Gerichtsmediziner schnitten die Einschüsse heraus Von Doina Magheţi In Orschowa, auf demselben Friedhof auf der Sternwaldwiese, treffen wir Adrian Martac, einen Steinmetz. Martac hat uns ohne Zurückhaltung über andere Grausamkeiten an der Grenze des kommunistischen Rumänien erzählt: „Was soll ich sagen; jährlich wurden etwa 10 bis 15 erschossene, ertrunkene oder von Schnellbooten zerstückelte Leichen gebracht. Ich erzähle Ihnen, was ich mit eigenen Augen gesehen habe. Diese Menschen kamen hier in einem jämmerlichen Zustand an; von den Antriebsschrauben der Schnellboote zerstückelt, am Kopf, am Rücken verletzt. Sie wurden wahrhaftig gejagt... Wissen Sie, das bedeutete für die Angehörigen des Militärs Prämien, Urlaub und so vieles andere mehr. Unter den Opfern waren auch Frauen, junge Mädchen. Einige von den Serben am anderen Ufer gefundene Toten wurden in sogenannten Protokollsärgen gebracht. Jene von unserem Ufer wurden von den Grenzern gebracht und wie Tiere auf diesen Seziertisch geworfen. Sie haben ihn gesehen, er steht dort am Eingang, neben der Tür. Manche wurden ein bis zwei Tage lang dort aufbewahrt, andere sogar länger, wenn es für die Untersuchung nötig war. Es kam der Gerichtsmediziner, er schnitt sie auf, und sie wurden dort hinten ohne Pfarrer, ohne Glockengeläut, ohne eine Kerze beerdigt. Ich habe auch das ein oder andere Mal gesehen, dass der Gerichtsmediziner die Einschussstelle herausgeschnitten und weggeworfen hat. Damit es keine Beweise mehr gibt, verstehen Sie... Ich kann den Anblick eines etwa 18-jährigen Mädchens aus Temeswar nicht vergessen. Es war am Rücken verletzt. Die Kugel ist durch die Leber ausgetreten... Die Leichen wurden von Grenzern transportiert, die von je einem Vorgesetzten begleitet wurden. Einige waren schon in fortgeschrittener Verwesung begriffen. Man rief in Severin an, und es kam Dr. Mazilu.Die Angelegenheit wurde schnell erledigt, und danach wurde eine Urkunde ausgestellt. Es kam auch vor, dass zwei bis drei Leichen auf einmal gebracht wurden. Einmal wurden zwei Moldauer angefahren. Sie waren kaum eine Stunde tot. Ihre Beine sind in der Antriebsschraube zerstückelt worden. Auf dem Rücken hatten sie blaue Flecken.Wenn die Toten von den Serben gebracht wurden, fertigte man das Protokoll mitten auf der Donaubrücke. Dort fand die ÜbergabeÜbernahme statt. Die Opfer lagen in Zinksärgen. Über all das durfte man hier, in Orschowa, nicht einmal flüstern. Der Terror lag in der Luft. Übersetzung aus dem Rumänischen: Linda Munteanu. Der Text ist dem Buch „Die Grenze“ mit freundlicher Genehmigung der Autorin entnommen.
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