Dr. Helmut Weber:
In den Fängen der Securitate Als Helmut Weber 14 Jahre war, stand für ihn fest: In Rumänien will er nicht alt werden. Der Gedanke, seine Geburtsstadt Temeswar zu verlassen, wird ihn nicht mehr loslassen, bis er als Arzt in Deutschland angekommen ist. Doch bis das Wirklichkeit wird, vergeht viel Zeit. Der Fluchtgedanke setzt sich nicht von ungefähr im Gehirn des dürren Jungen aus dem Banat fest. Es sind die Erlebnisse im und nach dem Zweiten Weltkrieg, die ihn wie die meisten Deutschen in Rumänien in ihrem Fühlen und Denken prägen oder zumindest stark beeinflussen. Helmut Weber kommt am 25. Juli 1938 als Sohn eines Kürschner-Ehepaares in der TeDr. Helmut Weber meswarer Josefstadt zur Welt, in einem Stadtteil, der nach Kaiser Joseph II. benannt ist. Der Vater stammt aus einer Bauernfamilie in Denta. Er genießt eine hervorragende Ausbildung in der Kürschnerei Stumper in Temeswar und teilweise in Paris. In der Firma Stumper lernt er seine zukünftige Frau kennen. Bevor er sich selbständig macht und ein Wohn- und Geschäftshaus gegenüber dem kleinen Platz kauft, den die Temeswarer Deutschen kurz „An der Maria“ nennen, hat er sich zu einem hervorragenden Zuschneider emporgearbeitet. Selbst auf der Leipziger Rauchwarenmesse stellt er seine Kreationen vor. Auf dem Platz „An der Maria“, auf dem ein Standbild der Muttergottes selbst den Kommunismus überdauert hat, lässt der ungarische Adel György Dózsa (Georg Doscha), den Anführer eines Bauernaufstandes, der Legende nach im Sommer 1514 hinrichten. Als Webers Vater 1940 zum rumänischen Militär einrücken muss, hat er das Haus „An der Maria“ noch nicht ausbezahlt. 1943 verkauft die Mutter das erst Gebäude notgedrungen, denn der Zweite Weltkrieg hat für Rumänien kaum begonnen, so ist Helmut Webers Mutter schon Witwe. Dr. Helmut Weber kann sich noch gut an den Tag erinnern, als sein Vater mit anderen Männern des 5. Jägerregiments der rumänischen Armee in Reih und Glied zum Bahnhof marschiert ist. Der Vater fällt als rumänischer Soldat bei der Erstürmung des Bahnhofs im ukrainischen Saporoschje am 13. Februar 1942. Seine im November
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