Börsianer Grün, Mai 2023

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% INVESTING GRÜNE TECHNOLOGIEN 52 % GOVERNANCE KAMPF GEGEN GREENWASHING 78 % FINANZIERUNG KEINE KOHLE FÜR KLIMASÜNDER 96 BRIEFT DEN MARKT NACHHALTIG DACH-REGION ∙ MAI 2023 ∙ 12 EURO Das Match um die Klimavorherrschaft USA VS. EUROPA 18

VERANLAGEN MIT PERSPEKTIVE

RAIFFEISEN FONDSSPAREN

Inflation, Klimawandel und die Sorgen aufgrund geopolitischer Konflikte sind gerade allgegenwärtig. Dennoch kann es gelingen, persönliche Lebensziele nicht gänzlich aus den Augen zu verlieren. Monatliches Anlegen ab 50 € in einen Fonds von Raiffeisen kann dazu ein finanzieller Beitrag sein.

WIR MACHT’S MÖGLICH.

Ein Investmentfonds ist kein Sparbuch und unterliegt nicht der Einlagensicherung. Veranlagungen Die veröffentlichten Prospekte bzw. die Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG sowie rcm.at unter der Rubrik „Kurse & Dokumente“ in deutscher Sprache (bei manchen Fonds Vertriebs von Anteilen im Ausland unter rcm-international.com unter der Rubrik „Kurse & Dokumente“ zur Verfügung. Eine Zusammenfassung der Anlegerrechte steht in deutscher und englischer Sie, dass die Raiffeisen Kapitalanlage GmbH die Vorkehrungen für den Vertrieb der Fondsanteilscheine Erstellt von: Raiffeisen Kapitalanlage GmbH, 1190 Wien, Stand: April 2023.

PERSPEKTIVE

raiffeisen.at/veranlagenmitperspektive

Veranlagungen in Fonds sind mit höheren Risiken verbunden, bis hin zu Kapitalverlusten. sowie die Basisinformationsblätter der Fonds der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH stehen unter Fonds die Basisinformationsblätter zusätzlich auch in englischer Sprache) bzw. im Fall des Dokumente“ in englischer (gegebenenfalls in deutscher) Sprache bzw. in ihrer Landessprache englischer Sprache unter folgendem Link: rcm.at/corporategovernance zur Verfügung. Beachten Fondsanteilscheine in anderen Mitgliedstaaten als dem Herkunftsmitgliedstaat aufheben kann.

Für die Menschen

Für den Planeten

world of wienerberger
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Wir scha en eine bessere Welt für kommende Generationen.

Lösungen für unseren Planeten

Für den Planeten: Wir bei Wienerberger sind uns unserer Verantwortung für den Planeten und dessen Erhalt für kommende Generationen bewusst. Nachhaltigkeit ist daher ein integrativer Bestandteil unserer Unternehmensstrategie. Wir möchten innovative, ökologische Lösungen von höchster Qualität herstellen und die Umwelt dabei bestmöglich schützen.

© Uwe Strasser wienerberger

Liebe Börsianer!

Der Weltklimarat warnt uns. Um die Pariser Ziele zu erreichen, muss das Tempo erhöht werden. Die Transformation muss weiter gehen, schneller! Dazu wird Kapital in Milliardenhöhe zur Verfügung gestellt – in den USA durch den US Inflation Reduction Act (IRA) und in der EU durch den Green Deal Industrial Plan. Dies beeinflusst den Wettbewerb. Das Match zwischen Amerika und Europa (siehe Cover) um die innovativsten Technologien, den attraktivsten Standort, die billigste Energie und die klügsten Köpfe ist längst eröffnet. Klar ist: Die Zeit drängt, und Europa muss für den globalen Wettbewerb einen Gang hochschalten, doch immer mehr Bürokratie aus Brüssel bremst unsere innovativen Unternehmen aus. Immer mehr Topmanager berichten mir von Skurrilitäten im Alltag.

Skurrile Auswirkungen

So sind zum Beispiel schnell einmal 3.000 Elektroautos eines Fuhrparks nicht Taxonomie-konform, weil die Ganzjahresbereifung nicht der Vorstellung eines EU-Beamten entspricht. Oder unsere Erdöl- und Erdgasunternehmen werden von der EU zu Carbon-Capture gezwungen. Doch die Speicherung von CO2 im Boden ist wiederum in Deutschland oder Österreich verboten. Dazu kommen unzählige Reporting-Standards für Unternehmen, die immer mehr Ressourcen fressen, die in anderen Bereich abgehen. Das wiederum führt zu Frustration in der Belegschaft.

Wollen wir in Europa das Match um die Klimavorherrschaft (Seite 18) gewinnen, müssen wir uns wieder mehr auf das Wesentliche besinnen. Dazu gehört auch eine andere Kultur, nämlich Risiken und Transformation als Chance zu sehen.

Im neuen Börsianer Grün-Magazin möchten wir Ihnen gemäß unserem Motto „Sustainable-Briefings for Green Leaders“ Orientierung geben, damit Ihr Change gelingt und die Rendite stimmt. Dazu zeigen wir Ihnen, wer in der DACH-Region die besten Lösungen für eine wohlstandssichernde Transformation hat, wie man nachhaltiges Wachstum erzielen kann,

Keine Geduld. Wie schnell gelingt die Transformation vom Saulus zum Paulus? Das haben meine Kollegin Ingrid Krawarik (Seite 34) und ich Alfred Stern, CEO des „bösen“ Öl-, Gas- und Chemiekonzerns OMV AG, gefragt.

Große Gefahren. Nach dem Bankenbeben der Credit Suisse hat unser Korrespondent Daniel Zulauf die Präsidentin der Schweizer Finma, Marlene Amstad, in Zürich zu einem Interview (Seite 84) über Aufsicht und Greenwashing gebeten.

EDITORIAL BÖRSIANER GRÜN
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ANTON STEFANOV
GRAFIK: JELIO

wie man am besten mit den Regularien umgeht oder mit welchen nachhaltigen Investments Sie Geld verdienen können.

Bessere Vergleichbarkeit

Um Ihnen und den Investoren eine bessere Vergleichbarkeit für Finanzprodukte zu geben, haben wir heuer den Börsianer Grün – ESG Fund Award (Seite 66) initiiert. Der Börsianer Grün - ESG Fund Award zeichnet die besten nachhaltigen Investmentfonds nach den Kriterien Environmental, Social und Governance (ESG) sowie Performance in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus. Dafür haben wir 1.917 Investmentfonds mit einer Marktkapitalisierung von 1,6 Billionen Euro einer umfangreichen ESG-Analyse unterzogen. Ab einem Rating von 90 Punkten wird der Goldstatus vergeben. Ich darf an dieser Stelle allen Siegern gratulieren.

Bedanken möchte ich mich auch bei allen Teilnehmern der Börsianer-Baum-Pflanz-Challenge (Seite 142) in den sozialen Medien. Für jedes Foto einer ihrer Lieblingspflanzen, Stichwort „Artenvielfalt“, haben wir einen Baum gepflanzt.

Bleibt mir noch, Ihnen unseren neuen „Mr. Green“ vorzustellen. Seit Jahresanfang hat mein Kollege Daniel Nutz als Redaktionsleiter des Börsianer Grün und stellvertretender Chefredakteur das Ruder für das crossmediale Börsianer Grün-Ökosystem übernommen.

Viel Vergnügen mit dem Magazin Börsianer Grün wünscht

d.hojas@derboersianer.com

Twitter@DominikHojas

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NACHHALTIGKEIT SRI
© MICHAEL TITGEMEYER / XINHUA / EYEVINE / PICTUREDESK.COM

SRI – ENDE DER ATOMKRAFT

Rund 62 Jahre nachdem das erste kommerzielle Atomkraftwerk in Deutschland in Betrieb gegangen ist, wurden am 15. April 2023 die drei verbliebenen Meiler in Deutschland vom Netz genommen. Frankreich setzt hingegen weiterhin auf Atomkraft und investiert in 14 neue Kraftwerke. Die EU-Kommission hat Gasund Atomenergie sogar als klimafreundlich eingestuft. Bisher halten sich die Investoren dennoch sehr zurück.

CSR – KLIMASCHUTZ ALS PR-GAG

Nicht jedes Produktlabel hält, was es verspricht. Die Zweifel an grünen Anlagen nehmen zu. Die Deutsche-Bank-Tochter DWS soll zum Beispiel Aktien klimaschädlicher Konzerne für Ökofonds gekauft haben. Die EU schraubt jetzt an einem neuen Regelwerk, das mit Greenwashing aufräumen soll. Viele Fonds werden bereits von den Anbietern zurückgestuft, und auch CO2-Ziele der Banken werden revidiert, um nicht in eine Marketingfalle zu tappen.

NACHHALTIGKEIT CSR
© HEIKO BECKER / REUTERS / PICTUREDESK.COM
NACHHALTIGKEIT ESG © SONJA JORDAN / IMAGEBROKER / PICTUREDESK.COM

ESG – DÜRREN IN EUROPA

Der ganze Kontinent kämpft mit Trockenheit. Die Hitzeperioden im vergangenen Jahr, der trockene Winter und der aktuelle Regenmangel verschärfen die Situation. Mehrere Seen in Ostösterreich wie etwa der Zicksee im Burgenland sind durch die globale Erwärmung ausgetrocknet. Wasser wird immer mehr zu einem seltenen Gut und zu einem Spekulationsobjekt.

INNOVATIONEN

Wie die EU im Rennen gegen die USA kontern will

14 INHALT BÖRSIANER GRÜN % NACHHALTIGKEIT WETTBEWERB (COVER) 18 USA versus Europa: Das Match um die Energiewende ENERGIEWENDE 28 Wolken über der Energiewende ROHSTOFFE 38 Wie aus bösen Rohstoffen gute werden können GREENWASHING 78 Der Offenbarungseid INVESTMENTS 88 Grüne Zentralbanken - aber nicht in der Schweiz FINANZIERUNG 96 Kredite ohne Kohle EMISSIONEN 118 Ablasshandel gegen Klimawandel INVESTMENTS Nachhaltige Renditen erzielen ÖL-MANAGER ALFRED STERN Vom Saulus zum Paulus 34 18 52

% SOZIALES

PRO & KONTRA 132

Kurzstreckenflüge verbieten?

CSR-PORTRÄTS 136

Grüne Revoluzzer im Wettstreit um die besten Ideen

BÖRSIANER-CHALLENGE 142

Bäume für das Klima

E-MOBILITÄT 148

Tesla gegen den Rest der Welt

MARKTGEZWITSCHER 155

Grüne Postings aus dem Netz

% BRANCHEN

% MEINUNGEN

DAS NEUE DENKEN IST SCHON DA 24

Interview Jeremy Rifkin

VOM SAULUS ZUM PAULUS 34

Interview Alfred Stern INDUSTRIEMETALLE ALS

Interview Michael Huber

Meistgelesen online

1. ARTENSCHUTZ

Darum muss in Biodiversität investiert werden

2. MOBILITÄT

62

Wie die Luftfahrt nachhaltig werden kann

3. GREENWASHING

Der grüne Etikettenschwindel

4. INVESTMENT

Matthias Mansel

Kommentar Johannes Hahn

VERTRAUEN IN DIE

INNOVATIONSKRAFT 164

Kommentar Herbert Eibensteiner

FAIR UND EINHEITLICH 165

Kommentar Leonore Gewessler

KLEBEN FÜR DAS KLIMA 167

Pro & Kontra Daniel Nutz und Ingrid Krawarik

BÜROKRATIEMONSTER 168

Marktgeflüster Martin Kwauka

Darf ich in Nestle und Co investieren?

5. GREEN BANKING

So finde ich ein grünes Girokonto

6. KLIMASCHUTZ

Die größten Hebel zur CO2–Reduktion

7. ERNEUERBARE

Aufwind für die Windkraft BOERSIANER-GRUEN.COM

Weblinks werden in dieser Ausgabe mit einem Balken markiert.

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WELTINDIZES 50 Magisches Viereck GRÜNE INVESTMENTS Vier Zukunftschancen 52 1. Biodiversität 54 2. Green Bonds 56 3. Blue Economy 58 4. Wasser 60 ESG FUND AWARD 66 Die besten nachhaltigen Investmentfonds MARKTMEINUNGEN
% RENDITE
75 Nachhaltigkeit als Booster für Rendite
SPANNUNGSFELD
GUTES RISIKOMANAGEMENT IST CHEFSACHE
KLIMASCHUTZ
SICH BEZAHLT 162
84 Interview Marlene Amstad ROTE FLAGGE FÜR VW 124 Interview
MACHT
MEHR
NACHHALTIGES
Darüber spricht
in den Branchen: Köpfe, Deals, News, Trends und Events BANKEN 102 VERSICHERUNGEN 104 FONDS 106 AKTIEN 108 ENERGIE 110 IMMOBILIEN 112 BERATER 114 FINTECH 116 % SERVICE ZAHLEN 31 Fakten zur Transformation UMFRAGE 43 Nachhaltigkeit in der Finanzbranche GLOSSAR 91 Nachhaltige Begriffe erklärt ESG-RATINGS 129 Relevante Anbieter FIRMENINDEX/IMPRESSUM 161 Auszüge von Unternehmen
oder bloß bürokratisch? 78 INTERVIEW MARLENE AMSTAD Risiken richtig einschätzen
man
Transparent

DIE „TIMBER FAMILY“ WÄCHST UND WÄCHST.

UBM setzt kompromisslos auf Holzbauprojekte. Mehr als eine Viertelmillion Quadratmeter sind schon in der Pipeline.

Die erste Etappe ist geschafft. Ende März unterzeichnete Universal Investment den Mietvertrag über knapp 10.000 Quadratmeter Bürofläche im Timber Pioneer, Frankfurts erstem Bürogebäude in Holz-Hybrid-Bauweise. „Der Timber Pioneer erfüllt als Holz-Hybrid- Gebäude höchste Nachhaltigkeitskriterien und passt deswegen perfekt zu unserer klaren Nachhaltigkeitsstrategie“, begründet Universal Investment-CEO Michael Reinhard die Entscheidung für die von UBM Development entwickelte Immobilie. UBM-CEO Thomas G. Winkler ergänzt: „Der Vertrag mit Universal Investment beweist, dass wir mit unserer Strategie und dem absoluten Fokus auf Holzbauprojekte goldrichtig liegen, ökologisch wie ökonomisch.“ Dabei ist der achtgeschossige Timber Pioneer bloß der erste Spross einer ganzen „Timber Family“. Bis Ende nächsten Jahres werden in München, Mainz, Düsseldorf und Prag die Fundamente für fünf weitere Familienmitglieder gelegt – Timber Factory, Timber

Peak, Timber View, Timber Port und Timber Praha (siehe Tabelle links unten).

Zusätzlich zur „Timber Family“ hat UBM sechs weitere Holzbauprojekte in der Pipeline, wovon mit dem am Wiener Donaukanal gelegenen „LeopoldQuartier“ mit über 75.000 Quadratmeter Geschossfläche sogar Europas erstes Stadtquartier in reiner Holz-Hybrid-Bauweise entsteht. In Summe entwickelt UBM derzeit mehr als eine Viertelmillion Quadratmeter in Holz, exakt 265.400 Quadratmeter, etwas mehr als die Hälfte in der Assetklasse Büro, den Rest in Wohnen. „Wir wollen der führende Entwickler von Holzbauprojekten in Europa werden“, so Winkler.

Klarer Fokus

Die kompromisslose Fokussierung auf den Holzbau ist eine logische Konsequenz der mit „green. smart. and more.“ festgeschriebenen Konzernstrategie, die auf die Entwicklung nachhaltiger, intelligenter und ästhetisch anspruchsvoller Immobilien

abzielt. Gegenüber der bisher konventionellen Bauweise hat der Holzbau drei wesentliche Vorteile:

n Sechs Prozent aller weltweiten CO2Emissionen werden bei der Errichtung von Hochbauten verursacht. Durch die Verwendung von Holz als Baumaterial können theoretisch bis zu zwei Milliarden Tonnen jährlich vermieden werden. Denn während bei der Produktion von Beton und Stahl enorme Mengen an CO2 emittiert werden, speichert Holz CO2. Konkret bunkert ein Kubikmeter Holz langfristig eine Tonne CO2. Am Beispiel des Timber Pioneer sind das stattliche 1.800 Tonnen, das entspricht ungefähr den jährlichen CO2-Emissionen eines 250-Einwohner-Dorfes.

n Der Ingenieurholzbau ist effizient und damit kostengünstig. Ein Großteil der Arbeit, nämlich die Produktion der Holzelemente (Decken, Wände oder gar ganzer Zimmer), passiert in einer Fabrik. Auf dem Baugrundstück wird nur noch montiert. Das geht nicht nur wesentlich schneller, leiser,

Visualisierung: HH Vision Timber Factory. Gemeinsam mit dem Partner ARE entsteht Münchens erster Gewerbe-Campus in Holzbauweise

Timber Peak. In Mainz wächst der höchste HolzHybrid-Bau von Rheinland-Pfalz.

sicherer und sauberer als auf einer herkömmlichen Baustelle, sondern aufgrund der systematisierten modularen Vorproduktion auch deutlich billiger. „Das revolutioniert die Art des Bauens, weil ein großer Teil der Bautätigkeit von der Baustelle in die Fabrik verlagert wird“, erklärt Winkler, „die entsprechenden Effizienzgewinne sind durchaus vergleichbar mit jenen der Automobilindustrie und Henry Ford vor 110 Jahren.“

n Holzbauprojekte ermöglichen sowohl beim Verkauf als auch bei der Vermietung höhere Erlöse. Denn EU-Taxonomie und ESG lenken die internationalen Finanzströme massiv und unumkehrbar zu grünen Unternehmen und Projekten, von denen aktuell zu wenige begonnen werden. Ohne entsprechende Grün-Zertifizierungen sinken Verwertbarkeit sowie Rentabilität von Immobilien.

Es scheint, als ob UBM auf dem Holzweg ist. Und das ist in diesem Fall gut so. Denn es ist der richtige (Holz)weg.

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Kommentar:

GEBORENE WALD-MENSCHEN

Warum ist UBM so fokussiert auf Holzbau, und warum sind gerade österreichische Unternehmen weltweit führend auf diesem Gebiet? Der Holzbau revolutioniert gerade einen Teil des Hochbaus, weil die Bautätigkeit maßgeblich von der Baustelle in die Fabrik verlegt wird. Wer sich die Prozesse, die Ordnung oder auch nur den anfallenden Abfall in einer Fabrikhalle vergegenwärtigt und das mit einer Baustelle vergleicht, weiß, was ich meine. Es geht dabei um Standardisierung, Modularisierung und Skalierung – Erfolgsrezepte aus anderen Branchen, die ein Produkt oft erst für viele leistbar gemacht haben. Würde man heute einen VW Golf noch so wie in der Frühzeit des Autobaus herstellen, würde er wohl mehrere 100.000 Euro kosten.

Holzbau hilft, die CO2-Bilanz unserer Branche massiv zu verbessern, und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Stahl und Beton, bei deren Produktion für den Hochbau jährlich zwei Milliarden Tonnen CO2 anfallen, können zum Teil ersetzt werden – natürlich nur dort, wo es sinnvoll ist. Wenn Sie das nächste Mal über Österreich fliegen oder durch Österreich fahren beziehungsweise radeln, wird Ihnen auffallen, dass Österreich rund zur Hälfte mit Wald bedeckt ist. Wen wundert es also, dass Österreich Marktführer wie UBM oder BIG / ARE beziehungsweise Wiehag oder Hasslacher Norica Timber hervorbringt? Wir sind quasi geborene „Wald-Menschen“.

Entgeltliche Einschaltung
Thomas G. Winkler, CEO der UBM Development AG Visualisierung: Sacker Architekten Timber Pioneer. Frankfurts erstes Bürohaus in Holz-Hybrid-Bauweise. Visualisierung: Eike Becker Architekten Foto: Philipp Horak

USA VS, EUROPA DAS MATCH UM DIE

ENERGIEWENDE

Wer macht das Rennen um die Klimavorherrschaft?

Welche Rolle spielen dabei IRA und Green Deal? Wohin zieht es die Unternehmen?

NACHHALTIGKEIT WETTBEWERB 18 #KLIMA
BRIEFING DANIEL NUTZ

Rivalen? EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (rechts) ist um eine gemeinsame Linie mit US-Präsident Joe Biden (links) bemüht. Die USA pumpen über den Inflation Reduction Act insgesamt 370 Milliarden US-Dollar in Technologien für den Klimaschutz und subventionieren damit die eigene Wirtschaft. Die EU plant mit eigenen Maßnahmen dagegenzuhalten.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres nennt die Berichte des Weltklimarats IPCC einen Atlas des menschlichen Leidens. Das in Paris 2015 beschlossene 1,5-Grad-Ziel würde dem im März 2023 veröffentlichten Bericht zufolge bereits zwischen 2030 und 2035 übertroffen. Erhöhen wir beim Klimaschutz nicht das Tempo, landet die Welt bis 2100 bei einer Erhitzung von 3,2 Grad. Das Szenario des IPCC beschreibt eine Erderhitzungsspirale, die für Milliarden von Menschen zu Hungersnöten sowie Chaos und Kriegen führen könnte. „Wenn wir jetzt handeln, können wir immer noch eine lebenswerte, nachhaltige Zukunft für alle sicherstellen“, so der IPCC-Vorsitzende Hoesung

Lee. Demnach müssen auch die internationalen Kapitalströme zielgerichteter werden.

Oft wird debattiert, wer für die derzeitige Situation die Hauptverantwortung trägt. China stößt momentan die meisten Treibhausgase (THG) aus. Blickt man auf die historischen Emissionen seit der Industrialisierung, dann sind allerdings die USA, gefolgt von Europa, die mit Abstand größten Klimaschädlinge. Die gute Nachricht: Auf beiden Seiten des Atlantiks läuft die grüne Transformation an und legt an Tempo zu.

IRA gegen Green Deal

Für den Klimaschutz war der 16. August 2022 zweifelsfrei ein guter Tag. US-Präsident Joe Biden unterzeichnete mit dem Inflation Reduction Act (IRA) ein gewaltiges 738 Milliarden schweres Subventionsprogramm für die US-Wirtschaft, von dem mit rund 370 Milliarden USDollar über die kommenden zehn Jahr mehr als die Hälfte in erneuerbare Energien und Maßnahmen gegen den Klimawandel fließen. Der Haken dabei: Die USA begünstigen mit diesem Programm amerikanische Firmen und Erzeugnisse.

Die Europäische Union fiel daraufhin erst einmal in Schockstarre. Den USA gestand man bislang zu, in Sachen Digitalisierung die Nase vorn zu haben. Aber bei grünen Technologien, dem zweiten großen Transformationsthema unserer Zeit, glaubte man auf dem alten Kontinent, die Ruder in der Hand zu haben. Der berechtigte Vorwurf: Die USA würden den Markt verzerren. Bald fand die EU aber aus der Schmolllaune: Europa wird mit einem eigenen Subventionspaket gegensteuern. So gab sich EUKommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei einem Treffen mit US-Präsident Biden im März 2023 versöhnlich: „Für uns ist es wichtig, dass wir auf beiden Seiten des Atlantiks wissen, welche Anreize gewährt werden, um sicherzustellen, dass wir die Entwicklung der sauberen Technologien mit vereinten Kräften vorantreiben. Das ist für

die Verwirklichung einer Kreislaufwirtschaft, einer klimaneutralen Wirtschaft von entscheidender Bedeutung.“ Von dem Treffen brachte von der Leyen eine Einigung über den Zugang von Elektrofahrzeugen zum amerikanischen Markt und eine Vereinbarung über die Zusammenarbeit beim Thema kritische Rohstoffe, die in der EU beschafft oder verarbeitet werden, mit.

Es zieht viele in die USA

In der Unternehmenswelt herrscht großteils noch Unsicherheit, was die Auswirkungen des amerikanischen IRA und die Kraft der EU-Gegenmaßnahmen anbelangt.

Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, bringt die Meinung vieler Europäer auf den Punkt. „Aktuell werden wir bei den Standortkosten in Europa benachteiligt. Wir sind an einem Punkt, wo Politiker genauer hinsehen müssen, insbesondere wenn es um Energiepreise geht. Das Gleiche gilt für Subventionen. In Europa existiert eine Vielzahl an verschiedenen Fördermaßnahmen mit unterschiedlichen Bedingungen in jedem Land.“ Die Volkswagen AG selbst lässt sich gerade den Aufbau eines Werks für E-Autos in South Carolina, USA, mit rund 1,3 Milliarden USDollar subventionieren.

„Der IRA wird viele Investitionen nach Amerika ziehen. Darum ist es wichtig, dass auch Europa ein attraktives Investitionsprogramm einführt“, sagt Björn Rosengren, CEO des global tätigen Schweizer Automatisierungstechnikkonzerns ABB. Das eigene E-Mobility-Geschäft profitiere bereits von Investitionsprogrammen, die in die USamerikanische Ladestationinfrastruktur fließen, so Rosengren. Anfang April 2023 kündigte ABB an, 170 Millionen US-Dollar in ein neues Werk in Wisconsin zu stecken. Der IRA ist dabei explizit ein Grund für dieses Investment.

Ein Engagement in den USA ist für global agierende Konzerne derzeit reizvoll. So sieht es auch der in Oberöster-

NACHHALTIGKEIT WETTBEWERB 19 © APA PICTUREDESK / JOAO FILIPE

reich ansässige Technologiepartner der Luftfahrt, die FACC AG. Deren CEO Robert Machtlinger sagt: „Vor allem im Bereich grüner Wasserstoff ziehen die USA gerade sehr viele Investments an.“ Die Förderungen, die in den USA anhand von Steuererleichterungen, sogenannten Tax Credits, erteilt werden, liegen mit drei US-Dollar pro Kilogramm teilweise unter den Erzeugerpreisen. Im Bereich grüner Wasserstoff verliert Europa derzeit definitiv an Boden.

Der deutsche Ökonom Marcel Fratscher glaubt, dass Europa ganz gut gegenhalten wird. „Wir werden nicht die Produktion, sondern Forschung und Entwicklung fördern müssen, um hier wettbewerbsfähig zu sein. Wichtig ist, dass wir einen gesamteuropäischen Ansatz verfolgen“, sagt Fratscher im Rahmen des Finanzmarkt-Forums der Oberbank AG zum Börsianer Grün

Schneller Umstieg auf Erneuerbare Europa ist durch den IRA unter Druck geraten. Zu diesem Schluss kommt auch eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens Boston Consulting. Strom ist demnach in Europa schlichtweg zu

teuer. Um den Vergleich zu veranschaulichen: Die Erzeugungskosten von konventionellem Stahl liegen zwölf Prozent über jenen in den USA, bei grünem Stahl beträgt der Nachteil sogar 30 Prozent. Das Studienergebnis ist klar: Um der Kostenfalle zu entgehen, muss der Übergang in klimaneutrale Technologien beschleunigt werden. Denn Wind- und Sonnenkraft kommt auf beiden Seiten des Atlantiks in etwa gleich teuer und sind noch dazu in der Erzeugung die günstigsten Energiequellen. Unternehmen, die früh genug auf klimaneutrale Technologien setzen, könnten Pioniergewinne erzielen.

In Europa ist die Botschaft aus Amerika angekommen. Im Februar 2023 legte die EU-Kommission dem Europaparlament den Grünen Industrieplan (Green Deal Industrial Plan) vor. Er soll insbesondere die CO2-neutrale Industrie stärken und den raschen Übergang zur Klimaneutralität unterstützen. Der Plan baut auf früheren Initiativen auf, wobei er die laufenden Programme des europäischen Green Deal und von Repower-EU ergänzt. Er stützt sich auf vier Säulen: ein günstiges Regelungsumfeld für die CO2neutrale sogenannte Netto-Null-Indus-

trie, einen schnelleren Zugang zu Finanzmitteln, die richtigen Kompetenzen für Arbeitskräfte und ein offener Handel für widerstandsfähige Lieferketten. Als tragende Säule dafür gilt das Netto-Null-Industrie-Gesetz, das seit Mitte März vorliegt und bessere Bedingungen und mehr Investitionen für saubere Technologien in Europa schaffen soll. „Europa will bei der Cleantech-Revolution eine Führungsrolle übernehmen“, sagt Ursula von der Leyen. Insgesamt sollen 380 Milliarden Euro, also umgerechnet etwa 400 Milliarden US-Dollar, bereitgestellt werden.

Doch hier kommt der springende Punkt: Während der IRA in den USA bereits in ein Gesetz gegossen ist, das Expertenmeinungen zufolge auch einen Regierungswechsel nach den kommenden Wahlen überdauern würde, muss in Europa die Kommissionspräsidentin von der Leyen erst einmal Ankündigungspolitik betreiben. Die Absegnung der Pläne durch das Parlament und vor allem durch den Rat der Mitgliedsstaaten steht noch aus. Und da braut sich noch einiges zusammen: etwa die Finanzierung. Reichen die Mittel aus den Corona-Töpfen aus, oder braucht es doch eine gemeinsa-

NACHHALTIGKEIT WETTBEWERB 20
Innovationswettstreit. Der schweizerische Technologiekonzern ABB will nicht nur bei Rennen der Formel E am US-amerikanischen Markt mitmischen. © ABB

me Schuldenaufnahme in Form von Eurobonds? Die Meinungen der Mitgliedsländer gehen hier weit auseinander. So steigt der österreichische Finanzminister Magnus Brunner auf die Bremse: „Die Antwort auf jede europäische Frage kann nicht der Ruf nach neuen Schulden sein.“ Brunner glaubt, dass Bürokratie, Regularien und Genehmigungsprozesse erst einmal vereinfacht gehören.

Streitthema Technologieneutralität

„Wenn die USA etwas machen, dann eben richtig. In Europa verstricken wir uns in Bürokratie“, sagt ein Unternehmensmanager hinter vorgehaltener Hand. Denn nicht nur das Wieviel, sondern auch das Wie ist in Europa ein Politikum. Tech-

gehend die Technologie vor, die für die grüne Transformation eingesetzt werden soll. Beispiele hierfür sind die Zulassung unterschiedlicher Arten der Kohlenstoffabscheidung, also Carbon Capture, in der Industrie, oder die Frage, ob auch CO2armer türkiser Wasserstoff neben dem CO2-neutralen grünen Wasserstoff gefördert werden soll.

Während der IRA in den USA zu einer gewissen Euphorie in der Cleantech-Branche führte, ist eine solche in Europa bislang ausgeblieben. Allerdings rechnet Alexander Weiss, er verantwortet einen Umweltfonds bei der Erste Asset Management, damit, dass die EU-Maßnahmen auch der europäischen Branche Schwung geben werden.

Prinzipiell rechnen Analysten damit, dass die Notwendigkeit der grünen Transformation Cleantechs sowohl in Europa als auch in den USA zugutekommen wird. Globale Vergleiche zeigen, dass Europa insbesondere im Produktionsbereich bei der Anmeldung von Patenten neuartiger Technologien führend ist. Bei der Windkraft kommen die bedeutenden Player am Weltmarkt noch immer aus Europa – beispielsweise der Turbinenhersteller Vestas Wind Systems oder der Windkraftanlagenbauer Nordex SE aus Hamburg. Insbesondere im Solarbereich haben die USA mittlerweile stark aufgeholt. Mit beispielsweise First Solar oder Enphase Energy stellen sie am Weltmarkt führende Player im So-

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„Aktuell werden wir bei den Standortkosten in Europa benachteiligt.“
OLIVER
BLUME
„Europa will bei der Cleantech­Revolution eine Führungsrolle übernehmen.“
URSULA VON DER LEYEN
„Der IRA wird viele Investitionen nach Amerika ziehen.“
BJÖRN ROSENGREN

nen Technologien in seine Landesgrenzen gezogen hat. Auch China hat unlängst ein 280 Milliarden US-Dollar schweres Subventionspaket für Cleantechs beschlossen. Wir haben uns hier das Heft aus der Hand nehmen lassen und viele Arbeitsplätze nach Asien verloren“, sagt Philipp Godron von der deutschen Denkfabrik und Lobbyorganisation Agora Energiewende. Jetzt will die EU auch wieder Produktionskapazitäten nach Europa zurückholen. Österreichs Klimaschutzministerin Leonore Gewessler meint: „Es ist wichtig, dass Europa eine gemeinsame Antwort auf die Wettbewerbspläne der USA und von China findet.“ Das soll auch durch eine umfassende Lockerung der Fördermöglichkeiten geschehen. Die großen Volkswirtschaften wie Deutschland, Italien oder Spanien harren hier schon in den Startlöchern. In Österreich und der Schweiz, wo es noch wenig Produktionsstätten im Bereich der Erneuerbaren gibt, darf man gespannt sein, wann die ersten Maschinenbauer umsatteln.

Derzeit ist die Abhängigkeit von China enorm. Bei Komponenten für manche E-Autos beträgt die Abhängigkeit von der chinesischen Lieferkette derzeit rund 99 Prozent. Anders als die USA wird die EU aber keineswegs auf den weiterhin wichtigen Handelspartner China verzichten. Das belegt auch der Besuch von Kommissionspräsidentin von Ursula von der Leyen bei Chinas Staatschef Xi Jinping im April 2023.

Fachkräfte fehlen überall Gegenüber Nordamerika hat Europa den großen Vorteil, dass der Pro-KopfEnergieverbrauch hier nur etwa halb so groß ist wie in den USA und Kanada, erklärt die Geschäftsführerin des Dachverbands Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ), Martina Prechtl-Grundnig. Dass das Energiesparen eher in der europäischen als in der nordamerikanischen DNA zu finden ist, ist sicher ein volkswirtschaftlicher Vorteil.

Weniger optimistisch blickt Europa auf seine Bevölkerungspyramide, die längst mehr einer Urnenform gleicht. Die demografische Entwicklung zeigt, es fehlt an Jungen, die in den Arbeitsmarkt strömen. Die Digitalisierung kann hier helfen, doch scheint es so, als wären die Effekte der Automatisierung – Stichwort: Uns geht die Arbeit aus – doch etwas überschätzt worden, wie etwa Gabriel Felbermayr, Chef des in Wien ansässigen Wifo-Instituts, bei einer Diskussionsveranstaltung erklärt.

Eberhard Hübbe, Managing Director und Partner bei Deutschlands zweitgrößtem Personaldienstleister Kienbaum, sieht die Herausforderungen des Fachkräftemangels in Europa nicht nur aufgrund der demografischen Entwicklung größer. „In den USA herrscht bei Arbeitnehmern immer schon mehr Flexibilität und Mobilität. Wir merken bei unserer Arbeit, dass viele Junge nicht davon abhängig sind, eine Stelle anzu-

nehmen. Etwa ein Fünftel der Unterzeichner von Arbeitsverträgen tritt den Job nicht an.“ Hübbe ortet speziell beim Thema Digitalisierung einen immer höher werdenden Bedarf. Das betont auch der Hamburger Windanlagenbauer Nordex SE. Moderne Anlagen seien massiv komplexer geworden in Bezug auf die IT-Infrastruktur, so dessen CEO Jose Luis Blanco. Ein Patentrezept gegen diese Symptome am Arbeitsmarkt gibt es nicht. Nur eines scheint sicher. Ohne Zuwanderung wird es in Europa nicht gehen. Und hier fehlt es an Konzepten.

Die Herausforderungen der Transformation für die Wirtschaft sind angesichts der sich schließenden Zeitspanne, noch wirkungsvolle Maßnahmen gegen die Erderhitzung setzen zu können, gewaltig. Ob nun chinesische, USamerikanische, europäische oder andere Unternehmen beim Match um die besten Ideen als Sieger hervorgehen werden, ist offen. Wird der Wettstreit engagiert geführt, profitiert jedenfalls die ganze Menschheit.

% MEINE GRÜNE RENDITE

Um die eigene Industrie bei der Transformation in eine CO2-freie Zukunft zu unterstützen, werden in Europa wie in den USA enorme Geldsummen bereitgestellt. Für Unternehmen dies- und jenseits des Atlantiks ist in diesem Innovationswettstreit ausreichend Potenzial vorhanden. n

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370
Milliarden US-Dollar investieren die USA in den kommenden zehn Jahren in die Energiewende und den Klimaschutz. Die Europäische Union plant Subventionen in ähnlicher Höhe. China nimmt für Cleantech 280 Milliarden US-Dollar in die Hand.

„Wir sehen Nachhaltigkeit als klare Chance und Auftrag der nachkommenden Generationen, nicht nur als Notwendigkeit zur Erfüllung der Regulatorik.“

Philipp Hämmerle, Vorstandsmitglied Hypo Vorarlberg

ENGAGEMENT FÜR EINE

NACHHALTIGE ENTWICKLUNG

Nachhaltigkeit ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Auch in der Geldanlage dreht es sich nicht mehr nur darum Geld möglichst gewinnbringend anzulegen, sondern den gesellschaftlichen und ökologischen Wandel hin zu einer enkeltauglichen Zukunft zu fördern.

Um diesem Paradigmenwechsel in der Angebotsgestaltung gerecht zu werden, baut die Hypo Vorarlberg ihre Produktpalette kontinuierlich aus und hat 2017 als erste österreichische Bank einen öffentlichen Green Bond emittiert. 2022 wurde erstmals ein Green Bond für private Investoren begeben, 2023 folgte eine weitere Emission für Institutionelle. Dieser Bond war fast doppelt überzeichnet, was die ungebrochen hohe Nachfrage nach „grünen“ Anlageformen zeigt. Dabei wurde das Kapital für die Finanzierung bzw. Refinanzierung von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen eingesetzt – in

Vorarlberg sind dies primär nachhaltige Immobilienprojekte.

Der Hypo Vorarlberg Konzern finanziert darüber hinaus Projekte zur nachhaltigen Energiegewinnung wie beispielsweise Kraftwerke, die sich auf Wind-/Wasserkraft, Photovoltaik oder Biomasse stützen. Ende 2022 betrug das Finanzierungsvolumen für diese Projekte im Konzern ca. EUR 127,3 Mio. In privaten Neubauten wird stark auf Wärmepumpen, PV- oder Solaranlagen gesetzt.

Ganz nach ihrem Motto „Gemeinsam Großes leisten“ ist die Bank davon überzeugt, dass der initiierte Wandel nur als kollektiver Kraftakt gelingen kann.

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Als stark in der Region verwurzelte Bank wirtschaften wir achtsam. Mit vielfältigem Engagement setzen wir uns für ein Umfeld ein, das auch für zukünftige Generationen lebenswert ist.

Hypo Vorarlberg – Ihre persönliche Beratung in Vorarlberg, Wien, Graz, Wels, Salzburg und St. Gallen (CH). www.hypovbg.at

Entgeltliche Einschaltung
© Angela Lamprecht

JEREMY RIFKIN Bestsellerautor und Ökonom

Der US-Amerikaner ist bekannt für seine Arbeiten am Schnittpunkt von Technologie, Energie und Gesellschaft. Er ist politischer Berater der Uno, der EU-Kommission, Chinas sowie mehrerer US-Bundesstaaten. Trotz der Kritik haben seine Arbeiten die Debatten über Energiepolitik und Nachhaltigkeit entscheidend beeinflusst. Rifkin gilt als einer der ersten Ökonomen, der den Umstieg auf erneuerbare Energien argumentierte. Wichtige Publikationen: „Die dritte industrielle Revolution“ (2011), „Der globale Green Deal“ (2019) und „Das Zeitalter der Resilienz“ (2022).

MEINUNG TRANSFORMATION 24 #VISION VITA
© KNECHTEL AMPO
„CEOs von Banken sagen: Wo zum Teufel sind die Projekte?“
JEREMY RIFKIN

DAS NEUE DENKEN IST SCHON DA

Wie bekommen wir die Transformation der Wirtschaft hin?

Es gilt das industriegesellschaftliche Denken zu überwinden

Der Börsianer Grün trifft den Ökonomen Jeremy Rifkin zum Online-Interview. Im Arbeitszimmer seines Washingtoner Büros erklärt er, was Adam und Eva mit der Klimakrise zu tun haben, warum die USA jetzt loslegen und wie wir investieren sollten.

Herr Rifkin, Sie kennen den aktuellen Bericht des Weltklimarats IPCC. Machen wir so weiter, erhitzt sich die Erde durchschnittlich um 3,2 Grad. Wie erhöhen wir das Tempo der Transformation?Jeremy Rifkin: Die Technologie ist da, der Markt ist da, die Erzählungen sind da, die Visionen sind da. Aber wir skalieren nicht.

Die EU hat den Green Deal. Auch in Asien bewegt sich einiges, und die USA investieren über den Inflation Reduction Act (IRA) jetzt in den Wandel. Wie beurteilen Sie das? – Europa und China sind dabei, ihre Pläne zu erweitern, und die USA fangen an, richtig loszulegen. Wir könnten also schnell aufholen, denn das Gute an Amerika ist, dass hier jeder gern Risiken eingeht. Wir sind eine Nation von Einwanderern, und die Menschen nehmen ihren letzten USDollar und riskieren ihn für etwas, was manchmal sehr waghalsig ist. Bevor wir darüber sprechen, wie es mit ESG weitergeht, möchte ich philosophisch werden.

Aber gerne doch. – Wir kommen zu der Erkenntnis, dass dieser Planet viel mächti-

ger ist, als wir je gedacht haben. Wir haben bei der Klimakrise keinen Leitfaden. Wir Menschen haben Angst, weil unsere Spezies viel kleiner und unbedeutender im großen Plan der Dinge ist. Das ist ein gewaltiger Bewusstseinswandel im Westen, denn im ersten pseudohistorischen Dokument, der Bibel, sagt Gott im Buch Genesis zu Adam und Eva: „Ich werde dir die Herrschaft über meine Schöpfung auf dem Planeten geben.“ Diese erste Verheißung in verschiedenen Redewendungen führte uns bis zum Zeitalter des Fortschritts und der Industrialisierung.

Eine Grundthese Ihres aktuellen Buches „Zeitalter der Resilienz“ lautet, dass die Menschheit den Geist der Industrialisierung loswerden muss. Um zu überleben, müssen wir resilient gegenüber der Natur sein, anstatt sie beherrschen zu wollen.Die Ironie ist, dass wir versuchen, diese Krise mit all den narrativen Annahmen und Weltanschauungen zu bekämpfen, die sie hervorgebracht haben. Deshalb funktioniert das nicht. Ich sage der Uno, der OECD und dem IWF, dass das nicht ausreichen wird. Wir brauchen ein völlig neues Konzept dafür, was wir als Menschen sind, welches Verhältnis wir zur Natur haben, wie wir die Wirtschaft organisieren, wie wir mit den Generationen umgehen, die noch nicht hier sind. Das ist es, was das Zeitalter der Resilienz ausmacht.

So ein Wandel fällt schwer, wenn unser ganzes Wirtschaftssystem auf dieser industriegesellschaftlichen Logik aufgebaut ist. - Dieses neue Denken ist nicht Science-Fiction. Als Romano Prodi Präsident der Europäischen Kommission war, kam er zu mir nach Washington. Als wir begannen, uns mit der Frage zu befassen, wie wir zu einem völlig neuen Narrativ, einer dritten industriellen Revolution, kommen könnten, stellten wir die Frage, wie die großen wirtschaftlichen Paradigmenwechsel in der Geschichte vonstattengingen.

Und welche Eckpunkte fanden Sie heraus?Dass es in der Geschichte sechs, sieben, acht große wirtschaftliche Paradigmenwechsel gegeben hat. Jeder von ihnen hat denselben gemeinsamen Nenner - einen neuen Ansatz für die Kommunikation und die Mobilitätslogistik, eine neue Energiequelle und eine neue Art, die Wasserversorgung zu organisieren. Und genau darum geht es jetzt auch.

Durch diese Paradigmenwechsel sind die ersten Aktiengesellschaften entstanden, um diese Infrastruktur zu finanzieren. - Ja, genau. Das Telefon und später das Radio und das Fernsehen wurden die Kommunikationsmittel der zweiten industriellen Revolution. Die neue Energiequelle war billiges texanisches Öl, wir waren nicht mehr primär auf Kohle angewiesen. Und dann war die neue Mobilität durch den

MEINUNG TRANSFORMATION 25
INTERVIEW DANIEL NUTZ

Verbrennungsmotor. Das hat uns dann vom städtischen zum vorstädtischen Leben in der ganzen Welt gebracht, weil wir Autobahnen und Straßensysteme hatten. Es führte zur Globalisierung. Diese zweite industrielle Revolution erreichte im Juli 2008 ihren Höhepunkt. Das Rohöl erreichte mit 147 US-Dollar pro Barrel einen Rekordpreis.

Sie behaupten, die Weltwirtschaftskrise ab 2008 hing mit dem Preis fossiler Energien zusammen? - Alles hängt von fossilen Brennstoffen ab. Die Vorstellung, dass der Finanzkollaps auf die Subprime-Hypotheken zurückzuführen ist, greift zu kurz. Das war nur ein Nachbeben, weil es ein Ponzi-Schema ist. Das eigentliche Problem ist, dass bei einem Ölpreis von über 80 US-Dollar pro Barrel alle anderen Preise in die Höhe gehen. Es geht nicht nur um den Treibstoff für das Auto und die Heizung für Ihr Haus. Es geht um Lebensmittelkonserven und pharmazeutische Produkte, Kosmetika, synthetische Kleidung, Bauwesen. Das alles wird aus fossilen Brennstoffen hergestellt.

Schaut man auf die Entwicklung der Gaspreise, gibt es doch Parallelen. - Die russische Invasion in der Ukraine zeigt: Die Gaspreise steigen, und alle anderen Preise steigen auch. Ich glaube, dass niemand in der Geschäftswelt, außer den Unternehmen für fossile Brennstoffe, glaubt, dass wir uns noch im Zeitalter des Fortschritts und in einer Aufwärtskurve befinden. Wir erleben den Untergang der fossilen Brennstoffindustrie. Sogar die Internationale Energieagentur, die mich jahrelang bekämpft hat, sagt, dass wir den Höhepunkt bei den fossilen Brennstoffen um 2028 erreichen werden.

Frankreich sieht das anders und investiert in Atomkraft. - Das ist Geldverschwendung, das wird sich nie amortisieren. Seit 2019 sind die Kosten für Solar- und Windenergie unter alle anderen Energien massiv gesunken, weit unter die Kernenergie. Was die 30-jährige Amortisations-

zeit angeht, liegen sie weit unter Kohle, Öl und Erdgas, und die Fixkosten sinken weiter. Es handelt sich um eine exponentielle Kurve wie bei Computerchips. Die Grenzkosten der neuen Energien sind nahe bei null. Sonne und Wind haben noch nie eine Rechnung geschickt. Kohle, Öl, Gas und Uran sind enorm teuer in der Gewinnung, Erkundung, Förderung, Aufbereitung und Weiterleitung.

Sie sagen: Auf jedes Dach gehört Solar­ oder Windkraft. Das klingt gut, nur haben wir die Netze dafür nicht. - Wir müssen überall Hochspannungsgleichstrom-Leitungen errichten, damit die Solar- und Windenergie in den ländlichen Gebieten und die Mikronetze, wenn sie einen Überschuss haben, auf diese Leitungen übertragen werden können, die große Landmassen überqueren können. In zehn Jahren werden sie auch Ozeane überqueren können. Die größten Kabelfirmen beginnen bereits damit, die Infrastruktur zu verlegen. Es bewegt sich etwas, auch in Europa und sicher auch in China.

Was kostet das? - Wir arbeiten mit dem Mehrheitsführer im Senat, Charles Schumer, zusammen, der führend in der Demokratischen Partei der USA ist. Unser Bericht ist Teil des „Build Back Better“Infrastrukturplans und wurde in das Gesetz aufgenommen. Es sieht einen 16 Billionen US-Dollar schweren 20-JahresPlan vor. Der größte Teil davon wird vom privaten Sektor finanziert.

Und woher kommt das Geld? - Wissen Sie, was mir die CEOs von Banken sagen? Sie

sagen: „Wo zum Teufel sind die Projekte?“ Wir haben all dieses Geld in Federal Reserve Notes und US Treasuries und keinen Zinssatz, wir haben keine größeren Projekte. Wir müssen das skalieren. Stadtverwaltungen und Regionalregierungen müssen zusammenzuarbeiten und eine Infrastruktur schaffen, wie wir es bei der ersten und zweiten industriellen Revolution getan haben. Das Geld ist da, die großen Pools sind die Pensionsfonds und Versicherungen. Die Pensionsfonds umfassen 40 Billionen US-Dollar.

Die Regierung Biden hat ein Gesetz verabschiedet, gegen das die Republikaner jetzt kämpfen. Sie wollen ESG loswerden. - Die Gewerkschaften spielen hier eine wichtige Rolle. Der Gouverneur von Kalifornien hat ein Gesetz erlassen, das besagt, dass man sein Geld nicht in etwas investieren sollte, das nicht in seinem langfristigen Interesse als Arbeitnehmer liegt. Wenn wir also in ein Unternehmen investieren, das den Klimawandel in Kalifornien verursacht und uns Überschwemmungen, Dürren und extreme Wetterlagen beschert, dann ist das verrückt. Wir sollten das nicht tun. Wir sollten so investieren, dass unsere allgemeinen Interessen auf lange Sicht geschützt werden.

% MEINE GRÜNE RENDITE

Die technischen Lösungen für eine Eindämmung der Erderhitzung sind da. Auch die Finanzmittel. Für die Umsetzung braucht es laut Jeremy Rifkin ein auf Resilienz basiertes Denken. n

MEINUNG TRANSFORMATION 26
„Das Gute an Amerika ist, dass hier jeder gerne Risiken eingeht.“
JEREMY RIFKIN © KNECHTEL AMPO
Aufbruch. „Es bewegt sich etwas, auch in Europa und sicher auch in China“, meint Jeremy Rifkin.

WOLKEN ÜBER

DER ENERGIEWENDE

Einmal sind es fehlende Flächen, dann Vögel. Einmal sind es Schwammerl, dann die Sichtbarkeitsverordnung. Oder es wird Braunkohle der Atomkraft vorgezogen und massenhaft „Geisterstrom“ aus Windkraft produziert. Die Energiewende, das größte Umbauprojekt von Europas Volkswirtschaften seit dem Zweiten Weltkrieg, kommt nur schleppend voran. Egal ob in Deutschland, der Schweiz oder Österreich. Die Widerstände sind fast immer gleich: Die Bevölkerung will zwar erneuerbare Energien, doch möglichst keine Veränderungen.

Der Börsianer Grün hat schräge Beispiele aus den drei Ländern gesammelt, die aufzeigen, welch zum Teil absurde Regelungen und Ideen den grünen Umbau bremsen und die Energiewende in die Länge ziehen.

Technologie überholt

Auf dem Scheltenpass im Schweizer Kanton Solothurn soll ein kleiner Windpark entstehen. Gerade einmal vier Windräder sind dort geplant. Vor Jahren schon haben die Betreiber die Planungen und die Windmessungen abgeschlossen. Die Initiatoren des Windparks hatten aus Effizienzgründen aber auf den Ausgang eines Verfahrens für die Genehmigung eines ihrer anderen Windprojekte, Grenchenberg, abgewartet, um mehr Klarheit über die Detailplanung für den Scheltenpass zu haben. Doch das Verfahren dauert so lange, dass die vorgesehenen Turbinen nun nicht mehr lieferbar sind. Die Herstellerfirma produziert das Modell nicht mehr. Also müssen neue Turbinen bestellt werden, und damit muss auch die Windmessung auf dem Pass nochmals durchgeführt wer-

den. Erst dann geht das Projekt Scheltenpass in den Bewilligungsprozess. Und wenn alles gutgeht, kann 2026 mit dem Bau begonnen werden.

Dieses Schicksal kennen auch Österreichs Energie-Versorger. „Acht bis zehn Jahre dauert es, bis Großwindanlagen genehmigt werden. Am Ende kann es sein, dass so viel Zeit verstrichen ist, dass es die Anlage, die wir ursprünglich eingereicht haben, am Markt gar nicht mehr gibt und wir ein Änderungsverfahren einleiten müssen“, erklärt Michael Strugl, Chef des größtes Stromerzeugers Österreichs, der Verbund AG.

Wanderfalken verhindern Ausbau

Vogelschutz ist bei jedem Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen ein wichtiges Thema. Bis die Gerichte entscheiden, ob der jeweilige Wind-

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#ENERGIE
© JULIAN STRATENSCHULTE / DPA / PICTUREDESK.COM

Der Umbau des europäischen Energiesystems verläuft zu langsam Warum absurde Vorschriften und paradoxe Entscheidungen bremsen Es benötigt neuen Realismus in der Bevölkerung und der Politik

park bestimmte Vogelarten gefährdet, vergeht allerdings meist sehr viel Zeit. So auch im geplanten Windpark Grenchenberg in der Schweiz. Das Bundesgericht hatte nach langer Prüfung entschieden, dass in Grenchenberg nur vier statt der geplanten sechs Windturbinen errichtet werden dürfen. Sonst wären die Brutplätze der Wanderfalken gestört gewesen. Windräder müssen von diesen Nestern einen Abstand von einem Kilometer haben. Natur- und Vogelschutz müssen sein, doch müssen auch die Verfahren so lange dauern? Die Schweiz hat so wie auch Österreich inzwischen reagiert und ein Bewilligungsbeschleunigungsgesetz auf den Weg gebracht. „Der Grundsatz ist natürlich klar, dass bislang offensichtlich die gesellschaftlichen, ökonomischen, politischen und instrumentellen Rahmenbedingungen

nicht hinreichend waren, um eine richtige Energiewende voranzutreiben“, bekräftigt Almut Kirchner, Direktorin der Basler Prognos AG.

Schwammerlschutz verzögert

Auch Österreichs Betreiber von Windkraftanlagen können ein Lied von überlangen Verfahren singen. Zehn Jahre dauerte es von der Planung bis zum kürzlich gefällten Umweltverträglichkeitsprüfungs-Bescheid für den Windpark Wild in Niederösterreich. Dort planen EVN Naturkraft, Tochter der niederösterreichischen EVN AG, und die WEB AG, zehn Windturbinen zu errichten. Geprüft werden musste dort nicht nur die Auswirkung auf Vögel, sondern sogar jene auf das Wachstum der Schwammerl und den Wald. Dabei hat dort der Borkenkäfer die Fichten bereits großräumig

vernichtet. Die Betreiber rechnen auch jetzt nicht damit, das Projekt sofort umsetzen zu können. Neue Einsprüche sind zu erwarten.

Möglichst unsichtbare Windräder

Eine besondere Bremse für den Ausbau der erneuerbaren Energie hat das Bundesland Kärnten aufzuweisen: die Sichtbarkeitsverordnung. Demnach dürfen Windräder im Umkreis von 25 Kilometern nur auf fünf Prozent des Dauersiedlungsgebiets sichtbar sein. Das führte nicht nur dazu, dass es in Kärnten kaum Windenergie gibt, sondern auch dazu, dass eine der wenigen Anlagen an der Grenze zur Steiermark niedriger als geplant gebaut werden musste und damit um ein Drittel weniger Strom produziert als angestrebt. Viele Österreicher und Österreicherinnen sind zwar für erneu-

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BRIEFING IRMGARD KISCHKO, OLIVER STOCK Dunkle Wolken. Der Ausbau der Erneuerbaren stockt auch deshalb, weil viele Verfahren zu lange dauern.

erbare Energien, jedoch gegen eine Veränderung des Landschaftsbildes. „Die Energiewende wird man sehen“, betont Verbund-Chef Michael Strugl.

Länder verweigern Flächen

Ein besonders gravierendes Problem, das die Energiewende verzögert, liegt in Österreich in der mangelhaften Kooperation zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. So ist auf Bundesebene klar, dass bis 2030 insgesamt 27 Terawattstunden an erneuerbarer Energie neu ans Netz gehen müssen. Doch die Bundesländer sind mit der Widmung von Flächen für Wind- und Sonnenenergieanlagen weit im Rückstand. Nur drei von neun Bundesländern haben sogenannte Zonierungen, also ausgewiesene Gebiete für den Ausbau. 120 Windräder pro Jahr sollten errichtet werden, um das Ausbauziel bis 2030 zu erreichen. Doch heuer dürften etwa ein Drittel weniger und 2024 nur die Hälfte der geplanten Anlagen gebaut werden. „Ohne verfügbare Flächen gibt es kein Projekt und ohne Projekt keinen Erneuerbarenausbau“, stellt Verbund-AG-Chef Michael Strugl fest. So hat etwa Oberösterreich 27 Flächen ausgewiesen, aber gleichzeitig fast all diese Gebiete als Ausschlusszonen festgelegt. Was also?

All das gilt nicht nur für Windräder, auch Photovoltaikfreiflächenanlagen und Stromnetze haben in Österreich und der Schweiz mit denselben Widerständen zu kämpfen. In Deutschland ist zumindest der Wind- und Solarausbau rascher vorangekommen. Bei Wind so rasch, dass der Strom an manchen Tagen gar nicht abtransportiert werden kann beziehungsweise gar nicht gebraucht wird.

Deutscher „Geisterstrom“

Aus der Abstellkammer für Absurditäten in Deutschland kommt eine Regelung, die unter dem Namen „Geisterstrom“ den Sinn der Energiewende infrage stellt. Das Wort geistert seit bald einem Jahrzehnt durch die Windkraftdebatte, und die FDP hat es jetzt angesichts der Ausbaupläne für die Windkraft, die Kanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck versprechen, wieder hervorgeholt. So behauptet FDP-Energieexperte Michael Kruse, dass „hunderte Millionen Euro für Geisterstrom ausgegeben“ werden, der nicht durch die Netze passt, nicht gebraucht wird oder ins Ausland fließt. Und sein Parteikollege, Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Kubicki, fügt hinzu: Wer massiv zusätzlich Windkrafträder durchpeitsche, „aber keine Speicher hat, der löst keine Probleme, der verschlimmert die bestehenden“. Was meinen die beiden?

Die Betreiber der Stromnetze haben einen technischeren Begriff für „Geisterstrom“. Sie sprechen von „Einspeisemanagement“ und meinen damit das zwangsweise Abschalten der Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien. Es wird notwendig, wenn einzelne Abschnitte eines Übertragungsnetzes überlastet sind und keinen Strom mehr abtransportieren können. Konkret bedeutet dies, dass Windkraftanlagen aus dem Wind gedreht oder Wechselrichter bei Solaranlagen ausgeschaltet werden. Die so nicht produzierte Energie trägt in der Fachsprache den hübschen Namen „Ausfallarbeit“. Der Name macht klar, wo das nächste Problem entsteht: Arbeit muss schließlich bezahlt werden. Für ihre Ausfallarbeit, also die zwangsweise nicht produzierte Energiemen-

ge, erhalten die Anlagenbetreiber eine finanzielle Entschädigung in der Höhe, die bei einem normalen Netzbetrieb bezahlt worden wäre. Es fließt also Geld in Deutschland, obwohl kein Strom fließt. Geisterstrom ist kein schlechtes Wort für dieses Phänomen.

Dicke Luft wegen mehr Kohle

Auch ideologische Standpunkte können die Energiewende bremsen. Der deutsche Bundestag hatte am 11. November 2022 einen eindeutigen Beschluss gefasst: Die AKWs Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland dürfen nur bis zum 15. April 2023 am Netz bleiben. Voraussetzung fürs Abschalten und dafür, dass auch Gaskraftwerke nicht mehr in vollem Maß genutzt werden müssen, war eine andere Entscheidung, welche die Ampelregierung bereits im Oktober des vergangenen Jahres gefällt hatte, nämlich insgesamt zwölf Kohlekraftwerke zusätzlich aus der eisernen Reserve ans deutsche Stromnetz gehen zu lassen. Für Steinkohlekraftwerke gilt das beschlossene Comeback derzeit maximal bis Ende März 2024. Für Braunkohle soll die Rückkehr an den Markt zunächst bis zum 30. Juni 2023 befristet werden.

% MEINE GRÜNE RENDITE

Der Wille zur Energiewende ist da – bei der Politik, der Wirtschaft und der Bevölkerung. Doch die Umsetzung braucht mehr Tempo. Beschleunigte Genehmigungen, bessere Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern beziehungsweise Kantonen ist dringend gefragt. Und dann natürlich der Realismus in der Bevölkerung. Die Energiewende wird man in der Landschaft sehen. Nichts bleibt, wie es ist. n

NACHHALTIGKEIT ENERGIE 30
„Die Rahmenbedingungen für die Energiewende waren nicht hinreichend.“
ALMUT KIRCHNER
„Ohne verfügbare Flächen gibt es keinen Erneuerbarenausbau.“
MICHAEL STRUGL
„Hunderte Millionen Euro werden für Geisterstrom ausgegeben.“
MICHAEL KRUSE

Transformation in Zahlen

FAKTEN DER NACHHALTIGKEIT #ZAHLEN
WICHTIGE

2045

will der US-Bundesstaat Kalifornien seine fast 40 Millionen Einwohner komplett mit erneuerbarer Energie versorgen.

30

fußballfeldgroße Flächen Regenwalds verschwinden weltweit pro Minute.

600

100 Prozent

könnte der Anteil an Windkraft rein theoretisch weltweit sein und würde den Energiebedarf der Weltbevölkerung bis 2050 decken können. Dazu bräuchte es nicht einmal Offshore-Lösungen.

175.000.

Euro ist das mit Artikel 9 Fondsvolumen schwer, das

Gigawatt soll nach Plänen der EU-Kommission die EU-weit installierte Photovoltaikleistung bis zum Jahr 2030 betragen.

2045

will Europa nach Plänen der EU-Kommission der erste klimaneutrale Kontinent sein. Auch die Schweizer bekennen sich zu diesen Zielen. Und neuerdings auch die USA.

der größten europäischen Unternehmen hat sich verpflichtet, bis 2050 den NettoNull-Stromverbrauch zu erreichen.

32 SERVICE STATISTIK
TRANSFORMATION IN ZAHLEN 1/3

Wichtige Fakten der Nachhaltigkeit.

QUELLEN: „BÖRSIANER GRÜN“

40 Prozent

„30 bis 30“

soll der Anteil erneuerbarer Energien in der EU bis 2030 betragen.

lautet die Formel zur Rettung von Natur und Artenvielfalt. Bis 2030 soll knapp ein Drittel der Landfläche und der Ozeane der Erde unter Schutz gestellt werden. Um 50 %

000.000

gekennzeichnete „dunkelgrüne“ im Jahr 2022 wieder herabgestuft wurde.

50-52 Prozent

ihrer Treibhausgasemissionen wollen die USA im Vergleich zu 2005 bis 2030 reduzieren.

5.000.000

Hektar Wald verliert die Welt jährlich seit dem Jahr 2000.

muss Deutschland den Gasverbrauch bis 2030 senken, damit das Land seine Klimaziele erreicht. 0

Atomkraftwerke sind in Deutschland noch aktiv, die letzten gingen im April 2023 vom Netz.

20 Prozent

der Stromerzeugung in den USA stammen aus erneuerbaren Energieformen. Das sind nur zwölf Prozent des Energieverbrauchs der USA. Statistiken zeigen, dass erneuerbare Energieträger heute die billigste Form der Stromerzeugung sind.

SERVICE STATISTIK 33

VOM SAULUS ZUM PAULUS

Der gebürtige Steirer (58) lenkt seit Herbst 2021 die Geschicke der OMV AG. Der Vater zweier Kinder ist gern Familienmensch. Stern promovierte 1995 an der Montanuniversität Leoben und führte von 2018 bis 2021 den Chemiekonzern Borealis AG.

Woher nachhaltige Energie in Zukunft kommt

Wie man ein Geschäftsmodell transformiert

Warum Geduld kein guter Ratgeber ist

INTERVIEW INGRID KRAWARIK, DOMINIK HOJAS FOTOS DIETER BRASCH

MEINUNG TRANSFORMATION 34 #WACHSTUM
VITA ALFRED STERN Vorstandsvorsitzender OMV AG

Alfred Stern steht gern am Bug des Schiffes OMV AG, das er seit September 2021 steuert. Fragen über seinen Vorgänger Rainer Seele oder bisherige Strategien der OMV AG beantwortet er nicht. Viel lieber legt er seine Vision für das Unternehmen dar: vom Saulus zum Paulus, von Öl und Gas zu mehr Chemie und Kreislaufwirtschaft.

Herr Stern, ist das Geschäft der OMV gar nicht so böse, wie es immer dargestellt wird? – Alfred Stern: Wir müssen uns mit der Realität abfinden, dass unsere Energieversorgung heute zu einem sehr großen Teil von fossilen Energieträgern abhängig ist. Und diese Energie den Leuten zur Verfügung zu stellen ist auch unser Geschäft. Wir betreiben außerdem die einzige Raffinerie in Österreich, die Leute möchten mit Autos fahren und diese gerne betanken, das ist doch verständlich. Aber das Gute an der Transformationsstrategie der OMV ist, dass wir heute mit Nachdruck in neue Geschäftsbereiche investieren, dass wir die Lösungen und Produkte, die wir heute anbieten, morgen in einer nachhaltigeren Weise unseren Kunden anbieten können.

Den Klimaschützern geht das alles nicht schnell genug, da kommen auch immer wieder Greenwashing­Vorwürfe. Wie gehen Sie damit um? – Uns laufend daran zu erinnern, dass die OMV ihr Geschäftsmodell transformieren muss, ist verlorene Liebesmüh. Nachhaltigkeit steht im Zentrum unserer industriellen Transformation. Ich bin der Meinung, dass wir neue Partnerschaften brauchen, und zwar zwischen Industrie, Politik und der Zivilgesellschaft, also NGOs, bei denen es um die Umsetzung geht. Der größte Kritikpunkt liegt in der Geschwindigkeit. Die Leute wollen das schneller umsetzen, weil der Klimawandel sehr schnell fortschreitet.

Sie appellieren also letztendlich an die Geduld? – Nein, an die Geduld zu appellieren ist ein ganz schlechtes Konzept, weil das zur Passivität verleitet. Wir sollten nicht geduldig sein, wir haben keinen Grund

dafür. Aber wir müssen die Transformation industriell umsetzen können und gleichzeitig die Versorgungssicherheit sicherstellen, es muss leistbar bleiben und es muss nachhaltig werden. Wohlstandsverzicht wird nicht funktionieren.

Was braucht es, um die breite Bevölkerung zu überzeugen? – Wer ist die breite Bevölkerung? Den Betrieb unserer Raffinerie oder die Energieversorgung einzustellen ist nicht das, was die Mehrheit der Bevölkerung von uns möchte.

Sie sind also gar kein Klimasünder? – Die Wohlstandsentwicklung der Gesellschaft war und ist sehr stark mit dem Energieverbrauch verbunden. In Zukunft müssen wir Energie auf eine nachhaltigere Weise anbieten. Bei der OMV haben wir unserer Strategie die Kreislaufwirtschaft zugrunde gelegt. Das bedeutet, dass wir etwa bei Kraftstoffen pflanzliche Öle oder gebrauchte Öle wie Kochfett in Kraftstoff umwandeln. Wir haben letztes Jahr ein paar Tausend Tonnen nachhaltiges Flugbenzin an die Austrian Airlines verkauft, das bedeutet eine Einsparung von 80 Prozent CO2. Leider sind die Mengen noch klein. Die Raffinerie in Schwechat verarbeitet knapp zehn Millionen Tonnen.

Wie viel Geld steckt die OMV AG in die Transformation ihres Geschäftsmodells? – Wir investieren bis 2030 jährlich 1,5 Milliarden Euro in die nachhaltige Transformation.

Wer zahlt die Transformation? – Wir haben in den letzten Jahren auf Kredit gelebt und für sogenannte Externalitäten wie den CO2-Ausstoß nicht gezahlt. In meiner Kindheit gab es noch viele wilde Mülldeponien. Heute findet keiner was dran, dass man für die Müllabfuhr zahlt. Genauso ist das mit dem CO2-Ausstoß, das muss durch regulatorisches Rahmenwerk markttauglich gemacht werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir auf Dauer in einer Subventionsökonomie leben. Anschubfinanzierungen durch Subventionen sind essenziell. Wir bringen jetzt

neue Technologien, die mit Technologien konkurrieren, die seit 70, 80 Jahren optimiert wurden. Dass das im ersten Ansatz nicht wettbewerbsfähig ist, ist klar.

Beim Thema Energie steht Europa im Wettbewerb mit den USA. Wer wird das Klimaspiel gewinnen? – Energie ist ein Treiber für Wohlstand, fürs Bruttosozialprodukt und Wachstum. Bei leistbarer Energie sind wir weltweit im Nachteil. Insofern ist die Strategie Europas, auf Dekarbonisierung zu setzen – eine zukunftsträchtige Technologie, aus der lassen sich Wettbewerbsvorteile herausholen. Allerdings bietet der Inflation Reduction Act (IRA) in den USA ein doch sehr attraktives Umfeld, das wir in Europa so nicht haben.

Überlegen Sie, Ihre Produktion in den USA deshalb auszubauen? – Im Bereich Chemie wollen wir uns geografisch ausbreiten, da waren Nordamerika und Asien zwei Wachstumsmärkte, die wir gezielt adressiert haben. Durch den IRA sind die USA noch einmal interessanter geworden. In Europa sind die Gaspreise wieder gefallen, sind aber immer noch fünfmal so hoch wie in den USA.

Die Amerikaner haben die günstigeren Preise. Haben die Amerikaner auch langfristiger die besseren Technologien? Bremst sich Europa durch die Bürokratisierung selbst aus? –Wir haben Schwierigkeiten bei der OMV, das ganze EU-Regulatorium abzuarbeiten. Ich kann mir nicht vorstellen, wie mittelständische Betriebe das machen sollen. Standards sind dennoch wichtig.

Wo übertreibt es die EU dann? – Mittlerweile gibt es tausende Seiten von Regularien, die man alle beherrschen und im Unternehmen umsetzen muss. Manchmal gibt es auch Widersprüche. Der Net Zero Industry Act zum Beispiel unterstützt Carbon Capture und Storage als Net-Zero-Technologie, in Österreich ist das jedoch verboten. Zur Solidaritätsabgabe: Zusätzliche Steuern reduzieren die Preise am Markt nicht. Wir haben eine An-

MEINUNG TRANSFORMATION 35

gebotskrise, die Nachfrage übersteigt das Angebot. Wenn Sie das Angebot erhöhen wollen, müssen Sie Investitionen anregen und nicht durch ein instabiles Steuerumfeld Investitionen abwürgen.

Sie sprechen da Rumänien an, wo es für die OMV um Milliardeninvestitionen geht, die jetzt von Steuern und Sonderabgaben gefährdet werden. – Ich habe jetzt ganz Europa angesprochen. Dort ist in den letzten 15 Jahren keine nennenswerte Raffineriekapazität aufgebaut worden, im Gegenteil, sie wurde zurückgenommen. Wir haben uns darauf verlassen, dass wir billigen Treibstoff nach Europa importieren, und zwar zu einem großen Anteil aus Russland. Die russischen Produkte wollen wir nicht mehr, die hohen Treibstoffpreise aber auch nicht, und das versuchen wir dadurch zu bekämpfen, dass wir zusätzliche Steuern auf den Bereich einführen.

Die OMV hätte doch eine Antwort darauf, Sie haben ein Projekt in Rumänien, das die Versorgungssicherheit in Europa deutlich verbessern könnte. Investieren Sie die Milliarden oder nicht? – Zu dieser Entscheidung werden wir im Sommer kommen. Was jetzt in den letzten Wochen in Rumänien passiert ist, hat ein zusätzliches Risiko aufgezeigt, das wir in die Berechnung unserer Entscheidungsgrundlagen leider einfließen lassen werden.

Können Sie den Impact des Projekts für Europa erklären? – Es ist das größte Gasentwicklungsprojekt Europas und würde Rumänien als Gasselbstversorger und Europas größten Gasproduzenten positionieren. Das wären 50 Milliarden Kubikmeter.

Wie viel russisches Gas fließt aktuell noch jährlich aus Russland nach Europa? – Das schwankt, aber insgesamt verbrauchen wir etwa acht Milliarden Kubikmeter Gas in Österreich.

Würden Sie die Transformation der OMV von Öl und Gas auf die sehr energieintensive Chemie als nachhaltig bezeichnen? – Alles Leben ist Chemie, das habe ich noch in der Schule gelernt. In einer nachhaltigeren Welt wird mehr Chemie notwendig sein. Elektroautos brauchen Leichtbaumaterialien, um Gewicht wegen der Batterie zu reduzieren. Das ist ein großes Anwendungsgebiet für uns. Im Energiebereich sind wir bei der Borealis Weltmarktführer im Bereich der Draht- und Kabelummantelungen für Hochspannungskabeln, die Offshorewindparks mit dem Land verbinden. Wir produzieren Ummantelungen für Photovoltaikprodukte und schließen mit der Re-Oil-Anlage den Kreislauf.

Gibt es schon Meilensteine, auf die Sie stolz sind? – Dass wir die Strategie genehmigt, vorgestellt und einen klaren Weg nach vorn haben, um bis 2050 ein Net-

Sorgen. Die Belegschaft der OMV AG macht sich Sorgen, ob sie morgen wegen der Transformation noch einen Job hat. „Dialog ist hier wichtig“, sagt Alfred Stern.

Zero-Unternehmen zu werden, das ist ein Riesenerfolg und ist auch von Investoren weltweit anerkannt worden. In allen drei Geschäftsbereichen, also Energie, Fuels und Feedstock sowie Chemicals und Materials kommt aktuell der Großteil der Resultate noch aus dem traditionellen Bereich. Aber in allen Bereichen haben wir Transformationstreiber drinnen, die Wachstumsgeschäft sein werden.

Können Sie uns Beispiele geben? - Im Energiebereich haben wir 2022 die erste erfolgreiche Geothermietestbohrung gemacht und mit der Wien Energie ein Joint Venture gegründet, um die Fernwärme bis 2040 klimaneutral zu machen. Wir bauen unsere Re-Oil-Anlage in Schwechat, die Ende des Jahres noch in Betrieb gehen wird, mit der wir dann 16.000 Tonnen Kunststoffmüll in Rohstoffe zurückverwandeln können. Und das Dritte sind Sustainable Aviation Fuels. Heuer geht unsere Co-Processing-Anlage in Betrieb, mit der wir aus Biomasse 160.000 Tonnen nachhaltigen Kraftstoff produzieren.

Transformation heißt auch, auf bisherige Produkte zu verzichten. Was wird die OMV AG bis 2030 nicht mehr anbieten? – Wir werden ungefähr 2,6 Millionen Tonnen an fossilen Rohstoffen aus unserer Produktion entfernen und durch 1,5 Millionen Tonnen nachhaltige Rohstoffe ersetzen. Wir müssen CO2-Emissionen redu-

MEINUNG TRANSFORMATION 36
„An die Geduld zu appellieren ist ein ganz schlechtes Konzept. Das verleitet zu Passivität.“
ALFRED STERN

zieren, müssen aber auch dabei Geld verdienen können. Wenn wir alles umstellen und uns das Geld ausgeht, ist das auch nicht nachhaltig. Im Chemiebereich wollen wir bis 2030 etwa 40 Prozent unserer Chemikalien in Europa aus nachhaltigen Rohstoffen fertigen.

Wie nehmen Sie die Belegschaft mit in diesem Prozess? Old und New Economy unter einen Hut zu bringen stelle ich mir schwierig vor. – Nein, das ist nicht einfach. Dialog ist hier ganz wichtig. Die Leute machen sich Sorgen, ob sie morgen noch einen Job haben, und fragen, wie der aussehen wird. Wir begleiten dies mit diversen Maßnahmen und haben dafür eine Transformation Academy gestartet.

Haben Sie den gesamten Vorstand hinter sich? Das war in der Vergangenheit nicht immer so. – Der Vorstand steht hinter der

Strategie. Das sind kompetente Leute, die wegen ihrer Erfahrung in den Fachbereichen ausgesucht wurden und die auch zur OMV gekommen sind, weil sie die Transformationsstory richtig finden.

Wie sieht es mit dem Eigenbedarf an Energie aus? Wann wird dieser zu 100 Prozent nachhaltig sein? – Der Bedarf ist enorm. Wir produzieren derzeit zehn bis 15 Prozent unseres Bedarfs im Weinviertel über Photovoltaik. Wir steigern diesen Anteil bis 2030 auf deutlich über 30 Prozent und reduzieren so unsere Scope-2-Emissionen.

Sehen Sie für Carbon­Capture eine Zukunft? – Wir werden nicht darum herumkommen. In Österreich ist es leider verboten, wir werden aber mit Aker gemeinsam das Poseidon-Projekt in Norwegen bearbeiten, um dort ein Carbon-Capture-undStorage-Projekt zu entwickeln.

Werden Sie Teil der EVN Klimainitiative.

Wann wird Ihr Wasserstoffprojekt praxistauglich werden? – Das sollte heuer noch in der Raffinerie in Betrieb gehen, produziert aber in erster Linie grünen Wasserstoffbedarf für die Raffinerie. Alle wollen grünen Wasserstoff, für das brauchen Sie grünen Strom und die Elektrolyseure und dann das Wasser. Das müssen Sie alles bauen. Europa wird einen Großteil des Wasserstoffs importieren müssen, Herstellung und Logistik sind dafür noch nicht aufgebaut. Da müssen wir in Jahrzehnten denken.

% MEINE GRÜNE RENDITE

Die Zukunft wirtschaftlich und nachhaltig zu transformieren ist für die OMV AG ein Spagat. Das Ziel könne nicht einfach ein „low-cost producer“ sein. Wer nur Mindestanforderungen erfüllt, ist von Investorenseite nicht mehr investitionsfähig, sagt OMV-Boss Alfred Stern. n

*Die EVN hat fünf konkrete Ziele zur Reduktion ihrer Treibhausgasemissionen mit der Science Based Targest Initiative akkordiert. Erreichen werden wir diese Ziele dank unserer Investitionen in erneuerbare Energie und leistungsstarke Netze.

bis 2034*

MEINUNG TRANSFORMATION
weniger66%CO2
evn.at/aktie

WIE AUS BÖSEN ROHSTOFFEN GUTE WERDEN

Rohstoffabbau im Bergbau ist nicht umweltfreundlich Dokumentation der Lieferketten ist für Unternehmen große Herausforderung

Fokus liegt auf lokalen

Lieferanten und Recycling

NACHHALTIGKEIT ROHSTOFFE 38
BRIEFING INGRID KRAWARIK
#LIEFERKETTE Podcast anhören. Rennen um Rohstoffe: Wo bleibt Europa?

Rohstoffe sind entscheidend für die nachhaltige industrielle Transformation. Bedeutend ist jedoch auch ihre korrekte Beschaffung ohne Kinderarbeit und Menschenrechtsverletzungen sowie anfallende CO2-Emissionen entlang der Wertschöpfungskette. Unternehmen, die Rohstoffe für ihre Produkte beziehen, müssen den Impact ihrer Kunden und Zulieferer in den sogenannten indirekten Scope 3-Emissionen nach Anleitung des Greenhouse-Gas-(GHG-) Protokolls dokumentieren. Gefragt sind Daten über den gesamten Lebenszyklus. Das klingt alles sehr technisch - und ist es auch. Im Vorjahr taten dies nur 41 Prozent der im Carbon Disclosure Project (CDP) teilnehmenden 18.700 Unternehmen –das entspricht immerhin der Hälfte der weltweiten Kapitalisierung -, obwohl die indirekten Emissionen 11,4-fach höher sind als die direkten, vom Unternehmen selbst verursachten, heißt es im neuesten CDP Supply Chain Report 2022. Schlecht verfügbare Daten der Lieferketten sind eine der Hauptgründe für die lasche Dokumentation. CDP ist eine Non-ProfitOrganisation und verwaltet die weltweit größte Datenbank zu CO2-Emissionen, Reduktionszielen und Klimarisiken, die etwa auch der Rohstoffabbau birgt.

Verlässliche Daten nötig

Konkret geht es dabei etwa um Kupfer für Kabel und Wasserrohre, Silber für Solarmodule, Aluminium für leichtere Autos, Lithium und Kobalt für Lithium-IonenBatterien und in der Folge für Elektroautos sowie Nickel für wiederaufladbare Batterien – und im Fall der Mondi Group um Holz. Mehr als 80 Prozent der Papierund Verpackungslösungen des Konzerns basieren auf Holzfasern. Bis 2030 will die Mondi Group Holz aus 100 Prozent verantwortungsvollen Quellen beziehen. Dafür sorgen Zertifizierungen, gewisse Standards und ein eigenes Due-Diligence-System. Denn das A und O ist eine verlässliche Datenbasis, die aufgebaut werden muss. Wichtig sind die Primärdaten der Zulieferer, ein eigenes Projekt-

NACHHALTIGKEIT ROHSTOFFE 39
© NORSK HYDRO / JOÃO RAMID Brasilien. In der Aluminiumfabrik Alunorte von Norsk Hydro, der größten Raffinerie außerhalb von China, wird Aluminium mittels Wasserkraft aus Bauxit produziert.

team treibt den Austausch voran. „Es war noch nie so wichtig, entlang der Wertschöpfungskette zusammenzuarbeiten, um den Wandel voranzutreiben, den unser Planet braucht, und um als Industrie voranzukommen, Ideen, Technologien und Lösungen in großem Maßstab zu entwickeln“, sagt Mondi-Group-Environmental-Manager Christian Ramaseder zum Börsianer Grün. 2022 rechnete das Unternehmen 46 Prozent des gesamten CO2-Fußabdrucks Scope 3 zu, 60 Prozent davon entfielen auf die zugekauften Rohmaterialien.

Auch die Schweizer Swisscom hat in Herstellung, Transport, Nutzungs- sowie in der End-of-Life-Phase der Handelswaren und Netzwerksinfrastruktur ihre Emissions-Hotspots identifiziert. 95 Prozent der Emissionen haben ihren Ursprung in der Wertschöpfungskette, zwei Drittel direkt bei den Lieferanten. Mit zehn Lieferanten generiert die Swisscom etwa 70 Prozent der Emissionen. „Verantwortung geht über die Grenzen des Unternehmens hinaus“,

meinte Swisscom-Vorstandschef Christoph Aeschlimann kürzlich im BusinessClub Bern. Die Swisscom fordert ihre Lieferanten auf, ihren CO2-Fußabdruck auf der Plattform CDP zu rapportieren, außerdem wird ein transparentes Eco-Rating wie etwa von Ecovadis eingefordert. Bei Gütern, in der die Swisscom als Wiederverkäufer auftritt, wie bei Handys gelten zwar dieselben Vorgaben, diese lassen sich aber schwerer durchsetzen und überprüfen, heißt es vom Unternehmen zum Börsianer Grün. „Die Dokumentation von Scope 3 verbessert sich zunehmend, vor allem auch durch die Science-basedTargets-Initiative (SBTi), Europas Unternehmen schreiten da den US-Pendants voran“, sagt Craig Cameron, Fondsmanager des Templeton Global Climate Change Fund (siehe Interview).

Fokus auf lokale Lieferketten

Die Voestalpine AG, die weltweit mehrere Standorte unterhält, kauft wie die Mercedes-Benz Group AG möglichst regional zu, Stichwort „local for local“,

und vermeidet dadurch unnötige Transportwege. In Deutschland betrug der lokale Lieferantenanteil zuletzt 83,13 Prozent, in Österreich 62,68 Prozent. Für die Stahlerzeugung kauft die Voestalpine AG weltweit Eisenerz, Kokskohle und Schrott, für die Legierungen aber auch Aluminium, Kobalt, Nickel und Zink. Bei Rohstoffen, Herkunftsländern und Lieferanten wurden Umweltaspekte, Menschenrechte, Arbeitsbedingungen und Antikorruptionsmaßnahmen geprüft. Hotspots im Bereich der Menschenrechte, vor allem in Bezug auf Kinder- und Zwangsarbeit, konnten so bei allen Lieferanten ausgeschlossen werden, heißt es im Nachhaltigkeitsbericht. „Soziale und ökologische Auswirkungen und Risiken der Aktivitäten von Lieferanten werden systematisch erhoben und bewertet“, bekräftigt Voestalpine-Boss Herbert Eibensteiner auf Nachfrage.

Nachhaltige Verwendung

Mit Blick auf Industriemetalle hat Stahlschrott, weil zu 100 Prozent recycelt, bei

NACHHALTIGKEIT ROHSTOFFE 40
©
Vorreiter. In der Mine Centinela des Unternehmens Antofagasta in Chile wird Sonnenenergie für die Produktion eingesetzt. ANTOFAGASTA

EUROPA HAT NOCH DIE NASE VORN

Europa versus USA: Wie steht es um die Scope­3­Dokumentation? – Craig Cameron: Es hat sich verbessert, aber es ist immer noch viel zu tun, um den CO2-Fußabdruck eines Produkts über die gesamte Wertschöpfungskette wirklich zu verstehen. Europa hat immer noch die Nase vorn, nach Daten von MSCI haben 92 Prozent der Unternehmen in Europa in irgendeiner Form Scope-3-GHG-Emissionen gemeldet gegenüber 79 Prozent in den USA.

Gibt es einen nachhaltigen Abbau von Industriemetallen? –Der Abbau per se ist kaum nachhaltig, der Einsatz der Rohstoffe für Elektrizität als Ersatz für Öl und Gas macht die Metalle aber attraktiv und zu einer nachhaltigen Option. Unternehmen wie Antofagasta verwenden beim Kupferabbau Solar- und Windenergie, Norsk Hydro bei der Aluminiumproduktion Wasserkraft. Beide sind führend in dieser Art der Gewinnung. Und Vulcan Energy versucht in Deutschland Lithium mittels Geothermie zu produzieren. Diese Unternehmen gefallen uns, da investieren wir. Ein gutes Beispiel ist auch Albermale, das fast das gesamte Lithium für Batterien an Elektroautohersteller liefert, grüne Technologie macht dieses Lithium nachhaltiger.

Wie spielen Menschenrechtsrisiken in die Selektion des Fonds hinein? – Wir investieren nur in Unternehmen, die Menschenrechte achten und die sich regelmäßig prüfen lassen, und fokussieren uns auf Regionen, wo es genügend transparente Dokumentation über Arbeitszeit, Gesetze und globale Menschenrechtsnormen gibt. Antofagasta, das in Chile Kupfer abbaut, arbeitet eng mit den dortigen Gemeinden zusammen, 80 Prozent der Arbeiter sind gewerkschaftlich organisiert. Außerdem müssen die beauftragten Firmen ihren Arbeitern eine ethisch korrekte Bezahlung garantieren, die 40 Prozent über dem Mindestlohn liegt. n

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Craig Cameron Fondsmanager Templeton Global Climate Change Fund (ISIN: LU0029873410)

der österreichischen Ratingagentur RFU mit der Note B das beste Rating, die Bewertungen erfolgen auf der von A+ bis C- reichenden neunstufigen RFU-Skala. „Wir bewerten jeweils den gesamten Zyklus vom Abbau bis zur Verhüttung der über Terminkontrakte handelbaren Rohstoff-Weltmarktprodukte und bekommen die Makrodaten von Branchenverbänden und der Materialflussanalyse. So sind wir nicht mit dem Problem der Schönfärberei durch einzelne Unternehmen konfrontiert“, sagt RFU-Geschäftsführer Reinhard Friesenbichler. Für das Rating werden Produktion, Verwendung, soziale Aspekte sowie Umweltkomponenten einbezogen, wobei Ersteres für den schlechtesten Impact sorgt. Kupfer kommt insgesamt mit einem B- davon, die Recyclingrate liegt bei 45 Prozent, der steigende Bedarf birgt aber auch das Risiko zunehmender Entwaldung. Letzteres gilt auch für die Aluminiumgewinnung im AmazonasGebiet; in Guinea, das für sieben Prozent der weltweiten Produktion steht, spitzen sich westliche und chinesische Interessen zu Konflikten zu, das Rating beträgt wie bei Lithium C+. Der Lithiumabbau, der zu 90 Prozent in Australien, Chile und China stattfindet, sorgt etwa in der Atacama-Wüste in Südamerika für Wasserverschmutzung und -knappheit. Bei Kobalt mit einem schlechten Rating von C ist Ausbeutung der Arbeiter und ein hoher Anteil an Kinderarbeit ein gravierendes Problem.

„Wir wollen nur Produkte anbieten, die nachhaltig und ohne Menschenrechtsverletzungen produziert wurden. Die zentrale Herausforderung dabei ist derzeit die Komplexität der Lieferketten: Bei Mercedes-Benz haben wir über

40.000 direkte Lieferanten und viele weitere Vorlieferanten. In den tieferen Lieferketten haben wir unser Engagement jüngst noch verstärkt, indem wir unser Auditprogramm für Kobalt auf alle kritischen Batteriematerialien ausgeweitet haben“, sagt Renata Jungo Brüngger, Vorstandsmitglied der Mercedes-Benz Group AG für Integrität und Recht, zum Börsianer Grün. Das heißt: Verarbeitet sollen nur jene Rohstoffe und Materialien werden, die im Einklang mit den Responsible-Sourcing-Standards der Vereinten Nationen produziert wurden, bei 24 Rohstoffen mit erhöhten Menschenrechtsrisiken wird bis 2028 ein eigener Bewertungsprozess implementiert. Der Kobaltanteil an den Kathoden der Batteriezellen liegt bei weniger als zehn Prozent und soll weiterverringert werden, durch „PostLithium-Ionen-Technologien mit neuen Materialzusammensetzungen soll in Zukunft ganz auf Kobalt verzichtet werden“, heißt es aus dem Unternehmen zum Börsianer Grün.

Zukunft liegt im Recycling

Ein großer Schwerpunkt bei Mercedes-Benz liegt zudem auf Recycling und der Kreislaufwirtschaft für die gesamte Wertschöpfungskette, das Unternehmen baut derzeit eine eigene Batterierecyclingfabrik in Deutschland. Kürzlich erfolgte mit dem deutsch-kanadischen Start-up Rock Tech der Spatenstich für eine eigene Lithiumfabrik im deutschen Brandenburg. 10.000 Tonnen Lithiumhydroxid – das reicht für 150.000 vollelektrische Fahrzeuge pro Jahr – sollen dort jährlich verarbeitet werden und den Hochlauf der Massenproduktion von Elektroautos der Marke Mercedes-

Benz unterstützen. Die Batteriezellenpartner des Autoherstellers müssen die Zellen bilanziell CO2-neutral herstellen, Emissionen der Batterieproduktion werden dadurch um 30 Prozent reduziert. Die jüngsten Preisexplosionen bei Lithium konnten durch Preisgleitklauseln und sogenannte Offtake-Vereinbarungen ausgeglichen werden. Mercedes-Benz arbeitet ebenfalls mit CDP zusammen, 91 Prozent der Hauptlieferanten haben ihre Daten eingemeldet, die Umweltauswirkungen der Lieferkette sind so transparent. Auch die deutsche Varta AG, die derzeit Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet hat, ist als Hersteller von Lithium-Ionen-Zellen bestrebt, den CO2-Fußabdruck ihrer Lieferkette zu reduzieren, und will das vor allem durch einen erhöhten Rezyklatanteil sowie die Nutzung erneuerbarer Energie bei der Herstellung der Materialien erreichen. Die Komplexität der Lieferketten und die Vielfalt der Zulieferer stellt jedoch auch die Varta AG bei der Scope-3-Dokumentation vor große Herausforderungen.

% MEINE GRÜNE RENDITE

Der Schlüssel für reduzierte indirekte Scope-3-Emissionen ist die intensive Zusammenarbeit mit Zulieferern, Logistikpartnern und Kunden. Ein Beispiel: Die Mondi Group hat 2021 mit ihrem Logistikpartner CMA CGM Frachtschiffe statt mit Schweröl mit Biomethan betrieben, die Transportemissionen wurden dadurch um 67 Prozent reduziert. „Wichtig für Unternehmen ist, sich auf jene Lieferanten mit den höchsten CO2Emissionen zu fokussieren und mit diesen Lösungen zu erarbeiten“, rät der CDP Supply Chain Report. n

NACHHALTIGKEIT ROHSTOFFE 42
„Wichtig, Technologien und Lösungen in großem Maßstab zu entwickeln.“
CHRISTIAN RAMASEDER
„Zentrale Herausforderung ist derzeit die Komplexität der Lieferketten.“
RENATA JUNGO BRÜNGGER
„Risiken der Aktivitäten von Lieferanten werden systematisch erhoben.“
HERBERT EIBENSTEINER
NACHHALTIGKEIT IN DER FINANZBRANCHE 2023 #UMFRAGE
Investorenumfrage

FRUST DER INVESTOREN NIMMT ZU

Der Frust der Investoren über die steigende Regulatorik in der Europäischen Union beim Thema Nachhaltigkeit ist groß. Ambitionierte Pläne sind im Nichts verlaufen, die USA haben Europa links überholt. Das ergab eine exklusive Umfrage des Börsianer Grün unter mehr als 500 institutionellen Investoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im April 2023.

Tatsächlich ist es leider so, dass die EU seit Jahren sehr ambitionierte Pläne und Ziele verfolgt, aber viel zu wenig und zu langsam auf Schiene bringt. Die USA machen jahrelang nichts, kommen dann im Juli 2022 mit dem Inflation Reduction Act (IRA), und innerhalb kürzester Zeit verschieben die meisten europäischen Unternehmen ihre Investitionspläne in Richtung USA“, fasst ein Umfrageteilnehmer Europas Problem in Sachen Nachhaltigkeit und Regulierung zusammen und spricht damit vielen anderen Teilnehmern aus der Seele. Was kann Europa nicht, was die USA können? Es fehlt ein konkretes, klares und attraktives Programm, das so einfach ist, dass es letztendlich bei potenziellen Käufern nachhaltiger Produkte verständlich ankommt. Denn ohne Verständnis fehlt auch die Unterstützung der breiten Masse. Nun ist die Eindämmung des

Klimawandels zwar ein hehres Ziel. „Je größer die Bürokratie, desto höher ist die Gefahr, dieses Ziel aus den Augen zu verlieren“, bringt es Nils Kottke vom Bankhaus Carl Spängler & Co AG auf den Punkt. Keine Frage: Aus Sicht der Realwirtschaft und der notwendigen Transformation vieler Unternehmen macht ein Rahmenwerk Sinn, auch das Datenerfassen ist nachvollziehbar. „Die aktuellen aufsichtsrechtlichen Anforderungen bergen aber zum Teil die Gefahr, dass notwendige politische Entscheidungen zu moralischen Entscheidungen von Unternehmen gemacht werden“, relativiert ein Teilnehmer die guten Absichten der Aufsicht. Dazu kommt, dass das Thema Nachhaltigkeit mit einer „dermaßen pauschalen Generaldringlichkeit in die Investmentprozesse gepresst wird, dass für tiefgreifende Analysen und somit das Erarbeiten des Kerns der Philosophie kein Raum übrig

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TEXT INGRID KRAWARIK © THE WHITE HOUSE Amerikas Vorstoß. Mit dem Inflation Reduction Act setzten sich die Vereinigten Staaten plötzlich auf die Überholspur in Sachen Energiewende. In Europa murren viele wegen der weitreichenden Regulatorik.

bleibt“. Obskure Einzelziele müssen mit „endlosen Dokumentationen abgeglichen und neu erstellt werden, um der Einstellung einiger weniger Regulatoren zu entsprechen“, macht ein Investor seinem Frust Luft. Hier hilft vielleicht wirklich nur der Wettlauf mit den USA, der die Europäische Union dazu zwingt, rascher zu entscheiden und umzusetzen und das Fass ohne Boden anderweitig zu stopfen. Denn nach wie vor ist immer noch nicht klar definiert, was „nachhaltig“ überhaupt bedeutet.

ESG: kein Nachteil, aber ein Bremsklotz

Nur rund 22 Prozent befürchten Renditeeinbußen bei nachhaltigen Investments im Vergleich zu klassischen Investments. Im Vorjahr fühlten sich die Skeptiker bestätigt, Aktien von „bösen“ Rüstungsfirmen erzielten hohe Kursgewinne, viele nachhaltige Fonds verzeichneten Verluste. Auch die kritischen Stimmen in Sachen ESG - die Abkürzung für Environmental, Social, Governance –, das als Grundlage für viele nachhaltige Produkte herangezogen wird, werden nicht müde: „Aus meiner Sicht ist ESG das am meisten überbewertete und überverkaufte Konzept aller Zeiten. Es fängt schon damit an, dass die Messung dessen, was gut ist, subjektiv individuell oder personenspezifisch ist. Nicht einmal die Ratingagenturen können sich darauf einigen, welche ESG-Bewertung sie einzelnen Unternehmen geben sollen“, sagt etwa Aswath Damodaran, Professor für Finanzierung an der Stern School of Business der New York University. Investoren, die sich beim Stockpicking Vorteile gegenüber anderen erhoffen, wird der Investmentprozess durch ESG erschwert. „Wir tendieren zu einem bürokratisch aufgebauten Philosophie-In-

vestment, das uns am Ende das Animo, in Unternehmen zu investieren, um damit nicht nur Gutes zu tun, sondern auch Vermögen zu bilden, wegnimmt“, bringt ein Umfrageteilnehmer das Problem auf den Punkt. Weiters erklärt er: „Damit Nachhaltigkeit bei Investments nicht zum Feigenblatt für nichtnachhaltige Gewohnheiten verkommt, müssen Herzen und Köpfe gewonnen werden. Ich denke, dazu muss mehr freier Wettbewerb um diese Herzen und Köpfe zugelassen werden.“

BEFÜRCHTEN SIE BEI NACHHALTIGEN INVESTMENTS (ESG) RENDITEEINBUSSEN GEGENÜBER KLASSISCHEN INVESTMENTS?

JA: 21,84 % (2022: 22,09 %)

NEIN: 78,16 % (2022: 77,91 %)

Verständnis von Nachhaltigkeit treibt Blüten

An nachhaltigen Produkten kommt ein Investor oder auch ein ganz normaler Retailkunde kaum vorbei, seit August 2022 müssen Berater und Produktvermittler ihre Kunden nach de-

Eine ganze Reihe nachhaltiger Ideen.

MEHR WERT DURCH VERANTWORTUNG

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SERVICE UMFRAGE

ren Nachhaltigkeitspräferenzen befragen und diese in die Produktauswahl und Beratung miteinbeziehen. Ein Großteil der Umfrageteilnehmer, nämlich rund 85 Prozent, hat auch schon einmal bei einem nachhaltigen Finanzprodukt zugelangt. Oft ist es so, dass Kunden nicht wissen, was sie wirklich wollen, nachdem sie Kinderarbeit, Atomkraft und Waffen ausgeschlossen haben. Das Verständnis von Nachhaltigkeit treibt auch hier ihre Blüten. Die Verbesserung des CO2-Abdrucks und der schonende Umgang mit Ressourcen sind für Unternehmen verfolgbare Ziele, in nachhaltigen Produkten lassen sich solche Vorhaben jedoch kaum umsetzen. „Die jeweiligen rechtlichen Anforderungen sind sehr komplex und liefern aus Kundensicht nicht immer einen Mehrwert. Ich befürchte, dass dadurch das wichtige Thema Nachhaltigkeit weniger positiv wahrgenommen wird, als es sein könnte und sollte“, schreibt ein Teilnehmer. Die Notwendigkeit der Einbindung institutioneller Kapitalmarktteilnehmer in das Thema CO2-Reduktion ist unbestritten, sagt ein weiterer Befragter. „Wenn man allerdings nicht weiß, wie die Berechnung eines CO2-Austoßes eines Veranlagungsportfolios funktioniert, welche Annahmen dabei getroffen werden, Durchschnittswerte herangezogen werden und dabei diverse Mehrfachzählungen in Kauf genommen werden, ist die Aussagekraft von solchen Zahlen alles andere als verlässlich, repräsentativ und schon gar nicht vergleichbar zwischen Marktteilnehmern.“

HABEN SIE SCHON EINMAL IN EIN NACHHALTIGES FINANZPRODUKT INVESTIERT?

ken: Sind Unternehmen profitabler, weil sie nachhaltig sind, oder sind sie etwa nachhaltiger, weil sie besonders profitabel sind?

JA: 85,06 % (2022: 88,37 %)

NEIN: 14,94 % (2022: 11,63 %)

Profitabel, weil nachhaltig, oder nachhaltig, weil profitabel?

Mehr als 82 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass nachhaltig produzierende Unternehmen langfristig wirtschaftlich erfolgreicher sind. Messen lässt sich das allerdings noch nicht, „langfristig“ dauert eben. Ebenso ist es gängig, dass auch die Unternehmen Nachhaltigkeit nach deren eigenem Verständnis definieren. Solange das transparent dargelegt wird, ist das auch honorabel. Eine Frage zum Nachden-

JA: 82,42 % (2022: 89,41 %)

NEIN: 17,58 % (2022: 10,59 %)

Für die Erstellung diverser Nachhaltigkeitsreports werden in Unternehmen Heerscharen an Kapazitäten aufgebaut und erhebliche zeitliche Ressourcen aufgewendet, um am Ende von Investorenseite nicht nur ein erforderliches Bekenntnis in Richtung Net-Zero zu bekommen, sondern dieses auch noch auf die sprichwörtliche zweite Kommastelle exakt darzustellen, merkt ein Teilnehmer an. „Das alles birgt, trotz all des aktuellen besten Wissens und Gewissens, ganz einfach die Gefahr in sich, früher oder später dem Vorwurf von Greenwashing ausgesetzt zu sein, auch wenn sich im Zeitablauf die Datenqualität und Berechnungsmethoden verbessern werden.“ Immerhin lesen mehr als 72 Prozent der Befragten die relevanten Passagen zu dem Thema in den Nachhaltigkeitsberichten. Die Mühe der Unternehmen zahlt sich also aus. Je spannender diese gestaltet werden und je aussagekräftiger die unterlegten Zahlen sind, desto mehr Spaß macht das Schmökern.

LESEN SIE DIE IN GESCHÄFTSBERICHTEN INTEGRIERTEN PASSAGEN ZUM THEMA NACHHALTIGKEIT?

JA: 72,41% (2022: 68,60 %)

NEIN: 27,59 % (2022: 31,40 %)

46 SERVICE UMFRAGE
SIND NACHHALTIGE UNTERNEHMEN LANGFRISTIG WIRTSCHAFTLICH ERFOLGREICHER ALS ANDERE?

Dauerbrenner und Sargnagel

Ein wunder Punkt unter Investoren ist nach wie vor die mangelnde Vergleichbarkeit nachhaltiger Finanzprodukte – 73 Prozent der Befragten antworten mit Nein -, da es immer noch keine einheitliche Definition von Nachhaltigkeit gibt. Ob diese je kommt, wird bezweifelt. Der aktuelle Schwerpunkt der Aufsicht stellt Vergleichbarkeit anhand spezifischer Kennzahlen in den Mittelpunkt. Das kostet viele Ressourcen und gewinnt vergleichsweise wenig für die Sache. Viele Umfrageteilnehmer anerkennen das ursprüngliche Bestreben der EU, mit Taxonomie und SFDR etwas Systematik in das überaus weite Feld der Nachhaltigkeit zu bringen. „Die daraus resultierenden KPI-Schlachten schießen jedoch oftmals über das Ziel hinaus, Nachhaltigkeit verständlicher zu machen, da sie gerade zu komplex sind. „Die aus diesem Nichtverständnis resultierende Ablehnung nachhaltiger Anlagen ist schlussendlich ein Bärendienst für die ganze Sache“, moniert ein Teilnehmer. Und er ergänzt: „In der Schweiz schätze ich dagegen den prinzipien-

orientierten Ansatz zu Transparenz, dass – vereinfacht gesagt – das, was draufsteht, auch drinnen sein muss. Anleger benötigen keine KPI-Schlachten, sondern eine einfache Erklärung, die sie verstehen und Vertrauen fassen lässt. Wenn wir dies als Assetmanager wirklich berücksichtigen, reduzieren wir ganz signifikant das Risiko der Greenwashing-Vorwürfe.“

SIND NACHHALTIGE INVESTMENTFONDS FÜR SIE AUSREICHEND VERGLEICHBAR?

JA: 26,74 % (2022: 23,53 %)

NEIN: 73,26 % (2022: 76,47 %)

Entgeltliche Einschaltung

OeKB ERWEITERT ENGAGEMENT IM BEREICH SUSTAINABLE FINANCE

Das Thema Nachhaltigkeit hat in der OeKB schon seit vielen Jahren einen zentralen Stellenwert und ist fest im Kerngeschäft verankert. Zu den Meilensteinen zählt dabei die Begebung ihres ersten Sustainability-Bonds im Oktober 2019. Im Juli letzten Jahres wurde die dritte Nachhaltigkeitsanleihe mit einem Volumen von 500 Millionen Euro sehr erfolgreich begeben. „Die achtfache Überzeichnung des dritten SustainabilityBonds war ein Rekord für ein OeKB-Orderbuch und eine schöne Anerkennung für unsere zahlreichen Aktivitäten im

Bereich Sustainable Finance“, erläutert Angelika Sommer-Hemetsberger, im Vorstand der OeKB für Kapitalmarktaktivitäten zuständig.

OeKB > ESG Data Hub

Im August 2022 hat die OeKB ihr umfangreiches Serviceportfolio erweitert und mit dem OeKB > ESG Data Hub eine zentrale Online-Plattform lanciert, mit der Unternehmen ihre relevanten Nachhaltigkeitsdaten gemäß den aktuellen regulatorischen Anforderungen einfach sammeln und managen können. Unternehmen kön-

nen den Service kostenlos nutzen und nach dem Ausfüllen der Fragebögen entscheiden, welche Kreditinstitute auf ihre Daten zugreifen dürfen. „Damit kann die OeKB eine weitere wichtige Rolle für die österreichische Wirtschaft einnehmen und zur so wichtigen Transformation in Richtung Nachhaltigkeit beitragen“, so Sommer-Hemetsberger. www.oekb.at

SERVICE UMFRAGE
Mag. Angelika SommerHemetsberger, Mitglied des Vorstands

Kopf­an­Kopf­Rennen bei Greenwashing

Der Vorwurf des Greenwashings ergibt sich zwangsweise aus der falschen Implementierung und auch aus den vielfältigen Interpretationsmöglichkeit der Regulierung, da vieles nicht klar oder gar nicht definiert ist, sagt ein Teilnehmer. Und er führt weiter aus: „Die Regulierungsbehörden setzen dem Ganzen noch die Krone auf, da von Land zu Land ebenfalls eine unterschiedliche Interpretation aufgrund lokaler politischer Ausrichtung erfolgt. Die Europäische Kommission wie auch die zentrale Aufsichtsbehörde ESMA versuchen, bestehende Unklarheiten zu beseitigen, jedoch meist kurzfristig vor wichtigen entscheidenden Fristen. Dies führt zu Frust und auch zu rechtlichen Risiken. All dies ist nicht im Sinne der Sache, die tatsächlich der gesamten Wirtschaft erhebliche Impulse und Wettbewerbsvorteile bringen kann!“ Rund 51 Prozent der Befragten haben hierzu bie Beobachtung gemacht, dass das Greenwashing bei börsennotierten Unternehmen zugenommen habe. Hier würden nur eine erhöhte Transparenz vonseiten der Unternehmen und klare vom Regulator vorgegebene Standards helfen.

HAT GREENWASHING BEI BÖRSENNOTIERTEN UNTERNEHMEN ZUGENOMMEN?

Das Kreuz mit der Bürokratie

„Die über weiteste Strecken demokratisch nicht legitimierte EU-Bürokratie ist einer der Hauptgründe, warum Europa im internationalen Vergleich zurückfallt und immer weiter zurückfallen wird“, geht ein Umfrageteilnehmer mit der Europäischen Union hart ins Gericht. Das Problem ist einfach erklärt: In den USA sehen die Menschen Risiken immer als Chance an und investieren, in Europa sieht man Risiko als Gefahr an und beginnt zu regulieren. 56 Prozent der Befragten sehen darin einen Wettbewerbsnachteil für Europa. Der Green Deal Industrial Plan der EU als Antwort auf den Inflation Reduction Act der USA kommt vielleicht zu spät, denn er muss durch die Mühlen der Bürokratie erst dingfest gemacht und beschlossen werden. Allerdings: Wettbewerb belebt das Geschäft. Es ist Zeit, dass die EU Nachhaltigkeit als gesellschaftlichen und ökonomischen Hebel endlich einsetzt.

BRINGT DIE ZUNEHMENDE EU-BÜROKRATIE BEIM THEMA NACHHALTIGKEIT EINEN WETTBEWERBSNACHTEIL FÜR DEN STANDORT MIT SICH?

JA: 55,68 %

NEIN: 44,32

JA: 50,59 %

NEIN: 49,41 %

Bei der Umfrage des „Börsianer Grün“ wurden im April 2023 mehr als 500 deutsche, österreichische und Schweizer institutionelle Investoren aus Branchen wie Banken, Fondsgesellschaften, Versicherungen, Pensionskassen und Vorsorgekassen schriftlich befragt. Sieben Fragen konnten dabei jeweils mit Ja oder Nein beantwortet werden. Zusätzlich wurden schriftliche Kommentare eingeholt. Bei falscher oder fehlender Beantwortung einzelner Fragen wurde die Bewertung der jeweiligen Frage im Ergebnis nicht berücksichtigt.

48 SERVICE UMFRAGE
DIE UMFRAGEKRITERIEN

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MARKTENTWICKLUNG

ENTWICKLUNG KLASSISCHER VERSUS NACHHALTIGER INDIZES IN DER DACH-REGION (YTD)

Trend nach oben. Der DAX und sein nachhaltiges Pendant kämpfen sich in Richtung Allzeithoch. Der ATX steht seit Jahresbeginn wieder im Plus, der Vönix ist ihm dicht auf den Fersen. In der Schweiz schlägt die nachhaltige Variante des SMI den Leitindex.

MAGISCHES VIERECK UND „SAY ON CLIMATE“ IM MITTELPUNKT

Aus Sicht von Kapitalanlegern wurde das magische Dreieck der Geldanlage – Rendite, Sicherheit, Liquidität – längst um das Kriterium der Nachhaltigkeit ergänzt. Viele Anleger möchten mit ihren Investments nicht nur einen finanziellen Ertrag erwirtschaften, sondern auch einen positiven ökologischen und sozialen Beitrag leisten. Asset Manager, die dieses Bedürfnis am besten erfüllen, werden die Nase vorn behalten. Ein zweiter wichtiger Bereich, in dem Nachhaltigkeitsaspekte immer mehr zum Tragen kommen, ist die Stimmrechtsausübung. Beim sogenannten Proxy-Voting stimmen Asset Manager für und im Sinne ihrer Anleger auf Hauptversammlungen ab. Nachhaltigkeitsthemen gewinnen hierbei von Jahr zu Jahr an Bedeutung. Nach vorn schauend werden sogenannte „Say on Climate“-Beschlüsse immer wichtiger. Diese sehen eine Abstimmung der Aktionäre über die Klimastrategie der Unternehmen auf Hauptversammlungen vor. Als Treuhänder und Corporate Citizens erwarten die Vermögensverwalter von Unternehmen mit hohen Emissionen, dass sie eine Netto-Null-Strategie ausarbeiten und diese mit ihren Anteilseignern teilen.

50 RENDITE WELTINDIZES
FRANK PATERMANN Head of Austria Allianz Global Investors KOMMENTAR -4,00% -3,00% -2,00% -1,00% 0,00% 1,00% 2,00% 3,00% 4,00% 5,00% 6,00% 7,00% 8,00% 9,00% 10,00% 11,00% 12,00% 13,00% 14,00% 02.1. 01.2. 01.3. ATX VÖNIX DAX DAX 50 ESG SWISS MARKET INDEX SMI SIX SWISS SUSTAINABILITY 25 INDIZESVERGLEICH VERGLEICH VON KLASSISCHEN MIT NACHHALTIGEN INDIZES (1 J IN %) KLASSISCHE INDIZES ISIN KURS 1 J % ATX AT0000999982 3209,44 –3,34 DAX DE0008469008 15628,84 8,18 Swiss Market Index SMI CH0009980894 11106,24 –8,81 Dow Jones Global Index XC0006975012 490,79 –9,42 Euro Stoxx EU0009658186 457,15 4,74 NACHHALTIGE INDIZES ISIN KURS 1 J % VOENIX AT0000496906 1295,59 –7,88 DAX 50 ESG DE000A0S3E04 1616,09 1,83 SXI Swiss Sustainability 25 CH0235574404 349,54 –0,70 Dow Jones Sustainability World XC0009673986 1968,85 –7,65 Euro Stoxx Sustainability 40 CH0022259680 1912,78 7,84

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BIODIVERSITÄT

Weltweit sind laut WWF 40 Prozent aller Insektenarten vom Aussterben bedroht. Investiert wird in Industrietitel, Landwirtschafts- und Wasserunternehmen.

SEITE 54

GREEN BONDS

Mit dem Erlös aus Green Bonds werden saubere Verkehrssysteme und die Erhaltung der Biodiversität finanziert. Auch Energieeffizienz wird unterstützt.

SEITE 56

BLUE ECONOMY

Die Ozeane sind wichtige CO2-Speicher, 35 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände sind überfischt. Wachstum gibt es etwa bei Aquakulturen.

SEITE 58

RENDITE GRÜNE INVESTMENTS
1. 2. 3.

NEUE WEGE ZUR NACHHALTIGKEIT

Klimaschutz und Umwelt gewinnen angesichts der Lage des Planeten noch mehr an Bedeutung. Wie dramatisch ist die Situation der Artenvielfalt bis hin zur Verfügbarkeit von Wasser, und worauf sollte man bei solch einem Investment achten?

WASSER

Zwei Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, Schuld ist oft die marode Infrastruktur. Investiert wird in Wasseraufbereitung.

SEITE 60

© CLODAGH KILCOYNE
REUTERS
PICTUREDESK.COM #UMWELT
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4. BRIEFING RAJA KORINEK

Die Artenvielfalt schrumpft, das bleibt nicht ohne Folgen. Zahlreiche Wirtschaftsbereiche seien von der biologischen Vielfalt abhängig, wenn auch nicht überall in gleichem Ausmaß, sagt Eva Mayerhofer, Lead Biodiversity Specialist bei der European Investment Bank (EIB). „Mehr als die Hälfte der globalen Wirtschaftsleistung hängt von der Biodiversität ab.“

Insektensterben als Wertverlust

Insekten werden etwa für die Bestäu-

1. BIODIVERSITÄT –VIELFALT IM AUGE

bung gebraucht. Bereits 2019 schätzte der Weltbiodiversitätsrat IPBES den ökonomischen Nutzen von Bestäubern auf weltweit 577 Milliarden Euro. Das Insektensterben ist deshalb auch mit finanziellen Verlusten verbunden. Weltweit sind laut WWF 40 Prozent aller Insektenarten vom Aussterben bedroht, etwa aufgrund von Pestiziden.

Die Abholzung entzieht wiederum anderen Tieren ihre Lebensgrundlage und zerstört wichtige CO2-Speicher. Laut Global Forest Watch umfassten

2010 die Wälder weltweit vier Gigahektar und deckten rund 30 Prozent der Erdfläche ab. Bis 2021 gingen gut 25 Megahektar verloren, wobei ein Megahektar 10.000 Quadratkilometer umfasst. Überfischung und Umweltverschmutzung tun ihr Übriges, um die Artenvielfalt zu reduzieren.

Investieren in den Artenschutz

Wie sehen Lösungsansätze aus? Der Fidelity Sustainable Biodiversity Fund (ISIN LU2514101273 für Privatanleger;

RENDITE GRÜNE INVESTMENTS 54
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THERMO FISHER
Forschung. Das US-TechUnternehmen Thermo Fisher forscht auch im Sinne des Klimaschutzes und ist ein Liebling der Fondsmanager.

LU2514101604 für Großanleger) investiert in Titel, die Lösungen zum Schutz der Artenvielfalt bieten oder sich bemühen, in der eigenen Firma negative Folgen im Hinblick auf die Biodiversität zu minimieren.

Besonders hohe Gewichtung entfällt auf Industrietitel, etwa auf den österreichischen Anlagenbauer Andritz AG. Laut eigenen Aussagen biete der Konzern Lösungen zur Dekarbonisierung, zur Reduzierung des Plastikmülls und zur Abwasserbehandlung an. Da Biodiversität auch vom Klimawandel betroffen ist, etwa aufgrund von Dürren, zählen Aktien aus der erneuerbaren Energiebranche ebenso zu den Investments wie etwa der USVersorger Nextera Energy und Solaredge Technologies.

Medizintechnik mit Lösungen

Im Axa IM ACT Biodiversity Equity Ucits ETF (IE000SBHVL31) nimmt der Gesundheitssektor die höchste Gewichtung ein. So gibt es in der Medizintechnik Konzerne, die sich mit der Analyse von Wasser-, Boden- und Luftverschmutzung befassen, so Portfoliomanager Tom At-

kinson. „Wasser- und Luftverschmutzung gehören zu den häufigsten Ursachen für den Verlust biologischer Vielfalt.“ Fondsbeispiele sind etwa Thermo Fisher und Danaher. Auch Agrarkonzerne, die sich mit der Präzisionslandwirtschaft beschäftigen, spielen eine wichtige Rolle wie auch Wassertechnologieunternehmen.

Beide Fonds wurden im Vorjahr aufgelegt, während der Ossiam Food for Biodiversity Ucits ETF (IE00BN0YSK89)

Ende 2020 lanciert wurde. Er legt den Fokus auf die Wertschöpfungskette der

Nahrungsmittelproduktion. Dazu zählt die US-Kaffeehauskette Starbucks. Der Konzern achtet darauf, dass Plantagen nicht auf Ackerflächen betrieben werden, für die nach 2004 Urwälder gerodet wurden. Auch Wassereffizienz steht im Fokus. Der niederländische Nahrungsmittelkonzern Unilever ist ebenso Teil des ETF – er lässt Nisthilfen für Vögel bauen, die Schädlinge fressen. Die Einjahresperformance liegt bei rund minus 3,40 Prozent – per 14. April 2023 auf Eurobasis.

% MEINE GRÜNE RENDITE

Die Artenvielfalt schwindet, etwa aufgrund von Pestiziden und Waldrodungen. Das hat nicht nur Folgen für die Umwelt, sondern auch für die Wirtschaft. Bei Biodiversitätsinvestments gibt es unterschiedliche Ansätze zum Erhalt der Vielfalt, von Industrietiteln bis hin zu Landwirtschafts- und Wasserunternehmen. n

Podcast anhören. Wie kann man in Biodiversität investieren?

MARKTENTWICKLUNG

HEIKE ARBTER

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Nicht jeder Trend ist mega, Nachhaltigkeit schon. Umso wichtiger ist es als Produktanbieter mit einem transparenten und glaubwürdigen Angebot am Markt zu sein. Dies bedeutet für uns eine konsequente Umsetzung von Nachhaltigkeitsstandards in der Produktpallette. Externe Gütesiegel wie etwa das Österreichische Umweltzeichen bilden Vertrauen bei Anleger:innen. Raiffeisen Zertifikate verfügt als einziger Zertifikate-Anbieter in Österreich über Produkte, die mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet sind. Klar ist aber auch, dass Anleger:innen mit nachhaltigen Investments nach Rendite suchen - und das im besten Fall mit höchstmöglicher Sicherheit. Genau das können Zertifikate verbinden, wie der aktuelle „MSCI World Climate Change Bond 112 %“ zeigt. Die Mindestrückzahlung nach 6 Jahren beträgt 112 %. Sollte der zugrundeliegende globale Klimaschutz-Index am Laufzeitende auf oder über seinem Startwert liegen, erhöht sich die Rückzahlung automatisch auf 135 %. Mit dem Zertifikate Finder von Raiffeisen Zertifikate einfach per Mausklick nachhaltige Produkte unter https://www.raiffeisenzertifikate.at/zertifikatefinder/ auswählen und mit wenigen Klicks direkt kaufen.

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RENDITE GRÜNE INVESTMENTS
FIDELITY SUSTAINABLE BIODIVERSITY 11 10 9 1.1.23 20.4.23
Quelle: baha
Entgeltliche Einschaltung

2. GREEN BONDS GRÜNER ZINS ALS ZUGPFERD VORAUS

Der Markt für grüne Anleihen wächst, wobei der Erlös für die Finanzierung von Umweltprojekten zweckgebunden ist. Seriöse Emittenten halten sich an die Green Bond Principles, das sind Empfehlungen für die Mittelverwendung. Meist holen sie sich auch eine Zweitmeinung, eine Second Party Opinion, für ihre Projekte ein.

Die Anfänge reichen in das Jahr 2007 zurück. Damals begab die Europäische Investitionsbank den Climate Awareness Bond, so Martin Cech, Portfoliomanager bei der Erste Asset Management. 2012 wurden erste grüne Unternehmensanleihen begeben. Die größten Emittenten sind Versorger, regional ist Europa federführend.

Staaten mischen zunehmend mit Auch Staaten mischen längst mit. Deutschland und die Schweiz starteten 2020. Mit dem Erlös sollen unter anderem saubere Verkehrssysteme und Biodiversität finanziert werden. Österreich setzte den Schritt im Mai 2022, um etwa das Schienennetz zu finanzieren und die Energieeffizienz zu unterstützen. Insgesamt steigt das Volumen weltweit. Laut Bram Bos, Global Head of Green, Social and Impact Bonds bei Goldman Sachs, dürften 2023 gut 600 Milliarden Euro emittiert werden, ein Rekordwert.

Inzwischen werden Rufe nach einer Regulierung laut, um Greenwashing zu bekämpfen. In der EU hat man sich im

März daher auf den EU-Green-BondStandard geeinigt: Emittenten müssen zumindest 85 Prozent der Mittel für Wirtschaftstätigkeiten verwenden, die mit der EU-Taxonomie in Einklang stehen. Voraussichtliche Umsetzung des Standards ist Anfang 2024.

Grüne Chancen – vielfältig genutzt

Im Goldman Sachs Green Bond Short Duration (LU1922483455 für Privatanleger; LU1922482994 für Großanleger) wird der Fokus auf kurze Laufzeiten gelegt. Investiert wird vor allem in das Finanzwesen, öffentliche Emittenten und staatsnahe Agenturen. Die Kriterien sind vielfältig. So müssen etwa die Green Bond Principles sowie die EU-Taxonomie erfüllt werden. Und bei der ESG-Analyse wird zum Beispiel auf die Senkung von Treibhausgasen in den Staaten geachtet. Zu den Negativkriterien zählen etwa kontroverse Waffen und der Abbau von Kraftwerkskohle. Teil der größten Fondspositionen sind die Kreditanstalt für Wiederaufbau, die unter anderem erneuerbare Energieprojekte finanziert. Öffentliche Emittenten, etwa Deutschland, Frankreich und die Europäische Union, zählen ebenso dazu. Die Einjahresperformance per 14. April 2023 auf Eurobasis erreichte minus 3,70 Prozent.

Im SEB Green Bond Fund (LU0041441808 für Privatanleger; LU1144887475 für Großanleger) liegt derzeit der Anteil an Unternehmensanleihen bei knapp mehr als 90 Prozent,

allesamt mit einem Investment-GradeRating. Wichtig ist die direkte oder indirekte positive Wirkung auf Umwelt und Klima: Dazu zählen zum Beispiel Windparks, Abfall- und Abwassermanagement, umweltfreundlicher Transport und nachhaltige Landwirtschaft. Beispiele sind Thames Water sowie Svenska Handelsbanken. Die Einjahresperformance lag bei rund minus vier Prozent.

Im Lyxor Green Bond (DR) UCITS ETF C EUR (LU1563454310) wird der Solactive Green Bond Index abgebildet. Dieser setzt sich aus auf Euro oder US-Dollar lautende Anleihen von Staaten, multinationalen Unternehmen und Entwicklungsbanken zusammen, die von Solactive als Nachhaltig eingestuft wurden. Beispiele sind Industrietitel wie Sweihan PV Power Company oder Finanzwerte wie die NRW Bank. Die Performance auf ein Jahr liegt bei knapp minus zehn Prozent.

% MEINE GRÜNE RENDITE

Das Volumen an Green Bonds steigt kräftig, wobei Europa den Markt dominiert. Die EU möchte ab 2024 den Markt strenger regulieren. Branchenfonds durchleuchten Emittenten und Projekte auf Glaubwürdigkeit und Auswirkung auf Umwelt und Klima, wobei die Portfolioumsetzung vielfältig ist. n

RENDITE GRÜNE INVESTMENTS 56
Podcast anhören. Wie grüne Projekte eine Finanzierung finden.

BIODIVERSITÄT:

WARUM INVESTOREN DEN BLICK DAFÜR SCHÄRFEN SOLLTEN 1995

Zu lange haben Unternehmen und Investoren die Augen vor der Bedrohung verschlossen, die der Verlust der biologischen Vielfalt für den Wohlstand und das Wachstum der Menschheit darstellt. Sie müssen jetzt einen Gang hochschalten, damit sich die Natur regenerieren kann und um die Wirtschaft auf ein nachhaltigeres Fundament zu stellen.

Seit mehr als 10.000 Jahren erkauft sich der Mensch seinen Wohlstand mit dem Verbrauch von Naturkapital – Nahrungsmitteln, sauberer Luft, Wasser und fruchtbaren Böden. In den letzten Jahrzehnten wurden diese Ressourcen jedoch schneller aufgebraucht, als sie reproduziert werden können. Dieser nicht nachhaltige Ansatz für die wirtschaftliche Entwicklung hat sich verheerend auf die Ökosysteme ausgewirkt und bringt Wachstum und das Wohlergehen der Menschen in Gefahr. Ermutigend ist, dass die Dynamik in der Politik und bei den Regulierern zunimmt, um ein neues, rechtsverbindliches globales Übereinkommen auf den Weg zu bringen.

Zahlreiche Länder schaffen für Unternehmen bereits jetzt Anreize, die biologische Vielfalt zu schützen und die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen zu fördern – durch Steuern, Abgaben, Auflagen und Genehmigungen. Die Zahl der biodiversitätsbezogenen Maßnahmen sollte in den kommenden Jahren zunehmen.

Diese Bemühungen werden durch den bahnbrechenden Vorschlag der USA, den Wert von Naturkapital und Ökosystemdienstleistungen spätestens 2036 in ihre volkswirtschaftliche Gesamtrechnung einzubeziehen, noch verstärkt. Die Bemühungen von Regierungen und Regulierern, den Beitrag der Natur zur Wirtschaft zu messen – und ihm einen Wert beizumessen –, sind ein großer Fortschritt.

Aber die politischen Entscheidungsträger allein können das Blatt nicht wenden. Auch

Pionier bei thematischen Aktienanlagen seit

Strategien

Mehr als Anlagespezialisten und 13 Fondsbeiräte

Quelle: Pictet Asset Management, 31.03.2023

die Finanzindustrie und Investoren müssen eine aktivere Rolle spielen. Als globaler Kapitalverwalter ist die Finanzbranche in einer einzigartigen Position, zum Aufbau einer Wirtschaft beizutragen, die mit der Natur und nicht gegen sie arbeitet. Dafür müssen Unternehmen und Investoren zunächst jedoch ein klareres Verständnis der Risiken gewinnen, die ein Verlust der biologischen Vielfalt für ihr Geschäftsergebnis und ihre Portfolios darstellt. Die Bedrohungen sind nicht nur physi-

scher Natur. Es bestehen auch regulatorische, rechtliche und Reputationsrisiken.

Durch die Entwicklung eines florierenden Naturkapitalmarktes können Investoren helfen, Kapitalflüsse von Unternehmen und Projekten, die die natürliche Umwelt zerstören, abzuziehen und zu regenerativen Initiativen umzuleiten.

Die Natur war schon immer das wichtigste Gut der Wirtschaft. Es ist an der Zeit, dass die Finanzbranche dies anerkennt.

Entgeltliche Einschaltung
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MILLIARDEN in Assets under Management usD ThemaTische ak Tien bei PicTeT asseT managemenT

Die Meere bedecken den Großteil der Erde - und erfüllen zugleich eine wichtige Funktion. Aufgrund der Algen und Mikroorganismen produzieren sie rund 70 Prozent des Sauerstoffs in der Atmosphäre, hält man bei der deutschen Helmholtz-Klima-Initiative fest. Diese Funktion wird jedoch durch den Klimawandel beeinträchtigt. Die Ozeane sind auch wichtige CO2Speicher, der Aspekt leidet ebenso. Solch ein Vorgang geschieht nämlich eher in kalten Gewässern und nimmt angesichts der steigenden Erderwärmung ab. Ebenso wenig sollte die Überfischung unterschätzt werden. Weltweit sind mehr als 35 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände laut WWF überfischt.

Hinzu kommen ökonomische Fakten: So wurde das Konzept der Blue Economy erstmals 2012 auf der UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung in Rio de Janeiro eingeführt, erklärt Gaël des Prez de la Morlais von CPR Asset Management. Laut OECD-Zahlen, auf die DWS-Fondsmanager Paul Buchwitz verweist, dürfte die Meereswirtschaft ihren Beitrag zur globalen Wertschöpfung ausgehend vom Jahr 2010 bis 2030 mehr als drei Billionen US-Dollar erreichen.

Wirtschaftskraft mit Tiefgang Neben Industriezweigen wie Fischverarbeitung und Schiffbau wird in den Bereichen Aquakultur und Offshore-Windenergie mit einem kräftigen Wachs-

tum gerechnet. „So dürfte sich laut dem jüngsten Global Offshore Wind Report die Leistung der weltweit installierten Offshore-Windkraftanlagen bis 2035 auf 519 Gigawatt annähernd verzehnfachen“, so Buchwitz.

Der Fokus des DWS Concept ESG Blue Economy (LU2306921490 für Privatanleger; LU2306921227 für Großanleger) ist klar: Investiert wird etwa in Unternehmen, die helfen, die Ozeanversauerung einzudämmen, die Meeresverschmutzung zu reduzieren, und in jene, die sich mit der nachhaltigen Nutzung von Meeresressourcen, Ökosystemen sowie der nachhaltigen Fischerei beschäftigen. Im Dialog mit ausgewählten Unternehmen, deren Geschäftstätigkeit dem Ökosys-

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©
MOWI
Aufgefischt. Das norwegische Unternehmen Mowi ist der größte Zuchtlachskonzern der Welt und findet sich in Blue-Economy-Fonds wieder.

3. BLUE ECONOMY LUKRATIVES PERLENTAUCHEN

tem Meer schadet, wird versucht, sie zu einem Umdenken zu bewegen.

Qualitätstests und Lachszucht Umgesetzt werden solche Entscheidungen etwa mit dem französischen Bureau Veritas. Das Unternehmen hat sich auf Qualitätstests und Zertifizierungen spezialisiert. Mowi aus Norwegen betreibt die weltweit größte Lachszucht. Die niederländische Arcadis hat sich auf Projektmanagement auch im Wasserbereich spezialisiert. Die Einjahresperformance liegt per 14. April 2023 auf Eurobasis bei rund minus 7,4 Prozent.

Im BNPP Easy ECPI Global ESG Blue Economy UCITS ETF (LU2194447293) werden Titel selektiert, die in fünf Kate-

gorien der Meereswirtschaft nachhaltig agieren. Dazu zählt der Offshore-Windbereich, der etwa mit der dänischen Vestas Wind Systems abgedeckt wird, sowie der Kampf der Umweltverschmutzung. Das wird etwa mit dem US-Titel Xylem abgedeckt, der Lösungen für sauberes Wasser anbietet. Nichirei aus Japan produziert Tiefkühlkost, auch mit Meeresfrüchten. Hier liegt die Einjahresperformance bei minus 2,15 Prozent.

Der im Vorjahr aufgelegte CPR Invest Blue Economy (LU2462251419 für Privatanleger; LU2462250528 für Großanleger) setzt auf den Schutz und der Erhaltung der Meere sowie auf die nachhaltige und verantwortungsvolle Nutzung der Ressourcen. Zu den größten

Positionen zählen die Versorger Veolia Environnement aus Frankreich und American Water Works aus den USA sowie ebenfalls Ecolab.

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Die nachhaltige Nutzung der Ozeane hat Vorteile für Meeresbewohner und die globale Wirtschaft. Davon profitieren zahlreiche Branchen, etwa die Fischzucht und der Tourismus bis hin zur Logistikbranche und Windenergie. Fondsmanager nutzen die entsprechenden Chancen. n

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CPR INVEST BLUE ECONOMY 110 100 90 22.7.22 19.4.23 Quelle: baha Podcast anhören.
Meere retten und Profite einfahren

4. WASSER

WERTVOLLES NASS

Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist nicht immer selbstverständlich. Zwar bedeckt das blaue Gut rund 70 Prozent des Planeten. Jedoch sind nur drei Prozent der Vorräte Süßwasser. Zugleich wächst die Weltbevölkerung. Somit wird mehr Trinkwasser gebraucht werden.

Zudem ist schon jetzt der Zugang ungleich verteilt. Allein im Vorjahr hatten laut dem UN-Weltwasserbericht 2023 rund zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Und rund 50 Prozent der Weltbevölkerung haben keinen Zugang zu sicher bewirtschafteten sanitären Einrichtungen.

Landwirtschaft mit hohem Verbrauch Doch wie sieht der Verbrauch im Detail aus? Knapp mehr als 22 Prozent entfallen auf die Industrie, gut 70 Prozent auf die Landwirtschaft und der Rest auf private Haushalte. „Wenn die derzeitigen Praktiken fortgesetzt werden, könnte die weltweite Wassernachfrage das Angebot bis 2030 um 40 Prozent übersteigen. Die Zahl der Menschen, die unter Wassermangel leiden, könnte sich bis 2050 verdoppeln“, sagt Hubert Aarts, Portfoliomanager des BNP Paribas Aqua der BNP Paribas Asset Management.

Als einen Grund nennt Aarts die marode Infrastruktur. Dies trifft vor al-

lem auf Industrieländer zu, wo aufgrund Lecks Wasser verschwendet wird. In vielen Schwellenländern hinkt der Ausbau der Urbanisierung nach.

Keine Wasserabfüller

Dabei haben die Entwicklungen auch wirtschaftliche Konsequenzen. Wenn alle Menschen Zugang zu einer Toilette hätten, die an ein sicheres Abfallentsorgungssystem angeschlossen wären, könnte dies zu einer Produktivitätssteigerung und einer Senkung der Gesundheitskosten in der Höhe von 86 Milliarden US-Dollar pro Jahr führen, so Aarts. Lösungen sind dringend ge-

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Trinkwasser. Unternehmen, die auf Wasseraufbereitung und auf die Konservierung von Wasser setzen, sind bei Fondsmanagern gefragt.

fragt. Beim KBI Water Fund von Amundi (IE00B2Q0L939 für Privatanleger; IE00B5630V84 für Großanleger) wird in Unternehmen investiert, die Lösungen für Wasserprobleme anbieten, erklärt der leitende Portfoliomanager Matt Sheldon. „Sie erhöhen das Angebot und den Zugang, verringern die Nachfrage und die Verschwendung, verbessern und sichern die Qualität, bauen und reparieren die Infrastruktur.“ Ausgeschlossen werden Abfüller von Trinkwasser, Wasserkraftunternehmen und Unternehmen mit wesentlichen Verbindungen zu Fracking. Zu den größten Fondspositionen zählen Veolia Environnement, Uni-

ted Utilities und Ecolab, das unter anderem Wasserfilter anbietet. Die Einjahresperformance per 14. April 2023 auf Eurobasis liegt bei rund 3,6 Prozent.

Wasseraufbereitung en vogue

Auch der BNP Paribas Funds Aqua Fund (LU1165135440 für Privatanleger; LU1165135952 für Großanleger) zielt auf die Wertschöpfungskette ab, von der Wasserinfrastruktur bis hin zur Wasseraufbereitung und -versorgung. Dazu zählen American Water Works, das Diagnostikunternehmen Agilent Technologies sowie Linde. Letzterer Konzern bietet Lösungen zur Beseitigung von

Schadstoffen im Wasser an. Auf ein Jahr erlitt der Fonds ein Minus von rund 2,6 Prozent. Im KBC Water Responsible Investing Fund (BE0175479063) stehen jene Unternehmen im Fokus, die insbesondere zu einem effizienten Einsatz von Wasser, aber auch zur Konservierung von Wasserressourcen beitragen. Zu den größten Positionen zählt auch hier American Water Works. Xylem gehört ebenso dazu. Xylem bietet wie die japanische Kurita Water Industries Anlagen für die Wasseraufbereitung an. Die Einjahresperformance liegt mit 0,35 Prozent leicht im Plus.

% MEINE GRÜNE RENDITE

Wasser ist ein lebenswichtiges Element, jedoch ist die Menge an dem sauberen „blauen Gold“ begrenzt. Lösungen für einen effizienten Einsatz sowie die Aufbereitung sind gefragt. Entsprechende Unternehmen stehen im Fokus der Fonds. n

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© DAI KUROKAWA / EPA / PICTUREDESK.COM
42 36 30 19.4.22 19.4.23 Quelle:
KBI WATER FUND baha

INDUSTRIEMETALLE ALS SPANNUNGSFELD

Wieso Nachhaltigkeit weit mehr als das Thema Umwelt ist Welche Investmentansätze der Fondsmanager verfolgt

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INTERVIEW RAJA KORINEK

VITA

MICHAEL HUBER

Stv. Leiter „Aktien Entwickelte Märkte“

Raiffeisen KAG

Michael Huber ist seit 2010 bei der Raiffeisen KAG, seit 2021 stellvertretender Leiter der Abteilung „Aktien Entwickelte Märkte“ und ist dort für die Gestionierung nachhaltiger Fonds verantwortlich. Huber ist zudem Mitglied des Beirats für Nachhaltige Investments der Raiffeisen KAG und des Steering Committees. Sein Studium der Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien schloss der erfahrene Nachhaltigkeitsexperte 2009 ab.

Strategie. Michael Huber setzt in seinem Fonds verstärkt auf das Thema Kreislaufwirtschaft.

Herr Huber, Inflation und Krieg sorgen für reichlich Schlagzeilen. Droht der Fokus auf die Nachhaltigkeit ins Hintertreffen zu geraten? – Michael Huber: Tatsächlich agierte manch ein Anleger im aktuellen Umfeld opportunistisch, um in einigen Bereichen, so etwa im Ölsektor, kurzfristig Gewinne zu lukrieren. Schließlich sind die Energiepreise vor allem in Europa nach oben geschnellt und bescherten entsprechenden Sektoraktien hohe Profite. Auch Rüstungsaktien rückten aufgrund des Ukraine-Kriegs in den Mittelpunkt. Einige US-Broker stuften sie gar als nachhaltig ein, mit der Begründung, dass Waffen zur Selbstverteidigung ein-

gesetzt würden. Für uns kommen beide Investments nicht infrage. Wir behalten auch im Raiffeisen-NachhaltigkeitMix-Fonds den langfristigen Blick auf Nachhaltigkeit.

Können Sie darauf näher eingehen? - Bei der Titelselektion gibt es mehrere Negativkriterien, zu denen etwa Kinderarbeit, geächtete Waffen, Verletzung von Menschenrechten und fossile Brennstoffe zählen. Wir haben zudem zahlreiche Zukunftsthemen identifiziert, in die wir investieren, so etwa in die Energiewende. Die Kreislaufwirtschaft, Gesundheit und Ernährung sind ebenfalls Teil davon.

RENDITE GRÜNE INVESTMENTS 63
„Wir stehen im Dialog etwa mit der OMV, um sie bei der Transformation zu begleiten.“
MICHAEL HUBER ©
ROLAND RUDOLPH

Große Ölkonzerne spielen bei der Energiewende eine wichtige Rolle. Kann man solche Unternehmen ausschließen? - Wir stehen regelmäßig im Dialog mit den Konzernen, so etwa mit der OMV, um sie bei der Transformation zu begleiten. Bislang haben wir einen anderen Weg gewählt, um in die Energiewende zu investieren. Ein Beispiel ist Air Products & Chemicals. Das US-Unternehmen arbeitet an einem Pilotprojekt für grünen Wasserstoff, der ab 2025 Bussen und Lastkraftwägen weltweit zugeliefert wird. Weitere Investments sind etwa der dänische Windanlagenhersteller Vestas Wind Systems sowie der Windparkbetreiber Orsted.

Letztere zwei Unternehmen wie auch andere kleinere Firmen aus der erneuerbaren Energiebranche leiden unter hohen Kosten, so etwa für Industriemetalle. Ein Grund zur Sorge? - Viele Anlagenbauer konnten die gestiegenen Kosten aufgrund bestehender Verträge nicht weitergeben, weshalb sie im Vorjahr teils sogar Verluste erlitten. Bei den Neuabschlüssen dürfte sich das Blatt wenden. Denn gut aufgestellte Anbieter haben grundsätzlich eine hohe Preissetzungsmacht. Dies sollte auch für den norwegischen Solaranlagenbauer Scatec gelten, in den wir ebenfalls investiert sind. Insgesamt macht der Bereich der erneuerbaren Energieaktien aufgrund aktueller Entwicklungen jedoch nur rund vier Prozent des Fonds aus.

Die Metallförderung ist aus nachhaltiger Sicht umstritten. Die Umwelt wird belastet, die Arbeitsbedingungen sind zum Teil problematisch. Wie gehen Sie an das Thema heran? - Tatsächlich ist dies ein großes Spannungsfeld, da ja Rohstoffe für die Energiewende benötigt werden. Wir machen zum einen jenen Unternehmen, die Industriemetalle beziehen, vermehrt Druck, auf nachhaltige Aspekte bei den Lieferanten zu achten. Zum anderen setzen wir hier verstärkt auf das Thema der Kreislaufwirtschaft. Die Schweizer Swisscom etwa, die ebenfalls Teil des Fonds ist, hatte 2016 eine Rücklaufquote

bei ausrangierten Handys von acht Prozent. Sie erreichte im Vorjahr 23 Prozent. Immerhin lassen sich daraus jede Menge Metalle wiederverwerten. Obendrein setzt Swisscom auf erneuerbare Energien beim Stromverbrauch in der Schweiz und achtet auf die Senkung des CO2-Ausstoßes bei den Lieferketten.

Eine große Aktiengewichtung entfällt auf US­Technologiewerte. Weshalb? - Viele solcher Unternehmen haben Produkte, mit denen etwa Ressourcen eingespart werden können. Ansys bietet Softwareprogramme an, mit denen Innovationen virtuell getestet werden können und sich der Bau eines Prototyps optimieren lässt. Salesforce hilft mit seiner Software Unternehmen, ihren CO2-Ausstoß zu identifizieren und zu senken. Microsoft etwa gilt wiederum als einer der beliebtesten Arbeitgeber weltweit. Auch soziale Faktoren spielen eine wichtige Rolle im Fonds, und das nicht erst seit Ausbruch des Coronavirus, wenngleich die Pandemie ganz allgemein den Fokus auf soziale Aspekte verstärkt hat.

Grundsätzlich teilt sich die Aktien­ und die Anleihequote je zur Hälfte auf das Fondsvermögen auf. Welche Rolle spielen zweckgebundene Bonds im Fonds? - Rund elf Prozent entfallen auf Green und Social Bonds. Weitere 17 Prozent entfallen auf reguläre Unternehmensanleihen, bei denen die Emittenten die gleichen Nachhaltigkeitskriterien erfüllen müssen wie bei der Aktienselektion. Dazu zählt die deutsche Tennet TSO. Der Übertragungsnetzbetreiber spielt eine wichtige Rolle beim Ausbau der Stromübertragung aus erneuerbaren Energien.

Der Fonds investiert teilweise in umstrittene Emittenten, so etwa in der Provinz Alberta, wo die Ölsandförderung stattfindet. Sie steht bei Umweltschützern und Menschenrechtsaktivisten in der Kritik, auch da sie teils auf Gebieten der indigenen Bevölkerung stattfindet. - Grundsätzlich kommen aufgrund unser Negativkriterien wenige öffentliche Emittenten infrage. Die USA sind aufgrund der Todesstrafe ausgeschlossen, Frankreich wegen der Atomkraft. Kanada schneidet insgesamt gut ab. Das Investment in den AlbertaBond wird mittlerweile neu überprüft.

EU­Anleihen sind ebenso Teil des Fonds. Dabei hat die EU 2022 Atomkraft und Erdgas in die Taxonomie für nachhaltige Investments aufgenommen. Wie passt dies zu Ihrem Ansatz? - Es handelt sich großteils um „Sure“-Anleihen der EU. Sie wurden während der Pandemie begeben, um Unternehmen auszuhelfen, Arbeitsplätze zu erhalten. Damit wird ein sozialer Aspekt unterstützt, der Bond erfüllt unsere Kriterien.

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Raiffeisen-Fondsmanager Michael Huber setzt bei der Nachhaltigkeit klare Grenzen, so etwa bei Ölkonzernen. Chancen der Energiewende werden anders genutzt, soziale Aspekte ebenso berücksichtigt. Huber erklärt auch, weshalb manch ein kontroverses Thema dennoch infrage kommt. n

RENDITE GRÜNE INVESTMENTS 64
„Wir machen Unternehmen, die Industriemetalle beziehen, vermehrt Druck.“
RAIFFEISEN-NACHHALTIGKEIT-MIX 130 120 110 19.4.22 19.4.23
MICHAEL HUBER
Quelle:
baha

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Bitte beachten Sie: Eine Veranlagung in Wertpapiere birgt neben Chancen auch Risiken.

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ESG Fund Award

DIE BESTEN

NACHHALTIGEN
#AWARD
INVESTMENTFONDS

DIE BESTEN NACHHALTIGEN FONDS

Der Börsianer Grün – ESG Fund Award zeichnet erstmals die besten nachhaltigen Investmentfonds in der DACH­Region aus.

Dazu wurden 2.700 Fonds einer ESG­Analyse unterzogen. 47 davon werden mit dem Goldstatus prämiert.

Das investierte Kapital soll einen positiven Impact haben: Diese Idee ist im Grunde ein urmenschliches Anliegen. Doch die Krux liegt nach wie vor in der Vergleichbarkeit. Dazu kommt trotz EU-Taxonomie immer öfter Greenwashing. Das frustriert Investoren zunehmend. Um Investoren und Lesern einen besseren und einfachen Vergleich zu bieten, hat der Börsianer Grün 2023 den ESG Fund Award initiiert und 2.700 in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) zugelassene Finanzprodukte einem ultimativen Härtetest unterzogen. Ab einem Rating von 90 Punkten wird der Goldstatus vergeben.

Blick in die Geschichtsbücher Wer in den Geschichtsbüchern blättert, findet in den USA im Jahre 1928 den Pioneer Fonds, der gemeinhin als erster Ethikfonds bezeichnet wird. Das Thema war damals sehr stark christlich-konfessionell orientiert, die Investments frei von „Sünde“ wie Tabak, Alkohol und

Glücksspiel. Heute sind die drei Buchstaben ESG, also Environmental, Social, Governance, die Basis nachhaltiger Investments. In den frühen 1990er-Jahren begannen Fondsgesellschaften potenziell investierbare Unternehmen nach den drei Kategorien zu screenen. Die Investmentidee dahinter: Unternehmen, die in diesen Bereichen gut abschneiden, werden langfristig erfolgreicher und nachhaltiger sein als solche, die sich nicht an diese Standards halten. Ob die nachhaltigen tatsächlich auch die besseren sind, ist seither eine Streitfrage der Finanzbranche. Die Empirie hat mittlerweile über viele Studien festgestellt: Langfristig gesehen, ist es aus reiner Performancesicht zumindest kein Nachteil, in ESG zu investieren.

Goldstatus und drei Bäume

Der neue Börsianer Grün – ESG Fund Award zeichnet die besten nachhaltigen Investmentfonds nach den Kriterien ESG und Performance aus. Ein ESG-

Filter screent dabei die Investmentfonds nach zehn nachhaltigen Kernkriterien mit 93 thematische Unterkriterien und die Dreijahresperformance (Methodik Seite 74) Die ESG-Kriterien sind: keine Kinderarbeit, frei von Waffen, frei von Atomstrom, frei von Kohle, frei von Öl und Gas, keine Artenschutzverletzungen, Schutz der Rechte von Indigenen und Frauen, grüne Technologien, Gesundheit und Bildung.

Die untersuchten Aktien-, Anleihenund Mischfonds müssen eine Vertriebszulassung in Österreich, Deutschland oder der Schweiz haben und bereits länger als drei Jahre existieren. Es wurden keine Einschränkung nach der EU-Taxonomie-Deklarierung vorgenommen.

Durch diese Auswahl kommen 1.917 Fonds mit einem Gesamtvolumen von 1,59 Billionen Euro von 190 Assetmanagern in die Wertung. Die Analyse erfolgt in Kooperation mit dem Fintec ESG Plus und dessen Plattform Cleanvest.org. Die Performance und ESG-Daten werden

RENDITE AWARD 67
TEXT DANIEL NUTZ

beim Börsianer Grün – ESG Fund Award im Verhältnis 50:50 gewichtet. Aus einer Reihung nach 100er-Quantilen entstand der Börsianer Grün-Gesamtscore von 0 bis 100 Punkten.

47 der insgesamt 1.917 Produkte erreichten ein Top-Scoring von zumindest 90 Punkten. Das sind etwa 2,5 Prozent aller in der Bewertung befindlichen Produkte. Diesen erlesenen Kreis zeichnet der Börsianer Grün – ESG Fund Award mit dem Goldstatus und drei Bäumen aus.

Artikel­6­Fonds überraschen

Auffallend unter diesen Top-47-Investmentprodukten ist, dass auch Fonds den Goldstatus erreichen, die sich selbst nach dem EU-Standard nicht als nachhaltig definierten. Zur Erinnerung: Die seit März 2021 gültige Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor (SFDR) schreibt Fondsgesellschaften vor, ESG-Kriterien offenzulegen. Dabei müssen die Fonds drei Kategorien zugeordnet werden. 1.) Artikel-9-Fonds gelten als „dunkelgrün“ und sind Finanzprodukte, die einen nachhaltigen Impact anstreben. 2.) Artikel-8-Fonds bezeichnet man auch als „hellgrün“. Sie weisen in einigen Bereichen Nachhaltigkeitsmerkmale auf, investieren aber nicht nur nachhaltig. 3.) Der Rest wird unter Artikel 6 zusammengefasst: Damit werden Produkte bezeichnet, die keine oder nur in geringem Umfang Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen.

Einige Fonds aus der Artikel-6-Kategorie erreichten im Test ein Gesamtranking von 90 Punkten oder mehr. Dazu Armand Colard, Geschäftsführer von ESG Plus: „Unsere Untersuchung zeigt, dass die reine Kategorisierung als ‚hellgrüne‘

Artikel-8-Fonds keine Rückschlüsse auf hohe Nachhaltigkeitswerte zulässt. Die Spannweite der Nachhaltigkeit, also die niedrigsten und höchsten Werte, ist bei Artikel-8-Fonds überraschenderweise sogar höher als bei Artikel-6-Fonds. Bei Artikel-9-Fonds hingegen sind die Nachhaltigkeitswerte im Schnitt deutlich höher und die Spannweite der Werte enger als bei Artikel-6- und Artikel8-Fonds.“

Nachdem Kapitalanlagegesellschaften (KAGs) in einer ersten Phase die Zuordnung nach Artikel 6, 8 oder 9 selbst durchführen konnten, folgte Ende des Jahres 2022 bei vielen Produkten eine Herabstufung von Artikel 9 auf 8 sowie von Artikel 8 auf 6. In der EU sank seit September der Anteil von Artikel9-Fonds am Gesamtmarkt um rund 40 Prozentpunkte von 5,2 auf 3,3 Prozent. In der EU-Kommission glühen seither die Köpfe. Laut „Financial Times“ soll es innerhalb der EU-Kommission Stimmen geben, die eine Abkehr von der derzeitigen Regelung präferieren.

Fondsexperte Colard meint: „Artikel-9-Fonds weisen höhere Nachhaltigkeitswerte als Artikel-8-Fonds auf und eignen sich vor allem in Kombination mit ESG-Labels wie dem österreichischen Umweltzeichen oder dem deutschen FNG-Siegel gut als Orientierung für nachhaltige Investorinnen und Investoren.“ Ganz sicher gehen können

Anleger mit diesen Bewertungen allerdings nicht. Das zeigt auch der Börsianer Grün – ESG Fund Award. Unter den 47 Produkten mit Goldstatus befinden sich sieben Fonds, die als Kategorie 6 zugelassen sind. Ein britischer Fonds ist ohne Zuordnung.

Im konkurrenzstärksten und damit härtesten Ranking, dem der Aktienfonds, schafften es mit dem Schroder International Selection Fund Taiwanese Equity A1 Accumulation (94,5 Punkte, ISIN LU0270816068) und dem JPMorgan Funds - Taiwan A – EUR (94 Punkte, LU0401357313) gleich zwei Artikel6-Fonds unter die Top Ten.

Volle Punkte für Aktiensieger

An der Spitze der Aktienfonds steht mit dem Green Benefit - Global Impact Fund (LU1136260384) ein Artikel8-Fonds. Und der Sieger kommt dabei auf die maximal erreichbare Punktezahl von 100. Sowohl in der Dreijahresperformance als auch im Nachhaltigkeitsranking schaffte es der nachhaltige, auf Wachstumswerte wie Solarenergie fo-

68 RENDITE AWARD
„2019 waren wir unter den Ersten im Thema Wasserstoff.“
MANFRED WIEGEL
TOP-AKTIENFONDS – GOLDSTATUS Fondsname Gesamtpunkte Green Benefit – Global Impact Fund – P 100 Luxembourg Selection Fund – Active Solar B EUR 99,5 Erste WWF Stock Environment EUR R01 T 99,5
„Artikel­9­Fonds in Kombination mit ESG­Labels zeigen beste Ergebnisse.“
ARMAND
COLARD

Gesamtpunkte

69 RENDITE AWARD Fondsname ISIN Assetmanager 100 100 100 Green Benefit – Global Impact Fund – P LU1136260384 8 A Hansainvest 99,5 100 99 Luxembourg Selection Fund – Active Solar B EUR LU1308789038 9 A UBS 99,5 99 100 Erste WWF Stock Environment EUR R01 T AT0000705678 9 A Erste Asset Management 98 98 98 SEB 1 Asset Selection Fund C EUR LU0256624742 6 M SEB Investment Management 97,5 99 96 First Sentier Investors Global Umbrella Fund plc –FSSA Japan Equity Fund Class VI (Accumulation) EUR P Hedged IE00BFY84Q86 8 A First Sentier 97,5 99 96 Acatis Fair Value Modulor Vermögensverwaltungsfonds Nr. 1 V LU1904802086 9 M Acatis Investment 96,5 93 100 NN (L) Climate & Environment – P Cap EUR LU0332194231 9 A Goldman Sachs AM 96 98 94 Allianz US Short Duration High Income Bond W-USD LU1282652012 8 B Allianz Global Investors 96 98 94 Robeco Financial Institutions Bonds Feeder Fund – zero duration IH USD LU1821796635 8 B Robeco 95 99 91 Polar Capital Funds plc Biotechnology Fund Class I Euro Distribution Shares IE00B3WVRB16 8 A Polar Capital 94,5 100 89 Schroder International Selection Fund Global Energy Transition B Acc EUR Hedge LU2075271812 9 A Schroders 94,5 93 96 Candriam Equities L Oncology Impact Class BF Capitalisation EUR LU1940963215 9 A Candriam 94,5 90 99 Schroder International Selection Fund Taiwanese Equity A1 Accumulation LU0270816068 6 A Schroders 94 95 93 JPMorgan Funds – Taiwan A (acc) – EUR LU0401357313 6 A JP Morgan Asset Management 94 88 100 Lloyd Fonds – WHC Global Discovery I DE000A2JJZY3 8 M Universal Investment 94 92 96 Robeco SAM Sustainable Water Equities F EUR LU2146191569 9 A Robeco 93 95 91 3 Banken Verantwortung + Zukunft 2024 (R) (T) AT00ZUKUNFT5 8 A 3 Banken Generali Investment 92,5 99 86 Mandarine Funds – Mandarine Global Transition I Cap LU2257979513 9 A Mandarine 92,5 96 89 RobecoSAM Smart Materials Equities F EUR LU2145464264 9 A Robeco 92,5 98 87 BRW Balanced Return Plus Direct DE000A2H7PA8 8 M Hansainvest 92,5 94 91 Sustainable Alpha Fund (I) (T) AT0000A1XCG3 9 M LLB 92,5 97 88 Nomura Funds Ireland-Global Sustainable High Yield Bond Fund A EUR H IE00BYNJKD46 9 B Nomura Asset Management 92,5 89 96 Anaxis Short Duration E1 FR0010951426 9 B Anaxis Asset Management 92 98 86 Swisscanto (LU) Equity Fund Sustainable Global Climate BT LU0999463853 9 A Swisscanto
Typ * Artikel
*A=AKTIENFONDS, B=ANLEIHENFONDS, M=MISCHFONDS
ESG-FONDS
GOLDSTATUS
Performance-PunkteNachhaltigkeits-Punkte
BESTE
2023
70 RENDITE AWARD Fondsname ISIN Assetmanager 92 92 92 BNP Paribas Funds Aqua I Capitalisation LU1165135952 9 A BNP Paribas 92 92 92 Goldman Sachs Japan Equity Partners Portfolio Class I Shares (Acc.) LU1217871059 8 A Goldman Sachs AM 92 86 98 Edmond de Rothschild Fund Healthcare CR EUR LU1781815995 8 A Edmond de Rothschild AM 92 90 94 Anteilsklasse Class P EUR des Plenum CAT Bond Fund LI0290349617 9 B CAIAC Fund Management 91,5 94 89 Kepler Umwelt A (T) AT000UMWELT5 8 A Kepler Fonds KAG 91,5 84 99 BL-American Small & Mid Caps class B EUR Hedged LU1305478932 8 A BLI 91 99 83 M&G Japan Smaller Companies Fund Sterling Class A Accumulation shares GB0030939002 – A M&G Investments 91 91 91 Impax Environmental Markets EUR A Accumulation IE00B04R3521 9 A Impax Asset 91 91 91 Polar Capital Funds plc Global Insurance Fund Class I Euro Accumulation Shares IE00B55MWC15 8 A Polar Capital 91 86 96 Squad Capital – Squad Growth – A LU0241337616 8 A Axxion SA 91 87 95 T 1751 AT0000A0DEH1 6 B Erste Asset Management 90,5 98 83 M&G (Lux) Japan Smaller Companies C Acc EUR LU1670716197 8 A M&G Investments 90,5 83 98 Allianz Biotechnologie – R – EUR DE000A2AMPU5 6 A Allianz Global Investors 90,5 82 99 Swisscanto (LU) Equity Fund Sustainable Global Water AT LU0302976872 9 A Swisscanto 90,5 96 85 Invesco Funds SICAV – Invesco Global High Yield Short Term Bond Fund Z accumulation USD LU1701678648 8 B Invesco 90 99 81 RobecoSAM Smart Mobility Equities D EUR LU2145465402 9 A Robeco 90 96 84 JPMorgan Funds – Emerging Middle East Equity A (dist) – USD LU0083573666 6 A JP Morgan Asset Management 90 88 92 3 Banken Mensch & Umwelt A (R) AT0000A23YE9 8 A 3 Banken Generali Investment 90 85 95 Comgest Growth Europe EUR I Accumulation Class IE00B5WN3467 8 A Comgest 90 83 97 UBS (Lux) Equity Fund – Sustainable Health Transformation (USD) Q-acc LU0358044559 8 A UBS 90 95 85 ProfitlichSchmidlin Fonds UI I DE000A1W9A36 8 M Universal Investment 90 96 84 Morgan Stanley Investment Funds US Dollar Short Duration High Yield Bond Fund Z US Dollar LU1134226700 8 B MSIM Fund Management 90 90 90 Schoellerbank Kurzinvest T AT0000820469 6 B Schoellerbank Invest Gesamtpunkte Typ * Artikel Performance-PunkteNachhaltigkeits-Punkte *A=AKTIENFONDS, B=ANLEIHENFONDS, M=MISCHFONDS BESTE ESG-FONDS – GOLDSTATUS
2023

TOP-ANLEIHEN-FONDS – GOLDSTATUS

Patt beim Rennen um Platz zwei

kussierte Fonds in das oberste Prozent der insgesamt 1.288 Aktien-Fondstitel. Die Performance lag in den letzten drei Jahren im Schnitt bei 26,33 Prozent. „Die Solartitel liefen gut, und wir waren bereits 2019 unter den Ersten im Thema Wasserstoff“, sagt Manfred Wiegel, CEO und Fundmanager der Green Benefit AG, zum Börsianer Grün. Und in der Beurteilung der Nachhaltigkeit gibt es nur bei der Wahrung indigener Rechte einige Abstriche. Diese sind ein immer wiederkehrendes Problem in Lieferketten von Unternehmen im Bereich erneuerbarer Energien, da sie oft die Rohstoffbeschaffung anbelangen. Im konkreten Fall gab es bei einem im Fonds befindlichen Solarunternehmen Verletzungen

der Rechte der in China lebenden Uiguren sowie bei United Natural Foods Verletzungen indigener Rechte im Bereich des Amazonas. Wiegel erklärt dazu: „Wir haben den Anteil von chinesischen Werten darum systematisch reduziert und keine Werte mehr, die in Hongkong oder Asien direkt gehandelt werden, da die Datenqualität dort nicht so gut ist. Die Abstriche bezüglich der indigenen Rechte sehen wir nur rein theoretisch, wenn die Unternehmen hier Fehlverhalten zeigen würden, würden wir sofort aussteigen.“ Laut eigenen Angaben ist die geringe Datenverfügbarkeit bei kleinen Firmen, in die investiert wird, ein Grund, warum Wiegel mit dem Produkt derzeit nicht die Aufstufung auf Artikel 9 wagt.

Das Rennen um Platz zwei gleicht einem Fotofinish. Bei der Analyse spuckte der Computer zwei hervorragende Zweitplatzierte aus, beides Artikel9-Fonds. Der Luxembourg Selection Fund - Active Solar B EUR (99,5 Punkte, LU1308789038) überzeugte bei der Performance mit 30,64 Prozent pro Jahr auf die vergangenen drei Jahre. Ebenso wie beim Sieger ist Solarenergie der Hauptanlageschwerpunkt. Dabei nehmen Unternehmen in den USA und China mit jeweils einem Drittel die Hauptpositionen ein. Stärkste Position ist derzeit allerdings der israelische Wechselrichter-Hersteller Solar Edge. Auf der zweiten Hälfte des zweiten Platzes landet der Erste WWF Stock Environment EUR (99,5 Punkte, AT0000705678) der Erste Asset Management. Die Schwerpunkte liegen auf erneuerbaren Energien, Wasser und Recycling, die Auswahl der investierbaren Aktien erfolgt stets mit einem von der Umweltorganisation WWF gestellten Beirat. In Sachen Nachhaltigkeit bringt das dem Fonds einen Topwert ein.

Zwei Sieger bei Anleihen

TOP-MISCH-FONDS – GOLDSTATUS

Als einer der Sieger in der Kategorie Anleihenfonds ging der Allianz US Short Duration High Income Bond W-USD (96 Punkte, LU1282652012) hervor. Der Artikel-8-Fonds investiert in High-YieldUnternehmensanleihen und fokussiert dabei in erster Linie auf die US-Rentenmärkte. „Der Fonds wendet unsere Mindestausschlusskriterien wie Kohle und kontroverse Waffen an und folgt unserer ‚Climate with Outcome‘-Strategie. Dieser Ansatz berücksichtigt bei den Anlageentscheidungen ökologische und soziale Merkmale und engagiert sich insbesondere bei CO2-ausstoßenden Emittenten, um das Bewusstsein für Klimaschutz zu stärken“, erklärt Fondsmanager Justin Kass.

Ex-aequo auf Platz eins landete der Robeco Financial Institutions Bonds Feeder Fund-zero duration IH USD (96 Punkte, LU1821796635). In dem schwie-

RENDITE AWARD 71
Fondsname Gesamtpunkte Allianz US Short Duration High Income Bond W-USD 96 Robeco Financial Institutions Bonds Feeder Fund-zero duration IH USD 96 Nomura Funds Ireland-Global Sustainable High Yield Bond Fund A EUR H 92,5 Anaxis Short Duration E1 92,5
Fondsname Gesamtpunkte SEB 1 Asset Selection Fund C EUR 98 Acatis Fair Value Modulor Vermögensverwaltungsfonds Nr. 1 V 97,5 Lloyd Fonds – WHC Global Discovery I 94

rigen Anleihenumfeld der vergangenen drei Jahre fuhr er eine Rendite von 1,96 Prozent ein und befindet sich damit bei den oberen 98 Prozent, der in die Wertung geflossenen Titel.

Als erster Artikel-9-Fonds landet Nomura Funds Ireland-Global Sustainable High Yield Bond Fund A EUR (92,5 Punkte, IE00BYNJKD46) auf dem dritten Rang. Investiert wird in Schuldtitel in den USA und Europa. Große Positionen liegen im Energiesektor wie etwa Clearway Energy Inc. Im Cleanvest-Nachhaltigkeitsscore von ESG Plus bleibt der Artikel-9-Fonds aber hinter den beiden Erstgereihten. Ebenso auf Rang drei landet Anaxis Short Duration (92,5 Punkte, FR0010951426).

Außenseitersieg bei Mischfonds

Jeder Wettbewerb braucht auch einen Außenseiter. Und einen solchen liefert der ESG Fund Award des Börsianer Grün bei den Mischfonds. Auf Platz eins kommt SEB Asset Selection Fund C EUR (98 Punkte, LU0256624742). Beim Sieger zeigte man sich auf Anfrage des Börsianer Grün gar erstaunt. Der Fonds investiert in Staats- oder Unternehmensanleihen und andere Schuldtitel wie fest- und variabel verzinsliche Anleihen. ESG-Ziele sind mit Bedacht keine gesetzt, demnach fällt der Fonds klarerweise unter Artikel 6. Die durchschnittliche Performance in den vergangen drei Jahren lag bei sechs Prozent. Für den Gesamtscore (98 Punkte) braucht es natürlich auch eine überdurchschnittliche Performance in Sachen Nachhaltigkeit. Armand Colard von ESG Plus meint dazu: „Auch konventionelle Artikel-6-Fonds erzielen bisweilen in Sachen Nachhaltigkeit gute Ergebnisse, allerdings ist dies dann eher

ein Glücksfall, denn sie haben die ESGKriterien und -Werte nicht bewusst gesteuert, sondern zufällig zum Zeitpunkt der Erhebung erreicht. Man muss das Ergebnis solcher Fonds daher differenziert betrachten, es kann im nächsten Monat wieder anders aussehen.“

Nur sehr knapp dahinter landet ACATIS Fair Value Modulor Vermögensverwaltungsfonds Nr. 1 V (97,5 Punkte, LU1904802086) auf Rang zwei. Ohne die Beschränkung auf eine Region verspricht der Artikel-9-Fonds Investments, die dem Prinzip Nachhaltigkeit Rechnung tragen. In der Börsianer GrünWertung besticht der Zweitplatzierte aber in erster Linie mit einer guten Performance von gut acht Prozent (unter den besten 98 Prozent). Fondsmanager Hendrik Leber erklärt, dass von rund 11.000 analysierten Aktien nur 32 Prozent die hausinternen ESG- und SDGFilter bestehen. „Wir suchen also nach Unternehmen, die neben einem guten ESG-Rating auch einen aktiven Beitrag zur Erreichung der 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen leisten – und das möglichst mit innovativen Produkten und Dienstleistungen.“ In Sachen Nachhaltigkeit liegt der Fonds aber knapp hinter dem Mischfondssieger.

Der dritte Rang geht an Lloyd Fonds – WHC Global Discovery I (94 Punkte, DE000A2JJZY3). Der Artikel-8-Fonds investiert in Anleihen und Aktien, wobei er jeweils mindestens 25 Prozent je Assetklasse hält. In Sachen Nachhaltigkeit landet dieser im Top-Prozentbereich aller Mischfonds.

Dazu Colard von ESG Plus: „Bei Mischfonds hängt der erreichte ESGWert auch stark davon ab, wie hoch die

Länder- zur Unternehmensquote im jeweiligen Fonds ist, und natürlich auch davon, welche Staaten und Unternehmen enthalten sind. Der Fonds auf Platz eins ist beispielsweise stärker in Länder und die Fonds auf den Plätzen zwei und drei sind stärker in Unternehmen investiert. Spannend ist, dass ein Artikel-6-Fonds zwar das Gesamtranking der Mischfonds anführt, aber der zweitplatzierte Artikel9-Fonds bei der Performance gewinnt und der drittplatzierte Artikel-8-Fonds dafür bei der Nachhaltigkeit den höchsten Wert unter den Mischfonds aufweist.“

Die besten Assetmanager

Auf Basis der bewerteten Investmentfonds ist auch ein Rückschluss auf die besten nachhaltigen Assetmanager zulässig. Wenn man alle KAGs mit zumindest fünf Produkten je Kategorie auswertet, ergibt sich ein spannendes Ergebnis: In der Kategorie Aktienfonds liegt die irische Waystone Management auf dem ersten Rang. Platz zwei geht an First Sentier, dahinter folgt Jupiter Asset Management. In der Rubrik Anleihenfonds holt sich die österreichische Schoellerbank Invest AG den Platz an der Sonne. Platz zwei geht an IQAM Invest und Rang drei an Ampega. Bei den Mischfonds siegt die Frankfurter Universal Invest vor Amundi und LLB Asset Management AG.

Die stolzen Sieger des Börsianer Grün –ESG Fund Award dürfen sich mit einem eigenen Siegel, einer Urkunde und einem Video als bester nachhaltiger Investmentfonds schmücken. Das Gesamtergebnis aller Investmentfonds finden Sie online unter:

www.boersianer-gruen.com/esg-award

72 RENDITE AWARD
„Der Fonds folgt unserer ‚Climate with Outcome‘Strategie.“
JUSTIN KASS
„Wir suchen Unternehmen, die einen Beitrag für SDGs leisten.“
HENDRIK LEBER

UNSERE METHODIK

Nachhaltigkeitsratings für Finanzprodukte gibt es viele. Sie zeigen manchmal unterschiedliche Resultate. Der Börsianer Grün hat es sich zum Ziel gesetzt, Fonds noch umfassender zu bewerten. Doch was ist nachhaltig? Natürlich spielen die ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Governance) eine zentrale Rolle. Letztlich wollen Investoren aber auch in jene Produkte investieren, die eine entsprechende Rendite abwerfen. Beim Börsianer Grün – ESG Fund Award wollten wir wissen, welche Fondsprodukte hinsichtlich ESG-Kriterien und Performance am besten abschneiden. Die Kriterien:

Auswahl der untersuchten Fonds

n Als Ausgangsbasis wurden alle 1.917 aktiv gemanagten Fonds, die in der Cleanvest-Datenbank von ESG Plus

ESG-Gesamtpunkte

ESG-GESAMTPUNKTE

Die finale Fonds-Gesamtbewertung ist der gleichgewichtete Mittelwert aus dem NachhaltigkeitsScore und dem Performance-Score.

Nach folgenden Kriterien wurden beim Börsianer Grün – ESG Fund Award die besten nachhaltigen Fonds bewertet.

umfasst sind und eine Vertriebszulassung in Österreich, Deutschland oder der Schweiz haben gewählt.

n Es wurde keine Einschränkung nach EU-Offenlegungsverordnung vorgenommen. Es sind auch konventionelle Fonds (= Artikel 6) enthalten.

n Es wurden Fonds der Kategorien Aktienfonds, Anleihenfonds und Mischfonds analysiert.

n Es wurden nur Fonds untersucht, deren Positionen zu mindestens 95 Prozent analysierbar sind. Investitionen von Fonds in andere Fonds können nicht berücksichtigt werden. Aus diesem Grund wurden keine Fonds analysiert, die zu mehr als 5,0 Prozent in andere Fonds investieren, somit generell keine Dachfonds.

n Um die Performance entsprechend bewerten zu können, wurden nur

Fonds untersucht, die bereits länger als drei Jahre existieren (Datenquelle: Refinitiv).

n Es wurden nur Fonds analysiert, von denen zum Stichtag 1. 2. 2023 bei Refinitiv Portfoliodaten verfügbar waren, die nicht älter als zwölf Monate sind.

Bewertung der Fonds

n Alle Fonds wurden gleichwertig auf Basis ihrer Nachhaltigkeit und Performance bewertet.

n Der Stichtag der Analyse war der 1.  Februar 2023.

n Um einen fairen Vergleich sicherzustellen, wurden Fonds getrennt nach ihrer Kategorie bewertet (Aktien-, Anleihen- und Mischfonds). Es wird daher ein Aktienfonds nur im Vergleich mit allen anderen Aktienfonds bewertet.

ARTIKEL

Gibt an, ob es sich nach SFDR um Artikel 6, Artikel 8 oder Artikel 9 handelt.

FONDS-KATEGORIE

A= Aktienfonds, B= Anleihenfonds, M= Mischfonds

PERFORMANCEPUNKTE

Die Performance von Fonds wird auf Basis der dreijährigen annualisierten Rendite bewertet. Je Fondskategorie wurden Quantile über alle Werte aller Fonds dieser Kategorie mit Ein-Prozent-Schritten erstellt. Es wurden Ein-Prozent-Schritte gewählt, um ausreichend zwischen einzelnen Fonds unterscheiden zu können. Das performancestärkste Prozent fließt in das erste Quantil und bekommt ein Scoring von 100 Punkten, das zweitstärkste Prozent kommt in das zweite Quantil und bekommt ein Scoring von 99 Punkten und so weiter.

NACHHALTIGKEITSPUNKTE

Die Nachhaltigkeit wurde durch den Cleanvest-Score von ESG Plus evaluiert. Der Score besteht aus zehn Basiskriterien, die sowohl für Staaten als auch Unternehmen angewendet werden. Diese Kriterien bestehen insgesamt aus 93 thematischen Unterkriterien. Die zehn Basiskriterien umfassen unter anderem Umweltthemen wie grüne Technologien, Artenschutz, frei von Kohle, von Öl und Gas und von Atomstrom, aber auch soziale Themen wie Bildung und Gesundheit, frei von Waffen, frei von Kinderarbeit, indigene Rechte und Gleichstellung von Frauen. Es wurden Quantile in Ein-Prozent-Schritten gebildet, wonach auch hier ein Score von 0 bis 100 Punkten entsteht. Nähere Informationen zur Methodik des Cleanvest-Scores: www.Cleanvest.org/methodik

RENDITE AWARD 73
Fondsname ISIN Assetmanager 92 92 92 BNP Paribas Funds Aqua I Capitalisation LU1165135952 9 A BNP Paribas
Typ Artikel
Performance-PunkteNachhaltigkeits-Punkte

EXPRESSKUR GEGEN DEN ARBEITSKRÄFTEMANGEL?

Kaum eine Branche in Österreich, die derzeit nicht unter dem Mangel an geeigneten Arbeitskräften leidet. Employer Branding, per Definition die strategische Vermarktung des Unternehmens als attraktiver Arbeitgeber, gilt als Mittel der Wahl, um schnell Abhilfe zu schaffen und High Potentials als neue Mitarbeitende zu gewinnen. Zurecht?

„Das Anwerben von neuen und passenden Talenten ist nur eine Seite der Medaille, auch wenn gerade dieser Punkt aktuell viele Unternehmer:innen beschäftigt“, erklärt Mag. Cornelia Schwaminger, Leiterin des Bereichs Recruiting & Employer Branding bei BDO. „Eine gute Employer Branding Strategie ist ganzheitlich gedacht und vergisst nicht auf die wichtigste Ressource eines jeden Unternehmens: die bestehende Belegschaft.“

Denn Employer Branding ist viel mehr als nur eine kurzfristig eingesetzte Maßnahme, um den aktuellen Arbeitskräftemangel abzufedern. „Employer Branding Maßnahmen sind keine Nischenprozesse, sondern ein konsequentes Weiterdenken der Unternehmensstrategie auf der Personalebene. Der Markenkern des Unternehmens wird herausgearbeitet und durch die geeignete Employer Branding Strategie erlebbar gemacht – für alte und neue Mitarbeiter:innen“, führt Helmut Kosa, Managing Partner der Agentur &US, weiter aus.

VON MARKENKERN, MITARBEITER:INNENSUCHE UND -BINDUNG

„Werte, die nach extern kommuniziert werden, müssen intern gelebt werden“, erklärt Helmut Kosa. Der renommierte Experte für Markenpositionierung und Unternehmens-

wachstum arbeitet gemeinsam mit seinem Team eng mit der People & Organisation Unit von BDO zusammen, um gemeinsam die besten Ergebnisse für Employer Branding Kund:innen zu erzielen. „Gemeinsam mit dem Unternehmen erarbeiten wir einen realen Markenkern, aus dem wir die USPs des Unternehmens ableiten und als Argumente für die Suche nach den passenden neuen Talenten und die Mitarbeiter:innenbindung nutzen können“, so Helmut Kosa. „Neben einer soliden Wertebasis gilt es, die strategische Personalplanung im Blick zu behalten; ebenso wie den gesamten Employee Life Cycle von Recruiting über Onboarding, Personalentwicklung und fairen Vergütungsstrategien zur langfristigen Bindung bis hin zu Offboarding und New Placement“, betont HR-Expertin Cornelia Schwaminger.

WIE MACHT MAN GUTES EMPLOYER BRANDING?

Je akuter der Personalmangel, desto wertvoller sind die bestehenden Mitarbeitenden, die es langfristig an das Unternehmen zu binden gilt. „Zufriedene Mitarbeiter:innen sind nicht nur produktiver und seltener krank, sondern auch die authentischen Botschafter:innen einer Organisation und damit ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der Personal-

WE SEARCH FOR GREATNESS.

suche. Eine echte Win-win-Situation und Investition in die Zukunft des Unternehmens“, führt Cornelia Schwaminger weiter aus. Eine ausgewogene Kampagne einzelner Employer Branding Maßnahmen zielt daher nicht nur auf neue Mitarbeiter:innen und auch nicht auf bestimmte Generationen, sondern versucht die Vorteile des Unternehmens authentisch darzustellen und so bestehende wie potenzielle Arbeitnehmer:innen gleichermaßen abzuholen. „Employer Branding ist letztlich eine langfristig gedachte und strategisch abgestimmte Maßnahmenkaskade, die dem nachhaltigen Vertrauensaufbau dient: Dem Vertrauen, dass ein potenzieller bzw. im Idealfall mein aktueller Arbeitergeber genau der richtige für mich ist“, schließt Helmut Kosa.

EMPLOYER BRANDING –
BDO Austria GmbH QBC 4 – Am Belvedere 4 1100 Wien +43 5 70 375 - 1000 cornelia.schwaminger@bdo.at
#peopleimpuls
BDO.AT

NACHHALTIGKEIT ALS BOOSTER FÜR RENDITE

Welche ESG­Strategien verfolgen nachhaltige Fonds?

Ist jetzt die richtige Zeit für einen Einstieg?

BRIEFING CHRISTOPH EISELE

Die nachhaltige Geldanlage ist aus dem heutigen Investmentuniversum nicht mehr wegzudenken. Das Interesse an grünen Produkten steigt nahezu ungebrochen. Besonders in Europa hat der Investmentansatz in der breiten Masse Einzug gehalten. Nach einem schwierigen Jahr mit einer strauchelnden TechBranche, zu der grüne Technologiewerte oft zählen, und der wiedererstarkten fossilen Energie hat der Wind wieder gedreht. Laut der Analyseplattform Morningstar ist der Zufluss in nachhaltige Fonds sowohl in Europa als auch in den USA wieder am aufsteigenden Ast.

2,5 Billionen US-Dollar waren mit Ende

2022 weltweit grün veranlagt. Mit 83 Prozent stammt das meiste Geld aus Europa, gefolgt von den USA mit elf Prozent. Die Kunst der Fondsmanager und Vermögensverwalter liegt nun darin, das Geld dorthin zu lenken, wo es dabei hilft, den Planeten zu schützen und gleichzeitig einen Mehrwert für die Anleger zu erzielen. Doch anhand welcher Kriterien wählen diese ihre Investments aus? Wo findet man aktuell günstige Einstiegsmöglichkeiten? Der Börsianer Grün hat bei vier Fondsmanager mit Fokus auf Nachhaltigkeit aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA nachgefragt, welche Strategien und Ziele sie verfolgen.

RENDITE MARKTMEINUNGEN 75 #FONDS

ÖSTERREICH

Clemens Klein

Erste Asset Management

Erste WWF Stock Environment

ISIN: AT0000705678

1. Welche Anlagestrategie verfolgen Sie, und welches Renditeziel streben Sie dabei an? - Der Fonds investiert weltweit vor allem in Unternehmen aus dem Bereich Umwelttechnologie. Bei der Auswahl liegt der Fokus auf Unternehmen, die in den Bereichen Wasseraufbereitung und -versorgung, Recycling und Abfallwirtschaft, erneuerbare Energie, Energieeffizienz und Mobilität tätig sind. Renditeziel gibt es keines, aber ich bin überzeugt, dass die Themen und Unternehmen des Fonds auf Jahre deutlich stärker wachsen werden als die Gesamtwirtschaft.

2. Was sind derzeit die größten Positionen und Schwerpunkte in Ihrem Fonds? - Aktuell ist der Bereich erneuerbare Energien mit einem Portfolioanteil von 42 Prozent am stärksten gewichtet, gefolgt von Energieeffizienz mit 19 Prozent, Abfall und Recycling mit zwölf Prozent und Wasser mit acht Prozent. Die größten Positionen sind aus dem Bereich Solarenergie, weil ich hier aktuell das attraktivste Wachstumspotenzial sehe.

3. Wie ist die Aufteilung zwischen Europa und den USA allokiert? Gab es hier im Laufe der Zeit Veränderungen? - Titel aus den USA nehmen mit 42 Prozent den größten Anteil im Portfolio ein, gefolgt von Frankreich mit neun Prozent, japanische Unternehmen mit sieben Prozent und Norwegen mit sieben Prozent. Zuletzt wurden vermehrt Zukäufe in den USA getätigt, da der Inflation Reduction Act sehr attraktive Rahmenbedingungen für Bereiche wie Solar- und Windenergie, grünen Wasserstoff, Stromspeicher oder Elektromobilität bietet.

4. Wo sehen Sie derzeit günstige Einstiege? - Für den Fonds ist aktuell die Solarenergie das wichtigste Thema. Hier gibt es noch sehr viel Potenzial für weiteres Wachstum. Solaredge, Enphase, Sunrun und Sunnova sind hier einige Top-Holdings. Außerdem setze ich vermehrt auf die Bestrebungen Europas und der USA, bei Umwelttechnologien unabhängiger von China zu werden und eigene Lieferketten aufzubauen, wovon Unternehmen wie Meyer Burger oder REC Silicon profitieren sollten.

5. Wie ist die Balance zwischen Social und Governance gegenüber Environment, hat sich diese mit der Zeit verändert? - Der Fonds bleibt auch künftig auf „Environment“ fokussiert. Darüber hinaus kommen auch strenge Kriterien in den anderen beiden Bereichen zur Anwendung. Die Qualität der Investments wird unter anderem auch durch Labels wie das Österreichische Umweltzeichen oder das Drei-Sterne-Rating beim FNG-Siegel bestätigt.

SCHWEIZ

Anne Opitz

Bank J. Safra Sarasin

JSS Sustainable Multi Asset – Global Opportunitiesy

ISIN: LU005889294

1. Welche Anlagestrategie verfolgen Sie, und welches Renditeziel streben Sie dabei an? – Das Ziel ist langfristiges Kapitalwachstum, indem global in verschiedene Anlageklassen investiert wird. Finanzrelevante ESG-Aspekte werden im gesamten Anlageprozess integriert, um ein überdurchschnittliches ESG-Profil zu erzielen. Angestrebt wird eine absolute Rendite von sechs bis neun Prozent pro Jahr über einen Konjunkturzyklus.

2. Was sind derzeit die größten Positionen und Schwerpunkte in Ihrem Fonds? - Der Fonds ist aktuell nahe an der Rezessions-Positionierung. 25 Prozent sind in Aktien, die in über 173 Einzeltitel mit niedriger Volatilität diversifiziert sind. Der Anleiheanteil beläuft sich derzeit auf rund 40 Prozent. Mit rund 30 Prozent an liquiden Mitteln bleibe ich flexibel und anpassungsfähig.

3. Wo sehen Sie derzeit günstige Einstiege? – Das Ziel besteht darin, Faktoren zu managen und idiosynkratische Risiken zu vermeiden. Daher hat das Portfoliomanagement keine Überzeugungen zu einzelnen Positionen, sondern eher auf Faktor-Ebene. Derzeit beträgt die Allokation 50 Prozent „Low Volatility“ und 50 Prozent „Quality“. Bei der Fixed-Income-Allokation bevorzuge ich derzeit einen Barbell-Ansatz, bei dem die lange Duration von Staatsanleihen mit der kurzen von Unternehmensanleihen kombiniert wird.

4. Wann fliegt ein Unternehmen aus dem Fonds? - Das Hinzufügen oder Veräußern einzelner Aktienpositionen wird durch den systematischen Anlageprozess gesteuert. Änderungen der sonstigen Portfolioallokationen werden im Rahmen des bankweiten Anlageausschusses und des Allokationskomitees beschlossen oder geschehen bei grundlegenden Änderungen im Wirtschaftszyklusmodell. Im Falle einer Herabstufung des ESG-Ratings müssen die Portfoliomanager die Positionen innerhalb von 30 Kalendertagen verkaufen.

5. Wie ist die Balance zwischen Social und Governance gegenüber Environment, hat sich diese mit der Zeit verändert? - Umweltdaten waren die ersten, die von Unternehmen gesammelt und veröffentlicht wurden, um ein Verständnis für ESG zu entwickeln, daher konzentrierten sich die ersten ESG-Publikumsfonds eher darauf. Diese Faktoren spielen auch heute noch eine wichtige Rolle, wurden aber durch Soziales und Governance ergänzt. Unsere Analysten definieren die wichtigsten ESG-Themen für jede Unterbranche, an denen Unternehmen gemessen werden.

RENDITE MARKTMEINUNGEN 76

DEUTSCHLAND

Paul Buchwitz

DWS Group

DWS Invest SDG Global Equities

ISIN: LU1891311430

1. Welche Anlagestrategie verfolgen Sie, und welches Renditeziel streben Sie dabei an? - Der Fonds fokussiert sich auf Unternehmen, die einen positiven Beitrag zur Erreichung mindestens eines der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, kurz SDGs, leisten. Mittel- bis langfristig lautet das Ziel, mindestens gleich gut oder besser als der MSCI All Country World Index zu performen.

2. Was sind derzeit die größten Positionen und Schwerpunkte in Ihrem Fonds? - Der Gesundheitssektor spielt eine wichtige Rolle. Der Schwerpunkt liegt hier zum Beispiel auf Pharmaunternehmen mit Fokus auf Krebs, Alzheimer, Fettleibigkeit und Diabetes. Ein weiterer Schwerpunkt betrifft Klimaschutz und erneuerbare Energien. Attraktiv erscheinen hier Unternehmen aus den Bereichen Solar, Batterie und Wasserstoff. Ebenfalls wichtig sind Unternehmen, die den Zugang zu sauberem Wasser und Sanitäreinrichtungen ermöglichen, etwa über Filtertechnologien oder mithilfe von Pumpen und Leitungen.

3. Wie ist die Aufteilung zwischen Europa und den USA allokiert? Gab es hier im Laufe der Zeit Veränderungen? - Ich habe bereits 2021 begonnen, Investments in den USA zugunsten von Europa zu reduzieren, insbesondere aufgrund der attraktiven Bewertung europäischer Aktien. Derzeit haben wir einen US-Anteil von rund 40 Prozent, der Europaanteil liegt bei 50 Prozent. Ich glaube, dass die Zinserhöhungen Europa nicht so stark treffen werden wie die USA, deren Aktienmarkt höher bewertet ist und aufgrund der Technologielastigkeit sensitiver auf höhere Zinsen reagiert.

4. Wann fliegt ein Unternehmen aus dem Fonds? - Zum Beispiel wenn es das festgelegte Kursziel erreicht hat, wenn sich die Geschäftsaussichten massiv eingetrübt haben oder es keinen SDGBeitrag mehr leistet, etwa durch Abspaltung von entsprechenden Unternehmensteilen oder einer strategischen Neuausrichtung.

5. Wie ist die Balance zwischen Social und Governance gegenüber Environment, hat sich diese mit der Zeit verändert? - Die Gewichtung der SDGs ergibt sich aus den Renditeaussichten. Wir investieren in Vorreiter aus allen Branchen. Es findet keine Bewertung statt, ob es wichtiger ist, das Klima zu schützen oder Krankheiten zu besiegen. Der Gesamtbeitrag zu den SDGs sollte auf Umsatzebene im Portfoliodurchschnitt 50 Prozent betragen.

INTERNATIONAL

Francesco Conte

JP Morgan Asset Management

JPMorgan Climate Change Solutions Fund

ISIN: LU2394008846

1. Welche Anlagestrategie verfolgen Sie, und welches Renditeziel streben Sie dabei an? - Wir fokussieren auf fünf Themen, die Lösungen für die Ursachen des Klimawandels bieten. Der Fokus liegt auf Unternehmen, deren Produkte sich in der Phase der Massenanwendung befinden. Langfristig ist es das Ziel, den breiten Aktienmarkt zu schlagen.

2. Was sind derzeit die größten Positionen und Schwerpunkte in Ihrem Fonds? - Die größten Chancen sehe ich bei erneuerbaren Energien und im Bereich der Elektrifizierung. Der elektrische Betrieb von Autos, Geräten und Heizungsanlagen ist ein wesentlicher Bestandteil der Reduktion von Treibhausgasemissionen. Hier wird in Unternehmen investiert, die die Technologien für den Übergang zur Elektrizität entwickeln, etwa mittels intelligenter Netzlösungen oder Hochspannungskabeln.

3. Wie ist die Aufteilung zwischen Europa und den USA allokiert? Gab es hier im Laufe der Zeit Veränderungen? - Bei der regionalen Aufteilung des Portfolios wird ein Bottom-up-Auswahlprozesses verfolgt. Die Hälfte davon ist in Europa und etwa ein Drittel in den USA investiert, da viele der auf Energieeffizienz ausgerichteten Lösungen für den Industriesektor in Europa angesiedelt sind. Führende Unternehmen in Bereichen wie Heizung, Lüftung und Klimatisierung sind in den USA ansässig. Die USA sind untergewichtet, da viele amerikanisch BigTech-Aktien nicht zur nachhaltigen Anlagethese passen.

4. Wann fliegt ein Unternehmen aus dem Fonds? - Das Thema „Climate Change Solutions“ wird langfristig gesehen, daher ist der Portfolioumschlag relativ gering. Die Konzentration liegt auf Unternehmen, die hohe Eintrittsbarrieren vorweisen. Positionen werden geschlossen, wenn ein Unternehmen keine hohe Preissetzungsmacht mehr hat oder wenn eine Aktie nicht mehr mit der Anlagethese übereinstimmt. Wenn sich ein Unternehmen gut entwickelt hat, werden auch Gewinne mitgenommen, wie etwa im letzten Jahr bei den Anbietern von Landwirtschaftsmaschinen.

5. Wie ist die Balance zwischen Social und Governance gegenüber Environment, hat sich diese mit der Zeit verändert? - Im gesamten Investitionsprozess ist ein strenger ESG-Rahmen integriert. Das Hauptziel des Fonds liegt mit Fokus auf die Bewältigung des Klimawandels am ehesten bei Umweltfragen. Bei der Bewertung werden aber alle drei Kriterien berücksichtigt.

RENDITE MARKTMEINUNGEN 77

#REPORTING

Proteste. Aktivisten aus der Zivilgesellschaft halten die EU-Maßnahmen gegen Greenwashing für unzureichend. Viele Unternehmen leiden allerdings unter den verschärften Berichtspflichten der CSRD.

Podcast anhören. Der grüne Etikettenschwindel

NACHHALTIGKEIT GREENWASHING 78
© ARNE DEDERT / DPA / PICTUREDESK.COM

DER OFFENBARUNGSEID

Die Nachhaltigkeitsberichtserstattung von Unternehmen wird stark ausgeweitet

Was bringt die neue Corporate Sustainability Reporting Directive der EU?

Säumige werden bestraft: von Kunden, Lieferanten und Investoren

BRIEFING HEDI SCHNEID

Bis zum letzten Platz gefüllt war heuer der Branchentreff Sustainability Summit in Wien. Kein Wunder, drehte sich die Veranstaltung doch um die Themen Taxonomie und CSRD-Reporting, die im Zuge der Umsetzung des Green Deals der EU auf europäische Unternehmen zukommen. Und zwar auf so gut wie alle: Die Anfang Jänner in Kraft getretene Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die schrittweise 2024 und 2025 umgesetzt werden muss, weitet den Kreis der Firmen, die betreffend Nachhaltigkeitsberichterstattung in der Pflicht sind, stark aus. Betroffen sind alle börsennotierten und die nichtgelisteten Firmen, wenn sie zwei der drei Kriterien – mehr als 20 Millionen Euro Bilanzsumme, über 40 Millionen Umsatz, über 250 Beschäftigte - erfüllen. Das dürften rund 15.000 allein in Deutschland sein, rund 2.000 Unternehmen in Österreich und in der gesamten EU in etwa 50.000 Unternehmen, schätzt die KPMG.

Die EU-Taxonomie-Verordnung wird Bestandteil der Berichtspflichten. Und die haben sich gewaschen, geht es der EU doch darum, Greenwashing schon im Ansatz zu verhindern. Noch sind die Details nicht ausgearbeitet – auch in

der Taxonomie sind erst zwei von sechs Punkten ausformuliert. Fest steht, dass die neue CSR-Richtlinie einer doppelten Perspektive folgt, wie die KMPG Austria erläutert: Unternehmen müssen die Wirkung von Nachhaltigkeitsaspekten auf ihre wirtschaftliche Lage ebenso festhalten wie die Folgen ihrer Tätigkeit auf Nachhaltigkeitsaspekte. Dabei spielen eben nicht nur die Strategie auf dem Weg zu null CO2 und entsprechende Investitionen eine Rolle. Es geht auch um nichtfinanzielle Faktoren wie die Rolle und Pflichten des Managements und der Aufsichtsorgane, um Arbeitsbedingungen, Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und Unternehmenskultur bis zum Risikomanagement und Kontrollsystemen. Überdies – und das ist ebenfalls neu – muss der Nachhaltigkeitsbericht einer unabhängigen Prüfung unterzogen werden und auch im Lagebericht veröffentlicht werden. Sündern und Säumigen drohen Strafen. „Der Prüfer kann das Testat einschränken, das tut weh“, sagt Georg Rögl, Senior Manager und Leiter der Climate Change and Sustainability Services bei EY Österreich, zum Börsianer Grün. Was ihm ebenso wichtig erscheint: „Kunden, Lieferanten und Investoren werden

sich genau überlegen, ob sie mit einem Ignoranten noch Geschäfte machen.“

Wichtig sind solche Daten freilich aus Investorensicht, um Greenwashing zu vermeiden. „Wir definieren für die Eigenveranlagung nachvollziehbare Ausschlusskriterien. Bei der Analyse arbeiten mit wir einer unabhängigen ESG-Rating-Agentur“, erklärt Elisabeth Stadler, CEO der Vienna Insurance Group AG.

Rettung oder Monster?

Keine Frage: Wie so vieles beim Green Deal ist auch die neue Richtlinie, die dazugehörenden European Sustainability Reporting Standards (ESRS), die Taxonomie sowie die Corporate Sustainability Due Dilligence Directive (CSDDD) umstritten. Was für die EU, den Weltklimarat und Klimaaktivisten ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Rettung des Planeten ist, bezeichnen Kritiker als Bürokratiemonster. Daniela Heilinger, Partnerin bei BDO Austria, ortet zumindest eine „große Herausforderung“ für die Unternehmen. Die Creditreform sieht vor allem auf kleinere und mittlere Firmen große Probleme zukommen. Die deutsche Stiftung Familienunternehmen und Politik bringt es auf den Punkt: „Mit der

NACHHALTIGKEIT GREENWASHING 79

CSRD drohen Familienunternehmen weitere kostenintensive Bürokratielasten, denen kein adäquater Mehrwert gegenübersteht. Neue Berichterstattungspflichten bringen keinerlei Mehr an Nachhaltigkeit und wirken der Wettbewerbsfähigkeit entgegen.“

In dieselbe Kerbe stößt der steirische Leiterplattenspezialist AT&S AG: „Wir nehmen unsere Verantwortung im Bereich Klimaschutz sehr ernst“, sagt CEO Andreas Gerstenmayer. In vielen Bereichen sehe man bei der Umsetzung der Richtlinien aber unnötige, realitätsferne Überregulierungen, die außerdem noch die Gefahr bergen, das eigentliche Ziel zu verfehlen. Die Politik biete hier auch keine Unterstützung. Wünschenswert wäre es, wenn die Politik der Wirtschaft besser zuhören würde, wenn diese Bedenken äußere. Jakob Zeilinger, Bereichsleiter für Managementsysteme/ ESG bei der Austria Metall AG, ist ebenfalls skeptisch: „Wie weit der bürokratische Aufwand tatsächlich den Weg zu mehr Nachhaltigkeit sowie zur Dekarbonisierung unterstützt, bleibt fraglich.“

Skurrile Blüten

Welch skurrile Blüten die Brüsseler Bürokratie hervorbringt, weiß Walter Oblin, Finanzvorstand der Österreichischen Post AG. Bei E-Fahrzeugen hän-

#STANDARD

DIE CSRD-RICHTLINIE

Mit der im November 2022 beschlossenen neuen CSRD-Richtlinie werden detailliertere Berichtspflichten eingeführt. Große Unternehmen und börsennotierte KMUs müssen über Nachhaltigkeitsaspekte wie Umweltrechte, soziale Rechte, Menschenrechte und Governance-Faktoren Bericht erstatten. Betroffen sind ab dem Berichtsjahr 2025 Unternehmen, die zwei der drei Kriterien erfüllen: 250 Beschäftigte, eine Bilanzsumme von mehr als 20 Millionen Euro oder ein Umsatz von mehr als 40 Millionen Euro.

ge es von den Reifen ab, ob sie taxonomiekonform sind, nämlich vom Rollgeräusch und von der Energieeffizienz. Weil man hierzulande im Winter trotz des Klimawandels noch mit Schnee rechnen müsse, sei die gesamte Zustellflotte mit Ganzjahresreifen ausgestattet. „Das Rollgeräusch liegt über den Grenzwerten der EU-Taxonomie, weshalb unserer 3.000 E-Autos, mit denen wir Vorreiter bei der CO2-freien Zustellung sind, nicht taxonomiekonform sind“, sagt Oblin. Apropos Taxonomie, die ja als Klassifizierungsinstrument für grüne Investitionen dienen soll: Clemens Fuest, der Präsident des deutschen Ifo-Instituts, bezeichnete die Taxono-

mie schon im Vorjahr gleich nach dem EU-Beschluss als „Planwirtschaft“. Sie sei nicht mit anderen klimapolitischen Instrumenten abgestimmt.

„Ich verstehe den Aufschrei, er ist durchaus berechtigt, denn allein die CSRD umfasst hunderte Seiten“, sagt Experte Rögl. Im Vergleich zu den USA gehe Brüssel strenger und bürokratischer vor, meinen Rögl und Zeilinger gleichermaßen. Gelangen europäische Unternehmen dadurch noch mehr ins Hintertreffen? „Was auf den ersten Blick als Wettbewerbsnachteil gewertet werden könnte, wird jedoch langfristig ein Vorteil für Europa sein“, ist Rögl überzeugt. Denn „die Natur zwingt uns zum Handeln“.

Zwar dürfte auch bei der CSRD nicht alles so heiß gegessen werden wie gekocht, wie der lange umstrittene und ebenso heftig kritisierte Kompromiss beim Verbrenner-Aus gezeigt hat. Faktum ist, dass sich Unternehmen jeglicher Größe besser früher als später mit dem Thema auseinandersetzen sollten. „Wer das nicht tut, wird bald ins Schleudern kommen“, so Rögl. Österreichs Firmen haben jedenfalls noch viel Nachholbedarf, wie die neueste EY-Analyse zeigt: Nur 46 Prozent der 100 umsatzstärksten Unternehmen sowie der jeweils fünf größten Banken und Versicherungen

NACHHALTIGKEIT GREENWASHING 80
Reportings. Beispiele für Nachhaltigkeitsberichterstattung von der TUI AG und der Österreichischen Post AG.

Ciao ohne au!

Der Abschied von der kalten Progression fällt Unternehmen leicht.

Das bringt’s für Unternehmen: bmf.gv.at/unternehmenentlasten

Damit können Unternehmen seit Anfang 2023 rechnen:

• Senkung der Körperschaftsteuer auf zunächst 24 %, 2024 auf 23 %

• Weitere Senkung der 2. Stufe der Lohn- & Einkommensteuer von 32,5 % auf 30 % sowie erstmalige Senkung der 3. Stufe von 42 % auf 41 %

• Erhöhung der GWG-Abschreibungsgrenze von 800 Euro auf 1.000 Euro Zusätzlich bringen diese Maßnahmen mehr Spielraum:

• Öko-Investitionsfreibetrag für z. B. effiziente Heizungssysteme

• Erhöhte Grenze für die Kleinunternehmerpauschalierung in der Einkommensteuer

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG

haben 2022 einen Nachhaltigkeitsbericht publiziert. Ebenso viele waren es 2021. Gestiegen ist jedoch die Zahl der durch unabhängige Prüfer gecheckten Berichte – von 57 auf 65 Prozent.

Unternehmen wollen damit hinsichtlich Greenwashing weniger angreifbar sein, wie Rene Knapp, Vorstand Uniqa Insurance Group AG für HR, Marke und Nachhaltigkeit, betont: „Um transparent, nachvollziehbar und damit auch glaubwürdig zu sein, haben wir uns für eine freiwillige, unabhängige Prüfung entschieden.“

Nachhaltigkeit ist Kernstrategie

Es geht freilich nicht nur um Zahlen und Fakten und Berichte – die ganze Unternehmenskultur muss eingestimmt werden. Und da ist die Chefetage als Vorbild gefragt. Nachhaltigkeit müsse „Teil der Unternehmensstrategie“ sein, heißt es bei AT&S AG, und „elementarer Teil des unternehmerischen Selbstverständnisses“, wie es die Austria Metall AG formuliert, und sich „durch alle Wertschöpfungsstufen und Geschäftsbereiche“ ziehen, so die Wienerberger AG. Die Ernennung eines Chief Sustainability Officers (CSO) oder einer vergleichbaren Managementposition sei daher keinesfalls nur ein Feigenblatt, wie Kritiker meinen, sondern ein wichtiges Signal, heißt es. Große Unternehmen haben es naturgemäß aufgrund ihrer Ressourcen leichter und haben bereits gehandelt: Die deutschen Schwergewichte Allianz SE, Bayer AG, Covestro AG, E.On SE, SAP SE, Siemens AG und Symrise haben ebenso einen CSO wie die Schweizer Konzerne Novartis AG, Roche Holding AG und UBS Group AG, um nur ein paar zu nennen.

CSOs sind gefragt

Einer Studie von Strategy&, der Strategieberatung von PWC, bestätigt dies: 2022 haben 30 Prozent der befragten

1.640 Unternehmen in 62 Ländern einen CSO auf der obersten Führungsebene, weitere 49 Prozent eine entsprechende Funktion oder eine Abteilung gleich unterhalb der Spitze eingesetzt. Vorreiter sind Frankreich (57 Prozent) und die USA (47 Prozent), in Deutschland sind es 35 Prozent. Nach Branchen gehören Konsumgüter (50 Prozent), Chemie (45 Prozent) sowie Öl und Gas (42 Prozent) zu den Pionieren. Aber auch bei den Banken ändert sich viel – nicht erst infolge der jüngsten Skandale. „Unternehmen, die keinen CSO beschäftigten, haben ein Problem - ihnen fehlt das entsprechende Radarsystem“, meint Jörg Eigendorf, CSO der Deutschen Bank AG. Beim Nachhaltigkeitstag 2023 Anfang März präsentierten CEO Christian Sewing und Eigendorf die Ziele des Instituts, das wegen der Greenwashing-Vorwürfe gegen die Investmenttochter DWS ins Kreuzfeuer der Kritik geraten war. Bis 2025 strebt die Deutsche Bank AG nun 500 Milliarden Euro an nachhaltigen Finanzierungen an, nachdem sie die erste Etappe von 200 Milliarden Euro von 2020 bis 2022 übertroffen hat.

„Wir als größter Touristikkonzern sind dreifach gefordert – ökologisch, ökonomisch und sozial, zumal die Kritik an Müll- und Plastikbergen, hohen Emissionen und der Energievergeudung in Hotels und auf Kreuzfahrtschiffen durchaus berechtigt ist“, sagt Thomas Ellerbeck, der als CSO bei der TUI AG die grünen Fäden in der Hand hält. Schon 2019 hat sich die TUI AG der

Science Based Targets-Initiative (SBTI) angeschlossen, um ihre selbst auferlegten Ziele – bis 2030 24 Prozent weniger Emissionen bei Flügen, 27,5 Prozent Reduktion in der Kreuzfahrt und 46,2 Prozent in Hotels – wissenschaftlich abzusichern. Ellerbeck ist überzeugt, dass die immensen Anstrengungen, die auch die umfassende Berichterstattung inkludieren, Früchte tragen. „Die Reisenden fordern immer häufiger Nachhaltigkeit ein, das wird künftig entscheidend sein, wo sie buchen.“

Beim Baustoffhersteller Wienerberger AG kann man den komplexen EU-Vorgaben auch durchaus Positives abgewinnen, auch wenn man viel „Energie und Zeit“ investieren müsse. Die neue CSRD ermögliche mehr Vergleichbarkeit zwischen den Unternehmen und schaffe daher erhöhte Transparenz, betont Kommunikationschefin Claudia Hajdinyak. Schöne heile Welt also? Noch lange nicht. Aber der Weg ist das Ziel.

% MEINE GRÜNE RENDITE

Mit der rechtskräftigen CSRD der EU wird die verpflichtende Nachhaltigkeitsberichtserstattung stark ausgeweitet. Greenwashing soll damit weitgehend unterbunden werden. In Deutschland und Österreich sind rund 17.000 Unternehmen betroffen. Der Aufwand ist groß, weil die neue Regel sehr komplex ist. Der Bericht wird verpflichtend Teil des Lageberichts. Kritiker sprechen von einem Bürokratiemonster, das den Zweck verfehlt. Viele Unternehmen machen jedoch schon Nachhaltigkeitsberichterstattung und haben sie mit der Einrichtung eines Chief Sustainability Officers auch zur Chefsache erklärt. n

NACHHALTIGKEIT GREENWASHING 82
„Das Rollgeräusch liegt über den Grenzwerten.“
WALTER OBLIN
„Unternehmen, die keinen CSO beschäftigten, haben ein Problem.“
JÖRG EIGENDORF
„Reisende fordern immer häufiger Nachhaltigkeit ein.“
THOMAS ELLERBECK

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MARLENE AMSTAD Präsidentin des Verwaltungsrats Finma

Die in Bern geborene 55-Jährige war ordentliche Professorin für Wirtschaftswissenschaften an der Chinese University Hongkong, Shenzhen, und Ko-Leiterin des dort angesiedelten Fintech-Centers am Shenzhen Finance Institute. Sie ist Titularprofessorin der Universität Bern. Seit 2021 ist sie Präsidentin des Verwaltungsrats der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma.

MEINUNG AUFSICHT 84 #RISIKO VITA
Podcast anhören. Was kostet der Klimawandel?

GUTES RISIKOMANAGEMENT IST CHEFSACHE

Wie geht die Schweizer Finanzmarktaufsicht mit Klimarisiken um?

Versicherungen und Anlegerschutz in den Fokus nehmen

Marlene Amstad, die Präsidentin der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma, hat derzeit besonders viel mit schlecht geführten Großbanken zu tun. Die Schwierigkeiten der Credit Suisse Group AG beschäftigten ganz Europa. Für den Börsianer Grün fand sie dennoch Zeit für ein Gespräch. Denn um die nächste Ecke lauern schon die Gefahren des Klimawandels, die für die Versicherungswirtschaft ein noch kaum fassbares Großrisiko darstellen.

Frau Amstad. Sie standen am Wochenende vom 18. zum 19. März 2023 im Epizentrum eines beispiellosen Bankenbebens in der Schweiz. Erzählen Sie! – Marlene Amstad: Das Wochenende war sehr intensiv. Aber intensiv war die Zeit schon lange davor. Das Wichtigste ist, dass wir eine Lösung mit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS gefunden haben, die für Stabilität sorgt, für die Kundinnen und Kunden und für den Finanzplatz. Es ist die beste Lösung aus allen Optionen, die uns zu Verfügung standen.

SIGMA-STUDIE VON SWISS RE

Naturkatastrophen häufen sich, und die Schäden nehmen laufend zu. Nach einer Auswertung von Swiss Re beliefen sich die ökonomischen Schäden durch Naturkatastrophen im Jahr 2022 auf 275 Milliarden US-Dollar, wovon 125 Milliarden US-Dollar versichert waren. Das ist der vierthöchste Wert in der Messreihe von Sigma, einer Swiss-Re-Publikation, die diese globale Schadensstatistik jährlich aktualisiert. Seit 1992 nehmen diese Schäden um durchschnittlich fünf Prozent bis sieben Prozent pro Jahr zu. Naturkatastrophenbedingte Schadenleistungen von über 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr sind in der weltweiten Versicherungsindustrie inzwischen Standard.

Eine Studie der Swiss Re hat unlängst aufgezeigt, wie sich nicht nur Finanzkrisen, sondern auch Klimakrisen zu häufen beginnen. Wie geht die Finanzmarktaufsicht um mit diesem Risiko? – Die Häufung von Klimakatastrophen ist eine Tatsache. Egal ob man sie an der Anzahl der Ereignisse oder an der Höhe der Schäden

misst. Wir müssen in diesem Zusammenhang die Stabilität der von uns beaufsichtigten Finanzinstitute überwachen. Es geht also um die Frage, ob die Solvabilität der Versicherungsfirmen für höhere Schadenleistungen ausreicht.

Tut sie das? – Für Klimarisiken allgemein gibt es keine Blaupause. Ganz im Unterschied zur großen Finanzkrise 2008, wo es möglich war, den internationalen Kapitalregulierungsstandard für Banken von Basel II auf Basel III anzupassen. In der Prävention gegen die finanziellen Folgen einer Klimakrise für die Versicherungswirtschaft gibt es keinen solchen Standard. Darum bestehen weltweit so viele Diskussionsforen zu diesem Thema. Man muss zuerst verstehen lernen, wie ein angemessener Umgang mit diesen Risiken aussehen sollte. Diese Ausgangslage stellt alle Aufsichtsbehörden vor Herausforderungen.

Die Banken hatten sich vor der Finanzkrise 2008 heftig gegen eine Verschärfung des internationalen Basler Kapitalstandards

MEINUNG AUFSICHT 85
INTERVIEW DANIEL ZULAUF FOTOS GERRY AMSTUTZ #STUDIE

gewehrt. Läuft es bei den Versicherungen jetzt ähnlich ab? – Ja und nein. Natürlich wollen auch die Versicherungen ihre Kosten möglichst gering halten, um wirtschaftlich gut dazustehen. Die Kosten der Regulierung waren vor einigen Jahren noch ein zentrales Argument im Lobbying der Assekuranz wie der Banken. Inzwischen sieht man in der Branche aber den sorgfältigen und proaktiven Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit auch als Wettbewerbsvorteil.

Liest man aber Ihren aktuellen Jahresbericht, muss man zu anderen Schlüssen kommen. Sie ziehen eine ernüchternde Bilanz bezüglich der Offenlegung der Klimarisiken in der Assekuranz. – Wir haben Offenlegungspflichten erst bei den großen Versicherungsunternehmen eingeführt, und es ist klar, dass wir uns auf einer Reise befinden. Es war nicht davon auszugehen, dass unsere Erwartungen schon bei der ersten Überprüfung dieser Transparenzvorgaben vollständig erfüllt würden. Wir lernen bei dem Thema alle dazu. Es gibt ja zum Beispiel noch keinen abschließenden Konsens darüber, welcher von den vielen Nachhaltigkeitsindikatoren seinen Zweck am besten erfüllt. Auch vor diesem Hintergrund haben wir den Assekuranzfirmen im Hinblick auf die nächste Offenlegungspe-

Trotz hoher Kosten. „Assekuranzen sehen den sorgfältigen und proaktiven Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit mittlerweile als Wettbewerbsvorteil“, sagt Marlene Amstad.

riode kommuniziert, dass sie die individuellen Klimarisiken in ihren Unternehmen stärker herausstreichen sollen.

Börsennotierte Firmen haben einen starken Anreiz, Risiken kleinzureden. Reichen Transparenzauflagen dagegen aus? – Das Aufsichtsrecht gibt vor, dass Risiken angemessen erfasst und gemanagt werden müssen. Unsere Rolle ist es, das Aufsichtsrecht durchzusetzen. Die Verantwortung für ein angemessenes Risikomanagement liegt aber grundsätzlich immer bei den Unternehmen selbst. Gerade bei börsenkotierten Firmen sieht man immer wieder, wie stark der Markt reagiert, wenn nur schon der Verdacht aufkommt, dass Risiken schlecht gemanagt werden. Für ein gutes Risikomanagement braucht es also einen direkten, spürbaren Einfluss der Führungsorgane der Unternehmen. Das kann man nicht mit Aufsichtstätigkeit ersetzen.

Angesichts der erwähnten Swiss­Re­Studie, die aufzeigt, dass die klimabedingten Schäden seit 30 Jahren um durchschnittlich fünf bis sieben Prozent pro Jahr zunehmen, muss man sich aber doch fragen, ob die Assekuranz überhaupt noch ausreichend solvent ist. – Die Finma legte bei den Modellen zur Berechnung der Kapitalanforderungen in den letzten Jahren regelmäßig

einen besonderen Fokus auf die Prüfung von Naturkatastrophen-Modellen. Also bei den Modellen, die besonders exponiert sind bezüglich klimatischer Veränderungen. Zudem beteiligt sich die Finma im Rahmen des sogenannten NGFS, des globalen Networks for Greening the Financial System, an der Entwicklung von spezifischen Szenarien für diese Risiken und verwendet diese auch in der Aufsicht. Nach diesem Muster sollen alle Risikoszenarien erfasst und in der Aufsicht integriert werden.

Gibt es auch ein Szenario, in dem eine Finanzkrise mit einer Klimakrise zusammenfällt? – Wenn man ein Szenario nicht ausschließen kann, dann sollte man sich darauf vorbereiten. Was Sie beschreiben, ist ein klassisches Risiko mit einer kleinen Wahrscheinlichkeit, aber einem sehr hohen Schadenpotenzial für die einzelnen Institute und den Gesamtmarkt. Solche Risiken haben wir als Aufsichtsbehörde ganz besonders im Auge, denn wir müssen dafür sorgen, dass die von uns beaufsichtigten Institute diese Risiken angemessen berücksichtigen.

Zu Ihren Kernaufgaben gehört auch der Anlegerschutz. Ihre Devise lautet auch bei Nachhaltigkeitsprodukten: Es muss drin sein, was draufsteht. Tönt einfach. Ist es das auch? – Nein, es ist nicht immer so einfach. Wir mussten auch schon einschreiten, weil Anbieter diese Vorgabe nicht eingehalten haben. Am Ende geht vieles davon auf das Prinzip zurück: Man darf die Anleger nicht täuschen.

MEINUNG AUFSICHT 86
„Greenwashing? Gegenwärtig besteht in der Schweiz eine Selbstregulierung.“
MARLENE AMSTAD

Aber dann kommen die Juristen und sagen, es liege keine offensichtliche Täuschung vor. Was machen Sie dann? – Greenwashing ist ein großer Graubereich, und derzeit ist unser Handlungsspielraum effektiv begrenzt. Wir sehen insbesondere Bedarf für zusätzliche verbindliche Regeln an drei Stellen. Erstens muss der Anleger am Verkaufspunkt mit seinen Wünschen und Erwartungen in geeigneter Weise abgeholt werden. Wie groß ist sein Appetit auf nachhaltige Anlagen? Was sind seine Nachhaltigkeitspräferenzen?

Zweitens braucht es mehr Transparenz vor dem Verkauf von als nachhaltig verkauften Finanzprodukten. Was steht auf dem Label, und was ist im Produkt enthalten? Die Kundschaft braucht Klarheit, um bewusst entscheiden zu können. Und schließlich verlangen wir mehr Transparenz nach dem Verkauf. Hat ein Finanzprodukt effektiv den positiven Einfluss

auf das Gedeihen des Regenwaldes, den es verspricht?

Aber müsste der Gesetzgeber nicht auch konkreter bestimmen, wo Greenwashing beginnt, damit die Aufsicht eine stärkere Handhabe gegen fehlbare Anbieter bekommt? – Die größte Rechtssicherheit hat man immer mit einem Gesetz und klaren Definitionen. Gegenwärtig besteht in der Schweiz eine Selbstregulierung. Wenn wir eine noch wirksamere Greenwashing-Bekämpfung haben möchten, wäre eine gesetzliche Verankerung der Regeln gegen Greenwashing auch hierzulande nötig.

Sie hatten dem Schweizer Finanzplatz auf der Jahresmedienkonferenz der Finma genau vor einem Jahr Stabilität diagnostiziert. Wie lautet Ihre Diagnose jetzt? – Der Schweizer Finanzplatz ist und bleibt sta-

bil. Das haben wir auch und gerade an dem Wochenende vom 18. und 19. März bewiesen. Wir hatten eine akute, sehr ernsthafte Situation bei der Credit Suisse. Die Behörden haben sie gemeinsam mit den Banken und so bereinigt, dass am Montagmorgen alle Zahlungen friktionslos abgewickelt werden konnten, alle Bankomaten funktionierten und alle Zugang zu ihren Bankkonten hatten. So haben wir die Stabilität des Finanzplatzes in der Schweiz und international gewahrt.

% MEINE GRÜNE RENDITE

Klimarisiken beschäftigen die Aufsichtsbehörden zunehmend. Die Finma arbeitet intensiv an spezifischen Szenarien, welche die Risiken der Erderwärmung berechnen. Eine gesetzliche Verankerung von Regeln gegen Greenwashing ist aus Sicht der Finma denkbar. n

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GRÜNE ZENTRALBANKEN, ABER NICHT IN DER SCHWEIZ

Hartnäckig. Die KlimaAllianz Schweiz beim Protest gegen die Rettung der Credit Suisse durch die Schweizerische Nationalbank.

NACHHALTIGKEIT NOTENBANKEN 88 #INVESTMENTS
© MANUEL LOPEZ

So leicht lassen wir uns nicht abwimmeln“, sagt Astrid Roesle und zeigt verärgert den Brief, den sie Ende Jänner 2023 vom Bankrat der Schweizerischen Nationalbank (SNB) erhalten hatte. „Die beantragten Traktanden und Beschlussanträge fallen nicht in den Kompetenzbereich der Generalversammlung und können daher nicht zugelassen werden“, heißt es in dem von der Bankratspräsidentin und langjährigen Schweizer Politikerin Barbara Janom Steiner gezeichneten Schreiben.

Astrid Roesle ist Vertreterin der Schweizer Klima-Allianz, unter deren Dach sich 170 zivilgesellschaftliche Akteure zur SNB-Koalition zusammengefunden haben. Die Aktivisten haben immerhin 720.000 Franken mobilisiert, um sich mit dem Kauf von 150 Aktien ein Mitspracherecht in der börsennotierten Schweizerischen Nationalbank zu sichern. Das Scheitern des ersten Interventionsversuches hat allerdings auch in der SNB-Koalition kaum jemanden überrascht.

Minimaler Gestaltungsspielraum

Die Schweizer Notenbank ist eine spezialgesetzliche Aktiengesellschaft, in der die Stimmrechte der privaten Aktionäre auf maximal 100 Stimmen oder 0,1 Prozent beschränkt sind. Das alleinige Sagen in der Generalversammlung haben die 26 Kantone (Bundesländer), die der SNB vor fast 120 Jahren das Geldmonopol übertrugen und sich dafür die Kontrolle über die Generalversammlung geben ließen. Deren Befugnisse sind allerdings so stark eingeschränkt, dass auch

BRIEFING

den Kantonen nur ein minimaler Gestaltungsspielraum bleibt.

Die Anträge der SNB-Koalition gingen weit darüber hinaus. Sie beinhalteten die Forderung nach einem konkreten Umsetzungsplan, unter dem das Schweizer Währungsinstitut seine immensen Devisenlagen in der Höhe von etwa 800 Milliarden Franken hätte umschichten sollen, um das Portfolio mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens in Einklang zu bringen. Zudem hätte sich die Nationalbank verpflichten müssen aufzeigen, wie sie proaktiv und effektiv zur Begrenzung der Klimaerwärmung seit Beginn des Industriezeitalters auf 1,5 Grad beitrage werde.

Die Forderungen seien unzulässig, weil sie auf „Veränderungen der Geldund Währungspolitik“ abzielten und der Nationalbank „neue Aufgaben auferlegen oder durch neue Gremien ihre Organisation verändern“ wollten, heißt es in dem erwähnten Brief des Bankrats. Tatsächlich gewährt das Nationalbankgesetz dem Direktorium des Schweizer Noteninstituts ein sehr hohes Maß an autonomer Entscheidungskompetenz. Und diese greift, wenn Geld- und währungspolitische Bereiche auch nur an äußersten Rändern betroffen sind.

Kratzen an der Marktneutralität Dessen ungeachtet verspricht Roesle: „Wir werden unsere Anliegen auf der Aktionärsversammlung der Nationalbank trotzdem vertreten und als Aktionärinnen und Aktionäre von unserem Rederecht Gebrauch machen.“ Nicht erst seit diesem Frühjahr kratzen Umweltpolitiker und Klimaschützerinnen

an der Doktrin, nach der die Schweizer Notenbank ihre Devisenreserven strikt „marktneutral“ anlegt.

Alle drei Monate fällt ein grelles Licht auf die Nationalbank. Dann nämlich, wenn der Kontrast zwischen Marktneutralität und klimafreundlicher Anlagepolitik im amerikanischen Aktienportfolio dank börsenrechtlicher Publikationspflichten für alle sichtbar wird. Per Ende 2022 hielt das Schweizer Noteninstitut Aktien der amerikanischen Erdölmultis Exxon, Chevron und Conoco Phillips im Gesamtwert von knapp vier Milliarden US-Dollar, was einem Anteil von 2,8 Prozent des Gesamtbestands amerikanischer Aktien der SNB entsprach.

Die Nationalbank begründet ihre Investitionen in CO2-intensive Unternehmen und Branchen mit ihrem Ansatz der Marktneutralität. Die Notenbank hält rund 20 Prozent ihrer Devisenreserven in Aktien. Sie will jederzeit in der Lage sein, große Volumina umzuschichten, ohne die Preise zu beeinflussen, und verfolgt deshalb durch die Nachbildung wichtiger Indizes eine strikt passive Anlagepolitik. Als Folge dieses Verzichts auf jede Art von aktiver Titelselektion finden auch viele Aktien Eingang in das Nationalbank-Portfolio, die auf den schwarzen Listen der internationalen Klimabewegung figurieren.

Eine aktivere Bewirtschaftung des Aktienportfolios käme gemäß der Nationalbank auch einer Form von Strukturpolitik gleich, was aus ordnungspolitischen Gründen nicht wünschbar wäre und Interessenkonflikten Vorschub leisten könnte. Zur Vermeidung von Interessenkonflikten verzichtet die Nati-

NACHHALTIGKEIT NOTENBANKEN 89
Warum die Schweizer Nationalbank Großaktionär von Klimasündern ist
Wie weltweit Notenbanken nachhaltig investieren

onalbank allerdings auf das Halten von Aktien systemrelevanter Banken sowie mittel- und großkapitalisierter Banken von Industrieländern. Auch Beteiligungen an Schweizer Unternehmen hält das Noteninstitut aus diesem Grund nicht.

80 Prozent im Anleihenportfolio

In der Bewirtschaftung des Anleihenportfolios, das rund 80 Prozent der Währungsreserven ausmacht, dominieren Staatspapiere mit erstklassiger Bonität. Der größte Teil des Portfolios entfällt auf Staatspapiere. Das Portfolio baut auf einer Kombination großer Obligationenindizes auf, von denen die Bank teilweise abweichen kann, um höhere Renditen zu erwirtschaften. Ziele bezüglich Klimaverträglichkeit verfolgt die Notenbank auch in der Bewirtschaftung des Anleihenportfolios nicht.

Solche Ziele seien nicht vereinbar mit dem Mandat der Notenbank. Sie würden „unweigerlich zu Zielkonflikten zwischen dem Mandat der Preisstabilität und den klima- und umweltpolitischen Zielen führen“, stellte im Oktober auch die Schweizer Regierung (der Bundesrat) in einem 60-seitigen Bericht zum Thema „Die Schweizerische Nationalbank und die Nachhaltigkeitsziele der Schweiz“ unmissverständlich klar.

Was tun andere Zentralbanken?

Andere Zentralbanken interpretieren ihr Mandat deutlich offensiver als die

Schweizerische. Die Europäische Zentralbank stellte anlässlich ihrer Strategieüberprüfung von drei Jahren den Klimawandel und die ökologische Nachhaltigkeit ins Zentrum ihrer Überlegungen und entwickelte in der Folge einen Maßnahmenplan, wie diesen Themen auch in der geldpolitischen Strategie Raum verschafft werden sollte. Seit Oktober 2022 berücksichtigt die EZB bei ihren Investitionen in Unternehmensanleihen klimabezogene Finanzinformationen mit der Absicht, das rund 360-MilliardenEuro schwere Portfolio schrittweise zu dekarbonisieren. Die EZB hat sich verpflichtet, die Klimaauswirkungen der Portfoliomaßnahmen jährlich offenzulegen und die Maßnahmen auf weitere geldpolitische Portfolios auszuweiten.

Die von der EZB-Präsidentin Christine Lagarde angestoßene Politik scheint in weiten Teilen des Euroraums politisch auf Anklang zu stoßen. Jedoch werden gerade in Deutschland vereinzelt auch kritische Stimmen laut. So urteilte Clemens Fuest, Leiter des einflussreichen Münchner Instituts für Wirtschaftsforschung, in einem mit „Europäische Zentralbank auf grünen Abwegen“ überschriebenen Gastbeitrag in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“: „Geldpolitische Bescheidenheit und Selbstbeschränkung setzen Anreize, die Probleme dort zu lösen, wo sie entstehen. Sie sollten die Tugenden jedes Zentralbankers sein. Eine um Popularität bemühte Geldpolitik,

welche die Grenzen ihres Mandats nicht ernst nimmt, untergräbt auf Dauer ihre Unabhängigkeit.“

Auch die Bank of England hat im März 2021 ihren nachgeordneten Auftrag, die Wirtschaftspolitik der Regierung zu unterstützen, ausdrücklich mit Nachhaltigkeitsaspekten ergänzt und will nun ebenfalls unter anderem bei Anleihenkaufprogrammen Nachhaltigkeitskriterien walten lassen. Allein sind die Schweizer mit ihrer engen Mandatsauslegung freilich noch lange nicht. Auch die US-Notenbank sieht in ihrem Leistungsauftrag bislang keine Legitimation zur Umsetzung einer aktiven Klimapolitik. Diese Doktrin steht inzwischen aber überall unter kritischer Beobachtung. „Wir stehen alle in der Verantwortung für das Klima, und es kann nicht sein, dass die Notenbanken diese ganz auf die Politik abschieben“, fast die Klimaaktivistin Astrid Roesle die Motivation einer globalen Bewegung zusammen.

% MEINE GRÜNE RENDITE

Die Schweizerische Notenbank will sich in der Bewirtschaftung ihrer immensen Devisenreserven partout nicht von Klimaaktivisten reinreden lassen. Für ihre strenge Doktrin einer strikt marktneutralen Investitionspolitik gibt es ökonomisch zwar gute Gründe, aber Klimaaktivisten verschaffen sich mit ihren ökologisch motivierten Gegenargumenten zunehmend

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Gehör. n
© SNB
Neutralität. Die Schweizerische Notenbank definiert sich als „marktneutral“ und hat 20 Prozent ihrer Devisenreserven in Aktien investiert. Darunter befinden sich große Ölkonzerne. 4Milliarden US-Dollar waren von der SNB per Ende 2022 in amerikanischen Ölmultis wie Exxon, Chevron und Conoco Phillips veranlagt.
#WISSEN
Glossar WICHTIGE BEGRIFFE AUS DER WELT DER NACHHALTIGKEIT

Anlagekriterien

Die Auswahl von Unternehmen, welche die festgelegten Anforderungen hinsichtlich bestimmter ökologischer und sozialer Aspekte besonders gut erfüllen, wie etwa Leistungen im Umweltbereich und bezüglich Gleichberechtigung.

Ausschlusskriterien

Definierte Ausschlusskriterien schließen bestimmte Investments oder Investmentklassen aus. Häufig genannte Ausschlusskriterien sind Waffen, Tabak und Tierversuche.

Best in Class

Eine Anlagestrategie, nach der - basierend auf ESG-Kriterien - die besten Unternehmen innerhalb einer Branche, Kategorie oder Klasse ausgewählt oder gewichtet werden, also diejenigen, die im Branchenvergleich in ökologischer, sozialer und ethischer Sicht die höchsten Standards setzen. Bei diesem Ansatz geht es um die Auswahl oder Gewichtung der sich am besten entwickelnden Unternehmen oder Assets auf Grundlage einer ESG-Analyse innerhalb eines bestimmten Investment-Universums.

Biodiversität

Biodiversität oder auch biologische Vielfalt misst die Fülle unterschiedlichen Lebens in einem bestimmten Gebiet. Mit dieser Definition wird zum Beispiel die Vielfalt innerhalb der Arten (genetische Ebene) sowie die Vielfalt an Arten (organismische Ebene) beschrieben.

Biodiversitätskonvention

Internationales Umweltabkommen, das Ziele für den weltweiten Artenschutz wie gegen die Überfischung und einen gerechteren Rahmen für den Zugang zu genetischen Ressourcen und ausgewogenere Beteiligung aus den Vorteilen und Gewinnen setzt.

Carbon Bubble

Die Kohlenstoffblase ist eine Investitionsblase, die sich aus der Unvereinbarkeit des Zwei-Grad-Ziels mit dem Abbau und der Nutzung weiter Teile der bekannten Ressourcen an fossilen Brennstoffen wie Erdöl, Kohle und Erdgas ergibt.

Climate Action Plan

Ist der Fachjargon für den „Aktionsplan: Finanzierung nachhaltigen Wachstums“, der von der EU-Kommission am 8. März 2018 veröffentlicht wurde. Der Aktionsplan soll helfen, eine nachhaltigere und umweltverträglichere Wirtschaft zu erschaffen. Gütezeichen für nachhaltige Finanzprodukte sind dabei ein Aspekt.

CO2

Kohlenstoffdioxid kommt in der Luft vor. Ohne das Treibhausgas gäbe es keine Lebewesen auf der Erde. Die hohe Konzentration von CO2 lässt die Temperaturen jedoch durch den Treibhauseffekt ansteigen und führt so zur globalen Erwärmung.

CO2-Grenzausgleichssystem

Ist ein Entschluss des EU-Parlament vom 10. März 2021. Durch das CO2-Grenzausgleichssystem sollen bestimme Importe aus Ländern mit geringeren Klimaschutzstandards (außerhalb der EU) mit einer CO2-Abgabe versehen werden.

COP 21

Von 30. November bis 12. Dezember 2015 fand die 21. UN-Klimakonferenz, kurz Cop 21, in Paris statt. Am 4. November 2016 trat das damals beschlossene Klimaabkommen in Kraft, das die Begrenzung der globalen Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius, möglichst unter 1,5 Grad Celsius, im Vergleich zu vorindustriellen Levels in den kommenden Jahrzehnten vorsieht.

Corporate Governance

Corporate Governance ist die Verantwortung von Vorständen hinsichtlich der sozialen und ökologischen Performance ihres Managements und der Unternehmenskultur.

Corporate Social Responsibility, CSR

Corporate Social Responsibility bedeutet gesellschaftliche Unternehmensverantwortung. Darunter wird verantwortliches unternehmeri-

CSRD

Die Corporate Sustainability Reporting Directive der EU verpflichtet Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern ab dem Berichtsjahr 2025 zur Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen.

GHG Greenhouse Gas Protocoll

ist ein weltweit anerkanntes Standardwerkzeug zur Erfassung, Bewertung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen. Es ist eine Initiative des World Resources Institute (WRI) und des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD).

Net Zero Industry Act

soll bessere Bedingungen für die Produktion von und Investitionen in saubere Technologien in Europa schaffen. Gefördert werden Technologien, die einen wesentlichen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten werden.

92 SERVICE GLOSSAR
NACHHALTIGKEITSBEGRIFFE GLOSSAR

Der Börsianer Grün erklärt wichtige Begriffe aus der Welt der Nachhaltigkeit.

QUELLE: FNG, UMWELTBUNDESAMT, EUROPÄISCHES PARLAMENT, BUNDESKANZLERAMT, CAREELITE, NETMOMS, „BÖRSIANER GRÜN“

Flugscham

kommt vom schwedischen Begriff „flygskam“ und bedeutet, dass Menschen eine subjektive soziale Ächtung empfinden, wenn sie Flugreisen tätigen.

CDP

ist eine Non-Profit-Organisation. Das CarbonDisclosure-Projekt (CDP) verwaltet weltweit die größte Datenbank zu Umweltdaten, CO2-Emissionen und Wasserverbrauch, die Unternehmen freiwillig liefern.

Catena-X

ist eine industrieübergreifende Allianz, die einen sicheren Datenaustausch aller Beteiligten der automobilen Wertschöpfungskette ermöglicht. Von den Minen der Rohstoffe bis zum Recycler soll die Datenkette von jedem Unternehmen mit produktspezifischen CO2-Daten ergänzt werden, damit der CO2-Fußabdruck berechnet werden kann und CO2-Daten aus der Lieferkette zukünftig vergleichbarer und verlässlicher berichten werden können.

IRA

Der Inflation Reduction Act ist ein großes US-amerikanisches Konjunkturprogramm. Hinter dem Namen verbergen sich in erster Linie Investitionen für den Klimaschutz in der Höhe von 370 Milliarden US-Dollar.

sches Handeln verstanden, das ökologisch relevante Aspekte ebenso wie die soziale Beziehung des Unternehmens zu seinen Mitarbeitern und Mitmenschen umfasst.

Dekarbonisierung

Dekarbonisierung ist die Abkehr der Energiewirtschaft von der Nutzung kohlenstoffhaltiger Energieträger. Handlungen, durch die Kohlenstoffdioxid (CO2) freigesetzt wird, sollen durch Prozesse ersetzt werden, bei denen diese Freisetzungen ausbleiben oder kompensiert werden.

Diversität

Diversität steht für die Unterscheidung und Anerkennung von Gruppen und individuellen Merkmalen. Meist werden sechs Bereiche unterschieden: Alter, Geschlecht, Kultur, sexuelle Orientierung, Behinderung und Religion. Vielfaltsmanagement zielt darauf ab, die Diversität der Mitarbeiter konstruktiv und gewinnbringend zu nutzen.

EGSS Abkürzung für Environmental Goods and Services Sector. Steht für eine umweltorientierte Produktion und Dienstleistung. Diese befasst sich mit der Gesamtheit der Tätigkeiten zur Messung, Vermeidung oder Behebung von Umweltschäden.

Engagement

Der Dialog zwischen Investoren und Unternehmen mit dem Ziel, die Unternehmensführung für die Berücksichtigung von sozialen, ethischen, und ökologischen Kriterien zu gewinnen.

Environmental Social Governance, ESG Abkürzung für Environmental, Social and Governance. Diese Abkürzung findet in der Nachhaltigkeitsszene breite Verwendung und steht für die Begriffe Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung.

Eurosif

Das European Sustainable and Responsible Investment Forum ist ein europaweiter Zusammenschluss, der Nachhaltigkeit über den Weg der Finanzmärkte fördert.

EU-Taxonomie

Die EU-Taxonomie ist eine Verordnung, welche die Transparenz im Bereich der Nachhaltigkeit erhöhen soll, indem sie zu einer Klassifizierung für ökologisch nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten beiträgt. Wirtschaftstätigkeiten, die einen Beitrag zu mindestens einem von sechs Umweltzielen leisten, werden nach der EU-Taxonomie als grün eingestuft. Die Umweltziele lauten: Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, nachhaltige Nutzung und Schutz der Wasser- und Meeresressourcen, Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung, Schutz und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme.

Fridays for Future

Wurde von der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg im August 2018 initiiert und hat sich im Frühling 2019 zu einem weltweiten wöchentlichen Klimastreik von Schülern entwickelt. Die Proteste finden freitags während der Unterrichtszeit statt und werden von den Schülern selbst organisiert.

Governance

Der Begriff Governance leitet sich vom englischen Government (Regierung) ab und beschreibt das Steuerungssystem eines Kollektivs. Governance bezieht sich dabei auf die Art und Weise, wie Organisationen oder Länder geführt und Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden.

Green Asset Ratio

Eine Kennzahl, die den Anteil der grünen Finanzierungen am Gesamtportfolio von Banken misst. Die Green Asset Ratio wurde von Europas Bankenaufsicht eingeführt und baut auf der EU-Taxonomie auf.

Green Deal

2019 wurde von der neuen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen der Green Deal der EU vorgestellt. Das Ziel ist es, als erster

SERVICE GLOSSAR 93

Kontinent bis 2050 klimaneutral zu werden. Dazu dient ein ehrgeiziges Maßnahmenpaket für einen nachhaltigen ökologischen Wandel, der den Menschen und der Wirtschaft in Europa zugutekommen soll. Die zeitlich gestaffelten Maßnahmen reichen von drastischen Emissionssenkungen über Investitionen in Spitzenforschung und Innovation bis hin zum Erhalt unserer natürlichen Umwelt.

Green Tax

Eine Steuer, die Menschen dazu ermutigt, die Umwelt nicht zu schädigen. Die Ökosteuer wird auf umweltverschmutzende Güter oder Aktivitäten erhoben. Außerdem können die Einnahmen der Ökosteuer zur Förderung der Umweltqualität verwendet werden.

Greenwashing

PR-Maßnahmen von Unternehmen, die das Ziel haben, sich selbst in der Gesellschaft ökologisch und sozial verantwortungsbewusst darzustellen.

Global Reporting Initiative, GRI

Die Global Reporting Initiative dient als Leitfaden für Nachhaltigkeitsberichte. Tätigkeiten und Leistungen sollen in Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung untersucht werden. Transparenz ist dabei das oberste Gebot.

Impact-Investment

Investments in Unternehmen, Organisationen und Fonds, die das Ziel haben, neben dem finanziellen Ertrag auch sozial und ökologisch zu wirken. Die Investoren halten die Eigentumsrechte an den Assets.

Just Transition Fund, JTF

Durch den Just Transition Fund – oder auch Fonds für einen gerechten Übergang – sollen Regionen, die beispielsweise stark von der Kohle-, Torf- oder Ölschieferproduktion abhängen, beim nachhaltigen Strukturwandel durch Zuschüsse unterstützt werden. Der Fonds finanziert zum Beispiel die Weiterqualifizierung von Arbeitnehmern, die Umstellung von Unternehmen auf neue Technologien oder die Dekontaminierung bisheriger Kohleproduktionsstätten. In den JTF sollen in Summe 30 bis 50 Milliarden Euro aus der öffentlichen Hand fließen.

Kreislaufwirtschaft

Ein Modell der Produktion und des Verbrauchs, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Da viele Ressourcen knapp sind, soll die Kreislaufwirtschaft den Lebenszyklus von Produkten verlängern.

Microfinance

Mikrofinanzierung ist die Bereitstellung von verschiedenen Finanzdienstleistungen für arme und einkommensschwache Kunden.

Nachhaltigkeitsrat

Ein regelmäßig tagendes Gremium, das über die Ausrichtung der Nachhaltigkeits- und Ethikpolitik oder das Verhalten gegenüber einzelnen Unternehmen befindet.

Niedrigstenergiegebäude

Ist ein effizientes Gebäude mit niedrigem Energiebedarf. Der Energiebedarf wird zu einem wesentlichen Teil durch erneuerbare Energien abgedeckt. Das Niedrigstenergiegebäude ist Teil der neuen EU-Gebäuderichtlinie. Demnach müssen alle Neubauten als Niedrigstenergiehäuser gebaut werden. In Oberösterreich wird ein Niedrigstenergiegebäude beispielsweise als Einfamilien- oder Reihenhaus definiert, das eine Energiekennzahl von 30 kWh/m²a unterschreitet. Offenlegungsverordnung SFDR

Eine EU-Verordnung, die festlegt, dass Finanzmarktteilnehmer Informationen zur Nachhaltigkeit ihrer Investitionsentscheidungen offenlegen müssen.

Ökodesign Produkte, die so entworfen werden, dass sie möglichst nachhaltig sind, erfüllen die Ökodesignrichtlinie der Europäischen Union zur umweltgerechten Gestaltung.

Ökologischer Fußabdruck

Der ökologische Fußabdruck verdeutlicht, wie viel Land- und Wasserfläche notwendig ist, um die Produktions- und Konsumaktivitäten einer Stadt oder eines Landes dauerhaft aufrechtzuerhalten. Der

gemessene Verbrauch in Hektar kann auf die Produktion eines Unternehmens oder den Lebensstil eines Menschen übertragen werden.

Ökosystem

Ein Ökosystem besteht aus einem Lebensraum und den darin lebenden Organismen. Die Lebensgemeinschaft und der Lebensraum bilden aufgrund von Wechselbeziehungen eine Einheit. Das Ökosystem kann sich durch Einflüsse von innen oder von außen verändern.

PEFC

Das Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes ist ein internationales Waldzertifizierungssystem. Nach eigenen Angaben ist es die weltweit größte unabhängige Organisation zur Sicherstellung und kontinuierlichen Verbesserung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung, die ökologische, soziale und ökonomische Standards gewährleisten soll.

Plogging

Plogging ist eine Outdoor-Sportart, bei der man mit Handschuhen und einem Müllsack ausgestattet joggen geht und dabei Müll aus der Umwelt sammelt. Diese Trendsportart hat sich im Jahr 2016 in Schweden entwickelt.

Precautionary Principle

Das Vorsorgeprinzip bezeichnet die vorbeugende Beachtung von möglichen Nachhaltigkeitsrisiken für ein Unternehmen. Darunter fallen beispielsweise die Förderung und Produktion von Öl, Metallen und Mineralien, die hinsichtlich ökologischer und sozialer Entwicklung berücksichtigt werden.

Principles for Responsible Investment, PRI

Die Principles for Responsible Investment sind von den Vereinten Nationen entwickelte Grundsätze für verantwortungsbewusstes Investieren. Unterzeichner verpflichten sich, festgelegte ESG-Kriterien zu beachten.

Sustainable Development Goals, SDGs

Die Sustainable Development Goals sind 17 konkrete Ziele, welche die größten Herausforderungen unserer Zeit adressieren. 193 Staaten der Vereinten Nationen bekennen sich zur Umsetzung dieser Ziele bis 2030.

Sustainable Stock Exchange, SSE

Steht für Sustainable Stock Exchange und ist eine Initiative zur Vernetzung von Börsen mit Investoren, Regulatoren und Unternehmen. Das Ziel dahinter ist es, die Transparenz und Leistungen der Unternehmen zu Umwelt-, Sozial und Unternehmensführung zu verbessern sowie um langfristige verantwortliche Investmentansätze zu fördern.

Socially Responsible Investment, SRI Englisch für ethisches oder nachhaltiges Investment, das sich dadurch auszeichnet, dass sie neben den Renditezielen auch den ethischen Wertvorstellungen des Anlegers entsprechen.

UN Global Compact

Der UN Global Compact (Globaler Pakt der Vereinten Nationen) verpflichtet Unternehmen zur Einhaltung sozialer und ökologischer Mindeststandards. Wichtige Prinzipien des UN Global Compact sind Menschenrechte, Organisationsfreiheit, die Abschaffung von Zwangs- und Kinderarbeit, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung.

Zero Carbon

Zero Carbon bedeutet, dass keine Kohlenstoffemissionen für ein Produkt oder eine Dienstleistung erzeugt werden. Dies ist zum Beispiel in einem kohlenstofffreien Stromsystem, das nur durch erneuerbare Energien betrieben wird, der Fall.

Zukunftsethik

Diese Bewegung beschäftigt sich mit der Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen und untersucht die Auswirkungen unseres aktuellen Handelns auf die Menschen-, Tier- und Pflanzenwelt.

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GRÜN ANLAGE

Schützen, was zählt.

Wir investieren nachhaltig in eine lebenswerte Zukunft. Bei der Veranlagung berücksichtigen wir verstärkt grüne und soziale ESG-Kriterien. Unser Fokus liegt u. a. auf erneuerbarer Energie, grünen Gebäuden, umweltorientierten Branchen und Green Bonds. Eine klimafreundliche Strategie, die sich für die VIG-Gruppe bezahlt macht. Denn uns ist bewusst, dass wir nur in einer sozial und ökologisch intakten Umwelt erfolgreich sein können. Was noch für uns zählt, erfahren Sie unter vig.com

NACHHALTIGKEIT KREDITE 96 #FINANZIERUNG © FEDERICO GAMBARINI / DPA / PICTUREDESK.COM

Saubere Kredite. Um die eigenen Klimaziele zu erreichen, müssen Banken auf ihr Kreditportfolio schauen. Ist es zu schmutzig, müssen saubere Änderungen her.

KREDITE OHNE KOHLE

Wie gelingt Banken die Dekarbonisierung ihres Kreditportfolios?

Welche Zielkonflikte ergeben sich im Alltag mit Kunden?

Innovative Ansätze aus Deutschland, Österreich und der Schweiz

BRIEFING RAJA KORINEK

Der Klimawandel muss gebremst, die Erderwärmung eingedämmt werden. Nur so können die Pariser Ziele erreicht werden, zu denen die Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs bis 2030 auf höchstens 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zählen. Bei der Transformation spielen Banken als Kreditgeber eine wichtige Rolle.

Tatsächlich beginnen immer mehr Banken allein in Deutschland, Österreich und der Schweiz, der DACH-Region, auf die Dekarbonisierung ihrer Kreditportfolios zu setzen. Wie weit fortgeschritten die Bemühungen sind, lässt sich aktuell noch schwer quantifizieren, erklärt Frank Mrusek, Senior Manager bei der deutschen Unternehmensberatung ZEB Consulting. „Viele Banken haben erst 2022 begonnen, Zahlen zu veröffentlichen. Es gibt noch wenige Vergleichswerte zu den Vorjahren.“

Ambitionierte Dekarbonisierungsziele

Der Börsianer Grün hat mit Finanzhäusern in der DACH-Region gesprochen, sie verweisen auf durchwegs ambitionierte Ziele. Romina Schwarz, Leiterin der Fachstelle Nachhaltigkeit der Zürcher

NACHHALTIGKEIT KREDITE 97

Kantonalbank (ZKB), meint: „Für unser Finanzierungsgeschäft orientieren wir uns insbesondere an den Zielsetzungen des Bundes und des Kantons Zürich mit Blick auf die Umsetzung der Agenda 2030 und die Erreichung der Treibhausgasneutralität 2050.“ Die ZKB strebt im eigenen Betrieb Netto-Null-Emissionen bis 2030 an, über alle Geschäftsbereiche die Netto-Null bis 2050. Die Bank schloss sich deshalb im Dezember 2022 der NetZero Banking Alliance an. Dieser gehört etwa auch die Unicredit Bank Austria AG – wie die Unicredit insgesamt - an. „Im Finanzierungsbereich kooperieren wir zudem mit dem WWF und sind Mitglied sowohl bei der Green Finance Alliance als auch beim Klimaaktiv-Pakt“, ergänzt Dieter Hengl, Vorstand Corporates der Unicredit Bank Austria AG. Zudem wird mit dem WWF Österreich an der Verankerung von Nachhaltigkeitszielen im Kreditvergabeportfolio gearbeitet.

Die Green Finance Alliance vom österreichischen Klimaschutzministerium sieht die freiwillige Selbstverpflichtung von Finanzunternehmen zu den Pariser Klimazielen vor, wobei die PortfolioAusrichtung der Banken am 1,5-GradZiel spätestens 2040 erreicht sein muss. Dabei umfasst der Kriterienkatalog vor allem den Ausstieg aus fossilen Energie-

trägern, den Ausbau grüner Geschäftsaktivitäten sowie eine jährliche Klimaberichterstattung.

Hebel bei Wohnbau und Energie

Die Hypo Oberösterreich AG, die einen bedeutenden Marktanteil im oberösterreichischen Wohnbau hat, konnte das Volumen der nachhaltigen Wohnbaufinanzierungen - vor allem im freifinanzierten Großwohnbau von Bauträgern und Genossenschaften - von rund 526 Millionen Euro im Jahr 2021 auf rund 630 Millionen Euro im Vorjahr um fast 20 Prozent erhöhen können. 21.900 Tonnen CO2 wurden so eingespart. „Im Bereich der Immobilienfinanzierungen liegt ein wesentlicher Hebel, um den CO2-Fußabdruck durch die nachhaltige Sanierung und Errichtung energieeffizienter Wohngebäude zu verbessern. Es ist eine große Herausforderung, einen guten Datenhaushalt für das Monitoring und Berichtswesen aufzubauen. Also eine entsprechende Datenqualität über die zu finanzierenden Gebäude zu erlangen, sodass der CO2-Effekt konkret nachgewiesen werden kann“, erklärt Vorstandschef Klaus Kumpfmüller dem Börsianer Grün

Auch in Deutschland arbeitet die Finanzwelt an der Transformation. Bei der Commerzbank AG liegt der Fokus bei der

Dekarbonisierung der Kreditportfolios derzeit auf den CO2-intensiven Sektoren wie Energieerzeugung, gewerbliche und private Immobilien, Automobilherstellung, Eisen und Stahl, Zement und Luftfahrt. So will die Bank etwa den CO2Ausstoß in ihrem Portfolio der privaten Baufinanzierungen, die einen großen Teil des Kreditportfolios mit Privat -und Unternehmerkunden ausmachen, bis 2030 um mindestens 57 Prozent reduzieren.

Im Energieportfolio, das Kredite für Stromproduzenten enthält, soll der CO2-Ausstoß um 74 Prozent gesenkt werden, bei den gewerblichen Immobilienfinanzierungen sind minus 68 Prozent als Ziel angepeilt, in der Zementindustrie 20 Prozent und in der Luftfahrt 22 Prozent. „Unsere ambitionierten CO2-Reduktionsberechnungen sind von der Science Based Targets Initiative, einem der führenden internationalen Standardsetzer, geprüft und bestätigt worden. Das gibt uns Rückenwind, dem bereits eingeschlagenen Net-Zero-Pfad auch weiterhin konsequent zu folgen“, sagt Marcus Chromik, Risikovorstand der Commerzbank zum Börsianer Grün. Herausfordernd ist für Marcus Chromik „mit Sicherheit die Datenverfügbarkeit. Wir haben einen klimarelevanten Datenhaushalt und eine ei-

NACHHALTIGKEIT KREDITE 98
© WWW.LUKASBEZILA.COM Grüne Pläne. Um die Netto-Null-Ziele zu erreichen, kooperieren Banken wie etwa die Unicredit Bank Austria AG mit Organisationen wie dem WWF. © COMMERZBANK AG ESG-Daten. Die Verfügbarkeit von Daten bleibt für viele Banken wie die Commerzbank AG in Frankfurt eine große Herausforderung.

gene Einheit für ESG-Daten im Bereich Big Data and Advanced Analytics aufgebaut.“ Derzeit verfügt die Bank über umfangreiche Datensätze von mehr als 2.000 Unternehmen. „Wir müssen den Weg zur grünen Finanzierung mit unseren Kunden gemeinsam gehen“, sagt Chromik. Das heißt, die Commerzbank AG „befähigt ihre Kunden zu einer nachhaltigen Transformation“. So der Plan. Die Bank prüft in Einzelfällen etwa über ihren Reputationsrisiko-ManagementProzess. Werden Richtlinien oder Mindeststandards nicht reflektiert, kann das

zur Ablehnung eines Geschäfts oder gar einer Geschäftsbeziehung führen. Ähnlich herausfordernd sieht Geschäftskunden-Vorstand Peter Lennkh von der vorwiegend in Osteuropa agierenden Raiffeisen Bank International AG (RBI) den Weg zur Dekarbonisierung, denn auch er sagt, dass die ESG-Daten der Kunden, „die wir zur Berechnung von Risiken benötigen“, oft schwer zu eruieren sind. „Eine neue Richtlinie zum Corporate Sustainability Reporting wird hier zwar in der Zukunft eine Verbesserung der Datenlage bringen, aber aktuell ist

das Sammeln von strukturierten ESGDaten schwierig. Ein pragmatischer Ansatz ist ein gemeinsames Projekt österreichischer Banken mit der OeKB zur Schaffung einer Plattform, des ESG Data Hub, zur zentralen Bereitstellung relevanter Kundendaten“, sagt Peter Lennkh zum Börsianer Grün, der seinen Kunden ein Netzwerk von ESG-Experten zur Seite stellt. „Geschäftsbeziehungen zu Unternehmen, die den Weg hin zu einer nachhaltigen Entwicklung nicht mit uns gehen wollen, werden wir leider tatsächlich hinterfragen oder sogar been-

NACHHALTIGES FACTORING FÜR EINE NACHHALTIGE ZUKUNFT.

Die Raiffeisen Factor Bank bietet nachhaltige Factoring-Lösungen wie ESG-linked Factoring an, um Kundinnen und Kunden bei ihrer Transformation zu einer nachhaltigen Zukunft zu unterstützen. Auf Basis der individuellen Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden konzipieren wir gemeinsam maßgeschneiderte Lösungen. Mehr Informationen auf raiffeisen-factorbank.at

NACHHALTIGKEIT KREDITE
„Finanzierte Emissionen bis 2050 auf Netto­Null­CO2 reduzieren.“
LAVINIA BAUEROCHSE
„Kunden müssen von uns definierte Mindestanforderungen erfüllen.“
ROMINA SCHWARZ
„Hinterfragen und beenden Geschäftsbeziehung.“
PETER LENNKH

den müssen. Zum Beispiel, wenn das Geschäftsmodel wesentlich auf das Betreiben von Kohlekraftwerken ausgerichtet und auch keine Anpassung der Strategie geplant ist“, erklärt der RBI-Vorstand.

Netto­Null­CO2 im Fokus

„Wir haben uns verpflichtet, bis 2050 unsere finanzierten Emissionen auf Netto-Null-CO2 zu reduzieren“, sagt Lavinia Bauerochse, Global Head of ESG Corporate Bank bei der Deutschen Bank AG. Bauerochse präzisiert das Vorhaben: „In einem ersten Schritt haben wir für die vier CO2-intensivsten Sektoren in unserem Unternehmenskreditbuch Reduktionsziele bis 2030 gesetzt: Öl- und Gasförderung, Energieerzeugung, Automobilbau sowie Stahl.“ In allen vier Sektoren wurden 2022 die finanzierten Emissionen oder die Emissionsintensitäten verringert. Im laufenden Jahr will die Bank für mindestens vier weitere Sektoren solche Zielpfade veröffentlichen. Darüber hinaus wurden weitere Ziele zur Dekarbonisierung des Portfolios gesetzt – freilich im engen Dialog mit den Kunden. Und auch bei der Deutschen Bank AG werden NGOs miteinbezogen: „Die Privatkundenbank Deutschland arbeitet zum Beispiel mit dem WWF zusammen, um den Bereich Sustainable Finance weiter voranzutreiben.“ Dabei wird der WWF unter anderem die Finanzierung von Wohnimmobilien, zum Beispiel die energetische Sanierung, im Blick haben.

Nachhaltig finanziert

Die Nachfrage steigt, einerlei in welcher Kundenschicht. „Das Thema Nachhaltigkeit im Firmenkundenbereich nimmt stark an Fahrt auf. Dabei begleiten wir Unternehmen, ihr Geschäftsmodell auf

Nachhaltigkeit auszurichten“, betont Dieter Hengl von der Unicredit Bank Austria AG. Doch wie sehen solche Finanzierungen aus? Bei der ZKB verweist man auf das Umweltdarlehen, ein Fixzins-Hypothekardarlehen für umweltfreundliches Bauen und Renovieren mit einer Zinsvergünstigung von bis zu 0,8 Prozent pro Jahr für maximal fünf Jahre. Voraussetzung ist ein Nachweis der Nachhaltigkeitswirkung zum Beispiel durch einen Gebäude-Energieausweis der Kantone (GEAK). Immer mehr Banken vergeben zudem einen Sustainability Loan – wie er etwa bei der Unicredit Bank Austria AG genannt und mittelständischen Unternehmen angeboten wird – beziehungsweise einen Sustainability Linked Loan. Schwarz von der ZKB blickt auf die Anfänge in ihrem Haus zurück und meint, um Großfirmen einen Anreiz zu geben, sich umfassend in allen drei Komponenten der Nachhaltigkeit, also Umwelt, Gesellschaft und verantwortungsvolle Unternehmensführung, zu verbessern, wurden 2021 Kredite mit einer Nachhaltigkeitskomponente lanciert. „Sie werden bei bilateralen und konsortialen Krediten angeboten.“

Sinkender Zins an Ziele geknüpft

Je öfter Nachhaltigkeitsziele bei Sustainable-Produkten erreicht werden, sich somit das Nachhaltigkeitsrating verbessert, desto günstiger wird der Kredit. Verschlechtert sich die Performance, verteuert sich hingegen die Finanzierung. Bei der ZKB können Kunden den Zinssatz dabei nicht nur an ein Nachhaltigkeitsrating eines etablierten Ratinganbieters, so zum Beispiel ISS ESG, knüpfen. Sie können stattdessen den Zinssatz an individuelle Nachhal-

tigkeitsziele binden. Bei deren Festlegung müssen Kunden unter anderem die Sustainability Linked Loan Principles der Loan Market Association und die von der ZBK definierten Mindestanforderungen an die Nachhaltigkeitsziele erfüllen.

Doch wie sehen grundsätzlich häufige Ziele aus? Bauerochse von der Deutschen Bank AG verweist auf Beispiele: So stünden etwa Dekarbonisierung und Energieversorgung, aber auch Lieferkettenresilienz stark im Fokus. Dabei reichen die Vorhaben vom klassischen Wind- oder Solarpark über die Integration erneuerbarer Energien in Industrieprozesse bis hin zu Effizienzmaßnahmen. „Selbst der Ausbau neuer Technologien wie etwa Speicherlösungen für erneuerbare Energien oder Wasserstoff zählen dazu.“

Wichtig ist aber nicht nur die Finanzierung, sondern auch die Begleitung bei der Transformation. Dieter Hengl von der Unicredit Bank Austria AG verweist in diesem Zusammenhang etwa auf sehr energieintensive beziehungsweise noch stark auf fossile Energieträger angewiesene Branchen. „Sie können ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele nicht sofort erreichen, sondern nur auf Basis kohärenter Nachhaltigkeitsstrategien und mittelund langfristiger Investitionspläne.“ Die Sustainable Finance Advisory spiele daher eine ebenso wichtige Rolle.

% MEINE GRÜNE RENDITE

Immer mehr Banken setzen sich inzwischen ehrgeizige Ziele, um ihre Kreditportfolios zu dekarbonisieren – so auch in der DACH-Region. Dazu wird verstärkt auf Sustainable Finance gesetzt und manch ein Vorhaben erst gar nicht mehr finanziert. Die Ansätze sind ebenso innovativ wie klar fokussiert. n

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„Begleiten Unternehmen bei Transformation ihres Geschäftsmodells.“
DIETER HENGL
„Datenverfügbarkeit ist herausfordernd.“
MARCUS CHROMIK
„Haben wesentlichen Hebel bei Wohnbaufinanzierungen.“
KLAUS KUMPFMÜLLER
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SCHLECHTE GOVERNANCE DER CREDIT SUISSE

Die Rettung der Schweizer Credit Suisse durch den Konkurrenten UBS hat international viele Fragen aufgeworfen. Analysten sprechen von einer desaströsen Governance im Übernahmeprozess. Auch der Plan, die erst im Oktober 2022 geschaffene Investmentbank CS First Boston abzuspalten, zu verkaufen oder auch an die Börse zu bringen, wird hinterfragt, da der ehemalige Credit-Suisse-Verwaltungsrat Michael Klein und designierter CEO der CS First Boston diese nun mit sei-

ner eigenen Beratungsgesellschaft Klein Group berät und dafür zehn Millionen USDollar bekommt. Die Credit Suisse wollte die Klein Group auch übernehmen. Mitte März 2023 hatte die UBS zugestimmt, die in Not geratene Credit Suisse zu übernehmen. Im Geschäftsjahr 2022 hatten Kunden von der Credit Suisse Vermögen von rund 123 Milliarden Franken abgezogen. Probleme mit der Governance sind bei der Credit Suisse nicht neu, über die Jahre gab es zahlreiche Strafzahlungen: Im Oktober

2021 wurde die Schweizer Bank zu einer Strafe von fast einer halben Milliarde USDollar von US- und britischen Behörden verurteilt, damit sollte ein Bestechungsund Betrugsverfahren in Zusammenhang mit Krediten an Mosambik beigelegt werden. 2014 bezahlte die Bank wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung amerikanischer Kunden 2,8 Milliarden US-Dollar, für umstrittene US-Hypothekengeschäfte blechte die Credit Suisse 5,3 Milliarden US-Dollar.

Podcast anhören. So finde ich ein grünes Girokonto

Grüne Geldanlage ist auf dem Vormarsch. Und auch grüne Girokonten. In Deutschland landen Kunden dabei in erster Linie bei den nachhaltigen Banken wie GLS-Bank, Ethikbank oder Triodos Bank. In der Schweiz sind als Alternativbanken die freie Gemeinschaftsbank oder die Alternative Bank Schweiz (ABS) zu nennen. In Österreich scheiterte die Gründung der Bank für Gemeinwohl, die Initiative arbeitet aber eng mit dem Umweltcenter der Raiffeisenbank Gunskirchen zusammen. Beim Versprechen eines nachhaltigen oder grü-

WELCHE KONTEN SIND GRÜN?

nen Girokontos kommt es darauf an, wie die Bank die Sichteinlagen der Kundinnen und Kunden investiert. In Österreich bieten auch konventionelle Banken grüne Konten an. Jene der BKS-Bank AG, Oberbank AG, Hypo NÖ, Hypo OÖ und der Unicredit Bank Austria AG tragen das österreichische Umweltzeichen. Für Orientierung in Deutschland sorgt die Initiative Facing Finance mit dem Fair Finance Guide. Mehr zu grünen Konten gibt es im Podcast „Climate Action“ von Börsianer Grün

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#BANKEN

GRÜNE FINANZIERUNG FÜR EXPORTUNTERNEHMEN

Mit der Exportinvest Green Energy bietet die Oesterreichische Kontrollbank (OeKB) allen heimischen Unternehmen mit einer Exportquote von mehr als 20 Prozent eine Finanzierung für die Umstellung von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energien am Unternehmensstandort Österreich. Das Finanzministerium hat dafür einen Haftungsrahmen von drei Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, im Einzelfall sind es bis zu 300 Millionen Euro. Bei einer Exportquote von über 50 Prozent kann das gesamte Investitionsvolumen finanziert

GRÜNE KREDITE HABEN CHANCE AUF UMWELTZEICHEN

2023 wird das Österreichische Umweltzeichen (UZ 49) überarbeitet, grüne Kredite sollen als neue Produktgruppe aufgenommen werden. Das Ziel lautet, eine Zertifizierung der Kredite zu erreichen, diese werden auf ihre Taxonomiekonformität untersucht und bewertet. Diskutiert wird derzeit, ob es wie bei Green Bonds eine externe Bewertung durch eine Ratingagentur geben soll, die eine sogenannte Second Party Opinion ausarbeiten. Ausschlusskriterien und die Art und Weise, wie diese bei grünen Krediten angewendet werden, müssen ebenfalls definiert werden.

werden, bei einer Exportquote von über 20 bis 50 Prozent sind es 70 Prozent des Investitionsvolumens, heißt es von der OeKB. Das Investitionsvolumen muss dabei mindestens zwei Millionen Euro betragen. „Jeder zweite Arbeitsplatz in Österreich ist direkt oder indirekt vom Export abhängig. Nachhaltige Energiequellen können zu einer höheren Versorgungssicherheit und zu einer Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit führen und so die Exporttätigkeit absichern und sogar neue Perspektiven schaffen“, sagt OeKB-Vorstand Helmut Bernkopf.

NOCH EIN STRESSTEST FÜR DEN FINANZSEKTOR

Die EU-Kommission hat bei der Europäischen Aufsichtsbehörde einen weiteren Stresstest für den EU-Finanzsektor beantragt. Geprüft werden soll die Resilienz der Finanzinstitute in Bezug auf Ansteckungsgefahr und Zweitrundeneffekte mit Fokus auf klimabezogene Risiken wie etwa Preiskorrekturen infolge von Neubewertungen von Assets wegen Transitionsrisiken. Der Stresstest soll zudem untersuchen, inwiefern das Finanzsystem auch in Stresssituationen grüne Investitionen unterstützen kann. Die Ergebnisse des Tests sollen im ersten Quartal 2025 publiziert werden.

KfW-Umfrage: 31 Prozent der KMUs verkraften höhere Energiekosten langfristig

IND Deutschland bietet mit „Girokonto Future“ nachhaltige Option

Je 500 Millionen Euro: Hypo Vorarlberg und Volksbank Wien emittieren Green Bond

Science Based Targets Initiative segnet CO2-Pläne von Commerzbank ab

DKB begibt Social Housing Bond mit 500 Millionen Euro Volumen

ERTRAGSPOTENZIAL DURCH NACHHALTIGKEIT

STUDIE. Beim Privatkundengeschäft der Banken sind zwei Drittel des Ertragspotenzials durch Nachhaltigkeit beeinflusst. Zu dem Ergebnis kommt die Nachhaltigkeitsstudie „Nachhaltigkeit als Chance“ des Beraters Zeb. Im Firmenkundengeschäft ergeben sich durch die Auswirkungen der Klimakrise und die damit verbundenen Investitionen ebenfalls zusätzliche Ertragspotenziale, EU-weit betragen diese laut der Studie 15,1 Milliarden Euro pro Jahr, in Österreich sind es jährlich etwa 800 Millionen Euro. 90 Prozent der aktuellen Portfoliostruktur im Kommerzkundengeschäft ist sogenanntes Transitionsgeschäft, herausfordernd ist die Datenbeschaffung und die Identifikation geeigneter Objekte.

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ZURICH VERSICHERUNG VERLÄSST

NET-ZERO-KLIMA-ALLIANZ

Der Zurich-Konzern kehrt der Klimaallianz Net Zero den Rücken. Wie der Versicherer Anfang April mitteilte, wird er aber trotzdem an seinem Plan, die CO2 -Emissionen zu reduzieren, festhalten. Zurich ist damit der zweite Versicherer, der aus der Net-Zero-Allianz aussteigt. Ende März 2023 hatte die Münchner Rück erklärt, aus der erst vor zwei Jahren von großen Versicherungskonzernen gegründeten Klimaallianz auszusteigen. Die Münchner Rück begründete

dies mit kartellrechtlichen Bedenken. Die Regulierungsbehörde könnte in den gemeinsam vereinbarten Klimazielen der Branche einen Verstoß gegen Kartellrecht sehen, heißt es bei der Münchner Rück. Die Net-Zero-Allianz ist eine Klimaschutzinitiative von ursprünglich 30 großen Versicherern, die unter dem UN-Umweltprogramm zugestimmt haben, ihr Investmentportfolio bis 2050 auf Netto-NullEmissionen zu stellen.

SCHWEIZER HAGEL SCHRIEB 2022 WEGEN HOHER KLIMASCHÄDEN VERLUST

Die Schweizerische Hagel-Versicherungs-Gesellschaft hat 2022 große Schäden durch Hagel und Trockenheit in der Schweiz und Frankreich erlitten. Dadurch entstand ein Verlust von 5,9 Millionen Franken, der zulasten der Schwankungsrückstellung ging. Die Schadenssumme in der Schweiz belief sich auf 46,2 Millionen Franken, wobei drei Viertel auf Hagelschäden entfielen. In

Frankreich kam es wegen der Trockenheit zu Ernteausfällen bei den Wein- und Ackerbaukulturen. Die Versicherung will heuer ihre Produktpalette erweitern und neue Angebote für Gemüse-, Blumen- und Baumschulkulturen anbieten. Gleichzeitig müssten die Landwirte Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel ergreifen, mahnt Schweizer Hagel in einer Aussendung.

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#VERSICHERUNGEN

DEUTSCHLAND DISKUTIERT PFLICHTVERSICHERUNG GEGEN

NATURKATASTROPHEN

Die deutschen Bundesländer haben die Regierung aufgefordert, eine Pflichtversicherung gegen Naturkatastrophen einzuführen. Die Versicherungen selbst aber eilen den möglichen Beschlüssen der Regierung schon voraus. Die meisten bieten Hauseigentümern nur noch Versicherungspolizzen an, die auch Schutz gegen Naturkatastrophen beinhalten. Derzeit

haben nur etwa die Hälfte der deutschen Hauseigentümer eine derartige Deckung. Sollte sich die Politik nicht auf eine Pflichtversicherung einigen – die FDP ist dagegen –, dürften die Versicherer dies über ihr Angebot regeln. Kunden müssten aktiv auf den Katastrophenschutz, der in der Gebäudeversicherung automatisch enthalten ist, verzichten.

SCHWEIZ ÜBERLEGT

EVENTUALVERPFLICHTUNG IM FALLE VON ERDBEBEN

Erdbeben zählen in der Schweiz zwar nicht zu häufigen Katastrophen, sie kommen allerdings alle 50 bis 150 Jahre in einer Stärke vor, die hohe Schäden verursacht. Nur etwa 15 Prozent der Gebäude sind gegen solche Katastrophen versichert. Statt einer Pflichtversicherung arbeitet die Schweizer Politik an einer sogenannten Eventualverpflichtung. Sollte ein schweres Erd-

beben auftreten, müssten sich alle Hauseigentümer am Wiederaufbau beteiligen - unabhängig davon, ob sie vom Erdbeben betroffen sind oder nicht. Im Falle einer Erdbebenkatastrophe müssten sie 0,7 Prozent der Gebäudeversicherungssumme zahlen. Damit könnten bis zu 22 Milliarden Franken zur Schadensdeckung aufgebracht werden.

Axa Investment Managers: Nachhaltigkeitsziele für Manager +++

DAS Solar unterzeichnet mit Munich Gewährleistungsvertrag für die PV-Leistung +++

Uniqa: Kunden fragen nachhaltiges Investment nach +++

Helvetia schafft ein Nachhaltigkeitsrisikoregister +++

Acredia: 2,7 Billionen Euro Investmentvolumen für weltweite Klimaneutralität

JUNGE LEGEN WIEDER MEHR WERT AUF EIGENES AUTO

KARRIERE

bekleidet bei der Helvetia Versicherung die neu geschaffene Position des Chief Sustainability Officers und soll gruppenweit eine Nachhaltigkeitsstrategie umsetzen.

wechselt vom Konzern Versicherungskammer zur Axa Schweiz, wo sie die Leitung des Bereichs Data, Technology und Innovation übernimmt.

STUDIE. Autofahren und der Besitz eines eigenen Autos ist für junge Menschen in Österreich von großer Bedeutung. Laut einer Umfrage des Gallup-Instituts im Auftrag der Wiener Städtischen Versicherung hat das Auto für 64 Prozent der 17bis 30-Jährigen einen hohen oder sehr hohen Stellenwert. Bei den über 50-Jährigen liegt dieser Anteil mit 55 Prozent sogar niedriger. Auch bei der Wahl des Antriebssystems sind die Jungen traditioneller als der Durchschnitt aller Autofahrer. Auf die Frage, welches Auto sie kaufen würden, antworteten nur 14 Prozent der unter 30-Jährigen, dass sie sich für ein Hybrid- oder E-Auto entscheiden würden. Der Durchschnitt der Befragten würde zu je 18 Prozent einen Hybrid- oder E-Antrieb nehmen. „Das Vertrauen in die Elektrofahrzeuge ist offenbar noch eher gering“, sagte WienerStädtische-Vorstandsdirektoring Doris Wendler. Für die Jungen sei der Preis wahrscheinlich zu hoch.

BRANCHE VERSICHERUNGEN 105
TICKER
Kaspar Hartmann Kathrin Braunwarth

GRÖSSTER IMPACT IST IN ASIEN

Herr Parsons, wieso gewinnen wir den Kampf gegen die Erderwärmung nicht in Europa? – Nick Parsons: Weil in Europa die Kohlenstoffintensität des Wirtschaftswachstums seit Jahren sinkt und weiter im Sinken begriffen ist. Die gesamten CO2-Emissionen im Vergleich zum Wachstum sind bereits niedriger als 1964. Die Lösung ist auch nicht in den Vereinigten Staaten zu finden, wo diese Gesamtemissionen seit mehr als zwanzig Jahren sinken.

Sie betreiben Impact-Investment in Asien. Wieso soll das für das Klima besser sein? - Wenn ich den größten CO2-Emmitenten China herausnehme, haben die acht größten asiatischen Volkswirtschaften höhere Gesamtemissionen als die 27 EU-Staaten. Deren Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum ist groß, und auch die Kohlenstoffintensität ihrer Produktion ist enorm. Eine gerechte Energiewende funktioniert dann, wenn diese Region ihre industrielle Revolution ohne die Umweltschäden und -verschmutzung umsetzen kann, welche in Europa und Nordamerika zu Wohlstand führten.

Wo investieren Sie? - Wir haben Projekte in Vietnam, Indonesien oder auch Bangladesch. Wir bauen dort Asiens Energieinfrastruktur auf. Ziel ist die Ökologisierung der Stromerzeugung sowie Stabilisierung der Übertragungsnetze und Effizienzsteigerung.

Wo soll das Kapital herkommen?Aufgrund der EU-Regularien haben Fondsmanager in Europa ESG-Assets im Gesamtwert von mehr als 140 Milliarden US-Dollar herabgestuft. Dieses Geld könnten wir in reale Vermögenswerte investieren, um den dringenden Bedarf der realen Welt zu decken und eine gerechte und faire Energiewende zu finanzieren.

PROVISIONSVERBOT FÜR FINANZPRODUKTE WIRD DISKUTIERT

Die Europäische Wertpapieraufsicht (ESMA) arbeitet an einem Provisionsverbot für Finanzprodukte für Kleinanleger. Anfang Mai 2023 soll dazu eine erste Entscheidung fallen. Das sorgt in der Branche für Kopfzerbrechen, Geschäftsmodelle von Banken und Vermittlern stehen auf der Kippe. Die ESMA will grenzüberschreitende Angebot am Kapitalmarkt vereinfachen, die unterschiedlichen Standards in Europa erschweren das bisher. Fast alle europäischen Fondsverbände laufen laut Dietmar Rupar, Generalsekretär der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften, gegen die Pläne Sturm. Vanguard, der weltweit zweitgrößte Vermögensverwalter, spricht sich dafür aus, die

Geldanlage für Privatanleger sowie die private Altersvorsorge transparenter und kostengünstiger zu gestalten. Die Gesamtkosten entlang der Wertschöpfungskette der Vermögensverwaltung seien immer noch zu hoch, viele Investmentfonds und fondsgebundenen Versicherungen hätten zu hohe Gebühren. „Nach wie vor profitieren Vertriebsunternehmen in Europa von zu hohen Provisionen, was sich negativ auf die Rendite der Anleger auswirkt. Ein Provisionsverbot würde die Kosten für Anleger deutlich senken und zugleich mehr Transparenz schaffen. Großbritannien und die Niederlande sind hier bereits Vorreiter“, sagt Sebastian Külps, Leiter Deutschland und Nordeuropa bei Vanguard.

ROBECO: BIODIVERSITÄT IM BLICK

In der jüngsten Climate Survey von Robeco ist das Thema Biodiversität groß auf dem Radar der Investoren weltweit aufgetaucht. In den nächsten zwei Jahren wird Biodiversität bei 48 Prozent der Befragten einen signifikanten Faktor in der Investmentstrategie sein, vor zwei Jahren waren es nur 16 Prozent. 25 Prozent haben ein Net-Zero-Ziel bis 2050 in ihrer Investmentstrategie verankert, 17 Prozent haben sich noch keine Gedanken darüber gemacht. Einer der spannendsten Ergebnisse betrifft aber die fehlenden konkre-

ten Ziele der Politik. Nur 17 Prozent antworten auf die Frage, ob die Cop-27-Konferenz in Ägypten die Chance erhöht hat, die Pariser Klimaziele zu erreichen, mit Ja. Nach der Cop 26 in Glasgow waren es noch 30 Prozent. Für die 2023 Robeco Climate Survey hat Robeco im Jänner weltweit 300 globale Investoren befragt, die insgesamt 27,4 Billionen US-Dollar Vermögen verwalten und zu je 35 Prozent aus Europa und den USA kommen, 27 Prozent aus dem asiatisch-pazifischen Raum sowie drei Prozent aus Afrika.

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#FONDS

VERWIRRUNG UM HERABSTUFUNGEN VON ESG-FONDS

Die EU-Kommission hat Mitte April 2023 ihre Leitlinien der Offenlegungsverordnung (SFDR), mit der die Fondsindustrie ihre Fonds je nach Nachhaltigkeitsgehalt in Artikel 6, 8 oder 9 klassifizieren kann, adaptiert beziehungsweise ist auf Fragen eingegangen. Der Klarstellung waren Ende 2022 Herabstufungen von Artikel9 und Artikel-8-Fonds mit einem Volumen von 175 Milliarden Euro vorangegangen, vor allem von passiven Produkten, nachdem die Regulierungsbehörden das Regelwerk nach den starken Kursverlusten infrage gestellt hatten. Die EU-Kommission nimmt mit der Adaptierung der Leitlinien die Fondsindustrie aber erneut in die Pflicht und will keine Mindestschwellen vorschreiben. Markt-

teilnehmer werden erneut dazu aufgefordert, faire Angaben zu ihren Produkten zu machen und die Inhalte transparent vorzulegen – egal ob passiv oder aktiv verwaltet. Eine Reduzierung von CO2-Emissionen könne sowohl bei einer aktiven als auch passiven Anlagestrategie verfolgt werden und daher die Chance haben, als Artikel-9-Fonds klassifiziert zu werden, heißt es in der Beantwortung der Fragen. Fazit: Es fehlt weiterhin an klaren Regeln, der Interpretation von Nachhaltigkeit sind fast keine Grenzen gesetzt. Hortense Bioy, Global Director für Sustainability Research bei Morningstar, rechnet damit, dass herabgestufte Fonds damit wieder reklassifiziert werden können.

Swisscanto lancierte vor 25 Jahren ersten Swisscanto Equity Fund Green Invest

Pictet AM bringt mit ReGeneration Fonds Artikel9-Fonds auf den Markt

Franklin Templeton mit neuem Klima-ETF auf Schwellenländer im Rennen

Neuer Fonds fürs Universum: Amundi Öko Sozial Net Zero Ambition Bond hat Umweltzeichen +++

Invesco und UBS legen Sustainable Eurozone Equity Fund auf mit Fokus auf Transformation

ALLIANZ GLOBAL INVESTORS KREIERT EIGENE ESG-PLATTFORM

Allianz Global Investors hat eine Plattform für Nachhaltigkeitsdaten mit der Bezeichnung Sustainability Insights Engine (SusIE) eingeführt. Die Plattform berücksichtigt neben ESG-Daten diverser externer Anbieter auch eigene Nachhaltigkeitsratings und Research-Input von Allianz Global Investors. „SusIE ist für uns ein Gamechanger.

Die Welt der ESG-Daten wird immer größer und komplexer. Kunden erwarten zu Recht, dass ihre Vermögensverwalter sie bei der Auswahl und Nutzung der für sie auf Assetklassen-Basis relevanten Daten unterstützen“, sagt Matt Christensen, Global Head of Sustainable and Impact Investing bei Allianz Global Investors.

STUDIE. Nach den Studienergebnissen des Asset and Wealth Management Revolution Reports für 2022 von PWC wird sich das in ESG-Produkten veranlagte Kapital von 18,4 Billionen im Jahr 2021 auf mindestens 33,9 Billionen US-Dollar 2026 fast verdoppeln. Das größte Wachstum wird bei ESG-Fonds erwartet, deren verwaltetes Vermögen von 6,9 Billionen auf 14,3 Billionen US-Dollar steigen soll. In den USA planen 81 Prozent der institutionellen Investoren, ihren ESG-ProdukteAnteil in den nächsten zwei Jahren zu erhöhen, das verwaltete Vermögen soll von 4,5 Billionen bis 2026 auf 10,5 Billionen US-Dollar steigen, befeuert durch die Investition von 390 Milliarden US-Dollar. In Europa sollen ESG Assets von 12,8 Billionen auf 19,6 Billionen Euro steigen.

BRANCHE FONDS 107
ESG SORGT BEI FONDS WELTWEIT FÜR WACHSTUMSSCHUB
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GREENWASHING-VORWÜRFE GEGEN ZALANDO

Europas größter Modehändler Zalando wird mit schweren Greenwashing-Vorwürfen konfrontiert. Wie eine Investigativrecherche des SWR, „Flip“ und „Die Zeit“ offenlegt, wird retournierte Kleidung nicht wie vom Konzern angegeben zu 97 Prozent wieder über den Onlineshop weiterverkauft, sondern landet oftmals über weite Umwege bei Großhändlern in Asien und Afrika. Im Zuge der Recherche wurden GPS-Tracker in verschiedene Kleidungsstücke eingenäht und die Ware an Zalando retourniert. Die Auswertung zeigt, wie die Artikel zunächst kreuz und quer durch Europa geschickt wurden. Ein retournierter Babystrampler legte knapp 7.000 Kilo-

meter zurück, bevor in Schweden der Akku des Trackers leer war. Eine getrackte grüne Weste war ebenfalls knapp 7.000 Kilometer unterwegs und landete in Spanien. Andere Signale kamen aus der Slowakei, Belgien, Italien und Polen. Zalando bestätigte daraufhin, „dass ein retournierter Artikel vergleichsweise längere Strecken zurücklegt, um den Wiederverkauf und somit die weitere Nutzung zu ermöglichen“. Derzeit wird rund die Hälfte aller bestellten Artikel bei Zalando wieder zurückgeschickt. Der norwegische Verbraucherverband hat den Modekonzern nun mit dem erstmalig vergebenen Greenwashing Award gekürt.

E-PORSCHE BLEIBT LADENHÜTER

Der DAX-Neuling Porsche AG ist beim Absatz von Elektroautos deutlich hinter der Konkurrenz zurückgefallen.

Während Mercedes und BMW ihre EAuto-Verkäufe 2022 mehr als verdoppelten, hinkt der Stuttgarter Autobauer mit einem Rückgang um 16 Prozent deutlich hinterher. Das bislang einzige elektrisch betriebene Modell, der Tycan, ging lediglich 35.000-mal über den Tre-

sen. Porsche begründet den Rückschlag mit „Engpässen in den Lieferketten und einer eingeschränkten Teileverfügbarkeit“. Trotz eines Rekordabsatzes 2022 machte der Tycan nur elf Prozent davon aus, der Rest waren Verbrenner. Das Ziel von Porsche, dass bis zum Jahr 2030 vier von fünf ausgelieferten Autos in vollelektrischer Ausführung vom Band laufen sollen, rückt in weite Ferne.

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#AKTIEN

Die vom WWF durchgeführte Studie unter 43 Schokoladenhersteller „Schokoladen-Scorecard 2023“ stellt den Schweizer Produzenten ein schlechtes Zeugnis aus. Mit Rang fünf landet der Baseler Hersteller Halba noch das beste Ergebnis unter den Schweizern. Erst im Mittelfeld folgen bekanntere Größen wie Nestle auf Platz zehn und Lindt & Sprüngli auf Rang 20. Weit abgeschlagen auf Platz 42 liegt das

WIE NACHHALTIG IST SCHWEIZER SCHOKOLADE?

Süßigkeitenkonglomerat Mondelez an vorletzter Stelle, hierzu zählt etwa die Marke Toblerone. WWF-Waldexperte Roman Deveze sagt: „Nachhaltige Schokolade bleibt ein süßer Traum.“ Der Kakaoanbau gelte als weltweiter Hauptverursacher für die fortschreitende Entwaldung und damit als starker Treiber für den Klimawandel wie auch für den Biodiversitätsverlust.

GRÜNER STAHL NIMMT FORMEN AN

Die Voestalpine AG kommt ihrem Ziel, bis zum Jahr 2027 um 30 Prozent weniger CO2 auszustoßen, einen großen Schritt näher. Der Aufsichtsrat hat inzwischen das riesige Investitionsprogramm im Umfang von 1,5 Milliarden Euro freigegeben. Damit sollen bis 2027 zwei Elektrolichtbogenöfen zur Herstellung von Greentec-Steel fertiggestellt sein. Die Bagger werden bereits im kommenden Jahr anrollen, sofern

bis dahin alles bezüglich der staatlichen Förderungen geklärt ist. Geplant sind je ein Hochofen in Linz und in Donawitz, die jährlich 2,5 Millionen Tonnen CO2-reduzierten Stahl auswerfen sollen. Dabei kommt ein neues Verfahren zum Einsatz, welches mittels Grünstroms auch deutlich effizienter sein soll. Langfristig wollen die Stahlkocher bis zum Jahr 2050 vollständig CO2-neutral werden.

BAYER:

AKTIVISTISCHER INVESTOR IM NACHHALTIGKEITSRAT

Die Bayer AG hat den aktivistischen Investor Jeffrey Ubben in den Nachhaltigkeitsrat berufen. Ubben und weitere zwei Mitglieder sollen ihre Fachkompetenz in den Bereichen Menschenrechte und nachhaltiges Finanzwesen einbringen. Der externe Nachhaltigkeitsrat wurde 2020 ins Leben gerufen und trifft sich zweimal im Jahr mit Mitgliedern des Vorstands. Der Hedgefondsmanager hat zu Beginn des

Jahres über seine Investmentgesellschaft Inclusive Capital einen Anteil von 0,8 Prozent an der Bayer AG erworben und den Konzern im ersten Schritt dazu gedrängt, einen Nachfolger für den scheidenden Vorstandschef Werner Baumann zu finden. Die Berufung in das nachhaltige Beratergremium sei ein weiterer Ansporn für die bedeutsame Investition in Bayer, so Ubben.

Nordex erhält Auftrag über 106 Megawatt aus Litauen +++

Roche baut CO2-neutrales Logistikzentrum für europaweite Belieferung

+++ Nestle testet Papierverpackung für Kitkat-Schokoriegel

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Lenzing will bis 2025 Recyclingquote auf 50 Prozent erhöhen +++

Wienerberger: Erneuerbare Energien machen Hälfte des elektrischen Energieverbrauchs aus +++ Aktivisten stören Berliner Fashionweek mit Kampagne gegen Adidas

AUFHOLBEDARF BEI ESG-PERSONAL

STUDIE. In Österreich geben jedoch noch immer vier von zehn Unternehmen mit 250 bis 500 Mitarbeitern an, keinen Hauptverantwortlichen für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsagenden im Unternehmen zu haben. Die Marktforscher von Tietoevry Austria haben Geschäftsführer und Bereichsleiter von insgesamt 100 Unternehmen zur Umsetzung im Bereich Digitalisierung und Nachhaltigkeit befragt. Auch bei Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern haben 26 Prozent keine eigene Jobposition für die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen im Betrieb. Zwei Drittel der Befragten führten zudem an, Externe mit Nachhaltigkeitsthemen zu befassen.

BRANCHE AKTIEN 109
TICKER

RWE-AKTIE PROFITIERT VON ENERGIEWENDE

Die Analysten der US-Investmentbank Goldman Sachs schätzen das Wachstumspotenzial des deutschen Energiekonzerns RWE AG hoch ein. Als Grund dafür geben sie die staatlichen Förderungen für erneuerbare Energie in den USA und Europa an. Die RWE-Aktie haben sie daher auf „buy“ gestellt. Das Kursziel wird mit 56 Euro angegeben. Nach Schätzungen von Goldman Sachs werden sich die Investitionen der RWE AG bis 2027 fast verdoppeln. Als Risiko sehen die Analysten die unterschiedlichen Kapitalkosten im RWE-Portfolio und Ertragsrückgänge im Bereich Erdgas, Braunkohle und Kernkraft.

AUSTRALIEN FORSCHT AN BILLIGEREM GRÜNEM WASSERSTOFF

Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft. Hergestellt mittels Ökostrom, wird Wasserstoff als wichtige CO2-freie Energiequelle gehandelt. Doch noch ist die Erzeugung des grünen Wasserstoffs zu teuer, als dass er sich am Markt durchzusetzen vermag. In Australien haben Forscher nun ein Verfahren entdeckt, mit dem grüner Wasserstoff deutlich günstiger erzeugt werden kann. Laut den australischen

Forschern kommt ihr neues Verfahren auf einen Gesamtwirkungsgrad von 95 Prozent, bisherige Verfahren liegen bei 75 Prozent. Der neue Aufbau nennt sich Kapillar-Elektrolyse. Dieses braucht weniger Wasser und Energie als bisherige Verfahren. Die Wissenschaftler haben nun das Unternehmen Hysata gegründet, mit dem das neue Verfahren verfeinert und marktfähig gemacht werden soll.

VERBUND UNTERSTÜTZT ENERGIEWENDE-START-UPS

Österreichs größter Energieversorger Verbund AG investiert in grüne Start-ups. Dazu hat er eine eigene Corporate Venture Capital Unit gegründet, die sich in innovativen Unternehmen im Bereich Climate-Tech engagiert. Nach der Investition in Hallosonne, einen Anbieter von PV-Anlagen in Miet- und Kaufvari-

anten, hat der Verbund nun 1,5 Millionen Euro in UBIQ investiert. Das Unternehmen bietet Softwarelösungen für das Flottenmanagement im Bereich Carsharing an. Verbund-Chef Michael Strugl plant, europaweit mit jungen Unternehmen, die im Bereich nachhaltiger Energiezukunft arbeiten, zu kooperieren.

SCHWEIZ: PV-MODULE ZWISCHEN BAHNSCHIENEN

Das Start-up Sun-Ways plant, Solarmodule wie einen Teppich zwischen Bahnschienen in der Schweiz auszurollen. Gestartet werden soll im Mai in der Nähe des Bahnhofs von Butten in der westlichen Schweiz. Zwar experimentiert auch die Deutsche Bahn mit einem ähnlichen Projekt, doch Sun-Ways

ist nach eigenen Angaben das erste Unternehmen, das in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Lausanne ein abnehmbares System patentieren ließ. Das sei wichtig, weil die Gleise regelmäßig gewartet werden müssten, erklärt CoGründer Baptiste Danicher.

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#ENERGIE

BP will Investitionen in Öl- und Gasförderung erhöhen

36 Milliarden Tonnen CO₂ stammen jährlich aus Industrie und Kraftwerken weltweit

FLÜSSIGGAS ALS ERSATZ FÜR ERDGAS

Als erster Energieversorger in der Schweiz hat die Solothurner Regio Energie einen Pilotversuch zum Einsatz von Flüssiggas statt Erdgas gestartet. Das Flüssiggas wird per Lkw aus Belgien angeliefert und in Solothurn in gasförmigen Brennstoff umgewandelt. Das Unternehmen, das die Stadt Solothurn

und Umlandgemeinden mit Strom und Wärme beliefert, hält diesen Schritt aus Gründen der Versorgungssicherheit für notwendig. In Basel, wo ein ähnliches Projekt geplant war, regt sich allerdings Widerstand in der Bevölkerung. Denn Gas ist in jeder Form ein fossiler Brennstoff, der CO2 produziert.

E.ON investiert 33 Milliarden Euro in den Netzausbau

Anteil Erneuerbarer Deutschlands von 19,1 auf 20,4 Prozent gestiegen +++

KARRIERE

Susanne Zapreva

verlässt den Vorstand des hannoveranischen Versorgers Enercity in den Vorstand des österreichischen VerbundKonzerns.

Investieren in grünen Strom

Die WEB Windenergie AG (W.E.B) erntet in acht Ländern auf zwei Kontinenten die Energie aus Wind und Sonne und gewinnt daraus grünen Strom. Mit ihrem stetig wachsenden Kraftwerkspark liefert die W.E.B einen wesentlichen Beitrag zur wirtschaftlich effizienten Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen.

In diese Zukunft kann man investieren. Mehr dazu unter

übernimmt mit 1. Juli den Vorstandsvorsitz des krisengeschüttelten deutschen Uniper-Konzerns und soll neuen Schwung reinbringen.

Schweizer BKW investiert eine Milliarde Franken in Erneuerbare +++

Oberösterreichs Energie AG erweitert Windpark

Kobernaußerwald bis 2030

BRANCHE ENERGIE TICKER
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web.energy/investieren

ohne Umweltschäden – geht das?

GEHT BAUEN AUCH KLIMAFREUNDLICH?

Bauen ist ein Klimaschädling. Doch bei Zuzug und steigendem Wohnbedarf ist Nichtbauen keine Alternative. Aber eines ist klar: Bauen muss nachhaltiger werden. Das sagt auch die Branche selbst, wie etwa Thomas Winkler, CEO der UBM Development AG. „Auf die grüne Wiese zu bauen ist nicht dauerhaft leistbar“, sagt auch Felix Jansen, Marketingmanager der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen. Ein Problem, welches beide ansprechen: Meist wird zu

groß gebaut. Und dann gibt es noch das Thema Altbestand. Wird der Altbestand genutzt, muss darauf geachtet werden, nicht zu viel abzureißen. Alte Baustoffe sind oft umweltbelastender Abfall. „Vieles von der Gebäudesubstanz, vor allem die Fassaden, sollte bestehen bleiben. Denn da steckt viel CO2 drin“, gibt Jansen zu bedenken. Das Thema Dämmung und Baustoffe gewinnt dabei an Relevanz. Wobei wichtig ist, einzelne Baustoffe nicht per se zu verteufeln.

Oberflächlich zu sagen: Holz statt Beton ist nach Ansicht von Jansen nicht zulässig. Zumal Beton für Fundamente weiterverwendet wird und es mittlerweile auch klimafreundliche Verfahren zur Betonherstellung gibt. Grüne Fassaden haben übrigens auch eine Schattenseite. Der Wasserverbrauch steht oft nicht im Verhältnis zum Klimanutzen. Mehr zum Thema gibt es im Climate-ActionPodcast des Börsianer Grün zum Thema nachhaltiges Bauen.

NEUE INVESTCHANCEN

FÜR IMMOFONDS

Offene Immobilienfonds können in Deutschland leichter in Erneuerbare-Energien-Anlagen wie Photovoltaik investieren. Das sieht das Zukunftsfinanzierungsgesetz vor, das im Herbst in Kraft treten soll. Es wird den Erwerb über den Betrieb bis hin zum Verkauf des damit generierten Stroms ermöglichen. Derzeit können offene Immobilienfonds keine Grundstücke kaufen, auf denen sich ausschließlich Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energien, aber keine Gebäude befinden. Um den Charakter der Immobilienfonds zu wahren, wird dabei aber ein Grundstücksbezug erhalten bleiben. Für den Immobilienfonds sollen also nicht Anlagen erworben werden, die sich auf Grundstücken ohne Bezug zum Immobilienfonds befinden.

GEBÄUDE BIS

2050 KLIMANEUTRAL

Gebäude in der EU müssen bis 2050 klimaneutral sein. Dafür sorgt eine schrittweise europaweite Harmonisierung von Energieeffizienzklassen. Alle bestehenden Wohngebäude sollen bis 2030 auf einer Skala von A bis G bewertet werden, wobei G die schlechtesten 15 Prozent des Gesamtbestands des jeweiligen Mitgliedslands darstellt. Bis 2033 soll dann kein Gebäude schlechter als Klasse D sein. Bis 2050 müssten rund 97 Prozent des europäischen Gebäudebestands energetisch saniert werden, der eine schlechtere Energiebilanz als A ausweist, erklärt die Denkfabrik Buildings Performance Institute Europe (BPIE). Das führt zu gewaltigen Finanzierungsfragen und ungewöhnlichen Partnerschaften. Die Deutsche Bank AG arbeitet mit dem WWF zusammen, um nachhaltige Gebäude zu finanzieren.

112 #IMMOBILIEN
Podcast anhören. Bauen

Allreal Holding begibt Green Bond über 150 Millionen Franken

NEUE STANDARDS IM BAUEN

Die auf Nachhaltigkeit spezialisierten österreichischen Immobilienunternehmen United Benefits Holding und Rhomberg Ventures arbeiten zusammen. Sie haben dafür das als One-Stop-Shop konzipierte 50:50-Joint-Venture United Climate gegründet. Es soll einen ganzheitlichen Entwicklungsansatz für Bestands- und Neubauprojekte entwickeln. United Climate wird dabei sämtliche Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette anbieten. Das geht von der Beratung über

die Planung bis hin zur Umsetzung mit direkt und indirekt damit verbundenen Unternehmen. Das Ziel ist klar: Unternehmen soll geholfen werden helfen, ihre Bestands- und Neubauprojekte ökologisch, sozial und ökonomisch zu optimieren. Viele Bestandshalter und Entwickler von Immobilien sind im Zuge des Klimawandels und der damit einhergehenden Regulierung des Finanzmarktes vor Herausforderungen wie Offenlegungspflichten und komplexe ESG-Standards gestellt.

Immofinanz AG führt Green-Lease-Verträge ein

Siemens Real Estate: 30 Millionen Euro für Standort für nachhaltige Technologien

KLIMAREDUZIERTE BAUSTELLE

Die in Wien ansässige Süba AG, eine Tochtergesellschaft der Hallmann Holding, setzt immer wieder nachhaltige Akzente auf internationalen Baustellen. So zum Beispiel durch einen Testlauf mit einem mobilen Generator, der mit Wasserstoff betrieben wird. Seit Jänner 2023 betreibt das Unternehmen zudem die erste windbetriebene Baustelle Europas, die sich in Wien-Simmering befindet und von 16 Windturbinen mit Strom versorgt wird. Die modularen Windkraftanlagen stammen vom Berliner Clima-

te-Tech-Unternehmen Mowea, einem Spin-off der Technischen Universität Berlin. Die Leistung der 16 Windturbinen liegt bei bis zu 16.000 Kilowattstunden pro Jahr, was laut Angaben der Betreiber ausreicht, um vier Haushalte mit Strom zu versorgen. Für den Betrieb der Baustelle reicht dies jedoch nicht ganz aus. Für die Windturbinen wird zudem keine zusätzliche Fläche versiegelt oder ein neuer Mast benötigt, da sie flexibel auf bestehender Infrastruktur - in diesem Fall auf Baukränen - installiert werden.

BRANCHE IMMOBILIEN 113
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PROBLEME BEI ESG-TRANSFORMATION

Laut einer aktuellen PWC­Studie ist die ESG­Transformation für Versicherer eine der zentralen Herausforderungen. Wo liegen die Probleme? - Thomas Kohler: Versicherer gehen die ESG-Transformation oftmals nicht holistisch an und versäumen eine konsequente Priorisierung entlang der Führungsebenen. Zudem wird das Thema ESG häufig mit einem reinen Fokus auf regulatorische Vorgaben forciert – mögliche Wachstums- und Differenzierungsansätze bleiben daher meistens unberührt. Im Markt ist darüber hinaus zu beobachten, dass in der ESGTransformation die stringente Kundenzentrierung fehlt. Viele der Kunden kennen daher nicht einmal die spezifischen ESGAktivitäten und -Angebote ihrer Versicherer.

Warum scheitern ausgerechnet in der Versicherungsbranche viele ESG­Transformationsprojekte? - Grundsätzlich scheitern Transformationsprojekte in der Versicherungsbranche nicht öfter als in anderen Branchen. Unsere Studie zeigt jedoch, dass sich wesentliche Kennzahlen von Finanzdienstleistern auch nach jahrelanger Transformation kaum positiv verändert haben. Wie bei anderen Transformationsprozessen ist es auch bei ESG-Transformationen entscheidend, die gesamte Organisation mitzunehmen. Dies kann dabei nicht ohne eine systematisch aufgebaute Kommunikations- und Change-Strategie erfolgen. Hinzu kommt, dass es in der Versicherungsindustrie historisch sehr lange Entwicklungszyklen für neue Produkte gibt und das Kundenmanagement oftmals nicht systematisiert und zentralisiert ist. Die stark fragmentierte und teilweise alte

IT-Landschaft vieler Versicherer und die damit historisch gewachsene systemseitige Abhängigkeit sind eine weitere Hürde, die insbesondere hohe Umsetzungsaufwände verursachen.

Warum scheitert es so oft an der Datenverfügbarkeit? - Viele Versicherer verfügen über keine unternehmensweite Datenstrategie oder Datengovernance, da nach wie vor ein sehr starkes Silodenken vorherrscht und somit eine unzureichende Vernetzung zwischen einzelnen Unternehmensbereichen, zum Beispiel Vertrieb und Operations, existiert. Dementsprechend besteht ein sehr hoher Kosten- und Zeitaufwand für die Datenaggregation aufgrund unterschiedlicher Datenquellen und -systemen sowie Datenformaten für Versicherungsunternehmen.

Welche Dimension von ESG spielt für Versicherer die größte Rolle? - Der Fokus liegt aktuell vor allem auf der Umweltdimension, also dem E in ESG. Durch ihre hohen Investmentvolumina hat die Versicherungsindustrie hier eine relevante Verantwortung und zugleich eine signifikante Steuerungswirkung. Viele Kunden assoziieren mit dem Begriff Nachhaltigkeit oder ESG noch immer primär die ökologische Nachhaltigkeit, sodass die Fokussierung auf diese Dimension den größten Hebel bei der Außenwirkung verspricht. In Zukunft wird es jedoch immer wichtiger, auch die S- und G-Dimensionen zu adressieren, um sich einerseits im Wettbewerb zu differenzieren und andererseits die nächste Stufe der Kundenerwartungen zu erfüllen.

FRAUENQUOTE: SCHWEIZ VOR ÖSTERREICH

Vielfalt ist in Führungsteams ein Vorteil – diese Behauptung belegen Studien, und das wissen auch viele internationale Konzerne. Die größere internationale Ausrichtung der Schweizer Wirtschaft ist damit auch ein Grund, warum Frauen in Führungsebenen deutlich häufiger vorkommen als in

Österreich. 24 Prozent der Vorstandsmitglieder im Schweizer Börsenindex SMI vertretener Unternehmen sind weiblich. In Österreich sind nur 8,5 Prozent der Chefetage der börsennotierten Firmen Frauen, in Deutschland sind es immerhin 22,4 Prozent.

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#BERATER
Österreich Podcast anhören. Warum Diversität zum Pflichtfach wird

DAX 40: 84 PROZENT BERICHTEN ÜBER TAXONOMIEFÄHIGKEIT

Die Taxonomieverordnung ist ein wichtiger Bestandteil des Green-Deal der EU und dient auch der Klassifizierung und Definition nachhaltiger Finanzprodukte, welcher die entsprechende Einordnung von Unternehmen und deren Produkten und Dienstleistungen zugrunde liegen muss. Seit dem Geschäftsjahr 2021 sind bereits zwei der Umweltziele von den Unternehmen zu berücksichtigen: Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel. Eine Studie von BDO und Kirchhoff zeigt, dass

84 Prozent der Dax-40-Unternehmen in ihren Berichten bereits die Taxonomiefähigkeit „betrachten“. Sechs Prozent sind bereits jetzt schon so weit, die Taxonomiekonformität zu „beschreiben“. Die weiteren vier Umweltziele: nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen, Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, Vermeidung und Verminderung von Umweltverschmutzung sowie Schutz und Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme.

FINANZBRANCHE MUSS

DEN WALD ENTDECKEN

Die Naturschutzorganisation WWF richtet in ihrer im April 2023 erschienen Studie „Den Wald vor lauter Bäume sehen“ einen eindringlichen Rat an die Finanzbranche. Die globale Entwaldung bedeute erhebliche Risiken, auch finanzielle Risiken. Die Wälder werden nämlich viel zu schnell abgeholzt und gingen für zukünftige wirtschaftliche Nutzungen verloren. Finanzinstitute sind in hohem Maße den Auswirkungen der Entwaldung, Umwandlung von Ökosystemen und damit verbundenen Risiken für die Menschenrechte ausgesetzt.

Diese Risiken können in drei Kategorien eingeteilt werden. Übergangsrisiken treten auf, wenn neue politische Rahmenbedingungen greifen und etwa

zu Rechtsstreitigkeiten führen. Das systemische Risiko bezieht sich auf die größere Gefahr des Zusammenbruchs eines ganzen Systems. Es setzt sich in der Regel aus einer Kombination von Kipppunkten zusammen, die zu einer Vielzahl von physischen und Übergangsrisiken führen. Um mit diesen Bedrohungen umzugehen, gelte es zunächst, diese zu verstehen und ein Risikoprofil zu erstellen, worauf dann eine Entwaldungsstrategie folgen soll, deren Fortschritte laufend evaluiert werden. Letztlich sollen auch Kunden und Investoren einbezogen werden, und entsprechend soll auch berichtet werden –mit dem Ziel, in grüne Anleihen oder Aktien in dem Bereich zu investieren.

Erdgas in Taxonomie: NGOs reichen Klage beim EuGH ein

KPMG: Bewusstsein für Klimawandel als finanzielles Risiko nimmt zu

Kienbaum: Unternehmen investieren mehr in Benefits für Mitarbeiter

Ausbildung für Sustainable Finance ab Herbst 2023 an der FH Wien

HOHE AKZEPTANZ FÜR AUSBAU VON ERNEUERBAREN

STUDIE. Oft werden Widerstände in der Bevölkerung gegen den Ausbau der erneuerbaren Energien ins Treffen geführt. Eine Befragung von Deloitte und der WU Wien sieht für Österreich eine noch nie dagewesene Akzeptanz in der Bevölkerung, was den Ausbau von Wind, Solar oder Wasserkraft anbelangt. Kleinwasserkraft- und Windkraftanlagen konnten vor allen an Beliebtheit gewinnen und Akzeptanzwerte von 78 Prozent beziehungsweise 69 Prozent erreichen. Fast neun von zehn Österreichern befürworten den Ausbau von Photovoltaik in der eigenen Gemeinde. Auch der Ausbau der Freiflächen-Photovoltaikanlagen findet mit 71 Prozent große Zustimmung. 65 Prozent der Befragten wünschen sich einen Vollausbau von Photovoltaikanlagen auf Dachflächen oder Fassaden. Im Jänner 2023 wurden dafür 1.000 in Österreich lebende Erwachsene befragt.

BRANCHE BERATER 115
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Novak Djokovic investiert in Wiener BrausewürfelStart-up Waterdrop +++

Reallabor-Rahmengesetz soll in Österreich Gründer in der Frühphase unterstützen +++

Ex-Wikifolio-Vorstand

Stefan Kainz wird CEO von Crowd4Climate +++

Vealo Ventures steigt bei Berliner Longevity-Start-up Epigenics ein

CO2-TRACKING BEIM EINKAUF: KAMPF UM DIE BESTE LÖSUNG

Zum Wiener Start-Up Inoqo steigt mit Myimpact ein neuer Konkurrent in den Ring. Beide Unternehmen zielen darauf ab, mit dem Bankkonto verknüpft direkt den CO2-Fußabdruck des täglichen Einkaufs zu messen. Das in Berlin und Zürich beheimatete Start-up Myimpact wagt nun neben der Schweiz auch in Österreich und Deutschland den Markteintritt. Die App soll dabei nicht nur helfen, Alternativen aufzuzeigen, sondern die Nutzer auch aktiv zu einem nachhaltigeren Konsumverhalten bewegen. „Wich-

tig ist, dass wir als Individuen durch Verhaltensveränderungen selbst zur Reduktion von Treibhausgasen beitragen. Dafür bieten wir das einfachste Tool, mit dem Nutzer die Verantwortung für ihr Handeln selbst in die Hand nehmen und Hilfe für einen nachhaltigeren Konsum erhalten“, sagt Myimpact-CEO und Gründer Christian Sutter. Es gilt nun den österreichischen Platzhirsch Inoqo vom Thron zu stoßen, dessen konzeptgleiche App wurde 2021 noch zum Retail-Startup des Jahres gewählt.

SCHWEIZER DIGITALBANK RADICANT STRAUCHELT

GENDER-BIAS BEI DER START-UP-FINANZIERUNG

STUDIE. Start-ups mit mindestens einer Frau im Gründungsteam erhalten weniger Investments als jene mit ausschließlich männlichen Gründern. Der sogenannte

Female-Funding-Gap lässt sich sowohl international als auch in der österreichischen Investmentlandschaft messen, wie der jährliche Female Start-up Funding Index von EY offenlegt. Soziale Homophilie bezeichnet den Effekt, dass Menschen andere bevorzugen, wenn sie einem selbst ähnlich sind. In der Start-up-Welt mit großteils männlichen Investoren führt das zu einer strukturellen Benachteiligung von Gründerinnen. In Österreich haben in 2022 nur zwei Prozent von rein weiblich geführten Start-ups frisches Geld erhalten.

Die zur Basellandschaftlichen Kantonalbank gehörende grüne Neobank Radicant könnte bereits vor ihrem geplanten Markteintritt wieder Geschichte sein. Nachdem deren CEO Anders Bally im April 2023 mit sofortiger Wirkung entlassen wurde, hat man den großangekündigten Startschuss auf unbestimmte Zeit verschoben. „Ein

Unterschiedliches Führungs- und Kommunikationsverständnis“ wird von der Bankmutter als Grund für die kurzfristige Entlassung Ballys angeführt, zudem wird von ausgearteten Kostensteigerungen berichtet. Interimistisch haben Produktchef Rouven Leuener und Finanzchef Roland Kläy die Leitung übernommen.

ÖKO-FINTECH

TOMORROW STRUKTURIERT SICH NEU

Die in Hamburg ansässige Tomorrow Bank setzt das Ziel der Profitabilität an oberste Stelle und baut dafür einiges um. Nachdem bereits ein Viertel des Teams entlassen wurde, haben die drei Gründer sowohl für Neukunden als auch für Bestandskunden neue Bezahlmodelle eingeführt. Die auf Nachhaltigkeit spezialisierte Bank zählt inzwischen rund 120.000 Kunden mit 374 Millio-

nen Euro an Kapitaleinlagen, von denen bereits mehr als 140 Millionen Euro in nachhaltige Projekte investiert wurden. Noch ist die Neobank aber weit davon entfernt, schwarze Zahlen zu schreiben. Im Jahr 2022 lag der Verlust im achtstelligen Bereich. Von der Community haben sich die Hamburger inzwischen die dritte Charge an frischem Geld mittels Crowdfunding geholt.

BRANCHE FINTECH 116

IN FÜNF SCHRITTEN ZUR STRATEGISCHEN

PERSONALPLANUNG

Der aktuelle Fachkräftemangel trifft praktisch alle Branchen und hemmt das Wirtschaftswachstum in Österreich. Strategische Personalplanung kann durch proaktives Planen und Steuern in Übereinstimmung mit der Unternehmensstrategie helfen, akuten Personal mangel zu lindern und zukünftigem vorzubeugen.

„Vereinfacht kann der Prozess von der Klärung der Ausgangslage bis hin zur fertigen Personalplanung in fünf Schritten dargestellt werden“, erklärt Maximilian Forstner, Senior Manager und HR-Experte bei BDO.

Schritt 1: Klärung von Ausgangslage und Relevanz. Fragen Sie sich: Werden viele Mitarbeitende in den kommenden Jahren in Pension gehen? Entsteht hoher Aufwand durch Fluktuation und Nachbesetzungen? Möchten wir in Zukunft neue Strategien oder Projekte umsetzen? Fehlen uns Kompetenzen, die wir für die Fortentwicklung des Unternehmens benötigen? Wenn Sie eine oder mehrere dieser Fragen mit „Ja“ beantworten können, ist es Zeit, sich Gedanken über strategische Personalplanung zu machen.

Schritt 2: Ist-Erhebung des Personalstands. Hilfreich ist das Bilden sog. Jobfamilien, die Funktionen gleichen Charakters mit artverwandten Tätigkeiten bündeln. Je Jobfamilie werden Kennzahlen wie Beschäftigungsausmaß, Fluktuation, Arbeitszufriedenheit, Motivation und Kernkompetenzen herangezogen. Klar definierte Rollenprofile in den Jobfamilien unterstützen im nächsten Schritt dabei, ein konkretes Bild über die benötigten Rollen und Kompetenzen zu zeichnen.

Schritt 3: Erhebung des Soll-Bilds. Gestalten Sie Zukunftsszenarien für Ihr Unternehmen und ermitteln Sie in Zusammenarbeit mit

WE SEARCH FOR GREATNESS.

Ihren Mitarbeiter:innen, welche Jobfamilien und Rollenprofile künftig benötigt werden. Mit Blick auf aktuelle Trends können Sie die gesammelten Informationen strategisch nutzen und entscheiden, welche Jobfamilien und Kompetenzen an Bedeutung gewinnen oder verlieren und Mengengerüste ableiten.

Schritt 4: Bilanz ziehen. Vergleichen Sie nun die derzeitige Belegschaft und deren Kompetenzen mit denen, die in Zukunft benötigt werden. Wo gibt es Defizite oder Überschüsse? Der Bedarf an Kompetenzen kann sinnvoll kategorisiert werden, gegebenenfalls im Abgleich mit bestehenden Karriereund Entwicklungspfaden.

Schritt 5: Veränderung initiieren. Überlegen Sie sich, welche Maßnahmen mittel- und langfristig Abhilfe in Bezug auf die aufgedeckten Diskrepanzen schaffen. Für die Erarbeitung von konkreten Maßnahmen eignen sich Workshops mit den HR-Verantwortlichen und relevanten Schlüsselpersonen. Dabei sollten die zu setzenden Schritte eindeutig definiert sein und Punkte wie Vorgehensweise, betroffene Jobfamilien, Verantwortliche, erwartete Dauer und Zielerreichung umfassen. Tipp: Nutzen Sie bereits vorhandenes Potenzial im Betrieb und entwickeln passende Mitarbeitende weiter, um künftigen Bedarf zu decken. Das ist nicht nur kostengünstiger als eine externe Stellenbesetzung, sondern stärkt auch die Mitarbeiter:innen-Bindung

aufgrund spannender Entwicklungsmöglichkeiten.

Die Arbeitgeber:innenattraktivität spielt bei der strategischen Personalplanung eine gewichtige Rolle. „Grundsätzlich ist die Rolle der angemessenen Entlohnung als Motivationsfaktor nicht zu unterschätzen. Auch Benefits wie Gewinnbeteiligung, Essenszuschuss, Öffiticket oder Home Office drücken Wertschätzung gegenüber den Dienstnehmenden aus und erhöhen gleichzeitig die Attraktivität des:der Arbeitgebenden“, gibt der Spezialist zu bedenken.

In einem kontinuierlichen Prozess wird mittels der strategischen Personalplanung also nicht nur die Mitarbeiter:innenzufriedenheit der aktuellen Belegschaft verbessert, sondern es entsteht ein zukunftsfittes Team, dessen volles Potenzial genutzt wird. Ziel ist ein ebenso resilientes wie agiles und damit nachhaltig wachsendes Unternehmen.

Sie haben Fragen zu den Möglichkeiten der strategischen Personalplanung in Ihrem Unternehmen?

Wir sind gerne für Sie da!

#peopleimpuls

FACHKRÄFTEMANGEL. STRATEGISCHE PERSONALPLANUNG KANN ABHILFE SCHAFFEN
BDO Austria GmbH QBC 4 – Am Belvedere 4 1100 Wien +43 5 70 375 - 1000 bdo.at
Maximilian
maximilian.forstner@bdo.at
Forstner Senior Manager

ABLASSHANDEL GEGEN KLIMAWANDEL

Ergibt der Freikauf mit CO2­Zertifikaten ökologisch Sinn?

So funktionieren der Emissionshandel und die Preisgestaltung

Konzerne warnen vor einem Ungleichgewicht

NACHHALTIGKEIT EMISSIONSHANDEL 118 #CO2
BRIEFING JULIA KISTNER

Bis 2050 soll Europa klimaneutral sein. Viele EU-Staaten wie Deutschland oder Österreich planen sogar, schon 2040 beziehungsweise 2045 keine Treibhausgase mehr in die Luft zu blasen oder diese durch Klimaschutzprojekte zu kompensieren. Auch Unternehmen bekennen sich zu teilweise ehrgeizigen Zielen. Der Climate-Pledge-Initiative von Amazon, die 2040 die Klimaneutralität anpeilt, haben sich weltweit mehr als 250 Unternehmen angeschlossen. Andere verschreiben sich dem wissenschaftsbasierten SBTI-Corporate-Net-Zero-Standard. Hier unterstützen große Umweltorganisationen die Unternehmen, bis 2030 ihre CO2-Emissionen zu halbieren und noch vor 2050 klimaneutral zu sein. Bei ge-

Emissionen. Um Klimaneutralität zu erreichen, muss in letzter Konsequenz auf Klimazertifikate zurückgegriffen werden. Über diese vielfach kritisierte Methode werden etwa Aufforstungen in Regenwäldern finanziert.

meinsamen Vorhaben treten aber auch Rückschläge ein. „Die Möglichkeiten, im Schulterschluss mit der Versicherungsindustrie weltweit Dekarbonisierungsziele zu verfolgen, ohne materielle Kartellrechtsrisiken einzugehen, sind begrenzt“, begründet Joachim Wenning, CEO der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG, wieso sein Unternehmen die Net-Zero Insurance Alliance verlässt. Die gesetzten Klimaziele wolle man selbstverständlich weiterverfolgen. Ähnliches hat die Zurich Insurance Group AG vor, die ebenso die Branchen-Klimaallianz verlässt.

Halten die Klimaziele? Vielfach fehlt der Glaube, dass sie erreicht und nicht aufgeweicht werden. In Deutschland befürchtet man bereits, das Etappen-

ziel, die CO2-Emissionen bis 2030 auf 55 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren, nicht zu erreichen. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Das Glück oder vielleicht auch das Problem ist, dass viele Wege zur Klimaneutralität führen.

Weg 1: CO2­Emissionshandel der Uno

Die Idee beruht auf dem Kyoto-Protokoll von 1997, die Treibhausgas-Emissionen der Industrieländer von 2008 bis 2012 im Schnitt um 5,2 Prozent zu senken. Dabei reduziert man Emissionen dort, wo das am billigsten machbar ist, und lässt sich diese Ziele für den eigenen Staat anrechnen. Um anfängliche Doppelzählungen bei den zwischenstaatlichen CO2-Kompensationen zu vermeiden, werden seit 2020 Emissionsminderungen in einem

NACHHALTIGKEIT EMISSIONSHANDEL 119
80,32
Euro betrug 2022 der durchschnittliche Preis für eine emittierte Tonne CO2. Anfang 2023 überschritt dieser bereits die 100-Euro-Marke. © LUIS BARRETO / WWF Podcast anhören. Die größten Hebel zur CO2-Reduktion

anderen Land nur noch angerechnet, wenn der fremde Staat diese aus seiner Emissionsbilanz herausrechnet.

Weg 2: EU­Emissionshandel ETS

Ähnlich funktioniert der EU-Emissionshandelssystem ETS. „Egal welcher Betrieb Emissionen reduziert, Hauptsache, in Summe werden die vereinbarten Reduktionen erzielt“, erklärt Karl Schellmann, Klimaschutz- und Energie-Experte des WWF. Aktuell benötigen Industrie, Kraftwerke und der Luftverkehr CO2-Zertifikate. Ab 2027 wird es eigene EU-Emissionshandelssysteme für Gebäude und den Verkehr geben. 2022 lagen die Einnahmen Österreichs aus den Versteigerungen von CO2-Zertifikaten bei 381,7 Millionen Euro, wobei die öffentlichen Ausgaben für den Klimaschutz deutlich höher ausfielen. Wenn die Kosten für CO2-Zertifikate die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens so stark gefährden, dass eine Verlagerung der Standorte und Emissionen ins Ausland, genannt Carbon Leakage, droht, werden ihm Gratiszertifikate zugeteilt. Reichen die nicht aus, lassen sich von Unternehmen weitere ersteigern, die nicht alle zugeteilten Zertifikate benötigen. Die Gesamtmenge an CO2Zertifikaten wird jährlich reduziert. Die Gratisrechte für die Industrie laufen bis 2034 komplett aus. Der Durchschnittspreis 2022 hat sich mit 80,32 Euro je

emittierte Tonne gegenüber dem Pandemiejahr 2020 mehr als verdreifacht.

Um EU-Unternehmen nicht schlechterzustellen, wird ab 2027 auf EU-Importe bestimmter Produkte aus Drittstaaten ein „Klimazoll“ eingeführt, der sich am Preis für EU-Emissionszertifikate orientiert. „Damit verteuert sich etwa die Produktion von Ammoniak und Wasserstoff ohne Kostenausgleich für Exporte. Und für Chemieprodukte wie Amine oder stickstoffhaltige Kunststoffe gibt es gar keine CO2-Abgabe für Importe. Während die EU vornehmlich auf zusätzliche Belastungen setzt, setzen die USA auf Anreize. Das verschärft das Ungleichgewicht zusätzlich“, warnt Jan Hempker, Sprecher der deutschen BASF SE.

Weg 3: nationaler Emissionshandel

Deutschland kassierte 2022 nicht nur

6,8 Milliarden Euro aus dem europäischen ETS-System, sondern weitere 6,4 Milliarden Euro aus seinem nationalen Emissionshandelssystem für Verkehr und Wärme. Das deutsche System setzt bei Gaslieferanten, Mineralölkonzernen und Kohlelieferanten an. Diese müssen Verschmutzungsrechte erwerben, die sie nicht nur an Betriebe, sondern auch an die Bürger über die Brennstoffe für Häuser und Verkehr weiterreichen. Unternehmen, die schon in das europäische ETS-System einzahlen, können diese EU-Kosten gegenrechnen.

Gratiszertifikate. Wenn Unternehmen eine Verlagerung der Standorte ins Ausland drohte, gab es kostenlose Zertifikate.

#ETS-HANDEL

ZOCKEN MIT ZERTIFIKATEN

Bis zur vollständigen Klimaneutralität regelt also der Markt den Preis für CO2-Zertifikate. An diesem können auch Privatanleger partizipieren. „Aus der Preisentwicklung der CO2Emissionszertifikate könnten sich interessante Anlagechancen für Anleger ergeben“, meint Heiko Geiger von Vontobel, „grundsätzlich kann in die Emissionsrechte mittels der an Terminbörsen gehandelten Terminkontrakte investiert werden. Um Privatanlegern die Partizipation an dieser Preisentwicklung zu ermöglichen, haben wir verschiedene Zertifikate auf den ICE ECX EUA Future im Angebot, der die Preisentwicklung der CO2-Emissionszertifikate abbildet.“ Im Portfoliokontext seien solche Produkte eine gute Möglichkeit der Diversifikation, so Geiger, „da CO2-Zertifikate sich nicht im Gleichschritt mit Aktien oder Obligationen entwickeln. Man muss jedoch risikofreudig sein. Die Pandemie hat gezeigt, dass abrupt weniger CO2-Zertifikate nachgefragt wurden. Darüber hinaus sollten Anleger auch über profunde Kenntnisse der Terminmärkte verfügen, um den Rollmechanismus und dessen Risiken zu verstehen, und sie sollten das Emittentenrisiko abschätzen können.“

Weg 4: freiwilliger Zertifikatehandel Daneben gibt es noch den freiwilligen Handel mit Emissionszertifikaten, den WWF-Klimaexperte Karl Schellmann als modernen Ablasshandel bezeichnet: „Hier werden Klimaschutzprojekte von Stellen wie dem TÜV geprüft und Emissionszertifikate ausgestellt. Diese können die Unternehmen kaufen und ohne eigene Reduktionskonzepte ihren Emissionen gegenrechnen. Es wird eine Klimaneutralität von Produkten oder Unternehmen beworben, die es so eigentlich nicht gibt.“ Zudem stehen Prüfstellen selbst unter dem Verdacht des

NACHHALTIGKEIT EMISSIONSHANDEL 120
© WOLFGANG STECHE / VISUM / PICTUREDESK.COM

BKS BANK: AUF DEM WEG IN EINE GRÜNE ZUKUNFT

Nachhaltigkeitsvorreiterin: BKS Bank-Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer.

Den aktiven Einsatz für Klimaschutz sehen wir als Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung. Daher sind wir seit 2022 Gründungsmitglied der Green Finance Alliance“, erklärt BKS BankVorstandsvorsitzende Herta Stockbauer. Die Green Finance Alliance ist eine Initiative des Klimaschutzministeriums für Nachhaltigkeitsvorreiter in der Finanzbranche.

Die BKS Bank setzt regelmäßig innovative Akzente im Bereich nachhaltiger Veranlagungsprodukte. Seit sie 2017 den ersten Social Bond Österreichs emittierte, wurde das Angebot nachhaltiger Anleihen um Green und Sustainability Bonds*ausgeweitet. „Mit unseren Green, Social und Sustainabilty Bonds finanzieren wir nachhaltige Projekte in unserer Region.

Zuletzt beispielsweise ein von der PHC Primary Health Care Service GmbH in be-

sonders ökologischer Bauweise errichtetes Gesundheitszentrum in St. Pölten, in dem täglich bis zu 2.350 Patienten betreut werden können, oder eine Biomasseanlage der Hasslacher Energie GmbH in Sachsenburg“, so Stockbauer.

Bäume für den Erhalt von Schutzwäldern

Ein Aushängeschild des nachhaltigen Produktangebots der BKS Bank ist das mit dem Österreichischen Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte ausgezeichnete Natur-&-Zukunft-Konto. Die Kontoguthaben werden ausschließlich für die Vergabe von ökologisch nachhaltigen Krediten verwendet. Außerdem trägt das Natur-&Zukunft-Konto zur Aufforstung heimischer Schutzwälder bei. Zuletzt wurde in Kooperation mit der Landwirtschaftskammer Kärnten die Aufforstung eines vom Bor-

kenkäfer vernichteten Objektschutzwaldes in Mallnitz mit 10.000 Bäumen unterstützt.

Nachhaltige Immobilien

Doch die BKS Bank engagiert sich auch über ihr Produktangebot hinaus für den Umwelt- und Klimaschutz. „Wir sind nach dem Umweltmanagementsystem EMAS zertifiziert. Wir nutzen seit kurzem ein Energiemanagementsystem, um die Energieeffizienz zu erhöhen. 2013 haben wir die erste Photovoltaikanlage in Betrieb genommen. Heute betreiben wir fünf Anlagen, mit denen wir bereits 541 MWh erneuerbare Energie erzeugten. Neue Bauprojekte lassen wir hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit durch ÖNGI zertifizieren, und wir streben dabei die Taxonomiekonformität der Immobilie an“, nennt Stockbauer Beispiele. www.bks.at

*DISCLAIMER: Die Angaben in dieser Werbemitteilung dienen lediglich der unverbindlichen Information und ersetzen keinesfalls die Beratung für den An- oder Verkauf von Wertpapieren. Es handelt sich weder um ein Anbot noch um eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf der hier erwähnten Anleihe, ebenso wenig handelt es sich um eine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlung. Ausschließliche Rechtsgrundlage für das beschriebene Produkt stellt der veröffentlichte Basisprospekt der BKS Bank AG vom 15.06.2022 einschließlich aller Nachträge sowie der veröffentlichen endgültigen Bedingungen inklusive Zusammenfassung dar, die auf der Homepage der Emittentin www.bks.at unter der Rubrik Investor Relations / Anleiheemissionen abrufbar sowie in den Geschäftsstellen der BKS Bank AG, 9020 Klagenfurt, St. Veiter Ring 43, während üblicher Geschäftszeiten kostenlos erhältlich sind. Die Bewilligung des Basisprospekts durch die zuständige Behörde ist nicht als Befürwortung der angebotenen Wertpapiere zu verstehen. Bitte beachten Sie, dass eine Veranlagung neben Chancen auch Risiken birgt. Wir empfehlen Ihnen, den Basisprospekt zu lesen, bevor Sie eine Anlageentscheidung treffen, um die potentiellen Risiken und Chancen einer Investition einschätzen zu können. Die BKS Bank AG hat ein Interesse daran, dass Kunden die von ihr emittierten Anleihen erwerben. Der Erwerb solcher Anleihen könnten im Abwicklungsfall zu einer gesetzlichen Verlustbeteiligung („Bailin“) des Anlegers führen. Informationen dazu finden Sie unter www.bks.at/glaeubigerbeteiligung. Für diese Anleihe besteht kein Schutz durch die gesetzliche Einlagensicherung. Nähere Informationen zu weiteren Unterschieden zwischen Anleihen und Bankeinlagen sind auf der Website der BKS Bank AG unter www.bks.at/mifid-ii verfügbar.

Entgeltliche Einschaltung
© Gernot Gleiss

Greenwashings. Ein prominenter Fall ist die Non-Profit-Organisation Verra, die Klimaschutzprojekte standardisiert, mit denen sich Verschmutzer wie Disney, Shell, Gucci oder Easyjet freikaufen können. Nach Recherchen von „Die Zeit“, „Guardian“ und der Investigativplattform „Source Material“ sollen 90 Prozent der auf Waldschutzprojekte basierenden CO2-Zertifikate von Verra nur Phantomgutschriften sein. Statt gerodete Waldflächen wieder aufzuforsten, werden bestehende Wälder vor einer vermeintlichen Abholzung verschont.

„Es braucht EU-weit einheitliche Mindestkriterien und hochqualitative CO2-Zertifikate“, kritisiert Österreichs Klimaschutzministerin Leonore Gewessler solche Praktiken, „aktuell gibt es eine Vielfalt an Zertifizierungssystemen, bei denen oftmals grundlegende Kriterien nicht eingehalten werden. Deshalb hat die Europäische Union eine Initiative gestartet, ein einheitliches Zertifizierungssystem für CO2-Abbaumaßnahmen zu schaffen, und hat Ende November 2022 einen Verordnungsentwurf vorgelegt, der aktuell weiter ausgearbeitet wird.“

Ablasshandel statt Klimaschutz

„Jedes Offsetting mit Reduktionsmaßnahmen an einem anderen Ort ist aus WWF-Sicht Greenwashing“, meint Karl Schellmann, „aber auch der EU-Emissionshandel hat zu viele Schlupflöcher. Geht der Preis aber weiter nach oben und werden die Minderungsziele wei-

terverschärft, kann das System wirken. Viel zu viele Zertifikate wurden gratis ausgegeben. Zertifikate waren lange um den Preis von zwei Wurstsemmeln zu haben. Erst in den letzten zwei Jahren beginnt sich der Preis zu entwickeln. Derzeit liegt er bei knapp 100 Euro. Die Schadenskosten einer Tonne CO2 liegen laut Umweltbundesamt aber bei 200 bis 700 Euro.“

Wenig erbaut über die stark gestiegenen CO2-Zertifikatepreise ist die Industrie. „Noch dazu, wo in Österreich die ETS-Strompreiskompensation noch immer nicht umgesetzt wurde“, beklagt Sigi Menz, Obmann der Bundessparte Industrie in der österreichischen Wirtschaftskammer Wettbewerbsnachteile. Die deutsche Regierung habe sich von der EU-Kommission längst Beihilfen für energieintensive Unternehmen genehmigen lassen. Hier geht es um die Rückerstattung indirekter CO2-Kosten: Energieversorger geben die Kosten für EU-CO2-Zertifikate mit den Strompreisen an die Unternehmen weiter, die aber ihrerseits schon für entsprechende Zertifikate bezahlen.

Weg 5: technischer Fortschritt

Das Allerbeste für die Umwelt ist natürlich, wenn erst gar kein CO2 in die Luft

geblasen wird. Dafür tut die energieintensive Wirtschaft schon aufgrund der zu erwartenden Kostenexplosion durch den Wegfall der Gratiszertifikate einiges. Ziegelhersteller Wienerberger AG hat beim belgischen Werk in Kortemark das weltweit erste klimaneutrale keramische Werk zur Herstellung von Ziegelriemchen in Betrieb genommen und produziert im oberösterreichischen Uttendorf mit einem mit Ökostrom betriebenen Hocheffizienzofen Wandziegel, womit man 90 Prozent CO2 einsparen will. „Wienerberger investiert jährlich zweistellige Millionenbeträge in das Produktionsnetzwerk, um die angestrebten Dekarbonisierungsziele zu erreichen“, sagt Wienerberger-SGVorstand Heimo Scheuch dem Börsianer Grün

Der Schweizer Zementhersteller Lafarge stellt in seinem österreichischen Werk in Mannersdorf mit modernster Technik Zement mit geringen CO2-Emissionen her. In der Stahlproduktion wird bei der Voestalpine AG intensiv an der klimaneutralen Herstellung gearbeitet. Die Regierung unterstützt die Voestalpine AG bei der Einreichung beim ETS Innovation Fund der EU, der für die Transformation Mittel bereitstellt. Die Lufthansa Group muss sich bei ihren Flügen innerhalb der EU und zwischen den EU-Staaten und der Schweiz und Großbritannien freikaufen. Hierfür wurden für 2022 Rückstellungen von 125 Millionen gebildet, berichtet Konzernsprecherin Sandra Courant. Lufthansa investiere bis 2024 eine

NACHHALTIGKEIT EMISSIONSHANDEL 122
#PREISE DURCHSCHNITTSPREISE VON CO2-EMISSIONSRECHTEN NACH EU-ETS 2005 21,8 2010 14,3 2015 7,6 2016 5,2 2017 5,8 2018 15,5 2019 24,7 2020 24,4 2021 53,7 2022 80,3
PRO TONNE CO2-ÄQUIVALENT IN EURO QUELLE: „BÖRSIANER GRÜN“ / EMBER

Viertelmilliarde US-Dollar in nachhaltige Flugkraftstoffe, sogenannte SAFs. Denn ab 2025 wird die Beimischung von zwei Prozent nachhaltiger Flugkraftstoffe für alle aus der EU abgehenden Flüge verpflichtend. Bis 2050 sollen es dann 63 bis 80 Prozent sein. Austrian Airlines tankt seit 2022 erste freiwillige Mengen SAF, das auf österreichischem Altspeiseöl basiert. Noch ist SAF jedoch nur sehr begrenzt verfügbar und um ein Vier- bis Fünffaches teurer als fossiles Kerosin.

Ganz klimaneutral geht es aber auch nicht, weiß selbst Ursula Bittner, Wirtschaftsexpertin bei Greenpeace Österreich, „etwa bei der Produktion von Lebensmitteln oder in der Zementindustrie. Hier können CO2ausstoßende Unternehmen ihr CO2 fangen und an die Getränkeindustrie weitergeben.“ Unter Berücksichtigung der technologischen Machbarkeit hält auch Sigi Menz eine CO2-neutrale Produktion mittel- und langfristig bei kontinuierlicher und ausreichend verfügba-

rer klimaneutraler Energie zu wettbewerbsfähigen Kosten für möglich.

% MEINE GRÜNE RENDITE

Hinsichtlich der Netto-Null-Ziele unterschiedlicher Branchen ist ein Ausgleich über Emissionszertifikate notwendig. Dieser Handel verhindert aber keine klimaschädlichen Treibhausgase, löst also das Problem nicht. Darum ist die Emissionsreduktion über den technologischen Fortschritt sowie Einsparungen zentral. n

Wir schaffen mehr Wert.

Die HYPO Oberösterreich stellt sich den wichtigen Zukunftsthemen. Wir treffen Entscheidungen immer nach ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten. Mit dem Beitritt zur Green Finance Alliance haben wir uns freiwillig verpflichtet, schrittweise CO 2 -neutral zu werden. Das ist Nachhaltigkeit, die Zuversicht schafft.

www.hypo.at/werte

NACHHALTIGKEIT EMISSIONSHANDEL
„Reduktionsmaßnahmen an einem anderen Ort sind Greenwashing.“
KARL SCHELLMANN
„Es braucht Mindestkriterien und hochqualitative CO2­Zertifikate.“
LEONORE GEWESSLER
„Jährlich fließen zweistellige Millionenbeträge ins Produktionsnetzwerk.“
HEIMO SCHEUCH
„In einer Welt, in der alle von Nachhaltigkeit reden, ist es wichtig, dass Taten gesetzt werden.“
MEINUNG VERANLAGUNG 124
„Es gibt viele schwer zu vergleichende Standards und Bewertungsmethoden.“
MATTHIAS MANSEL

ROTE FLAGGE FÜR VW

Langfristig größere Risiken für nichtnachhaltige Unternehmen

ESG­Standards vereinheitlichen, Spielräume reduzieren

Grünen Blase droht bei unverhältnismäßig hohen Bewertungen

VITA

MATTHIAS MANSEL Geschäftsführer

Warburg Invest KAG

Seit 2012 verstärkt der 56-Jährige die 1987 gegründete Warburg Invest, die Kapitalanlagegesellschaft der Warburg-Gruppe mit Sitz in Hamburg, und verantwortet seit 2015 als Geschäftsführer das Portfoliomanagement. Davor war der Anleihenexperte Risikomanager und Portfoliomanager bei der LBBW Asset Management, er bringt über 25 Jahre Kapitalmarkterfahrung mit.

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INTERVIEW OLIVER STOCK
© WARBURG INVEST KAG #RENDITE

Jedes Unternehmen und jede Bank hat unterschiedliche Ansichten darüber, wie ESG-Faktoren in ihre Strategie integriert werden sollten. Eine Harmonisierung der Standards sei daher extrem wichtig, sagt Matthias Mansel im Gespräch mit dem Börsianer Grün.

Herr Mansel, ESG­Kriterien spielen eine immer größere Rolle für Investoren. Sehen Sie einen Zielkonflikt zwischen ESGkonformen Anlagen und renditestarken Investments? - Matthias Mansel: Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass Unternehmen, die eine klare ESG-Strategie verfolgen, in der Regel besser geführt und risikoärmer sind, was zu einer stabileren und langfristigen Wertentwicklung führt. Eine sorgfältige Berücksichtigung von ESG-Kriterien in der Anlagestrategie steuert nicht nur die Risiken besser, sondern schafft auch langfristige Werte und ist somit im besten Interesse unserer Anlegenden.

Aber Ölkonzerne und Waffenhersteller verdienen derzeit besser. - Es ist richtig, dass einige nichtnachhaltige Unternehmen, wie Sie sie genannt haben, derzeit besonders hohe Renditen erzielen und die totgeglaubte Fragestellung wieder auf die Agenda kommt. Beim nachhaltigen Investieren jedoch geht es nicht um kurzfristige Gewinne. Es ist ein langfristiger Ansatz. Nichtnachhaltige Unternehmen sind auf längere Sicht mit größeren Risiken verbunden, beispielsweise aufgrund von regulatorischen Ein-

griffen, Veränderungen in der öffentlichen Meinung oder klimabedingten Risiken. Als verantwortungsbewusster Investor betrachten wir ESG-Kriterien somit nicht als Zielkonflikt, sondern als Chance, um sowohl eine nachhaltige Entwicklung als auch eine positive Rendite zu erzielen.

Wie kommt es, dass jede Bank und jedes Investmenthaus die ESG­Regeln selbst interpretiert? Eigentlich müssten sie doch für alle verbindlich sein. - Die ESG-Offenlegung ist zwar gesetzlich verankert, aber es gibt Spielräume bei der Umsetzung der ESG-Kriterien. Jedes Unternehmen und jede Bank hat unterschiedliche Ansichten darüber, wie ESG-Faktoren in Geschäftsentscheidungen und Anlagestrategien integriert werden sollten. Erschwerend kommt hinzu, dass es viele unterschiedliche und schwer zu vergleichende Standards und Bewertungsmethoden gibt, mit denen ein Unterneh-

MEINUNG VERANLAGUNG 126
„Betrachten ESGKriterien nicht als Zielkonflikt, sondern als Chance.“
© VW
MATTHIAS MANSEL
Rote Flagge. Neue Erkenntnisse über eine Fabrik in China führten zu einer Neubewertung der VW-Aktie und zum Ausschluss aus dem Portfolio der Warburg-Gruppe.

men seine ESG-Performance messen und bewerten kann.

Das ist die neue Unübersichtlichkeit! - Aus diesem Grund bemüht sich die Branche, die ESG-Regeln und -Standards zu harmonisieren und zu standardisieren. Verschiedene Organisationen wie beispielsweise das Carbon Disclosure Project arbeiten daran, einheitliche Standards und Leitlinien für die Berichterstattung und Bewertung von ESG-Faktoren zu schaffen. Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) bietet ebenfalls eine Lösung für diese Herausforderung, da es eine klare und standardisierte Methode zur Beurteilung der Nachhaltigkeit von Fonds bereitstellt. Fonds, die das FNG-Siegel tragen, müssen bestimmte Kriterien erfüllen, die über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgehen.

Sind denn die ESG­Regeln nicht ein bisschen schwammig? - Es gibt Spielräume. Die Verordnung lässt beispielsweise Raum für die Wahl zwischen mehreren Indikatoren, um die Nachhaltigkeit eines Produkts zu bewerten. Meiner Meinung nach ist die Offenlegungsverordnung ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Nachhaltigkeitsstandards in der Finanzbranche. Sie ist jedoch auch ein Teil eines größeren Prozesses zur Verbesserung der ESG-Regeln und muss in Zukunft weiterentwickelt und verbessert werden, um sicherzustellen, dass die Regeln für alle Beteiligten verständlich und konsistent sind.

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) warnt bereits vor einer grünen Blase, weil Investments in Nachhaltigkeit rasanter zunehmen als die be­

treffenden Firmen wachsen können. Ist das eine reale Gefahr? - Es ist richtig, dass die Nachfrage nach nachhaltigen Investitionen in den letzten Jahren rapide gestiegen ist und weiterhin steigt – was mich ehrlicherweise freut. Das Wachstum der nachhaltigen Investitionen trägt jedoch in erster Linie dazu bei, dass jedes Unternehmen sich stärker an seinem Nachhaltigkeitsanspruch messen lassen muss. Unternehmen, welche die Notwendigkeit der Anpassung negieren, schaffen sich eigene Hürden beim Kapitalmarktzugang und verprellen unter Umständen sogar ihre eigenen Kunden. Gleichzeitig müssen Investoren ebenso sorgfältig und verantwortungsbewusst vorgehen. Die Gefahr einer grünen Blase kann bestehen, wenn Investitionen in nachhaltige Anlagen zu unverhältnis-

Dies ist eine Marketing-Anzeige. Bitte lesen Sie den Prospekt des OGAW und die Basisinformationsblätter, bevor Sie eine endgültige Anlageentscheidung treffen.

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Zu beachtende Risiken

Dieser Fonds unterliegt einer Reihe von Risiken, die sich aus den Wertpapieren ergeben, in denen er anlegt, und aus den Techniken, die er zur Erreichung seines Anlageziels anwendet. Anleger sollten den Verkaufsprospekt lesen, in dem sämtliche Risiken ausführlich beschrieben sind. Bevor sie sich für eine Anlage in dem beworbenen Fonds entscheiden, sollten Sie auch alle im jeweiligen Verkaufsprospekt beschriebenen Merkmale und Ziele dieses Fonds berücksichtigen. Die nachhaltigkeitsbezogenen Offenlegungen des Fonds finden Sie auf unserer Website: https://www.columbiathreadneedle.lu/en/retl/about-us/responsible-investment/

Verbundene Risiken

Der Fonds kann aufgrund der Bedingungen an den Anleihenmärkten zusätzlichen Kredit-, Markt-, Zins- und Liquiditätsrisiken ausgesetzt sein.

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Anlagerisiken

Der Fonds unterliegt Risiken im Zusammenhang mit der Anlage in Schuldtiteln, Derivaten und Währungen.

Typisches Anlegerprofil

Dieser Fonds eignet sich für Anleger, die über einen mittelfristigen Anlagehorizont moderate Risiken in Kauf nehmen können.

*INCO ist führend bei der Bewertung sozial nachhaltiger Unternehmen und arbeitet unter der Schirmherrschaft von Europas führendem Sozialunternehmen: Groupe SOS und Le Comptoir de l’innovation

Wichtige Informationen: Threadneedle (Lux) ist eine in Luxemburg gegründete Investmentgesellschaft mit variablem Kapital (“SICAV”), von Threadneedle Management Luxembourg S.A. verwaltet. Dieses Material ist nicht als Angebot, Aufforderung, Anlageberatung oder Empfehlung zu verstehen. Diese Mitteilung ist zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung gültig und kann ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Informationen aus externen Quellen werden als zuverlässig erachtet, es wird jedoch keine Garantie für ihre Richtigkeit oder Vollständigkeit übernommen. Der aktuelle Verkaufsprospekt der SICAV, die aktuellen Basisinformationsblätter und die Zusammenfassung der Anlegerrechte sind in englischer und deutscher Sprache und/oder in den jeweiligen Landessprachen (sofern verfügbar) bei der Verwaltungsgesellschaft Threadneedle Management Luxembourg S.A., International Financial Data Services (Luxembourg) S.A., bei Ihrem Finanzberater, auf unserer Website www.columbiathreadneedle.com und/oder in der Schweiz bei unserem Vertreter und unserer Zahlstelle in der Schweiz, RBC Investor Services Bank S.A., Esch-sur-Alzette, Zweigniederlassung

MEINUNG VERANLAGUNG
Zürich, Bleicherweg 7, CH8027 Zürich erhältlich. Threadneedle Management Luxembourg S.A. kann beschließen, die für die Vermarktung des Fonds getroffenen Vorkehrungen aufzuheben. Herausgegeben von Threadneedle Management Luxembourg S.A., eingetragen beim Registre de Commerce et des Sociétés (Luxemburg), Registernummer B 110242, 44 rue de la Vallée, L-2661 Luxemburg, Großherzogtum Luxemburg Columbia Threadneedle Investments ist der globale Markenname der Columbia- und Threadneedle-Unternehmensgruppe 04.23 | WF366819 | 5084007 Herbert Kronaus Country Head Austria & CEE Tel: +43 1 53712 4211 herbert.kronaus@columbiathreadneedle.com Alexandra Frania Sales Director Austria & CEE Tel: +43 1 53712 4022 alexandra.frania@columbiathreadneedle.com Sonja Melchart Client Service Manager Tel: +43 1 53712 4213 sonja.melchart@columbiathreadneedle.com

mäßig hohen Bewertungen führen und nicht auf einer realistischen Analyse der betreffenden Unternehmen basieren. Letztendlich gehen wir davon aus, dass sich auch hier Angebot und Nachfrage sinnvoll ausbalancieren und keine Blasenbildung mit all ihren Folgen entsteht.

Künstliche Intelligenz (KI) ist ein Megatrend. Jetzt warnen Entwickler vor den ungeahnten Folgen. Sind KI­Unternehmen ESG­konform? - Zunächst ist KI als Technologie an sich weder nachhaltig noch unsicher. Es hängt davon ab, wie nachhaltig und verantwortungsvoll sie eingesetzt wird. Es gibt KI-Anwendungen, die dazu beitragen können, Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit zu verbessern, beispielsweise durch die Optimierung von Energie- und Ressourceneffizienz oder die Vorhersage von Naturkatastrophen. Auf der anderen Seite kann der Einsatz von KI auch mit Risiken verbunden sein, insbesondere wenn es um Themen wie Datenschutz, Diskriminierung oder menschliche Autonomie geht. In Bezug auf die ESG-Kriterien ist es uns wichtig, dass KI-Unternehmen die sozialen Auswirkungen von KI-Anwendungen berücksichtigen und eine starke Governance haben. Dazu gehört zum Beispiel, dass KI-Anwendungen transparent und verantwortungsbewusst entwickelt und eingesetzt werden und dass Unternehmen klare ethische Grundsätze für den Einsatz von KI haben.

Sie kennzeichnen Unternehmen, die gegen die ESG­Regeln verstoßen, mit einer „roten Flagge“. Wie viele dieser „Red­FlagUnternehmen“ haben Sie identifiziert?Wendet man unseren grundlegenden Nachhaltigkeitsfilter für Nachhaltigkeitsfonds auf den MSCI World an, dann sind aktuell 1.350 Unternehmen investierbar und 142 Unternehmen nicht.

Sie machen auch „Ad­hoc­Anpassungen“ – können Sie uns dafür ein Beispiel nennen? – Ad-hoc-Anpassungen sind Anpassungen an einem Anlageportfolio, die unmittelbar oder kurzfristig vorgenommen werden, um auf spezifische Marktbedingungen oder Ereignisse zu reagieren. Mit einem solchen Ereignis wurde die Warburg-Gruppe Ende letzten Jahres konfrontiert. Die Volkswagen AG, Bestandteil zahlreicher Portfolios der Warburg-Gruppe, verstieß gegen einen zentralen Grundsatz: „Emittenten dürfen keine sehr schwerwiegenden unternehmerischen Kontroversen aufweisen, die gleichzeitig einen Verstoß gegen die Prinzipien des UN Global Compact bedeuten.“ Volkswagen stand in der Kritik, zusammen mit dem chinesischen Staatskonzern SAIC seit 2013 eine Fabrik in Urumqi, der Hauptstadt des Uigurischen Autonomen Gebietes Xinjiang in der Volksrepublik China, zu betreiben. Der Umgang des chinesischen Regimes mit den Uiguren ist hinlänglich bekannt. MSCI ESG Research nahm angesichts neuer Erkenntnisse eine Neubewertung Volkswagens vor und kam zu dem Ur-

Renditen. Ölkonzerne verdienen sich derzeit zwar eine goldene Nase. Aber „nichtnachhaltige Unternehmen sind auf längere Sicht mit größeren Risiken verbunden, beispielsweise aufgrund von regulatorischen Eingriffen“, sagt Matthias Mansel.

teil, dass das vorliegende Ausmaß der Gefährdung von Minderheiten zur Feststellung der bereits erwähnten kritischen Kontroverseneinstufung eben zur Red Flag führe. Das ESG-Gremium der Warburg-Gruppe würdigte diese Einstufung und veranlasste daraufhin den umgehenden und insbesondere den verpflichtenden Verkauf aller VolkswagenBestände.

Können Sie Investoren helfen, die von all dem nichts wissen wollen und schlicht auf Rendite setzen? - Für Investoren, die frei von jeglicher moralischen Verantwortung nur nach der höchstmöglichen Rendite Ausschau halten, sind wir kein geeigneter Geschäftspartner. Als verantwortungsvoller Vermögensverwalter liegt es in unserer DNA sicherzustellen, dass unsere Kundinnen und Kunden nicht nur eine starke finanzielle Performance, sondern auch eine gute ESGPerformance erzielen. Und auch wenn ein Investor keine explizite ESG-Präferenz hat, bedeutet das nicht, dass ihm die Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen gleichgültig sind. Im Gegenteil: Eine solide ESG-Performance ist ein Indikator für eine nachhaltige Geschäftsstrategie und ein verantwortungsvolles Management, das sich langfristig positiv auf die finanzielle Performance auswirken kann.

% MEINE GRÜNE RENDITE

Beim nachhaltigen Investieren geht es nicht um kurzfristige Gewinne. Nichtnachhaltige Unternehmen sind auf längere Sicht mit größeren Risiken verbunden, beispielsweise aufgrund von regulatorischen Eingriffen, Veränderungen in der öffentlichen Meinung oder klimabedingten Risiken. n

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Grüne Prädikate

GÜTESIEGEL, RATINGS UND MITGLIEDSCHAFTEN FÜR ESG

#SIEGEL

Podcast anhören. Das Milliardengeschäft mit grünen Ratings

GÜTESIEGEL

ECOreporter­Siegel

Vom gleichnamigen Magazin wird das Siegel für Produkte aus der nachhaltigen Geldanlage in den drei Kategorien Banken, Institutionelle und Finanzprodukte aus Deutschland vergeben.

FNG­Siegel

Das FNG-Siegel gilt als Qualitätsstandard für die Zertifizierung nachhaltiger Fonds im deutschsprachigen Raum. Die Auszeichnung der Bewerber erfolgt nach dem Prinzip der Mindeststandards.

ISR­Label

Das französische Prüfsiegel klassifiziert Aktien-, Renten- und Immobilienfonds nach den Kriterien Umwelt, Soziales, Governance und Menschenrechte.

Luxflag ESG

Als Non-Profit-Organisation wurde die Agentur von sieben privaten und öffentlichen Unternehmen aus Luxemburg gegründet. Insgesamt vergibt es sechs verschiedene Labels für Finanzprodukte.

Nordic Swan Ecolabel

Gegründet vom nordischen Ministerrat, zertifiziert das Umweltzeichen insgesamt etwa 60 Produktgruppen. Investmentprodukte müssen die Vorgaben aus vier ESG-Kriterien einhalten.

Österreichisches Umweltzeichen

Als staatlich vergebenes Gütesiegel zertifiziert es inzwischen mehr als 200 Finanzprodukte aus Österreich anhand von Ausschlusskriterien und zusätzlichen Transparenzpflichten.

Towards Sustainability

Die Non-Profit-Organisation prüft mit Unterstützung dreier belgischer Universitäten seit dem Jahr 2021 die bewerbenden Finanzprodukte bezüglich der Einhaltung von Mindeststandards.

YourSRI Transparent

Das Label ist weltweit spezialisiert auf die Nachhaltigkeitsbewertung von Fonds und ETFs. Ab einem gewissen Fondsvolumen werden diese automatisch entsprechend den Kriterien gelistet.

Der Börsianer Grün bietet einen Überblick über die wichtigsten

Gütesiegel, Ratings und Mitgliedschaften am deutschsprachigen Finanzmarkt.

QUELLE: „BÖRSIANER GRÜN“

Grüne Gütesiegel, Ratings und Mitgliedschaften sind zu einem Milliardengeschäft geworden. Immer mehr Anbieter tummeln sich am Finanzmarkt, doch nur wenigen stiften einen Nutzen oder erhöhen die Transparenz. Doch ohne geht es heute nicht mehr, wer als Unternehmen nicht in das System einzahlt oder die wichtigsten Keywords nicht kennt, kann selten am Markt nachhaltig reüssieren.

RATINGS

ISS ESG

Die Agentur von Institutional Shareholder Services Inc. bietet Services wie Analyse, Research, Beratung, Screening und Rating im Bereich von A+ bis D– an.

Moody’s ESG

Die bekannte Ratingagentur bietet im Bereich ESG Services wie Unternehmensbewertungen, Anleihenbewertungen oder „Climate Risk Scores“ an.

MSCI ESG

Der in den MSCI-Konzern eingegliederte größte Anbieter von Bewertungen bietet Nachhaltigkeitsanalysen sowie Nachhaltigkeitsratings auf globaler Ebene anhand einer Skala von AAA bis CCC.

RFU

Als österreichische Agentur hat sich die RFU neben einer breiten Bond-Coverage auf die Assetklassen Rohstoffe sowie Sub-Sovereigns spezialisiert.

S&P Global Sustainable 1

Relativ neu am Ratingmarkt ist S&P. Die ESG-Scores entstehen aus einer Kombination aus verifizierten Angaben, Medien- und Stakeholder-Analysen sowie einer eingehenden Befragung von Unternehmen.

Sustainalytics

Die Agentur gehört zu Morningstar und fokussiert sich auf die Abwägung von Risiken. Je niedriger das ESG-Risk-Rating, desto weniger mögliche Schäden durch ESG-Faktoren.

Thomson Reuters ESG Scores

Die Ratingagentur des Medienkonzerns Reuters bewertet Unternehmen anhand von zehn Kriterien auf Basis der zur Verfügung stehenden Unternehmensdaten.

130 SERVICE GÜTESIEGEL

GÜTESIEGEL, RATINGS UND MITGLIEDSCHAFTEN

MITGLIEDSCHAFTEN

Carbon Disclosure Project (CDP)

Die Non-Profit-Organisation möchte Unternehmen und Kommunen dazu bringen, Treibhausgasemissionen und Wasserverbrauch zu veröffentlichen.

Climate Action 100+

Über 300 Vermögensverwalter schlossen sich zusammen, um die 100 größten Emittenten von Treibhausgasen zur Veränderung ihrer Geschäftsmodelle zu veranlassen.

EUROSIF

Das nach französischem Recht organisierte European Sustainable Investment Forum klassifizierte sieben ethische Investmentansätze und umfasst Vermögensverwalter, Finanzdienstleister und Indexprovider.

Global Real Estate Sustainability Benchmark (GRESB)

Der GRESB-Score misst anhand von sieben Aspekten die Nachhaltigkeitsperformance von Immobilienunternehmen und Immobilienfonds.

Institutional Investors Group on Climate Change (IIGCC)

Der Fokus liegt auf den Investoren, die mit ihren Investmententscheidungen Auswirkungen auf den Klimawandel haben. IIGCC möchte hier unterstützen.

Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDG)

Mit den SDGs will die Uno bis Ende 2030 Armut beseitigen, die Gleichstellung von Frauen vorantreiben und die Gesundheitsversorgung verbessern.

The Green Bond Principles (GBP)

Die GBP stellen einen freiwilligen Standard für grüne Anleihen zur Verfügung. Sie geben Empfehlungen für die Verwendung von Erlösen vor und fordern dabei Transparenz.

UNEPFI Principles for Sustainable Insurance (PSI)

Die Finanzinitiative des Umweltprogramms der Uno bietet Versicherern einen Leitfaden für Nachhaltigkeit in ihrem Kerngeschäft.

United Nations Global Compact

Hierbei handelt es sich um eine Initiative für verantwortungsvolle Unternehmensführung auf Basis von zehn universellen Prinzipien.

Net Zero Banking Alliance

Das von den Vereinten Nationen initiierte Programm verpflichtet Banken, bis 2050 ihr Kredit- und Anlageportfolio auf Netto-Null-Emissionen auszurichten.

Principles for Responsible Investment (PRI)

Die Finanzinitiative der Uno hat sechs Prinzipien für verantwortungsbewusstes Wertpapiermanagement entwickelt. 4.000 institutionelle Investoren sind dabei.

Swiss Sustainable Finance (SSF)

SSF möchte die Position der Schweiz auf dem globalen Markt für nachhaltige Finanzen durch Information, Aufklärung und Wachstum fördern.

SERVICE GÜTESIEGEL 131

Flugscham? Immer mehr Menschen steigen bei kürzeren Strecken auf die Bahn um. Wir stellten die Frage, ob man Kurzstreckenflüge ganz verbieten soll?

Podcast anhören. Kann die Luftfahrtindustrie CO2-neutral werden?

132 ©LUFTHANSA SOZIALES PRO & KONTRA

KURZSTRECKENFLÜGE VERBIETEN?

Flüge belasten das Klima gravierend Was spricht für und gegen ein Verbot von Kurzstreckenflüge?

BRIEFING DANIEL NUTZ

Nach den harten Jahren der Pandemie befindet sich die Luftfahrt wieder im Aufwind. Laut aktuellen Passagierdaten liegt der Flugverkehr derzeit noch rund 15 Prozent hinter dem Vorkrisenniveau. Aber es gibt Märkte, in denen die Dynamik schon sehr stark auf Wachstum hindeutet. „In Asien dürfte der Luftverkehr in den kommenden Jahren kräftig wachsen“, schätzt Eric Heymann, Volkswirt und Experte für Mobilität und Energie bei der Deutsche Bank AG. „Flugscham“ ist seiner Einschätzung nach bislang eher ein europäisches Thema, wegen Initiativen wie Fridays for Future. Doch in Europa und auch in Nordamerika erkennt Heymann keinen drastischen Rückgang. Die Aktie der Lufthansa AG, Mutter von Swiss International Air Lines und Austrian Airlines, legte im Jahresvergleich zeitweise um mehr als 40 Prozent zu.

Hoher CO2 ­ Fußabdruck

Was die Aktionäre freut, treibt anderen angesichts das Klimaschutzes Sorgenfalten ins Gesicht. Laut einer Studie des deutschen Umweltbundesamts, die vom Zentrum für Luft- und Raumfahrt abgesegnet wurde, verbraucht ein Flugzeug auf einem Inlandsflug durchschnittlich 214 Gramm CO2 pro Person und Kilometer. Der entsprechende Wert für den Fernverkehr der Bahn liegt bei 29 Gramm CO2. Politisch gibt es in vielen europäischen Ländern die Diskussion, ob man Kurzstreckenflüge - dabei geht es um Strecken bis 1.000 Kilometern - verbieten soll. „Kurzstreckenflüge sind klimaschädlich, energieverschwendend und besonders unnötig, da es hier mit der Bahn geeignete Alternativen gäbe. Damit sich das Bahnfahren auch rechnet, brauchen wir einen Stopp der klimaschädlichen Flug-Subventionen und einen wirksamen CO2-Preis“, bringt Klimaexperte Karl Schellmann, Argumente des WWF gegen Kurzstreckenflüge auf den Punkt.

Das Argument der Gegenseite lautet: Die Bahn verfüge derzeit gar nicht über die Kapazitäten, um das Mobilitätsbedürfnis zu befriedigen. Obwohl bei Ge-

schäftsreisen bereits ein Trend zu mehr Klimabewusstsein erkennbar ist, wie Daniel Wittwer, Leiter des Bereichs Geschäftsreisen bei der Schweizer Finass Reisen AG, erklärt. Es gebe weniger, dafür längere Reisen, sagt er zum Börsianer Grün. 40.000 Flugzeuge haben die Fluglinien bei den großen Herstellern Airbus und Boeing für die kommenden 20 Jahre bestellt.

Klar, der technologische Fortschritt hat auch dort Einzug gehalten. Effizientere Antriebssysteme sowie Leichtbauteile führen bereits jetzt zu Einsparungen. Richtig große Effekte verspricht die Branche durch den breiten Einsatz von Sustainable Aviation Fuels (SAF), die den Weg zu einem CO2-neutralen Fliegen bereiten sollen. Doch können wir so lange warten, oder gilt es, jetzt Kurzstrecken zum Wohle des Klimaschutzes aufzugeben? n

SOZIALES PRO & KONTRA 133
„Flugscham ist eher ein europäisches Thema.“
ERIC HEYMANN
„Brauchen einen Stopp der klimaschädlichen FlugSubventionen.“
KARL SCHELLMANN

„Wir wissen dass die Emissionen in allen Bereichen sinken müssen, auch im Verkehrsbereich“, sagt Linus Dolder, Mitbegründer von Fridays for Future Schweiz. Das Argument, wonach Inlandsflüge nur für einen geringen Teil der CO2-Emissionen verantwortlich sind und daher zu vernachlässigen seien, hält Dolder für fragwürdig.

„Es stimmt, dass der Anteil der Emissionen von Kurzstreckenflügen, verglichen mit den gesamten Emissionen des Flugverkehrs und mit nur rund einem Prozent der gesamten deutschen Emissionen, relativ gering ist. Das ist aber kein zulässiges Argument.“ Fridays for Future sieht darin bloße Zahlenspiele. „Angenommen, man nehme die USA, die für 13 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich sind, und man würde sie in immer kleiner werdende Stücke aufteilen. Dann hat man am Ende keinen Teil mehr, der über ein Prozent der Emissionen verantwortet. Trotzdem müssten alle Klimaschutz betreiben, damit die Ziele erreicht werden. Kategorienspielerei zu betreiben und sich seinen Einfluss kleinzurechnen ist unseriös“, so Dolder.

Doch welche Alternativen gibt es? Linus Dolder bringt eine Studie von Greenpeace ins Spiel, wonach sich ein Drittel der meistgeflogenen Kurzstrecken bis 500 Kilometer mit Bahnfahrten von unter sechs Stunden bewältigen ließe. Würde man künftig alle top 250 in Europa geflogenen Kurzstrecken mit Zugfahrten ersetzen, würde man jährlich 23,5 Millionen Tonnen CO2 einsparen, ergänzt Dolder.

Und was ist mit dem Argument, dass womöglich in absehbarer Zeit eine emissionsfreie Luftfahrt durch alternative Treibstoffe möglich wird? „Das klingt schon verlockend. Aber die Realität sieht leider nicht ganz so rosig aus, wie die Dogmen des freien Marktes es einem manchmal weismachen wollen. Ja, vermutlich werden wir beides an einem Punkt entwickeln und einsetzen können. Auf absehbare Zeit wird, sofern wir es entwickeln, wenig dieser alternativen Kraftstoffen zur Verfügung stehen“, so Dolder.

„Ein Verbot von Kurzstreckenflügen brächte dem Klima nichts, denn diese verursachen nur 3,8 Prozent der CO2-Emissionen des Flugverkehrs.

Die meisten Reisenden würden dann mangels geeigneter Bahnverbindungen auf das Auto umsteigen“, meint Günther Ofner, Vorstand der Flughafen Wien AG. Hinsichtlich der Klimabelastung würde dies nichts bringen. Für die Luftfahrt gelten Distanzen bis zu etwa 1.000 Kilometern als Kurzstreckenflüge, das ist zum Beispiel die Entfernung von Wien nach Frankfurt. Kurzstreckenflüge seien Zubringerflüge zu großen Flughafendrehkreuzen. Der Großteil der Passagiere steige dort auf Weiterflüge, meistens interkontinentale Langstreckenflüge, um. Und um diese zu erreichen, müsse man rechtzeitig am Flughafen sein. Mit der Bahn sei das kaum machbar.

Ofner argumentiert mit dem Beispiel Wien: „Mehr als 70 Prozent der Passagiere eines AUA-Kurzstreckenflugs bis zu 400 Kilometern steigen am Wiener Airport in einen Weiterflug um. Sie wollen nicht nach Wien, sondern reisen weiter. Ohne Kurzstreckenflüge gäbe es von Wien aus auch keinen Langstreckenflug, denn 55 Prozent der von Wien aus Abreisenden sind Umsteigepassagiere.“ Und das wäre negativ. „Fallen diese Kurzstreckenflüge weg, gibt es auch keine tragfähige Auslastung für die Langstrecke mehr. Ein EU-weites Verbot würde nach Ansicht Ofners nichts bringen. „Wir würden die Anbindung an die Weltmärkte verlieren, der Wirtschaftsstandort würde massiv leiden. Wirtschaftsregionen wie die Türkei, China und der Nahe Osten ziehen schon heute immer mehr internationale Verkehrs- und Warenströme über ihre Drehkreuze an. In Istanbul steht aktuell der größte „Airport“ der Welt, und in China werden mehr als 200 neue Flughäfen errichtet.“ Den Bahnausbau begrüße Ofner prinzipiell. „Zug und Flug konkurrenzieren einander nicht, sondern ergänzen einander.“ Dort, wo die Bahn ein schnelleres und attraktiveres Angebot als das Flugzeug biete, werde sie auch bevorzugt genutzt, wie das Beispiel der Strecke Linz-Wien zeige.

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KONTRA
PRO
„Kurzstrecken sind durch Zugverbindungen ersetzbar.“
LINUS DOLDER
„Ein Verbot von Kurzstreckenflügen brächte dem Klima nichts.“
GÜNTHER OFNER

WIR SIND TEIL DER LÖSUNG

Nachhaltige Infrastruktur neu denken

DURCH UNSERE LEISTUNGEN …

„Wir setzen uns permanent mit der Frage auseinander, wie wir ein holistisches System rund um die Finanzierung von nachhaltigen Ideen und Projekten schaffen. Wir übernehmen gesellschaftliche Verantwortung.“

Bernd Fislage, CEO Kommunalkredit Gruppe

Wir leben in einer Zeitenwende. Gerade in herausfordernden Phasen wird die Relevanz einer leistungsstarken Infrastruktur noch spürbarer. Im Hinblick auf Digitalisierung, Dekarbonisierung, demografischen Wandel sowie aufgrund aktueller Herausforderungen sind Investitionen in Infrastruktur ein wirkungsvolles Instrument, soziale und ökologische Bedürfnisse zu befriedigen.

Inflation, steigende Energiepreise und die Notwendigkeit der Energiediversifikation zwingen uns zu handeln. In der Kommunalkredit beschäftigen wir uns täglich mit Maßnahmen gegen den Klimawandel, Energiediversifikation, Dekarbonisierung, E-Mobilität, Breitband und vieles mehr. Die Finanzwirtschaft muss hier Verantwortung übernehmen und Kapitalströme in nachhaltige Projekte lenken. Es mangelt nicht am Geld! 360 Mrd. Euro sind im vergangenen Jahr in den europäischen Infrastruktur- und Energiemarkt investiert worden. Und die EU hat bereits Ende 2019 den Green Deal mit Investitionen in Höhe von 1.800 Mrd. Euro ausgerufen.

Gestalten wir die Transformation aktiv mit Wir haben fünf Thesen aufgestellt, um die Transformation erfolgreich voranzutreiben:

i) Nutzen wir privates Kapital als Booster für mehr Nachhaltigkeit.

ii) Machen wir die Netze schneller, stärker und dezentraler.

iii) Sorgen wird durch mehr Offenheit für tragfähige Übergangslösungen.

iv) Ermöglichen wir eine Regulatorik, die Sicherheit und Freiheit schafft.

v) Finden wir einen Weg aus der teuren Abhängigkeit.

– tragen wir zur Ausbildung von 4.100 Studierenden bei.

– verbinden wir telekommunikationstechnisch über 25,9 Mio. Menschen miteinander.

bauen wir die E-Mobilitätsversorgung aus: rund 28.000 Ladestationen.

– ermöglichen wir Verkehrslösungen für 27 Mio. Menschen.

– realisieren wir Pflegeunterkünfte für 8.900 ältere und beeinträchtigte Mitbürger:innen.

statten wir jährlich rund 5 Mio. Haushalte mit erneuerbarer Energie aus.

– versorgen wir 9,6 Mio. Menschen mit Trinkwasser.

Wir können die Energiewende schaffen, es braucht aber den Schulterschluss zwischen Privaten und der öffentlichen Hand. Als Spezialist für Infrastruktur- und Energiefinanzierungen wissen wir, wovon wir reden. Von uns finanzierte Projekte wie Windkraftwerke in Skandinavien, Breitbandausbau in den Niederlanden, Solar-PhotovoltaikParks in Südeuropa, Glasfasererschließung in Deutschland, Gesundheitsinfrastruktur in Großbritannien sind Beleg für unsere nachhaltige Ausrichtung. In Österreich investieren wir gemeinsam mit der OMV in den Bau der größten Elektrolyseanlage Österreichs. Unser Joint Venture „PeakSun“ mit dem oberösterreichischen Energieversorger eww ermöglicht die Finanzierung, Errichtung und das Betreiben von Photovoltaik-Aufdachanlagen. Wir alle können und müssen unseren Teil beitragen. Jeder noch so kleine Schritt zählt.

Entgeltliche Einschaltung
Kommunalkredit Austria AG | Türkenstraße 9 | 1090 Wien www.kommunalkredit.at, Tel.: +43 1 31631 Mail: communication@kommunalkredit.at
© Philipp Schuster Photography

GRÜNE REVOLUZZER IM WETTSTREIT UM DIE BESTEN IDEEN

Mission ongoing. Ecorobotix will die Landwirtschaft radikal verbessern und den Chemikalieneinsatz drastisch reduzieren. Viel Überzeugungsarbeit ist notwendig.

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© TWINGTEC
SOZIALES CSR-PORTRÄTS

Not macht erfinderisch – besonders in der Klimafrage. Im Wettlauf gegen die Zeit ist bei Tüftlern und Entwicklern der Erfindergeist erwacht. Der Börsianer Grün hat sich unter die Unternehmerwelt gemischt und innovative Gründer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gefragt, mit welcher Idee sie die Welt verbessern wollen. So schaffte etwa ein junges Food-Start-up aus Wien mit einer täuschend echten Fischalternative den Einzug in die heimischen und internationalen Supermarktregale. Revo Foods will für den globalen Heißhunger nach Fisch und Fleisch einen Ersatz anbieten, der sich sehen und schmecken lassen kann. Laut dem Gründer Robin Simsa soll auch bald ein auf Pflanzen basiertes Lachsfilet aus dem 3D-Drucker auf unseren Tellern landen: „Das wird weltweit den Fleisch- und Fischmarkt revolutionieren“, ist sich Simsa sicher. Eine andere Art der Revolution strebt das Münchner Luft- und Raumfahrtunternehmen Ororatech an. Mit dessen Kameratechnologie bestückt, schwirrt schon jetzt ein Satellit durch den Weltraum und misst die Temperatur der Erde, um Waldbrände frühzeitig zu erkennen. Allein in Europa fielen im vergangenen Jahr 700.000 Hektar Wald dem Feuer zum Opfer, eine Fläche mehr als doppelt so groß wie Luxem-

burg und ein trauriger Rekord der Klimaerwärmung. Der Schutz von Land- und Agrarflächen ist auch Ecorobotix-Gründer Simon Aspinall ein Anliegen. Mittels KI-gestützter und hochpräziser Agrarmaschinen werden Pflanzen zielgenau besprüht, der Chemikaliengebrauch wird zudem um bis zu 95 Prozent reduziert. „Ich will die Landwirtschaft radikal verbessern“, sagt Aspinall. Ähnlich steht auch bei der Schweizer Swiss Clean Battery AG alles im Zeichen der Effizienz. Die erste Gigafactory für Feststoffakkus weltweit soll bald in Serienproduktion gehen. Die Technologie findet Anklang: „Aktuell ist sie in nahezu 40 Anwendungsfeldern von Heim- und Industriespeichern bis hin zu Schifffahrt und E-Mobilität lizenziert“, sagt Thomas Lützenrath. Noch eher in den Kinderschuhen steckt das Salzburger Start-up Anywhere Solar, das Carports und Dächer mit Solarpaneelen bestückt und in der Herstellung einen besonderen Wert auf eine nachhaltige Lieferkette legt. Demgegenüber ist Brusa mit einer 40-jährigen Markterfahrung schon ein Veteran in der grünen Technologiebranche. Die induktiven Ladesysteme für E-Autos gehen an Kunden aus aller Welt. Ein neues Spin-off der Firma legt nun seit 2021 den Fokus auf OnboardLadesysteme und Hochleistungselektronik. n

SOZIALES CSR-PORTRÄTS 137
Die Klimakrise braucht innovative Lösungen für eine nachhaltigere Welt. Der Börsianer Grün fragt Erfinder nach ihren Ideen, Visionen und Herausforderungen.
TEXT CHRISTOPH EISELE

REVO FOODS

BBRANCHE: LEBENSMITTELINDUSTRIE

MITARBEITER: 38

LAND: ÖSTERREICH

Welche Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen Sie mit Ihrem Unternehmen?

- Wir produzieren und verkaufen nachhaltige, pflanzliche Fischalternativen, die lokal hergestellt werden. Somit entlasten wir nicht nur das Meeresökosystem, sondern leisten auch einen Beitrag zur Nahrungssicherheit der Zukunft.

Wie messen Sie den Erfolg Ihrer CSR­Tätigkeiten? - Bei uns wird der CO2-, Energie- und Wasserverbrauch der Produktion sowie der Abfall gemessen und mit der konventionellen Fischproduktion verglichen. Außerdem führen wir Mitarbeiterbefragungen zu ihrem Gesundheits- und Wohlbefinden durch und Kundenbefragungen zur Zufriedenheit mit dem Produkt.

Welche wirtschaftlichen Vor­ und Nachteile erleben Sie durch den ESG­Fokus? - Wir erleben ein gesellschaftliches Umdenken hin zu einem nachhaltigen Lebensstil. Das ist auch bemerkbar durch das starke Interesse von privaten Investoren wie auch von öffentlichen Förderungsgesellschaften. Der Aufwand einer absolut nachhaltigen Lieferkette ist beträchtlich.

Auf welche Herausforderungen sind Sie bisher gestoßen? - Konventionellen Fisch zu replizieren ist eine sehr komplexe Aufgabe. Hinzu kommen große Markteintrittsbarrieren und oft schwierige Anpassungen an rechtliche und kulturelle Gegebenheiten in unterschiedlichen Ländern, etwa bei der Übersetzung und Umgestaltung des Verpackungsdesigns. Eine große Herausforderung war das Knüpfen von Partnerschaften mit internationalen Supermarkt- und Restaurantketten.

Welche großen Meilensteine stehen als Nächstes bei Ihnen an? –Das nächste große Ziel ist ein 3D-gedrucktes Lachsfilet auf den Markt zu bringen, welches Textur, Geschmack und Nährwert von konventionellem Lachs ideal wiedergibt. Dieses Produkt wird die erste 3D-gedruckte Fischalternative weltweit sein und den pflanzlichen Fleisch- und Fischmarkt revolutionieren. Ein weiterer Meilenstein besteht in der Markteinführung unserer pflanzlichen Shrimps, die noch dieses Jahr erfolgen wird.

ORORATECH

BRANCHE: KLIMATECHNIK

MITARBEITER: 83

LAND: DEUTSCHLAND

Welche Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen Sie mit Ihrem Unternehmen?

- Wir sind Branchenführer im Bereich der weltraumgestützten thermischen Datenintelligenz. Die Technologie hilft dabei, durch Brände verursachte Schäden zu verfolgen und zu verhindern, sodass man nachhaltigere Praktiken entwickeln und ihre Auswirkungen auf die Umwelt minimieren kann. Dafür nutzen wir eine firmeneigene thermische Technologie, um die Temperatur der Meeres- und Landoberfläche zu messen.

Wie findet CSR bei Ihnen Beachtung im Umgang mit Kunden und Mitarbeitern? – Unsere Kunden sind in erster Linie Organisationen, die unser Engagement für Nachhaltigkeit teilen, beispielsweise kommerzielle Forstbetriebe, Nichtregierungsorganisationen und Regierungen. Neben den externen Partnerschaften engagieren sich auch unsere internen Teams stark für CSR. Das Wohlbefinden unserer Mitarbeiter, Vielfalt und Integration sowie die Verantwortung für die Umwelt haben bei allen Aspekten unserer Tätigkeit Priorität.

Wie messen Sie den Erfolg Ihrer CSR­Tätigkeiten? – Ich bin der Meinung, dass die soziale Verantwortung von Unternehmen nicht nur eine zu messende Größe ist, sondern vielmehr die Grundlage einer verantwortungsvollen Geschäftstätigkeit. Wir haben zwar kein spezielles System zur Messung des Erfolgs unserer CSR-Aktivitäten, aber wir sind stolz darauf, dass unsere Kunden dies tun. Für uns liegt der wahre Maßstab des Erfolgs in den positiven Auswirkungen, die wir für unseren Planeten und künftige Generationen schaffen können.

Welche großen Meilensteine stehen als Nächstes bei Ihnen an? – Die Erweiterung unserer thermischen Sensoren in der Umlaufbahn. Der nächste wird im Juni 2023 ins All geschossen. Dadurch können wir unseren Kunden Branddaten mit geringer Latenz liefern, was schnellere Entscheidungsfindungen und effektivere Reaktionen ermöglicht. Zudem wollen wir Climate-Intelligence „as a service“ auf neue Märkte wie Versicherungen, Versorgungsunternehmen, Landwirtschaft und Geodaten ausweiten.

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„Konventionellen Fisch zu replizieren ist eine sehr komplexe Aufgabe.“
ROBIN SIMSA
„Der wahre Maßstab des Erfolgs liegt in den positiven Auswirkungen. “
THOMAS GRÜBLER

SEei NG IS doING

#ChangingPerspectives To improve our planet

#ChangingPerspectives

Perspektiven verändern, neue Wege beschreiten – für mehr Nachhaltigkeit. Mit bionischen Strukturen, innovativen Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen oder dem Ultraleichtbau machen wir Flugzeuge leichter, helfen Treibstoff zu sparen, optimieren die Flugeigenschaften und erhöhen die Reichweite. Aber nicht nur mit unseren Technologien setzen wir Standards, wir handeln und arbeiten auch im Sinne der Umwelt. Ob mit Energierückgewinnung bei der Produktion, Recyclingmaßnahmen oder Abfallvermeidung, wir sind uns unserer Verantwortung stets bewusst, um auch den kommenden Generationen eine Perspektive zu geben. facc.com

bEYoND HorIZonS

ECOROBOTIX

BRANCHE: LANDWIRTSCHAFTSTECHNIK

MITARBEITER: 50–100

LAND: SCHWEIZ

SWISS CLEAN BATTERY

BRANCHE: ENERGIETECHNIK

MITARBEITER: 25

LAND: SCHWEIZ

Welche Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen Sie mit Ihrem Unternehmen?

Welche Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen Sie mit Ihrem Unternehmen?

SIMON ASPINALL

- Wir wollen die Landwirtschaft radikal verbessern, den Chemikalieneinsatz reduzieren, die Umweltbelastung verringern und die Erträge für die Landwirte verbessern. Die landwirtschaftlichen Maschinen nutzen künstliche Intelligenz, um einzelne Pflanzen zu erkennen und mit hoher Präzision nur die gewünschten Gewächse zu behandeln. Dadurch wird der Einsatz von Chemikalien um 70 bis 95 Prozent reduziert. Das führt in der Konsequenz auch dazu, dass der Ertrag gesteigert werden kann.

Wie messen Sie den Erfolg Ihrer CSR­Tätigkeiten? - Wir verfolgen unsere Nachhaltigkeitsziele in unserer Zusammenarbeit mit Kunden, Händlern und Lieferanten. Die Leistung im Hinblick auf ESG-Ziele wird vierteljährlich von einem ESG-Ausschuss im Ecorobotix-Vorstand festgelegt und überprüft. Den Aktionären und dem Vorstand wird monatlich über die Fortschritte des Unternehmens berichtet. CSR ist somit in der Unternehmensstrategie zentral.

Auf welche Herausforderungen sind Sie bisher gestoßen? - Das Geschäft in der Landwirtschaft hat viele Risiken und geringe Margen. Hier ist viel Überzeugungsarbeit bei den Landwirten notwendig. Die Geräte sollen daher neben dem ökologischen Aspekt auch Kosten sparen und die Rentabilität erhöhen, indem weniger Chemikalien notwendig werden und die Effizienz steigt.

Welche großen Meilensteine stehen als Nächstes bei Ihnen an?Die Lösung für hochpräzise Pflanzenbehandlung wird heute in zehn europäischen Ländern verkauft. Da wir weiter expandieren, werden wir die Maschinen in allen europäischen Ländern und auch in den USA, Kanada und Südamerika verfügbar machen. Das derzeitige Design eignet sich gut für Gemüse, Spezialkulturen, Reihenkulturen und Grünland. Wir werden die Lösung weiterentwickeln, um sie auch für ein noch breiteres Spektrum von Kulturpflanzen einzusetzen.

- Wir haben einen Feststoffakku entwickelt – ohne Leistungsverlust mit nahezu unendlicher Lebensdauer, unbrennbar –, der keine kritischen Rohstoffe enthält und eine um 50 Prozent bessere Umweltbilanz als herkömmliche Lithium-Ionen-Akkus hat. Dafür betreiben wir die erste Gigafactory für Feststoffakkus weltweit. Alle Maschinen und Rohstoffe sowie Dienstleistungen kommen aus der Region Deutschland und der Schweiz.

Wie findet CSR bei Ihnen Beachtung im Umgang mit Kunden und Mitarbeitern? - Wir lizenzieren unsere Technologie an Kunden, die wiederum ihre Märkte damit bedienen. Und dies in nahezu 40 Anwendungsfeldern, von Heim- und Industriespeichern bis hin zu Schifffahrt und E-Mobilität. So wird bei uns die Nachhaltigkeit über die Kunden in die Massenmärkte transformiert. Hierbei setzen wir auf langfristige Kooperationen und eine faire Verteilung der Wertschöpfung. Profitmaximierung steht so bei uns nicht im Vordergrund. Das erklärte Ziel ist es, die nachhaltige Technologie in die Massenmärkte zu bringen.

Wie messen Sie den Erfolg Ihrer CSR­Tätigkeiten? - Das Kernprodukt hat eine zertifizierte Umweltbilanz. Wir achten darauf, keine kritischen Rohstoffe wie Kobalt einzusetzen. Darüber hinaus beziehen und produzieren wir regional und minimieren Logistik und Lieferketten. Somit stellen wir sicher, unseren Anforderungen zu entsprechen.

Auf welche Herausforderungen sind Sie bisher gestoßen? - Es werden derzeit riesige Produktionskapazitäten für LithiumIonen-Batterien aufgebaut, es wird also in „alte“, nichtnachhaltige Technologie investiert. Diese werden auch noch durch Milliarden Fördergelder auf EU-, Bundes und Landesebene unterstützt. Die eigentliche Herausforderung ist, dass eine nachhaltige Energiewende gelingt, ohne damit Probleme für die Zukunft unsere Kinder zu erzeugen.

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„Viel Überzeugungsarbeit ist bei den Landwirten notwendig. “
„Betreiben die erste Gigafactory für Feststoffakkus weltweit.“
THOMAS LÜTZENRATH

ANYWHERE SOLAR

BRANCHE: MASCHINENBAU

MITARBEITER: 9

LAND: ÖSTERREICH

Welche Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen Sie mit Ihrem Unternehmen?

- Neben unseren Solardächern, die eine doppelte Nutzung von bereits bewirtschafteten Flächen für die Energieproduktion ermöglichen, ohne neue Flächen zu verbauen, versuchen wir auch im Unternehmen möglichst nachhaltig zu agieren. Wir haben etwa unsere Lieferkette so gestaltet, dass wir alle in Österreich und Deutschland verfügbaren Komponenten auch von dort beziehen.

Wie findet CSR bei Ihnen Beachtung im Umgang mit Kunden und Mitarbeitern? - Unsere Kunden haben oftmals für sich schon ein klares Bild, wie sie CSR in ihren Unternehmen leben möchten. Wir kommen dazu, wenn es darum geht, die PS auch auf die Straße zu bringen.

Welche wirtschaftlichen Vor­ und Nachteile erleben Sie durch den ESG­Fokus? - Wir versuchen auch bei unseren Tochtergesellschaften eine möglichst regionale Lieferkette zu etablieren. Die Vorteile liegen in dem geringeren CO2-Fußabdruck und der besseren Verfügbarkeit. Dass wir für Stahlbaukomponenten, die wir im Herzen Europas fertigen lassen, mit anderen Kosten kalkulieren müssen, als wenn wir sie containerweise aus Fernost beziehen würden, ist ein Nachteil, den wir gerne in Kauf nehmen. Nicht alle Kunden verstehen das.

Auf welche Herausforderungen sind Sie bisher gestoßen? – Vonseiten der Kunden vergeht von der Entscheidung bis zur Umsetzung oft viel Zeit, das hat verschiedene Gründe. Der Klimawandel erfordert jedoch schnelles und entschlossenes Handeln. Powerpoint-Präsentationen machen keine Energiewende.

Welche großen Meilensteine stehen als Nächstes bei Ihnen an?Für 2024 steht der Launch einer Lösung für die Landwirtschaft an. Auf Unternehmensebene werden wir bald das Personal aufstocken, und wir hoffen, dass wir hier unsere Diversität deutlich erhöhen können. Das hat sich bisher, als Maschinenbauunternehmen, als sehr schwierig herausgestellt.

BRUSA HYPOWER

BRANCHE: ELEKTROMOBILITÄT

MITARBEITER: 300

LAND: SCHWEIZ

Welche Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen Sie mit Ihrem Unternehmen?

- Brusa wurde vor knapp vierzig Jahren mit der Vision gegründet, die ressourcenschonende Elektromobilität zu fördern. Im Jahr 2021 entstand daraus das Spin-off Brusa Hypower, mit der Spezialisierung auf elektrische Energiewandler und Onboard-Ladesysteme. Wir liefern Leistungselektronik für On-Highway, Off-Highway und stationäre Anwendungen und gehen davon aus, dass künftig auch im Off-Highway-Bereich, wie bei Bau-, Land- und Forstmaschinen oder der Schifffahrt, die emissionsarme Elektromobilität zum Durchbruch gelangt.

Wie findet CSR bei Ihnen Beachtung im Umgang mit Kunden und Mitarbeitern? - Was wir entwickeln, hat den Anspruch, sowohl technisch hocheffizient als auch ressourcenschonend zu sein. Der Ansatz kommt von der Technikseite, nach dem Motto „Technology Converting Society“. Unsere Mitarbeiter unterstützen wir dabei, Prozesse und Produkte nachhaltig zu gestalten. Wir kooperieren mit Forschungseinrichtungen und Universitäten und entwickeln die Produkte teilweise mit unseren Kunden zusammen, das erfordert eine langjährige Vertrauensbasis von beiden Seiten.

Welche wirtschaftlichen Vor­ und Nachteile erleben Sie durch den ESG­Fokus? - Heute ist Elektromobilität in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Was einst Pioniertum war und sich aus dem exklusiven Prototypenbau entwickelt hat, planen und fertigen wir nun in Serie. Durch technisches Know-how haben wir einen erheblichen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz. Die Produkte sind mit einem Wirkungsgrad von 99 Prozent hocheffizient, klein, leicht, und wir sind kommerziell konkurrenzfähig.

Auf welche Herausforderungen sind Sie bisher gestoßen? - Tatsächlich sind es weniger die komplexen technischen Fragen. Wir haben derzeit eher das ambivalente Thema, dass die Umsetzung nationaler und internationaler Emissionsziele die Nachfrage enorm anhebt. Ein Riesenbedarf trifft auf eine Verknappung bei Rohstoffen oder Zulieferteilen, das spüren wir als Ausrüster.

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„Wir kommen, wenn es darum geht, die PS auf die Straße zu bringen.“
MARTIN LUBLASSER
„Was einst Pioniertum war, planen und fertigen wir nun in Serie.“
HOLGER FINK

Börsianer Challenge

DIE FINANZCOMMUNITY PFLANZT BÄUME

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#SOCIALMEDIA

BÖRSIANER-CHALLENGE

ERGEBNIS

Die Börsianer Grün-Community sorgt heuer zum dritten Mal dafür, dass Bäume für den Klimaschutz gepflanzt werden. Für jedes Bild einer Lieblingspflanze, das uns via Twitter, Linkedin oder per E-Mail unter #ClimateAction oder #BörsianerChallenge erreichte, pflanzen wir einen Baum. Und für jede Anzeigenbuchung setzten wir noch einen drauf. Das Ergebnis: 105 Bäume, die jährlich 1,05 Tonnen CO2 aufnehmen und 493,5 Tonnen Sauerstoff produzieren. Seit 2021 haben wir mit dieser Aktion 372 Bäume gesetzt. Dank an alle für die wunderschönen Fotos!

Wie jedes Jahr bin ich gerne bei der @Börsianer Friends-Baumpflanzchallenge dabei

In meiner Heimatgemeinde Pottendorf gibt es im wunderschönen Schlosspark die 1.000-jährige Linde – Naturdenkmal und sagenumwoben, und auf jeden Fall einen Besuch und ausgiebigen Spaziergang wert #börsianerChallenge #ClimateAction #SchlossparkPottendorf #1000jährigeLinde

Börsianer-Baum-Pflanz-Challenge

Diese tolle Aktion unterstütze ich natürlich auch heuer wieder und bin mit einem wunderschön blühenden Zierkirschbäumchen dabei, das an einer Weggabelung steht.

Der Post von @Corina Tripammer hat mich gerade auf die #BörsianerChallenge & ClimateAction aufmerksam gemacht. Coole Idee von @Börsianer Friends, die ich gerne unterstütze. Mit einem Bild meiner Schneerose wächst hoffentlich ein Baum mehr im Börsianer Wald. #Börsianer #BaumPflanzChallenge

Gute Ideen & Aktionen gehören unterstützt und geteilt. Die Börsianer-Baum-Pflanz-Challenge pflanzt für jedes gepostete Lieblings-Pflanzenbild einen Baum. Kurz Zeit nehmen, die beiden Hashtags unten & ein Bild anfügen, und es kann losgehen. Mein Lieblingsbaum, seit heuer im Garten verpflanzt – eine Himalaya-Zeder. #BörsianerChallenge

#ClimateAction

Liebes Börsianer-Team! Auch heuer bin ich selbstverständlich wieder bei der Baum-Pflanz-Challenge dabei! Großartige Aktion! Mein Kirschbaum in Blüte #BörsianerChallenge #ClimateAction

My part to this year’s #BörsianerChallenge & #ClimateAction is this striking tree in my mothers garden which I saved from being cut down due to lack of space some years ago. Now it is guarded by a little gnome.

143 SERVICE BÖRSIANER CHALLENGE
CHRISTOPHER PEIRITSCH BIRGIT BAUMGARTNER ALEXANDRA FRANIA ASTRID VALEK DANIELA HEILINGER WOLFGANG HAAS

Auch heuer bin ich gerne wieder bei der KlimaChallenge -> Poste ein Foto deiner Lieblingspflanze, und @Börsianer Friends pflanzt im Gegenzug einen Baum, dabei. #BörsianerChallenge #ClimateAction

Auch in diesem Jahr bin ich bei #ClimateAction #BörsianerChallenge dabei!

@Börsianer Friends Gesunde Ökosysteme können sich besser an den Klimawandel anpassen. Aber die Auswirkungen des Klimawandels und unsere Aktivitäten tragen immer mehr dazu bei, dass natürliche Lebensräume zerstört werden. Rund eine Million Tier- und Pflanzenarten sind heute bereits vom Aussterben bedroht. Das Foto habe ich im wunderschönen Zambesi in Namibia, an der Grenze zu Angola, aufgenommen.

Sehr gerne beteilige ich mich bei der Baumpflanz-Challenge der @Börsianer Friends … mit einem Bild aus Irland … Cliffs of Moher …

Lieblingspflanze posten und bei der @Börsianer Friends-Baumpflanz-Challenge mitmachen. Es freut mich sehr, auch dieses Jahr dabei zu sein.

#BörsianerChallenge #ClimateAction

Mein diesjähriger Held, der sich bei den aktuellen Temperaturen scheinbar sehr wohl fühlt: Weihnachtsstern

#BörsianerChallenge

#ClimateAction

Ein wenig #ClimateAction aus dem schönen Mittelburgenland! Auch der Erhalt der schwindenden Streuobstwiesen kann dazu beitragen! Initiative der @Börsianer Friends, die #BörsainerChallenge geht in die nächste Runde …

SERVICE BÖRSIANER CHALLENGE 144
DORIS UNTERRAINER MONIKA ROSEN-PHILIPP NADJA PETZEVA KROLL MICHAEL RAJTORA HERBERT KRONAUS ELKE MAYR

Ich bin gerne bei der Börsianer-Baumpflanz-Challenge 2023 dabei! Für jedes Foto deiner Lieblingspflanze wird ein Baum gepflanzt. Tolle Aktion von Börsianer Friends!

#BörsianerChallenge #ClimateAction

#BörsianerChallenge #ClimateAction

KARIN SCHMIDT-MITSCHER

Mein Beitrag zur #BörsianerChallenge von @Börsianer Friends ist ein Foto unseres Olivenbaums, der sich in unserem Garten im burgenländischen Seewinkel sichtlich wohlfühlt. #BörsianerChallenge #ClimateAction

Da mache ich doch gerne wieder mit. Danke @Daniela Hieden für die Verlinkung. Die Börsianer-Baumpflanz-Challenge startet wieder. Der Börsianer-Wald soll wachsen. Für jedes Foto deiner Lieblingspflanze mit den beiden Hashtags #climateaction und #börsianerchallenge wird ein Baum gepflanzt. Richtig einfach, und man tut was Gutes damit.

#BörsianerChallenge #ClimateAction

Für jedes unter diesen Hashtags bis zum 18. 4. 2023 gepostete Foto einer Lieblingspflanze pflanzen die Börsianer einen Baum! Mehr zu der Aktion in den Kommentaren! Das Foto hier zeigt eine meiner liebsten Blumen, die Christrose. Und zwar nicht im Topf, sondern in freier Wildbahn. Entstanden ist das Foto im Jänner 2023 in Oberösterreich. Danke fürs Baumpflanzen!

Ein weiterer Baum muss sein – mit einem grünen Gruß aus Wieden! Börsianer Friends #BörsianerChallenge & #ClimateAction

Eine Strelitzia für das Büro gekauft – nicht nur für die Challenge

#BörsianerChallenge #ClimateAction

SERVICE BÖRSIANER CHALLENGE 145
INES JANDL JULIA RÖMER JULIA DÖNCH KATHARINA ZIMMEL GUDRUN MEIERSCHITZ PHILIP RAFFLING

Bei dieser #Challenge von @Börsianer Friends bin ich gerne wieder mit dabei. Der Frühling lässt ja anscheinend noch auf sich warten, aber durch die #BörsianerChallenge wird zumindest im LinkedinFeed das Grau durch Grün ersetzt. Und das Beste daran: Für jedes Foto der eigenen Lieblingspflanze wird ein Baum gepflanzt. Tolle Aktion!

Da mache ich doch gerne mit – die Börsianer-Baum-Pflanz-Challenge startet wieder! Für jedes Foto deiner Lieblingspflanze mit den beiden Hashtags #börsianerchallenge und #climateaction wird ein Baum gepflanzt.

Finde es großartig, dass der Börsianer im Rahmen der Börsianer-Baum-Pflanz-Challenge wieder für jedes mit den Hashtags #climateaction und #börsianerchallenge bis 18. April 2023 gepostete Foto einer Lieblingspflanze einen Baum pflanzt!

Mein Foto stammt heuer aus dem Jardin Majorelle in Marrakesch. Sei auch du dabei und mach mit! #climateaction #börsianerchallenge

Ostermontag, 14:11 Uhr. Und wieder wird ein Baum von Börsianer Friends gepflanzt. Mein diesjähriger Favorit für die Aktion hat nebst dem Lusthaus im Wiener Prater seine Wurzeln geschlagen. So einfach können Sie auch einen Baum pflanzen lassen: Foto von einer Pflanze mit den Hashtags #BörsianerChallenge und #ClimateAction posten. Fertig!

Wenn #Diversity blüht, dann ist Frühling! Bis morgen kann man noch an der Börsianer-Baum-Pflanz-Challenge 2023 teilnehmen. Für ein Mehr an Blütenpracht. Danke für diese großartige Initiative @Börsianer Friends! #BörsianerChallenge #ClimateAction #great

146 SERVICE BÖRSIANER CHALLENGE
Mein Beitrag zum Baumsetzen, weiter so! ALICE SCHMIDT CORINA TRIPAMMER PETER BARTOS PETER BREZINSCHEK ERWIN HOF CHRISTINA WIESER

Vier Wege zu nachhaltigem Bauen

Die klimafreundliche Baustelle ist in aller Munde. Doch was bedeutet das in der Praxis? Ein Blick auf die Projekte der PORR zeigt die wichtigsten Hebel, die das internationale Bauunternehmen mit großem Erfolg ansetzt.

1. 2.

Grünstrom

Wer klimafreundlich baut, braucht ein aktives Energieund Emissionsmanagement. Die PORR setzt konkrete Maßnahmen: In den kommenden drei Jahren erfolgt etwa ein Photovoltaik-Roll-out. Auf den Dächern von rund 30 Standorten und auf ehemaligen Deponieflächen errichtet die PORR Photovoltaikanlagen, die ein knappes Drittel des österreichweiten Eigenbedarfs abdecken können. Alle Neubau-Standorte werden bereits mit klimafreundlichen Wärmepumpen, Fernwärme und PV-Anlagen ausgestattet, der Fuhrpark wird auf emissionsarme Antriebe umgestellt und die Baumaschinen werden elektrifiziert. Auch das Energiemonitoring selbst wird im Rahmen eines Smart Meter Projekts ausgebaut.

Baustoff-Recycling

1,6 Mio. Tonnen an Baustoffen hat die PORR 2022 gruppenweit wiederaufbereitet. In Österreich gibt sie als größte Recyclerin der Baubranche auf 17 Standorten alten Baumaterialien ein neues Leben, darunter Ziegel, Beton und Asphalt. Ausgebaut wird laufend: Im Recycling Center Himberg errichtet die PORR derzeit eine Betonmischanlage, in der recycelte Materialien zum Einsatz kommt, ebenso eine Aufbereitungsanlage für Bettaschen aus der Abfallverbrennung.

3. 4.

Lean und Digital

Die zunehmende Digitalisierung der Prozesse – ein Schwerpunkt der PORR - führt zu einer Entlastung der Umwelt. Die digitale Planung im Rahmen von BIM und Lean Construction, in der die Beteiligten von Anfang an eingebunden sind, ermöglicht es, um bis zu 25 % schneller und zielgerichteter zu bauen. Plattformen für den Datenaustausch mit Kunden und Lieferanten spielen eine große Rolle, wie etwa die Baulogistikplattform SEQUELLO. Dieser digitale Schulterschluss hilft, Leerfahrten zu reduzieren und Fahrtwege zu optimieren. So lassen sich z.B. Warteschlangen von Fahrzeugen vor der Baustelle, die dabei CO2 ausstoßen, vermeiden.

Nachhaltige Bauprojekte

Wichtig ist nicht nur, wie gebaut wird, sondern auch, was gebaut wird. Die PORR legt Wert auf Projekte, die ihren Teil zu einer lebenswerten Umwelt beisteuern. Die Treibhausgasemissionen senken helfen, mit nachwachsenden Rohstoffen oder Recyclingprodukten gebaut werden oder selbst Grünstrom beisteuern. Dazu gehören das Pumpspeicherkraftwerk Limberg III in Kaprun, die Erweiterung des Wiener U-Bahnnetzes und die Durchführung von geothermischen Bohrungen, um Erdwärme als Energiequelle zu nutzen. Ein schönes Beispiel: das sechsstöckige Bürogebäude Floridoliner in Wien besteht in den Obergeschossen zu einem hohen Anteil aus Holz. Dadurch ist es nicht nur wesentlich leichter als ein Stahlbetongebäude, auch der CO2-Ausstoß wird um 1.600 Tonnen reduziert.

Schwerpunkt Green and Lean porr-group.com
© PORR
© Thomas Exel

TESLA GEGEN DEN REST DER WELT

Podcast anhören. Aufbruch ins neue Mobilitätszeitalter

E-Mobilität. In Sachen Marktkapitalisierung und Verkaufszahlen ist der US-Hersteller Tesla den alteingesessenen Automobilherstellern um die Ohren gefahren. Nun starten diese eine Gegenoffensive.

#EMOBILITÄT
© TESLA INC.

Tesla vs. Deutschland Neuzulassungen laut Kraftfahrt-Bundesamt, Reichweiten laut ADACEcotest. Verbrauchsangaben: ADAC-Ecotest sowieHerstellerangabe.

Warum das Rennen bei E­Auto­Neuzulassungen enger wird

Welche Hersteller und Autos das Rennen machen

Welche Modelle am beliebtesten sind

BRIEFING THOMAS MÜLLER

Leise bewegt sich der weiße Tesla Model Y in die Parkspur zu einem der öffentlichen Ladesäulen für Elektroautos, die am Gehsteig installiert sind. In Europas Metropolen ist der hochpreisige Mittelklassewagen kein seltener Anblick mehr. Dieses Exemplar gehört seit dem Vorjahr dem Nachbarn aus dem Nebenhaus, und der ist „super begeistert“, wie er sagt. Er würde sich auch im Nachhinein nicht für eine andere Marke entscheiden, und schon gar nicht für einen Verbrenner. „Das Laden

SOZIALES MOBILITÄT 150
NEUZULASSUNGEN (in DE) 24.834 REICHWEITE (in km) 400 VERBRAUCH (in kWh / 100 km) ADAC-Ecotest 20,7 Herstellerangabe 16,3 ID.4
VOLKSWAGEN NEUZULASSUNGEN (in DE) 35.426 REICHWEITE (in km) 370 VERBRAUCH (in kWh / 100 km) ADAC-Ecotest 22,6 Herstellerangabe 16,9
TESLA
DIE MEISTGEKAUFTEN
/ ID.5
MODEL Y

mit dem Supercharger ist super easy, das System erkennt mein Auto, und man muss nicht mit irgendwelchen Karten hantieren. Die Abrechnung kommt einmal im Monat in die Firma“, erzählt der Unternehmer. Selbst wenn das Laden eine halbe Stunde dauere, können die Zeit für eine Kaffeepause oder zum E-Mail-Checken genutzt werden. Auch der Preis von rund 45.000 Euro brutto sei für ihn „okay“.

Viele Fahrzeughalter in den USA und Europa verfolgen diese Entwicklung,

denn 2022 hat der Tesla-Konzern weltweit rund 1,3 Millionen Elektro-Pkws verkauft. Selbst im traditionellen Autoindustrieland Deutschland war Tesla laut den Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts die beliebteste Elektroautomarke mit 15 Prozent der Neuzulassungen, knapp vor Volkswagen mit 13 Prozent. Der Platzhirsch aus Wolfsburg kann sich damit trösten, dass die verschiedenen Marken des VW-Konzerns gemeinsam auf 25 Prozent kommen und Tesla immer noch weit hinter sich lassen.

Tesla als Börsenstar

Auf einem eigenen Planeten bewegt sich nach wie vor die Börsenbewertung der Tesla Inc. mit rund 512 Milliarden Euro Marktkapitalisierung, und das trotz der Kurshalbierung seit April 2022. Da bleiben die Volkswagen AG mit 71 Mil-

liarden und die BMW AG mit 68 Milliarden Euro schon deutlich bodennaher. Dementsprechend astronomisch ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei Tesla mit 98. Bei der Volkswagen AG liegt es bei 4,3.

Wenn ein Hersteller, der vor gerade einmal 15 Jahren sein erstes Nischenprodukt auf den Markt gebracht hat, jetzt in der ersten Liga mitspielt, dann kann das wohl nicht nur am Frühstarterbonus oder am exzentrischen Firmenchef Elon Musk liegen. Matthias Vogt,

post.at/investor

Die Österreichische Post ist im ständigen Auf und Ab des Kapitalmarktes ein zuverlässiger, attraktiver Dividendentitel. Darüber hinaus ist Nachhaltigkeit für die Post von großer Bedeutung: Die Österreichische Post betreibt heute mit rund 1.100 E-Bikes, -Lastenrädern, -Mopeds und -Trikes sowie fast 1.900 E-Transportern die größte E-Flotte des Landes. Das Ziel ist es, bis 2030 alle Sendungen im Inland CO2 frei zuzustellen. Nähere Informationen auf post.at/investor

SOZIALES MOBILITÄT
„E­Autos müssen Alltagsaufgaben problemlos erfüllen.“
MATTHIAS VOGT
„Es ist Geschmackssache, welches E­Auto man fährt.“
DORIS HOLLER-BRUCKNER
Nachhaltiges Handeln steht bei uns schon immer hoch im Kurs.
Diese Anzeige ist CO2 neutral

E-Mobilitäts-Experte des Allgemeinen Deutschen Automobilclubs (ADAC), nennt in seiner Einschätzung ebenfalls die Ladeinfrastruktur an erster Stelle: „Lange Jahre war das SuperchargerNetzwerk ein großer Vorteil und Alleinstellungsmerkmal von Tesla gegenüber anderen Elektroautos. Die Routenplanung, Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit des Ladenetzwerks boten Sicherheit und machten Langstrecken zum Kinderspiel.“ Durch die Öffnung des Netzwerks für andere Marken verzichtet Tesla zwar inzwischen weitgehend auf diesen Vorteil, hat aber dafür mehr Einnahmen durch die bessere Auslastung. Außerdem kann man sich noch auf den Vorsprung im IT-Bereich stützen, der bei modernen Fahrzeugen viel ausmacht. „Tesla wird häufig auch als IT-Unternehmen bezeichnet, das Computer auf

Rädern baut. Dieses zeigte sich vor allem darin, dass die Tesla-Fahrzeuge bereits seit 2013 Online-Updates erhalten und so laufend neue Funktionen in die Fahrzeuge gekommen sind“, nennt Vogt ein Beispiel. Die etablierten Hersteller hätten erst etwa acht bis zehn Jahre später begonnen, vorsichtig erste Updates bei den Steuergeräten durchzuführen.

Der Markt ist in Bewegung

„In der Zwischenzeit kann man fast sagen, es ist Geschmackssache, welches E-Auto man fährt“, sagtt Doris HollerBruckner, passionierte Elektroautofahrerin und Obfrau des österreichischen Bundesverbands Nachhaltige Mobilität. Sie beobachtet derzeit einen recht dynamischen Markt mit den großen Herstellern, die immer mehr zu Tesla aufschließen und für eine wachsende Vielfalt sor-

gen: „VW etwa hat mit seinen Modellen ID.4 und ID.5 in den letzten Jahren aufgeholt, und die BMW AG hat ein Abrechnungssystem eingeführt, mit dem direkt über das Auto abgerechnet wird, was ähnlich wie bei Tesla funktioniert.“ Das gelte aber nicht nur für die deutschen Anbieter, sondern im Besonderen auch für Hyundai und Kia aus Südkorea. „Ich bin bereits Langstrecken mit neueren Modellen von Tesla und Kia gefahren, und der Kia war von Wien nach Berlin schneller. Das lag vor allem an den Akkuladezeiten“, weiß Holler-Bruckner.

Batterien Marke Eigenbau Naturgemäß sind die Akkumulatoren und ihre Eigenschaften bei den Elektroautos ein entscheidendes Element. „Bei der Batterietechnologie und beim Batteriemanagement konnte Tesla schon vie-

SOZIALES MOBILITÄT 152
NEUZULASSUNGEN (in DE) 24.834 REICHWEITE (in km) 400 VERBRAUCH (in kWh / 100 km) ADAC-Ecotest 20,7 Herstellerangabe 16,3 I3 BMW NEUZULASSUNGEN (in DE) 9.668 REICHWEITE (in km) 307 VERBRAUCH (in kWh / 100 km) ADAC-Ecotest 17,9 Herstellerangabe 13,1 E-TRON AUDI

Kraftfahrt-Bundesamt, Reichweiten laut ADACEcotest. Verbrauchsangaben: ADAC-Ecotest sowie Herstellerangabe.

DIE SPARSAMSTEN

le Jahre Erfahrung in der Entwicklung und im Feld sammeln“, nennt Matthias Vogt vom ADAC einen weiteren Erfolgsfaktor des US-Konzerns. Bei der Produktion gibt es je nach Hersteller unterschiedliche Strategien. Teslas langjährige Batteriepartner sind Panasonic und LG Chem, aber man produziert inzwischen auch selbst, unter anderem im deutschen Werk Grünheide in Brandenburg, in dem auch die Autos gefertigt werden.

Große Investitionen hat auch die Volkswagen AG im ehemaligen Motorenwerk Salzgitter gemacht, das jetzt ein Zentrum für Batterieforschung und -produktion ist. Weitere Fabriken sollen in den nächsten Jahren in Europa entstehen, wo dann die „VW-Einheitszelle“ für alle Marken hergestellt wird. Ebenfalls in die eigenen Kapazitäten

wird bei der Mercedes-Benz Group AG investiert. Am Hauptstandort in Untertürkheim steht jetzt der eCampus, von wo aus man die Technologie für die künftigen Batterien der elektrischen Modelle liefern möchte.

Die BMW AG hingegen setzt weiterhin auf Zulieferer wie CATL aus China, forscht aber selbst in zwei Kompetenzzentren. Die Produktion erfolgt in Deutschland, weil CATL hier eigens eine neue Fabrik dafür baut.

Rohstoffe als Imageproblem

Die oft umweltschädliche Herkunft der Bauteile und Rohstoffe ist noch eines der großen Probleme der E-Mobilität, wie auch bei den meisten anderen Technologiebranchen. Dass die Industrie hier noch ziemlich am Anfang des Aufschwungs steht, könnte sich als Vorteil

16,1

erweisen, wenn die Lieferketten bereits jetzt schon unter Beobachtung stehen. Bei den Verbrennern war man die längste Zeit weit weniger neugierig, wo das Kobalt, das Palladium oder das Cadmium herkommen. „Ein neues Lieferkettengesetz wird auch für die Autoindustrie zu Verbesserungen führen, was die Rohstoffe und die Arbeitsbedingungen in den Fabriken betrifft“, schätzt Doris Holler-Bruckner. „Aber auch jetzt tut sich schon einiges, wobei hier die Volvo-Submarke Polestar der Vorreiter ist und das strengste ESG-Programm fährt. Die anderen ziehen bereits mit autarken Fabriken und 100 Prozent erneuerbarem Strom für die Produktion nach.“ Abgesehen davon könnten weitere technische Entwicklungen den Herstellern helfen, umweltfreundlicher zu werden. Denn eine neue Generation von Batte-

SOZIALES MOBILITÄT 153
REICHWEITE (in km) 355 VERBRAUCH (in kWh / 100 km) ADAC-Ecotest
Herstellerangabe
19,3
ID.3
REICHWEITE (in km) 415 VERBRAUCH (in kWh / 100 km) ADAC-Ecotest
Herstellerangabe
VOLKSWAGEN
16,8
14,4 MODEL 3
TESLA Tesla vs. Deutschland Neuzulassungen laut

rien, die auch ohne das umweltschädliche Lithium auskommt, soll in fünf bis zehn Jahren im großen Stil einsatzbereit sein. „Immerhin verwenden die Tesla-Akkus jetzt auch schon kein Kobalt mehr“, nennt die Expertin einen aktuelleren Fortschritt.

Worauf es sonst noch ankommen wird

Das beste ESG-Profil wird den Herausforderern von Tesla nichts nutzen, wenn das Produkt die Erwartungen der Kundschaft nicht erfüllt. Was da entscheidend ist, hänge sehr individuell vom Anforderungsprofil des Käufers ab, sagt ADAC-Experte Vogt: „Letztlich muss das E-Auto die Alltagsaufgaben problemlos erfüllen können, also was Fahrzeuggröße, Platzangebot für Insassen und Gepäck angeht. Auch gibt es bei Transporteigenschaften noch deutliche

Unterschiede bei Anhängelasten, Stützlast und Dachlast.“ Potenziellen Käufern rät er vor allem, die Ladetechnologie unter die Lupe zu nehmen: „Hat das Fahrzeug ein dreiphasiges Bordladegerät? Wie gut kann das Auto schnellladen? Kann man die Batterie vorkonditionieren, und funktioniert das auch bei niedrigen Temperaturen zufriedenstellend?“ Und grundsätzlich sollte das Fahrzeug auch effizient und sparsam im Verbrauch sein.

Wie unser anschließender Vergleich der Modelle zeigt, gehen die Hersteller gerade an den letzten Punkt recht unterschiedlich heran. Was neue Geschäftsmodelle betrifft, empfiehlt Holler-Bruckner einmal mehr einen Blick zum Rivalen aus den USA: „Wir sehen Tesla in Europa oft nur als Autohersteller, dabei machen sie viel im Bereich der

erneuerbaren Energien oder bei Speichertechnologien.“

Was ihre neueste Autoanschaffung betrifft, so ist es weder ein Tesla, noch eines der deutschen Marken geworden. Das Rennen hat der Kia EV6 gemacht, der nicht nur mit einem guten Preis und seinem Akku überzeugt hat. Auch sein Kofferraum war etwas großzügiger als bei der Konkurrenz.

% MEINE GRÜNE RENDITE

Insgesamt haben die großen deutschen Marken inzwischen auch sehr gute und wettbewerbsfähige E-Autos im Portfolio. Ob sich diese im Massenmarkt durchsetzen können, hängt nicht zuletzt auch von der Preisgestaltung und der Lieferfähigkeit ab. In beiden Punkten gibt es noch Nachholbedarf bei den etablierten Marken. n

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REICHWEITE (in km) 410 VERBRAUCH (in kWh / 100 km) ADAC-Ecotest 20,4 Herstellerangabe 17,5
SB35
AUDI REICHWEITE (in km) 500 VERBRAUCH (in kWh / 100 km) ADAC-Ecotest 19,5 Herstellerangabe 16,1
BMW
Q4
E-TRON
I4 E-DRIVE40

Marktgezwitscher

WAS DIE BRANCHE AUF SOCIAL MEDIA BEWEGT #SOCIAL MEDIA

In her opening remarks at the HSBC Women’s Round Table on the topic of #global #challenges and how they are changing the world economy, our CFRO Liane Hirner emphasised, among other things, the importance of #diversity for companies because diverse and gender balanced teams can cope better with challenges.

#Nachhaltigkeit und #Klimaschutz sind in sämtlichen Strategien der ASFINAG fest verankert. Unser erklärtes Ziel für 2023 lautet daher „Priorisierung von öffentlichem Verkehr am Autobahnen- und Schnellstraßen-Netz“. Genauer gesagt: Wir möchten unsere bestehende #Infrastruktur bestmöglich nutzen und #Busse am Stau vorbeiführen sowie attraktive Ein- und Ausstiegspunkte schaffen.

First Solar “Invests in our Planet” by reducing the embodied carbon of our responsibly produced, thin film technology with increased recycled content and our commitment to powering our global operations with 100% renewable energy by 2028. #EarthDay2023 #CircularEconomy #RE100

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Schön zu sehen, mit wie viel Elan und Motivation unser internationaler Wachstumskurs voranschreitet! In Italien entsteht momentan mit 20 Windrädern und 84 MW Leistung der bisher größte Windpark in der Geschichte der WEB Windenergie AG. Bei meinem Italien-Trip vorige Woche durfte ein Besuch in Ariano bei der beeindruckenden Baustelle natürlich nicht fehlen.

SERVICE MARKTGEZWITSCHER 156
@VIENNA INSURANCE GROUP
@WEB WINDENERGIE AG
@ASFINAG @FIRST SOLAR

Gemeinsam mit unserem Umweltteam freuen wir uns über die erfolgreiche EMAS-Rezertifizierung. Das weltweit anspruchsvollste Umweltmanagementsystem steht für die kontinuierliche Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes – von Einsparungen bei Energie und Rohstoffen sowie Vermeidung von Abfällen bis hin zum nachhaltigen Lieferkettenmanagement. Damit setzen wir unseren nachhaltigen Weg konsequent fort. #verantwortungsbewusst

Unsere EVN-Schulworkshops für die Unterstufe beschäftigen sich mit den Themen Energiesparen und Klimabewusstsein. Hierbei lernen Jugendliche in zwei belebten Stunden viel über den Zusammenhang von Energie und Klima.

„Invest In Our Planet“ ist das Motto des #Earthday 2023 und für uns ein Bekenntnis zu konkreten Taten. Bereits heute sind viele unserer Standorte in Österreich mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet. In Kürze gehört auch das UNIQA-Headquarter im Herzen Wiens dazu. Hier errichten wir aktuell die bisher größte UNIQA-eigene Anlage mit einer Leistung von rund 125 kWp. Das entspricht einer Stromersparnis von 100.000 kWh und der Vermeidung von circa 21 Tonnen CO2.

We’re proud to have contributed to the Republic of Austria raising 3 billion euros to boost the country’s green transition.

Wir sind die erste deutsche Bank mit einem Prüfsiegel der Science Based Targets initiative für unsere CO2Abbauziele. Unsere Zwischenziele für 2030 sind jetzt validiert. Spätestens bis 2050 wollen wir eine #Net-Zero Bank sein und unser komplettes Anlage- und Kreditportfolio auf einen CO2-Ausstoß von netto null reduzieren.

Bildung ist DER Schlüssel zu einem erfolgreichen Karriereweg! Daher unterstützen unsere Expert:innen beim Deloitte Future Fund Projekt „Jump“ gemeinsam mit Teach For Austria Jugendliche mit erschwertem Zugang zu Bildungsmöglichkeiten.

SERVICE MARKTGEZWITSCHER 157
@ERSTE GROUP BANK AG @COMMERZBANK AG
@BKS BANK AG
@UNIQA
@DELOITTE @EVN AG

It is clear that the climate is changing, and it will continue to do so, and all businesses, including ours, need to be aware of the impacts of climate change. That’s why we’ve created an interactive map to highlight how climate-related physical risks may impact our offices over the next few years and beyond.

“Plan your money, plant your future” is the official theme of #GlobalMoneyWeek2023. The initiative highlights the importance of ensuring that young people, from an early age, are financially aware, and are gradually acquiring the knowledge necessary to make sound financial decisions.

Wie in Zeiten der Not neue Freundschaften aufblühen. Vor rund zwei Monaten zerstörte ein gewaltiges Erdbeben die Lebensgrundlage vieler Menschen im türkisch-syrischen Grenzgebiet. STRABAG und die Rail Cargo Group haben kurz darauf 33 Container mit wichtigen Hilfsgütern in das Krisengebiet geschickt. Im türkischen Gölbaşi wurde damit ein Containerdorf aufgebaut, das mit seiner Errichtung einen kleinen Beitrag gegen den akuten Wohnraummangel leistet.

@LENZING

Unser neuestes Logistikzentrum ist nicht nur sehr leistungsstark, sondern auch ökologisch optimiert. Lediglich ein Viertel der Gesamtfläche ist verbaut, und die angrenzenden Grünflächen werden umweltfreundlich und mit Fokus auf Biodiversität bewirtschaftet. Sie bieten Lebensraum für heimische Pflanzen, Wildbienen und andere nützliche Insekten.

Mit unseren Produktionsstandorten in Purwakarta, Nanjing und Prachinburi befinden wir uns in der Nähe unserer Hauptmärkte in Asien, was die Durchlaufzeiten und den CO2-Ausstoß reduziert, da die Transportwege kürzer sind.

GLS Kund*in Ackerdemia und die GemüseAckerdemie! Verschwendung beginnt in den Köpfen der Menschen. Und hat auch damit zu tun, dass heute viele Kinder kaum noch einen Bezug zur Natur haben. Das möchte Ackerdemia mit seiner GemüseAckerdemie ändern. Inzwischen haben sie ihr Bildungsprogramm an 260 Schulen und Kitas gebracht

SERVICE MARKTGEZWITSCHER 158
@GLS BANK @DEUTSCHE BANK AG
@PWC
@POST AG
@STRABAG

With Kuhstedt II, PNE AG has now commissioned another #WindFarm. The four GE 5.5-158 #WindTurbines each have an #output of 5.5 MW. The #CleanEnergy generated by the turbines can be used to supply almost 18.000 households.

@SWISS LIFE ASSET MANAGERS

Today, on International Women’s Day, we’re proud to be celebrating 10 years of Advance – Gender Equality in Business and to be presenting our statue “Advancine” under the motto #strongerwhenequal, which has just been revealed at the main station in Zurich. For us at Swiss Life Asset Managers, diversity is not just a matter of gender, but also of attitude. Diversity gives rise to innovation, strength, and ultimately collective success.

Gemeinsam mit dem neu gegründeten #TeamGreen werden in den nächsten 18 Monaten langfristige #biodiversityplans für alle österreichischen Werke umgesetzt, wodurch der Schutz der #biodiversity in und um unsere #productionsites sichergestellt wird.

Internationale Partnerschaften sind der Dreh- und Angelpunkt, wenn es um grünen Wasserstoff geht! Wir waren Teil eines von UNIDO und Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation & Technologie organisierten Workshops zu internationalen Partnerschaften für erneuerbare Energien. Hamead Ahrary präsentierte VERBUND als eines von Österreichs Green-Hydrogen-Unternehmen.

@IMMOFINANZ

IMMOFINANZ helps! Österreichisches Rotes Kreuz donation campaign: We are pleased that the appeal for donations to our employees was heeded and even doubled by the company itself.

@WIENERBERGER AG @VOESTALPINE

Seit 2021 beliefert die Steel-Division ihre Kunden mit CO2-reduziertem Stahl in einer greentec steel Edition! Seine Nachhaltigkeitsvorteile sichert sich der Stahl durch Änderungen in der Produktionsroute, zum Beispiel durch den teilweisen Ersatz von Koks durch Wasserstoffreduktionsmittel oder den Einsatz von Ökostrom.

SERVICE MARKTGEZWITSCHER 159
@VERBUND @PNE AG
PODCAST KLIMA WIRTSCHAFT . GELD WERDEN SIE ZUM SUSTAINABILITY-LEADER boersianer-gruen.com aufSpotify

UNTERNEHMEN IN DIESER AUSGABE

FIRMENINDEX

IMPRESSUM/SERVICE

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Dominik Hojas, d.hojas@derboersianer.com

Stv. Chefredakteure

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Redaktion:

Christoph Eisele, Christian Höller, Irmgard Kischko, Julia Kistner, Angelika Kramer, Raja Korinek, Martin Kwauka (Chefkommentator), Thomas Müller, Hedwig Schneid, Robert Winter

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Deutschland / Düsseldorf: Oliver Stock

Schweiz / Zürich: Daniel Zulauf

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Miriam Haider, m.haider@derboersianer.com; Luca Cerulla, j.cerulla@derboersianer.com; Jakob Winkelbauer, Jakob.winkelbauer@ derboersainer.com; es gilt die Anzeigenpreisliste 2023; Compliance-Hinweis: Advertorials werden als „entgeltliche Einschaltung“ gekennzeichnet.

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WAYNE

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Grafik: Martin Jandrisevits, Titanweiß Werbeagentur GmbH; Fotos: Clemens Bednar, Dieter Brasch, Stefan Burghart, Barbara Ster, Unternehmen beigestellt; Lektor: Armin Baumgartner; Kursdaten: baha GmbH, Schlusskurse vom 14. 4. 2023, keine Gewähr für die Richtigkeit der Daten; aus Gründen der Textökonomie verzichten wir auf geschlechtsspezifische Formulierungen.

Druckerei / Nachhaltigkeit:

Das Magazin wurde nach Richtlinien des Österreichischen Umweltzeichens bei der Druckerei Ferdinand Berger und Söhne GmbH auf nachhaltigem Papier (Umschlag: Graukarton 350 g, Kern: Holmen TRND 70 g) in einer Auflage von 22.000 Exemplaren gedruckt.

Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686 Ferdinand Berger & Söhne GmbH.

SERVICE INDEX 161 ABB 19 Acatis Investment 69 ADAC 152 Agora Energiewende 22 Allianz Global Investors 50, 69, 107 Amundi 61 Anywhere Sloar 141 Austria Metall AG 82 AT&S 82 AXA Investment Managers 55 Bank J. Safra Sarasin 76 Bank of England 90 Bankhaus Carl Spängler 44 BASF SE 120 Bayer AG 109 BSO Austria 81 BMW AG 152 BNP Paribas 60 Brusa Hypower 141 Bundesministerium für Finanzen 20 Bundesverband Nachhaltige Mobilität 152 CPR Asset Management 58 Credit Suisse Group 102 Dachverband Erneuerbare Energie Österreich 22 Deutsche Bank AG 82, 100, 133 DWS 58, 77 Ecorobotics 140 Erste Asset Management 21, 56, 69, 76 ESG Plus 68 EU Kommission 19 Europäische Kommission 19, 162 Europäische Wertpapieraufsicht 106 Europäische Zentralbank 90 European Investment Bank 54 EVN AG 29 EY Austria 81 FACC AG 20 FDP 30 Finass Reisen AG 133 Finma 84 First Sentier 69 Flughafen Wien 134 FNG 127 Fridays for Future Schweiz 134 Goldman Sachs 56 Goldman Sachs Asset Management 69 Greenpeace Österreich 123 Hansainvest 69 Ifo Institut 82, 90 Inogo 116 IPCC 19 JP Morgan Asset Management 77 Kienbaum 22 KPMG Österreich 81 Lufthansa Group 122, 133 Merdedes-Benz Group AG 40, 153 Mondi Group 39 Morningstar 107 Munich Re 119 Myimpact 116 Nordex 22 Oesterreichische Kontrollbank 103 OMV AG 34 Ororatech 138 Österreichische Post AG 82 Österreichische Wirtschaftskammer 122 Porsche AG 108 Prognos AG 29 PWC Österreich 114 Raiffeisen Bank International AG 99 Revo Foods 138 RFU 42 Robeco 69, 106 RWE AG 110 SEB Investment Management 69 Schweizer Hagel 104 Schweizerische Klima-Allianz 89 Schweizerische Nationalbank 89 Süba AG 113 Sun-Ways 110 Swiss Clean Battery 140 Swisscom 40 Templeton 41 Tesla 150 Thomas Lloyd 106 TUI AG 82 UBM Development AG 112 UBS 69 Uniqa Insurance Group AG 82 Vanguard 106 Varta AG 42 Verbund AG 28, 110 Vienna Insurance Group AG 81 Voestalpine AG 40, 109, 164 Volkswagen AG 19, 128 WEB Windenergie AG 29 Wiener Städtische Versicherung AG 105 Wienerberger AG 82, 122 Wifo 22 WWF 58, 100, 109, 115, 120, 133 ZEB Consulting 97, 103 Zalando 108 Zurich Insurance Group 104, 119 Zürcher Kantonalbank AG 98
Unbenannt-1 1 07.07.2009 13:28:58

KLIMASCHUTZ MACHT SICH BEZAHLT

VITA JOHANNES HAHN KOMMISSAR FÜR HAUSHALT UND VERWALTUNG EUROPÄISCHE KOMMISSION

Der gebürtige Wiener (65) ist seit 2010 EU-Kommissar und übt derzeit das dritte Mandat in dieser Funktion aus: Nach Europäischer Nachbarschaftspolitik und Erweiterungsverhandlungen (2014–2019) sowie Regionalpolitik (2010–2014) ist er seit 2019 für Haushalt und Verwaltung zuständig.

Von 2007 bis 2010 war der promovierte Philosoph Bundesminister für Wissenschaft und Forschung.

Die Europäische Union hat einstimmig beschlossen, bis spätestens 2050 klimaneutral zu werden. Ob das gelingt, entscheidet sich nicht nur in unseren Wohnungen, in Klimaschutzministerien, Strategieabteilungen von Energieunternehmen oder Forschungszentralen von Autobauern, sondern auch an den Finanzmärkten. Denn die grüne Transformation ist eine finanzielle Mammutaufgabe, welche die öffentliche Hand nicht alleine stemmen kann. Die Mobilisierung privater und institutioneller Investoren ist ein entscheidender Erfolgsfaktor.

Grüne Anleihen schlagen die Brücke zwischen Anlegern und Institutionen, die in den Klimaschutz investieren: Nach strengen Vorgaben werden Projekte finanziert, die sich diesem Ziel verpflichten. Sie bieten Investoren die Möglichkeit, Teil der Lösung für die Herausforderungen unserer Zeit zu sein und gleichzeitig eine stabile Verzinsung zu erhalten. Auch beim 800 Milliarden Euro schweren EU-Aufbauinstrument NextGenerationEU, im Rahmen dessen wir in der EU gemeinsam in die grüne und digitale Wende investieren, spielen grüne Anleihen eine wichtige Rolle: Die Europäische Kommission, die im Namen der EU-Staaten Anleihen zur Finanzierung von NextGene-

rationEU begibt, hat bereits mehr als 44 Milliarden Euro durch Green Bonds aufgebracht – allein die erste Emission war elffach überzeichnet. Insgesamt werden 30 Prozent der Mittel für das EU-Aufbauinstrument durch grüne Anleihen bereitgestellt. Die EU wird dadurch zum größten Emittenten von Green Bonds. Sie ist sowohl Spitzen- als auch Vorreiter in diesem Bereich: Die weltweit ersten grünen Anleihen wurden bereits 2007 von der Europäischen Investitionsbank ausgegeben, damals als Klimaschutzanleihen tituliert.

NextGenerationEU ist nicht nur auf der Einnahmen-, sondern auch auf der Ausgabenseite grün: Jedes EU-Mitgliedsland stellt sicher, dass mindestens 37 Prozent der Investitionen aus dem Programm dem Klimaschutz zugutekommen. In Österreich, das 3,75 Milliarden Euro an Zuschüssen erhält, sind es sogar 59 Prozent.

Die Mittel fließen in vielfältige Projekte wie zum Beispiel in den Ausstieg aus Ölund Gasheizungen, emissionsfreie Busse und den Ausbau der Bahn.

Regulatorisch leistet die EU bei grünen Finanzdienstleistungen ebenfalls Pionierarbeit: Mit der EU-Taxonomie schafft sie einen Rahmen, um Kapital in der Europäischen Union in nachhaltige Tätigkeiten zu lenken. Im Juli 2021 hat die Europäische Kommission zudem eine Verordnung über europäische grüne Anleihen vorgeschlagen, um klare Anforderungen zu definieren und Grünfärberei einen Riegel vorzuschieben. Ende Februar haben die EU-Mitgliedstaaten und das Europäische Parlament eine Einigung dazu erzielt. Die Republik Österreich hat übrigens im Mai 2022 das erste Mal eine grüne Staatsanleihe ausgegeben und prüft finanzierte Projekte auf ihren Einklang mit den Kriterien der EU-Taxonomie.

Die grüne Transformation birgt für alle Wirtschaftszweige große Herausforderungen, aber gleichzeitig auch immense Chancen. Allein der Weltmarkt für massengefertigte saubere Energietechnologien dürfte sich bis zum Jahr 2030 verdreifachen, auf rund 600 Milliarden Euro jährlich. Wenn wir jetzt investieren, wird sich das bezahlt machen – im weitesten Sinne des Wortes. n

MEINUNGEN GASTKOMMENTARE 162
Regulatorisch leistet die EU bei grünen Finanzdienstleistungen Pionierarbeit und ist der größte Emittent von Green Bonds.
„Die grüne Transformation ist eine finanzielle Mammutaufgabe. “
JOHANNES HAHN

VERTRAUEN IN DIE INNOVATIONSKRAFT DER EUROPÄISCHEN INDUSTRIE

Die europäische Politik musste sich die Fragen stellen, ob Europa gerade wirtschaftspolitisch von den USA abgehängt wird und ob in naher Zeit eine Abwanderung europäischer Unternehmen in die USA droht. Sind die Sorgen berechtigt?

Tatsache ist: Europa hat eine starke, innovative Industrie. Allein die europäische Stahlindustrie zeigt gerade mit ihren innovativen Konzepten, wie der Umstieg auf eine klimaneutrale Stahlproduktion gelingen kann. Um die Zukunftsfähigkeit des europäischen Wirtschafts- und Industriestandorts abzusichern, müssen jedoch dringend die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Der Inflation Reduction Act sieht vor, dass von den 737 Milliarden US-Dollar an neuen Haushaltseinnahmen 370 Milliarden US-Dollar für Investitionen in den Klimaschutz fließen sollen. Diese Maßnahme ist selbstverständlich zu begrüßen, das US-Programm enthält jedoch zahlreiche protektionistische Elemente für US-Betriebe. Zu Recht sind daher viele Diskussionen entbrannt, wie der europäische Industriestandort gestärkt und seine Wettbewerbsfähigkeit gesichert werden kann. An der grünen Transformation führt kein Weg vorbei. Die Voestalpine hat mit Greentec Steel einen klaren Stufenplan, um ihren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten zu können. Mit dem teilweisen Umstieg von der Hochofen- auf die Elektrostahlroute können wir unsere CO2-

Emissionen bereits ab 2027 um bis zu 30 Prozent reduzieren. Das entspricht einer Einsparung von fast fünf Prozent der CO2-Emissionen in Österreich pro Jahr. Greentec Steel ist damit das größte heimische Klimaschutzprogramm.

Für energieintensive Unternehmen wie die Voestalpine ist jedoch die Verfügbarkeit und wettbewerbsfähige Bepreisung von Energie ein existenzieller Standortfaktor. Und hier hat die energieintensive Industrie einen enormen Wettbewerbsnachteil gegenüber den USA, wo die Energiepreise deutlich niedriger sind als bei uns. Darüber hinaus sind Energie und Rohstoffe in den USA besser verfügbar. Um die Wettbewerbsfähigkeit Europas und auch Österreichs zu sichern, sind eine Reihe politischer Maßnahmen notwendig. Dazu zählen etwa die Anpassung des Strom-

Der gebürtige Linzer (59) ist seit dem 3. Juli 2019 Vorstandsvorsitzender des Voestalpine-Konzerns. Seit 2012 ist er im Vorstand. Sein Fokus liegt auf dem weiteren Ausbau der nachhaltigen Unternehmensaktivitäten mit Schwerpunkt Dekarbonisierung der Stahlproduktion.

marktdesigns und der schnellere Ausbau der erneuerbaren Energien mitsamt der notwendigen Netzinfrastruktur. Zudem braucht es pragmatische Unterstützungsmaßnahmen für die Transformation und die kurz- und mittelfristige Versorgung mit Erdgas und Grünstrom. Langfristig gesehen können die anspruchsvollen Netto-Null-Ziele nur erreicht werden, wenn wir auf der gesamten Klimaschutzklaviatur spielen: insbesondere was klimaneutrale Gase betrifft, allen voran Wasserstoff und Biogas. Österreich hat beispielsweise vor einiger Zeit eine Wasserstoffstrategie präsentiert. Jetzt müssen zügig konkrete Pläne für die Erzeugung, den Import und die Infrastruktur erstellt werden. Ebenfalls wichtig: die Schaffung von funktionierenden grünen Märkten, schließlich ist die Abhängigkeit vom „Subventionstropf“ kein attraktives Geschäftsmodell.

Europa und Österreich haben das Potenzial, auch in herausfordernden Zeiten erfolgreich zu sein. Doch dafür braucht es entsprechende Rahmenbedingungen. Die Zeit drängt. Europa muss in die Gänge kommen, um sich im globalen Wettbewerb zu behaupten. Vertrauen in die Innovationskraft der europäischen Industrie wäre ein guter erster Schritt. n

164 MEINUNGEN GASTKOMMENTAR
„Greentec Steel ist größtes heimische Klimaschutzprogramm.“
HERBERT EIBENSTEINER

FAIR UND EINHEITLICH

Richtlinien sorgen für ein Spielfeld mit gleichen Regeln. Die EU nimmt hier eine wichtige Vorreiterrolle ein und setzt globale Standards. Unternehmen tragen Verantwortung und werden deshalb auch in die Pflicht genommen.

Di e Klimakrise ist unbestritten die größte Herausforderung unserer Zeit. Sie wirkt in all unsere Lebensbereiche, verändert ganze Landstriche, sorgt für Extremwetter und Trockenheit. Im Winter haben wir entlang von Skigebieten gesehen, dass es keinen Schnee mehr gibt. Jetzt im Frühling sehen wir ausgetrocknete Seen und Obstbauern, die nicht mehr wissen, ob sie heuer noch ernten können. Mit immer häufiger und intensiver auftretenden Unwetterereignissen in Österreich, Europa und weltweit wird klar: Wir müssen jetzt handeln. Wirtschaft und Politik müssen dabei gleichermaßen Verantwortung übernehmen und ihre Rolle wahrnehmen. Denn es sind die Entscheidungen, die wir heute treffen, die das Leben künftiger Generationen maßgeblich beeinflussen.

Berichtspflichten sind dabei ein zentraler Bestandteil. Sie sorgen für faire und einheitliche Rahmenbedingungen für die Wirtschaft und sind deshalb auch im Kampf gegen die Klimakrise wichtig. Die Europäische Kommission hat daher 2022 einen Vorschlag für eine Richtlinie über die Nachhaltigkeitspflichten von Unternehmen angenommen. Dieser Vorschlag verpflichtet bestimmte große Unternehmen zur Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen. Das bedeutet detaillierte Berichtspflich-

ten darüber, ob und wie die Unternehmen Umweltrechte, soziale Rechte und Menschenrechte einhalten. Die Aufgabe der Politik ist es, klare Richtungsentscheidungen zu treffen und so für zukunftsfähige Rahmenbedingungen zu sorgen. Aber auch Unternehmen tragen Verantwortung. Deswegen werden auch sie in die Pflicht genommen, ihrer Sorgfaltspflichten entlang ihrer Wertschöpfungsketten nachzukommen. Dazu braucht es einheitliche Berichtspflichten und Reporting Standards, die für alle gleichermaßen gelten und klar sind.

Die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD-Richtlinie) sorgt genau dafür. Sie ist ein wichtiger Paradigmenwechsel, der sicherstellt, dass Unternehmen ihren Sorgfaltspflichten entlang ihrer Wertschöpfungsketten nachkommen. Auch die EU-Taxonomie, die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und die Reporting Standards (ESRS) sind Schrit-

Die gebürtige Grazerin (45) war von 2014 bis 2019 Geschäftsführerin von Global 2000 und ist seit Jänner 2020 Österreichs Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie. Sie ist seit Juni 2022 außerdem Stellvertreterin von Bundessprecher Werner Kogler im Bundesvorstand der Grünen.

te in die richtige Richtung, die für ein Spielfeld mit gleichen Regeln für alle sorgen. Die EU nimmt hier eine wichtige Vorreiterrolle ein und setzt globale Standards.

Auch in Österreich kommen wir unserer Verantwortung nach, indem der Green-Bond-Standard beschlossen wurde. Grüne Anleihen können eine wichtige Rolle bei der Finanzierung von Energiewendeprojekten spielen und werden bei Anlegerinnen und Anlegern immer beliebter. Viele Veränderungen sind im Gang, viele Chancen werden ergriffen. Die Energiewende boomt, die Menschen möchten ihren Beitrag dazu leisten und unabhängig werden von fossilen Importen. Mit einem dezentralen Energiesystem, auf erneuerbarem Strom basierend, und ausreichender Flexibilität und Speicherung kann uns das gelingen. Damit diese Transformation auch gelingt, sind klare Zielorientierung, entsprechende Entscheidungen und Klarheit über die dafür notwendigen Technologien unerlässlich – um die Energie- und Mobilitätswende erfolgreich umzusetzen.

Es liegt an allen – Wirtschaft und Politik –, die richtigen Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Damit wir der Klimakrise entschieden entgegentreten und eine klimafreundliche Zukunft für die kommenden Generationen gewährleisten.

MEINUNGEN GASTKOMMENTAR 165
n
„Die Aufgabe der Politik ist es, für zukunftsfähige Rahmenbedingungen zu sorgen.“
LEONORE GEWESSLER
CONGRATS TO ALL WINNERS 2023 HELLO! APPLAUSE BESTE
boersianer-gruen.com
ESG FONDS Wir dürfen allen Asset Managern zum Goldstatus, der höchsten Auszeichnung des Börsianer GrünESG Fund Award, gratulieren. Mehr Infos unter:

KLEBEN FÜR DAS KLIMA

Die einen nervt es gewaltig, die anderen sehen es als notwendiges Übel, um das Klima zu retten. Ein Pro und Kontra aus der Börsianer Grün­Redaktion.

KONTRA PRO

Veränderungen schmerzen meistens. Die Geschichte zeigt, dass sie oftmals von einer kleinen Gruppe angestoßen werden. Nerven engagierte junge Menschen, wenn sie Straßen blockieren und Staus produzieren? Freilich! Sind sie deswegen Terroristen? Schwachsinn! Sie wollen nicht den Staat gefährden, sondern sie wollen Öffentlichkeit erzeugen und Aufmerksamkeit für ihr Anliegen schaffen, das unser aller Anliegen sein muss. Objektiv betrachtet, haben die Klimaprotestierer die Fakten auf ihrer Seite. Die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu beschränken ist das erklärte Ziel, um die Auswirkungen auf Gesellschaft und Wohlstand zu begrenzen. Der Weltklimarat zeichnet beim derzeitigen Kurs der Klimamaßnahmen ein düsteres Bild. Die Transformation ist im Laufen, auch diese Bemühungen sind nicht in Abrede zu stellen. Doch wir müssen das Tempo drastisch erhöhen. Wir, das sind die Industrieländer, die einen Großteil unseres Wohlstands auf CO2 bauten. Wir tragen damit eine globale Verantwortung, das ist es, was uns diese vermeintlich nervigen Protestierenden sagen. Die Politik zaudert, weil sie Angst hat, jene, die Veränderung fürchten, ließen sie bei der nächsten Wahl fallen. Proteste erinnern auch sie, dass wir handeln müssen. Und was werden die von den Protesten Genervten tun? Werden sie aus Trotz Ehrenrunden in ihren SUVs drehen oder andere klimaschädliche Aktionen setzen? Wir alle tragen Verantwortung, um den Kreuzer, der unser Planet ist, auf Kurs zu bringen. Darum finde ich politisches Engagement junger Menschen bereichernd für die Sache und unsere Demokratie. n

Ich bin immer dafür, eine Gesellschaft zu einen und nicht zu spalten. Der Klimawandel oder, besser gesagt, die Klimakatastrophe spaltet derzeit. Wenn Aktivisten älteren Generationen vorwerfen, dass sie schuld an Erderwärmung, Gletscherschmelze und extremen Wetterkapriolen seien, weil die vergangenen Jahrzehnte nichts in Sachen Klima- und Umweltschutz passiert ist, dann ist das einfach nicht richtig. Es ist sogar sehr viel für eine bessere Umwelt passiert, da kann ich bis in die 1970er-Jahre zurückgehen. Vor allem in den letzten Jahren ist enorm viel Kapital für die Transformation von klimaschädlichen Unternehmen freigegeben worden. Der Veränderung der Geschäftsmodelle müssen wir jetzt aber Zeit geben. Die Muss-von-heut-auf-morgen-passieren-Ideologie ist gestrig. Und nein, es ist nie zu spät. Ja, Aufrütteln ist wichtig und darf auch unbequem sein, aber nicht in einer Tour vor den Kopf stoßend. Fridays for Future hat das geschafft, Aktionen wie Kleben fürs Klima, Kunstwerke mit Farbe zu beschütten oder Erdöl auf Fassaden von Unternehmen zu gießen halte ich für den falschen Weg. Wer ständig predigt, dass wir das 1,5-Grad-Ziel nicht erreichen und die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten ist, wird keine Mehrheiten in sein Boot holen. Ewiges Lamentieren zieht runter. Wie drehen wir das Mindset der Menschen ins Positive, wie schaffen wir mehr Verständnis und Mehrheiten? Indem wir über Erfolge und Fortschritte der Transformation berichten, der Bevölkerung positive Anreize geben und den Menschen vor allem Ängste nehmen. Wir schaffen das. n

MEINUNGEN GASTKOMMENTAR
VITA DANIEL NUTZ REDAKTIONSLEITER „BÖRSIANER GRÜN“
KOMMENTAR 167
„Gesellschaft einen und nicht spalten.“
INGRID KRAWARIK
„Klimaprotestierer haben die Fakten auf ihrer Seite.“
DANIEL NUTZ

BÜROKRATIEMONSTER

Brüssel hat ein kompliziertes Regelwerk für nachhaltige Finanzprodukte erstellt. Doch der Praxistest zeigt: Die Kunden werden mit tatkräftiger Unterstützung vieler Berater dazu verleitet, keine Nachhaltigkeitspräferenz anzukreuzen. Das Resultat: viel Aufwand, wenig Wirkung.

Die EU gibt sich viel Mühe im Ausarbeiten von Regeln. Das gilt ganz besonders für das Thema Nachhaltigkeit. Schließlich soll Europa der Vorreiter sein im Kampf gegen die Klimakrise. Um solch hehre Ziele auch im Bereich der nachhaltigen Investments zu erreichen, wurde schließlich ein mehr als umfangreiches Regelwerk geschaffen – das immer noch nicht vollständig ist, es fehlen konkrete Ausführungsbestimmungen. Schon seit Sommer 2022 gelten einschneidende Änderungen bei Mifid für Wertpapiere und IDD für Lebensversicherungen. Jeder Kunde muss seitdem von den Beratern mit der Gretchenfrage konfrontiert werden: „Wie hältst du es mit der Nachhaltigkeit?“ Falls jetzt ein Kunde kurzerhand antwortet: „Ja, ich bin dafür“, muss der Berater rasch abbremsen. Schließlich gilt es, dem Kunden gleich drei technische EU-Kategorien zu erläutern und mehrere Fachbegriffe wie Taxonomie oder Offenlegungsverordnung schmackhaft zu machen. Alles Begriffe, von denen der Kunde vorher noch nichts gehört hat und wohl auch niemals hören wollte. Wenn ein Kunde nicht aufgibt, hat er nach rund einer Stunde Schulung durch den Berater ein gewisses Grundwissen darüber, was sich Brüssel zum Thema Nachhaltigkeit überlegt hat. Dann kann der Klient noch entscheiden, zu wie viel Prozent er denn zum Beispiel Taxonomie-gemäß investie-

ren will. Aber Achtung, wer hier tatsächlich einen ordentlichen Wert angibt oder gar sagt: „Natürlich alles“, für den scheiden praktisch alle Fonds aus. Und die paar Produkte, die womöglich übrig bleiben, ergeben ein hochkonzentriertes Portfolio, das waffenscheinpflichtige Schwankungen erwarten lässt. Im Regelfall wird der Kunde aber bei den umfangreichen Verästelungen der Gretchenfrage ohnehin vorher das Handtuch schmeißen. Mit freundlicher Unterstützung der Finanzberater wird dann angekreuzt, dass der Kunde ohnehin keine Nachhaltigkeitspräferenz hat. Das ist für den Berater optimal, weil er sich die Mühe sparen kann, ungewohnte neue Produkte herauszusuchen. Bei „Nein“ kann er die gewohnten Klassiker anbieten, mit denen er gut vertraut ist. Das Ende vom Lied: Ob das Produkt nachhaltig ist oder nicht, wen kümmert es? Brüssel hat viel Papier erzeugt und wenig für die Umwelt erreicht. Dabei hätte es ein einfaches Verfahren gegeben: Man

Der leidenschaftliche Weinbauer (64) ist seit 29 Jahren Finanz- und Wirtschaftsjournalist. Zu den wichtigsten Stationen des gebürtigen Deutschen zählen die langjährige Chefredaktion des Magazins „Format“ und das seit 2015 von ihm organsierte Finanzjournalistenforum. Sein Steckenpferd ist die Altersvorsorge. Sich selbst beschreibt der studierte Agrarökonom als chronisch neugierig.

hätte die Kunden nur fragen müssen, ob sie nachhaltig so verstehen, dass sie in ein mit einem externen Nachhaltigkeitssiegel ausgezeichnetes Produkt investieren wollen. Das ist erstens sinnvoller als die aktuellen Selbsteinschätzungen der Produktproduzenten. Und auch einem Kunden, der sich nicht mit Details beschäftigen will, kann man relativ schnell erklären, was ein FNG-Siegel oder ein Umweltzeichen ist. Damit es keinen Wildwuchs an Pseudoplaketten gibt, könnte die EU ja die seriösen zertifizieren.

Obwohl nach fast einem Jahr klar ist, dass das komplizierte Regelwerk der EU in der Praxis gescheitert ist, gibt es keine Bemühungen, Mifid oder IDD zu reformieren. Die Finanzbranche trägt allerdings auch wenig dazu bei, das Bürokratiemonster zu zähmen. In vielen Häusern geben die Juristen den Ton an und versuchen, so wenig wie möglich zu versprechen. Da gibt es grün deklarierte Produkte, die nur einen winzigen Prozentsatz gemäß der Offenlegungsverordnung investieren. Vom Fondsmanagement hört man dann, dass laut internen Zahlen aber ein viel höherer Prozentsatz erreicht werden würde. Aber den darf das Fondsmanagement aus Vorsicht nicht kommunizieren.

Aus lauter Angst, wegen Greenwashings an den Pranger gestellt zu werden, betreibt man Greywashing: Alles liegt im Nebel, aber wir sind nicht klagbar. n

168 MEINUNGEN MARKTGEFLÜSTER
„Aus Angst wegen Greenwashings betreibt man Greywashing.“
MARTIN KWAUKA

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