Als Taucher die Temesch hinab Von Franz Wilhelm Ich wurde am 24. Juli 1941 in Zeulenroda/Thüringen geboren, wo mein Vater seit drei Jahren arbeitete und auch heiratete. Wie alle musste auch mein Vater an die Front. Er fiel schon 1942 in der Nähe von Moskau. Im Herbst 1944 flüchteten meine Großeltern und meine Tante nach Österreich und kamen von da nach Zeulenroda. Weil dieses Gebiet nach Kriegsende zur sowjetisch besetzten Zone gehörte, mussten sie wieder zurück nach Perjamosch. Ich war ein schwaches Kind, und da in dem zerbombten und besetzten Deutschland die Lage sehr schwierig war, vereinbarten Mutter, Großeltern und Tante, dass sie mich mit nach Perjamosch nehmen, wo die Versorgung leichter schien. Ich hatte dann bei meinen Lieben in Perjamosch eine sehr schöne Kindheit. Es sollten aber 18 Jahre vergehen, bis ich meine Mutter wiedersah. Sie flüchtete aus der Ostzone in den Westen und konnte mich erst 1962 in Perjamosch besuchen. Sie kam mit meinem kleinen Stiefbruder, und ich freute mich sehr, meine Mutter wiederzusehen. Ich beantragte für diese Zeit Urlaub, den mir aber der Chefingenieur nicht genehmigte. Da blieb ich einfach zu Hause, um mich der Mutter, die ich so lange nicht gesehen hatte, widmen zu können. Das führte zu meiner fristlosen Entlassung. Ich sprach daraufhin beim Direktor des Betriebs vor, und die Kündigung wurde rückgängig gemacht. Von da an aber stand mein Entschluss fest, nach Deutschland zu gehen, wenn nicht legal, dann eben illegal. Den ersten Ausreiseantrag hatte ich schon 1961 gestellt. Ich wollte bei meiner Mutter sein, aber ich wollte auch anders leben. Dann fragte ich mich, ob das die Erfüllung des Lebens sein kann, jeden Tag um 4 Uhr aufzustehen, mit dem Zug in die Stadt zu fahren und, nach einer Menge Ärger am Arbeitsplatz, wieder zum Zug zu laufen und dann erst um 18.30 Uhr zu Hause zu sein. Also, mir war das irgendwie zu eintönig. Ich versuchte auch in der Stadt zu wohnen, um etwas mehr am Gesellschaftsleben teilnehmen zu können, wie Sport, Kino, Theater. Aber da war wieder das Geld zu schnell alle. Ich fuhr auch einige Male nach Bukarest zur deutschen Botschaft, wo man mir Hoffnung machte. Am 5. März 1963 bekam ich aber von der Polizei die Ablehnung. Ich war sehr enttäuscht. Damals konnte ich sehr frech und auch respektlos gegenüber Amtspersonen sein. So ging ich in Temeswar ins Parteihaus, schlich mich am Pförtner vorbei und machte einen Riesenkrach; aber die guten Genossen erklärten mir, dass es überall auf der Welt den Leuten schlecht ginge, nur in Rumänien könne man gut leben. Aber sie sahen auch ein, dass sie mich nicht richtig überzeugen konnten. Man gab mir den Rat, bei der Polizei einen neuen
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