Unabhängiges Fachmagazin für den Kartoffel, Obst und Gemüsehandel • Seit 1986
36. Jahrgang • Mai 2022
Sonderausgabe
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Inhaltssangabe
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„Wir stehen nicht zwischen dem Lieferanten und dem Kunden, sondern neben ihnen“ Hilbert Klop und Marnix van Fraassen
„Ich sehe keinen Grund, warum es The Greenery in 25 Jahren nicht mehr geben sollte“ Steven Martina
88
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„Bis 2025 wollen wir unsere Branche genauso prägen wie Bol.com und Amazon“ Michiel Bontenbal
Chainn
The Greenery
Direct Source International
„Wir versuchen es mit einer anderen Denkweise, weil wir glauben, dass etwas ganz Bestimmtes fehlt, nämlich die Hinwendung zu den Verbrauchern“ Rients van der Wal
Organto Foods
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„Ein Klasse-II-Nicoter kommt im Laden bestimmt nicht neben einen Kanzi“ Ilse Hayen
EFC
„Früher ging es beim Handel viel mehr um die eigene Position, heute um eine transparente Kette“ Thijs & Lennart van den Heuvel
210 „Höhere Kosten sind in der Wertschöpfungskette nur schwer weiterzugeben“ Falk Schlusnus
TFC Holland
Olympic Fruit und FreshPack Logistics
Sonderausgabe
Gewächshausgemüse
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Die Saison für Gewächshausgemüse beginnt , Kann die Kette den Kostenanstieg tragen?
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„Für die gesamte Branche wird 2022 die größte Herausforderung darin bestehen, die Warenversorgung im Handel zu gewährleisten“ Robert Sauer
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Ein noch nie dagewesenes Szenario, durch das die schlimmsten Krisen der letzten 20 Jahre in Vergessenheit geraten sind
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“Unsere Gärtnerschaft befindet sich im Generationsumbruch” Christian Müller
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„Die Absatzzahlen der Gewächshausware werden noch steigen, aber nicht die Importe verdrängen“ Dr. Hans-Christoph Behr
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„Gut, dass es nicht mein erster Job in der Obst- und Gemüse-Branche ist“ Ruud den Boer
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Wie wird sich dies auf den Markt und die Entwicklung der Branche auswirken?
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„Hohe Gaspreise bringen einen Teil der Produktion zum Stillstand“ Maud Valstar
68
Kulinarische Tomatensorten halten in der Produktion immer besser mit
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„Wir haben uns bei dieser Tomatensorte für die Überholspur entschieden“ Erwin de Kok
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Der Tomatenmarkt macht Bekanntschaft mit ToBRFV (und passt sich daran an)
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Kolumbiens Avocadoindustrie boomt
144 Die Zitronenernte in Argentinien hat begonnen
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Deutsche Großmärkte trotzen der Coronapandemie
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“Jetzt lassen wir die Kunden unsere neuen Möglichkeiten entdecken“ Peter Bauwens, DV Fresh
147 Von der Revolution der Reifungstechnologie für Avocados bis hin zur Ausweitung auf Mangos
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Blumenkohl: Das Vorzeigeprodukt von Prince de Bretagne
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„Deutschland ist ein wichtiger Markt für uns“ Marc Peyres, Export Sales Manager, Blue Whale
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Begrenzte Möglichkeiten für den Anbau von Brombeeren, Himbeeren und roten Johannisbeeren unter Glas
BFV: Beseitigung von Spitzen auf dem Beerenobstmarkt BelOrta: „Wir bemerken, dass immer mehr Beerenobst unter Schutz angebaut wird“ Berrybrothers: „Der Unterglasanbau im Frühjahr und im Herbst ist sicherlich interessant“
151 Positiver Start in die Spargelsaison 151 “Man kann das Sortiment für alle Verbraucher zugänglich machen” Will Teeuwen, Teboza über die breitere Verwendung von Spargel 154 Im Allgemeinen ist eine lange Saison eine gute Saison Rick Mengers, ZON über Spargel: 156 Eine herausfordernde Spargelsaison stand bevor Simon Schumacher vom VSSE, Theo Hatzivassiliadis von der Hans Kuffer GmbH und Karl Völcker von der Pfalzmarkt eG 159 Trotz des Wachstums im Jahr 2021 sehen sich Chinas Obstimporte unter Covid mit wachsenden Unsicherheiten konfrontiert
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Werden wegen der hohen Getreidepreise weniger Kartoffeln angebaut? Wim van de Ree, Geschäftsführer von Nedato
171 „Die Türkei ist zurück auf dem Obst- und Gemüsemarkt und stärker denn je“ Esra Soyleyen, geschäftsführende Gesellschafterin von Aksun
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„Junge Menschen wie ich sind in der Branche rar, gerade auch in führender Position“ Hendrik Schwan, Geschäftsführer und Inhaber der Kartoffel Kuhn Großmarkt GmbH Mannheim
175 Österreich überholt Deutschland als wichtigstes Bestimmungsland für Erdbeeren aus Italien
Chancen und Probleme für Papierlieferanten, Maschinenbauer und Kartoffelpacker
186 Zu Beginn der südafrikanischen Zitrusfruchtsaison haben Erzeuger in einigen Gebieten nach jahrelanger Trockenheit starke Regenfälle verzeichnet
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102 Die neueste Generation von Sortiersystemen erkennt problematische Defekte mit hoher Genauigkeit 106 Übersicht über den italienischen Import und Export von Äpfeln und Birnen 112 Knoblauch: China weiter vorn, Spanien hat eine stabile Produktion und Ägypten ist im Kommen 126 „Maschinelle Leistung konnte auf bis zu 30 Takte pro Minute erhöht werden“ Project Service & Produktion GmbH setzt auf nachhaltiges Banderolieren 2.0: 129 „Wenn wir diese beiden Bereiche knacken können, sind wir am Ziel“ Peter Stedman, Chiquita, über die Reduzierung von CO2 durch Düngemittel und Energie 132 „In der Kulinarik ist der Einsatz von Gewürzen ein Job für die Pinzette“ Marcel Janssen, De Gerdeneer
180 Prognosen für die Saison für Sommerobst, Wassermelonen und Melonen in Spanien
190 „Über den Preis, den Geschmack und die Kontinuität lässt sich ein Zugewinn erzielen“ Daan van der Giessen, SanLucar 194 Die (nahe) Zukunft des Gartenbaus: Fragen und einige (vorsichtige) Antworten Cindy van Rijswick, Obst- und Gemüse-Spezialistin bei der Rabobank 202 „Nach zwei guten Monaten ist der Markt für südafrikanische Birnen völlig gekippt“ Randolf Aaldijk, Origin Fruit Direct 204 Als erstes Mittelmeerland auf den Märkten vertreten sein und sich durch Qualität auszeichnen - Die Vorzüge der spanischen Kirschen 208 „Kein Unternehmen ist alleine im Markt und das Eingebundensein in die Gemeinschaft bringt nur Vorteile“ Günther Warchola (Bayerischer Fruchthandelsverband):
136 Welche Erwartungen gibt es für diese Saison?
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Vision
Hilbert Klop und Marnix van Fraassen, Direct Source International:
„Wir stehen nicht zwischen dem Lieferanten und dem Kunden, sondern neben ihnen“ Nach einer langen Karriere in der Obst- und Gemüse-Branche gründeten Jan de Sterke, Jan van den Adel, Marcel van der Sluis und Marnix van Fraassen im Jahr 2011 Direct Source International. Mit dem Schwerpunkt auf Produktspezialisierung, Outsourcing von Aktivitäten und der Schaffung eines Mehrwerts für alle an der Kette Beteiligten wurde innerhalb von zehn Jahren ein renommiertes Unternehmen im Importhandel aufgebaut. Interviews mit DSI finden selten statt, aber bei dieser Gelegenheit blicken Hilbert Klop und Marnix van Fraassen als aktuelle Geschäftsführung zurück und nach vorne. „Wir wollen den Menschen den Genuss von frischem und gesundem Obst ermöglichen, das treibt uns an.“ Können Sie uns die Anfänge der DSI näherbringen? Ging damit ein lang Obst- und Gemüse-Denken vorherrschte, gehegter Wunsch in Erfüllung? mit vielen eigenen Betrieben, in denen Marnix: Wenn man wirklich Kaufmann niemand seinen Konkurrenten zeigte, was ist und kaufmännisch denkt, fragt man er tat und man die Kunden nicht mit den sich natürlich, wann man seine Chance Lieferanten reden ließ. So kamen wir zu bekommen wird. Nach zwanzig Jahren Direct Source! Wir haben bewusst einen im Obst- und Gemüsehandel habe ich den neutralen Namen für Direct Source InterSprung gewagt. Das war 2011, mitten in national gewählt. Für Familienangehörige der Krise. Ich wollte nicht auf eigene Faust gibt es keine Privilegien. So haben wir die anfangen. Die Kontinuität für die eigenen vergangenen zehn Jahre als Gründer alles Lieferanten ist dann nicht gewährleistet, gemeinsam getragen. Marcel hat sich jahund auch der Einzelhandel setzt sich aus relang vor allem auf das Produkt Ananas demselben Grund nicht mit einem Mann konzentriert und letztes Jahr beschlossen, an den Tisch. Wir begannen mit den ehe- auszusteigen, und vor sieben Jahren ist maligen Kollegen Jan van den Adel und Aro Verweij als Anteilseigner bei DSI einJan de Sterke und wurden durch Marcel gestiegen. So besteht ein stabiles Team van der Sluis verstärkt. Wir haben uns von Anteilseignern. für eine gleiche Anteilseignerschaft entschieden, denn wenn man diese aufteilt, Für die Grundlage von DSI wurde in den ist man zum Scheitern verurteilt. Wir Jahren bei Hagé und später bei Olymkamen aus einer Zeit, in der noch das alte pic viel Erfahrung gesammelt. Ich habe
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zum Beispiel viel von Jan van den Heuvel gelernt. Ich kam 1987 dorthin und erlebte die ‚flying moments‘ der Importwelt. Bald importierten wir für 500 Millionen Gulden. Alles war möglich mit einem solchen Spitzenteam. Wir bei DSI haben immer die Bedeutung eines guten Teams im Auge behalten. Das Team muss stimmen. Wenn es nicht harmoniert, wird man nie eine Spitzenleistung erzielen. Wir geben den Menschen hier Vertrauen. Sie dürfen Fehler machen, aber sie müssen aus ihnen lernen. Das Gleiche gilt für den Umgang mit Lieferanten. Wir sehen sie als unsere Einkommensquelle, deshalb gibt es keinen Platz für eine arrogante Haltung. Unsere Vision war es, den Einzelhandel so schnell wie möglich zu bedienen. Das hatten wir auch aus der Hagé-Zeit mitgenommen. Wir wussten, dass unsere Funktion als Importeur minimal wäre, wenn wir beim Einzelhandel nicht in den Regalen zu finden sind.
Aber wir hatten in all den Jahren auch gelernt, was wir auf keinen Fall wollten, nämlich eigene Räumlichkeiten. Deshalb wollten wir so weit wie möglich outsourcen. Das haben wir in der Logistik, im Verkehr und selbst im finanziellen Bereich getan. Mit unserem Verpackungszweig, Direct Packing Services (DPS), haben wir inzwischen Standorte in Strijen und Moerdijk, wobei in Uitgeest auch eine enge Zusammenarbeit mit Van der Lem besteht. Auch hier entscheiden wir uns für ein partielles Outsourcing. Wir haben viel weniger Fachwissen im Bereich Verpackung
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Vision
und Logistik, auch dafür gibt es Spezialis- ein schönes Unternehmen mit einem soliten. In den letzten Jahren gab es sicherlich den Team. auch Zeiten, in denen wir gerne ein großes Gebäude gebaut hätten, um alles selbst Auffallend war, dass Sie mit Lukassen unter einem Dach zu machen, aber wir als Finanzier angefangen haben... sind unserer ursprünglichen Philosophie Marnix: Gert Lukassen war schon immer treu geblieben. Natürlich kann man seine ein Kunde von uns. Gert wäre nicht Gert, Vision auf halbem Weg ändern, aber nicht wenn er nicht irgendwo eine Chance sähe. aus Selbstüberschätzung. Er hatte uns schon mehrmals gesagt, dass wir sagen sollten, wenn wir uns selbstänWir haben uns auf Trauben, Zitrusfrüchte dig machen wollen. Als wir 2011 anfinund Ananas spezialisiert, weil das unsere gen, steckten wir mitten in einer Krise, Wurzeln sind. Dann erstellten wir zu viert und die Banken waren nicht sehr erpicht einen Haushaltsplan. Wir hatten gehofft, darauf, eine neue Importfirma zu finanim ersten Jahr einen Umsatz von 15 Mil- zieren. Also rief ich Lukassen an und wir lionen zu erzielen, daraus wurden dann 29 wurden uns schnell einig. Er gab uns ein Millionen. Wir hatten also einen glänzen- Darlehen, das wir nach dem ersten Jahr den Start, der durch die Marktbedingun- sofort zurückzahlten, aber er blieb immer gen begünstigt wurde. Es war zum Bei- ein Anteilseigner. Das gönnen wir ihm spiel ein sehr gutes Jahr für Weintrauben, auch von Herzen, denn ohne ihn gäbe es und wir erhielten die volle Unterstützung uns nicht. Er ist ein Kapitaleigentümer. von renommierten Marken wie Hoeks- Er mischt sich nicht in unsere Tätigkeit tra und Freshtrop. Es ist immer wieder ein, und wir sprechen nur einmal im Jahr eine Überraschung, von welchen Anbie- formell miteinander, aber öfter informell, tern man unterstützt wird. Auffallend und diese Beziehung ist gut. Wenn man war, dass die Lieferanten, von denen man sich das Unternehmen Lukassen und das es nicht erwartet hatte, uns sofort volle Unternehmen DSI anschaut, dann sind sie Unterstützung gaben und umgekehrt. So sich in keiner Weise ähnlich, sie haben war es auch bei den Kunden. Aber die Stär- eine viel breitere Palette als wir und einen ke der Unternehmensgründung war doch völlig anderen Absatzmarkt. Aber wir unsere gemeinsame jahrelange Erfahrung haben uns beide professionalisiert. und die Kontakte, die wir auf der Kundenund Lieferantenseite immer gepflegt hat- Bei anderen Importeuren sieht man ten. Und wir wuchsen weiter, jedes Jahr manchmal, dass Produzenten aus um etliche Prozente, und jetzt haben wir
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Übersee eine Beteiligung haben. Hat sich diese Frage bei Ihnen nicht gestellt? Marnix: Als wir unseren Start ankündigten, gab es mehrere Anbieter, die sich beteiligen wollten. Die Verlockung, dies zu tun, war groß, weil man sich damit sofort eine gewisse Versorgungssicherheit verschafft. Aber wir konnten keine Lösung finden. Man muss sich dann auch zwischen den Anbietern entscheiden, und ich bin mittlerweile froh, dass wir das ausklammern konnten und ein Privatunternehmen geworden sind. Natürlich bauen wir langfristige Beziehungen zu unseren Lieferanten auf, aber wenn ein Einzelhändler einen anderen Lieferanten wählen möchte oder wir ihm dazu raten, steht uns dies frei.
Warum haben Sie sich für den Standort in Strijen entschieden? Marnix: Wir wollten nicht in Barendrecht operieren, sondern absichtlich im Hintergrund. Damals hielten uns viele für verrückt, weil Barendrecht das Obst- und Gemüse -Zentrum für Europa sein sollte. Aber die Großhändler machen nur einen kleinen Teil unseres Umsatzes aus. Wenn man seine Standortwahl von diesem Teil des Umsatzes abhängig machen, dann ist das nicht sinnvoll. Dann kam Hoeksche Waard mit der Familie Smits ins Spiel. Das war ein ehemaliger Kunde von Jan van den Adel aus der Zeit, als Smits Großhändler war. Inzwischen hatten Sandra, Carolien
und Willem Smits das Unternehmen über- arbeiten, die uns als Gruppe der Anteilsnommen. Sie hatten hier ein Trockenwa- eigner und als Management dabei half, das renlager und überlegten, dass es schön Unternehmen für die Zukunft stabil zu wäre, wieder im Obstgeschäft tätig zu sein. machen. Wir waren ein sehr flaches UnterWir schätzten eine bestimmte Anzahl nehmen. Zuvor waren wir, die GesellschafPaletten pro Jahr, aber das hat nicht ganz ter und ich, zu sechst in der Geschäftsfühfunktioniert. Zum Glück, denn sonst hät- rung, darunter saßen die anderen. Aber ten sie wahrscheinlich nein gesagt, aber wenn eine Entscheidung anstand, mussangesichts der geschätzten Zahlen haben ten jedes Mal sechs Leute zusammengesie es gewagt. Damit sind wir bis zum heu- rufen werden, und das funktionierte nicht tigen Tag sehr zufrieden. Am Anfang hat- immer. Das hat zu der Struktur geführt, ten wir einige Aussteiger, die Strijen für die wir jetzt haben. Marnix und ich bilden etwas weit weghielten, aber dank der cle- gemeinsam die Geschäftsleitung, beide veren Logistik und dem Service der Fami- als Geschäftsführer. Natürlich haben wir lie Smits finden es jetzt alle toll. Ihnen ist unsere jeweiligen Aufgabenbereiche, aber es zu verdanken, dass wir wachsen konn- so ist auch eine enge Zusammenarbeit bei ten und das Unternehmen sind, das wir der Entscheidungsfindung gegeben. Alle heute sind. zwei Monate beraten wir uns mit den Anteilseignern. Wir haben das UnternehWie haben Sie die Verwaltung men in die Abteilungen Einzelhandel, Verorganisiert? trieb, operative Tätigkeiten, Finanzen und Hilbert: Marnix und ich kennen uns seit Datenmanagement unterteilt. Jede Abteivielen Jahren, fast seit den Anfängen von lung hat einen Hauptverantwortlichen. Direct Source International. Meine Stär- Nach der Aufteilung ist jetzt alles wieder ke liegt in der Leitung und Strukturie- übersichtlich und man kann sich auf das rung der Organisation und im Aufbau von konzentrieren, was man am besten kann. Teams, ich liebe Unternehmertum. Es hat Außerdem verfügen wir über eine große Klick gemacht und das habe ich auch sofort Flexibilität in den Bereichen Logistik, Verbei den Partnern von Marnix gemerkt. packung, Transport und so weiter. Und Auch der Handel hat mich angezogen. Ich dann kann man bei Bedarf sehr schnell war schon seit Jahren im Lebensmittelbe- erweitern oder verkleinern. Das macht reich tätig, allerdings in einem breiteren DSI zu einem fantastischen Club. Sinne als die Obst- und Gemüse-Branche. Damals war ich im Vorstand von De Men- Wie kommt man zu einem starken ken Keuken, einem Produktionsunterneh- Team? men, das u. a. Salate und Fleischprodukte Hilbert: In erster Linie möchten wir, dass herstellt. Der Aufbau eines Unternehmens jeder bei DSI Spaß an der Arbeit hat. Einen ist wie eine Mission. Für mich bedeutet großen Teil des Lebens verbringt man das, ein hervorragendes Produkt mit Lei- mit seinen Kollegen. Man lebt nicht, um denschaft zu verkaufen und ein Team bei zu arbeiten, sondern man arbeitet, um der täglichen Arbeit zu motivieren. Bei DSI zu leben, und dieses Leben besteht auch erkannte ich sofort das Potenzial und sah, aus der täglichen Arbeit. Als Management dass es dort gute, erfahrene Leute gibt. wollen wir zuerst mit jedem sprechen, der Das Unternehmen brauchte jedoch mehr bei uns anfängt zu arbeiten. Es geht um Struktur. Ich denke, jeden Tag ein bisschen die Leidenschaft der Menschen, und die besser zu werden ist ein großes Ziel. Man will man spüren. Ein Charakter sagt mehr kommt nie an und kann trotzdem Erfolge als drei Seiten im Lebenslauf. Außerdem feiern. Wir haben vor allem im finanziellen wollen wir keine Hierarchie zwischen Bereich begonnen, Struktur zu schaffen. Anteilseignern oder Management oder Wissen Sie, man kann am eigenen Wachs- was auch immer. Ein 20-jähriger Kollege, tum zugrunde gehen. Wenn man nicht der sich für morgens den Wecker stellt, alles rund um das Unternehmen richtig hat das gleiche Ziel wie wir. Deshalb teilen organisiert hat, wird es schief gehen. Ich wir unseren strategischen Plan mit allen finde das sehr schön zu organisieren. Mitarbeitern, halten regelmäßige Teamsitzungen ab und versuchen, die Begeis2019 war so etwas wie ein Wendejahr für terung bei der Arbeit zu bewahren. Ja, es DSI. Jedes Unternehmen geht durch Berg gibt auch für uns harte Zeiten, in denen und Tal. Wir hatten nur Wachstum erlebt, man wirklich hart arbeiten muss. Das Mitarbeiter eingestellt, Unternehmen hin- muss dann gestemmt werden, und manchzugewonnen. Wir haben damals an bis zu mal gibt es harte Auseinandersetzungen, sieben verschiedenen Standorten gekühlt. aber das zeichnet unser Unternehmen aus: Aber neue Leute machen auch Fehler. Wir einfach offen miteinander umzugehen. mussten mit Misserfolgen umgehen und Das bringt einen am weitesten zusammen. der Spaß begann ein wenig zu schwinden. Das war der Moment, als wir begannen, Darüber hinaus stellen wir uns als Team mit einer externen Partei zusammenzu- für die Zukunft auf. Die Gliederung in
Abteilungen im Unternehmen schafft Klarheit und damit auch Wachstumsmöglichkeiten. Junge Menschen müssen sich weiterentwickeln wollen und die Gelegenheit dazu bekommen. Deshalb setzen wir auch auf weitreichende Automatisierung, Datenanalysen, eine starke und professionelle Aufstellung der kaufmännischen Abteilung und intensive Arbeit im Bereich Produkt- und Qualitätswissen. Das ist wirklich wichtig! Unsere Mitarbeiter müssen stolz auf ihr Unternehmen sein. Wir schließen auch keine Wettbewerbsklauseln ab. Man muss sich umeinander kümmern und genügend Herausforderungen bieten, dann bleiben die Leute auch. Mit einem Zaun als Wettbewerbsklausel drumherum könnte es sein, dass man verkümmert und das Team von innen her ausgelaugt wird, weil man kein grünes Gras und nicht genügend Wasser zur Verfügung stellt. Das kann nicht das Ziel sein, vor allem dann nicht, wenn es unser Ziel ist, frisches und gesundes Obst zu genießen. Auf was konzentrieren Sie sich in Ihrer Arbeitsmarktstrategie? Erfahrene Leute einstellen oder junge Leute ausbilden? Hilbert: Wir haben uns für eine Kombination entschieden. Der Ausgangspunkt ist, dass dieses Unternehmen mit mehr als 60 Jahren Obst- und Gemüse-Erfahrung gegründet wurde. Das ist etwas anderes als ein paar Jungunternehmer, die sich selbständig machen. Wir haben eine Menge Erfahrung, und das bietet die Chance, junge Leute einzustellen und auszubilden. Wir tun dies intern unter dem Motto ‚Learning on the job‘. Hier sind alle in einer richtigen Abteilung untergebracht, Zimmer haben wir nicht. Unsere Sitzungen sind kurz und intensiv und finden nur bei Bedarf statt. Auf diese Weise bewahren wir unsere Stärke, wir können schnell umschalten und in der Zwischenzeit auch weiter nachdenken. Darüber hinaus ermöglichen wir so viele Schulungen wie möglich im Bereich Zertifizierungen, Sprachen usw. Wir haben einen Fünfjahresplan bis 2025, und eines unserer Ziele ist, dass das Team 2025 unabhängig von den Gründern arbeiten kann. Dies ist nicht nur für die Kontinuität des Unternehmens von großer Bedeutung, sondern auch sehr attraktiv für alle Mitglieder der Gruppe. Unsere Stühle stehen zur Verfügung. Wir fordern die Mitarbeiter auf, sich weiterzuentwickeln. Unser Durchschnittsalter liegt bei 36 Jahren. Das ist doch großartig, ein Team um sich zu haben, das besser ist, als man selbst es je sein könnte. Marnix: Natürlich denkt man manchmal ans Aufhören, aber für mich ist das sicherlich noch nicht der Fall. Die Importwelt ist ein Hochleistungssport. In dieser Branche
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Vision
Arco Verweij, Jan de Sterke, Marnix van Fraassen, Hilbert Klop und Jan van den Adel
Die Aktionäre Jan van den Adel und Jan de Sterke gehörten zu den Gründern von Direct Source International. Arco Verweij ist seit 2014 Mitglied des Teams. Alle drei sind Aktionäre. Was bedeutet DSI für sie? Jan van den Adel: “Ich habe 1990 bei Hagé angefangen und seitdem sind Marnix und ich immer Kollegen gewesen. Das ist einzigartig. Die ersten Jahre bei DSI waren wie ein Jugendbuch. Es war ein einziges großes Abenteuer. Glücklicherweise haben wir den Wagemut nie ganz verloren. Einerseits sind wir sehr professionell, andererseits aber auch sehr schlicht. Wichtig ist auch, dass wir uns in der Mitte des Teams befinden. Es ist so wichtig, dass man sich gegenseitig ergänzt und unterstützt, wobei es natürlich hilft, dass wir gemeinsam vorangekommen sind. Für Kunden und Lieferanten ist es ein beruhigender Gedanke, dass wir gemeinsam auch in den kommenden Jahren für sie da sein werden.” Jan de Sterke: “Das, wofür wir früher stehen wollten, konnten wir bei DSI verwirklichen. Wir träumten davon, als Team zusammenzuarbeiten, um ein Unternehmen aufzubauen, das sowohl Lieferanten als auch Kunden entlastet und bei dem alle profitieren können. Es war daher sehr erfreulich, dass wir schon im ersten Monat unseres Bestehens Ananas von Costa Rica nach Russland verschiffen konnten. Wir
haben unserem Namen von Anfang an alle Ehre gemacht. Aber auch zu Beginn der Corona-Krise, als die Bestellungen in die Höhe schnellten, konnten wir sowohl unseren Lieferanten als auch unseren (Einzelhandels-)Kunden zeigen, dass wir für sie da sind. Mark Ruttes Corona-Ansprache war noch nicht gehalten, da hatte Arco schon ganz Ägypten aufgekauft. Aufgrund unserer Spezialisierung sind wir ein Sammelbecken der Informationen für alle Kettenpartner unter einer Adresse.” Arco Verweij: “Wir alle kommen aus Unternehmen, in denen wir das eine oder andere über den Zaun werfen konnten, wo wir die Dinge taten, von denen wir dachten, dass sie gut sind oder dass sie uns Spaß machen würden. Hier musste man viele Dinge selbst herausfinden. Aber als DSI auf mich zukam, musste ich nicht lange nachdenken. Es ist ein Unternehmen, in dem man seinen ganzen Beruf, sein Wissen und seine Fähigkeiten einsetzen kann, und für mich als Lebensmittel-Fan ist das eine Freude. Auch wenn man schon ein paar Jahre im Geschäft ist, wird es nie langweilig, und jede Saison und jedes Jahr erlebt man neue Entwicklungen. Diese Entwicklungen sind vor allem in den letzten Jahren rasant verlaufen, und dem muss man Tag für Tag gerecht werden. Aber es ist wirklich der Teamgeist, der das Unternehmen vorangebracht hat.”
muss man einfach von morgens bis abends ihn heute kennen, wird es in fünf Jahren, aktiv sein. Man muss auch ehrlich zu sich vielleicht sogar schon früher, nicht mehr selbst sein, sich auf die Zukunft vorbe- geben. Vor zwei oder drei Jahren haben reiten und Raum für diese schaffen. Die wir den Schritt gewagt, eine Kette aufzujungen Leute, die zu uns kommen, haben bauen, bei der der Einzelhändler direkt andere Ideen, und wir sind ganz bestimmt mit dem Erzeuger spricht. Wir sind nicht offen dafür. Auf diese Weise macht es mir mehr dazwischen, sondern daneben. Das wirklich Spaß. Dann kann ich mir vorstel- ist der Kern, allerdings in der Form, dass len, noch viele Jahre lang eine gute Rolle wir unser Know-how einbringen. Wir bei DSI zu spielen. arbeiten jetzt mit einer Reihe von Einzelhändlern zusammen, die verstehen, dass Die Einzelhändler wollen zur Quelle und sie beim Direktbezug in unserer Disziplin andersherum genauso. Was ist dann mit Entwicklungen bei den Sorten und mit Ihre Aufgabe als Importeur? Wetterextremen konfrontiert werden, die Hilbert: Um eine Funktion in dieser Ket- sie selbst nicht bewältigen können. Unser te zu erfüllen, muss man einen Mehr- Mehrwert für sie liegt im Dienstleistungswert erbringen. Den Importeur, wie wir bereich. Und das geht bei uns sehr weit.
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Dieser Mehrwert besteht nicht wie früher darin, dass wir etwas riskieren und viel importieren, sondern in den Aktivitäten mit hoher Wertschöpfung. Auf diese Weise kann man zeigen, dass man wirklich etwas draufhat. Nicht nur im Bereich des Direktbezugs, sondern zum Beispiel auch im Bereich der Verpackung. Wir haben hier einen Verpackungsbereich aufgebaut, um so viel wie möglich für den Kunden endverpacken zu können. Die Idee war zunächst, auch Verpackungsservice für Dritte anzubieten, aber innerhalb von sechs Monaten war der Bereich völlig überlastet. Deshalb haben wir im vergangenen Monat unseren zweiten Standort in Moerdijk eröffnet, wo wir bereits seit
einiger Zeit mit unserem Servicepartner VDH zusammenarbeiten.
stellen, aber das wird dieses Jahr wahrscheinlich nicht mehr der Fall sein. So wird man sich seines eigenen Einflusses auf das Klima bewusst. Wir können etwas bewirken! Natürlich sind wir ein Unternehmen, das mit einem guten Team und einem guten Produkt Geld verdienen will, aber wir wissen, dass wir dank unseres globalen Netzwerks noch etwas mehr tun können. Das bringt uns nicht gleich in die Nähe von Eosta, denn wir tun es auf unsere Weise. Unsere Mission lautet: Der Genuss von frischem und gesundem Obst ist unsere oberste Priorität. Das macht man gemeinsam mit seinen Lieferanten, seinen Kunden, seinem Team und dem Verbraucher. Aber das kann man vor allem auch selbst genießen.
Werden Sie oft von den Supermärkten angesprochen, z. B. im Bereich der neuen Sorten oder sind Sie hier Vorreiter? Marnix: Das passiert wechselseitig. Die Einzelhändler wollen in der Regel alles Mögliche, aber alles hat seinen Preis, was nicht jedem zusagt. Dann kann man bei neuen Sorten nicht immer mithalten, weil die Erzeuger dafür auch Geld verlangen. Gleichzeitig fällt eine zunehmende Öffnung auf, wenn man mit nachweislich besseren Sorten aufwarten kann. Dann sind die Leute bereit, zu investieren, um sich von der grauen Masse abzuheben. Ich persönlich halte das für eine sehr gute Entwicklung. Jahrelang war der Preis Nur 1,99 Euro für eine Packung das Wichtigste, aber davon mit 500 Gramm Weintrauben löst man sich gerade wieder. Es im Einzelhandel. Lässt sich das wird zunehmend nach Sorte, auf lange Sicht durchhalten? Maß, Qualität und Saisonzeiten ausgewählt. Dafür braucht Marnix: Ja, wenn der Mehrman Kunden, die für dieses wertsteuersatz auf 0 Prozent Thema offen sind, die aber gesenkt wird, aber das sind auch den Mut haben, hier zu auch nur 9 Prozent, und die investieren. werden bald von der Inflation aufgezehrt sein. Aber es ist Sie waren Gründungspartner eine berechtigte Frage. Alles von CO2 Correct. Wie kam wird teurer, und der Verbraudas draußen an? cher hat nur soundso viel in Hilbert: Nachhaltigkeit zieht seinem Portemonnaie. Unser sich durch unser Unternehmen. Vorteil besteht darin, dass Wir können nun einmal bei uns Trauben und Zitrusfrüchte in Strijen keine Trauben anbau- ganz oben bei den Obst- und en, also müssen wir sie aus der Gemüsekäufen in den Superganzen Welt importieren. Aber märkten stehen, aber irgendwir wollen die gesamte Ket- wo geht das auf Kosten von te so nachhaltig wie möglich etwas anderem. Nehmen Sie gestalten. Deshalb sind wir in die jetzt begonnene Saison der diesem Jahr der SIFAV beige- indischen Weintrauben. Die treten. Als wir mit CO2 Correct indischen Trauben sind nicht anfingen, bekamen wir vom die schmackhaftesten, aber Einzelhandel, aber auch von qualitativ am stabilsten, da sie den Verbrauchern sofort sehr etwas kleiner, härter und fleigute Reaktionen. Die CO2-Dis- schiger sind. Sie sind im Allgekussion ist ein großes Thema meinen gut haltbar und lassen im Handel, aber auch wir als sich leicht transportieren und Importeure haben jeden Tag lagern. Die indischen Erzeuger mit dem Klimawandel zu tun. waren mit den ProduktionsDenken Sie an Südafrika, wo kosten zufrieden und expordas Klima in den letzten Jahren tierten jedes Jahr erhebliche stark schwankt, ebenso wie Mengen zu wettbewerbsfähiin anderen Ländern. Früher gen Preisen. Aber während ein konnte man die Uhr nach dem Container vor einigen Jahren Beginn der ägyptischen Trau- noch 2.500 $ Seefracht kostete, bensaison in der 20. Woche kostet die Einfuhr eines Con-
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Vision
tainers mit Weintrauben in diesem Jahr dass die lokalen Erzeuger gefördert wer7.500 $. Das sind etwa 2 € mehr pro Pack- den. Selbst wenn das auf Kosten unserer stück. Dies sind zusätzliche Nettokosten, Volumina geht, dann soll es so sein. Gleichdie also weitergegeben werden müssen. In zeitig wissen wir aber auch aufgrund früheren Jahren kam es sogar vor, dass in unserer Erfahrungen in diesen Überseeder Zeit von März bis Mai indische Wein- ländern, dass Hunderttausende Familien trauben für 99 Cents angeboten wurden. auf den Obstexport angewiesen sind, um Das geht nun wirklich nicht mehr, außer ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. es legt jemand eine Menge Geld drauf. Der Einzelhandel will weniger Hilbert: Diese extremen Containertarife Plastik. Was ist Ihr Standpunkt in der werden sicherlich wieder fallen, aber die Verpackungsdiskussion? Weltbevölkerung wächst und der globale Hilbert: Wir sind in genau der gleichen Verbrauch nimmt weiter zu. Solange das Situation. Wo wir das Plastik vermeiden der Fall ist, wird es auch einen Preisdruck oder reduzieren können, tun wir das. Das geben. Die Löhne in unseren Bezugslän- ist auch der Grund, warum wir uns letztes dern steigen ebenfalls. Wird sich der Preis Jahr für Topseal entschieden haben. Bis von 1,99 € im Handel halten? Langfristig zum Sommer 2021 waren wir noch dagewird kein Preis im Laden standhalten. gen. Wir waren echte MuschelschalenEs geht uns darum, den Markt jenseits Fans. Dennoch haben wir uns entschieder ‘üblichen Produkte’ mit neuen, ein- den, zu Topseal zu wechseln. Dies führt zu zigartigen Sorten und Verpackungen zu einer Kunststoffeinsparung von 15 Proüberraschen, etwa durch Kombinationen zent. Es wird schwierig sein, bei einigen mit anderen Artikeln. Daran arbeiten wir Artikeln ganz auf Kunststoff zu verzichhart. Dabei kann es sich um geschmack- ten. Wir haben aber auch ein Gegenstück liche Neuerungen handeln, aber auch um zum Kunststoff, den so genannten ‘Abfall’. Neuerungen von Seiten der Erzeuger bei Wir wissen, dass beim Umstieg auf Karton, den Erträgen oder der Anbautechnik. Den- Tüten oder lose Verpackungen der Verlust ken Sie an eine natürliche Ausdünnung, in der Gesamtkette höher ist als bei einer wodurch die Erzeuger ihre Erntearbeiter Kunststoffverpackung. Auch deshalb konnicht mehr so oft durch das Feld schicken zentrieren wir uns auf die gesamte Nachmüssen. Letztlich geht es um die Frage, haltigkeit rund um Plastik. Und wir sind was der Verbraucher will. aktiv auf der Suche nach weiteren Verpackungsinnovationen. Vor anderthalb JahWas halten Sie von der öffentlichen ren haben wir uns der InnovationsplattMeinung, die immer mehr nach einer form Brave New Food angeschlossen, wo lokalen Obst- und Gemüseversorgung Unternehmen neue innovative Ideen vorruft? stellen und wo wir sehr aktiv an den SitMarnix: Großartig! Als Importeur haben zungen teilnehmen. Bei diesen Sitzungen wir es mit Obst zu tun, das hier einfach kamen wir in Kontakt mit einer Partei, mit nicht angebaut werden kann. Wenn hier der wir derzeit Gespräche über die VerlänWeintrauben in Hülle und Fülle angebaut gerung der Haltbarkeit von Zitrusfrüchten würden, dann wäre das für uns existenti- führen. ell bedrohlich, aber ich finde es großartig,
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War es in all den Jahren nicht verlockend, andere Produkte zu führen? Marnix: Der Markt verlangt zunehmend nach Spezialisierung. Ich finde es auch gut, dass es in diesem Bereich Spezialisten gibt. Das zahlt sich aus. Es ist nicht mehr möglich, etwas beiläufig zu machen. Manchmal kommt man in Versuchung. Zeitweise schienen auch wir ein Gemüseladen zu sein, aber wir haben uns entschieden, uns wieder auf Trauben und Zitrusfrüchte zu konzentrieren. Wir führen zwar noch einige Serviceartikel, haben uns aber entschieden, uns ganz auf unsere strategischen Produktgruppen zu konzentrieren. Wenn man sich dafür entscheidet, muss man ein Team aufstellen, das sich mit Hingabe dieser Aufgabe widmet. Wir haben auch die Ananas als Hauptprodukt abgestoßen. In den ersten Jahren ging das noch gut, aber in den letzten Jahren musste es zu so günstigen Preisen vermarktet werden, dass wir uns davon verabschiedet haben. Wir sind auf Weintrauben und Zitrusfrüchte spezialisiert und haben mit Anthon van Doorn und Chris Hirdes für die jeweiligen Produktgruppen einen Produktspezialisten, der den Import koordiniert und den Kontakt zum Importeur, Kundenbetreuer, QC usw. hält. Zweifellos wird in den kommenden Jahren ein neuer Wettbewerber auftauchen, aber ich bin überzeugt, dass es eine Wende auf dem Markt geben wird. Meiner Meinung nach ist die Zeit der vielen Neugründungen in unserer Branche vorbei. In den vergangenen zwanzig Jahren wurden zahlreiche Parteien gegründet, weil sie das reichhaltige Handelsangebot nutzen konnten, ohne selbst zu importieren. Doch die Kosten steigen, und die Risiken werden immer größer. Daher ist das eingehende Volumen viel begrenzter, was mit enormen Kosten verbunden ist. Wenn man
keine Spezialität oder kein Programm hat, wird es schwierig.
Welches sind Ihre wichtigsten Absatzländer? Hilbert: Die Niederlande als Heimatmarkt machen die Hälfte unseres Umsatzes aus, insbesondere im Einzelhandel. Der Rest entfällt auf ganz Europa, insbesondere auf Deutschland, Frankreich, Belgien und die ehemaligen Ostblockländer sowie in geringerem Maße auf Spanien und die skandinavischen Länder. Der Absatz nach Großbritannien war etwas höher, ist aber aufgrund des Brexits deutlich zurückgegangen. Mit all den Einfuhrzöllen, die die Briten zahlen müssen, ist das Produkt teurer geworden, und deshalb ist der Export sehr zurückgegangen. Mit diesem Anteil am niederländischen Einzelhandelsmarkt ist die Zahl der Kunden jedoch begrenzt. Ist das für Ihr Unternehmen nicht riskant? Marnix: Es stimmt, dass es in den Niederlanden nur eine begrenzte Anzahl von Einzelhändlern gibt, wobei manchmal auch einer von ihnen abspringt. Dennoch zeigt sich, dass wir aufgrund unserer Spezialisierung beliebt bleiben. Viele Einkaufsorganisationen stellen sicher, dass sie 80 Prozent ihres Bezugs im Griff haben und die restlichen 20 Prozent hinzukaufen. Dann sieht man, dass sie sich für Spezialisten entscheiden, so dass wir oft an der Spitze der Liste stehen. So erreichen wir unsere 50 Prozent Umsatz auf dem niederländischen Einzelhandelsmarkt.
Unser großes Problem, aber auch das der gesamten Branche, besteht darin, dass man sich mit vielen Gliedern in der Kette befassen muss. Von kleinen Erzeugern über Exporteure, die ihrerseits die Produkte all dieser Erzeuger abholen, bis hin zu einem Hafen, in dem die Infrastruktur oft schlecht organisiert ist, überall sind Verzögerungen an der Tagesordnung. Wir optimieren die Lieferkette ständig weiter. Dabei hilft uns, dass wir die Erzeuger persönlich kennen, in der ganzen Welt unterwegs sind und nicht von irgendwelchen Drittparteien abhängig sind. Wir gehen davon aus, dass sich die Kette künftig noch stärker ausdehnen wird. Wie wichtig sind Großhändler noch für Ihren Absatz? Hilbert: Wichtiger als uns das manchmal bewusst ist. Wir importieren allerdings selbst eine Reihe von Marken und Sorten, die auf den Großhandelsmärkten sehr beliebt sind. Aber die Zahl der Großhändler nimmt spürbar ab, so dass man seine Zukunft nicht von ihnen abhängig machen kann. Zugleich wachsen an den Bäumen
unserer Erzeuger nicht nur die geeigne- Connection ist in Peru um einiges stärker ten Größen für den Einzelhandel und/oder als wir, und das machen wir uns zunutze. Sorten, die nicht so leicht über den Einzel- Auf der anderen Seite sind wir bei Zitrushandel verkauft werden können. Indem früchten stärker und können auf unsere wir dafür Absatzmöglichkeiten finden, Handelsströme zurückgreifen. Und dabei entlasten wir nicht nur den Kunden, son- haben wir noch gar nicht erwähnt, was dern auch und vor allem unsere Lieferan- man im Handel alles gemeinsam machen ten. kann. Aber es ist neu in unserer Branche, dass man es wagt, einander gegenüber Im Laufe der Jahre sind unter anderem verletzlich zu sein. Man darf nie gegen dieDirect Fresh International, Global Fresh se Vereinbarungen verstoßen, denn dann International und FairConnection unter ist alles vorbei. Ihrer Flagge gefahren. Gibt es Synergien zwischen diesen Unternehmen? Können Sie sich weitere solche Marnix: Direct Fresh International (DFI) Partnerschaften vorstellen? ist entstanden, weil Menschen an unse- Marnix: Sag niemals nie. Aber für den niere Tür geklopft haben, die von unseren derländischen Markt erwarte ich das nicht Arbeitsmethoden begeistert waren. Es so bald. Mit Global Fresh International fängt mit dem Vertrauen und dem Glau- (GFI) haben wir auch eine Vertriebszweigben an die Menschen an und daran, dass stelle außerhalb Europas, mit der wir man etwas erreichen kann. Wir können gerade einen großen Schritt vorankomsie dann mit unseren Mitteln, unserer men. Anfangs waren Arie van Helden und Software und unserem Produktwissen mein Sohn Maarten für GFI verantwortlich. unterstützen. Die Herren von DFI kamen Maarten sagte jedoch, dass er die Erfahaus dem Melonen- und Gemüseanbau rung mit dem Obst vermisst habe, da der und hatten einen Kundenschwerpunkt in gesamte Handel direkt abgewickelt wurSkandinavien. In diesem Sinne waren sie de, und dass er jetzt wieder für DSI arbeiwirklich eine Ergänzung. Wir haben eine tet. Der Einstieg in den asiatischen Markt Mehrheitsbeteiligung als Startvoraus- ist kein geradliniger Aufstieg, sondern setzung vereinbart, mit der Möglichkeit, geht mit den entsprechenden Hindernisdas Unternehmen später zu übernehmen. sen einher. Das ist auch logisch. Dies ist der Die Idee dahinter ist, Menschen nicht nur Heimatmarkt und man weiß, wie die Dinan sich zu binden, sondern ihnen auch ge laufen, dort muss man von Zeit zu Zeit Raum zur Entfaltung zu geben. Es macht Lehrgeld bezahlen. Auch das gehört zum viel mehr Spaß, gemeinsam Dinge zu pla- Geschäftsleben. Im Jahr 2014 haben wir nen, als wenn jeder für sich allein weiter- uns einmal auf ein Abenteuer im Ostblock macht. Wir möchten lieber einen Kollegen eingelassen. Wir waren seinerzeit gerade als einen Konkurrenten sehen. Ich muss zwei Monate im Geschäft, als Putin den sagen, dass es uns auch Spaß macht zu Stecker zog, was für uns sofort ein Grund sehen, wie andere die gleichen Erfahrun- war, die Finger davon zu lassen. Das ist bei gen machen, die wir 2011 gemacht haben. GFI absolut nicht der Fall, aber nach zwei Jahren des Aufbaus und der Aussaat kam Bei FairConnection arbeiten Sie im März 2020 die Corona-Pandemie. Das teilweise sogar mit den gleichen wirkt bis heute nach. Wenn wir heute nach Artikeln. Begegnen Sie sich dann nicht Hong Kong gehen wollen, müssen wir erst als Konkurrenten? einmal drei Wochen in Quarantäne gehen, Marnix: Das war anfangs natürlich ein wobei gerade Asien ein Markt ist, auf dem ziemlicher Diskussionspunkt. Aber wir man präsent sein muss, um ein Geschäft wussten, dass Paul Postema und Frank aufzubauen. Deshalb wollen wir jetzt keiMaas irgendwann selbst ein Unternehmen ne extremen Risiken eingehen. Asien ist gründen würden. Da ist es besser, wenn ein Markt, auf dem wir präsent sein wolman es gemeinsam macht. Und natürlich len und auf dem wir auch für unsere Lieist FairConnection viel näher an unserem feranten sehr wichtig sind. Viele Peruaner Tagesgeschäft als DFI. Aber wieso soll- haben selbst in Asien angefangen, aber es te man sich davor fürchten? Wir glauben gibt auch viele Lieferanten in Afrika, die nicht mehr an das alte System, nach dem mit unserer Hilfe dorthin gehen möchten. das Lager geschlossen bleibt, weil man Dort leben ein paar Milliarden Menschen, befürchtet, dass sich jemand anderes Ihre was jede Menge Potenzial bietet!” Marke unter den Nagel reißen könnte. direct-source.nl Das Team von FairConnection wird sogar jede Woche ein- oder zweimal hinzugezogen, um an den Preisabsprachen in unserer Geschäftssitzung teilzunehmen. Wir haben gemeinsam einen Markt zu bedienen, und der ist groß genug. Darüber hinaus gibt es auch viele Synergieeffekte. Fair-
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Avocado
Ideales Klima und günstige Lage
Kolumbiens Avocadoindustrie boomt
In den letzten zehn Jahren sind die kolumbianische Avocadoproduktion und der Export rasch gestiegen. Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen ist das Land nach Mexiko und der Dominikanischen Republik der drittgrößte Erzeuger der Welt. Allein im Jahr 2014 exportierte das Land 1.408 Tonnen Avocados, und diese Zahl ist in den ersten neun Monaten des Jahres 2021 auf fast 70.000 Tonnen gestiegen. Das ist ein Anstieg von 35 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2020. Was hat zum Avocado-Boom des Landes beigetragen?
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s beginnt mit dem optimalen Klima für flächen wird nach 2025 reif sein”, fügt er den Anbau von Avocados. “Wir haben hinzu. zwei Jahreszeiten, die uns fast das ganze Jahr über eine solide Fruchtmenge liefern”, STABILES EINKOMMEN UND sagt Baptiste Kervyn, CEO von Green BEGRENZTER WASSERVERBRAUCH SuperFood Colombia. Die Traviesa-Saison Da die Avocado eine relativ neue Anbaubeginnt etwa im März/April und erstreckt kultur in Kolumbien ist, hebt sich das Land sich bis Juni/Juli, während die Hauptsai- durch den nachhaltigen Anbau von Avocason im September beginnt und bis Januar, dos ab und trägt so zur Entwicklung des manchmal auch Februar andauert. Ins- Landes und seiner ländlichen Gebiete bei. gesamt können in Kolumbien also 45 bis „Der Anbau von Avocados hat es ländlichen 52 Wochen im Jahr Avocados angebaut Betrieben ermöglicht, geregelte und langwerden. Die idealen Anbaubedingungen fristige Arbeitsplätze zu schaffen und den haben in den letzten zehn Jahren zu einem Menschen in diesen ländlichen Gemeinerheblichen Anstieg der Anbauflächen den ein stabiles Einkommen zu bieten.“ geführt, aber Kervyn erwartet, dass sich Der nachhaltige Anbau von Avocados ist die Produktion in etwa drei Jahren sta- aufgrund der vielfältigen klimatischen bilisieren wird. “Der Großteil der Anbau- Bedingungen, der Bodenbeschaffenheit
Baptiste Kervyn, CEO von Green SuperFood Colombia
und der Niederschläge im Land möglich. Die Anbaugebiete für Avocados befinden sich in einem regenreichen Teil des Landes, was im Vergleich zu anderen Anbaugebieten der Welt zu einem sehr geringen Wasserverbrauch pro Kilogramm Ertrag führt. Da die meisten Farmen in Kolumbien große Wald- und Dschungelgebiete beinhalten, gelten strenge Umweltvorschriften zum Schutz dieser Gebiete. Die meisten Flächen, die heute für den Avocadoanbau genutzt werden, waren früher Kaffeeplantagen oder Weideflächen für die extensive Viehhaltung. Die Umstellung auf den Anbau von Avocados hat dazu geführt, dass Avocadobäume als Pufferzonen für
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Avocado
diese großen unberührten Wälder genutzt werden. Diese Entwicklung hat die Artenvielfalt in diesen Gebieten erhöht.
kanals, der den Zugang zu den wichtigsten haben eine neue Produktionseinheit in globalen Märkten ermöglicht. Der Zugang Brasilien mit 800 Hektar Anbaufläche zu den Schifffahrtsrouten über den Atlan- eröffnet“, berichtet Kervyn. „Das Klima tik und den Pazifik sorgt für eine gute ermöglicht die Produktion hochwertiger Auslastung der Schiffe, die Verfügbarkeit Früchte, und da die Jahreszeiten in Brasivon Containern und schnelle Umschlags- lien anders sind als in Kolumbien, können zeiten. Die Exportlage ist jedoch nicht wir unsere Kunden das ganze Jahr über ausschließlich positiv. „Da wir das gan- mit Avocados versorgen“, fügte er hinzu. ze Jahr über liefern, konkurrieren wir zu Nicht zuletzt wagt sich das Unternehmen einem bestimmten Zeitpunkt der Saison an eine Reihe neuer Produkte mit hohem mit fast allen Anbaugebieten. Außerdem Mehrwert und stellt neuerdings Avocadohat sich der Versandhandel während der Aufgusstee her. Die Blätter des amerikaniPandemie rapide verändert, und die Aus- schen Persea-Baums (Avocadobaum) sind wirkungen sind immer noch zu spüren“, so für ihre zahlreichen gesundheitlichen Kervyn. „Die Auswirkungen in Bezug auf Vorteile und ihren außergewöhnlichen die Kosten sind für alle, die am Handel und Geschmack bekannt, und das alles ohne an der Lieferkette von Avocados beteiligt Koffein, Zucker oder Konservierungsstofsind, schmerzlich zu spüren.“ fe.
ZWEISTELLIGES EXPORTWACHSTUM Neben dem idealen Anbauklima spielt auch der weltweit steigende Avocadokonsum eine wichtige Rolle für die Expansion Kolumbiens. „Unsere Exporte nehmen weiter zu und weisen zweistellige Wachstumszahlen auf“, kommentiert Kervyn. Heute liegen die wichtigsten Exportziele Kolumbiens in Europa, und die Avocados von Green SuperFood gehen hauptsächlich nach Deutschland, Belgien, Spanien, Skandinavien und in die Niederlande. „Wir zeichnen uns als sicherer und qualitativ hochwertiger Lieferant aus, und in Kombination mit einem idealen Standort stiegen die Exporte 2021 um 35 Prozent gegen- EXPANSION NACH BRASILIEN über dem Vorjahr.“ Kolumbien liegt stra- Vor kurzem hat Green SuperFood damit tegisch günstig zwischen zwei Ozeanen begonnen, seine Avocadoproduktion und in unmittelbarer Nähe des Panama- grenzüberschreitend auszuweiten. „Wir
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Großmärkte
Dortmund
Düsseldorf
Deutsche Großmärkte trotzen der Coronapandemie Mit den Lockerungen und der Abschaffung der Corona-bedingten Einschränkungen scheint das durch die Pandemie verursachte Tief nun langsam überwunden. Wir blicken zurück auf die vergangenen zwei Krisenjahre und rücken deutsche Frischemärkte in den Fokus. FreshPlaza sprach im vergangenen Jahr mit zahlreichen Großmarktfirmen über die Lage und die Stimmung an den örtlichen Frischezentren. MAI 2021: „MAN HAT SICH DER LAGE ENTSPRECHEND ANGEPASST“ „Wir haben keine nennenswerten Umsatzeinbußen verzeichnen müssen. Im LEH erzielten wir im letzten Jahr ein Umsatzplus um 10-20 Prozent im Vergleich zu 2019. Nach einer schwierigen Phase im März/April 2020 hat man sich der Lage inzwischen entsprechend anpassen können“, kommentierte Ziya Sizgin des Wiener Fruchthandelsunternehmens UVA Fruit. Auch in der Türkei, dem Hauptbezugsland der UVA Fruit GmbH, habe man die Situation in den Griff bekommen. „Trotz hoher Inzidenzwerte glaube ich nicht, dass es in diesem Jahr zu erneuten Exportstopps kommen wird.“ JULI 2021: „WIR KONNTEN WENIGSTENS KLEINTEILIG DEN SCHADEN ABFEDERN“ „Aufgrund des Lockdowns sind insbesondere die To-Go-Angebote der Gastronomie äußerst populär geworden. In der Hinsicht haben tatsächlich Läden, die zwar vorher schon gute Kunden waren, uns nun plötzlich ein kleines Plus beschert, wodurch
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Ludwig Schenk GmbH & Co KG, ein spezialisierter Schnittbetrieb am Karlsruher Großmarktes.
DEZEMBER 2021: „VIELE GASTROKUNDEN HABEN KRISE PROBLEMLOS ÜBERSTANDEN“ Am Freiburger Großmarkt sehe man der Zukunft eher zuversichtlich entgegen, so Volkan Günes der dort ansässigen Sun Früchte GbR. „Wir haben etwa 20% wir wenigstens kleinteilig den Schaden Umsatzeinbußen verzeichnet, der finanabfedern konnten.“ Das zeigte sich gemäß zielle Schaden hält sich also in Grenzen. Roland Tolls vom Düsseldorfer Großmarkt Viele unserer Gastrokunden - wie etwa vor allem in der Nachfrage nach der ziem- italienische und Gourmet-Restaurants lich gehypten Avocado. „Aber das ich in sind relativ problemlos durch die Krise einer Pandemie, in der ich gerade mal 20% gekommen. An Prognosen mit Bezug auf von dem ursprünglichen Umsatz erzie- Corona traue ich mich allerdings nicht le, nun palettenweise Avocados verkaufe, mehr, weil man die Lage überhaupt nicht das hätte ich mir jetzt nicht zu Träumen vorhersagen kann.“ gewagt.“ DEZEMBER 2021: „WAS AN WARE NOVEMBER 2021: „RASANTE GEBRAUCHT WIRD, WERDE ICH NOCH NACHFRAGESTEIGERUNG IN ZEITEN ERHALTEN“ DES ARBEITSKRÄFTEMANGELS“ „Mit der 2G-Regelung können immerhin Der sinkende Außer-Haus-Verzehr mach- noch vereinzelt Absätze gefahren werden“, te sich auch bei der Vermarktung von so Jörn Reimers von der Hamburger ARUS küchenfertigen Obst-, Gemüse- und Kar- GmbH. Zumal durch die geschlossenen toffelprodukten bemerkbar. „Auch wir Weihnachtsmärkte ein weiterer Absatzhaben zu Zeiten des Lockdowns starke markt fehle. Allerdings zählen zu Reimers Umsatzeinbußen im Schnittwarenbereich Kunden primär der Lebensmitteleinzelerlitten. Insgesamt sehen wir in den letz- handel sowie Zulieferer für die Gastroten Jahren dennoch eine rasante Nach- nomie. „Es wird drastisch weniger Ware fragesteigerung, welche eindeutig mit geben. Was ich aber für unser Geschäft dem Arbeitskräftemangel im Bereich der brauche, werde ich auch noch erhalten.“ Gastronomie, Kantinen und Großküchen zusammenhängt“, berichtet das Team der
Karlsruhe
München
DEZEMBER 2021: „AUSZAHLUNGSPROZESS HAT SICH ÜBER MONATE HINGEZOGEN“ Anfang 2021 sah es für Früchte Franz am Berliner Großmarkt nicht besonders rosig aus. „Wir hätten Coronaförderungshilfen bekommen sollen, allerdings hat sich der Auszahlungsprozess über Monate hingezogen, weshalb wir zwischenzeitlich die Befürchtung hatten, unseren Betrieb schließen zu müssen. Wären die Förderungen noch später gekommen, hätten wir unseren Betrieb mit eigenen Mitteln nicht mehr stemmen können“, blickt Geschäftsführer Thomas Franz zurück. Im Juli/ August sowie Oktober/November konnte er genügend erwirtschaften, um wieder auf den eigenen Beinen stehen zu können. „Aber seit Dezember sieht es wieder düster aus.“
Preislich könnte die Lage also besser sein. können. Die anhaltende Unsicherheit hat Währenddessen sind gewisse Artikel teil- die Geschäfte allerdings wieder nach weise auch schwierig zu bekommen: Zum unten getrieben“, kommentierte das Saisonwechsel gab es einen Engpass bei Management der Peter Brozulat GmbH Paprika und Gurken, mittlerweile hat sich am Münchner Großmarkt und fügt hinzu: die Versorgungslage wieder einigerma- „Wir müssen unsere Bestellungen gezwunßen stabilisiert.“ genermaßen frühzeitig planen, damit wir zwischendurch nicht auf dem Trockenen FEBRUAR 2022: „DERZEIT BEMERKEN sitzen. Dennoch dürfen wir uns alles in WIR SCHON EINEN SPRUNG NACH allem nicht beschweren. Wir sind einfach VORNE“ zufrieden mit dem, was wir haben.“ 2021 habe sich die Situation gemäß Oertel wieder relativiert. „Das hängt auch damit FEBRUAR 2022: „DIE REIBUNGSLOSE zusammen, dass die Kostenstruktur eines LIEFERKETTE GIBT ES HEUTZUTAGE kleinen Gemüsefachgeschäfts nicht mit NICHT MEHR“ den Kalkulationen von einem Discounter Am Nürnberger Großmarkt sei die Stimoder von einer großen Kette vergleich- mung gemäß Stefan Ziegler 'verhältnisbar ist. Die Kundenbewegung tendierte mäßig gut'. „In der Gastronomie sehe ich im Vorjahr daher eher Richtung Discoun- eine gewisse 'Last Minute Mentalität'. Zu ter oder LEH“, meint der Leipziger Groß- Vor-Corona-Zeiten durfte es von allem mal händler. „Derzeit bemerken wir schon eine Kiste mehr sein, heutzutage kauft JANUAR 2022: „KOMPLETTES einen Sprung nach vorne; die Umsätze man punktgenau ein. Das merkt man demPORTFOLIO TENDENZIELL TEURER sind etwas besser als 2021, zumindest im entsprechend in der Mengenabnahme: GEWORDEN“ Gastronomiebereich“ Gastrobetriebe in der Innenstadt machen Die Rahmenbedingungen seitens der teilweise nur noch abends auf, weshalb Warenbeschaffung seien in Zeiten von FEBRUAR 2022: „WIR SIND ZUFRIEDEN man etwa die Hälfte weniger Ware benöCorona herausfordernd geworden, beob- MIT DEM WAS WIR HABEN“ tigt. Dies stellt uns wiederum auch in der achtete Heinz Karstner, Geschäftsführer „Wir Fruchtgroßhändler gehören zu einer Beschaffung vor große Herausforderundes Dortmunder Großmarktunterneh- systemrelevanten Branche und haben gen - die reibungslose Lieferkette gibt es mens Gebr. Gottschalk. „Das komplette vor allem zu Beginn der Pandemie eini- heutzutage nicht mehr.“ Portfolio ist tendenziell teurer geworden. germaßen von der Situation profitieren
Nürnberg
Wien
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Advertorial
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Geschnittenes Gemüse
Die neue Produktionshalle von DV Fresh ist mit einem hochautomatisierten Hochregallager und Anlagensystem ausgestattet
Peter Bauwens, DV Fresh:
Jetzt lassen wir die Kunden unsere neuen Möglichkeiten entdecken“ „Mit einer Expansion von 15.000 m² ist DV Fresh auf seine Zukunft vorbereitet“, sagen der Geschäftsführer Peter Bauwens und der Betriebsleiter Dirk Verkinderen von DV Fresh, das in Pittem Gemüse schneidet und verpackt. Das Wachstum ist einer der Gründe für die Expansion, der Bedarf an weiterer Automatisierung ein anderer. DV Fresh arbeitet nach dem Operational Excellence Model, bei dem Effizienz im Mittelpunkt steht.
„D
azu ist die Automatisierung sehr wichtig, um menschliche Irrtümer aus dem Prozess herauszuhalten. Aber weniger manuelle Handhabung führt auch zu weniger Schäden am Gemüse.“ Daher liegt der Schwerpunkt der Investitionen auf dem Verarbeitungsprozess. Peter
Prozess erheblich, was sowohl der Frische als auch der Servicegeschwindigkeit zugutekommt. Verglichen mit früher besteht ein gewaltiger Unterschied hinsichtlich der Qualitätsstabilität. Außerdem wird weniger Personal benötigt.“
AUTOMATISIERUNG Der Geschäftsführer stellt fest, dass durch die Automatisierung auch andere Anforderungen an die Besetzung von Arbeitsberichtet, dass in mehrere neue Schneide-, plätzen gestellt werden. Während früher Wasch- und Entkernungsmaschinen inves- ein großer Teil der Arbeit von Hand vertiert wurde, wodurch sich ein Großteil der richtet wurde, liegt der Schwerpunkt jetzt zuvor manuellen Arbeit automatisieren eher auf dem Personal, das die Maschiließ. „Die spektakulärsten Investitionen nen und Roboter bedienen muss. Obwohl wurden in den Schneide- und Waschräu- auch DV Fresh die Knappheit auf dem men vorgenommen. Das beschleunigt den Arbeitsmarkt spürt, sagt Peter, dass sich
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Geschnittenes Gemüse
DV Fresh sieht neben dem zunehmenden Bedarf an Convenience-Artikeln auch steigendes Interesse an Bio- und Ready-to-cook-Produkten
Automatisierung prägt das heutige Geschäftsmodell der DV Fresh
Die Verpackungsanlagen am neuen Produktionsstandort der DV Fresh
Der Hightech-Standort ist mit insgesamt 8 Laderampen und -toren ausgestattet. Durch ausgeklügelte Torabdichtung bleibt eine geschlossene Kühlkette auch beim Be- und Entladen stets gewährleistet
der Personalbedarf gut mit dem Young den Verpackungslinien zugeführt und Graduate Program decken lässt. „So hel- nach der Befüllung automatisch wieder fen wir unseren Mitarbeitern, engagierte abtransportiert.“ Dirk weist darauf hin, Spezialisten auf ihrem Gebiet zu werden. dass außerdem acht neue Verladedocks Mittlerweile gibt es bei DV Fresh ein Team mit Ladetoren in Betrieb genommen wurvon Experten, welches im Dienste unserer den, so dass es beim Be- und Entladen Kunden sein Bestes gibt.“ Das Personal ist nicht mehr zu Temperatureinflüssen von daher ein wichtiger Schwerpunkt für den außen kommt. Mit all diesen InvestitioGemüseschneider. „DV Fresh investiert nen ist DV Fresh für die Zukunft gerüstet. nicht nur in Gebäude, Maschinen und in „Wir sind in der Lage, unsere bestehenden die Zusammenarbeit mit den Erzeugern, Kunden mit ultrafrischem Schnittgemüse sondern auch in die Mitarbeiter. Wir legen zu beliefern, das auf der Grundlage von nämlich nicht nur Wert auf das attraktive Know-how und mit Hilfe neuer TechnoÄußere des neuen Gebäudes, sondern auch logien einen neuen Meilenstein in Sachen auf die gute Ausbildung und das Engage- Qualität setzt. Jetzt lassen wir neue Kunment der Mitarbeiter.“ den in Belgien und in den Nachbarländern unsere neuen Möglichkeiten entdecken.“ KURZE WEGE Außerdem hat DV Fresh beim Neubau – OPTIMIERUNG DES ANBAUS der vom Grundstein bis zur letzten Tür Die Möglichkeiten stecken unter anderem während der Corona-Zeit durchgeführt auch in dem Gemüse, das zum Schneiden wurde – Wert auf kurze Wege und die Ver- verwendet wird. Dirk beobachtet neben meidung unnötiger Bewegung gelegt. Ein einer verstärkten Nachfrage nach ConveBeispiel ist die vollautomatische Zu- und nience auch ein zunehmendes Interesse Abführung der Leerkisten aus einem 17 der Verbraucher an Bio- und FertigproMeter hohen automatischen Lager hin zu dukten und betont, dass sich nicht alle den jeweiligen Verpackungslinien. „Hier Sorten zum Schneiden eignen. „Das Gemükombinieren wir erneut Effizienz und se, das wir automatisch schneiden und Geschwindigkeit. Früher wurden die lee- verarbeiten, muss andere Bedingungen ren Kisten manuell auf Paletten angelie- erfüllen als Gemüse, das für das Frischefert. Jetzt werden die Kisten automatisch sortiment bestimmt ist.“ Er weist beispiel-
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haft darauf hin, dass die automatische Verarbeitung von Salat eine bestimmte Dichte des Kopfes erfordert und dass gerade Gurken, die automatisch geschält werden, weniger Abfall verursachen als krumme Gurken. Peter betont, dass die Auswahl der Sorten und die Optimierung des Anbaus wichtig ist. „Unsere enge Zusammenarbeit mit den Erzeugern und deren Auswahl war immer ein Profilierungsvorteil von DV Fresh – geleitet von Dirk, der über jahrelange Erfahrung im Bereich der Saatgutveredelung und Sortenauswahl verfügt, und zusammen mit einem Team von Agronomen, die unsere Erzeuger tagtäglich zu Höchstleistungen anspornen, in gegenseitigem Respekt und mit dem Ziel einer langfristigen Partnerschaft. So arbeiten wir beispielsweise mit den Erzeugern an der Entwicklung neuer Anbautechniken, die die Erntesicherheit erhöhen und die Produktqualität garantieren“, sagt Peter abschließend. Peter.Bauwens@dvfresh.be Dirk.Verkinderen@dvfresh.be
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Eine Marketingkampagne um die Aufmerksamkeit der Verbraucher zu wecken
Blumenkohl: Das Vorzeigeprodukt von Prince de Bretagne Angesichts der Tatsache, dass die Verbraucher immer weniger Blumenkohl konsumieren, bemüht sich die Genossenschaft seit mehreren Jahren um eine Steigerung des Konsums, indem sie das Image des Blumenkohls durch Kommunikation verbessert.
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uch wenn die Blumenkohlproduktion in der Vergangenheit zurückgegangen ist, hat sie sich inzwischen stabilisiert. Wir arbeiten hart daran, das Gemüse für die jüngeren Generationen attraktiver zu machen. Vor kurzem haben wir eine große Kommunikationskampagne mit Plakaten in den U-Bahnen der großen Städte gestartet, um den Blumenkohl attraktiver zu machen und ihn wieder in den Mittelpunkt
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der französischen Küche zu stellen. Wir zeigen die verschiedenen Zubereitungsarten von Blumenkohl und heben trendige Rezepte hervor, wie z. B. Blumenkohlgrieß, der roh verzehrt werden kann. Er kann auch das traditionelle Weizenmehl in bestimmten Rezepten wie Pizza- oder Kuchenteig ersetzen. Neben den zahlreichen kulinarischen Verwendungsmöglichkeiten ist Blumenkohl auch ein Produkt
mit vielen ernährungswissenschaftlichen Vorteilen. Es ist zum Beispiel sehr reich an Vitamin C.”
GLEICHBLEIBENDER VERBRAUCH Wie die meisten Gemüsesorten profitierte Blumenkohl 2020 vom Covid-Effekt: „Die Käufe stiegen 2021 wertmäßig um 12 Prozent im Vergleich zu 2019. Mengenmäßig blieben sie stabil. Zu Beginn dieses Jahres sind wir wieder auf dem gleichen Verbrauchsniveau wie 2019.“ Blumenkohl wird in der Bretagne zwar das ganze Jahr über angebaut, aber im Winter -von November bis März/April - wird er besser verzehrt als im Sommer, wenn er mit
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Gemuse
Tomaten oder anderem Sommergemüse konkurrieren muss.
DEUTSCHLAND: WICHTIGES EXPORTGEBIET FÜR BLUMENKOHL Prince de Bretagne vermarktet seinen Blumenkohl in Frankreich, aber auch im Ausland. „Wir verkaufen an Fachleute, Privatpersonen und Großhändler auf Märkten wie Rungis. Wir exportieren auch in andere europäische Länder: Deutschland, England und Osteuropa. Deutschland ist unser Hauptexportgebiet. Dort ist der Kohl als Ganzes besser in die kulinarische Kultur integriert als in Frankreich. In Deutschland ist er ein sehr preis- und werbeempfindliches Produkt, viel mehr als in Italien, Frankreich oder Spanien. Dies gibt Anlass zur Besorgnis über die derzeitige Situation, die zu erheblichen Preissteigerungen bei Enerder die Kosten für die Produktion von EIN GEMÜSE, DAS EIN HOHES gie, Rohstoffen, Pestiziden, Treibstoff und Gemüse in Gewächshäusern aufgrund MASS AN WIRTSCHAFTLICHER damit auch bei den Produktionskosten der steigenden Energiekosten exponen- REAKTIONSFÄHIGKEIT ERFORDERT führt. Wir fragen uns, welche Auswir- tiell steigen. „Dank unseres Know-hows Auch wenn die Blumenkohlproduktion kungen es auf die Produktionskosten der und der Sorten, die wir angebaut haben weniger anspruchsvoll zu sein scheint Erzeuger haben wird. Sie werden nicht in und welche perfekt an unser bretonisches als andere, kann die hohe Empfindlichder Lage sein, all diese Preissteigerungen Terroir angepasst sind, erfordern unsere keit des Blumenkohls gegenüber klimatiaufzufangen. Wie der französische Markt Produkte nur einen geringen Einsatz von schen Schwankungen seine Vermarktung schätzen auch die Deutschen großforma- Pflanzenschutzmitteln. Aber wir sind, wie erschweren: „Derzeit haben wir zum Beitigen Blumenkohl, während der englisch- andere Erzeuger auch, von den gestie- spiel milde Temperaturen, was das Wachssprachige Markt eher nach mittelgroßem genen Rohstoff- und Dieselpreisen mehr tum des Blumenkohls stark beschleunigt Blumenkohl sucht.“ oder minder stark betroffen. Das wirkt und uns einen Vorsprung von 15 Tagen bei sich auch auf die Lieferzeiten aus, wenn der Produktion verschafft. Es liegt dann EIN FELDGEMÜSE, DAS WENIG auch nicht in großem Maße. Obwohl die an uns, unsere Absatzmärkte entspreAUFWAND UND BEHANDLUNGEN Genossenschaft die direkten Auswirkun- chend zu regulieren. Dies erfordert eine ERFORDERT gen des russisch-ukrainischen Krieges auf große Reaktionsfähigkeit auf kommerDer Blumenkohl Prince de Bretagne wird ihre Handelsaktivitäten im Moment nicht zieller Ebene.“ das ganze Jahr über im Freien angebaut. spürt, bleibt die weltpolitische Lage ein Das ist ein großer Vorteil in einer Zeit, in Grund zur Wachsamkeit und Sorge.“
freshconnection.be
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Obst
Marc Peyres, Export Sales Manager, Blue Whale:
„Deutschland ist ein wichtiger Markt für uns“ Blue Whale wurde 1950 gegründet und ist eine Gruppe von Obstbauern mit fast 300 Erzeugern im Süden, Osten und Westen Frankreichs, im Loiretal und in den Alpen. Blue Whale ist ein wichtiger Akteur auf dem nationalen und internationalen Apfelmarkt mit Exporten in 70 Länder und vertreibt auch Pflaumen, Birnen, Trauben und Kiwis.
N
ach den Frösten im Jahr 2021 befürch- Was den Konsum betrifft, so verlief die tete Blue Whale einen möglichen Pro- Saison ebenfalls uneinheitlich: „Wir dürduktionsrückgang. Letztendlich verlief fen nicht vergessen, dass wir gerade zwei die Saison jedoch recht zufriedenstellend, Jahre Covid hinter uns haben, was sich wobei die begrenzten Schäden durch eine sehr positiv auf den Apfelkonsum ausgegroße Ernte ausgeglichen wurden. „Unse- wirkt hat. Die Menschen konsumierten re größten Produktionen befinden sich zu Hause insgesamt mehr frisches Obst im Südwesten und sind geschützt, daher und Gemüse. Jetzt haben wir Schwierigwar 2021 für die meisten unserer Erzeu- keiten, sie dazu zu bringen, frisches Obst ger eine gute Erntesaison“, erklärt Marc außerhalb des Hauses zu essen. Daran Peyres, Export Sales Manager bei Blue werden wir wohl in Zukunft arbeiten müsWhale. Dennoch hat der kalte Frühling die sen. Dieser Nachfragerückgang, der durch Qualität der Früchte beeinträchtigt. „Die kleinere Apfelgrößen noch verstärkt wird, Mengen waren jedoch recht zufriedenstel- bleibt nicht ohne Folgen für das Ende der lend, aber es war vor allem die Qualität Saison: „Seit Beginn der Saison hatten wir der Früchte, die darunter gelitten hat. Wir europäische Vorräte, und zum 1. März begannen die Saison mit einer beträcht- haben wir große Mengen an französischen lichen Anzahl von kleinen Formaten und Nischensorten.“ Defekten an der Schale.“
Auch wenn die Erzeuger die Saison 2021 gerne vergessen würden, um sich auf die kommende Saison zu konzentrieren, so lässt uns die in dieser Woche angekündigte kalte Witterung doch befürchten, dass sich die gleiche Situation wie im letzten Jahr wiederholt.
EXPORT: EINE TRADITION BEI BLUE WHALE „Wir haben schon immer viel exportiert. Die Tatsache, dass wir dies im ersten Teil der Saison tun konnten, erlaubt es uns, ein Gleichgewicht zu erreichen, bevor wir uns dem letzten Teil der Saison widmen. Wir haben noch einige Sorten mit größeren Vorräten, für die wir die Saison verlängern müssen, aber insgesamt beenden wir die Saison auf eine Art und Weise, die nicht mit der des letzten Jahres vergleichbar ist. Die Saison ist schwieriger, dürfte aber dennoch 'anständig' enden.
„Letztes Jahr fehlte es uns noch an Exportmärkten, vor allem in Nordeuropa, wo es eine große Ernte gab, insbesondere in Deutschland, und in Südeuropa wie Spanien und Portugal, die für uns wichtige
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Obst
Für Marc Peyres könnte der Ukraine-Konflikt auch die Karten neu mischen. „Die südliche Hemisphäre steht kurz vor dem Beginn der Saison, und mehrere Länder in dieser Region haben früher große Mengen in den Osten geliefert. Heutzutage besteht die Gefahr, dass diese blockierte Ware auf unsere europäischen Märkte zurückgeschickt und zu sehr niedrigen Preisen verkauft wird.“
Exportmärkte sind“. Die Exportschwierigkeiten lassen sich durch eine höhere Inflationsrate als in Frankreich, einen Rückgang des Konsums, eine Zunahme der lokalen Produktion und kleinere Formate erklären.
DEUTSCHLAND: EIN WETTBEWERBSFÄHIGER MARKT Obwohl Deutschland lange Zeit kein vorrangiger Exportmarkt für Blue Whale war, macht es heute fast 10 % der Ausfuhren aus. „Wir haben unser Volumen in Deutschland in fünf Jahren praktisch verdoppelt, mit Sorten, die an den Markt angepasst sind, denn um auf einem europäischen Markt außerhalb des eigenen Landes erfolgreich zu sein, muss man ein unverwechselbares Produkt haben. Das haben wir jetzt mit vier Hauptsorten: die frühe Gala zu Beginn der Saison, gefolgt von der Pink Lady während der gesamten Saison und der Granny und Joya am Ende der Saison. Sorten, die es Blue Whale ermöglichen, sich von den lokalen Äpfeln abzuheben und eine konstante Versorgung bei mehreren deutschen Händlern zu gewährleisten. Jeder Markt spielt eine wichtige Rolle in der Bilanz unseres Jahresumsatzes für ein bestimmtes Produkt und einen bestimmten Zeitraum. Deutschland ist heute ein wichtiges Land für uns, denn es ist unser viertgrößtes Exportland.“
Es ist sicherlich ein wichtiger Markt, aber einer, der dennoch einige Anpassungen erfordert. „Der deutsche Markt hat ein sehr organisiertes und zentralisiertes Vertriebssystem. Um das Vertriebssystem zu erreichen, müssen wir ein bestimmtes Volumen anbieten. Darüber hinaus erfordert das Vorhandensein einer großen lokalen Produktion eine Vielfalt an Sorten und Produkten. Eine Anforderung, die
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DEN WERT DER PRODUKTION FÜR DEN VERBRAUCHER HERVORHEBEN Entwicklung von Obstgärten, Sorteninnovation, aber vor allem die Einführung neuer Sorten beim Verbraucher: Das sind die Herausforderungen, denen sich Blue Whale im Jahr 2022 stellen muss. „In den letzten Jahren hat es viele Innovationen gegeben, so dass viele neue Sorten auf den Markt kommen, sowohl hier als auch im auch durch die Präsenz anderer Länder Ausland. Eine der größten Herausfordeauf dem deutschen Markt gerechtfertigt rungen für 2022 und darüber hinaus wird ist. Es handelt sich um einen sehr konkur- es sein, diese neuen Sorten über unsere renzreichen Markt, vor allem mit Nordita- Vertriebshändler an die Verbraucher zu lien, das ein wichtiges Apfelanbaugebiet bringen.“ Eine weitere Herausforderung ist. Aber nur weil ein Markt wettbewerbs- sei die Entwicklung des Bio-Marktes. fähig ist, heißt das nicht, dass es keine „Wenn wir uns die Entwicklung der Vorinteressanten Bereiche gibt, die es zu schriften und der Verbrauchererwartunnutzen gilt. Genau das versuchen wir, vor gen ansehen, ist das eine gesellschaftliche allem mit angepassten Sorten, aber auch Notwendigkeit. Es muss uns also gelingen, mit der Entwicklung von Bioprodukten den Konsum so zu entwickeln, dass die auf einem Markt, auf dem die Nachfrage Produkte, die wir im Bio-Bereich entwigroß ist. Obwohl es in Deutschland eine ckelt haben, aufgenommen werden.“ eigene lokale Bio-Produktion gibt, hebt sich Blue Whale weiterhin durch Sorten Blue Whale ist auch bestrebt, seine Ausmit hohem Geschmackswert ab, wie z. B. wirkungen durch seine neuen ObstbauPixie und Candine. Das sind Sorten, von verfahren, wie den 2019 eingeführten denen ich glaube, dass sie sehr erfolgreich HVE-Ansatz, zu verringern. „Wir arbeiten sein werden, so wie sie es in Skandinavien jetzt zu 100 Prozent mit dem HVE-Ansatz sind.“ in unseren Obstplantagen. Wir arbeiten an Bio und Zero Pesticide Residue, und STEIGENDE PRODUKTIONSKOSTEN werden diesen Weg weiterverfolgen.“ Um AUFFANGEN seinen Ansatz und seine Produkte erfolgNach dem Agec-Gesetz und dem allgemei- reich zu bewerben, wird das Unternehnen Anstieg der Produktionskosten seit men in den nächsten fünf Jahren weiter einigen Monaten, versucht der Sektor, sich in Kommunikationskampagnen investieso gut wie möglich anzupassen. Die Ver- ren. „Wir müssen unser Bio-Angebot und pflichtung zur vollständigen Umstellung neue Sorten fördern. Um sie durchzusetauf Karton hatte bereits zusätzliche Kos- zen, müssen wir unsere Sorteneinführung ten verursacht. Der wirtschaftliche Auf- überprüfen.“ schwung kurz nach Covid und damit der Mangel an Materialien hat erneut zu einem Längerfristig wird Blue Whale weiterhin Anstieg geführt. Angesichts der aktuellen neue schorfresistente Sorten mit hohem geopolitischen Lage werden die Kosten Geschmackspotenzial entwickeln, ganz zu wahrscheinlich wieder steigen, und wenn schweigen von den Bemühungen für neue, wir diese Produktionskosten auffangen nachhaltigere Anbaumethoden, die vom wollen, müssten wir unsere Preise um 10 Markt geschätzt werden müssen. „Dies bis 15 Prozent erhöhen. Eine Situation, erfordert natürlich Investitionen und Risidie alle Berufsgruppen in allen Sektoren kobereitschaft, die wir in den kommenden betrifft. Am Ende werden alle ihre Preise Jahren auf uns nehmen müssen.“ anheben, wir werden keine andere Wahl www.blue-whale.com/fr haben. Die Besorgnis über die Kaufkraft der Verbraucher könnte zu einem Preiskrieg zwischen den europäischen Händlern führen.“
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CEO Steven Martina:
„Ich sehe keinen Grund, warum es The Greenery in 25 Jahren nicht mehr geben sollte“ Im Jahr 2016 ernannte The Greenery mit Steven Martina einen CEO aus den eigenen Reihen. Im vergangenen Jahr feierte die Vertriebsgenossenschaft ihr 25-jähriges Jubiläum. Martina war während 18 dieser 25 Jahre dabei. Zusammen mit CFO Arthur Swijter bildet er seit diesem Jahr auch den Vorstand der Kooperative The Greenery U.A. nach dem sogenannten RVC+-Modell. Ein Interview, in dem es u. a. um Schwerpunkte, Digitalisierung und Vielfalt geht. „Ich verstehe es nicht, wenn einem die Leute ganz treu erklären, dass wir systemtechnisch die Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse nicht auf null Prozent senken können!“ Wie haben Sie das 25-jährige Jubiläum gefeiert? Natürlich wäre es schön gewesen, das 25-jährige Jubiläum gemeinsam zu feiern, jedoch war es uns aufgrund der Corona-Beschränkungen nicht möglich,
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allen Mitarbeitern ein Überraschungspäckchen zukommen lassen, und alle unsere Erzeuger haben einen persönlich von unseren Mitarbeitern überbrachten Kuchen erhalten. Wir haben auch eine Reihe kleinerer, spielerischer Initiativen organisiert. Wir haben unter anderem Kochworkshops, das Quiz ‚25 Jahre The Greenery‘ und ein Fitnesstraining organisiert. Außerdem veranstalteten wir eine Radrennen mit dem Jumbo-VismaTeam und machten Halt an verschiedenen Erzeuger-Standorten.
das Jubiläum so zu feiern, wie wir es uns Wie lange sind Sie schon bei The gewünscht hätten. Dennoch haben wir es Greenery dabei? coronasicher durchaus gewürdigt, wobei Ich arbeite seit 2004 bei The Greenery, der Schwerpunkt auf der Interaktion mit aber seit meinem 11. Lebensjahr habe und zwischen unseren Erzeugern und Mit- ich in meiner Freizeit auf einer Beerenarbeitern lag. So haben wir zum Beispiel obstplantage gearbeitet. Ab meinem 16.
Rennrad-clinic am Produktionsstandort mit dem Profi-Radteam Jumbo-Visma
Lebensjahr habe ich auf Versteigerungen Greenery ist Eigentum der Kooperative eingekauft und war auch einige Jahre Coforta. Die Kooperative hat einen Vorlang als Kommissionär tätig. Ich habe die stand, welcher der Generalversammlung Versteigerungen bei FruitMasters, Vei- der Mitglieder Rechenschaft ablegt. Dieling Zaltbommel, aber auch bei Hoogstra- se Vorstandsmitglieder bilden zusammen ten und Borgloon in Belgien besucht. Ich mit zwei Nicht-Aufsichtsratsmitgliedern habe aber nicht nur mit Obst gearbeitet, den Aufsichtsrat (RvC) von The Greenery. sondern war während meines Studiums Der CFO und ich waren dem Aufsichtsrat auch fast fünf Jahre lang im Aktienhandel. von The Greenery BV gegenüber rechenDavon habe ich schon als Kind geträumt. schaftspflichtig, aber wir hatten auch mit Aber ein Händler verdient nur dann Geld, dem Vorstand zu tun, der sich aus Produwenn sich etwas bewegt. Ich fand das zenten zusammensetzte, die sowohl eine letztlich nicht besonders aufregend. Dann Leitungs- als auch eine Aufsichtsfunktion trat The Greenery an mich heran, weil sie hatten, aber auch den Anteilseigner verjemanden suchten, der sich mit Beerenobst traten. Wir haben darauf hingewiesen, und -handel auskannte, und ich wechsel- dass es in verschiedenen Bereichen ziemte zu ihnen. Bei The Greenery konnte ich lich komplex geworden ist. Um diese Komwieder mit realen Produkten und Erzeu- plexität zu reduzieren und eine direkte gern arbeiten. So bin ich in Breda in das Interaktion zu ermöglichen, haben wir Erdbeergeschäft eingestiegen. Dort hatte uns für das Modell RvV-Plus entschieden, ich alle möglichen Aufgaben, vom Einkäu- bei dem die Leitung der Handelsgesellfer über Verkäufer bis hin zum Business schaft und der Kooperative miteinander Unit Manager, bis ich 2013 gefragt wurde, verwoben sind und der Aufsichtsrat die ob ich den kaufmännischen Teil der Orga- Kooperative kontrolliert. nisation in Barendrecht leiten möchte. Im Jahr 2014 wurde ich kaufmännischer Fühlen sich die Erzeuger dann Leiter für alle Handelsaktivitäten, einen überhaupt noch vertreten? Monat später für alle kommerziellen Akti- Das war in der Tat ein wichtiger Aspekt, vitäten. Dann kam 2015 der Aufsichtsrat weshalb dieser Vorgang auch etwas länund fragte mich, ob ich die Organisation ger dauerte. Man hat den Eindruck, dass als erster CEO aus den eigenen Reihen füh- die Erzeuger weniger Einfluss bekommen, ren wolle. Ich bin jetzt seit sechs Jahren in aber in Wirklichkeit sind sie sogar noch dieser Funktion tätig und seit diesem Jahr näher am Geschäft dran. Früher bin ich auch Vorsitzender des Verwaltungsrats zur Mitgliederversammlung gegangen der Kooperative The Greenery U.A., dem und erzählte, wie es bei The Greenery BV Nachfolger von Coforta. läuft, und dann bin ich wieder gegangen. Anschließend erstattete der Vorsitzende Warum haben Sie sich für dieses RVC+ der Kooperative der MitgliederversammModell entschieden? lung Rechenschaft. Jetzt spreche ich perWir stellten fest, dass es bei allen bei unse- sönlich darüber, wie es der Kooperative ren Erzeugern und Kunden beobachteten und dem Unternehmen geht, lege direkt Veränderungen wichtig ist, entschlossen Rechenschaft ab und stehe in direktem zu handeln, miteinander Geschäfte zu Kontakt mit unseren Mitgliedern. Aber machen und direkt und schnell Anpassun- auch unter Kosten- und Effizienzgesichtsgen vornehmen zu können. Im vorherigen punkten ergeben sich dadurch Vorteile, Modell gab es einige doppelte Rollen. The was in diesen Zeiten eher angebracht ist.
Vor zwei Jahren haben Sie bereits das Mitglieder- und Handelsgeschäft getrennt. Was war der Grund dafür? Vor zwei Jahren haben wir uns entschlossen, unsere Aktivitäten klar zu trennen. Die Greenery BV besteht aus mehreren Sparten: The Greenery Growers, The Greenery Logistics und The Greenery International. Jede Abteilung hat ihren eigenen Schwerpunkt. The Greenery Growers vermarktet die Produkte unserer Mitglieder, The Greenery Logistics bietet Logistiklösungen für Frischprodukte an und The Greenery International bietet Einzelhandels- und Online-Kunden in Europa Mehrwertdienstleistungen mit einem breiten Angebot an niederländischen und importierten Produkten. Die Tochtergesellschaften Hoogsteder, Wagenaar, E. van den Berg und die anderen Beteiligungsfirmen bedienen spezifische Märkte und Kunden. Mit The Greenery Growers kümmern wir uns um den Absatz unserer angeschlossenen Mitglieder. Für die Erzeuger ist es wichtig, dass wir den höchsten Preis zu den niedrigsten Kosten erzielen, damit möglichst viel Gewinn dabei herauskommt. Dieser Teil des Unternehmens ist daher auch nicht gewinnorientiert. Daneben haben wir auch eine Logistik- und eine Handelsabteilung, die Gewinne erwirtschaften soll. In der Vergangenheit stellte sich manchmal die Frage, ob wir für die Logistik aufkommen, als Handelsunternehmen einen Gewinn erzielen oder den besten Auszahlungspreis des Erzeugers anstreben sollten. Darüber spricht jetzt niemand mehr. Da die Kunden das Bedürfnis haben, Geschäfte direkt mit der Quelle zu vereinbaren und da einige Erzeuger das Bedürfnis nach mehr Interaktion mit dem Endkunden verspürten, haben wir unsere Organisation im vergangenen Jahr weiter angepasst. Eine Reihe unserer Kunden
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beliefern wir nun direkt mit Produkten nisse sein und können uns auch auf sie von The Greenery Growers. Auf diese Wei- stützen. Das macht uns auch als Genossense realisieren wir kürzere Wege zwischen schaft beliebt. Erzeugern und Kunden. Transparenz ist uns sehr wichtig, und wir glauben, dass Ist das notwendig? dies insgesamt zu einer größeren Zufrie- Ich denke, dass man immer eine attraktidenheit bei Erzeugern und Kunden führt. ve Partei auf dem Markt sein muss. LetztDies leistet einen positiven Beitrag zum endlich will man mit den besten Erzeugegenseitigen Verständnis zwischen Kun- gern an der Zukunft arbeiten. Und für die den und Erzeugern. Zukunft braucht man ein gewisses Maß an Wachstum. Das erfordert KonzentraLetztes Jahr konnten Sie eine tion. Wir wollen uns auf eine Reihe von Gewinnausschüttung für 2020 mit den Produktgruppen konzentrieren. Bei uns Mitgliedern teilen. Schmeckt das nach sind das Hart- und Weichobst, Obst und mehr? Freilandgemüse. Auf andere Gruppen, Als ich 2016 als CEO vorgeschlagen wur- wie z. B. Pilze, legen wir diesen Schwerde, sagte ich: ‚Ich würde den Posten ger- punkt nicht mehr. Für die von uns mit dem ne übernehmen, halte es aber für wichtig, Gesamtsortiment belieferten Handelsdass wir ein normales Unternehmen wer- kunden werden wir das weiterhin orgaden‘. Gemeint war damit, dass der Anteils- nisieren, und wir haben auch Lieferanten halter im Falle eines Gewinns davon auch dafür. Aber als Genossenschaft erleichtern erfahren muss. Das muss spürbar sein. Sie wir dies nicht mehr. Seit Jahren geht der können Eigentümer eines Unternehmens Trend bei uns hin zu weniger Erzeugern, sein, aber wenn Sie nie einen Gewinn aber mehr Anbaufläche pro Erzeuger. Die erzielen, werden Sie keine rationalen Umfangszunahme hält unvermindert an. Entscheidungen treffen. Schon gar nicht, Und dieser Trend wird sich angesichts der wenn Sie noch ein weiteres Interesse steigenden Kosten und des Arbeitsdrucks als Lieferant für dasselbe Unternehmen auch in den kommenden Jahren fortsethaben. Daher wollten wir unsere Aktio- zen. Die Automatisierung muss weitergenäre belohnen. Aber um das zu tun, muss hen, und das erfordert eine gewisse Gröman einen Gewinn erzielen. Daher war es ße. Bei den derzeitigen Energiepreisen ist vorrangig, das Unternehmen in Ordnung es sogar schwierig, bestimmte Kulturen zu bringen und für ein positives Ergebnis anzubauen. Dies sind Zeiten, in denen die zu sorgen. Im vergangenen Jahr haben wir Erzeuger Entscheidungen treffen müssen. erstmals eine Dividende an unsere Mit- Deshalb organisieren wir das Unternehglieder ausgeschüttet, weil wir solvent men nach Produktgruppen, und innerhalb und fast schuldenfrei waren. Wir sind dieser Produktgruppen arbeiten wir mit inzwischen schuldenfrei und haben eine den wichtigsten Erzeugern zusammen, gute Nettobilanz. Das macht uns glück- um deren Pläne zu ermitteln und herauslich und wertet auch den anteiligen Besitz zufinden, welche Maßnahmen erforderunserer Anbauer auf. Wir können stolz auf lich sind, um auf dem Markt bestehen zu die in den letzten Jahren erzielten Ergeb- können.
In diesem Sinne muss der Weggang der Freilandanbauer hin zu Tolpoort doch ein harter Schlag gewesen sein? Nein, denn letztlich steht es den Erzeugern frei, dorthin zu gehen, wo sie wollen. Diese Erzeuger hatten diesen Wunsch schon lange, und nun haben sie sich zu diesem Schritt entschlossen. Das bedeutete den Verlust einer beträchtlichen Fläche, aber das Gute daran ist, dass dadurch auch wieder Raum geschaffen wird. Die Kunden verschwinden nämlich nicht. Wir haben die Lücke teilweise mit unserem eigenen Anbau und teilweise mit neuen Mitgliedern gefüllt. Aus diesem Grund haben eine Reihe von Feldbauern ihre Anbauflächen in diesem Jahr vergrößert und eine Reihe von Brokkolianbauern ist hinzugekommen, was zu einer Erweiterung der Anbaufläche um 75 Hektar führte. Wir haben auch Verträge mit einigen Chicorée-Lieferanten abgeschlossen und sprechen nun mit ihnen über eine engere Zusammenarbeit. Dies sind die Schritte, die wir jetzt nehmen können.
Vor ein paar Jahren haben Sie sich von den GVO verabschiedet. Bleibt das so? Ich weiß es nicht. Zunächst einmal ist das Geld der GVO nicht umsonst. Wenn Sie jemanden fragen, ob er GVO-Geld will, wird er das zweifellos bejahen. Aber damit sind auch Verpflichtungen verbunden. Seit einigen Jahren haben wir uns bewusst gegen die Verwendung der GVO entschieden. Die Wahl ist zweifach. Wir konnten die an uns gestellten Anforderungen als Organisation nicht ohne sehr unverhältnismäßige Maßnahmen erfüllen. Bei unserer Größe und unserer Bereitschaft zur Verantwortung haben wir uns gegen den Einsatz von GVO entschieden, vor allem
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wegen der unklaren Vorschriften. Pro- tung auf den Einzelhandel gute Umsätze blematisch ist, dass die Niederlande die erzielt. Dinge anders auslegen als beispielsweise Belgien und Deutschland. Auch wegen des Darüber hinaus konzentrieren wir uns auf Vergrößerungsglases, mit dem in der Ver- Online-Akteure, und zwar sowohl auf aufgangenheit liegende Vorfälle betrachtet strebende Akteure als auch auf Parteien, werden. Das muss man mit Vorsicht behan- die bereits seit einiger Zeit auf dem Markt deln. Deshalb halten wir es für so wichtig, vertreten sind. Wir merken, dass dies dass in Europa gleiche Wettbewerbsbe- einen ziemlichen Aufschwung genommen dingungen herrschen. Wir halten es auch hat. Einerseits bei unseren bestehenden für wichtig, dass ein Unternehmen ohne Kunden, aber auch bei neuen Akteuren. Subventionen auskommen kann, was wir Darüber hinaus machen wir uns gemeindaher auch innerhalb des Unternehmens sam mit unseren Kunden Gedanken über ermöglicht haben. Da die Niederlande zu die Verpackungsform, die Größe und den einem Nettozahler in Europa geworden ist, Vertrieb, aber auch über den gewünschten war ein gewisser Druck auf das Ministeri- Reifegrad der Früchte für den Online-Ver-
haben. Wir achten vor allem darauf, wie es zu unserem Angebot für unsere Kunden und Mitglieder beiträgt. Wenn sie es nicht schon sind, werden alle Unternehmen irgendwann digitale Unternehmen sein. Diese Entwicklung dauert an. Die gesamte Kette wird zunehmend datengesteuert. Die Erwartungen unserer Erzeuger und Kunden in diesem Bereich werden in den kommenden Jahren noch zunehmen. Wir müssen dies erleichtern. Als guter Arbeitgeber ist man auch attraktiver, wenn man mit modernen Werkzeugen arbeitet und mit digitalen Prozessen dafür sorgen kann, dass der Prozess jeden Tag ein Stück besser wird. Unser Webshop wird
Wir haben in Nullkommanichts Tausende von Milliarden in die Corona-Hilfspakete gepumpt, und früher stand dieses Geld nie zur Verfügung.
um zu spüren, als wir und andere Parteien auf GVO verzichteten. Daraus folgte, dass die Bedingungen in den letzten Jahren angepasst wurden. Daraufhin haben verschiedene Genossenschaften erneut einen Antrag auf GVO gestellt. Auch wir prüfen dies noch einmal auf der Grundlage eines soliden Plans für jede Produktgruppe und bewerten, ob es zu den Ambitionen und Investitionen passt, die wir vornehmen wollen. Können Sie einen Einblick geben, welche Geschäftsbereiche für das Finanzergebnis in der Corona-Zeit entscheidend sind? Im vergangenen Jahr war der Einzelhandel aufgrund der Schließung des Gaststättengewerbes durch Corona der bei weitem dominierende Kanal. Das hat sich insgesamt zu unserem Vorteil ausgewirkt. Allerdings gingen uns bei bestimmten Produkten die Märkte verloren. Ein Produkt wie rote Johannisbeeren wird häufig in der Gastronomie verwendet. Wenn aber niemand ins Restaurant geht, ist die Nachfrage zu bestimmten Zeiten des Jahres viel geringer. Das mag sich auf bestimmte Produkte negativ ausgewirkt haben, aber insgesamt haben wir dank unserer Ausrich-
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braucher.
auch von unseren gewerblichen Kunden gut genutzt. Im vergangenen Jahr haben Können Sie etwas zu Ihrer wir beschlossen, die Anzahl der Produkte Umsatzentwicklung bei Jumbo und zu erhöhen. In der Vergangenheit haben zu den möglichen Chancen sagen, die unsere Kunden gerne mit einem Verkäufer sich aus der Fusion von PLUS mit Coop telefoniert, aber jetzt findet es vor allem ergeben? die neue Generation praktisch, wenn man Nach AGF-Maßstäben haben wir dank sich jederzeit online über Verfügbarkeit der Zusammenarbeit mit einigen größe- und Preise informieren kann. ren Einzelhändlern einen recht hohen Inlandsanteil. Es ist klar, dass Jumbo ein Wie sehen Sie die Zukunft der wichtiger Kunde für uns ist und auch blei- verschiedenen Tochterorganisationen? ben wird. Auch PLUS ist ein langjähriger Wir haben mehrere Betriebe in der GrupKunde von uns, mit dem wir eine intensi- pe. Das ist durch die Zusammenlegung ve Partnerschaft pflegen, unter anderem aller Versteigerungen und dem Kauf von beim Vertrieb über Einzelhandelsgeschäf- Handelshäusern, Vertriebs- und Transte via Hollander. Dort ist man jetzt mit der portunternehmen so entstanden. MittlerFusion mit COOP beschäftigt, bei Wunsch weile sind wir an einem Punkt angelangt, werden wir sie dabei unterstützen und an dem wir uns fragen, ob dies noch der uns Gedanken machen. Weg ist, den wir gehen wollen. Was steuern diese Unternehmen bei? Und wie verWelchen Stellenwert hat die hält sich das zu den Risiken, die damit Digitalisierung auf der Agenda von The verbunden sind? Sind wir bereit, auch in Greenery? Zukunft weiter hierin zu investieren? Dies Einen sehr hohen Wert. Sie ist eine sehr sind Entscheidungen, die wir in der komwichtige Säule in unserem Geschäft. Das menden Zeit treffen müssen. ist wichtig für unsere Mitarbeiter, aber es gibt auch eine neue Generation von Das werden aber dann wohl eher Erzeugern, denen es darauf ankommt, alle weniger als mehr werden... So wurde Informationen in Echtzeit zur Hand zu
Naturelle bereits in The Greenery integriert. Ich weiß es noch nicht, aber wir werden sicherlich verstärkt daran arbeiten. Wir haben Naturelle in der Tat bereits in The Greenery integriert, aber das lag vor allem daran, dass wir die Bio-Branche nicht mehr als separates Element sahen.
aber es wird sehr wichtig, wenn man Kin- eine Erhöhung von sechs auf neun Proder hat. Ich hätte nie gedacht, dass ich das zent möglich, aber nicht von neun auf null einmal so sagen würde, aber so ist es nun Prozent im Jahr 2022. Bei allem Respekt, einmal. Vor allem in der Position des CEO aber wer das so sagt, ohne mit der Wimdenkt man mehr darüber nach, welchen per zu zucken, dem kann ich nicht folgen. Einfluss man haben kann und sollte. Seit- Wir haben so viel Angst, dass wir etwas zu dem habe ich mehr über eine Reihe von Unrecht mit null Prozent ansetzen, dass gesellschaftlichen Themen nachgedacht. wir es nicht tun. Ich denke, wir sollten uns Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, eine viel stärkere ‘Can do-Mentalität’ zuleWarum nicht? dass Obst und Gemüse für alle erhält- gen. Wir haben in Nullkommanichts TauBio ist eine Sportart mit Nischencharakter, lich sind. Es ist wichtig, dass wir in die- sende von Milliarden in die Corona-Hilfsaber wir können nicht die gesamte Welt- ser Hinsicht einen Beitrag für die Gesell- pakete gepumpt, und früher stand dieses bevölkerung biologisch ernähren. Natür- schaft leisten. Natürlich müssen wir Geld Geld nie zur Verfügung. Dann wurde auf lich bin ich für Bio-Lebensmittel, aber es verdienen. Indem wir diese Produkte auf einmal die Gelddruckmaschine angewor-
Das Zentrallager am Handelsknotenpunkt Barendrecht
fehlt uns dafür das Land und das Wasser. Außerdem sollte man sich meiner Meinung nach die Frage stellen, ob Bio wirklich nachhaltiger ist. Ich glaube, dass Bio das per se nicht ist. Man hat mehr Input und weniger Output. Ist das nachhaltig? Die gleiche Diskussion wird derzeit um die Verpackungen geführt. Plastik soll massenhaft durch Karton ersetzt werden. Aber woher kommt der Karton? Dafür müssen überall auf der Welt Bäume gefällt und hierher transportiert werden. Es könnte daher nachhaltiger sein, sich mit einer speziellen Art von Kunststoff zu befassen und dafür zu sorgen, dass wir ein gutes Recyclingsystem bekommen. Was halten unsere Einzelhandelskunden davon? Letztlich hören sie auf die Wünsche der Verbraucher und die öffentliche Meinung.
möglichst effiziente Weise und mit kurzen Wegen auf den Markt bringen, können wir dafür sorgen, dass Obst und Gemüse für alle verfügbar, aber auch erschwinglich sind. Obst und Gemüse werden oft als teuer angesehen, aber das Angebot ist groß genug, um eine Auswahl zu treffen. Jede Woche findet man etwas im Angebot. Wenn man jede Woche Blumenkohl essen will, wird es schwierig, denn es gibt Wochen, da kostet der Blumenkohl drei Euro, aber es gibt auch Wochen, da kostet er 99 Cent. Es ist auch eine Frage der Bildung. Menschen in den unteren Einkommensschichten treffen oft ungesunde Entscheidungen, die noch nicht einmal vom Geld abhängen. Dann kaufen sie für 3 Euro ein abgepacktes Hamburgerbrötchen. Aber eine Paprika für 99 Cent gilt als teuer. Dennoch haben wir dank unserer Effizienz mit die niedrigsten Preise für An welchem Thema haben Sie persönlich Obst und Gemüse in Europa. Das ist auch im Unternehmen hart gearbeitet? der Grund, warum wir es für so wichtig Als ich zum CEO ernannt wurde, bin ich hielten, die Mehrwertsteuer auf Obst und Vater geworden. Das lässt einen vermehrt Gemüse auf null Prozent zu senken. Da darüber nachdenken, was man hier in die- bekommen wir dann als Branche zu hören, ser Welt tut. Was werde ich hinterlassen? dass die Regierung das systemtechnisch Früher habe ich darüber nie nachgedacht, nicht schaffen kann. Im Jahr 2019 war
fen und wir hatten Geld wie Heu. Nur bei Präventionsthemen ist dies offenbar nicht möglich. Aber wenn das so ist, dann sollte sich die Regierung besser zurückhalten und einfach zugeben, dass die Gesundheit keine Priorität hat. Denn wenn man Prioritäten setzt, richtet man auch sein Handeln danach aus. Über unsere Interessengemeinschaft GroentenFruitHuis kämpfen wir weiter.
In einem Interview mit SER haben Sie Vielfalt und Inklusion als strategisches Thema genannt. Wie geben Sie dem Gestalt und Form? Ich muss sagen, dass ich mich damit in der Vergangenheit nie so bewusst beschäftigt habe. Ich hatte das Glück, in einer sicheren Umgebung aufzuwachsen. Vor ein paar Jahren wurde ich von den Global People Awards angesprochen. Sie verleihen jährlich einen Preis für den besten Unternehmer und den besten Manager mit meinem Hintergrund. Ich lehnte ab, weil ich nicht wegen meines Hintergrunds eine Auszeichnung erhalten wollte. Doch im folgenden Jahr wurde ich erneut angesprochen, um der Jury anzugehören.
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Vision
Dann sagten sie: ‚Es geht nicht um Sie, es geht darum, was Sie für andere bedeuten‘. Man kommt dann mit vielen Menschen in Kontakt, die ihre Geschichte erzählen, welche Kämpfe sie erlebt haben, und das war für mich ein Wendepunkt. Natürlich werde ich nicht nur Frauen oder Menschen mit einem anderen Hintergrund einbeziehen. Als internationales Unternehmen im Raum Rotterdam haben wir ohnehin ein buntes Gemisch an Kollegen aller Nationalitäten, obwohl wir das nie aktiv gefördert haben. Aber hier geht es vor allem ums Bewusstsein. Menschen mit Hintergrund sind auch unsere Kunden. Um diese Menschen richtig zu verstehen, braucht man auch die entsprechende Vielfalt im Unternehmen. Es kommt darauf an, eine gute Mischung zu haben. Das kommt der Kreativität zugute. Wenn man eine Gesellschaft hat, in der die Einteilung in Gruppen ungleich ist, wird das auf Dauer immer zu Reibungen führen. Und das wiederum geht auf Kosten der wirtschaftlichen Stabilität und des Sicherheitsgefühls. Man sieht, dass an verschiedenen Stellen Verantwortung übernommen wird, um gemeinsam Schritte zu unternehmen. Es gibt schon Gesetze von Seiten der Politik, aber wir haben auch internationale Kunden, die von uns verlangen, dass wir jährlich darüber berichten, wie viele Frauen in unserem Unternehmen arbeiten, wie viele davon in einer Führungsposition sind, mit der Vorgabe, dass es bis 2025 mindestens 30 Prozent sein müssen. Und seien wir ehrlich, in unserer Branche wird dies oft mit dem Hinweis abgetan, dass es ‚in unserer Branche keine Frauen gibt‘. Aber haben sie es auch tatsächlich versucht? Die Kehrseite der Medaille ist, dass Frauen bei zu viel Aktivität in diesem Bereich reagieren, indem sie nur aufgrund ihrer Qualitäten eingestellt werden wollen und nicht, weil sie eine Frau sind. Das bedeutet eine ziemliche Herausforderung, aber es geht darum, sich dessen gemeinsam bewusst zu sein und für Chancengleichheit zu sorgen. So organisieren wir jetzt zum Beispiel Sitzungen bei The Greenery, bei denen wir mit Frauen im Unternehmen darüber sprechen, wie wir das organisieren wollen. Wir dürfen nämlich nicht den Fehler machen zu glauben das als Männer arrangieren zu können. Ich erlebe es in Networking-Clubs, dass unter anwesenden 50 Personen vier Frauen sind und die einzige Schwarze Person bin ich. Dann kommen Themen wie Vielfalt und Frauen in Führungspositionen zur Sprache, und das dann auch noch in einem Tonfall, als ob man alle Weisheit der Welt gepachtet hätte. Damit habe ich Schluss gemacht. Ich werde nicht mehr an einer Sitzung über Frauen in Führungspositionen teilnehmen, wenn Männer die Mehrheit stellen.
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Und wenn es um Vielfalt geht, möchte ich nicht der Einzige am Tisch sein, der vielfältig ist. Man sollte nicht über, sondern mit Menschen sprechen. Ich bin überzeugt, dass man dann gezieltere Schritte unternehmen kann.
können. Obwohl ich mich selbst für leicht ansprechbar halte, sehen einen die Leute, mit denen man jahrelang zusammengearbeitet hat, plötzlich als CEO. Das gilt auch extern für Kunden und Erzeuger. Aber es kann auch leicht passieren, dass Gert Lukassen mich anruft, um mir zu sagen, dass er schon seit einer halben Stunde am Dock steht und niemand zum Laden seiner Erdbeeren gekommen ist. Ich bin dann derjenige, der als erster unter ‚Erdbeeren‘ in seinem Handy steht. Das ist einfach auch lustig.
Ist es schwierig, Mitarbeiter zu gewinnen oder zu halten? Auf diesem Markt ist es für alle schwierig. In Coronazeiten waren alle ein bisschen zurückhaltender. Jetzt sehen sich die Leute wieder mehr um. Jeder sucht nach guten Mitarbeitern, und das gilt auch für uns. Wir können zwar immer noch recht gut Zu Beginn des Interviews sprachen wir unsere Leute finden, aber in bestimmten über das Jubiläum. Glauben Sie, dass es Disziplinen wird es schwieriger. Denken The Greenery in 25 Jahren noch geben Sie an die Teamleiter im Magazin. Das hat wird? auch mit dem Wettbewerb in der Region Ja, auf jeden Fall! Warum denn nicht. Ich zu tun. Und es macht einen Unterschied, weiß allerdings nicht, wie das Unternehob man bei drei oder zwölf Grad Celsius in men dann aussehen wird. Mittlerweile der Vertriebszentrale arbeiten muss, wo geht es bei zwei Dritteln des Unternehman manchmal 50 Cent mehr pro Stun- mens nicht mehr um den Verkauf von Prode verdient. In diesem Sinne steht man dukten unserer eigenen Mitglieder, sonmanchmal im Wettbewerb mit Unterneh- dern um Aktivitäten im Bereich Handel men, die in diesem Bereich einen etwas und Logistik. Auch für die nähere Zukunft besseren Tarifvertrag haben. Für Men- bin ich positiv gestimmt. Wir haben in den schen mit einem geringeren Einkommen letzten Jahren unsere Angelegenheiten spielt das eine Rolle; manchmal müssen in Ordnung gebracht. Wir stehen finansie buchstäblich überleben. Das ist ein ziell gut da, in einer Branche, die auch in Problem, aber bisher haben wir es einiger- den kommenden Jahren noch viele Chanmaßen gut gelöst. cen und Möglichkeiten für Wachstum bietet. Wir haben das Unternehmen jetzt Wer oder was inspiriert Sie? neu strukturiert und arbeiten daran, die Ich beziehe meine Inspiration aus vielen Anteilseigner durch namentliche Vermöunterschiedlichen Quellen. Ich versuche, gensanteile noch stärker in die Kooperatimindestens zwei Bücher pro Woche zu ve einzubinden. Das sind die Dinge, die wir lesen. Das reicht von Management-Gurus in naher Zukunft gemeinsam mit unseren bis zu allgemeinen Quellen. Wenn ich eine Mitgliedern anpacken werden, um so ihre Person nennen soll, dann denke ich an Nel- Träume und Ambitionen bestmöglich zu son Mandela, ohne dass ich mich in irgend- verwirklichen. Damit können wir jetzt einer Weise selbst spiegele. Wenn man so richtig loslegen. Volle Kraft voraus!“ viel Leid ertragen muss und trotzdem in der Lage ist, darüber hinwegzukommen und weiterhin das Richtige zu tun, dann finde ich das sehr beeindruckend. Gehen die Kollegen leicht auf Sie zu? Das variiert. Natürlich bin ich schon lange im Unternehmen und habe mit einigen von ihnen schon eng zusammengearbeitet. Es gibt Kollegen, die einfach reinkommen, eine Nachricht schreiben oder mailen. Es gibt aber auch Mitarbeiter, zum Beispiel im Lager, die distanzierter sind. Einige von ihnen kennt man von früher und man unterhält sich gerne mit Ihnen über alles Mögliche, andere schauen zu einem auf. Wir versuchen, die Dinge so flach wie möglich zu gestalten und leicht zugänglich zu sein, weil viele Menschen von Natur aus eine gewisse Schwelle haben können. Deshalb veranstalten wir auch monatliche Frühstückssitzungen, in den letzten zwei Jahren leider meist digital, bei denen die Leute alle möglichen Fragen stellen
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Die Saison für Gewächshausgemüse beginnt
Kann die Kette den Kostenanstieg tragen? Markt zu spüren. Viele Erzeuger mühen sich noch immer mit einer zwangsläufig anderen Anbaumethode ab, was sich auf die Erträge auswirkt. Diese sind niedriger, als sie es gewohnt sind. Was man nicht reinsteckt, bekommt man auch nicht wieder raus. Die neue Gewächshausgemüsesaison ist schleppend angelaufen, die Preise sind höher. Anfang April wurden Tomaten noch immer zu bisher nicht erreichten Kilopreisen verkauft. Preise, Als die Energiepreise zu steigen began- die weit über den Durchschnittswerten nen, bekamen die ersten Erzeuger Prob- der letzten Jahre liegen, wobei allerdings leme. Ernten wurden früher gestoppt und auch gesagt werden muss, dass die Kosdie Gewächshäuser blieben länger leer. ten wesentlich höher sind. Im März war Manchmal beschlossen die Anbauer sogar, der Preis für niederländische Tomaten ganz aufzugeben, oder die Gewächshäuser doppelt so hoch wie ein Jahr zuvor. Das wurden an (Zierpflanzen-)Kollegen über- zeigt, wie außergewöhnlich die derzeitige tragen. In diesem Winter belief sich das Marktsituation ist. Volumen der beleuchteten Tomatenernte auf etwa die Hälfte. Wenn nicht wegen Wenn Erzeuger zu Beginn einer Saison leerstehender Gewächshäuser, dann auf- früh dran sind, können sie bei dem dann grund der wirtschaftlicheren Beleuch- begrenzten Angebot oft mit attraktiven tung und Heizung. Auch bei Gurken, die Preisen rechnen. Gewächshauserzeugzunehmend ganzjährig angebaut werden, nisse sind dann gefragt. Auch in Exportwar ein deutlicher Produktionsrückgang ländern, in denen schon früh in der Saizu verzeichnen. son keine oder nur begrenzt eigene Ware zur Verfügung steht, ist dann mit viel ZU TEUER Sorgfalt und Geschick die Produktion in Die Nachwirkungen dieser Entwicklung beheizten und beleuchteten Gewächssind Mitte April immer noch auf dem häusern möglich. Dieser Vorteil entging
Wer wird für die steigenden Kosten aufkommen? Diese Frage beschäftigt den Markt für Gewächshausgemüse. Zu Beginn einer neuen Saison hat niemand eine wirkliche Antwort auf diese Frage, aber die Kosten scheinen vorerst hauptsächlich auf den Schultern der Erzeuger zu lasten. Sicher ist, dass diese Situation nicht sehr lange zu halten ist. Kann die Branche sich behaupten? Antworten darauf gibt es nicht.
D
ie Gewächshausgemüsesaison hat Ende Januar mit den ersten Gurken begonnen. Andere Erzeuger folgten mit Auberginen, Zucchini, Paprika und Tomaten. Man könnte meinen, dass alles in Ordnung ist, wenn man es nicht besser wüsste. Denn hinter den Meldungen über frische, gesunde Produkte verbirgt sich in diesem Jahr mehr denn je die Geschichte einer Branche, die ernsthaft besorgt ist. Der Hilferuf, dass vier von zehn niederländischen Erzeugern mit akuten Liquiditätsproblemen zu kämpfen hätten, fand Ende März endlich Gehör. In Belgien ist die Situation ähnlich, und auch in vielen anderen Ländern bekommen die Erzeuger die Folgen zu spüren. Dass die Branche in der Krise steckt, weiß man eigentlich schon seit letztem Herbst.
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Durch reduzierte Beleuchtung wurde die Ausfärbung der Tomaten ausgebremst.
jenen Erzeugern, die erst später in diesem wird. Während dieser Bericht geschrie- Im letzteren Fall sind ausdrücklich auch Jahr auf den Markt kamen. Das Gleiche ben wird, ist damit zu rechnen, dass die großen Supermarktketten berücksichgilt für die Händler. Für sie bedeuten die aufgrund der Aufschiebung des Anbaus tigt. Können und wollen diese Großabnehgeringeren Mengen zu Beginn der Saison, und der angepassten Anbaupläne plötz- mer von Gewächshausgemüse mehr für dass der Export schwieriger ist. Darunter lich viele Erzeugnisse auf einmal auf den ein gutes, nachhaltiges Produkt aus nieleidet vor allem der Tageshandel, wie auf Markt kommen werden. Kostenkrise hin derländischen oder belgischen Gewächsder internationalen Gartenbaumesse Fru- oder her, es gilt das Gesetz von Angebot häusern bezahlen? Für die Situation der it Logistica zu hören war. Wo es weniger und Nachfrage. Es ist zu befürchten, dass Erzeuger wird Verständnis aufgebracht. Produkte gibt, kann auch weniger ins Aus- der Preis dann einbricht, während gerade Es scheint auch ein Bewusstsein für die land transportiert werden. Wobei man jetzt gute Preise so erwünscht sind, um Notwendigkeit von Preiserhöhungen zu sich auch fragen muss, ob sich das bei den die enorm gestiegenen Kosten halbwegs geben, denn immer mehr Menschen sind stark gestiegenen Transportkosten über- zu decken. sich dessen bewusst. Dies ändert jedoch haupt noch rechnet. nichts an der Tatsache, dass bei PreiserhöZU WELCHEM PREIS LIEFERN SIE? hungen jeder Cent berücksichtigt wird. In den Wochen vor Ostern stiegen die Diese Kosten sind immer noch Gegenstand Wenn sich herausstellt, dass der Preis Preise u.a. für Gurken, Auberginen und von Gesprächen, auch wenn die Kaufver- zwecks Kostendeckung nicht um 15 Cent, Strauchtomaten stark an – und das, träge für diese Saison bereits abgeschlos- sondern um zehn Cent erhöht werden obwohl die Preise gerade bei Strauch- sen sind. Wenn schon nicht für diese Sai- muss, wie es kürzlich ein Supermarktleitomaten schon hoch waren. Der Tages- son, dann für den nächsten Winter. Auf der ter in einem Fernsehbeitrag sagte, dann handel ist darüber nicht gerade glücklich. Käuferseite der Kette möchte man von den ist dies die bevorzugte Option. UnterdesHohe Preise sind gut, aber die Preisstände Erzeugern und Erzeugerverbänden gerne sen beklagen die Erzeuger und Erzeugervon den bis Ostern gehandelten Tomaten wissen: Zu welchem Preis liefern Sie? Für verbände die Tatsache, dass die Supermachen den Tageshandel sehr schwer, so die Erzeuger und Erzeugerverbände stellt märkte ‚keine Stellung beziehen‘. die Einschätzung auf dem Markt. Daher sich dann die Frage: Legt man die Kosten wünschen sich die Händler, dass die Preise für eine ganze Saison fest? Oder baut man Dieselben Erzeugerverbände bestimmen ein wenig fallen. Strauchtomaten zu rund Flexibilität für den Fall ein, dass die Kos- derzeit ihre eigene Position und die ihrer 2,50 Euro sind ‚zu viel des Guten‘. Auch ten während der Saison noch weiter stei- Erzeuger. Die Taschenrechner werden Gurken- und Auberginenpreise von mehr gen - oder sinken, obwohl dies im Moment auf den Tisch gelegt und für jedes Proals 1 Euro in der Woche vor Ostern sind unwahrscheinlich erscheint – die sich dukt und jede Tomatensorte wird berecheine Besonderheit. Die große Frage auf dann auch etwas im Preis niederschlägt? net, was das Produkt bei einem Gaspreis dem Markt ist, was nach Ostern passieren von x oder y einbringen muss. Für einige AGF Primeur • Gewächshausgemüse • 2022
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Sonderausgabe
Gewächshausgemüse
Manche Erzeuger wechselten auf andere Kulturen, Tomaten wurden beispielsweise zunehmend durch Erdbeeren oder Gurken abgelöst
Erzeuger mit festen Gasverträgen bedeutet dies, dass sie mit einem Gaspreis von etwa 18 Eurocent rechnen müssen. Sie spüren die gestiegenen Gaskosten (noch) nicht. Erzeuger, die keine günstige Gasversorgung haben, die ihre Verträge gekündigt haben, die zu Tagespreisen mit Gas heizen müssen oder die keine KraftWärme-Kopplungsanlage, sondern nur einen Heizkessel haben, müssen mit völlig anderen Energiekosten rechnen. In der Zeit vor Ostern lag der Gaspreis bei rund 1 Euro pro Megawattstunde. Kein Taschenrechner kann bei diesem Gaspreis auf dem aktuellen Markt einen langfristigen Anbau kalkulieren, schon gar nicht einen beleuchteten Winteranbau. In den kommenden Monaten müssen hierzu Entscheidungen getroffen werden.
KOSTENSICHERHEIT Vor allem die Unsicherheit über den Gaspreis gefährdet den rentablen Anbau in nordwesteuropäischen Gewächshäusern. Im Jahr 2021 machten die Energiekosten mehr als ein Viertel der Gesamtkosten der niederländischen Gewächshausproduzenten aus. In den vergangenen Monaten, noch vor dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine, schwankten die Energiepreise derart stark, dass sich keinerlei Schlussfolgerungen ziehen lassen. Es stellt sich die Frage, ob die Festlegung des Gaspreises eine Lösung ist. In Frankreich wurde vorgeschlagen, den Gaspreis auf 70 Euro40
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cent festzusetzen. Auf diese Weise wüsste der Erzeuger, mit welchen Kosten er zu rechnen hat. Aufgrund der ‚beispiellosen Situation‘ hat die Europäische Kommission den Mitgliedstaaten viel mehr Spielraum für die Gewährung staatlicher Unterstützung gegeben. Dadurch haben die Länder die Möglichkeit, zum Beispiel gasintensive Branchen wie den Gewächshausgartenbau zu kompensieren. Ob und in welchem Umfang die einzelnen Mitgliedsstaaten davon Gebrauch machen, bleibt abzuwarten. Vom niederländischen Kabinett werden für Ende April Maßnahmen erwartet. In den Niederlanden werden staatliche Hilfen in der Regel nicht so schnell beschlossen, so dass die Erwartungen schon im Vorfeld der Maßnahmen gedämpft sind. Eine Intervention auf dem Energiemarkt durch Festlegung des Gaspreises wird nicht sofort erwartet.
eigenen Anlagen. In den letzten zehn Jahren wurde der Neue Anbau etabliert, eine Anbaumethode, die sich auf eine hohe Produktion bei geringerem Energieverbrauch konzentriert. Die zunehmende Nachhaltigkeit ist jedoch mit Investitionen und anderen Kosten verbunden. Die Steigerung der Nachhaltigkeit ist nicht kostenlos. Kurzfristig ist es wichtig, dass die Erzeuger weiterhin rentabel arbeiten können, dass sie für uns und für alle Gemüse und Obst, aber auch Blumen und Pflanzen anbauen können. Der in Den Haag vorgeschlagene Verzicht auf den Anbau von Zierpflanzen sorgte für Stirnrunzeln und Verärgerung. Von der Regierung bereitgestellte Überbrückungskredite können den Erzeugern helfen, diese schwierigen Zeiten zu überstehen. Erzeuger, mitunter seit Generationen, sind nicht Erzeuger geworden, um ein leeres Gewächshaus oder ein laufendes Heizkraftwerk zu betrachten, das Es stellt sich auch die Frage, ob dies letzt- Strom zur Einspeisung ins Netz erzeugt. lich die Lösung des großen Ganzen ist. Für einige Erzeuger ist dies eine gute EinScheinbar muss in Zukunft mit höheren nahmequelle, da die Gaspreise auch die Kosten gerechnet werden und auf lange Strompreise in die Höhe getrieben haben, Sicht auch mit den Kosten, die ein Anbau aber genau wie ihre Kollegen ohne diesen ohne Gas mit sich bringt. Über Letzteres Vorteil bauen sie letztendlich doch lieber wird schon länger nachgedacht. Die Bran- Gemüse, Obst, Blumen und Pflanzen an. che arbeitet auch hart daran, nachhaltiger zu werden, wie man immer wieder betont. WEITERGABE DER KOSTEN Die notwendigen Schritte sind bereits ein- Um dies weiterhin tun zu können, ist es geleitet worden. Niederländische Erzeu- notwendig, dass sie die gestiegenen Kosger beispielsweise setzen sich für geo- ten teilweise weitergeben können, und das thermische Energie ein und betreiben ihre nicht nur für Gas. Die Weitergabe von Kos-
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Auch der Zierpflanzensektor spürt die Folgen.
ten ist ein Gesprächsthema auf allen Ebenen der Kette, und das schon seit Monaten. Das ist nicht einfach.
Einerseits, weil die Kette trotz aller Konsolidierungsbemühungen immer noch recht zersplittert ist. Dies ist nicht hilfreich bei der Durchsetzung besserer Preise für Treibhausprodukte. Es fällt schwer, eine einheitliche Front zu bilden. Nicht umsonst sind die Erzeugerverbände damit beschäftigt, sich durch Zusammenschlüsse zu stärken und/oder ihre Anbaufläche durch die Bindung weiterer Erzeuger zu vergrößern. Wenn man groß ist, ist man stärker. Andererseits scheint allen klar zu sein, dass der sehr schnelle, sehr explosive Kostenanstieg so hoch ist, dass Verbraucher ihn letztlich auch nicht tragen können. Die Krise betrifft schließlich alle. Auch zu Hause wird die Heizung auf Sparflamme gedreht, und in immer mehr Haushalten wird der Euro zweimal umgedreht. Eine Gurke für zwei Euro
teurer wird, dann weil die Steuern steigen, um die staatliche Zusatzförderung finanziell zu ermöglichen. Auch in der CoronaZeit wurde eifrig entschädigt. Dass ‚alles‘ teurer wird, erscheint unausweichlich. Die Inflation nimmt zu. Wie teuer es wird, Abgepackte Paprikas ist höchst ungewiss. Die Branche braucht unbedingt Klarheit und Perspektive. Angesichts der aktuellen Unsicherheit auf würde die Kosten decken, doch das wäre dem Markt fehlt diese Perspektive vielen, zu viel. Es wäre auch nicht gut für ‚unsere‘ bisweilen sogar für die nächste WinterMarktposition gegenüber internationa- saison. Darauf werden sich die Erzeuger len Konkurrenten, bei denen der Anbau und Händler in der kommenden Zeit konweniger gasintensiv ist, die Arbeitskosten zentrieren, genauso wie auf einen erfolgniedriger sind und die Qualität von Toma- reichen Abschluss der nach Corona erneut ten oder Paprika immer besser wird. Die außergewöhnlichen GewächshausgemüNiederlande würden sich selbst aus dem sesaison. Markt drängen, einheimische Produkte könnten durch billigere Importe ersetzt werden. Dies geschah bereits im letzten Winter, und zwar aus der Not heraus, weil das Angebot in den hiesigen Gewächshäusern viel geringer war. Eine Lösung könnte der Anbau der eigenen Produkte weiter im Süden sein, wie es der Supermarkt gerne hätte, um das ganze Jahr über Produkte von einem Lieferanten zu erhalten. Selbst wenn der Preis für eine Gurke nicht auf zwei Euro steigt, werden ‚wir‘ früher oder später wahrscheinlich doch den Preis für die aktuelle Krise zahlen. Wenn nicht, weil die Gurke oder Tomate (viel)
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Landgard-Vorstand Robert Sauer
„Für die gesamte Branche wird 2022 die größte Herausforderung darin bestehen, die Warenversorgung im Handel zu gewährleisten“ Als eine der führenden Vermarktungsorganisationen und Erzeugergenossenschaften Deutschlands kann Landgard auf gut 3.000 Betriebe zurückgreifen und somit nahezu den gesamten deutschen Obst- und Gemüsemarkt abdecken. Landgard-Vorstand Robert Sauer teilte uns mit, wie das Unternehmen mit Sitz in StraelenHerongen mit aktuellen Problemen wie den explodierenden Kosten umgeht, welche Trends sie beobachten und welchen Projekten sich Landgard widmen wird.
nale Schwerpunkte gibt es darüber hinaus bei Zucchini, Salaten, Rhabarber und Wurzelgemüse”, so Sauer.
„Unser Ziel ist dabei immer, möglichst nah an den Erzeugerbetrieben zu sein. Das entspricht auch der Erwartung des Handels an uns als Erzeugergenossenschaft. Darüber hinaus versuchen wir kontinuierlich, sowohl weitere Bio-Betriebe für eine Mitgliedschaft bei Landgard zu gewinnen, als auch konventionelle Landgard-Betriem Bio-Bereich könne das Unterneh- zu nehmen. Dazu muss die Wertigkeit und be für die Umstellung auf biologische men aktuell zweistellige prozentuale Nachhaltigkeit von Obst- und Gemüsepro- Produktion zu begeistern. Die Dauer der Wachstumsraten aufweisen. Besonders dukten insgesamt, und hier speziell von Umstellung von drei Jahren stellt dabei die Corona-Pandemie habe zu einer Ver- Bio-Produkten, weiter im Bewusstsein der natürlich eine Herausforderung für die änderung des Konsumverhaltens geführt. Verbraucher*innen verankert werden. Bei Betriebe dar. Mittelfristig ist unser Ziel, “Wir versuchen, die positiven Effekte in den Bio-Produkten spielen bei uns aktuell im Bio-Bereich eine vergleichbare Proder Wahrnehmung der Verbraucher*in- insbesondere Bananen, Äpfel, Kürbis, Ing- duktrange wie im konventionellen Anbau nen möglichst weit mit ins laufende Jahr wer und Kräuter eine große Rolle. Regio- zu erreichen.“
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MEHRWERT DER GENOSSENSCHAFTEN Sauer betont außerdem, dass Landgard „Genossenschaften wie Landgard und vor den Freilandanbau weiterentwickeln allem die genossenschaftliche Vermark- möchte und daher aktuell Projekte in tung basieren auf einer Grundidee, die Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz heute so aktuell ist wie vor 100 Jahren. Die und Niedersachsen plane. „Die starke Vermarktungsorganisation bietet den Mit- Expansion im geschützten Anbau der letzgliedern Absatzsicherheit und Dienstleis- ten Jahre wird aufgrund der steigenden tungen, den Kund*innen zentralen Zugriff Energiekosten etwas abgeschwächter, auf abwechslungsreiche und hochwertige aber kontinuierlich voranschreiten. LandSortimente in großen Stückzahlen und mit gard wird den geschützten Anbau ebenso großer Liefersicherheit. Diese Idee begeis- weiterentwickeln wie den Freilandanbau. tert bei Landgard regional, national und Aber auch die östlichen Bundesländer sind international mehr als 3.000 Betriebe und im Fokus, um eine ganzjährige Warenverschafft für alle Beteiligte in der Prozess- sorgung im Lebensmitteleinzelhandel und kette einen erkennbaren Mehrwert – jetzt Discount sicherzustellen.“ und in Zukunft“, so Sauer. KOMPENSATION DER KOSTEN DURCH Landgard sehe sich ferner als „Bindeglied VERNÜNFTIGEN WARENSTROM zwischen Handel und Produzent*innen“. Sauer zufolge wisse Landgard auch mit So setze sich die Erzeugergenossenschaft den äußerst hohen Energie-, Gas- sowie für eine bessere Kommunikation und ein weiteren Kosten umzugehen, mit denen optimiertes Verständnis zwischen Han- die gesamte Branche zu kämpfen hat: „Als del und Produktion ein. Sauer meint, dass Erzeugergenossenschaft haben wir uns es langfristig zwar weniger Betriebe am selbst die Herausforderung gestellt, effiMarkt geben werde, diese aber umso stär- zienter und schlanker zu werden, um die ker ausgebaut werden würden: „Dazu gestiegenen Kosten im Markt für uns und unterstützen wir die Betriebe dabei, sich unsere Erzeugerbetriebe bestmöglich zu weiterzuentwickeln, z.B. durch geziel- kompensieren und so gemeinsam noch te Anbauplanung oder den Produkt- und zukunftsfähiger zu werden. Der WarenSortimentsausbau. Diese Mitgliederbasis strom ist dabei für uns das entscheidende ergänzen wir an strategischen Punkten Stichwort. Er umfasst die zentralen Punkdurch gezielte Warenbeschaffung, z.B. in te bei Landgard Obst & Gemüse: Sourcing, Osteuropa und Übersee. Auf dieser brei- Vertrieb, Dienstleistungen und Logisten Basis können wir den Wunsch des tik. Das bietet auch eine gute Chance, um Handels nach kompletten Jahresprogram- höhere Preise nicht komplett bis zu den men erfüllen, die das gesamte Produkt- Verbraucher*innen weitergeben zu müssortiment umfassen.“ sen.“ PLANUNGEN FÜR 2022 Geplant seien ferner vertragliche Kooperationen mit weiteren Erzeugerbetrieben oder deren Zusammenschlüssen im Inund Ausland. Aktuell greife Landgard auf eine Produktionsfläche im Freiland sowie im geschützten Anbau von rund 10.000 Hektar zu. „Im Rahmen der künftigen nationalen und internationalen Entwicklungsstrategie strebt Landgard eine Verdoppelung der Fläche an.“
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Klimaanpassung lassen die besonderen Belange der gärtnerischen und landwirtschaftlichen Produktion außen vor. Daher gibt es durchaus die Befürchtung, dass für die Branche wichtige Themen durch die neue Regierung wenig Beachtung finden könnten, z.B. der Mangel an Erntehelfer*innen und die explodierenden Produktionskosten“, gibt Sauer zu Bedenken.
Derartige Probleme würden durch die Anhebung des Mindestlohns und steigende Energiekosten derart verstärkt werden, das dies gegenüber dem Handel und den Verbrauchern kaum noch umsetzbar sei. Sauer: „Im schlimmsten Fall droht die Schließung von Betrieben. Hier bedarf es Lösungen, die die heimische Produktion weiter unterstützen, damit sie auch in Zukunft in Hinblick auf die Preisgestaltung wettbewerbsfähig bleibt.“
GRÖSSTE HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE BRANCHE „Für die gesamte Branche wird 2022 die größte Herausforderung sicherlich darin bestehen, die Warenversorgung im Handel zu gewährleisten, so dass Konsument*innen zuverlässig, vollständig und umfangreich aus einem Ganzjahresprogramm frischer Produkte auswählen können“, meint Sauer. Bestehende Schwierigkeiten entlang der Wertschöpfungskette - von Logistik- und
Verpackungsdienstleistungen bis hin zur Personalbeschaffung - seien ebenfalls im Blick zu behalten. „Auch neue MarktLÖSUNGSANSÄTZE VON NEUER begleiter und die Kostensteigerungen REGIERUNG GEFORDERT in den Betrieben werden weiterhin für Auch unter der neuen Regierung sehe Bewegung sorgen. Andere wichtige TheSauer weiteren Nachbesserungsbedarf für men werden darüber hinaus – trotz der die Mitgliedsbetriebe und spricht hierbei schwierigen Rahmenbedingungen – auch unter anderem Maßnahmen zum Schutz die Schonung natürlicher Ressourcen und vor Carbon-Leakage im Zuge der CO2- eine nachhaltige bzw. biologische ProdukBepreisung im Gartenbau an. „Hier fehlt tion sein.“ eine Ausrichtung auf klein- und mittelständische Betriebe, wie sie im Gartenbau info@landgard.de typisch sind. Auch die Maßnahmen zur
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Ein noch nie dagewesenes Szenario, durch das die schlimmsten Krisen der letzten 20 Jahre in Vergessenheit geraten sind Die letzten zwei Jahre waren für den Gewächshausgartenbau sehr anstrengend und betrafen fast alle Produktionssektoren, jedoch mit einem noch viel stärkeren Ausmaß an Schwierigkeiten, wenn man berücksichtigt, dass die Erzeugung von Lebensmitteln eng mit den Klimatrends verbunden ist.
H
vom Sommer 2021 bis heute vergleichbar. Im Juli stiegen die Temperaturen immer weiter an und erreichten im Hochsommer in der Provinz Syrakus 48,8 °C, während sie im übrigen Teil der Insel mehrere Tage lang über 40 °C lagen. Im Herbst kam es zu heftigen Niederschlägen, die in einigen Gebieten im Südosten Siziliens zu Überschwemmungen von Gewächshäusern führten, während der Frost das Wachstum der Vegetation stoppte. In der Zwischenzeit hat der ToBRFV die Produktion von Tomaten, vor allem von Großbeeren, mit erheblichen Ertragseinbußen beeinträchtigt und wird dies auch weiterhin tun. Es ist unnötig zu erwähnen, dass die Auswirkungen auf die sizilianische Landwirtschaft schwerwiegend sind“, so der Experte.
ochwertige Lebensmittel werden aus Klimawandel. Während wir bei Zucchini Spezialkulturen hergestellt, deren weiterhin einen allmählichen Rückgang Standards nicht nur den Bedürfnissen der des Neu-Delhi-Virus feststellen konnten, Endverbraucher entsprechen müssen, die gab es beim Tobamovirus keine Anzeichen immer mehr auf nachhaltige Produkte eines Rückgangs. In beiden Fällen ist die und ihre eigene Gesundheit achten, son- Verbesserung jedoch auf eine Diversifidern auch denen der Lieferkette, die Kon- zierung des Agrarmanagements und nicht tinuität in der Produktion, Qualität und auf genetische Veränderungen zurückzuverlässliche Dienstleistungen benötigen. führen, aber es tut sich etwas, vor allem Geschäftsführer Massimo Pavan analy- im Zucchini-Segment. Andere Gewächssierte die Entwicklung der vergangenen hauskulturen, wie Auberginen und Papriund der laufenden sizilianischen Saison ka, haben sich bis 2020 weiterentwickelt, von Gewächshausgemüse. mit höheren Produktionspreisen als im Vorjahr“, so Pavan. Während die Stillstände in den wichtigs„Das Jahr 2021 war, genau wie das Vorten asiatischen Häfen seit letztem Jahr die jahr, von einer Reihe wichtiger Faktoren „Wenn die letzten zweieinhalb Jahre uns Logistik in der ganzen Welt verlangsamt geprägt, wie der Pandemie, dem Druck auf eine harte Probe gestellt zu haben haben, waren die letzten Monate durch des ToBRFV-Virus auf die Tomate und dem scheinen, so ist nichts mit dem Zeitraum einen schwindelerregenden Anstieg der 48
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Massimo Pavan
Produktionskosten gekennzeichnet, mit en Investitionen ab, weshalb die Branche nomen macht sich in allen ProduktionsPreiserhöhungen bei Rohstoffen, Dün- zunächst einmal abwarten und die tägli- bereichen bemerkbar, die weite Strecken gemitteln, Agrararzneimitteln, Energie, chen Entwicklungen beobachten will.“ zurücklegen müssen, um ihre Waren an Transport und Kraftstoff“, so der Manaden Bestimmungsort zu bringen. Die ger weiter. „Vier Tage Transportstreiks „Die Energiekrise eröffnet aber auch neue Aussichten sind nicht gerade ermutigend, im März haben unsere Versorgungsket- Perspektiven, deren Auswirkungen im denn in der zweiten Hälfte der Kampagne te ebenfalls in enorme Schwierigkeiten Laufe der Saison überprüft werden müs- wird es zu einem starken Rückgang der gebracht. Es ist ein unerwartetes Szenario, sen. Es geht um die Ausweitung des Han- gesamten Produktion kommen, vor allem das uns die schlimmsten Krisen der letz- delsfensters für unsere Gartenbaukultu- bei Tomaten, und zwar wegen der höheten 20 Jahre vor Augen führt, insbesonde- ren aufgrund des starken Rückgangs der ren Installationskosten und der Pflanzenre vor dem Hintergrund eines Krieges mit- unter Glas beheizten Gewächshauspro- krankheiten, zu denen mit dem Beginn der ten in Europa, bei dem kein Unternehmen dukte aus Norditalien und Mitteleuropa. heißen Jahreszeit noch die Tuta absoluta wirtschaftliche und finanzielle Verluste Es handelt sich um eine Produktionslücke, (auf Deutsch: Tomatenminiermotte) und vermeiden kann.“ die ungefähr von März bis Mai besteht, die Überschneidung der Produktion in und wir werden sehen, durch wen und wie Norditalien und im übrigen Europa hin„Seit einigen Monaten beobachten wir sie gedeckt werden wird. Möglicherweise zukommen“, so Massimo Pavan abschliehohe Preise für alle Gemüsekulturen. Zum könnte diese neue Anlage den Zusammen- ßend. Beispiel für kleine rote Tomaten mit Spit- bruch der Erzeugerpreise für sizilianizenpreisen von 3,50 € pro kg, für Paprika sches Gewächshausgemüse ab April/Mai mit 2,60 € pro kg und für Auberginen und aufhalten“, so Pavan. Zucchini sogar über 2 € pro kg. Im Gegensatz zu den Preisen, die auf Spekulationen „Unsere Referenzmärkte bleiben dieselzurückzuführen sind (und daher von den ben, mit Deutschland an der Spitze, aber italienischen Behörden überprüft werden), mit dem Anstieg der Transportkosten sind diese Preise inzwischen rückläufig, haben wir einige Schwierigkeiten, Nordaber sie gleichen die Produktionsverluste europa und die skandinavischen Länder aufgrund von Klima- und Pflanzenkrank- zu erreichen, es sei denn, die Verkaufsheitsschäden nicht aus. Dort, wo es höhe- preise steigen. Es ist klar, dass die Preisre Einnahmen gab, wurden diese durch erhöhung nicht allein durch die Logistikunkontrollierte Preissteigerungen bei kosten bestimmt werden kann, sondern allen anderen Produkten wieder zunich- auch die höheren Produktionskosten und te gemacht. Die internationale Lage ist damit die Lohnanpassung an die Untersehr unbeständig und schreckt von neu- nehmen berücksichtigen muss. Das PhäAGF Primeur • Gewächshausgemüse • 2022
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Gewächshausgemüse
Christian Müller, stellvertretender Geschäftsführer der Reichenau-Gemüse eG
“Unsere Gärtnerschaft befindet sich im Generationsumbruch” Die Insel Reichenau pflegt eine jahrzehntelange Tradition im Erwerbsgartenbau. Jedes Jahr erzeugen die kleinen und mittleren Familienbetriebe der gleichnamigen Genossenschaft gemeinsam um die 15.000 Tonnen Gemüse und Salate für den (süd)deutschen Lebensmitteleinzelhandel sowie für Großmärkte. Ein wesentlicher Teil dieser Kulturen wächst und gedeiht mittlerweile in hochmodernen Gewächshausanlagen im südlichsten Gemüseanbaugebiet Deutschlands und werden zudem nach biologischen Richtlinien kultiviert.
“H
eutzutage beläuft sich unser BioAnteil auf über 40 Prozent des Gesamtumsatzes und wir hoffen, dass wir dieses Jahr die 50 Prozent-Grenze erreichen werden”, berichtet Christian Müller, stellvertretender Geschäftsführer der Genossenschaft. Durch die gewaltige Entwicklung der Bio-Sparte gehört die Reichenau-Gemüse eG derzeit zu den führenden Anbietern heimischer Bio-Erzeugnisse in Deutschland.
Als namhafte Erzeugergenossenschaft mit dem Schwerpunkt „Unterglasanbau“ sehe sich auch die Reichenau-Gemüse eG mit den gegenwärtigen Herausforderungen des geschützten Anbaus konfrontiert, fährt Müller fort. „Die rasch steigenden Energiekosten machen unseren Mitgliedsbetrieben sehr stark zu schaffen. Der zurückliegende, extrem milde Winter hat uns dabei jedoch in die Karten gespielt, da wir die Energiekosten dadurch reduzieren konnten. Zudem wurde die Energie im letzten Jahr noch unter den damaligen Konditionen eingekauft. Die spannende Frage, die uns momentan beschäftigt, ist, wie sich die heutige Situation – in Sachen Gasversorgung und Preisentwicklung - vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise weiterentwickeln wird.“ Denn auch die Mitglieder der Reichenau-Gemüse eG beheizen teilweise ihre Anlagen mit Brennstoffen russischer oder osteuropäischer Herkunft. Teilweise, insbesondere in der Bioproduktion, wird allerdings auch
Müller weist zudem auf die steigende Inflationsrate (aktuell um 5% in Deutschland) hin, welche ebenfalls eine ausschlaggebende Rolle spielen könnte. „Der Endverbraucher hat jetzt im Hinblick auf die andauernde Corona-Krise zwei Jahre Entbehrung hinter sich. Viele haben erstmals auf ein neues Auto oder sonstige Luxusgüter verzichten müssen. Deswegen könnte ich mir vorstellen, dass man jetzt vermehrt auf regionale Erzeugnisse, eventuell auch in Bio-Qualität, zurückgreifen wird, weil man sich selbst und der Famischon jetzt auf bestehende Biogasanlagen lie etwas Gutes tun möchte. Insofern wird von Landwirten zurückgegriffen. Des Wei- sich die Entwicklung meines Erachtens teren gibt es konkrete Planungen für den eher positiv auf die Vermarktung auswirBau einer Bio-Heizanlage zur Versorgung ken.“ der größten Gewächshausanlage des Verbunds. Ziel ist die CO2 Einsparung und die WACHSTUMSPOTENZIAL BEI Unabhängigkeit von ausländischen Ener- FRUCHTGEMÜSE gieversorgern gleichermaßen. In den letzten Jahren habe sich das Einkaufsverhalten der Verbraucher spürbar PREISBILDUNG AM POS verändert und somit auch der Bedarf an Inwiefern sich die Kostensteigerungen den einzelnen Gemüsekulturen. Müller: schlussendlich auf die Verbraucherprei- „Ich sehe nach wie vor Wachstumspotense am Point of Sale auswirken werden, zial bei den Gemüseprodukten, die einlässt sich gemäß Müller zu Saisonbeginn fach in der Zubereitung und klein porschwer beurteilen. „Überall in der Presse tioniert sind. Die Rede ist vor allem vom heißt es einstimmig ‚Lebensmittel werden klassischen Fruchtgemüse, etwa Tomateurer – allen voran Frischgemüse‘. Durch ten, Gurken und Paprika. Dieser Trend den steigenden Mindestlohn, die CO2- hin zu klein portioniertem Gemüse wird Besteuerung und die angespannte Ener- meines Erachtens weiter anhalten, zumal gielage ist die Produktion eindeutig teurer die Anzahl der Single-Haushalte ein stetigeworden. Wenn ich mich an den heutigen ges Wachstum verzeichnen und das TheNotierungen der Importsalate orientie- ma Fleischkonsum zunehmend kritisch re – ob aus Südeuropa oder Belgien – sehe gesehen wird. Die genannten Produkte ich ehrlich gesagt bisher kaum Bewegung entsprechen diesem Trend, weil sie eben in der Preisbildung. Solange genügend schlechthin für den schnellen ZwischenMenge vorhanden ist, funktioniert noch durch-Verzehr geeignet sind.“ der Marktmechanismus von Angebot und Nachfrage. Dieser wirkt stärker als die Dementsprechend liege Mini-Gemüse weiKostensituation in den Betrieben. Aller- terhin im Trend, wobei der Geschmack dings darf dies nicht darüber hinweg täu- Müller zufolge ausschlaggebend sei und schen, dass die Kostensteigerung über den den Mehrpreis rechtfertigen soll. Bei den Preis aufgefangen werden muss. Ansons- Salaten lässt sich hingegen kein Trend hin ten ist ein wirtschaftliches Arbeiten in zu kleineren Stückgewichten beobachten, den Betrieben nicht mehr möglich. Inso- stattdessen wurden in den letzten Jahren fern wird 2022 ein entscheidendes Jahr zahlreiche neue Salatarten am Markt einfür alle werden.“ geführt. „Der Salanova wird zwar immer AGF Primeur • Gewächshausgemüse • 2022
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Gewächshausgemüse
Kennzahlen der Reichenau Gemüse eG • Produktionskapazität: 80 ha Freilandanbau, 40 ha Gewächshausanbau • Jährliche Produktionsmenge: ca. 15.000 Tonnen Gemüse • Bio-Anteil: 47 Prozent • Standorte: 4, von denen 3 außerhalb der Insel in Beuren, Aach und Mühlingen
noch produziert und vermarktet, der gro- seinsel Reichenau nun eine allmähliche teme usw., zu investieren. In der Summe ße Hype scheint aber vorbei zu sein. Wäh- Staffelübergabe statt. Müller: „Der Inno- wird die Anzahl unserer Mitgliedsbetrierenddessen sind Wildkräutersalate in Bio- vationsgedanke ist auf Erzeugerseite be in den kommenden Jahren merklich qualität momentan sehr gefragt, vor allem ganz klar vorhanden, auch in den älteren zurückgehen. Gleiches gilt allerdings für in der Gastronomie. Ansonsten sehe ich Erzeugerbetrieben. Man ist bemüht, nicht die Freilandfläche, die unsere Mitglieder aber keine nennenswerten Sortentrends still zu stehen, sondern den Betrieb für die bewirtschaften und die – entsprechend im Bereich Salate.“ Zukunft zu rüsten. Unsere Betriebe befin- den anderen Ansprüchen der künftigen den sich im Generationsumbruch, weil Gärtnergeneration – zunehmend durch GENERATIONSUMBRUCH WIRD altersbedingt doch der eine oder andere Gewächshausanlagen ersetzt wird.“ VOLLZOGEN Gärtner aufhört. Ein Teil der GewächsCh.mueller@reichenaugemuese.de Im Schatten der aktuellen Herausforde- häuser wird von jüngeren, investitionsrungen und des schnelllebigen Tages- willigen Berufskollegen übernommen, die geschäftes im Gemüsehandel findet bei auch bereit sind, in modernste Anbauvielen Mitgliedsbetrieben auf der Gemü- technik, etwa Bewässerung, Rinnensys-
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Gewächshausgemüse
„Wir bauen eine Schicht von Intelligenz um das Gewächshaus“ Rien Kamman, Paul Grootscholten und Ernst van Bruggen in einem der mit künstlicher Intelligenz betriebenen Gewächshäuser von Agro Care mit Source.ag.
Der Tomatenanbauer Agro Care trat zu Beginn dieses Jahres mit dem ehrgeizigen Ziel an die Öffentlichkeit, bis 2030 auf 1.000 Hektar Gewächshausfläche zu wachsen. Das Unternehmen, das in diesem Jahr 25 Jahre besteht, macht mit diesem Ziel auf sich aufmerksam, ebenso wie durch eine Fläche von 261 Hektar in vier Ländern. Im vergangenen Monat wurde ein weiterer bemerkenswerter Schritt getan, als Agro Care zusammen mit einigen Kollegen aus der Gewächshausbranche in das niederländische Agtech-Startup Source. ag investierte. Die in Amsterdam ansässige Source.ag in großem Umfang mit Nahrungsmitteln wurde im November 2020 gegründet. versorgt werden. Rien und Ernst gaben An der Spitze des Unternehmens stehen ihre Jobs auf und saßen bald darauf mit zwei Software-Spezialisten: Rien Kam- Kees van Veen, dem CEO von Agro Care, an man (CEO) und Ernst van Bruggen (CTO). einem Tisch. Sie haben umfangreiche Erfahrungen mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz ENTSCHEIDUNGEN TREFFEN zur Entscheidungshilfe in anderen Berei- Was Kees bei diesem ersten Treffen mit chen gesammelt. Davon profitierten u. a. den Herren dachte, wissen Rien und Ernst ein Stahlhersteller und ein Luftfahrtun- nicht. Jedenfalls hat der Tomatenanbauternehmen. Bis sich beide Väter mit Blick er weniger als anderthalb Jahre später auf ihre Kinder fragten, wo die leistungs- zusammen mit den Investmentfonds Acre fähige Technik noch besser eingesetzt Venture Partners, E14, Astanor Ventures, werden könnte. Sie fanden die Antwort im dem Erzeugerkollegen Rainbow Growers, Gewächshausgartenbau, von dem wir alle der Kooperative Harvest House und dem 54
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Gewächshausbauer Van der Hoeven insgesamt neun Millionen Euro in das Softwareunternehmen investiert. „Vielleicht hat es ihn gereizt, dass wir nicht aus dem Gewächshausgartenbau kommen“, sagt Rien. „Außerdem haben wir bereits Software für große Unternehmen in anderen Branchen entwickelt, die ebenfalls Tag für Tag viele wichtige Entscheidungen treffen müssen. Auch im Gewächshaus können die Erzeuger an vielen Reglern drehen. Wir glauben, dass das eine echte Heraus-
Erzeuger erhalten ein tagesaktuelles Feedback zu den wichtigsten Parametern im Gewächshaus. Wenn die gemessenen Ergebnisse mit der optimalen Strategie übereinstimmen, wird die Kachel grün. Auf diese Weise wissen sie genau, wo Anpassungen vorgenommen werden müssen
Am Standort Wagenpad 11 betreut Standortleiter Paul Grootscholten sechs Blöcke mit neun Hektar Gewächshausfläche. Dabei hilft ihm seit letztem Sommer eine Entscheidungsunterstützungs-Software von Source.ag.
forderung in dieser Branche ist. Wir haben gegenseitigen Respekt und teilen eine große Neugier. Wir passen gut zu Agro Care und sie zu uns.“
Die Softwareentwickler haben sich bewusst dafür entschieden, dem Erzeuger als vorgesehenen Nutzer der intelligenten Softwareplattform schon in einem frühen Stadium zuzuhören. „Wir haben nicht in aller Stille angefangen, etwas zu bauen, um dann im letzten Moment den Nutzer einzubeziehen“, sagt Rien. „Wir haben uns schnell ein Bild davon gemacht, was Erzeuger brauchen“, fügt Ernst hinzu. Im vergangenen Sommer fand die erste Version der von Source.ag entwickelten Plattform bereits im Gewächshaus des Tomatenanbauers Verwendung. Paul Grootscholten, Standortleiter des 55 Hektar großen Betriebs Wagenpad 11 in Middenmeer und Mitgesellschafter von Agro Care, sagt, dass es am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig war. „Wie bei allen Innovationen dauert es immer eine Weile, bis man alle für etwas Neues gewinnen kann. Letztendlich sind die Landwirte aber sehr oft für Innovationen zu haben.“
WISSEN VON AUSSEN Von Anfang an haben die Entwickler von Source.ag den Erzeugern über die Schulter geschaut. Zunächst bei einem, dann nach
Die intelligente Softwareplattform von Source.ag ermöglicht einen Einblick in die zu erwartende Produktion und die Kosten im Zusammenhang mit der Anbaustrategie für eine ganze Saison
und nach bei immer mehr Anbauern innerhalb von Agro Care und auch bei Rainbow. Inzwischen hat das Unternehmen schon fast dreißig Entwickler, die dies können. „Menschen aus vielen verschiedenen Branchen, nicht nur aus dem Gewächshausgartenbau, und manchmal auch gerade nicht“, sagt Rien. „Sie alle bringen ihr eigenes Fachwissen ein.“ Das Startkapital aus einer von American Acre Venture Partners geleiteten Investitionsrunde wird vor Ende des Jahres noch sehr viel mehr Anbauer mit dem System vertraut machen. „Das ist definitiv ein Ziel für dieses Jahr, aber am Anfang wollten wir auch nicht zu viele Partner haben. Wir sind immer noch ein Start-up und wollen Schwerpunkte setzen. Das Interesse ist allerdings groß.“ Manchmal war der ‚Blick über die Schulter‘ sehr wörtlich zu nehmen, aber nicht selten geschah er aus der Ferne. „Das kostet Zeit und Energie, aber es zahlt sich jetzt in einem System aus, das für uns bereits eine große Hilfe ist“, sagt Paul. „Ich persönlich empfinde es als eine Herausforderung, dafür zu sorgen, dass auf dem Armaturenbrett nur Grün angezeigt wird.“ Der Niederlassungsleiter sagt, dass alle bei Agro Care ihre eigenen Lieblingsbereiche im System haben. Paul selbst hat gerne einen großen, breiten Überblick. „Ich verwalte sechs Gewächshäuser mit einer Fläche
von neun Hektar. Wenn das Feuchtigkeitsdefizit in einem dieser Gewächshäuser auf Rot umspringt, weiß ich, dass etwas nicht in Ordnung ist. Dann spreche ich mit dem Leiter des Anbaus und seinem Team und wir lösen das Problem schnell.“ Der Leiter selbst hat oft andere Ansprüche und Wünsche. „Das System ist in der Lage, bei Bedarf in die Tiefe zu gehen.“ Rien liefert einen schönen Vergleich: „Paul ist wie ein Flugzeugpilot. Er steuert das Flugzeug auch nicht, indem er aus dem Fenster schaut, sondern indem er auf der Grundlage aller verfügbaren Daten die richtigen Entscheidungen trifft. Paul ist im Kontrollturm.“
WIE EINEN PICKEL AUSDRÜCKEN Der Zeitpunkt der Einführung des Source. ag-Systems fiel in die Anfangszeit der deutlichen Energiepreissteigerung. Paul: „Wir müssen energieeffizienter produzieren. Das Dashboard unterstützt uns dabei. Schließlich will man mit weniger Energie das gleiche oder sogar ein besseres Ergebnis erzielen – nicht weniger Kilos oder eine geringere Qualität durch wirtschaftlicheren Anbau. Ich glaube, dass ‚wir‘ als Anbauer oft noch nach Gefühl anbauen. Dann heißt es, dass es sich ‚im Gewächshaus nicht gut anfühlt‘, aber dieses Gefühl sagt nicht alles. Das haben wir gelernt, seit Source.ag uns hilft.“ AGF Primeur • Gewächshausgemüse • 2022
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Cyprus und Arthur sind die Namen von bildhaft, gefolgt von einem lauten Lachen. die nach oben und unten schießen,... Jede Pauls neuen digitalen Kollegen. Cyprus ist „Wenn man einen Pickel sieht, dann drückt Entscheidung, die Erzeuger treffen, hat der auf künstlicher Intelligenz basierende man den doch auch aus.“ direkte Auswirkungen, und wir zeigen das Planer, der die Anbaustrategie unter stänauf dem Armaturenbrett. Wiegt ein Grad dig wechselnden Bedingungen optimiert. OPTIMIERUNG EINER BEWÄHRTEN zusätzlicher Erwärmung immer noch Cyprus simuliert das Gleichgewicht zwi- LÖSUNG den Umsatz aus dem zusätzlichen Ertrag schen Pflanzenwachstum und z. B. Was- Wenn heute über künstliche Intelligenz auf, den man damit erzielt? Die Erzeuger ser- und Energieverbrauch. Auch Arthur und Software gesprochen wird, denkt erhalten Antworten auf Fragen wie diese.“ arbeitet auf der Grundlage von künstlicher man schnell an autonomen Anbau. Die- Rien fügt hinzu: „Wir bauen eine Schicht Intelligenz. Dieser digitale Kollege arbei- ser Begriff wird häufig in den Bereichen von Intelligenz um das Gewächshaus. Dies tet eng mit allen Systemen im Gewächs- Hightech-Gewächshausbau und vertikale ermöglicht es auch etwas weniger erfahhaus zusammen, setzt die tägliche Anbau- Landwirtschaft verwendet. Die letztge- renen Erzeugern, ihren Anbau zu optimiestrategie um und passt sie gegebenenfalls nannte Branche stößt u.a. bei Investoren ren, und für Erzeuger wie Agro Care, viel an die äußeren Umstände an. auf großes Interesse und lockt neue Inte- mehr Gewächshäuser gut und effizient ressenten in den Lebensmittelgartenbau. zu kontrollieren.“ Paul nickt: „Das ist die Paul: „In diesem Winter haben wir die Nicht jedoch Source.ag. Dort weist man Zukunft, wenn man weiterhin vorne mit Höchsttemperatur der Rohrleitung auf darauf hin, dass der Gewächshausgar- dabei sein will.“ 45 Grad Celsius begrenzt und tagewei- tenbau schon seit Jahren eine bewährte press@source.ag se bei 17 Grad gearbeitet. Vor einem Jahr Lösung für klimasichere Nahrungsmitinfo@agrocare.nl hätte man uns noch für verrückt gehalten. telproduktion ist. Zudem findet sie in Wir haben auch angefangen, kritischer zu großem Maßstab statt. Ein zunehmender bewässern. Zumal wir in diesem Winter Mangel an Erzeugern ist hier allerdings die Lampen öfter ausgeschaltet gelassen hinderlich. Dennoch spricht man bei haben. An sich ist es logisch, dass bei aus- Source.ag nicht von autonomem Anbau. geschalteten Lampen auch die Verduns- Ernst: „Wir unterstützen die Erzeuger bei tung geringer ist, aber mit dem Armatu- der Optimierung des Ergebnisses. Und das renbrett ist dies nun für alle schnell und geht über die Maximierung der Produktideutlich sichtbar. Das Armaturenbrett von on hinaus. Heutzutage hat man es mit vieSource ist ein großer Spiegel, den man als len dynamischen Faktoren zu tun: stark Erzeuger vorgehalten bekommt“, sagt er schwankende Gaspreise, Tomatenpreise,
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Dr. Hans-Christoph Behr, Obst- und Gemüseexperte der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH:
„Die Absatzzahlen der Gewächshausware werden noch steigen, aber nicht die Importe verdrängen“ Seit über 30 Jahren ist Dr. Hans-Christoph Behr in der Obst- und Gemüsebranche als Experte und Berater tätig und ein langjähriger Mitarbeiter der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI). Mit uns sprach Behr unter anderem über die Folgen der aktuell steigenden Kosten für die Branche, über die Entwicklung der Gewächshausproduktion in Deutschland sowie über weitere Trends, die er beobachtet.
A
ngesichts der Klimakrise und weite- Importrückgang, weil die Gewächsbei über 20%. Aber bei ganz normalem ren Wetter- als auch klimabedingten hausanteile noch relativ gering sind. Bei Salat oder Blumenkohl sehe ich keinen Umständen wächst auch in Deutschland Paprika liegt der Anteil der in Deutschland geschützten Anbau aufkommen. Dafür ist das Bedürfnis nach geschütztem Anbau. erzeugten Ware bei etwa 3-4%, wobei der es dann doch wieder zu einfach, diese ProNoch werde Behr zufolge primär Frucht- Wert auf höchstens 6-7% steigt. Das sind dukte aus der Bretagne oder aus Spanien gemüse im Gewächshaus angebaut. “Bei zwar dann enorme Wachstumsraten, aber zu beziehen.“ dem Fruchtgemüse handelt es sich haupt- im Gesamtvergleich noch wenig.“ sächlich um Gurken, Tomaten und Paprika. KONSEQUENZEN DER STEIGENDEN In diesem Bereich ist sicherlich noch viel Zwar würde der Gewächshaus- den Frei- KOSTEN Luft nach oben. Es besteht aber ein durch- landanteil im Gemüsebereich nicht über- Die steigenden Fracht-, Sprit-, Energie und aus großes Interesse seitens des Lebens- holen, jedoch zeichne sich bei einzelnen weitere Kosten spiegeln sich Behr zufolmitteleinzelhandels, regionale Gewächs- Kulturen wie etwa Beerenobst bereits ein ge noch nicht im Obst- und Gemüsesekhausware zu beziehen, weil es nur geringe höherer Trend hin zum Gewächshausan- tor wider. „Wenn wir uns etwa das erste Mengen hiervon gibt.” bau ab. „Gerade bei Produkten wie Him- Quartal 2022 anschauen und hierbei vor beeren oder Erdbeeren sehe ich durchaus allem die Verbraucherpreise in Betracht Hinsichtlich der Preise für Tomaten sei mehr Potenzial. Das liegt unter anderem ziehen, so zeigt sich, dass Obst nicht unbezudem noch ein höherer Preisunterschied daran, dass es schwierig ist, diese Produk- dingt teurer, sondern zum Teil sogar billizwischen der hiesigen Ware und dem te ohne Regenschutz zu ernten, vor allem ger geworden ist als im Vorjahr. Es stimmt, Angebot aus dem Ausland zu erkennen, während der Sommerregen. Wenn eine dass Kostensteigerungen durchaus zu weil für die Ware aus Deutschland aktuell Erd-, Him- oder Brombeere nass wird, gibt sehen sind, allerdings handelt es sich hiernoch mehr bezahlt werde. Bei Gurken und es Schwierigkeiten mit der Haltbarkeit. bei um langfristige Folgen, die sich auf die Paprika sei dies aber nicht der Fall. „Die Deshalb geht der Trend zum geschütz- aktuelle Saison noch nicht auswirken“, Absatzzahlen werden sicherlich noch stei- ten. Bei Himbeeren ist es sogar so, dass weiß Behr. gen, aber nicht so sehr, dass sie die Importe eine größere Menge bereits aus Tunneln verdrängen. Daher kam es auch zu keinem kommt. Bei Erdbeeren sind wir sogar
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• Anbau von diversen essbaren Blumen, Kräutern, chinesischem Gemüse, Gurken wie etwa weiße Gurken, gelbe Gurken, Pepquino, Olivengurken, aber auch Bohnen, wie etwa violette Spargelbohnen, gelbe Stangenbohnen, Berner Landfrauen, diverse Arten von Kürbissen, Patisson, Mangold (verschiedene Farben), Senfkohl, Markstammkohl, Wirsing Bloemendaalse gelbe und Blattgemüse • Anbau im Boden verbessert Geschmack, Qualität und Haltbarkeit • Planet Proof, nachhaltig • GlobalGAP-zertifiziert
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NICHT KOSTEN, SONDERN funktionieren, gerade auch wenn man halbwegs gut geht, und ich nehme mal an, VERFÜGBARKEIT AUSSCHLAGGEBEND die Lohnkosten mit einberechnet. Solche dass es auch so bleiben wird, dann wird So seien etwa die Äpfel, die zuletzt ver- Modelle können in Ländern mit extrem auch der Bioanteil weiter wachsen, weil es kauft wurden, mit den Kosten für die niedrigen Löhnen zwar sehr gut laufen, ja auch gefühlt als Krisenlösung gehandelt Baumpflege, den Pflanzenschutz sowie die wenn jedoch jede Partie einzeln zu jedem wird. Etwa für die Klimakrise, generell Ernte, also sprich: den Löhnen und Kosten Kunden geliefert werden soll, so kann die- Umweltkrise, usw. usf.“ aus dem Vorjahr finanziert worden. „Die ses Wirtschaftsmodell schlichtweg nicht Löhne dürften sicherlich schon gestiegen funktionieren. Es sei denn, das Unterneh- 30%-ZIEL BIS 2030 NICHT sein, aber nicht ins Unermessliche. Letzten men verlangt einen entsprechenden Auf- REALISTISCH Endes geht es auch um die Frage, wie viel preis, wobei die Kundschaft dadurch wie- Dass der Bioanteil bis 2030 auf 30% Ware zur Verfügung steht. Denn schließ- der wegbrechen könnte. In diesem Bereich anwachsen wird, hält Behr derweil für lich ist die Apfelernte in Europa in diesem sehe ich noch nicht die Bäume in den Him- nicht realistisch. „Die Frage ist natürJahr reichlich ausgefallen, gerade in Polen. mel wachsen.“ Dienstleister, bei denen lich auch, wie das dann umgesetzt wird. Dadurch sehen wir, dass der Apfelmarkt das Problem mit der sogenannten ‘letzten Man kann sich viele Ziele setzen. Es wird aktuell sehr unter Druck steht. Es reicht Meile’ gelöst werde, könnten derweil ein ja gerade sehr viel über den Vorbildchalangfristig daher nicht, nur auf die stei- gesundes Wachstum hervorbringen. rakter z.B. von öffentlichen Institutionen genden Kosten hinzuweisen, sondern vor und damit auch von öffentlichen Kantinen allem auf die verfügbaren Mengen zu ach- „Die anderen Dienstleister können zwar usw. diskutiert, bei dem ein ‘Zwangsanteil’ ten“, stellt Behr fest. auch gute Wachstumsraten verzeichnen. Bio gefordert wurde. Das kann durchaus Aber solange die Verluste weiterhin maxi- Trotz hervorrufen. Aber im Moment sehe KEINE MARKANTEN, NEUEN miert werden, ohne das jemand dagegen- ich gute Wachstumschancen für Bio, da ABSATZMÄRKTE hält, wird das Modell auch so weiterlau- man dies als Krisenlösung sieht.“ Neue „Revolutionen“ sehe Behr bei den fen.“ Gleichzeitig beobachte Behr aber info@AMI-informiert.de Absatzmärkten von Obst und Gemüse auch eine Gegenbewegung: „Es gibt Invesaktuell nicht. „Sicherlich hat der Online toren, die diese Form der Finanzierung Obst- und Gemüsehandel insgesamt hohe, nicht mehr länger tragen und stattdessen relative Wachstumsraten vorzuweisen“, wieder schwarze Zahlen sehen möchten. sagt Behr. Der Marktanteil des Online- Dann ist es für diese Unternehmen natürHandels mit frischem Obst und Gemüse sei lich sofort vorbei.“ aber noch gering. „Wenn sich jemand den gesamten Einkauf bringen lässt, ist sicher- STEIGENDE WACHSTUMSRATEN DER lich auch etwas Frischware dabei. Man BIO-BRANCHE muss hierbei aber zwischen Vollversor- Behr nimmt an, dass die Bio-Branche ebengern wie etwa einem Rewe-Bringdienst falls weitere Wachstumsraten verzeichoder Picnic und echten Bringdiensten mit nen wird. „Wenn wir starke wirtschaftSofortlieferung von Artikeln unterschie- liche Einbrüche haben, sprich: wenn das den. Erstere sind einfach anders struktu- Wirtschaftswachstum ins Negative tenriert und fahren lediglich bestimmte Rou- diert und eine Krisenstimmung herrscht, ten ab, die für sie logistisch gesehen mehr dann wird es für Bio allerdings schwieSinn ergeben.“ riger. Ich denke aber, dass wir noch weit davon entfernt sind. Wenn es richtig hart RENTABILITÄT VON ONLINEauf hart kommt, dann wird der MarktanDIENSTLEISTERN teil für Discounter stärker anwachsen, die So hätten Unternehmen wie Getir, Gorillas Klimadiskussion in den Hintergrund treund Picnic zwar viel Geld zur Verfügung, ten und sogar der ‘Kampf ums Überleben’ aber nicht unbedingt schwarze Zahlen vorherrschen. Aber da sind wir nun wirkvorzuweisen. „Auf Dauer kann das nicht lich weit von entfernt. Solange es uns noch
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Peter Stafleu und Ruud den Boer auf der Fruit Logistica
Ruud den Boer, Vertriebsleiter bei Oxin Growers:
„Gut, dass es nicht mein erster Job in der Obst- und Gemüse-Branche ist“ Ruud den Boer hatte im letzten Oktober das Glück auf seiner Seite, wie man so schön sagt. Der neue kaufmännische Leiter für Gewächshausgemüse bei Oxin Growers konnte sofort anfangen, denn der Markt für Gewächshausgemüse war turbulent. Glücklicherweise kennt sich Ruud mit dieser Branche aus. Bevor er zu Oxin Growers kam, arbeitete Ruud in der Verpackungsindustrie. In den letzten zehn Jahren war er in der Verpackungsindustrie der Obst- und Gemüse-Branche in verschiedenen Positionen tätig. „Damals habe ich meine Produkte an die Erzeuger verkauft, heute arbeite ich für die Erzeuger“, fasst er kurz zusammen. Ruud trat der Erzeugergemeinschaft bei, als die vor zwei Jahren begonnene Fusion von Van Nature und Best of Four noch in vollem Gange war. „Nach kurzer Zeit an einem Zwischenstandort sind wir seit März in unserem neuen Büro, wo der Zusammenschluss rasant voranschreitet.“ Mit den neuen Räumlichkeiten ist Oxin Growers nun wirklich Oxin Growers, fügt Peter Stafleu hinzu. Auf der Fruit Logistica, wo wir mit Ruud sprachen, saß auch der kaufmännische Leiter für Hart- und 62
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Weichobst, Bio- und Freilandgemüse mit am Tisch. Ruud: „Ich kannte bereits viele Erzeuger sowie die Handelsunternehmen, und auch bei Oxin Growers kannte ich schon viele Leute, wie etwa Peter. Jetzt befinden wir uns in einem Gebäude, auf einer Etage, mit einer Kantine, was die Wege noch kürzer macht. Es herrscht eine positive Stimmung.
Diese positive Stimmung ist im Moment bei weitem nicht überall in der Branche zu spüren. Es gibt zahlreiche Bedenken. Auf der Messe dreht sich das Gespräch bei fast allen um das Thema ‚Energie‘, und neben den Energiepreisen steigen auch die Kosten für viele weitere Produkte. In seiner neuen Funktion spricht Ruud zusammen mit seinem Team jeden Tag mit den Erzeugern darüber. Genau wie mit den Handels-
unternehmen, denn Oxin Growers erfüllt auch für sie die Rolle des Sparringspartners, so Ruud. „Seit meinem Start habe ich schon einige schwierige Gespräche geführt.“ Er lächelt: „Es ist gut, dass dies nicht mein erster Job in der Obst- und Gemüse-Branche ist. Mittlerweile habe ich mich dran gewöhnt.“ Dennoch ist die aktuelle Marktsituation auch für das Team von Oxin Growers extrem. „Wir sehen es so, dass das, was heute nicht möglich ist, an einem anderen Tag schon möglich sein könnte.“ Im Moment ist es auch bei Oxin Growers wichtig, sich mit allen externen Faktoren so gut wie möglich auseinanderzusetzen und innerhalb der gesamten Kette vernetzt zu sein, auch wenn niemand einen wirklichen Einfluss zu haben scheint. „Mit dem heutigen Wissen könnte man als Erzeuger auf einen Gaspreis von, sagen wir, 50 Eurocent drängen. Vor einem Jahr ganz sicher nicht.“ MEHRWERT Die Entscheidung, als eine der wenigen niederländischen Erzeugergemeinschaften mit einem Stand auf der Fruit Logistica vertreten zu sein, war Diskussions-
Die Fruit Logistica war für Oxin Growers ein guter Anlass, sich als Erzeugergemeinschaft zu profilieren, nicht nur für Gewächshausgemüse. Oxin Growers bietet auch biologische Produkte, Feldgemüse, Hart- und Weichobst an. Mit dem Frühling treten Spargel und Erdbeeren in den Vordergrund. Der weiße Spargel wurde bei der Erzeugergemeinschaft in der Woche vor der Fruit Logistica auf den Markt gebracht. Oxin Growers hat keinen beheizten Gewächshausanbau und bietet Spargel aus Freilandanbau an. Neu in diesem Jahr sind neben weißem und grünem auch violetter Spargel. “Es gibt eine Nachfrage danach, deshalb hat eins unserer Mitglieder ein Beet mit violettem Spargel gepflanzt. Man kann sie bis zum Ende der Spargelsaison am 21. Juni in den Supermarktregalen finden.” Bei den Erdbeeren ändert sich laut Peter ‘wenig’. “Erdbeeren haben sich in den letzten Jahren kometenhaft entwickelt. Auch unsere Erdbeerfläche hat zugenommen.” Bei Erdbeeren betreibt Oxin Growers neben dem Anbau auf Stellagen auch Gewächshausanbau. “Wir setzen große Erwartungen in diese Saison und hoffen auf viel Sonnenschein. Das wird den Früchten gut tun.” info@oxin-growers.nl
thema. Ruud und Peter sagen, dass sie mit ihrer Anwesenheit allen die Möglichkeit geben wollen, aktuelle Themen im direkten Gespräch zu diskutieren, vor allem jetzt, wo der Markt sehr emotional ist, und dass Oxin Growers vor allem zeigen will, welchen Mehrwert es zu bieten hat. „Wir haben einen Mehrwert. Denken Sie an eine gewisse Zahlungssicherheit, an garantierten Absatz, an die mögliche Suche nach neuen Kunden, wenn unverhofft einer ausfällt. Aber wir sind auch ein Diskussionspartner in der größeren Debatte, die im Gange ist.“ In diesem Moment läuft der kaufmännische Direktor Ton van Dalen vorbei. „Die jetzige Situation ist sehr politisch“, sagt er.
Erzeuger mit einem Handelsunternehmen zusammen. Im Rahmen dieses Verkaufsmodells treffen wir mit unseren Kunden erzeugerspezifische Vereinbarungen über Preis, Qualität und Menge. Die Erzeuger können hier mehr selbst machen, und es gibt einen umfangreichen Service für den Kauf von Materialien wie Dünger, Haken und Seile für den optionalen Einsatz.“
AUSBLICK AUF DEN NÄCHSTEN WINTER Aufgrund der Verlegung der Messe von Februar auf April wurden für diese Saison in Berlin keine Vertragsabschlüsse für Verkäufe mehr getätigt. „Für die reguläre Saison sind die Verträge bereits abgeschlossen. Gepuzzelt wird aber weiterhin. Die Diskussionen über die Kosten sind noch nicht abgeschlossen. Legt man alles für das ganze Jahr fest oder baut man Flexibilität ein, wenn sich bei den Kosten etwas stark verändert?“ In der Zwischenzeit ist das Augenmerk bereits auf den kommenden Winter gerichtet. „Die ersten Gespräche über die kommende Winterernte werden bald beginnen“, betont Ruud. „Wir werden mit Erzeugern und Kunden sprechen. Alle hoffen unter anderem auf mehr Klarheit über die Energiepreise. Niemand weiß, was passieren wird. Das ist das Problem. Vor allem beim beleuchteten Anbau will man Klarheit vermitteln. Das ist jetzt schwierig.“ Neben den Erzeugern und Abnehmern spielen auch die Verbraucher eine Rolle. „Letzten Endes müssen wir es alle zusammen tun, und zwar gemeinsam. Es geht um die gesamte Kette.“ „Ja, auch für die Verbraucher“, fügt Peter hinzu. „Auf die eine oder andere Weise werden wir die steigenden Kosten alle gemeinsam tragen müssen.“
“Vor allem beim beleuchteten Anbau will man Klarheit vermitteln”
Für einzelne Erzeuger, die bereits alle Hände voll zu tun haben mit Anbau, Energie und Verwaltung, kann die Hilfe von Oxin Growers eine willkommene Unterstützung sein. Ruud und Peter können nicht sagen, ob die aktuelle Krise die Erzeuger (erneut) in einen Verband ziehen wird. Aber sie weisen gerne auf die Vorteile eines Beitritts hin. Zunächst einmal natürlich im Bereich des Verkaufs. Die Erzeugergemeinschaft bietet dafür zwei Optionen: Die Erzeuger können sich mit dem Connect-Modell an einem Kollektiv beteiligen oder mit dem Unique-Modell unabhängiger arbeiten. Ruud erklärt den Unterschied: „Bei Unique bringen wir
Ruud den Boer Beim Connect-Modell sind die Erzeuger über gruppenspezifische Vereinbarungen miteinander verbunden, erklärt Ruud. „Beide Modelle werden von Oxin Growers geleitet. Bei Connect verbinden wir Anbau und Erzeuger, die Garantien und Risiken werden geteilt. Im Rahmen des Connect-Modells findet außerdem ein gemeinsamer Einkauf von Verpackungsmaterial statt. Das ist auch meine Rolle. Ich bin unter anderem für den Einkauf von Anbaumaterialien und Verpackungen zuständig.“ Ruuds Hintergrund in der Verpackungsindustrie erweist sich hier also als nützlich.
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AGF Primeur • Gewächshausgemüse • 2022
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Sonderausgabe
Gewächshausgemüse
Ob es die Energiekosten, der Mangel an verfügbaren Arbeitskräften, die Angst vor Viren und Krankheiten, die steigenden Düngemittelkosten, die Inflationsraten oder der allgemeine Marktdruck sind - die europäischen Gewächshausproduzenten stehen derzeit vor einer Vielzahl von Herausforderungen.
Wie wird sich dies auf den Markt und die Entwicklung der Branche auswirken? Es war ein ungewöhnlicher Besuch des britischen Politikers Robert Halfom, als er im Februar die Gewächshäuser in Lea Valley besuchte. Normalerweise bauen die Bauernhöfe zu dieser Zeit des Jahres neue Pflanzen an. Hummeln und andere nützliche Insekten fliegen umher und Arbeiter kümmern sich um die Pflanzen. Dieses Jahr war das leider nicht der Fall. Das Gewächshaus, das er besuchte, war leer. Und das war nicht das einzige. „Ungefähr 60 bis 70 Prozent der Erzeuger in Lea Valley haben noch nicht gepflanzt, während das normalerweise im Januar geschieht“, erklärt Lee Stiles, Sekretär der Lea Valley Growers Association. „Es macht einfach finanziell keinen Sinn zu pflanzen.“
Z
wei Monate später hat sich die Situation nicht verbessert. Im Gegenteil, mehrere britische Erzeuger haben beschlossen, keine Gurken zu pflanzen und ihre Gewächshäuser für den Rest des Jahres leer zu lassen, weil sie glauben, dass dies aus finanzieller Sicht die beste Entscheidung ist. Auch die Erzeuger in den Niederlanden und in Deutschland sind ähnlich vorgegangen; sie haben entweder die Anpflanzung verschoben, um ihre Gewächshäuser im Winter nicht zu beheizen, sind auf andere Produkte umgestiegen, um den Bedarf an Arbeitskräften zu senken, oder sie haben ihre Anbaustrate-
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neue Gewächshäuser gebaut. Dabei handelt es sich um Hightech-Anlagen, die in der Lage sind, Gemüse früher in der Saison oder sogar außerhalb der Saison zu produzieren. Wie wirken sich diese neuen Herausforderungen auf diese Entwicklungen aus?
„Upscaling ist eine kontinuierliche Entwicklung in der europäischen Gartenbauindustrie. Was wir vor einigen Jahren in den Niederlanden beobachtet haben, findet auch in anderen Ländern wie Deutschland statt. Vor 20 Jahren hatten wir noch gie angepasst, um den Energieverbrauch Dutzende von Kunden. Heute machen wir und den Bedarf an Arbeitskräften zu nur noch ein paar Projekte pro Jahr, aber minimieren. Obwohl die südeuropäischen sie sind viel größer. Statt 5.000 m2 sind Erzeuger dank des geringeren Angebots die Projekte zwei bis drei Hektar groß der nordeuropäischen Unternehmen gute oder noch größer“, sagt Olaf Mos von Preise erzielten, hatten sie auch mit stei- Netafim-Gakon. Das Unternehmen ist genden Kosten für Arbeit, Betriebsmittel weltweit mit schlüsselfertigen Gewächsund Transport zu kämpfen. häusern aktiv und hat eine starke Position in Deutschland und Osteuropa. „Wir haben Was bedeuten diese Entwicklungen für festgestellt, dass einige wenige moderne die europäische Industrie? In den letzten Erzeuger die Führung übernehmen und Jahren hat die lokale Produktion überall in mit modernen Anlagen auf mehrere HektEuropa zugenommen. Um mit den Impor- ar Anbaufläche expandieren, während ein ten aus Spanien und den Niederlanden zu ebenfalls beachtlicher Teil der Branche konkurrieren, wurden in vielen Ländern in älteren Gewächshäusern anbaut. Die
Investition in moderne Anlagen würde im Vorfeld eine beträchtliche Menge Geld kosten, aber sie sind auch eine Antwort auf Herausforderungen wie die Vergreisung der Produzenten.“
In diesem Jahr sieht Olaf, dass viele Erzeuger die Weiterentwicklung auf Eis legen. „Unter den aktuellen Umständen konzentrieren sich die Erzeuger nicht auf eine weitere Expansion, sondern auf ihre interne Organisation, auch weil sie in den letzten Jahren sehr stark expandiert sind.“ Für eine solche Entscheidung gibt es mehrere Gründe. „Wenn ich heute ein Anbauer wäre, würde ich zuerst sicherstellen, dass mein Energiekonzept stimmt, und dann würde ich meinen Geschäftsplan fortsetzen. Genau das haben wir in Deutschland gesehen: Die neue Anlage von Scherzer liegt neben einer Mülldeponie, und die Reichensburger können möglicherweise Erdwärme nutzen, genau wie Steiner, der auch Solaroptionen hat. Für kleinere Gärtner sind diese Möglichkeiten unerreichbar, so dass eine noch größere Lücke entsteht.“ Gleichzeitig ist die Nachfrage im Gartenbau weltweit groß. Vor allem, als COVID die Schwachstellen in der Lebensmittelindustrie offenbarte, und jetzt, da die Ölpreise in die Höhe geschnellt sind, ist die Notwendigkeit der lokalen Erzeugung von Lebensmitteln deutlich geworden. In den USA zum Beispiel gibt es viele Entwicklungspläne, und auch in Mexiko werden die Anbauflächen massiv ausgeweitet. „Bis 2030 wird die Hälfte des in Amerika konsumierten Salats im eigenen Haus angebaut werden“, sagte Steve Platt, CEO des US-Gewächshausanbauers BrightFarms, kürzlich. Das Unternehmen hat sich mit einer Investmentfirma zusammengetan, um ein schnelles Wachstum zu ermöglichen: In den nächsten Jahren werden fünf neue modulare Farmen errichtet, von denen jede bis zu 16,5 Hektar groß wer-
cher sagte dazu: „Wir haben derzeit einen Engpass bei der Versorgung mit Tomaten“, und der Lieferant APS Group - der rund 40 Prozent der Tomaten im Vereinigten Königreich liefert - erklärte letztes Jahr, er schließe zehn Prozent seiner Gewächshäuser, weil es zu teuer sei, sie zu heizen.
den kann. Laut Steve gibt es viele Gründe, warum die Gewächshausindustrie eine Antwort auf die Herausforderungen sein kann, wie z. B. ein sichereres Anbausystem, eine vertikal integrierte Lieferkette, eine stabile Produktion, bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten in der Landwirtschaft und obendrein eine hochgradig wiederholbare Akzeptanz bei den Verbrauchern - und das sieht nicht nur er so, sondern auch die Einzelhändler stimmen ihm zu und äußern den Wunsch, mehr mit Produkten aus nachhaltigem Anbau arbeiten zu wollen.
Und genau das wird die Frage sein, die es in naher Zukunft zu beantworten gilt. Welchen Preis sind die Verbraucher bereit, für ihre Produkte zu zahlen? Angesichts einer zweistelligen Inflationsrate und höherer Energie- und Benzinpreise werden die Verbraucher selbst entscheiden müssen, welchen Wert sie ihrem Gemüse beimessen. Ein anderer britischer Erzeuger ist zumindest in diesem Punkt zuversichtlich. „Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Luxusprodukte deswegen zu leiden haben“, sagt Diplock vom britischen Tomatengewächshaus Green House Growers. „Ich glaube aber nicht, dass Tomaten ein Luxusgut sind. Bei all den gesundheitlichen Vorteilen, die Tomaten haben, bieten sie ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Außerdem hat ein durchschnittlicher britischer Supermarkt 20 oder sogar mehr Tomatensorten im Angebot, von der Premium- bis zur Basistomate. Das bedeutet, dass ein Verbraucher, der nicht einen bestimmten Preis zahlen kann, sich für das Basissortiment entscheiden kann und trotzdem alle geschmacklichen und gesundheitlichen Vorteile erhält. Abgesehen davon ist die Nachfrage nach Premium-Tomaten derzeit sehr groß. Das könnte in den nächsten Jahren etwas Druck ausüben, aber die Verbraucher werden immer bereit sein, für Premiumtomaten zu zahlen.“
Aber tun sie das? Derzeit stellt McDonald's in den USA und im Vereinigten Königreich das Burger-Menü um und reduziert die Anzahl der Tomatenscheiben pro Burger von zwei auf eine. Ein McDonald's-Spre-
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AGF Primeur • Gewächshausgemüse • 2022
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Sonderausgabe
Gewächshausgemüse
Maud Valstar, kaufmännische Leiterin bei Bioworld
„Hohe Gaspreise bringen einen Teil der Produktion zum Stillstand“ Biologisches Gewächshausgemüse macht nur einen kleinen Teil des gesamten Gewächshausanbaus in den Niederlanden aus. Es gibt keine Beleuchtung, die Pflanzen müssen im Boden verwurzelt sein, aber eine Beheizung ist erlaubt. Daher ist auch dieses Segment von den hohen Gaspreisen betroffen. Die hohen Gaspreise haben zu einer Verringerung der Anbauflächen von Quality Life Produce geführt. uality Life Produce QAnbauzweig des
(QLP) ist der Handelsunternehmens Bioworld, das wiederum eine der fünf Gesellschaften der Best Fresh Group ist. QLP hat sich auf den Anbau von Gewächshausgemüse spezialisiert. Seit dem vergangenen Jahr (KW 35) ist die gesamte Anbaufläche biologisch und der Anbau erfolgt an einem zentralen Standort in Sexbierum. Bioworld kauft Freilandgemüse von strategischen Lieferanten in Spanien und den Niederlanden.
EIN SEGMENT UND EIN STANDORT „Wir stellen uns ein zeitgemäßes und zukunftssicheres Unternehmen vor, das sich auf ein Segment konzentriert und sich 66
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an einem Standort befindet. Das Segment ist der Bio-Anbau und der Standort ist Sexbierum“, sagt Maud Valstar, kaufmännische Leiterin von Bioworld. „Im vergangenen Jahr hatten wir noch Gewächshäuser an anderen Standorten, aber wir haben sie verkauft oder verpachtet. Außerdem haben wir in Sexbierum mehr Anbaufläche zur Verfügung, indem wir den konventionellen Teil, den wir im vergangenen Jahr angebaut haben, auf Bio umgestellt haben. Die Hektargröße bleibt also in etwa gleich, aber alles findet an einem Standort statt. In Sexbierum wollen wir weiter in Richtung Bio wachsen.“
DIE HÄLFTE DER FLÄCHE LIEGT BRACH Das Unternehmen verfügt über rund 30 Hektar Gewächshäuser in Friesland, von denen derzeit die Hälfte mit Gurken, Tomaten und Paprika bepflanzt ist. Gurken sind bereits seit Anfang März erhältlich, und die ersten Tomaten und Paprika kommen Mitte bis Ende April auf den Markt. Da die Gewächshäuser zur Beheizung auf Gaslieferungen angewiesen sind, wurde beschlossen, einen Teil der Flächen aufgrund der hohen Preise stillzulegen. Die acht Hektar, die im letzten Jahr noch für den konventionellen Anbau genutzt wurden, werden bald für den ökologischen Anbau zur Verfügung stehen. „Obwohl wir mit der Anpflanzung noch warten müssen, sind die Gaspreise immer noch zu hoch“, sagt Maud.
HÖHERE PRODUKTIONSKOSTEN Normalerweise sind Bio-Produkte in den Regalen etwa 30 Prozent teurer als konventionell angebautes Gewächshausgemüse. „Momentan jedoch liegt der Markt-
preis für konventionelle Gurken höher“, aufgehört, aber auf der anderen Seite träge mit den Kunden Klauseln ein, nach weiß Maud. „Es ist schockierend, aber sehr haben einige Erzeuger von Konventionell denen die Verkaufspreise erhöht werden ungewöhnlich. Das wird sich auch wieder auf Bio umgestellt.“ können, wenn die Gaspreise zu einem ändern. Normalerweise ist Bio immer teubestimmten Zeitpunkt zu schnell steigen. rer als Konventionell. Die Produktions- EIGENER ANBAU UND Auch die Kunden können einen Preiskosten für den Bio-Anbau liegen um mehr VERTRAGSANBAUER nachlass erhalten, wenn der Gaspreis als 30 Prozent darüber, und auch die Pro- Bakker Barendrecht ist ein wichtiger Kun- gegenüber dem Preis zum Zeitpunkt des duktion pro Quadratmeter ist etwas nied- de von QLP. Bioworld handelt mit 60 Pro- Vertragsabschlusses stark gesunken riger als beim konventionellen Anbau.“ zent der Produkte von QLP, die übrigen ist. Bioworld schließt Verträge mit Kun40 Prozent werden zugekauft. „Zu diesem den aus Großbritannien, Skandinavien, Der ‚Green Deal‘ der Europäischen Kom- Zweck gehen wir sowohl in den Niederlan- Deutschland und den Niederlanden ab. „In mission und die nationale Strategie, an der den als auch in Spanien Partnerschaften diesen Ländern ist Bio gut in den RegaMinister Staghouwer zur Förderung von mit Erzeugern ein, mit denen wir Verträ- len vertreten, obwohl der Trend ‚lokal für Bio-Produktion und -verbrauch arbeitet, ge über die Abnahme der gesamten Ernte lokal‘ jetzt viel häufiger zu hören ist und könnten dies ändern. „Die Tatsache, dass abschließen. Außerdem wollen wir unser wichtiger geworden ist als die Nachfrage die EU eine Steigerung der Bio-Fläche auf Angebot an Freilandgemüse für unsere nach Bio-Produkten“, sagt Maud. 25 Prozent der gesamten landwirtschaft- Stammkunden durch zusätzliche Partnerlichen Nutzfläche bis 2030 anstrebt und schaften mit Lieferanten noch erweitern.“ DIE NACHFRAGE NACH LOKALEN die niederländische Regierung auch dem PRODUKTEN WÄCHST Bio-Verbrauch Aufmerksamkeit schenkt, SPANIEN IST IM BIO-ANBAU GROSS Die Bedeutung lokaler Produktion scheint spielt uns in die Hände. Langfristig den- In den Niederlanden ist QLP einer der gro- nun auch auf der politischen Agenda zu ke ich, dass wir die richtige Entscheidung ßen Erzeuger von Bio-Gewächshausge- stehen, da die Debatte über Ernährungstreffen, wenngleich die Inflation es den müse, in Spanien ist das Unternehmen nur sicherheit und -unabhängigkeit mit dem Verbrauchern schwer macht, die teureren einer der vielen Player auf diesem Markt. Krieg in der Ukraine wieder auflebt. „DenBio-Produkte zu kaufen. Wirklich über- „Dort ist der Bio-Anbau viel mehr verbrei- noch gehen wir davon aus, dass Bio schon zeugte Menschen werden sich weiterhin tet. Die Kunden versuchen nun auch, Bio- bald sein Wachstum fortsetzen wird. Vielfür Bio entscheiden, während die Gelegen- Produkte aus Spanien zu beziehen, da das leicht nicht mit den starken Wachstumsheitskäufer erst zurückkehren werden, niederländische Produkt aufgrund der zahlen der letzten Jahre, aber mit einem wenn die Wirtschaft wieder in ruhigerem Gaspreise teurer ist. Mit unserem eigenen stetigen Fortschritt, auch dank der poliFahrwasser ist.“ Anbau in Spanien und den Partnerschaf- tischen Maßnahmen der Europäischen ten können wir hierauf gut reagieren. In Union“, so Maud abschließend. LEICHTER FLÄCHENRÜCKGANG IN DEN der Wintersaison beliefern wir viele Kunm.valstar@bioworld.nl NIEDERLANDEN den mit spanischen Produkten und im Maud geht davon aus, dass die Anbauflä- Sommer mit niederländischem Gemüse.“ che für biologisches Gewächshausgemüse in den Niederlanden in diesem Jahr mehr KLAUSELN GEGEN STEIGENDE oder weniger gleich geblieben ist. „Sie GASPREISE könnte leicht geschrumpft sein. Wir als Um sich gegen Verluste durch die stark wichtiger Spieler bauen etwas weniger an schwankenden Gaspreise abzusichern, und einige kleinere Bio-Erzeuger haben baut Bioworld in die langfristigen VerAGF Primeur • Gewächshausgemüse • 2022
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Sonderausgabe
Gewächshausgemüse
Die etwas flachere Form und die dunkelrote Farbe verleihen der Sorte HTL1907547 ein hochwertiges Aussehen
Kulinarische Tomatensorten halten in der Produktion immer besser mit In den Tomatenregalen gibt es seit Jahren eine große Auswahl. Die ‚normale‘ runde rote Tomate ist reichlich vorhanden, aber auch Supermarktketten führen zunehmend spezielle Premiumlinien. Sie wollen sich mit Tomaten profilieren, die das gewisse Etwas haben. Es ist Aufgabe von Veredelungsunternehmen wie Axia Vegetable Seeds, Sorten für diesen Zweck zu entwickeln. Sorten, die nicht so sehr die bestehende Palette erweitern, sondern ihr mehr Tiefe verleihen. Das Westland-Veredelungsunternehmen setzt mit seiner Flaxorax-Linie auf Geschmackserlebnisse. In dieser Saison gibt es zwei neue Sorten, die Anfang April am reichlich mit Tomaten dekorierten Stand auf der Fruit Logistica vorgestellt wurden. Die Linie umfasst nun insgesamt sechs Sorten.
miumlinie im Einzelhandelsregal. In den Supermärkten ist Strauch mittelgrob oft ein Geschmackssegment.“ Axia bietet die Sorte sowohl für den unbelichteten als auch für den belichteten Anbau an. William sieht unter anderem Chancen in deutschen Supermärkten. „Dort ist man bereit, für gut schmeckende Tomaten in diesem Segment mehr zu bezahlen.“
HTL1907548, die grobe Strauchsorte mit einem Gewicht à 130 Gramm, zeichnet sich ebenfalls durch ihre flache, runde Form aus. Nach dem Aufschneiden fällt die tiefrote Farbe des Fruchtfleisches und die grüne Tönung des Gelees auf. Die Referenzsorten in diesem Marktsegment s handelt sich um zwei Sorten im etwas Laien wahrnehmen. William van der Riet, haben oft eine rundere Form, so William. gröberen Segment, eine 110 Gramm Business Initiator bei Axia, nimmt HTL „Diese Tomaten liegen auch verpackt im schwere Strauchtomate und eine 130 1907547, eine 110 Gramm schwere Toma- Regal. Die besondere Fruchtform hebt dieGramm schwere Strauchtomate, mittel- te, in die Hand. „Sehen Sie, diese Tomate se Sorte hervor. Es ist eine Sorte mit etwas grob. Beide Sorten haben, wie alle Sorten ist etwas flacher in der Form und hat eine mehr Identität und Charakter.“ der Linie, die tiefrote Innenfarbe mit dun- dunkelrote Farbe, was ihr ein kulinarikelrotem Fruchtfleisch. Aber auch äußer- sches Aussehen verleiht. Diese Ausstrahlich gibt es einen Unterschied, den selbst lung qualifiziert die Tomate für eine Pre-
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GRÖBERE SORTEN MIT PREMIUMwerden, wenn sie LOOK den finanziellen Dabei ist es wichtig, dass die kulinarisch Schaden in ihrem interessanten Sorten auch gut ange- Portemonnaie spübaut werden können. „Abgesehen vom ren. Für William Geschmack und der Form, die gut sein stellt sich folgende müssen, wird auch eine hohe Produkti- Frage: „Wird sich vität erwartet“, erklärt William. „Eine der Markt für ‚Stanetwas geringere Kiloproduktion ist bei d a r d ‘- L e b e n s m i teiner Premium-Linie noch hinnehmbar, tel oder für etwas weil der Preis die manchmal geringere H o c h w e r t i g e r e s Produktion etwas ausgleicht, so wie es entscheiden?“ Er bei Specialties manchmal der Fall ist. In hat keine Antwort Bezug auf die Produktivität sollte die Sor- darauf, hofft aber te jedoch nicht allzu sehr aus dem Rahmen auf ein bestimmtes fallen.“ Bei der Flavorax-Linie haben sich Ergebnis. „Vielleicht die Veredler daher im vergangenen Jahr wird sich der Markt auf einen stabileren Anbau und eine bes- für mehr Value for sere Präsentation konzentriert. In diesem Money entscheiden, William van der Riet auf der Fruit Logistica 2022 mit der Sorte HTL1907547 Jahr werden Praxistests mit den neuen mit eventuell etwas Sorten der Linie folgen. „Das Feedback des gröberen Tomatensorten als die meist der Lichtanbau aufgrund der hohen KosMarktes, das wir dadurch erhalten, ist uns etwas feineren Sorten auf dem Markt, aber ten problematisch bleibt und der Markt sehr wichtig.“ gröberen Sorten mit einem hochwertigen einem eher traditionellen Anbaumuster Aussehen und einer entsprechenden Form folgen wird. Auch hier hat Axia ein breiMit all den aktuellen Entwicklungen ist und vor allem Geschmack.“ tes Sortiment, mit Commodity-Sorten wie es ein aufregendes Jahr für VeredelungsXandor und Macxize, der viel angebauten unternehmen. Nicht nur, weil ihre eige- Mit der Flavorax-Linie setzt Axia auf jeden groben Strauchtomate im Sortiment. nen Gewächshäuser beheizt und beleuch- Fall voll auf Geschmack und Aussehen. william@axiaseeds.com tet werden, sondern weil sich vor allem William erwartet, dass die Commoditydie Frage stellt, was die Verbraucher tun Sorten ins Spiel kommen werden, wenn
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Gewächshausgemüse
Die Sorte NUN09398 weist eine mittelgradige Resistenz gegen ToBRFV auf
Erwin de Kok, Sales Specialist Tomaat BASF
„Wir haben uns bei dieser Tomatensorte für die Überholspur entschieden“ “Diese Sorte ist eigentlich aus einem Problem heraus entstanden”, sagt Erwin de Kok, Vertriebsspezialist Tomaten beim Veredelungsunternehmen der BASF, über die Tomatensorte NUN 09 398. Die neue Kirschtomate im Sortiment ist mit einer intermediären Resistenz (IR) gegen das gefürchtete Tomato brown rugose fruit virus (ToBRFV) ausgestattet. Erwin nahm die Sorte kürzlich mit auf die Fruit Logistica, wo sie neben dem markanten Tomatenkonzept RedNoir die verdiente Aufmerksamkeit der Fachleute auf sich zog. Resistente Sorten sind nämlich nach zwei Jahren zunehmender Virusprobleme sehr gefragt.
E
Erwin und Carlos mit dem Tomatenkonzept RedNoir auf der Fruit Logistica
in Tomatenanbauer aus den Benelux- Sommer geschieht. Bei dem Anbauer Tomaten mit stabiler, guter Qualität und Ländern wird in diesem Winter acht wird im Oktober/November gepflanzt. mit Geschmack. Wir versuchen, beides zu Hektar der neuen “Wir haben uns bei dieser Sorte – gestützt bieten, und beim Einbringen von ResisSorte auf einmal durch Daten – für die Überholspur ent- tenzen wollen wir keine Kompromisse bei anpflanzen. Die schieden”, sagt Erwin. “Das bedeutet, den Stärken einer Sorte eingehen.“ Sorte muss noch dass wir eine schnelle Markteinführung benannt werden, anstreben.” Die neue Sorte des Veredelungsunterwas in diesem nehmens befindet sich im gleichen Seg„ToBRFV ist auf dem Markt in ment wie deren Sorte Adorion. „Wir haben erster Linie das Problem der als Antwort auf das Marktproblem eine Erzeuger, nicht der Einzel- einzigartige Lösung entwickelt, die die händler“, stellt der Ver- vom Markt geforderte Verfügbarkeit und kaufsspezialist fest, Zuverlässigkeit erfüllt.“ Laut Erwin ist die der mit beiden Seiten neue Sorte sehr uniform. „Das ist neben der Kette zu tun der Resistenz ein wichtiger Punkt in der hat. „Die Erzeuger Veredelung. Eine uniforme Sorte spart wollen eine Sorte Arbeitskraft beim Anbau, bei der Veranbauen kön- arbeitung und beim Verpacken.“ Im Laufe nen, ohne dass dieses Jahres wird BASF voraussichtlich es zu Ausfällen noch weitere resistente Sorten vorstellen. aufgrund eines Virus kommt. LOW-TECH-MARKT Die Super- Die feineren Tomatensorten werden sehr märkte wollen häufig in Südeuropa und Nordafrika ange-
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Die Sorte NUN09398 im Gewächshaus
baut. Oft ist dies eine Frage der Arbeits- Tech-Markt. Die neue Cocktailtomate mit „Die Tomate hat eine etwas festere Strukkosten. Bei den Sorten am Strauch ist es glänzender schwarzer Schale und rotem tur, ist bis zu drei Wochen lang haltbar und noch weniger der Fall. „Die Haltbarkeit Inneren wurde im vergangenen Jahr ein- kleckert nicht, wenn man sie aufschneidet. der grünen Teile der Strauchs ist mitunter geführt. „Das verleiht der Tomate ein edles Eltern von kleinen Kindern wissen dies ein Problem beim Transport von dort nach Aussehen.“ sehr zu schätzen, wie wir feststellten.“ hier. Die grünen Teile müssen frisch ausGesund ist die Tomaten auch, betont Carsehen. Dadurch halten sich die Winter- Die Sorte wird derzeit auch von europäi- los. „Die Tomate ist eine Quelle von Antistrauchkulturen im Vergleich zu denen schen Erzeugern getestet. Damit versucht oxidantien wie Vitamin C sowie von Lycoaus dem Süden besser.“ die BASF, den Schritt in den Hightech- pin und Anthocyanen.“ Markt zu machen. Carlos Bonilla, Crop Der Anbau in Südeuropa und Nordafrika Marketing Manager: „Wir bei BASF sind ist längst nicht immer Hightech in Glas- mit ToBRFV-resistenten Pflaumentomagewächshäusern. Allerdings kommen ten wie Azovian bereits im Low-Techauch dort ständig neue Sorten hinzu. Markt stark und führen nun auch eine RedNoir, ein Tomatenkonzept der BASF, runde Cocktailtomate mit hohen Qualistammt beispielsweise aus diesem Low- tätseigenschaften ein.“
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Gewächshausgemüse
Der Tomatenmarkt macht Bekanntschaft mit ToBRFV (und passt sich daran an) Tomaten (aus den Niederlanden) mehr zu kaufen, weil sie zu Unrecht Angst vor dem Virus haben?
Present Transient
Der Stand der weltweiten Verbreitung des ToBRF-Virus, wie er von der EPPO auf einer Weltkarte festgehalten wird.
Die Abkürzung im Titel bedarf im Tomatenland keiner Erklärung mehr. Alle, die Tomaten anbauen, veredeln oder Tomaten verpacken sowie mit ihnen handeln, müssen sich mit dem Tomato brown rugose fruit virus (ToBRFV) auseinandersetzen. Mehr als zwei Jahre nach der ersten offiziellen Entdeckung des Virus in den Niederlanden ist das nun klar, und zwar nicht nur bei einer Infektion im eigenen Gewächshaus, sondern auch, weil der Markt in Bewegung geraten ist. So haben ToBRFV-Infektionen in diesem Sommer bereits zu einer Tomatenverknappung und damit zu ‘Winterpreisen’ geführt. Es wird erwartet, dass sich das Virus auch in der kommenden Saison auf den Markt auswirken wird, da die Aussaat beeinträchtigt wurde und die Produktionsspitzen sich dann verschieben.
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ass es sich dabei um einen ‘ToBRFVEffekt’ handelt, wurde in diesem Sommer zum ersten Mal deutlich - jedenfalls im Tomatenhandel. Das lässt sich dadurch erklären, dass die Infektionszahlen inzwischen stark angestiegen sind und sich das Virus nicht nur in den Niederlanden ausbreitet. Für Erzeuger und Veredeler ist das Virus schon seit einigen Jahren ein brisantes Thema und bereitet große Sorgen. Seit dem ersten offiziellen Fund von ToBRFV in den Niederlanden im Frühjahr 2019 hat sich das Virus weltweit rasant ausgebreitet. Das Virus ist leicht übertragbar und ‘hochgradig persistent’, wie es unter Virenspezialisten heißt. Das bedeutet, dass es lange Zeit ohne Wirtspflanze überleben kann – im Gewächshaus, auf Kleidung oder an Behältern.
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Q-STATUS In den letzten Jahren war das nie der Fall. Vor allem 2019 blieb es sehr ruhig um das Virus. Und zwar so ruhig, dass sich im Laufe des Jahres 2019 einige niederländische Experten veranlasst sahen, den Markt zur Veröffentlichung entsprechender Informationen aufzurufen. René van der Vlugt war im Juli 2019 einer von ihnen. „Ohne Transparenz gibt es keine wirklichen Schritte, und die sind dringend notwendig“, stellte er fest. [1] Einerseits betonte René, dass bei der Berichterstattung über Viren im Gewächshausgartenbau Vorsicht geboten sei, gerade wegen der Handels- und politischen Interessen, vor allem aber plädierte er dafür, ToBRFV als hartnäckiges Virus und echte Bedrohung ernst zu nehmen.
Im März 2019 machten in den Niederlanden die ersten Gerüchte über eigene ToBRFV-Funde die Runde. Doch erst im Oktober wurde eine offiziell bestätigte Kontamination gemeldet. Kurze Zeit später erhielt das Virus ab dem 1. November 2019 europaweit einen Quarantänestatus (Q). Dies bedeutet, dass man im Falle einer auch nur vermuteten Infektion verpflichtet ist, sich bei den Behörden zu melden. Bevor der Q-Status eingeführt wurde, lehnten die Niederlande einen solchen Status ab. Die Gründe dafür waren die „mangelnde Klarheit“ über das Virus zu diesem Im Jahr 2018 tauchte das Virus in Deutsch- Zeitpunkt und die „erheblich größeren land auf, während die wissenschaftliche Auswirkungen auf ein TomatenunternehLiteratur den Ursprung des Virus in Israel men im Falle einer Gewächshaus-Räuim Jahr 2014 ausmacht. Das Pflanzenvi- mung im Vergleich zum Virus selbst“, wie rus, denn um ein solches handelt es sich, sich ein NVWA-Sprecher im Mai 2019 ausist zwar für Menschen und Tiere nicht drückte. [2] gefährlich, wohl aber für Tomaten, Paprika und Peperoni. Die bei weitem größten Mit dem heutigen Kenntnisstand besteht Probleme treten bei Tomaten auf. Direkt immer mehr Klarheit über die Verbreitung im Anschluss an die ersten Meldungen des Virus, wie beispielsweise die häufig über das Virus wurde betont, dass es für konsultierte Virusverbreitungskarte der Mensch und Tier harmlos ist. Das war European and Mediterranean Plant Proauch sinnvoll, denn sobald ToBRFV in den tection Organisation (EPPO) zeigt. [3] Niederlanden ernsthaft in Erscheinung Gerade weil die Verbreitung so groß ist, trat, verbreitete sich die Angst. Ein Virus weisen die Niederlande immer wieder auf und damit ‘negative Publicity’ für Toma- die Nachteile des Q-Status hin. Dieser Staten kann, wie alle in der Tomatenwelt wis- tus stellt für die Niederlande als großen, sen, die die Wasserbombenkrise in den aber gleichzeitig in Bezug auf den Perso90er Jahren erlebt haben, großen Schaden nalbestand kleinen Akteur eine große anrichten, vor allem finanziell. Was tun, Belastung dar, wenn es beispielsweise um wenn die Verbraucher beschließen, keine Virentests und Rückverfolgungsmaßnah-
men geht. Die NVWA sowie die National wirte aufgrund der Hartnäckigkeit des Plant Protection Organisation (NPPO) hof- Virus beschlossen, auf andere Kulturen fen daher, die übrigen europäischen Mit- wie Gurken umzusteigen. Die Erzeuger gliedstaaten davon zu überzeugen, dass reden nicht darüber, wie auch nicht gerne nach dem Auslaufen des derzeitigen Q-Sta- über das Virus gesprochen wird, aber alltus im Mai 2022 letztlich mit Hilfe stren- mählich gibt es doch eine größere Offenger Anforderungen an Saat- und Pflanzgut heit. Der Tomatenerzeuger Leo van der die weitere Ausbreitung des Virus verhin- Lans beispielsweise war im vergangenen dert werden kann. [4] Jahr mehrmals in den Medien (Algemeen Dagblad, WOS), um über die ToBRFVTOBRFV-ZÄHLER Infektion zu sprechen, die seinen Betrieb Nach den ersten offiziellen niederlän- weiterhin plagt und von der er seiner dischen Infektionen hat die Zahl der Meinung nach nie vollständig loskommen ToBRFV-Infektionen zugenommen, die wird. „Wir werden damit leben müssen“, niederländische Behörde für Lebensmit- sagte er im September gegenüber WOS. tel- und Konsumgütersicherheit (NVWA) führt darüber seitdem transparent Buch. Der letzte Zustandsbericht vom 13. September 2021 weist 29 infizierte Betriebe in den Niederlanden aus. Insgesamt wurde das Virus seit Mitte 2019 an 41 Anbaustandorten nachgewiesen. Erzeuger mit Infektionen werden überwacht und müssen ein Bündel amtlich festgelegter Hygienemaßnahmen erfüllen. [5] Die Erzeuger werden das Virus nicht so leicht wieder los. [5] Sie haben sich zwar im Laufe der Zeit an viele Viren gewöhnt, etwa an das Tomatenchlorosevirus (ToCV), aber ToBRFV könnte möglicherweise ein noch schlimmerer Feind sein. Bevor ToBRFV in Erscheinung trat, wurde 2018 viel über ToCV geredet. Das ist auch immer noch so, Eine mit ToBRFV infizierte niederländische Tomate. Foto von EPPO, Scientia Terrae Labor denn im letzten Herbst betonte der niederländische Virenkontrollverband TuinbouwAlert, dass ToCV immer noch „latent“ [7] Die Erzeuger melden der NVWA Erntevorhanden ist. [6] verluste, wenn der Befall 5 bis 30 Prozent beträgt. Sie müssen nicht ihr gesamtes In der Zwischenzeit gelang es mehreren Gewächshaus räumen, aber die infizierErzeugern, das Virus vollständig zu elimi- ten Pflanzen haben weniger Ertrag und nieren. Die NVWA sprach in ihrem Bericht müssen aus dem Gewächshaus entfernt vom 13. September von neun Orten, an werden, um eine weitere Ausbreitung und denen das Virus offiziell „eliminiert“ wor- größere Schäden zu verhindern. Früchte den sei. An einen Standort kehrte das mit Virussymptomen sind unter ästhetiVirus zurück, nachdem die Erzeuger die schen Gesichtspunkten unverkäuflich. infizierten Pflanzen geräumt und das Gewächshaus gereinigt und desinfiziert Außerhalb der Niederlande wurde offiziell hatten. Mittlerweile haben einige Land- ebenfalls viel geschwiegen. Es gibt im Aus-
land keinen ToBRFV-Zähler, wie er von der NVWA geführt wird. Die belgische Bundesagentur für die Sicherheit der Lebensmittelkette (FAVV) beispielsweise verfügt über keinen derartigen Zähler, jedenfalls nicht öffentlich – was kein Vorwurf ist, sondern eine Feststellung. FAVV, wie auch NVWA und die Pflanzengesundheitsdienste in anderen Ländern, veröffentlicht allerdings Hygieneprotokolle, falls gewünscht auch die Anzahl der Infektionen. Ende Juni gab es in Belgien sechs offizielle Infektionen in Produktionsbetrieben. [8] In der Zwischenzeit wurde die Kontaminationskarte von EPPO, auch ohne ToBRFV-Zähler, immer bunter. Vor allem im letzten Jahr wurden in einem Land nach dem anderen Infektionen gemeldet. Häufig handelte es sich dabei um ‘Erstfunde’, aber Länder wie Spanien meldeten auch wiederholte Infektionen.
LÖSUNGSANSÄTZE Seit Ende 2020 hört man nicht nur Meldungen über Infektionen, sondern auch über zukünftige resistente Sorten. Mehrere (große) Veredelungsunternehmen sind damit beschäftigt, in ihren Laboren und Demonstrationsgewächshäusern die Sorten mit Resistenzen zu versehen. Das ist jedoch weder ein einfacher noch ein schneller Prozess. Die Veredelung braucht wie immer Zeit. Mittlerweile haben die Veredelungsunternehmen ein Gen isoliert, das einer Tomate eine mittlere oder sogar hohe Resistenz gegen ToBRFV verleiht, wie es in der Veredelungssprache heißt. Für andere Tomatenviren erwies sich ein solches Gen als gute Lösung. Je höher die Resistenz, desto weniger Virussymptome (verfärbte Blätter, Flecken auf der Tomate) weist eine Pflanze auf. Mit den Sorten, die inzwischen an vielen Orten getestet werden, zielen die Veredelungsunternehmen auf Länder wie Mexiko und Regionen wie den Nahen Osten und den Mittelmeerraum. Eine weitere Lösung wäre ein Impfstoff – aber solange das Virus einen
Quelle: [1] Groentennieuws.nl/article/9123236/zonder-duidelijkheid-geen-echte-actie-en-dat-is-wel-hard-nodig/ [2] Groentennieuws.nl/article/9099994/wereld-wapent-zich-tegen-tobrfv/ [3] Gd.eppo.int/taxon/TOBRFV/distribution [4] magazines.nvwa.nl/jaarverslag/2020/01/het-tomatenvirus-bevorderde-de-samenwerking [5] Tuinbouwalert.nl/content/docs/Dossiers/ToBRFV/210629_Hygieneprotocol_Tomaat_versie_3.0_juni_2021_Def.pdf Favv-afsca.be/professionelen/plantaardigeproductie/schadelijkeorganismen/_documents/20210611_MaatregelenToBRFVsubstraatteelttomaat_NL_000.pdf [6] Tuinbouwalert.nl/nieuws/eliminatie-tocv-dringend-advies-om-sectorplan-tegen-tocv-te-blijven-volgen/ [7] Wos.nl/nieuws/artikel/westlandse-kweker-getroffen-door-tomatenvirus-ik-kom-er-niet-meer-vanaf [8] Groentennieuws.nl/article/9335107/voor-het-eerst-tobrfv-in-hongarije-bulgarije-en-noorwegen/
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Q-Status hat, ist seine Herstellung so gut wie unmöglich und illegal. Dies zeigte sich im vergangenen September in den Niederlanden, als die NVWA eine Razzia in einer Anlage durchführte, in der angeblich Versuche zur Entwicklung eines solchen Impfstoffs stattgefunden hatten. [9]
Die Landwirte warten sehnsüchtig auf solche Lösungen, aber sie sind auch realistisch und rechnen mit weiteren Herausforderungen nach ToBRFV. In der Zwischenzeit sehen sie sich gezwungen, in ihren Betrieben eine geradezu krankenhausähnliche Hygienepraxis einzuhalten. ToBRF-Virus-Symptome in einem deutschen Gewächshaus im Jahr 2018. Foto von EPPO, Heike Scholz-Döbelin (LWK NRW). Wenn man heutzutage eine Tomatenzucht betritt, dann nur von Kopf bis Fuß bedeckt, und man hält sich mehr in Waschräumen gemeinen empfohlen, die Behälterströme ger sehen sich veranlasst, ihre Strategie zu auf als bei den Tomatenpflanzen. [10] Die so weit wie möglich zu trennen und die überdenken. Macht es noch Sinn, die LichErzeuger haben nämlich in erheblichem Behälter schon vor dem Eintreffen zu rei- ter voll aufzudrehen, wenn die ProduktiUmfang in Waschmaschinen investiert, nigen und zu desinfizieren. [11] onskosten höher sind als die Erträge? Die um die Kleidung ihrer Mitarbeitenden Energiekrise, die zur ToBRFV-Situation zu waschen, und auch die Behälter wer- Alle diese Arten von Investitionen und hinzukommt, verspricht eine außergeden heute mit modernsten Geräten noch Hygienekosten sowie die ständige Gefahr wöhnliche (Winter-) Saison, was derzeit gründlicher gereinigt als früher. Die Rei- einer (Re-) Kontamination mit ToBRFV vielleicht die einzige Gewissheit ist. nigung der Behälter ist auch ein Thema für und die daraus resultierenden ProduktiHandels- und Verpackungsunternehmen, onsausfälle belasten die Erzeuger schwer. in denen (wiederverwendbare) Behäl- Hinzu kam in vergangenen Herbst noch die ter ein- und ausgehen. Bei Pflanzenviren Energiekrise. Die Strom- und Gaspreise und somit auch bei ToBRFV wird im All- sind in die Höhe geschnellt und die Erzeu-
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Beerenobstbranche verlängert Saison durch Anbau unter Schutz
Begrenzte Möglichkeiten für den Anbau von Brombeeren, Himbeeren und roten Johannisbeeren unter Glas GroentenFruit Huis gab kürzlich bekannt, dass der niederländische Obst- und Gemüseverbrauch im zweiten Coronajahr um drei Prozent gestiegen ist und verweist darauf, dass das Interesse an einer gesunden Ernährung mit Obst und Gemüse ungebrochen ist. Auch in Belgien ist ein Anstieg zu verzeichnen. Im Jahr 2020 kauften die Belgier durchschnittlich 40 Kilo frisches Obst und Gemüse, während es 2019 noch 36 Kilo waren. Obst und Gemüse stehen also zentral, und die Kategorie Beerenobst wird von den Verbrauchern beachtet. Die Freilandanbauflächen für Heidelbeeren, Brombeeren, Himbeeren und Erdbeeren nehmen seit Jahren zu und vor allem Erdbeeren werden
zunehmend unter Glas angebaut, um das ganze Jahr über ein lokales Sortiment anbieten zu können - in den Niederlanden im Jahr 2021 auf über 444 Hektar und in Belgien im Jahr 2020 auf 610 Hektar. Auch mit dem Gewächshausanbau von anderen Beerenfrüchten wie Brombeeren, Johannisbeeren und Himbeeren wurde begonnen. Gibt es für den Anbau von Beerenobst unter Glas das gleiche Potential wie für Erdbeeren? Quelle: Groentenfruit Huis, Hln.be
BFV: Beseitigung von Spitzen auf dem Beerenobstmarkt Auch Diether Everaerts von der Belgischen Fruit Veiling (BFV) sieht eine wachsende Nachfrage und einen steigenden Verbrauch von Beerenobst auf dem Markt. „Der Verzehr von Beerenobst ist nach wie vor sehr gut.“ Dennoch wird er das Gefühl nicht los, dass es manchmal ein gewisses Überangebot gibt. Diether zufolge hat Kleinobst im Jahr 2021 nicht viel eingebracht, sodass er sich fragt, ob der Beerenobstmarkt in Spitzenzeiten nicht zu überlaufen ist. Als Beispiel führt er Brombeeren an, deren Verkauf nicht immer einfach ist, wie die BFV feststellt. „Wir merken, dass es in der Spitzenzeit – die meisten Beerenobstsorten haben zwei Haupternten und dazwischen eine ruhige Zeit – nicht so einfach ist, Brombeeren zu vermarkten. Jedes Jahr, wenn mengenmäßig viele Brombeeren vorhanden sind, sinkt der Preis drastisch auf 25 bis 30 Cent
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pro Behälter.“ Eine mögliche Lösung könnte darin bestehen, einen Teil der Brombeeren an die Industrie zu liefern, damit sie nicht in den Handel gelangen und das Angebot nicht zu groß wird. „Das ist eine Möglichkeit, aber andererseits müssen wir auch ehrlich sein und sagen, dass es zu bestimmten Zeiten ein Überangebot an Brombeeren gibt. Wenn man außerhalb dieser Spitzenzeiten zu besseren Preisen anbauen will, ist man eigentlich schon gezwungen, unter Glas anzubauen.“
RISIKOVERTEILUNG Dass der Beerenobstanbau unter Glas im Gegensatz zu Erdbeeren, die nicht mit den gleichen Absatzspitzen zu kämpfen haben, vorerst nicht in Schwung kommt, liegt auch an den Kosten. „Im Moment haben wir keine Erzeuger in unserer Kooperative, die diesen Schritt machen können oder wol-
Diether Everaerts von BFV
Bei den BFV-Mitgliedern kommen unterschiedliche Anbausysteme zum Einsatz.
len. Das ist schließlich eine große Inves- Erzeuger eine Preissicherheit.“ Das kann tition.“ Selbst rote Johannisbeeren, mit z. B. dadurch geschehen, dass ein Teil des einem Jahresabsatz von fast 280 Tonnen Beerenobstes über die Uhr und ein anderer ein wichtiges Produkt für die BFV, werden Teil über ein Poolsystem vermarktet wird. nicht unter Glas angebaut. „Der Schwer- „Das läuft sehr gut. Es gibt den Erzeugern punkt liegt jedoch auf dem Anbau unter jedes Jahr eine gewisse Garantie, weil wir einer tunnelartigen Überdeckung. Jedes Festpreisvereinbarungen treffen, die es Jahr lagern wir 120 bis 140 Tonnen rote uns erlauben, die Spitzenzeit sehr stark zu Johannisbeeren in ULO-Zellen, wodurch drosseln, so dass kein Druck auf den Preis wir die Saison bis weit über die Pflück- vor der Uhr entsteht.“ zeit hinaus verlängern können.“ Mehr noch als beim Gewächshausanbau sieht ENERGIEKOSTEN die Versteigerung Chancen bei der Risiko- Ein weiterer Grund, Beerenobst nicht streuung durch den Wegfall der Spitzen unter Glas anzubauen, sind laut Diether im Markt. „Bei einer guten Streuung des die steigenden Energiekosten. „Die HeizProdukts über mehrere Monate haben die kosten sind bereits im vergangenen Jahr
stark gestiegen, jetzt wird es noch mehr Probleme geben. Beim Herbstanbau von Gewächshauserdbeeren von September bis Dezember 2021 haben wir festgestellt, dass nicht alle die notwendigen Heizstunden im Gewächshaus eingehalten haben.“ Diether sagt, dass dieses Phänomen bei mehreren Versteigerungen beobachtet wurde und dass es die Qualität der Erdbeeren und die Färbung der Früchte beeinträchtigt. „Dadurch sind auch die Haltbarkeit und die Lagerfähigkeit viel schlechter, was zu Problemen führt. Wenn das Gewächshaus nicht regelmäßig beheizt wird, führt das automatisch zu mangelhaft gefärbten Früchten und zu Qualitätseinbußen.“ Übrigens sind Erdbeeren bei BFV die einzige Beerenart, die unter Glas angebaut wird. Die größere Verbreitung der roten Früchte spielt eine Rolle bei der Wirtschaftlichkeit der Investitionen im Gewächshausanbau. Diether sagt, dass bei den von der BFV verkauften 500 Tonnen Gewächshauserdbeeren der Schwerpunkt auf der Vorsaison und später auf der Zeit von September bis Dezember liegt. „Ganz anders als bei den Verkaufsspitzen bei anderen Beerenfrüchten lässt sich dafür ein Gewächshaus bauen. Wenn man also Glaserdbeeren bis zum Beginn des Tunnelanbaus vermarkten kann, ist das interessant und es kommt selten zu einem Überangebot.“ Dabei stellt Diether fest, dass die Konzentration auf Glaserdbeeren beim BFV auch zu einem maßvollen Angebot beiträgt. diether.everaerts@bfv.be
BelOrta: „Wir bemerken, dass immer mehr Beerenobst unter Schutz angebaut wird“ „Wir wollen so schnell und so lange wie kommen.“ Er stellt fest, dass der Beerenmöglich von den Verbrauchern wahrge- obstanbau in den letzten 20 Jahren einen nommen werden“, sagt Miguel Demaeght, Professionalisierungssprung gemacht. In Sales Manager Obst bei BelOrta über den einigen Fällen stellt er keinen NebenerTreibhausanbau von Beerenobst. Bei werb mehr dar, sondern hat sich vollkomHimbeeren, Brombeeren, roten Johan- men professionalisiert. „Unsere Erzeuger nisbeeren und Stachelbeeren sieht er wollen nicht länger das Risiko eingehen, Gemeinsamkeiten mit Erdbeeren. „Mit ihr Produkt allen möglichen Launen von dem Gewächshausanbau konnten wir am Mutter Natur auszusetzen.“ Mittlerweile 9. März die belgische Erdbeersaison eröff- haben fast alle Beerenfrüchte, die über nen, an die sich die anderen Anbausysteme BelOrta vermarktet werden, ein ‚Dach‘ nahtlos anschließen. Diese Rolle kommt über dem Kopf. „Dieses ‚Dach‘ kann entweauch dem Treibhausanbau aller anderen der aus Glas, vollständig geschlossenem Beerenfrüchte zu. Mit Erdbeeren, Him- Kunststoff oder Regenhauben bestehen. beeren und Brombeeren aus dem Treib- Neben den Blaubeeren haben wir noch hausanbau schließen wir die Saison auch eine kleine Anbaufläche mit Johannisbeewieder ab.“ Miguel merkt an, dass ganz ren und Stachelbeeren, die nicht erfasst allgemein der Beerenobstanbau unter ist. Vor allem bei roten Johannisbeeren, Schutz zunimmt, unter Glas nicht speziell. Himbeeren und Brombeeren sehen wir „Ein gewisser Schutz der Ernte gibt Sicher- immer mehr von diesem Schutz.“ heit für die Ernte und garantiert das Ein-
MARKTBEDINGUNGEN Dass dieses ‚Dach‘ für Himbeeren, Brombeeren oder rote Johannisbeeren nicht häufiger aus Glas besteht, führt Miguel auf die Marktbedingungen zurück, die nach Einschätzung des Verkaufsleiters nur einen gewissen Spielraum bieten.
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„Es besteht eine gewisse Nachfrage nach neue Sorten und Marketingkampagnen Beerenobst aus Unterglasanbau. Zur gleigeprüft, um sowohl das Bewusstsein für chen Zeit, in der belgisches Beerenobst die lokale Herkunft als auch die kulinaaus Treibhäusern auf dem Markt ist, sind rischen Möglichkeiten herauszustellen. oftmals auch noch ausländische Anbieter „Bei der Auswahl der Sorten geht es darsehr präsent. Diese Tatsache bestimmt um, die belgische Saison nach Möglichkeit zum Teil auch die Marktchancen und die zu verlängern und die Sorten nach ihrem Umsetzbarkeit bestimmter AnbausysGeschmack in Kombination mit einer besteme. Wir sehen, dass die ausländischen seren Haltbarkeit auszuwählen. Auch im Anbieter alles tun, um immer länger im Bereich der nachhaltigen und wiedererBild zu bleiben. Glücklicherweise können kennbaren Verpackungen wurden in den wir zahlreiche belgische Kunden davon letzten Jahren wichtige Schritte unterüberzeugen, so bald wie möglich auf bel- steigen. In diesem Zusammenhang spricht nommen.“ Der Schwerpunkt von BelOrta gisches Beerenobst umzusteigen. Dabei Miguel von Herausforderungen in Bezug liegt auf dem heimischen Markt. „Wenn spielen Frische, Qualität, Geschmack auf die steigenden Kosten. „Es entwickelt man auf dem Heimatmarkt nicht punkten sowie lokaler und nachhaltiger Anbau sich so schnell und ist so fragil, dass nie- kann, wie will man dann auf dem Exporteine wichtige Rolle. Das wird auch weiter- mand weiß, wo das enden wird.“ Er weist markt punkten? Man kann nur dann eurohin der Fall sein, aber es ist nicht so, dass darauf hin, dass die Produktions- und päischen Fußball spielen, wenn man auch die Nachfrage nach Beerenobst aus dem Verpackungskosten in den letzten Jahren in seinem eigenen Land gut spielt.“ Neben Unterglasanbau plötzlich so groß ist, dass und insbesondere in den letzten Monaten dem heimischen Markt spielt auch der die Fläche erheblich ausgeweitet werden stark gestiegen sind. „Unser Produkt wird Export eine große Rolle. Rund 50 Prozent muss.“ also teurer, aber werden wir es im Regal der Erdbeeren, Brombeeren und Himbeeauch teurer anbieten können? Und wer- ren von BelOrta werden in europäische WACHSENDE NACHFRAGE den unsere Kunden in der Lage und bereit Nachbarländer exportiert. 30 bis 40 ProNichtsdestotrotz sieht Miguel beim Bee- sein, diesen höheren Preis zu zahlen? Die zent der roten Johannisbeeren finden renobst im Allgemeinen noch Chancen. „Es gleichen 100 Euro, die der Verbraucher in ihren Bestimmungsort außerhalb von Belgibt ein Wachstum, aber wir alle wissen, diesem Jahr in der Tasche hat, sind weni- gien. „Natürlich ist der Export eine gute dass es irgendwo eine Obergrenze gibt“, ger wert als die 100 Euro vom letzten Jahr. Sache, aber da weht ein anderer Wind. Wir sagt er. Der Verkaufsleiter weist darauf Alle müssen ihre eigenen Entscheidungen haben einen sehr guten Ruf in Bezug auf hin, dass bei den Erdbeeren seit einigen treffen. Deshalb werden wir in diesem Geschmack, Qualität und nachhaltige ProJahren kein großes Wachstum mehr zu Jahr eine ziemlich unvorhersehbare Ver- duktionsmethoden, aber man verliert den verzeichnen ist: „In Belgien isst man im schiebung erleben.“ Vorteil der lokalen Produktion und durch Durchschnitt 1,7 Kilo frische Erdbeeren den Transport entstehen auch zusätzliche pro Jahr, und das schon seit 15 Jahren.“ Die BALANCEAKT Kosten. Wir müssen das gut beobachten; Nachfrage nach Heidelbeeren, Himbeeren, Dennoch strebt BelOrta an, den steigen- es ist ein Balanceakt.“ Brombeeren, Stachelbeeren und roten den Verbrauch von Beerenobst zu halten Miguel.Demaeght@belorta.be Johannisbeeren würde jedoch weiterhin und zu steigern. Zu diesem Zweck werden
Berrybrothers: „Der Unterglasanbau im Frühjahr und im Herbst ist sicherlich interessant“ „Als Unternehmen ist man immer auf der Suche nach einem Platz auf dem Markt“, sagt Nijs van Zuilen, der bei Berrybrothers für den Handel zuständig ist. Dort beschäftigt man sich mit dem Anbau, der Verpackung und dem Verkauf von Beeren. Platz dafür sieht Nijs unter anderem im Anbau von Beerenobst unter Glas. Er erklärt, dass es das Ziel von Berrybrothers ist, so früh wie möglich mit der UnterglasAnbausaison zu beginnen und diese so lange wie möglich fortzusetzen. Ursprünglich wollte man so die personellen Probleme bei der Saisonarbeit bewältigen. Mittlerweile jedoch hat der Markt, der das ganze Jahr über an heimischem Beerenobst interessiert ist, das System angenommen, so Nijs. „Früher waren kurzfristige Saisonverträge sehr verbreitet, aber das hat sich aufgrund der Gesetzgebung, der Probleme bei der Unterbringung und der Einstellung und Auswahl geändert. Als Betrieb möch-
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Berrybrothers widmet sich dem Anbau, der Verpackung und dem Vertrieb von Beerenobst
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Berrybrothers kultiviert etwa Himbeeren und Johannisbeeren im Treibhaus
te man seinen Mitarbeitenden eine Arbeit wichtig ist, um die ganzjährige Nachfrage für einen längeren Zeitraum anbieten kön- befriedigen zu können.“ Der Beerenerzeunen.“ ger experimentiert mit dem Anbau von Johannisbeeren in Containern, so dass der GANZJÄHRIG ROTE JOHANNISBEERE Johannisbeerstrauch nach dem nur fünf Für Berrybrothers ist die rote Johannis- Wochen dauernden Gewächshausanbau beere eines der wichtigsten Produkte, die ins Freie gebracht und das Gewächshaus auch unter Glas angebaut werden. „Wir für einen Herbstanbau von Himbeeren haben Kunden, die das ganze Jahr über oder Brombeeren genutzt werden kann. rote Johannisbeeren bei uns kaufen, was „Dann haben wir zwei Ernten pro Jahr aus für uns aus arbeitstechnischer Sicht inte- einem Gewächshaus. Das ist vom Ertrag ressant ist.“ Nijs sagt, dass Anfang Mai die her viel besser.“ ersten roten Beeren aus dem Gewächshaus gepflückt werden, etwa Anfang NL-PRODUKT SO LANGE WIE MÖGLICH Juni beginnt die Ernte des Tunnelanbaus, Die Ausrichtung auf Himbeeren und gefolgt von dem Produkt unter Regen- Brombeeren ist nicht zufällig. Nijs stellt schutz. „Im August haben wir eine große fest, dass die Nachfrage nach niederlänErntespitze, die teilweise bis Anfang April dischen Himbeeren und Brombeeren aus in ULO-Zellen (Ultra Low Oxygen) gela- dem Unterglasanbau zunimmt. „Unsere gert werden kann.“ Das Angebot an roten Kunden wollen das niederländische ProBeeren im Monat April wird durch Impor- dukt so lange wie nur möglich. Der Unterte aus Chile gedeckt. Nijs stellt fest, dass glasanbau im Frühjahr und Herbst ist der Anbau von roten Johannisbeeren unter durchaus interessant.“ Deshalb beginnt Glas eine interessante, aber teure Angele- Berrybrothers in diesem Jahr neben dem genheit ist. „Man zwingt die Pflanze und Frühjahrsanbau auch mit dem Herbstverliert so Kilos. Es ist ein teures Produkt, anbau von Himbeeren unter Glas. Der ein kleiner Markt, der aber für uns sehr Beerenanbauer hat keine Angst, dass
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die hohen Anbaukosten ihm einen Strich durch die Rechnung machen könnten. „Wir liefern unser Produkt an das höhere Segment der Spezialgeschäfte, das Gaststättengewerbe und den Großhandel. Dort gibt es im Allgemeinen etwas mehr Spielraum beim Preis. Wir haben ein gutes Qualitätsprodukt, und dafür sind die Kunden oft bereit zu zahlen.“ Nijs stellt fest, dass es ein sehr großes Interesse an lokalen, geschmacksvollen und qualitativ hochwertigen Produkten gibt. Er weist aber auch darauf hin, dass der Import von Beeren zwar billiger sein kann als der Anbau vor Ort, aber auch Nachteile mit sich bringt, wie z. B. ein gewisses Maß an Abhängigkeit, was zu einer geringeren Kontrolle über das Produkt, seine Qualität und seinen Preis führt. „Beim lokalen Anbau hat man diese Vorteile. Anbau dort, wo sich auch der Markt befindet, das ist natürlich am effizientesten.“ HERSTELLUNGSPREIS Berrybrothers konzentriert sich übrigens auf die Ernte von Beerenobst im Gewächshaus ab Mai, wenn die Tage länger werden
und die Temperaturen steigen, so dass im April keinen Nutzen im Unterglasanbau Gewächshaus weniger Energie benötigt erkennt. „Mit wenig natürlichem Licht wird als früher in der Saison. „Dadurch und niedrigen Außentemperaturen wäre müssen wir weniger heizen, und die Kos- das zu teuer in Bezug auf Energie und Gas. ten dafür machen einen geringeren Teil Die südeuropäischen Länder können das des Herstellungspreises aus.“ Dennoch viel billiger machen.“ Nijs weist darauf hin, machen sich die hohen Kosten bemerkbar. dass nicht alle Beeren für das Gewächs„Es hat Auswirkungen auf den Herstel- haus geeignet sind. Er sieht zum Beispiel lungspreis, das ist klar, und das müssen keinen Platz für Blaubeeren unter Glas. wir an unsere Kunden weitergeben.“ Die „Blaubeeren können in jedem Land der hohen Kosten sind auch der Grund dafür, Erde angebaut werden, und das ist auch dass Berrybrothers von Dezember bis der Fall, so dass sie immer verfügbar sind.
Es gibt sehr gute Blaubeeren zum gleichen Preis oder sogar billiger aus anderen Teilen der Welt, so dass auf dem Markt kein Platz ist, um die niederländische Blaubeersaison durch den Anbau der Beeren im Gewächshaus zu verfrühen.“ n.vanzuilen@berrybrothers.nl
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Kartoffeln ###
Wim van de Ree, Geschäftsführer von Nedato
Werden wegen der hohen Getreidepreise weniger Kartoffeln angebaut? Die Ukraine ist die Kornkammer Europas. Da das Land seine Bestände jetzt nicht mehr exportieren kann und kaum noch Getreide ausgesät wird, ist zu erwarten, dass die Erzeuger im übrigen Europa, aufgrund der hohen Preise, einen Teil ihrer Flächen für diese Pflanzen vorbehalten werden, zum Beispiel auf Kosten von Kartoffeln. „Dennoch ist der Rückgang der Kartoffelanbaufläche nicht so schlimm“, sagt Wim van de Ree, Geschäftsführer der Kartoffelkooperative Nedato.
„D
er Krieg in der Ukraine verstärkt eigentlich nur die Faktoren, die schon vor einem Jahr zu einem Rückgang der niederländischen Kartoffelanbaufläche um sechs Prozent geführt haben“, sagt Wim. „Der Rückgang der Fläche begann im Frühjahr 2021. Seinerzeit reagierten die Kartoffelerzeuger heftig auf die Tatsache, dass sie nicht genug verdienten, um die gestiegenen Produktionskosten und die höheren Risiken wie Trockenheit, Hitze und Nässe zu decken. Im Dezember 2020 und Januar 2021 sanken die Vertragspreise für Industriekartoffeln ein weiteres Mal, und diese Entwicklung wurde von den Erzeugern nicht mehr akzeptiert. Die Verteilung der Gewinnspannen in der Kette war erheblich verzerrt.“
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portmitteln und Energie, aber die Knappheit auf diesen Märkten trieb die Preise in die Höhe, so dass alle Arten von Rohstoffen wieder teurer wurden. Zu diesem Zeitpunkt, also im September/Oktober, konnten sich die Landwirte noch für die Aussaat von Winterweizen entscheiden, anstatt ihre Felder für den Kartoffelanbau zu erhalten. Vor allem in Nordfrankreich sahen seinerzeit viele Kartoffelanbauer mehr Nutzen im Weizen.“
Nicht nur Dieselöl, sondern auch die Prei- POMMES-FRITES-UNTERNEHMEN se für Maschinen und Maschinenteile, ERHÖHEN VERTRAGSPREISE Pflanzenschutzmittel und Keimhemmer Dies hatte zur Folge, dass die Kartoffel– insbesondere nach dem Verbot von CIPC anbaufläche für 2022 unter Druck geriet, ab 2020 – sind seit Ausbruch der Corona- zusätzlich zum Rückgang des Vorjahres. Pandemie ständig gestiegen. Konfrontiert „Die Manager der Pommes-Frites-Untermit sinkenden Vertragspreisen beschlos- nehmen begannen, sich Sorgen über die sen die nordwesteuropäischen Erzeuger, Verfügbarkeit von Rohstoffen zu machen. weniger Kartoffeln zu setzen. Die rund 27 Das war neu für sie, denn seit Jahren gab Millionen Tonnen reduzierten sich im Jahr es eigentlich immer ein Überangebot. Sie 2021 um sechs Prozent beschlossen, die Vertragspreise anzuheben, um die Erzeuger zum Kartoffelanbau IN NORDFRANKREICH ENTSCHIED zu bewegen. Da ging es plötzlich um drei MAN SICH FÜR WINTERWEIZEN bis vier Cent, was einer Steigerung von „Ein zweiter Preisanstieg erfolgte, als sich etwa 20 bis 25 Prozent entspricht. Das die Wirtschaft ab August 2021 erholte und kann man wohl als historisch bezeichnen. die Nachfrage in allen Branchen anstieg. Der Plan funktionierte einigermaßen gut. Es gab einen weltweiten Bedarf an Trans- Viele Erzeuger waren bereit, zu diesen
FAO-Lebensmittelpreisindex erreicht Rekordniveau Die Weltmarktpreise für Lebensmittel haben nach Angaben der FAO, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, den höchsten Stand aller Zeiten erreicht. Der FAO-Nahrungsmittelpreisindex lag im März bei durchschnittlich 159,3 Punkten, was einer Steigerung von 12,6 Prozent gegenüber Februar entspricht, als er bereits den höchsten Stand seit seiner Einführung im Jahr 1990 erreicht hatte. Der Index beinhaltet Pflanzenöl, Getreide, Molkereiprodukte, Zucker und Fleisch. Vor allem die Preise für Getreide und Pflanzenöl sind enorm gestiegen.
in diesem Monat spiegelte einen Anstieg der Weltmarktpreise für Weizen und Grobgetreide wider, der größtenteils durch konfliktbezogene Exportstörungen in der Ukraine und, in geringerem Maße, in der Russischen Föderation verursacht wurde. Der erwartete Exportausfall aus der Schwarzmeerregion verschärfte die ohnehin schon knappe weltweite Verfügbarkeit von Weizen. Während auch die Sorge um die Erntebedingungen in den Vereinigten Staaten von Amerika für Unterstützung sorgte, stiegen die Weltmarktpreise für Weizen im März stark an, und zwar um 19,7 Prozent.
Der FAO-Preisindex für Pflanzenöl lag im März bei durchschnittlich 248,6 Punkten, 46,9 Punkte (23,2 Prozent) höher als im Februar und erreichte damit einen neuen Rekord. Der starke Anstieg des Index ist auf höhere Preise für Sonnenblumen-, Palm-, Soja- und Rapsöl zurückzuführen. Die internationalen Notierungen für Sonnenblumenöl stiegen im März deutlich an, was auf den Abbau der Exportbestände aufgrund des anhaltenden Konflikts in der Schwarzmeerregion zurückzuführen ist. Gleichzeitig stiegen auch die Preise für Palm-, Soja- und Rapsöl deutlich an, gestützt von der steigenden weltweiten Importnachfrage infolge von Lieferunterbrechungen bei Sonnenblumenöl. Während der Wert von Palmöl zusätzlich weltweit durch das anhaltend knappe Angebot in den wichtigsten Erzeugerländern gestützt wurde, wurden die Preise für Sojaöl durch die Sorge um geringere Exportmöglichkeiten in Südamerika gestützt. Interessanterweise stützte der volatile und höhere Wert von Rohöl auch die internationalen Pflanzenölpreise.
Auf Russland und die Ukraine entfielen in den letzten drei Jahren rund 30 Prozent bzw. 20 Prozent der weltweiten Weizen- und Maisexporte. Die Weltmarktpreise für Weizen stiegen im Laufe des Monats um 19,7 Prozent, was durch die Sorge um die Erntebedingungen in den Vereinigten Staaten noch verschärft wurde. Die Maispreise zogen um 19,1 Prozent an.
Der FAO-Preisindex für Getreide lag im März bei durchschnittlich 170,1 Punkten und damit um 24,9 Punkte (17,1 Prozent) höher als im Februar und erreichte den höchsten Stand seit 1990. Der Anstieg
Nach einem Anstieg um 20,4 Prozent im März erreichten die internationalen Preise für Grobgetreide ein Rekordhoch, wobei die Preise für Mais, Gerste und Sorghum jeweils ihren höchsten Stand seit 1990 erreichten. Deutlich geringere Erwartungen für die Maisausfuhren der Ukraine, einem wichtigen Exporteur, sowie hohe Energie- und Inputkosten führten zu einem Anstieg der globalen Maispreise um 19,1 Prozent im Monatsvergleich. Die Stärke der Maismärkte wirkte sich auch auf andere Grobgetreidearten aus, wobei die Sorghumpreise um 17,3 Prozent stiegen, während die Unsicherheiten beim Angebot auf den ohnehin schon angespannten Gerstemärkten noch mehr Druck ausübten und die Gerstenpreise im Vergleich zum Februar um 27,1 Prozent ansteigen ließen.
Preisen Speisekartoffeln zu setzen, wenn lande ist die gleiche Entwickauch nicht mit großer Begeisterung. Doch lung auf Kosten von Pflanzgutdann fiel Russland in die Ukraine ein. Der anbaus zu beobachten. Auch Dieselpreis stieg auf 2,60 Euro pro Liter, Exportkartoffeln zeigen Einund für Düngemittel musste man um bußen gegenüber dem Anbau das Vielfache bezahlen. Der anfängliche von Kartoffeln für Pommes Anstieg der Vertragspreise passte nicht Frites. Das sind natürlich keimehr zu der neuen Situation, die Erzeuger ne schwindelerregenden Zahkonnten sich noch rechtzeitig für Sommer- len, aber die Anbaufläche für getreide oder Mais anstelle von Kartoffeln Pommes Frites scheint zuzuentscheiden. Einige Erzeuger haben die- nehmen.“ sen Schritt dann auch getan“, erklärt Wim. HÖHERE GEWINNSPANNEN UMSTELLUNG AUF POMMES-FRITESIM MAISANBAU KARTOFFELN Doch Wim ergänzt diese EinGestützt auf die von Nedato selbst erho- schätzung sogleich: „In Flanbenen Zahlen für Pflanzkartoffeln und auf dern scheinen einige kleinere die Zahlen anderer Unternehmen, in die Betriebe, die ihr Land normadie Genossenschaft Einblick hat, geht Wim lerweise an Kartoffelanbauer davon aus, dass die Kartoffelanbaufläche verpachten, nun selbst Mais in Nordbrabant und Limburg geschieht. 2022 in den Niederlanden allenfalls auf anzubauen. Dies ist zum einen auf eine Für die Kartoffelerzeuger steht dort wenidemselben Niveau wie im letzten Jahr blei- Änderung der Subventionsbestimmungen ger Land zur Verfügung. Der positive ben und möglicherweise sogar noch etwas in Belgien zurückzuführen, wonach der Trend zu mehr Hektar für Pommes-Fritesweiter rückläufig sein wird. „Das bedeutet Verpächter und nicht der Pächter die Sub- Kartoffeln im Norden und Südwesten der also die 94 Prozent von 2021 oder weniger. vention beantragen und somit erhalten Niederlande wird also aufgewogen durch Aber es findet eine Verschiebung statt. Im muss, und zum anderen darauf, dass die die Entscheidung für Mais in Nordbrabant Norden der Niederlande werden beispiels- Erträge aus dem Maisanbau derzeit höher und Limburg.“ weise mehr Speisekartoffeln für Pommes sind als die Einnahmen aus der VerpachFrites auf Kosten von Stärkekartoffeln tung der Parzellen. Und was in Flandern angebaut, und im Südwesten der Nieder- geschieht, hat Auswirkungen auf das, was
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Kartoffeln
AUF DEM WEG ZUR UMVERTEILUNG DER MARGEN IN DER KETTE Die Dynamik des Kartoffelmarktes für die kommende Saison scheint also günstig zu sein und weist ein gutes Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf. Es wird keine Überproduktion wie in den Vorjahren erwartet. Das ist die Grundlage für einen gesunden Markt und eine gute Ausgangsposition für die Erzeuger. „Das ist eine gute Nachricht. Es bleibt zu hoffen, dass es nun zu einer Umverteilung der Margen in der Kette kommt. Allerdings bedeutet dies, dass sowohl die verarbeitenden Unternehmen als auch der Verbrauchermarkt in dieser Geschichte vorankommen müssen. Ich bin hoffnungsvoll, denn ich sehe, dass dies gerade allmählich geschieht. Letztendlich kommt die Fabrik nicht ohne den Erzeuger aus und der Erzeuger nicht ohne die Fabrik. Außerdem beobachte ich, dass die Ladenpreise für vorfrittierte Pommes Frites steigen. Es scheint sich die Erkenntnis durchzu-
setzen, dass ein Teil des Gewinns an die Erzeuger gehen muss.“
UPDATE DER VERTRAGSPREISE August und September sind für den Kartoffelmarkt dann eine weitere entscheidende Phase, weiß Wim. „Dann muss man sich in Nordwesteuropa wieder entscheiden, ob man Winterweizen sät oder die Fläche für Kartoffeln reserviert. Dieser Zeitpunkt wird sehr schnell kommen, gleich nach der Ernte 2022. Die Kartoffelkäufer werden den Druck spüren und bereits dann ihre Vorstellungen über die Vertragspreise für 2023 äußern, während dies normalerweise erst zu Weihnachten geschieht. Wenn die guten Weizenpreise anhalten, werden viele Landwirte zur direkten Aussaat von Winterweizen tendieren und die PommesFrites-Industrie könnte tatsächlich in eine Rohstoffknappheit geraten. Ich denke also, dass wir im September ein weiteres Update der Vertragspreise erwarten können.“
„Höhere Lebensmittelpreise sind zwar eine schlechte Nachricht für die Verbraucher, aber sie deuten darauf hin, dass es an der Zeit ist, die Lebensmittelproduktion wieder ganz oben auf die Tagesordnung zu setzen. In Anbetracht der Produktionsund Marktstörungen in Russland und der Ukraine mit enormen Auswirkungen auf die Lebensmittelproduktion und -versorgung in der ganzen Welt müssen wir uns als Gesellschaft wieder auf die aktive Unterstützung jener konzentrieren, die die Befriedigung unserer Grundbedürfnisse sicherstellen. Und das bedeutet zwangsläufig, dass die Branche, die uns alle ernährt, entsprechend aufgewertet werden muss. Die Bedeutung der Lebensmittelproduktion ist wieder ins Blickfeld gerückt, das ist doch ein positiver Aspekt in diesen dunklen Zeiten“, so Wim abschließend. wvanderee@nedato.nl
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Kartoffeln
Hendrik Schwan, der 24-jährige Geschäftsführer und Inhaber der Kartoffel Kuhn Großmarkt GmbH Mannheim:
„Junge Menschen wie ich sind in der Branche rar, gerade auch in führender Position“ Hendrik Schwan ist der Geschäftsführer und Inhaber der Kartoffel Kuhn Großmarkt GmbH am Mannheimer Großmarkt. Nach einem dualen Studium bei Kaufland, widmete sich der 24-jährige Unternehmer der Arbeit bei dem Betrieb, bei dem er nun die Führung übernommen hat. „Ich arbeite seit gut zweieinhalb Jahren für die Kartoffel Kuhn Großmarkt GmbH und habe relativ schnell eine Stelle als Prokurist erhalten. Seit Juli 2021 bin ich als Geschäftsführer und Gesellschafter für das Unternehmen verantwortlich“, sagt Schwan. Schwan hält zudem fest, dass es sich bei der Kartoffel Kuhn Großmarkt GmbH Mannheim und der Kartoffel Kuhn GmbH Frankenthal um zwei unterschiedliche, inhabergetrennte Firmen handelt.
Grund seines jungen Alters, durchaus erst noch beweisen müssen, wobei er mittlerweile ein äußerst gutes Verhältnis zu seinem Team pflege. „Erfahrung mitzubringen und Ahnung vom Geschäft zu haben, sind natürlich wichtig für die Branche. Gleichzeitig bin ich mir sicher, dass viele meine Jugend auch positiv sehen, weil ich frischen Wind mitbringe und eine neue Führungsphilosophie an den Tag lege“, sagt Schwan.
NACHWUCHSPROBLEME IN DER BRANCHE Neben aktuell bestehenden Problemen und Widrigkeiten, zählt Schwan auch das as Großmarktgeschäft habe ihn FRISCHER WIND AM GROSSMARKT zunehmend hohe Alter seiner Kunden, schon immer gereizt, vor allem aber „Am Großmarkt hat man einerseits viel welche Wochenmärkte betreiben, zu den die Arbeit mit Obst und Gemüse. „Als ich direkten Kontakt mit Kunden und Liefe- größten Herausforderungen, da abzusenoch im Einzelhandel gearbeitet habe, war ranten, andererseits auch einen direkten hen sei, dass es schlichtweg an Zuwachs in mir bereits klar, dass ich in der Obst- und Bezug zu den Produkten. Außerdem bin der Branche fehle. Aus diesem Grund müsGemüsebranche bleiben möchte. Man hat ich mir sicher, dass es sich um eine Bran- se man Absatzkanäle außerhalb der typikeinen direkten Bezug zur Ware im LEH. che handelt, bei der man auch digital noch schen Großmarktkundschaft ansprechen. Zumal es im Einzelhandel oftmals nur dar- viel herausholen kann. Junge Menschen um geht, generell Waren und entsprechen- wie ich sind in der Branche rar, gerade „Einen Großteil unseres Absatzes erhalten de Mengen erhalten zu können“, erinnert auch in dieser Position.“ Zum Beginn sei- wir über Auslieferungen, beispielweise sich Schwan. ner Karriere habe er sich, vor allem auf an verschiedene Rewe/Edeka- und Mix-
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Geschäftsführer und Inhaber Hendrik Schwan, Kartoffel Kuhn
Märkte in Süddeutschland. Natürlich zählt Euro anheben müssen. Statt 15 Euro zah- kommt ein neuer Online-Shop samt App, auch das typische Großmarktgeschäft mit le ein Kunde nun 25 Euro. „Diese 5 Euro die unseren Kunden mithilfe von künstWochenmarkt- und Einzelhändlern dazu. entsprechen aber gerade zwei Liter Die- licher Intelligenz beim Kauf unterstützen Unabhängig vom Krieg in der Ukraine ver- sel. Das ist wie ein Tropfen auf den heißen soll.“ Die gesamte Supply Chain solle dabei lieren viele Wochenmärkte gerade ihren Stein, wenn man überlegt, dass ein LKW durchdigitalisiert und im Einklang mit kurzzeitig neu erhaltenen Schub. Das ist durchschnittlich pro 100 km etwa 20 Liter der Logistik organisiert werden. „Ähnlich vergleichbar mit der Situation für Metz- verbraucht. Diese Preise an unsere Kun- wie bei DHL können wir angeben, in welgereien und Bäckereien. Wer will sich in den weiterzugeben, ist aber auch schwie- chem Zeitraum die Lieferung bei unseren meinem Alter noch am Wochenmarkt bei rig, weil unsere Kunden selbst schauen Kunden eintreffen wird.“ Schwan erkennt Wind und Wetter draußen hinstellen und müssen, wie sie ihre Kosten decken kön- hierbei die Möglichkeit, „seine Jugend ausdas mitmachen? Das Interesse hieran ist, nen. Das ist eine Preisspirale, die fast nicht zunutzen“, sprich: von seiner Erfahrung glaube ich, sehr begrenzt.“ aufzuhalten ist“, sagt Schwan. im Social-Media-Bereich zu schöpfen, um sich entsprechende Wettbewerbsvorteile UMGANG MIT PREISAUFSCHLÄGEN NACHFRAGE WEITERHIN GUT zu verschaffen. Wochenmarkthändler mit einem hoch- Bei exklusiven Produkten mit hohen Preipreisigen Sortiment könnten ihre Ware sen, wie etwa zum Beginn der Spargel- Angesichts der aktuellen Lage spüre zwar weiterhin an Premiumkunden ver- saison, seien die Verbraucher zunehmend Schwan eine gewisse Verunsicherung am kaufen, jedoch sei der Absatz für Kunden, weniger bereit, mehr auszugeben. All- Mannheimer Großmarkt. „Es gibt einige die sich diese Ware aktuell nicht leisten gemein gäbe es aber keine Produkte, bei Betriebe, die während Corona sehr hohe könnten, stark rückläufig. „Diese Kunden denen er sagen könnte, dass die Nachfrage Umsätze erzielen konnten, andere hingeben ihr Geld - wenn überhaupt - eher merklich nachgelassen hätte. „Kartoffeln gegen nicht. Momentan ist es wiederum für Frischware im Supermarkt aus“, weiß könnten in diesem Jahr wieder ein Gewin- genau umgekehrt. Besonders erfreut über Schwan. Doch auch sein Betrieb habe mit nerprodukt sein, weil es bei diesem Pro- die Lockerungen dürfte aber vor allem die den steigenden Kosten zu kämpfen. „Wir dukt einfacher ist, mit wenig Geld seine Gastronomie sein. Dass aber bereits die verladen selbst das Gemüse aus der Pfalz Familie zu ernähren. Es ist aber noch zu nächste Krise vor der Tür steht, bereitet und liefern es teilweise an die Schweizer früh, um das bewerten zu können.“ ihnen schon Sorgen. Die Kosten betrefGrenze aus. Die Preise, die wir für Abhofen natürlich alle Unternehmen, aber die lung und Zufuhr eigentlich realisieren VON DER KARTOFFEL KUHN GMBH ZU Grundstimmung ist, glaube ich, in Ordmüssten, sind nicht mehr so umsetzbar, SCHWAN REGIOFRUIT nung. Mit dem zunehmend warmen Wetwie wir es uns vorstellen. Schließlich In den nächsten Monaten plane der Betrieb ter und zum Start der Erdbeeren- und befinden wir uns in einem Wettbewerb die Umbenennung in „Schwan RegioFruit“, Spargelsaison sollte die Stimmung wieder mit vielen anderen Betrieben und kön- wie Schwan uns mitteilt: „Der Fokus liegt steigen.“ nen dementsprechend nicht irgendwelche auf dem Vertrieb von regionalen Produkgrossmarkt@kartoffel-kuhn.de Preise aufschlagen, nur weil wir sie brau- ten aus der Pfalz, wobei wir natürlich chen.“ auch weiterhin die Waren anbieten werden, die wir seit jeher anbieten. Wir wolInnerhalb von einem halben Jahr habe er len hierbei auch unsere Präsenz auf Facebereits zweimal die Frachtgebühren um 5 book und Instagram verstärken. Hinzu
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Michiel Bontenbal, Chainn:
„Bis 2025 wollen wir unsere Branche genauso prägen wie Bol.com und Amazon“ Chainn startete am 1. November 2018 in Barendrecht. Evert-Jan van Vliet, Pieter de Jong, Kees und Leo van den Heuvel – vier gestandene Obst- und Gemüse-Fachleute – lancierten eine neue Geschäftsplattform, um den Bedürfnissen von Abnehmern und Produzenten nach Transparenz, Rückverfolgbarkeit und Effizienz in der Kette gerecht zu werden. Mehr als drei Jahre später arbeiten zwanzig Mitarbeitende bei Chainn. Vor kurzem hat Chainn einen neuen Hausstil eingeführt und ist in das oberste Stockwerk eines Gebäudes an der Autobahn A15 bei Barendrecht gezogen. „Wir sind das erste Obst- und Gemüse-Unternehmen, dem es gelingt, alle Glieder der Kette offen miteinander zu verbinden“, sagt Michiel Bontenbal, der am 1. März 2020 die Geschäftsführung übernommen hat. Sie streben eine transparente Kette an. Wie machen Sie das? Transparenz ist zu einem Sammelbegriff geworden, aber wir stehen tatsächlich dazu. Bei uns können Produzenten und Abnehmer nämlich jederzeit sehen, was in der Kette passiert. Mit unserer speziell
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anpassen lassen. Dieses Paket wurde von Anfang an in der Cloud erstellt. Die speziell entwickelte App ist die Linse, durch die man in unser System blickt. Die Nutzer sehen den genauen Status des Produkts, ob es bereits verkauft wurde, auf Lager ist oder sich auf dem Weg zu den Kunden befindet. Auch die Kosten für Kontrolle, Kühlung oder Lagerung werden beispielsweise offengelegt. Wenn ein Produkt verkauft wird, wird der Preis sichtbar. Der Lieferant kann also genau sehen, dass wir zum Beispiel einem Einzelhändler in Schweden 6 Euro berechnet haben und dass er unter dem Strich 5 Euro bekommt. Hinzu kommt der Abzug einer zuvor vereinbarten Marge für Chainn. Letztlich entwickelten App haben sie in Echtzeit werden 80 Prozent des Gesamtumsatzes Einblick in die gesamte Lebensmittelkette. – so lautet die wichtigste Vereinbarung Unser Modell ist vollkommen gläsern, aber – vom Lieferanten direkt dem Kunden sie können selbst entscheiden, wie offen berechnet. Wir müssen da nicht mitmisie sein wollen. Wir arbeiten mit einem schen. Wenn der Erzeuger eine Verbinamerikanischen ERP-Paket des Oracle- dung zum Kunden aufbauen kann, dann Systems, das wir größtenteils haben gehen die ‚Anreize‘ unserer Meinung nach
Sogar der Tischtennistisch wurde dem Chainn-Design angepasst
in die richtige Richtung. Dann werden die Erzeuger verstehen, was die Kunden wollen, und die Kunden werden die Schwierigkeiten der Erzeuger besser verstehen.
zu den Kunden auf, und wir können durch unsere Spezialisierung und Marktkenntnis einen Mehrwert schaffen. Da es bei uns immer weniger kosten wird, können wir es zu einer immer niedrigeren Marge anbieten. Der von uns betriebene Handel geht eher in Richtung Dienstleistung für die Erzeuger. Es gibt aber auch Erzeuger, die uns ihren gesamten Produktabsatz anvertrauen. Ein gutes Beispiel ist der spanische Erzeuger Berdea, der für seine King-Zucchini bekannt ist, ein mittelgroßer Zucchini-Erzeuger mit einem Premium-Produkt. Er möchte Anbauer bleiben und hat uns gebeten, einen Teil seiner Verkäufe in Europa zu übernehmen. Etwa 80 bis 90 Prozent der Produktion wird direkt für die Einzelhandelskunden verpackt und versandt, aber die Zucchinipflanze hat auch Spitzenproduktionszeiten und liefert manchmal abweichende Größen. In solchen Fällen werden die Zucchini in die Niederlande verschifft und alternative Märkte bedient. Anders verhält es sich bei Zitrusfrüchten, weil die oft als komplette Ernte in Barendrecht ankommen. Dank ihrer längeren Haltbarkeit werden sie etwas mehr ab Lager verkauft. Wir tragen das Risiko für die Erzeuger und fühlen uns verantwortlich, aber es bleibt dennoch ihr Produkt. Wenn Einzelhändler einen Preis bieten, fragen wir die Erzeuger, ob sie damit einverstanden sind. Natürlich geben wir Empfehlungen, aber letztlich entscheiden die Erzeuger, ob sie ihr Produkt zu diesem Zeitpunkt verkaufen möchten. Wir achten sehr auf die Margen, weil die vereinbarten Prozentsätze nach unserer Auffassung den von uns vertretenen Wert gut widerspiegeln. Und ich meine nicht nur nach oben hin. Gerade wenn wir mal einen höheren Preis erzielen können, versuchen wir, ihn an die Erzeuger weiterzugeben. Auf diese Weise sorgen wir für eine kontinuierliche Wertschöpfung und binden die Lieferanten an uns. Wir können das mit einer relativ hohen Marge und einem gut eingespielten System erreichen.
preisen wollen alle Erzeuger offen sein, aber das Modell ist auch bei sehr schlechten Preisen transparent. Man erhält nicht nur die Vorteile, sondern auch die Lasten. Das ist so eine Sache, denn manche ErzeuNach drei Jahren führen Sie bereits ger können nicht damit umgehen, wenn einen neuen Hausstil ein. Wieso? ihr Produkt unter dem Selbstkostenpreis Wir haben festgestellt, dass sich zu Beginn verkauft wird. Letztlich geben die Provon Chainn alles um die Plattform dreh- duzenten im Voraus an, wie offen sie die te. Das führte zu einer Art babylonischer Kette haben wollen. Aus diesem Grund Sprachverwirrung, weil die Leute dachten, entscheiden sich einige Erzeuger für einen wir seien ein Softwareanbieter oder ein garantierten Mindestpreis. Das ist auch Marktplatz geworden. Auch der Stil erin- in Ordnung und bietet in diesem Fall auch nerte eher an ein IT-Unternehmen als an uns die Möglichkeit, etwas mehr Marge zu einen Obst- und Gemüse-Vermittler. Wir machen. hatten die richtigen Ideen, aber wir wussten nicht, wie wir sie in Worte fassen soll- Und wie haben die Kunden reagiert? ten. Nach einer Reihe von Strategiesitzun- Auch ganz unterschiedlich. Es gibt eine gen wurde ein neuer Hausstil eingeführt, Gruppe von Kunden, die einfach nur der die Leidenschaft hinter unserer Arbeit Waren zu einem niedrigen Preis kaufen viel besser zum Ausdruck bringt. wollen. Natürlich können auch sie wegen einer Palette Orangen oder Zucchini zu Wie haben die Produzenten auf dieses uns kommen, aber das sind für uns die Geschäftsmodell reagiert? am wenigsten attraktiven Kunden. UnseGanz unterschiedlich. Als wir anfingen – re Einzelhandelskunden wollen gerne ich war seinerzeit noch nicht bei Chainn direkt mit der Quelle sprechen, und dafür – hatten wir eine Gruppe von Erzeugern, ist unsere Plattform die Lösung, jedenfalls die sofort mitmachten, weil sie den Leu- in ihrem extremsten Modell. Ich mache ten hier vertrauten. Die meisten von ihnen mir keine Illusionen darüber, dass viele ahnten noch nicht, was sich ändern wür- Einzelhändler unsere App nutzen werden, de, aber sie vertrauten unseren Leuten. aber wir geben auch ihnen die MöglichInzwischen haben sich viele weitere Lie- keit dazu. In der Praxis sind es jedoch vor Das klingt alles bestens, aber feranten angeschlossen. Dieses Modell ist allem die Erzeuger, die den größten Bedarf müssen Sie sich nicht auch mit den besonders für spanische Gemüsegenos- an einer transparenten Kette haben. günstigen Preisen der Supermärkte senschaften von Nutzen. Sie haben traauseinandersetzen? ditionell einige Schwierigkeiten mit dem Machen Sie sich mit einem solchen Genau daran beteiligen wir uns als Chainn Verkauf in anderen europäischen Ländern Geschäftsmodell nicht auf Dauer nicht. Wir wollen in diesem Bereich keiund fühlen sich oft von Zwischenhändlern überflüssig? ne Stellung beziehen. Und natürlich ist es benutzt. Für sie ist es eine Lösung, dass ein Ich denke, dass wir irgendwann unsere manchmal schwierig, wenn ein interesUnternehmen entstanden ist, das wirklich Lieferanten und Kunden immer weniger sierter Einzelhändler auftaucht. Aber bei transparent arbeitet. Das bedeutet nicht entlasten müssen, was aber nicht schlimm Ausschreibungen und bei der Arbeit mit immer, dass unter dem Strich eine höhe- ist, denn die Welt ist wirklich groß genug. saisonalen Preisen gibt es immer einen re Gewinnspanne steht, aber sie wissen, Wenn unsere Kunden Spanien oder Marok- Verlierer in der Kette, und der befindet dass die mitgeteilten Preise die tatsäch- ko besuchen, bringen wir sie mit unseren sich oft auf einer Seite. Wir versuchen, lich erzielten Preise sind. Lieferanten und Lieferanten in Kontakt. Wir brauchen uns sehr effizient zu arbeiten, aber wir wolKunden geben im Voraus an, wie offen sie also nicht zu zieren, wenn wir mit den Lie- len, dass die Erzeuger einen fairen Preis sein wollen. Offenheit beinhaltet nämlich feranten über Kunden sprechen. Unsere für ihr Produkt bekommen. Wenn wir hier auch Verantwortung. Bei hohen Verkaufs- Lieferanten bauen selbst eine Beziehung nachgeben, geben wir unser Geschäfts-
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Pieter de Jong zu Besuch bei Lieferanten
modell auf. Bei Chainn geht es nicht um den billigsten Handel. Wenn Erzeuger an einer Ausschreibung teilnehmen möchten, ist dies selbstverständlich in Ordnung. Im Rahmen unseres Systems können Erzeuger dieses Risiko eingehen, wenn sie möchten, und wir wollen sie da auch gerne entlasten, aber das ist dann ihre eigene Entscheidung.
sehr mit dem täglichen Geschäft beschäf- wahrscheinlich auch einen guten Preis tigt. Ja, das war oftmals besser hinsicht- für ihr Produkt bekommen werden, aber lich der Gewinnspannen, aber wir muss- das ist nicht der Grund, warum wir hier ten wieder zur Basis zurückkehren und sind. Das können zehn andere nämlich uns dann die Frage stellen, was wir eigent- auch. Produktspezialisierung ist für uns lich tun. Dabei haben uns Strategiesitzun- sehr wichtig. Anfangs haben wir uns alles gen geholfen. Der Tageshandel ist nicht geschnappt, wenn sich jemand meldete, unser Kerngeschäft. Deshalb haben wir aber das ist vorbei. Das heißt nicht, dass irgendwann mal um halb acht Uhr ange- wir unsere Produktpalette niemals erweifangen. Und wir sind wählerisch bei den tern werden, aber bevor wir das tun, muss Wie sind Sie zu Chainn gekommen? Erzeugern, mit denen wir zusammenar- schon klar sein, dass wir einen Mehrwert Chainn wurde von den vier Gesellschaf- beiten. Wir mussten wirklich lernen, dass schaffen. Erst wenn das der Fall ist und wir tern Evert-Jan van Vliet, Kees und Leo van die Erzeuger uns nicht ihren gesamten die richtigen Erzeuger und Kunden haben, den Heuvel und Pieter de Jong gegründet. Handel aufdrücken können. Wir tun alles, können wir diesen Schritt tun. Wir wollen Sie hatten die Anteile gleichmäßig auf- um unseren Erzeugern zu helfen, aber wir nicht zu einem Unternehmen werden, das geteilt und nach dem ersten Jahr einen wollen keine Abraumhalde sein. allen das gesamte Sortiment verkaufen ordentlichen Umsatz erzielt. Sie merkten will. Ich halte mehr davon, ab und zu nein aber auch, dass trotz der vielen Geschäfte Wie wichtig ist die zu sagen, als alles abzunicken. Menschen, nicht an der Organisation an sich gebaut Produktspezialisierung für Sie? die alles verkaufen wollen, sollten auf dem wurde. Ihnen fiel auf, dass sie schnell im Sehr wichtig. Wir haben eine Reihe von Markt arbeiten. Sie sind Halbspezialisfavorisierten Tagesgeschäft aufgingen, Grundpfeilern. Bei uns sind das Zitrus- ten, sie wissen ein wenig über alles, aber aber ihnen fehlte der Blick von einer höhe- früchte, Gemüse und Melonen. Bei Zitrus- nichts Genaues. ren Warte. Deshalb haben sie mich gebe- früchten machen wir während der spaniten, Direktor zu werden. Wir haben eine schen Saison nicht so viel, weil wir glauben, Wie verteilt sich Ihr Umsatz auf die sehr flache Organisation und arbeiten dass wir hier keinen großen Mehrwert einzelnen Segmente und Märkte? als ein richtiges Team. Der große Vorteil schaffen können. Dann werden wir näm- Unsere Kunden sind über ganz Europa ist, dass die Gründer ihren spanischen lich wieder zu Händlern, und genau das verteilt. In den Niederlanden beliefern wir oder südafrikanischen Lieferanten oder wollen wir nicht. Von der marokkanischen ein paar große Einzelhändler, aber auch deutschen Kunden viel Aufmerksamkeit an bis zur überseeischen Saison bewäl- die Verarbeitungsbranche und das Gastschenken können. Hinter der Steuerung tigen wir jedoch erhebliche Mengen. Bei stättengewerbe. Wir bedienen diese drei steckt eine Menge Wissen. In vielen Unter- Gemüse arbeiten wir dagegen viel mehr Branchen in vielen Ländern. Mit unsenehmen sieht man, dass solche Mitarbei- mit Genossenschaften aus Murcia und rem Gemüse sind wir zum Beispiel in den tende aus dem Prozess herausgenommen Almeria zusammen, sowohl bei Gewächs- skandinavischen Ländern und auf dem werden und für ein immer größeres Paket hausgemüse als auch bei Freilandgemüse osteuropäischen Markt gut vertreten. Die Verantwortung übernehmen oder mehr und Kräutern. Auch Marokko ist ein wich- größten Wachstumschancen bei Gemüverwalten müssen, wobei alle wissen, dass tiger Lieferant. Es bestand ein Bedarf an se bestehen für uns auf dem deutschen gute Händler oder Account Manager nicht guten Tomatenproduzenten, und insbe- Markt. Mit Zitrusfrüchten wiederum sind immer auch ein guter Personalmanager sondere der Anbau von Strauchtomaten wir ein wichtiger Spieler im niederlänsind. ist in diesem Land im Kommen. Auch bei dischen Gaststättengewerbe. Außerhalb Melonen sind wir zu bestimmten Zeiten der spanischen Saison bewegen wir uns Erforderte dieses neue Geschäftsmodell sehr stark. Wir müssen nicht das ganze wieder mehr in Richtung Frankreich und auch eine interne Neuorientierung? Jahr über alle Produkte anbieten. Warum Spanien. Für den Handel, der außerhalb Klar, auch dabei haben wir eine echte sollten wir niederländisches Gewächs- von Verträgen stattfindet, liefern wir auch Entwicklung durchgemacht. Als ich hier hausgemüse anbieten? Die Erzeuger wer- an Zwischenhändler. Wir nehmen das anfing, waren alle um viertel vor sieben den hier von den Kooperativen und Ver- ernst und versuchen auch, ihre Erwartunbei der Arbeit. Die Preise mussten ange- triebsorganisationen gut betreut. Wir gen zu übertreffen, aber wir bauen unser passt werden, und das musste vor sieben fügen dem nichts hinzu. Natürlich können Geschäft nicht darauf auf. Uhr passieren. Bis 11 Uhr waren dann alle wir Paprikaanbauer an uns binden, die
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Welche Auswirkungen hat die Situation in der Ukraine auf Ihren Handel? Das ist sehr spannend. Letztendlich glauben wir, dass der Handel wieder zum Zuge kommen wird, denn schließlich müssen auch die Russen und Ukrainer etwas essen. Übrigens haben wir in Russland praktisch nicht und in der Ukraine auch nicht viel gehandelt. Man sieht allerdings, dass wir jetzt viele Anrufe von ägyptischen Zitrusanbauern erhalten, die sonst einen großen Teil ihres Volumens nach Russland verkauft haben. Normalerweise würde der Preis sinken, aber die Kosten für Rohstoffe, Transport und Verpackung sind derzeit wesentlich höher. Das ist ein Teufelskreis. Man arbeitet nämlich mit Produzenten zusammen, für die man sich verantwortlich fühlt. In Spanien wird die gleiche Diskussion geführt, allerdings bei hohen Energie- und Rohstoffpreisen. Und die Supermärkte reagieren langsamer auf Preiserhöhungen als die Erzeuger, die das spüren. Manchmal werden Angebote zurückgezogen, weil sie einfach nicht mehr zu halten sind. Normalerweise arbeiten wir fast ausschließlich auf Vertragsbasis, aber das ist für uns der Grund, das vereinbarte Volumen für einige Produkte bewusst zu reduzieren. Diese Mengen werden mit Sicherheit auf uns zukommen, aber wenn man jetzt alles in Verträgen festlegt, wird jemand die Zeche zahlen, und davon haben weder die Kunden noch die Lieferanten etwas.
Erzeuger die Möglichkeit geben, ihr Pro- wir es mit einem Naturprodukt zu tun, dukt gut zu verkaufen und einen fairen aber es kommt selten vor, dass wir wegen Preis bezahlen. plötzlicher Verknappung in echte Probleme geraten. Das liegt auch daran, dass Sie haben mehr als sechzehn Jahre wir so transparent arbeiten. Wenn es mal bei Looye Kwekers gearbeitet, einem so stark geregnet hat, dass nicht geerntet der wenigen Markenunternehmen in werden kann, ist das Verständnis zwiunserer Branche. Können Sie auf diese schen Erzeuger und Abnehmer größer. Erfahrung zurückgreifen? Wir halten unsere Kunden auch über die Das ist eines der Dinge, die ich ein wenig Entwicklung des Anbaus auf dem Laufenvermisse. Als Erzeuger ist man selbst ver- den, unter anderem durch einen wöchentantwortlich für sein Produkt und kann lichen Bericht, damit sie wissen, dass sie damit machen, was man will. In meinem beispielsweise bei einer anstehenden vorherigen Job hatten wir mit fast allen Schlechtwetterlage aufpassen müssen. Einzelhändlern zu tun. Das haben wir hier nicht. Wir wollen auch hier ein Quali- Könnte es nicht schöner sein, wenn Sie tätsgütesiegel für Zitrusfrüchte schaffen, beispielsweise beim Handelszentrum damit die Verbraucher immer eine wohl- ‚on top‘ wären? schmeckende Orange bekommen. Ich den- Wenn wir auf unserem Handel sitzen würke, das ist eine Marktlücke. Jetzt schwankt den, müssten wir reisen, denn über 80 Prodie Qualität eines Netzes Apfelsinen zu zent gehen direkt an die Kunden und wir oft und Verbraucher kaufen sie ein paar sehen es hier nicht wieder. Dies bedeutet, Wochen lang nicht, weil sie denken, dass dass es keine Zwischenschritte gibt. Der sie eben zur Zeit nicht schmecken. Transport erfolgt direkt zu den Kunden und das Produkt ist somit viel frischer. Wir Suchen Sie auch nach Nischenprodukten arbeiten auch gerne etwas windgeschützt, wie etwa speziellen Sorten oder Bio? abseits des Geländes. Wir haben keine Bio ist ein wesentlicher Bestandteil unse- Ambitionen, ein eigenes Magazin einzures Pakets, aber die wirklichen Nischen, richten. Unsere Logistikpartner befinden zum Beispiel bei den Sorten, werden von sich in der Nähe und sind in einem ganz uns nicht bedient. Wir suchen allerdings anderen Bereich tätig. Nur wenige sind bei den von uns geführten Produkten darin wirklich gut. Also auch hier gilt: nach den besten auf dem Markt. Unsere Wenn Sie es gut können, tun Sie es, und wir Zucchini und Orangen zum Beispiel sind übernehmen die Dienstleistungen. Wenn wirklich besser als der Standard auf dem man alles selbst machen will, dann bewegt Markt. Dafür wird dann auch ein Spitzen- man sich meist auf etwa 80 Prozent des Gab es noch nie Lieferanten, die sich an preis bezahlt. Niveaus eines echten Spezialisten. Chainn Chainn beteiligen wollten? liegt auch bewusst nicht im HandelszenDie gab es durchaus, aber wir haben uns Ist die Produktverfügbarkeit ein trum. Womit man zu tun hat, damit wird bewusst dagegen entschieden. Wenn man Thema? man angesteckt. Das mag seltsam klindas täte, würde man mehr Finanzkraft Bei einigen Produkten ist das sicherlich gen, aber ehe man sich versieht, wird man erhalten, aber mit unserem Geschäftsmo- der Fall. Das Melonenangebot war in die- von all den Kollegen gedrängt, mehr als dell braucht man bereits weniger finan- ser Saison sehr knapp, und das Zitrusan- Händler zu arbeiten. Wir besinnen uns auf zielle Mittel als mit dem althergebrachten gebot ist traditionell mal so, mal so. Der unseren eigene Kraft. Modell. Es passt auch nicht zu unserem Zitronenmarkt war in den letzten Jahren Modell, denn wir wollen noch tiefer in die recht gut, aber jetzt sieht man, dass viel Kette einsteigen und suchen nicht nach angepflanzt wurde und die Preise stärden größten Handelspartnern. Wir wollen ker unter Druck stehen. Natürlich haben
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Ein Teil des Chainn-Teams im neuen Bürogebäude
Worauf achten Sie bei der Einstellung von neuen Mitarbeitenden? Wir investieren nicht in alte Erfahrungen. Wir arbeiten viel mit jungen Menschen, und wir freuen uns, wenn sie gut ausgebildet sind. Außerdem arbeite ich gerne mit vielen verschiedenen Kulturen, Religionen und Menschentypen zusammen. Wenn ich viele kommerzielle Haudegen vom alten Obst- und Gemüse-Schlag anlocken würde, so wäre das ein Rückzug in die althergebrachte Welt, und das wollen wir vermeiden. Für uns gilt der Grundsatz: Wer etwas kann, soll es machen. Damit meinen wir, dass Spezialisten ran müssen. Wenn ein Junior mehr über etwas weiß als ein erfahrener Mitarbeiter, dann soll er oder sie nach vorne kommen! Wir wollen hier so viel Freude wie möglich haben. Deshalb haben wir das neue Büro so angenehm wie möglich eingerichtet. Jeden Tag sorgt zum Beispiel jemand anderes für ein gutes Mittagessen, denn wir wollen diesen Teamgeist erhalten. Unsere Leidenschaft bewirkt, dass wir immer wieder neue Anforderungen an uns stellen und versuchen, unsere Dienstleistungen jeden Tag zu verbessern. So möchten wir für unser Team gerne einen Kundenbetreuer für den Einzelhandel hinzuholen, der sich mit dem Spiel auskennt. Ein gewisses Maß an Erfahrung ist sicherlich wünschenswert, aber die kann durchaus auch in anderen Bereichen der Frischwarenbranche erworben sein.
Wie hat sich Corona auf Ihr Unternehmen ausgewirkt? Ich habe im März 2020 angefangen, also habe ich bisher nur Corona erlebt. Bei allem Respekt vor den Menschen, die die negativen Folgen von Corona erlebt haben – für uns hatte es in erster Linie positive
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Auswirkungen. Wir haben ein bisschen Gastronomie beim Umsatz vermisst, aber das wurde durch die Einzelhandelskunden mehr als kompensiert. Außerdem war es für mich ideal, das gesamte Team zwei Jahre lang beisammen zu haben. Gerade jetzt, wo wir ein neues Modell einführen, lässt sich wirklich ein Team aufbauen. Das wäre sonst nicht möglich gewesen, weil immer Mitarbeitende unterwegs sind. Das hat es uns ermöglicht, ein starkes, eng aufeinander abgestimmtes Team aufzubauen. Die Unternehmensphilosophie ist in unserer Organisation von unten nach oben verankert. Daher muss ich inhaltlich nicht viel korrigieren. Aber natürlich sind wir jetzt froh, dass Corona wieder rückläufig ist. Wir boten die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, aber letztendlich haben doch alle größtenteils vor Ort gearbeitet. Wir haben die Mitarbeitenden allerdings nachdrücklich aufgefordert, die Maßnahmen am Arbeitsplatz und im privaten Bereich ernst zu nehmen. Im Team haben wir in den ersten anderthalb Jahren glücklicherweise keine Infektionen gehabt.
selbst hinausgewachsen. Wir halten es für wichtig, ein bisschen Ruhe und Planungssicherheit einzubauen. Und wir wollen auch Freude haben. Man hört es einfach gerne, wenn ein Erzeuger in Südafrika erklärt, warum er seinen Handel über unser Modell abwickeln will. Letztendlich hoffen wir, dass weitere Unternehmen unserem Geschäftsmodell folgen werden, weil man mehr Parteien braucht, um dieses Konzept zur neuen Normalität zu machen. Hoffentlich kommt morgen eine weitere App heraus, das wird auch uns stärker machen. Unser System funktioniert hervorragend, aber es ist nur ein System, das uns hilft, unsere Ziele zu erreichen. Wir unterscheiden uns durch unsere Arbeitsweise und Leidenschaft. Es ist wie beim Radfahren: Sie brauchen ein gutes Fahrrad, aber die Tour de France gewinnt man dadurch noch nicht.
Sie sind digital bestens ausgestattet. Können teure Implementierungen Sie nicht den Kopf kosten? Und haben Sie genügend IT-Wissen im Haus? Wenn ich mir unsere Plattform anschaue, dann hat sie sicherlich Geld gekostet, vielleicht manchmal zu viel. Aber das gehört eben dazu, um die Nase vorn zu haben. Es geht einem immer nahe, wenn man Geld ausgibt. Allerdings glaube ich daran, dass man Dinge gemeinsam angehen sollte, um die Kosten zu senken. Das Wissen haben wir auf jeden Fall. Ich selbst habe einige Erfahrung mit der Einführung eines neuen Pakets. Wir haben auch eine Mitarbeiterin im Haus, die eine echte IT-Spezialistin ist. Ich brauche nicht noch unbedingt eine komplette IT-Firma an meiner Seite zu haben, dafür gibt es Spezialisten.
Sie haben in den letzten Jahren eher im Hintergrund gewirkt. Ist dieses Interview der Auftakt für weitere Neuigkeiten? Wir hielten es in der Tat für angebracht, nicht die Öffentlichkeit zu suchen, obwohl wir uns fachlich auf dem Markt wirklich Sporen verdient haben. Wir wollen das Erwarten Sie nicht, dass weitere auch weiter fördern. Wir haben uns zum Unternehmen Ihr Geschäftsmodell Ziel gesetzt, im Jahr 2025 unsere Brankopieren werden? che genauso zu prägen wie Bol.com und Das wird sicher passieren, aber es ist nicht Amazon in ihrem Bereich. Die haben den für jeden einfach. Unternehmen mit einem Markt wirklich in eine neue Ära geführt. großen Team oder einem eigenen Depot Wir wollen das attraktivste und bekannhaben einen erheblichen Kostenaufwand. teste Verbindungsstück in unserer BranAnschließend muss Volumen durchlaufen. che sein. Aber dazu müssen wir mehr an Wenn Russland dann mit einen Boykott die Öffentlichkeit herantreten, sonst sind kommt, hat man ein richtiges Problem. wir vielleicht klasse, aber es kennt uns nieWir tragen auch Verantwortung für zwan- mand. zig Mitarbeitende und ihre Familien, also michiel@chainn.nl das sind ganz andere Kosten. Wir müssen auch nicht die Größten werden oder die dicksten Autos vor der Tür stehen haben. Ehe man sich versieht, ist man über sich
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Verpackung
Papierverpackte Kartoffeln: rationale Entscheidung für die Umwelt oder emotionale Entscheidung der Verbraucher?
Chancen und Probleme für Papierlieferanten, Maschinenbauer und Kartoffelpacker Einige Supermärkte sind voll engagiert, andere unternehmen die ersten Schritte und eine dritte Gruppe lässt die Finger davon: Papiertüten für Kartoffeln. Der Einzelhandel, die Verpackungsbranche und die Regierung ringen um eine Entscheidung zwischen Papier und Kunststoff. Papier scheint im Kommen zu sein, aber wird es in zehn Jahren wirklich die Regale dominieren? Papierlieferanten, Hersteller von Verpackungsmaschinen und Kartoffelpacker schildern im Folgenden ihre Sicht.
grün werden und der Vermarktungswert von Papier wesentlich höher liegt.
Molenaar Aardappelen en Groenten Groothandel aus Haarlem liefert seit 2016 Kartoffeln in Papierverpackungen. „Wir wollten innovativ sein, und zu dieser Zeit wurde der Ruf nach einer Welt ohne Plastik immer lauter. Eine konkrete Nachfrage danach war auch da“, sagt Felix Molenaar. „Wir haben beschlossen, uns an dieser Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: darüber reden lassen, warum sie sich für Nachfrage zu orientieren und alle VerEs ist nicht ganz klar, ob Papierverpa- oder gegen Papier entscheiden und welche packungen auf Papier umzustellen. Allckungen über ihren gesamten Lebenszy- Erfahrungen sie bei der Arbeit gemacht mählich sehen wir, dass die Nachfrage klus hinweg umweltfreundlicher sind als haben. steigt, worauf wir sehr stolz sind. Unsere die Kunststoffvarianten. Lassen wir den verpackten Kartoffeln werden vor allem Umweltaspekt die treibende Kraft bei der Abgesehen von der Umweltthematik nen- in den Gemüsefachgeschäften zu finden Entscheidung für Papier sein, aber wer nen die Verpacker im Allgemeinen die fol- sein, weil die sich von den Supermärkten entscheidet darüber? Aus einer Umfrage genden Minuspunkte von Papierbeuteln: abheben wollen. Der Unterschied liegt unter den Verpackungsherstellern geht Die Kosten sind doppelt hervor, dass der Einzel- und Kleinhandel so hoch (oder höher). darauf drängen, und zwar nicht, weil sie Wenn man vollständig von der Regierung (außer in Frankreich) auf Papier umsteigen oder durch unabhängige Untersuchungen will, sind nicht genüdazu gezwungen werden, sondern weil gend Rohstoffe verfügsie sich an der Meinung der Verbraucher bar. Papier ist nicht so orientieren. Papier wird als besser für die stabil wie Kunststoff Umwelt wahrgenommen als Plastik. In und es läuft nicht so diesem Artikel werden wir nicht auf den leicht über die VerpaKern der Sache eingehen, der Gegenstand ckungsmaschinen. Die wissenschaftlicher Forschung ist. Wir großen Vorteile sind werden jedoch einige interessante Punk- jedoch, dass die Karte ansprechen und die Branchenpartner toffeln nicht so schnell Kleingebinde von 1 bis 2,5 kg aus dem Hause Molenaar
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nicht nur bei der Papierverpackung, sondern auch beim Inhalt. Wir füllen sie mit schmackhaften, traditionellen Sorten wie Friesländer, Bildtstar, Doré, Nicola usw. Das Angebot ist auf einer Website zu finden. Inzwischen haben sich unsere Verpackungen weiter in den Geschäften verbreitet. Seit Oktober 2021 verpacken wir auch Beemster Valéry. Astrid Francis hat ein eigenes Design für unsere bestehende Verpackung entworfen. Dieser Beemster Valéry in der Papierversion ist bei Dekamarkt und in Gemüsegeschäften erhältlich.“ Molenaar hat sich für fünf Farben entschieden, je nach Kochtyp. Das farbige Papier wird als Rolle geliefert und die 2und 2,5-kg-Tüten werden auf einer vertikalen Form-, Füll- und Verschließmaschine geformt. Der Großhändler selbst druckt den Namen, die Merkmale und den Strichcode in schwarzer Farbe auf. „Es geht nicht sehr schnell, die maximale Frequenz bei uns beträgt 14 pro Minute, aber schneller muss es auch nicht gehen. Wir sind nicht so groß und es ist nicht wichtig, ob wir 400 oder 500 Säcke pro Stunde fertigen. Bei uns befindet sich das Netzfenster für die Belüftung auf der Rückseite, so dass, wenn die Tüte im Laden steht, wenig Licht einfällt und die Kartoffeln vor dem Vergrünen geschützt sind. Es sieht schön aus und die Verpackung kann zum Altpapier.“
Greydanus Aardappelgroothandel en Transport aus Heerenveen hat ebenfalls seit einigen Jahren eine 800-Gramm-Verpackung als Papierbeutel im Sortiment. „Wir verwenden diese Verpackung speziell für kleinere Kartoffeln im Exklusivsegment“, sagt Klaas Greydanus. „Der Großteil unseres Angebots besteht allerdings aus den höheren Gewichtsklassen in Kunststoffverpackungen. Ich erkenne auch keine direkte Nachfrage nach Papiersäcken.“ Die Papierkartoffelbeutel von Greydanus sind mit einem Kunststofffenster versehen. Wenn man gestanzte Löcher will, müssen diese eine bestimmte
Papier und Kraftpapier für unsere (halb) fertigen Produkte. Die Rollen können aus reinem Papier bestehen, aber auch aus Material mit einer umweltfreundlichen Beschichtung auf Wasserbasis, die notwendig ist, um die Beutel in der Form, Füll- und Verschließmaschine zu verschließen. Rollen für Beutel mit Netzfenstern sind sehr gefragt, und das nicht nur für Kartoffeln, sondern zum Beispiel auch für Zwiebeln und Karotten. Das Netzfenster sorgt für Belüftung, außerdem möchten die Verbraucher das Produkt gerne sehen. Das lässt sich auch mit gestanzten Löchern erreichen, was wir aber im Moment nicht so häufig machen. Unsere aktuellen Maschinen arbeiten am besten Papierverpackungen aus dem Hause Greydanus und schnellsten für die Produktion von Form haben und das Papier braucht eine Papierrollen mit Netzfenstern. Wir köngewisse Stärke, sonst reißt es ein, so Klaas. nen bis zu 500 Meter pro Minute erreichen. „Kunststoff dagegen ist billiger und läuft Es ist auch nicht leicht, alle beim Perforiebesser über die Maschinen. Wir arbeiten ren anfallenden Papierabfälle abzusaugen. seit etwa fünfzehn Jahren mit recycelfähi- Aber wenn die Nachfrage da ist, machen gem Kunststoff. Und haben Sie schon mal wir das.“ einen Kartoffelbeutel in der Landschaft herumliegen sehen? Das wird immer Um eine Papierverpackung zusammen mit schön sortiert.“ der alten Pappe als recycelbar zu deklarieren, dürfen in Belgien 15 Prozent der In Belgien hat sich der Einzelhandel frü- Verpackung aus papierfremdem Material her als in den Niederlanden mit Obst- und bestehen. In den Niederlanden sind es nur Gemüse-Papierverpackungen beschäf- 5 Prozent. „Wir fertigen Papierbeutel für tigt. Auch jetzt ist das Angebot dort noch ein und zwei Kilo Kartoffeln für einen deutlich größer. Das im Hennegau ansäs- Verpackungsbetrieb in den Niederlanden, sige Unternehmen Semoulin Packaging der einen großen Supermarkt beliefert. beliefert mehrere Kartoffelpacker mit Zunächst wurde eine Lösung mit einem vorgefertigten Beuteln und Papierrollen Netzfenster in Erwägung gezogen, aber für unterschiedliche Branchen. „Wir stel- mit einem Netz aus Zellulosefasern, der len Standbodenbeutel her und schneiden Farbe und der Beschichtung zum Versieund bedrucken Papierrollen auf Maß. Wir geln des Beutels ist man schnell bei über können bis zu zehn Farben drucken“, sagt 5 Prozent. Also sind es schließlich perfoRobert Schram, ein Niederländer im fran- rierte Beutel geworden,“ sagt Robert, der zösisch-sprachigen Teil Belgiens. „Wir darauf hinweist, dass man mit Papier auf arbeiten hauptsächlich mit mehrlagigem Rollen bis zu 2,5 Kilo gut verpacken kann.
Papierverpackungen von Semoulin Packaging für die niederländische LEH-Kette Jumbo
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„Darüber hinaus wird es jedoch schwierig. Schließlich fallen die Kartoffeln von oben herab, was die Verpackung aushalten muss. Nicht das Netz oder die Löcher sind problematisch, da das Papier ohnehin eine gewisse Dicke hat, sondern der Verschluss, der reißen kann. Bei vorgefertigten Beuteln ist dies kein Problem, da der Beutel einfach aufs Band gelegt wird, und das kann bis zu 20 Kilo tragen. In Irland zum Beispiel – und manchmal auch in den Vereinigten Staaten – gibt es Kartoffeln in Papierbeuteln von bis zu 10 Kilo.“
Robert zufolge werden in erster Linie BioSemoulin-Papierverpackungen Kartoffeln von den Kartoffelpackern in Papier verpackt. „Bei Bio-Kartoffeln ist die Gewinnspanne größer, wodurch sich gen können. In diesem Fall handelt es sich lich auch hergestellt werden, und Abfüllder höhere Papierpreis besser auffangen um Kissenbeutel für 1 kg Kartoffeln. Das maschinen verbrauchen in der Regel viel lässt. Ich habe auch einen Kunden, der auf Endprodukt ist genauso ansprechend und mehr Energie als beim Abfüllen von PlasPapier umgestiegen ist und zwei Millionen straff wie bei Folie“, sagt Jan, der aller- tikbeuteln. Aber es geht um die WahrBeutel pro Jahr abnimmt.“ Abgesehen vom dings darauf hinweist, dass Papier anfäl- nehmung: Plastik ist zum Feind Nr. 1 Kostenpreis, der seit Beginn der Corona- liger ist als Plastik. „Je dicker und stärker geworden. Deshalb haben wir eine flexible krise stark gestiegen sind, sieht Robert das Papier ist, desto schwieriger läuft es Maschine entwickelt, die sowohl Papier vor allem die Lieferzeiten als das größte auf der Maschine.“ als auch PE verarbeiten kann. Auf diese Problem für die Branche. „Um sich darauf Weise können die Kunden je nach Markteinzustellen, bieten wir unseren Kunden Neben Papierlösungen mit einer sehr dün- bedürfnissen von einem Material zum die Möglichkeit, Reservierungen für den nen Schicht eines sealfähigen Mediums am anderen wechseln.“ Rest des Jahres vorzunehmen. Wir sorgen Beutelende oder auf der gesamten Oberdann dafür, dass das Papier bestellt wird fläche – eine lebensmittelechte PE-Schicht, VDH Concept aus Schoten druckt und und richten unsere Produktionsplanung die auch als Barriere gegen Feuchtigkeit stanzt Papierrollen. „Lassen wir das Thedarauf ein. Wann die Lieferungen stattfin- wirkt – verfügt Rovema über die Techno- ma beiseite, ob Papier umweltfreundlicher den, besprechen wir dann später.“ logie, die Enden mit Heißkleber verbindet, ist als Kunststoff, aber in der Wahrnehso dass reines Papier verwendet werden mung bekommen wir jeden Tag Anfragen Semoulin liefert verschiedene Papierqua- kann. aus ganz Europa, obwohl PE- oder OPPlitäten (matt und glänzend). Die QualiFolie billiger ist und auch bessere Liefertät des Papiers entscheidet auch darüber, „Viele denken, dass Papier besser für die zeiten hat,“ sagt Jan Lode Van Den Heuvel. ob das Material auf einer Verpackungs- Umwelt ist, aber in Anbetracht der Aus- „In den Niederlanden wird noch weitgemaschine glatt oder weniger glatt läuft, wirkungen auf die gesamte Kette bin ich hend auf Plastik gesetzt, während in Belerklärt Robert. „Auf der Außenseite lässt überzeugt, dass ein perforierter PE-Sack gien mehr Wert auf Präsentation und Erlesich ein Lack auf Wasserbasis auftragen, besser abschneidet. Papier muss schließ- ben gelegt wird.“ damit das Papier in den Maschinen besser gleitet. Und man braucht natürlich auch eine gute Maschine. Mit dem richtigen Material und der richtigen Technik kann man viel erreichen.“
Jan Strijbos, Verkaufsleiter von Rovema Benelux, einem Maschinenlieferanten für die Verpackungsindustrie, stimmt der Aussage zu, dass eventuelle Probleme beim Verpacken teilweise auf die Technologie und teilweise auf das Material zurückzuführen sind. Laut Jan bevorzugt ein Maschinenbauer Lösungen für perforierte Rollen, weil normales Papier leicht über die Maschine gleitet. Einzelhändler und Verbraucher bevorzugen hingegen ein Netzfenster wegen der Stabilität des Beutels und der guten Sichtbarkeit des Produkts: „Mit Mondi-Papier, perforiert von VDH Concept, haben wir auf der Interpom eine Maschine ausgestellt, die 120 Beutel pro Minute auf einem Schlauch formt und füllt. Es gibt übrigens nur wenige Wieger, die eine solche Geschwindigkeit bewälti-
Papierverpackungen aus dem Hause VDH
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Verpackung
Stefaan Spriet von Spriet Potatoes in Merelbeke hat vor kurzem eine neue Maschine von Rovema gekauft. „Die Maschine läuft gut, muss ich sagen. Seit letztem Jahr bieten wir Papierbeutel mit Netzfenster und Griff an. Es war eine Eigeninitiative, die nicht auf eine Anfrage des Einzel- oder Fachhandels zurückging. Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt uns sehr. Wir haben 2.400 Sonnenkollektoren und nutzen die Wärmerückgewinnung. Allerdings gibt es in mehreren Bereichen noch einiges zu tun, bevor Papierverpackungen zu einer Erfolgsgeschichte werden können. Und ob es letztlich eine umweltfreundlichere Lösung ist als das dünne KunststoffMonomaterial, das man bereits in vielen Verpackungsanlage und abgepackte Kartoffeln von Landjuweel Supermärkten findet, ist nicht immer klar. Beide Verpackungsarten haben ihre Pros und Contras. Wir bekommen In Europa wird die Norm für Papierverpa- scheinlich zu einem größeren Problem jedoch positive Reaktionen von unseren ckungen bei 95 Prozent Papier als Rohstoff werden. Kunststoff hingegen können wir Kunden, die sich freuen, dass sie ihren liegen, erklärt Jan Lode. „Wir arbeiten mit weiterhin recyceln, wenn wir das Verfah- Kunden diese Verpackung anbieten könPerforationen, weil wir davon ausgehen, ren weiter verfeinern und die Vorschrif- nen. Nach dem Sealen mit einer Beschichdass in einigen Jahren Monomaterial die ten dies unterstützen. Da die Ölvorräte tung verschließt Spriet Potatoes seine Norm sein wird. Das heißt, dass es keinen endlich sind, ist auch Neukunststoff als Papier-Bio-Verpackungen in vorgefertigPlatz mehr für Netzfenster geben wird, Nebenprodukt der Ölraffination endlich, ten Beuteln in der Nähstraße. Feuchtigkeit sondern nur noch für Coating, um die Ver- aber inzwischen gibt es so viel Kunststoff kann ein Problem sein. Vor allem in den packung lebensmittelsicherer zu machen auf der Welt, dass die Rohstoffversorgung Kühlzellen werden die Beutel feucht, aber und zu sealen. Wir arbeiten mit zertifi- für das recycelte Material gesichert ist.“ sobald sie in der trockenen Umgebung des ziertem Papier von Mondi und bringen mit Supermarktes sind, härtet das Papier wieSQ-Papier unsere eigene Marke auf den „Selbst in der heutigen Zeit spricht einiges der gut aus“, sagt Stefaan. Markt. Wir können auch sehr speziell per- für Kunststoff, jedenfalls in den Niederforieren und sorgen immer dafür, dass das landen. Es wird geschätzt, dass weniger Der Verpackungsspezialist PaardekoProdukt gut sichtbar ist.“ als 1 Prozent der Kartoffelverpackun- oper aus Oud-Beijerland beliefert die gen in unseren Supermärkten aus Papier Kartoffelpacker mit beschichtetem Papier VDH Concept verwendet 84-Gramm- und bestehen. Ich sehe hauptsächlich lokale des deutschen Papierherstellers Carto136-Gramm-Papier. „Ich persönlich finde Produkte, Spezialitäten und Bioprodukte mat. „Wir haben sieben Jahre Erfahrung die zweite Option eigentlich ein wenig zu in Papier verpackt. Kunststoff ist billiger, mit Beschichtungen und können relativ schwer. Es wird für größere Verpackun- bietet einen Mehrwert in Bezug auf die schnell liefern,“ sagt Ronald Borst. „Die gen verwendet und die Nachfrage ist Haltbarkeit und erlaubt eine höhere Pro- Rollen können auf den meisten Form-, geringer. Mit 84-Gramm-Papier schaffen duktionsgeschwindigkeit für Verpackun- Füll- und Verschließmaschinen eingesetzt wir es, bis zu 2,5 kg schwere Kissenver- gen. Allerdings ist es wahrscheinlich nur werden und erreichen eine hohe Taktrate packungen zu stanzen. Je dünner, desto eine Frage der Zeit, bevor die Technologie pro Minute. Unser nassfestes Papier, für besser für die Umwelt.“ nachzieht. Auch hinsichtlich des Preisun- Kartoffeln und Zwiebeln unabdingbar, ist terschieds sehe ich, dass die Gesellschaft mechanisch und nicht chemisch verstärkt. Von Antwerpen nach Groningen. Dort ist allmählich bereit ist, mehr für nachhaltige Aus Gründen der Lebensmittelsicherheit Michiel Meijering vom Kartoffelspezialis- Produkte zu bezahlen. Ich gehe von einer verwenden wir nur reines Papier. Recyten Landjuweel noch immer im Zwiespalt. leichten Zunahme von Papier aus, deshalb „Kurzfristig erscheint mir das eine schöne prüfen wir, ob wir unseren bestehenden und vielleicht auch nachhaltige Lösung Maschinenpark anpassen können. Wir zu sein, aber unsere Investitionsbereit- wollen eine flexible Lösung.“ schaft konzentriert sich in erster Linie auf zukunftssichere Verpackungstechniken.“ Gibt es Alternativen? „Nein, ich kann erst einmal keine erkennen. Jute ist nachhalMichiel glaubt langfristig an die Ver- tig, aber unglaublich teuer. Und bei losen wendung von Kunststoff: „Papier kann Produkten gibt es das Problem der Halthöchstens siebenmal recycelt werden. barkeit. Bei Kartoffeln sind das vor allem Man braucht also jedes Mal neue Rohstof- die Grünfärbung und die Tatsache, dass es fe. Wenn sich die gesamte Verpackungs- schwieriger ist, sich mit einer Marke oder industrie auf Papier konzentriert, müssen einer bestimmten Sorte zu unterscheiMillionen von Bäumen gepflanzt werden. den. Verpackungsfrei ist zwar eine schöne Die haben allerdings eine lange Wachs- Geschichte, aber die Zielgruppe ist klein.“ tumszeit. Das Angebot ist jetzt schon knapp, und das wird auf lange Sicht wahrPapierverpackung von Paardekooper
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Warnez-Papierverpackungen
clingpapier kann schließlich von überall von diesem Lieferanten auch Rollenpapier her kommen. Am Anfang war die Begeis- für Verpackungen ohne Falz. Tests hatterung für die Papierrollen wegen des ten gezeigt, dass Kraftpapier nicht stabil Kostenpreises nicht sehr groß. Jetzt belebt genug war. Es wurde weißes Papier benösich der Markt. Aber die Packer selbst sind tigt. In Belgien waren wir die ersten, die meist nicht die Nachfrager, sondern der im April 2021 mit einem 2,5-kg-Beutel von Einzelhandel, der aufgrund der Verbrau- der Rolle kamen. Die Beschichtung wird cherperspektive ausdrücklich danach nur dort aufgetragen, wo gesealt wird, um fragt. Kunststoff wird aufgrund der Plas- die 95-Prozent-Norm zu erreichen. Papier tiksuppe in den Ozeanen abgelehnt, aber ist schwächer als Kunststoff, und es ist einige Obst- und Gemüse-Produkte brau- nicht auszuschließen, dass der Griff reißt, chen Plastik, um Lebensmittelverschwen- aber alles in allem ist die Tasche ziemlich dung zu vermeiden. Allerdings müssen stabil. Für den 2,5-kg-Beutel verwenden wir diese Sache vom Ende her betrachten. wir 100-Gramm-Papier, für die 1-kg-VerAuch bei der Herstellung von Papier wird packung 80-Gramm-Papier. Wir haben viel CO2 ausgestoßen und es kann nicht gestanzte Verpackungen und Beutel mit ewig recycelt werden, weil die Fasern Zellulosenetz, die beide zum Altpapier immer kürzer werden. 80 Prozent des von können. Wir trauen uns zu, die Linie für uns gelieferten Verpackungsmaterials ist die 1 kg-Säcke zu automatisieren, aber wir nach wie vor kunststoffbasiert.“ lassen die 2,5 kg-Pakete nicht von einem Roboter greifen, um sie in die Kiste zu „Unser Hauptprodukt ist das 100-Gramm- legen. Es besteht schließlich immer die Papier für 2,5 kg-Verpackungen. Es sollte Gefahr des Zerreißens. Und selbst wenn nicht zu dick sein, da Papier eine ther- es nicht oft vorkommt, 1 zu 500 schon zu mische Barriere für die Schweißschiene viel.“ darstellt, während bei Kunststoff schon wenig Wärme ausreicht, um den Beutel Im Papiersegment möchte Warnez komzu verschließen. Die Rollen können mit plett auf Rollenpapier umsteigen. „Mit vordem wasserbasierten Lack nur an den geformten Beuteln können wir nur eine Stellen bedruckt werden, an denen der Hubfrequenz von 12 pro Minute erreichen, Beutel gesealt wird, oder auf der gesam- ‚auf der Rolle‘ liegt die Geschwindigkeit ten Oberfläche beschichtet werden. Dies schon mal bei x2. Aber unsere vorhandene ist praktisch bei einer Papierrolle, die für Maschine für Papier auf Rollen kann noch mehrere Formate verwendet wird, denn nicht mit großen Kalibern umgehen. Wir dann ist die Beschichtung überall da, wo sind gerade dabei, das Rohr und die Schulman sealt. Das Lochmuster ist einzigartig ter der Maschine zu modifizieren, um vollfür uns. Dann braucht man kein Netz- ständig von der Rolle verpacken zu könfenster, obwohl es auch die Möglichkeit nen. Der Selbstkostenpreis spielt dabei eines abbaubaren Zellulosenetzes gibt, auch eine Rolle“, sagt Peter, der angibt, das dann vollständig im Recyclingprozess dass er selbst nie für Papier auf Rollen verschwindet. Wir sind jedoch der Mei- werben wird. „Wir bieten es an, wenn die nung, dass reineres Papier besser für das Kunden es wünschen. Vielleicht werden Recycling ist,“ bemerkt Ronald. in Zukunft diesbezüglich auch behördliche Leitlinien erlassen. Hinsichtlich der So wurde Paardekooper Lieferant von Einnahmen ist es für uns ein Rückschritt, Warnez in Tielt, als das Unternehmen auf da wir die höheren Produktionskosten Anfrage eines belgischen Supermarktes nicht komplett weitergeben können. Der hin Rollenpapier für einen 2,5-kg-Sack Rohstoff ist nicht nur doppelt so teuer, suchte. „Vorgeformte Papierbeutel gibt auch die Produktionsgeschwindigkeit ist es schon seit langem, und viele Verpacker um 30 Prozent geringer und es ist mehr arbeiten mit ihnen“, sagt Peter Van Steen- Handarbeit erforderlich. Außerdem sind kiste. „Auch wir haben vorgeformte Beu- die Lieferzeiten für Papier länger als für tel von Semoulin. Seit März 2019 beziehen Kunststoff. Man muss also einen größewir auf Wunsch eines anderen Kunden ren Vorrat anlegen, der sich jedoch nicht
unbegrenzt steigern lässt, da die Kunden jederzeit Änderungen am Design der Verpackung vornehmen können. Und ist Papier wirklich umweltfreundlicher? Auf der Grundlage des Circopack-Projekts in Zusammenarbeit mit der Universität Gent, bei dem wir eine spezifische wissenschaftliche Untersuchung zum Vergleich von 2,5-kg-Papierbeuteln mit PE und biobasiertem PE durchführen ließen, können wir durchaus feststellen, dass aufgrund erster Ergebnisse der derzeitigen LCAMethode Papierverpackungen für 2,5 kg Kartoffeln eine größere Umweltbelastung haben als PE und biobasiertes PE. Allerdings gilt dies speziell für 2,5 kg-Kartoffeln und darf nicht für andere Produkte oder Gewichtsklassen verallgemeinert werden.“ Aus Sicht von Warnez sieht Peter mehr Potenzial in biobasiertem PE. „Dieses Material wird zu mehr als 85 Prozent aus Zuckerrohr hergestellt und ist wie normales PE recycelbar. Es ist doppelt so teuer wie PE, aber immer noch billiger als Papier. Es läuft leicht auf den Maschinen, es ist dünn und spricht auch Kunden und Verbraucher an.“
Mark van der Kamp von Sarco Packaging, der in Gameren ILAPAK VFFS-Verpackungsmaschinen und verwandte Kunststoff- und Papierverpackungsmaterialien liefert, stimmt zu, dass bestehende vertikale Form-, Füll- und Verschließmaschinen oftmals für die Verarbeitung von Papierbeuteln angepasst werden müs-
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sen. „Das ist nicht einfach Plug-and-Play. Nicht alle vorhandenen Form-, Füll- und Verschließmaschinen können für Papier verwendet werden. Oft muss ein neues Rohr montiert und ein Überdrucksystem an den Meißeln angebracht werden. Wer eine neue Maschine kauft, kann jedoch eine Linie erwerben, die sowohl mit PE als auch mit Hartkunststoffen (OPP/PP) und Papier umgehen kann. Wir sehen durchaus ein Interesse des Marktes aus Gründen der Nachhaltigkeit, wenngleich in diesem Sinne die Nachfrage nach dünneren Kunststofflösungen, die auf den vorhandenen Maschinen betrieben werden können, noch größer ist. Zum Beispiel bieten wir jetzt eine Lösung für 70-GrammPapier mit einem heißklebefähigen Lack auf Wasserbasis als Sealmedium an. Mit dieser Technik bleiben wir bei mehr als 95 Prozent Papier und das Material kann recycelt werden. Neben Papier von der Rolle und vorgeformten Papierbeuteln liefern wir auch Standardfolien sowie Folien aus nachwachsenden Rohstoffen (Green PE). Demnach haben wir einen breiten und guten Überblick über den Markt.“
„Papier ist ein wunderbares Material: Man kann es bedrucken, es hat ein sehr natürliches Aussehen, es fühlt sich angenehm an und ist auch sehr schön. Bei Kartoffeln blockiert es auch die UV-Strahlen, die für die Grünfärbung ursächlich sind. Aber die Rohstoffströme sind begrenzt, und wir sind als Branche noch nicht ganz so weit. Früher reichten die Rinde, die dünnen Sägeblätter und die Sägespäne aus der Holzindustrie aus, um Papier herzustellen. Jetzt werden ganze Bäume benötigt, um den Bedarf zu decken, und diese wachsen nicht ausreichend nach. Auch das treibt den Preis in die Höhe. Die Papierindustrie arbeitet bereits mit Tagespreisen, genau wie die Energiebranche. Der Markt ist unruhig. Der Kostenpreis eines Plastikbeutels für 2,5 Kilo Kartoffeln beträgt etwa 5 Cent, bei Papier ist er mindestens 2,5 bis 3 Mal so hoch. Alle
Obst- und Gemüse-Verarbeiter und/oder -Verpacker, die Papier liefern, kämpfen mit dem Kostenpreis. Er wird aber von den Kunden nie vollständig erstattet, auch nicht die zusätzlichen Kosten durch mehr Personalstunden und geringere Produktionsgeschwindigkeit. Die Frage ist auch, wie nachhaltig das wirklich ist. Wie viele Liter Wasser braucht man für die Herstellung? Und welche Chemikalien sorgen dafür, dass es weiß wird? Es hört sich gut an, aber der Aufschwung entsteht in der Wahrnehmung der Verbraucher. Es liegt uns auch eher, Papier zu recyceln als Plastik. Das machen wir schon viel viel länger“, gibt Mark zu bedenken.
WO WIRD DIE BRANCHE IN 10 JAHREN STEHEN? „Papier wird sicher weiterhin teurer bleiben als Plastik. Ich bezweifle, dass der Enthusiasmus innerhalb der Branche deutlich zunehmen wird. Mit Papier als Material lässt sich nun einmal schwer verpacken. In Frankreich sieht man bereits Verpackungen, deren Gewicht mit 100 Gramm über der Mindestgrenze für die Wiederverwendung von Kunststoff liegt“, sagt Mark. „Meine Prognose für die niederländische Supermarktlandschaft bleibt bei 80 Prozent PE-Folie. Dort hat der Preis Vorrang. In Belgien tippe ich auf ein Verhältnis von 60:40 oder sogar 50:50 zwischen PE und Papier, mit Großpackungen aus PE und kleineren Verpackungen und Bio-Produkten aus Papier“, prophezeit Jan Lode van den Heuvel von VDH Concept. „Papier wird nicht überwiegen, obwohl vieles von der europäischen Gesetzgebung über Verpackungen abhängen wird“, meint Ronald Borst von Paardekooper. „Das ist natürlich auch für mich die Schlüsselfrage!“ meint wiederum Michiel Meijering von Landjuweel. „Wenn ich die Antwort wüsste, könnte ich sofort entscheiden, in was ich investieren will. Aber um auf die Frage zu antworten: Ich erwarte mehr Papier, wobei das Massensegment bei PE bleiben wird.“ Robert
Die Rovema Verpackungsmaschine für Papier
Schram von Semoulin bezieht seit einigen Jahren folgenden Standpunkt: „Der Trend in Europa geht hin zu immer weniger Plastik. Bis 2025 müssen Tragetaschen abgeschafft werden. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Ich denke, dass mehrere Länder dem französischen Beispiel folgen und ein Plastikverbot für Obst und Gemüse mit einem Gewicht von weniger als anderthalb Kilo verhängen werden. Ich denke aber auch, dass die Regierungen die Umstellung durch Subventionen fördern müssen, damit ein Papierbeutel für Produkte, die in Papier verpackt werden können, nicht teurer ist als ein Plastikbeutel. Schließlich entscheiden sich die Verbraucher oft noch für die billigste Lösung. Und so wie sich die Kunststoffindustrie weiterentwickelt, so wird auch die Papierindustrie umwelttechnisch noch einen Sprung nach vorne machen. Die Wissenschaft bleibt nicht untätig, und das muss auch so sein.“ info@molenaardappelen.nl info@greydanus.nl; robert.schram@semoulinpackaging.com jan.strijbos@rovema.nl jan@vdhconcept.com m.meijering@landjuweel.nl stefaan@sprietaardappelen.be; Ronaldborst@paardekooper.com peter@warnezpotatoes.be m.vanderkamp@sarcopacking.com
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Sortiersystemen
Die neueste Generation von Sortiersystemen erkennt problematische Defekte mit hoher Genauigkeit “Wir wollen eine 100-prozentige Erkennung erreichen, damit die Sortierung letztlich ohne Personal erfolgen kann”, sagt Roland Scheffer von Ellips, wo man sich auf die Optimierung von Sortierprozessen spezialisiert hat. Zusammen mit seinen Kollegen Jody Bakker, Mitchel Bakker und Adriaan Vet gibt er an, dass Ellips kürzlich mittels Einführung des neues Deep-Learning-Moduls TrueAI als Teil der neuen Softwareplattform TrueSort 2 einen weiteren Schritt in diesem Prozess unternommen hat. Mit TrueAI stellt Ellips sicher, dass sogenannte Last-Mile-Defekte erkannt werden.
Übersichtlichkeit war eine Hauptanforderung bei der Entwicklung der Ellips-Softwareplattform
einen bestimmten Defekt erkennen. Dies kann, um zu sehen, ob es dort einen Defekt ist möglich, weil wir weltweit einen gro- gibt“, erklärt Mitchel die Komplexität der ßen Kundenstamm haben und Daten zu Beschädigungen. „Es ist also sehr schwie„Die vorhandene Technologie hat weltweit verschiedenen Saisons und Bedingungen rig, das herauszufinden. Aber mit diesen Mühe, bestimmte problematische Defek- gesammelt haben. Dadurch können wir Techniken ist es möglich. Früher musste te zu erkennen. Diese Defekte können in die Genauigkeit bei der Erkennung von der Bediener dafür alle möglichen Paraso vielen unterschiedlichen Formen auf- problematischen Defekten auf eine neue meter einstellen, aber da der Fehler in so treten, dass es sehr schwerfällt, alle die- Stufe heben.“ vielen verschiedenen Formen auftreten se Kombinationen zu modellieren und zu kann, ist es äußerst schwierig, dies durch berechnen. Die neue Software kann die- SCHWIERIG ZU ERKENNEN Menschen justieren zu lassen.“ se Last-Mile-Defekte erkennen, weil sie Ein Beispiel für einen solchen schwer zu anhand großer Datenmengen in Kombi- erkennenden Defekt sind die Risse, die SOFTWARE UND BETREIBER nation mit dem Fachwissen von Bedienern z.B. am Stielansatz von Äpfeln auftreten ZUSAMMEN und Qualitätskontrolleuren trainiert wur- können. „Diese Risse können in allen mög- Dass die Anwendung von Künstlicher de.“ lichen Größen und Farben auftreten, je Intelligenz (KI) auf den Sortierprozess nachdem, ob der Apfel gerade erst angeris- die Zuverlässigkeit erhöht und weniger Diese Entwicklung war keine einfache Auf- sen wurde oder schon einige Zeit offen ist. Mitarbeiter erfordert, bedeutet nicht, gabe, sagt Mitchel. „Das Problem besteht Der Stängel ist immer etwas im Weg und dass die Rolle des Bedieners wegfällt. darin, das System mit großen Datenmen- erzeugt Schatten, und es gibt nur wenige „Der Bediener hat die Kontrolle über die gen zu optimieren. Je mehr Daten in das Augenblicke, in denen man mit der Kame- zu sortierende Qualität, aber die früher System einfließen, desto besser kann es ra genau in den Stängelbereich schauen vom Bediener eingestellten Parameter
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Pepper Decore System
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Sortiersystemen
TuerAl-Software aus dem Hause Ellips wurde speziell für die Detektion von Fremdkörpern entwickelt
werden jetzt vom System vorgenommen“, sagt Mitchel. „Man will doch das Beste aus beiden Welten, nämlich weiterhin einen Bediener, der das Produkt kennt und weiß, wie man etwas einstellt, kombiniert mit unserer leistungsstarken neuen Toolbox“, fügt Jody hinzu. Sie weist darauf hin, dass es zum Beispiel Fälle geben kann, in denen die Software einen Defekt ‚anzweifelt‘ und die definitive Bewertung der Qualität vom Bediener vorgenommen wird.
DIE NEUE GENERATION VON SORTIERSYSTEMEN „Das ist die Zukunft, diese Technologie wird der neue Standard sein“, sagt Mitchel. Die Deep-Learning-Software wird derzeit auf Äpfel und Datteln angewandt, und es wird daran gearbeitet, sie auf andere Produkte wie Zwiebeln, Kirschen und Heidelbeeren auszuweiten. Darüber hinaus hat Ellipse in den letzten Jahren Vorbereitungen getroffen, um die bestehenden Systeme mit dem TrueAI-Modul erweitern zu können.
plattform unter dem Namen TrueSort 2 nach den Bedürfnissen der (Super-)Märküberarbeitet. Die neue Softwareplattform te zu sortieren. „Pack2Spec stellt sicher, bietet Anwendern unter anderem die Mög- dass die Supermarktspezifikation am lichkeit, Daten aus dem Sortierprozess in Ausgang eingehalten wird. Da wir immer ihrem ERP-System zu verwenden. Außer- genauer sortieren können, orientieren wir dem gibt es neue Funktionen wie Dash- uns auch gut an dem, was auf dem Markt boards, die Betreiber, Management und akzeptiert wird“, sagt Roland. „Dadurch Kunden über die Qualität der Produkte wird der Ertrag für den Kunden optimiert informieren. „In jeder Charge sieht man und Lebensmittelverschwendung verrindann zum Beispiel den Prozentsatz der gert.“ Einer der Nutzer ist der US-amerikadefekten Früchte“, sagt Jody. „Aber auch nische Apfelanbauer Starr Ranch Growers. den Abfallanteil oder der Unterschied in Mitchel sagt, dass dort mit einer 12-bahniden verschiedenen Klassen. „ Außerdem gen Apfelsortieranlage mit 60 Produktweist Roland darauf hin, dass die Kunden ausgängen gearbeitet wird, bei der es auf immer mehr Aspekte messen wollen, so eine Trennung in verschiedene Qualitäten dass auch mehr Messwerte auf dem Bild- ankommt. „Unser System hat ihnen die schirm erscheinen, was der Übersichtlich- Flexibilität gegeben, mit all diesen Verkeit und Benutzerfreundlichkeit abträg- packungs- und Qualitätsanforderungen lich ist. „Mit TrueSort 2 haben wir für eine übersichtlich in einer Softwareplattform Reduktion der Daten auf ein Minimum arbeiten zu können.“ gesorgt, indem wir sie zur besseren Übermitchel.bakker@ellips.com sicht in einer logischeren Form gruppiert haben. „
STEUERUNG Aus den Daten kann der Benutzer bei ÜBERSICHTLICH Bedarf eine Auswahl treffen und ein ProSimultan zu den Verbesserungen bei der dukt durch Gruppierung von Klassen defiQualitätssortierung wurde die Software- nieren. Dies ermöglicht es auch, direkt
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Übersicht über den italienischen Import und Export von Äpfeln und Birnen Im Gegensatz zu anderen Jahren hat Italien in der Saison 2021/22 geringere Mengen an Äpfeln und Birnen exportiert. Nachfolgend finden Sie eine detaillierte Analyse der Situation. ÄPFEL Die italienischen Apfelexporte für die Saison 2020/21 haben den bereits in den letzten Jahren eingetretenen Aufwärtstrend bestätigt. Zwischen Juli 2020 und Juni 2021 wurden mehr als 966.000 Tonnen Äpfel auf ausländische Märkte geliefert, was einem Anstieg von +11 Prozent im Vergleich zur vorangegangenen Verkaufssaison und +8 Prozent im Vergleich zum Durchschnitt des Zeitraums 2015/162018/19 entspricht. In dieser Saison betrug der Export 45 Prozent des verfügbaren Angebots, was das gleiche Volumen wie in den Vorjahren bestätigt.
In den letzten beiden Verkaufssaisons gingen 63 Prozent der exportierten Äpfel in die EU27-Länder. Unter den wichtigsten Absatzmärkten befinden sich jedoch auch Nicht-EU-Länder. Auf die ersten 8 Bestimmungsländer entfallen mengenmäßig fast 70 Prozent der Gesamtlieferungen. Deutschland liegt mit einem Anteil von fast 25 Prozent an der Gesamtmenge, was etwa 250.000 Tonnen entspricht, an der Spitze, gefolgt von Ägypten mit etwa 100.000 Tonnen (10 Prozent der Gesamtausfuhren) und Spanien mit etwa 80.000 Tonnen (9 Prozent des gesamten Exports). Weiter hinten finden wir Saudi-Arabien, das Vereinigte Königreich und Indien, die jeweils etwa 5 Prozent der Gesamtmenge ausmachen, wobei die Lieferungen zwi-
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Analysiert man die Handelsströme des Zeitraums Juli - Dezember 2021 (letzte verfügbare Daten), so zeigt sich, dass das Verkaufsvolumen dieser ersten Monate auf den ausländischen Märkten im Verschen 40.000 und 50.000 Tonnen schwan- gleich zum gleichen Zeitraum 2020 um ken, während Frankreich und Schweden 12 Prozent gesunken ist; der Rückgang jeweils etwa 4 Prozent erreichen, was ca ist geringer, wenn man ihn mit dem glei30.000 bis 35.000 Tonnen italienischer chen Zeitraum 2019 vergleicht (-4 Prozent Äpfel bedeutet. Wertmäßig beträgt der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr -7 Prozent, während Im Jahr 2021 war das Angebot an italieni- die Positionierung im Vergleich zu 2019 schen Äpfeln etwas geringer (-4 Prozent besser ist (+15 Prozent). (Quelle: Eurostat) als im Jahr 2020, aber auch als im Durchschnitt des Zeitraums 2015-2019, trotz Der Mengenrückgang betraf die wichtigsder Fröste, die offenbar keinen Einfluss ten Bestimmungsländer. Im ersten Teil der auf die italienischen Exportkapazitäten Saison 2021/22 waren geringere Mengen hatten. für den deutschen Markt bestimmt, der
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des Anstiegs der Durchschnittspreise nach einem bescheidenen Jahr 2020.
wie in den Vorjahren einen Anteil von 27 zent zurückgingen. Andererseits liegt der Prozent der Gesamtmenge aufnahm. Die Gesamtwert des Handels um 10 Prozent Mengen gingen im Vergleich zu 2020 um unter dem ausgezeichneten Niveau von 16 Prozent zurück. Sie wurden jedoch 2020, aber um 21 Prozent höher als im zu einem besseren Durchschnittspreis gleichen Zeitraum 2019, was auf die gute gehandelt, wodurch der Rückgang des Positionierung des Durchschnittspreises Wertes (-10 Prozent), wenn auch nur teil- zurückzuführen ist. weise, abgefedert werden konnte. Die Situation ist günstiger, wenn man sie mit Nach dem Pandemiejahr erreichten auch dem gleichen Zeitraum im Jahr 2019 ver- die Lieferungen nach Indien wieder ein gleicht, mit +2 Prozent in Bezug auf das gutes Niveau und machten 3 Prozent aus; Volumen und +20 Prozent in Bezug auf den die Exporte für den Zeitraum Juli - DezemWert. ber 2021 stiegen um 65 Prozent im Vergleich zu 2020 und um 23 Prozent im VerÄgypten ist das zweitwichtigste Bestim- gleich zu 2019, während der Wert um +73 mungsland. Im Zeitraum Juli - Dezember Prozent bzw. +25 Prozent anstieg. 2021 nahm dieser Markt 12 Prozent des Gesamtvolumens auf, mit einem leichten Fünf Prozent des Volumens waren für den Rückgang von -3 Prozent im Jahr 2020 französischen Markt bestimmt (+1 Prozent und -1 Prozent im Jahr 2019. Der Durch- gegenüber 2020 und +30 Prozent gegenschnittspreis konnte jedoch nicht an das über 2019); es wurde ebenfalle eine posigute Niveau von 2020 anknüpfen und sank tive Positionierung des Wertes erreicht, um 6 Prozent, liegt aber immer noch 20 mit +45 Prozent bzw. +37 Prozent, dank Prozent höher als 2019. In Spanien gingen die Mengen im Vergleich zu 2020 um sieben Prozent und im Vergleich zu 2019 um 1 Prozent zurück, während die Exporte wertmäßig dank der guten Durchschnittspreise mit +1 Prozent bzw. +30 Prozent gut blieben. Wenn wir die Liste der Bestimmungsländer abwärts folgen, finden wir als nächstes Saudi-Arabien, das nach den verhaltenen Mengen des Jahres 2020 wieder ein Plus von 18 Prozent verzeichnete, obwohl es im Vergleich zu den guten Mengen des Jahres 2019 um zehn Prozent niedriger blieb. Auf dem Markt des Vereinigten Königreichs kehrten die Ströme 2021 nach den erfolgreichen Exporten im Jahr 2020 auf ein ähnliches Niveau wie 2019 zurück, wobei die Mengen im Jahr 2020 um 13 Prozent und im Jahr 2019 um ein Pro-
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BIRNEN Die italienischen Birnenexporte der Saison 2020/21 verzeichneten dank der Erholung der Produktion gegenüber dem Defizit von 2019 (+68 Prozent) einen Zuwachs, wobei die Mengen jedoch unter dem Durchschnitt des Zeitraums 2015-2018 (-16 Prozent) blieben. Das Überseegeschäft erholte sich im Zeitraum von Juni 2020 bis Mai 2021 um mehr als 112.000 Tonnen und verzeichnete damit einen Anstieg um 55 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Geschäftsjahr, blieb aber um 24 Prozent unter dem Durchschnitt des Zeitraums 2015/16-2018/19. Das Produktionsdefizit der laufenden Saison 2021 (-67 Prozent gegenüber 2020 und -72 Prozent gegenüber dem Durchschnitt des Zeitraums 2015-18) hat sich natürlich auch auf die Exporte ausgewirkt, die in einem bescheidenen Tempo zunehmen, aber immer noch mit dem Produktionsdefizit übereinstimmen.
Historisch gesehen machen die Birnenexporte einen Anteil von etwa 20 Prozent des Angebots aus.
Nach den letzten verfügbaren Daten von Eurostat belaufen sich die Exporte für den Zeitraum Juni-Dezember 2021 auf rund 25.000 Tonnen. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum der vorangegangenen Saison verzeichneten diese Mengen einen Rückgang von 62 Prozent bzw. -46 Prozent, wenn man den Vergleich mit 2019 zieht; wertmäßig beträgt der Rückgang 42 Prozent bzw. 30 Prozent, dank einer besseren Positionierung der Preise.
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Spezialisiert auf Äpfel und Birnen für die Industrie! Einkauf - Verkauf
Die Saison 2021/22 wird als die Saison mit der geringsten Produktion in Erinnerung bleiben, und daher spiegelt sich dieser deutliche Rückgang auch in den Handelsgeschäften wider.
Im ersten Teil der Saison 2021/22 (Juni Dezember) sind die Exporte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mengenmäßig um 62 Prozent und wertmäßig um 42 Prozent zurückgegangen. Der Rückgang war für alle Bestimmungsländer gleich, wobei er je nach Absatzmarkt mehr oder weniger stark ausfiel. Die wichtigsten Bestimmungsländer sind nach wie vor die europäischen Länder, auf die fast 90 Prozent des Gesamtvolumens entfallen, wenn man das Vereinigte Königreich nicht berücksichtigt.
Die Lieferungen in das Vereinigte König- Der Zeitraum, in dem Schiffe aus der südreich blieben ebenfalls auf einem begrenz- lichen Hemisphäre eintreffen, wird für ten Niveau (-58 Prozent im Jahr 2020), März und April erwartet. „Theoretisch gefolgt von den Mengen nach Rumänien wäre das die Zeit der Ankünfte, aber in (-82 Prozent) den sehr bescheidenen der Realität nicht. Die Lieferungen aus Exporten nach Ungarn (-77 Prozent), Grie- Argentinien werden beispielsweise mit chenland (-71 Prozent) und Spanien (-81 einem Monat Verspätung eintreffen, was Prozent), während kleinere Rückgänge einen Schaden für die gesamte Lieferkette nach Slowenien (-18 Prozent) und in die bedeutet. Die Früchte kommen verspätet Schweiz (-11 Prozent) verzeichnet wur- und gleichzeitig an, so dass wir unsere den. Auch die Exporte nach Libyen blieben Vereinbarungen mit den Supermärkten mit einem Rückgang von 57 Prozent im nicht einhalten können und Gefahr lauJahr 2020 bescheiden. fen, nicht alles zu verkaufen“, so Ceccarelli weiter. „Mit Blick auf die Zukunft, sowohl kurz- als auch mittelfristig, ist es am besten, keine „Chilenische und südafrikanische ErzeuVorhersagen zu treffen. Einige Politiker ger haben uns ebenfalls gebeten, ihnen mit sprechen bereits von einer potenziellen der Ware auszuhelfen, die nach Russland Kriegswirtschaft. Ich bin nicht beunru- gehen sollte. Es gibt widersprüchliche und higt, aber ich bin ein Realist. Wir müssen ungenaue Nachrichten. Leider ändern sich uns an die Veränderungen anpassen und die verschiedenen Sanktionspakete alle wie immer hart arbeiten, um diese Krise vier Tage, und eine Versicherung für Schifzu überwinden“, sagte Ettore Ceccarelli fe, die russische Häfen anlaufen, gibt es von der Firma Ceccarelli Giulio in Longia- nicht mehr oder sie wird zu Kriegspreisen no (Italien), die auf den Anbau von Birnen angeboten, so dass sich der Aufwand wirtspezialisiert ist. schaftlich nicht mehr lohnt“.
Etwa 35 Prozent der nationalen Exporte gingen im betrachteten Zeitraum nach Deutschland, gegenüber 44 Prozent im Jahr 2020 und 40 Prozent im Jahr 2019; mengenmäßig war ein Rückgang von -70 Prozent im Jahr 2020 und -52 Prozent im Jahr 2019 zu verzeichnen, wertmäßig fiel „Die Situation ist ziemlich kompliziert, Was die italienischen Birnen betrifft, so der Rückgang mit -52 Prozent bzw. -35 da zur Pandemie noch ein Krieg hinzu- gab es bereits im März keine LagerbeProzent weniger stark aus, trotz der höhe- kommt. Wir dürfen nicht vergessen, dass stände mehr. „Im März hat sich der Absatz ren Durchschnittsnotierungen in den Vor- wir aufgrund der ungünstigen saisonalen italienischer Birnen stark verlangsamt, jahren. Entwicklung im letzten Frühjahr nur sehr da die belgischen und niederländischen wenig Birnen geerntet haben. Die Erzeu- Erzeuger, die nicht in Belarus und in die Auf Frankreich entfielen 22 Prozent der ger brauchen diese Lagerbestände, um Ukraine verkaufen konnten, massiv auf Exporte, wobei die Mengen im Jahr 2020 sie zu hohen Preisen verkaufen zu kön- den Mittelmeerraum ausgewichen sind, jedoch um 30 Prozent zurückgingen, was nen. Zu erwähnen sind auch der Anstieg was den Absatz der italienischen Ware durch steigende Preise gemildert wurde, der Seefrachten, der angebliche Mangel verlangsamt hat.“ die einen Anstieg des Gesamtwerts um 10 an Containern, die (unerklärlichen) VerProzent ermöglichten. Auf den österrei- zögerungen bei der Lieferung von Produkchischen Markt entfielen 10 Prozent des ten, die den Weltmarkt und den Absatz (z. Gesamtvolumens, wobei die Mengen im B. von Kiwis) sowie die Einfuhr von BirJahr 2020 um 65 Prozent und der Wert um nen beeinträchtigt haben und weiterhin 38 Prozent sanken. beeinträchtigen.“
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Knoblauch
Knoblauch: China weiter vorn, Spanien hat eine stabile Produktion und Ägypten ist im Kommen Geschmacklich ist Knoblauch in der asiatischen und mediterranen Küche sehr beliebt. Kein Zufall, dass dort am meisten Anbau stattfindet. In den letzten Jahren haben auch immer mehr westeuropäische Restaurants und Verbraucher auf einen Hauch von Knoblauch in ihren Rezepten gesetzt, und sogar der Anbau dieser Zwiebelpflanze ist in unseren Breiten auf dem Vormarsch.
„D
er Verbrauch in Westeuropa steigt“, sagt Hamdy Yassin von MasrFruit International in Poeldijk. „Vor zehn Jahren importierten wir zwischen 300 und 400 Tonnen Knoblauch pro Jahr, heute sind es über 2.000 Tonnen.“ Hamdy sagt, dass Masr schon seit vielen Jahren der größte Importeur von ägyptischem Knoblauch in Europa ist. „Das liegt daran, dass wir bereits 1992 mit dem Im- und Export begonnen haben und uns daher auf langjährige Beziehungen zu unseren Lieferanten verlassen können. Außerdem arbeiten wir seit diesen frühen Jahren mit dem größten Erzeuger zusammen, der jetzt über 3.000 Hektar besitzt.“ MARKT FÜR FRISCHEN KNOBLAUCH – NICHT IN DEN NIEDERLANDEN, ABER IN DEUTSCHLAND Die ägyptische Saison dauert von Februar bis einschließlich September. Zuerst kommt der superfrische Knoblauch auf den Markt: eine kleine weiße Knolle mit grünem Stengel, vergleichbar mit einer Frühlingszwiebel. „Dieser Knoblauch ist noch sehr jung und nicht voll ausgewachsen. Er enthält kaum erkennbare Zehen. In den Niederlanden werden Sie dieses Produkt jedoch kaum finden. Wir exportieren es hauptsächlich nach Deutschland.“ Ab
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tigsten Antriebsfaktoren für die Flächenausweitung. Ägypten importiert sogar etwas Knoblauch aus China, um den heimischen Bedarf zu decken.“
CHINA DOMINIERT DIE PRODUKTION UND DEN EXPORTMARKT China produzierte im Jahr 2020 etwa drei Viertel (20,71 Millionen Tonnen) des weltMärz sind die Knollen dann etwas größer weiten Knoblauchs (28,17 Millionen Tonund enthalten auch getrennte Zehen. Ende nen). An zweiter Stelle steht Indien (2,92 April beginnt MasrFruit mit der Lieferung Millionen Tonnen), mit weitem Abstand von getrocknetem Knoblauch aus Ägypten. gefolgt von einer Reihe von Ländern mit Erträgen zwischen 200.000 und 500.000 DER AUFSTIEG ÄGYPTENS Tonnen: Bangladesch, Südkorea, Ägypten, Während sich die durchschnittliche ägyp- Spanien, Usbekistan, Ukraine und Myantische Knoblauchernte nach Angaben der mar. In Europa führt Spanien die Liste mit FAO in den Jahren 2010-2017 auf 275.000 269.000 Tonnen an. Nach einem starken Tonnen belief, erlebte das Land 2018 einen Anstieg im Jahr 2017 von 210.000 Tonnen Sprung auf 350.000 Tonnen. Dieses Niveau auf 275.000 Tonnen ist die spanische Prowurde in den letzten Jahren beibehalten. duktion seither mehr oder weniger stabil Der Großteil der Produktion ist für den geblieben. Im Vergleich zu Spanien haben heimischen Verbrauch bestimmt. Nur ein die anderen europäischen Länder keine Zehntel wird im Ausland abgesetzt, aber nennenswerte Produktion: Italien und die Exporte weisen bemerkenswerte Rumänien ernteten im Jahr 2020 jeweils Wachstumszahlen auf: von durchschnitt- rund 28.000 Tonnen, Frankreich brachte lich 6.500 Tonnen in den Jahren 2010- rund 22.000 Tonnen auf den Markt. In den 2014 und 15.500 Tonnen in den Jahren Niederlanden wurden 2.500 Tonnen ange2015-2018 auf plötzlich 36.000 Tonnen im baut. Jahr 2019. Die letzten verfügbaren Zahlen (2020) beliefen sich auf 40.000 Tonnen. Nicht alle großen Knoblaucherzeuger sind auch große Exporteure, außer China und „In Ägypten nimmt die Anbaufläche wei- in geringerem Maße Spanien und Ägypter zu“, sagt Hamdy. „Wir sehen ein gro- ten. Im Jahr 2020 entfielen 80 Prozent des ßes Interesse auf Märkten wie Brasilien, Knoblauchexportmarktes auf China (2,25 Chile und Taiwan, aber auch in afrika- Millionen Tonnen von insgesamt 2,81 nischen Ländern wie Senegal und Kenia. Millionen Tonnen). Spanien exportierte Allerdings sind die Inlandsnachfrage und knapp über 190.000 Tonnen, Argentinien die staatlichen Stützungsprogramme für über 98.000 Tonnen und Ägypten 40.000 Landwirtschaft und Gartenbau die wich- Tonnen. „Chinesischer Knoblauch gilt auf
Geräucherter Knoblauch
dem westlichen Markt als qualitativ minderwertiger, aber China hat den Markt mit seinen riesigen Mengen und relativ niedrigen Preisen vereinnahmt. China liefert auch ganzjährig“, sagt Peter Hobert von Bud Holland, einem Importeur von exotischem Obst, Gemüse und Spezialitäten. „Wir haben gerade unsere ArgentinienSaison beendet. Die Qualität des frischen Knoblauchs war fantastisch. Jetzt haben wir das frische ägyptische Produkt im Sortiment. Getrockneten argentinischen und ägyptischen Knoblauch gibt es bei uns nicht. Wir bekommen auch nichts aus Italien. Das ist wirklich ein Nischenmarkt. Argentinien beginnt im Dezember, und die Saison dauert wirklich nicht lange. Letztes Jahr waren wir im Dezember ausverkauft. In diesem Jahr kamen die Container aufgrund logistischer Probleme mit einer Verspätung von bis zu 30 Tagen bei uns an.“ SPANIEN UND FRANKREICH SIND AM TEUERSTEN „Wir importieren verhältnismäßig viel spanischen und französischen Knoblauch. Dieser ist zwar teurer als der chinesische, aber diese Länder bieten in der Regel die beste Qualität. Wir beliefern das Gaststättengewerbe, den normalen Großhandel und Kleinverpacker für den Einzelhandel. Wir liefern auch Spezialitäten: rosafarbe-
nen l‘Autrec und geräucherten Knoblauch aus Frankreich sowie schwarzen fermentierten Knoblauch aus Spanien.“
Knolle kann 20 oder sogar 25 Zehen enthalten.“
NIEDERLANDE: ANBAU IN ÄGYPTEN IST AM GÜNSTIGSTEN NORDHOLLAND UND FLEVOLAND Aufgrund der gestiegenen Transport- Ist der Anbau von Knoblauch auch in den kosten ist der chinesische Knoblauch viel Niederlanden auf dem Vormarsch? „Vor teurer geworden. Ägyptischer Knoblauch Jahren begann es mit einem Erzeuger wird auf dem Markt manchmal für die im Flevopolder. Heute ist der Anbau vor Hälfte des Preises des spanischen oder allem in Nordholland und Flevoland konchinesischen Produkts angeboten, berich- zentriert. Das Gebiet wird nach meiner tet Hamdy. „Auf dem europäischen Markt Einschätzung weiterwachsen“, sagt Peter gibt es in dieser Hinsicht überhaupt keine Hobert. Konkurrenz zwischen China und Ägypten. China liefert nur trockenen Knoblauch, Anbau und Export haben besonders in wir liefern frischen und trockenen. Die Ägypten einen enormen Aufschwung Saison ist sehr ungleich, und wir zahlen genommen, wie uns Hamdy versichert. in Europa keine Einfuhrzölle. Der chine- „Die Anbaufläche nimmt weiter zu und sische Knoblauch wird mit 1,25 EUR pro ich denke, dass Ägypten in einigen Jahren Kilo besteuert.“ der zweit- oder drittgrößte Knoblauchexporteur der Welt sein könnte. Früher UND MAROKKO? haben die Leute unser Produkt gekauft, „Marokko exportiert nicht“, sagt Hamdy. weil es billig war, jetzt hat es einfach einen „Es importiert sogar Knoblauch aus China guten Ruf und es ist bei den Verbrauchern und Spanien. Von Spanien aus wird das beliebt. In Ägypten hat man das erkannt Land aufgrund seiner Nähe günstig belie- und investiert daher in den Anbau, die fert, es schickt ihnen die kleinen weißen Maschinen und die Verpackung“, sagt Zwiebeln von 30 bis 50 mm. Je größer die Hamdy abschließend. Knolle, desto teurer. Deshalb ist lila Knobh.ahmed@masrfruit.com lauch auch so beliebt“, sagt Hamdy. „Eine p.hobert@bud.nl violette Knolle enthält 8 bis 12 Zehen. Die lassen sich auch leicht schälen. Eine weiße
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Vision
Rients van der Wal (Organto Foods) zur Marktposition von Bio-Obst und -Gemüse:
„Wir versuchen es mit einer anderen Denkweise, weil wir glauben, dass etwas ganz Bestimmtes fehlt, nämlich die Hinwendung zu den Verbrauchern“ Wachstum kann manchmal schnell gehen, auch in der Biobranche. Organto Foods beweist dies durch die Verdoppelung seines Umsatzes im letzten Jahr und durch sein Bestreben, Weltmarktführer im Bereich des Verkaufs, der Konzepte und der Markenbekanntheit von BioObst und -Gemüse zu werden - mit einem Gesamtpaket an frischen Produkten, insbesondere von Kartoffeln, Zwiebeln, Gemüse, Obst, tropischen Früchte, Beerenobst und Kräutern.
O
rganto ist ein relativ junges Unternehmen, es wurde 2016 gegründet und ist ein bisschen eigen. „Wir sind ein börsennotiertes Unternehmen in Kanada, das derzeit seine operativen und kommerziellen Aktivitäten in Europa hat“, erklärt Co-CEO Rients van der Wal. „Aufgrund dieser Börsennotierung haben wir eine sehr solide Unternehmensstruktur. Und wir verfügen über einen sehr guten Vorstand mit umfangreichem Wissen und Erfahrung. Viele unserer Mitarbeitenden sammelten jahrelang Erfahrungen bei SunOpta, einem ebenfalls börsennotierten Unternehmen für biologische Inhaltsstof-
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enorm und sehr nützlich, um ein schnelles Wachstum in einem Markt mit ständig wechselnden Bedingungen zu erreichen.“
FESTER GLAUBE AN DAS PROJEKT Die Mitglieder des Vorstandes werden nicht vergütet, erhalten aber Optionen auf das Unternehmen. „Das bedeutet, dass all diese Leute wirklich von den Marktchancen von Organto überzeugt sind. Wir fe und ehemaligen Eigentümer von Tradin möchten einen ähnlichen Weg einschlagen Organic. Wir sind froh über den Beitrag wie SunOpta, einem Unternehmen, das von Joseph Riz und Jeremy Kendall, dem ähnliche Ausgangsbedingungen wie wir ehemaligen Gründer bzw. ehemaligen CEO hatte und die gleiche Wachstumsstrategie von SunOpta. Ich leite Organto gemeinsam verfolgte, die wir uns vornehmen. Schließmit Steve Bromley, der auch 15 Jahre lang lich begann SunOpta in der Branche der an der Spitze von SunOpta stand. Außer biologischen Inhaltsstoffe auf einem stark mir sind noch zwei Niederländer mit viel fragmentierten Markt. Das gilt auch für Erfahrung mit an Bord: Joost Verrest, ein unseren Bereich, den Markt für frisches Spezialist auf dem Gebiet der Wertschöp- und verarbeitetes Bio-Obst und -Gemüse. fung und des Marketings, und Gert Jan Und SunOpta ist in 15 Jahren von einem van Noortwijk, ein Experte im Rohstoff- Umsatz von etwa 30 Millionen Euro auf handel. Wir sind immer noch ein relativ anderthalb Milliarden Euro gewachsen, kleiner Akteur in dieser Branche, aber teilweise durch eigenes Wachstum, aber das Know-how unseres Humankapitals ist
auch durch Übernahmen. Das ist es, was wir anstreben.“
AKQUISITIONEN Bei einer Übernahme wie der von Beeorganic oder Fresh Organic Choice geht es nicht nur um Umsatzsteigerung, sondern auch um die Erweiterung der Produktpalette und den Erwerb von Know-how. „Wenn ein Unternehmen ein komplettes Sortiment an Bio-Obst und -Gemüse aufbauen will, ist die Übernahme eines so großartigen und spezialisierten Unternehmens wie Beeorganic ein Geschenk des Himmels“, erklärt Rients. „Wenn man bestimmte Produkte komplett neu entwickeln und vermarkten will, dann muss man erst mal gewaltig was dafür tun. Man muss alle Produkteigenschaften verstehen und seine Erzeuger gut kennenlernen. Das kann Jahre dauern. Aber mit einer Übernahme hat man sofort eine sehr solide Basis, auf die man aufbauen kann. Seit 2003 ist Beeorganic eine fantastische Erfolgsgeschichte mit einem sehr kompe-
tenten Management und u.a. zwei Produ- Bereichen Finanzen, Buchhaltung, Markezenten in der Dominikanischen Republik, ting und Marktzugang eine breitere Basis. dem richtigen Dienstleistungsangebot in Bei einer Übernahme erwerben wir keine Bezug auf die Reifung, einer perfekt funk- Mehrheitsbeteiligung von 51 Prozent, sontionierenden Strategie und einem konsoli- dern direkt 100 Prozent. Wir entscheiden dierten Kundenstamm. Der größte Fehler, uns für eine umfassende Synergie, einerden man bei einer Übernahme machen seits mit dem erworbenen Unternehmen kann, wäre jedoch die Einstellung, dass und der Muttergesellschaft und andererman nach dem Kauf eines Unternehmens seits mit den anderen Tochtergesellschafalles in der Tasche hat. SunOpta zum Bei- ten. Die übernommene Partei erwirbt spiel hat rund 45 Unternehmen erfolgreich Anteile an der Muttergesellschaft, sodass integriert, aber nicht jede Übernahme war innerhalb der großen Organisation alle von Anfang an ein klarer Erfolg. Sie haben in die gleiche Richtung blicken. Es spielt im Laufe der Jahre viel gelernt, und davon dann keine Rolle, welches der jeweiligen wollen wir profitieren.“ Unternehmen die meisten Bananen verkauft, denn letztlich arbeiten wir alle für BEWAHRUNG DER INDIVIDUALITÄT den gleichen Gewinn und Verlust.“ „Wir kaufen ein Unternehmen, weil es erfolgreich und profitabel ist, und genau AVOCADO deshalb bleibt es nach der Übernahme Organto begann mit dem Import von selbstständig. Wir nehmen keine großen Zuckererbsen aus Lateinamerika. Heute Veränderungen vor - im Gegenteil. Das bieten sie auf dem europäischen Markt Unternehmen behält so weit wie möglich vor allem ganzjährig Bio-Avocados, Ingseine eigene Regie und seine eigenen Fir- wer, Bananen und Gewürze an. „Wir entmennamen. Zusätzlich bekommt es in den wickeln uns auch gerade in den Bereichen
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Mangos und Limetten. Andererseits enga- Rients erklärt, dass für ein Wachstum gieren wir uns sehr stark für Mehrwert- im Bio-Segment ein markenbezogenes konzepte wie frisch geschnittenem Obst Konzept in Verbindung mit einer erzähund To-Go-Varianten. Unser Sortiment lerischen Herangehensweise an Produkt, umfasst auch niederländische Äpfel und Anbau und Logistik erforderlich ist. „Die Birnen. Wir sind eigentlich ziemlich breit Frage ist, wie sichtbar dies im Regal sein aufgestellt.“ soll. In Europa habe ich noch keine Obstund Gemüse-Biomarke angetroffen, bei Die Avocado macht 30 Prozent des Unter- der der Einzelhändler die Marke wirklich nehmensumsatzes aus. Die Hass-Avocados hervorhebt. Bei allen anderen Produktkavon Organto stammen aus Lateinameri- tegorien nehmen große Anbieter wie Unika, Nordafrika und dem südlichen Afri- lever und Procter & Gamble für ihre zahlka. „Wir schauen nicht so sehr auf Kenia reichen Marken Regalfläche in Anspruch. oder Tansania, weil der Fußabdruck eines Das ist der Weg, den wir mit unserer Marbestimmten Produkts für uns sehr wich- ke I AM Organic gehen wollen. Und was die tig ist, und bei ostafrikanischen Avocados erzählerische Herangehensweise betrifft, gibt es diesbezüglich so einige logistische so wird in unserer Branche fantastisch Herausforderungen. Ich befürworte zum kommuniziert, sowohl über konventionelBeispiel nicht, dass Avocados eingeflogen le als auch über Bio-Produkte, wenngleich werden. Hinzu kommt, dass der Anbau in es sich häufig um B2B-Kommunikation kleinem Stil in Bezug auf die Qualität recht handelt. Aber letztendlich müssen wir die schwierig ist. In Peru und Kolumbien hin- Verbraucher gewinnen, um dem Produkt gegen können wir mit eher großflächigen jenen Wert zu verleihen, den es verdient. Anbaubetrieben zusammenarbeiten.“ Heute ist der einzige Unterschied zwi-
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gerne mit kompostierbaren Aufklebern, die mit einem QR-Code versehen sind, der den Verbrauchern einen digitalen Zugang zum eindeutigen produkt- und quellenspezifischen Produktpass des jeweiligen Gemüses oder Obsts ermöglicht. Und so tut sich eine ganze Welt auf: Wir erzählen die Geschichte des Anbaus, der Verarbeitung und des zurückgelegten Produktweges, aber wir informieren auch über die Produkteigenschaften und die verschiedenen Möglichkeiten des Verzehrs. Aspekte wie CO2-Fußabdruck, Sicherheit und Gesundheit sind dabei von zentraler Bedeutung.“
QR-CODE „Ein QR-Code an sich ist nicht innovativ, wohl aber die Art des erzählerischen Herangehens, die wir verfolgen: 100 Prozent transparent und inspirierend, einzigartig auf Produkt und Herkunft bezogen. Wir wollen die Marke beim Händler in den Vordergrund rücken, um den Mehrwert des QR-Codes noch zu erhöhen. Deshalb
Wir suchen eigentlich, um es mal scherzhaft auszudrücken, eine mutige Supermarktkette, die sich traut, einfach mal etwas anderes auszuprobieren.
BIO BRAUCHT EINE ÜBERZEUGENDE GESCHICHTE Bei einem typischen Einzelhändler in den Niederlanden entfallen 4 bis 6 % des gesamten Obst- und Gemüse-Angebots auf Bio. „Der Löwenanteil des Umsatzes entfällt auf Karotten und Ingwer, der ein rasantes Wachstum erlebt“, erläutert Rients. „Der Wille zur Umstellung auf mehr Bio ist zwar vorhanden, aber viele Beteiligte in der Kette arbeiten sich daran ab, wie das konkret geschehen soll. Die Branche denkt oftmals in Produktkategorien, meist aus Gewohnheit und Tradition. Wir versuchen es mit einer anderen Denkweise, weil wir glauben, dass etwas ganz Bestimmtes fehlt, nämlich die Hinwendung zu den Verbrauchern. Im Supermarktsegment, das stark von Eigenmarken geprägt ist, kommt die Botschaft des Bio-Produkts nicht an, obwohl sie neben der Produktverfügbarkeit eine der wichtigsten Triebfedern für das Wachstum der Bio-Kategorie ist.“
schen einer Bio-Avocado und einer konventionellen Frucht im Regal oftmals der Preis und die kompostierbare Verpackung, während zu den Bio-Vorteilen nichts gesagt wird.“
”
sind wir zum Beispiel noch nicht auf den Zug der Laserverpackung aufgesprungen. Das ist eine fantastische Technologie, aber sie kann nicht bei jedem Produkt eingesetzt werden, und ich möchte das erste Unternehmen sehen, das einen QR-Code DISKUSSION ÜBER DIE VERPACKUNG lasern kann. Dieser QR-Code ist wirklich Die Frage ist, wie man diese Geschichte in unerlässlich, damit wir unsere Geschichte einer Zeit erzählen kann, in welcher der erzählen können. Da die meisten traditioTrend hingeht zu immer weniger Verpa- nellen Einzelhändler unsere Produkte und ckung. Die Verpackung ist traditionell das unseren Ansatz immer noch als Nische Mittel der Kommunikation mit den Ver- betrachten, suchen wir eigentlich, um es brauchern. „Wir sind der Meinung, dass mal scherzhaft auszudrücken, eine mutiVerpackungen sehr wohl möglich sind, ge Supermarktkette, die sich traut, einwenn sie tatsächlich dem Aufschub des fach mal etwas anderes auszuprobieren“, Verderbs dienen. Denn der CO2-Fußab- wirft Rients ein. Neben einem Aufkleber druck eines losen Produkts, das letztlich mit einem QR-Code, der durch seine Farbe doch nicht verzehrt wird, ist viel größer und Größe besticht, bedient sich Organto als der eines verpackten Produkts, das zwecks Marketing und Kommunikation verzehrt wird. Das sind Dinge, die wir den auch des Geo-Targeting (Online-MedienVerbrauchern erklären müssen. Unsere kampagnen für potenzielle Kunden, die in Kräuter kommen ohne Verpackung nicht der Nähe einer bestimmten Filiale wohaus, und für Gurken ist ein Stück Folie nen) und der klassischen Ladenwerbung. ebenfalls sehr nützlich. Wenn eine Verpackung allerdings unnötig ist, arbeiten wir
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Vision
EUROPEAN GREEN DEAL FAIRTRADE UND BREITES SORTIMENT Bis 2030 will die EU 25 Prozent der land- Bio ist für die Marke Organto die Grundvowirtschaftlichen Fläche ökologisch nut- raussetzung, aber auch die Fairtrade-Zerzen. Organto ist mit diesem Ziel höchst tifizierung wird von dem Unternehmen zufrieden, wenngleich das Unterneh- perspektivisch angestrebt. „In einigen men vor allem im Import von Bio-Obst Lieferketten haben wir dies bereits umgeund -Gemüse stark ist. „Was den Import setzt, in anderen müssen wir diesen soziavon Bioprodukten betrifft, müssen wir len Aspekt noch entwickeln. Und damit aber trotzdem einige Missverständnisse meinen wir nicht nur den Anbau, sondern klarstellen. So kann beispielsweise der alle Bereiche der Kette und für alle unseCO2-Fußabdruck eines frisch gepflück- re Produkte, deren Angebot sich ständig ten Apfels von der südlichen Hemisphäre erweitert: Wir liefern frisches Obst und letztlich geringer sein als der eines lokal Gemüse, aber auch Fertigprodukte wie angebauten Apfels, der monatelang ein- Eintöpfe und Obstsalate. Unsere Untergelagert wurde. Es ist enorm wichtig, nehmensstruktur, unsere Bevorzugung solche Tatsachen zu erfassen und sie den der Expansion durch Übernahmen und Verbrauchern zu vermitteln. Trotz der Tat- unsere nachfrageorientierte Geschäftssache, dass wir derzeit stark importorien- philosophie ermöglichen es uns, ein tiert sind, unterstützen wir natürlich die Gesamtkonzept für biologische Obst- und Orientierung der Europäischen Kommissi- Gemüse-Produkte zu entwickeln. Conveon. Aber wenn man 25 Prozent der Anbau- nience bietet also noch so einige Chancen fläche biologisch bewirtschaften will, in der Bio-Branche.“ müssen auch 25 Prozent der Regale biologisch sein und genau da hapert es manch- HERAUSFORDERUNGEN mal. Viele Erzeuger müssen ihr Bio-Obst Die Bio-Branche birgt viele Chancen, aber oft als konventionelles Produkt verkaufen, auch große Herausforderungen. „Die größweil die Nachfrage zu bestimmten Zeiten te Herausforderung ist im Moment – und stockt. Wenn dann die Einzelhändler mit das gilt nicht nur für unser Unternehmen ihren Eigenmarken das Spiel von Angebot – dass der Obst- und Gemüse-Markt nicht und Nachfrage auch bei Bioprodukten mit mehr flexibel ist. 70 Prozent des gesamten harten Bandagen führen, wird der Preis Obsts und Gemüses werden normalerweioft gedrückt. Mit einem niedrigeren Preis se im Einzelhandel verkauft. Für die restsinkt das Einkommen der Erzeuger, und lichen 30 Prozent gibt es die Großmärkte der Übergang vom konventionellen zum und das Catering, und diese Vertriebskaökologischen Anbau wird noch schwie- näle sind ein echtes Ventil. Sie sorgen für riger. Die Europäische Union muss sich ein Gleichgewicht zwischen Angebot und deshalb hierzu äußern. Solche Ziele kön- Nachfrage. In Corona-Zeiten fluktuiert nen nur erreicht werden, wenn die Idee dieses 30 Prozent-Segment zu oft. Der in der gesamten Kette und von politischer Einzelhandel ist ein fantastischer Kanal, Seite unterstützt wird. Durch eine solche aber es mangelt ihm an Flexibilität. Nicht Zielsetzung werden die Dinge definitiv in nur, weil man erst mal hereinkommen Bewegung kommen.“ muss, sondern auch, weil die umständli-
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che Planung es nicht erlaubt, kurzfristig zu reagieren. Wenn ein Supermarkt zu einem bestimmten Zeitpunkt wesentlich mehr Produkt verlangt, gibt der eigene Anbau das möglicherweise nicht sofort her. Oder man hat als Erzeuger viel Ertrag, aber der Einzelhandel braucht die Mengen nicht, weil sie nicht in seinem Programm sind. Die Supermärkte sind ein wichtiger Partner in unserer Lieferkette, aber ich würde mir eine intensivere Zusammenarbeit zwischen den Einzelhändlern und unserer Branche wünschen. Das käme der Flexibilität zugute und würde Vorteile für Erzeuger, Händler, Supermarktketten und Verbraucher bieten. Da müssen wir hin.“
ZUKUNFT Der jährlich stark wachsende Umsatz von Organto wird auf dem europäischen Markt erzielt, während die Börsennotierung des Unternehmens in Nordamerika erfolgt. „Ich gehe davon aus, dass wir in naher Zukunft durch eine Übernahme auf dem nordamerikanischen Markt aktiv sein werden. Das ist sehr interessant, denn auf beiden Kontinenten sind nur sehr wenige auf Bio spezialisierte Parteien aktiv. Die Erzeuger können sicherlich von den unterschiedlichen Vorlieben dieser beiden Schlüsselmärkte in Bezug auf Abmessungen, Verpackungsformate und Verkaufsfenster profitieren. Und der europäische Markt kann von den amerikanischen Einzelhandelskonzepten lernen und umgekehrt“, sagt Rients mit vollem Vertrauen in die Zukunft. Rients.vanderwal@organto.com
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Verbot von Plastikverpackungen in Frankreich
Plastikvermeidung ist ein hochaktuelles Thema. Die europäischen Länder bündeln dazu ihre Kräfte. Seit letztem Sommer gibt es zum Beispiel ein EU-Verbot für verschiedene Arten von Einwegplastik. Frankreich hat sich entschlossen, den Prozess zu beschleunigen und ein Gesetz zu verabschieden, das unter anderem ein Verbot von Plastikverpackungen für Gemüse und Obst vorsieht. “Das Gesetz kommt überraschend, einfacher wird es dadurch nicht”, sagt Luc Vanoirbeek vom Verband belgischer Gartenbauversteigerungen.
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er europäische Vorstoß gegen Plas- DAS NEUE GESETZ ÜBERRASCHT tikverpackungen scheint Frank- Frankreich umgeht die SUP-Richtlinie reich nicht schnell genug zu gehen. Die mit der Verabschiedung eines Gesetzes EU-Richtlinie über Einwegplastik (SUP) „contre le gaspillage“ (gegen den Abfall) fordert die europäischen Mitgliedstaaten und für die Kreislaufwirtschaft. Seit dem auf, die Verwendung von Plastik bis 2026 1. Januar 2022 darf in Geschäften kein deutlich zu reduzieren. So sind beispiels- Obst und Gemüse mehr in Plastikverweise die kostenlosen Plastiktüten an der packungen verkauft werden, es sei denn, Kasse bereits verschwunden, und seit Juli die Produkte werden in Partien von mehr des vergangenen Jahres ist die Herstel- als 1,5 Kilogramm verpackt. Es gibt Auslung verschiedener Arten von Einweg- nahmen: empfindliches Obst und Gemüse, plastik verboten. Auch die Verwendung verarbeitete Obst- und Gemüse-Produkte der sogenannten Hemdchenbeutel in der und Weichobst können weiterhin in PlasObst- und Gemüse-Abteilung von Super- tikverpackungen verkauft werden. Für märkten wird in der EU diskutiert. Es diese gilt eine Übergangsfrist bis 2023 wird versucht, eine Alternative zu finden, oder 2026. Für Obst und Gemüse, das vor z. B. eine wiederverwendbare Tüte aus dem 1. Januar 2022 erzeugt oder eingeNylon oder Baumwolle. führt wird, gilt je nach Art des Erzeug-
nisses eine Übergangsfrist von vier oder sechs Monaten. Mit dieser Maßnahme hofft Frankreich, jedes Jahr mehr als eine Milliarde unnötiger Plastikverpackungen einzusparen.
Die Bekanntgabe des neuen französischen Gesetzes hat viele überrascht. Auch Luc Vanoirbeek vom Verband der belgischen Gartenbaugenossenschaften (VBT) hat dieses Verbot nicht kommen sehen. „Frankreich ist einer unserer wichtigsten Märkte. Wir erleben jetzt eine Anpassung ihrer Rechtsvorschriften, und an die müssen wir uns natürlich halten. Es ist doch wirklich schade, dass die gemeinsamen EU-Maßnahmen nicht berücksichtigt werden. Die Tatsache, dass Frankreich eine gesonderte Regelung einführt, ist leider keine Ausnahme. Spanien wird höchstwahrscheinlich folgen, und Flandern beispielsweise hat den Aufkleber auf Obst und Gemüse bereits untersagt. Für die Verpacker und Händler in der Obst- und Gemüsebranche wird es auf diese Weise nicht einfacher“, bemerkt er. GEFÄHRDETE FLEXIBILITÄT Luc weist darauf hin, dass in Belgien jedes Jahr mehr als eine Milliarde Kilogramm
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Verpackung
Die Händler im Centre Européen De Fruits Et Légumes in Brüssel scheinen vom geplanten Verbot noch nicht beunruhigt zu sein. Bei ihnen werden Kunststoffe ohnehin nur wenig verwendet. Die Plastiktüten, die den Kunden ausgehändigt wurden, sind mittlerweile durch Papiertüten ersetzt worden. Produkte der Klasse II werden jedoch manchmal noch in Plastikbeuteln verpackt. Man geht dort davon aus, dass die Produkte für den französischen Markt demnächst in biologisch abbaubarem Kunststoff verpackt werden, was natürlich zu einem höheren Preis führen wird. Die Frage ist, wer das bezahlen soll. Ist Karton die Lösung? Ein Verpacker weist darauf hin, dass Papier und Pappe oftmals auch einen beträchtlichen Anteil an Kunststoff enthalten. “Eigentlich ist das eine Täuschung des Verbrauchers. Recycelbares Plastik ist eine bessere Alternative, weil man es hunderte Male wiederverwenden kann. Für manche Produkte braucht man einfach eine Verpackung. Bis auf weiteres ist es Sache des Einzelhändlers, der bestimmt, wie die Produkte verpackt werden.”
Obst und Gemüse produziert werden. ten, runde Tomaten, Zwiebeln, Rüben, Ein großer Teil davon wird exportiert. Kohl, Blumenkohl, Kürbis, Pastinaken, „Frankreich ist eines unserer wichtigsten Radieschen, Topinambur und WurzelgeExportziele. Es wäre schön, wenn alle EU- müse. Bei Obst gilt das Verbot für Äpfel, Länder den Kampf gegen Plastik gemein- Birnen, Orangen, Klementinen, Kiwis, sam mit klaren Absprachen führen wür- Mandarinen, Zitronen, Grapefruits, Pflauden. Im Moment müssen die Händler die men, Melonen, Ananas, Mangos, Passionsim jeweiligen Land geltenden Vorschrif- früchten und Kakis. ten beachten und ihr Verpackungsmaterial dementsprechend anpassen. Es wird AUFSCHUB FÜR EINIGE immer schwieriger, dies bei den einzelnen PRODUKTGRUPPEN Ländern im Auge zu behalten. Ein großer Kleine und empfindliche Produkte wie Teil des Obsts und Gemüses wird gezielt Kirschtomaten, Rosenkohl, Brechbohnen, eingekauft, aber viel Flexibilität bleibt da Frühlingszwiebeln, Weintrauben, Pfirsibald nicht mehr. Natürlich ist es auch uns che, Nektarinen und Aprikosen können ein Anliegen, die Verwendung von Plastik bis Mitte 2023 in Plastik verkauft werden. zu reduzieren, aber wir plädieren dafür, Eine Ausnahme gilt auch für Endivien, dies in Absprache zu tun. Außerdem wur- Spargel, Brokkoli, Pilze, Frühkartoffeln, den diese französischen Rechtsvorschrif- junge Möhren und Baby-Möhren, ebenso ten erst vor kurzem erlassen.“ wie für Salat, Feldsalat, junge Salatblätter, frische Aromakräuter, Spinat, SauerampKonkret betrifft das Verbot von Plastik- fer, essbare Blüten und Sojasprossen sowie verpackungen ab dem 1. Januar 2022 die Weichobst wie Kirschen, Cranberrys, HeiGemüsesorten Porree, Zucchini, Aubergi- delbeeren und Physalis. Diese Erzeugnen, Paprika, Gurken, Kartoffeln, Karot- nisse dürfen bis zum 31. Dezember 2024
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weiterhin in Kunststoffverpackungen verkauft werden. Außerdem können bis zum 30. Juni 2026 reife empfindliche Produkte wie Keimlinge und Himbeeren, Erdbeeren, Heidelbeeren, Brombeeren, rote Johannisbeeren, Holunderbeeren und Hibiskus, schwarze Johannisbeeren und Mini-Kiwis in Plastik verkauft werden.
Die Ausnahmen geben der Branche etwas Zeit bei der Suche nach Alternativen. Luc: „Aber 2023 und sogar 2026 sind näher, als man denkt. Das wird eine ziemliche Herausforderung werden, fürchte ich. Wir selbst setzen voll und ganz auf wiederverwendbares Plastik, zum Beispiel in Form der bekannten blauen Behälter. Für Produkte, die verpackt werden müssen, sind vor allem recycelbarer und vollständig biologisch abbaubarer Kunststoff die beste Alternative. Zusammen mit europäischen Partnern wie Copa Cogeka und Freshfel werden wir uns weiterhin um ein gemeinsames Vorgehen bemühen. Die einzelnen Bestimmungen können jedoch nicht geändert werden. Jetzt kommt es darauf an, unsere Mitarbeitenden so gut wie möglich auf dem Laufenden zu halten, sie zu informieren und bei Bedarf zu unterstützen. Mehr können wir nicht tun, wir müssen das Gesetz einhalten.“ luc.vanoirbeek@vbt.eu
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Project Service & Produktion GmbH setzt auf nachhaltiges Banderolieren 2.0:
„Maschinelle Leistung konnte auf bis zu 30 Takte pro Minute erhöht werden“
Das nachhaltige Banderolieren von Lebensmitteln ist seit einigen Jahren rasant auf dem Vormarsch. Dementsprechend ist der PROBAND V Banderolierer des deutschen Maschinenbauers Project Service & Produktion GmbH aus Kranenburg nicht nur in der Obstund Gemüsebranche ein Begriff. Dessen Banderolierlösung mit Öko-Option hat sich in wenigen Jahren am Markt durchgesetzt. So ist das Unternehmen ein Lieferant für renommierte Obst- und Gemüsebetriebe in Deutschland und international, von denen immer mehr auf die 100% recycelbaren Papierbanderolen PROGREEN setzen.
I
m April diesen Jahres stellte Project Ser- fädelung und das Piktogramm-geleitete vice & Produktion auf der Fruit Logisti- Farbdisplay, das jedem Nutzer unabhänca in Berlin das neueste Modell vor. „Uns gig von spezifischen Sprachkenntnissen geht es darum, den Betrieben ein tech- die Bedienung einfach macht, weiterentnologisch ausgereiftes Produkt zu bie- wickelt. ten, das extrem leistungsfähig, aber auch gleichzeitig flexibel, modular und bedie- Ein „Herzstück“ sei, so Vois, die modulanerfreundlich ist“, betont André Vois von re Bauweise und Flexibilität im Einsatz: der Project Service & Produktion. „Diese „Verschiedenste PROGREEN-PapierbanSchlagworte treffen auf unser neuestes derolen ebenso wie Kunststoff-BanderoModell den PROBAND V2000 nochmals len können zum Einsatz kommen. Zudem mehr zu!“ kann unser PROBAND V2000 ganz einfach modifiziert und gewartet werden. Der MODULARE BAUWEISE ERMÖGLICHT Rahmenwechsel ist in wenigen Sekunden EFFIZIENTEN RAHMENWECHSEL machbar – und zwar ganz ohne WerkVois spielt darauf an, dass die Taktung der zeuge. Und auch nach dem Kauf kann der Einzelmaschine auf bis zu 30 Bandero- PROBAND V für neue oder ergänzende lierungen pro Minute – immer mit einer Aufgaben mit verschiedenen Rahmen, ForUltraschallverschweißung – erhöht wer- matteilen oder auch TTP-Druckern ausgeden konnte. Zudem wurden die Schnellein- stattet werden.“
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'KOSTENEFFIZIENTER EINSTIEG IN NEUE PRODUKTGRUPPE' Landwirtschaftliche Betriebe wie die Abenhardt GmbH & Co. KG mit Sitz in Datteln (NRW) hat das Konzept überzeugt. Das Unternehmen nutzt den PROBAND V 2000 und sein Vorgängermodell, um jährlich tonnenweise Gemüse banderolieren zu können. „Der PROBAND V unterstützt uns beim kosteneffizienten Einstieg in eine neue Produktgruppe“, fasst Geschäftsführer Carsten Abenhardt die Rentabilität des Verfahrens kurz zusammen. Seit Jahrzehnten kennt man Abenhardt vor allem als international orientiertes landwirtschaftliches Familienunternehmen, das sich auf den Anbau sowie das Aufbereiten, Waschen und Verpacken von Speisemöhren spezialisiert hat. 2021 wagte der Betrieb, der bisher ausschließlich auf Bioprodukte setzt, den Einstieg in die neue Produktgruppe Zucchini. „Die 2000 Tonnen dieses Gemüses müssen jedoch professionell banderoliert werden“, so Abenhardt. Er fügt hinzu: „Die ausgereifte Technologie, der gute Service und die PROGREEN-Option waren die drei Hauptgründe, warum ich mich im vergangenen Jahr nicht nur für Project Service & Produktion als Partner entschied, sondern in der diesjährigen Saison gleich weitere Modelle der
neuen Generation zugekauft habe“, heißt es weiter.
Das optimierte Verfahren bietet dem Unternehmen viele konkrete Vorteile beim täglichen Gebrauch, fährt Abenhardt fort. „Mir gefallen vor allem die sehr einfache Einfädelung der Banderole, das intelligente modulare Design der Maschine, die Steuerung und auch die praktische Menüführung über Piktogramme.“
integriert werden – aber natürlich spielen oft individuelle Rahmenbedingungen eine Rolle. Ob standardisierte Automatisierungslösung – oder – speziell auf seine Bedürfnisse angepasst – ganz individuell konzipierte Maschinen, beides ist möglich“, berichtet Jan Hanenkamp,
GESCHÄFTSFÜHRER DER PROJECT SERVICE & PRODUKTION. Erst kürzlich lieferte Hanenkamps Team wieder eine individuelle Automatisierung an einen europäischen Kunden. Die
Produktion. „Das Unternehmen, das sich auf den biologischen Anbau von Gemüse fokussiert, wollte ökologisch rundum glaubwürdig auftreten. Daher verwendet es ausschließlich unser PROGREEN-Bandmaterial, das zu 100% recyclingfähig ist“, betont André Vois.
Für ihn ist das die Verpackung der Zukunft, zumal zu erwarten ist, dass die europäische Gesetzgebung über kurz oder lang der Vorreiterrolle Frankreichs folgt. Hier VERSTÄRKTE NACHFRAGE NACH darf seit 1. Januar 2022 unverarbeitetes AUTOMATISIERUNG frisches Obst und Gemüse – ausgenommen Verstärkt werden beim PROBAND V Ban- Maschine wurde mit drei Banderolier- wurden nur sensible Sorten – nicht mehr deroliersystem auch Automatisierungen Einheiten entwickelt. Über ein Förder- in Plastikverpackungen verkauft werden, nachgefragt. „Da kennen wir uns perfekt band gelangt das Gemüse in die PROBAND berichtet man abschließend. aus, schließlich ist das seit über 30 Jahren V-Anlage und wird dort banderoliert, A.Vois@project-sp.de unser Geschäft. Der PROBAND V kann sehr mit PROGREEN, dem ökologischen Baneinfach in bestehende Produktionslinien derolenmaterial von Project Service &
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Peter Stedman, Chiquita, über die Reduzierung von CO2 durch Düngemittel und Energie
„Wenn wir diese beiden Bereiche knacken können, sind wir am Ziel“ “Einfach ausgedrückt: Wir stehen vor globalen Klimaveränderungen, die uns alle betreffen, und wir fühlen die Notwendigkeit, unsere Stimme mit denen zu vereinen, die größere Maßnahmen fordern”, erklärt Peter Stedman, Sustainability Director bei Chiquita, den Fokus auf die Realisierung nachhaltiger Veränderungen. Dies geschieht unter anderem durch die Umsetzung von wissenschaftlich fundierten Zielen. „Anfang dieses Jahres haben wir unser ‘30by30’-Kohlenstoffreduzierungsprogramm angekündigt, eine wichtige Initiative, die darauf abzielt, die Kohlenstoffemissionen in unseren Betrieben bis Ende 2030 um 30 Prozent zu reduzieren. Chiquita ist das erste globale Obstunternehmen, das eine Strategie zur Emissionsreduzierung eingeführt hat, die von der Science Based Targets Initiative (SBTi) validiert wurde.“ Peter Stedman erklärt, dass sich dies auf die gesamte Lieferkette erstreckt, die bis 2025 ihre eigenen Emissionsminderungsstrategien festgelegt haben wird. Das ‘30by30’-Ziel soll zu einer Verringerung von 30.000 Tonnen Kohlendioxid führen. „Die wichtigste Quelle für unsere Emissionen ist Lachgas aus Düngemitteln. Wir stehen also vor der sehr interessanten Herausforderung, wie wir die Kohlendioxidemissionen reduzieren können, ohne Kompromisse beim Ertrag und der Qualität der Bananen einzugehen.“
WERTVOLL Chiquita will bis Ende 2022 festlegen, welche Alternativen für den Einsatz von Düngemitteln erprobt werden sollen. Der Bananenproduzent prüft eine diesem Prozess eine Schlüsselrolle spielen Kombination verschiedener Nährstoff- wird. „Sie wird unser Handeln leiten, denn regelungen, die Elemente nachhaltiger jedes Körnchen Dünger ist nicht nur teuer, landwirtschaftlicher Praktiken enthalten, sondern im Sinne des Kohlenstoffs auch sowie den Einsatz von Technologien, die wertvoll.“ Chiquita will die ausgewählten die Freisetzung von Lachgas aus Dünge- Techniken bis 2027 in allen Betrieben einmitteln verhindern. Die Versuche werden führen, so dass 2029 mit den Messungen zwischen 2023 und 2026 durchgeführt. begonnen werden kann. „Es handelt sich um zufällig kontrollierte Versuche in allen vier Ländern, in denen ERNEUERBARE ENERGIE wir tätig sind. Wir gehen dabei sehr sorg- Ein weiterer Schwerpunkt sind erneuerfältig vor. Wenn wir eine so große Verän- bare Energien, insbesondere in Honduras derung vornehmen, dann wollen wir auch und Guatemala. Der Bananenproduzent ziemlich sicher sein, was die Auswirkun- sieht gute Chancen bei der Nutzung von gen dieser Veränderung sein werden. Peter Solarenergie und anaeroben Fermentern Stedman erwartet, dass die Technologie in als Energiequelle. „Wir entwickeln einen
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Investitionsplan, um die Reduzierung zu unterstützen, wobei wir immer im Hinterkopf haben, wo wir hinmüssen. Manchmal ergeben sich auch Möglichkeiten, die darüber hinausgehen, weil es einen grundlegenden Business Case dafür gibt. Wenn wir diese beiden Punkte knacken können, sind wir am Ziel. 2030 gibt uns Zeit, es richtig zu machen.“ Peter Stedman betont den Vorteil eines Familienunternehmens, wenn es um eine langfristige Perspektive geht. „Wir haben eine sehr langfristige Perspektive, es geht nicht um Quartalsergebnisse.“ Trotz der Tatsache, dass es ein langwieriger Prozess sein wird, bleibt er positiv. „Wir sind nicht dem Untergang geweiht, wir können etwas tun und wir werden etwas tun.“ In diesem Prozess sieht er eine Aufgabe für den gesamten Sektor. „Je mehr sich die Branche in diesem Bereich bewegt und je mehr sie zusammenarbeitet, desto besser. Denn es betrifft alle.“ Und weil es alle betrifft, will Chiquita auch die Verbraucher mit ins Boot holen. Der Direktor für Nachhaltigkeit ist der Meinung, dass der Weg dorthin darin besteht, dass alle Beteiligten an der Entwicklung teilhaben. „Die Herausforderung für uns besteht darin, sicherzustellen, dass wir den Kunden mitnehmen, indem wir ihm jeden Grund geben, die Marke weiterhin zu unterstützen. Letztendlich haben wir keinen Einfluss auf den Preis, den der Verbraucher im Einzelhandel zahlt. Wir können nur dafür sorgen, dass die Kunden das schätzen, was sie vor sich sehen.“
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VERÄNDERUNG Es wird zunehmend deutlich, dass ein Wandel notwendig ist. Peter Stedman kommt zu dem Schluss, dass die verschiedenen Regionen und Länder zwar leicht unterschiedliche Wetterverhältnisse haben, Chiquita jedoch eine Veränderung dieser bisherigen Muster feststellt. „Generell ist das Klima in den Bananenanbaugebieten, in denen wir anbauen, heißer und trockener geworden. Das Wichtigste ist, dies zu erkennen, die Auswirkungen zu beobachten und Strategien zur Abmilderung zu entwickeln. Das wird uns Hinweise darauf geben, wohin wir uns bewegen sollten und wie sich die Landwirtschaft dort in den nächsten 30 Jahren entwickeln wird.“ Stedman kann sich auch Vorteile aus dem Klimawandel vorstellen. „Es wird trockener werden, und ein trockeneres Klima hemmt im Allgemeinen einige Schädlinge und Krankheiten. Der Temperaturwandel ist jedoch nicht die einzige Sorge, denn extreme Wetterereignisse wirken sich zunehmend auf den Sektor aus, so der Nachhaltigkeitsdirektor. Er weist darauf hin, dass es nach den Wirbelstürmen Eta und Iota im Jahr 2020 in Honduras und Guatemala noch mehr als ein Jahr dauern könnte, um alles wieder anzupflanzen, was verloren gegangen ist. „Ein erheblicher Teil unserer Produktion war sehr stark betroffen.“ AUSWIRKUNGEN MINIMIEREN Für Chiquita ist klar, dass die Welt eine nachhaltige und ertragreiche Produktion
braucht, die sicherstellt, dass keine Regenwälder mehr abgeholzt oder Feuchtgebiete ausgetrocknet werden. Obwohl Peter Stedman der Meinung ist, dass man viel von ökologischen Produktionssystemen lernen kann, ist er nicht davon überzeugt, dass eine rein ökologische Produktionsmethode der einzige Weg in die Zukunft ist. „Ich weiß nicht, ob die konventionelle Landwirtschaft die Kraft der Natur schon voll ausgeschöpft hat. Leider können wir nicht alle Lebensmittel der Welt biologisch produzieren, aber wir können das natürliche System besser kennen und Wege finden, um sicherzustellen, dass es zu unseren Gunsten funktioniert und wir unsere Auswirkungen auf die Umwelt minimieren.“ Aus den Berechnungen des Kohlenstoff-Fußabdrucks von Chiquita geht hervor, dass eine Chiquita-Banane die seit 2012 bereits eine CO2-Reduktion von 29 Prozent erzielt hat - tatsächlich einen geringeren Fußabdruck aufweist als eine Bio-Banane. „Im Jahr 2050 werden wir zehn Milliarden Menschen sein, und wenn wir die hochwertigen Ökosysteme und unsere Gesundheit erhalten wollen, müssen wir mehr auf den bereits bewirtschafteten Flächen produzieren. Wir müssen sicherstellen, dass wir, wenn wir etwas benötigen, das Kohlenstoff produziert - zum Beispiel nicht organischen Dünger -, diesen Bedarf minimieren und gleichzei-tig die Erträge maximieren“, schließt Peter Stedman.
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Kräuter
Marcel Janssen, De Gerdeneer
„In der Kulinarik ist der Einsatz von Gewürzen ein Job für die Pinzette“ Das Segment der gehobenen Küche ist ein lohnender Markt für Gewürze, aber die Volumina sind gering. Bei Gerichten, die mindestens 25 Handlungen erfordern, ist der Einsatz von Gewürzen dann ein Job für die Pinzette, wie Marcel Janssen von De Gerdeneer weiß. Er spezialisierte sich auf den Verkauf in der kurzen Kette an die gehobene Gastronomie, was er jedoch langsam aufgibt. Zum dritten Mal ändert er das Geschäftsmodell radikal.
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on 1998 bis 2013 baute Marcel auf den mehr als drei Hektar des Hofes Feld-
einen Preiskampf ausartete, stellte er auf den Anbau von Kräutern um und konzentrierte sich dabei auf das gehobene Gastronomiesegment. Dort verlangt man die beste Qualität und den besten Geschmack. „Ich ziehe fast alle Kräuter aus Samen im Freiland. Langsamer Anbau bringt den besten Geschmack.“ Die Auswahl der Sorten war anfangs Trial and Error, viel probieren und wegwerfen. Indem er Köche salat an und produzierte Gemüsesaat- ins Gewächshaus einlud, verschaffte sich gut. Als der Markt für Gemüsesaatgut in Marcel ein immer besseres Gefühl für den
Polycultuur Die Polykultur im Gewächshaus ist ein Anbausystem, das die Produktion verschiedener Obst- und Gemüsesorten in Polykultur mit eiweißreichen Produkten wie Pilzen, Eiern, Geflügel und Fisch kombiniert. Die Abfälle des einen Produkts sind der Rohstoff für ein anderes. Der geschlossene Kreislauf auf dem
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Hof und der geringe Bedarf an Input machen den Anbau nachhaltig und effizient. Aufgrund der großen Vielfalt der Produktpalette können die Erzeuger den Verbrauchern ein komplettes Angebot an Gemüse, Obst und eiweißhaltigen Produkten anbieten. Durch die Schließung von Kreisläufen, die Maximierung von Erträgen
und die Reduzierung des Inputs lassen sich potenziell hohe Erträge erzielen. Am Anfang steht der Gedanke, die Natur in effizient gestalteten Systemen ihre Arbeit machen zu lassen. Quelle: Stichting Innovatieve Glastuinbouw
Schmackhafte Kräuter und essbare Blüten aus Freilandanbau
Markt. „Auf dem Höhepunkt hatte ich 80 unterschiedliche Kräuter und essbare Blumen. Fast alle von ihnen fanden auch Abnehmer.“
Es ist auch wichtig, täglich frische Produkte liefern zu können. De Gerdeneer schneidet die Kräuter auf Bestellung und liefert sie möglichst direkt an die Restaurants.
Das Unternehmen befindet sich in der Nähe des Knotenpunkts Greenport Venlo und hat daher eine günstige Standortposition. „Was ich ernte, wird innerhalb von
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Kräuter
Marcel Janssen und seine Lifeline während der Pandemiezeit
24 Stunden verbraucht.“ Für Marcel und Wegen Corona ist der Gewürzmarkt plötzsein Team bedeutet das, sich jeden Tag ins lich fast zum Erliegen gekommen. Zum Gewächshaus zu knien, um die Bestellun- Glück hatte De Gerdeneer einen Retgen zu schneiden und ständig flexibel zu tungsanker: Apfelwein. „Wir haben 2015 sein. Was um 8 Uhr morgens noch wie ein aus Liebe mit der Apfelweinherstellung kontrollierbarer Prozess aussieht, kann begonnen. In der Corona-Zeit haben wir um 9 Uhr schon ganz anders aussehen. unsere Aufmerksamkeit darauf gerichtet, „Manchmal müssen wir im Minutentakt und daraus hat sich wirklich etwas Subsumschalten, fragen Sie nicht wie, aber am tanzielles entwickelt. Apfelwein ist in den Ende schaffen wir es immer“, lacht Marcel. Niederlanden eigentlich kein bekanntes Produkt, aber das beginnt sich zu ändern. Die Kräuter und essbaren Blumen finden Über den Webshop liefern wir direkt an ihren Weg direkt in die nobelsten Restau- Privatpersonen, aber auch an Schankwirtrants in Österreich, der Schweiz, Deutsch- schaften und das Gaststättengewerbe. land, Luxemburg und der Randstad. Dort So langsam wird daraus wirklich etwas.“ hat man sehr hohe Anforderungen an das Auch auf dem Apfelweinmarkt will sich Produkt. Zuallererst an den Geschmack, De Gerdeneer qualitativ und geschmackaber es darf auch kein einziges Tier oder lich abheben. „In den vergangenen sieben ein Fleck auf dem Produkt sein. Aber nicht Jahren haben wir verschiedene Apfelsornur die Produktanforderungen machen ten, Abfüllmethoden, Hefen usw. getestet, diesen Markt zu einer Herausforderung. gelernt, probiert und noch mehr getestet „Die Spitzenköche sind umgängliche Kun- und dabei Wissen und Informationen aus den, aber sie nehmen nicht viel ab. Je mehr der ganzen Welt gesammelt. Wir können Ansehen sie haben, desto mehr schät- jetzt einige köstliche Apfelweine herstelzen sie die Produkte, aber umso weniger len. Ursprünglich haben wir Apfelwein aus Kräuter verwenden sie pro Gericht. Das ist Äpfeln der Klasse II hergestellt, aber welch echte Pinzettenarbeit, ein Blättchen hier eine Entdeckung, dass gerade die alten und eine Blume dort...“ und kleineren Apfelsorten aus historischen Streuobstwiesen, wie die GronsvelDoch wie seinerzeit beim Feldsalat spürt der Klumpe und die Ananas Reinette, ganz auch Marcel den zunehmenden Wettbe- unterschiedliche Geschmacksrichtungen werbsdruck auf diesem Markt. De Ger- von Apfelwein ergeben. Schließlich haben deneer zum Beispiel war einer der ers- wir sogar herausgefunden, dass auch die ten, der essbare Blumen auf den Markt Art des Bodens zu geschmacklichen Untergebracht hat, aber mittlerweile gibt es schieden führt. Wie bei Trauben kann man viele Anbieter, und essbare Blumen sind auch beim Apfelwein das Terroir schmemanchmal sogar in Supermärkten zu fin- cken. Dieselben Apfelsorten von gleich den. „Man sieht, dass Kräuter zu einem alten Bäumen, die auf unterschiedlichen Massenprodukt werden, wobei auch aus- Böden angebaut werden, ergeben je nach ländische Parteien aggressiv an den Markt Bodentyp ein eigenes Aroma.“ herangehen.“
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In der Corona-Zeit fiel der Entschluss, dass die Zukunft von De Gerdeneer lokal ist. Damit will man sich auf die Nachhaltigkeitstrends und das größere Interesse der Verbraucher an der Herkunft ihrer Lebensmittel einstellen. De Gerdeneer liegt an einem Rad- und Wanderweg in einem touristischen Gebiet, wodurch viele Verbraucher angesprochen werden können. „In der Covid-Zeit haben wir eine Menge neuer Ideen entwickelt und Pläne gemacht. Wir werden den Gewächshauskomplex in eine Polykultur umwandeln, in eine Art Lebensmittelwald unter Glas. Außerdem legen wir eine Apfelplantage mit mehreren alten Apfelsorten für unseren Apfelwein an und bauen für den Verkauf unserer Produkte einen Laden auf. Wir wollen den Wechsel in etwa fünf Jahren vollziehen“, so Marcel abschließend. info@degerdeneer.nl
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Ilse Hayen, CEO von EFC:
„Ein Klasse-II-Nicoter kommt im Laden bestimmt nicht neben einen Kanzi“ Kernobst ist nach Bananen und Zitrusfrüchten die am dritthäufigsten konsumierte Obstsorte der Welt, wie die World Apple and Pear Association (WAPA) stolz auf ihrer Website verkündet. In den letzten Jahren haben die Clubsorten einen deutlichen Aufschwung erlebt. Mit ihrem attraktiven Aussehen und ihrer garantierten Qualität überzeugen sie immer mehr Verbraucher. Das Marketing dieser patentierten Sorten wird von einem Club verwaltet, Anbau und Vermarktung werden ausschließlich Erzeugern mit einer Anbaulizenz zugestanden. Dadurch wird ein Überangebot auf dem Markt vermieden. Es darf noch nicht einmal die gesamte Ernte unter dem Markennamen in den Handel gebracht werden, nur die allerbesten Früchte kommen dafür in Frage.
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anzi ist ein gutes Beispiel. Dieser Apfel, Veiling Haspengouw getreten ist, als letz- die Erzeuger auch einen halben Euro der eigentlich Nicoter heißt, wird von tere vor einigen Jahren in die Liquidation für nationale Partnerschaften berappen. der Sortenmanagementfirma EFC ver- ging. „Die Entscheidung für BelOrta war Wenn man sich zur Bündelung der Kräfte waltet, einem Unternehmen, das 2002 logisch, denn sehr viele Erzeuger von Vei- jenseits der Grenzen orientierte, steuergegründet wurde, als drei Erzeugeror- ling Haspengouw, insbesondere diejeni- te Europa 60 Cent bei und die Erzeuger ganisationen beschlossen, ihre Kräfte zu gen, die Kanzi und Greenstar - die zwei- mussten nur 40 Cent aufbringen.“ bündeln und neue Sorten gemeinsam zu te Apfelsorte von EFC - angebaut hatten, vermarkten: Fruitmasters aus den Nieder- fanden bei BelOrta ein Zuhause, dessen Kanzi, ein zweifarbiger Apfel mit frischem, landen, Veiling Haspengouw aus Belgien Orientierung als Unternehmen gut mit süßem Geschmack und saftig-knackigem und die Württembergische Obstgenossen- dem von EFC zusammenpasste und immer Biss, ist aus den Regalen nicht mehr wegschaft (WOG) aus Süddeutschland. noch zusammenpasst“, sagt Ilse. „Die zudenken. Es ist die zweitgrößte ClubEigentümerstruktur ist länderübergrei- sorte unter den Äpfeln. Nur Pink Lady, ein EFC, EIN DREIERCLUB fend, was angesichts der Geschichte nicht viel älteres Konzept, steht über ihr. „KanIlse Hayen, CEO von EFC, sagt, dass die verwunderlich ist, da die europäische zi wird, wie Pink Lady, vom Einzelhandel Zusammenarbeit gut klappt, weil die Subventionspolitik solche Kooperationen voll und ganz akzeptiert, was ein großer Aktionärsstruktur heute immer noch die seinerzeit gegenüber nationalen Partner- Erfolg ist, denn Supermärkte sind bei gleiche ist wie vor fast zwanzig Jahren, schaften bevorzugte. Für jeden halben Clubsorten oft sehr zurückhaltend“, sagt außer dass BelOrta jetzt an die Stelle von Euro an Beihilfen aus Europa mussten Ilse, die selbst zehn Jahre lang bei einem
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Einzelhändler gearbeitet hat, bevor sie zu EFC kam. „Weil aber die Verbraucher danach fragen, können die Supermärkte das nicht ignorieren. Was heute als selbstverständlich gilt, ist jedoch das Ergebnis jahrelanger Zucht, von Geduld, Versuchen und Anpassungen. In den ersten Jahren gab es zum Beispiel einige Probleme auf der Ebene des Anbaus. Kanzi, oder besser gesagt Nicoter, ist an sich krebsanfällig. In den Anfangsjahren, als es noch keine adäquate Lösung für diese Krebsanfälligkeit gab, bereitete die rasche Ausweitung des Anbaus mit jungen Bäumen einige Probleme, da sie noch nicht mit virusfrei zertifiziertem Material gezogen wurden. Ein weiterer Gesichtspunkt war, dass die Erzeuger an Elstar und Jonagold gewöhnt waren, wo diese Krebsanfälligkeit kaum oder gar nicht auftritt. Wir fanden jedoch bald eine Lösung in Form eines GoldenZwischenstamms. Diese Methode erwies sich als effizient, denn auch heute noch werden Nicoter-Bäume mit diesem Zwi-
schenstamm geliefert. Und auch wenn das wieder mit GKE. Dafür gibt es gute GrünVerbindungsstück zwischen dem Unter- de. Ilse Hayen erklärt: „Unsere Aufgabe stamm und dem Nicoter-Holz das Pflan- als Sortenmanagementfirma besteht darzenmaterial pro Stück um einen halben in, einen Mehrwert für alle Beteiligten in Euro verteuert, überwiegen die langfris- der Obstlieferkette zu schaffen. Das erreitigen Vorteile bei der Bekämpfung des chen wir durch die kontinuierliche Suche Obstbaumkrebses sicherlich den Nachteil und Entwicklung außergewöhnlicher, einder anfänglichen Mehrkosten.“ zigartiger Sorten und durch den Anbau äußerst erfolgreicher globaler Marken, für BETTER3FRUIT die Erzeuger eine Anbaulizenz erwerben Die Sortenmanagementfirma veredelt können. Traditionell konzentrierte sich nicht selbst, sondern überlässt diese Auf- EFC auf den ersten Teil der Kette mittels gabe einem breiten Netzwerk von Verede- Optimierung des Baummanagements lungsprogrammen, zu denen auch Univer- und Perfektionierung des Anbaus und sitäten in aller Welt gehören. Nicoter zum GKE verwaltete die Marken. In der Praxis Beispiel ist das Produkt von Better3fruit, haben EFC und GKE immer als Team geareinem Spin-off der Universität Leuven, mit beitet. Dieser Zusammenschluss ermögdem das von der Universität gegründete licht uns die Bündelung unserer Kräfte in Veredelungsprogramms weitergeführt den Bereichen Anbau und Vermarktung, wurde und an dem auch die Baumschu- um so Zugang zu zukunftsfähigen und le Johan Nicolaï beteiligt war. GKE, eine erfolgreichen Sorten zu haben und diese Tochtergesellschaft von EFC, war im Übri- weiter zu entwickeln.“ gen ein Joint Venture zwischen EFC und Johan Nicolaï. Vor kurzem fusionierte EFC
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Vision
VEREDELUNGSPROGRAMME schön rot bleibt und oft zum Braunwerden WELTWEIT neigt. Außerdem hat ein hoher ProzentObwohl sich der Renner Kanzi auf die For- satz der Birnen keine Rotfärbung. Dies schungsarbeit von Better3fruit zurück- ist der Teil der Ernte, den wir im Rahmen führen lässt, ist EFC bei der Entwicklung des Clubkonzepts nicht verkaufen können. neuer Sorten nicht an diesen Veredler Oder, um es technisch auszudrücken: Das gebunden. „Im Laufe der Jahre haben wir Packout der Sorte ist eher gering. Diese ein weltweites Netz von Zuchtprogram- Faktoren spielen gewiss eine Rolle, wenn men aufgebaut, die wir jährlich besuchen, man sich für die Umwandlung der Testsoweit Corona es zulässt. Auch als Anteils- lizenz in eine kommerzielle Lizenz enteigner sind wir nicht an Better3fruit scheiden muss.“ gebunden. Wenn es um die Wahl einer bestimmten Sorte geht, steht EFC bei Bet- ERZEUGER HABEN EIN AUGE AUF DAS ter3fruit genauso in der Schlange wie alle PACKOUT anderen auch. Wir haben kein Vorkaufs- Das Packout ist ein recht wichtiges Konrecht.“ EFC unterhält auch gute Beziehun- zept bei Konzeptsorten, sowohl bei der gen zu anderen Veredlungsprogrammen, Wahl einer neuen Sorte als auch für die etwa mit der Universität Wageningen in Produzenten. Es versteht sich von selbst, den Niederlanden, aber auch in den USA dass eine potenzielle neue Clubsorte mit (mit Forschungseinrichtungen in Minne- einem hohen Packout im Vorteil ist, wobei sota und Washington) oder Neuseeland. der erforderliche Prozentsatz auch vom Dank langjähriger Beziehungen zu EFC Preis abhängt, mit dem das Premiumhaben diese Veredler ein klares Bild von produkt auf den Markt gebracht werden den Anforderungen der Sortenmanage- kann. „Wenn der Preis sehr hoch ist und mentfirma. Wenn eine potenziell geeigne- das Packout etwas niedriger, kann das te Sorte ausfindig gemacht wird, springt Produkt immer noch rentabel sein. NatürEFC auf den Zug auf und die Phase der lich ist es für die Erzeuger umso besser, eigentlichen Prüfung beginnt. Und das ist je höher das Packout ist. Aber auch da ein sehr langwieriges Unterfangen. gibt es große Unterschiede zwischen den Erzeugern. Und das ist etwas, was unsere „Wir testen derzeit etwa 17 Birnensorten Lizenzpartner in einer Erzeugerversammmit roter Schale. Doch bevor ein junger lung, bei der die vergangene VerkaufssaiBaum produktiv wird, sind bereits vier bis son ausgewertet wird, grafisch verdeutfünf Jahre vergangen. Bevor Sie den Baum lichen. Das geschieht selbstverständlich der von Ihnen gewählten Sorte pflanzen anonym, aber es vermittelt den Erzeukönnen, müssen Sie zunächst Probebäume gern einen guten Eindruck davon, wie sie ziehen, was bei Birnen noch einmal zwei selbst und andere abschneiden. Die wenibis drei Jahre dauert. Der gesamte Pro- ger guten Erzeuger wissen dann, dass sie zess dauert also etwa sechs bis acht Jah- etwas härter arbeiten müssen, was sich re. Das Problem bei den derzeit auf dem dann aber auch lohnt. Qualität zahlt sich Markt befindlichen rotschaligen Birnen schließlich aus.“ besteht darin, dass die Färbung nicht so
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DER KLEINE BRUDER Abgesehen von den Äpfeln Kanzi und Greenstar hat EFC mit Migo bereits eine Clubsorte für Birnen im Sortiment. Das Verhältnis bei der Sortenmanagementfirma entspricht der breiteren Realität: Bei Äpfeln gibt es viel mehr Clubsorten als bei Birnen. Ilse rechnet damit, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird: „Glücklicherweise gibt es zwar einige Clubsorten bei den Birnen wie Migo, Xenia und Sweet Sensation, aber das ist in der Tat viel begrenzter. Meiner Meinung nach wird das auch immer so bleiben. Der Birnenanbau ist weltweit ohnehin geringer als der Apfelanbau, und der Birnenverbrauch ist auch rückläufig, obwohl sich Migo gut hält. Ein dritter Grund ist, dass es für Birnen weniger Anbaugebiete gibt als für Äpfel. Ich sehe durchaus Raum für rotschalige Birnen als Clubsorte, denn die wünscht sich der Handel in der Tat. Wenn unsere wichtigste Sorte Conference mehr unter Druck gerät, wird das sicherlich ein Anreiz sein, bei Birnen noch mehr Clubkonzepte zu entwickeln. Wie auch immer, ich denke, der Apfel wird in dieser Hinsicht immer vor der Birne bleiben.“
VEREDELUNG FÜR DEN BIOANBAU Im biologischen Anbau hat Migo bereits einige Vorteile gegenüber Conference, da sie weniger anfällig für Birnenschorf ist. Der Bioanbau gewinnt in der heutigen Zeit immer mehr an Bedeutung, und EFC konzentriert sich bei der Suche nach neuen Sorten auch auf Pflanzen, die auf nachhaltige Weise angebaut werden können. „Wenn wir in den Veredelungsprogrammen Sorten finden, die gegen bestimmte Krankheiten resistent sind, dann ist das ein Riesenvorteil, denn wir müssen immer
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nachhaltiger anbauen. Wenn die Sorte von sich aus schon resistent gegen bestimmte Krankheiten ist, braucht man nicht auf Pflanzenschutzmittel zurückgreifen, der Weg zum Bioanbau ist dann frei.“
WILDWUCHS Auch für den Einzelhandel ist es wichtig, nachhaltig angebautes Obst im Regal zu haben, weil dies den Wünschen der Verbraucher entgegenkommt. Dazu gehören nicht nur biologische Produkte, sondern auch rückstandsarme oder rückstandsfreie Produkte und natürlich Obst aus lokalem Anbau. Aber die Anforderungen des Handels gehen natürlich noch weiter, denn neben den klassischen Geschmacksmerkmalen – süß, süß-sauer, zuckersüß – spielt auch die Farbe eine wichtige Rolle. Kanzi ist ein zweifarbiger Apfel, Greenstar ist selbstverständlich grün beziehungsweise leuchtend grün und darüber hinaus innen frisch weiß, und Migo ist ebenfalls grün. Die Einzelhändler bieten bei Äpfeln und Birnen gerne eine rote, gelbe oder grüne Variante in ihren Regalen an. „Gerade bei Birnen fällt es dann schwer, die Einzelhändler davon zu überzeugen, einen zweiten grünen Artikel in ihr Sortiment aufzunehmen, da der Platz in den Regalen begrenzt ist. Die Einzelhändler berechnen ihren Ertrag pro Quadratmeter, und wenn dieser plötzlich sinkt, werden stattdessen Bananen, Zitrusfrüchte oder Beeren bevorzugt“, erklärt Ilse. Manchmal scheint wie bei den Kartoffeln nicht die Sorte, sondern ein unterscheidendes Produktmerkmal im Regal präsentiert zu werden. Bei Kartoffeln ist es immer noch der Kochtyp, bei Kernobst könnte es die Farbe oder der Geschmack sein, vor allem wenn sich eine Zunahme von freien Sorten und Clubsorten abzeichnen würde. Aber so weit sind wir noch nicht. Derzeit behauptet sich Kanzi hervorragend in den Supermärkten. „Ich schaue auch mit sehr großem Interesse auf das jetzt aufkommende Überangebot an Clubsorten,“ sagt Ilse hierzu. „Aber die Frage ist letztlich: Welche werden bleiben und welche werden untergehen?“ Ein neuer Trend ist zum Beispiel der rotfleischige Apfel. „Wir verfolgen die Entwicklung natürlich genau und werden nach neuen Sorten Ausschau halten, wenn sie auf den Markt kommen. Aber im Moment gibt es für EFC keinen rotfleischigen Apfel, der uns für ein Engagement interessant genug erscheint, was nicht bedeutet, dass unsere Anteilseigner nicht individuell daran arbeiten können, wenn sie es wünschen. Dennoch glaube ich, dass rotfleischige Äpfel eher eine Nische bleiben werden.“
OSTEUROPA KLOPFT AN DIE TÜR Im Einzelhandel sieht man jetzt oftmals auch wieder Obst der Klasse II, und noch nicht einmal zu Dumpingpreisen. Die Verbraucher scheinen sich wieder für Obst zu interessieren, das nicht perfekt ist. Doch das ist keine Option für EFC, denn Spitzenqualität ist und bleibt unabdinglich. „Ein Klasse-II-Nicoter kommt im Laden bestimmt nicht neben einen Kanzi“, sagt Ilse resolut. Dies könnte jedoch zu einer Gefahr für die Clubsorten werden, insbesondere jetzt, da die osteuropäischen Länder und die Türkei die Anbauflächen für Kernobst ausweiten, die Anbautechniken immer besser beherrschen und so auch zunehmend hochwertige Früchte auf den Markt bringen. Zudem haben sie den Vorteil einer billigeren Produktion. In diesen Ländern werden derzeit nicht so viele Clubsorten angebaut, aber die anderen Sorten drängen in zunehmendem Maße auf den westeuropäischen Markt. „Es stimmt natürlich, dass in diesen Ländern beim Obst große Qualitätssprünge erzielt werden. Man hat dort auch zunehmend bessere Lagermöglichkeiten. Aber ich denke, dass die Hauptkonkurrenz aus diesen Ländern immer noch bei den Grunderzeugnissen und weniger bei den Clubkonzepten liegt.“
gramms mit den Einzelhändlern den Kontakt zum Supermarkt herstellen und den direkten Verkauf organisieren.“
GANZJÄHRIGES ANGEBOT MIT LOKALER UND ÜBERSEEISCHER PRODUKTION EFC bietet seine Produkte ganzjährig an. Im Herbst, Winter und Frühjahr stammt das Obst aus europäischen Obstgärten, in den Sommermonaten werden die Äpfel und Birnen von Partnern aus Übersee bezogen. Theoretisch wäre es jedoch möglich, ganzjährig mit der europäischen Ernte zu arbeiten, da die Lagerzeit heute aufgrund der Qualität des Obstes noch gestreckt werden könnte. „In der vergangenen Saison hatten wir rund 50.000 Tonnen Kanzi-Äpfel in Europa, mit denen wir den Markt bis Ende Mai bedient haben. Anschließend haben wir zwischen 10.000 und 15.000 Tonnen von der Südhalbkugel importiert. Die lokale, europäische Produktion macht also den Hauptteil aus. Außerdem würden wir gerne das Volumen von Kanzi erhöhen, denn gerade in der letzten Saison hatten wir zu wenig Produkt, um den Markt ausreichend zu bedienen. Zweifellos gibt es für uns noch viele Möglichkeiten auf dem Markt.“
Kanzi, Greenstar und Migo. Werden diese VERKOSTUNGEN in den nächsten zehn Jahren noch GesellEFC steht in direktem Kontakt mit den Ein- schaft bekommen? „Meiner Erfahrung zelhändlern, um über die Trends auf dem nach sind zehn Jahre eigentlich die nahe Laufenden zu bleiben und genau zu wissen, Zukunft, denn wenn man Birnen betrachwas die Verbraucher – und damit die Ein- tet und etwas Neues anfangen will, muss zelhändler – wünschen. Selbstverständ- man ohnehin schon fünf bis sieben Jahre in lich muss man sich über die Programme die Zukunft blicken, bevor man die ersten einigen. „Wir arbeiten mit Marken-Promo- Früchte sieht. Ich denke, fünf ist eine gute tern zusammen, die unsere Produkte bei Zahl, wenn ich an unser Angebot an Clubden Einzelhändlern vorstellen, mit ihnen sorten in zehn Jahren denke, aber vielleicht Jahresprogramme verabreden und Kam- werden wir als EFC das Betätigungsfeld pagnen vereinbaren. Wir als Sortenmana- erweitern und uns nicht auf Apfel und Birger vereinbaren das z.B. mit REWE oder ne beschränken. Weichobst ist eine weiteEDEKA in Deutschland, wo wir Verkostun- re Produktgruppe, deren Entwicklung wir gen organisieren können. Für Migo haben verfolgen“, blickt Ilse Hayen in die Zukunft. wir einen Foodtruck, mit dem wir auf dem Wir bleiben neugierig. Parkplatz des jeweiligen Einzelhändlers ilse.hayen@efcfruit.com stehen. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Aber es sind unsere Lizenzpartner, zum Beispiel Fruitmasters oder BelOrta, die nach Absprache des gesamten Pro-
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Vom CBI unterstützte Unternehmen finden auf Fruit Logistica die richtigen Verbindungen. In diesem Jahr stellte das CBI sorgfältig ausgewählte Qualitätslieferanten aus Guatemala, Panama, Honduras, Costa Rica und Jordanien vor. Der Ort: Fruit Logistica in Berlin, Deutschland, vom 5.-7. April 2022. Die Fruit Logistica ist die führende Fachmesse für den globalen Fruchthandel. Vom CBI betreute Unternehmen aus dem kürzlich beendeten Agrofood Moldova-Projekt waren ebenfalls auf der Messe vertreten. Alle Unternehmen präsentierten ihre Erzeugnisse mit Erfolg. Estuardo Cobo, Manager bei Amadeo Export aus Guatemala, erklärte: „Die Messe war ein hervorragendes Mittel, um neue Kunden zu treffen und wieder Verbindung zu anderen aufzunehmen, denen ich während der Pandemie nie mehr begegnet war.“ Mittelamerikanische Erfolgsgeschichte In diesem Jahr stellte das CBI vier Unternehmen aus dem CBI-Projekt Connecting Central America vor. Dabei handelte es sich um Panafruit, das Papayas aus Panama anbot, Amadeo Export mit Mangos aus Guatemala, Agrícola Antar mit Okras aus Honduras sowie Tropifoods aus Costa Rica, das Maniok, Süßkartoffeln und vieles mehr im Angebot hatte. Für alle vier Unternehmen waren es erfolgreiche Tage auf der Fruit Logistica, und sie heimsten zahlreiche Qualitätsführerschaften ein. Hormoz Safi und Maryan Safi, Vater und Tochter hinter Panafruit, planten sogar schon für die Woche unmittelbar nach der Messe die Aufnahme des Geschäfts mit einer Firma, mit der sie in Berlin in Kontakt gekommen waren.
Estuardo Cobo, Manager bei Amadeo Export, war mit den Abschlüssen im Laufe der dreitägigen Messe sehr zufrieden. Er hatte alle angestrebten Ziele erreicht. „Das Beste an der diesjährigen Fruit Logistica war, dass man neue Unternehmen kennenlernen und wieder mit Kunden Kontakt aufnehmen konnte, denen ich wegen der Pandemie nicht mehr begegnet war. Ich habe auch Kunden gefunden, die Geschäfte mit mir machen möchten, und zwei mögliche Partner, in die ich inves-
tieren möchte.“ Estuardo sagte auch, dass er bei dieser Auflage der Fruit Logistica mögliche neue Exportmärkte erkundet habe. Bei der Suche nach den richtigen Kunden war Estuardo dem CBI für seine Hilfe sehr dankbar. „Manchmal ist es sehr schwer, herauszufinden, welche Unternehmen für eine Geschäftsbeziehung geeignet sind; die CBI-Experten sind da wirklich hilfreich. Diese Art der Marktkenntnis ist nicht mit Geld zu bezahlen.“ Der Unternehmensexperte für Exportcoaching Piet Schotel sieht auch den Nutzen, den die Entscheidung für vom CBI unterstütze Unternehmen für Importeure mit sich bringt. „Das CBI bereitet Unternehmen auf den EU-Markt vor. Importeure, die sich für die Zusammenarbeit mit diesen Unternehmen entscheiden, wissen von vornherein, dass sie zuverlässig und professionell sind.“ Die Königin der Datteln Jordanien verfügt als Lieferant von Frischobst und -gemüse über einen Wettbewerbsvorteil. Dies ist der ausgedehnten Erzeugungssaison im Jordantal und der Nähe zu Europa zu verdanken. Das Land ist für seine qualitativ hochwertigen Erdbeeren und sein Kapsikum bekannt. Aber Jordanien hat ein weiteres Juwel zu bieten, die Premium-Medjooldattel, die auch Königin der Datteln genannt wird. Der Stand des Jordan Exporters and Producers Association (Verband der jordanischen Exporte und Erzeuger – JEPA) stach bei dieser Auflage der Fruit Logistica erneut hervor. In diesem Jahr wurden sieben vom CBI unterstützte Unternehmen präsentiert, die die köstlichen Medjooldatteln anbieten. Zahlreiche potenzielle Kunden und Käufer schauten vorbei, um die außergewöhnliche Qualität zu probieren und die Unternehmen kennenzulernen. Tamer Abu Jodom von Five Dates meinte: „Wieder auf einer Messe zu sein war ein wundervolles Erlebnis. Ich habe viele Leute kennengelernt, die auf den europäischen Markt exportieren möchten, und habe
gute Neukundenkontakte angebahnt.“ Er fügt hinzu: „Auf der Fruit Logistica geht es nicht nur um den Absatz von Erzeugnissen und Neukundenkontakte. Worauf es wirklich ankommt, ist das Netzwerken mit ähnlichen Unternehmen und Wettbewerbern, um festzustellen, ob es Möglichkeiten zur Zusammenarbeit gibt.“ Zu wissen, was Ihr Unternehmen von anderen unterscheidet, ist bei der Teilnahme an einer Handelsmesse sehr wichtig. Tamer sagt, dass er durch das CBI-Projekt Fresh Fruits and Vegetables Jordan (Jordanisches Frischobst und -gemüse) gelernt habe, wie er sein Unternehmen differenzieren und sich auf dem Markt behaupten konnte. Bereit, das Unternehmen auf die nächste Stufe zu heben Moldawien ist ein fruchtbares Land, das auf eine lange Tradition im Obstanbau zurückblicken kann. Unter Einsatz moderner Technologien werden Äpfel, Trauben, Kirschen, Aprikosen, Pflaumen und anderes Kernobst angebaut und aus diesem Land exportiert. In den letzten fünf Jahren hat das CBI in Moldawien mit Moldova Fruct, dem nationalen Verband der Obstproduzenten und -exporteure, zusammengearbeitet. Bei dem von 2018 bis 2021 durchgeführten CBI-Projekt Agrofood Moldova wurden 18 Frischobstproduzenten, Obstverarbeiter und Honigproduzenten gecoacht, um die Marktanforderungen in der EU zu erfüllen, die Produktionspraxis zu verbessern und Zugang zum EU-Markt zu erhalten. Auf der diesjährigen Fruit Logistica waren einige der vom CBI gecoachten Unternehmen zusammen mit Moldova Fruct vertreten. Valeria Caduc, Managerin bei SMARTA, nahm an dem CBI-Projekt teil. Ihr Unternehmen bietet verschiedene Apfelsorten an. Sie erläutert,
wie hilfreich das Projekt für ihr Unternehmen war: „Das CBI hat uns geholfen, unser Unternehmen mit Marktforschung und einem Exportplan auf die nächste Stufe zu heben.“ Valeria war mit ihrem Unternehmen auf Messen vertreten, bevor sie am CBI-Projekt teilnahm, und gewann einige Kunden. Aber der Unterschied war unübersehbar, als sie nach der Beratung durch das CBI Messen besuchte. „Wir haben Marktforschung betrieben und erkannt, wo die richtigen Märkte für unser Erzeugnis sind. Dadurch erhielten wir tatsächlich mehr potenzielle und echte Kunden.“ Dieses Jahr war sie ohne das CBI auf der Messe vertreten, „aber ich verfügte über das Wissen, das ich durch das Projekt erworben hatte. Ich traf mit einigen potenziellen Käufern zusammen und sprach mit mir bereits bekannten Kontakten. Das CBI hat uns die Selbstsicherheit gegeben, unser Unternehmen auf die nächste Stufe zu heben.“ Iurie Fala, der Geschäftsführer von Moldova Fruct, blickt auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem CBI zurück. „Das CBI hat die an dem Projekt beteiligten Unternehmen dabei unterstützt, ihre Geschäftstätigkeit zu professionalisieren, Zugang zu neuen Märkten zu erhalten und für Herausforderungen gewappnet zu sein. In diesem Jahr sind Unternehmen auf der Fruit Logistica vertreten, die vom CBI unterstützt wurden. Man sieht, dass sie sehr professionell arbeiten.“
Importmöglichkeiten Connecting Central America Möchten Sie mehr über diese Unternehmen und eventuelle Importmöglichkeiten erfahren? Nehmen Sie Kontakt mit den Unternehmen des Projekts Connecting Central America auf und senden Sie eine E-Mail an cca@cbi.eu. Fresh Fruit and Vegetables Jordan Um Kontakt mit den Unternehmen des Projekts Fresh Fruit and Vegetables Jordan aufzunehmen, senden Sie bitte eine E-Mail an agriculture@cbi.eu. Agrofood Moldova Um mehr über die Agrofood Moldova-Unternehmen zu erfahren, besuchen Sie www.moldovafruct.md/en oder senden eine E-Mail an agriculture@cbi.eu.
Zitrusfrüchte
Welche Erwartungen gibt es für diese Saison?
Die Zitronenernte in Argentinien hat begonnen Argentinien ist der größte Zitronenproduzent der Welt, wobei der Bundesstaat Tucumán im Norden des Landes fast 90 Prozent der Produktion erzeugt. Die Zitronenernte hat bereits in der ersten Aprilwoche begonnen und wird voraussichtlich bis August andauern. Dank der günstigen Witterungsbedingungen während der gesamten Vegetationsperiode konnte die Erntezeit pünktlich beginnen. „Die Bäume in den Hainen sind gesund, und der Früchteansatz lässt eine qualitativ hochwertige Ernte vermuten“, sagt Mariano Sangronis, Commercial Manager und Leiter der Fresh Division von Citromax. „Wir sind gespannt auf die ersten Zitronen, die in den kommenden Wochen in die Packhäuser geliefert werden.“ Im vergangenen Jahr produzierte das Unternehmen mehr als 18.000 Paletten frischer Zitronen.
I
n dem Bestreben, die Qualitätsstan- ANDERE ANBAUGEBIETE dards weiter zu erhöhen und den Weg Derzeit werden auf der Nordhalbkugel der Effizienz und Kosteneinsparungen weiterhin Zitronen mit gleichbleibenden fortzusetzen, installierte Citromax vor Produktionsmengen geerntet. In den Verzwei Jahren eine neue und fortschrittliche einigten Staaten sind die Bezirke D1 und Sortiertechnologie in seiner Verpackungs- D2 im kalifornischen Central Valley und anlage in Tucumán. Die optische Sun- in der Küstenregion noch in Betrieb. „Ich sort®-Zitronensortieranlage von Sunkist gehe davon aus, dass die Saison bis Ende analysiert Qualitätsmerkmale wie Makeln, Juni läuft“, so Sangronis. „Die argentiniFarbe, Größe und Form. „Wir investie- sche Produktion ergänzt das Sommerloch ren weiterhin in Technologie, da sie ein in den Vereinigten Staaten und versorgt Schlüsselfaktor für das Angebot von Pre- die Verbraucher während der Nebenmiumprodukten ist.“ saison in Kalifornien mit einem frischen Produkt.“ Nach Angaben von Ailimpo, einer Branchenorganisation für die Zit-
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ronenproduktion in Spanien, ist die Produktion in dem südeuropäischen Land im Vergleich zur letzten Saison um 20 bis 25 Prozent zurückgegangen. Die Verna-Zitrone ist am stärksten von den Produktionseinbußen betroffen, die voraussichtlich zu einem früheren Ende der spanischen Saison führen werden. „Wir hoffen, dass der Übergang zwischen der nördlichen und der südlichen Hemisphäre in Europa Mitte Mai stattfinden wird.“
WACHSTUM IM EXPORT Citromax konnte seine Zitronenexporte in den letzten Jahren weltweit ausweiten. Zu den wichtigsten Zielregionen gehören Nordamerika, Europa, der Nahe Osten und Asien. Seit der Öffnung des chinesischen Marktes für Zitronen aus Argentinien im Jahr 2020 hat sich die Präsenz des Unternehmens in China und Südostasien deutlich erhöht. „Im vergangenen Jahr waren wir einer der wichtigsten Lieferanten von Zitronen aus Argentinien nach China“, so Sangronis. „Wir konnten unsere Präsenz im Einzelhandel und in der Gastronomie des Landes stärken“, fügte er hinzu. In Europa baut das Unternehmen die Partnerschaften mit seinen Kunden weiter aus. „Wir waren sehr flexibel bei dem Versuch, die Bedürfnisse unserer Kunden zu erfüllen, um die Lieferkette zu unterstützen, was zu einem Anstieg der Nachfrage aus
Europa führte. In diesem Jahr werden die Exporte jedoch durch die aktuelle Situation in Russland und der Ukraine beeinträchtigt. Die Vereinigten Staaten sind ein weiterer wichtiger Markt für Zitronen aus Argentinien.“
für die US-Kunden machen“, kommentier- Transitzeiten wirken sich auf die Qualität te Sangronis. Im Nahen Osten war Citro- der Früchte bei ihrer Ankunft aus, und max bei den letzten drei Ausgaben der die Seefrachtpreise sind kontinuierlich Dubai Gulfood vertreten, trotz der Her- gestiegen. „Das ist ein großes Problem für ausforderungen durch die Pandemie. „Die die Branche. Selbst innerhalb der VerBeeinträchtigung durch die Pandemie hat einigten Staaten spielten die inländischen uns die Möglichkeit gegeben, mit poten- Transportkosten eine wichtige Rolle. Es sei Im Mai 2017 erhielt das Land zum ersten ziellen Kunden in dieser Region in Kontakt sehr teuer geworden, Produkte mit LKWs Mal seit fast zwei Jahrzehnten Zugang zu zu treten. Wir sind fest davon überzeugt, von einer Küste zur anderen zu transporden Vereinigten Staaten. „Seitdem konn- dass die Region des Nahen Ostens ein tieren. „Das hat zur Folge, dass die Kunden ten wir den Einzelhandels-, Foodservi- großes Potenzial für langfristige Partner- am Ende der heimischen Erntesaison aus ce- und Großhandelsmarkt kontinuierlich schaften bietet.“ Qualitäts- und Kostengründen möglicherausbauen.“ In diesem Jahr hofft Citromax, weise auf Überseefracht zur US-Ostküste seine Exporte in Nordamerika durch die Trotz ambitionierter Wachstumspläne für ausweichen, anstatt mit dem LKW von der Aufnahme von frischen Bio-Zitronen in den Export hängt eine große Wolke über Westküste zur Ostküste zu fahren.“ sein Produktportfolio weiter zu steigern. der Logistik in der Lieferkette. „Sie wird „Wir sind der größte Bio-Zitronenprodu- auch in diesem Jahr ein großes Problem VORTEILE FÜR DIE GESUNDHEIT zent der Welt und glauben, dass unsere darstellen“, sagte Sangronis. Die unter- Seit dem Beginn der Pandemie ist die Erfahrung und unser Markenzeichen im brochene Lieferkette ist eine große Her- Nachfrage von Zitronen kontinuierlich Bio-Segment uns zu einer perfekten Wahl ausforderung für die Branche. Längere gestiegen. Die gesundheitlichen Aspekte
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Zitrusfrüchte
stehen im Vordergrund, und die Menschen Oktober. In den letzten Jahren hat der Heierkennen zunehmend die Vorteile, wel- delbeermarkt weltweit einen Nachfrageche der Genuss von frischen Limonaden boom erlebt. Die Nachfrage für Heidelbeeoder die Verwendung von Zitronen für ren wurde während der Pandemie noch andere Lebensmittelanwendungen mit verstärkt, da die Frucht zu einem außersich bringt. „Frische Zitronen aus Argen- gewöhnlich gesunden Snack für Familien tinien sind nicht nur einzigartig in Saft- geworden ist. gehalt und Geschmack, sondern erfüllen auch hohe Standards der Lebensmittel- Der Nachfrageboom bringt jedoch auch sicherheit. Infolgedessen haben wir eine eine Herausforderung mit sich. Heidelsteigende Nachfrage aus der ganzen Welt beersträucher sind sehr anpassungsfähig festgestellt.“ und gedeihen daher in einer Reihe von Produktionsklimata und -regionen gut. HEIDELBEEREN „Fast jedes Land, in dem NahrungsmitObwohl Citromax vor allem für Zitronen tel angebaut werden, hat die Möglichkeit, bekannt ist, baut das Unternehmen unter Heidelbeeren anzubauen“, kommentiert dem Namen Berrymax auch Heidelbeeren Sangronis. „Obwohl dies ein großer Voran und exportiert sie. „Wir bauen auf 310 teil für die Verbraucher ist, stellt es die Hektar ausschließlich biologische Heidel- Erzeuger vor große Herausforderungen, beeren an, die in die Vereinigten Staaten, da die Anbauflächen in den letzten Jahnach Europa und China verschifft werden“, ren exponentiell gewachsen sind. Heidelberichtet Sangronis. Aufgrund seiner beeren haben sich von einer exklusiven, geografischen Lage kann das Land seine teuren Frucht zu einer beliebten HandelsProdukte zu einer Zeit liefern, in der die ware entwickelt.“ Infolgedessen sind die Produktion der nördlichen Hemisphäre Preise gesunken, und die Erzeuger sind gering ist. Das Handelsfenster des Landes gezwungen, wettbewerbsfähiger zu werliegt im Allgemeinen zwischen August und den, produktivere Sorten anzubauen, die
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Kosten zu senken und in Technologien sowie in eine angemessene Infrastruktur für die Versandbedingungen zu investieren. „Der Anbau von Heidelbeeren ist in den letzten Jahren schwieriger geworden, und die Branche muss herausfinden, wie sie den Verbraucher weiterhin mit diesem magischen Geschmacksgefühl auf profitable Weise zufriedenstellen kann.“ msangronis@citromax.com.ar
Avocado
Steve Barnard, CEO und Gründer von Mission Produce, vor den Palettier- und Verpackungslinien in Nordamerikas modernster Avocado-Verpackungsanlage in Oxnard, Kalifornien.
Die fast 40-jährige Entwicklung von Mission Produce:
Von der Revolution der Reifungstechnologie für Avocados bis hin zur Ausweitung auf Mangos Mission Produce wurde 1983 gegründet, zu einer Zeit, als der Avocadokonsum noch gering war. Der jährliche Verbrauch in den USA lag bei weniger als zwei Pfund pro Person, und für den europäischen Verbrauch gab es nur wenige bis gar keine Daten. Damals kamen noch grünschalige Avocados auf den Markt, aber auch diese HassVariante wurde wegen ihres vielseitigen Geschmacksprofils immer bekannter. „In den letzten vier Jahrzehnten hat sich in der globalen Obst- und Gemüseindustrie, in der Avocadobranche und in unserem Unternehmen viel getan“, sagt Steve Barnard, CEO und Gründer von Mission Produce.
„W
enn ich an die Anfänge von Mission zurückdenke, hätten wir nicht vor-
hersehen können, in welchen Regionen der Welt wir heute tätig sein würden“, so
Barnard. Nichtsdestotrotz war Mission von Anfang an international orientiert. Im ersten Jahr traf sich Barnard mit einem großen Vertriebshändler in Japan und fragte: „Wie bekommen wir alle Ihre Aufträge?“ Sie sagten: „Lassen Sie uns niemals leer ausgehen. Beliefern Sie uns das ganze Jahr über.“
DIE EXPANSION AUSSERHALB DER USA „Deshalb gründeten wir 1985 eine Niederlassung in Mexiko, um die Früchte während der Nebensaison in Kalifornien anbieten zu können.“ Bald darauf begann das Unternehmen mit dem Vertrieb an andere Kunden in Asien, Europa und
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Die avocado-spezifischen Reifungsräume von Mission im hochmodernen Forward Distribution Center des Unternehmens in Breda, Niederlande
Kanada. „Seitdem stehen wir in den auf- Republik, Kolumbien, Peru, Ecuador, Brastrebenden Märkten an vorderster Front“. silien, Chile, Israel, Kenia und Südafrika. Da die weltweite Nachfrage nach Avocados Außerhalb der Vereinigten Staaten besitzt weiterhin das globale Angebot übersteigt, Mission Plantagen in Peru, Kolumbien und sucht Mission weiterhin nach Beschaf- Südafrika. „Die enge Zusammenarbeit gibt fungsmöglichkeiten, um zusätzliche Men- uns eine größere Kontrolle über unsere gen für den Markt sicherzustellen. „Bei eigene Produktion und die Möglichkeit, der Sicherstellung der Versorgung arbei- von der zusätzlichen Verfügbarkeit von ten wir mit einem globalen Netzwerk von Früchten zu profitieren, um VersorgungsAnbaupartnern zusammen, um ganzjährig lücken auszugleichen und die Zuverlässigaus verschiedenen Anbaugebieten bezie- keit der Versorgung unserer Kunden auf hen zu können“, kommentierte Barnard. der ganzen Welt zu gewährleisten.“ Diese Beschaffungsstrategie hat Mission in erstklassige Anbaugebiete auf der gan- REIFUNGSPROGRAMM zen Welt geführt, darunter Kalifornien, Schon zu Beginn der globalen Expansion Mexiko, Guatemala, die Dominikanische erkannte Mission die Möglichkeit, die
brachliegende Nachfrage nach reifen Avocados zu decken. „Wir entwickelten eine spezielle Reifungstechnologie für Avocados und bauten ein Reifungszentrum in Oxnard, Kalifornien. Im Jahr 2000 führten wir das erste Reifungsprogramm bei Ralphs Grocery ein und verzeichneten im ersten Jahr eine 300-prozentige Umsatzsteigerung - der Startschuss war gefallen.“ Die ‘Ripe-Revolution’ war geboren und löste einen weltweiten Avocado-Boom aus. Seitdem ist der Pro-Kopf-Verbrauch in den USA von weniger als zwei Pfund pro Kopf auf über 8,5 Pfund im Jahr 2021 gestiegen. Darüber hinaus hat die Globalisierung des Avocadoangebots in Mexi-
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Avocado
ko, Peru, der Dominikanischen Republik ten in der Zeit zwischen Mai und Septem- darauf, bei der steigenden Beliebtheit der und Kolumbien zugenommen. „Unser Rei- ber. „Deshalb haben wir 2012 begonnen, Frucht ganz vorne dabei zu sein.“ fungsprogramm war so erfolgreich, dass 5.000 Hektar Land in Peru zu bewirtwir schließlich elf weitere hochmoderne schaften, um den Bedarf zu decken.“ Die Um die Position von Mission auf dem Reifungszentren eröffneten, von denen Nachfrage nach Avocados in Europa wird Markt zu stärken, wurde ein zweites sich eines strategisch günstig in Breda in durch den Marktzugang zu mehr Früchten europäisches Verkaufsbüro eingerichtet. den Niederlanden befindet“, teilte Bar- angeheizt. „Als größter globaler Anbieter „Der Standort im Vereinigten Königreich nard mit. von Avocados sind wir in einer einzigarti- ergänzt unsere bestehende Präsenz in den gen Position, um die steigende Nachfrage Niederlanden und soll neue direkte EinEUROPA ALS BEDEUTENDER MARKT des Marktes zu decken.“ zelhandelsbeziehungen unterstützen und Obwohl viele Menschen den weltweiten unsere Kundendienstkapazitäten erweiAvocado-Boom mit Mexiko, Süd- und Mit- AUSWEITUNG AUF MANGOS tern. Wir sind derzeit die erste Adresse telamerika sowie den USA in Verbindung „Unser Erfolg bei der Bewältigung von für Avocados, die das ganze Jahr über auf bringen, hat die Branche erkannt, dass Rekordmengen an Avocados hat uns dazu dem europäischen Markt erhältlich sind, Europa mit seinem zunehmenden Ver- veranlasst, unser globales Netzwerk, und streben an, dies auch bei Mangos zu brauch und seinem Potenzial, größere unsere hochmoderne Infrastruktur und erreichen. Indem wir unser fortschrittliMengen aufzunehmen, ein wichtiger Markt unsere Reifungskapazitäten zu nutzen, ches Netzwerk und unsere Infrastruktur ist. Im Jahr 2013, als Mission seine Anlage um eine weitere Frucht in unser Portfolio nutzen, können wir maßgeschneiderte in Breda baute, lag der jährliche Avocado- aufzunehmen - Mangos“, so Barnard. Nach Reifungsprogramme für Einzelhändler Verbrauch in Europa unter 100.000 Ton- einem Jahr wird das Mango-Programm des entwickeln und innovatives Merchandinen. Im Jahr 2020 stieg der Verbrauch auf Unternehmens weiter ausgebaut. Anfang sing anbieten, um die besonderen Bedürf670.000 Tonnen, und vorläufigen Zahlen 2022 wurde die Präsenz in den USA durch nisse der Verbraucher zu erfüllen.“ zufolge wird der Avocadoverbrauch in der den zusätzlichen Vertrieb in den NiederEU und im Vereinigten Königreich im Jahr landen, Deutschland, Frankreich, Italien, 2021 um etwa 8 Prozent steigen. Spanien und Großbritannien erweitert. Von 2010 bis 2020 hat sich die weltweite Als die Revolution der reifen Avocados Mangoproduktion fast verdoppelt, was ihren Lauf nahm, erkannte Mission den darauf hindeutet, dass es in dieser KateBedarf an einer größeren Menge an Früch- gorie große Chancen gibt. „Wir freuen uns
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Spargel
Positiver Start in die Spargelsaison Frühling und Spargel - das gehört einfach zusammen. Das Frühjahrsgemüse par excellence erfreut sich zunehmender Beliebtheit, wobei sowohl grüner als auch geschälter Spargel im Kommen sind. Auch wenn die Spargelbranche vor Herausforderungen wie beispielsweise fehlenden Arbeitskräften oder steigenden Kosten nicht gefeit ist, blicken die Spargelerzeuger zuversichtlich in die Zukunft und sehen viele Chancen für dieses saisonale Produkt. Will Teeuwen, Teboza über die breitere Verwendung von Spargel:
“Man kann das Sortiment für alle Verbraucher zugänglich machen”
“Der Markt ist sehr motiviert und das Gaststättengewerbe trägt dies auch jedes Jahr mit,” so fasste Will Teeuwen, Geschäftsführer von Teboza, das weltweit Spargel und Spargelpflanzen liefert, den Spargelmarkt Ende März zusammen. “Wir sehen, dass das Luxusprodukt Spargel auch in schwierigen Zeiten ein Luxus ist, den sich die Menschen gönnen.” Will ist optimistisch, was den weiteren Verlauf der Saison angeht. Er weist darauf hin, dass das Spargelareal in ganz Europa in den letzten Jahren deutlich geschrumpft ist, so dass das Angebot die Nachfrage wohl nicht übersteigen wird. Insbesondere der Rückgang der deutschen Anbauflächen – Will schätzt rund 25 Prozent – macht sich auf dem europäischen Markt bemerkbar. Das ist auch der Grund, warum es bisher möglich war, die höheren Kosten im Preis zu kompensieren, sagt er. „Es bleibt uns nichts anderes übrig, wir müssen diese Kosten weitergeben – Energie, Verpackung, Arbeit, Transport, all diese Kosten steigen – aber es bleibt eine Frage
von Angebot und Nachfrage. Wenn das Angebot knapper ist als die Nachfrage, läuft es automatisch. Wenn allerdings das Angebot die Nachfrage übersteigt, wird es problematisch.“ Teboza merkt am Absatz von Spargelpflanzen nach Deutschland, dass der Flächenschwund noch nicht vorbei ist. Will führt dies vor allem auf die Personalkosten zurück, die in Deutschland noch stärker steigen als in den Niederlanden.
ARBEIT Teboza startete die Spargelsaison im Januar mit Spargel aus dem Gewächshaus. Anfang März kam der Spargel aus den beheizten Beeten hinzu und seit Mit-
Teboza stellt fest, dass der Verbrauch von grünem und geschältem Spargel zunimmt
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Gemeinsam mit den Kunden bemüht sich Teboza um eine breitere Verwendung des Spargels
te März ist der Freilandspargel aus Mini- nicht davon aus, dass dies unsere Selbst- damit umgehen und darauf reagieren zu tunneln auf dem Markt. Obwohl alles über kosten senken wird“, sagt er. können.“ Außerdem stellt Will fest, dass eine Woche früher als üblich ist, hatte die Anforderungen in Bezug auf Qualität Teboza anhand der Wettervorhersage ver- UNBERECHENBARE ZEITEN und Zertifizierungen immer höher wermutet, dass die Produktion früher begin- Der Faktor Arbeit ist jedoch nicht die ein- den. „Die EU zwingt uns allmählich, immer nen würde. „Allerdings machten uns die zige Herausforderung für die Spargel- nachhaltiger anzubauen. Das unterstütkalten Nächte im März einen Strich durch branche. Will stellt fest, dass das Wetter zen wir voll und ganz, aber es macht die die Rechnung. Dadurch kommt es zu gro- immer unberechenbarer wird, was den Sache nicht einfacher.“ Deshalb möchte ßen Temperaturschwankungen zwischen Anbau erschwert. Auch die internationa- Teboza den biologischen Anbau von weiTag und Nacht, die das Wachstum ver- le Lage, die seit einigen Jahren aufgrund ßem Spargel – derzeit etwa 10 Prozent der langsamen. Wir hatten erwartet, dass das von Corona und geopolitischen Spannun- Anbaufläche – ausweiten, wenngleich das Wachstum früher einsetzen würde. Auf- gen unstabil ist, stellt Anforderungen an mit Schwierigkeiten verbunden ist. Aber grund der geringeren Produktion muss das Betriebsmanagement. „Man muss als für Teboza sind Schwierigkeiten nichts man jetzt das geringere Volumen durch Unternehmen wettbewerbsfähig sein, um Negatives, weil es für viele Probleme oft zusätzliche Parzellen-Meter ausgleichen, und das erhöht die Arbeitskosten.“ Der Faktor Arbeit ist in dieser Branche ein ernsthaftes Problem, stellt Will fest. Er beobachtet, dass die großen Unternehmen ihre Arbeitssituation noch im Griff haben, dass es aber für die kleineren Unternehmen nicht mehr selbstverständlich ist, bei Bedarf genügend Personal einzustellen. Die Spannungen auf dem Arbeitsmarkt sind der Grund dafür, dass Teboza in diesem Jahr mit der Erprobung eines zweiten Ernteroboters beginnen wird. Will meint, in fünf Jahren Ernteroboter in größerem Stil einsetzen zu können. Obwohl er den Ernterobotern Vertrauen entgegenbringt, sieht er sie nicht als vollständigen Ersatz für Arbeitskräfte. „Wir gehen davon aus, dass Mensch und Maschine sich immer ergänzen werden, auch um nicht völlig abhängig von der Technik zu sein.“ Obwohl die Arbeitskosten hoch sind, geht es Teboza beim Einsatz von Ernterobotern nicht in erster Linie darum, die Kosten zu senken. „Bei unserer Kalkulation gehen wir
Das Ziel von Teboza ist es, das Spargelsortiment allen Verbrauchern zugänglich zu machen.
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Spargel
eine Lösung gibt. „Beim Anbau gibt es immer Probleme. Das Wetter zum Beispiel ist ein Faktor, der sich nicht kontrollieren lässt. Macht nichts, denn wenn es zu einfach wäre, würden ja alle Spargel anbauen und man würde nichts verdienen.“
grünem und geschältem Spargel und rech- bisschen arbeiten.“ Deshalb baut Teboza net damit, dass sich dieser Anstieg in den neben weißem Spargel auch grünen und kommenden Jahren fortsetzen wird. violetten Spargel an. Obwohl es sich bei letzterem um ein Nischenprodukt hanDer Geschäftsführer stellt fest, dass delt, fällt Will ein zunehmendes Interesse sowohl Produzenten als auch Käufer und seiner Kunden auf. „Es ist eine BereicheVerbraucher den Spargel immer noch rung des Sortiments und wir sind überVERTRAUEN IN DIE ZUKUNFT recht traditionell betrachten, obwohl die- zeugt, dass das zunehmen wird.“ Obwohl Vielmehr sieht Will die Schwierigkeiten als se Gemüseart viele weitere Möglichkeiten die Gesamtanbaufläche für Spargel Chance. „Den Schwierigkeiten sollte man bietet. Gemeinsam mit seinen Kunden – schrumpft, wächst Teboza, wobei Nachnicht aus dem Weg gehen. Die Menschen hauptsächlich aus dem Einzelhandel und haltigkeit ein wichtiger Aspekt für Will ist. werden weiterhin konsumieren. Es gibt der Gastronomie – sucht er daher nach „Das Wachstum muss nachhaltig sein. Das viele Gelegenheiten, und wir haben gro- einer breiteren Verwendung des Spargels. bedeutet nachhaltigen Anbau, aber auch ßes Vertrauen in die Zukunft des Spargels. „Mit weißem, grünem, geschältem, Sup- die Sicherstellung eines nachhaltigen, in Er ist ein beliebtes saisonales Produkt pen-, Wok- oder gegrilltem Spargel kann der Menge ausgewogenen Angebots für und wird es auch bleiben.“ Er sieht einen man mit dem Angebot alle Verbraucher den Kunden.“ strukturellen Anstieg beim Verbrauch von ansprechen. Daran müssen wir noch ein
Royal ZON geht davon aus, dass die niederländische Spargelanbaufläche weiter zurückgehen wird, was für junge Erzeuger eine Chance darstellt
Rick Mengers, ZON über Spargel:
Im Allgemeinen ist eine lange Saison eine gute Saison
“Es läuft gut”, so beschreibt Produktmanager Rick Mengers von Royal Zon – wo man sich auf die (inter)nationale Vermarktung von Obst und Gemüse spezialisiert hat – den Spargelmarkt Ende März. Rick sagt, dass die sonnigen Märztage für eine hervorragende Qualität des Spargels sorgen. Andererseits führen die immer noch recht kalten Nächte zu einer etwas geringeren Produktion. Rick zufolge führt dies in Verbindung mit der traditionell höheren Nachfrage um Ostern zu einem erheblichen Preisanstieg. Auch die Aussichten für den weiteren Verlauf der Saison beurteilt Rick positiv. “Wir haben in diesem Jahr früh angefangen. Und im Allgemeinen ist eine lange Saison eine gute Saison. Ich sage nicht, dass wir die außergewöhnlich gute Saison des Vorjahres wiederholen werden, aber zunächst einmal sieht es nicht schlecht aus.” 154
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ZON sagt übrigens auch längerfristig eine gute Marktentwicklung für das Stängelgemüse voraus. „Solange es sich um ein schönes saisonales Gemüse handelt, greifen die Verbraucher für den Spargel etwas tiefer in die Tasche als für ein Produkt, das ganzjährig erhältlich ist.“ Deshalb plädiert der Produktmanager dafür, die Spargelsaison klar zu begrenzen. Auf einem saisonalen Markt sieht er gute Chancen für dieses Stängelgemüse und dessen Erzeuger. Rick stellt fest, dass das Durchschnittsalter der niederländischen Spargelerzeuger recht hoch ist. Da es an Nachfolgern mangelt, wird die Anbaufläche voraussichtlich bald schrumpfen und es werden sich mehr Wachstumsmöglichkeiten für jüngere
Anbauer ergeben. Auf der Verbraucherseite ist der Markt durch ein zunehmendes Interesse an Spargel gekennzeichnet. Hierfür setzt sich ZON gemeinsam mit Teboza und The Greenery mit dem Niederländischen Spargelzentrum ein. „Wir alle arbeiten intensiv am Spargel, und vor allem in der Randstad, wo die Menschen nicht wie in Brabant oder Limburg mit Spargel aufgewachsen sind, findet das Gemüse immer mehr Anklang.“
GRÜNER SPARGEL IMMER BELIEBTER Ein weiterer Schwerpunkt, um die Aufmerksamkeit der Verbraucher auf das Stängelgemüse zu lenken, ist die Nutzung sozialer Medien und die Einbeziehung anderer Verwendungsgelegenheiten und neuer Nutzungsmöglichkeiten. Zu diesem Zweck werden unter anderem neue Rezepte entwickelt. Rick sieht, dass der ZON sieht, dass das Interesse der Verbraucher an grünem Spargel zunimmt grüne Spargel bei den niederländischen Verbrauchern immer beliebter wird und der Aspekt der Bequemlichkeit wieder Produktmanager stellt auch fest, dass es rigen Umgang mit diesen Kosten als treieine größere Rolle spielt, nachdem die schwierig ist, diese zunehmenden Kosten bende Kraft für die Mechanisierung des Verbraucher in der Corona-Ära mehr Zeit weiterzugeben. „Man hat es immer mit Ernteprozesses. „Die Mechanisierung hatten, den Spargel selbst zu schälen. Er einem Markt von Angebot und Nachfrage wird auch in den kommenden Jahren ein weist darauf hin, dass etwa 10 bis 15 Pro- zu tun, und deshalb gibt es einige Erzeu- Schwerpunktthema bleiben. Es sind noch zent des Spargels geschält angeboten wird ger, die derzeit leiden. Bei den Tagesprei- einige Schritte zu gehen, aber letztendund erwartet, dass dieser Prozentsatz im sen – wo es sich um eine reine Frage von lich wird sich der Einsatz von Ernterobolaufenden Jahr weiter steigen wird. Beim Angebot und Nachfrage handelt – sind die tern durchsetzen.“ Um die Ernteroboter grünen Spargel fällt ihm auf, dass die nie- steigenden Kosten schwieriger zu bege- effizient einsetzen zu können, müssen derländische Anbaufläche nicht mit der ben als bei Verträgen, wo dies einigerma- übrigens auch bei der Veredelung Erfolge Nachfrage mithält, weil sich der Anbau ßen gelungen ist.“ Im Übrigen schließt er erzielt werden, so Rick. Es ist beispielsvon grünem Spargel – mit einer viel gerin- nicht aus, dass es bei anhaltend hohen und weise wichtig, wie der Spargel aus der geren Produktion pro Hektar als weißer steigenden Kosten zu einer Verringerung Erde kommt. „Der Abstand zwischen den Spargel – in den Niederlanden kaum ren- der Anbauflächen kommen könnte. Auf Stangen sollte so groß wie möglich sein, tiert. jeden Fall ist das der Grund, warum der- damit beim Stechen des einen Spargels zeit so wenig wie möglich geheizt wird. der nächste nicht beschädigt wird. Der ANGEBOT UND NACHFRAGE „Ich schließe die Möglichkeit zusätzlichen Produktionsdirektor stellt außerdem Obwohl Rick derzeit keine Anzeichen dafür Heizens in naher Zukunft nicht aus, aber fest, dass eine neue Generation von Sparsieht, dass sich der Bedarf an Arbeitskräf- im Allgemeinen gehen die Landwirte spar- gelsorten im Kommen ist, deren Schwerten in der Spargelbranche nicht decken sam mit Wärme um. Wenn es nicht not- punkt auf einer frühen Produktion, einer lässt („Im Allgemeinen haben die etwas wendig ist, wird aufs Heizen verzichtet.“ besseren Qualität mit einem guten Spitgrößeren Erzeuger ihre Kontakte in den zenschluss und einer guten Produktion Herkunftsländern der Saisonarbeiter und MECHANISIERUNG IST DIE ZUKUNFT liegt. kommen gut klar“), stellt er fest, dass die Rick erwähnt allerdings auch die hohen rick.mengers@royalzon.com Kosten steigen. „Alles wird teurer.“ Der Arbeitskosten und den manchmal schwie-
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Spargel
Simon Schumacher vom VSSE, Theo Hatzivassiliadis von der Hans Kuffer GmbH und Karl Völcker von der Pfalzmarkt eG
Eine herausfordernde Spargelsaison stand bevor Auch die Spargelbranche sieht sich mit den gegenwärtigen Herausforderungen – sprich der andauernden Pandemielage und der Ukraine-Krise – konfrontiert. Inwieweit sich die momentanen Entwicklungen auf den Markt niederschlagen werden, ließ sich zum Beginn der Saison noch schwierig beurteilen. Wir sprachen mit mehreren Experten entlang der Spargel-Wertschöpfungskette über die bevorstehende Kampagne und die längerfristigen Trends im Spargelsektor. „PRODUKTIONSMENGE SOLL DEM BEDARF ANGEPASST WERDEN“ Die Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer e.V. ist die Dachorganisation der süddeutschen Spargel- und Beerenerzeuger und vertritt somit die Werte und Interessen deren Mitglieder. Der Spargelsektor konnte laut dem Vorstandsvorsitzenden Simon Schumacher im zurückliegenden Jahr überaus gute Absätze erzielen. Gerade die Direktver-
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Trotz der Innovationsfreudigkeit die sich ebenfalls auf der zurückliegenden und von der VSSE veranstalteten expoSE herausstellte, weist Schumacher auf die teilweise alarmierende und stetig abnehmende Anzahl an Betrieben hin. Seit 2010 würden in etwa 100 Betrieben pro Jahr ihre Arbeit einstellen. Bei Erdbeeren und Spargel wären aktuell noch jeweils um die 2000 Betriebe aktiv. Mitunter seien die Betriebe aber beinahe deckungsgleich, da viele Spargelanbauer in den letzten Jahren marktung habe einen merklichen Anstieg auch Erdbeeren in ihrem Sortiment auferfahren. Schumacher verweist dabei auf genommen haben und vice versa. „Daher neue Vermarktungsstrategien, die in der bleibt es ein wichtiges Thema der komBranche diskutiert werden, um auch den menden zehn Jahre, die ProduktionsmenStandards des Lebensmitteleinzelhandels ge an den Bedarf anzupassen und zugleich gerecht zu werden. Wie sich der LEH allge- die Nachfrage zu erhöhen“, fasst Schumamein noch auf die Gegebenheiten einstel- cher zusammen. len wird, bleibt abzuwarten. „Wir hoffen aber auf die Loyalität und Treue des Handels“, sagt Schumacher.
GRIECHISCHE SPARGELIMPORTE UNENTBEHRLICH Auch während der heimischen Saison wird jährlich tonnenweise Ware aus dem europäischen Ausland importiert, um den inländischen Bedarf marktgerecht decken zu können. Obwohl die heimische Kampagne dank ausgeklügelter Fußbodenheizung und Tunnelsysteme allmählich verfrüht werden konnte, habe der Importspargel kaum an Bedeutung eingebüßt, kommentiert Theo Hatzivassiliadis, spezialisierter Importeur und Geschäftsführer der Hans Kuffer GmbH mit Sitz am Münchner Großmarkt. Ein früher Saisonauftakt in Deutschland sei für den Importspargel nicht unbedingt nachteilhaft, im Gegenteil: „Der griechische Spargel ein weist optimales Preis-Leistungsverhältnis auf und unterliegt dem deutschen Spargel im Verkauf je nach Qualität und Kaliber um bis zu 20 Prozent. Vor allem im März und April hat der Konsum griechischer Ware in den letzten Jahren spürbar zugenommen, was wiederum auf die verbesserte Qualität des Spargels zurückzuführen ist.“ Darüber hinaus habe man das Vermarktungsfenster des griechischen Spargels in den vergangenen Jahren tendenziell erweitern können, schildert Hatzivassiliadis. „Letztes Jahr konnten wir bis in die zweite Maiwoche hinein frischen, griechischen Spargel verkaufen, was bis vor wenigen Jahren noch undenkbar war.“
Obwohl der griechische Spargel hauptsächlich als Wettbewerbsartikel gehandelt wird, konnten die Notierungen ebenfalls tendenziell erhöht werden. „Vor allem in der Region Kavala haben viele Erzeuger ihre Spargelanlagen durch den Kiwianbau ersetzt, weil sie die Absatzchancen im Exportgeschehen für sich erkannt haben. Dementsprechend wurde das Exportvolumen an Spargel reduziert bei einer leicht steigenden Nachfrage, was sich wiederum positiv auf das Preisniveau ausgewirkt hat“, schlussfolgert der Großlieferant.
Bei Pfalzmarkt eG hat der Anteil von Grünspargel im Anbau wiederum leicht zugenommen. 2021 umfasste dieser etwa acht Prozent der Anbaufläche bei Spargel. „2022 werden es voraussichtlich zehn Prozent sein. In der abgeschlossenen Saison hatte Pfalzmarkt eG 18 Größensortierungen und Handelsklassen weißer Spargel und vier entsprechende Kategorien bei grünem Spargel im Angebot.“ Die Produktionskosten für
die Mitgliedsbetriebe werden – unter anderem wegen der hohen Inflationsrate und der Anhebung des Mindestlohns im Oktober – überproportional steigen, sagt er. „Welchen Einfluss dies auf die Verbraucherpreise bei Spargel haben wird, kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Saison nicht abgesehen werden.“ www.vsse.de www.kuffer24.com www.pfalzmarkt.de
PFALZMARKT EG: „GRÜNSPARGELANBAU NIMMT LEICHT ZU“ Eines der wichtigsten Spargelanbaugebiete Deutschlands ist die Pfalz. Im südwestdeutschen Gemüsegarten widmen sich etwa 120 Erzeuger dem Spargelanbau, deren Erträge werden überwiegend über die namhafte Vermarktungsorganisation Pfalzmarkt eG vermarktet. Im Vergleich zum Vorjahr starteten die Pfalzmarkt-Erzeuger dieses Jahr etwa drei Wochen eher in die Spargelsaison. Die Anbaufläche wird 2022 vermutlich auf dem Vorjahresniveau von etwa 650 Hektar liegen. Da die mehrjährigen Anlagen in den beiden Vorjahren coronabedingt oftmals nicht zu 100 Prozent beerntet wurden, werden in der laufenden Saison „sehr gute Erträge“, berichtet Produktspezialist Karl Völcker in einer Pressemitteilung des Unternehmens.
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The specialists of the law firm Wille Donker Advocaten know what is happening in the world of fresh produce. In this article, they answer four legal questions on everyone’s mind in the market these days.
Can price increases be passed on to the customer? There is no statutory basis for index-linking prices. A change to the agreement or suspending the obligation to deliver can be invoked in special circumstances only. It is therefore relevant whether the agreement contains express or tacit arrangements on price increases. The date on which the agreement is concluded is also important. A supplier who signs an agreement now must consider uncertainties in container transport and rising prices. The mere fact that price increases make it less favourable for the supplier to perform the agreement is not sufficient reason for passing on the price increases or terminating the agreement. The price arrangements might have to be adjusted only if the price increase makes it unreasonable to hold the supplier to its obligations. But that is the exception rather than the rule. It is therefore prudent to agree how to deal with price increases. When can force majeure be invoked? The law stipulates that force majeure exists if a party cannot fulfil an obligation because of a circumstance for which they are not to blame or for which they do not bear the risk. Specific examples of this are the blockade of the Suez Canal and the COVID-19 pandemic. Because of these exceptional circumstances, a party can no longer honour their agreements but can do nothing about it. In these special situations, the commitments that have been made are cancelled. Foreseeable hindrances such as strikes and financial difficulties seldom justify invoking force majeure. If the Vienna Sales Convention applies (which is often the case if not explicitly excluded and the supplier or importer is based abroad), invoking force majeure is subject to a different criterion, namely whether the circumstance is beyond a party’s control. The parties may make further arrangements in the contract about which situations are considered force majeure. And the consequences of force majeure can be
agreed contractually. For example, it can be agreed that price increases exceeding a certain percentage constitute a force majeure situation. It is thus advisable to make these arrangements. Does a minimum guaranteed price (MGP) also apply if the quality is inadequate? If it is established that the quality is inadequate, the importer can generally argue that the MGP no longer applies. This relates to the conditional nature of the MGP. The importer can also fully or partially terminate the agreement in such a case. But which price then applies is not as simple to answer. It is always advisable to explicitly arrange for such a situation. Not only to prevent any debate, but also to determine the payment that the supplier is entitled to receive. What factors need to be considered when the other party you are dealing with is foreign? It is prudent to check whether the other party can fulfil its obligations. The risk of non-performance can be limited by agreeing that the other party must first perform before you make payment or provide security (e.g. a bank guarantee). It is also prudent to agree which law will apply to the agreement and which court has jurisdiction to deal with a dispute. If no arrangements are made, the law of the country where the supplier has its registered office will generally apply. This gives rise to many complications, which can be avoided by agreeing that only Dutch courts have jurisdiction to rule on disputes. Questions? We’re happy to assist you further These answers are general and based on Dutch law. The specialists of the law firm Wille Donker Advocaten will gladly give advice tailored to your situation. For this purpose, please contact Henk-Jan Ligtenberg on +31 (0) 172 44 24 17 or at ligtenberg@willedonker.nl.
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Trotz des Wachstums im Jahr 2021 sehen sich Chinas Obstimporte unter Covid mit wachsenden Unsicherheiten konfrontiert Trotz des Gegenwinds, dem der internationale Fruchthandel ausgesetzt ist, bleibt Chinas Importmarkt für Frischobst stark. Aus einem kürzlich veröffentlichten Jahresbericht der chinesischen Handelskammer für den Import und Export von Lebensmitteln, einheimischen Erzeugnissen und tierischen Nebenprodukten geht hervor, dass Chinas Frischobstimporte bis 2021 mengenmäßig um 12 Prozent und wertmäßig um über 30 Prozent steigen werden.
Z
u den erfolgreichsten Kategorien gehören frische Durian, Kirschen, Bananen, Mangostan, Longan, Kiwis, Tafeltrauben und Drachenfrüchte. Zu den wichtigsten Exportländern gehören Thailand, Chile, Vietnam, die Philippinen, Neuseeland, Peru, Australien und Südafrika.
Es kommt jedoch immer wieder zu Markteinbrüchen aufgrund von lokalen und regionalen Covid-Fällen, dem Festhalten Chinas an seiner „Null-Covid-Politik“ sowie Verzögerungen und hohen Preisen für internationale Fracht. Vor kurzem wurden wichtige Großhandelsmärkte in Shenzhen, Guangzhou und Shanghai aufgrund von Covid-Ausbrüchen geschlossen. SÜDOSTASIEN Die südostasiatischen Länder sehen in Chinas Markt für tropische Früchte ein
großes Potenzial, und die Produktion und die Exporte nach China sind in den letzten Jahren stetig gestiegen. Einige der mengen- und wertmäßig größten Obstimporte Chinas kommen aus den südostasiatischen Nachbarländern, darunter Thailand, die Philippinen, Myanmar und Vietnam.
Jüngste Investitionen im Rahmen von Chinas „Belt and Road System“ (Neue Seidenstraßen-Initiative) in Infrastrukturprojekte in ganz Südostasien schaffen neue Transportwege zwischen dieser Region und China. Die China-Laos-Eisenbahn hat Anfang dieses Jahres den Transport von Frischobst aus Thailand auf dem Schienenweg direkt nach China aufgenommen. Es wird erwartet, dass Thailand im Jahr 2022 2,2 Millionen Tonnen Frischobst nach China exportieren wird. Die thailändische Durian-Produktion wird in die-
sem Jahr voraussichtlich 740.000 Tonnen erreichen, was einem Anstieg von 240.000 Tonnen entspricht. China ist außerdem der größte Obst- und Gemüseexportmarkt Vietnams, mit einem Anteil von 65-80 Prozent am Gesamtumsatz der Branche.
Dennoch haben die jüngsten und anhaltenden Entwicklungen aufgrund von Covid den Handel zwischen der Region und China behindert. Chinas strenge Grenzkontrollen im Rahmen seiner umstrittenen „Zero-Covid“-Politik haben an den ausgedehnten Landgrenzen zu Laos, Vietnam und Myanmar zu massiven Staus, Frustration bei den Händlern und zur Verschwendung von Waren geführt. Die Grenzen zu Vietnam und Myanmar wurden immer wieder geschlossen, was dazu führte, dass Lastwagen festsaßen und frische Fracht unbrauchbar wurde. Transportunternehmen in Myanmar haben verfaulte Früchte an den Straßenrändern gesehen, da die Grenzabfertigung von 500 Lkw pro Tag auf zehn Lkw pro Tag zurückgegangen ist. Ein Obsthändler kommentierte dies: „China wird in Bezug auf Qualitätskontrolle, Rückverfolgbarkeit und Verpackung immer strenger. Ihre ‘Zero COVID’-Politik macht es vielen Obst- und Gemüseexporteuren schwer.“
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process & packaging solutions Topseal-Verpackungen Die Topseal-Verpackungen sind aus den Regalen der Supermärkte mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Betrachtet man die vielen Vorteile dieser Verpackungsmethode, so ist das nicht verwunderlich. Die Topseal Verpackung ist umweltfreundlicher (weniger Plastik), lässt sich einfach bedrucken, ist effizienter in der Logistikkette und sorgt in den Läden für eine bessere Präsentation. Durch die Verlängerung der Haltbarkeit der Produkte kommt es zu einer Umsatzerhöhung und wird weniger vergeudet. Untersuchungen haben ergeben, dass 30 Prozent der produzierten Lebensmittel nicht konsumiert werden, sondern irgendwo zwischen Landwirt und Verbraucher verloren gehen. Eine richtige Verpackungsentscheidung kann helfen, dieser Lebensmittelverschwendung etwas entgegenzuwirken. Proseal Traysealer Die Proseal-Siegelmaschinen bieten die Lösung für das professionelle Topseal-Verpacken. Sie sind in der Lage, 30 (halbautomatische) bis zu 240 (vollautomatische) Verpackungen pro Minute zu siegeln. Eine einfache Integration in komplette Verpackungslinien ist dabei
möglich. Abgesehen von den Vorteilen der Topseal-Verpackungen bieten auch die Maschinen umweltfreundliche Vorteile. Das integrierte “e-SEAL System” ist umweltfreundlich, verwendet weniger Luft und ist kosteneffizient. ‘Hotrod”, das effiziente Erwärmungssystem in den Formteilen, sorgt aufgrund einer reduzierten Sealzeit für einen höheren Output. Die immer strengeren Umweltvorschriften erfordern eine Suche nach Alternativen zum Plastik, so dass wir auch in der Lage sind, Verpackungen mit alternativen Materialien zu schlieβen. Dabei denken wir an Karton, Zellstoff, Zuckerrohr und recycelbare Kunststoffe.
Einige Referenzen
Innovation— Case Packer Der neue Proseal Case Packer CP3 ist die ideale Ergänzung zu Proseals umfangreichem Angebot an Schalenversiegelungsmaschinen, um Kunden eine komplette Verpackungslösung zu bieten. Der CP3 Case Packer kombiniert Leistung und Kompaktheit und befüllt in Hochgeschwindigkeit Kartons und Kisten mit bis zu 120 Packungen pro Minute. Zufriedene Kunden Angesichts des aufkommenden Trends zu diesen Topseal-Verpackungen, haben wir bereits zur vollen Zufriedenheit, an die in der Spalte rechts aufgeführten Kunden verschiedene Installationen geliefert. Diese Kunden verfügen über mehrere moderne Siegelmaschinen von Proseal. Die guten Beziehungen und den wechselseitigen Austausch mit unseren Kunden wollen wir gerne beibehalten und weiter ausbauen. Dies macht uns flexibel und innovativ und lässt uns mit den Kunden mitdenken, um ihren Prozess zu optimieren.
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Kürzlich schlugen thailändische Beamte ihren chinesischen Kollegen vor, ein gemeinsames Treffen zwischen Thailand, China, Laos und Vietnam abzuhalten, um eine Einigung über ein gemeinsames Protokoll zur Beschleunigung des Im- und Exports von Früchten zu erzielen, mit Direktexporten von Covid-freien zertifizierten Exporteuren, aber bisher mit wenig bis hin zu gar keinem Erfolg. Dies hat zur Folge, dass die Obst- und Gemüseexporte aus der Region nach China auf Schwierigkeiten stoßen. Die vietnamesischen Unternehmen haben begonnen, intensiv in Anlagen und Verarbeitungsbetriebe zu investieren, um ihre Produkte in Europa und den USA zu verkaufen.
HANDEL MIT DER SÜDLICHEN HEMISPHÄRE Auch die Importe aus den Märkten der südlichen Hemisphäre haben in den letzten Jahren weiter zugenommen. Die Jahre vor dem Beginn von Covid-19 zählten mit zu den besten Exportjahren für Erzeugerländer wie Chile und Peru. Die durch Covid verursachten Unsicherheiten, Kostensteigerungen und Unterbrechungen der Versorgungskette haben sich jedoch auch auf diesen Importmarkt ausgewirkt, so ein aktueller Bericht der Southern Hemisphere Association of Fresh Fruit Exporters.
Die jüngsten Covid-Ausbrüche und die Auswahl- und Verpackungsverfahren zu damit einhergehenden Sperrungen in ver- verbessern, um den spezifischen Anforschiedenen Orten, darunter Shenzhen und derungen der chinesischen Verbraucher Shanghai, haben zu Marktschließungen gerecht zu werden, die auf qualitativ hochund schweren Staus im internationalen wertige Waren Wert legen. Die Branche Hafen von Shanghai geführt. investiert auch in die Vermarktung von späten Kirschsorten, die für den Verkauf Die Nachfrage nach hochwertigen Früch- in den Wochen und Monaten nach dem ten ist in China nach wie vor groß. Impor- chinesischen Frühlingsfest bestimmt sind. tierte Produkte gelten als hochwertig und werden von den einheimischen Verbrau- Peru vergrößert seine Angebotszeitfenschern geschätzt. Mit der wachsenden ein- ter für verschiedene Produkte, darunter heimischen Obstproduktion und der Ent- auch für Heidelbeeren. Nachdem Peru in stehung von einheimischen Obstmarken verschiedenen Regionen des Landes neue stoßen einige chinesische Obstunterneh- Blaubeersorten gepflanzt hat, macht es men in denselben Bereich der Premium- Fortschritte bei der frühzeitigen Liefeprodukte vor. rung von Blaubeeren, die zum Teil schon im August und September auf den Markt Die verschiedenen Liefermärkte sind von kommen. Kürzlich erklärte der Verband unterschiedlichen Problemen betroffen. der südafrikanischen TafeltraubenindusDie australischen Exporte nach China trie (SATI), dass dieses Jahr die bisher wurden durch geopolitische Probleme größte Exportsaison der Branche werden zwischen den beiden Ländern beeinträch- könnte. Geplante Werbeaktionen wurden tigt, was zu einem Rückgang der Trauben- aufgrund von Covid verschoben, dadurch exporte um schätzungsweise 20 Prozent bleibt abzuwarten, ob der chinesische führte. Die Exporte aus Chile blieben in Markt mehr von seiner Ernte aufnehmen den letzten beiden Jahren stark. Aufgrund kann. Kurz gesagt, die Nachfrage steigt erheblicher Verzögerungen in den Häfen von Jahr zu Jahr, aber die Marktbedingunvon Hongkong, Guangzhou und Shanghai gen bleiben schwierig. haben jedoch einige Kirschenlieferungen das profitable Zeitfenster vor und während des chinesischen Neujahrsfestes verpasst. In Chile wurde daran gearbeitet, die
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Vision
Thijs und Lennart van den Heuvel
Thijs van den Heuvel übergibt Olympic Fruit und FreshPack Logistics an seinen Sohn Lennart
„Früher ging es beim Handel viel mehr um die eigene Position, heute um eine transparente Kette“ Zum Jahreswechsel führten wir ein Doppelinterview mit dem alten und dem neuen Eigentümer der Olympic Food Group, die u.a. Olympic Fruit und Fresh Pack Logistics umfasst. Am 1. Januar 2022 übergab Thijs van den Heuvel das Steuer an seinen Sohn Lennart, der bereits seit drei Jahren Eigentümer und Geschäftsführer von Hoofdman-Roodzant und FreshPride ist. Ein Interview über sich verändernde Handelsströme, den russischen Markt und das Leben nach einer AGF-Karriere.
Heijn, dass er weiterhin mit mir Geschäfte machen wolle. Ich vereinbarte daraufhin mit The Greenery, dass ich ausnahmsweise auch AH in den Benelux-Ländern beliefern durfte. Ich hatte einen Dreijahresvertrag mit The Greenery unterschrieben, den ich aber nach achtzehn Monaten kurzerhand auflöste. Danach war ich ein freier Mann und die Geschäfte liefen reibungslos. Ich verfügte über ein Einzelhandelsnetz in den Niederlanden und im Thijs, können Sie zunächst einmal einen standen. Wir fingen mit vier Leuten an: Ausland. In der Vergangenheit habe ich die Überblick über die Anfänge von Olympic Andries Verloop, Eddy Kreukniet, Lex Bei- kernlose Traube in 500-Gramm bei vielen Fruit geben? je und ich. Das Geschäft expandierte bald. Einzelhändlern in den Niederlanden und Im Jahr 2000 verließ ich nach 27 Jahren Ich hatte gute Vereinbarungen mit The Europa eingeführt. Nach der Aufhebung Hagé, wo ich kaufmännischer Leiter war, Greenery getroffen. Es war mir gestattet, des Wettbewerbsverbots hat vor allem und am 1. Januar 2001 begannen wir. Wir überall außerhalb der Benelux-Staaten der Vertrag mit C1000 dem Unternehmen hatten ein Büro im zweiten Stock des alten Handel zu treiben. Dann sagte Sander van Auftrieb gegeben. Nach zwei Jahren zogen Pascual-Standorts auf dem Hagé-Gelän- der Laan, bis vor kurzem CEO von Action, wir in die ehemaligen Räume von Bakker de, wo uns etwa 80 m2 zur Verfügung aber zu der Zeit Unit Manager bei Albert Barendrecht und von dort 2005 an unse-
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AGF Primeur • 2022
Innofruits Farm in Südafrika mit dem Namen Cederberg Farming
ren heutigen Standort. Auf diese Weise sind wir innerhalb von fünf Jahren von 80 m2 auf über 10.000 m2 gewachsen. Am 12. Dezember 2005 war das neue Olympic Fruit-Gebäude bezugsfertig.
ein großer Pluspunkt. Wir verfügen mit Innofruit über eigene Farmen in Südafrika und Nordmazedonien. In Südafrika bewirtschaften wir über 100 Hektar, auf denen derzeit etwa 50 Hektar Tafeltrauben angebaut werden, wobei sich noch Und so entstand im Laufe der Zeit die weitere 30 Hektar bepflanzen ließen. In Olympic Food Group... Nordmazedonien haben wir eine Fläche Dann ging es richtig los. Irgendwann hatte von 260 Hektar, auf der wir derzeit 25 ich zwölf Unternehmen in der Gruppe, von Hektar Äpfel, 25 Hektar Aprikosen, 18 Chile bis Tschechien. Hoofdman-Roodzant Hektar Kirschen und 4 Hektar Pflaumen war das erste Unternehmen, das ich im anbauen. Es liegen also noch etwa 200 Jahr 2008 erwarb. Die größte Beteiligung Hektar brach. In Nordmazedonien arbeiwar die an Terra Natura International ten wir mit einem niederländischen Mana(TNI), an der ich von 2009 bis 2014 mit 50 ger zusammen und in Südafrika haben wir Prozent beteiligt war. Zu dieser Zeit hat- ein afrikanisches Management. Mit beiden ten wir auch einen Obstschneidebetrieb, sind wir sehr zufrieden. Das strategische eine Bäckerei und ein Softwareunterneh- und finanzielle Management erfolgt von men unter dem Dach der Gruppe. Im Jahr den Niederlanden aus, wo Innofruit über 2013 entschlossen wir uns aus strategi- ein sehr erfahrenes Team verfügt. schen Gründen, einige Betriebe zu verkaufen und wir entschieden uns für eine Früher waren Sie als GriechenlandRückwärtsintegration der Kette durch Spezialist bekannt. Ist griechisches Obst Investitionen in unsere Eigenproduktion. für Sie noch wichtig? Und gibt es ohne Daraufhin gründeten wir Innofruit, wo Spezialisierung überhaupt noch Platz ich immer noch Direktor-Großaktionär auf dem Markt? bin. Nun bin ich kein Landwirt und weiß Wir waren in der Tat von Anfang an ein auch, dass man sich beim eigenen Anbau Griechenland-Spezialist. Der Gesamtleicht die Finger verbrennen kann. Aber anteil hat sich jedoch im Laufe der Jahre mit qualifizierten Mitarbeitenden, die deutlich verringert und entspricht jetzt die Betriebe leiten, ist der eigene Anbau noch höchstens 10 Prozent des Gesamtvo-
lumens. Wir haben immer an die Produktspezialisierung geglaubt. Wir haben uns immer auf die Produktgruppen Zitrusfrüchte, Trauben und Kernobst konzentriert. In den letzten Jahren ist Weichobst hinzugekommen, das innerhalb unseres Unternehmens eine schnell wachsende Kategorie darstellt. Lennart, war es für dich selbstverständlich, in die Wirtschaft zu gehen? Im Jahr 2001 hatte sich mein Vater gerade mit seinem eigenen Unternehmen selbstständig gemacht und ich kam von der Schule. Ich hatte schon Interesse am Handel, aber das Unternehmen war damals noch sehr klein und wir durften keine Geschäfte in den Benelux-Ländern machen, was mich ziemlich langweilte. Dann ging ich nach Griechenland. Dort arbeitete ich vier Monate lang bei unserem Entlader Balakanakis, lernte die Sprache und genoss das Leben. Dann habe ich fast zwei Jahre lang bei Frutania in Deutschland gearbeitet. Heute ist das ein globales Unternehmen, aber damals war ich der zweite Angestellte von Markus Schneider und wir arbeiteten noch im Dachgeschoss. Auch dort habe ich eine Menge gelernt. Eigentlich wollte ich nach Südeuropa, aber dann ging Eddy
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Kreukniet von Olympic Fruit zurück zu Jaguar. Er kaufte in Griechenland ein und verkaufte in Deutschland, was demnach perfekt zu den Erfahrungen passte, die ich gesammelt hatte. Im Oktober 2003 fing ich bei Olympic Fruit an, wo ich für den Einkauf aus Ägypten, der Türkei und Griechenland zuständig war und einige Verkäufe abwickeln konnte. Das tat ich, bis ich 2008 zu Hoofdman-Roodzant versetzt wurde.
Wie kam es zu Ihrem RusslandAbenteuer? Wir haben Hoofdman-Roodzant im Jahr 2008 gekauft. Huub Hoofdman war zu der Zeit 58 Jahre alt und hatte keinen Nachfolger. Das war eine große Chance für uns, da Hoofdman einer der größeren Exporteure nach Russland war. Ich fühlte mich dort auf Anhieb wie ein Fisch im Wasser. Im Jahr 2010 ging Huub in den Ruhestand und ich wurde Geschäftsführer. Der Start war nicht ganz einfach, denn die beiden erfahrensten Einkäufer verließen uns schon bald darauf. Ich war 29, also ging ich das Risiko ein, und im Nachhinein denke ich, dass es eine gute Entscheidung war. Das ermöglichte es mir, mein eigenes Team mit jungen Leuten zu bilden. In Russland entstanden die Supermärkte und wir sprangen auf den Zug auf. Nach der Übernahme
im Jahr 2008 hatte Hoofdman-Roodzant einen Umsatz von 70 Millionen, den wir bis 2013 auf 120 Millionen ausbauen konnten. Als Putin am 8. August 2014 die Grenzen schloss, war das natürlich ein harter Rückschlag, aber noch nicht einmal da haben wir Verlust gemacht.
Wie haben Sie den Anschluss nach Russland wiedergefunden? Wir waren ein Allround-Exporteur, aber der Export von niederländischem Gewächshausgemüse an Supermärkte stand ein paar Jahre vor dem Boykott im Vordergrund. Dabei haben wir eng mit den jeweiligen Anbauverbänden in den Niederlanden zusammengearbeitet, wobei wir als Russland-Exportpartner fungierten und sehr eng zusammenarbeiteten. Diese Volumina gibt es längst nicht mehr. Gleichzeitig sahen wir Chancen, Obst aus Übersee auf dem russischen Markt zu verkaufen. Wir beschlossen daher, unser ganzes Wissen über den Markt für diejenigen einzubringen, die trotz der Schwierigkeiten des Marktes immer noch nach Russland exportieren wollten. Diese Aufgabe konnten wir schon für mehrere Erzeuger aus Südamerika, Südafrika, Indien, Ägypten und Peru wahrnehmen. Die Zeit der Mischlaster mit niederländischem Gewächshausgemüse ist vorbei, aber wir
schicken immer noch etwa tausend Container mit Hartobst, Zitrusfrüchten, Trauben, Mangos und Avocados aus allen Teilen der Welt direkt auf den russischen Markt. Als Marktspezialist können wir eine Rolle in einem Markt spielen, der aufgrund seiner Komplexität und seines Risikoprofils von den Erzeugern oft nicht beachtet wird. Mit unserer Hilfe können diese den Markt dennoch erfolgreich für sich nutzen. So haben wir Hoofdman umgebaut und sind sehr optimistisch. 2020 haben wir einen Umsatz von 35 Millionen erzielt, für 2021 gehen wir von einer ähnlichen Summe aus und für dieses Jahr streben wir ein weiteres Wachstum an. Außerdem haben wir unsere Absatzmärkte weiter auffächern können und u. a. den Handel mit dem Fernen und Nahen Osten sowie Asien aufgenommen. Zunächst haben wir dies von Hoofdman-Roodzant aus getan, aber 2016 gründeten wir FreshPride. 2021 machten wir damit einen Umsatz von 20 Millionen Euro, das entwickelt sich also gut. Haben Sie jemals überlegt, selbst in den russischen Anbau einzusteigen? Natürlich haben wir schon mal darüber nachgedacht. Ich war mit ein paar Leuten von Harvest House in Russland, um mir ein Bild vom russischen Anbau zu machen. Letztlich entschieden wir uns
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Zweige der Frischelogistik
aber bewusst dagegen. Wissen Sie, wenn Zunächst übertrug ich das Tagesgeschäft Sie in Russland sind, werden Sie wie ein an ein externes Management, aber als sich Russe behandelt. Darauf hatte ich keine dies nicht bewährt hatte, machte Lennart Lust. Außerdem bin ich kein Erzeuger, und im Jahr 2020 schließlich auf sich aufmerkich wollte mich nicht mit den ganzen poli- sam. tischen Dingen beschäftigen. Ich möchte lieber von hier aus Programme aus Wie kam es zu diesem Timing, Lennart? der ganzen Welt direkt in die russischen Ab 2018 hatte ich bereits die Anteile von Supermärkte bringen. Schließlich machen FreshPride und Hoofdman-Roodzant die Erzeuger weltweit lieber Geschäfte mit übernommen. In jenen Jahren hatte ich einem Niederländer, der gut zahlt, als mit nicht viel mit Olympic Fruit zu tun. Es einem Russen. Und ich glaube, ich darf das gab da ein unabhängiges Management, sagen, weil ich mit einer Russin verheira- und ich ging sozusagen jeden Monat auf tet bin. einen Kaffee dorthin, um die Zahlen zu besprechen. Als Dennis de Wit Anfang Thijs, wann haben Sie mit dem 2020 seinen Rücktritt ankündigte, dachte Gedanken gespielt, Ihr Unternehmen zu ich mir: Olympic Fruit ist ein großartiges übergeben? Unternehmen, aber die Welt des Einzel2014 war buchstäblich ein Katastrophen- handels verändert sich rasend schnell, so jahr für mich. Lennart erwähnte den rus- dass einige Veränderungen vorgenommen sischen Boykott, aber ein paar Wochen werden mussten, um wieder Anschluss zuvor war unser Sohn Walter verstorben. zu bekommen. Ich wollte auch nicht, dass Dass dies enorm viel Kraft gekostet hat, die anderen Unternehmen unter den Ausdürfte klar sein. Am Ende jenes Jahres wirkungen leiden, aber mit Patrick Slobbe, hatten wir auch noch einen Einbruch in Christiaan Schouten bei Hoofdman, Dick unser Privathaus zu bewältigen. Zu dieser Donker und Ilze Brand bei FreshPride hatZeit ging es mir sehr schlecht. Ich würde te ich nun ein stabiles Managementteam, es nicht als schwarzes Loch bezeichnen, das im Tagesgeschäft die Fäden in der aber der Lack war ab. Da beginnt man, den Hand hielt. Das war der Grund, weshalb Wert der eigenen Arbeit zu relativieren. ich damals zu meinem Vater sagte, dass ich Im Jahr 2015 entschied ich mich, ab dem 1. bereit bin. Letztes Jahr wurden wir dann Januar 2016 einen Schritt kürzer zu treten. auch noch von einem Brand heimgesucht,
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aber jetzt haben alle Unternehmen ihre Büros im ehemaligen Hispafruit-Gebäude, was der ganzen Gruppe neuen Schwung gibt. Wir sind finanziell gesund, haben im letzten Jahr ein Wachstum von mehr als 20 Prozent erzielt und die Gruppe strotzt vor Energie. Es werden beispielsweise viele Lieferanten und Marktinformationen untereinander geteilt. Wie hat sich die Arbeit eines Obstimporteurs verändert? Früher ging es beim Handel viel mehr um die eigene Position. Heute bewegt man sich immer mehr in Richtung einer transparenten Kette, in der man eine offene Zusammenarbeit unterhält und seinen Kunden und Lieferanten Einblick in die Kosten gewährt. Dadurch wird die Zusammenarbeit wesentlich enger. Gleichzeitig bin ich überzeugt, dass es immer Importeure geben wird. Die Supermärkte können viele Waren selbst importieren, werden aber nie in der Lage sein, den Import genau mit der Nachfrage in Deckung zu bringen. Hier kommen wir ins Spiel. Deshalb möchte ich, dass ein maßgeblicher Prozentsatz des Unternehmens in das Handelsgeschäft einbezogen wird. Supermärkte bieten eine stabile Basis. Das haben wir in den letzten Jahren selbst erlebt, etwa durch unsere enge Zusammenarbeit mit Aldi und
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Vision
Superunie. Dennoch ist es nicht gut, nur den Einzelhandel zu beliefern. Der Handel mit Großhändlern und Re-Exporteuren bietet eine gute Mischung.
nach Selbständigkeit je behindert habe. wird. Und während es in der VergangenFrüher ging man davon aus, dass Einkäu- heit manchmal so aussah, als ginge es fer einen beträchtlichen Wert darstellen, darum, so lange wie möglich im Büro zu heute sieht man, dass die Person, die die bleiben, beobachtet man jetzt eine VerKontakte zu den Einzelhändlern pflegt, änderung dieser Kultur. Mit einem SmartThijs, du hast früher bei Hagé Topeine zunehmend wichtigere Position auf phone muss man nicht immer physisch Marken wie Enzafruit, Cape, Outspan, dem Markt einnimmt. Vor allem muss man anwesend sein, um mit den Kunden und Zespri und Carmel verfügt. Gibt es dafür selbst dafür sorgen, dass die Mitarbeiten- Lieferanten in Kontakt zu bleiben. Solannoch Platz auf dem Markt? den gerne für einen arbeiten. Das Problem ge die Mitarbeitenden ihre Ziele erreichen, Wir waren wirklich ein Markenhaus, und in unserer Branche ist, dass im Laufe der brauche ich nicht zu entscheiden, wie viele das war damals unsere Stärke. Mit die- Jahre fürstliche Gehälter gezahlt wur- Stunden sie im Büro zu sein haben. Trotzsen Spitzenmarken hat man die italieni- den, auch an Leute, die kaum eine Ausbil- dem fand ich es gut, dass nach der Aufschen Trauben und den Blumenkohl gleich dung haben, die mit 15 die Schule verlas- hebung der Home-office-Verpflichtung mit verkauft. Heutzutage bevorzugt der sen, eine große Klappe und ein bisschen durch Corona alle so schnell wie möglich Einzelhandel alles unter privaten Labels, Geschäftssinn haben. Ich sage das mit ins Büro kommen wollten. obwohl ich sagen muss, dass verglichen allem Respekt, denn ich war selbst schon mit vor zehn Jahren wieder mehr Raum für in jungen Jahren am Handelszentrum. Bei Lennart, wie unterscheiden Sie sich von profilierte Marken aufzukommen scheint. solchen Gehältern war alles in Ordnung, Ihrem Vater? So führen wir als Qualitätsprodukte unse- solange die Dinge gut liefen. Wenn aber Mein Vater entstammt einer anderen rer eigenen Farmen die Marke Bloom von das Einkommensmodell zunehmend unter Zeit, in der es üblich war, die Dinge sehr Innofruit und arbeiten auch mit unserem Druck gerät und sich die Zusammenarbeit direkt anzugehen. Ich habe das zum Beieigenen Fruit&joy-Label im Einzelhandel. mit den Kunden in der Kette verändert, spiel selbst festgestellt, als ein russischer dann geraten die Dinge ins Wanken. Kunde wieder einmal eine Forderung In der AGF-Branche erlebten wir stellte. Mein Vater konnte das nicht immer regelmäßig, dass Verkäufer anderswo Lennart: Für mich ist das der Grund, wes- nachvollziehen. Ich wusste, dass ich nicht für einen guten Befrachter arbeiten. halb wir in den letzten Jahren viele junge vehement reagieren würde. Letztlich Wie sind Sie damit umgegangen? Ist das Leute eingestellt haben, die wir selbst aus- muss man immer rechnen, und manchmal gesunder Wettbewerb? bilden. Man muss in sie investieren, aber bedeutet das, ein paar Schritte vorwärts Das ist natürlich nie lustig, obwohl ich wenn man ihnen dann eine Chance gibt, und einen Schritt zurück zu gehen. Außerniemanden mit dem ehrlichen Wunsch ist es großartig zu sehen, was aus ihnen dem übertrage ich meinen Kollegen mehr
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Verantwortung. Ich brauche meinen Vater auch nicht kopieren, bei allem Respekt, den ich für ihn habe. Der Name Van den Heuvel weckt vielleicht bei dem einen oder anderen Erinnerungen, aber das stört mich nicht im Geringsten. Ich möchte die Dinge einfach so erledigen, wie es für das Unternehmen am besten ist.
nicht in die Quere kommen. Ich habe jahrelang Trauben und Zitrusfrüchte importiert und muss nicht wissen, wie viel eine Kiste Trauben kostet. Ich möchte allen aus dem Obst- und Gemüsesektor raten, sich rechtzeitig Gedanken über ihre Unternehmensnachfolge zu machen. Außer auf Lennart bin ich auf alle meine Kinder stolz, die eigene Tätigkeitsfelder gefunden Und dann bekommen Sie auch noch ein haben. Meine Tochter Dineke zum Beispiel Logistikunternehmen hinzu... kümmert sich hier in Barendrecht um das Mein Vater sagte: „Wenn du Olympic Fruit Entwicklungsprojekt Loods 38 und Fresh übernehmen willst, dann musst du auch Ground. Mein Sohn Thijs ist ebenfalls ein Fresh Pack Logistics mit übernehmen.“ echter Unternehmer und besitzt jetzt Also bekam ich FPL noch dazu. Fresh Pack Bergwerff BMW, seine Leidenschaft ist Logistics ist ein Spezialist für Kühlung, der Autoverkauf, und unser jüngster Sohn Lagerung und Umschlag, Cross-Docking, David arbeitet für das innovative Start-upKleinverpackung und AGF-Transport. Mit Unternehmen LogisticDocuments.com. unseren vier Logistikzentren verfügen wir über eine Lagerkapazität von über 30.000 Und jetzt? Zeit für Hobbys? m2. Im Jahr 2021 haben wir für FPL ein Da ich weiterhin Innofruit und Emborion neues und erfahrenes Logistikmanage- Vastgoed besitze, brauche ich mich erst ment gefunden, das die Geschäfte führt. einmal nicht zu langweilen. Mit der EntIn den kommenden Jahren müssen die wicklung des neuen Stadtteils StationstuiAktivitäten von Fresh Pack Logistics wei- nen in Barendrecht wird Platz für 3.500 ter ausgestaltet werden. Ich bin froh, dass Wohnungen geschaffen. Mein Schwiegerwir in Barendrecht ansässig sind, denn sohn Lodewijk van Meeuwen ist Direktor der niederländische Fresh Port ist ein von Emborion und dort zuständig für die strategischer Standort, den wir nicht auf- Entwicklung. Diese Pläne befinden sich geben wollen. Mit Pionieren wie Van Gel- derzeit in der Endphase, was bedeutet, der und Bakker Barendrecht entwickelt dass auf dem Gelände des alten Handelssich Nieuw-Reijerwaard rasant. Auch wir zentrums tatsächlich ein Dorf entstehen haben uns auf dem neuen Gelände einen wird, und zwar zum Großteil auf unsegut erschlossenen, auffälligen Standort rem Land. Es wird auch mehr Zeit für von 4,8 Hektar reserviert. Die jetzigen die Erholung geben. Nach dem Katastrovier FPL-Standorte liegen nebeneinander, phenjahr 2014 mussten meine Frau und glücklicherweise in einer Reihe. Wenn wir ich uns wirklich zusammenreißen. Wir dann in einem Gebäude sind, können wir haben zum Beispiel mit dem Radfahren noch weitaus effizienter werden. angefangen, mittlerweile bin ich zweimal den Mont Ventoux hochgefahren. Wir Bist du froh, Thijs, dass du dein Geschäft kümmern uns auch regelmäßig um unseso übergeben kannst? re Enkelkinder, was uns sehr viel Freude Natürlich bin ich stolz darauf, dass das bereitet, das älteste ist 11 Jahre alt und Unternehmen in der Familie bleibt und das 14. Enkelkind ist unterwegs. Nach dass ich den Gemüsehandel an Lennart 48 Jahren im Handel ist es Zeit für einen weitergegeben habe. Lennart kann es auf neuen Lebensabschnitt. Ich bin ein sehr seine Weise machen, ich werde ihm sicher zufriedener Mensch und kann dasselbe
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Esra Soyleyen, geschäftsführende Gesellschafterin von Aksun
„Die Türkei ist zurück auf dem Obst- und Gemüsemarkt und stärker denn je“
Türkische Produkte haben einen langen Weg hinter sich und sind auf dem deutschen Markt auf dem Vormarsch. Im Gespräch mit Esra Soyleyen, geschäftsführende Gesellschafterin von Aksun, erklärt sie, dass es in der Vergangenheit Probleme mit der Qualität gab, aber die türkischen Produkte und die Anbaumethoden sich deutlich verbessert hätten. Um sicherzustellen, dass Aksun weiterwächst, hat das Unternehmen einige Investitionen in seinen Maschinenpark getätigt. DER GUTE RUF TÜRKISCHER fruits, Orangen und Mandarinen), GraPRODUKTE AUF DEM DEUTSCHEN natäpfel, Kiwis, Wassermelonen, Feigen, MARKT WIEDERHERGESTELLT Aprikosen, Sultaninen, Kirschen, Quitten Türkische Produkte hatten bei deutschen und einige Gemüsesorten je nach AngeEinzelhändlern aufgrund der Pflanzen- bot. In dieser Saison gab es zum Beispiel schutzmittel-Problematik vor vielen Jah- eine Tomatenknappheit in Europa. Unsere ren einen schlechten Ruf. Nach dieser Zeit stärksten Produkte sind mit Sicherheit wurden die meisten türkischen Produkte Zitrusfrüchte. Sie machen mehr als 70 hauptsächlich über den Großhandel ver- Prozent unseres Gesamtexportvolumens trieben. „Als Unternehmen möchten wir aus, aber es gibt auch einige andere Prodiesen negativen Ruf ändern, denn es wur- dukte, die erheblich zunehmen. Diese Pro- Jahren gekauft, und jetzt haben wir die den viele Maßnahmen auf türkischer Seite dukte sind Granatäpfel, schwarze Feigen zweite automatische Granatapfellinie mit ergriffen und die Türkei wurde zu einem und Kiwis.“ optischem Scanner bestellt und sind fast der stärksten Obst- und Gemüselieferanfertig mit dem Aufbau. Wir planen, die ten der Welt, mit vollständiger Rückver- INVESTITIONEN ZUR WEITEREN Granatapfelsaison 2023 mit dieser neuen folgbarkeit und Lebensmittelsicherheit. VERBESSERUNG DER QUALITÄT Verpackungslinie für Granatäpfel in unseZusammenfassend lässt sich sagen, dass Aksun wächst seit Jahren stetig, und Soy- rer Verpackungshalle zu beginnen. Das Deutschland einer der größten Zielmärk- leyen gibt an, dass das Unternehmen seit wird uns hoffentlich helfen, unser Volute für Aksun ist und wir unser Volumen in fünf Jahren einer der größten Granat- men zu vergrößern und die Qualität zu der Region gerne ausbauen würden.“ apfelexporteure sei: „Wir exportieren verbessern, denn diese neue Linie wird über 7.000 Tonnen Granatäpfel, darunter ein moderneres Scannersystem haben, um „Unser Angebot für den deutschen Markt konventionelle und industrielle Sorten. mögliche interne Probleme wie Alternaria umfasst Zitrusfrüchte (Zitronen, Grape- Unsere erste Maschine haben wir vor drei zu erkennen.“
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Divers
„Wir haben auch gerade den neuen Kühlraum für Granatäpfel fertiggestellt; 14 Kühlzellen mit einer Lagerkapazität von 4.800 Tonnen. Zusätzlich zu unseren Investitionen stehen wir kurz vor dem Abschluss eines Vertrags für eine neue Apfel- und Kiwi-Verpackungslinie. Und für die nahe Zukunft haben wir bereits mit der Arbeit an einem neuen Produkt und neuen Verpackungslinien für Zitrusfrüchte begonnen, die autonom arbeiten, denn Arbeit und ein einheitlicher Qualitätsstandard werden in den kommenden Jahren der Schlüssel sein. Andererseits führt unsere Forschungs- und Entwicklungsabteilung kontinuierlich Versuche durch, um die Haltbarkeit unserer Produkte zu verlängern. Wir sind davon überzeugt, dass die Verlängerung der Haltbarkeit der Waren einen erheblichen Einfluss auf die Lebensmittelverschwendung und den Umweltaspekt haben wird.“
ist es, die Nachfrage der Kunden zu verste- endlich wieder normalisieren. Soyleyen hen und nach neuen Produkten sowie den ist sehr froh, dass sie ihre Kunden treffen aktuellsten Verbesserungen zu suchen, können: „Seit Covid-19 die Welt heimgeum sie mit unseren Produzenten zu tei- sucht hat, konnten wir keine Handelsmeslen und unsere Kunden über die neuesten sen mehr besuchen. Es ist also lange her, Erwartungen unserer erfahrenen Produ- dass wir unsere Partner gesehen haben. zenten zu informieren.“ Auf der Fruit Logistica haben wir, bevor wir zur Sache kamen, einen Kaffee mit „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um den ihnen getrunken. Eine Umarmung macht größten Einzelhandelsketten in Deutsch- einen großen Unterschied, wenn man sich land zu erklären, dass vor 10 bis 15 Jahren so viele Jahre nicht gesehen hat. Es war vielleicht einige Fehler passiert sind, aber fast das Ende unserer Zitrussaison, so sich viel seitdem geändert hat, und die dass es für uns ein guter Zeitpunkt war, Türkei wieder im Spiel und stärker denn die vergangene Saison zu besprechen und je ist. Die Türkei hat ihre Lehren gezogen Pläne für die kommende Saison der Steinund bietet jetzt eine bessere Qualität an, früchte und exotischen Früchte für 2022 und zwar in Übereinstimmung mit den zu machen.“ europäischen Normen. Im Laufe der Zeit ist unser Qualitätsniveau mit der Erfah- „Mit Covid haben sich die Essgewohnheirung gestiegen. Wir sind in der Lage, spe- ten geändert und die Menschen neigen zifische Verpackungsarten anzubieten. dazu, sich gesünder zu ernähren. Die VerVor allem nach Covid können wir kleinere braucher sind eher bereit, mehr Obst und Verpackungen anbieten, die wir 'take and Gemüse zu konsumieren, wenn sie den STETIGES WACHSTUM AUF DEM go' nennen, um das Berühren der Produk- Eindruck haben, dass es in SupermärkDEUTSCHEN MARKT te so weit wie möglich zu vermeiden. Da ten und Convenience Stores bequem und Obwohl Aksun bereits eine solide Präsenz unsere Hauptkunden Einzelhändler sind, leicht zugänglich ist. Einige Organisatioauf dem deutschen Markt hat, ist Soyley- versuchen wir stets auf die spezifischen nen und Supermärkte stellen Wissen und en der Meinung, dass es immer Raum für Anforderungen unserer Kunden einzu- Informationen bereit, um das Bewusstsein Wachstum gibt. Tatsächlich erwartet das gehen. Die Verwendung von Plastik wird für eine gesunde Ernährung zu stärken. Unternehmen ein jährliches Umsatzplus immer geringer, aber das gilt nicht nur Sie führen Kampagnen für Kinder durch, von nicht weniger als 2 bis 3 Prozent: für Deutschland, sondern auch für viele damit sie ihre Essgewohnheiten schon in „Deutschland ist der größte Importeur andere Einzelhändler in Europa. Deshalb jungen Jahren ändern. Als Unternehmen unter den europäischen Ländern. Auch versuchen wir, weniger Schalen zu ver- unterstützen wir diese Aktivitäten und wenn es ein gewisses Exportpotenzial wenden und den Wechsel von Plastik zu versuchen, uns so weit wie möglich daran gibt, erwarten wir ein jährliches Wachs- Papiereinlagen zu beschleunigen.“ zu beteiligen“, so Soyleyen abschließend. tum von 2 bis 3 Prozent auf dem deutschen Markt. Die Türkei hat einen fruchtbaren DAS LEBEN NACH COVID esra.soyleyen@aksun.com.tr Boden und kann die meisten Obst- und Jetzt, da die Auswirkungen der PandeGemüsesorten anbauen. Unsere Aufgabe mie abnehmen, wird sich das Messeleben
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Der Limelon ist aus unserem Sortiment nicht mehr wegzudenken! Drei Saisons nach der Markteinführung des Limelon hat das Produkt noch nicht seinen Höhepunkt erreicht. Die Nachfrage nach dieser einzigartigen Melonenspezialität nimmt weiter zu. Die Limelon, eine einzigartige Melone mit einem überraschend frischen Biss Die Limelon ist anders als jede andere Melone auf dem Markt. Er lässt sich am besten als süß und saftig, mit einem frisch-säuerlichen Geschmack beschreiben. Dieser saure Geschmack kann mit dem Geschmack einer Limette verglichen werden, daher der Name Limelon. Darüber hinaus hat die Limelon einen Brix-Wert von 13 bis 14 und eine lange Haltbarkeit von mehr als 3 Wochen, was sie zu einer wertvollen Ergänzung des Melonenmarktes macht. Das einzigartige Geschmackserlebnis macht es für die Verbraucher zu einem besonderen und überraschenden Produkt. “Wenn die Leute die Limelon zum ersten Mal probieren, sind sie immer sehr überrascht von der einzigartigen Kombination von süß und sauer in einer Melone”, sagt Geerten van Luttikhuizen, Kundenbetreuer Limelon bei HillFresh International.
Qualität ist der Schlüssel zum Erfolg “Es ist schön zu sehen, dass sich die Zeit, die wir in das Limelon investiert haben, langsam auszahlt. In der dritten Saison in Folge ist es uns gelungen, unsere Qualität zu sichern. Denn nur mit gleichbleibender Qualität kann der Verbraucher überzeugt werden, den Limelon zu kaufen. Gemeinsam mit unseren Partnern bemühen wir uns jeden Tag darum, noch ein bisschen besser zu werden als gestern, um unseren Kunden die besten Qualitätsprodukte zu liefern”.
Kultivierung und Verfügbarkeit “Die größten Herausforderungen für die Limelon liegen derzeit im Bereich der Verfügbarkeit und des Anbaus. Wir wollen unsere Kunden das ganze Jahr über mit Limelon von bester Qualität versorgen und haben uns daher zum Ziel gesetzt, Limelon das ganze Jahr auf mehreren Kontinenten anzubauen. Im vergangenen Jahr hat HillFresh Versuche in Marokko, Brasilien, Honduras und Costa Rica durchgeführt. Wir arbeiten ständig daran, die Kette des Limelon zu perfektionieren. Wir haben gesehen, dass jedes Land und jeder Kontinent andere Herausforderungen für den Anbau von Limelon mit sich bringt. Deshalb ist es wichtig, kontinuierlich zu innovieren und dabei nicht stehenzubleiben”, sagt Geerten. “HillFresh verfügt über jahrelange Erfahrung in der Lieferung von Qualitätsmelonen und arbeitet mit seinen besten Anbaupartnern zusammen. Damit soll sichergestellt werden, dass die Mengen von Limelon von hervorragender Qualität sind. Für den Anbau einer neuen Melone braucht man Partner, die Liebe zum Beruf haben. Die Entwicklung eines guten Produkts von gleichbleibender Qualität geht über das Pflanzen einer Saat hinaus. Es braucht begeisterte Züchter, die die Ernte genau im Auge behalten”, sagt Geerten.
Beginn der spanischen Melonensaison “Die spanische Saison steht vor der Tür, und bisher sieht es so aus, als ob wir mit dem Limelon einen tollen Sommer erleben werden”, sagt Geerten. “Der Großteil des Volumens wird an unsere Limelon-Stammkunden gehen, aber für alle Interessierten nehmen wir von HillFresh uns gerne Zeit, um zu sehen, was wir mit der Limelon für Sie tun können.” Für weitere Informationen über den Limelon: Geerten van Luttikhuizen HillFresh International B.V. Tel: +31(0)180-898060 geerten@hillfresh.eu www.hillfresh.eu
weiche Früchte
Österreich überholt Deutschland als wichtigstes Bestimmungsland für Erdbeeren aus Italien Die italienischen Erdbeerexporte haben in der Verkaufssaison 2021 nach einem eher verhaltenen Jahr 2020 wieder zugenommen. Dennoch haben sie noch nicht das durchschnittliche Niveau der letzten fünf Jahre erreicht. Im Vergleich zu den in der vorangegangenen Saison versandten Mengen beträgt der Anstieg 10 Prozent, wobei rund 11.800 Tonnen verschickt wurden. Der Wert stieg mit rund 40 Millionen Euro um 31 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr, dank eines Durchschnittspreises von 3,41 €/kg, dem höchsten der letzten fünf Jahre und 19 Prozent höher als der Preis im Jahr 2020. In den letzten 5 Jahren waren durchschnittlich 88 Prozent der Exporte für die Länder der Europäischen Union bestimmt (27). In der letzten Saison stiegen die Exporte im Vergleich zu 2020 um 10 Prozent auf knapp über 10.000 Tonnen. Österreich übertraf Italiens historischen Haupthandelsplatz, Deutschland, und lag an erster Stelle; der österreichische Markt nahm rund 4.000 Tonnen auf, was 34 Prozent der Gesamtmenge entspricht (+53 Prozent gegenüber dem Vorjahr).
Luxemburg zu verzeichnen, die von drei Prozent auf fünf Prozent der italienischen Gesamtexporte stiegen. Auf Kroatien und Litauen entfielen drei Prozent.
Die Importe ausländischer Erdbeeren nach Italien beliefen sich in der letzten Saison auf mehr als 38.000 Tonnen, 25 Prozent mehr als im Jahr 2020. Mit mehr als 92 Millionen Euro stieg der Wert um 37 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr, wobei der Durchschnittspreis mit 2,40 €/
Es folgten die Exporte nach Deutschland mit fast 3.600 Tonnen, was einem Rückgang von fünf Prozenten gegenüber dem Vorjahr entspricht und 30 Prozent der Gesamtmenge ausmacht. Dicht darauf folgten die Ausfuhren nach Slowenien, die in der jüngsten Vergangenheit deutlich zugenommen haben und acht Prozent der Gesamtausfuhren betragen. Ein deutlicher Anstieg war auch bei den Exporten nach
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Advertorial
Ribbstyle ist ein Unternehmen aus dem Südwesten der Niederlande, das seit vielen Jahren Unternehme und Projekte mit seinen Beschichtungssysteme unterstützt. Das Unternehmen hat einen vollständigen Fokus auf Beschichtung und ist damit auf die Anwendung und die technischen Details jedes Projekts spezialisiert. Es wird in viele Unternehmen eingesetzt, um eine bessere Qualität oder Vereinfachung der Geschäftsprozesse zu erreichen.
Wie ist Ribbstyle in der Frischwarensektor aktiv? Die Behandlung von Nähte in Lagerräume gehört schon Jahren zum Beschäftigungen von Ribbstyle. Bei Lagerräume muss man denken an CA/ULO-Kühlräume, sondern auch Reifekammern für Bananen und Avocado’s. Durch den luftdichten Abschluss des Raumes gibt es eine volle Kontrolle über das Raumklima.
Der Vorteil einer Beschichtung gegenüber einem Standard-Lacksystem ist ihre Langlebigkeit. Aufgrund seiner Elastizität und Widerstandsfähigkeit wird das System nicht austrocknen oder schrumpfen.
Unsere gasdichte Beschichtungen werden auch in Bereichen, in denen Schüttgüter wie Reis oder Kakao gelagert oder gegen Insektenbefall behandelt werden, angewendet. Dies können Räume sein, in denen eine Begasung stattfindet, oder Räume in denen die Technik der Kontrollierten Atmosphäre benutzt wird.
Warum entscheidet sich der Kunde für Ribbstyle? Das ist auf jeden Fall die Langlebigkeit des Systems. Das System hält wirklich jahrelang. Die jährliche Wartung von Paneelnähten oder Wandflächen gehört der Vergangenheit an. Da liegt der Gewinn für den Kunden und das ist auch der Grund hinter den Beschichtungssystemen. Wir möchten den Kunden eine langfristige Lösung bieten, damit sie sich nicht jedes Jahr um den Zustand ihrer Räume kümmern müssen.
Zudem sorgt die Beschichtung für ein hygienisches Finish. Aufgrund dieser hygienischen Ergänzung werden unsere Beschichtungen auch zunehmend in lebensmittelverarbeitenden Firmen eingesetzt. Es betrifft zum Beispiel ganze Porenbetonwände, die ansonsten porös und daher schwer zu reinigen sind, aber auch die Abdichtung von Wand/Bodenanschlüssen. Wir behandeln Wände oder Decken nach Kundenwünsch und bieten mit unsere Beschichtung eine maßgeschneiderte Lösung an.
Welche Lösung möchten Sie im Obst- und Gemüsesektor hervorheben? Wir würden gerne die Aufmerksamkeit auf unsere Lösungen für Boden lenken. Wir sind zertifiziert Applikator von Solidlux Instant Coating. Mit Hilfe einer UV-Lamp können wir blitzschnell Bodenmarkierung und Bodenbeschichtung anwenden. Damit hat der Kunde weniger Unannehmlichkeiten und kann die Arbeit so weit wie möglich fortgesetzt werden. Während der Wartung müssen häufig normale Aktivitäten unterbrochen
werden, und dass möchten wir so viel wie möglich einschränken. Zusätzlich weisen wir darauf hin dass es sich auszahlt, sich auch mal eine Auszeit für die Wartung zu nehmen und sich einmal für ein gutes System zu entscheiden. Denn so lassen sich einfach bessere Ergebnisse erzielen. Für einen Obstbauern ist es beispielsweise der Kühlraum, der auf Regime bleibt. Für einen lebensmittelverarbeitenden Betrieb ist es die Einfachheit, mit der der Raum gereinigt werden kann. Für einen Kühlbetrieb ist es die Energie, die er spart, weil er unsere sonnenreflektierende Dachbeschichtung aufgebracht hat. Oft hören wir von Kunden „Das hätten wir viel früher machen sollen“. Was möchten Sie noch erreichen? Wir möchten so viel wie möglich Kunden mit unseren Produkten helfen und sie damit eine qualitativ hochwertige und langlebige Lösung bieten. Und gute Referenzen, wie diese hier! „Top-Vorbereitung von Profis, die zu 100 % hinter ihrem Produkt stehen und nicht aufhören, bis das Endprodukt von perfekter Qualität ist!“
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weiche Früchte
ge, wobei die Lieferungen im Vergleich zur letzten Saison um elf Prozentpunkte zurückgingen. Auf die Ausfuhren nach Dänemark und Frankreich entfielen auf 8 Prozent des Gesamtvolumens, wobei die Mengen nach Dänemark im Laufe der Zeit zunahmen, während die Exporte nach Frankreich im Jahr 2021 erheblich zurückgingen. Auf die Niederlande entfielen 6 Prozent des Gesamtvolumens, was nach einem eher verhaltenen Jahr 2020 einen deutlichen Anstieg darstellt. Auf die Exporte nach Italien entfielen drei Prozent des Gesamtvolumens, zusammen mit den Exporten nach Polen.
kg um zehn Prozent über dem Vorjahrespreis und dem höchsten Preis der jüngsten Vergangenheit lag. Fast alle importierten Erdbeeren kommen aus den EU27-Ländern. Im Jahr 2021 wurden etwa 37.800 Tonnen eingeführt, was 98 Prozent der Gesamtmenge entspricht und einen Anstieg von 24 Prozent im Vergleich zu 2020 bedeutet. Spanien hält traditionell den Rekord mit etwa 73 Prozent der Gesamtmenge während der letzten Saison, was einem Anstieg von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr mit mehr als 28.000 Tonnen entspricht. Auf Spanien folgen Deutschland und Frankreich mit 8 Prozent der Gesamtmenge, die im Vergleich zur letzten Saison um 51 Prozentpunkte auf fast 3.300 Tonnen und im Vergleich zum letzten Jahr um 47 Prozent auf 2.900 Tonnen gestiegen ist. Die Importe aus den Niederlanden und Belgien lagen mit zwei Prozent bzw. ein Prozent des Gesamtvolumens weit dahinter und verzeichneten einen Anstieg gegenüber der letzten Saison.
Die Importe aus europäischen Nicht-EULändern machten im Jahr 2021 zwei Prozent der Gesamtmenge aus, was einem Anstieg von 56 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht; die Ware stammte hauptsächlich aus Albanien. Die Zahl der Importe aus afrikanischen Ländern, darunter nur Ägypten, ist zwar noch gering, nimmt aber zu. Spanien ist seit jeher der Hauptkonkurrent Italiens, sowohl in Bezug auf die produzierten Mengen als auch auf die Exportquote. Im Jahr 2021 schlossen die spanischen Exporte mit einem Volumen
Auf italienischer Ebene sind die Anbauflächen für Erdbeeren im Spezialanbau im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozentpunkte auf rund 4.100 Hektar gestiegen, so die Analyse des CSO Italien. Im Jahr 2022 machen die Flächen im Süden Italiens etwa 64 Prozent des nationalen Erdbeeranbaus aus, was im Vergleich zu 2021 von über 300.000 Tonnen ab, was einem stabil ist, während der Norden Italiens 24 Anstieg von neun Prozent gegenüber dem Prozent der Gesamtfläche abdeckt und die Vorjahr entspricht. 36 Prozent der Liefe- Gesamtflächen im Vergleich zum letzten rungen gingen auf den deutschen Markt, Jahr um neun Prozent gestiegen sind. mit über 100.000 Tonnen, was einen Anstieg von zehn Prozent gegenüber der Die Basilikata und Kampanien sind nach vorherigen Saison bedeutet und den aktu- wie vor die wichtigsten Anbaugebiete, die ellen Trend bestätigt. zusammen 50 Prozent der italienischen Produktion ausmachen. In der Basilikata Die Exporte nach Frankreich machten 15 wird die Anbaufläche um schätzungsweiProzent der Gesamtmenge aus, wobei die se 30 Hektar zunehmen, was bedeutet, Mengen im Vergleich zu 2020 (+18 Pro- dass die Anbaufläche in der Region etwa zent) auf fast 48.000 Tonnen anstiegen. 1.030 Hektar erreichen wird; in KampaniIn das Vereinigte Königreich wurden fast en gehen die Schätzungen von einem Plus 40.000 Tonnen geliefert, was einem Rück- von zwei Prozent aus, was einer Anbaugang von drei Prozentpunkten gegenüber fläche von etwa 20 Hektar mehr als in der der vorherigen Saison entspricht und 12 letzten Saison entspricht und damit die Prozent der Gesamtmenge ausmacht. Ita- 1.000-Hektar-Marke überschreitet. lien liegt mit 10 Prozent der spanischen Gesamtexporte an vierter Stelle, während Ein weiterer leichter Anstieg wird in die Niederlande mit 5 Prozent der Gesamt- Sizilien erwartet (+2 Prozent gegenüber exporte an zweiter Stelle liegen. 2021), während in Kalabrien ein Rückgang um sieben Prozentpunkte zu verzeichDas andere Land, das mit Italien konkur- nen ist. Neben den in den letzten Jahren riert, aber ein ähnliches Exportvolumen in den südlichen Gebieten verzeichneten aufweist, ist Deutschland. Die deutschen Zuwächsen werden in diesem Jahr auch Lieferungen gingen 2021 im Vergleich zu die wichtigsten Erdbeeranbauregionen 2020 um 24 Prozent zurück und folgten im Norden einen Anstieg verzeichnen. In damit einem Abwärtstrend, der bereits der nördlichen Region Venetien haben die seit einigen Jahren zu beobachten war; Erdbeeranbauflächen nach mehreren Jahdie in der letzten Saison ausgeführten ren des Rückgangs um 19 Prozent zugeMengen stellen mit nur 7.000 Tonnen die nommen, während in der Emilia-Romaniedrigste Menge der letzten fünf Jahre gna die geschätzte Differenz +11 Prozent dar. Österreich ist der wichtigste Bestim- gegenüber der vorangegangenen Saison mungsmarkt mit einem Anteil von 54 Pro- beträgt, aber auch in diesem Fall kommt zent an der Gesamtmenge in der letzten der Anstieg nach einer ziemlich langen Saison, was einem Rückgang von zwei Periode des progressiven Rückgangs der Prozenten gegenüber der vorherigen Sai- Anbaumengen. In den anderen Regionen son entspricht. wurde im Piemont ein stetiger Anstieg von 3 Prozent und in Trentino-Südtirol Auf die Exporte in die Tschechische Repu- von insgesamt 1 % verzeichnet. blik entfielen 11 Prozent der Gesamtmen-
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weiche Früchte
Paolo Ciardiello, Direktor der Cooperativa Sole di Parete in der Provinz Caserta.
Die Saison 2022 hat nun begonnen, wobei die Produktionsmengen der süditalienischen Regionen (Basilikata und Kampanien) mit der spanischen Produktion um Marktanteile konkurrieren. In Spanien beträgt die Ernte derzeit 22 Prozent der Gesamtproduktion, wobei es in den letzten Wochen aufgrund des Temperaturrückgangs zu einer leichten Verlangsamung gekommen ist.
Die Zeit der Aussaat und der Bodenvorbereitung war durch hohe Temperaturen und fehlende Niederschläge gekennzeichnet, und bis Mitte Dezember gab es im Anbaugebiet keine starken Regenfälle. Die Temperaturen waren stets angenehm, und erst in den ersten beiden Wochen des neuen Jahres sanken sie, begleitet von einigen leichten Frösten, die jedoch keine Schäden an den Kulturen verursachten. In der Provinz Huelva, dem größten Anbaugebiet Spaniens, blieben die Investitionen im Vergleich zum Vorjahr mehr oder weniger konstant. Im Gebiet von Metaponto lagen die Temperaturen in der ersten Herbsthälfte über den jahreszeitlichen Durchschnittswerten, und erst später, Anfang Dezember, gingen die Temperaturen zurück. Im Vergleich zur letzten Saison waren die Mengen an wurzelnackten Erdbeeren der frühen Sorte aufgrund des geringeren Lichteinfalls und der niedrigen Temperaturen geringer. In der Zeit von Weihnachten bis Anfang Januar kam es zu einem Temperaturanstieg, begleitet von Sonnenschein und gutem Wetter, was der Ernte zugutekam, da sich die Qualität der Früchte verbesserte.
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„Italien verfügt heute über eine breite Palette von Sorten mit einer hervorragenden Produktion in Bezug auf Qualität und Quantität. Dadurch befinden wir uns im Vergleich zu anderen europäischen Ländern in einer strategischen Position, die es uns ermöglicht, die nordeuropäischen Märkte besser zu erreichen und die Nachfrage der Verbraucher zu befriedigen. Die italienische Erdbeere hat gute Chancen, auf den nordeuropäischen Märkten Fuß zu fassen, auch weil die ausländischen Verbraucher durchaus geneigt sind, italienische Lebensmittel zu essen. Der einzige limitierende Eine kühlere Periode Ende Januar ohne Faktor ist der Mangel an Arbeitskräften. nennenswerte Fröste und mit überwie- Wenn es mehr Arbeitskräfte gäbe, könnte gend klarem oder leicht bewölktem Him- die Produktion italienischer Erdbeeren mel ermöglichte ein Temperaturniveau, gesteigert werden.“ das hoch genug war, um den Anforderungen der Pflanzen gerecht zu werden und Coop Sole ist ein Unternehmen, das sich auf den Reifeprozess nicht zu unterbrechen, die Produktion von Erdbeeren und Kleinwas zu einer früheren Ernte der wurzel- obst spezialisiert hat. Sein Hauptmarkt ist nackten Sorten und einer höheren Pro- Italien, aber 30 Prozent seiner Produkte duktion als im gleichen Zeitraum des werden in die nordeuropäischen Märkte Vorjahres führte. Bisher wurden 25 Pro- exportiert, insbesondere in die Schweiz, zent der Gesamtmenge geerntet, und die nach Deutschland und Österreich. Früchte, die sich im Fruchtansatz befinden, sind von guter Qualität. In den letzten zehn Jahren ist die Erdbeeranbaufläche in Deutschland so stark Im Produktionsgebiet Agro Aversano in gewachsen, dass Deutschland, gemesKampanien waren die ersten vier Monate sen an der Anbaufläche, der führende (Oktober-Januar) des Erdbeerprodukti- europäische Produzent ist. Die deutsche onszyklus von einer bewölkten Witterung Erdbeerproduktion beginnt im Mai in mit entsprechenden Niederschlägen und Gewächshäusern, und im Juni werden die einer über dem historischen Durchschnitt Erdbeeren dann auf den Feldern geerntet. liegenden Mindesttemperatur geprägt; In Deutschland werden viele Erdbeeren aus diesen Gründen erhielten die Pflan- gegessen, und Italien deckt die Produktizen im November und Dezember weni- onslücken, indem es die deutschen Märkte ger Licht, was zu einer Verlangsamung bis Ende April beliefert“, so Ciardiello. der Produktion führte. Im Januar und Februar haben sich die Pflanzen wieder „Der Konsum von Erdbeeren hat sowohl stabilisiert und sind nun gut entwickelt in Italien als auch im Ausland insgesamt und tragen eine beträchtliche Anzahl von zugenommen, auch weil diese Frucht ein Früchten und Blüten. Mit dem heutigen strategisches Produkt sowohl für den allStand (Anfang März 2022) hat die Ernte gemeinen Markt als auch für die Superacht Prozent der Gesamternte in diesem marktketten darstellt, da sie das erste Anbaugebiet erreicht. Produkt der Saison ist, die den Frühling einleitet. Es ist festzustellen, dass die Kun„Die italienische Erdbeere fasst auf den den immer höhere Ansprüche an die Güte, nordeuropäischen Märkten immer mehr die Gesundheit und die ethische QualiFuß. In den letzten Jahren hat der italieni- tät des Produkts stellen. Um eine hohe sche Erdbeeranbau Fortschritte gemacht, Qualität zu erhalten, muss man jedoch sowohl in der Sortenforschung als auch zusätzliche Kosten in Kauf nehmen. Wir bei den Anbautechniken, aber auch, weil sollten auch nicht vergessen, dass das die Produktion gestiegen ist“, sagte Pietro Arbeitskräftepotenzial von grundlegen-
der Bedeutung ist, und in diesem Zusammenhang werden qualifizierte Arbeitskräfte benötigt. Mit Blick auf die Zukunft müssen wir ökologische, wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit miteinander verbinden, um Erdbeeren zu einem immer interessanteren Produkt zu machen. Der Erdbeeranbau schreitet auch in der Forschung und der genetischen Verbesserung voran. Wir sprachen darüber mit Carmela Suriano, Geschäftsführerin EMEA von Nova Siri Genetics.
Der Erdbeeranbau hat in den letzten Jahren zusammen mit dem Beerenanbau sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene ein erhebliches Wachstum erfahren. Die Verbraucher fühlen sich zunehmend von diesen Früchten angezogen, so dass die Nachfrage fast das ganze Jahr über anhält. Es ist daher wichtig, dass Produktion und Forschung in der Lage sind, diese saisonale Nachfrage zu befriedigen und ein Produkt mit organolepti- weiterer wichtiger Aspekt der genetischen „Aus diesem Grund versuchen wir bei schen Eigenschaften zu liefern, das wäh- Verbesserung; Aroma, Geschmack, Halt- Nova Siri Genetics jeden Tag, mit unseren rend des gesamten Verkaufszeitraums barkeit und Ästhetik der Früchte sind ent- Partnern entlang der gesamten Lieferketeinen hohen Standard beibehält. scheidende Merkmale für den Erfolg einer te zusammenzuarbeiten, um so nah wie Erdbeersorte. Frühzeitigkeit ist eines der möglich an den Bedürfnissen der Verbrau„Die Forschung muss sowohl die Bedürf- Hauptziele unserer Forschung, um die cher und Produzenten zu sein.“ nisse der Produktionsindustrie als auch Marktnachfrage bereits im Herbst und die des Marktes berücksichtigen. Das Winter zu befriedigen.“ Hauptziel von Nova Siri Genetics ist es, innovative Lösungen für die sich verän- „Die mittel- bis langfristigen Wachstumsdernden Bedürfnisse von Produzenten aussichten sind sehr hoch. Natürlich müsund Konsumenten anzubieten. Die Säulen sen wir die Faktoren, die einen großen unserer Forschung sind die Widerstands- Einfluss auf den Sektor haben können, wie fähigkeit der neuen Sorten, die organo- den Mangel an Fachkräften, den Anstieg leptischen Eigenschaften der Früchte und der Rohstoffpreise und die Kaufkraft die Frühzeitigkeit. Die Widerstandsfähig- des Marktes, ständig bewerten. In einem keit der Pflanze gewinnt zunehmend an globalisierten Kontext können die kritiBedeutung, da die Produktion durch den schen Aspekte eines Landes oder einer Einsatz umweltschonender Anbautechni- Region der Welt erhebliche Auswirkungen ken und eines sehr begrenzten Einsatzes auf andere haben, wie wir in den letzten von Pflanzenschutzmitteln immer nach- Monaten leider feststellen mussten.“ haltiger wird. Die Fruchtqualität ist ein
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Prognosen für die Saison für Sommerobst, Wassermelonen und Melonen in Spanien In wenigen Wochen werden die europäischen Konsumenten wieder in den Genuss der ersten spanischen Sommerfrüchte kommen, das heißt, Produkte, die stark saisonabhängig sind und für die es auch außerhalb der Saison kein nennenswertes Frischangebot gibt. Der Sektor hat jedoch gute Gründe, mit seinen Prognosen vorsichtig zu sein.
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ie letztjährige Saison war geprägt von die Pandemie, die, wie wir nicht vergesden Folgen des ungewöhnlichen Kälte- sen dürfen, immer noch andauert, etwas einbruchs, der den Kontinent im Frühjahr in den Hintergrund getreten ist, und zwar heimsuchte und die europäische Ernte aufgrund des von Russland verursachten drastisch reduzierte, so dass die Produk- Krieges in der Ukraine, dessen harte Austion auf dem Kontinent im Vergleich zum wirkungen auf allen Ebenen zu spüren Vorjahr um 19 Prozent und im Vergleich sind: von den schwerwiegendsten, den zum Durchschnitt der fünf vorangegan- humanitären, bis hin zu denen der globagenen Jahre um 35 Prozent zurückging. len Sicherheit oder der Wirtschaft. Glücklicherweise haben die Fröste in diesem Jahr zumindest bis Ende März keinen Inmitten eines Kreuzfeuers von SanktioAnlass zur Sorge gegeben, nicht nur, weil nen, Warnungen und Einschüchterungen es keine Kälteeinbrüche gab, sondern und der Erwähnung von Begriffen, die in auch, weil der gesamte Sektor derzeit vor einer Gesellschaft des 21. Jahrhunderts allem mit der beispiellosen Kostenexplo- nichts zu suchen haben (Atombomben, sion beschäftigt ist, die die Ertragslage der biologische und chemische Waffen, WeltBetriebe ernsthaft gefährdet. kriege usw.), sind die Kosten für Brennstoffe, Materialien und Düngemittel auf Die Steinobstbäume sind zu einem Zeit- ein Niveau gestiegen, das als „unhaltbar“ punkt aus dem Winterschlaf erwacht, als bezeichnet wird. Sie werden ihre Spu-
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ren in einem Sektor hinterlassen, dem Sommerobstsektor, der bereits seit 2014 betroffen ist, als Russland die ukrainische Region Krim annektierte und begann, sich von der Europäischen Union sowie von der Legalität zu entfernen.
„IN DER REGION VEGA DEL GUADALQUIVIR WERDEN VIELE STEINOBSTPLANTAGEN GERODET“ Seit dem Veto, das Russland vor fast acht Jahren gegen EU-Agrarprodukte eingelegt hat (und mit dem es deutlich gemacht hat, dass es nicht die Absicht hat, die Beziehungen zu einem seiner wichtigsten Lebensmittellieferanten wiederherzustellen), ist die Anbaufläche für Steinobst in Spanien sowohl bei neuen als auch bei älteren Plantagen auf breiter Front zurückgegangen. Das gilt auch für das Guadalquivir-Tal, eines der fruchtbarsten Anbaugebiete des Landes. „In diesem Gebiet werden viele Steinobstplantagen gerodet“, sagt Roberto Cruz, Geschäftsführer der Genossenschaft San Sebastian in der Gemeinde Lora del Rio in Sevilla. „Im Allgemeinen sind die Erzeuger
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In Andalusien ist die Situation bei Flachpfirsichen besonders kritisch. Obwohl es sich hierbei nur um eine mäßig angebaute Kultur handelt, ging die Anbaufläche im Vergleich zu 2019 um 35 Prozent zurück.
Menge gestiegen. Außerdem müssen wir berücksichtigen, dass Ende April/Anfang Mai die Temperaturen in Europa noch nicht so hoch sind, so dass der Konsum in dieser besonders frühen Periode geringer ist.“
Die vom Ministerium übermittelten Daten zeigen einen Anstieg der andalusischen „Wenn es zu Überschneidungen mit andeentmutigt. Die Preise sind nicht gut und Pfirsichanbaufläche, allerdings nicht in ren Anbaugebieten kommt, während die Steinobst ist ein arbeitsintensives Pro- der größten Erzeugerprovinz Sevilla, wo Produktionskosten hoch sind und der Verdukt mit sehr hohen Produktionskosten, die 2019 verzeichnete Anbaufläche von brauch relativ niedrig ist, erzielt das Obst so dass sich einige Erzeuger nach Alterna- 720 Hektar in nur einem Jahr auf 590 Hek- nicht den richtigen Preis, so dass die Situativen umsehen. Während die Anbaufläche tar zurückging. tion sehr schwierig wird. Zumal es sich bei für Pfirsiche, Nektarinen oder Flachpfirsidiesen extrafrühen Sorten in der Regel um che zurückgeht, gewinnen hochintensive Die Daten für das Jahr 2020 zeigen, dass lizenzpflichtige Sorten handelt, die den Olivenhaine und Zitrusfrüchte weiter an Sevilla die Provinz Andalusiens mit der Erzeugern hohe Investitionen abverlanBoden.“ größten Anbaufläche ist, nicht nur für gen“, sagt Roberto. „Es wurde viel Arbeit Pfirsiche, sondern auch für Nektarinen, geleistet, um schmackhafte Sorten zu entNach den neuesten verfügbaren Daten aus Plattpfirsiche und Pflaumen. Im Jahr 2020 wickeln, die in sehr kurzer Zeit reifen und der Analyse der Produktionssituation von wird die Anbaufläche für diese Früchte den richtigen Brix-Grad, die richtige Größe Steinobst 2020, die das Ministerium für um 14 Prozent, 29 Prozent bzw. vier Pro- und Farbe erreichen. Aber die Kosten sind Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung zent reduziert. sehr hoch, und es kommt der Zeitpunkt, an (MAPA) im Frühjahr veröffentlicht hat, dem eine Mindestmenge erreicht werden ist die Anbaufläche für Steinobst in Spa- „Vor acht bis zehn Jahren war dies das muss, damit es rentabel ist.“ nien im Vergleich zu 2019 um vier Prozent früheste Produktionsgebiet für Steinobst, zurückgegangen. Bei Pfirsichen lag der aber mit der Ausweitung des Gewächs- „DIE PREISE, ZU DENEN UNSER OBST Rückgang bei elf Prozent und bei Nektari- hausanbaus in Huelva und der Zunahme VERKAUFT WIRD, MÜSSEN STEIGEN“ nen bei neun Prozent. der Zahl der Plantagen in der Region Mur- In der Region Aragonien bedecken Pfircia ist die zu Beginn der Saison verfügbare sich-, Nektarinen-, Plattpfirsich- und Pla-
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terina-Bäume die Felder mit weißen und rosa Blüten. Gerade diese Region war von den ungünstigen Wetterbedingungen im März und April der vergangenen Saison am stärksten betroffen.
„Letztes Jahr haben wir 9 Millionen Kilo Obst durch Frost verloren. Von den mehr als 26 Millionen Kilo Obst, die wir im Jahr 2020 produziert haben, sind wir auf weniger als 18 Millionen Kilo zurückgegangen“, sagt Adrià Serrano, Verkaufsleiter des Unternehmens Frutas La Espesa, das in der Gemeinde Zaidín in Huesca ansässig ist. „Im Moment läuft jedoch alles gut. Insgesamt hat die Blüte wie jedes Jahr innerhalb des üblichen Zeitplans begonnen, und im Gegensatz zu anderen Regionen Spaniens glauben wir, dass Huesca trotz der fehlenden Niederschläge in diesem Winter und der fehlenden Schneefälle in den Pyrenäen genügend Wasser für die Saison haben wird.“ Ein weiterer Aspekt, der berücksichtigt werden muss, ist der Konsum, sagt Adrià. Die Daten über den Obstkonsum in den spanischen Haushalten zeigen einen Trend im Bereich Steinobst, der einer weiteren Analyse bedarf. Es ist zu bedenken,
dass die Nachfragezahlen für 2020 stark Kilo Obst scheint gering zu sein, aber er von den Lockdowns beeinflusst wurden; ist erheblich, wenn man bedenkt, dass wir daher ist der vom MAPA-Verbraucherpa- mehr als 40 Millionen Kilo Steinobst, Zitnel für Lebensmittel ermittelte Rückgang rusfrüchte und Kakis produzieren. In der von sechs Prozent im Jahr 2021 gegenüber Tat übersteigt der Gesamtanstieg 200.000 dem Vorjahr mit Daten bis November mit Euro.“ Vorsicht zu interpretieren. Er zeigt jedoch, dass die stärksten Rückgänge im Obstkon- „Auch die Kosten für Kisten und Plastik sum beim Steinobst zu verzeichnen sind. sind im letzten Jahr gestiegen. Bevor wir mit der Kaki-Saison begannen, haben wir „Wir wissen nicht genau, warum das so 14 Lkw-Ladungen Plastikkörbe gekauft, ist. Vielleicht haben die Supermärkte ver- um das Obst zu verpacken. Wir haben sucht, ihre Gewinnspannen mit diesem bereits acht Lastwagen mit PlastikkörObst zu erhöhen, und die Verbraucher fin- ben benutzt und es sind noch sechs übrig. den es teuer. Was wir wissen, ist, dass die- Der Anstieg ist so groß, dass wir jetzt mit se Saison stark vom Krieg in der Ukraine diesen sechs Lastwagen mit Körben auf beeinflusst wird, durch den nicht nur ein den Preis sparen können, für den wir sie riesiger Markt wegfällt, sondern der auch vor sechs Monaten gekauft haben: etwa der Wirtschaft einen Schlag versetzt, wäh- 40.000 Euro.“ rend der unaufhaltsame Anstieg der Rohstoffpreise unser Geschäft sehr schwierig „Auch die Stromkosten sind in die Höhe macht“, sagt Adrià Serrano. geschnellt. In unseren Einrichtungen haben wir Sonnenkollektoren, und im „Der Preisanstieg bei den Holzpaletten, Sommer ist die Energie so teuer geworden, auf denen die Früchte beim Transport lie- dass wir genauso viel bezahlt haben, als gen, hat den Preis allein um 0,7 Cent pro wenn wir sie nicht hätten“, sagt Adrià. Kilo verteuert. Der Preis für die Paletten ist von 5,80 Euro auf 11,80 Euro gestie- „Es ist klar, dass angesichts dieser Situagen, und wir hören bereits, dass er noch tion die Preise, zu denen wir unser Obst weiter steigen wird. Der Preisanstieg pro verkaufen, steigen müssen. Wir bei Frutas
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Bildnachweis: Frutas La Espesa
La Espesa sind immer noch zuversichtlich, erklärt José Carlos Blazquez, Geschäfts- allem von der in Griechenland und Italien. was unser Projekt und die Steinobstpro- führer von Prodalbar. Deshalb gibt es im Pfirsichsegment eine duktion betreffen. Aber die Realität ist, weit verbreitete Umstellung auf frische dass es in Aragonien viele Erzeuger gibt, „In diesem Gebiet werden traditionell Sorten.“ die bereits aufgehört haben, Steinobst zu Aprikosen und Pfirsiche angebaut, vor pflanzen und auf andere Kulturen umge- allem gelbe, die für die verarbeitende MELONE UND WASSERMELONE stiegen sind, vor allem auf Mandelbäume.“ Industrie bestimmt sind. Bei Prodalbar „Die Melonen- und Wassermelonenprohaben wir auch einige Sorten für den duktion in Almeria wird schätzungsweise OBST MIT MEHRWERT IN CASTILLE-LA Frischmarkt sowie einige Plattpfirsiche, um bis zu 30 Prozent zurückgehen“ MANCHA aber wir konzentrieren uns auf die ProObwohl der Rückgang der Anbauflächen duktion von Aprikosen ohne Rückstände, Melonen und Wassermelonen sind, wie für Sommerobst weit verbreitet ist, gibt es die für Babynahrung bestimmt sind, was Steinfrüchte, reine Sommerfrüchte. Ihre auch Ausnahmen. Die g.U. und g.g.A., die unserer Produktion einen größeren Mehr- Saison wird in diesem Frühjahr mit der eine Anerkennung für eine differenzierte wert verleiht. Wir arbeiten mit den wich- Ernte der ersten Früchte im April in den Qualität darstellen, verleihen Früchten tigsten Babynahrungsherstellern in Spa- Gewächshäusern von Almeria beginnen. wie dem Calanda-Pfirsich oder dem Cie- nien zusammen.“ Die ersten Aussichten von Asaja Almeria za-Pfirsich einen Mehrwert, obwohl dies deuten jedoch darauf hin, dass die Pronicht die einzige Möglichkeit ist, einer Pro- „In der Branche bleiben die Preise für duktionszahlen in dieser Saison zurückduktion einen Mehrwert zu verleihen. Steinobst sehr stabil, mit Schwankungen gehen werden. von nur wenigen Cents innerhalb eines Eine der spanischen Regionen, in denen Jahres. Bei Aprikosen haben wir bereits „Die Katastrophe der letzten Saison ist den der Steinobstanbau zugenommen hat, ist einige Jahre mit guten Preisen zwischen Erzeugern noch in Erinnerung. In diesem Castile-La Mancha, wo die Produktion 70 und 80 Cent pro Kilo erlebt, wobei die Jahr waren die Preise aufgrund der Wittenach Angaben des Ministeriums im Jahr Nachfrage größer war als das verfügbare rungsbedingungen recht akzeptabel, und 2020 um 31 Prozent gestiegen ist. Die Pro- Angebot.“ die Erzeuger haben ihre Gurken-, Zucchiduktion in dieser autonomen Region findet ni- und Paprika-Saison verlängert, um von hauptsächlich im Südosten von Albacete „Was Dosenpfirsiche betrifft, so ist der diesen Preisen zu profitieren. Auch die statt, an der Grenze zur Region Murcia, Konsum ziemlich rückläufig, und alles hohen Produktionskosten müssen berückhängt von der Ernte in Europa ab, vor sichtigt werden. Die Kosten für Saatgut,
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Bildnachweis: Asaja Almeria
Wasser, Düngemittel oder Energie sind WENIGER CANTALOUPE, GALIA UND gestiegen. Die hohen Energie- und Gas- GELBE MELONEN IN DIESER SAISON preise führen dazu, dass sich die Ankunft Trotz der witterungsbedingten Auswirder mitteleuropäischen Ernten verzö- kungen auf Melonen und Wassermelonen gert, was gut für das spanische Gemüse in der letzten Saison (wir erinnern uns, ist“, sagt der Präsident von Asaja Almeria, dass der Sommer auf dem Kontinent ungeAntonio Navarro. „In diesem Sinne müssen wöhnlich kalt und regnerisch war), war wir daran erinnern, dass die Gewächshäu- die Endbilanz der spanischen Saison gut ser von Almeria Solargewächshäuser sind, für die Wassermelonenexporte, die um die in der Lage sind, mitten im Winter nur zehn Prozent im Vergleich zu 2020 und um mit Sonnenenergie Gemüse für ganz Euro- elf Prozent im Vergleich zum Durchschnitt pa zu produzieren“, sagt Antonio. der vorangegangenen fünf Jahre stiegen. Allerdings waren die Resultate bei den „Deshalb schätzen wir bei Asaja Almeria Erzeugern nicht so positiv. anhand der uns vorliegenden Daten, dass die Melonen- und Wassermelonenproduk- Die Daten aus der Bilanz der Melonen- und tion in Almeria im Vergleich zum letzten Wassermelonen-Saison 2021, die im verJahr um etwa 30 Prozent zurückgehen gangenen Oktober vom Ministerium für könnte.“ Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung veröffentlicht wurden, zeigen einen deut„Diese Situation wird sicherlich dazu füh- lichen Rückgang der Preise, die die Erzeuren, dass die Ernten gestaffelt werden“, ger für ihre Früchte erhalten. sagt Antonio. „Was die Früchte in der Provinz anbelangt, die im Freiland gepflanzt Dem Bericht zufolge lag der nationawerden, in der Gegend im Osten Almerias, le Durchschnittspreis am Ursprung für wo Wassermelonen am häufigsten vor- kernlose schwarze Wassermelonen um kommen, gehen wir davon aus, dass der 28 Prozent niedriger als im Jahr 2020 und Rückgang ebenfalls etwa 25 bis 30 Pro- um 16 Prozent niedriger als der Durchzent betragen wird, diesmal vor allem auf- schnitt der vorangegangenen fünf Jahre. grund von Problemen bei der Wasserver- Im besonderen Fall der Provinz Almeria sorgung.“ schätzten die Daten des Preis- und Marktobservatoriums den Rückgang gegenüber Das Wasser ist in der Tat einer der Fak- dem Vorjahr auf 36,7 Prozent toren, der auf den andalusischen Feldern die größten Sorgen bereitet, nachdem Bei Melonen sanken die Exporte um fünf der Winter nach den vorliegenden Auf- Prozent gegenüber dem Vorjahr und um zeichnungen der zweittrockenste und der sechs Prozent gegenüber dem Durchviertwärmste seit 1961 war (drei davon schnitt der letzten fünf Jahre, während die im 21. Jahrhundert). Die staatliche mete- durchschnittlichen nationalen Ursprungsorologische Agentur sagt einen ebenso preise für Piel de Sapo-Melonen um schätwarmen Frühling voraus, der um einen zungsweise 27 Prozent gegenüber dem halben Grad über dem Durchschnitt liegt, Jahr 2020 und um 23 Prozent gegenüber und auch trockener sein wird, zumindest dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre auf der Atlantikseite. zurückgingen. In Almeria, so die Beobachtungsstelle, sind die Ursprungspreise mit einem Rückgang von 28,6 Prozent stärker gesunken als im Landesdurchschnitt.
„Seit vielen Jahren prangert Asaja an, dass die Früchte zu Beginn der spanischen Saison in den Regalen mit den Früchten aus Übersee zusammenfallen. Almeria, das in jeder Saison die ersten europäischen Melonen und Wassermelonen liefert, erntet die Früchte, wenn sie reif sind. Diese werden erntefrisch an die Verbraucher geliefert, im Gegensatz zu den Früchten, die tagelang oder sogar wochenlang in Containern transportiert werden müssen.“ „Die Überschneidung dieser Produkte mit den Früchten der spanischen Saison hat unter anderem zur Folge, dass sie die Preise senken. Eine andere ist, dass die Produktion selbst betroffen ist“, sagt Antonio Navarro. „In der Tat verliert die Cantaloupe-Melone in der Provinz schon seit mehreren Saisons an Boden, und das gilt auch für die Galia- und die gelbe Melone, die von der Konkurrenz, insbesondere aus Marokko, betroffen sind. Deshalb entscheiden sich die Erzeuger zunehmend für die Piel de Sapo-Melone, eine Sorte, die im Moment weniger Konkurrenz aus dem Ausland hat und von der es immer mehr Varianten gibt, deren Größe besser an die Anforderungen des europäischen Marktes angepasst ist.“ Nach dem Start in Almeria wird die Saison in anderen spanischen Produktionsgebieten wie Murcia, der Region Valencia und Castille-La Mancha fortgesetzt, die die Situation in der Provinz genau verfolgen werden, da sie viele Hinweise auf die mögliche Entwicklung dieser Saison geben wird. Die Saison scheint so unvorhersehbar zu sein wie alle vorherigen, aber aktuelle Ereignisse wie die Pandemie, die bereits vor zwei Jahren begann und der Krieg in der Ukraine lassen das Wort „Unvorhersehbarkeit“ noch mehr an Bedeutung gewinnen.
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Start der südafrikanischen Zitrussaison durch Niederschlag geprägt Die gestiegenen Mengen infolge der Regenfälle können ein Segen sein oder auch nicht, wenn man bedenkt, dass der russische Markt, der normalerweise zehn Prozent der südafrikanischen Zitrusfrüchte abnehmen würde, geschlossen ist. Wie die Erzeuger in aller Welt, sehen sich auch die südafrikanischen Erzeuger mit gestiegenen Betriebskosten und unzuverlässigen Lieferplänen konfrontiert. Darüber hinaus droht den Exporteuren in Richtung Europa eine Änderung der Vorschriften für die Verschiffung von Zitrusfrüchten, wie die potenzielle Einführung der Kaltsterilisation oder pauschaler Temperaturanforderungen.
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ie Sundays River Citrus Company SRCC exportiert in alle Kontinente mit (SRCC), die im Sundays River Valley Ausnahme von Ozeanien und den USA. Der in der Nähe von Port Elizabeth im Ostkap europäische Markt und der Nahe Osten Zitrusfrüchte anbaut, hat Mitte März mit sind die größten Märkte, aber Hannes der Zitronenernte begonnen und wird in meint, dass alle Märkte in einer Welt, in der Woche nach Ostern mit der komplet- der das Obstangebot zunimmt, wichtig ten Ernte von Zitronen und bald darauf sind. mit Navels und Clemenvilla beginnen. „Bis zur Invasion in der Ukraine waren die „Es gab ausreichend Niederschlag und die Märkte positiv gestimmt. Die europäische Aussichten sind nach wie vor positiv, so Zitronensaison ist kurz, und Zitronen sind dass ich größere Mengen mit guter Größe wichtig für unser Tal. Es ist wahrscheinund Qualität erwarte“, erklärt Hannes de lich der weltweit beste Ort für den Anbau Waal, CEO von SRCC. „Diese überdurch- von Zitronen. Auch für die späten Orangen schnittlichen Niederschläge sind für uns erwartete ich eine gute Saison, jetzt ist es von entscheidender Bedeutung, da sie die ungewiss. Wir bereiten uns jedoch darBöden reinigen und Gewitter als Stick- auf vor, unsere Kunden zu bedienen, und stoffquelle dienen.“ vertrauen darauf, dass die Situation bald
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behoben wird. Es ist einfach tragisch und wir sind traurig für alle betroffenen Menschen. „ SRCC exportiert normalerweise sowohl nach Russland als auch in die Ukraine, diese beiden Märkte nehmen zehn Prozent der Früchte des Unternehmens ab.
„Wir haben in den letzten zehn Jahren Märkte in der ganzen Welt mit großartigen Kunden erschlossen, also arbeiten wir natürlich an Alternativen. Aber solange der Konsum nicht mit dem Angebot übereinstimmt, wird das für uns alle eine Herausforderung sein. Wir liefern nur auf Nachfrage und Bestellung, und man muss besonders vorsichtig sein. Die Frachtraten sind außerordentlich hoch und die Betriebskosten sind wahrscheinlich um 30 Prozent jährlich gestiegen. Wie jeder in der Welt des Obstes können wir es uns nicht leisten, Produkte ohne Umsätze zu platzieren.“
Es ist wie immer ein Fall von Angebot und Nachfrage: Wenn die Märkte unterversorgt sind, werden die Preise steigen, aber das funktioniert auch umgekehrt. Laut Hannes braucht das Obst dringend inflationäre Erhöhungen, und die wird es nicht
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geben, wenn wichtige Märkte aus dem Spiel sind.
„Im Moment sind die genauen Kosten für die Verschiffung noch nicht bekannt, wir werden sie erst in einiger Zeit berechnen, da noch nicht alle Tarife vorliegen, aber es werden zwischen 30 und 100 Prozent mehr pro Bestimmungsort sein. Ich würde schätzen, dass sich die Kosten für die Branche verdoppelt haben. Es sind nicht nur die Transportkosten, sondern auch die Fahrpläne, die nicht mehr zuverlässig sind, Früchte der Klasse 2 für neue Märkte verSchiffe, die sich verspäten und leicht stor- packen. Es gibt Optionen in Afrika und auf niert werden können, und die Häfen welt- einigen Inseln, aber diese Märkte werden weit, die nicht nach den Standards arbei- sich schnell füllen. Ein Überangebot an ten. Dies ist eine gefährliche Situation für Früchten der Klasse 2, die auf neue MärkFrischprodukte, denn die Frachtkosten te gehen, wird sich mit Sicherheit auf die richten sich nicht mehr danach, was das Preise auswirken.“ Produkt ertragen kann, sondern eher danach, ob es besser ist, mehr zu bezahlen Okkie fügt hinzu, dass die südafrikanials das konkurrierende Produkt. Wenn sie schen Häfen nach wie vor unter Druck sich nicht abflachen und verringern, kann stehen, da nur wenig an der Infrastruktur dies zu einer anderen Situation führen, da verbessert wird, und schließt sich Hannes es die Lebensmittelinflation treffen wird.“ an, wenn er über den Anstieg der Frachtraten, Düngemittel und Chemikalien spricht. Nicht nur die Frachtkosten sind gestiegen, auch die Preise für Düngemittel haben „Die Kosten in den Packhäusern sind drassich erhöht; Hannes sagte, dass sich einige tisch gestiegen. Strom, Kunststoffe, CheKomponenten verdoppelt und dann erneut mikalien, Holzpaletten und Kartons, um verdoppelt haben. nur einige Produkte zu nennen, haben in den letzten zwei bis drei Jahren stark „Die Stromsituation in Südafrika ist ver- zugenommen.“ rückt, und der Dieselpreis könnte sich bei einem Ölpreis von mehr als 100 US-Dollar Als ob höhere Kosten und größere Marktmit der Zeit verdoppeln. Chemische Stoffe störungen nicht schon genug wären, droht sind um etwa 30 Prozent gestiegen, wir den südafrikanischen Zitrusexporten gehen also von 30 Prozent als gewichte- noch eine weitere Gefahr. tem Durchschnitt für die Branche aus. Wir prüfen die Lage natürlich. Aber niemand Im vergangenen Jahr wurden bei den hat es leicht. „ 800.000 Tonnen Zitrusfrüchten, die Südafrika in die EU exportiert, 15 Fälle mit dem In der Zwischenzeit wartet Okkie Burger Falschen Apfelwickler festgestellt (sechs von Quattro Citrus am Westkap immer davon werden von Südafrika bestritten). noch auf die Farbentwicklung der Nules, Südafrika lehnt die mögliche Einführung konnte aber in der Woche 14 mit der Ern- einer Kaltsterilisation oder pauschaler te der ersten Octubrinas beginnen. Im Temperaturanforderungen (obligatoriGegensatz zu einigen anderen Anbauregi- sche Kältebehandlung bei 0°C bis -1°C für onen von Zitrusfrüchten gab es am West- mindestens 16 oder sogar 22 Tage) für kap keine heftigen Regengüsse. Orangen, die in die EU geliefert werden, entschieden ab, da es davon überzeugt ist, „Letztes Jahr gab es eine reiche Manda- dass sein derzeitiger Systemansatz ausrinenernte, bei der die jüngeren Bäume reicht, um alle Larven und den Abschluss einen höheren Ertrag hatten, während die des Lebenszyklus abzutöten. älteren weniger ergiebig waren“, erklärt Okkie. Quattro Citrus exportiert nach Die Citrus Growers' Association hat Europa, Großbritannien und in die USA. erklärt, dass ihr System sehr gut funktioniert, wenn es ab dem Obstgarten, im „Der Markt scheint für frühe Clementinen- Verpackungslager und während des Versorten empfänglich zu sein. Bei Navel- und sands vollständig umgesetzt wird. Fälle Mandarinensorten bin ich mir nicht sicher. im Zusammenhang mit der NichteinhalMöglicherweise müssen wir bei den klei- tung von Vorschriften während der letzneren Sorten wie 5ern Abstriche machen. ten Saison deuteten darauf hin, dass einiEinige unserer Früchte der Klasse 2 gehen ge Temperaturprotokolle für den Versand normalerweise nach Russland, aber in die- möglicherweise unzureichend gehandser Saison werden wir mehr ausgewählte habt wurden. Auch die zivilen Unruhen
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des letzten Jahres haben die Kühlkette in dieser Zeit stark beeinträchtigt.
Weniger als 70 Prozent der Zitrusfrüchte können die volle Kühltemperatur aushalten, und von denjenigen, die eine solche Temperaturregelung aushalten können, hat nur ein bestimmter Teil der Sorten die innere Qualität, um dem standzuhalten.
Die Branche hat bereits darauf hingewiesen, dass eine solche Regelung das Ende der ökologischen und chemiefreien Orangenexporte in die EU bedeuten würde. „Das ist eine Schande“, sagt Deon Joubert, EU-Beauftragter der CGA, „denn diese Orangensorten wurden noch nie von der FCM erfasst und sind eine beliebte und stetig wachsende Menge umweltfreundlicher und nachhaltiger Zitrusfrüchte.“ In der Branche herrscht große Besorgnis über die Verfügbarkeit von Kühlräumen, die Zeitplanung, um die Früchte über den erforderlichen Zeitraum bei der richtigen Temperatur zu halten, sowie über die Anzahl der Inspektoren, die zur Einhaltung des neuen Systems erforderlich sind.
„Von der Kapazität her wäre Südafrika definitiv nicht in der Lage, die Mengen an kältebehandelten Früchten aufzunehmen“, sagt ein Kühlhausmanager in Durban; in den Kühlhäusern in anderen Teilen des Landes wird diese Meinung geteilt. „Wenn die Saison in Valencia beginnt, ist es bereits ein logistischer Albtraum, die Reedereien können keine Kisten liefern und die Lastwagen stehen auf der Straße.“ Der Kühlhausleiter von KwaZulu-Natal fährt fort: „Wenn die vorgeschlagene Kältebehandlung durchgeführt wird, kann ich nur ein Wort für die Orangensaison finden: katastrophal.“
„Es ist wirklich unvernünftig, den Handel mit frischen Lebensmitteln in Anbetracht der aktuellen Situation in der Ukraine zu behindern. Dieser Vorgang würde die Ernährungssicherheit in Europa untergraben“, so Deon Joubert. Joubert betont, dass die Zitrusindustrie in Südafrika rund 120.000 Menschen beschäftigt, und angesichts der sehr hohen Arbeitslosenquote im ländlichen Südafrika sind diese Beschäftigten für den Lebensunterhalt von rund 1,5 Millionen Südafrikanern verantwortlich. Hannes de Waal - HdeWaal@srcc.co.za Okkie Burger - okkie@quattrocitrus.co.za Deon Joubert - deonj@cga.co.za
Obst- und Gemüsehandel
Daan van der Giessen, SanLucar:
„Über den Preis, den Geschmack und die Kontinuität lässt sich ein Zugewinn erzielen“ Obwohl SanLucar bereits 1993 gegründet wurde und die Marke in Deutschland und Österreich längst etabliert ist, machten die Niederlande erst vor fünf Jahren Bekanntschaft mit den Zitrusfrüchten, Exoten und dem Beerenobst von SanLucar. Daan van der Giessen, der zusammen mit Joel Versteeg für SanLucar Benelux verantwortlich ist, sagt, dass der Einstieg in einen neuen Markt nicht einfach war.
„E
ine Obst- und Gemüse-Marke ist des Marktes ansprechen, der bereit ist, für unbekannt und bleibt in der Regel ein hochwertigeres Produkt etwas mehr auf den Handelsnamen einer Sorte oder zu bezahlen. Das wollen wir mit der Marauf ein einziges Produkt beschränkt. Den- ke SanLucar erreichen.“ Diese Ausgangsken Sie an Pink Lady, Jazz, aber auch an lage stellte auch eine Hürde beim Eintritt Zespri und Chiquita. SanLucar hingegen in den Benelux-Markt dar. „Anfangs war führt eine breite Palette von Obst- und es schwierig, denn unser Markenkonzept Gemüse-Produkten unter demselben Mar- steht im Widerspruch zur Philosophie kennamen.“ Das größte Problem bestand vieler Einzelhändler. Da der Schwerpunkt also darin, die Einzelhändler zu gewin- normalerweise auf Eigenmarken und dem nen. „Wir haben die Erfahrung gemacht, Preis liegt, versuchen wir, unseren Mehrdass die Verbraucher bei entsprechender wert anderswo zu finden. Indem wir ein Wahrnehmung am Point of Sale die Marke Premium-Produkt innerhalb einer Prerecht schnell annehmen.“ mium-Marke hinzufügen, betonen wir das Produkt, die Qualität, den Geschmack SPEZIALIST und die emotionale Komponente statt den Daan stellt fest, dass sich der Einzelhan- Preis. Auf diese Weise sind wir in der Lage, del stark an Eigenmarken orientiert, was den Erzeugern einen fairen Preis zu zahlen ihm zufolge eine gute Möglichkeit für den und geben dem Einzelhändler die MöglichEinzelhandel darstellt, sein Preisimage zu keit, ein breiteres Publikum anzusprechen managen und den Verbrauchern ein gutes und Kunden zu binden, was sich positiv Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten. „Ich auf den Fairshare niederschlägt. Außersehe Handelsmarken als Generalisten mit dem realisieren wir eine höhere Marge dem richtigen Preis-Qualitäts-Verhältnis. für die Einzelhändler. Die Praxis zeigt uns, Darüber hinaus kann ein Spezialist mit dass es funktioniert, und das spiegelt sich einem Premium-Produkt auch jenen Teil auch in den Zahlen wider. Über den Preis,
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Daan van der Giessen
den Geschmack und die Kontinuität lässt sich ein Zugewinn erzielen.“
DIE VERBRAUCHER GLÜCKLICH MACHEN Daan stellt fest, dass eine starke Marke dazu beiträgt, neue und bestehende Verbraucher zu erkennen und wiederzuerkennen. „Qualität und Geschmack sind für die meisten Menschen der wichtigste Grund, sich für SanLucar zu entscheiden. Je mehr sich die Kunden an eine Marke erinnern und sie mit positiven Erfahrungen in Verbindung bringen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie wieder zu ihr zurückkehren. Deswegen ist es so wichtig,
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Obst- und Gemüsehandel
die Verbraucher zu kennen. Wir unterstützen das noch zusätzlich, indem wir am Point of Sale mit der Marke, der Präsentation und der Betreuung durch das Verkaufspersonal präsent sind. Dieses Konzept geht auf.“
Um eine gleichbleibende Qualität zu gewährleisten, wird bei SanLucar u.a. auf die angebauten Sorten geachtet. „Die Auswahl und die Anwendung der richtigen Sorten und das Festhalten an ihnen bewirkt, dass die Verbraucher wissen, was sie kaufen und folglich nicht enttäuscht werden. Stabilität und Beständigkeit sind der Schlüssel.“ SanLucar begrenzt auch die Anzahl der unterschiedlichen Sorten. „Wir versuchen, unsere Sorten ganzjährig in einer wiedererkennbaren Verpackung anzubieten, und das so lange wie möglich. Dabei bemüht sich SanLucar, die Erntezeiten der ausgewählten Sorten so lange wie möglich auszuweiten, unter anderem durch die Arbeit mit verschiedenen Anbauregionen. Die Auswahl der richtigen Sorten versetzt uns übrigens in die Lage, unseren Kunden weiterhin höchste Qualität zu bieten. Um dies zu erreichen, ist es wichtig, die gesamte Kette zu kontrollieren“, so Daan. „Von der Auswahl der Sorten, deren Anbau, der Entwicklung von Verpackungen bis hin zur Unterstützung des Verkaufs auf Ladenebene. Wir testen ständig neue Sorten und haben eigene Testfelder und Laboratorien in Nordamerika, Afrika und Europa, um immer einen Schritt voraus zu sein. Dabei bleiben wir natürlich immer unserer Philosophie treu: Taste in harmony with people and nature. Das Wichtigste ist, dass wir weiterhin das Klima schützen, denn in unserer Branche ist und bleibt die Natur unsere wichtigste Partnerin.“
SanLucar positioniert sich als Spezialist mit einem Markenkonzept
lität, Frische und Geschmack sind immer unterschiedlichen Wünsche und Vorgader Schlüssel zum Erfolg.“ Probleme gibt ben, Spezifikationen, Verpackungen und es derzeit vor allem aufgrund der steigen- Etiketten der jeweiligen Einzelhändler zu den Produktions-, Energie- und Logistik- berücksichtigen.“ kosten. „Deswegen haben wir weniger Werbeaktionen durchgeführt, und die Daan weist darauf hin, dass SanLucar, wie Werbeaktionen waren weniger aufwen- viele andere Unternehmen auch, unter dig. Das spiegelt sich in einem geringeren den logistisch bedingten VerspätunAnstieg des Kampagnenvolumens, wird gen und den Corona-Maßnahmen leidet. allerdings durch eine Volumensteigerung Obwohl der Aufwand größer ist als früher, bei den regelmäßigen Verkäufen aufge- gelingt es dennoch, die Kette zu versorgen. fangen. Und genau darum geht es, das ist „Indem wir uns schwerpunktmäßig Schritt die Gewinnspanne für den Einzelhandel. für Schritt verbessern, sind wir fit für die In erster Linie nutzen wir Werbeaktionen, Zukunft. Natürlich klappt nicht immer um mehr Menschen mit unserem Obst alles, schließlich arbeiten wir mit einem bekannt zu machen und sie dann durch Naturprodukt, aber wir tun unser Bestregelmäßige Einkäufe an uns zu binden. mögliches, und man sollte nicht vergessen, Und das funktioniert.“ dass Max Verstappen nicht jedes Rennen gewonnen hat und doch Weltmeister wur„Es ist sehr wichtig für uns, diese quali- de“, sagt Daan und lacht. „Gute Produkte, tative und geschmackliche Stabilität das die richtigen Sorten, unsere Marke und die ganze Jahr über zu gewährleisten. Dies richtigen Partner im Handel ermöglichen gilt für unseren Anbau in West- und Süd- eine gute Obstvermarktung.“ europa, Südamerika, Nord- und Südafrika, Daan.vandergiessen@sanlucar.com SCHWIERIGER MARKT aber auch für alle 35 Länder, in denen wir Es gibt auch Herausforderungen, aber für unser Produkt aktiv verkaufen. AußerDaan stellen die kein Problem dar. „Qua- dem ist es ziemlich aufwendig, die vielen
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Cindy van Rijswick, Obst- und Gemüse-Spezialistin bei der Rabobank:
Die (nahe) Zukunft des Gartenbaus: Fragen und einige (vorsichtige) Antworten Schon vor der Pandemie gab es sichtbare und weniger sichtbare Kräfte, die den Kurs unseres Produktionsmodells langsam verschoben haben, aber durch das Coronavirus scheint sich alles beschleunigt zu haben, und alle müssen sich als Menschen, Bürger und wirtschaftlich Handelnde von einem Tag auf den anderen neuen Herausforderungen stellen, die uns ein Klima außer Rand und Band und eine sich verändernde Gesellschaft auferlegen. Auch die Obstund Gemüse-Branche steht vor ungeahnten Herausforderungen.
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ird es aufgrund des Klimawan- auch als Partner für die Agrarbranche Vielleicht werden wir etwas höhere Durchdels, der Betonung der lokalen Pro- und als Vorreiter im Bereich der Energie- schnittserträge als im Süden haben, aber duktion oder von Fortschritten in der wende. die wiederkehrenden extremen WetterbeAnbautechnologie zu einer geografischen dingungen wie Dürreperioden oder ÜberVerschiebung der bei uns angebauten „Zur ersten Frage: Es kommt tatsächlich schwemmungen machen uns zum SpielPflanzen kommen? Werden die Erzeuger zu einer Verschiebung bei den Kulturen, ball des Klimas“, stellt Cindy fest. Nach aufgrund der hohen Gaspreise den Ein- die in unterschiedlichen Ländern der Berechnungen des Umweltinformationssatz umweltfreundlicherer Energie ver- Erde angebaut werden. In Spanien, ins- netzwerks der andalusischen Regierung stärkt vorantreiben? Wird das Genossen- besondere im Süden des Landes, werden lagen die durchschnittliche Niederschläge schaftsmodell aufgrund der immer größer die alarmierenden Berichte über Wasser- in der südspanischen Region im hydromewerdenden Anbaubetriebe und des Inte- knappheit immer lauter. Dort wird wahr- teorologischen Jahr 2021/22 um mehr als resses von Investmentgesellschaften am scheinlich nicht mehr so viel Getreide 30 Prozent unter den üblichen Werten. Im Obst- und Gemüse-Sektor langsam ver- angebaut werden, so dass andere Kultu- November letzten Jahres wurden 80 Proschwinden? Zu diesen und weiteren Fra- ren in den Vordergrund rücken. Es wird zent des Einzugsgebiets des Guadalquivir gen haben wir Cindy van Rijswick befragt, manchmal gesagt, dass wir in Europa offiziell zum ‘Gebiet mit außergewöhnlidie als Obst- und Gemüse-Spezialistin bei auf lange Sicht bei der Lebensmittelver- cher Trockenheit’ erklärt.“ der Rabobank arbeitet. Diese Bank ist sorgung stärker von Nordwesteuropa nicht nur ein Hypothekarkreditgeber für abhängig werden, aber wir sollten dies für MANDELBÄUME IN KALIFORNIEN den Verbrauchermarkt, sondern sieht sich unsere Region nicht zu optimistisch sehen. Die Obst- und Gemüse-Expertin der Rabobank vergleicht das Klima in Kalifornien mit dem einiger Mittelmeerregionen, und auch dort bestimmt der Faktor Trockenheit bereits die Agenda der Anbaubetriebe. „In Kalifornien gehen die Produzenten oftmals schon auf andere Kulturen über, vor allem auf solche, die im Regal mit einem höheren Preisschild ausgezeichnet werden und daher gewinnträchtiger erscheinen. Das Kuriose daran ist jedoch, dass ein Großteil dieser Kulturen auch viel Wasser verbrauchen. Beispielsweise ist man von Reis auf Mandeln umgestiegen. Dabei bedient man sich der Tropfbewässerung. Aber die Mandelbäume verbrauchen trotzdem viel Wasser, sie bringen eine Menge Geld ein“, sagt Cindy. Das Salinas Valley war mal ein großes Salatanbaugebiet, aber jetzt überwiegen die Erdbeerplantagen. Die attraktiven Einnahmen aus dem Erdbeeranbau ermöglichen es nämlich, weiterhin die höheren Bodenpreise zu zahIn Kalifornien entscheiden sich die Landwirte für Kulturen, len. „Und es kann gut sein, dass langfristig die viel Ertrag bringen, aber auch viel Wasser verbrauchen. auch die Erdbeeren von noch höherwer-
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tigeren Kulturen verdrängt werden, denn die immer noch im Freiland angebauten Erdbeeren stellen ja auch schon eine erhebliche Belastung für die Wasserressourcen dar.“ Das Thema Arbeit, das bei der Wahl der angebauten Pflanzen ebenfalls eine Rolle spielt, wird davon noch nicht einmal berührt. Nüsse können oft maschinell geerntet werden, Erdbeeren jedoch noch nicht.
Peru, das sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Avocado-Lieferanten für den europäischen Markt aufgeschwungen hat und dessen Exporte nach Berechnungen des Consultingbüros Inform@ cción im vergangenen Jahr um 28,2 Prozent gestiegen sind und in den kommenden Jahren weiter mit ähnlichen Raten wachsen könnten, läuft jedoch Gefahr, bis 2050 aufgrund veränderter klimatischer Bedingungen zwischen 55 und 70 Prozent der für den AvocadoAnbau geeigneten Flächen zu verlieren, so eine im Januar in der Fachzeitschrift PLoS ONE veröffentlichte Studie. Im Moment hat Peru den Vorteil, dass aus den Anden viel Wasser in die Anbaugebiete eingeleitet werden kann.
dern. Beispielsweise könnte sich der Einsatz von noch mehr Sensoren und Software lohnen, um den Wasserverbrauch entsprechend den Bedürfnissen der Pflanzen zu optimieren. Auch bei der Tröpfchenbewässerung wird derzeit oftmals noch dann verwendet, wenn die Pflanze es nicht wirklich braucht. Präzisionslandwirtschaft kann den Ausschlag geben.“ Cindy zufolge müssen Regierungen und Landwirte auch auf eine bessere Entwässerung
achten. Das Wasser kommt zwar vom Himmel, fließt aber meist einfach ab. „Darüber hinaus können trockenheitsoder versalzungsresistente Sorten dazu beitragen, die Anbaukulturen an den jetzigen Standorten zu erhalten. Israel hat in dieser Hinsicht bereits einige Fortschritte gemacht. Salzwasser wird ja schließlich in vielen Ländern immer reichlich vorhanden sein. Das Problem besteht darin, dass diese Pflanzen noch nicht mit den traditionellen Sorten auf dem Markt mithalten können.
Wir werden auch mehr und mehr Überdachungen sehen. Doch bevor wir wirklich praktikable und in großem Umfang anwendbare Lösungen haben, wird es zu Verschiebungen bei den Ernten kommen, die zum Teil durch höhere Versicherungsprämien in einigen Gebieten bedingt sind.“ Doch ein Wandel muss nicht immer dramatisch sein, meint Cindy. Das ist im Laufe der Jahrhunderte immer wieder passiert. Vor fünfzig Jahren wurden in Westland auch noch ganz andere Pflanzen angebaut.
TECHNOLOGISCHE FORTSCHRITTE Um eine Verlagerung von Kulturen zu vermeiden, können die Erzeuger in einigen Gebieten zunächst versuchen, die Pflanz- und Erntetermine anzupassen. So können beispielsweise die Erzeuger in den Mittelmeerregionen versuchen, sich noch besser auf die Niederschläge im Winter einzustellen. Letztlich wird man aber auch technologische Fortschritte in Betracht ziehen müssen, um eine Antwort auf die Probleme des Klimawandels zu finden. „Wenn uns das Wasser wirklich bis zum Hals steht, auch wenn wir ironischerweise in erster Linie von Dürre sprechen, werden wir sicherlich noch Lösungen finden, um nicht sofort den Anbau umstellen zu müssen. Man kann noch viel tun, aber es wird Investitionen erfor-
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Regierungen und Landwirte sollten sich um eine bessere Entwässerung und Wassergewinnung bemühen.
Die Obst- und Gemüse-Spezialistin ver- cher zu lokal angebauten Lebensmitteln tritt die Auffassung, dass nicht nutzbare unterstützt diesen Trend. Aber müssen Flächen letztlich einem anderen Zweck wir uns auch hier in den Niederlanden zugeführt werden können, beispielswei- mehr auf die lokale Lebensmittelverse als Fläche für Solarenergiefelder. Nach sorgung konzentrieren? Das wäre doch Angaben der spanischen Regierung hat befremdlich angesichts unserer Tradition die Solarstromerzeugungskapazität in als Exporteur vieler Gartenbauprodukte Spanien 2019 im Vergleich zu 2018 um wie Kartoffeln und Zwiebeln. In diesem 93,2 Prozent zugenommen, und der nati- Sinne ist es eine sehr gute Sache, dass wir onale Energie- und Klimaplan (PNIEC) innerhalb der EU vom Freihandel profitiesieht für Spanien bis 2030 eine installier- ren. Äpfel hätten es dann jedoch schwer. te Kapazität von 39.000 MW vor. „Böden, Unsere Anbaufläche nimmt jedes Jahr die eine Weile nicht mehr genutzt wurden, ab, während der Anbau in Osteuropa und weil der Anbau aufgrund von Trockenheit der Türkei kontinuierlich zunimmt, auch unattraktiv ist, können sich mit der Zeit durch Innovationen im Hinblick auf die ebenfalls erholen. Es gibt viele mögliche Sorten. Vielleicht werden wir mit der Zeit Szenarien und es ist schwierig abzuschät- zu einem neuen Gleichgewicht finden, bei zen, welchen Weg der Gartenbau in hei- dem niederländische Äpfel in erster Linie ßen und trockenen Gebieten einschlagen für den lokalen Verbrauch bestimmt sind wird, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass und dann einspringen, wenn es andersdie Technologie dabei eine wichtige Rolle wo einen Mangel gibt. Bei Birnen ist das spielen wird.“ Nachteilig sind allerdings etwas anderes. Das ist immer noch ein die damit verbundenen Kosten. ziemlich einzigartiges Exportprodukt. Die Zeiten, in denen wir Paprika per Flugzeug AUSWEITUNG DES ANBAUS IN ALLEN in die USA exportierten, sind auch weitgeLÄNDERN hend vorbei. Bei den hohen Gaspreisen ist Und welche Entwicklungen können wir in das derzeit nicht möglich, aber in den USA unserem eigenen Land erwarten? So wird werden auch zunehmend Gewächshäuser es für ein Land wie die Niederlande wohl gebaut. Ich kann mir vorstellen, dass die schwieriger werden, Güter wie etwa Äpfel Zukunft darin liegt, weiterhin in unsere weiterhin in den derzeitigen Mengen zu umliegenden Märkte wie Deutschland und exportieren. Immer mehr Länder produ- England zu exportieren.“ zieren selbst. „Das ist übrigens nicht nur für uns ein Nachteil, sondern beispiels- HÖCHSTPREISE FÜR GAS weise auch für Chile, das im Sommer Äpfel Die hohe Nachfrage im Winter, die niedrizu uns verschifft. Deren Export ist schon gen europäischen Vorräte und die geopolijetzt rückläufig, weil die nördliche Hemi- tischen Spannungen treiben die Gaspreise sphäre zunehmend selbst anbaut“, weiß in beängstigende Höhen. Probleme ergeCindy. „Die Hinwendung der Verbrau- ben sich sowohl für Haushalte, die für ihre
Heizungswärme auf Gas angewiesen sind, als auch für Wirtschaftszweige, die für ihre Tätigkeit von diesem Energieträger abhängig sind. Inzwischen wollen wir alle weg vom Gas und hin zu umweltfreundlicheren Energien. Dies zeigt sich zunehmend in politischen Entscheidungen. So hat die belgische Regierung Anfang Februar beschlossen, die Mehrwertsteuer auf Strom für Haushalte zu senken, nicht aber auf Gas. Können solche Maßnahmen der Energiewende einen Impuls geben, nicht nur für die privaten Haushalte, sondern auch für die Industrie? „Letztlich wird sich der hohe Gaspreis, der aller Wahrscheinlichkeit nach nicht so schnell und so stark wieder sinken wird, unter anderem durch den Übergang zur Gasnutzung als Zwischenschritt hin zu weiteren umweltfreundlicheren Energieversorgung auf Innovationen in diesem Bereich auswirken. Aber derzeit versuchen die stark vom Gas abhängigen Unternehmer nur zu überleben, so dass für innovative Lösungen wie die Geothermie kein Geld zur Verfügung steht. Der hohe Gaspreis erscheint zunächst wie eine Gelegenheit, Investitionen in sauberere Energie anzuregen, aber wenn kein Geld da ist, muss die Regierung dort aktiv werden, wo der Bedarf am größten ist, um diese Zeit zu überstehen“, sagt Cindy.
Viele Gewächshausproduzenten in den Niederlanden mussten ihre Aktivitäten einschränken, weil sie in Zeiten hoher Gaspreise nicht rentabel sind, und sich damit abfinden, dass der europäische Markt nun mehr Produkte aus Spanien bezieht. Auch
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Unsere Anbaufläche nimmt jedes Jahr ab, während der Anbau in Osteuropa und der Türkei ständig zunimmt.
wenn die Transportkosten für spanisches Gewächshausgemüse gestiegen sind, ist der Anstieg der Produktionskosten im kälteren Norden derzeit höher. „Ich hoffe natürlich, dass sich die Situation im nächsten Winter bessert, denn die niederländischen Erzeuger können dies nicht jahrelang oder gar monatelang durchhalten. Jetzt haben natürlich einige von ihnen noch feste Verträge, aber wenn die eines Tages auslaufen, wird es problematisch.“
saison führen. Ein Kilo Bananen für 1 Euro Im Allgemeinen scheint es für Unternehim Laden lässt sich wohl nicht mehr hal- men, die in einer relativ kurzen Kette eng ten. Fairtrade schlägt seit langem Alarm, mit ihren Abnehmern zusammenarbeiten, und Mitte Januar beschlossen die Regie- einfacher zu sein, Kostensteigerungen rungen von sieben lateinamerikanischen weiterzugeben als für jene Spieler, die Bananenländern, gemeinsam Druck auf nicht so nah an ihren Abnehmern sind. Oft die europäischen Abnehmer auszuüben, sind es die größeren Spieler, die eine solum so bessere Preise für ihre Erzeuger che Partnerschaft eingehen, aber das ist auszuhandeln. „Es scheint, dass wir uns nicht immer der Fall. Viele der kleineren an höhere Lebensmittelpreise gewöhnen Spieler sind bei Preisverhandlungen auf müssen.“ eine Genossenschaft angewiesen.
AUCH HÖHERE VERKAUFSPREISE? ANTEIL DER BIOFLÄCHE BEI 25 Alle Preise sind im letzten Jahr explodiert: PROZENT Treibstoff, Verpackung, Dünger, Arbeit. In Unterdessen verfolgt die Europäische diesem Winter scheint Spanien, das schon Kommission weiterhin das bis 2030 angein den vergangenen Jahren argwöhnisch strebte Ziel, 25 Prozent der landwirtzusehen musste, wie Marokko seinen schaftlichen und Gartenbau-Flächen in Marktanteil in Europa zunehmend aus- Europa biologisch zu bewirtschafteten. weitete, die Niederlande bei der Lieferung „Aber der Markt wird die Richtung vorvon Gewächshausgemüse zu übertreffen. geben“, sagt Cindy. „Wenn es einen Markt Vielleicht können die derzeit höheren für Bio gibt, dann wird das ein interesTransportkosten und der Fahrermangel santes Geschäftsmodell werden. Wenn es diese Entwicklung etwas verlangsamen, keinen Markt dafür gibt, wird die Umstelaber Cindy zufolge scheint das letztge- lung nicht so schnell erfolgen, ob mit oder nannte Problem eher ein vorübergehen- ohne Subventionen. Ich habe meine Zweides Phänomen zu sein. „Na ja, andererseits fel an dieser Zahl. 25 Prozent scheinen hat niemand eine Kristallkugel, und viel- mir ein bisschen übertrieben zu sein.“ In leicht sind die hohen Gas- und Energie- den Niederlanden liegt der Bio-Anteil an preise auch nicht so strukturell.“ der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche derzeit bei lediglich 4 Prozent. „Für Sicher ist jedenfalls, dass die derzeit die niederländischen Erzeuger wird es hohen Produktionskosten irgendwann zu schwierig werden. In anderen Ländern, in steigenden Verkaufspreisen führen müs- denen die Durchschnittserträge nicht so sen. Das gilt nicht nur für die Erzeugnisse hoch sind wie bei uns, kann das allerdings der niederländischen Erzeuger, sondern eine gute Alternative sein.“ beispielsweise auch für das spanische und überseeische Angebot. Die Kosten GENOSSENSCHAFTEN UND für Container aus Südamerika haben sich INVESTMENTGESELLSCHAFTEN zum Beispiel verdreifacht. In Verbindung Wir sehen große Unterschiede zwischen mit den gestiegenen Rohstoff- und Ver- den Unternehmen hinsichtlich des finanpackungspreisen wird dies unweigerlich ziellen Puffers, der Anpassungsfähigkeit zu einem Anstieg der Preise für exotische an die derzeitige schwierige Situation, Früchte und Frischprodukte in der Neben- der Verhandlungsposition und so weiter.
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Wir sehen auch große Unterschiede zwischen den Genossenschaften, von denen es einige schwer haben. Es ist natürlich nicht einfach, eine große Gruppe unterschiedlicher Erzeuger dazu zu bringen, eine gemeinsame Linie zu verfolgen. In den letzten Jahren sind Unternehmen entstanden, die mehrere Kettenaktivitäten in die eigene Hand genommen haben, z.B. den Anbau, die Verpackung und den Verkauf. Diese Entwicklung ist eher auf Übernahmen und das Eingreifen von Anlagevehikeln zurückzuführen als auf organisches Wachstum. Vor allem in Spanien steht der Obst- und Gemüse-Sektor im Bann von Übernahmen durch Private-Equity-Fonds. Beispielhaft dafür ist die Gründung der größten europäischen Zitrusfrüchtegruppe Citri & Co durch Miura Private Equity und die anschließende Übernahme der Zitrusfrüchteunternehmen Martinavarro und Frutas Esther.
MEHRWERT BEI ANBAU UND VERPACKUNG „Die Investoren interessieren sich weniger für Handelsunternehmen als für Anbaubetriebe, und zwar am ehesten solche mit eigener Verpackung und eigenem Handel. Denn die Wertschöpfung liegt im Anbau und damit auch in den größeren Gewinnspannen. In Spanien konzentriert sich das
Interesse auf größere Obstunternehmen und vor allem auf vertikal integrierte Unternehmen, in den Niederlanden auf Technologieanbieter für die Branche. Und das könnte auch eine Weile so weitergehen, da die Investoren noch viel Geld zur Verfügung haben. Außerdem ist Obst- und Gemüse aufgrund seines Nachhaltigkeitsimages und seiner guten, langfristigen Perspektiven interessant. Bei der Rabobank haben wir festgestellt, dass die Investoren seit etwa fünf Jahren ein Auge auf die Branche geworfen haben, und in den vergangenen zwei Jahren haben die Transaktionen enorm zugenommen. Früher hielten sie den Gartenbau für zu riskant, aber nach den Investitionen in allen weniger riskanten Branchen ist nun die Obst- und Gemüse-Branche an der Reihe. Dennoch müssen sie beim derzeitigen Geschäftsklima mit etwas niedrigeren Renditen als in den Vorjahren rechnen.“
CHANCEN FÜR NIEDERLÄNDISCHE ANBAUBETRIEBE „Auch in den Niederlanden kann man eine Umfangszunahme der Anbaubetriebe beobachten, die teils aufgrund von Nachfolgeproblemen mit anderen Unternehmensstrukturen weitergeführt werden. Irgendwann wird die Nachfolge sicherlich ein Thema werden. Dann werden externe Anteilseigner in das Unternehmen einsteigen, und es ist natürlich nicht auszuschließen, dass Anbaubetriebe, die jetzt Teil einer Genossenschaft sind, in Zukunft selbständig ausreichend große Kunden bedienen. Große Unternehmen werden auch aus Fusionen von Familienunternehmen hervorgehen. Ich sehe auch Chancen für Partnerschaften über Ländergrenzen hinweg. Das bietet den Vorteil eines ganzjährigen Angebots an frischen Produkten. Damit meine ich vor allem Partnerschaften mit Unternehmen aus südlichen Ländern wie Spanien. Ich kann mir nicht vorstellen, dass unsere niederländischen Erzeuger
dort sofort Niederlassungen eröffnen, denn unsere Methoden und Techniken sind nicht die rentabelsten, wenn man von ein paar Ausnahmen absieht. Vielleicht sollten wir den dortigen Anbau den lokalen Experten überlassen, und da bieten Partnerschaften eine gute Lösung. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass unsere Erzeuger Gewächshäuser in nördlichen Ländern wie England, Deutschland und vielleicht auch in Osteuropa und den USA errichten.“
VERTICAL FARMING Klimawandel, steigende Nachfrage nach lokalen Produkten, höhere Transportkosten, umweltfreundlicherer Anbau... Könnte Vertical Farming die Lösung für Europa und den Rest der Welt sein? „Vertical Farming ist noch in der Entwicklungsphase und daher vorerst ein Nischenprodukt. Bislang gibt es nur wenige rentable Unternehmen, ein paar vielleicht in Japan, aber nicht in Europa oder Amerika. Wir werden sicherlich noch Unternehmen sehen, die aufhören, und einige werden auch erfolgreich sein. Das Geschäft selbst mag rentabel sein, aber die astronomischen Summen, die jetzt in einige Unternehmen investiert wurden, werden sich nur schwer wieder einspielen lassen. In Amerika wurden bereits Milliarden investiert, aber die Rendite ist derzeit eher dürftig. Im Übrigen ist jetzt eine Menge Geld vorhanden, aber das wird irgendwann einmal aufhören. Die Anleger wollen irgendwann mal etwas von ihrem Geld zurücksehen. Es gibt auch Fonds, die mit der Idee in den Obst- und GemüseSektor einsteigen, das Unternehmen an die Börse zu bringen und es dann mit hohem Gewinn weiterzuverkaufen, ohne im Laufe der Zeit viel daran verdientherman_2011.indd zu haben. Dann 1 haben sie eben doch ein interessantes Geschäft gemacht. Aber auch das wird schwieriger“, sagt Cindy.
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betriebe durchaus die Möglichkeiten von Vertical Farms oder modernen Gewächshäusern als Ergänzung zu ihrem Freilandanbau. Das nimmt einen Teil des Drucks von den Transportkosten. Anstatt den gesamten Salat in Kalifornien anzubauen und ihn dann nach Chicago oder New York zu transportieren, wird ein Teil in Vertical Farms in der Nähe der Städte oder in den Städten selbst produziert. „Aber im Prinzip gibt es mancherorts in den USA viel Land, so dass man dort einfach ein Gewächshaus aufstellen kann, das sich auch gut automatisieren lässt“, differenziert Cindy. „In den USA gibt es auch Betriebe, die einfach im Freien Salat für den Einzelhandel anbauen und dann eine kleine Klimazelle für Spezialitäten bauen, mit Systemen, die nicht einmal besonders teuer sein müssen. Wir werden wohl auch immer häufiger wendige Unternehmen sehen, die einfach den richtigen Moment abwarten und dann zuschlagen: Sie kaufen für sehr wenig Geld in Konkurs gegangene Vertical Farms, um sie wieder rentabel zu machen. Früher oder später werden diese wohl Gewinn abwerfen. Ohnehin werden wir in den USA wie auch im Rest der Welt eine sehr viel größere Vielfalt an Anbausystemen erleben.“
An höhere Lebensmittelpreise werden wir uns gewöhnen müssen
WIE WIRD DER NIEDERLÄNDISCHE Kulturen anbauen werden. Ich sehe kein GEWÄCHSHAUSGARTENBAU IM JAHR Wachstum der Anbauflächen mehr, auch 2050 AUSSEHEN? weil der Markt gesättigt ist und man sein Mit all diesen Überlegungen im Hinter- Produkt dann wieder ins Ausland bringen kopf können wir eventuell eine Prognose müsste, wo man aber auch nicht die Hänfür unseren eigenen Gewächshausgarten- de in den Schoß legt“, sagt die Obst- und bau wagen. „Wenn wir nicht die Panik bei Gemüse-Expertin der Rabobank abschlieden jetzigen Gaspreisen hätten, würde ich ßend. sagen, dass die Anbauflächen mehr oder weniger gleich bleiben werden, aber mit viel weniger und daher größeren Unternehmen, die auch eine andere Struktur haben und wahrscheinlich einige andere
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Obst
Randolf Aaldijk, Origin Fruit Direct
„Nach zwei guten Monaten ist der Markt für südafrikanische Birnen völlig gekippt“ Vor dem Hintergrund der kleinsten Birnenernte der letzten 20 Jahre auf dem europäischen Kontinent und der im Vergleich zum Vorjahr deutlich geringeren Lagervorräte am 1. März sind die Aussichten für den Handel mit Birnen aus der südlichen Hemisphäre gut. Zumindest auf dem Papier. In der Praxis scheint das Gegenteil der Fall zu sein: Importbirnen werden nur spärlich importiert und die Preise sind niedrig.
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zeitig“, sagt er. „Wir konzentrieren uns auf blanchierte Birnen für den Großhandel, aber wir gehören sicher nicht zu den größten Birnenimporteuren. Die Supermärkte bevorzugen die einheimischen grünen Birnen, allen voran die Conference, während lokale blanchierte Birnen kaum erhältlich sind“, sagt Randolf, der auch weiß, dass in Südeuropa die Williams bevorzugt wird und dass Packham’s Triumph – mit einem Anteil von mehr als 30 Prozent die meistangebaute Sorte der südlichen Hemisphäre – in Europa nur dann eine Chance bekommt, wenn die Conference ausläuft. „Die Conference wird bleiben, sie ist noch nicht auf dem Rückzug“, sagt Randolf.
ie ersten beiden Monate des Jahres die wir aus Südafrika erhalten haben, war liefen dennoch sehr gut“, sagt Randolf fantastisch. Und jetzt das...“ Aaldijk, Geschäftsführer von Origin Fruit Direct, einem in Rotterdam ansässigen Die Gründe für den Rückgang sind nach Unternehmen, das 2006 als Importeur von Randolfs Ansicht eine Kombination von Früchten eines großen südafrikanischen Faktoren: der Verlust von Belarus als Erzeugers für den europäischen Markt Markt, der schwierige Marktzugang zu Nach Angaben der World Apple and Pear begann und mittlerweile ein breites Sorti- Russland, die Vorliebe der Supermärkte Association (WAPA) fiel die Birnenernment mit Schwerpunkt auf Zitrusfrüchten, für die einheimische Birne und die enor- te in der Europäischen Union aufgrund Trauben und exotischen Früchten abdeckt, men Verspätungen bei den Anlieferungen. von Spätfrost im Frühjahr um 26 Prozent darunter auch Einfuhren aus Südamerika. „Manchmal legt kein einziges Schiff an, geringer aus als im Jahr 2020. Insgesamt „Der Verkauf der ersten beiden Container, und dann kommen wieder zwei gleich- wurden etwa 1,67 Milliarden Kilo geern-
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Der Birnenmarkt steht vor allem seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine unter Druck, insbesondere bei den kleinen Maßen und Birnen der Klasse II. Im März standen in den europäischen Häfen riesige Bestände an Obst für Russland, die teilweise umgebucht wurden und ihren Weg auf den europäischen Markt fanden. Obwohl der Vorrat an europäischen Birnen am 1. März geringer war als im Vorjahr, führte die Kombination aus eigener Produktion und Importware plötzlich zu einem Überangebot. Auch viele kleine Conference-Birnen blieben übrig.
tet. In Italien, dem wichtigsten Birnenanbauland in der EU, wurde eine halbe Milliarde Kilo weniger geerntet als im Zehnjahresdurchschnitt. Auch in den Ländern der südlichen Hemisphäre wird die Birnenernte 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 6 Prozent zurückgehen, erwartet die WAPA. Argentinien und Südafrika sind die Haupterzeugerländer mit jeweils etwa einer halben Milliarde Kilo. Auch Chile und Australien sind wichtige Akteure. Die geringere Ernte in Argentinien wird teilweise durch die leicht höheren Erträge in Südafrika kompensiert.
Volumina geben, die sie uns schicken“, sagt Randolf.
Ein Container aus Südafrika kostet locker 6.000 bis 7.000 Euro. Ein Container fasst 1.800 Kartons zu 12,5 Kilo, was zu Seefrachtkosten von 25 bis 30 Cent pro Kilo führt. „Der Karton kostet auch schon etwa 1 Euro. Nimmt man noch die gestiegenen Kosten für den Anbau und die Verarbeitung in den Herkunftsregionen sowie die gestiegenen Logistikkosten vor Ort hinzu, wird klar, dass der Import von Produkten preislich eine schwierige Angelegenheit wird“, rechnet Randolf vor.
Europa ist ein schwieriger Markt für südafrikanische Birnen, und die Gründe Ein anderer niederländischer Importeur dafür sind vielfältig: logistische Probleme, stimmt ihm zu: „Alle Importeure haben Nachhaltigkeitsauflagen, Produktspezi- es schwer. Es wird weniger verladen, alles fikationen, Kostensteigerungen, Bevor- wird teurer und trotzdem stehen die Preizugung der lokalen Produktion, niedrige se unter Druck. Die großen Maße sind Verkaufspreise. Deshalb sucht das Land preislich derzeit noch günstig. Sie erzielen auch nach alternativen Bestimmungs- zwischen 13 und 14 Euro, aber die kleiorten. Denkbar sind andere afrikanische nen Maße werden für etwa 11 Euro verLänder, der Nahe Osten ist im Blickfeld, kauft. Und Birnensorten, die man nicht und seit einigen Wochen hat auch China lange lagern kann, wurden in den letzten seinen Markt geöffnet. „China wird den Wochen zu Preisen um die 8 Euro verkauft. Druck auf die Exporte nach Europa ver- Es gibt einfach nicht genug Nachfrage. ringern. Das ist positiv für die südafrika- Selbst wenn ich den Preis um einen Euro nischen Erzeuger und Exporteure, denn senke, habe ich immer noch keine Absatzich kann ihnen keine Garantien für die garantie.“
„Die Container, die kurz nach dem Beginn des Krieges festsaßen, sind inzwischen entfernt worden, aber wir haben darunter gelitten“, sagt der Importeur. „Die wurden auf den Markt gedrückt. Das hat die Freude über die ersten beiden Monate etwas getrübt. Wir dachten, es würde eine entspannte Saison werden. Das Gegenteil ist der Fall. Ich denke, dass Erzeuger in Chile und Südafrika auf der Strecke bleiben werden. Die Produktionskosten steigen und die Verkaufspreise sinken. Und mit steigenden Frachtraten wird die Einfuhr bestimmter Früchte zu einem Risiko. Die Verluste werden zu groß sein. Ganz zu schweigen von den langen und unvorhersehbaren Transportzeiten, die dazu führen können, dass die Qualität der gelieferten Chargen nicht mehr einwandfrei ist. Diese Ware landet dann auf einer Art Dumpingmarkt, da sie für den Einzelhandel nicht mehr geeignet ist. Der Exporteur erhält dann nur 1 bis 2 EUR pro Karton. Und wenn man weiß, dass ein Container aus Chile derzeit etwa 12.000 Dollar kostet, muss man nicht lange rechnen.“ randolf@originfruitdirect.nl
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Spanien
Als erstes Mittelmeerland auf den Märkten vertreten sein und sich durch Qualität auszeichnen - Die Vorzüge der spanischen Kirschen Die Anbaufläche für spanische Kirschen ist mehr oder weniger stabil geblieben und liegt bei über 28.000 Hektar, auf denen eine jährliche Produktion von über 100.000 Tonnen erzeugt wird. Die Umstellung der Sorten in den letzten Jahren sowie die Investitionen in Technologie und Know-how haben einem Produkt, das zur Spitzenklasse der Obstsorten zählt, einen höheren Wert verliehen. Einer der Gründe dafür ist der zunehmende Wettbewerb angesichts der Entwicklung der Produktion in vielen anderen Ländern, die eine der vielen Herausforderungen des Sektors darstellt. Mónica Tierno, Geschäftsführerin der Agrupación de Cooperativas del Valle del Jerte, und Héctor Ripoll, Partner des Erzeuger- und Vermarktungsunternehmens Cerima Cherries, beide Mitglieder des National Cherry Board, analysieren die aktuelle Situation des spanischen Kirschsektors.
„W
ir haben festgestellt, dass die wichtigsten Kirschanbaugebiete Spaniens den größten Teil der Kirschanbaufläche des Landes ausmachen. Im Jerte-Tal in der Extremadura bleibt die Anbaufläche relativ stabil, während in anderen Anbau-
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Jahren stark unter dem schlechten Wetter gelitten hat“, sagt Héctor Ripoll, Erzeugerpartner von Cerima Cherries.
Kirschen sind ein stark saisonabhängiges Produkt, und als solches ist die Produktion in jedem Anbaugebiet auf einige Monate beschränkt. Die in den letzten Jahren durchgeführte Erneuerung der Sorten ermöglicht einen früheren Beginn und ein späteres Ende der Produktion mit Produkten, die besser an die Bedürfnisse der Verbraucher angepasst sind. „In den ersten Regionen, wie dem Ebro-Tal, Lleida oder dem Jerte-Tal, geht es darum, die frühe Reife zu fördern, während in den späteren Regionen versucht wird, die Kampagne so weit wie möglich auszudehnen und den Monat Juni zu vermeiden, in dem gebieten wie dem Ebro-Tal, in Lleida oder mehr Früchte unterschiedlicher Herkunft Aragonien in den letzten Jahren ein leich- verfügbar sind, sowohl in Spanien als ter Wachstumstrend zu verzeichnen war. auch in anderen Ländern, wie der Türkei, In anderen Gebieten, wie z. B. Albacete, ist Griechenland, Italien und anderen mitteldas Wachstum wesentlich langsamer. Das europäischen Ländern, wie der Schweiz, Gleiche gilt für Alicante, das in den letzten
Deutschland, Belgien, Großbritannien, Frankreich usw.“, erklärt Héctor Ripoll.
Winterprodukten bereits auf der Suche „Mit Blick auf die Saison 2022 ist man nach etwas Neuem sind, und Kirschen besorgt über den Einfluss, den die türkisind eine der am sehnlichsten erwarteten sche Produktion aufgrund des Konflikts Dem Erzeuger zufolge bestand die Früh- Früchte. Außerdem stellen wir fest, dass zwischen Russland und der Ukraine auf zeitigkeit in der Vergangenheit darin, es im Juli noch Platz für unsere Kirschen die internationalen Märkte haben könnte“, dass die Produkte so schnell wie mög- gibt, denn trotz der lokalen Produktion in sagt Mónica Tierno. „Wir haben seit 2014 lich eintrafen, um gute Preise zu erzielen. Mitteleuropa schätzen viele Verbraucher, wegen des Vetos nicht mehr nach Russland Heute sind es die Verbraucher selbst, die mit Ausnahme der Franzosen, weiterhin exportiert, aber angesichts der Wertmindurch ihre Einkäufe die Entwicklung der die Qualität der spanischen Kirschen, die derung des Rubels und anderer SchwieGeschmacksqualität vorantreiben. immer noch einen Platz in den Regalen rigkeiten, die der Krieg mit sich bringen haben“, sagt MonikaTierno. könnte, könnte sich die Türkei, die keine „In der Vergangenheit gab es oft extrafBeschränkungen für den Export nach rühe Früchte mit wenig Geschmack und Das erste Mittelmeerland auf dem Markt Russland hatte, dafür entscheiden, ihre schlechter Farbe sowie einer zu weichen sein und sich durch Qualität auszeichnen- Früchte auf andere Märkte umzuleiten, Textur, die Probleme bei der Nachernte Der Schlüssel zum Wettbewerb und Europa ist sicherlich eine Option.“ verursachte. Dies führte zu Umsatzeinbußen, so dass die Ausgangspreise für extra- Die spanischen Kirschen sind dank der „WIR DÜRFEN NICHT VERGESSEN, UNS frühe Sorten in den vergangenen Saisons Modernisierung der Kirschen und der AUF ORTE ZU KONZENTRIEREN, AN litten. Jetzt werden kaum noch frühe Sor- Produktions- und Sortierverfahren qua- DENEN DIE WIRTSCHAFT UND DIE ten angebaut, die keinen guten Geschmack litativ viel wertvoller geworden, obwohl GEBURTENRATE WACHSEN“ und keine gute Qualität bieten, so dass sie auch in anderen Ländern, in denen die Beide Unternehmen liefern den Großteil sich die Situation allmählich umkehrt. Produktion gewachsen ist und in denen ihrer Exporte auf die europäischen MärkGlücklicherweise gibt es heute viel mehr niedrigere Kosten es erlauben, aggressive te, aber auch in weiter entfernte Länder in Züchtungsprogramme als noch vor 20 Preise anzubieten, wie im Fall der Türkei, Asien, im Nahen Osten oder in Südafrika. Jahren. Wir finden interessante Züchter in Konkurrenz bekommen haben. Sowohl Tierno als auch Ripoll sind sich den Vereinigten Staaten, Frankreich, Chile, einig, dass es noch viele Protokolle für Deutschland, usw.“ „Es stimmt, dass die Türkei nicht über spanische Kirschen zu öffnen gibt, insbedie gleiche Technologie verfügt und eine sondere für den begehrten chinesischen „Die traditionelleren Sorten werden durch geringere Qualität ihrer Produkte auf- Markt. modernere Sorten mit besserer Pflanzung weist. Aber da sie so billige Arbeitskräfersetzt, die eine höhere Produktivität, te hat, kann sie sehr wettbewerbsfähige „Wir wissen, dass Kirschen in China ein eine umfangreichere Größe, einen bes- Preise anbieten, was für viele Märkte sehr beliebtes Produkt sind, aber die Verseren Geschmack und eine festere Struk- attraktiv ist“, sagt Héctor Ripoll. „Im Juni handlungen über das Exportprotokoll tur bieten, was der Markt verlangt“, sagt gibt es erheblichen Druck aus der Türkei stecken seit mehr als fünf Jahren fest, und Mónica Tierno, Geschäftsführerin der und Griechenland. Spanien ist zwar ein seit der Öffnung des chinesischen MarkAgrupación de Cooperativas del Valle del Mittelmeerland, so mediterran wie die tes für Tafeltrauben wurde er für kein Jerte. Türkei, Griechenland oder Italien, aber anderes Produkt wieder geöffnet“, sagt die Besonderheiten unseres Mikroklimas Monica Tierno. „Die gesundheitspoliti„Wir suchen so schnell wie möglich nach ermöglichen es uns, die Märkte der nörd- sche Krise durch Covid-19 hat die Situareisetauglichen Früchten, obwohl die lichen Hemisphäre als Erste zu erreichen, tion in den letzten zwei Jahren nicht einTatsache, dass unsere Anbaugebiete zwi- und das ist eine unserer Stärken. Zusam- facher gemacht, wie wir in Chile gesehen schen 400 und 1200 Metern liegen, es uns men mit der Qualität ist dies unser Trumpf, haben. Wir sind nach wie vor an diesem erlaubt, die Kampagne von Mitte/Ende um uns zu positionieren. Auch die Entfer- Markt interessiert, aber wir wollen auch April bis Ende Juli zu verlängern. Die frühe nung und die Logistik liegen auf den euro- in andere Gebiete expandieren, z. B. in die Periode der Saison ist für uns von beson- päischen Märkten im Vergleich zu unseren Länder des Persischen Golfs, auch wenn derem Interesse, in Hinsicht auf die eige- mediterranen Konkurrenten zu unseren die Risiken angesichts der gestiegenen ne Positionierung. Es ist eine Zeit, in der Gunsten.“ Luftfrachtkosten derzeit zu hoch sind. die Verbraucher nach vielen Monaten mit Wir haben potenzielle Kunden in Übersee,
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Spanien
aber wir warten ab, wie le Situation entwickelt. In unser Warenaufkommen punkt erreicht, also Ende stabiler sein.“
hat. „Wir dürfen nicht vergessen, uns auf den Export bestimmt sind, aber der spaniOrte zu konzentrieren, in denen die Wirt- sche Einzelhandel ist genauso anspruchsschaft und die Geburtenrate wachsen. voll wie jeder deutsche oder englische Deshalb erwägen wir auch den Transport Supermarkt. Wenn der Endverbraucher über große Entfernungen. Wenn Chile das gute Produkte vorfindet, gewöhnt er sich kann, können wir das auch.“ schnell an sie, und so können wir uns Der Geschäftsführer der Agrupación de schnell auf die nächste Ebene begeben. Cooperativas del Valle del Jerte warnt auch Neben Europa und Übersee will sich Ceri- Wenn wir sie dann auch noch in attraktidavor, dass Europa ein Gebiet ist, das sich ma auch stärker auf den heimischen Markt ven Verpackungen und in Beuteln präsenin einer wirtschaftlichen Rezession befin- konzentrieren. „Es besteht ein Grund zur tieren, die die Haltbarkeit des Produkts det und eine relativ alternde Bevölkerung Annahme, dass alle guten Produkte für verlängern, wie wir es bei großen Entfer-
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sich die globader Zeit, in der seinen HöheMai, könnte es
nungen tun, wird dies ebenfalls geschätzt und honoriert. Jede Verbesserung des Produktwerts wird vom Verbraucher geschätzt.“
werbsfähiger geworden ist, vor allem weil und aufgrund der großen Mengen, die auf die Anbauflächen in Gebieten ausgewei- einmal ankommen, werden viele Hände in tet wurden, in denen sie früher nicht oder kurzer Zeit benötigt.“ kaum angebaut wurden. „Das Angebot ist gestiegen, und das hat uns gezwungen, „Gleichzeitig gibt es auch das besorgniser„DAS ANGEBOT IST GEWACHSEN, UND anspruchsvoller zu werden und größere regende Thema des Klimawandels, da dieDAS HAT UNS ERZEUGER GEZWUNGEN, wirtschaftliche Anstrengungen in Form se Frucht sehr wetterempfindlich ist und ‘DIE KURVE ZU KRIEGEN’“ von Investitionen zu unternehmen. Wir sich die Wettermuster geändert haben, In diesem Jahr beginnen beide Anbau- Erzeuger sind alle gezwungen, uns zusam- wobei Regen, Frost oder Hagel zu ungegebiete, das Jerte-Tal und das Ebro-Tal, menzureißen. Obwohl es im Mittelmeer- wöhnlichen Zeiten und in Gebieten aufihre Produktion bereits Mitte April, da raum bereits ein großes Produktionspo- getreten sind, in denen dies früher nicht die Bäume im Winter genug Kälte abbe- tenzial gibt, hat eine Reihe von Unwettern, der Fall war. In einem guten Jahr, in dem kommen haben und eine gute Blütezeit die in den letzten Jahren in verschiedenen es keine Witterungseinflüsse gibt, steigt hatten. Die Betriebsmittelkosten sind in Ländern aufgetreten sind, in gewisser die Freude des Endverbrauchers an der die Höhe geschnellt. Düngemittel, Treib- Weise zur Regulierung des Angebots bei- Frucht exponentiell an. Wir sprechen von stoff, Energie und Verpackungsmaterial getragen. Zurzeit ist das Produkt für die einer Spitzenart, einem begehrten Snack sind teurer geworden. „Wir hoffen, dass gesamte Produktionskette weiterhin ren- im Steinobstsegment, und wir glauben, auch die großen Einzelhändler ihren Teil tabel“, sagt Mónica Tierno. dass der Verbrauch weiter steigen wird, dazu beitragen werden und dass sich dies solange die Qualitätsstandards eingehalauf die Verkaufspreise niederschlägt. Die „Wir sind sehr zufrieden mit den Ergeb- ten werden, mit Sorten, die eine pralle Verbraucher spüren das schon jetzt“, sagt nissen, die diese Frucht liefert, trotz der Textur und genügend Trockenmasse im Monica Tierno. „Wenn das Obst die rich- Herausforderungen, die sie mit sich bringt, Fruchtfleisch für eine lange Haltbarkeit tige Qualität hat, können wir die höheren angefangen bei der Verfügbarkeit von nach der Ernte, einen guten Brix, eine gute Kosten auf die Preise umlegen. Wenn nicht, Arbeitskräften, was Investitionen in die Größe usw. aufweisen.“ wird es sehr schwierig sein“, sagt Héctor Automatisierung der Sortier-, KalibrierRipoll. und Verpackungsprozesse begründet“, sagt Héctor Ripoll. „Derzeit kann die KirKirschen sind ein Produkt mit Mehrwert, schenernte aufgrund der Zerbrechlichkeit das in den letzten Jahren sehr viel wettbe- der Früchte nicht mechanisiert werden,
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Obst- und Gemüsehandel
Günther Warchola (Bayerischer Fruchthandelsverband):
„Kein Unternehmen ist alleine im Markt und das Eingebundensein in die Gemeinschaft bringt nur Vorteile“ Unsicherheit hinsichtlich der gegenwärtigen Krisen prägt die Tagesgespräche auf den beiden Großmärkten in München und Nürnberg, weiß auch Günther Warchola, der seit über 40 Jahren Geschäftsführer des Münchner Großmarktunternehmens Magdalena Mündlein und seit 2009 Präsident des Bayerischen Fruchthandelsverbandes ist.
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ie bayerischen Fruchtgroßhändler schauen mit Sorge auf die erheblichen Kostensteigerungen für Löhne, Energie, Transport usw., beobachtet Warchola. „Wir gehen kurz- bis mittelfristig davon aus, dass Preissteigerungen bei Obst und Gemüse unumgänglich sind. Bisher haben sich nur die gestiegenen Transportkosten auf den Handel ausgewirkt, jetzt steigen aber auch die Erzeugerkosten in der Folge, weil sich dort die höheren Energiekosten, aber auch gestiegenen Löhne und Gehälter auswirken.“
an welcher Stelle am meisten gespart werden wird. Unsere Mitgliedsunternehmen sind meines Erachtens gut aufgestellt und werden auch die künftigen Herausforderungen bestmöglich meistern.“
ausforderungen wir seit Jahren nunmehr unser Geschäft betreiben. Solange uns die Perspektive fehlt, dass in absehbarer Zeit eine Besserung der Zustände zu erwarten ist, sehen wir diese Lage äußerst kritisch.“
KONZENTRATIONSPROZESS DES FEHLENDE PERSPEKTIVE AM MARKTES MÜNCHNER GROSSMARKTAREAL Währenddessen finde im Fruchtsektor Im Schatten der Krisen und Kostenstei- ähnlich wie in vielen anderen Sparten des gerungen im Tagesgeschäft stehen die Lebensmittelgroßhandels - ein stetiger schleppenden Verhandlungen zwischen Konzentrationsprozess des Marktes statt, Stadt, Investoren und Großmarkthänd- der die Branche, Warchola zufolge, auch lern über die Zukunft des Großmarktare- in den kommenden Jahren mitprägen und als. Stand heute soll eine neue Großmarkt- somit auch die nahe Zukunft vieler UnterInfolge der Preissteigerungen wird die halle, kombiniert mit Büros, Wohnungen nehmen bestimmen wird. „Ob fehlende Bevölkerung gemäß Warchola über eine und Hotelnutzung, bis zum Jahr 2030 Nachfolgeregelungen oder einfach nur geringere Kaufkraft verfügen und mögli- verwirklicht werden. Warchola: „Unser die Nutzung von Synergien bei Geschäftscherweise auch bei Lebensmitteln sparen. größtes Problem, mit den Neubauplä- übernahmen, -aufgaben oder -verkäufen „Diese rückläufige Kaufkraft kann mög- nen für die Münchner Großmarkthalle, die Ursache sind, muss im Einzelfall beurlicherweise auch dafür sorgen, dass im ist die Zeitschiene. Jeder, der im Augen- teilt werden. Die in der Branche üblichen Obst- und Gemüsebereich künftig even- blick die alten Hallen und deren ‘Umgriff’ Arbeitszeiten früh morgens tragen sicher tuell preisgünstigere Ware gefragter sein sieht, ahnt sofort, mit welchen starken nicht zu einer nachhaltigen Begeisterung wird. Die nächsten Monate werden zeigen, Einschränkungen und logistischen Her-
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der nachwachsenden Arbeitskräfte bei“, betont Warchola auf Nachfrage.
Nichtsdestotrotz sähe er die Situation der mittelständischen Handelsbetriebe an den Großmärkten für die Zukunft eher positiv. „Wir alle sind traditionell Kämpfer, die mit den Herausforderungen stärker werden. Wir glauben, dass die kleinen und mittleren Unternehmen gerade in Krisensituationen durch ihre extreme Flexibilität und sehr hohe Reaktionsgeschwindigkeit auf Markterfordernisse hervorragend im Wettbewerb mithalten können und gerade in schwierigen Zeiten ein wesentlicher Pfeiler der Lebensmittel Versorgung sein werden. Währenddessen wird es durch Geschäftsaufgaben kleinerer Betriebe voraussichtlich einen weiteren, leichten Rückgang unserer Mitgliederzahlen geben. Als Verband profitieren wir allerdings von der Bündelung der Interessen der Mitgliedsunternehmen, sodass kleinere und mittlere Unternehmen auf eine Mitgliedschaft kaum mehr verzichten können. Kein Unternehmen ist alleine im Markt und das Eingebundensein in die Gemeinschaft bringt nur Vorteile.“
DIE NACHFOLGE FÜR DAS TRADITIONSUNTERNEHMEN IST GESICHERT Als Geschäftsführer, der von seiner Großmutter im Jahr 1942 gegründeten Firma Magdalena Mündlein, gehört Warchola mittlerweile zu den Alteingessenen am örtlichen Großmarktareal. Die Begeisterung für die Arbeit, die dem erfahrenen Fruchthändler in die Wiege gelegt wurde, konnte er an seine Töchter Alexandra und Natascha weitergeben. Denn seit 2017 sind beide Töchter zusammen mit Herrn Alessandro Langella in der Geschäftsführung des Traditionsunternehmens tätig. „Dementsprechend bin ich mit meinem Unternehmen bestens für die Zukunft aufgestellt. Die Nachfolge ist geregelt und organisiert. Meine beiden Töchter werden zusammen mit meinen hervorragenden Mitarbeitern unser traditionelles Familienunternehmen weiterführen.“
am Herzen. Unermüdlich taucht er immer wieder mit Stellungnahmen in den Medien auf. Beide Tätigkeiten machen ihm nach wie vor große Freude und solange seine Gesundheit es ihm erlaubt, wird er beide Ämter ausüben, sagt er und blickt auf gut zwölf bewegte Jahre am Ruder des Verbandes zurück. „Der Tiefpunkt meiner Arbeit als Präsident war die Verhinderung des vom Verband geplanten Neubaus der Großmarkthalle in Vaterstetten und damit einhergehend die fehlende Perspektive beim Neubau der Großmarkthalle. Als großen und nachhaltigen Erfolg werte ich die Geschlossenheit, mit der der Verband seit Jahren gegenüber der Öffentlichkeit und den Behörden oder auch gegenüber der Stadt München auftritt. Diesen Erfolg verdanke ich vor allem meinen Vorstandsmitgliedern, die die Arbeit für die Belange der Branche immer über persönliche Interessen gestellt und dadurch unsere Einigkeit nach außen demonstriert haben. BEDEUTUNG DES BAYERISCHEN Bevor ich daran denke, wie mich meine FRUCHTHANDELSVERBANDES Umgebung in Erinnerung behalten soll, Auch seine öffentliche Funktion als Präsi- würde ich gerne noch mit meiner ganzen dent des Bayerischen Fruchthandelsver- Kraft zu einem Erfolg beim Neubau der bandes liegt Herrn Warchola besonders Großmarkthalle beitragen.“
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Vision
Falk Schlusnus übernahm Geschäftsführung der TFC Holland zu Beginn des Jahres
„Höhere Kosten sind in der Wertschöpfungskette nur schwer weiterzugeben“ der 100%igen Tochtergesellschaft BayWa Global Produce GmbH gebündelt hat. Hierzu gehören sowohl das neuseeländische Unternehmen T&G Global als auch BayWa Obst in Deutschland und Al Dahra BayWa in den Vereinigten Arabischen Emiraten. In den kommenden Jahren werden wir die Synergieeffekte unseres Netzwerks in der Beschaffung und Vermarktung ausbauen und deutlich stärker nutzen. Gemeinsam mengeschichte viel Erfahrung und Know- können wir unseren Kunden weltweit eine how sammeln. Deshalb ist es für TFC auch noch breitere Produktpalette anbieten. In wertvoll, Peter Kooi, der das Unternehmen einem Kontinent wie Asien sehen wir dabei 30 Jahre lang als CEO und Mitbegründer große Chancen. Wir verfügen mit unserem geführt hat, weiterhin für den strategi- Partner TFC Middle East in Dubai bereits schen Einkauf mit an Bord zu haben. seit vielen Jahren über Erfahrungen bei der Vermarktung von Avocados und andeWas wird sich unter Ihrer Führung ren Produkten in Vorderasien. Diese Aktiändern? Welche Handschrift möchten vitäten werden wir weiter ausbauen. Sie dem Kurs von TFC geben? Mein Ziel ist in erster Linie, die hervor- Können Sie uns ein Beispiel geben, ragende Arbeit der letzten 30 Jahre wie sich diese Synergie innerhalb erfolgreich weiterzuführen und den Kun- von BayWa Global Produce bereits denstamm zu erweitern. Dies nicht nur manifestiert? innerhalb Europas, sondern auch darüber Dabei fällt mir sofort die Softripe-Techhinaus. Seit der Übernahme der Mehr- nologie ein, die wir dieses Jahr bei uns am heitsanteile an TFC Holland durch die Bay- Standort Maasdijk eingeführt haben. Unser Wa im Jahr 2016 ist TFC Teil der BayWa- Schwesterunternehmen Worldwide Fruit Gruppe, die ihr Frischegeschäft kürzlich in im Vereinigten Königreich hat diese Tech-
Zu Beginn dieses Jahres hat Falk Schlusnus die Geschäftsführung von TFC Holland übernommen. Der 39-jährige Deutsche sammelte Erfahrungen bei Lidl und ist seit zweieinhalb Jahren bei dem ExotenSpezialisten aus Maasdijk tätig, der zur BayWa Global Produce GmbH gehört, welche das Frischgeschäft der BayWa-Gruppe bündelt. Ein Interview über neue Exoten, die Folgen des Klimawandels und das Engagement für eine Vertikalisierungsstrategie. Wie haben Sie die Arbeit bei TFC in den Niederlanden in den letzten zweieinhalb Jahren erlebt? Sehr gut! Ich freue mich, ein so attraktives Unternehmen als CEO zu führen und weiterzuentwickeln. Seit mehr als 30 Jahren ist TFC mit einem vielfältigen Sortiment von über 200 Obst- und Gemüsesorten aus mehr als 50 Ländern ein starker Akteur im Exotensegment. Unsere wichtigsten Produkte sind Avocados, Mangos, Süßkartoffeln und Ingwer, aber die Kunden können auch Randprodukte wie z. B. Zitronengras bei uns bekommen. Bei TFC fokussieren wir uns auf langfristige Beziehungen, sowohl auf der Verkaufs- als auch auf der Beschaffungsseite mit den Lieferanten in den Herkunftsländern. Das Unternehmen konnte in seiner jahrzehntelangen Fir-
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nologie nach einer umfangreichen Testreihe mit positiven Ergebnissen für verschiedene Obstsorten bereits sehr erfolgreich eingesetzt. So konnten wir Erfahrungswerte teilen und hierauf aufbauen. Softripe-Technologie basiert auf künstlicher Intelligenz (AI), die zu besserer Qualität, längerer Haltbarkeit und weniger Produktverlusten führt. Sie ermöglicht es uns, perfekt gereifte Mangos und Avocados mit einer deutlich längeren Haltbarkeit in die Regale unserer Kunden zu bringen. Das ist nur ein Beispiel, aber das Netzwerk von BayWa Global Produce bietet viele weitere Vorteile, etwa bei Investitionen oder beim Austausch von Know-how aus vielen Jahren Erfahrung in Anbau, Beschaffung und Vermarktung - bei TFC sind es 30 Jahre Branchenwissen.
auch verpackt in der Hauptauslage. Zwi- ons- und Packstationen sowie der Logistik schenzeitlich bietet jeder Lebensmittel- zu organisieren. Auch bei den Absatzmeneinzelhändler mindestens zwei oder drei gen gab es erhebliche Verschiebungen. Die Sorten an. Und obwohl sich die Nachfrage Verkäufe an das Hotel- und Gaststättenrasch entwickelt hat, ist der durchschnitt- gewerbe fielen weitgehend weg und der liche Pro-Kopf-Verbrauch in Europa immer Einzelhandel übernahm diesen Anteil noch deutlich niedriger als beispielsweise vollständig. Jetzt, da die Lockdowns in fast in den Vereinigten Staaten. In Osteuropa ganz Europa aufgehoben wurden, kann steckt der Markt für Ready-to-Eat-Pro- man allerdings feststellen, dass dieses dukte noch in den Kinderschuhen. Aber Verhältnis weitestgehend wieder der Situauch in Westeuropa befindet sich diese ation vor Corona entspricht. Die Folgen für Kategorie noch im Aufbau. So haben wir die Logistik, sowohl für die See- als auch bei TFC in den letzten Jahren stark in eine für die Luftfracht, waren sehr herausforgrößere Vielfalt an tropischen Avocados dernd und dauern nun am längsten an. investiert. Damit sind wir nun einer der Die Containerpreise z.B. beim Handel mit bedeutendsten Akteure auf dem Markt. China haben sich verzehnfacht. Für dieses Und wir sind natürlich auf der Suche nach Kalenderjahr wird kaum eine Verbessedem nächsten Exoten-Artikel, um ihn so rung erwartet und niemand weiß, wie die erfolgreich zu machen, wie die Avocado. Situation im nächsten Jahr aussehen wird. Das macht den Import von Produkten wie Erwarten Sie ein weiteres Wachstum Welche Auswirkungen hatte die Corona- Pomelos und Ingwer derzeit besonders des Avocado-Marktes oder hat er bereits Pandemie auf TFC? schwierig und die höheren Kosten sind in seinen Sättigungspunkt erreicht? Wie für alle anderen auch, waren die der Wertschöpfungskette nur schwer weiDiese Frage wird oft gestellt, aber ich sehe Auswirkungen von Corona auch bei uns terzugeben. noch viele Wachstumschancen. Die Avo- deutlich zu spüren. Wir als TFC konnten cado hat in den letzten Jahren eine enor- als Unternehmen der Ernährungsindus- Viele Importeure bieten auch ein paar me Entwicklung in den Regalen durchge- trie unter umfangreichen Hygienemaß- Exoten an. Bleibt da noch Platz für die macht. Vor zehn Jahren stand sie noch in nahmen weiterarbeiten, aber für unsere echten Exoten-Spezialisten? einer Ecke des Obstregals, heute gibt es Lieferanten war es teilweise eine große Zum Glück ja, denn seit Jahren verfolgen mehrere Avocado-Sorten sowohl lose als Herausforderung, alles in den Produkti- wir eine Vertikalisierungsstrategie. Das
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Vision
bedeutet, dass wir uns bei der Beschaffung auf unsere eigene Produktion oder auf Partnerschaften konzentrieren, bei denen Erzeuger im Rahmen langfristiger Vereinbarungen für uns anbauen. Das ist auch der Wunsch unserer Einzelhandelskunden: Sie möchten Lieferketten, die so kurz wie möglich sind und damit nahe an der Produktion. Das bestätigt uns in dem strategischen Ansatz der Rückwärtsintegration, um unseren Kunden Früchte aus erster Hand anbieten zu können. So sind wir beispielsweise seit vielen Jahren in der Produktion von Mangos, Avocados, Süßkartoffeln und Trauben tätig und investieren in eigene Produktionsanlagen sowie in verschiedene Joint-Venture-Partnerschaften z.B. in Süd- und Mittelamerika. Wir bieten auch alle damit zusammenhängenden Dienstleistungen wie Reifung und Verpackung an. Wir glauben, dass das der Schlüssel zum Erfolg ist. Generell kann man sagen, dass für Unternehmen, die keinen Mehrwert in der Kette schaffen, wenig oder gar kein Platz ist. Konkurrenz gibt es immer - das ist gesund und belebt das Geschäft. Wie entwickelt sich Ihr Bio-Angebot? Der Bio-Umsatz ist wichtig für uns und zeigt einen deutlichen Aufwärtstrend. Letztes Jahr haben wir mehr Bioprodukte im Einzelhandel verkauft, aber das galt eigentlich für die meisten Produktkategorien im Lebensmitteleinzelhandel. Die
Apropos Klima: Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf die Produktion? Können Sie bereits aus der näheren Umgebung beziehen? Der Klimawandel hat große Auswirkungen auf alle Menschen auf der Welt. Auch in Europa ergeben sich daraus Chancen, zum Beispiel für Apfelsorten, die im nördlichen Teil Europas früher nicht angebaut werden konnten, aber auch für den Weinbau, der an neuen Standorten möglich wird. Es gibt viele Versuche mit dem Anbau von so genannten Exoten in Europa. Beispielsweise beziehen wir kleinere Mengen Avocados und Mangos aus Spanien. Wir beobachten diese Entwicklungen genau, aber so einfach ist es noch nicht, eine Vielfalt Nachfrage unserer Kunden nach Bio-Exo- an Exoten in Europa zu produzieren. Beim ten ist hier richtungsweisend, und wenn Anbau von tropischen Früchten geht es diese steigt, werden wir sie liefern. Wir nicht nur um Wärme, sondern auch Wind sehen, dass die wachsende Marktnach- und Wasser haben einen großen Einfluss. frage nicht nur auf das Kriterium „bio“ Der Klimawandel äußert sich zunehmend beschränkt ist. So haben zum Beispiel die in Wetterextremen und fordert von der sozialen Bedingungen stark an Bedeutung gesamten Branche Lösungen, um sich hier gewonnen. Nicht weniger als 50% der anzupassen. deutschen Verbraucher geben an, dass sie Produkte kaufen möchten, die unter fai- Macht sich die steigende Nachfrage ren Bedingungen hergestellt wurden. nach lokal angebauten Lebensmitteln beim Verkauf exotischer Produkte Wie wichtig ist für Sie Nachhaltigkeit im bemerkbar? weitesten Sinne des Wortes? Und sind Dafür gibt es kaum Anzeichen; der eurodie Anforderungen in diesem Bereich päische Markt für exotisches Obst und gut zu realisieren? Gemüse wächst stark. Die Verbraucher Als Global Player nehmen wir unsere Ver- wissen, dass unsere Produkte von weit antwortung für Mensch und Umwelt durch herkommen und akzeptieren das. ethisch und sozial faire Produktionsbedingungen in den Herkunftsländern ernst. Interviews mit TFC waren in den letzten Unserem Anspruch an eine verantwor- Jahren eine Seltenheit. Werden Sie in tungsvolle Lieferkette werden wir auch den kommenden Jahren verstärkt an die mit der kontinuierlichen Weiterentwick- Öffentlichkeit gehen? lung unserer Nachhaltigkeitsstrategie Jetzt, da wir Teil von BayWa Global Produgerecht. Der respektvolle und sorgfältige ce sind, ist es in der Tat mehr Teil unserer Umgang mit Mensch, Produkt und Planet Strategie geworden, die Stakeholder darist für uns eine wichtige Investition in die über zu informieren, was wir tun, warZukunft und Basis für den langfristigen um wir es tun und auf welche Weise. Das Geschäftserfolg. Bereits seit 2019 arbeiten machen wir unter anderem in den sozialen alle Standorte der BayWa Global Produce Medien, aber Sie werden noch mehr von in der EU klimaneutral. Damit leisten wir uns hören! an unserem Standort in Maasdijk einen www.tfc-holland.nl aktiven Beitrag zum Klimaschutz. Übrigens beziehen seit 2020 alle BayWa-Standorte weltweit Grün-Strom.
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AGF Primeur • 2022
Redaktion: Marjet Lubbers-Bruijnse, Martine van der Wekken, Izak Heijboer, Thijmen Tiersma, Jobke den Hertog, Liesbeth Stikkelman, Colinda van Hemert, Hugo Huijbers, Marieke Hemmes, Jonny Diep, Katharina Gusinovs Anzeigen: Andries Gunter, T. +31 (0)166 698232 - andries@agfprimeur.nl Gestaltung & Produktion: Viola van den Hoven, Martijn van Nijnatten Das gesamte oder teilweise Kopieren van Inhalten ohne schriftliche Zustimmung des Herausgebers ist verboten. Die Redaktion übernimmt keine Verantwortung für eventuelle Unzulänglichkeiten.
Vena Vitae Benelux BV
Natural Growth
Optimierung von Pflanzensystemen für höhere Erträge und widerstandsfähigere Pflanzen
“Woche für Woche erzielen wir erhebliche Kosteneinsparungen durch den geringere Bedarf an IPM” Volker Sczepek / Biofresh AG
Ihre Vorteile mit Natural Growth:
Optimierung der Assimilation, die in fast allen Fällen zu einer Steigerung der Produktion führt Effektivere Wiederverteilung der Assimilate am Ende des Tages. Fixierung von Stickstoff aus der Luft für besseres Wachstum und geringeren Düngemitteleinsatz Stark reduzierter Schädlingsdruck durch wirksamen Abtransport von Assimilaten und Produktion von Pflanzenabwehrstoffen. In bodengebundenen Kulturen wird das mikrobielle Leben stark verbessert und bodenbürtige Krankheiten werden durch die Wiederherstellung des Gleichgewichts im Boden reduziert.
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Sion Eichmuller
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