Den Kopf sollt ihr treffen Von Cristian Ştefănescu Am rumänischen Donauufer und an der grünen Grenze nördlich von Basiasch pflegten die grün uniformierten Grenzer spazieren zu gehen. Die Hölle tat sich auf, wenn man sich der Grenze näherte. 15 bis 20 Kilometer vor der Grenze konnte kein Fremder den Boden betreten, ohne dass ihn die Jungs durchleuchtet hätten. Warum hast du den Zug in Orschowa verlassen? Was suchst du im Zug in Richtung Orschowa? Wohin willst du? Kennst du jemanden in der Umgebung der Ortschaft? Warum betrittst du die Grenzzone? Sie kamen aus allen Teilen des sozialistischen Rumänien, die Grünuniformierten. Das war die Regel: An die Westgrenze wurden jene geschickt, die aus der Moldau, der Dobrudscha und aus dem Bărăgan, der Donautiefebene, stammten, und umgekehrt. Nicu B., mein Jugendfreund aus Orawitz, wurde an die Grenze zur sowjetischen Moldau geschickt, um die Grenze zur rumänischen Moldau zu verteidigen. Er wurde erschossen. Mein Banknachbar Gigi I. war keine 18 Jahre alt, als sie ihn eingezogen haben nach Ticvaniul Mic an die Nordwestgrenze zu Ungarn. Ein paar Wochen danach ist er im Sarg zurückgekommen, zum Kummer der Mutter und seiner ehemaligen Kollegen. Ohne Erklärung. Die gibt es auch heute noch nicht. Hingegen sind in den Grenzerstützpunkt von Orawitz Soldaten aus dem moldauischen Botoşani gekommen. Bis zur Ankunft im Banat lebten sie wie in einem Brutkasten: Niemand hat ihnen von einem anderen Lebensstil erzählt; sie kannten nur den selbst gelebten. Sie glaubten nur das, was ihnen die Kommunisten erzählten. Sie versuchten nicht einmal darüber nachzudenken. Sie führten lediglich Befehle aus - manchmal übertrieben sie auch. Einen von ihnen habe ich im städtischen Sanatorium für ansteckende Krankheiten kennen gelernt. Er war mir sympathisch. Zwar hatte er nicht viel im Kopf, aber in seiner Schlichtheit schien er ehrlich. Am Tag der Entlassung aus der Armee ist er auf meine Einladung in mein Elternhaus gekommen. Ich wollte ihn zivilisiert bewirten, bevor er die Heimreise quer durchs Land angetreten hat. Im Alter von 18 Jahren sollte ich erstmals erfahren, was sich hinter Menschen verbirgt, auf die sich das kommunistische Regime stützt. „Sie haben die Grenzgänger zu unserem Grenzstützpunkt gebracht und dort eingesperrt gehalten, bis sie zur Staatsanwaltschaft gebracht wurden. Sie haben sie in den Karzer gesteckt. Ich habe sie dort gesehen, bin zu ihnen gegangen, habe meine Hände durch die Gitter gesteckt, sie am Kragen gefasst und zu mir gezogen. Ich habe ihre Köpfe gegen die Gitterstäbe geschlagen, bis der Tomatensaft herausgelaufen ist.“ Obwohl er nicht laut geworden ist, hatte ich den
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