Andreas Bordon:
Neun Jahre lang auf die Familie gewartet Es ist eine einfache Flucht, die Andreas Bordon aus Schellenberg bei Hermannstadt 1968 unternimmt. Er nutzt einen Besuch bei einer Familie in der Schweiz, um nicht mehr nach Siebenbürgen zurückzukehren. Der am 28. Januar 1930 in Schellenberg geborene Bordon ist der Einladung der Schweizer Familie gefolgt, der er drei Jahre zuvor auf dem Weg durch Rumänien geholfen hatte. Der Entschluss, Rumänien den Rücken zu kehren, hat schlimme Folgen für Bordons Familie, seine Frau und die drei Kinder, aber Andreas Bordon auch seinen Bruder. Die Tochter wird der Schule verwiesen mit der Begründung, der Staat zahle die Schule, und der Vater sei bei den Kapitalisten, die könnten für die Schule aufkommen. Die Polizei nimmt Bordons Bruder Georg fest, verhört und verprügelt ihn drei Tage lang. Arbeitskollegen, die nach ihm fragen, finden ihn blau geschlagen im Krankenhaus. Georg Bordon ist vor drei Jahren gestorben. Andreas Bordons Flucht ist einfach, doch die Familienzusammenführung umso schwerer. Sieben Jahre darf er seine Familie nicht besuchen, neun Jahre wird es dauern, bis seine Frau und die drei Kinder ihm nach Deutschland folgen dürfen. „Es war eine goldene Freiheit mit Folgen“, sagt Bordon heute, „ich bin aber Gott sehr dankbar für alles. 1977 waren wir wieder vereint mit Gottes Hilfe.“ Bordon lernt die Schweizer Familie 1965 in Schellenberg vor dem Lebensmittelgeschäft kennen. Die Schweizer, die auf einer Rundreise durch Italien, die Türkei, Griechenland und Bulgarien in Siebenbürgen angelangt sind, wollen Lebensmittel einkaufen. Doch sie haben Verständigungsprobleme und außerdem kein rumänisches Geld. Der Verkäufer darf von Gesetzes wegen keine fremde Währung annehmen. Bordon, der auch einkaufen will, greift ein, spricht die Schweizer an, bezahlt ihre Lebensmittel. Die freuen sich über die unerwartete Hilfe, wollen ihm Franken geben, doch Bordon lehnt ab, weil auch er als einfacher Bürger kein ausländisches Geld haben darf. Bordon bleibt mit der Familie in Kontakt, die ihn 1968 zum Besuch in die Schweiz einlädt.
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