Eine rechteckige Kiste für den Landesmeister im Ringen Von Doina Magheţi Herrn Ion Herici, Arbeiter, Pfleger, Totengräber, trafen wir zwischen Gräbern auf dem Friedhof Sternwaldlichtung in Orschowa. Ein für seine mehr als 70 Jahre ungestümer Mann mit scharfsinnigem Blick und einem intakten Gedächtnis. Er half uns, andere Einzelheiten darüber zu erfahren, wie und in welchem Ausmaß an der Grenze gestorben wurde. Er hat den Krieg erlebt, und eine seiner Handflächen wurde von einer russischen Kugel durchlöchert. Herr Herici erzählt: „Sie sind geflohen, weil sie es so wollten. Manche konnten nicht, weil sie erschossen wurden. Das waren damals die Gesetze. Was sollte der Soldat machen, denn sein Vorgesetzter bestrafte ihn... Aber es tut mir um die Armen, die gestorben sind, leid, denn sie waren sehr jung. Wie sollte ich sie nicht kennen? Ich habe sie alle begraben. Sie wurden von den Grenzern in einem abgedeckten Lastwagen gebracht. Es kamen etwa drei bis vier Soldaten und halfen ausladen... Ihr Vorgesetzter stand umher, rauchte noch eine Zigarette... Schau, hier. Hier unter dem Geäst sind sie begraben. Falls sie Familie hatten, wurden sie nach Hause gebracht. Wenn nicht, schrieben wir ‹Unbekannt› aufs Kreuz. Ich kenne Ion Roman. Ich habe ihn hier begraben. Auch er wurde erschossen. Wir haben ihn hier ohne Priester begraben. Schau, hier ist noch das Kreuz. Seine Schwester ist aus Temeswar gekommen, aber sie hatte kein Geld, um ihn wegzubringen und zu Hause zu begraben. Ich weiß, wie sollte ich es nicht wissen, sie wurden vom Staudamm hergebracht. Manche waren aufgedunsen, was sollte man noch erkennen können? Ich hatte mich schon daran gewöhnt. Die Grenzer brachten sie in die Leichenhalle. Sie legten sie auf den Rücken, einen Ziegelstein unter den Kopf, und es kam der Gerichtsmediziner und schnitt sie auf. Ich stand in der Tür und sah zu. Sonst kam niemand, denn es war verboten... Es wurde ein Protokoll erstellt, und danach wurden sie begraben. Falls sie ihre Papiere fanden, verständigte die Polizei ihre Familien. Manche hatten sich die Papiere in Nylontüten um das Becken befestigt, wenn sie ins Wasser gingen. Ich habe vieles gesehen; ich habe ein junges Mädchen gesehen, das hergebracht wurde. Nach der Autopsie in der Leichenhalle habe ich es begraben. Jetzt ist es nicht mehr hier. Sie haben es nach Hause geholt. Es ist hier, in der Nähe von Vârciorova, aus dem Zugfenster gesprungen. Es sprang genau ins Wasser. Dort, etwas weiter, liegt ein Student aus Klausenburg. Er heißt Liviu Ursu. Ich habe ihn etwa 1980 begraben. Es war Sommer, es war sehr heiß. Er war etwa 23 Jahre alt. Sie haben ihn einige Tage lang in der Leichenhalle aufbewahrt, bis die
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