Das Versteck unter dem Bus Von Aurel Constantin Ritter von Onciul Ich habe lange überlegt, wie ich meine Flucht aus Rumänien beschreiben soll. Die Flucht ist zweifellos spektakulär, und es wird mir ein Vergnügen sein, sie zu beschreiben. Ich befürchte jedoch, dass sie als die Tat eines abenteuerlustigen Mannes interpretiert werden könnte. Nein, ich wollte bestimmt keine Heldentat begehen, aus reiner Lust etwas Außergewöhnliches tun. Nein, meine Flucht erfolgte aus Verzweiflung, ich konnte einfach die grausame Diktatur, die in meiner Heimat herrschte, nicht mehr ertragen. Der Gedanke, zu fliehen, kam mir, als sich die kommunistische Diktatur zu etablieren begonnen hat. Das war gleich nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen im Jahr Aurel Constantin Ritter von Onciul 1944. Die bedingungslose Unterwerfung der Rumänen, die nun auf der andern Seite der Front den Kampf weiterführten, nützte ihnen gar nichts. Sie konnten dadurch einer grausamen Unterdrückung nicht entgehen. Die Sowjets bemächtigten sich aller Güter Rumäniens, und es setzte eine Ausbeutung ein, wie es sie noch nie gegeben hat. Kommunistische Agenten wurden aus der Sowjetunion eingeführt und als Herrscher des Landes eingesetzt. Nach einer kurzen Periode des Übergangs wurde der König verjagt. 1948 wurden die großen Umwälzungen eingeleitet: Das Land wurde bolschewisiert. Das geschah mit größter Brutalität. Die Menschen wurden enteignet, eingesperrt und gefoltert. Die untersten Schichten der Bevölkerung gelangten an die Macht und gingen skrupellos ans Werk. Täglich wurden Menschen verhaftet und deportiert. Die Geheimpolizei Securitate wütete im Land. Die Zuchthäuser waren überfüllt; für die Isolierung der sogenannten Klassenfeinde wurden Straf- und Konzentrationslager nach stalinistischem Muster eingerichtet. Sträflinge mussten Sklavenarbeit verrichten: an einem nie fertiggestellten Kanal, der die Donau mit dem Schwarzen Meer verbinden sollte, beim Bau von Dämmen wie in Vlădeni, bei der Schilfernte im Straflager von Periprava im Donaudelta. Es waren im Grunde genommen Exterminierungslager, wo die angeblichen Klassenfeinde vernichtet werden sollten. Ein offener Kampf wurde ausgerufen gegen alle, die mit dem alten Regime
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