Ein zukünftiger Handball-Star auf der Flucht Für Dr. Hans Schmidt endet der Krieg am 9. Mai 1945 in Brünn. Die rumänische Armee entlässt ihn aber erst im August 1945. Seine Familie ist geflüchtet. Ende September 1945 wird sie aus Deutschland zurück sein: Rosa Schmidt mit ihren Kindern Helga und Hansi, ihrem Bruder Friedel Günther und ihrer Mutter Katharina. Doch vor der Heimkehr steht die Flucht. Mit dem Rückzug der deutschen Truppen macht sich auch ein Teil der Banater Schwaben auf in Richtung Westen. Die Trecks geraten verschiedentlich in die Schusslinie der nachdrängenden Front. Die meisten erreichen jedoch die Straße nach Segedin und können fast ungestört nach Westen weiterfahren. Bei Feldwar überqueren die Flüchtlinge die Donau. Sie lassen den Plattensee links liegen. Durch den Bakonywald ziehen die Fuhrwerke der Banater Schwaben auf verstopften und überlasteten Straßen in Richtung der damaligen deutschen Ostgrenze. Zumeist erreichten sie diese in der zweiten Oktoberhälfte, um von dort ohne Aufenthalt in ihre Aufnahmegebiete, in erster Linie die niederösterreichischen Kreise nördlich der Donau, weitergeleitet zu werden. Auch Rosa Schmidt und ihre Mutter Katharina Günther packen die wichtigsten Sachen auf einen Pferdewagen und begeben sich im Schutz des deutschen Militärs nach Westen. Dabei sind Hansis Urgroßmutter Regina Knab, der behinderte Bruder der Mutter, Friedel Günther, der im Alter von fünf Jahren an Hirnhautentzündung erkrankt ist, und Rosas Cousine Viktoria Junker mit ihrem 1940 geborenen Sohn Helmut, mit ihrer Mutter Dorothea Müller, Tante Rosina Reinlein (1904-1996) und deren Mann Karl Reinlein. Die Flucht von Rosa Schmidt und Viktoria Junker wird zu einem reinen Frauenunternehmen. Jede hat einen Wagen, davor je zwei Pferde gespannt. Karl Reinlein, der sie die ersten Kilometer begleitet, verschwindet in Jugoslawien auf Nimmerwiedersehen. Ob er in die Hände von Partisanen gefallen oder zum Volkssturm genommen worden ist, keiner weiß es, berichtet Viktoria Junker. Die Frauen müssen nun allein zurechtkommen. Aber sie werden es schaffen, sie führen die ganze Familie nach Bayern in Sicherheit. Was sie damals nicht wissen können: Unter ihnen ist einer, der einmal einen großen Namen haben wird. Hansi Schmidt, der nach seiner zweiten Flucht 1963 die Handballer des VfL Gummersbach weltbekannt machen wird. So sind sie beim Start auf die beiden Wagen verteilt: Auf dem einen Rosa Schmidt mit den Kindern Helga und Hansi, ihr Bruder Friedel Günther, Oma Katharina Günther, Uroma Regina Knab, auf dem zweiten Viktoria Junker mit Sohn Helmut, ihrer kranken Mutter Dorothea Müller, Onkel Karl, der in Serbien spurlos verschwindet wie viele andere, und Tante Rosina Reinlein. Dorothea Müller, Rosina Reinlein und Katharina Günther sind die Töchter von Regina
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