgleich zum oft mühseligen Geschäft des Naturund Umweltschutzes. Scharpf liebt seine Aufgabe als Chorleiter des renommierten »Chor96«, den er 1996 gründete. Auch hier locken ihn Innovationen. »Wir singen anspruchsvolle Klassiker wie Mendelssohn oder Bruckner, aber auch Songs von Bands wie Coldplay«, erklärt er. Musik und Naturschutz werden verbunden, wenn der Chor96 für den BUND Naturschutz wieder ein Benefizkonzert gibt.

Foto: Sarah Scharpf IM
PORTRÄT
60 Natur+Umwelt 1 | 23 › BN AKTIV + NAH › Porträt
Kreisgruppenvorsitzender Helmut Scharpf hat den Umweltschutz immer im Blick.

LESERBRIEFE

ENERGIE: WOHER UND WOFÜR?

Zum Titelthema »Energiekrise« in N+U 4/2022: Zum Artikel »Atomkraft ist nicht sicher« hier noch zwei Ergänzungen:

1. Die »restlichen« deutschen Atomkraftwerke sind überflüssig. Sie bieten zusammen eine Leistung von maximal 4 GW. Unsere Biomassekraftwerke haben noch eine Reserve von mindesten 4 GW, dürfen diese laut Bundesnetzagentur aber nicht liefern (das geht mit Gülle und ohne Mais). Biogas ist speicherbar und damit grundlastfähig wie AKW.

2. Deutschland exportiert ständig 4 bis 8 GW Strom nach Österreich und Frankreich – warum eigentlich? Frankreich bekommt Erdgas aus Spanien und könnte durch eine Leitung über das Saarland so viel weitergeben, dass die Gaskraftwerke hier (befristet) die Stromausfälle der maroden französischen AKW (maximal 4 GW) ersetzen könnten. Frankreich hat nicht genügend Kapazität an Gaskraftwerken.

Hannes Allabauer, Erlangen-Büchenbach

Die Digitalisierung, so wie sie zurzeit geplant und durchgeführt wird, ist als Wachstumstreiber Nummer 1 ein Energiefresser und damit auch ein Klimakiller. Ständig online sein, Millionen vernetzter Geräte des Internets der Dinge und 5G-Sendeanlagen für vernetzte Autos lassen den Energie- und Ressourcenverbrauch explodieren.

Politik und Gesellschaft müssen über eine nachhaltige Digitalisierung diskutieren. Staatliche Regulierung ist überfällig, zum Beispiel mobiles Videostreaming nur noch mit geringer Auflösung, Reparatur- und Recyclingfähigkeit aller Geräte, Verbote von eingebautem Verschleiß, jedes Gerät muss einen Kabelanschluss haben. Nur noch ein Mobilfunknetz für alle Betreiber mit Roaming und Trennung von Indoor- und Outdoorversorgung sparen massiv Energie, schonen die Ressourcen und senken die gesundheitlichen Strahlenbelastungen.

SCHREIBEN SIE UNS!

Wir freuen uns auf Ihre Meinung

BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Pettenkoferstr. 10a, 80336 München oder an nu@bund-naturschutz.de

Leserbriefe können gekürzt werden. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

AUF NATURKOSMETIK SETZEN

Zum Beitrag »Schädlich und vermeidbar« in N+U 4/2022: Vielen Dank für den Bericht über Kosmetika. Leider fehlt dort der Hinweis darauf, dass zertifizierte Naturkosmetik diese Stoffe nicht enthält. Es wird nur auf die App verwiesen. Was nutzt es, wenn bei konventionellen Kosmetikprodukten PFAS nicht enthalten sind, dafür aber viele andere umwelt- und menschenzerstörende Stoffe wie Mikroplastik, Konser vierungsstoffe usw.

Wir verwenden deshalb seit mehr als 20 Jahren nur Naturkosmetik, Waschmittel usw. aus dem Bio laden oder Reformladen. Wir hat ten auch nie Probleme bei unse ren Kindern mit Allergien, Ekze men, Schuppen usw.

MOBILITÄT: HYBRID

Zum Ratgeber »Effizienz vor Reichweite« in N+U 2/2022: Im Folgenden möchte ich zum Artikel von Ronja Schönau, genauer zum Kasten »Von wegen sauber« Stellung beziehen. Die Aussage zum Plug-in-Hybrid behandelt das Thema leider sehr undifferenziert und teilweise mit unrichtigen Aussagen.

Wir fahren seit zwei Jahren einen Plug-in-Hybrid der Mittelklasse und haben einige positive Erfahrungen sammeln können. Tatsache ist, dass der Hybrid einen Kompromiss auf dem Weg zum reinen E-Auto darstellt, jedoch einen in Sachen Emissionen gegenüber dem Verbrenner positiven und praktikablen, betrachtet man die für längere Strecken doch sehr dürftige LadeInfrastruktur für E-Autos – von den Kosten ganz zu schweigen.

Unser Hybrid schafft es nämlich, Roll- und Bremsenergie fast vollständig zurückzugewinnen (Rekuperation), was kein Verbrenner kann. Dadurch wird der Energieverbrauch selbst beim Fahren im Verbrennerbetrieb (und damit der CO2-Ausstoß) gegenüber einem reinen Verbrenner trotz leicht erhöhtem Gewicht deutlich gesenkt. Wir haben mit dem Fahrzeug auf unserer Urlaubsfahrt mit nur jeweils einer elektrischen Ladung an Start und Ziel ganze 4,9 l/100 km verbraucht und sind von insgeamt rund 2800 km 660 km elektrisch gefahren, nämlich zum Großteil durch Rekuperation.

Übrigens sind die meisten Alltags-Fahrstrecken bei uns Kurzstrecken unter 50 km, die rein elektrisch und damit emissionsfrei gefahren werden.

Natur+Umwelt 1 | 23 › BN AKTIV + NAH › Leserbriefe 61
Fotos:Getty Imeg es

MEERESFISCH

MIT FISCHSTÄBCHEN DAS KLIMA RETTEN?

Regelmäßig wird uns empfohlen, mehr Fisch zu essen. Weil Fisch gesund sei und zudem eine klimafreundliche Alternative zum Fleisch. Dabei gibt es gute Gründe, nicht mehr, sondern weniger Fisch zu essen.

Geringer CO2-Ausstoß und Wasserverbrauch, kein Methan: Mit Blick auf die Klimabilanz scheint Fisch tatsächlich das bessere Fleisch zu sein. Doch so einfach ist es nicht. Der Vergleich von Steak und Matjesbrötchen hinkt. Denn in die Klimabilanz tierischer Produkte geht bisher vor allem der direkte Ausstoß von Klimagasen ein, sei es CO2 durch Traktoren und Schiffe oder Methan bei der Verdauung von Wiederkäuern. Wie sehr das globale Geschäft mit Fisch und Meeresfrüchten das Klima schädigt, wird damit kaum deutlich.

Klar, Meeresfische sind Wildtiere, die wir nur fangen, aber nicht extra füttern oder tränken müssen. (Bei Aquakulturen sieht das schon etwas anders aus.) Indirekte Emissionen, die beim Transport und bei der Vermarktung von Tieren entstehen, fallen bei einer Klimabilanz dagegen oft unter den Tisch. Und der langfristige Klimaschaden, den die krasse Überfischung und die Zerstörung riesiger Meeresräume verursacht, bleibt meist völlig außer Acht. Zu Unrecht.

VERSTECKTE EMISSIONEN

Der Fischfang ist ein Geschäft mit hohem Energieverbrauch. Viel CO2 geht schon auf das Konto von Schiffsmotoren – weltweit etwa 160 Millionen Tonnen pro Jahr. Außerdem lösen Grundschleppnetze, mit denen Nordseegarnelen, Plattfische oder Dorsche gefangen werden, weltweit wohl rund 1,5 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr aus dem Meeresboden. Das ist mehr als doppelt so viel wie der gesamte deutsche Ausstoß von Treibhausgasen im Jahre 2020.

Hinzu kommt der klimaschädliche Energieaufwand, um Fisch zu kühlen und zu transportieren. Nicht der bekannte Hamburger Fischmarkt ist der größte Umschlagplatz in Deutschland, sondern der Flughafen Frankfurt. Hier werden etwa 25 000 Tonnen Fische jährlich verladen. Und dieser Fisch kommt aus allen Weltmeeren und ist in Frankfurt meist noch nicht am Ende seiner Reise.

Schließlich verringern Fische selbst das CO2 in der Atmosphäre, indem sie Kohlenstoff speichern. Damit schwächt der

Fisch auf dem Teller diese marine Kohlenstoffsenke.

Gesunde und wachsende Fischpopulationen sind also nicht nur im Sinne des Arten- und Naturschutzes und sichern die Ernährung. Sie dienen auch dem Schutz des Klimas.

KARPFEN STATT GARNELE

Wer pauschal für Fisch als klimafreundliche Alternative zu Fleisch wirbt, liegt falsch. Bitte bedenken Sie beim Einkauf: Eine pflanzliche Ernährung ist mit Abstand am klimafreundlichsten. Falls Sie bislang häufig Fisch essen, dürfen Sie also gerne über tierfreie Alternativen nachdenken.

Wenn es doch einmal Fisch sein soll, empfiehlt sich der Griff zu heimischem Karpfen und Wels anstelle von Thunfisch oder Tropengarnele. Auch im Fischladen gilt: Wer auf regionale und saisonale Ware achtet, vermeidet Ferntransporte. Und schont so tatsächlich das Klima.

Valeska Diemel und Nadja Ziebarth, BUND-Meeresschutzbüro

Illustration: Gino Faglioni/Das Illustrat
62 Natur+Umwelt 1 | 23 › SERVICE

MEDIEN

Utopisch

Kaum zu glauben, dass dieser Roman 1975 erschienen ist!

Der Staat Ökotopia an der amerikanischen Südwestküste, der sich in diesem Zukunftsszenario von den USA abgespalten hat, ist verblüffend aktuell: Es gibt Elektrofahrzeuge, Biogemüse, Smartphones, Solarenergie – beim Lesen glaubt man sich in eine parallele Gegenwart versetzt.

BUND-REISEN

BLÜHENDES ANDALUSIEN

24. März – 7. April 2023, Spanien/Portugal

ÖKOTOPIA

Ernest Callenbach

2022, Reclam Verlag, 24 Euro

Der Autor Ernest Callenbach schickt in der Tradition klassischer Utopie-Beschreibungen einen Außenstehenden in die utopische Gesellschaft, hier den New Yorker Journalisten William Weston. Er soll über diese skurrile Hippie-Republik berichten und wirft seine Vorurteile bald über Bord. Lesenswert!

Andalusien, der südliche Teil der iberischen Halbinsel, lockt im Frühjahr mit blühenden grünen Landschaften, milden Temperaturen, (noch) angenehm zu erkundenden Kulturdenkmälern wie z. B. der Altstadt von Sevilla und fabelhaften Möglichkeiten, wandern zu gehen. Nicht zuletzt dürfen

sich die Reisenden auf die leckere andalusische Küche freuen.

Malerisch

DIE PFREIMD

Josef Merkl

Bestellung unter: www.josefm.de, 34 Euro

Josef Merkl legt mit diesem Werk seinen zweiten Bildband über einen Landstrich im Osten der Oberpfalz vor, der es wert ist, entdeckt zu werden. Im Mittelpunkt steht der Fluss Pfreimd, dessen Verlauf von der tschechischen Grenze bis zur Mündung in die Naab mit eindrucksvollen Bildern dokumentiert wird. Mit einbezogen werden dabei auch das Zottbach- und das Kainzbachtal.

Kunstvoll komponierte Fotografien vermitteln einen Eindruck von der herben Schönheit dieser oftmals unterschätzten Landschaft. Sorgfältig recherchierte Texte berichten über die teils uralten Ortschaften wie beispielsweise Pleystein, Vohenstrauß, Trausnitz, Leuchtenberg, Pfreimd und die 900 Jahre alte Urpfarrei Perschen näher, die es verdient haben, ins Rampenlicht gestellt zu werden.

SEGELN UND WANDERN

1. – 13. April 2023, Italien

Wilde ursprüngliche Natur kennzeichnet die Inseln

RÜGEN ENTDECKEN

30. April – 7. Mai und

7. Mai – 14. Mai 2023, Deutschland

Diese Reise ins Biosphärenreservat Südost Rügen kombiniert Fahrradtouren und Wanderungen. An der Ostseeküste wechseln sich feinsandige, breite Sand-

Weitere Informationen

vulkanischen Ursprungs im Tyrrhenischen Meer vor der Nordküste Siziliens. Brodelnde Lavamassen und der stetig wehende Wind gaben den Liparischen Inseln ihr Aussehen. Die Reisenden entdecken auf der letzten original gebauten Brigantine im Mittelmeer die Kunst des Segelns und fantastische Aussichten auf die traumhaft schöne Inselwelt!

strände mit schroffen Steilküsten ab. An den Klifffüßen liegen meist imposante Blockstrände, die zum Fossiliensammeln einladen.

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Foto: R. Haynes Foto: G. Herrmann
Natur+Umwelt 1 | 23 › SERVICE › Medien und Reisen 63
Foto: Annett Storm

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Leitende Redakteurin (verantw.): Luise Frank (lf), Tel. 0 89 / 5 14 69 76 12, natur+umwelt@bund-naturschutz.de

Redaktion: Heidi Tiefenthaler (ht), Andrea Siebert (as)

Mitglieder-Service: Tel. 09 41/2 97 20-65

Gestaltung: Janda + Roscher, die WerbeBotschafter, www.janda-roscher.de (Layout: Waltraud Hofbauer)

Titelbild: Fotograf: T. Bäuerle

Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Kaiserin-Augusta-Allee 5, 10553 Berlin, Tel. 0 30/27 58 64-57, Fax -40

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MIT FISCHSTÄBCHEN DAS KLIMA RETTEN?

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IMMER NEUE IDEEN

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SANDABBAU TROTZ WIDERSTAND

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