Andreas Klein:
Ein Schafhirt als Schleuser Am 28. August 1979 türmt der Dolatzer Pfarrer mit der Kirchweihjugend über die Grenze nach Jugoslawien. Am nächsten Tag erreicht die Nachricht auch Andreas Klein in Neupanat bei Arad. Der am 23. April 1952 Geborene wird hellhörig. Diese Flucht lässt ihn nicht mehr zur Ruhe kommen. Denn seine Frau Magdalena stammt aus Dolatz und hat noch über ihren Vater gute Beziehungen ins Heimatdorf, obwohl sie schon 1969 nach Neupanat umgezogen ist. Kleins Schwiegervater, Johann Tutenoi, recherchiert und macht einen Hirten ausfindig, dessen Schafe an der Grenze bei Dolatz weiden. Der Hirt steckt als Schleuser anscheinend mit den Grenzern unter einer Decke. Je Person kassiert er 30 000 Lei Schleuserlohn. Als Klein mit seiner Frau und Josef Zahn und dessen Sohn, der auch auf den Namen Josef hört, mit dem Zug in Richtung Grenze fahren, kontrollieren die Grenzsoldaten die vier nicht. Der Schafhirte bringt sie über Felder und Kanäle in seine Hütte. Am 19. November 1979 um 3.30 Uhr kassiert er seinen Lohn, und die vier überschreiten die Grenze. An der Bersau-Brücke wartet schon Kleins Bruder. Doch ein Treckerfahrer verrät die Flüchtlinge. Jugoslawische Grenzer nehmen sie fest. Sie erwischen auch Kleins Bruder, der Jugoslawien binnen 24 Stunden in Richtung Deutschland verlassen muss und zwei Jahre nicht wieder betreten darf. Ein Richter verurteilt die vier Flüchtlinge zu je 20 Tagen Haft wegen illegalen Grenzübertritts, die sie in Großbetschkerek verbüßen müssen. Nach weiteren fünf Tagen im UNO-Lager in Padinska Skela kommen sie mit Hilfe der deutschen Botschaft nach Deutschland. Ihren in Rumänien bei den Großeltern zurückgelassenen Sohn sehen sie nach sechs Monaten wieder. Andreas Klein, der vor der Flucht Schweißer in der Arader Waggonfabrik war, arbeitet heute als Techniker in einer Firma bei Rastatt.
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