Die Gräber schweigen - von Johann Steiner

Page 108

Von zwei Spürhunden vor Triest gestellt Von Johannes Braun 2005 waren 40 Jahre vergangen, seit ich das größte Wagnis und Risiko meines Lebens eingegangen war. Weil es tiefe Spuren hinterlassen hat, will ich aufschreiben, was damals geschehen ist. Am 9. Dezember 2005 war ich Gast der Patin meiner Tochter, die ihren 70. Geburtstag gefeiert hat. Unter den mehr als 60 Gästen war auch ein Ehepaar, das ich nicht kannte. Der Name des Mannes, den unsere Gastgeberin mir vorstellte, waren mir allerdings bekannt. Denn mit einem jungen Mann mit diesem Namen wollte ich vor 40 Jahren die Grenze zwischen Jugoslawien und Italien bei Triest stürmen. Mein Schicksal wollte es, dass es nicht Johannes Braun klappte, er aber konnte sich durch meine Warnung noch rechtzeitig zurückziehen. Ich wurde von Schäferhunden gestellt, er konnte fliehen, eines der beiden Autos, die uns gebracht hatten, noch erreichen und an anderer Stelle mit falschem Pass die Grenze passieren. Seit jener Nacht hatten wir uns nicht mehr gesehen. Ich stellte mich vor mit der Bemerkung, dass wir uns eigentlich kennen. Er war vom Gegenteil überzeugt. Als ich ihm dann nur 29. Oktober 1965, Triest sagte, war auch für ihn alles klar. Es folgten eine stürmische, bewegte Begrüßung und ein langes Gespräch. Die Ursachen dieses Fluchtversuchs sind rasch erzählt. Nach dem Frontwechsel Rumäniens am 23. August 1944 kam einiges auf die deutsche Bevölkerung zu: Verschleppung und Enteignung, begleitet von Hass, Verachtung und Diskriminierung. Um zu verstehen, was die Menschen zu fliehen veranlasste, nenne ich ein paar Beispiele. Wer im kommunistischen Rumänien keine „gesunde Herkunft“ hatte, nicht in die Partei eintrat und nicht „Hurra“ schrie, konnte beruflich kaum aufsteigen, keine Gehaltserhöhung und keine Wohnung zugeteilt bekommen, auch nicht ins Ausland reisen. Ausland hieß für die meisten: die Ostblockländer. Für mich, der keine dieser Bedingungen erfüllte und sogar schon einen Antrag zur endgültigen Ausreise aus Rumänien gestellt hatte, gab es kein Vertrauen und somit überhaupt keine Chancen zu reisen. Seit vier Jahren war ich als Diplom-Ingenieur im Maschinenbauwerk von Reschitz beschäf-

108


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook

Articles inside

Vier in einem Schlauchboot

3min
pages 449-450

Ich habe den Ekel nicht mehr ertragen

6min
pages 451-454

Abschiebung erspartDem Schleuser bleibt die vierte

2min
pages 447-448

Durch den Jauchegraben in die freie Welt

3min
pages 445-446

Mit dem Flugzeug von Budapest nach Frankfurt

3min
pages 443-444

Die Angst ging mit

4min
pages 441-442

István-BasilikaBeichte in der Szent

11min
pages 435-440

ucht wiederholtNach sieben Jahren die Fl

5min
pages 432-434

Die Prügelorgie dauert eine Nacht

6min
pages 429-431

Tragödie mit zwei Toten

8min
pages 425-428

Die Freiheit zum Preis eines Autos

13min
pages 419-424

Den Grenzsoldaten eingesperrt

9min
pages 412-418

Elf in einem Müllwagen

5min
pages 406-408

Schlupfloch Karatschi

5min
pages 409-411

Schüsse am Neusiedler See

5min
pages 403-405

Kopfschuss

2min
pages 391-392

Erfolg im zweiten Anlauf

6min
pages 400-402

Eine rechteckige Kiste für den Landesmeister im Ringen

2min
pages 398-399

Gerichtsmediziner schneiden die Einschüsse heraus

1min
page 397

An der Grenze verscharrt

3min
pages 395-396

Den Sohn im Sarg abgeholt

4min
pages 393-394

Leichen verstopften die Schleusen

4min
pages 389-390

Zigeuner-König auf verbotenen Pfaden

2min
pages 387-388

Glück gepaart mit Pech

1min
page 386

Der Theiß entlang nach Serbien

11min
pages 371-375

Der freundliche Fluchthelfer

1hr
pages 332-365

Mit der Temesch in die Freiheit geschwommen

10min
pages 376-380

Eine Reise gen Westen

10min
pages 381-385

Soldaten lassen die Hunde los

9min
pages 366-370

als SchlepperGeheimdienst-Mitarbeiter

5min
pages 329-331

Mit dem gepanzerten Geländewagen in die Freiheit

9min
pages 324-328

Bei der Einreise verhaftet

5min
pages 321-323

Der Fluchthelfer begeht Verrat

1min
page 311

Mit der Luftmatratze über die Donau

19min
pages 312-320

Ein Schafhirt als Schleuser

1min
page 310

Hast schon gehört?

8min
pages 306-309

Hinrichtung an der Grenze

6min
pages 303-305

Der Fluchthelfer von Possessena

12min
pages 297-302

Neun in einem Pkw

4min
pages 289-290

Mit dem Pfarrer vom Kirchweihball über die Grenze

6min
pages 268-271

20 Jahre auf der Suche nach einem Schlupfloch in die Freiheit

12min
pages 291-296

Familientreffen vor dem Stacheldraht

40min
pages 272-288

Der Hinrichtung knapp entgangen

2min
pages 266-267

Von Slowenien nach Kärnten abgeschoben

10min
pages 260-264

Folterknechte und Provokateure

2min
page 265

Vom Grenzgänger zum Demonstranten

6min
pages 257-259

Im Kugelhagel nach Serbien

1min
page 256

Flüchtlinge aus der Sowjetunion

3min
pages 245-246

Zwei Schnäpse als Muntermacher

3min
pages 247-248

Mit Schwester und Frau über die Grenze spaziert

2min
pages 230-231

Im schaukelnden Boot über die Donau

21min
pages 232-241

Nach Jahren der Demütigung in die Freiheit

5min
pages 253-255

Im Stich gelassen

4min
pages 242-244

Mit der Zange die Barthaare einzeln ausgerupft

7min
pages 249-252

Als Minderjähriger in die Freiheit

6min
pages 227-229

nach Sankt OswaldZehn lange Tage von Hatzfeld

6min
pages 223-226

Der Wolf im Schafpelz

7min
pages 219-222

Eine Flucht wie ein Kinderspiel

4min
pages 216-218

Zwei Jahre für einen Blick auf die Adria

8min
pages 211-215

In den Fängen der Securitate

1hr
pages 165-208

Durch Reisfelder in die Freiheit

3min
pages 209-210

Todeskampf am Donaudurchbruch

6min
pages 162-164

Den Kopf sollt ihr treffen

18min
pages 153-161

Neun Jahre lang auf die Familie gewartet

1min
page 152

Ohne Visum nach Österreich

6min
pages 149-151

Mit falschem Pass nach West-Berlin

1min
page 148

Das Versteck unter dem Bus

27min
pages 135-147

Mit dem Autozug in Richtung Türkei

14min
pages 128-134

Als Taucher die Temesch hinab

17min
pages 119-126

Von zwei Spürhunden vor Triest gestellt

23min
pages 108-118

FluchthelferUngarische Geistliche als

5min
pages 84-86

Zu acht Jahren verurteilt, nach Monaten frei

1min
page 127

Audienz beim Staatschef

9min
pages 103-107

Mit Trecker und Anhänger nach Serbien

6min
pages 100-102

Über Nordafrika nach Indochina

25min
pages 87-98

Am Tag, als der Staatschef kam

2min
page 99

Wiedersehen in Rastatt

2min
page 83

Den Grenzern bei Nacht entwischt

6min
pages 80-82

ichtungslagerFluchtende im Vern

9min
pages 58-62

Ein großzügiger Grenzoffizier .................................................................................. 4

1hr
pages 15-49

auf der FluchtEin zukünftiger Handball-Star

19min
pages 67-76

Der lange Treck

16min
pages 50-57

Unbeschreibliche Freude

6min
pages 77-79

Der slowakische Fluchthelfer

7min
pages 63-66

Vorwort

7min
pages 7-10

Die blutigste Grenze Europas

7min
pages 11-14
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.