Kopfschuss Von Doina Magheţi Als wir den Hof der Familie Roman in Utwin betraten, waren wir verwirrt. Die Lage war zu ernst, an der Schwelle bittet uns eine Frau mit einer sehr warmen Stimme ins Haus. Dort haben wir an einem einfachen Küchentisch über die Tragödie der Familie Roman erfahren: zwei an der Grenze getötete Ehemänner und zwei verwaiste Jungen. Lidia Roman erzählt: „Mein Bruder ging das erste Mal 1978 weg, mit Anni, seiner Frau, und einem Freund. Anni war damals 21 Jahre alt und hatte zwei minderjährige Kinder, eines zwei- und das andere dreieinhalb Jahre alt. Ion hat uns erzählt, wie es war. Als sie die Grenze erreicht hatten und der Soldat sie warnte, haben sie sich zu Boden geworfen. Ion sagte, ein anderer Soldat hätte geschossen. Einer, der nicht im Dienst war, aber betrunken daherkam und sagte: ‹Gib die Waffe her, ich erschieße sie.› Er hat Anni am Kopf getroffen. Ion rief: ‹Was tust du, Unglücklicher, schieß nicht mehr, du machst zwei Kinder zu Waisen.› Danach schossen sie auf den Freund, der mit ihnen losgezogen war. Er wurde am Bauch getroffen. Ich habe bei der Fluchtrekonstruktion gehört, dass der, der am Bauch getroffen worden war, genesen, aber erst danach durch Schläge getötet worden ist. Er ruhe in Frieden... Auch er ist gegangen... Anni wurde ins Kreiskrankenhaus gebracht. Florica, meine Schwester, fand sie in der Leichenhalle... Ion wurde von ein paar Männern wie ein Hund vor unseren Wohnblock geworfen. Er war geschlagen, der Körper geschwollen und voller Blut... Ihm fehlte ein Schuh. Eines Morgens lag er dort. Meine Schwester konnte ihn nicht allein hinaufbringen. Ion sagte ihr, dass sie zur Leichenhalle gehen solle, um Anne-Marie von dort abzuholen... Danach erzählte er, wie er geschlagen wurde. Er hatte nicht einmal genug Kraft, sich auf den Füßen zu halten, um zu Anne-Maries Beerdigung zu gehen. Seine Brüder trugen ihn hin, sie griffen ihm unter die Arme. Er ging nicht einmal ins Krankenhaus, aus Angst, er könnte wie sein Fluchtkamerad umgebracht werden. Es bildeten sich Narben in seinem ganzen Gesicht, auf Stirn und Nase. Ich habe Anni, die Arme, im Sarg gesehen. Sie hatte ein Loch an der rechten Schläfe und eines oben, im Kopf... Die Kinder blieben in unserer Pflege. Romeo, den Kleinen, habe ich großgezogen. Der andere ist in Paratz aufgewachsen. Nach fünfeinhalb Jahren ging Ion erneut. Diesmal mit einer größeren Gruppe. Sie haben auch einen von meinen Brüdern mitgenommen. Er wurde bei Orschowa, an der Donau getötet. Von meinem Bruder, der zu den Serben geflohen
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